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    Leben und Wirken des Kompetenz-Wirtschaftsminister L. Späth - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 13.09.02 04:01:03 von
    neuester Beitrag 18.09.02 14:53:45 von
    Beiträge: 12
    ID: 632.407
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      schrieb am 13.09.02 04:01:03
      Beitrag Nr. 1 ()
      Und hier die Antwort auf die CDU-Diffamierungskampagne.

      Der erfolgreiche Ministerpräsident?
      Der "Zeiss-Sanierer"?
      Der "geniale Vordenker"?

      Der 1937 geborene Späth, der heute "verkrustete Strukturen" in der öffentlichen Verwaltung tadelt, absolvierte ab 1953 eine klassische Verwaltungsausbildung und begann seine berufliche Laufbahn im öffentlichen Dienst - 1960 bei der Finanzverwaltung der Stadt Bietigheim. Er war Leiter der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Bietigheim GmbH, dann Geschäftsführer der Bietigheim Wohnbau GmbH und der Städtebau Bietigheim GmbH, Finanzreferent der Stadt und von 1967-70 Bürgermeister.

      Späth, der heute gern und oft Gewerkschaften kritisiert, wurde 1970 Geschäftsführer der gewerkschaftseigenen Baugesellschaft "Neue Heimat" Baden-Württemberg und der "Neue Heimat Städtebau" Baden-Württemberg. Drei Jahre später wechselte er in den zentralen Vorstand der "Neuen Heimat", dem er bis Ende 1974 angehörte (die "Neue Heimat" machte 1982 durch einen Korruptionsskandal von sich reden, Vorstandsmitglieder hatten sich persönlich bereichert). Daneben gehört(e) Späth zahlreichen Vorständen und Aufsichtsräten von Firmen, vor allem aus der Baubranche, an.

      Der erfolgreiche Ministerpräsident? Der politische Aufstieg des Mannes, der sich in den letzten Jahren als "politikfern" gerierte, verlief rasant. Er trat 1967 in die CDU ein und wurde schon 1968 in den Landtag von Baden-Württemberg gewählt. Vier Jahre später war er Fraktionsvorsitzender, im Februar 1978 Innenminister und im August des gleichen Jahres Ministerpräsident, 1979 wurde er auch CDU-Landesvorsitzender. Zeitweise hatte Späth bundespolitische Ambitionen, galt als größter Konkurrent Kohls in der CDU.
      Einen Schwerpunkt seiner Arbeit nahm die Forschungs- und Technologiepolitik ein. Späth initiierte die Gründung einer Reihe von wirtschaftsnahen Forschungseinrichtungen, Transfer- und Technologiezentren, brachte mit der Schaffung eines Instituts für anwendungsorientierte Handwerksforschung die Mittelstandsförderung voran. Auch die Kultur fand ein offenes Ohr.

      Das Ende seiner Amtszeit ist mit Affären verbunden. In einem Parteispendenprozess vor dem Stuttgarter Landgericht wurde Späth im Mai 1990 nicht vereidigt, da er, so der Vorsitzende Richter, im "Verdacht der Beteiligung" stehe. Später beendete dann die vom "Spiegel" aufgedeckte "Traumschiff-Affäre" seine politische Karriere abrupt: Späth war ungeniert bei Dienst- und Privatreisen auf Kosten von Industrieunternehmen gereist. Das führte zu Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, einem Untersuchungsausschuss des Landtages und dem Rücktritt des Ministerpräsidenten im Januar 1991. Bis heute sieht sich Späth als Opfer einer politisch motivierten Kampagne, nennt die Vorwürfe "kleinkariert". Er habe sich nur "ungeschickt" verhalten, Zuwendungen an ihn als Ministerpräsidenten seien Zuwendungen an das Land gewesen. Doch Späth-Spezi Helmut Lohr, der Vorstandsvorsitzende der in die Affäre verwickelten SEL, äußerte später: "Wenn ich vor dem Untersuchungsausschuss ausgesagt hätte, wäre Lothar Späth erledigt gewesen". Als Kanzler Schröder im Mai 2001 ausgerechnet Späth in den "Nationalen Ethikrat" (!) berief, löste das immerhin, so die dpa vorsichtig, "Überraschung aus".

