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    Die Parallelen zu Japan werden immer ähnlicher - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 15.08.02 08:12:25 von
    neuester Beitrag 18.08.02 22:13:31 von
    Beiträge: 10
    ID: 620.441
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      schrieb am 15.08.02 08:12:25
      Beitrag Nr. 1 ()
      Guten Morgen zusammen,

      nachfolgender Artikel läßt doch wieder einmal die Japankrise ins Gedächtnis rufen. Die Parallelen zu Japan werden immer deutlicher. Der Riesengau wird kommen und die Depression wird wohl ganz schön schlimm werden.
      Nach dem Motto: Volantiel in den Abgrund, na und es ist ja nur Geld :D:

      Amerikaner kaufen zunehmend Immobilien statt Aktien

      Spekulationen über Spekulationsblase / Schuldenkrise bei Hypothekenbanken befürchtet


      nks. NEW YORK. 14. August. Amerikanische Anleger haben vielfach das Vertrauen in Aktien verloren, setzen aber weiter Hoffnung in Immobilien. Während an der Wall Street die Aktienkurse fallen, steigen die Preise von privaten Immobilien kontinuierlich an. Nach sehr starkem Wachstum im vergangenen Jahr lagen die Hauspreise nach Angaben des amerikanischen Maklerverbandes im Juni 10,4 Prozent über denen des Vorjahrs. Manche Analysten sprechen von einer Spekulationsblase, die Konjunktur und Aktienkurse belasten könne, sobald sie platzt. Ein endgültiges Urteil steht noch aus. Viele Analysten halten aber zumindest einige Immobilienmärkte für überhitzt. Dazu gehören Boston oder San Francisco.

      "Die Kräfte, die für steigende Preise sorgen, basieren auf soliden Fundamentaldaten", meint Celia Chen, Analystin beim Marktforscher Economy.com. Chen nennt geringes Angebot und die starke, von niedrigen Hypothekenzinsen getriebene Nachfrage als Gründe für den Preisanstieg. Von spekulativen Exzessen könne keine Rede sein: "Das ist wichtig. Das Platzen einer spekulativen Blase würde zu einem Preisverfall und möglicherweise nachlassenden Ausgaben der Privathaushalte führen."

      Der durchschnittliche Zinssatz für eine 30jährige Hypothek betrug in der vergangenen Woche 6,31 Prozent und lag damit auf dem tiefsten Stand seit 32 Jahren. Eine Woche zuvor lag die Rate bei 6,43 Prozent, vor einem Jahr bei 7 Prozent. Die amerikanischen Verbraucher haben die niedrigen Hypothekenzinsen vielfach genutzt, um ihre Häuser zu refinanzieren. Das führt für die privaten Haushalte zu einem höheren frei verfügbaren Einkommen. Nach Angaben von Economy.com haben die privaten Haushalte in der ersten Hälfte des Jahres so durch Refinanzierung 100 Milliarden Dollar gewonnen. Das waren etwa 50 Prozent mehr als im vergangenen Jahr.

      Ein Rückgang der Verbraucherausgaben wäre ein Schlag für die Konjunktur. Die privaten Verbraucher sind für zwei Drittel des amerikanischen Wirtschaftswachstums verantwortlich. Dem Immobilienmarkt kommt angesichts der rückläufigen Investitionen von Unternehmen derzeit eine besonders wichtige Rolle zu. Sollte es sich um einen überbewerteten Markt handeln, würde sich eine Preiskorrektur und ein Rückgang der Verbraucherausgaben zweifellos auch auf die Kurse an der Wall Street auswirken. Dann hätten Unternehmen weniger Geld für Investitionen.

