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    "Körperwelten" - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 31.01.03 01:32:51 von
    neuester Beitrag 09.03.04 19:41:39 von
    Beiträge: 131
    ID: 690.035
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      Avatar
      schrieb am 31.01.03 01:32:51
      Beitrag Nr. 1 ()
      -----

      „Körperwelten“-Veranstalter wehren sich gegen Münchner Verbot


      Körperwelten in Berlin: In München verboten


      30. Januar 2003 Die Veranstalter der viel diskutierten „Körperwelten“-Ausstellung wollen rechtlich gegen das am Mittwoch von der Stadt München beschlossene Verbot der Schau vorgehen.

      Die Entscheidung sei „eine weltweit einmalige Zensur der musealen Präsentation medizinisch-anatomischer Präparate seit der Renaissance“, teilte am Donnerstag das Organisationsbüro des umstrittenen Pathologen Gunther von Hagens in Heidelberg mit.

      „Wir gehen davon aus, dass die angeführten Argumente haltlos sind“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Das Institut für Plastination werde als Veranstalter der Ausstellung alle verfügbaren Rechtsmittel ausschöpfen, um die Ausstellung wie geplant stattfinden zu lassen.

      Die Anwälte sind nach Angaben von Organisationsleiterin Karin Schüssler bereits eingeschaltet, konkrete Schritte seien aber erst Anfang kommender Woche zu erwarten. Geplant ist, dass die „Körperwelten“, die weltweit bisher rund elf Millionen Besucher angezogen haben, vom 22. Februar bis 9. März und vom 21. März bis zum 15. Juni in der München Arena im Olympiapark gezeigt werden.




      Verstoß gegen die Menschenwürde

      Der Münchener Stadtrat hatte am Mittwochabend dem vom Kreisverwaltungsreferat (KVR) vorgesehenen Verbot der Schau zugestimmt und will Hagens den entsprechenden Bescheid am Donnerstag zugehen lassen.

      Mit dem Entschluss sei nun auch die parallel zur Ausstellung geplante öffentliche Leichensektion offiziell verboten, sagte Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle. Allerdings hatte Hagens auf die öffentliche Sektion bereits verzichtet.

      In London hatte der Mediziner vor Publikum und TV-Kameras die Leiche eines im Alter von 72 Jahren gestorbeben Manns seziert. Dieser hatte vor seinem Tod sein Einverständnis zu der Aufsehen erregenden Aktion erklärt.




      Nie zuvor rechtlich geprüft

      Blume-Beyerle begründete das Verbot mit einem Verstoß gegen das bayerische Bestattungsrecht und gegen die in Artikel 1 des Grundgesetzes festgelegte Menschenwürde. Die Bestattungsverordnung schreibt vor, dass eine Leiche in Bayern spätestens 96 Stunden nach Eintritt des Todes bestattet sein muss.

      Ausnahmen gibt es für wissenschaftliche, medizinische und forensische Zwecke. Hagens „Körperwelten“ dient nach Ansicht des Referenten keinem wissenschaftlichen Zweck, sondern mache den Tod zum Spektakel.

      Die genannten Regeln gelten eigentlich auch in den anderen Bundesländern, betonte Blume-Beyerle. Allerdings habe es bei den in verschiedenen anderen deutschen Städten sehr erfolgreichen Schau nie eine rechtliche Prüfung gegeben.

      Er sieht deshalb auch der angedrohten Klage gelassen entgegen: „Wir haben die richtige Entscheidung getroffen, ich bin sicher, dass wird den Rechtsstreit gewinnen werden.“ Das KVR nennt als weiteres Problem, dass die Herkunft mancher Leichen nicht geklärt sei.



      von Hagens: Bisher keine Stellungnahme

      Präparator Gunther von Hagens hat sich bisher nicht zu dem Verbot geäußert. Nach Angaben des „Körperwelten“-Büros hält sich der Mediziner derzeit in China auf, wo seine Exponate in der so genannten Plastination City vorbereitet werden. Kommende Woche wird von Hagens wieder in Deutschland erwartet.

      Quelle: FAZ, 30.01.03
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 01:34:07
      Beitrag Nr. 2 ()
      um ehrlich zu sein
      ich find das ziemlich ekelhaft
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 01:38:23
      Beitrag Nr. 3 ()
      -----

      Deutscher Professor obduzierte öffentlich in London


      Versteht sich als Aufklärer: Gunther von Hagens


      Die britischen Behörden hatten es ihm verboten, doch der deutsche Anatomie-Professor Gunther von Hagens ließ sich nicht aufhalten: Am Mittwochabend obduzierte er im Londoner East End öffentlich eine Leiche.

      Damit knüpfte der Initiator der kontroversen „Körperwelten"-Ausstellung an eine alte Tradition in London an: Erstmals seit 170 Jahren wurde wieder eine Autopsie vor zahlendem Publikum ausgeführt. Die Veranstaltung wurde anschließend auch im britischen Fernsehen gezeigt.

      Während der rund dreistündigen Obduktion eines 72-jährigen Deutschen, der im März verstorben war, erklärte von Hagens Schritt für Schritt, was er tat und beantwortete auch Fragen der Zuschauer, die ruhig und fasziniert wirkten. Der Arzt entfernte Herz, Leber, Lunge, Milz, Nieren und Gehirn. Von Hagens Assistenten reichten die Organe anschließend in Gefäßen im Publikum herum.

      Obwohl das Publikum die Veranstaltung offenbar gut annahm, hatten sich im Vorfeld Behördensprecher gegen die Autopsie gewandt.

      Von Hagens besitze keine Genehmigung, in Groß-Britannien Obduktionen durchzuführen. Die Obduktion würde damit gegen die Vorschriften verstoßen. Der 57-Jährige von Hagens ist dem deutschen Publikum als Organisator der Anatomie-Ausstellung „Körperwelten“ bekannt geworden, die in mehreren deutschen Städten gezeigt wurde, bevor sie nun in London zu sehen ist.



      Scotland Yard nahm Ermittlungen auf

      Die Polizei nahm am Donnerstag die Ermittlungen gegen den 57-jährigen Professor auf. „Polizisten von Scotland Yard haben die Veranstaltung zusammen mit Anatomie-Professoren besucht und sich Notizen darüber gemacht, was passiert ist“, sagte eine Sprecherin von Scotland Yard. Es seien auch etwa 30 Beschwerden aus der Öffentlichkeit eingegangen.

      Anhand des Polizeiberichts werde die Staatsanwaltschaft nun zu prüfen haben, ob sich von Hagens mit der öffentlichen Zerlegung einer Leiche strafbar gemacht habe. Falls ja, drohen ihm eine Geldstrafe oder bis zu drei Monate Gefängnis. Angesichts der Vorwürfe betonte von Hagens, dass die Familie des Toten ihre volle Zustimmung zur Obduktion gegeben habe.

      Mit der ersten öffentlichen Sezierung in London seit rund 170 Jahren wollte von Hagens auch Nichtmediziner an der „einzigartigen Erfahrung“ teilhaben lassen, wie er auf seiner Web-Site (www.koerperwelten.com) erklärte.

      Vom 16. Jahrhundert an seien solche Vorführungen rund 200 Jahre lang in ganz Europa populär gewesen, in denen Mediziner „die Wunder der menschlichen Körpers“ mit Laien geteilt hätten.

      Die letzte öffentliche Obduktion in London fand um 1830 statt.

      Besucher zeigten sich beeindruckt von der Autopsie. „Das war absolut faszinierend“, sagte die 40-jährige Buchhalterin Louise Cotton. „So etwas habe ich noch nie gesehen.“ Die Medizinstudentin Christina Koppel sagte: „Das war keine Show, sondern sehr informativ.“




      "Respektlose Sensationshascherei"

      Der britische Ärzteverband verurteilte die Autopsie als „respektlose Sensationshascherei“. Von Hagens selbst sprach dagegen von einem „großen Erfolg“.

      Die britische Regierung hatte die Sektion verboten, worüber sich von Hagens jedoch hinwegsetzte. Er versicherte, seine Anwälte hätten das britische Recht genau studiert und festgestellt, dass er nichts Unrechtes tue.

      Er stehe für die „Demokratisierung der Anatomie“ und eine ehrliche Auseinandersetzung mit dem Tod. Der britische Pathologe John Lee kommentierte das Geschehen für das Publikum der Obduktion und sagte: „Ich hoffe, dass die Menschen nach diesem Abend weniger Angst vor Organtransplantationen und Autopsien haben.“

      Quelle: FAZ, 22.11.02
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 01:39:43
      Beitrag Nr. 4 ()
      Ich war damals in Mannheim gewesen und obwohl ich eigentlich ziemlich empfindlich bin habe ich hier keinerlei Ekel gehabt.

      Im Gegenteil ich fand die Ausstellung faszinierend und sehr lehrreich. Wenn man nicht genau wissen würde, dass es sich hier um echte Menschen handelt würde man denken dass es irgendwelche Plastikmodelle sind.

      Ich war begeistert und kann die ganze Aufregung nicht verstehen. Wer zu schwache Nerven braucht sich Körperwelten nicht anzuschauen.

      Mir hat es geholfen, ein wenig mehr über Leben und Tod zu verstehen, deshalb kann ich nur jedem empfehlen sich die Ausstellung anzuschauen!



      Trunkenbold
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 01:45:07
      Beitrag Nr. 5 ()
      dann halt nach stuttgart, das wäre toll. ich bin sehr interessiert, sollte es mit münchen doch noch klappen, dann fahre ich dorthin.
      vor ca. 6 j. war diese ausstellung in mannheim zu sehen, leider habe ich es, damals, ganz verschlafen!

      ich kannte jemand, der nach dem besuch der ausstellung in mannheim, mit dem rauchen aufgehört hat :eek:

      vielleicht funzt es auch bei mir :rolleyes:

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      schrieb am 31.01.03 01:47:44
      Beitrag Nr. 6 ()
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 02:35:54
      Beitrag Nr. 7 ()
      Hallo bodin:)

      Da lohnt es sich ja schon allein wegen des Rauchen Aufhörens, diese Ausstellung zu besuchen. ;)

      Hallo Rhabarber:)

      Sorry :rolleyes: -- Ich habe diese Thematik nicht im Politik-Forum gelesen.
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 03:47:51
      Beitrag Nr. 8 ()
      Ciao Susanna ;) :kiss:, da könntest Du Recht haben. Es würde sich auf jedenfall lohnen, wenn ich "meine" Lunge im Original sehe, als (evtl.) Abschreckbeispiel! :rolleyes:



      „Zug um Zug...
      Die Lunge besteht aus einem dichten Netz winzig kleiner, dicht an dicht gelagerter Lungenbläschen, in denen der Gasaustausch stattfindet. Ausgebreitet ergäben sie eine Gesamtfläche von ca. 100m2. Zigarettenrauch schädigt die Lungenbläschen. Täglich 20 Zigaretten belasten die Lunge mit 150ml Teer im Jahr (1 Kaffeetasse voll) und verkürzen das Leben um durchschnittlich 5 Jahre.“





      Ausstellungsziele

      Die Ausstellung will aufklären und vor allem dem medizinischen Laien die Möglichkeit eröffnen, den Körper und seine Funktionen besser zu verstehen. Sie will helfen, die Natürlichkeit unseres Körpers wieder ins Bewusstsein zu rufen und eine Vorstellung von der Individualität und anatomischen Schönheit des Körperinneren zu gewinnen. Die Echtheit der gezeigten Präparate ist für den Erkenntnisgewinn ganz wesentlich. Jeder Mensch ist einzigartig. Nicht nur in seinem sichtbaren Äußeren offenbart er seine Individualität, auch im Inneren gleicht kein Körper dem anderen. Lage, Größe, Form und Beschaffenheit von Skelett, Muskulatur, Nerven und Organen bestimmen unsere "inneren Gesichtszüge". Anhand von Modellen könnte diese anatomische Individualität niemals vermittelt werden, denn ein Modell ist Interpretation, ein Modell gleicht dem anderen und ist zudem meist vereinfacht. Die Echtheit der Präparate hingegen fasziniert und lässt den Betrachter das Wunderwerk Mensch erfahrbar machen. Dem individuellen, inneren Gesicht widmet sich diese Ausstellung.



      Werden diese Ziele erreicht?
      Zur Klärung dieser Frage wurden unabhängige wissenschaftliche Untersuchungen von der Universität Kassel durchgeführt. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Umfrageergebnisse finden Sie hier: http://www.koerperwelten.com/de/spiegel.htm

      Avatar
      schrieb am 31.01.03 04:08:29
      Beitrag Nr. 9 ()
      Hallo Rhabarber:),

      ich habe mich nun doch entschlossen, über diese Thematik in diesem Thread weiter zu posten,

      da ich davon ausgehe, daß es höchst wahrscheinlich User gibt, die besonders aus zeitlichen Gründen heraus

      zwar im Politik-Forum lesen aber nicht im wallstreet-sofa-board und umgekehrt.:rolleyes:


      -----------









      Ausstellungsziele

      Die Ausstellung will aufklären und vor allem dem medizinischen Laien die Möglichkeit eröffnen, den Körper und seine Funktionen besser zu verstehen.

      Sie will helfen, die Natürlichkeit unseres Körpers wieder ins Bewusstsein zu rufen und eine Vorstellung von der Individualität und anatomischen Schönheit des Körperinneren zu gewinnen.

      Die Echtheit der gezeigten Präparate ist für den Erkenntnisgewinn ganz wesentlich. Jeder Mensch ist einzigartig.

      Nicht nur in seinem sichtbaren Äußeren offenbart er seine Individualität, auch im Inneren gleicht kein Körper dem anderen. Lage, Größe, Form und Beschaffenheit von Skelett, Muskulatur, Nerven und Organen bestimmen unsere "inneren Gesichtszüge". Anhand von Modellen könnte diese anatomische Individualität niemals vermittelt werden, denn ein Modell ist Interpretation, ein Modell gleicht dem anderen und ist zudem meist vereinfacht.

      Die Echtheit der Präparate hingegen fasziniert und lässt den Betrachter das Wunderwerk Mensch erfahrbar machen. Dem individuellen, inneren Gesicht widmet sich diese Ausstellung.



      Werden diese Ziele erreicht?


      Zur Klärung dieser Frage wurden unabhängige wissenschaftliche Untersuchungen von der Universität Kassel durchgeführt.


      Zusammenfassung:


      KÖRPERWELTEN im Spiegel der Besucher

      In den letzten Jahren hat wohl kaum eine andere Ausstellung so heftige und kontroverse Diskussionen in der Öffentlichkeit ausgelöst wie die KÖRPERWELTEN.

      Deren Spannweite reichte von enthusiastischer Zustimmung bis zu energisch vertretenen Forderungen nach einem Verbot dieser Ausstellung.


      Zur Versachlichung der öffentlichen Debatte über die KÖRPERWELTEN wurden in mehreren Ausstellungen unabhängige, wissenschaftlich fundierte Besucherumfragen durchgeführt.

      Ziel der Besucherumfragen war es, ein möglichst objektives Bild über Bewertungen und Einschätzungen, Erwartungen und Motive, Befürchtungen, Erfahrungen, Vorsätze und Verhaltensänderungen von Ausstellungsbesuchern zu gewinnen.


      Durchgeführt wurden die Untersuchungen von Prof. Dr. Ernst-D. Lantermann, Psychologisches Institut der Universität Kassel, Deutschland.



      Wie wird die Ausstellung insgesamt beurteilt?

      In den einzelnen Ausstellungen:




      Im Mittelwert:




      Die Besucherumfrage zeigt, dass KÖRPERWELTEN eine Zustimmung wie kaum eine andere Ausstellung findet. Im Durchschnitt bewerten 90% der Besucher die Ausstellung als sehr gut bis gut.

      Nur 2% bewerten die Ausstellung als schlecht.




      Die Faszination des Echten?




      84% der Besucher gaben an, dass die Echtheit der gezeigten Präparate einen wesentlich Einfluss auf ihren Erkenntnisgewinn gehabt haben, und 50% meinten, dass die Präparate einen ästhetischen Reiz auf sie ausübten.

      6% der Besucher fühlten sich durch das Zeigen echter menschlicher Präparate verletzt in ihren Anschauungen über die Würde des Menschen.




      Wie wird die Ausstellung im Einzelnen bewertet?




      Nach ihrem Ausstellungsrundgang gaben 83 Prozent der Besucher an, jetzt mehr über den menschlichen Körper zu wissen und 47 Prozent "nachdenklicher über Leben und Sterben" geworden zu sein.

      "Voller Hochachtung vor dem Wunder des Körpers" empfanden 80 Prozent, und wichtige Impulse für eine künftige gesündere Lebensführung nahmen 60 Prozent aus der Ausstellung mit.

      Darüber hinaus meinten 33 Prozent der Besucher, nach der Ausstellung ihren Körper mehr als vorher zu schätzen.
      Insgesamt zeigte sich, dass in der Regel positive Erwartungen, mit denen Besucher in die Ausstellung hineingingen, durchweg erfüllt wurden, während negative Erwartungen und Befürchtungen sich während der Ausstellung nur für einige geringe Minderheit bewahrheiten.



      Persönliche Konsequenzen aus dem Ausstellungsbesuch



      54 Prozent der Befragten gaben an, entschlossen zu sein, in Zukunft mehr auf ihre körperliche Gesundheit zu achten. Außerdem hatte der Ausstellungsbesuch bei vielen Besuchern einen Einstellungswandel gegenüber der Organspende bewirkt.

      Immerhin waren insgesamt 23 Prozent der Befragten nach ihrem Ausstellungsbesuch eher als zuvor zur Organspende bereit.

      20 Prozent der Besucher konnten sich vorstellen, nach ihrem Tod ihren Körper für die Plastination zu spenden und 17 Prozent gaben auch an, eher als zuvor damit einverstanden zu sein, "dass ihre Leiche zur näheren Klärung der Todesursache geöffnet werden dürfte". Zumindest in ihren gewandelten Vorsätzen zeigte sich damit eine nachhaltige, und wie wir meinen, außerordentlich positive Wirkung der Ausstellung Körperwelten auf ihre Besucher.

      74 Prozent wollen sich noch längere Zeit mit ihren Erfahrungen und Erlebnissen in der Ausstellung innerlich auseinandersetzen.


      Inwieweit die Besucher der Ausstellung ihren Vorsätze auch in die Tat umsetzen werden, kann selbstverständlich nicht überprüft werden.

      Allerdings hat eine Nachbefragung von Besuchern der Körperweltenausstellung in Wien, die ein halbes Jahr nach Ausstellungsende durchgeführt worden war, deutliche Hinweise darauf gegeben, dass ein erheblicher Anteil der Besucher ihre Gesundheitsvorsätze tatsächlich in konkretes Verhalten umgesetzt hat.


      Immerhin gaben 9 Prozent derjenigen Besucher der Wien-Ausstellung, die sich an der Nachbefragung beteiligt hatten (über 30 Prozent) an, seit ihrem Ausstellungsbesuch weniger geraucht und weniger Alkohol konsumiert zu haben, 33 Prozent haben sich seither gesünder ernährt, 25 Prozent mehr Sport getrieben und 14 Prozent körperbewusster gelebt.

      Quelle: koerperwelten.com
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 04:19:58
      Beitrag Nr. 10 ()
      Ausstellungsinhalte

      "Körperwelten - Die Faszination des Echten" ist eine Ausstellung, die Ihnen einzigartige Einblicke in den gesunden und kranken menschlichen Körper vermittelt.

      Auf Ihrem Rundgang sehen Sie die Organe separat und systematisch in Themengebiete geordnet, erfahren etwas über ihre Funktionen und häufige Erkrankungen und können schließlich die einzelnen anatomischen Strukturen in ihrer komplexen Gesamtheit an ganzen Körpern und Körperquerschnitten studieren.



      Aus dem Ausstellungsrundgang:


      „... das Wunderwerk Mensch entdecken ...“


      „Unter Strom stehen...
      Vom Kopf bis zu den Zehen spannt sich ein feines Netzwerk von Nervenfasern aus, die alle Körperfunktionen überwachen und regulieren. Sie übertragen die Informationen in Form von schwachen elektrischen Signalen. Ist die Blutversorgung des Gehirns nur für 10 Sek. unterbrochen, werden wir bewusstlos.“


      „Zug um Zug...
      Die Lunge besteht aus einem dichten Netz winzig kleiner, dicht an dicht gelagerter Lungenbläschen, in denen der Gasaustausch stattfindet. Ausgebreitet ergäben sie eine Gesamtfläche von ca. 100m2. Zigarettenrauch schädigt die Lungenbläschen. Täglich 20 Zigaretten belasten die Lunge mit 150ml Teer im Jahr (1 Kaffeetasse voll) und verkürzen das Leben um durchschnittlich 5 Jahre.“


      „Schlag auf Schlag...
      Das Herz-Kreislauf-System gewährleistet den Transport von Sauerstoff, Nährstoffen und Hormonen zu den Organen, aber auch den Abtransport von Abfallstoffen. Das Straßennetz der Blutgefäße ist außerordentlich dicht. Würde man alle Blutgefäße aneinander knüpfen, so käme man damit zweimal um den Äquator.“


      „Starke Sache...
      Das Skelett stellt mit seinen mehr als 200 Knochen und 100 beweglichen Gelenken das Innengerüst des Körpers dar und verleiht dem Körper Stabilität, Halt und Beweglichkeit. Durch die besondere Gewebsstruktur des Knochens ist es belastbarer als Stahlbeton, obgleich sein Eigengewicht nur ein Fünftel davon beträgt.“





      Alle gezeigten Körper sind echt - sie stammen von Menschen, die zu Lebzeiten darüber verfügt haben, dass ihr Körper nach dem Ableben für die Ausbildung und Aufklärung von medizinischen Laien und Ärzten zur Verfügung stehen soll.


      Die Präparate sind mit Hilfe der Plastination dauerhaft konserviert - einem Vakuumimprägnierverfahren, bei dem die Gewebe komplett mit Spezialkunststoffen durchtränkt werden.

      Die Plastination ermöglicht nicht nur den dauerhaften Erhalt der Präparate, sondern darüber hinaus völlig neuartige anatomische Darstellungsformen, weil die verwendeten Kunststoffe den Geweben eine hohe Festigkeit verleihen.
      So zum Beispiel die Präsentation ganzer, anatomisch präparierter Körper in aufrechter, lebensnaher Pose.

      Aber auch die anatomischen Strukturen selbst können auf bisher nicht gekannte Weise dargestellt werden. Die Ausstellung Körperwelten ist daher in ihrer Art einzigartig.

      Quelle: koerperwelten.com
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 04:21:59
      Beitrag Nr. 11 ()
      Susanna ;)

      Unsere Ziele sind identisch (postingsmässig) :D
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 04:47:00
      Beitrag Nr. 12 ()
      bodin:)

      Ja, habe hier gerade die beiden identischen Plastinate
      "entdeckt". :laugh:

      Doppelt hält besser.;)
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 04:54:37
      Beitrag Nr. 13 ()
      -----

      Plastination


      Konservierung durch Plastination

      Das Studium an biologischen Präparaten wird durch Verwesungsprozesse in erheblicher Weise behindert. Seit Jahrhunderten resultiert daraus der Wunsch nach geeigneten Konservierungsverfahren.

      Mit Hilfe der Technik der Plastination gelingt es, verwesliche Präparate für Forschung, Lehre und Demonstrationszwecke lebensnah und dauerhaft zu erhalten. In einem Vakuumprozess werden biologische Präparate dazu mit speziell für diese Technik entwickelten Reaktionskunststoffen imprägniert.

      Die mechanischen (flexibel oder hart) und optischen (transparent oder opak) Eigenschaften der verwendeten Polymere bestimmen jeweils den Charakter der konservierten Objekte. Plastinierte Präparate sind trocken und geruchsfrei, sie behalten ihr natürliches Oberflächenrelief und sind bis in den mikroskopischen Bereich hinein identisch mit ihrem Zustand vor der Konservierung; selbst mikroskopische Untersuchungen bleiben so weiterhin möglich.

