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    Am deutsch-amerikanischen Wesen könnte die Welt genesen... (Real-Satiren) - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 15.04.03 13:28:19 von
    neuester Beitrag 12.09.07 17:21:16 von
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      schrieb am 15.04.03 13:28:19
      Beitrag Nr. 1 ()
      ...oder vielleicht könnte auch der Krieg wieder genesen?

      (Warnung: Zunächst eine rabenschwarze und bitter-bösartige Satire, die u.a. auf Mitschriften von verschiedenen Kabarett-Sitzungen aus den "Scheibenwischer" - Sendungen der vergangenen 10 Jahre beruhen aber besonders auf den Sendungen ?Scheibenwischer? vom 10.04., ARD, 21 Uhr - und der Dokumentation "Tagebuch eines Krieges", ZDF, 13.04., 18.30 Uhr - beruht! Mein besonderer Dank an Dieter Hildebrandt, Georg Schramm sowie Wolf von Lojewski.
      Danach folgen in unregelmäßigen Abständen einige weitere Satiren anderer Schriftsteller und Kabarettisten.)

      Nun ist gerade mal wieder Krieg (gewesen?) und wir Deutsche sollten in der Beurteilung solcher "Events" aufgrund unserer Geschichte eigentlich Experten geworden sein. Leider ist es wie immer bei den Deutschen: Das Gegenteil der Mehrheitsmeinung könnte richtiger sein, weil die Deutschen aufgrund ihrer Geschichte ein gestörtes Verhältnis zu diesem großen Menschheitshobby namens Krieg haben.
      Es ist allerdings auch kein Wunder, daß die Deutschen ein gestörtes Verhältnis zu Kriegen im allgemeinen und den Kriegen der Amerikaner im besonderen entwickelt haben.
      Da führten diese schrecklichen Amerikaner doch tatsächlich schon wieder einen Krieg! Was sind das nur für Menschen? Wo kommen diese schrecklichen amerikanischen Unmenschen überhaupt her?
      Nun ja, vielleicht sollte man darüber denn doch nicht so ausführlich nachdenken.
      Die Antwort könnte peinlich sein, denn zum einen fing es in den USA mit religiös-politischen Flüchtlingen wie den Puritanern an. Dann kamen Wirtschafts-Flüchtlinge, die von professionellen Schleppern wie Hapag-Lloyd außer (deutschen) Landes gebracht wurden, weil diese überschüssigen Mäuler an deutschen und anderen Gabentischen nicht sehr beliebt waren, wenn sie arm oder wie beispielsweise Hutterer oder "Amishe" religös abgedreht waren.
      Zum anderen könnte die Antwort auch zusätzlich peinlich sein, weil im 20. Jahrhundert Amerikaner (und Briten) zweimal in Massen in Deutschland zu Besuch waren. Beim letzten Mal brachten sie reichlich Unordnung in Form malerischer Ruinen in die deutschen Stadtbilder, aber ingesamt doch sehr positive Veränderungen in das politische Leben der Deutschen. Tja, und wer bei der Befreiung von Bergen-Belsen und Buchenwald wohl mehr Moral im Tornister und im Rucksack dabeihatte, dürfte ja wohl klar sein, oder?
      Dummerweise brachten Jahrzehnte vorher die deutschen Emigranten in die USA aber nach ihrer Ausbeutung oft ihre landestypischen Tugenden mit ins "Amiland":

      Da bauten sie erstmal fleißig auf Empfehlung von Einstein und Meitner Atombomben wie der Oppenheimer (Warum nur? Warum?), waren arrogant wie Kissinger, Weinberger und Rumsfeld und hatten dann frecherweise auch noch Generäle mit so ulkigen Namen wie Eisenhower und Schwarzkopf.

      Es ist einfach unglaublich und völlig unverständlich, daß diese Namen so vertraut klingen und absolut unbegreiflich, wo solche Leute nur herkommen, nicht? Dabei sind wir Deutsche doch das friedliebendste Volk, das man sich in der Geschichte nur vorstellen kann! Sicher, es gab da einige kleine Ausrutscher mit preußischen Tugenden wie Militarismus und Obrigkeitsliebe, die ein unfreundlicher Herr Hitler so ausgenutzt hat, daß ihn heute noch manche in einem Atemzug mit Dschinghis Khan nennen. Aber immerhin ging dmit zeitgleich ja auch Preußen unter, so daß wir keinen Grund haben, absolut alle Kriege nicht mehr unter pazifistischen Gesichtspunkten zu verdammen.