      Volkswirt Jan Hatzius von der Investmentbank Goldman Sachs äußerte sich skeptisch zur Zukunft des Immobilienmarktes. "Wir rechnen damit, daß die Kreditnachfrage im nächsten Jahr nachläßt, was wahrscheinlich die Ausgaben der Privathaushalte verringern wird", sagt Hatzius. Die Verschuldung, auf der die steigende Kaufkraft der Haushalte fuße, könne nicht endlos anhalten. Sobald sich die Hypothekenzinsen und die Immobilienpreise stabilisieren würden - womit Goldman rechnet - werde es zu einem Rückgang der Ausgaben der privaten Haushalte kommen. Das könnte die Konjunktur wegen der Schwächung der Nachfrage in eine Rezession drücken.

      Eine Gefahr für den Immobilienmarkt und den Kapitalmarkt könnte möglicherweise auch von den beiden Institutionen ausgehen, die im Zentrum des Hypothekengeschäfts stehen - die Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac. Beide sind privatwirtschaftliche Unternehmen mit einem staatlichen Auftrag, sogenannte "government-sponsored enterprises" (GSE). Der Auftrag besteht darin, für Liquidität in den Hypothekenmärkten zu sorgen. Die GSE erfüllen diesen Auftrag, indem sie Hypotheken von Banken kaufen, diese bündeln und als festverzinsliche Wertpapiere (mortgage-backed securities) auf den Kapitalmarkt bringen. Diese Papiere machen etwa ein Drittel des amerikanischen Rentenmarktes aus.

      Der Präsident der Zentralbank von St. Louis, William Poole, hält diese hohe Verschuldung für einen möglichen Risikofaktor für die Finanzmärkte. "Die massive Verschuldung der GSE könnte für ein massives Problem an den Kapitalmärkten sorgen", sagte Poole. Als Teil ihres Vertrages haben die GSE Kreditlinien beim amerikanischen Finanzministerium; diese sind noch nie in Anspruch genommen worden. Die reine Existenz der Kreditlinien hat am Markt allerdings zur Ansicht geführt, daß die Regierung die GSE aus einer Schuldenkrise retten würde. Nach Angaben von Poole sind die Schulden der beiden Unternehmen zusammen 40 Prozent höher als die des amerikanischen Staates. Poole sieht zwar kein unmittelbares Risiko für eine Schuldenkrise, er wolle es für die Zukunft aber nicht ausschließen. Poole sagt: "Es gibt keinen Zweifel daran, daß ein hoher Verschuldungsgrad das Risiko finanzieller Instabilität erhöht."

      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.08.2002, Nr. 188 / Seite 19
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      schrieb am 15.08.02 08:18:48
      Beitrag Nr. 2 ()
      Sieh dir mal die Indices an und sag mir was da noch kommen soll was noch schlimmer ist.
      Avatar
      schrieb am 15.08.02 09:17:12
      Beitrag Nr. 3 ()
      Hallo Yoyo,

      da gibts ein tolles Buch. Es heißt die goldenen 2000er. Der Autor heißt Dent. Der beschreibt in diesem Buch, daß das Wachstum der Volkswirtschaften vom privaten Konsum anhängt.

      Interessanterweise bezieht er das dann auf die demographische Entwicklung und nennt das Beispiel Japan. Viele ALte, geringe konsumstarke Junge und deshalb kommt die Wirtschaft nicht mehr voran.

      Überrigen: Japan ist Europa in der demographischen Entwicklung ziemlich genau 10 Jahre voraus.

      Gruß Kick
      Avatar
      schrieb am 15.08.02 10:58:53
      Beitrag Nr. 4 ()
      Ich hab mich schon immer gewundert, wieso bei der Bevölkerungsstruktur immer nur vom Generationenvertrag die Rede ist.
      Seht euch mal um, wer Kinder hat, was dort konsumiert wird. PC Autos Wohnungseinrichtungen.
      Was war die entscheidende Befölkerungsbeeinflussende Ereignis? Krieg, Medezin, Ernährung etc.. Pustekuche, die Pille.
      50 Jahre Pille und die Deflation beginnt :)

      Gruß Basic
      Avatar
      schrieb am 15.08.02 11:13:55
      Beitrag Nr. 5 ()
      die Pille hat die Entwicklung wohl eher vereinfacht/beschleunigt denn verursacht.
      In Japan war die Pille bis vor ca. 10 Jahren mit fadenscheinigen Begründungen verboten. Trotzdem haben`s die Japanerinnen geschafft, die Kinderzahl niedrig zu halten (z.B. mittels Abtreibung, die erlaubt war).