      Das Verfahren der Plastination beruht auf dem Austausch des Gewebswassers und Gewebefetts durch einen Reaktionskunststoff, wie z. B. Silikonkautschuk, Epoxydharz oder Polyester.

      In einem Lösungsmittelbad wird zunächst das Gewebswasser im Gefrieraustausch und später das Gewebsfett bei Raumtemperatur allmählich durch das Lösungsmittel ersetzt. Das entwässerte und entfettete Präparat wird danach in die Kunststofflösung eingelegt.

      Im Vakuum wird dann das Lösungsmittel zum Sieden gebracht und kontinuierlich aus dem Präparat extrahiert; durch den dabei entstehenden Sog fließt allmählich Kunststoff in das Gewebe ein. Anschließend an diesen Prozess der "forcierten Imprägnierung" erfolgt die Härtung, je nach Art des verwendeten Kunststoffs mit Hilfe von Gas, Licht oder Wärme.

      Eine besondere Variante dieses Konservierungsverfahrens stellt die "Scheibenplastination" dar. Hierbei werden ganze Körper oder Teile davon meist in tief gefrorenem Zustand zunächst in 2-8 mm dicke Scheiben gesägt bzw. geschnitten.

      Die gewonnenen Scheiben werden dann, zwischen Gitternetzen liegend, entwässert, entfettet und schließlich im Vakuum mit Kunststoff imprägniert. Um den Präparaten eine glatte Oberfläche zu geben, werden die imprägnierten Scheiben zwischen Folien ausgehärtet oder in einer Flachkammer zusätzlich mit Kunststoff umgossen.

      Der Brechungsindex des verwendeten Harzes bestimmt die optischen Eigenschaften plastinierter Körperscheiben: Epoxydharz bewirkt Transparenz sowie eine gute Farbgebung der einzelnen Gewebe, das bei der Gehirnscheibenplastination verwendete Polyesterharz eine besonders gute Differenzierung zwischen weißer und grauer Hirnsubstanz.

      Quelle: koerperwelten.com
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 05:17:45
      Beitrag Nr. 14 ()
      -----

      Körperspende zur Plastination

      Alle anatomischen Präparate, die in der Ausstellung KÖRPERWELTEN gezeigt werden, sind echt.

      Sie stammen von Menschen, die zu Lebzeiten darüber verfügt haben, dass ihr Körper nach dem Ableben zur Ausbildung von Ärzten und der Aufklärung von Laien zur Verfügung stehen soll.

      Viele Spender betonen, dass sie auf diese Weise nach ihrem Tod noch anderen Menschen von Nutzen sein können. Durch ihre selbstlose Körperspende ermöglichen sie uns einzigartige Einblicke in den menschlichen Körper, wie sie bislang allenfalls Ärzten vorbehalten waren. Dafür danken wir den Körperspendern.

      Das Heidelberg Institut für Plastination unterhält dafür ein spezielles Körperspendeprogramm. Alle Körperspender werden vor ihrer Verfügung ausführlich aufgeklärt.

      Eine dafür eigens herausgegebene Informationsbroschüre informiert über das Plastinationsverfahren, über das Institut selbst, darüber, wie man Körperspender wird, was mit dem Körper nach dem Tod beim Institut passiert und wofür die Plastinate verwendet werden.

      Weitere Informationen zum Thema Körperspende sind bei den jährlich stattfindenden Körperspendertreffen und beim "Bundesverband der Körperspender e.V." erhältlich.

      Durch die Unterschrift auf dem Verfügungsbogen und dem Körperspendeausweis bestätigt der Körperspender seine Zustimmung. Die Körperspende zur Plastination ist eine Willenserklärung, die jederzeit widerrufen werden kann.

      Quelle: koerperwelten.com
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 08:26:04
      Beitrag Nr. 15 ()
      Es ist ein Skandal, wie hier die Stadt München gegen eine populär-wissenschaftliche Ausstellung vorgeht. Das stellt sich in eine Reihe mit dem Vorgehen öffentlicher Stellung gegen die Darwinschen Theorien z.B. in der Schule, mit Zensur der Wissenschaft (z.B. im 3. Reich - Vorgehen gegen sog. "jüdische" Physik). Wenn es nicht überzogen wäre, käme einem sogar die verbrannte Literatur in den Sinn oder die "entartete Kunst". Hier wird gegen das Verfassungsgebot der Freiheit der Wissenschaft verstoßen.

      Die Verantwortlichen in München sollten wissen, daß sie sich hier wissenschaftsfeindlich und barbarisch zeigen und als Teil einer Kulturnation versagen.
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 08:41:54
      Beitrag Nr. 16 ()
      ...öffentlicher Stellen, nicht Stellung. Wo war ich jetzt mit meinen Gedanken...:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 08:45:14
      Beitrag Nr. 17 ()
      Ich sach nur, die spinnen, die Bayern... .
      Ich habe die Ausstellung in Köln gesehen - suuuuper interessant. Würde ich mir in der Nähe (NRW) auch gerne noch einmal ansehen.
      Soll doch jeder für sich entscheiden, ob er / sie die Ausstellung sehen will.
      So eine Obduktion wäre auch mal was.. .
      Schöne Grüße und allen ein schönes Wochenende!
      moto
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 08:51:21
      Beitrag Nr. 18 ()
      .... übrigens kommt jetzt (bald ?) ANATOMIE 2 ins kino... :D

      die ausstellung hab ich in berlin verpasst. sollte sie wieder in D unterwegs sein, bin ich auf jeden fall dabei.
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 08:54:01
      Beitrag Nr. 19 ()
      Provinznest München
      :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 14:25:53
      Beitrag Nr. 20 ()
      Hi Susanna1, mein Threadhinweis war nur eine Ergänzung zum Thema....keine Kritik! ;)
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 14:47:06
      Beitrag Nr. 21 ()
      übrigens kann jeder Bundeswehrsanitäter oder Arzt in München in der Sanitätsakademie Plastinate anschauen.

      Habe ich damals dselbst gemacht. War eine lustige Führung: "Hamms scho mal a Prostata in der Hand ghabt? Na? Dann fangens auf."
      "Wissens wofür ma a Prostata braucht? Dass beim bumsen net so staubt.":laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 15:34:37
      Beitrag Nr. 22 ()
      Eine Ausstellung, die bereits in mehreren anderen Städten, erfolgreich gelaufen ist, kann in meinen Augen nur eine Bereicherung des kulturellen Programms sein.
      Und eine Stadt wie München, die sich selbst ja immer als Weltstadt betrachtet, muss folgerichtig ein grosses Interesse an solch einer Ausstellung haben.
      Eine seltsame Entscheidung, bin mehr als verblüfft!!!
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 15:45:06
      Beitrag Nr. 23 ()
      bodin, hast ja recht, aber nun schrei mal nicht so! Du weckst noch die Toten auf...:D

      Gruß nach Stuttgart

      + † München † +
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 18:43:33
      Beitrag Nr. 24 ()
      Ist doch wahr :mad:
      Die Entscheidung des Stadtrates ist eine Entmündigung der Bürger, gut, dass Leonardo da Vinci dies nicht mehr mitbekommt!!!

      Die Austellung wird auf jeden Fall stattfinden, vielleicht in Unterhaching.

      Grüsse zurück, nach........ja nach wo......Zürich ?
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 19:03:14
      Beitrag Nr. 25 ()
      Hallo Rhabarber:)

      Prima. :) S. auch Deine Erwähnung im posting an Kuehe. :)



      Bodin:):



      Grüße
      Susanna:)
      Avatar
      schrieb am 01.02.03 03:48:48
      Beitrag Nr. 26 ()
      31.01.2003

      München verbietet "Körperwelten": Lieber Bier- als Plastikleichen
      Die Stadt München verbietet die Ausstellung "Körperwelten" - nachdem sie in Deutschland bereits vier Millionen Besucher gesehen haben. Die Schau verstoße gegen die Menschenwürde, argumentieren die Stadträte. Nicht alle scheinen allerdings zu wissen, worum es überhaupt geht.



      Zugegeben, es wirkt schon merkwürdig, eine skelettierte Leiche zu verkleiden und sie dann auch noch in aller Öffentlichkeit zur Schau zu stellen. Eine Art Krone auf dem Totenkopf, dazu ein glitzerndes, mit Edelsteinen verziertes Gewand rund um die morschen Knochen - doch, das dürfte nach Auslegung mancher Juristen sowohl gegen die Würde der Toten als auch gegen das bayerische Bestattungsgesetz verstoßen, demzufolge Leichen binnen 96 Stunden beerdigt werden müssen, wenn sie nicht wissenschaftlichen oder medizinischen Zwecken dienen.
      Ein Glück, dass die Münchner Stadträte von SPD und CSU wohl nicht allzu oft in die Kirche gehen, sonst hätten sie die Märtyrerleiche der heiligen Munditia, seit 1677 aufgebahrt in St. Peter unweit des Münchner Rathauses, sicher längst zwangsbestatten lassen. Denn öffentlich zur Schau gestellte Leichen, die dazu noch verkleidet oder in einer unnatürlichen Pose, etwa als Reiter oder Denker, öffentlich dargestellt werden, haben in München eigentlich keine Chance.

      Am späten Mittwoch Abend hat der Stadtrat der bayerischen Landeshauptstadt mit nur wenigen Gegenstimmen aus Teilen der FDP und Grünen sowie von kleinen Parteien ein Verbot der Ausstellung "Körperwelten" verfügt, die ab Ende Februar in einer ehemaligen Reithalle in München-Schwabing zu sehen sein sollte. Innerhalb und außerhalb der Stadtgrenzen wurde diese Entscheidung mit einiger Verblüffung aufgenommen.


      Allein in Deutschland haben bislang laut Ausstellungsbüro knapp vier Millionen Besucher in verschiedenen Städten die 25 Leichen und mehr als 200 Leichenteile gesehen, die der Heidelberger Anatom Gunther von Hagens mittels der von ihm entwickelten Plastination konserviert hat. Dabei werden die Körperflüssigkeiten durch einen plastikähnlichen Füllstoff ersetzt. Zurzeit ist die Ausstellung in London und Seoul zu sehen. Nächste Station sollte München sein. Doch dazu kommt es jetzt anscheinend nicht.

      Denn der Stadtrat, in dem Rot-Grün seit zwölf Jahren die Mehrheit hat, folgte in seiner Entscheidung einem juristischen Gutachten des Kreisverwaltungsreferats, demzufolge die "Körperwelten" zum einen gegen das bayerische Bestattungsgesetz, aber auch gegen das Grundgesetz verstoße. Die in der Ausstellung gezeigten Leichen verletzten demnach "die Würde der Verstorbenen und das sittliche Empfinden der Allgemeinheit".

      Das hatte die Stadt Mannheim vor fünf Jahren noch anderes beurteilt. Als dort mehrere Anzeigen gegen die "Körperwelten" eingingen, befand man, dass es sich bei den Exponaten durch die aufwändige Behandlung nicht mehr um Leichen, sondern um wissenschaftliche Präparate handle - also um Sachen. Diese Interpretation scheint nun aber ebenso umstritten wie es die ethische und wissenschaftliche Bewertung der Ausstellung seit ihrer ersten Station in Japan 1996 war.

      Zuletzt hatte Gunther von Hagens, Initiator der "Körperwelten", für Aufsehen gesorgt, als er im November 2002 in London eine Leiche öffentlich sezierte - gegen den Willen der Behörden. Als er solch eine Autopsie auch für München ankündigte, kündigte die Stadt sofort an, dagegen vorzugehen - und kam dadurch erst auf den Gedanken, die ganze Ausstellung überprüfen zu lassen. Schnell wandte sich die Stimmung gegen die Leichen-Show und Mitte Januar geißelte Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) die Veranstaltung als "abscheuliches Spektakel", deren "mit Schaulust und Sensationsgier begründeter Tabubruch" klar die Menschenwürde missachte.


      Damit offenbarte Ude allerdings einen überraschenden Sinneswandel, denn zuvor hatte er bereits ein freundliches Vorwort für den geplanten Ausstellungskatalog verfasst. Nun redet er sich mit einer reichlich fadenscheinigen Begründung heraus: "Ich konnte mir damals nicht vorstellen, dass es sich bei den Exponaten tatsächlich um menschliche Leichen handelt und nicht um Nachbildungen aus Plastik."

      Auch andere Kommunalpolitiker erweckten nicht eben den Anschein, als wüssten sie, worum es überhaupt geht. So verwechselte der CSU-Fraktionschef Klaus Podiuk offensichtlich Bierleichen und Plastinate, als er gegen den "Oktoberfestcharakter" der Veranstaltung wetterte. Der SPD-Stadtrat Josef Assal brachte zur entscheidenden Sitzung stolz das anatomische Plastikmodell eines Oberkörpers mit und verkündete, damit sei wohl bewiesen, dass es keine Leichen brauche, um die Funktionen des menschlichen Körpers zu veranschaulichen. Tatsächlich aber zeigte der Plastiktorso aus dem Anfängerkurs für Medizinstudenten gerade nicht die Hautschichten, Muskelstränge und Nervenbahnen, die man in den "Körperwelten" bestaunen kann und hätte somit allenfalls als Plädoyer für den wissenschaftlichen Wert der Ausstellung dienen können.

      Von welchem Wert die Körperwelten nun aber sind und ob sie gegen die Menschenwürde verstoßen oder nicht - das wird nun das Verwaltungsgericht klären müssen, denn das Heidelberger Ausstellungsbüro hat angekündigt, gegen das Verbot Klage einzureichen. Vom Erfolg sind die "Körperwelten"-Macher überzeugt. Nachdem es in der Schwabinger Reithalle Schwierigkeiten mit Umbau und Mietvertrag gab, wollen sie die Schau nun ab Ende März im - erheblich größeren - früheren Radstadion auf dem Olympiagelände zeigen.

      Bis dahin werden sie wohl auch noch die drängende Frage vieler Stadträte beantworten müssen, woher denn die ausgestellten Leichen genau stammen. Gunther von Hagens versicherte schon mal, dass es sich ausschließlich um Körperspender handle, die vor ihrem Tod einer Verwendung zu wissenschaftlichen Zwecken ausdrücklich zugestimmt hätten. Ganz im Gegensatz zur heiligen Munditia.
      Avatar
      schrieb am 12.02.03 00:49:47
      Beitrag Nr. 27 ()
      -----

      Streit um „Körperwelten“ weitet sich aus


      11. Februar 2003 Der Gerichtsstreit um die Leichenausstellung „Körperwelten“ ist in eine neue Runde gegangen.

      Der Anatom Gunther von Hagens hat in München erneut eine gerichtliche Anordnung beantragt. Damit will sein Institut für Plastination nach Angaben des Münchner Verwaltungsgerichts der Stadt untersagen, seine im ehemaligen Olympia-Radstadion geplante Ausstellung aus baurechtlichen Gründen zu verbieten.

      Mit der Anordnung wolle sich der Pathologe gegen alle denkbaren Verbotsgründe schützen, sagte ein Gerichtssprecher.

      Bisher hat die Stadt München ihr vor zwei Wochen beschlossenes Verbot der „Körperwelten“-Ausstellung noch nicht offiziell gemacht.

      Vorrangig beziehe sich der neue Antrag auf eine Mitteilung der Stadt, wonach der vorgesehene Veranstaltungsort - das ehemalige Olympia-Radstadion - „Nutzungen mit sportlichem Bezug“ vorbehalten sei.

      Sobald sich die Ausstellung „konkret abzeichne“, müsse diese aus baurechtlichen Gründen untersagt werden, teilte die Stadt mit.

      Nach Ansicht des Instituts für Plastination besteht für eine solche Untersagung allerdings keine Rechtsgrundlage. Das Verwaltungsgericht wollte noch in dieser Woche über den Antrag entscheiden.



      Verstöße gegen Bestattungsrecht und Menschenwürde?

      Erledigt hat sich dagegen offenbar ein erster Eilantrag Gunther von Hagens, mit dem der Professor im Falle einer Schau die Sicherstellung und Zwangsbestattung seiner Ausstellungsstücke durch den Freistaat verhindern wollte. Die Stadt München hatte am Montag erklärt, solche Maßnahmen ohne ein Verbot der Ausstellung nicht durchzuführen.

      Hagens plant, seine präparierte Leichensammlung vom 22. Februar bis 9. März und vom 21. März bis 15. Juni im ehemaligen Olympia-Radstadion zu zeigen.

      Unter den so genannten Plastinaten sind sowohl ganze Körper als auch einzelne Organe und transparente Körperscheiben.
      Ihr angekündigtes Verbot der Schau begründete die Stadt München mit einem Verstoß gegen das Bestattungsrecht und gegen die in Artikel 1 des Grundgesetzes festgelegte Menschenwürde. Von hagens hatte das Verbot im Vorfeld als „einmalige Zensur der musealen Präsentation medizinisch-anatomischer Präparate seit der Renaissance“ bezeichnet.




      Konservierung ganzer Körper

      Der umstrittene Wissenschaftler wollte in München in einer eigens umgebauten Halle des ehemaligen Katastrophenschutzamts im Stadtteil Schwabing seine Sammlung von rund 25 plastinierten Leichen sowie etwa 2.000 präparierten Leichenteilen zeigen.

      Nach dem Startschuss 1996 in Japan zog die Wanderausstellung mit den konservierten Leichen unter anderem nach Mannheim, Basel, Berlin, Köln und Brüssel. Kritisiert wurde in der Öffentlichkeit vor allem, dass von Hagens die Leichen zu künstlerischen Objekten verfremdet hatte.

      An den Präparaten wird das ursprüngliche Gewebe durch Silikonkautschuk oder Epoxydharz ersetzt, wodurch die Körper ihre natürliche Oberflächenstruktur behalten. Die sterblichen Überreste von Freiwilligen wurden so im Ganzen oder - zur besseren Anschaulichkeit - mit abgezogener Haut, ausgeklappten Organen oder auch scheibchenweise konserviert.



      Quelle: FAZ, 11.02.03
      Avatar
      schrieb am 17.02.03 02:26:22
      Beitrag Nr. 28 ()
      Was gibt es Neues? Findet die Ausstellung statt?
      Avatar
      schrieb am 17.02.03 08:50:48
      Beitrag Nr. 29 ()
      Eine Superausstellung! Unbedingt auch die Erklärungen vom Band anhören.

      Sogar mein skeptischer Ehemann, der erst gar nicht reinwollte, blieb stundenlang drin.

      Die Verantwortung für den eigenen Körper und seine Gesundheit wird hier wohl jedem klar (hoffentlich).

      Naja, Bayern...was hättet Ihr erwartet?
      Avatar
      schrieb am 17.02.03 08:54:24
      Beitrag Nr. 30 ()
      Würde mich auch sehr interessieren, findet die Ausstellung nun statt :confused:
      Avatar
      schrieb am 17.02.03 10:13:16
      Beitrag Nr. 31 ()
      Zumindest hat heute ein Verantwortlicher ein Halle in Oberhausen angeboten, daß er, wenn es bei den Bayern nichts werden sollte, die Ausstellung gerne ein zweites Mal in das Ruhrgebiet holen würde!!
      Das fände ich richtig gut... !
      Avatar
      schrieb am 17.02.03 12:22:42
      !
      Dieser Beitrag wurde vom System automatisch gesperrt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an feedback@wallstreet-online.de
      Avatar
      schrieb am 17.02.03 12:50:44
      Beitrag Nr. 33 ()
      DAS hätte auch von Stoiber kommen können.....
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 00:52:52
      Beitrag Nr. 34 ()
      Heute fällt die Entscheidung.
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 03:38:19
      Beitrag Nr. 35 ()
      ...ich finde es ekelhaft, geschmacklos und irgendwie menschenunwürdig. Übrigens habt ihr gewußt, daß der Professor von Hagen den Namen seiner Frau angenommen
      hat? Früher hieß er Liebchen mit Nachnamen!!!:eek: :laugh: ;)
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 08:44:38
      Beitrag Nr. 36 ()
      Jaja, der Schmutzjournalismus auf RTL Extra. :mad:

      Ein schönes Merkmal für die Verblödung unter den Journalisten und ihrem Publikum, daß man Menschen zu demontieren versucht, indem man sich ihren Namen vornimmt und lächerlich macht - als ob das irgendetwas mit den Menschen zu tun hätte. Eigentlich Klamotte aus dem 19. Jhd: wer seinen Namen ändert, "hat was zu verbergen". So ein Quatsch.

      Und natürlich gleich die andere Taktik, beim Zuschauer Emotionen zu wecken, um so Quote zu machen: Neid. Genüßlich breitet man aus, wieviel Hagen mit seinen Ausstellungen, mit seinen Patenten und dem Vertrieb seiner Produkte und mit seinem "Museumsshop" verdient. Nur: der Mann hat ein Recht darauf, wenn er gute Ideen hat, diese auch zu vermarkten. Wir leben ja in der schizophrenen Situation, daß wir unsere besten Wissenschaftler mit Normallöhnen abspeisen, während Schlagersänger nach einem Jahr talentlosem trällern irgendwelcher Remakes schon Millionär sein können. Und die gleichen Leute, die sich nichts dabei denken, daß manche Schlagerstars Millionenabfindungen erhalten, damit sie nicht mehr singen, weil sie keiner mehr hören will, finden es anstößig, wenn ein Wissenschaftler seine Entdeckung auch vermarktet.

      Dazu kommt: man kann nicht einerseits beklagen, daß die Leute so wenig in "normale" Wissenschaftsausstellungen kommen, andererseits jemandem, der seine Ausstellung mit Schaueffekten anreichert, um sie unterhaltsam zu machen und dadurch plötzlich ein Millionenpublikum für Anatomie begeistert, das zum Vorwurf machen.

      Die Sendung zu Hagen von RTL Extra war billiger, platter Schmutzjournalismus, bei dem nicht informiert werden sollte, sondern nur Emotionen geschürt. Wie man sieht: es funktioniert...:mad:
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 09:04:51
      Beitrag Nr. 37 ()
      @for4zim

      Ich glaube die Heraustellung des Namens "Liebchen" beinhaltet noch eine viel infamere Komponente als das reine lächerlich machen eines Namens.

      Hier wird ganz heimtückisch die hohe antisemitische Schule geritten.

      Kaperfahrer
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 09:09:30
      Beitrag Nr. 38 ()
      Kaperfahrer, daran hatte ich noch gar nicht gedacht...:eek:
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 09:13:03
      Beitrag Nr. 39 ()
      Ich komm da drauf, weil die erste Reaktion meiner 85jährigen Schwiegermuter (liebenswert,aber die Nazizeit war die schönste Zeit ihres Lebens!) als erstes gesagt hat:
      "Liebchen, das ist doch ein jüdischer Name!"

      Kaperfahrer
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 18:20:35
      Beitrag Nr. 40 ()
      18.02.2003 17:00

      Körperwelten


      Gericht bleibt bei Verbot

      Gunter von Hagens muss sich einen anderen Ort für seine Ausstellung suchen: Die Leichenschau kommt nicht nach München.




      Das Verwaltungsgericht München hat das Verbot der umstrittenen Ausstellung „Körperwelten“ in München bestätigt. Die Schau mit den plastinierten Leichen sollte von kommendem Samstag (22. Februar) an in München Station machen. Zuvor war die Wanderausstellung des Heidelberger Instituts für Plastination in vielen Städten mit Erfolg gelaufen.

      "Rechtsqualität" eines toten Körpers bleibt

      Die Stadt München hatte das Verbot unter anderem damit begründet, dass die Ausstellung gegen das Bayerische Bestattungsgesetz und das Grundgesetz verstoße. Das Verwaltungsgericht betonte nun: „Die Plastination verändert die Rechtsqualität eines toten Körpers nicht.“ Vielmehr handele es sich nach wie vor um Leichen.