      Die Bilanz seiner Regierungszeit fällt widersprüchlich aus. So formulierten die "Stuttgarter Nachrichten" schon in den 1980er Jahren, Späths Spezialität sei es, "Luftballons laut steigen und leise platzen zu lassen". Kritisiert wurde seine Neigung, sich permanent selbst in den Vordergrund zu stellen; die "Zeit" bemerkte im August 1986, der Schritt vom Vordenker zum merkantilistischen, über das Wohl der ihm anvertrauten Landeskinder wachenden Monarchen sei bei Späth nicht groß. Das "Munzinger-Archiv" nennt ihn einen Menschen mit "zuweilen distanzlos anmutenden Kontaktbedürfnissen und seinen feudalen Neigungen". Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" bescheinigte ihm nach dem Rücktritt einen "Stil, der das Kabinett, das Parlament, die Parteien weit hinter und unter sich ließ". Späth habe sich mit einem Schattenkabinett aus Freunden aus der Wirtschaft umgeben. "Jede neue Idee, mit der Späth hausieren ging, galt nur solange, bis eine neue Idee sie ablöste. Er war als Politiker und Autokrat der Typ des Ideenherrschers, für den die rhetorische Vision schon deren praktische Einlösung bedeutete". Doch es gab auch handfestere Gründe: Die Schuldenlast Baden-Württembergs war in der "Späth-Ära" (1978-90) von 12 auf 30 Mrd. DM gewachsen. Viele seiner Projekte wurden mit Bundesgeldern finanziert.

      Der "Zeiss-Sanierer"?
      Im April 1991 wurde er Berater der Thüringer Landesregierung bei den Verhandlungen mit der Treuhand. Im Mittelpunkt stand die Aufspaltung der Jenaer Zeiss-Werke in die Carl Zeiss Jena GmbH und die Jenoptik GmbH, letztere übernahm das Land Thüringen komplett. Dabei wurden, so die "Welt" im November 2000, fast alle Geschäftsfelder, die Zeiss berühmt gemacht haben, "an den westlichen Firmensitz nach Oberkochen verlegt". Wenn Späth im Juni 2001 betonte, "Jenoptik 1991 - das war ein No-Name- Unternehmen ohne Markt, ohne Produkte", dann hatte das Fehlen der Produkte mit genau seiner Tätigkeit zu tun. Und der Name "Jenoptik" war keineswegs unbekannt: Schon seit 1959 musste der VEB Carl Zeiss Jena in Westdeutschland unter diesem Namen auftreten, da ihm vom Bundesgerichtshof verboten worden war, den Markennamen "Carl Zeiss" zu nutzen.

      Im Juni wurde Späth Vorsitzender der Geschäftsführung der Jenoptik GmbH, von den 27.000 Mitarbeiter entlies er fast 16.000 sofort. Von der Treuhand bekam das Unternehmen 2,74 Mrd. DM, Thüringen steuerte weitere 860 Mio. DM bei. Die Jenoptik war also ein hoch subventioniertes Unternehmen in Staatsbesitz, hatte Startbedingungen wie kein anderes in Ostdeutschland. Sie trat zunächst als Baugesellschaft und Strukturentwickler auf, trennte sich schnell vom Baubereich und avancierte 1994 zur Holding, die verstärkt westdeutsche Firmen kaufte. Zwei Jahre später wurde sie in eine AG umgewandelt. Im Jahr 1997 hatte sie noch 6.749 Mitarbeiter, davon aber nur ein Viertel in Ostdeutschland. 1998 absolvierte sie den ersten Börsengang eines ostdeutschen Unternehmens, Thüringen hielt noch 46,08 Prozent des Kapitals. Späths Image des "Zeiss-Sanierers" ist falsch: Treuhand und Land finanzierten eine wirtschaftliche Tätigkeit außerhalb Ostdeutschlands. Späth hat Westfirmen, bevorzugt solche aus Baden-Württemberg, mit Fördermitteln saniert.

