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    Red Cube - Protokoll eines neuen Betrugsfalls - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 15.12.01 09:12:02 von
    neuester Beitrag 18.12.01 19:38:15 von
    Beiträge: 5
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      schrieb am 15.12.01 09:12:02
      Beitrag Nr. 1 ()
      TELEBÖRSE VOM 13.12.2001

      Millionengrab


      Es ist diese Mischung von Gier und Internet, die Anleger um ihr Geld bringt. Brisant am Fall Red Cube ist, dass sich auch prominente Vermögensverwalter betrogen fühlen und feinste Schweizer Banken die Aufklärung blockieren.


      Es geht um 100 Millionen Schweizer Franken – oder um mehr. Genau weiß das wohl nur Niklaus Zenger, 40, Großaktionär, Ex-Vorstands- und jetziger Aufsichtsratschef der Schweizer Internet-Gesellschaft Red Cube AG.

      Seine Gegner im Kampf um das Geld sind die eigenen Aktionäre. Die meisten investierten im Frühjahr 2000 in Red Cube, um beim versprochenen Gang an die US-Hightech-Börse Nasdaq (siehe Chronik) den großen Reibach zu machen. Doch die Börsenreife fehlte, die Internet-Blase platzte, ihr Geld ist weg. Zenger hingegen soll ausgesorgt haben.

      Unter den Verlieren sind viele Sparstrumpf-Investoren. Aber auch großen Namen hat Zenger einen Strich durch die Rechnung gemacht – Albrecht von Witzleben beispielsweise. Der als solider Investor bekannte Vermögensmanager verwaltet 200 Millionen Euro Kundengelder und analysiert in Publikationen wie der "Wirtschaftswoche" regelmäßig die Kapitalmärkte. Nun versucht er, mithilfe der Züricher Anwaltskanzlei Erlach-Klainguti- Stettler-Wille seine Investition von 35,6 Millionen Franken einzutreiben. An seiner Seite kämpft Rudolf K. Sprüngli, Aufsichtsrat des Schweizer Schokoladenfabrikanten Lindt & Sprüngli, um vergleichsweise bescheidene 140 000 Franken.

      Banken spielen mit

      Noch größere Namen spielen auch eine Rolle: die Schweizer Banken Credit Suisse First Boston (CSFB), Julius Bär, Pictet & Cie. Bankiers und die Versicherungsgesellschaft Swiss Re. Auch sie haben bei Zenger säckeweise Kundengelder verspielt – während dieser mit den feinen Adressen kräftig für Red Cube und den Börsengang (IPO) warb. CSFB, die wegen dubioser IPO-Praktiken in den USA vor Gericht steht, wollte beim Börsengang von Red Cube sogar als Konsortialführer mitverdienen. Dabei hatte sich schon längst angedeutet, dass Zenger nur eine Story schuf, um abzusahnen.

      Das haben offenbar auch Wirtschaftsprüfer erkannt, die Zenger zur Vorbereitung des Nasdaq-Debüts geheuert hatte. Arthur Andersen wollte schon im März 2000 nichts mehr mit Red Cube zu tun haben, Pricewaterhouse Coopers (PwC) verabschiedete sich im Juli 2000: "Unrealistisches Geschäftsmodell, funktionsunfähiges Controlling, mangelnde Transparenz." Ein Insider, der nicht genannt werden will, bestätigt: "Im Unternehmen herrschte Chaos. Die hohen publizierten Kundenzahlen waren erfunden und die von Red Cube beworbene Internet-Telefonie mit so genannter One-CallNumber funktionierte kaum." Mit der digitalen Technik sollten Geschäftsleute weltweit unter einer Nummer per Internet erreichbar sein und telefonieren können.

      Die ursprünglich vor Gier erblindeten Aktionäre können heute wieder sehen und blicken auf ein Beteiligungsgeflecht, das sich Zenger auf ungewöhnlichem Wege zusammenkaufte. Hatte er ein Unternehmen im Visier, erwarb es zunächst die KPR – eine von ihm kontrollierte "Verwaltungsgesellschaft", die noch am selben Tag die Anteile an Red Cube weiterverscherbelte . Das scheint nur sinnvoll, wenn KPR die Anteile teurer weiterverkauft hat. So könnte Zenger hübsche Profite kassiert haben, während Red-Cube-Aktionäre die Zeche zahlten.

      Diese kauften neue Aktien aber nicht von Red Cube selbst, sondern von Zengers Firma Tamtime Inc. auf den Bahamas (siehe Grafik) – einer Grauzone des internationalen Kapitalwesens, wo er Anteile geparkt hatte. Zenger nutzte die Gier der Investoren und brachte sie dazu, die Stimmrechte bei ihm zu belassen – ein Schachzug, der es ihm erlaubte, Aktien zu versilbern und dennoch die Unternehmenskontrolle zu behalten (siehe Grafik). Aktionäre waren so verpflichtet, seine Entscheidungen zu akzeptieren. Zwangsläufig meinten sie, auch Kapitalerhöhungen mitfinanzieren zu müssen, damit ihre Anteile nicht verwässert wurden. Denn das hätte deren Wert automatisch gemindert.

      "Aber das kam für uns nicht in Frage. Wir glaubten doch daran, unsere Einsätze beim Börsengang eh zu vervielfachen. Das hatte bei anderen Internet-Klitschen damals schließlich auch geklappt", bereut ein Aktionär heute. Nun ist er wütend auf Zenger. Der hat die inzwischen über 100 Millionen Franken Schulden bei Unternehmen wie Pricewaterhouse Coopers, MCI Worldcom oder Swisscom auf Red-Cube-Töchtern wie Ipirion oder Cyberoffice verteilt. Böser Verdacht: Zenger will sie in Konkurs schicken, um sich der Schulden zu entledigen. Einige Mitarbeiter der Töchter warten seit Anfang 2001 auf ihr Gehalt.