      Das Gericht fügte hinzu: „Für Leichen gelten die Vorschriften des Bestattungsrechts. Diese gebieten es, die Würde des Verstorbenen und das sittliche Empfinden der Allgemeinheit nicht zu verletzen.“ Dem werde die Ausstellung - „so wie sie geplant ist“ - nicht gerecht.

      Denn hier treffe die Ausnahme nicht zu, dass Leichen für wissenschaftliche Zwecke untersucht werden können. Die Schau solle auch nicht in einer wissenschaftlichen Einrichtung stattfinden. Gunther von Hagens will seine präparierte Leichensammlung ab Samstag im ehemaligen Olympia-Radstadion zeigen.

      Auch gegen den Widerstand der Stadt

      Die Stadt München hatte Anfang Februar die „Körperwelten“-Ausstellung des Medizinprofessors Gunther von Hagens verboten. Das Institut für Plastination reichte daraufhin beim bayerischen Verwaltungsgericht einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen das Verbot ein.

      Gegen die Entscheidung des Gerichts ist noch Beschwerde beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof möglich. Die Organisatoren wollen die Austellung auch gegen den Widerstand der Stadt durchsetzen.

      Hagens schaut nach Hamburg

      Nach dem Verbot in München soll die umstrittene Ausstellung offenbar in Hamburg gezeigt werden. Die Organisatoren der Ausstellung führten bereits Gespräche mit der Hamburger Hafen- und Lagerhaus-Aktiengesellschaft (HHLA), berichtete Die Welt am Dienstag unter Berufung auf HHLA-Sprecher Olaf Mager. Auch in der Kulturbehörde sei das Team um von Hagens bereits vorstellig geworden.

      Kultursenatorin Dana Horáková könne sich die Schau in Hamburg gut vorstellen, berichtete Die Welt. Verbote seien für eine weltoffene Stadt wie Hamburg kein Umgang mit Kultur. Zudem sei das Thema Tod „in der gegenwärtigen politischen Lage vor dem Hintergrund eines möglichen Krieges im Irak aktueller denn je“.

      (sueddeutsche.de/ddp/dpa)
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 18:39:18
      Beitrag Nr. 41 ()
      Das sind die Dinge, die ich in Bayern nicht kapiere :mad:
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 18:55:50
      Beitrag Nr. 42 ()
      Ich finde die Körperwelt-Ausstellung geschmackslos. Ich bin selber Mediziner und daher von der Anatomie fasziniert, aber Hagens ist ein Leichenflederer, der aus den Toten Kunst macht.
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 19:19:02
      Beitrag Nr. 43 ()
      @Dudde
      Ich bin hier in Bayern aufgewachsen und durchaus Lokalpatriot, aber manche Sachen verschließen sich mir auch.

      @8Slavi8
      Da kann man durchaus drüber diskutieren was du da sagst, ich fühle mich auch leicht angewidert. Aber trotzdem denke ich der Staat sollte sich grundsätzlich mit Verboten zurückhalten die Geschmacksfragen angehen. Ein bisschen weiter ausgelegt und Du musst jedes Museum schließen das Mumien o.Ä. enthält.
      Oder jeden Medienbericht der mit Bildmaterial auf diese Austellung eingeht.
      Kein Mensch wird gezwungen sich diese, sagen wir mal Geschmacksverirrung, anzusehen!

      Kaperfahrer
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 20:01:17
      Beitrag Nr. 44 ()
      Das Wort Enttäuschung ist in diesem Fall sogar noch milde ausgedrückt!
      Man fühlt sich ins Mittelalter versetzt.
      Da maßen sich wenige Volksvertreter ihre eigenen Moralvorstellungen als allgemeinverbindlich vorzuschreiben :mad:
      Herr Ude, ich hoffe, dass Deine Zeit als OB in München, bald vorbei sein wird! Hast aus einer Weltstadt mit Herz, ein Dorf von Deppen gemacht! Unglaublich, kann es einfach nicht verstehen!

      Nun soll die Ausstellung in Hamburg stattfinden, wie schön für die Hamburger, leider, zu weit von Stuttgart entfernt :cry:
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 20:04:08
      Beitrag Nr. 45 ()
      Hmmm, ich habe moralisch nichts dagegen, weil die Toten eingewilligt haben, und sonst geht es niemanden etwas an.

      Ansonsten ist die Ausstellung eine Art Anatomie-Disneyland, und von Hagens Ziel ist gewiß nicht die Aufklärung sondern schlicht Kohle. Persönlich ist er übrigens ein Megaar....
      Ich kann mir persönlich schlecht vorstellen , dass jemand wegen der Lungen mit dem Rauchen aufhört, nur weil er zwei trockene Plastinate sieht. Das mag anders sein, wenn er eine Raucherlunge mit der Hand von dem Zwerchfell löst, sofern das Lungenwasser des Lungenödems das einem erlaubt.

      Ansonsten kann man in jedem Schlachthof alle inneren Organe käuflich erwerben (am besten vom Schwein) und so viel rumprökeln und sezieren, wie einem danach ist. Oder mal beim Verzehr des nächsten Broilers mal die Anatomie der Gelenke beobachten, sieht kaum anders aus.
      Wenn ich mich an die Kitschfarben einiger Plastinate zurückerinnere. :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 22:56:15
      Beitrag Nr. 46 ()
      Tja bodin leider hast Du recht was Ude angeht!

      Aber viel zu viele Münchner fliegen auf ihn, ich hab manchmal das Gefühl ich bin der einzige der ihn nicht abkann.

      Wenn es was zum betroffen sein gibt wer steht in erster Reihe und ringt um Fassung? Wenn es was zum empören gibt, wer ist der Allerempörteste? Wenn es was zu lachen gibt, wer drängt sich vor und lacht wie eine Hyäne? Wenn es was zum dumm stellen gibt, wessen Name ist Hase? Plastik!!! Ha, das ich nicht lache! Er hat nur gewartet bis er meinte Volkes Stimme treffen zu können.
      Gegen diesen ausgekochten Populisten ist selbst ein Schröder noch ein Waisenknabe.

      :mad: Kaperfahrer
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 23:08:48
      Beitrag Nr. 47 ()
      hmmmmmmmm,

      hab körperwelten gesehen und ich fands beeindruckend
      selbst meine kids fanden es gut und hatten keine alpträume


      mlg. garb
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 06:21:34
      Beitrag Nr. 48 ()
      Hamburger Morgenpost 18.02.2003

      "Körperwelten"-Ausstellung soll nach Hamburg

      Hamburg (dpa) - Die umstrittene Ausstellung "Körperwelten" soll nach dem Verbot in München nach Hamburg kommen. Gespräche der Ausstellungsmacher mit der Hamburger Hafen- und Lagerhaus- Aktiengesellschaft werden bereits geführt, berichtet die Tageszeitung "Die Welt". Auch Kultursenatorin Dana Horáková könne sich die Schau in Hamburg vorstellen. Verbote seien für eine weltoffene Stadt wie Hamburg kein Umgang mit Kultur, erklärte sie. Die Ausstellung zeigt präparierte menschliche Leichen und Körperteile.



      München ist doch auch eine weltoffene, facettenreiche Stadt, oder nicht???

      Was soll man da lange diskutieren, es ist wie es ist, vielleicht fahre ich doch nach Hamburg.
      München wäre ideal gewesen, morgens weggefahren, und abends zurück, Gesamt 420 Km............bis Hamburg sind es 750 Km, einfach, hatte zwei Neffen eingeladen, der Onkel hätte alles bezahlt.
      Was soll`s............ :(
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 08:54:12
      Beitrag Nr. 49 ()
      Also jetzt mal wirklich:
      Was ist los, bei Euch, in München??
      Wo ist die hier schon viel beschriebene Offenheit und Toleranz?
      Läuft das jetzt bei Euch frei nach dem Motto:
      Der (Frei-)Staat denkt für das Volk...?
      Sind Kondome bei Euch noch frei käuflich oder nur noch auf dem Schwarzmarkt erhältlich...? Sind die Moscheen schon versiegelt...?
      Das mag jetzt vielleicht ein wenig provokativ klingen - aber eigentlich kann doch jeder für sich entscheiden, ob er / sie die Ausstellung sehen möchte oder nicht, oder??
      Über die Medien werden Bilder / Filme gezeigt, die viel menschenverachtender sind als diese Ausstellung - wird das auch alles bald zensiert??
      Ich kann nur noch staunen...!
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 09:02:40
      Beitrag Nr. 50 ()
      Dann kann ich mich ja jetzt auch darauf verlassen, dass die Heiligenreliquien in der peterskirche in München auch schleunigst verbuddelt werden. :laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 14:22:39
      Beitrag Nr. 51 ()
      #42 und alle Gegner....habt Ihr die Ausstellung denn selbst gesehen...oder redet Ihr nur wieder vom Hörensagen?

      Für alle Nichtmediziner, die sich wirklich für das, was sie unter der Haut haben interessieren ist diese Ausstellung sehr sehenswert. Außerdem hat sie einen großen Bildungseffekt, der wohl in Bayern nicht so erwünscht ist, was mich sehr wundert.

      Es hat mich tief beeindruckt eine schwarze Raucherlunge, verkalkte Blutgefäße oder auch eine Fettleber zu sehen. Alles Dinge, die unserem Gesundheitssystem sehr viel Geld kosten und die bei verantwortlichem Lebenswandel vermeidbar wären.

      Klar will der Hagen damit Kohle machen, wer will das nicht mit seiner Arbeit (Ärzte mal ausgenommen :eek: ) und klar, will er Publikum, welcher Naturwissenschaftler wünschte sich das nicht.

      Schaut man nicht nur neugierig, sondern hört sich auch die Bänder dazu an, ist es eine hochwissenschaftliche aufklärende Geschichte.

      Ich war froh, dass es endlich so etwas gibt.
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 14:34:55
      Beitrag Nr. 52 ()
      Mein Senf dazu:

      JEDER der diese Ausstellung verbieten möchte oder auf irgendeine Weise entartet findet, ist meiner Meinung nach borniert und was viel schlimmer ist menschenfeindlich.

      Dabei ist es mir egal, ob man diese Ausstellung mit biologischem Interesse sieht oder unter künstlerischen Aspekten. Eine Qualität der Ausstellung ist, das beides möglich ist.

      Wer nicht so denkt, hätte im Mittelalter auch Hexen verbrannt, hätte sich über Nacktdarstellungen in der Malerei der Renaissance empört oder im 3. Reich "entartete" Kunst gegeisselt.

      Die Menschheit braucht so etwas um weiterzukommen. Wer keine Grenzen bricht, bleibt eben eingesperrt.

      Fertig;)
      Avatar
      schrieb am 20.02.03 13:58:10
      Beitrag Nr. 53 ()
      Diskussion zu Recht beendet:D
      Avatar
      schrieb am 20.02.03 14:02:46
      Beitrag Nr. 54 ()
      Du hast es wohl auf den Punkt gebracht, Joerg :)
      Avatar
      schrieb am 20.02.03 14:09:03
      Beitrag Nr. 55 ()
      ja ja, la musica é finita, andate in pace!!!
      Avatar
      schrieb am 20.02.03 15:53:32
      Beitrag Nr. 56 ()
      Hi@all,

      danke für Eure Diskussionsbeiträge. :)

      Ich bin auch dafür, daß die "Körperwelten"-Ausstellungen stattfinden.

      Und wer da für sich Bedenken hat, braucht sie sich ja nicht anzuschauen.
      Avatar
      schrieb am 21.02.03 14:18:03
      Beitrag Nr. 57 ()
      Das Oberste Verwaltungsgericht hat das Verbot gegen Auflagen wieder aufgehoben.

      "Körperwelten" findet ab morgen in München statt.
      Die Auflagen sehen anscheinend so aus, dass die Veranstaltung noch ein bisschen wissenschaftlicher aufgezogen wird. D.h. das an Dali erinnernde Schubladenplastinat wird nicht gezeigt und jeder Besucher erhält kostenlos eine hundertseitige Infoschrift in 9 Sprachen.

      Also bodin Du kannst kommen. :D
      Avatar
      schrieb am 21.02.03 15:12:36
      Beitrag Nr. 58 ()
      Jetzt bin ich aber platt. :eek: :eek: :eek:

      Danke Kaperfahrer, ich komme ;) :D
      Avatar
      schrieb am 21.02.03 15:50:16
      Beitrag Nr. 59 ()
      Kaperfahrer, kannst Du die Quelle nennen! Finde leider nichts, diesbezüglich :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 21.02.03 15:56:21
      !
      Dieser Beitrag wurde vom System automatisch gesperrt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an feedback@wallstreet-online.de
      Avatar
      schrieb am 21.02.03 16:11:41
      Beitrag Nr. 61 ()
      @Motomania, danke, habe es in der Süddeutsche.de auch gefunden, es gibt doch vernünfitige Menschen in München ;) :D
      http://www.sueddeutsche.de/index.php?url=/muenchen/muenchner…

      München, wir kommen ;)
      Avatar
      schrieb am 21.02.03 17:26:44
      Beitrag Nr. 62 ()
      Hi@all:)

      Die Würfel sind gefallen.
      Avatar
      schrieb am 21.02.03 17:31:12
      Beitrag Nr. 63 ()
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      Plastinate sind Leichen, dienen aber auch der Lehre
      Der bayerische Verwaltungsgerichtshof hebt das Verbot der "Körperwelten"-Ausstellung in München auf
      / Von Albert Schäffer


      MÜNCHEN, 21. Februar. Einen entspannten Freitag haben in München Totenwächter mit gesundem Humor erlebt.

      Der bayerische Verwaltungsgerichtshof hob in einem Eilverfahren das Verbot der Ausstellung "Körperwelten" des Anatomen Gunther von Hagens auf.

      "Totenwächter mit gesundem Humor" - mit diesem Anforderungsprofil hatte sein Institut in der bayerischen Landeshauptstadt Personal für die Präsentation von Leichen gesucht, die durch Kunststoff präpariert worden sind.

      Zweihundert kunstvoll arrangierte tote Körper können damit von diesem Samstag an in der München Arena, dem früheren olympischen Radstadion, betrachtet werden. Nur in einigen Punkten, darunter dem Verkauf von Waren wie Uhren, deren Ziffernblatt den Ausschnitt einer menschlichen Beckenscheibe zeigt, hat der 4. Senat des Verwaltungsgerichtshofs Auflagen ausgesprochen.

      Die Ausstellung ist bislang in mehreren deutschen Städten zu sehen gewesen, in Mannheim, Köln, Oberhausen, Berlin; auch im Ausland wurde sie gezeigt.

      Sie ist von heftigen ethischen, theologischen und medizinischen Disputen begleitet worden. Während Hagens für sich aufklärerisches Wirken reklamierte, warfen ihm Kritiker vor, mit einem anatomischen Disneyland nur die Schaulust zu stillen. Juristische Fragen wurden lediglich gestreift - ein seltenes Phänomen in einer Gesellschaft, die in fast allen Lebenssphären auf die ordnende Kraft der Normen vertraut.

      Doch als sich Hagens anschickte, nach München zu gehen, wurde der rechtliche Schleier gelüftet - und ein Schlagabtausch zwischen den Juristen der Landeshauptstadt, die ein Verbot der Ausstellung aussprachen, und den Anwälten des Plastinators begann.

      Die Ausgangslage ist eindeutig: Leichen sind zu bestatten - so bestimmen es die rechtlichen Regelungen. Auch Körper, die in anatomischen Instituten der Ausbildung und Forschung dienen, sind davon nicht ausgenommen; sie müssen beigesetzt werden, sobald der wissenschaftliche Zweck nicht mehr vorliegt.

      Viele Institute haben Ehrenanlagen, auf denen die Urnen der verstorbenen Personen beigesetzt werden, die sich zu Lebzeiten entschieden haben, mit ihrem toten Körper den medizinischen Fortschritt fördern zu wollen - es sei denn, es wurde ein anderer Bestattungsort verfügt.

      Der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Ernst Benda, hat schon vor einigen Jahren ein klares Fazit aus dieser Rechtslage gezogen: Er hält die Verwandlung einer Leiche in ein dauerhaftes Ausstellungsobjekt für unzulässig. Doch wann kann rechtlich gesehen von einer Leiche gesprochen werden? Müßten nach der Rechtslage auch Mumien und religiöse Reliquien beigesetzt werden?

      Die juristische Literatur gibt darauf nur eine knappe Antwort: Sie verneint das Vorliegen einer Leiche, wenn der Verwesungsprozeß soweit fortgeschritten ist, daß nur noch das Skelett oder einzelne Knochen vorhanden sind.

      Was aber ist mit Leichen, die mit einem Verfahren präpariert worden sind, wie es Hagens entwickelt hat? Bei der Plastination, für das der Anatom Patente in Deutschland und anderen Ländern hält, wird Gewebewasser und -fett durch Kunststoff ersetzt. Hagens rühmt sich, daß plastinierte Organe unter dem Mikroskop identisch mit ihrem Zustand vor der Konservierung seien - juristisch eine zweischneidige Argumentation, wie sich in dem Verbotsverfahren zeigen sollte.

      Denn die städtischen Juristen sahen sich dadurch in ihrer Auffassung gestärkt, daß bei den "Körperwelten" Leichen gezeigt würden.

      Die juristische Beurteilung eines toten Körpers könne nicht davon abhängen, ob er besonders präpariert worden sei. Hagens Berater konnten sie auch nicht mit der Argumentation überzeugen, der Leichenbegriff setze die Erkennbarkeit einer Individualität voraus, die Exponate in den "Körperwelten" seien jedoch anonymisiert.

      Besucher, die in der Ausstellung den "Hautmann", eine plastinierte Leiche, die ihre Haut über dem Arm trägt, bestaunen, mögen vergessen, daß sie der sterblichen Hülle eines konkreten Menschen gegenüberstehen - die städtischen Juristen verloren es nicht aus dem Blick.

      Und sie bekamen in diesem Punkt durch den Verwaltungsgerichtshof recht: Plastinate seien Leichen, auf die das Bestattungsrecht anzuwenden sei, entschied der 4. Senat. Die Auseinandersetzung mit Hagens verlor die Stadt an einer anderen juristischen Front - der grundgesetzlich garantierten Wissenschaftsfreiheit.

      Hagens berief sich in dem Verbotsverfahren darauf, daß die Präparation von Leichen und ihre Präsentation in der Öffentlichkeit eine in der Medizin anerkannte Methode darstelle. Die Schau- und Lehrsammlung des Berliner Pathologischen Museums habe schon vor hundert Jahren mehr als 20 000 Exponate umfaßt. Die Wissenschaftsfreiheit sei weder personell noch räumlich an Universitäten gebunden; auch in öffentlichen Ausstellungen könnten wissenschaftliche Erkenntnisse vermittelt werden. Kurz gefaßt: Auch wer nicht Inhaber eines anatomischen Lehrstuhls sei oder nicht in einem etabliertes Museum wirke, dürfe der Wissenschaft dienen.

      Die erste Instanz in dem Eilverfahren, das Verwaltungsgericht München, hatte Hagens nicht abgesprochen, daß er mit seiner Ausstellung wissenschaftliche Zwecke verfolge, etwa durch die Gegenüberstellung von gesunden und kranken Organen.

      Vieles spreche aber dafür, daß diese Zwecke nicht im Vordergrund stünden. Die Mehrheit der Ausstellungsbesucher sollten durch eine möglichst spektakuläre Aufmachung angezogen werden. Vollends den Ausschlag, das städtische Verbot zu billigen, gab für das Verwaltungsgericht aber der Ort der Ausstellung, das ehemalige Radstadion.

      Nach der Rechtslage sei es zwar zulässig, auch medizinischen Laien anatomische Präparate zu zeigen - aber nur in wissenschaftlichen Einrichtungen, um die Würde der Verstorbenen zu wahren. Und ein ehemaliges Radstadion falle nicht in diese Kategorie.

      Die rechtliche Einstufung einer Stätte, in der früher Olympioniken auf zwei Rädern möglichst schnell im Kreis fuhren - auf dieses glatte juristische Parkett begab sich der Verwaltungsgerichtshof als Beschwerdeinstanz nicht. Insbesondere Plastinate einzelner Organe, aber auch ganzer Körper dienten der medizinischen Anschauung und erfüllten Lehrzwecke, entschied der 4. Senat. Die Ausstellung verfolge damit einen legitimen, didaktischen Zweck und sei von der Wissenschaftsfreiheit gedeckt.

      Allein das Unübliche, Ungewöhnliche oder das von vielen Menschen als unerwünscht Empfundene verletze nicht die Würde eines Verstorbenen oder das sittliche Empfinden der Allgemeinheit, lautet einer der Kernsätze des Beschlusses. Mit den Plastinaten werde der biologische Teil des Menschseins dargestellt: Die Leichen würden als Mittel der Erkenntnis der Menschheit über sich selbst verwandt.

      Der 4. Senat zog aber zugleich eine Grenzlinie: Plastinierte Leichen dürften nicht zu einer kreativen, künstlerisch motivierten Gestaltung verwandt werden. Ein Arrangement eines toten menschlichen Körpers zusammen mit einem Pferdekadaver als "Scheuendes Pferd mit Reiter" lasse sich nicht mehr mit einem didaktischen Ziel rechtfertigen; auch nicht Plastinate wie "Prayer" oder "Mystisches Plastinat gleich Harry Potter".

      Hagens hatte dem Verwaltungsgerichtshof vor dessen Entscheidung zugesagt, solche künstlerisch verfremdeten Inszenierungen in München nicht zu zeigen und hatte damit seinem juristischen Erfolg den Boden bereitet.

      Die Eilentscheidung des 4. Senats ist nicht anfechtbar. Die Stadt München kann nur noch auf das Hauptsacheverfahren setzen, über das in jedem Fall erst entschieden sein wird, wenn die Ausstellung im früheren Radstadion längst ihre Pforten geschlossen hat - und die präparierten Leichen an einem anderen Präsentationsort sind, mit anderen humorvollen Totenwächtern an ihrer Seite.

      Quelle: FAZ, 21.02.03
      Avatar
      schrieb am 21.02.03 18:02:05
      Beitrag Nr. 64 ()
      @bodin
      Tut mir leid, dass ich keine Quelle angeben konnte. Ich habe es auf Bayern5 schon um 13:30 gehört(dieses Team ist anscheinend auf Draht), aber da ich beruflich im Stress war, konnte ich es im Vorbeifliegen nur schnell in die Tasten hauen.

      Na,dann wünsche ich Dir auf jeden Fall viel Spaß.
      Ich bin nach den ganzen Diskussionen jedenfalls auch so neugierig geworden, dass ich wohl auch hingehen werde.
      Eine bessere Werbung hätte sich v. Hagen garnicht wünschen können als dieses dusselige Verbot. :laugh:

      Kaperfahrer
      Avatar
      schrieb am 21.02.03 18:13:31
      Beitrag Nr. 65 ()
      Eine bessere Werbung hätte sich v. Hagen garnicht wünschen können als dieses dusselige Verbot

      genau dieses habe ich auch schon die ganzen Tage gedacht...:laugh:
      Avatar
      schrieb am 21.02.03 18:24:17
      Beitrag Nr. 66 ()
      @Joergan wegen deines "Senfs": Am Montag bekommst du verbal Haue für deine Vergleiche, aber richtig derbe. :D

      Bevor die Fragen kommen:
      Ja, ich war auf der Ausstellung. Ich kann die Lobhudelei nicht verstehen und will sie trotzdem gewiß nicht verbieten. In gewisser Weise pervers finde ich sie dagen schon, und da ist der 4.Senat auch meiner Meinung, offenbar auch ein Klub aus Menschenfeinden.