      Zu wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Themen äußerte sich Späth oft und öffentlich. Im Oktober 1992 stellte er gemeinsam mit Herbert Henzler (Unternehmensberatung McKinsey) ein "Zehn-Punkte-Programm für den Wirtschaftsaufbau in Ostdeutschland" vor, das drastische Kürzung von Löhnen und Sozialleistungen und eine flexiblere Tarifgestaltung forderte. In Späths Repertoire finden sich die immer gleichen Versatzstücke: Die "verkrustete Arbeitsmarktordnung", die "überfrachteten Sozialsysteme", die notwendige Reform und Flexibilisierung des Flächentarifvertrages. In seinem Verantwortungsbereich setzte er solche Ideen auch um. Die Jenoptik trat schon 1996 aus dem Arbeitgeberverband aus.
      Einen besonders unsozialen Coup auf Kosten seiner Mitarbeiter versuchte Späth tarifpolitisch zu landen. Nach dem Austritt aus dem Arbeitgeberverband hatte die Jenoptik zunächst einen Anerkennungsvertrag mit der IG Metall abgeschlossen. Nach dessen Auslaufen schloss Späth ohne weitere Verhandlungen im März 1999 einen Haustarifvertrag mit der Christlichen Gewerkschaft Metall (CGM) ab. Die CGM mit Sitz in Stuttgart gilt als CDU- und arbeitgebernah. Die Geschäftsleitung der Jenoptik begründete die Entscheidung, mit der IG Metall sei kein "flexibler Firmenvertrag" möglich. Die "Flexibilität" betraf die Arbeitszeiten. Die CGB meint zu dem mit der Jenoptik geschlossenen Haustarif: "Möglich sind Schwankungen nach unten und oben, wenn besondere Umstände dies notwendig machen". Der Vertrag lässt dabei Wochenarbeitszeiten von 38 Stunden +/- 6 Stunden (also bis zu 44 Stunden pro Woche) und eine Sieben-Tage-Woche zu. Bei der Entlohnung sollten die Mitarbeiter auf ihr garantiertes Weihnachts- und Urlaubsgeld zugunsten von unsicheren Leistungs- und Ertragsbestandteilen verzichten. Obwohl immer behauptet wurde, es gebe keine Einkommenseinbußen, ließ Späth auf der Hauptversammlung im Juni 1999 nach Kritik am Tarifabschluss die Katze aus dem Sack: "Wer die Anpassung der Löhne und Gehälter an das Westniveau zu rasch erzwingt, vernichtet Arbeitsplätze".

      Besonders makaber war die Tatsache, dass die CGM bei Jenoptik in jener Zeit ganze 15 Mitglieder hatte, es bestanden generelle Zweifel an ihrer Tariffähigkeit. Der Haustarif musste nach Protesten von Belegschaft, Betriebsrat und IG Metall geändert werden.
      Die Bilanz der Jenoptik ist zwiespältig. Das Unternehmen steigerte seine Ergebnisse, erreichte 2001 das beste in der Konzerngeschichte. Doch 2000 wurden 30 Mio. des Überschusses aus dem Verkauf eigener Aktien erwirtschaftet - ebensoviel wie im Geschäftsfeld Reinraumtechnik. Auf der Hauptversammlung 1999 musste Späth sich der Kritik von Aktionären an der unübersichtlichen Struktur der Firma stellen. Die "Süddeutsche Zeitung" stellte Anfang 2002 fest: "So gründet der Erfolg der Jenoptik tatsächlich zu einem großen Teil auf den Verdiensten westdeutscher Töchter, und der Großteil der Unternehmensmitarbeiter ist nicht in Jena beschäftigt - ihr Erfolg hat für die Region dennoch enorme Symbolkraft". Die "Stuttgarter Nachrichten" betonten im April 2001: "Und es ist auch nicht so, dass die Jenoptik AG in ihrer Heimatstadt ... eine Unmenge an Jobs geschaffen hätte". Es sind noch etwa 1.000 am Standort Jena. Eindeutige unternehmerische Flops sind in der Umwelttechnik und der Telekommunikation (Verkauf der Krone AG) zu verzeichnen. Im Dezember 2000 kritisierten Stadtratsmitglieder, Späths Ehrenbürgerschaft 2000 sei ohne ausreichende Bürgerbeteiligung zustande gekommen.