      Das demographische Betrachtung der Wirtschaftszyklen ist nichts neues. Wer logisch denkt und sich umsieht, müßte fast selbst drauf kommen. Korea ist das Land, auf dem unter diesem Gesichtspunkt derzeit die größten Hoffnungen liegen.

      Gruß,
      Khampan

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      schrieb am 17.08.02 18:14:55
      Beitrag Nr. 6 ()
      Bush erwägt neues Konjunkturprogramm

      16 August 2002 21:29 CEST



      Crawford (Reuters) - US-Präsident George W. Bush erwägt dem Kongress ein neues Programm zur Belebung der amerikanischen Wirtschaft vorzuschlagen. Dabei sei auch an Maßnahmen gedacht, die die von Bilanzskandalen verschreckten Investoren an die Börsen zurückholen sollen, sagte Bush am Freitag vor der Presse im texanischen Crawford.

      Er prüfe die Möglichkeit einer Änderung der Besteuerung von Kapitalerträgen und einer niedrigen Besteuerung von Dividenden. "Einige haben uns gedrängt, über zusätzliche Maßnahmen zur Belebung der Wirtschaft nachzudenken, und deshalb denke ich darüber nach", sagte Bush. Ein erstes vom Präsidenten vorgeschlagenes milliardenschweres Konjunkturprogramm hatte den Kongress im März in deutlich reduzierter Form passiert.

      Bush verwahrte sich zudem gegen Kritik an seinem knapp einmonatigen Urlaub auf seiner texanischen Ranch in Crawford und bezeichnete diesen als produktiv. "Ich schaffe eine Menge Arbeit hier in Crawford. Es ist für manche schwer zu verstehen, aber der Entscheidungsprozess hört nie auf, wenn man Präsident ist." Seine politischen Gegner hatten Bush für seinen Texas-Aufenthalt kritisiert. "Ich treffe hier immer noch Entscheidungen. Ich finde, ich kann die Dinge mit einer anderen Perspektive sehen, wenn ich aus Washington D.C. hierher komme", fügte Bush hinzu.

      FED HATTE VOR WEITEREN KONJUNKTURRISIKEN GEWARNT

      Die Konjunkturspritze im März war mit einem Volumen von 42 Milliarden Dollar deutlich geringer ausgefallen als das von Bush ursprünglich geforderte Paket über 100 Milliarden Dollar. Am Widerstand des von den Demokraten dominierten Senats waren bereits zuvor drei Entwürfe des Republikaners Bush mit jeweils deutlich höherem Volumen gescheitert.

      Das Wirtschaftswachstum in den USA hat sich im bisherigen Jahresverlauf wieder deutlich abgeschwächt. Das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) hatte in den ersten drei Monaten 2002 noch um annualisiert 5,0 Prozent zugenommen. Im zweiten Quartal verlangsamte sich das Wachstum jedoch nach der ersten Schätzung des US-Handelsministeriums auf 1,1 Prozent.

      Die US-Notenbank (Fed) hatte am Dienstag ihren Schlüsselzins mit 1,75 Prozent zwar unverändert gelassen, zugleich aber vor wachsenden Risiken einer erneuten Abschwächung der US-Konjunktur gewarnt. Dabei verwies sie unter anderem auf die jüngsten heftigen Kursverluste an den Börsen und die Unsicherheit im Zuge der Bilanzskandale.
      Avatar
      schrieb am 17.08.02 18:25:37
      Beitrag Nr. 7 ()
      Der Frust der Anleger ist riesig - haben sie bereits kapituliert? Manche Experten bejahen dies, doch spricht vieles dagegen.