      Insbesondere seit 1989 glaubten wir mehrheitlich pazifistischen Deutschen an eine "Friedensdividende", da wir unsere zwei 1949 "endgültig" geschiedenen Staaten wieder in übergroßer Liebe vereinigen konnten, was zum Glück unblutig verlaufen ist - zumindest bis jetzt; toi-toi-toi.
      Nach 1989 hatten die Deutschen das Glück, nur noch Lachnummern als Verteidigungsminister zu haben, was dem Begriff des Krieges etwas operettenhaftes gab und ihm die Tragik nahm.
      Davor gab es für die meisten heute lebenden Deutschen nur den sogenannten "Kalten Krieg", der für deutsche Pazifisten die friedfertigste Zeit ihres Lebens überhaupt war. Sicher, es gab da ein paar totalitäre Diktaturen in Osteuropa unter der hegemonialen Herrschaft einer gewissen Sowjetunion, aber die konnte man kaum für längere Zeit besuchen und so konnte diese angebliche Unterdrückung mit Zwangsarbeitslagern und einem angeblichen "Archipel GULag" dort ja auch nur eine Erfindung des bösen, bösen US-CIA sein, der die Welt mit Hollywood-Filmen und Coca Cola zu unterdrücken versuchte. Nebenbei wurde man mit Werbung für Katzenfutter und sonstigen Konsumterror von den amerikanischen Usurpatoren eingelullt, so daß nur recht wenige linke oder rechte "Freiheitskämpfer" von der "leicht" fehlgeleiteten "Roten Armee Fraktion" oder den "Wiking-Wehrsportgruppen" auf Dauer rekrutiert werden konnten.
      Aus diesem schönen friedlich-eingelullten Traum wurden die Deutschen und ihre Pazifisten erst brutal erweckt, als dieser komische "Ostblock" nach seiner kleinen "Überrüstung" wirtschaftlich zusammenbrach, und die Satellitenstaaten der ehemaligen Sowjetunion durch ihre "Fluchttendenzen" zeigten, daß sie bislang nur mit roher Gewalt zum Verbleib im Block gezwungen worden waren. Als dann auch noch ein gewisser Herr Milosevic in Jugoslawien mit seiner Armee demonstrierte, wie er sich den weiteren Zusammenhalt seines Staates vorstellte, waren die Westeuropäer in ihrem ruhigen Reichtum gar baß erstaunt, daß es doch tatsächlich vor ihren Villentüren noch Leute geben könne, die aus einer Diktatur mit Gewalt zu fliehen bereit waren, um ihre eigenen Kleinstaaten zu gründen. Um dies zu verhindern, sandten sie den Ministerpräsidenten von Luxemburg nach Slowenien und Kroatien, damit dieser dort jenen Amtskollegen erklären konnte, daß so kleine Staaten wie Luxemburg wegen ihrer Armut in einem zukünftigen Europa nicht überlebensfähig seien. Leider wirkte er damit nicht so recht überzeugend, so daß die Deutschen wie die meisten anderen Europäer mehr als 5 Jahre einem blutigen Gemetzel ziemlich tatenlos zusahen und es nur durch die Drohung aufzuhalten versuchten, daß man als Serbe nicht in die EU kommen könne, wenn man gewohnheitsmäßig nach dem Grundsatz verfahre: "Nur ein toter Nachbar ist ein guter Nachbar!" Die UN-Blauhelme bewiesen ihre besondere Leistungsfähigkeit bei der Friedenssicherung, als sie von serbischen Freischärlern zum Schutz vor NATO-Luftangriffen an Brückenpfeiler gekettet wurden, aber das wollen wir ja gar nicht mehr wissen.