      Ja, ich kenne die Anatomie des Menschen, besser als ihr. Und ich kenne den Tod.
      Avatar
      schrieb am 22.02.03 01:49:36
      Beitrag Nr. 67 ()
      21.02.2003 22:55 http://www.sueddeutsche.de/index.php?url=/muenchen/muenchner…

      Körperwelten


      Der Gaul bleibt auf der Strecke

      Die Körperwelten-Show ist eröffnet, die Münchner können sich nun selbst ein Bild machen.

      Ein bisschen Erleichterung, ein bisschen Demut, ein bisschen Koketterie — Gunther von Hagens achtete darauf, seine Freude über die in letzter Sekunde nun doch noch zugelassene Ausstellung nicht gar zu offensichtlich werden zu lassen.

      Zumindest aber seine Zufriedenheit konnte er am Freitagabend bei der Eröffnung nicht verbergen. Die „Ehre der Körperspender“ sei wiederhergestellt, die Wissenschaft stehe wieder im Vordergrund, der Bürger werde nicht länger bevormundet, die Demokratie habe gesiegt, blümelte der Mann mit dem Hut.

      Ansonsten zeigte sich von Hagens bemüht, einseitig schon Mal Frieden mit der Stadt München zu schließen.

      Auch er, von Hagens, habe Fehler gemacht. Glaubwürdigkeit verloren, nicht richtig nachgedacht, zu wenig erklärt. Sagt er es zumindest. Und die Politiker? Die hätten sich vielleicht nicht genügend informiert.

      Ein paar Weggefährten des Professors sekundieren, doch das ist kaum nötig. Das Publikum hat von Hagens im Griff, seine Gegner sind nicht da. Offenbar geht es ihm wie seinen Plastinaten: Von Ferne abschreckend, vor Ort scheint alles halb so schlimm.

      In der Ausstellung musste manches geändert, manches ganz weggelassen werden. Das Pferd mit Reiter, auf jedem Plakat zu sehen, wurde in Goldfolio gehüllt. Dem Basketballspieler wurde das Spielzeug verboten, dem Fußballspieler wurde es vorsorglich genommen. Nur der Schachspieler sitzt wie eh und je vor seinem Brett.

      Ansonsten? Die Besucher sind aufgeweckt, können sie doch einmal selbst in sich hineinschauen.

      Mancher entdeckt, was beim letzten Skiunfall kaputt gegangen ist, Ärzte laufen zur Hochform auf, und alle können sehen, dass auch ein Embryo schon Arme hat.

      Erschreckend ist das nicht. Geschmacklos? Weil Tote nicht so tot aussehen?

      Das kann jetzt jeder selbst beurteilen.




      Die Körperwelten-Show ist vom 22.2. bis zum 9.3. und vom 21.3. bis zum 15.6.2003 täglich von 9 bis 22 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen 12 Euro Eintritt, Kinder die Hälfte.


      ...und warum es so weit gekommen ist.
      Avatar
      schrieb am 22.02.03 01:58:31
      Beitrag Nr. 68 ()
      Der hat auch noch gefällt :laugh: http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/getArticleSZ.php?artik…

      Modekaufmann Rudolph Moshammer reichte Klage gegen Hagens ein, weil ohne sein Wissen im Eingang zu seinem Geschäft eine Leiche für ein Foto- Shooting der Illustrierten Max aufgestellt worden sei. „Ich hätte für so eine Aktion nie mein Einverständnis gegeben“, sagte Moshammer. Durch die Werbung mit seinem Namen für diese Ausstellung sei er in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt worden. Er verlangt von dem Leichen-Professor wenigstens 500000 Euro Schadenersatz :eek: , die er dann seiner Stiftung für Obdachlose zugute kommen lassen will.



      Kaperfahrer, Du hast Recht, die Austellung benötigt wahrlich keine eigene Werbung :D
      Avatar
      schrieb am 22.02.03 08:06:42
      Beitrag Nr. 69 ()
      @bodin
      Ja Moshammer ist wirklich ein verrücktes Huhn(!)
      Ich glaube Mosi ist bloß sauer weil man ihn nicht ein oder zwei Plastinate einkleiden ließ. Das wäre ein Ding nach seinem Geschmack gewesen, er mag es nicht wenn man ihn bei so etwas übersieht.
      Ansonsten versteht Moshammer das Mediengeschäft aus dem ff. Der Fama nach hat er seine erste Schlagzeile in den 60ern gemacht, als er mit einem Geparden an der Leine, vollkommen pleite und unbekannt durch die Leopoldstraße stolzierte.
      Das wäre in jenen Zeiten noch kein Wort wert gewesen.-
      Erst als das Vieh einer späteren Society-Lady in den Arsch gebissen hat wurde es Schlagzeilen-relevant.
      Man sagt, das wäre der Grundstein zu Mosis Karriere gewesen.

      Er hat übrigens eine ganz pfiffige Homepage und seine Gaststätte die Hundskugel ist auch recht urig und soll Münchens älteste (~1440) Gasstätte sein. Ist auch immer rappelvoll.
      http://www.moshammer.de/

      Kaperfahrer
      Avatar
      schrieb am 22.02.03 08:29:26
      Beitrag Nr. 70 ()
      Übrigens, das mit dem Obdachlosen-Engagement meint Moshammer wirklich ernst. Da ist er seit Jaheren dran und hat schon viel bewegt, auch hinter den Kulissen.
      Das ist keines von diesen üblichen Prominenten-Betroffenheits-Szenarien.
      Deshalb wäre v. Hagen gut beraten wenn er sich mit einem erwähnenswerten Scheck zu Gunsten der Obdachlosen-Stiftung mit Moshammer versöhnen würde. Mosi ist ein Clown, aber einer mit einer großen Lobby.

      Kaperfahrer
      Avatar
      schrieb am 22.02.03 08:51:40
      Beitrag Nr. 71 ()
      Es gibt weißgott wichtigeres, als Leichen beim Schachspiel, wie wäre es mit Verliebten beim finalem Orgasmus?
      Das Ganze ist für mich eine Steigerung der sog. KZ-Forschung
      eines Josef Mengeles. Einfach nur Homo-Sapiens-Scheiße.
      Wer sich das anschaut, ist für mich nicht lebensunwert, aber fast jenseits von Kommentaren!
      Der, hier plastinierte, Tod sollte für medizinische Forschung vorbehalten und auch nützlich sein! Und nicht für sensationslüsternes Publikum. Was hat denn Hinz und Kunz davon und was tut er dann, etwa spenden für die Forschung?
      Die meisten Besucher gehen doch nur gefröstelt wie nach einem Horrorfilm nach Hause, die Würde der Gestorbenen ist dann nur noch eine bleibende Erinnerung wie die neueste Schöpfung von VW,BMW oder Mercedes. Mich kotzt das an!
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 08:52:29
      Beitrag Nr. 72 ()
      1.Zitat: JEDER der diese Ausstellung verbieten möchte oder auf irgendeine Weise entartet findet, ist meiner Meinung nach borniert und was viel schlimmer ist menschenfeindlich.

      2.Zitat: Wer sich das anschaut, ist für mich nicht lebensunwert, aber fast jenseits von Kommentaren!

      Mann, Mann, Mann, jetzt hat man also die Wahl zwischen "menschenfeindlich" und "nicht lebenswert". Leute , geht es noch? Lasst uns erst die Köpfe einschlagen, wenn es um etwas wichtiges geht. :D

      Es stimmt. Die Betroffenen waren erwachsen, haben eingewilligt, ihre Körper auszustellen. Dies geht mich nichts an . Einzige Ausnahme ist das Embryo im Bauch der Mutter. Es würde aber keinen Unterschied machen, wenn ein Künstler die Leichname in ein gläsernes, hermetisch abgeriegeltes Wasserbassin werfen würde und die dann langsam aufdunsen und verwesen lassen würde. Auch diese Ausstellung würde mit Sicherheit ihre Besucher finden, nicht wenige, würde ich vermuten.
      Aber gut muss ich eine solche Austellung nicht finden, um mich nicht als "menschenfeindlich" bezeichnen zu lassen, auch wenn es als Kunst deklariert wurde.

      Um mal Tacheles zu reden: Für mich ist die Austellung ein zeitgemässes Gruselkabinett, so etwas wie das London Dungeon, das auch gut läuft. Echtes Interesse an der Anatomie nehme ich den meisten Besuchern einfach nicht ab, denn meine Vorschläge, sich Anschauungsmaterial aus dem Schlachthof zu holen, werden brüsk zurückgewiesen. Vermutlich weil die nass und fast noch lebendig sind, weil sie nicht derart asthetisch verpackt wurden, weil man sich dann doch mit dem Sterben auseinandersetzen muß, weil sich kein wohliges Gruseln einstellt.

      Zur wissenschaftlichen Bedeutung: Für Mediziner sind manche Plastinate sicher wunderbar anschaulich , z.B der Fechter, wo die Muskeln wunderbar herausmodelliert wurden. Warum aber eine Frau breitbeinig ihr Embryo darstellen muss, dass kann ich mir anders erklären als mit purer Sensationshascherei. Punkt!
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 09:39:06
      Beitrag Nr. 73 ()
      @puhvogel

      Ich war ja zuerst auch skeptisch, gebe ich zu.
      Aber ich habe inzwischen mit mehreren Leuten gesprochen die am Wochenende schon dort waren, und die ich in jeder Beziehung für integer und glaubwürdig halte. Und ihre Meinung kann man nur als Begeisterung und Faszination beschreiben.
      Die einhellige Meinung ist, man bekommt ein neues Verständnis für seinen eigenen Körper und seine Fragilität. Von Gruseleffekt und Sensationsgier keine Spur.
      Da ich mich immer gerne überzeugen lasse, werde ich bestimmt auch hingehen.

      Kaperfahrer

      Nur ein Gag am Rande:
      Gestern stand in der tz-München. Einer Umfrage zufolge sind unter den Ablehnern der Ausstellung mit großer Mehrheit Ältere und Ungebildete anzutreffen.
      Ob sich OB Ude das so gedacht hat? Plötzlich Seit` an Seit` mit alten Dummköpfen! ;)
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 09:42:19
      Beitrag Nr. 74 ()
      Wie kann irgendjemand nur so intolerant und vermessen sein , jemand anderem etwas zu verbieten was in keiner Art & Weise der Allgemeinheit schadet !!
      Ich würde mir so etwas verbieten !!
      :kiss: Gaby
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 12:18:06
      Beitrag Nr. 75 ()
      @Kapernfahrer:
      Lies bitte noch mal mein Posting 66 durch, denn ich war in der Berliner Ausstellung. Ich rede auch nicht vom Bewußtsein, sondern vom Unterbewußtsein der Zuschauer. Missgebildete Embryos haben in pathologischen Austellungen einfach mehr Zuschauer als eingelegte Lungenflügel, es ist einfach so.

      Und wenn der Körper als fragil wahrgenomen wurde, dann zeigt das auch schon, dass wissenschaftlich in dieser Austellung herzlich wenig rüberkommt, denn die Evolution hat den Körper auf maximale Effiziens, Kompaktheit und Resistenz getrimmt. Wird da die supergeniale Konstruktion des Unterarms oder des Kniegelenks besonders gewürdigt? Nicht die Bohne! Jeder Versuch eines Ingenieurs, das besser zu gestalten, wird ihn schnell zur Verzweiflung bringen. Deshalb geht gerade das Bioengineering genau den umgekehrten Weg. Ausnahmen sind unsere Wirbelsäule und der Blinddarm. Mir geht eigentlich auf den Keks, dass der Hagen als Held der Aufklärung gefeiert wird(ich erinnere an das Wort "menschfeind" von Jörgan), Leute in einer gewissen Verklärung auf ewiges Leben ihre Körper ihm regelrecht aufdrängen, während er nach allem was ich von ihm weiß und von ihm sehe nur ein gerissener Geschäftemacher ist.
      Vielleicht sollten sich die Mediziner dazu aufraffen, die Anatomiesezierräume für die Öffenlichkeit zu öffnen.

      @Gaby: Um es nochmal zu wiederholen: Ich bin weder für das Verbot noch sonstweder Austellungen noch gegen andere, wo Leichname dargestellt werden. Es geht mich schlicht und einfach nix an.
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 13:36:42
      Beitrag Nr. 76 ()
      Fragilität war wohl das falsche Wort von Kaperfahrer. Aber an den plastinierten Leichen sieht man wohl die zum Teil filigrane Struktur, die der Körper trotz seiner äußerlichen Robustheit aufweist. ;)

      Ich werde mir die Ausstellung nächste Woche ansehen und bin sehr gespannt.

      @Kaperfahrer
      #46 kann ich bzgl. Ude nur zustimmen! :mad:
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 14:02:02
      Beitrag Nr. 77 ()
      @puhvogel
      ich meinte das ganz allgemein !!!
      Habe niemanden / auch nicht Dich angesprochen.
      Gruß Gaby
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 14:02:36
      Beitrag Nr. 78 ()
      @puhvogel

      Die Leute mit denen ich gesprochen habe, die hier in München in der Ausstellung waren, darunter ein befreundeter Arzt meinten an der wissenschaftlichen Aufbereitung gäbe es nichts zu bemängeln.

      Das Fragile bezog sich auch nicht auf das Knochengerüst sondern und da waren sich alle einig auf die komplexe Bauweise feiner und feinster Blutgefäße und Nerven besonders am Kopf.
      In einem Leserbrief schrieb einer: Besonders Leute die meinen, einem Kind würden hin und wieder ein paar hinter die Löffel nicht schaden, sollten sich diese Ausstellung ansehen.

      Ich respektiere deine Einstellung immerhin habe ich schon ähnlich gedacht. Aber andererseits selbst wenn jemand aus "niederen" Beweggründen dorthin gehen sollte und kommt staunend über das Wunder der Natur wieder heraus, dann war es m.E. schon etwas wert.

      Über v. Hagen kann ich nicht viel sagen, was ich von ihm weiß habe ich aus den Medien und denen misstraue ich erst einmal. Abgesehen davon, wenn jemand ein guter Geschäftsmann ist und etwas von Marketing versteht halte ich das per se nicht für verabscheuungswürdig. Ganz im Gegenteil, von dieser Sorte könnten wir ruhig ein paar mehr vertragen.

      Aber wie gesagt ich werde mir das Ganze einmal selber ansehen und mir erst dann ein endgültiges Urteil bilden.

      Über die Blödsinnigkeit eines Verbotes sind wir uns ja sowieso einig.

      Kaperfahrer

      p.s. London Dungeons fand ich Klasse!! Aber vielleicht liegt das daran, dass ich eine hartnäckige Frohnatur bin.:D
      Typisch britischer schwarzer Humor. Die Inschrift am Eingang sagt schon alles "wer hier eintritt, der lasse jede Hoffnung fahren!!!"
      Hier wird mit dem Entsetzen Spaß getrieben. Monty Python, Madam Tussaud und London Dungeons ist dieselbe Schule!
      Avatar
      schrieb am 26.02.03 13:31:15
      Beitrag Nr. 79 ()
      Nachtrag aus der heutigen AZ zu #68,69,70

      Na wer sagts denn!

      Von Hagens: Audienz bei Mosi
      Streit um Fotoshooting: Mode-Guru empfängt Leichen-Professor - und macht Komplimente

      MÜNCHEN: Jetzt also doch! Nachdem Skandal-Anatom Günther von Hagens am Montag Rudolph Moshammers Boutique „Carneval de Venice" zwar mit neuem Jackett und fescher Daisy-Krawatte, aber unverrichteter Dinge verließ, ließ der egozentrische Modezar jetzt doch noch bitten. Und gab dem Mediziner eine Audienz. Zur Streitschlichtung - ein Unternehmen mit Happy End.
      Die zwei Kampfhähne verstanden sich. Sogar besser als vorauszusehen. Überschütteten sich mit Komplimenten. „Meine Bewunderung für ihren Erfolg", säuselte der Promi-Schneider. Obwohl er eigentlich Ärger mit dem Leichen-Professor hat. Wegen der „Max"-Aktion - einem Fotoshooting samt Leiche vor seinem Nobel-Laden. Mosi fühlte sich ungefragt zu Werbezwecken missbraucht. Angeblich ein Schaden in Millionenhöhe (AZ berichtete).
      In Mosis Privatgemächern dann die Krisensitzung unter den strengen Augen von Mosi-Anwalt Lutz Libbertz und Hagens-Rechtsvertreter Marco Widlok. Lockere Stimmung. Klassische Musik, aber keine Getränke.
      Moshammer verzückt: „Sie sind ein irrsinnig intelligenter Mann. Kompliment für das, was sie gemacht haben -auch wenn`s nicht mein Weg ist." Bei so viel Süßholz kam von Hagens, adrett im neuen Mosi-Outfit, kaum zu Wort.
      Aber nur beinahe: Dazwischen gelang es ihm doch, Moshammer sein Anliegen näher zu bringen. „Ich stehe für die Demokratisierung der Anatomie." Einer seiner Lieblingssätze. Vor allem deshalb würde er die Ausstellung (bis 15. Juni in der München Arena) machen.
      Und warum keine Plastikleichen, hakt Mosi nach.
      „Weil nur das Echte die Besucher überzeugt. Sie wollen doch auch lieber einen Tisch aus echtem Marmor, nicht aus Plastik." Ein Argument, das dem exzentrischen Modezaren unmittelbar einleuchtet. „Richtig", stimmt er zu.
      Schließlich noch der wichtigste Punkt. „Um den Ärger aus dem Weg zu räumen -vielleicht helfen sie meinen Obdachlosen?", fragt Mosi. Und von Hagens lenkt ein: „Grundsätzlich steht dem überhaupt Nichts im Wege." Weiteres müsste er aber erst mit seiner Frau besprechen, die sei fürs Finanzielle zuständig. „Ich werde mich bei ihr für Sie einsetzen", so der Mediziner.
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 01:41:58
      Beitrag Nr. 80 ()
      Ja, guck mal hin!
      Die beide Herren, haben die Friedenspfeife geraucht, und somit das Problem aus der Welt geschafft :look: Mein Respekt.
      Und so scheint die Welt, in München, wieder in Ordnung zu sein :)
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 18:13:40
      Beitrag Nr. 81 ()
      Ich fahre nicht mehr nach München :p

      Die Austellung kommt zu mir ;) :D
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 18:17:38
      Beitrag Nr. 82 ()
      bodin, da wäre ich aber ganz vorsichtig :laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 18:21:01
      Beitrag Nr. 83 ()
      Wie meinen :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 18:23:51
      Beitrag Nr. 84 ()
      Übersetzung: wenn die Ausstellung zu Dir kommt, sieh dich vor, daß du nicht selbst ausgestellt wirst...das meinte ich. ;)
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 18:39:11
      Beitrag Nr. 85 ()
      War auch ohne Übersetzung zu verstehen, was Du sagen wolltest ;), wollt Dich nur ein wenig provozieren :D

      Keine Sorge, Rhabarber, so ein Prachtexemplar wie ich es bin, ist unbezahlbar ;) :D


      6000 Besucher täglich zu "Körperwelten" erwartet

      Schon jetzt großes Interesse an Anatomieschau - 230 Plastinate in der Schleyerhalle


      Stuttgart (eh) - Schon am Tag nach der Entscheidung, die umstrittene Anatomieschau "Körperwelten" in der Landeshauptstadt zu zeigen, werden die Hausherren mit Kartenanfragen torpediert. "Es ist die Hölle los", sagt Schleyerhallenchef Manfred Parlow. Hausherr und Ausstellungsmacher rechnen mit 6000 Besuchern täglich.

      Wie berichtet wird die Ausstellung des Heidelberger Präparators Gunther von Hagens vom 11. bis 19. März in der Hans-Martin-Schleyerhalle zu sehen sein - allerdings nur neun Tage statt der erhofften vier Monate: Stuttgart hatte sich angeboten ganz einzuspringen, wenn die "Körperwelten" in München nicht zugelassen worden wären.
      .........................und ich wusste nichts davon :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 18:46:08
      Beitrag Nr. 86 ()
      aha bodin, ich bin überrascht. Aber du weißt ja, Provokationen sind nicht erlaubt.. :D
      Avatar
      schrieb am 02.03.03 18:53:51
      Beitrag Nr. 87 ()
      Diplomatische Provokationen schon, Rhabarber ;) :D
      Avatar
      schrieb am 18.03.03 17:15:54
      Beitrag Nr. 88 ()
      Hallo bodin,

      ich gehe zwar nicht zur der Ausstellung der Körperwelten hin, bin doch trotzdem sehr beeindruckt wieviele Menschen doch diese zur Schaustellung des Menschen wahrnehmen! Da scheint irgendwo ein Wiederspruch zwischen dem gesagten Wort und der Gier nach der Sensation zu bestehen!:rolleyes:







      Körperwelten
      Sieben Stunden Geduld

      Stuttgart - Bis zu sieben Stunden Wartezeit haben Besucher am Wochenende für einen Blick auf die plastinierten Leichen der Schau "Körperwelten" in Kauf genommen. In der ersten Woche der Ausstellung in Stuttgart sahen bereits 67 000 Besucher die Exponate, wie die Veranstalter am Montag mitteilten. Die umstrittene Schau wird noch bis Mittwoch in Stuttgart zu sehen sein. Seit 13. März ist ein Besuch rund um die Uhr möglich. Die Präsentation plastinierter Leichen war unter anderem bei Vertretern der Kirche auf Kritik gestoßen.

      Der Stadtdekan der Evangelischen Kirche in Stuttgart hatte vor der Ausstellung gesagt: "Ich halte die Körperwelten für problematisch, weil in das göttliche Kunstwerk Mensch eingegriffen wird, um ein vermeintlich noch größeres, schöneres Kunstwerk zu schaffen." Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) hatte sich auf die liberale Tradition der Landeshauptstadt berufen. Außerdem sagte er: "Ich finde die Ausstellung geschmacklos, doch wir leben in einer freiheitlichen Gesellschaft."

      Die Veranstalter hatten die Hanns-Martin-Schleyer-Halle nur unter strengen Auflagen des Amts für Öffentliche Ordnung nutzen dürfen. So sind für die Dauer der Schau keine öffentlichen Veranstaltungen erlaubt, Essen und Getränke dürfen nicht verkauft werden.
      Avatar
      schrieb am 18.03.03 19:42:31
      Beitrag Nr. 89 ()
      @Albatossa, ich hab leider, bis Datum, noch keine Zeit gehabt. Mein Neffe war in der Ausstellung, Seine Wartezeit betrug über 4 Stunden.

      Ich kann es mir nicht leisten, 4 und mehr Stunden zu verlieren, da ich momentan sehr enge Termine gesetzt bekommen habe, leider, hab auch nicht die Geduld, so viele Stunden in einer Menschenschlange zu stehen, dieses langsames Vorrücken, natürlich noch aufrecht stehend ..............ne, ist nichts für mich!

      Morgen ist der letzte Ausstellungsag in "S", werde, wie es aussieht, doch in München die Ausstellung besuchen, was solls!

      Hoffe natürlich, dass in München, die Wartezeit, gegen Ende der Ausstellung, abnimmt!
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 01:42:31
      Beitrag Nr. 90 ()
      Hallo bodin,

      ich habe auch lieber den weiten Bogen bevorzugt! Wer hat schon die Zeit stundenlang herumzustehen! Also viel Glück in München und kürzere Wartezeiten!;)
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 14:01:39
      Beitrag Nr. 91 ()
      Ich war beim ersten Mal in München. Abends um 19 Uhr hatten wir nur etwa 20 Minuten Wartezeit, drin geblieben sind wir knapp 2,5 Stunden.

      Leider weiß ich nicht, was alles "wegzensiert" wurde, aber nicht zu sehen waren alle Körper, die etwas "Künstlerisches" ausdrücken sollten, wie der Reiter auf dem Pferd, der Fechter und der Mann mit seiner Haut über dem Arm. Dem Basketballspieler hat man den Ball weggenommen. Wenn man schon zensiert, so hat es mich gewundert, das die schwangere Frau zu sehen war.