      Die Panik-Zone erreicht


      Seit Wochen streiten die Strategen darüber, ob sie die Kapitulation der Märkte ausrufen können. Richard Davidson, Leiter der Europa-Strategie bei Morgan Stanley, wähnte die Aktienindizes dort schon Ende Juni - was verfrüht war. Doch glaubt er weiter an eine bevorstehende Kapitulation: "Die Volatilität ist so hoch wie zuletzt im September 2001 - ein klares Zeichen." Ins gleiche Horn stößt Ed Yardeni, Chefstratege von Prudential Financial: "Die Technischen Indikatoren zeigen: Die Stimmung ist so schlecht, wie sie oft vor Rallys war."

      Die Thematik ist für die Experten von immenser Bedeutung, denn ihre Hoffnung endet nicht hier, vielmehr beginnt sie dort - auch wenn die Kapitulation kein Muss ist für einen Umschwung. "Eine Kapitulation ist erreicht, wenn der letzte Bulle unter den Anlegern sich geschlagen gibt und das Handtuch wirft", so James Montier, globaler Aktienstratege bei Dresdner Kleinwort. Folglich können die Kurse danach nur steigen. Doch so groß der Frust, so niedrig die Aktienkurse - die Investoren scheinen noch nicht kapituliert zu haben. Ein weiterer Verfall der Aktienkurse ist demnach nicht ausgeschlossen.



      Die fünf Phasen des Platzens einer Spekulationsblase


      James Montier unterscheidet fünf Phasen des Platzens einer Spekulationsblase: Umschichtung, Kreditaufnahme, Euphorie, kritische Phase / finanzielle Not und Kapitulation. "Noch befinden wir uns in Phase vier, in der Insider Gewinne mitnehmen, Liquidität gesucht ist und sich Betrugsfälle häufen", so Montier. In der fünften Phase wären die Akteuere dann derart von Panik befallen, dass sie praktisch die Teilnahme am Marktgeschehen verweigern. "Phase fünf dürften wir erreichen, wenn klar ist, dass die US-Konjunktur kippt und das Gewinnwachstum zurückgeht", so Montier. "Dann würden die Anleger endgültig akzeptieren, dass Aktien nicht das großartige Investment sind."


      Auch hat der Glaube an die Aktienanlage nicht bahnbrechend gelitten. Immerhin haben noch 48 Prozent der weltweiten Fondsmanager Aktien in ihren Portfolios übergewichtet, während 49 Prozent der Manager Bonds untergewichten, so das Ergebnis der Fondsmanager-Umfrage von Merrill Lynch im Juli. Zudem sind die Zentralbanken bisher nicht aktiv geworden, um die fallenden Aktienkurse zu stützen. Zumindest die amerikanische Notenbank Fed wäre im Falle einer echten Kapitulation eingeschritten, meinen Beobachter.



      ´Tactical capitulation indicators´


      Während die Diskussion über die Kapitulation beinahe einer Glaubensauseinandersetzung gleicht, messen die Strategen von Credit Suisse First Boston (CSFB) mittels ihrer sieben "tactical capitulation indicators" genau nach: Abweichung vom 200-Tage-Durchschnitt, Verhältnis von Bond- zu Gewinnrenditen, Stimmungsindikator, Zuflüsse in Wachstumsfonds, Handelsvolumen, Put-Call-Verhältnis und Risikoappetit (Risk Appetite Index). "Nicht alles deutet auf Kapitulation hin", so Paul Mielczarski, Stratege bei CSFB. "So lag das Put-Call-Verhältnis für den S&P 100 - gemessen am Fünf-Tage-Durchschnitt - am 5. August bei 1,09, was im Vergleich zu anderen Crash-Phasen nicht extrem hoch ist. Am 21. September 2001 etwa betrug es 3,3." Allerdings war Anfang Juli ein Put-Call-Verhältnis von 2,2 zu verzeichnen - was darauf hindeutet, dass in den vergangenen Wochen besonders intensiv verkauft wurde und die Kapitulation recht nahe ist.


