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    Intermarketbetrachtungen - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 24.02.01 13:57:01 von
    neuester Beitrag 25.02.01 20:27:25 von
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      schrieb am 24.02.01 13:57:01
      Beitrag Nr. 1 ()
      eigentlich wollte ich mich schon meinen österlichen klausuren zuwenden, aber, nachdem diese erst ab aschermittwoch auf dem programm stehen und die gegenwärtige situation auf dem aktienmarkt äußerst spannend ist, wollte ich noch einmal einen diskussionbeitrag posten, um einerseits meine position darzulegen und andere kennenzulernen.

      wenn der dax in die knie geht, weil der dow schwächelt, so heißt das auf neudeutsch: intermarketabhängigkeit. doch zuerst will ich mich unserem heimischen börsentier widmen, bevor ich auf dow und dax + dow mich einlasse.

      dazu bedarf eines bildes und klassischerweise die heißgeliebten comdirect-charts.



      der chart zeigt einen 3-monats-kerzenchart des daxes. anfang februar, nachdem der dax an den wichtigen 6800 abgeprallt ist, hat er eine korrektur der aufwärtsbewegung vorgenommen und einen kurzfristigen abwärtstrendkanal gebildet. mit schlußkurs am donnerstag (!) ist der dax aus diesem kurzfristigen abwärtstrend nach unten ausgebrochen. das hielt ich schon am freitag für äußerst bemerkenswert. die indikatoren wie slowstochastik zeigten an, daß der dax v o r einer trendwende stand, es wurde aber kein signal a u s g e l ö s t. macd und rsi gaben auch keine kaufsignale. soviel zu den nichtssagenden charts! ich finde, sie enthielten jede menge informationen!

      dieser ausbruch aus dem kurzfristigen trendkanal bereits am donnerstag signalisiert für mich, daß sich die innere einstellung der großen marktteilnehmer geändert hat! diese sind nach cognitrenduntersuchungen nach wie vor mehrheitlich bullish, d. h. in aktien positioniert. aber noch vor der gewinnwarnung von motorola und sun müssen einige sich innerlich schon verabschiedet haben. das signalisiert der chart. am freitag konnte diese innere einstellung durch die kursentwicklung in amerika vollkommen zur ausbildung kommen und sie dokumentiert eindeutig die trendverletzung des kurzfristigen abwärtstrends, ein neues bewegungstief in dem seit beinahe einem jahr bestehenden abwärtstrends und eine weitere verschlechterung der indikatorenlage.

      die usa.

      am freitag abend nach hiesigem börsenschluß hielt ich die vorgänge an den börsen in den usa für eine überaus schmerzhafte aber auch zwangsläufige korrektur und neujustierung der amerikanischen börsen. beispiel sun.

      sun will in den nächsten quartalen 7 - 9 c gewinn machen bei einer umsatzentwicklung von 10 prozent. jetzt kommt eine gewagte mathematische operation, die ich aber zugunsten des patienten rechnen will. und die sieht so aus: aufs jahr gerechnet ergibt sich ein ergebnis von 36 cents, und da es im 4. quartal besser läuft, gibt´s noch einmal 14 cent drauf, so daß 50 cents pro aktie herauskommen. da sun in der gegend von 20 dollar sich bewegt, ergibt dies ein kursgewinnverhältnis von 40. und jetzt die frage: kann man ein unternehmen, das stagnierende und zurückgewinne gewinne macht und 10 prozent wachsen will, kann man ein derartiges unternehmen mit einem kgv von 40 bezahlen? kann man basf, das vom umsatzwachstum gleich positioniert ist aber dazu noch steigende gewinne macht, mit einem kgv von 40 bewerten und basf ist wahrlich ein global player. keiner wird es heute bezahlen. und warum soll es für sun bezahlt werden? weil einmal 100 und mehr an kgv bezahlt wurden? große frage.

      und sun ist noch ein positives beispiel: weil die machen schon gewinne und nicht erst übernächstes jahr. es ist offensichtlich, daß eine neueinschätzung von bestimmten werten vorgenommen werden muß. und die ist schmerzhaft.

      nun hat es mich vom hocker gehauen, als ich abends den fernseher einschaltete und meinen augen nicht trauen wollte. der nasdaq im plus und der dow und s&p stark erholt! spinnen jetzt die amis? okay, die internationale trommelgemeinde hat es so ziemlich schnell durch netz gejagt: zinssenkungsfantasien.

      das wiederum bietet einen bizarren einblick in das amerikanische börsengeschehen.