      Der "geniale Vordenker" (Thüringische Landeszeitung)?
      Hervorstechendes Merkmal ist Späths ständige Medienpräsenz: Bekannt wurde vor allem die Talkshow "Späth am Abend" bei n-tv, im Januar 2002 vom wöchentlichen Kommentar "Späth zur Woche" abgelöst. Im letzten Jahr wurde er zum Honorarprofessor für "Medien und Zeitdiagnostik" an der Universität Jena ernannt. In seiner Antrittsvorlesung warnte er ausgerechnet vor der Instrumentalisierung der Medien durch die Politik.
      Als "Vordenker" ist Späth reichlich überschätzt. Sicher spricht er auch realen Veränderungsbedarf an: Die Notwendigkeit der Förderung von Forschung, Bildung und neuen Produkten und die Kritik an zu vielen "Fördertöpfen" beispielsweise. Doch viele der gebetsmühlenartig wiederholten Vorschläge sind nicht innovativ, entstammen der muffigen Mottenkiste des Neoliberalismus: Den Kündigungsschutz lockern, keine Flächentarifverträge oder wenigstens die Tarifbindung für "einfache Arbeiten" lösen, jungen Arbeitnehmer für zwei Jahre "Sondertarife" (also Niedriglöhne) zahlen, keine langfristigen Arbeitsverträge abschließen. Andere Vorschläge sind schnell dahergesagt, um ihre Umsetzung macht sich Späth keine Gedanken. Dazu gehört die Idee "viele kleinere Fachhochschulen im Osten" zu gründen - er kenne keine Stadt, in der sich nicht in vier Monaten Räume für den Lehrbetrieb herrichten ließen. Charakteristisch für ihn ist die Wiederholung - ob mit immer gleichen Statements in Talkshows (z.B. "viele Chefs können keine e-mails lesen" ) oder textgleichen Kommentaren in Tageszeitungen (z.B. "Welt" am 18.3., "TLZ" am 13.5.2002). Viele seiner "Empfehlungen" enthalten nur banale Schlagworte: Ostdeutschland brauche eine "innovative Politik", müsse "Power- Region" werden, "Geld muss intelligenter eingesetzt werden". Gelegentlich liegt Späth völlig daneben: Im November 2000 meinte er etwa, die Kursverluste am "Neuen Markt" seien "ganz normal und völlig undramatisch", um die Firma Intershop brauche man sich keine Sorgen zu machen (ein Jahr später kritisierte er die "Euphorie am Neuen Markt" ).

      Andere seiner Forderungen sind gefährlich - technokratisch und unsozial, tendenziell sogar antidemokratisch. So die nach einer "technologischen Revolution" mit Sozialreformen, sein Wettern gegen die "Runde-Tisch-Demokratie" in Deutschland (eine Ausnahme ist natürlich die "Atempause an der Lohnfront" für die er einen "befristeten Konsens" fordert) und gegen Partizipation sowie das Plädoyer für "Experimentierfreude": Ostdeutschland solle sich als "Vorreiter für Deregulierung und Wettbewerb" etablieren. In welche Richtung Späth "vordenkt" ist klar: Schon im Juni 1997 hatte er die Aussetzung des Flächentarifvertrages und eine "wenigstens fünfjährige Phase betriebsinterner Lohnfindung" in Ostdeutschland angeregt, im März 2002 in Anlehnung an Thierse gefordert, "Ostdeutschland muss jetzt erst in die Marktwirtschaft kippen". Offenbar liegt er da auf einer Linie mit Stoiber: Der sagte, Späth solle "eine Art Aufsichtsratsvorsitzender für die neuen Bundesländer" werden.

      Als Populist agiert Späth, wenn er Tarifverhandlungen als "Spielwiese" der Gewerkschaften diffamiert. In letzter Zeit häuft sich seine massive Kritik an westdeutschen Subventionen für Ostdeutschland, das sei "mehr Sterbe- als Aufbauhilfe", und an der Förderung klassischer Industrien. "Mit Rettungsaktionen ist viel Geld verplempert worden", sagt der Mann, dessen Unternehmen sich um den Erhalt von Fördermitteln nie Sorgen machen musste.