      Anzeichen dafür liefert auch der Global Risk Appetite Index (siehe Grafik). Errechnet wird dieser durch die Sharp Ratio von 70 Anlagen (die Sharp Ratio ist das Verhältnis von Überschussrendite zu Risiko, wobei die Überschussrendite diejenige ist, die über Rendite sicherer Geldanlage hinausgeht; und das Risiko wird ausgedrückt durch die Volatilität). Wenn die Risikobereitschaft der Anleger hoch ist, entwickeln sich etwa volatile Aktien aus Emerging Markets tendenziell besser als als risikolosere Papiere. In den vergangenen Monaten stürzte der Index steil ab: von plus 3,24 Anfang April auf nun minus 3,69. Zum Vergleich: Am 21. September 2001 lag der Wert bei 3,35. Ab dem Wert minus 3 beginnt die so genannte Panik-Zone.



      Die Baisse aussitzen


      Wann die Kapitulation genau eintritt, darüber kann der Risk Appetite Index allerdings keine Aussage treffen. Denn dabei spielt die Psychologie der Anleger eine gewichtige Rolle. Verständlicherweise möchte kein Investor selbst kapitulieren. Jeder wartet darauf, dass die anderen aufgeben, um selbst zu den ersten Gewinnern des erhofften Aufschwungs zu gehören. Hinzu kommt der Unwille, Papiere aus dem eigenen Depot mit Kursverlusten zu verkaufen. Also versuchen viele Anleger, die Baisse so lange auszusitzen, wie ihre Nerven mitmachen.


      "Solange nicht viel mehr Investoren ihre Depot-Leichen zu Geld machen und die Bewertungen und Gewinnprognosen noch zu hoch sind, haben die Anleger noch nicht kapituliert," sagt Rüdiger von Nitzsch, Wirtschafts-Professor an der Technischen Hochschule Aachen und Spezialist für Investoren-Psychologie. Der gleichen Meinung ist Dale Jorgenson, Wirtschafts-Professor an der Harvard University: "Bis zur Kapitulation sehe ich noch eine Menge Abwärtsdruck in den Märkten." Der könnte vor allem entstehen, wenn Brasilien das Schicksal Argentiniens ereilt oder die USA in Irak einmarschieren.


      "In vier der fünf großen Korrekturphasen der vergangenen 150 Jahre fielen die Märkte mindestens auf die einfache Standardabweichung", so Paul Mielczarski. "Das heißt: Der S&P 500, der aktuell bei rund 860 Punkten notiert, könnte die 700er Marke noch klar unterschreiten."




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      Avatar
      schrieb am 18.08.02 08:14:24
      Beitrag Nr. 8 ()
      Ende Februar war sich Alan Greenspan sicher: Der 76 Jahre alte Chef der amerikanischen Notenbank verkündete das Ende der Rezession. Die Zinswende schien damit besiegelt: Die Märkte wurden auf eine Erhöhung der Leitzinsen vorbereitet. Elfmal hatte der mächtigste Notenbankchef der Welt im Jahr davor die Zinsen gesenkt, um der Talfahrt der amerikanischen Wirtschaft entgegenzuwirken. Jetzt also würde es in die andere Richtung gehen.


      Mitte April allerdings wurde der alte Mann skeptisch: Die Konjunkturerholung erschien ihm plötzlich unsicher. Im Juli ließ er die erwartete Zinserhöhung bis auf weiteres verschieben. Vor einigen Tagen dann schockierte er Kapitalmärkte und Weltwirtschaft mit einer Hiobsbotschaft: Es könnte einen abermaligen Abschwung geben. Von Zinserhöhungen ist seither keine Rede mehr, im Gegenteil - der nächste Zinsschritt führt nach unten.