      schaut man sich die intradaycharts von den amerikanischen indizes an, so kam es am donnerstag und am freitag zu folgendem phänomen, das ich mit "synchronschwimmen" bezeichnet habe. "synchronschwimmen" ist eine olympische disziplin, bei der in der regel zwei schwimmende damen synchrone bewegungen und figuren ausführen. dies hatten am donnerstag und am freitag beinahe bis in die letzten zacken hinein, dow, s&p und nasdaq ausgeführt. die märkte reagierten also synchron. von wegen, nachrichten bewegen die märkte, nix dergleichen.

      woher dann diese synchronität?

      vorletzte woche gab es die zahlen zu den erzeugerpreisen und die fielen schlecht für die börse aus, sie übertrafen weit die erwartungen der analysten und waren ein dämpfer für alle zinssenkungsfantasien. dann gab es die verbraucherpreise und die fielen ebenfalls stärker als erwartet aus, wenngleich sie nicht unbedingt als inflation gewertet werden können - in meinen augen. und die frühindikatoren belegten eine stärkere als erwartete ökonomie. als das lastete auf der zinssenkungsfantasie. das war ein zustand, als wenn duisenberg vor die mikrofone träte und verkündete, daß keine weiteren einheitlichen maßnahmen geplant seien wg. eurostützung.

      da in amerika aktien leer verkauft werden können, haben die märkte dies zurecht interpretieren dürfen als: jetzt sind die kurse freigegeben. zumal als großer unterstützender faktor sun und motorola auf den plan traten. und das ist schließlich auch die funktion der shorties, daß sie überbewertete aktien und märkte auf ein vernünftiges niveau shorten.

      ein weiterer amusing vorgang ist dann, wie die märkte geschlossen haben. wie gesagt, ich glaubte kaum meinen augen zu trauen. zinssenkungsphantasien. das weihwasser, das die shorties verbrennt und das phänomen der short squeeze auf den plan ruft, was nichts anderes ist, als die panikartige schnelleindeckung leer verkaufter aktien.

      natürlich kann greenspan kein interesse daran haben, daß die märkte im griff von habgierigen und völlig losgetretenen shortsellern nach unten ziehen und seine beimühungen, die märkte zu stabilisieren und das verbrauchervertrauen anzuheben, sabotieren. andererseits darf greenspan keineswegs den eindruck erwecken, er sei besorgt um die aktienmärkte und sei ein williges anhängsel dieser und ließe sich instrumentalisieren von den kapitalmärkten. deswegen konnte greenspan nicht vor die kameras treten und verkünden, er will die zinsen senken. vor allem nachdem er bereits vollkommen panisch - scheinbar - die zinsen bereits um 100 punkte gesenkt hat. was ihm teilweise wohl auch anhängt.

      früher war bekannt, daß die josef abbey cohen von goldman sachs die funktion des regierungssprechers, pardon notenbanksprechers übernommen hat. jedenfalls wird geflüstert an der börse, daß, wenn josef abbey cohen etwas wichtiges zu sagen hat, daß sie dies auf oberste weisung hin tut und gleichbedeutend ist, mit einem statement von greenspan. allerdings lag sie, glaube ich, im letzten jahr, mit einer prognose daneben, die staranalystin. mag sein, daß dies ein grund war, jetzt bear stearns vorzuschicken und dem markt zu bedeuten, daß greenspan, sollten die zahlen zum verbrauchervertrauen am dienstag schlecht ausfallen, erneut und vorzeitig die zinsen senken will.

      ist schon bemerkenswert, wie die märkte dirigiert werden. aber zumindest steht dahinter, daß keiner an einem crash interessiert ist. bedauerlichweise sind die letzten zinssenkungen so ziemlich wirkungslos verpufft und etliche kolportieren bereits, daß die märkte sich wie ungezogene bälger aufführen, um den vater zu zwingen, gut zu sein.

      diese maßnahmen, die zinssenkungen, sind keineswegs frei von risiken. denn sollten die pferde anstatt zur tränke geführt zu werden, ersäuft werden vom wasser, dann gibt das einen gewaltigen schuß in den ofen, der dann noch hinten losgeht. aber das werden die ökonomen dann unter sich ausmachen müssen.

      ich denke, die neuwertung von unternehmungen wird anhalten. ob die märkte nach der nächsten zinssenkung davon ausgehen, daß jetzt das aktienparadies anbricht, halte ich beinahe für zweifelhaft. die maßnahmen der zinssenkung werden auf sich warten lassen, bevor sie sich in die bilanzen niederschlagen. weitere gewinnwarnungen werden nicht ausbleiben. und solange nicht die hoffnung nachgewiesen werden kann, daß zumindest ein u, wenn nicht schon ein v bei der wirtschaftsentwicklung herauskommt, gibt es eigentlich keinen grund, im großen maßstab investiert zu sein. es sei denn, wie merril lynch empfiehlt in happy end - in toilettenpapier nach markus koch.