      Neben dem verhüllten Reiter lag ein dickes Buch, in das die Leute ihre Meinung zur Zensur schreiben konnten. Natürlich haben die meisten über das hinterweltlerische München und die konservative CSU geschimpft, obwohl es v.a. OB Ude von der SPD war, der die Ausstellung unbedingt verhindern wollte.
      Avatar
      schrieb am 04.04.03 22:34:44
      Beitrag Nr. 92 ()
      @bodin

      War heute um ca 13Uhr hier in München in Körperwelten. Es gab keine Wartezeit und war absolut stressfrei.
      Es ist natürlich möglich dass es am Wochenende anders aussieht, aber ich habe eher den Eindruck, dass nachdem sich die Aufregung gelegt hat einfach die Normalität eingekehrt ist.
      Gehe mal auf die folgende Seite da kannst du die Wartezeiten und die Besucherzahlen gut abchecken. Nach meiner Beobachtung scheinen die Angaben ziemlich genau zu sein http://www.koerperwelten.de/de/besucherzahlen.asp
      Avatar
      schrieb am 13.04.03 01:25:05
      Beitrag Nr. 93 ()
      Ciao liebe User, komme soeben aus München, hab es endlich geschafft die Ausstellung "Körperwelten" zu besuchen ;),
      hab keine Minute gewartet, an die Kasse, bezahlt, und schon war ich drin! :p :D

      Später mehr, gute Nacht!


      Ps: War sehr interessant!!!! "Kann man nur empfehlen".
      Avatar
      schrieb am 14.04.03 23:03:40
      Beitrag Nr. 94 ()
      Die Ausstellung war wahrlich eindrucksvoll, diese tolle Darstellung des Menschen und die daraus resultierenden faszinierende Einblicke ins Innere unseres Körpers, hat mich total begeistert!
      Hab endlich ein Freund von mir getroffen, der mir oft Kummer bereitet hat :cry:, der
      Ischiasnerv :mad: :mad: :mad: Seit ca. 3 jahren lässt er mich in Ruhe ;) vielleicht hat er genug von mir,
      zumindestens weiss ich nun wo er wohnt :D, der Schlawiner ;)
      Auffällig war die Tatsache, dass ca. 80% der Besucher, junge Menschen waren (bis 30 J.).

      Das die Ausstellung nicht jedermanns Sache ist, kann ich nachvollziehen, es handelt sich hier, IMHO, um Kunst zwischen Ekel und Anmut!

      Ciao!
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 14:19:32
      Beitrag Nr. 95 ()
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 14:46:47
      Beitrag Nr. 96 ()
      wie lange ist die ausstellung noch in münchen???
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 15:12:42
      Beitrag Nr. 97 ()
      Meines Wissens nach noch bis zum 15.6.03.
      Grüße
      giffyd
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 15:19:57
      Beitrag Nr. 98 ()
      @giffyd:

      vielen Dank, hast mir sehr geholfen!!!!
      Jetzt weis ich auch, was ich am we machen werde :D


      bav
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 16:18:19
      Beitrag Nr. 99 ()
      Hallo bavarian:)

      zu den Eröffnungszeiten, s. auch

      http://www.koerperwelten.de/de/pages/home.asp
      Avatar
      schrieb am 15.05.03 17:40:02
      Beitrag Nr. 100 ()
      Tipp: Sei deutlich vor neun da, dann kommst Du mit dem ersten Schwung rein.

      Das hat den Vorteil, das dann die Ausstellung noch nicht so voll ist, und man relativ unbehelligt die Exponate ansehen kann.

      Ab 10Uhr, spätestens ab 11Uhr braucht man schon Ellenbogen um sich Sicht auf die interessanteren Exponate zu verschaffen.

      Zumindest ist es am Wochenende so, unter der Woche ist es wahrscheinlich nur halb so schlimm.

      Grüße
      giffyd
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 15:10:09
      Beitrag Nr. 101 ()
      :)

      Übersicht über die
      aktuellen Besucherzahlen und Wartezeiten , die stündlich aktualisiert werden:

      http://www.koerperwelten.de/de/pages/besucherzahlen.asp
      Avatar
      schrieb am 12.06.03 18:03:14
      Beitrag Nr. 102 ()
      -----


      Aufgrund des enormen Besucherinteresses werden die KÖRPERWELTEN in München bis zum 17. August 2003 verlängert.


      Die Ausstellung wird bis einschließlich 17.8. weiterhin täglich von 09.00 bis 22.00 Uhr (letzter Einlass) in der München Arena zu sehen sein.

      Quelle:http://www.koerperwelten.de/

      -----
      Avatar
      schrieb am 23.08.03 00:59:36
      Beitrag Nr. 103 ()
      -----

      KÖRPERWELTEN in Hamburg


      30. August 03 bis 4. Januar 04

      Täglich von 9 - 22 Uhr (letzter Einlass 22 Uhr)


      Erotic Art Museum / Nobistor

      Nobistor 10 · 22767 Hamburg - St. Pauli
      Tel: 040 32 31 82 0 · Fax: 040 32 31 82 20
      E-Mail: exhibition@plastination.com

      Auch an Sonn- und Feiertagen regulär geöffnet. Letzter Einlass ist 22 Uhr, d. h. Sie können in der Ausstellung auch noch nach 22 Uhr verweilen





      Vergangene Ausstellungen

      Bisher haben mehr als 12 Millionen Menschen weltweit die KÖRPERWELTEN besucht. Damit ist die KÖRPERWELTEN-Ausstellung die erfolgreichste Sonderausstellung aller Zeiten.


      Japan 1996/97/98 2.742.434 Besucher

      Mannheim 30. Oktober 1997 - 1. März 1998 774.440 Besucher

      Wien 30. April - 31. August 1999 543.180 Besucher

      Basel 4. September 1999 - 5. Januar 2000 597.179 Besucher

      Köln 12. Februar - 31. Juli 2000 1.062.483 Besucher

      Oberhausen 5. August 2000 - 28. Januar 2001 687.864Besucher


      Berlin 10. Februar - 2. September 2001 1.390.073 Besucher

      Brüssel 22. September 2001 - 3. März 2002 505.747 Besucher

      London 21. März 2002 - 09. Februar 2003 840.611 Besucher


      Seoul/Korea 17. April 2002 - 2. März 2003 2.022.653 Besucher
      Stuttgart 11. - 19. März 2003 106.393 Besucher


      München 22.Februar - 17. August 2003 860.382 Besucher


      Quelle:http://www.koerperwelten.de
      Avatar
      schrieb am 23.08.03 01:02:31
      Beitrag Nr. 104 ()
      :)

      Übersicht über die
      aktuellen Besucherzahlen und Wartezeiten , die stündlich aktualisiert werden:


      http://www.koerperwelten.de/de/pages/besucherzahlen.asp
      Avatar
      schrieb am 23.08.03 01:13:03
      Beitrag Nr. 105 ()
      Avatar
      schrieb am 06.11.03 20:41:21
      Beitrag Nr. 106 ()
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      Leichen-Schau kommt nach Frankfurt


      Gelassener Blick auf die "Körperwelten"



      Kunst, Volksaufklärung oder Klamauk?


      Über die Ausstellung "Körperwelten" ist seit ihrer ersten Präsentation hierzulande, 1997/1998 in Mannheim, kontrovers diskutiert worden.

      In Frankfurt ist die Ankündigung, nächste Station der Schau werde die "Naxos Event Halle" in Fechenheim (Wächtersbacher Straße 83) sein, gelassen aufgenommen worden.

      Am Donnerstag war bekanntgeworden, daß die mit dem Verfahren der Plastination präparierten Leichen vom 16.Januar bis zum 18.April dort zu sehen sein werden.



      Mehrere Millionen Besucher haben die Schau bislang in Europa und Asien gesehen. Bis zum 4.Januar gastiert sie in Hamburg, wo laut Angaben der Veranstalter bislang 200000 Besucher gezählt wurden.

      Schon einmal, im Februar dieses Jahres, war Frankfurt als Kurzzeitaufenthalt der Schau im Gespräch gewesen. Damals hatte das Heidelberger Institut für Plastination des Mediziners Gunther von Hagens jedoch entschieden, "Körperwelten" in Stuttgart zu zeigen.


      Auf rund 3000 Quadratmeter Fläche sollen in Frankfurt präparierte menschliche Leichen und Organe zu sehen sein - die Veranstalter suchen bereits "Totenwächter mit gesundem Humor", etwa 100 Stellen sollen besetzt werden.

      Vor allem die Präsentation der Körper - unter anderem ist eine Leiche zu sehen, die ihre eigene Haut auf dem Arm trägt - hatte an früheren Ausstellungsorten zu Protesten und auch juristischen Auseinandersetzungen geführt.

      In München etwa hatte die Ausstellung von seiten der Stadt untersagt werden sollen, erst wenige Stunden vor der Eröffnung am 22.Februar hatte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof sie genehmigt.

      Frankfurt sei eine "offene Stadt", hieß es von den Heidelberger Veranstaltern. Obwohl es im Vergleich zu anderen Ausstellungsorten relativ klein sei, rechne man mit großem Zulauf aus dem Großraum Rhein-Main-Neckar.

      Man habe die Oberbürgermeisterin über das Vorhaben informiert und von keiner städtischen Seite negative Resonanz erfahren. Gastronomie und Hotellerie knüpften bereits hohe Erwartungen an die Schau, hieß es.

      Auch andere Stellen reagierten gelassen: Aus dem Büro der Oberbürgermeisterin verlautete, "Körperwelten" sei keine Ausstellung der Stadt und werde an einem privaten Ort gezeigt.

      Nicht nur dort wurde geäußert, eine Großstadt müsse mit einer solchen Ausstellung umgehen können, auch wenn sie nicht jedermanns Geschmack sei.

      Bislang ist die denkmalgeschützte "Naxos Event Halle" noch nicht für eine derartige Ausstellung genutzt worden. Eigentümerin ist die Naxos Union GbR, sie vermietet das sanierte Gebäude für Veranstaltungen.


      Quelle: FAZ, 24.10.03
      Avatar
      schrieb am 06.11.03 20:49:11
      Beitrag Nr. 107 ()
      -----


      Körperwelten“-Schau


      "Das verhöhnt alle ethischen Grundsätze"


      Vom 16. Januar an sollen, wie berichtet, die plastinierten Leichen des Heidelberger Mediziners Gunther von Hagens auch in Frankfurt zu sehen sein.

      Zwar scheint Frankfurt, im Gegensatz zu anderen Städten, weit davon entfernt, mit juristischen Schritten gegen die Ausstellung vorzugehen.

      Dem Ruf, eine offene Stadt zu sein, die auch Umstrittenem Raum gibt, will man offenbar gerecht werden. Dennoch stehen Fachleute der geplanten Leichen-Schau skeptisch gegenüber - stets eingedenk der Tatsache, daß das Publikum selbst entscheiden kann und muß, was es sehen möchte.


      Der Direktor des Instituts für Anatomie am Klinikum der Frankfurter Universität, Horst-Werner Korf, hat schon 1997, als die Ausstellung erstmals in Deutschland, nämlich in Mannheim, zu sehen war, darauf verzichtet, Plakate der Ausstellung "Körperwelten" in den Fluren aufzuhängen oder gar eine Exkursion zu veranstalten.

      Wie die meisten seiner Fachkollegen in Deutschland sehe er die Ausstellung außerordentlich kritisch, sagt der Anatomie-Professor.
      Denn durch die zahlreichen Effekte, mit denen die präparierten Leichen gezeigt würden, gehe es nicht nur um die Darstellung der Strukturen des menschlichen Körpers, sondern darum, "eine gewisse Sensationslust der Zuschauer" zu befriedigen. "Das
      verhöhnt alle ethischen Grundsätze", sagt Korf.



      Am besten lasse sich das an Exponaten wie dem umstrittenen männlichen Leichnam erklären, der seine eigene Haut über dem Arm trägt. "Das sind Verfremdungseffekte, die nichts dazu beitragen, einem Laienpublikum anatomische Sachverhalte klarzumachen", so Korf.

      Die Annahme, daß Medizinstudenten anhand der "Körperwelten" neue Entdeckungen machen könnten, hält er für falsch. Die Lehrveranstaltungen böten "mit der nötigen Zurückhaltung" genügend Anschauung.

      Den Körperspendern der Anatomie werde mit einer ebenso großen Pietät begegnet wie lebenden Patienten. Den Raum der Intimität, der zwischen Arzt und Patient aufrechterhalten werden müsse, sieht Korf in der Ausstellung nicht respektiert.

      Zudem könnten sich Laien heutzutage gut informieren - die Wissenschaft sei zugänglicher geworden, nicht zuletzt bei den "Tagen der offenen Tür", die das Klinikum veranstalte. Auch die anatomische Sammlung des Instituts sei dann zugänglich.



      Unbestritten sei, daß von Hagens sich große Verdienste um die Plastination erworben habe. Auch an seinem Institut würden Plastinate von fragilen Körperteilen hergestellt, die den Vorteil hätten, lange haltbar zu sein, berichtet Korf.

      Eine Ganzkörperplastination, wie sie in "Körperwelten" zu sehen ist, hält Korf für nicht notwendig. Zudem sei die Einfärbung der gezeigten Plastinate nicht realistisch: "Das hat mit natürlicher Anatomie nichts mehr zu tun."



      Die Vertreter der beiden großen Kirchen in Frankfurt haben die Ausstellung scharf kritisiert und Gottesdienste angekündigt, in denen die Würde Verstorbener hervorgehoben werden soll.

      Der katholische Stadtdekan Raban Tilmann sagte, mit der Zurschaustellung von Körpern zur Befriedigung der Neugier werde die Würde des Verstorbenen mißachtet - selbst wenn dieser zu Lebzeiten einer entsprechenden Verwendung seines Körpers zugestimmt habe.

      Der Mensch werde auf das Material, aus dem er bestehe, reduziert, "und damit wird eine Grenze unterschritten". Durch diesen materiellen, kalten Blick fühle sich die Kirche herausgefordert, fügte Tilmann hinzu.



      Auch die evangelische Pröpstin für Rhein-Main, Helga Trösken, kritisierte die mit der Ausstellung verbundene Entwürdigung des Menschen, die in doppelter Weise geschehe: Menschen würden zur Schau gestellt als Gruselkabinett, und es werde ihnen die Beerdigung in Würde verweigert.

      Nach biblischer Überzeugung "ist der Mensch im Leben und im Tod einer, der nicht aufgespalten werden kann in Körper und Seele". Tilmann und Trösken kündigten an, die Kirchen würden mit ökumenischen Gottesdiensten auf die Ausstellung reagieren.

      Mit einer Totenliturgie solle darauf aufmerksam gemacht werden, daß der Mensch mehr sei als bloßes Material, so Tilmann. "Wir werden unsere Gemeindemitglieder bitten, sich nicht an der Entwürdigung Verstorbener zu beteiligen", fügte Trösken hinzu.

      Der evangelische Pfarrer und Leiter des Zentrums für Ethik in der Medizin am Markus-Krankenhaus, Kurt Schmidt, warnte davor, der Verfügbarkeit des Menschen über seinen Körper Vorschub zu leisten.

      So werde ins Feld geführt, daß die in der Ausstellung zu sehenden Menschen zu Lebzeiten ihr Einverständnis dazu gegeben hätten. Wenn man dieses Argument weitertreibe, bestehe die Gefahr, daß die Gesellschaft der Bestimmung des Menschen über seinen Körper keine Grenzen mehr setzen könne.

      Das habe Konsequenzen, etwa in der Debatte über Organspenden: "Darf der einzelne dann auch über seinen Körper dergestalt verfügen, daß er Organe gegen Geld verkauft?" fragt Schmidt.

      Die Diskussion über die Frage, wie weit der einzelne gehen dürfe und wo die Gesellschaft jener Verfügungsgewalt Grenzen setzen müsse, sei wichtiger als eine Debatte darüber, ob eine solche Ausstellung, die schon jahrelang laufe, stattfinden dürfe oder nicht, hob Schmidt hervor. (toe./emm.)



      Quelle: FAZ, 28.10.03
      Avatar
      schrieb am 20.11.03 00:22:51
      Beitrag Nr. 108 ()
      -----

      Kommentar


      Leichenexport


      Die Sogwelle von Gunther von Hagens` „Körperwelten“ hat auch in den postsowjetischen Staaten menschliche und juristische Turbulenzen ausgelöst.

      Während Hagens, Präparator menschlicher Leichenteile mit Kunstanspruch, immer versichert hat, er beziehe ausschließlich Material von Menschen, die sich zu Lebzeiten der Wissenschaft übereignet hätten, sollen aus Nowosibirsk mindestens 56 Leichen ohne derartige Verfügungen und auch ohne Einverständnis der Verwandten exportiert worden sein.

      Gestern jedoch ist der Leiter der Gerichtsmedizin von Nowosibirsk von diesem Vorwurf freigesprochen worden.



      Noch dräuen aber die Ermittlungen im Fall des kirgisischen Bischkek. Dort hatte Hagens 1996 ein Institut gegründet, welches anatomische Ausstellungsstücke mit seiner Plastinierungsmethode herstellt.

      Gegen dieses Institut ist ein Strafverfahren wegen finanzieller Mißbräuche eingeleitet worden; ein weiteres ist anhängig, weil im Keller nicht identifizierte Leichen liegen, die Spuren gewaltsamer Todesursachen aufweisen. Von hier sollen insgesamt 488 Tote ohne Einwilligung nach Deutschland gesandt worden sein.




      Verschwundene Leiche


      Anstoß für die Untersuchungen wurde der Fall des Bischkeker Bürgers Narynbai Mamakejew, dessen Bruder eines Tages auf offener Straße einen Schlaganfall erlitt, in ein Krankenhaus eingeliefert wurde und dort starb.

      Doch die Leiche konnte Mamakejew nirgends ausfindig machen. Bis er bei dem kirgisischen Parlamentarier Taschtanbekow eine Liste jener Leichname einsehen konnte, die an die mit Hagens` Institut kooperierende Medizinische Akademie Kirgisiens geliefert wurden. Sie verzeichnete auch Mamakejews Bruder.

      Doch da hatten die sterblichen Überreste bereits das Verfahren der "Biokorrosion" durchlaufen, die von dem kirgisischen Pathologen Valeri Gabitow erfundene Methode der Zerstörung der Oberhaut durch das bakterielle Milieu sumpfigen Wassers, und war nicht mehr zu identifizieren.

      Infolge des Skandals verlor der Rektor der Medizinischen Akademie seinen Posten. Von den 137 im Keller befindlichen Leichen wurden hundert begraben, 37 werden noch überprüft. Die meisten menschlichen Überreste entstammen einem Gefängnis und einer psychiatrischen Anstalt.

      Die in Kirgisien gesetzlich verankerte Verpflichtung zur Obduktion, welche eine Leiche für die Plastinierung unbrauchbar macht, konnte man im Fall der psychiatrischen Anstalt durch eine gesundheitsbehördliche Sonderverfügung umgehen, die sich auf Tuberkulosegefahr berief.

      In dem verarmten Kirgisien erschienen die Abnehmer vom Plastinierinstitut, die zehn Euro pro Leiche boten, als wahrer Segen. Angesichts des wirtschaftlichen Drucks möchte man dem Bemühen des kirgisischen Parlamentariers Taschtanbekow, ein gesetzliches Leichenexportverbotsgesetz durchzubringen, denn auch nur geringe Erfolgschancen einräumen.



      Aber stimmen überhaupt die Vorwürfe? Die Richter im russischen Nowosibirsk haben in ihrer Begründung für den Freispruch festgestellt, daß für den Handel mit Leichen und Leichenteilen, den der Rektor der dortigen medizinischen Akademie als "übliche Praxis" bezeichnet, alle in Rußland erforderlichen Genehmigungen vorgelegen haben.

      Und von den Angehörigen der plastinierten Sibirier gaben viele vor Gericht zu, sie hätten ihre Verwandten im Krankenhaus "vergessen" oder sich ausdrücklich geweigert, sie nach dem Tod bestatten zu lassen.




      Quelle: FAZ, 18.11.03
      Avatar
      schrieb am 16.01.04 21:08:08
      Beitrag Nr. 109 ()
      -----



      KÖRPERWELTEN in Frankfurt

      16. Januar bis 18. April 2004




      Ausstellungsadresse:

      NAXOS-Event-Halle
      Wächtersbacherstr. 83
      60386 Frankfurt-Fechenheim
      Tel: 069-42 60 17 0
      Fax: 069-42 60 17 20
      E-Mail: exhibition@plastination.com


      Öffnungszeiten:

      So-Do 9 bis 21 Uhr (letzter Einlass)
      Fr und Sa 9 bis 23 Uhr (letzter Einlass)


      Tickets:

      Ab 16.1. an der Tageskasse oder ab sofort über unseren Online-Ticketshop. Online-Tickets berechtigen zum bevorzugten Eintritt an einem frei wählbaren Besuchstermin.




      Ticketpreise:

      EUR 12: Erwachsene
      EUR 9: Auszubildende und Studenten bis einschließlich 30 Jahre, Rentner, behinderte Personen, Gruppen ab 10 Pers., Wehr- und Zivildienstleistende, arbeitslose Personen (Arbeitslose nur Mo-Fr)
      EUR 6: Schüler und Auszubildende bis einschließlich 18 Jahre

      Kinder unter 6 Jahren und Körperspender des IfP Heidelberg erhalten kostenlosen Eintritt (Körperspender bitte Ausweis plus Personalausweis an der Kasse vorzeigen

      Shuttle-Bus zur Ausstellung



      Aktuelle Wartezeiten:


      http://www.koerperwelten.de/de/pages/besucherzahlen.asp








      "491.833 Besucher in der KÖRPERWELTEN-Ausstellung Hamburg in nur 4 Monaten!"


      Die Ausstellung KÖRPERWELTEN sorgte in Hamburg für einen Besucherrekord, den es in der Hansestadt so noch nicht gegeben hat. Noch nie besuchten dort so viele Besucher in so kurzer Zeit eine Ausstellung. 45% der Besucher kamen aus Hamburg, 53% aus den anderen Bundesländern und 2% der Besucher reisten aus dem Ausland an.

      Mit durchschnittlich 3.800 Besuchern pro Tag lag die Hamburger Ausstellung damit auf dem für die KÖRPERWELTEN in Deutschland bekannten hohen Niveau.

      Dabei wurde das Besucherpotential noch bei weitem nicht ausgeschöpft. Eine Umfrage auf Hamburgs Straßen ergab, dass ca. 30% der befragten Hamburger die Ausstellung noch gerne besucht hätten.

      Um trotz langer Warteschlangen noch jedem Interessierten auch in letzter Minute den Besuch der Ausstellung zu ermöglichen, wurden die KÖRPERWELTEN in den letzten Tagen rund um die Uhr geöffnet.

      Diese Gelegenheit wurde sehr gut angenommen. Noch bis nachts um 3 Uhr gab es Warteschlangen vor dem Einlass, um etwa 4 Uhr morgens trafen sich in der Ausstellung die letzten Nachtgäste mit den ersten Frühaufstehern.

      Bemerkenswert war auch die sehr hohe Akzeptanz der Ausstellung: 96% der Besucher beurteilten sie mit ‚sehr gut’.

      Auch das neuste KÖRPERWELTEN Plastinat, der Gorilla ist außerordentlich beliebt: 10% der Besucher bekannten, dass sie vor allem seinetwegen in die Ausstellung gekommen seien. 55% der Besucher gaben an, nach dem Besuch der Ausstellung mehr auf ihre Gesundheit zu achten.

      Für die Veranstalter war die Entscheidung des Senates, die Ausstellung unzensiert zeigen zu können, die entscheidende Voraussetzung, die Ausstellung nach Hamburg zu bringen.