      Das Hin und Her des bisher so geradlinig wirkenden Notenbankchefs wirft Fragen auf: Ist Greenspan in seiner vierten Amtszeit, die 2004 zu Ende geht, plötzlich unsicher geworden? Kann er den Finanzmärkten jetzt nicht mehr bieten, was er ihnen jahrelang zu geben schien und was sie jetzt so dringend brauchten, nämlich Halt und Führung?


      Tatsache ist: Führen kann er die Finanzmärkte in diesen unsicheren Zeiten nicht. Vielleicht hat Greenspan, der als Architekt des ameri kanischen Wirtschaftsaufschwungs und der jahrelangen Hausse gefeiert wurde, das auch in der Boomphase nicht gekonnt. Vielmehr haben ihm die Akteure an den Märkten selbst übermenschliche Kräfte zugeschrieben, was ihnen durchaus dienlich war. Der unverhohlene Glaube aller an die Fähigkeiten eines einzigen Mannes machte die Wetten an den Märkten sicherer; gern ließ sich jeder führen, weil er wußte, die anderen werden auch geführt, so daß sich die Erwartungen von selbst erfüllten.


      Jetzt, da das "System Greenspan" nicht mehr funktioniert, wird auch an seinen Fähigkeiten gezweifelt. Und Greenspan läßt erkennen, daß er nicht mehr Prognosekraft besitzt als die Akteure an den Märkten. Der Notenbankchef hangelt sich wie alle anderen entlang an den mannigfach erhobenen amerikanischen Konjunkturdaten, die in sich nicht schlüssig sind.


      Das Beharrungsvermögen des alten Mannes an der Spitze der amerikanischen Notenbank rächt sich. Schon werden seine Verdienste um Börsenboom und Wirtschaftsaufschwung in anderem Licht gesehen. Seine heutige Geldpolitik erscheint undurchsichtig, ein Konzept ist nicht zu erkennen. Die Unsicherheit um seine Fähigkeiten wiederum schlägt auf die Märkte durch, deren Talfahrt noch nicht beendet ist. Das wiederum erschwert den Aufschwung. Für Greenspan selbst jedenfalls gilt: Wäre er früher abgetreten, hätte er als erfolgreichster Notenbankchef in die Geschichte eingehen können. Doch dafür ist es jetzt zu spät.


      Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 18.8.2002
      Avatar
      schrieb am 18.08.02 09:12:54
      Beitrag Nr. 9 ()
      Im gegenwärtigen Mischmasch überraschender Nachrichten und ebenso permanent überraschender Kursbewegungen ist es schwierig, den Überblick zu behalten. Was ist eigentlich entscheidender: Die Daten, die wir aus der Wirtschaft erhalten oder das Szenario, welches wir ohnehin im Hinterkopf haben?

      Eine gute Antwort auf diese Frage habe ich in dieser Woche in der Financial Times Deutschland am Tag nach dem Einbruch der ZEW-Konjunkturerwartungen von 69,1 auf 43,4 Punkte gelesen. Hier heißt es: "Volkswirte zeigten sich vom Ausmaß des Einbruchs überrascht, warnten allerdings davor, den Rückgang überzubewerten."

      Ist das nicht ein wunderbarer Satz?! Denn was bedeutet er: Wir haben uns fürchterlich geirrt, doch wir warnen davor, diesen Irrtum tatsächlich auch als Irrtum zu bewerten. Oder anders ausgedrückt: Wir haben ein positives Konjunkturbild im Kopf und lassen uns dies nicht durch schlechte Wirtschaftsdaten vermiesen. Und noch präziser gesagt: Jeder glaubt auch heute noch an das, was er glauben will. Der Ausgangspunkt der Suche bestimmt bereits, was wir überhaupt finden können. Und die meisten Marktteilnehmer glauben derzeit, dass die Bodenbildung am Aktienmarkt zwar noch etwas braucht, bis sie sich wirklich zeigt, dann jedoch dauerhaft sein wird. Ein reflektierter Börsianer sollte hingegen eher auf die tatsächliche Datenlage schauen.