      Glaubwürdig? Schon im August 1998 war Späth unter Wahlkampfaspekten vom damaligen Kanzler Kohl zum Vorsitzender eines "Beraterkreises für Zukunft und Innovation" berufen worden. Die Wahlschlappe der CDU konnte auch dieser, so die Medieneinschätzung, völlige "Flop" nicht verhindern. Ohne Effekte blieb auch sein Engagement im Wahlkampfteam des CDU-Spitzenkandidaten Steffel bei der Berliner Abgeordnetenhauswahl 2001, der ihn auch schon als "Berater für wirtschaftspolitische Fragen" und "Ost-Experten" aufbot.
      Späth war bereits da inkonsequent, hatte er doch die Rückkehr in die Politik kategorisch ausgeschlossen. "Was soll ich in der Politik? Mir wäre unwohl, wenn ich mich wieder in das Korsett einer Partei begeben müsste" sagte er im Juni 1996. Im Herbst 2000 bezeichnete er in einem Interview seinen Weggang als "Glücksfall", da die Politik "Kreativität vernichtet". Im Juni 2001: "Eigentlich müsste ich den Spiegel-Leuten heute Dankesbriefe schicken". Noch drastischer: "Ich wäre doch mit dem Klammerbeutel gepudert, den Affentanz noch einmal mitzumachen" und "Ohne Schmutzzulage würde ich so einen Job nicht mehr übernehmen". Im Herbst 2001 stellte er in der "Südthüringer Zeitung" klar: "Ich trete kein politisches Amt an; ein für allemal". Noch Ende 2001 ließ er wissen: "Die aktive Politik ist nicht mehr meine Welt. Ich werde mich auch nicht mehr großartig in den Wahlkampf einmischen.". Seine Rückkehr wurde auch von Parteifreunden distanziert betrachtet. Ministerpräsident Vogel meinte im August 2001 zu einem möglichen Comeback: "Die CDU braucht jetzt keinen Retter, der sich vor zehn Jahren von der Politik verabschiedet hat und das auch bei jeder Gelegenheit sagt", für Späth gebe es keine Kanzlerkandidatur und keine führende Rolle. Somit ist seine Nominierung auch ein Zeichen der Personalnot der CDU.
      Späth hat erhebliche Defizite in der Glaubwürdigkeit. Immer wieder trat er für Netzwerke ein. Als im September 2000 die Gründung eines Optik-Clusters in Thüringen debattiert wurde, fehlte der angekündigte Späth. Ähnlich ist es, wenn er vor "wirtschaftlicher Schwarzmalerei" warnt - was nicht für sein eigenes Jammern gilt, der Flächentarif mache ostdeutsche Firmen kaputt. "Flexibilität" erwartet Späth immer von anderen: Beschäftigten, Arbeitslosen, Gewerkschaften - offenbar aber nicht von Unternehmern und schon gar nicht von sich selbst: Im Juni 2001 forderte er von der Landesregierung, deren Jenoptik-Aktien (noch etwa 19 Prozent) nicht am freien Markt zu veräußern, damit kein Großinvestor Einfluss gewinne. Lieblingsphrase "Übernahme unternehmerischer Risiken" - Späth ist persönlich keine Risiken eingegangen. Als IHK- Präsident tritt Späth für "Solidarität mit kleinen Firmen" ein, will als Kommentator aber die "Förderung zurückfahren" und verlangt als "Botschafter" der Initiative "Neue Soziale Marktwirtschaft" (von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie gegründet): "Starke noch stärker machen". Noch einmal "Glaubwürdigkeit pur": In seinem vor zwei Jahren erschienenen Buch "Die Stunde der Politik" forderte Späth vollmundig eine "Verjüngungskur in der Politik" - er selbst wird im November 65!