      Lustig war immerhin, daß die Blauhelme bei den bosnisch-serbisch-kroatischen Kriegern "die Schlümpfe" genannt wurden und die OSZE-Beobachter wegen ihrer weißen Uniformen und Fahrzeuge als "Eisverkäufer" bezeichnet wurden. Man kann sich richtig gut vorstellen, wie im Juli 1995 der Dialog von Karadzic mit seinem General Mladic ausgesehen hat, als es um Srebrenica ging: "- Was machen wir eigentlich, Herr Mladic, wenn die UNO uns angreifen will, weil wir da neulich 8.000 unbewaffnete Moslem-Männer abgemurkst haben? - Keine Panik, Herr Karadzic, im Notfall ketten wir einfach wieder ein paar Schlümpfe an die Brückenpfeiler und Raketensilos und schon können wir eine weitere Stadt einnehmen! Herr Akashi von der UNO wird schon irgendwann in Rente gehen."

      Man nahm damals eben so kleine Massenmorde in Europa noch nicht so tragisch wie heute, was sich auch daran erkennen ließ, dass in einem kleinen, wohlbekannten Land in derselben Woche des Massakers von Srebrenica die Regierung darüber eine hitzige und eilends einberufene Debatte führte, ob der neue Bundestag in Berlin runde oder ovale Sitzreihen eingebaut bekommen sollte, weil dies für die Demokratie von höchster Bedeutung war.
      Schade für Jugoslawien, daß es damals aber auch einen US-Präsidenten namens Clinton gab, dem nicht nur immer wieder die Hose, sondern auch der Kragen platzen konnte.
      Nachdem schließlich auch dieser Clinton die Geduld verloren hatte, sandte er zusammen mit Briten, Deutschen und Franzosen seine Kampfflugzeuge und beendete erst den Krieg in Bosnien in drei Tagen und später den im Kosovo in 6 Wochen. Damals gab`s übrigens auch keine völkerrechtliche Legitmation für den Krieg gegen serbische Truppen, aber "Verhinderung von Vertreibung und Völkermord" schien damals als als moralische Legitimation für den Krieg völlig auszureichen. Das waren noch komische Zeiten damals im Jahr 1995 ff und später bei unserer Kriegsbeteiligung im Kosovo, nicht?
      Da hatten die Deutschen eigentlich auch ihr erstes großes "Nachkriegs-Kriegs-Problem", denn "Verhinderung von Massenmord" und "Einführung der Menschenrechte" als "Kriegsgrund" ist für uns Deutsche doch sehr ungewohnt.
      Die Lehre des Zweiten Weltkriegs war für deutsche Pazifisten das Ausleben von "militant-antiamerikanischer Humanität" als Beweis einer "tätigen Reue" für den Massenmord ihrer Väter und Großväter an 6 Millionen Juden und vielleicht noch an 25 Millionen Anderen (Russen, Polen, etc.).
      Es ist klar, daß die Kriege der USA da manchmal aus dem Rahmen des Erlaubten fallen mußten, weshalb die USA auch dann gerne in der Terminologie der Friedensbewegten wie bei den Kommunisten der "imperialistische Klassenfeind" bleiben mußten, selbst dann, wenn ihre Motive wie in Bosnien und Kosovo mal zufällig gerade nicht mit "imperialistischer Ölsuche" verbunden sein konnten. Die USA mußten nun mal das "Reich des imperialistischen Bösen" sein und damit basta!
      In Afghanistan wurden dann nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001 die Hauptbasen des hierfür verantwortlichen Herrn Osama bin Laden und seiner "Al-Kaida-Organisation" eindeutig identifiziert; bestätigt vom pakistanischen Geheimdienst, der dort die sie schützenden Taliban-Herrscher früher mit Hilfe des CIA freundlicherweise maßgeblich gegen die Sowjettruppen u.a. unterstützt hatte. Daß die Unterstützung religiöer Fanatiker gegen kommunistisch-ideologische Berufsatheisten wohl ein kleiner Fehler beider Helfer war, hatte sich damit erwiesen. Doch daß vorher die Sowjetunion mal das Land Afghanistan besetzt und mit Krieg überzogen hatte, um ihren Machtbereich über Zentralasien bis zum Indischen Ozean hin auszudehnen, das fehlte komischerweise in den Argumentationsketten der Gegner eines Krieges in Afghanistan (z.B. PDS, die aber nichts gegen die Sowjettruppen in Afghanistan hatte, als es noch das Jahr 1980 war und sie noch SED hieß), die wieder einmal lediglich die Hegemonie der USA als Kriegsgrund in Afghanistan vertreten sahen.