      schönen Sonntag noch zusammen
      Gruß
      yoyostock
      Avatar
      schrieb am 18.08.02 22:13:31
      Beitrag Nr. 10 ()
      Moskau (vwd) - Beim russischen Metallkonzern Norilski Nikel sind die Nettoumsätze im ersten Halbjahr um 43 Prozent auf 1,1 Mrd USD eingebrochen. Diese Angaben betreffen die größte Produktionseinheit des Unternehmens, MMC Norilski Nikel, auf die 80 Prozent der Gesamterlöse entfallen, nicht aber die Einheiten auf der Halbinsel Kola. Der Rückgang liegt nach Angaben von Norilski Nikel an den schwachen Weltmarktpreisen für Nickel, Kupfer und Platinmetalle. Die Nickelexporte stiegen in der Berichtszeit um 28 Prozent auf 108.700 t. Weitere 60.000 t wurden als Pfand gegen einen 200-Mio-USD-Kredit verschifft.


      Die Verkäufe von Metallen der Platingruppe wurden reduziert. Sie machten 17,1 Prozent der Umsatzerlöse aus, während mit Nickel 50 Prozent erlöst wurden. Der Reingewinn fiel in der Berichtszeit um 57 Prozent auf 341 Mio USD. vwd/16.8.2002/ODJ/dz

      16. August 2002, 14:51

      Schanghai (vwd) - Etwa 20 bis 50 Prozent der Kupferbestände in den Lagerhäusern der Shanghai Futures Exchange stehen den Käufern nicht zur Verfügung, da sie gegen Bankkredite verpfändet sind. Das berichtet Zhou Feng, Chefökonom des Minmetals Information Center. "Dies ist hier eine übliche Praxis. Wenn die Leute knapp an Geld sind und Bankkredite brauchen, ist es ein Leichtes für sie, Kupfer zu importieren, ein Kreditakkreditiv zu öffnen und später das Metall zu verpfänden", meinte Zhou. Auf andere Weise an Bankkredite zu gelangen sei dagegen nicht leicht. Die Kreditnehmer verwenden die Mittel dann für Investitionen in anderen Märkten, etwa Immobilien oder Aktien.


      Kupfer ist in China ein populäres Instrument für die Erlangung von Bankkrediten geworden, da sich an diesem Markt eine hohe Liquidität entwickelt hat. Da in China viel Kupfer benötigt wird, können die Investoren das Metall leicht verkaufen, wenn es nicht mehr als Pfand gebraucht wird. Diese Finanzierungskonzepte unter Verwendung von Kupfer sind möglich geworden, nachdem die Shanghai Futures Exchange im vergangenen November den Einsatz von Lagerhauswarrants als Pfand für Bankkredite zugelassen hat. Ein Warrant ist ein Dokument, das dem Inhaber das Recht auf Besitznahme an Kupfer in einem Lagerhaus der Börse bestätigt.


      Die Kupferbestände in den Börsenlägern sind seitdem drastisch in die Höhe gegangen. Per 8. August befanden sich bei der Shanghai Futures Exchange 214.131 t lieferfähiges Kupfer, verglichen mit 46.842 t Anfang November 2001. Chinas Kupfereinfuhr ist in den ersten sechs Monaten gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um 80 Prozent auf 517.148 t gestiegen. Obwohl die Kupferpreise in diesem Jahr gesunken sind, haben die Importeure nach Meinung von Analysten keine Verluste erlitten, da sie wahrscheinlich klug genug waren, ihre Verpflichtungen gegen Preisschwankungen abzusichern. vwd/16.8.2002/ODJ/dz

      16. August 2002, 15:45


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