      Das ist Späth: Er predigt seit Jahren anderen Menschen den Lohnverzicht - aber bitte nicht für sich selbst. Denn er hat ein Manager-Jahresgehalt von etwa einer Million Euro. Damit bekommt der Vorstandsvorsitzende der Jenoptik mehr als seine "Kollegen" bei wirklichen Großunternehmen wie Thyssen-Krupp, MAN, Epcos oder Lufthansa. Dass Späth ein Mann der rücksichtslosen Entscheidungen ist, hat er eben noch einmal vorgemacht. Die Jenoptik trennte sich jetzt von der Mehrheitsbeteiligung an der Kapitalgesellschaft DEWB. Die Firma, die noch im Jahr 2000 mit 35 Prozent zum Jenoptik- Ergebnis beigetragen hatte, rutschte in diesem Jahr in die roten Zahlen. Späth, der um die Gesamtbilanz fürchtete, schob das Risiko-Unternehmen ab - ausgerechnet in den Jenoptik-Pensionsfond. Ein Vorgeschmack auf das, was von dem Mann zu erwarten ist, der Ostdeutschland als "Experimentierfeld" für seine neoliberalen Visionen benutzen will.
      Avatar
      schrieb am 13.09.02 04:21:19
      Beitrag Nr. 2 ()
      Wär dieser Schaumschläger doch irgendein Verwaltungssesselfurzer bei dieser Baugenossenschaft in Bietigheim geblieben, dann wäre das bestimmt nicht zum Schaden für Deutschland gewesen. Aber die Politik ermöglicht doch seltsame Karrieren in dieser Republik.
      Avatar
      schrieb am 13.09.02 05:54:24
      Beitrag Nr. 3 ()
      guten Morgen

      von denen haben wir in diesem Staat noch mehrere....

      ich brauche nur Außenminister Fischer zu erwähnen.

      Ich gehe shon 20 Jahre nicht mehr wählen.

      Ps: Ist doch auch gewählt, oder ???????


      gruß Maschinenbau
      Avatar
      schrieb am 13.09.02 07:42:02
      Beitrag Nr. 4 ()
      Ich bin nie und nimmer CDU-Fan, aber der Späth gehört immer noch zu den Einäugigen unter den Blinden. Proll-Gerd, Alzi-Eddi und Streber-Welle sind doch nur blind.
      Avatar
      schrieb am 13.09.02 08:21:12
      Beitrag Nr. 5 ()
      Das Bild vom Wundermann Späth wird zur Zeit ziemlich zerpflückt.

      Ich habe vor ein paar Tagen einen Interview-Ausschnitt mit ihm gesehen. Als er nach den Hartz-Plänen befragt wurde, antwortete er (letzter Teil sinngemäß): "ENTSCHEIDEND ist doch, dass die rot-grüne Regierung vier Jahre untätig war und erst kurz vor der Wahl diese Kommission einsetzte."

      Natürlich kommt das alles ein bisschen spät, aber: wenn DAS für Späth entscheidend ist und nicht die Inhalte, ist das eine sehr traurige Aussage.

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      Avatar
      schrieb am 13.09.02 08:24:08
      Beitrag Nr. 6 ()
      Hab ich richtig gerechnet? 400.000DM Förderung pro Arbeitsplatz?. Ich glaube, das schafft jeder kleine Handwerker, diesen Arbeitsplatz zu erhalten, wenn man ihm diese Summe gibt. Ist nicht so eine Spitzenleistung!
      Avatar
      schrieb am 13.09.02 08:57:19
      Beitrag Nr. 7 ()
      @Kalauer7:
      Danke für die Mühe, die Du Dir gemacht hast.
      Wirst aber sehen, dass es einige "Späth-Fans" hier gibt, die sich mit den Aussagen gar nicht befassen WOLLEN, weil sie nicht in deren Weltbild passen :(.
      Ich persönlich halte Späth für einen menschlich sogar sympathischen Mann, der auch die eine oder andere unkonventionelle Idee hat aber der "Wirtschaftsmessias" als der er von der Union dargestellt wird ist er sicher nicht! Dazu muss man nur Deinen Bericht in Ruhe durchlesen!
      @mija:
      In der ARD gab es sogar mal einen Bericht, wonach die Arbeitsplätze bei Carl-Zeiss mit 650.000 DM pro Arbeitsplatz gefördert worden sind (da wird sogar der Kohlekumpel ganz blass;)).
      Noch dreister ist aber der Versuch von Jenoptik die Statistik der geschaffenen Arbeitsplätze zu schönen. In den offiziellen Jenoptik-Geschäftsberichten werden auch die Arbeitsplätze mitgezählt, die von vollkommen anderen Firmen, die gar nichts mit Jenoptik zu tun haben mitgezählt, nur weil die ihre Firmen auf dem ehemaligen Werksgelände von Jenoptik aufgebaut haben :laugh:
      Avatar
      schrieb am 18.09.02 00:01:32
      Beitrag Nr. 8 ()
      PANORAMA:

      Das ist Späth: Er predigt seit Jahren anderen Menschen den Lohnverzicht - aber bitte nicht für sich selbst. Denn er hat ein Manager-Jahresgehalt von etwa einer Million Euro. Damit bekommt der Vorstandsvorsitzende der Jenoptik mehr als seine "Kollegen" bei wirklichen Großunternehmen wie Thyssen-Krupp, MAN, Epcos oder Lufthansa


      Kommentar:
      Lothar Späth, der Schummler und Schönrechner. Von den durch ihn geschaffenen 16.000 Arbeitsplätzen in der Region ist nicht viel zu sehen. Seine Erfolgsbilanz ist wenig überzeugend, weder bei Jenoptik, noch in Jena oder in der Region. Das Job-Wunder des vermeintlichen Heilsbringers sucht man vergebens.

      Kommentar:
      Trotzdem: Lothar Späth zieht unbeirrt übers Land. Er ist der Held der CDU und Stoibers Wundermann für den Aufbau Ost. Späth macht das, was er schon immer am besten konnte: Blenden und sich gut verkaufen - und das mit Erfolg.

      0-Ton
      Edmund Stoiber:
      (Kanzlerkandidat)
      “Er ist im Osten der personifizierte Aufschwung, und er steht auch glaubwürdig für die Modernisierung Deutschlands.”
      Avatar
      schrieb am 18.09.02 05:11:38
      Beitrag Nr. 9 ()
      @kalauer7

      Ich glaube das ist jetzt schon das dritte mal, dass ich hier folgendes posten muss:
      "- 0,4 Milliarden gingen an Carl Zeiss, Oberkochen, für ihren Betriebsteil an der Jenoptik;
      - 1 Milliarde musste für die Rückstellung der 60 000 Jenoptik-Pensionäre verwendet werden;
      - 1 Milliarde ging in die Altschuldentilgung der Jenoptik aus DDR-Zeit;
      - 1 Milliarde musste als Rückstellung für Garantieleistung und nicht erbrachte Lieferungen auf Grund von Produktumstellungen verwendet werden.

      Späth hat so gut wie keine Fördergelder für den eigentlichen Geschäftsaufbau in Anspruch genommen."

      Vielleicht gehst du ja diesmal drauf ein...

      Ciao Pandur
      Avatar
      schrieb am 18.09.02 05:24:31
      Beitrag Nr. 10 ()
      @kalauer,

      schon mal an anderer Stelle geschrieben:

      Das ist ein Aktienboard. Wenn Du L. Spaeth shorten willst, OK, das ist in einer Demokratie ja auch vollkommen in Ordnung. Und dank dem Internet ist zumindest der "broadcasting power" heute viel gerechter verteilt als vor noch einigen Jahren.

      Mich intressieren Aktien. Deine Kommentare zur Finanzierung von Jenoptik sind ihaltlich nicht richtig. Wohl auch nicht wahlentscheidend. Ich kaufe die Aktie...

      Happy trading,
      Norbi
      Avatar
      schrieb am 18.09.02 08:14:08
      Beitrag Nr. 11 ()
      @Norbi2

      Jeder disqualifiziert sich selbst so gut er kann. Vielleicht hättest Du mal die Güte,
      nachzusehen, in welchem Board Du hier schreibst.


      @echtzeit

      zum Stichwort "O-Ton Stoiber":

      Wo der Eddie Recht hat, hat er Recht! Das Cleverle hat doch im Osten in
      der Tat einen beachtlichen "persönlichen Aufschwung" hingelegt!
      Oder hab ich da jetzt was falsch verstanden? ;)

      Gruss
      NmA
      Avatar
      schrieb am 18.09.02 14:53:45
      Beitrag Nr. 12 ()


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