      In jedem Fall beteiligte sich Deutschland nach dem Kosovo-Krieg ein zweites Mal an einem von den USA initiierten Kampfeinsatz. Afghanistan war von den Kriegsmotiven her ja auch wirklich ein idealer Kriegsgegner: Die Regierung bestand eindeutig aus fanatisch-religiösen Spinnern, unter deren Herrschaft Frauen einen Sack über dem Kopf tragen und Schwule gesteinigt werden mußten.
      [Es war zwar auch dem Verfasser nicht so ganz ersichtlich, wieso mit unserem deutschen Kriegseinsatz auf Dauer auch "am Hindukusch die innere Sicherheit Deutschlands verteidigt wird" (Zitat: Verteidigungsminister Peter Struck), aber so lange der Krieg im wesentlichen für Deutsche und Militärpost-Philatelisten ohne Verluste zu führen war, sollte es ihm recht sein.]
      Der Krieg im Irak war jedoch etwas anderes und die Deutschen ließen sich dementsprechend mal wieder von ihrer Neigung zur romantischen Emotionalität des 19. Jahrhunderts überrumpeln. Gegen völlig verrückte religiöse Fanatiker konnte man sich ja schon mal an einem Krieg beteiligen, aber einen kaltblütigen Diktator mit riesengroßer Privatarmee anzugreifen, der schon mal gelegentlich andere Länder überfällt, das war doch schon etwas anderes. Das erinnerte Deutsche vielleicht doch zu sehr an die eigene Geschichte mit einem gewissen Herrn A.H. und daran wollte man denn doch nicht zu sehr erinnert werden. Man wollte sich daher besser wie üblich aus allem heraus halten. Die östlichen Nachbarn Deutschlands erinnerten sich jedoch auch gerade daran, daß so ein Herr A.H. sie mal überfallen hatte und genau aus diesem Grund wollten sie dann vielleicht doch eher mitmachen. Früher waren sie mal die ausgebeuteten Sklaven der Herren Hitler und Stalin und wenn man jetzt zu gut bezahlten Vasallen der USA werden konnte, dann war dies allemal eine Riesenkarriere. Nur die USA hatten nie einen Hehl daraus gemacht, daß sie die früheren Ostblock-Diktatoren alle gerne losgeworden wären und deshalb respektierten die Völker des früheren Ostblocks sie mehr als die Wischi-Waschi-Europäer, die jahrelang tatenlos einem Gemetzel in Jugoslawien
      zugesehen hatten, in dem die Ideen Hitlers von Vertreibung und Völkermord jeden Tag aufs Neue schöne Triumphe feiern konnten, wie Marek Edelman, ein polnischer Überlebender des Warschauer Aufstands, es 1995 im polnischen Parlament ausdrückte.
      Aber kommen wir doch mal zur Darstellung des Irak-Krieges in den deutschen Medien. Zeitgleich zu "Bagdad sucht den Superstar" mit Saddam Hussein in der Hauptrolle lief eine ähnliche Sendung im deutschen Privatfernsehen, die anfangs noch höhereEinschaltquoten hatte. Dann aber kam immer öfter Peter Scholl-Latour, einer der ganz Großen im deutschen Talk-Show-Geschäft .