      Das Dachunternehmen Red Cube hat er "sauber" gehalten. An ihm hält er noch 33 Prozent, die Banken 20 Prozent, der Rest liegt bei Privatanlegern. Um Licht in die undurchsichtigen Praktiken des Niklaus Zenger zu bringen, beantragten Sprüngli und von Witzleben eine Sonderprüfung. Diese vereitelten die Finanzinstitute allerdings. Stattdessen entlasteten sie Zenger kürzlich bei der "unseriös vorbereiteten" (PwC) Hauptversammlung.

      Zenger will sich mit dem Wechsel in den Aufsichtsrat aus der Schusslinie bringen. Neuer Chef wird ausgerechnet ein ehemaliger CSFB-Manager, der nach eigenen Aussagen von "Telekommunikation keine Ahnung" hat, aber eine Restrukturierung einleiten soll. Die Banken werden sich von ihren Kunden wohl bald einige Fragen gefallen lassen müssen. Mario Müller


      --------

      TELEBÖRSE VOM 13.12.2001

      Schneller Aufstieg – schneller Fall.


      Niklaus Zenger schließt sich mit einem Telefonkartenvertrieb zusammen und will an dessen Kunden Telekommunikationsleistungen verkaufen. Die Cyberoffice Communications mit 100 000 Franken Aktienkapital entsteht. Zum Jahresende verbucht Zenger 2,2 Millionen Franken Umsatz und sechs Millionen Verlust.

      Zenger gründet Red Cube als Dach für Akquisitionen. Im Juli kauft er den Minderheitsaktionären für fünf Millionen Franken die Anteile ab und übernimmt die volle Kontrolle über das Unternehmen. Später übernimmt Red Cube das Internet-Portal Poptel für 20 Millionen Franken. Zur Finanzierung gibt Zenger neue Aktien an "institutionelle Investoren und reiche Privatleute" aus. Sein Red-Cube-Anteil sinkt auf etwa 50 Prozent. Mit den Einnahmen gründet er weitere Töchter und startet einen Werbefeldzug für Red Cube. Ende 1999 beschäftigt der Schweizer 58 Mitarbeiter, verbucht 45 Millionen Franken Umsatz und neun Franken Verlust.

      Zenger verspricht die Kommunikationsrevolution durch Red-Cube-Internet-Telefonie, den Gang an die US-Hightech-Börse Nasdaq und vier Milliarden Franken Marktwert. Während an der Börse Internet-Aktien ihr Euphoriehoch erleben, kassiert Zenger problemlos vorbörsliches Beteiligungskapital beispielsweise von der CSFB, Julius Bär, Swiss Re und Privatanlegern. Das Aktienkapital steigt auf 105 Millionen Franken. Ein Börsengang bleibt jedoch aus, weil Wirtschaftsprüfer am Geschäftsmodell zweifeln, sowie Controlling und Transparenz bemängeln. Zahlen veröffentlicht die auf 180 Mitarbeiter gewachsene Red Cube nicht. Investoren erhöhen das Aktienkapital auf 128 Millionen Franken. Kürzlich dann die Zahlen für 2000: 95 Millionen Franken Umsatz, 221 Millionen Verlust, über 100 Millionen Schulden, nur noch 60 Mitarbeiter. Die meisten der inzwischen 22 Töchter stehen vor dem Konkurs. Viele Mitarbeiter haben seit Monaten kein Gehalt erhalten. Privatinvestoren äußern Betrugvorwürfe, beantragen eine Sonderprüfung. Diese wird von Großinvestoren wie CSFB und Swiss Re vereitelt. Zenger wechselt in den Aufsichtsrat. Auf Betreiben von Privatanlegern ermitteln die Schweizer Behörden wegen des Verdachts auf Betrug.
      Avatar
      schrieb am 15.12.01 11:58:13
      Beitrag Nr. 2 ()
      Guten Morgen Art!

      Besonders pikant an dem Fall ist, dass sich Herr Moffat (AR von SPARTA) erst neulich in den Verwaltungsrat dort wählen liess. Übrigens ist Red Cube das wichtigste Invesment der ex-SPARTA Tochter pre-IPO AG gewesen, ca. die Hälfte der Mittel waren hier investiert. Die bmp AG war übrigens auch dabei.


      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      philippsteinhauer@yahoo.de
      Avatar
      schrieb am 15.12.01 17:32:56
      Beitrag Nr. 3 ()
      Die Pre-IPO hat in der Tat viel Geld versenkt, der Aktienkurs ist daher auch um über 99% gefallen. Trotzdem scheint der Fortbestand des Unternehmens durch die Übernahme der Aktienmehrheit durch die Nordcapital-Gruppe gesichert.
      Momentan ist Pre-IPO nach Angaben der Internetseite noch mit 2,68% an Red Cube beteiligt und bmp mit 1,9%. Weiß jemand, wie hoch der Wertansatz für diese Beteiligung in den jeweiligen Bilanzen ist?
      Avatar
      schrieb am 15.12.01 17:54:43
      Beitrag Nr. 4 ()
      @Fundamentalanalyst+: vollkommen richtig, wenn Nordcapital tatsächlich interessante Pläne hat, und dies auch noch fair für die freien Aktionäre ist, so kann dieses Thema abgehakt werden. Dan ist pre-IPO auch wieder eine Speku wert.


      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      philippsteinhauer@yahoo.de
      Avatar
      schrieb am 18.12.01 19:38:15
      Beitrag Nr. 5 ()
      @PhilippSteinhauer:
      Pre-IPO hat die Red Cube Beteiligung (neben vielen anderen)mittlerweile verkauft.


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