      Sie ebnete nicht nur den KÖRPERWELTEN den Weg auf die Reeperbahn und unterstrich den liberalen Geist der Hansestadt, sondern qualifiziert Hamburg neben Berlin und Mannheim auch als einen möglichen Standort für das geplante dauerhafte Menschenmuseum.

      Die KÖRPERWELTEN ziehen nun weiter nach Frankfurt. Mehr als 100 Menschen sind in den nächsten 11 Tagen damit beschäftigt, die gesamte Ausstellung – etwa 40 LKW Ladungen – pünktlich zur Eröffnung am 16. Januar in die Naxos-Event-Halle in der Main Metropole zu bringen. Dort sind sie dann bis zum 18. April zu sehen.



      Quelle: http://www.koerperwelten.de/
      Avatar
      schrieb am 16.01.04 22:37:41
      Beitrag Nr. 110 ()
      :confused: mein Posting von 21.09 Uhr ist hier nicht erschienen. :O
      Avatar
      schrieb am 16.01.04 23:45:01
      Beitrag Nr. 111 ()
      -----


      KÖRPERWELTEN in Frankfurt

      16. Januar bis 18. April 2004


      Ausstellungsadresse:

      NAXOS-Event-Halle
      Wächtersbacherstr. 83
      60386 Frankfurt-Fechenheim
      Tel: 069-42 60 17 0
      Fax: 069-42 60 17 20
      E-Mail: exhibition@plastination.com


      Öffnungszeiten:

      So-Do 9 bis 21 Uhr (letzter Einlass)
      Fr und Sa 9 bis 23 Uhr (letzter Einlass)


      Tickets:

      Ab 16.1. an der Tageskasse oder ab sofort über unseren Online-Ticketshop. Online-Tickets berechtigen zum bevorzugten Eintritt an einem frei wählbaren Besuchstermin.


      Ticketpreise:

      EUR 12: Erwachsene
      EUR 9: Auszubildende und Studenten bis einschließlich 30 Jahre, Rentner, behinderte Personen, Gruppen ab 10 Pers., Wehr- und Zivildienstleistende, arbeitslose Personen (Arbeitslose nur Mo-Fr)
      EUR 6: Schüler und Auszubildende bis einschließlich 18 Jahre

      Kinder unter 6 Jahren und Körperspender des IfP Heidelberg erhalten kostenlosen Eintritt (Körperspender bitte Ausweis plus Personalausweis an der Kasse vorzeigen).

      Shuttle-Bus zur Ausstellung



      Aktuelle Wartezeiten:

      http://www.koerperwelten.de/de/pages/wartezeiten_diagramm.as…






      "491.833 Besucher in der KÖRPERWELTEN-Ausstellung Hamburg in nur 4 Monaten!"


      Die Ausstellung KÖRPERWELTEN sorgte in Hamburg für einen Besucherrekord, den es in der Hansestadt so noch nicht gegeben hat.

      Noch nie besuchten dort so viele Besucher in so kurzer Zeit eine Ausstellung. 45% der Besucher kamen aus Hamburg, 53% aus den anderen Bundesländern und 2% der Besucher reisten aus dem Ausland an.

      Mit durchschnittlich 3.800 Besuchern pro Tag lag die Hamburger Ausstellung damit auf dem für die KÖRPERWELTEN in Deutschland bekannten hohen Niveau.

      Dabei wurde das Besucherpotential noch bei weitem nicht ausgeschöpft. Eine Umfrage auf Hamburgs Straßen ergab, dass ca. 30% der befragten Hamburger die Ausstellung noch gerne besucht hätten.

      Um trotz langer Warteschlangen noch jedem Interessierten auch in letzter Minute den Besuch der Ausstellung zu ermöglichen, wurden die KÖRPERWELTEN in den letzten Tagen rund um die Uhr geöffnet.

      Diese Gelegenheit wurde sehr gut angenommen. Noch bis nachts um 3 Uhr gab es Warteschlangen vor dem Einlass, um etwa 4 Uhr morgens trafen sich in der Ausstellung die letzten Nachtgäste mit den ersten Frühaufstehern.

      Bemerkenswert war auch die sehr hohe Akzeptanz der Ausstellung: 96% der Besucher beurteilten sie mit ‚sehr gut’.

      Auch das neuste KÖRPERWELTEN Plastinat, der Gorilla ist außerordentlich beliebt: 10% der Besucher bekannten, dass sie vor allem seinetwegen in die Ausstellung gekommen seien. 55% der Besucher gaben an, nach dem Besuch der Ausstellung mehr auf ihre Gesundheit zu achten.

      Für die Veranstalter war die Entscheidung des Senates, die Ausstellung unzensiert zeigen zu können, die entscheidende Voraussetzung, die Ausstellung nach Hamburg zu bringen.

      Sie ebnete nicht nur den KÖRPERWELTEN den Weg auf die Reeperbahn und unterstrich den liberalen Geist der Hansestadt, sondern qualifiziert Hamburg neben Berlin und Mannheim auch als einen möglichen Standort für das geplante dauerhafte Menschenmuseum.



      Die KÖRPERWELTEN ziehen nun weiter nach Frankfurt. Mehr als 100 Menschen sind in den nächsten 11 Tagen damit beschäftigt, die gesamte Ausstellung – etwa 40 LKW Ladungen – pünktlich zur Eröffnung am 16. Januar in die Naxos-Event-Halle in der Main Metropole zu bringen. Dort sind sie dann bis zum 18. April zu sehen.


      Quelle: http://www.koerperwelten.de
      Avatar
      schrieb am 18.01.04 15:10:14
      Beitrag Nr. 112 ()
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      Auf dem Sprung




      Pröpstin Helga Trösken: "Körperwelten"-Schau ist unmoralisch



      Mehrere Millionen Besucher haben die "Körperwelten"-Ausstellung bereits gesehen. Sind das alles unmoralische Menschen?


      Nein, unmoralisch ist nicht, wer sich die Ausstellung ansieht.
      Aber den Umgang der Organisatoren mit Leichen finde ich unmoralisch. Es handelt sich nicht mehr um eine wissenschaftliche Ausstellung.
      Was da gemacht wird, tendiert immer mehr zu Kunst mit Leichen. Nur das gibt keiner der Verantwortlichen zu.




      Was fasziniert so viele Menschen an den "Körperwelten"?


      Zum Beispiel, einen Körper von innen zu sehen. Fasziniert sind Menschen offenbar auch vom Grenzgang zwischen Leben und Gestorbensein und von der Technik, Tote zu ästhetisieren.

      Dafür habe ich durchaus Verständnis, aber nicht für das Bedürfnis nach immer stärkeren Reizen. Um heute jemanden für etwas zu interessieren, muß es zunehmend spektakulärer sein. Diese Entwicklung beunruhigt mich sehr.




      Haben Sie die Ausstellung denn schon an einem anderen Ort gesehen?

      Nein.




      Wie können Sie sich dann ein Urteil erlauben?


      Ein berechtigter Einwand. Aber muß ich selbst geraucht haben, um zu wissen, daß es ungesund ist? Ich habe schon viele Bilder davon gesehen.
      Und ich habe auch mit vielen sehr unterschiedlichen Menschen gesprochen, die die Ausstellung besucht haben.

      Es ist die Mißachtung der Menschenwürde, die ich nicht durch meinen Besuch finanziell unterstützen will.




      Warum weiß die Kirche eigentlich, was Menschenwürde ist und was nicht?


      Die Kirche hat auf die Bestimmung dessen, was Menschenwürde ist, kein Monopol.
      Aber die Bestattung gehört nach christlicher Überzeugung zur Würde des Menschen.

      Nicht würdevoll ist es, einen Toten zu konservieren. Damit wird Angehörigen auch die Möglichkeit genommen, zu trauern und sich in Ruhe von dem Verstorbenen zu verabschieden.




      Fördern Sie mit Ihrer Kritik nicht die ohnehin fortschreitende Tabuisierung des Todes?


      Gerade nicht. Die Ausstellung fördert vielmehr eine Tabuisierung, weil sie vorgaukelt, der Tod sei nichts Dramatisches, sondern etwas Schönes.

      Das ist er ganz oft aber nicht. Dieser Unausweichlichkeit und Härte müssen wir uns stellen. In diesem Sinne möchte ich den Tod enttabuisieren.




      Was müssen Menschen lernen, um den Tod in Ihrem Sinne zu enttabuisieren?


      Sie müssen den Tod wieder mehr ins Leben hereinholen, und das ist schwer.

      Ich erinnere daran, daß Angehörige einen im Krankenhaus Verstorbenen für einen Tag mit nach Hause nehmen können, um von ihm Abschied zu nehmen.

      Davor aber oder davor, Sterbenden beizustehen, haben viele Menschen Angst.

      Genauso davor, mit ihrer eigenen Sterblichkeit konfrontiert zu werden.

      Wie wichtig es ist, von einem Verstorbenen Abschied zu nehmen, zeigt ja, daß es in vielen Krankenhäusern inzwischen eigene Räume dafür gibt.

      Die Kultur des würdigen Abschiednehmens müßte mehr gefördert werden. Dann würden Ausstellungen wie die "Körperwelten" weniger Faszination ausüben.




      Wollen Sie den Christen Ihrer Kirche nahelegen, die Ausstellung nicht zu besuchen?


      Nein, das könnte ich auch gar nicht. Ich möchte mit den Menschen, die sie sich anschauen, reden. Ganz klar steht für mich jedoch fest, daß Kinder die Ausstellung nicht besuchen sollten.




      Jeder Mensch, dessen Leichnam in der Ausstellung zu sehen ist, hat dem vorher zugestimmt. Man kann doch über seinen Körper frei entscheiden, oder?


      Im Prinzip ja. Es gibt aber sehr unterschiedliche Aussagen zu der Frage, ob die einzelnen wirklich freiwillig ihr Einverständnis gegeben haben, wie dies Gunther von Hagens behauptet.

      Dazu kommen noch die finanziellen Gründe. Es ist doch belegt, daß für die Überantwortung von Körpern Geld gezahlt wurde.
      Diese Beträge sind in den Herkunftsländern der Leichen, beispielsweise in China, viel Geld.

      Sollte sich es hierzulande einbürgern, daß sich Menschen entsorgen lassen, etwa um die relativ hohen Bestattungskosten zu sparen, wäre das eine Horrorvorstellung.

      Wichtig ist mir aber auch ein anderer ethischer Aspekt. Überall werden dringend Spenderorgane gesucht, um Leben zu retten.

      Plastinierten Leichen können natürlich keine Organe entnommen werden. Wenn es darum geht, was nach dem Tod mit dem Körper geschieht, ist für mich die Frage entscheidend: Was könnte ich Gutes für andere tun?




      Aber können Medizinstudenten in den "Körperwelten" nicht doch neue, für sie bisher nicht mögliche Einsichten in den menschlichen Körper gewinnen?


      Nein. Das weiß ich von einer Medizinstudentin, die die Ausstellung schon zweimal besucht hat. Da gibt es nichts Neues.




      Auch für den medizinischen Laien nicht? Die Ausstellungsmacher werben damit, daß die Schau die Möglichkeit gibt, den Körper und seine Funktionen besser zu verstehen.


      Das mag bei der ersten Ausstellung in Mannheim noch so gewesen sein. Wenn zur Ausstellung ein Leichnam gehört, der als Reiter auf einem Pferd sitzt, kann ich von dem Anspruch auf Aufklärung nichts mehr entdecken.

      Es gibt viele Bücher oder Filme, die genügend Informationen geben.
      Außerdem gibt es mehr und mehr technische Möglichkeiten, sich Einblicke in den menschlichen Körper zu verschaffen.

      Übrigens bin ich ja nicht gegen ein klares wissenschaftliches Interesse am Toten. Medizinstudenten lernen an Leichnamen die Anatomie.




      Aber dann respektieren Sie doch das Selbstbestimmungsrecht des Menschen über seinen Körper?


      Gewiß. Aber die in der Anatomie verwendeten Leichen werden später verbrannt und beerdigt, oft in einer gemeinsamen Trauerfeier.




      Ein weiteres Ziel, so die Organisatoren, sei es, zu "helfen, die Natürlichkeit unseres Körpers wieder ins Bewußtsein zu rufen und eine Vorstellung von der Individualität und anatomischen Schönheit des Körperinneren zu gewinnen".
      Wäre die Schau in dieser Hinsicht nicht ein sichtbarer Hinweis auf die Größe der Schöpfung, von der die Kirche ja überzeugt ist?


      Nun hören Sie aber auf. Die Schönheit der Schöpfung sehe ich am lebendigen Körper, wenn ich merke, wie Blut und Atmung zusammengehören, wenn ich meine Finger bewege, durch Blicke Kontakt mit anderen Menschen aufnehme.

      Das Leben ist Beweis für die Schönheit der Schöpfung. Aber doch nicht Abbilder wie in den "Körperwelten", bei denen man ja vergißt, daß sie einmal Schöpfung waren, und die im Verdacht stehen, den menschlichen Körper zu idealisieren. Die Schöpfung hat schließlich auch häßliche Seiten, und die wirkliche Leiche riecht nach kurzer Zeit.




      Die Kirche plant einige Begleitveranstaltungen, Totengebete etwa. Verleiht das der Ausstellung nicht noch mehr Aufmerksamkeit, an der Ihnen ja nicht gelegen sein kann?


      Das mag sein. Aber nichts zu machen ist auch nicht richtig. Die Kirche täte schlecht daran, Fragen wie die nach Leben und Tod gerade jetzt nicht zu stellen. Schließlich suggeriert die Ausstellung ja auch, mit Hilfe der dauerhaften Plastinierung könne man sich verewigen und so den Tod überwinden.

      Da können wir doch nicht schweigen. Der Glaube an ein ewiges Leben ist nicht durch plastinierte Körper beweisbar.




      Auch Vertreter der Ärzteschaft haben gegen die Ausstellung protestiert. Sind Sie von dieser Allianz überrascht?


      Nein, besonders nicht über den Beistand von den Anatomen. Ich weiß, wie sehr sie bei ihrer Arbeit bemüht sind, würdig mit den Toten umzugehen.




      Am 21.Januar kommen Sie mit Gunther von Hagens in einer Podiumsdiskussion zusammen. Was erhoffen Sie sich von diesem Gespräch?


      Nichts. Jedenfalls, wenn es darum gehen sollte, ihn umzustimmen. Dennoch möchte ich Herrn von Hagens mit meinen Gedanken konfrontieren und ihn fragen, ob er nicht doch der Härte des Todes ausweicht.


      Die Fragen stellten Brigitte Roth und Stefan Toepfer.



      Quelle: FAZ, 11.01.04

      Bildmaterial: dpa
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      schrieb am 20.01.04 13:56:44
      Beitrag Nr. 113 ()
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      Körperwelten“-Macher von Hagens will selbst präpariert werden



      „Körperwelten“-Macher Gunther von Hagens will nach seinem Tod selbst als Ausstellungsobjekt präpariert werden. Auch seine Frau, sein Vater, seine Geschwister und seine Kinder wollten sich nach ihrem Tod plastinieren lassen, sagte der Heidelberger Anatom am Donnerstag in Frankfurt. Er habe bereits seinen besten Freund plastiniert.

      Frankfurt ist die achte deutsche Stadt, in der die ethisch umstrittene Ausstellung präparierter Leichen zu sehen ist. Weltweit haben nach Angaben der Veranstalter rund 13,5 Millionen Menschen die Anatomie-Schau gesehen. In Frankfurt rechnet von Hagens bis zum 18. April mit 400 000 Besuchern.

      In der Naxos-Halle im Stadtteil Fechenheim sind knapp 200 Leichen und Leichenteile ausgestellt, die der Heidelberger Mediziner mit einem von ihm entwickelten Verfahren präpariert hat. Bei der so genannten „Plastination“ werden dem toten Körper Fett und Wasser entzogen und durch Kunststoff ersetzt.

      Die spektakulärsten Objekten sind zwei Dutzend Ganzkörper-Plastinate, zu denen neben menschlichen Leichen auch ein Pferd und ein Gorilla zählen. Daneben gibt es gesunde und kranke Organe zu sehen, herauspräparierte Blutgefäße, Nervenbahnen, Haut und Knochen.




      Kirchen: Ausstellung ist Effekthascherei


      Obwohl das Frankfurter Ordnungsamt die Schau zunächst nur mit Auflagen genehmigen wollte, sind die „Körperwelten“ in Frankfurt unzensiert zu sehen. So dürfen auch jene Objekte gezeigt werden, bei denen Leichen beim Basketballspielen, mit Hut oder als Lehrer mit Kreide in der Hand hergerichtet sind.

      Die Kirchen kritisieren die Schau als pietätlos und werfen von Hagens Effekthascherei vor. Die Landesärztekammer bezweifelt, daß es ihm um medizinische Aufklärung geht und wittert finanzielle Motive. Hessens Sozialministerin Silke Lautenschläger (CDU) warnte Kinder vor dem Besuch der „Körperwelten“.

      Die präparierten Leichen seien für unter 14-Jährige abstoßend und könnten zu Ängsten führen. Bei einer Podiumsdiskussion am kommenden Mittwoch (21.1.) will sich von Hagens öffentlich seinen Kritikern stellen.

      Ziel der Ausstellung sei „einzig und allein die Aufklärung und Information von Laien“, rechtfertigte von Hagens seine Objekte. Das „Erlebnis Anatomie“ dürfe nicht Medizinern vorbehalten bleiben. Von Hagens bezeichnete Vorwürfe als unhaltbar, wonach er Leichen aus dem Ausland kaufe oder sie gegen ihren Willen plastiniere.

      Den Vorwurf der Leichenfledderei hält er für Unsinn. Er bereite derzeit eine Anfrage beim Vatikan vor, „um zu erfahren, wie der Papst dazu steht“.



      Quelle: FAZ, 15.01.04
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      schrieb am 20.01.04 14:02:56
      Beitrag Nr. 114 ()
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      "Körperwelten" als "Edutainment" für medizinische Laien

      Ob Gunther von Hagens von Papst Johannes Paul II. eine Antwort auf seine Fragen bekommen wird? Am Donnerstag hat der Heidelberger Plastinator in Frankfurt angekündigt, er wolle sich an den Vatikan wenden, um die Einstellung der katholischen Kirche zu seiner Ausstellung "Körperwelten" zu erfahren.

      Eine Entgegnung auch auf die Bedenken, die vor allem die evangelische Kirche in Frankfurt gegen die Leichenschau erhoben hat, die von heute an bis zum 18.April in der Naxos Event Halle in Fechenheim zu sehen ist.

      Fast 200 in einem speziellen Verfahren konservierte und präparierte menschliche Körper und Körperteile sind dort ausgestellt.



      Frankfurt ist die achte deutsche Station der Schau, die auf der ganzen Welt nach Angaben der Veranstalter bislang 13,5 Millionen Besucher gesehen haben. War zuvor von einer teilweisen Einschränkung durch die Stadt Frankfurt die Rede gewesen, ist die Ausstellung nun vollständig genehmigt worden.

      Von Hagens, der in den siebziger Jahren das Verfahren der Plastination entwickelt hat, bei dem Fett und Körperflüssigkeit durch Materialien wie Epoxydharz oder Silikonkautschuk ersetzt werden, nutzt die Eigenschaften der von ihm erfundenen Konservierungsmethode für die Ausstellung gänzlich aus:
      Von in einzelne Quer- und Längsscheiben aus Harz zersägten Körpern über Raucherlungen bis hin zu einem Reiter auf einem ebenfalls komplett plastinierten scheuenden Pferd.


      "Um dem Tod den Grusel zu nehmen", so erklärte der in Anspielung auf den von Rembrandt porträtierten Anatomen Tulp stets mit einem Hut bekleidete von Hagens, würden die Ganzkörper-Plastinate in Körperhaltungen Lebender gezeigt: etwa als in der Mitte zersägte "Schwimmerin" oder "Schachspieler".

      Wie sein Plastinator behütet ist der "Flügelmann", der mit aufgefächerter Muskulatur dank seiner Kopfbedeckung an eine Vogelscheuche erinnert. Der Hut, so heißt es in der Beschriftung, verbinde symbolisch Leben und Tod. Schönheit und Humor regten zum Lernen an.

      Die Posen der Enthäuteten und Skelettierten, ihre Garnitur durch Hüte und Sportgerät jedoch nimmt der "anatomischen Information des Laien", um die es von Hagens, wie er nachdrücklich versicherte, ausschließlich gehe, einiges von ihrer Ernsthaftigkeit.

      Diese jedoch wird, durch allerdings kurzgehaltene Erklärungen zur Funktion von Muskeln, Organen und Nerven gewahrt. "Edutainment" wie von Hagens sein Konzept neudeutsch nannte, trifft den Kern der Ausstellung eher:
      Sie spielt mit der "Faszination des Echten", so der Untertitel der Schau. Doch die schiere Anhäufung der Plastinate läßt diese künstlicher erscheinen als manches Plastikmodell im Biologieunterricht.

      Von Hagens fühlt sich in der Tradition der Anatomie stehend, wie sie vor allem in den Abbildungen aus dem 16. und 17.Jahrhundert dargestellt wird.

      Keiner der damaligen Anatomen allerdings wäre wohl wirklich auf die Idee verfallen, einem enthäuteten Mann seine eigene Haut in die Hand zu legen - und das nicht nur, weil es von Hagens` Technik noch nicht gab.

      Daß heutige Besucher eines solch haptischen Belegs bedürfen, um die Haut als das größte Organ des Menschen zu erkennen, scheint zumindest von Hagens` Überzeugung zu sein. Daher soll bald ein "Menschenmuseum" in einer deutschen Stadt entstehen.

      Um Körperspender sei er nicht verlegen, so von Hagens. Zu guter Letzt will der Plastinator selbst, samt seiner Familie, nach dem Ableben in Harz und Kautschuk konserviert werden. (emm.)

      (Die Ausstellung in der Naxos Event Halle Fechenheim, Wächterbacher Straße 83, ist von Sonntag bis Donnerstag von 9 bis 21 Uhr, am Freitag und Samstag von 9 bis 23 Uhr geöffnet. Informationen unter www.koerperwelten.de.)



      Quelle: FAZ, 15.01.04
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      schrieb am 20.01.04 14:06:38
      Beitrag Nr. 115 ()
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      „Körperwelten“ erleben Besucheransturm in Frankfurt


      Ungeachtet der abermals vorgetragenen Vorwürfe gegen „Körperwelten“-Erfinder Gunther von Hagens ist die Leichen-Schau in Frankfurt nach Angaben der Veranstalter sehr gut angelaufen.

      In den ersten drei Tagen seien 10.931 Besucher in die Naxoshalle im Stadtteil Fechenheim gekommen, teilten die Organisatoren am Montag mit. Nur in Berlin habe es am ersten Wochenende mehr Besucher gegeben.



      Derweil berichtet das Magazin „Der Spiegel“ in seiner neuen Ausgabe, von Hagens habe in seiner Anlage im nordwestchinesischen Dalian auch Hinrichtungsopfer präpariert.

      Der Erfinder der umstrittenen Ausstellung „Körperwelten“, Gunther von Hagens, will sich am Donnerstag erstmals öffentlich zu den neuen Vorwürfen an seinen Praktiken äußern.

      Auf einer Pressekonferenz in Frankfurt werde von Hagens Stellung zu dem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ beziehen, er präpariere in China fabrikmäßig teilweise illegal beschaffte Leichen. Das kündigte am Montag in Heidelberg eine Sprecherin an.




      Magazin: Leichen mit Einschußloch im Kopf


      „Da die Vorwürfe sehr schwerwiegend und vielfältig sind, benötigen wir für eine fundierte Stellungnahme auch entsprechend Zeit“, sagte eine Sprecherin des Heidelberger „Instituts für Plastination“. Ursprünglich war eine Stellungnahme bereits an diesem Dienstag angekündigt worden.