      Und siehe, er sagte in den letzten Wochen öfters, daß der große Unterschied zwischen den Moslems und unserer westlich- materialistischen Kultur der sei, daß die Moslems Glauben besäßen, wir nicht. Dies mache die Moslems stark und uns schwach. Nun können wir Deutsche aber nicht wegen dieser PSL-Aussage/Erkenntnis einfach wieder in die Kirchen eintreten. Wir sind doch gerade erst ausgetreten - gerade wegen des vielen Unrechts in der Welt und des Eiligen Vaters Jot-Pe-Zwo, der der Ansicht ist, daß Kinderreichtum erstmal immer ein Segen ist, auch in Afrika, selbst wenn sie später vielleicht verhungern müssen. [Und überhaupt: Wozu brauchen beispielsweise die Grünen überhaupt noch die Kirche? Der Durchschnittsdeutsche war doch schon in den letzten 50 Jahren nur dreimal im Leben für sich selbst in der Kirche; a) bei der Taufe, b) bei der Hochzeit und c) bei der Beerdigung. Fall a) hat sich erledigt, seit die DDR bewiesen hat, daß man ganz prima auch ohne Taufe Sahra Wagenknecht heißen und das "h" falsch in den Paß eintraken kann. Fall b) kann weltlich und standesamtlich genauso schön geregelt werden. Fall c) hat sich besonders für umweltbewußte Grüne sowieso erledigt, da diese nicht mehr bestattet, sondern kompostiert werden wollen. ]
      Aber egal, auch in religiöser Hinsicht ist für uns nach den Worten von Peter Scholl-Latour die Existenz der USA vielleicht ein Glück, denn nach seinen Worten sind sie allein die letzte christliche Nation, die mit felsenfestem (Irr-?)Glauben an ihren göttlichen Auftrag zur Errettung der Welt in einen Krieg ziehen kann. Hoppala, sind sie dann aber nicht vielleicht in Gefahr, genauso "messianisch-doktrinär" zu sein wie die gläubigen Gotteskrieger? Nun ja, mit dieser Frage sollten wir Deutsche uns vielleicht auch nicht allzu ausführlich beschäftigen, denn "wir" glaubten auch einmal an jemanden, der sich von der "Vorsehung" dazu berufen fühlte, ganz Europa im Deutschen Reich einzugemeinden.
      Widmen wir uns daher besser wieder den Medienberichten der letzten Wochen. Fanden Sie`s gelegentlich auch so zwiespältig und schizophren? Diese "embedded correspondents" waren schon im Frühstücksfernsehen immer live dabei und machten das TV-Erlebnis total. Endlich ein Krieg für die ganze Familie, bei dem man immer zuschalten konnte! Dabei gibt`s Kriege, bei denen kann man nur wegsehen. Da läuft doch noch so einer im Kongo oder auch in Tschetschenien, wo es vielleicht bisher zwanzigmal mehr Tote gab als bisher im Irak, aber da gibt`s halt keine "embedded correspondents" mit diesem geilen Motto: "Wo immer auch das Schicksal sinnlos waltet, wir sind live dazugeschaltet!"
      Von den "embedded corespondents" könnten die Russen echt noch was lernen, aber die haben ja sogar die Beobachter von OSZE und Europarat aus Sicherheitsgründen des Landes verwiesen.
      Naja, es war aber trotzdem schön, daß der russische Präsident Putin am Freitag, dem 11.04. den Schröder und den Chirac bei sich empfangen hat, damit sie sich gemeinsam Sorgen um das Menschenrecht und die Opfer im Irak machen können, weil die ja für die Zukunft der Welt viel wichtiger sind als die Tschetschenen; weil`s da nämlich im Irak noch so viel Öl gibt, während man auf die Tschetschenen ja eigentlich verzichten kann, weil`s da kein Öl gibt und das Land jetzt ja sowieso so unzivilisiert aussieht, daß die Russen es gerne behalten können. Außerdem haben sich ja neulich in einer absolut unbeobachteten freien Wahl über 95 Prozent aller Tschtschenen spontan für den Verbleib in der Russischen Föderation ausgesprochen, weil die anfangs lästigen 150.000 separatistischen Querulanten inzwischen tot sein dürften.
      Besonders in Polen gab es zum Gipfeltreffen der Achse Paris-Bonn-Berlin in Zeitungen wie der Gazeta Wyborcza bissige Kommentare solcher Art, daß "es doch sehr interessant sei, wie die EU-"Motoren" Frankreich und Deutschland sich über einen Krieg der USA gegen einen Diktator aufregten, während der viel verlustreichere Krieg eines befreundeten Pseudo-Demokraten namens Putin großzügig aus der eigenen Wahrnehmung ausgeblendet werde." In noch bissigeren Leserbriefen hieß es, Polen habe sehr gut daran getan, mit den USA eine Gegen-Achse Washington-London-Warschau-Prag-Budapest-Bukarest zu bilden, die die andere Achse vertikal durchkreuze. Wenn man eine ähnliche Bündnis-Entscheidung schon 1939 gegen Deutsche und Russen hätte treffen können, dann wären Orte wie Auschwitz oder Katyn vielleicht nie so berühmt geworden. Autsch, das hat uns Deutschen aber weh getan, falls wir es gehört haben. Aber so ist nun mal unsere Geschichte mit den Polen: Da haben Deutsche und Russen "ihre" Polen irgendwann mal zufällig zu Hunderttausenden massakriert und 60 Jahre später zeigen die Polen uns dann völlig grundlos, daß sie uns unsere Massenmorde immer noch nachtragen. Ja, so sind nun mal die Völker im Osten gegenüber uns armen Deutschen: Nachtragend und stichelnd, wenn wir unsere Geschichte mal gerade nicht so griffbereit im Oberstübchen haben.