      obendrein gibt es immer wieder das phänomen des einpreisens. sind jetzt die zinssenkungen eingepreist? wenn mans nur wißte!

      gut, daß es die charttechnik gibt. da werden die marken sichtbar, um die es geht und wo die märkte durch müssen. neueingegangene positionen sollten unter charttechnischen gesichtspunkten gehalten und bei ausbruch einer euphorie an den börsen möglicherweise in die euphorie hinein entsprechend aufgelöst werden. sollten die märkte in der 2. jahreshälfte aus dem u oder v in einen tatsächlichen wirtschaftsaufschwung übergehen, und dabei wichtige chartmarken nach oben brechen, ist man dann immer noch auf der sicheren seite dabei.

      hier in euroland empfinde ich es als mutig, wenn jetzt bereits in calls investiert worden ist. die innere verfassung des deutschen marktes ist nicht all zu sehr dafür angetan.

      aber vielleicht läuft das so: die spinnen die märkte, und rin ohne zu überlegen. immerhin ist der dow im minus gelandet, wenn auch moderate 80 punkte. und ob amerika bereit ist, willig in die zinssenkungsfantasie mit einem euphorie-reflex zu reagieren, ich mag es gar nicht so recht glauben.

      welcher großinvestor will denn in einen derartigen markt hinein, der noch keine signale gesetzt hat, daß die wende bevorsteht und der von wild losgetretenen gruppen beherrscht wird?

      dieser markt ist wohl eher ein eldorado für daytrader. von daher rechne ich nicht mit überschäumenden impulsen aus den vereinigten staaten. und das dürfte dem dax es auch nicht einfach machen.

      und wieder wird es darauf ankommen, seine gier unter kontrolle zu halten!

      nachdem der lieblingsreporter stefan risse am freitag nicht müde wurde, das bild von der dunklen nacht und am dunkelsten und so zu bemühen, muß ich gestehen, daß ich gegen alle andersartigen ratschläge, hie und da mir einzelne positionen ausgesucht habe. aber die sitzen sicher auch so locker wie sie reinkamen.

      mit grüßen
      Avatar
      schrieb am 25.02.01 19:56:42
      Beitrag Nr. 2 ()
      ich sehe es so: nach den erzeuger und verbraucherzahlen und der dankenswerten mithilfe von sun und motorola gab es wunderbare signale zum traden auf der shortseite.

      diese signale wurden durch die gerüchte über eine zinssenkung, die als ausgeschlossen gegolten haben mußten, zunichte gemacht. so daß alle bestehenden shortpositionen schnell gedreht werden mußten.

      auf der shortseite sind von daher zur zeit keine signale vorhanden, die eine sinnvolle positionierung erlauben täten.

      es wird davon abhängen, ob durch weitere gewinnwarnungen von marktbewegenden schwergewichten anstehen. aber selbst solche umstände täten eine positionierung auf der shortseite wahrscheinlich nicht rechtfertigen und lukrativ erscheinen lassen.

      sollten die veröffentlichten verbraucherzahlen schlecht seien, würde eine weitere zinssenkungsrunde eine shortpositionierung nicht lukrativ erscheinen lassen; aber schwaches verbrauchervertrauen täte sicherlich unruhe in die märkte bringen.

      gestärktes verbrauchervertrauen würde zwar dem markt die zinssenkungsfantasien dämpfen, würde aber die längerfristige aussichten in longpositionen verbessern. es sollte wahrscheinlich von weiteren zinssenkungen ausgegangen werden, einzig der zeitpunkt täte sich nach hinten verschieben.

      mir scheint, daß der zug für shortpositionen abgefahren scheint.
      Avatar
      schrieb am 25.02.01 20:27:25
      Beitrag Nr. 3 ()
      und noch einen anhang:

      es sei an die interventionen beim euro erinnert. interventionen (zinssenkung) finden anscheinend meist am ende eines trendes statt. derartige interventionen rufen einen pullback hervor. danach scheinen sie zu verpuffen. der euro selbst ist, wenn ich es recht in erinnerung hatte, nochmals unter sein tief gefallen, bevor er zu einem festen anstieg überging.

      all diese erscheinungen werden gegenwärtig auch bei der nasdaq deutlich. auch hier wurde ein neues verlaufstief erzeugt. gleichzeitig wird durch die beschriebene synchronizität deutlich, daß das gegenlager noch nicht recht eingegriffen hat. am freitag wurde dies durch die zinssenkungsfantasien beendet.

      aus all dem schließe ich, daß eine ende der abwärtsbewegung eher bevorsteht als ein weitere fortsetzung.

      mit diskutanten grüßen


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