      In dem „Spiegel“-Bericht hieß es, bei einer Inventur in seiner Anlage im nordwestchinesischen Dalian am 12. November 2003 seien 647 Leichen gezählt worden. Dokumentierte Verletzungen belegten, daß unter den Toten auch chinesische Hinrichtungsopfer seien.


      Manche Leichen in „Von Hagens Plastination Ltd.“ wiesen ein „Einschußloch im Kopf“ auf, berichtete das Magazin. Bei anderen heiße es „Bauchdecke kreuzweise aufgeschnitten“ - laut „Spiegel“ ein Hinweis darauf, daß dem Toten alle Organe entnommen wurden, was in China bei Opfern von Todesurteilen üblich sei.
      In China gibt es mehr Hinrichtungen als in allen anderen Ländern zusammen.

      Die Heidelberger Oberstaatsanwältin Elke O`Donoghue sagte am Montag, es werde geprüft, ob in der Sache ein Ermittlungsverfahren gegen von Hagens eingeleitet wird. Zuerst müsse aber geklärt werden, ob in China ein Strafbestand vorliege. Es sei internationale Rechtshilfe angefordert worden. In Deutschland wäre es der Tatbestand Störung der Totenruhe.




      Staatsanwaltschaft betragt Strafbefehl wegen Titel-Mißbrauch


      Die Heidelberger Staatsanwaltschaft hat unterdessen den Erlaß eines Strafbefehls gegen von Hagens wegen Mißbrauchs von Titeln mit einer Gesamtgeldstrafe von 120 Tagessätzen beantragt.

      Dem Präparator wird zur Last gelegt, zwischen Februar 2002 und August 2003 Schriftstücke mit „Prof.“ oder „Professor“ Dr. Gunther von Hagens unterzeichnet zu haben. Von Hagens sei aber nicht berechtigt, den akademischen Grad eines Professors ohne Hinweis auf dessen Herkunft zu führen.



      Die Universität Heidelberg hatte Anfang September Strafanzeige gestellt, weil von Hagens schriftlich und in Anzeigen mit einem in China erworbenen Professoren-Titel werbe, ohne die Herkunft seines Titels kenntlich zu machen.

      Der Erfinder der umstrittenen Leichenschau hatte dazu erklärt, die Medizinische Universität Dalian in China habe ihm den Titel aus freien Stücken verliehen. Das nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerium habe bereits 2001 gebilligt, daß er den Titel führe.

      Die „Körperwelten“-Ausstellung läuft weltweit seit 1996. Nach Veranstalterangaben haben mehr als 13 Millionen Menschen die Schau gesehen.




      Quelle: FAZ, 19.01.04
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      schrieb am 20.01.04 14:21:14
      Beitrag Nr. 116 ()
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      Gunther von Hagens mit einer präparierten Leiche





      Neue Vorwürfe gegen „Körperwelten“-Schöpfer von Hagens


      Quer durch die Republik hat der Schöpfer der umstrittenen „Körperwelten“-Ausstellung, Gunther von Hagens, am Montag für Aufsehen gesorgt.

      Während die Staatsanwaltschaft Hamburg ihre Ermittlungen gegen ihn wegen Störung der Totenruhe im Zusammenhang mit einem nächtlichen Fototermin einstellte, beantragte die Heidelberger Staatsanwaltschaft Strafantrag wegen Mißbrauchs von Titeln.



      Zu den neuen Vorwürfen um die Herkunft der Körper für seine Präparate wurde für Donnerstag eine Stellungnahme angekündigt.

      Am Wochenende hatte der „Spiegel“ berichtet, Hagens habe für seine Präparate auch Körper hingerichteter Strafgefangener aus China verwendet.

      Hagens Heidelberger Institut für Plastination erklärte dazu, der Mediziner wolle zunächst in China Rücksprache halten, da dort aber momentan das Neujahrsfest gefeiert werde, brauche alles noch etwas Zeit. Aller Voraussicht nach werde es am Donnerstag eine Pressekonferenz geben.




      Professorentitel nicht rechtmäßig geführt


      Zu dem in Heidelberg beantragten Strafbefehl über 120 Tagessätze sagte die Sprecherin der dortigen Staatsanwaltschaft, Oberstaatsanwältin Elke O`Donoghue, Hagens werde zur Last gelegt, zwischen Anfang Februar 2002 und Mitte August 2003 in fünf Fällen Schriftstücke mit „Prof.“ oder „Professor“ Dr. Gunther von Hagens unterzeichnet zu haben, obwohl er nicht berechtigt gewesen sei, den akademischen Grad eines Professors ohne Hinweis auf dessen Herkunft zu führen.

      Über den Erlaß des beantragten Strafbefehls habe das Amtsgericht Heidelberg noch nicht entschieden. Die Staatsanwaltschaft war auf Grund einer Anzeige der Universität Heidelberg aktiv geworden.

      Hagens hatte im September 2003 erklärt, er trage den chinesischen Professorentitel rechtmäßig. Bereits im Jahre 2001 habe das Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen seine Zustimmung zur Führung seines von der Dalian Medical University verliehenen Professorentitels erteilt.




      Landesärztekammer fordert notfalls Ausstellungsschließung


      Die Hamburger Staatsanwaltschaft erklärte derweil, Hagens habe sich nicht der Störung der Totenruhe schuldig gemacht, als er im Oktober 2003 für einen nächtlichen Fototermin mit seinen konservierten Leichen aus der Schau „Körperwelten“ an öffentlichen Plätzen der Hansestadt posierte.

      Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Rüdiger Bagger hat Hagens damit allerdings eine Ordnungswidrigkeit begangen. Bei den Ausstellungsstücken handelt es sich nach Auffassung der Hamburger Staatsanwaltschaft nur noch um „dauerhaft konservierte künstliche Gebilde auf der Basis des menschlichen Körpers“, die keine Gegenstände der Totenverehrung mehr seinen.

      Allerdings sei die nächtliche Ausstellung „eine grob ungehörige Handlung, die die Allgemeinheit belästigen und die öffentliche Ordnung stören“ könne. Das Verfahren sei an die Innenbehörde abgegeben worden.





      Quelle: FAZ, 19.01.04

      Bildmaterial: dpa/dpaweb
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      schrieb am 20.01.04 14:28:55
      Beitrag Nr. 117 ()
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      Leichenpräparator Gunther von Hagens




      Schluß damit: Gunther von Hagens` „Körperwelten“
      Von Lorenz Jäger


      "Ja, super, ich wußte gar nicht, daß Menschen so aussehen." So lautete der Eintrag der achtjährigen Lisa in das Gästebuch der Ausstellung "Körperwelten", als diese in Berlin gezeigt wurde.

      Derzeit gastiert die Leichen-Schau im Frankfurter Stadtteil Fechenheim. Das örtliche "Best Western"-Hotel empfiehlt den Schulklassen angesichts des erwarteten Besucherstroms eine zeitige Anmeldung.

      Der schweizerische Lehrerverband LCH hatte, als Gunther von Hagens in Basel gastierte, seinen Mitgliedern den Lehrausflug zur Ausstellung empfohlen - unter der Bedingung, "daß dieser professionell vorbereitet werde".


      Aber welche Profession wäre denn zuständig für das, was Gunther von Hagens zeigt, für seine neckisch aufgemachten Leichen, die grinsend, einmal in der Pose des nachdenklichen Schachspielers mit aufgeschnittenem Schädel, ein anderes Mal als Freak, von dessen Hirnschale nur ein Irokesen-Rest geblieben ist, dem Publikum gezeigt werden?

      Der Wunsch, den Ausflug mit den Kindern "professionell vorzubereiten", bedeutet in Wahrheit das Eingeständnis der Unmündigkeit: Das eigene moralische Urteil wird an vermeintliches Expertenwissen abgeschoben.




      Frevelhafte Neugier statt wissenschaftliches Interesse


      Der Mann, der sich als Künstler gibt und stets mit einem Joseph-Beuys-Hut auftritt, ist Unternehmer. Sein Geschäft mit der Fabrikation von Leichen hat sich bisher gelohnt. Rund dreizehn Millionen Besucher hat er weltweit anlocken können, unter ihnen waren nach von Hagens` eigenen Angaben zwei Millionen Kinder.

      "Jugendgerecht konzipiert" sei die Ausstellung, erklärte er in einem Interview. Gerade wird in China ein Paar hergestellt, das auf dem Eis tanzt, ein kopulierendes Paar soll folgen.

      Sein Ziel ist ein "Menschenmuseum". Er sieht sich als Wissenschaftler, der die Ergebnisse der anatomischen Forschung "demokratisiert", in der Nachfolge von Leonardo da Vinci und dem Barock-Anatomen Vesalius.

      Andere Vergleiche liegen näher. Die Leichen des Gunther von Hagens kommen, wie der "Spiegel" in seiner aktuellen Ausgabe belegt, durchaus nicht nur von willigen Spendern, sondern unter anderem aus chinesischen Straflagern. Es waren, mindestens bis zum Jahr 2002, Hingerichtete. Manche hatten ein Loch im Schädel, andere einen gebrochenen Hals. Der kommunistische Staat verkaufte sie.

      Der Meister aus Deutschland betreibt im chinesischen Dailan ein internationales Großunternehmen, die "Von Hagens Plastination Ltd.", wo die Leichenpräparation wie am Fließband stattfindet.

      Man wird an das Äußerste der menschlichen Verworfenheit erinnert: vielleicht nicht direkt an die Menschenversuche der NS-Medizin, aber doch an jene Ärzte, die sich Kommissarschädel von der Ostfront kommen ließen, um anthropometrische Daten über den Typus des Bolschewisten zu erheben.

      Im Lager Buchenwald soll es Lampenschirme aus Menschenhaut gegeben haben, die in dem Nachkriegs-Verfahren gegen die Aufseherin Ilse Koch eine Rolle spielten. Solche frevelhafte Neugier ist es, die von Hagens demokratisiert - wissenschaftlich sind seine obszönen Massenveranstaltungen ohne Belang.




      Mut, den Frevel beim Namen zu nennen


      In Deutschland haben mehr als fünf Millionen Menschen die "Körperwelten" besucht, bald werden es womöglich zehn Prozent der Bevölkerung sein.

      Gefolgt wird die Bundesrepublik von Südkorea und Japan. Zur Ehre des Islam und des Judentums sei es gesagt: In den von ihnen dominierten Ländern wäre das Unternehmen des Gunther von Hagens ein Ding der Unmöglichkeit.

      Und vielleicht - das ist die einzige Hoffnung, die man gegenwärtig haben kann - wird das massive, aber vage Unbehagen an dieser aktuellsten Form der Kulturindustrie jene, die es verspüren, dazu nötigen, den Quellen dieses Unbehagens auf den Grund zu gehen.

      Sie werden dabei auf Fragen stoßen, die nach einer religiösen Antwort verlangen. Es ist die Chance für die Kirchen, aus ihrer Selbstvergessenheit zu erwachen und mit der christlichen Idee die Menschen wieder zu erreichen.

      Der Artikel 1 des Grundgesetzes sagt: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Aber kann die Intuition, daß die menschliche Würde durch Gunther von Hagens in beispielloser Weise verletzt wurde, juristisch faßbar gemacht werden?

      Die Heidelberger Oberstaatsanwältin Elke O`Donoghue erklärte gestern, man prüfe die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens: Möglich wäre ein Strafverfahren wegen Störung der Totenruhe. Darauf stehen bis zu drei Jahren Haft.

      Viel zu lange hat man hierzulande das Geschäft mit den Toten zugelassen. Wir haben uns daran gewöhnt, daß unter dem unverfänglichen Titel der Kunst alles möglich und folglich auch zu dulden ist.

      Aber diese Gesellschaft braucht den Mut, den Frevel beim Namen zu nennen.
      Sie braucht die Energie und das Selbstbewußtsein, etwas oder auch jemanden auszuschließen. In diesem Fall Gunther von Hagens.
      Sonst wird man eines Tages die Lampenschirme von Buchenwald ausstellen, und eine andere Achtjährige wird dann ins Gästebuch schreiben, daß sie bisher gar nicht gewußt habe, wie menschliche Haut aussieht.





      Quelle: FAZ, 20.01.04

      Bildmaterial: dpa
      Avatar
      schrieb am 22.01.04 19:11:03
      Beitrag Nr. 118 ()
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      Macht Tote öffentlich: Gunther von Hagens





      Von Hagens hält sich bedeckt


      Nach neuen Vorwürfen und wachsender Kritik hat der Initiator der „Körperwelten“-Ausstellung, Gunther von Hagens, seine Teilnahme an einer Podiumsdiskussion abgesagt.

      Am Mittwochabend wollte der Leichen-Präparator auf Einladung der Evangelischen Kirche in Frankfurt mit Kritikern wie der Frankfurter Pröpstin Helga Trösken diskutieren. „Auf Grund der aktuellen Berichterstattung“ werde von Hagens nicht teilnehmen, sagte eine Sprecherin am Dienstag.

      „Der Spiegel“ hatte dem Mediziner vorgeworfen, unter anderem Leichen von Hingerichteten zu präparieren. Darauf deuteten Verletzungen der Toten hin, die von Hagens` Mitarbeiter in China zum Herstellen der Plastinate verwenden. Die Deutsche Hospiz-Stiftung und die Hessische Landesärztekammer forderten daraufhin, die Ausstellung zu schließen, sollten die Vorwürfe zutreffen.




      Stellungnahme am Donnerstag


      Von Hagens will am Donnerstag um 11.00 Uhr in der Naxos-Halle in Frankfurt-Fechenheim zu den Vorwürfen Stellung nehmen, kündigte die Sprecherin an.
      Dort ist die Schau, die erstmals 1996 in Mannheim gezeigt wurde, seit vergangenem Freitag zu sehen. In den ersten drei Tagen waren nach Veranstalter-Angaben knapp 11. 000 Besucher gekommen.

      Die Deutsche Gesellschaft für Pathologie (DGP) hat sich von dem umstrittenen Leichenpräparator Gunther von Hagens distanziert. Sollten die jüngsten Vorwürfe gegen von Hagens zutreffen, so schade „diese menschenunwürdige Praxis nicht nur dem wichtigen Anliegen der Obduktion“, erklärte DGP-Sprecher Manfred Stolte. Sie würde zudem fatal an den Umgang der Nationalsozialisten mit Lebenden und Toten erinnern.

      Nach Ansicht der DGP ist allerdings auch unabhängig vom Ausgang der staatsanwaltlichen Ermittlungen klar, daß der Ausstellungsmacher mit seiner Arbeit gegen medizinethische Regeln verstoßen habe.
      Anatomische Sammlungen sollten würdevoll aufklären und keine kommerziellen, die Schaulust ansprechende Veranstaltungen sein, kritisierte der DGP-Sprecher. Bei Obduktionen müsse die Würde des Verstorbenen gewahrt bleiben.





      Quelle: FAZ, 22.01.04
      Bildmaterial: dpa/dpaweb
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      schrieb am 22.01.04 19:14:13
      Beitrag Nr. 119 ()
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      Von Hagens schließt Erwerb von Hinrichtungsopfern nicht aus


      Der Macher der umstrittenen „Körperwelten"- Ausstellung, Gunther von Hagens, hat sich gegen Vorwürfe gewehrt, Körper von Hingerichtenen für seine Präparate zu nutzen.

      Das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ hatte berichtet, von Hagens habe für die Herstellung seine Präparate offenbar auch Körper von in China hingerichteten Strafgefangenen benutzt und unter Mißachtung internationaler Vereinbarungen durch seine Firma in großem Stil Tote aufgekauft.

      „Ich habe niemals Hinrichtungsopfer zu Präparaten verarbeitet“, sagte Hagens am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Frankfurt am Main. Auch in seiner aktuellen Ausstellung gebe es „keine Plastinate von Hingerichteten“, betonte er.

      Er könne allerdings nicht ausschließen, daß unter den von ihm in der Vergangenheit erworbenen Leichen sich möglicherweise Hinrichtungsopfer befanden.

      Er räumte ein, daß in seinem Institut in China „sieben anonymisierte Ganzkörperpräparate“ gefunden wurden, „die Kopfverletzungen aufweisen“. Er habe zugesagt, „im Einklang mit den chinesischen Behörden“ diese Körper dort bestatten zu lassen.




      Proteste vor der Ausstellung


      Unmittelbar vor von Hagens` Stellungnahme inszenierten Mitglieder der Deutschen Hospiz Stiftung eine symbolische Bestattung der so genannten Plastinate mit Leichenwagen, Sarg, Kränzen und Grablichtern vor der Ausstellungshalle.

      Auf Transparenten forderten sie „Kein Geschäft mit dem Tod“ und kritisierten die Ausstellung als „Endstation Gruselkabinett.“ Eine Zurschaustellung von gehäuteten und filetierten Menschen diene weder der Wissenschaft, noch dem würdevollen Umgang mit den Verstorbenen, sagte Hospizsprecherin Michaela Gehms.

      Die Schau, die präparierte Leichen und Leichenteile zeigt, sei ein grauenvolles „Sezierspektakel“. Gehms unterstrich, die Ausstellung führe zu einer Entfremdung vom Sterben und reduziere den Tod „auf das Gruseln“.

      Der „Spiegel“ hatte berichtet, von Hagens habe in China Körper hingerichteter Strafgefangener präparieren lassen. Daraufhin hatten die Proteste gegen die umstrittene Schau deutlich zugenommen.

      Weltweit haben bis dato knapp 14 Millionen Menschen von Hagens umstrittene Schau besucht. In Deutschland wurde die Ausstellung seit 1997 sieben Mal gezeigt, zuletzt in Hamburg. In Frankfurt erwarten die Veranstalter bis zum 18. April 400.000.



      Quelle: FAZ, 22.01.04
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      schrieb am 24.01.04 00:06:04
      Beitrag Nr. 120 ()
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      Gunther von Hagens verteidigt sich



      Mehr Anatomie wagen

      Von Lorenz Jäger




      Im Haus des Ganzkörperpräparators sollst du nicht von der Leiche reden.
      Sondern von Arbeitsplätzen und Geschäftspartnern, von der Demokratisierung der Wissenschaft und von politischen Reformen.

      Und wenn denn unbedingt doch von den Objekten gesprochen werden muß, die einmal Menschen waren, dann hebe man, wie es Gunther von Hagens bei seiner Pressekonferenz tut, die schöne Umgebung im chinesischen Dailan hervor, in der die schwer zu Benennenden nun untergebracht sind: "in großen gekachelten Räumen, in Edelstahl". Dort betreibt er seine Plastinationsfirma.


      Manchen reichen die Antworten des Gunther von Hagens nicht. Vor dem Gelände der Fechenheimer Naxos-Eventhalle stehen zwei Dutzend Mitglieder der Hospiz-Stiftung, die Protest-Transparente, einen blumengeschmückten Sarg und Totenlichter mitgebracht haben, um eine symbolische Beerdigung darzustellen.

      Unter den Besuchern drinnen scheint die Mehrheit aus Schulklassen samt stolzen Lehrkräften zu bestehen. Ob sie vollzählig zu der Schau gekommen sind, möchten wir wissen: "Wer partout nicht wollte, konnte sich krank melden", erklärt uns ein Gymnasiast.



      Leichen gebraucht


      Wenn es nach von Hagens geht, der während der Pressekonferenz immer wieder von seiner "Mission" spricht, dann werden in ein paar Jahren seine Objekte auch in Schulklassen stehen.

      Ein hessischer Lehrerverband, der VBE, unterstützt die Ausstellung "Körperwelten" schon jetzt. Und dann rutscht von Hagens das Unwort heraus: Für seine demokratisierende Aufgabe brauche er nun einmal Leichen.


      Und ein wenig an einen Leichenbestatter erinnert er nun doch, mit schwarzem Anzug und roter Krawatte; für die Pressekonferenz hat er zwar nicht auf seinen Beuys-Hut verzichtet, aber sich ein ernsteres Ansehen gegeben als sonst.
      Die Künstler-Maske tritt zurück, sie käme heute bei dem kritischen Publikum der Pressekonferenz nicht gut an.



      Sieben mit Kopfverletzungen


      Es ist nicht ganz leicht, die Antworten zu verstehen, die Gunther von Hagens auf die Fragen gibt, die ihm zunächst ein Adlatus stellt, bevor das Wort an die Journalisten gegeben wird.
      Immerhin kommt so viel heraus, daß von Hagens nach dem Bericht des "Spiegel" in seiner chinesischen Niederlassung unter den mehr als sechshundert Objekten sieben Leichen mit Kopfverletzungen finden konnte, die er nun der Feuerbestattung zuführen wird.

      Und schlechterdings ausschließen könne er nicht, daß ihm von seinen stets ungenannt bleibenden Geschäftspartnern oder von dem ehemaligen Manager seiner chinesischen Firma, der sich inzwischen in der gleichen Branche selbständig gemacht hat, "Hingerichtete" untergeschoben wurden. Von Hagens legt Wert auf dieses Wort und prangert die Ungerechtigkeit an, die die Medien begehen, wenn sie im Falle der Vereinigten Staaten schlicht von "Hingerichteten" sprechen, in China aber von "Hinrichtungsopfern".



      "Beitrag zum Fortschritt in China"


      Schon diese Wortwahl hält Gunther von Hagens für den Ausdruck eines "ethischen Kolonialismus" gegenüber den Chinesen. Aber China, so wird eingeworfen, sei nicht gerade für die Achtung der Menschenrechte bekannt?

      Von Hagens nimmt für sich in Anspruch, "etwas angestoßen" zu haben. "Durch mein Beispiel habe ich Diskussionen angeregt. Ich schaffe da ein neues Bewußtsein. Das ist Teil meiner politischen Mission." Er sieht sein Geschäftsunternehmen als einen "Beitrag zum Fortschritt in China".

      Weltweit habe er vierhundert Arbeitsplätze geschaffen. Und er beruft sich auf das Beispiel Willy Brandts, auf den "Wandel durch Annäherung". In Dailan verlaufe alles nach landesüblichen Maßstäben korrekt: "Da können sie in jeden Kübel reinschauen, da ist nichts."

      Religiöse Bedenken, wie sie von der islamischen oder jüdischen Religion erhoben werden könnten, wischt er beiseite. Immerhin habe ihn der israelische Botschafter in Belgien eingeladen, mit seiner Schau auch in Israel zu gastieren.




      Kein Kommentar


      Über die Summen, die er einnimmt, kann er sich nicht äußern, bevor er mit seinem Steuerberater gesprochen hat. Zudem legen seine Kunden, darunter japanische Universitäten, keinen Wert auf Presserummel. Vierzehn Millionen Euro hat er nach eigenen Angaben in China investiert.

      Von juristischen Problemen will er heute nichts wissen, das Verfahren in Nowosibirsk sei eingestellt worden - aber da ruft man ihm zu, daß es soeben, nachdem die Staatsanwaltschaft Revision eingelegt hatte, wiederaufgenommen wurde.

      Ein schwebendes Verfahren, so von Hagens nun, wolle er nicht kommentieren. In Zukunft jedenfalls, soviel kann er zum Finanziellen verraten, wird die Plastination durch weitere technische Verbesserungen wesentlich billiger werden. Dann dürfte der weiteren Demokratisierung nichts mehr im Wege stehen.



      Quelle: FAZ, 23.01.04

      Bildmaterial: dpa/dpaweb
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      schrieb am 24.01.04 17:58:59
      Beitrag Nr. 121 ()
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      Hagens: Keine Hingerichteten in Frankfurter Ausstellung


      "In dieser Ausstellung gibt es keine Plastinate von Hingerichteten aus China." Ob die gestrige Stellungnahme Gunther von Hagens` in der Fechenheimer Ausstellungshalle der "Körperwelten" dem entspricht, was Politiker des Frankfurter Römerbündnisses als "zweifelsfreie Klärung" der Herkunft seiner Exponate gefordert haben, ist allerdings fraglich.