      Aber zurück zum Irak:
      Einerseits rechneten die Deutschen mit einem langen Krieg (wie in Tschetschenien?), andererseits kam die Berichterstattung darüber den Deutschen in den Umfragen nach drei Wochen schon "ermüdend" und "langweilig" vor. Tja, das ist eben die Ungeduld der MTV-Generation, der ein Werbespot schon nach 30 Sekunden langweilig werden kann. Wie haben das nur unsere Großeltern unter Hitler fast 7 Jahre lang aushalten können?
      Haben Sie eigentlich auch die Hobby-Regisseure und Kleindarsteller des Irak so genossen wie ich?: "Faszinierend" war schon mal die alles überwältigende Feuerkraft der US-Soldaten, die im Sandsturm nicht genau identifizieren konnten, ob sie gerade einen Konvoi der irakischen "Republikanischen Garden" oder nur eine Nachschubeinheit der Briten (oder wahlweise sonstige Verbündete oder Journalisten) ausradiert hatten.
      Ja, die "intelligenten Waffen" von heute scheinen tatsächlich um ein Vielfaches intelligenter geworden zu sein als die Leute, die sich ihrer bedienen. (Ein paar Sachen hat aber noch niemand gesehen: Beispielsweise, wie es vorher oder nachher aussah, wenn eine spezielle Cruise Missile mit Kassettenbombenbestückung ihre kleinen ?Bomblets? über einer irakischen Militärkolonne mit Mannschaftswagen abgeworfen hat, aber vielleicht sollten wir das besser nicht kritisieren, denn solche Bilder können vom ruhigen Schlafen abhalten. Ebenso die leuchtspur-ummantelte kleine Urankern-Munition der A-10-?Warthog? Panzerbrecher-Flugzeuge. Nur 2,5 cm Durchmesser, aber fliegen durch jede Panzerung wie durch Butter durch, weil der Urankern das schwerste Metall ist, das jemals aus einer Maschinenkanone verschossen wurde. Strahlt zwar ein bisschen, ist aber ungefährlich, wenn man ihm 1000 Jahre nicht in die Nähe kommt. Andererseits gewinnt man damit natürlich schneller Kriege gegen blutrünstige Diktatoren als vor 60 Jahren und darum geht?s ja schließlich.)
      Das alles war aber noch gar nichts gegen die Medien-Bilder von der Gegenseite!: Die tapferen irakischen Feierabend-Soldaten älteren Semesters, die mit einläufigen Schrotflinten die raketenbestückten Hochtechnologie-Helikopter des verhaßten US-Feindes vom Typ Apache vom Himmel schossen! Oder: Hysterische Iraker, die ins Tigris-Wasser schossen und das Schilf am Tigris-Ufer niederbrannten, um nicht vorhandene US-Piloten auszuräuchern, die aus ihrem Flugzeug mit dem Fallschirm direkt in den Fluß untergetaucht waren! Oder: Saddam Husseins Jubel-Double, das sich in scheinbar aussichtsloser Lage zur allgemeinen Erbauung der begeisterten Bevölkerung ohne größere Zahl an Leibwächtern präsentierte, während "ES" früher nur mit mindestens 25 Leibwächtern auf einem Balkon Flinten abfeuerte! (Hatte Saddam eigentlich auch ?Stunt-Doubles? für den Krieg?)
      Gaaanz besonders "toll" auch der Vater aller irakischen Propagandaminister Mohammed Said al-Sahhaf mit seinen Super-Gags. Ein echter "Brüller" war auch der Satz, der am 7. April 2003 (Montag) noch die Rückeroberung des "Saddam International Airport" ankündigte. Am nächsten Tag dann erklärte Sahhaf, man hätte die US-Truppen dort in eine Falle gelockt, aus der sie sich nicht mehr befreien könnten, so daß die Amerikaner aus Verzweiflung in ihren Panzern Selbstmord begehen würden. An diesem denkwürdigen 8. April (Dienstag) erklärte er noch vor dem "Palestine-Hotel", die Niederlage der USA und ihrer Knechte sei unausweichlich und Allah werde die US-Truppen durch die Hände der Iraker in die Hölle werfen. Am 9. April (Mittwoch) tauchten dann vor demselben Hotel relativ lockere und gut gelaunte US-Soldaten auf, die den Journalisten informative Interviews gaben - anstelle des irakischen Informationsministers, der aus unbekannten Gründen seit diesem Tag leider verhindert und nicht mehr gesehen ward. Die Pressekonferenzen des irakischen Informationsministers bleiben in der Menschheitsgeschichte sicherlich ein fabelhaftes Beispiel für die Science-Fiction-Realität nebeneinander existierender Parallelwelten, die sich gegenseitig ausschließen und bei gleichzeitigem Aufeinandertreffen sicherlich genauso miteinander reagieren würden wie Materie und Anti-Materie: BUMM !
      Überhaupt komisch waren auch diese Tausenden Iraker, die immer vor den Kameras der Welt gerufen hatten: Unser Herz, unser Blut und unsere Seele opfern wir für Saddamn, den wir lieben!
      Also in Bagdad war die Liebe über Nacht offenkundig vorbei, als die Amerikaner einmarschierten. Immerhin waren sie immer noch "Feuer und Flamme" für Saddam und seine Ministerien. Seltsam, aber Verhaltensforscher werden uns vermutlich bald deuten können, wieso jahrzehntelang unterdrückte Iraker plötzlich zu rauschhaften Plünderern und Saddam-Hassern werden können.
      Glauben Sie eigentlich, daß sich jetzt die Demokratie in dieser Region schneller ausbreiten wird als die SARS-Lungenseuche? Nein? Kann man angesichts der Nachbarn und der Bilder von dort schon verstehen.
      Andererseits: Warum nicht? Nur, weil man die Demokratie nicht herbeibomben kann? Aber 1945 in Deutschland scheint`s doch auch geklappt zu haben und damals haben den Amerikanern nicht mal halb so viele Leute zugejubelt zu haben wie am 8.April in Bagdad. Oder glauben Sie jetzt plötzlich dem irakischen Jubel weniger als vorher? Fragen über Fragen...
      Tja, was gab`s sonst noch?
      Ach ja, dann gab es natürlich auch noch eine heldenhafte irakische Armee, die ihre Panzer grundsätzlich eingräbt und zu immobilen Gschützen macht; erst in Bagdads letzten Tagen auf den Gedanken kommt, Brücken zur Behinderung des Feindes zu sprengen und all ihre Flughäfen intakt läßt, um ihre überlegene Kampfkraft gegenüber den schwächlichen und feigen US-Truppen zu beweisen und sich auf Wunsch ihres genialen Führers zu Tausenden abschlachten läßt! Das zeugt von der wahren Opferbereitschaft und Genialität von Saddam Hussein, der wie Stalin seine fähigsten Offiziere schon vor dem Krieg selbst als größte Gefahr betrachtete und abmurksen ließ. Ein Saddam Hussein, der völlig zu Recht schon vor 12 Jahren in einem Interview mit Ulrich Kienzle sagte: Die USA können sich Zehntausende von Toten in einem Krieg nicht mehr leisten; ich (=Saddam!) schon! Das ist ihre Schwäche und unsere Stärke!
      Nun, es ist kein Wunder, daß die friedliebenden Europäer gegenüber einem so mutigen und tapferen Mann zögerlicher sind und lieber weiter Handelsverträge abgeschlossen hätten, während sich die hinterhältigen Amerikaner lieber auf ihre Militär-Technik verlassen haben, wobei wir Deutsche im übrigen sehr stolz sein können, weil Deutschland der Hauptlieferant für die erfolgreichen Nachtsichtgeräte und Infrarot-Restlichtaufheller in US-Panzern und Helikoptern ist. Darauf können wir mindestens ebenso stolz sein wie auf die vielen erfolgreichen Chemie-Fabriken für die Herstellung von Insektiziden, die Deutschland zwischen 1975 und 1980 an den Irak geliefert hat.