      "Der Spiegel" hatte berichtet, in Hagens` Unternehmen im chinesischen Dalian würden große Mengen menschlicher Leichen, darunter auch Hingerichtete, zu Plastinaten verarbeitet.

      Am Donnerstag nahm Hagens inmitten seiner Kreationen zu den Vorwürfen Stellung: wie immer mit Hut, wie immer begleitet von Gattin Angelina Whalley, die ebenso im Hintergrund wachte wie Leibjurist und Leibphilosoph des Heidelberger Plastinators.

      Auch er selbst, so Hagens, habe niemals Hinrichtungsopfer zu Präparaten verarbeitet. In seiner chinesischen "Wirkungsstätte", die er als seinen Beitrag zur Demokratisierung des Landes bezeichnete, lagern derzeit fast 650 Leichen, die er nach seinen Angaben mit dem Einverständnis der Behörden erhält.

      Angesprochen auf zwei im "Spiegel" erwähnte Hingerichtete, die 2001 in Dalian angeliefert wurden, sagte Hagens: "Das ist eine ganz andere Kultur."

      Gerade jenen Fragern, die sich notorisch des Wortes "Leiche" für seine mit Hut, Basketball oder der eigenen Haut dekorierten Plastinate bedienten, versuchte auch Hagens eine andere Kultur nahezubringen: "Ehemalige Menschen" seien die aufgeklappten oder in ihre Einzelteile zerlegten Exponate.

      Im Gegensatz zu "Verwesungsleichen", die "Objekte der Trauer" seien, handele es sich um "irreversibel anonymisierte, fixierte Präparate", hinter deren Beschaffung er stehe - auch gegen Geld. Zahlreiche Besucher, die seinen Ausführungen lauschten, scheinen sich dieser feinen Unterscheidung Hagens` angeschlossen zu haben.

      Als "Kunstwerk" titulierten sie etwa den mit aufgeklappten Muskeln präsentierten "Flügelmann"; Hagens selbst sei, wie viele geniale Künstler, nunmehr geächtet, werde aber gewiß gefeiert, wenn er dereinst tot und sein Werk anerkannt sei.

      Hagens selbst nahm jedoch nicht als Künstler zu den Vorwürfen Stellung, die vollends abzustreiten er ohne genauere Klärung nicht für opportun hielt: "Ich bin Wissenschaftler, ich denke nun mal ganz genau."

      So könne er nicht ausschließen, daß seinen chinesischen Mitarbeitern Hingerichtete untergeschoben worden sein könnten. Hagens` Erklärung, in der Frankfurter Ausstellung "Körperwelten" befänden sich keine Hingerichteten, bezog sich allerdings lediglich auf die sogenannten Ganzkörperplastinate, nicht auf jene zahlreichen einzelnen Organe, die in Vitrinen ausgestellt sind und den Betrachtern laut Hagens "Körperstolz" und den Unterschied zwischen gesund und krank vermitteln sollen.

      Über sie sprach Hagens nicht, der seine Schau ebenfalls als einen Schritt zur Demokratisierung, nämlich jener der Anatomie, verstanden sehen will. An deren Ende soll unter anderem die Versorgung von Schulklassen mit plastinierten Leichen stehen.



      Gerade über die Wirkung auf Kinder und Jugendliche jedoch, die auch am Donnerstag wieder die Ausstellung besuchten, gibt es unterschiedliche Meinungen: Der hessische Verband Bildung und Erziehung unterstützt "Körperwelten", während der Präsident der Landesärztekammer Hessen, Alfred Möhrle, gefordert hatte, Kindern unter 14 Jahren den Besuch der Ausstellung zu untersagen.

      Die Einwilligung der "Körperspender" in ihre Plastination liege für jeden der in der Ausstellung gezeigten "Ganzkörperplastinate" vor, sagte Hagens. Zeigen werde er die Ausweise jedoch ebensowenig wie in München, um die Anonymität der Spender zu wahren.

      Ansonsten beginne eine "Schicksalsanatomie", so Hagens. Er erwäge aber mittlerweile, die Lebensläufe der Plastinierten zu präsentieren und kündigte eine weitere Stellungnahme an, die Konsequenzen für seine "Unternehmungen" in aller Welt habe.



      In München wie jetzt in Frankfurt hatte Hagens eidesstattlich versichert, daß ihm die Einwilligungen der "Körperspender" vorliegen. Dem Frankfurter Ordnungsamt hatte dies genügt, um die Ausstellung als Ausnahme vom hessischen Bestattungsgesetz zu genehmigen.

      Nicht nur die während Hagens` Erklärungen draußen, weit vor der Halle, mit Sarg, Kränzen und Kerzen protestierende Deutsche Hospiz Stiftung fordert mittlerweile eine Schließung der "Körperwelten"-Schau - doch dazu bedarf es eines konkreten Anlasses.

      Wenn die derzeit ermittelnde Staatsanwaltschaft Heidelberg in China Erkenntnisse gewinne, die auch die Frankfurter Ausstellung beträfen, werde die Entscheidung, diese zu genehmigen, überprüft, sagte Klaus Diekmann, Abteilungsleiter für Ordnungsangelegenheiten im Ordnungsamt am Donnerstag. (emm.)


      Quelle: FAZ, 23.01.04
      Avatar
      schrieb am 24.01.04 18:59:16
      Beitrag Nr. 122 ()
      Na, langsam wird die Sache doch merkwürdig. Wenn die Vorwürfe stimmen sollten, daß Professor von Hagen wirklich Leichen von Exekutierten verwendet hat, sollte die Ausstellung amtlicherseits geschlossen werden.
      Avatar
      schrieb am 24.01.04 19:45:55
      Beitrag Nr. 123 ()
      Verstehe das nicht ... dachte bisher immer, Leiche ist Leiche...:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 01.02.04 14:00:55
      Beitrag Nr. 124 ()
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      Wissenschaftler distanzieren sich



      Schaulust und Verfälschung


      Die nachstehenden Professoren des Instituts für Anatomie und Zellbiologie der Universität Heidelberg distanzieren sich mit allem Nachdruck von Inhalt und Form der Ausstellung "Körperwelten" von Gunther von Hagens. Für die Ausstellung wird mit dem angeblichen Ziel geworben, das anatomische Wissen der Bevölkerung erweitern zu wollen.

      Diesem Anspruch wird die Ausstellung in keiner Hinsicht gerecht. Die menschlichen Präparate werden oft in einer Weise präsentiert, die die Anatomie völlig verfälscht.



      Anatomisch unsinnige Präparate


      Die reißerischen Schaueffekte überwiegen, zum Beispiel bei "vertikal und horizontal expandierten" Leichen sowie bei solchen Leichen, bei denen aus Effekthascherei anatomische Zusammenhänge zerstört worden sind, zum Beispiel dem "Läufer" mit teilweise abgelösten Muskeln. Der Gipfel dieser Entwicklung ist mit dem anatomisch unsinnigen Präparat des Reiters samt Pferd erreicht worden.

      Die Ausstellungsbesucher werden nicht in didaktisch akzeptabler Weise informiert, sondern eher verwirrt, da die angebotenen Erklärungen völlig unzureichend sind. Anatomisches Wissen könnte man auch mit Modellen vermitteln, allerdings würde dies den Besucherstrom und damit die Einnahmen wahrscheinlich deutlich reduzieren.



      Kein Respekt vor den Toten


      Die Leichen werden in einer Weise präsentiert, die vom völligen Fehlen eines verantwortlichen Umgangs mit Verstorbenen zeugt. Es ist nicht vertretbar, Leichen aus Profitgründen zu Gegenständen

      Wenn ein Medizinstudent im Sektionskurs die Leichen ähnlich pietätlos behandeln würde, hätte dies den sofortigen Ausschluß des Betreffenden aus dem Kurs zur Folge.

      Respekt vor den Toten sollte für die Lebenden selbstverständlich sein. Die Ausstellung und die dafür Verantwortlichen lassen diese Haltung völlig vermissen.

      Insgesamt ist die Ausstellung Ausdruck einer hemmungslosen Profit- und Profilierungssucht, die bewußt Tabus bricht, um möglichst viele Eintrittskarten zu verkaufen. Diejenigen Menschen, die tatsächlich aus Interesse an der Anatomie die Schau besuchen, werden um ihr Eintrittsgeld betrogen.

      Prof. Dr. Siegfried Mense, Prof. Dr. Sabine Angermüller, Prof. Dr. Karin Gorgas, Prof. Dr. Joachim Kirsch, Prof. Dr. Jürgen Metz, Prof. Dr. Klaus Unsicker, Prof. Dr. Alfred Völkl




      Quelle: FAZ, 28.01.04

      Bildmaterial: REUTERS
      Avatar
      schrieb am 01.02.04 14:48:58
      Beitrag Nr. 125 ()
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      Hagens: „Habe keine Leichen aus Rußland erhalten“



      Der umstrittene Leichenpräparator Gunther von Hagens hat bestritten, Leichen aus Rußland erhalten zu haben.

      Das Heidelberger Institut für Plastination habe lediglich von der Universität aus Nowosibirsk eine Sendung von dauerhaft konservierten und irreversibel anonymisierten Präparaten mit Zustimmung der russischen Behörden erhalten, erklärte von Hagens am Mittwoch.

      Nach einem Fernsehbericht war er zur Herausgabe von sterblichen Überresten an deren russische Angehörige aufgefordert worden.

      Bei der Sendung handele es sich um einen Zusammenschnitt alten Videomaterials, welches bereits in Teilen im vergangenen Jahr ausgestrahlt wurde, betonte der Macher der umstrittenen „Körperwelten“-Ausstellung.

      Die Vorwürfe seien nicht neu. Von Hagens betonte: „Ich habe aus Rußland niemals Leichen oder Leichenteile bekommen und behalte mir rechtliche Schritte gegen diese Unterstellung vor.“




      Hagens: Dubiose Lieferung


      Dem Bericht zufolge waren die Leichenteile dem Institut unter dubiosen Umständen geliefert worden. Der Göttinger Rechtsanwalt Reiner Fuellmich hatte erklärt, daß er eine Familie in Nowosibirsk vertrete, deren verstorbener Vater ohne Zustimmung zur Plastination übergeben worden sei.

      Die Leiche sei laut russischer Staatsanwaltschaft zusammen mit 56 weiteren Toten und mehr als 400 Leichenteilen im Oktober 2000 von Nowosibirsk an das Heidelberger Institut geschickt worden.

      Von Hagens erklärte dazu, der beschriebene Fall sei in Nowosibirsk bereits gerichtlich behandelt worden, ohne daß das Institut für Plastination in Heidelberg oder er selbst von den dortigen Behörden in irgendeiner Weise beschuldigt wurde. Alle juristischen Untersuchungen in Nowosibirsk seien eingestellt worden oder hätten mit Freispruch geendet.




      Quelle: FAZ, 28.01.04
      Avatar
      schrieb am 01.02.04 21:14:56
      Beitrag Nr. 126 ()
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      Bildmaterial dpa/dpaweb

      Macht Tote öffentlich: Gunther von Hagens






      Hagens unter Druck



      Nach neuen Vorwürfen und wachsender Kritik gerät der Initiator der „Körperwelten“-Ausstellung, Gunther von Hagens, immer mehr in Bedrängnis.

      „Der Spiegel“ hatte dem Mediziner vorgeworfen, unter anderem Leichen von Hingerichteten zu präparieren. Darauf deuteten Verletzungen der Toten hin, die von Hagens` Mitarbeiter in China zum Herstellen der Plastinate verwenden.

      Die Deutsche Hospiz-Stiftung und die Hessische Landesärztekammer forderten daraufhin, die Ausstellung zu schließen, sollten die Vorwürfe zutreffen.

      Nun wurde er auch von einem Anwalt aufgefordert, die sterblichen Überreste eines plastinierten Mannes an dessen russische Angehörige zurückzugeben.

      Der Mann habe nie in eine Plastination eingewilligt. Hagens wies die Vorwürfe zurück: „Ich habe aus Rußland niemals Leichen oder Leichenteile bekommen und behalte mir rechtliche Schritte gegen diese Unterstellung vor.“



      Ausstellung mit regem Zulauf


      Derzeit ist die Ausstellung in der Naxos-Halle in Frankfurt-Fechenheim zu sehen. In den ersten drei Tagen waren nach Veranstalter-Angaben knapp 11. 000 Besucher gekommen.

      Die Deutsche Gesellschaft für Pathologie (DGP) hat sich von dem umstrittenen Leichenpräparator Gunther von Hagens distanziert.

      Sollten die jüngsten Vorwürfe gegen von Hagens zutreffen, so schade „diese menschenunwürdige Praxis nicht nur dem wichtigen Anliegen der Obduktion“, erklärte DGP-Sprecher Manfred Stolte.
      Sie würde zudem fatal an den Umgang der Nationalsozialisten mit Lebenden und Toten erinnern.

      Nach Ansicht der DGP ist allerdings auch unabhängig vom Ausgang der staatsanwaltlichen Ermittlungen klar, daß der Ausstellungsmacher mit seiner Arbeit gegen medizinethische Regeln verstoßen habe.

      Anatomische Sammlungen sollten würdevoll aufklären und keine kommerziellen, die Schaulust ansprechende Veranstaltungen sein, kritisierte der DGP-Sprecher. Bei Obduktionen müsse die Würde des Verstorbenen gewahrt bleiben.



      Quelle: FAZ, 28.01.04
      Avatar
      schrieb am 02.02.04 15:19:10
      Beitrag Nr. 127 ()
      Avatar
      schrieb am 02.02.04 15:25:43
      Beitrag Nr. 128 ()
      Riesen-Russe sollte eigene Leiche verhökern


      D er umstrittene Leichen-Präparator Gunther von Hagens hat offenbar versucht, einem übergroßen Russen dessen Körper abzuluchsen. Einem Vertragsentwurf zufolge hat Hagens Heidelberger Institut dem russischen Ex-Basketballspieler Alexander Sizonenko eine Einmalzahlung und eine Rente angeboten, wenn dieser ihm nach seinem Tod seinen Körper überlasse, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ am Montag.

      Der 2,48 Meter große Mann gelte als der größte Mensch der Welt und leide an einer Krankheit, die ungewöhnliches Wachstum auslöse. Der Zeitung liege der Vertragsentwurf vor.

      „Ich kenne dieses Papier nicht“, kommentierte Hagens. Der ARD habe er früher von Überlegungen berichtet, zu Spenden für den mittellosen Russen aufzurufen. Um den Vorwurf, eine Körperspende kaufen zu wollen, zu vermeiden, habe er sich jedoch dagegen entschieden, sagte Hagens damals. Sizonenko gab an, Hagens habe ihn mit dem Angebot medizinischer Hilfe nach Deutschland gelockt und erst später gesagt, dass es um eine Körperspende gehe.

      Hagens ist wegen seiner „Körperwelten"-Ausstellung in die Kritik geraten. Nach Vorwürfen, er verarbeite auch Hinrichtungsopfer, hatte die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte eine Schließung der Ausstellung gefordert, bis die Herkunft der Leichen geklärt sei.

      02.02.04, 13:01 Uhr


      quelle focus-online
      Avatar
      schrieb am 09.03.04 19:32:21
      Beitrag Nr. 129 ()
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      Hagens dementiert "Millionengeschäft"


      Der Plastinator Gunther von Hagens hat neue Vorwürfe über ein "Millionengeschäft" mit menschlichen Präparaten zurückgewiesen.

      In einer Erklärung teilte Hagens am Sonntag mit, da man seine Ausstellung "Körperwelten" bisher nicht mit der "Leugnung der Wissenschaftlichkeit" verhindern konnte, bediene man sich des Vorwurfs der "Geschäftemacherei". Seine Gewinne seien jedoch ordnungsgemäß versteuert und für wissenschaftliche Einrichtungen sowie zum Aufbau der Unternehmen verwendet worden.

      Der "Spiegel" hatte berichtet, die Universität Heidelberg, der Hagens bis 1996 als wissenschaftlicher Mitarbeiter angehörte, habe vor Jahren Leichen aus Moskau akquiriert.

      Der Eingang der Leichen sei nicht registriert worden. Hagens` früherer Vorgesetzter, der Heidelberger Anatomie-Professor Wilhelm Kriz, bestätigte Körpertransporte aus Rußland.

      Beim Handel mit plastinierten Leichenteilen seien "zwei bis drei Millionen Mark" aus dem Verkauf menschlicher Präparate an andere medizinische Institute auf ein Drittmittelkonto der Universität geflossen.




      Quelle: FAZ, 01.03.2004
      Avatar
      schrieb am 09.03.04 19:35:32
      Beitrag Nr. 130 ()
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      Strafbefehl gegen „Körperwelten“-Macher


      Der wegen seines Umgangs mit Leichenteilen umstrittene Anatom Gunther von Hagens ist wegen Titelmissbrauchs mit einer Geldstrafe belegt worden. Über welchen Betrag sich der vom Amtsgericht Heidelberg erlassene Strafbefehl beläuft, konnte eine Gerichtssprecherin am Dienstag nicht sagen.

      Von Hagens hat nach Angaben des Gerichts nun zwei Wochen Zeit zu entscheiden, ob er den Strafbefehl annehme oder nicht. Falls der auch wegen seiner Ausstellung „Körperwelten“ kritisierte Hagens ihn ablehnt, kommt es zu einer förmlichen Gerichtsverhandlung.



      Anzeige der Uni Heidelberg


      Die Staatsanwaltschaft hatte eine Geldstrafe von 120 Tagessätzen beantragt. Im Januar hatte die Anklagebehörde erklärt, von Hagens werde zur Last gelegt, zwischen Anfang Februar 2002 und Mitte August 2003 in fünf Fällen Schriftstücke mit „Prof.“ oder „Professor“ Dr. Gunther von Hagens unterzeichnet zu haben, obwohl er nicht berechtigt gewesen sei, den akademischen Grad eines Professors ohne Hinweis auf dessen chinesischer Herkunft zu führen. Die Staatsanwaltschaft war auf Grund einer Anzeige der Universität Heidelberg aktiv geworden.

      Hagens hatte im September 2003 betont, er trage den chinesischen Professorentitel rechtmäßig. Bereits im Jahre 2001 habe das Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen seine Zustimmung zur Führung seines von der Dalian Medical University verliehenen Professorentitels erteilt.




      Handel mit Plastinaten bestätigt


      Bereits am Montag hatte die Universität Heidelberg einen Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ bestätigt, in den neunziger Jahren Leichen aus Russland erhalten und plastinierte Leichenteile weiterverkauft zu haben.

      Bis 1996 hat „Körperwelten“-Erfinder von Hagens an der Uni Heidelberg gearbeitet. Ihm war in der Vergangenheit mehrmals vorgeworfen worden, er habe aus dem Ausland Leichen erhalten, deren Herkunft unklar sei.

      Die Leichen im konkreten Fall seien von einem wissenschaftlichen Institut in Moskau geliefert worden, mit dem eine Kooperation bestanden habe, hieß es.

      Nach heutigem Wissensstand könne nicht mehr nachvollzogen werden, wie das Moskauer Institut an die Leichen gekommen sei, betonte ein Sprecher der Uni Heidelberg.

      Der damalige Handel sei rechtmäßig gewesen, das Geld für die Plastinate seien mit Wissen des zuständigen baden-württembergischen Ministeriums in Stuttgart auf ein Drittmittelkonto geflossen. Die Uni Heidelberg hat sich von der „Körperwelten“-Ausstellung distanziert.




      Quelle: FAZ, 03.03.04
      Avatar
      schrieb am 09.03.04 19:41:39
      Beitrag Nr. 131 ()
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      Ermittlungen eingestellt: "Körperwelten"-Macher von Hagens




      Keine Ermittlungen gegen von Hagens


      Die Ermittlungen gegen den „Körperwelten“- Erfinder Gunther von Hagens wegen des angeblichen Bezugs von Leichen unbekannter Herkunft aus China und Kirgisien sind eingestellt worden.

      Von Hagens habe sich nicht strafbar verhalten, teilte die zuständige Staatsanwaltschaft Heidelberg am Dienstag mit. Dem Anatom war vorgeworfen worden, er kaufe in China und Kirgisien Leichen ungeklärter Herkunft sowie Leichen von Hingerichteten.

      Presseberichte und private Anzeigen hatten zu den Ermittlungen geführt. Einzig möglicher Vorwurf sei die Störung der Totenruhe gewesen.

      Das Verhalten von Hagens erfülle diesen Strafbestand aber
      in keiner Weise, betonte eine Sprecherin der Heildelberger Staatsanwaltschaft am Dienstag. Die Ermittlungsbehörde kehnt daher das Einleiten eines Verfahrens ab.



      Zunächst war im November 2003 im Magazin „Stern“ berichtet worden, von Hagens erwerbe in Kirgisien Leichen ungeklärter Herkunft und plastiniere sie, ohne daß der Verstorbene zu Lebzeiten hierzu seine Einwilligung erteilt habe.

      Im Januar berichtete dann „Der Spiegel“, von Hagens kaufe in China unter Mißachtung der Rechte der Betroffenen Leichen auf, darunter auch angeblich herrenlose Körper sowie die Leichen von Hingerichteten und Opfern von Straftaten.

      Zusätzlich wurde von privater Seite der Vorwurf erhoben, er mache sich der Störung der Totenruhe schuldig, denn er zeige einem sensationslüsternen Massenpublikum präparierte Leichen, was sinnlos und entwürdigend sei.




      Keine „unbefugte Wegnahme“


      Die Sprecherin erklärte, so weit dem Anatom der Erwerb von Leichen ungeklärter Herkunft vorgeworfen wurde, liege keine unbefugte Wegnahme des Körpers oder von Teilen des Körpers eines Verstorbenen aus dem Gewahrsam des Berechtigten vor.

      Diesen Straftatbestand erfülle nämlich nur, wer gegen den Willen der Berechtigten handelt, die gleichzeitig Gewahrsam an dem Leichnam haben.

      Berechtigte seien vor der Bestattung in der Regel die nächsten Angehörigen. Allerdings seien diese nicht in jedem Fall auch Gewahrsamsinhaber, denn so lange Angehörige keine Rechte an dem
      Leichnam geltend gemacht hätten, übten sie auch nicht die tatsächliche Obhut über ihn aus.

      Im konkreten Fall sei von Hagens selbst dann kein juristischer Vorwurf zu machen, wenn er sich in rechtswidriger Weise der Leichname bemächtigt habe, da diese offenbar aus Kraneknanstalten und Gefangenenlagern stammten und damit der Tatbestand der unbefugten Wegnahme eines Leichnams fehle.




      Kein „beschimpfender Unfug“


      Auch gegen die Zurschaustellung der plastinierten Leichen im Rahmen der umstrittenen „Körperwelten“-Ausstellung, die zur Zeit in Frankfurt am Main gastiert, ist aus rechtlicher Sicht nichts einzuwenden.

      Der Tatbestand des so genannten „beschimpfen Unfugs“ ist nach Erkenntnissen der Heidelberger Staatsanwaltschaft nicht gegeben.

      Unter diesem Begriff sei nur ein Verhalten im Angesicht eines Toten zu verstehen, das durch ein besonderes Maß an Pietätlosigkeit und Rohheit gekennzeichnet sei und mit dem der Täter bewußt seine Verachtung oder Mißachtung zum Ausdruck bringe.

      Da der Anatom seine in der Öffentlichkeit vorgetragene Meinung, auch von wissenschaftlichen und künstlerischen Interessen geleitet zu sein, letztlich nicht zu widerlegen sei, fehle es an einer Motivation, die auf die mißbräuchliche und tabuverletzende Verwendung der Leichen gerichtet sei, so die Sprecherin der Ermittlungsbehörde.





      Quelle: FAZ, 09.03.04

      Bildmaterial: dpa


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