      Wir werden alle hoffentlich noch die germanophile Freude erleben können, die unsere Entwicklungshilfe, unsere Erfindungen und Hochtechnologie-Produkte in der Welt ausgelöst haben und immer wieder auslösen werden.
      Ganz "toll" waren ja auch die Umfrage-Ergebnisse verschiedenster europäischer Zeitungen: Die Deutschen waren mehrheitlich gegen den Krieg, aber dafür, daß die USA und GB den Krieg gewinnen, während die Franzosen sowohl gegen den Krieg als auch gegen einen Sieg der USA und GB im Irak waren.
      (Darf man daraus einen höheren statistisch-demographischen Sympathiewert für Saddam als für Dabbelju ableiten oder einen geringeren Intelligenzquotienten bei den Befragten?)
      Sowohl Franzosen als auch Deutsche hielten es noch am 1. April mehrheitlich für möglich, daß der Krieg sehr lange dauern wird und die USA und GB den Krieg auch verlieren können. (Naja, vielleicht war`s auch nur ein Aprilscherz, nicht?)
      Wir dürfen daraus folgendes schlußfolgern:
      1. Deutsche und Franzosen haben gemeinsam, daß die Mehrheit ihrer Völker nicht mehr die blasseste Ahnung von moderner Kriegführung haben (naja, im Prinzip ganz schön so), denn es ist durchaus möglich, daß USA und GB den Frieden nach dem Krieg verlieren, aber es ist bei ihrer technischen Überlegenheit schlichtweg unmöglich gewesen, daß sie den Krieg selbst verlieren.
      2. Deutsche und Franzosen waren bei ihren beliebten Friedensdemos wieder einmal auf demjenigen Auge blind, welches eigentlich sehen können sollte, daß Diktatoren fremder Länder nur bei der Minderheit ihrer Hofschranzen und Stiefellecker beliebt sind, während ihr eigenes Volk in Angst davor lebt, nachts von der Geheimpolizei abgeholt zu werden. (Haben Sie übrigens schon diese interessanten TV-Bilder aus dem Gefängnis der Bagdader Geheimpolizei gesehen? Architektonisch recht interessant, daß sich der Galgenbalken mit den Fleischerhaken direkt im Gebäude vor den Gitter-Zellen der übrigen Gefangenen befand, so daß alle übrigen Gefangenen auch bei allen Hinrichtungen zusehen konnten, selbst wenn sie nicht wollten.)
      In einem Krieg bricht aber normalerweise ein solches System schneller zusammen, als jeder Friedensbewegte in einer Demokratie es sich vorzustellen vermag, besonders wenn es schon 30 Jahre lang eine Diktatur gab und die Leute wissen, wie man auch ohne Diktatur in anderen Ländern leben kann.
      Daß die Deutschen erst vor 13 Jahren erleben konnten, daß über Nacht die DDR-Diktatur sang- und klanglos aus der Geschichte verschwand und sie dennoch einen langen Krieg im Irak für möglich hielten, daß sie mehrheitlich scheinbar größere Sympathien für die angegriffene Diktatur als für die angreifende Demokratie entwickelt zu haben schienen, das könnte uns aber vielleicht unter Berücksichtigung aller Imponderabilien irgenwann mal die größeren Sorgen bereiten.
      Aber es bleibt in jedem Fall schön zu wissen, daß alle, absolut alle Industrienationen der Welt immer wieder gerne mit Saddam Husseins Regime gehandelt haben und er von allen Erdöl-Kontrakten immer 10 Prozent Provision erhielt. Die Geschäftsverhandlungen mit so vertrauenswürdigen Gschäftspartnern werden auch in Zukunft immer Vorrang vor allen Bedenken haben. Oder?
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 13:32:01
      Beitrag Nr. 2 ()
      Postzustellung im Pentagon (1981)

      Man muß heutzutage schon ganz schön auf Draht sein, wenn man in der Postzentrale des Pentagon Dienst tut. Dies zeigt der folgende Dialog:
      »Spieß, wohin geh`» diese Kisten mit
      »Laß mal sehen. Ich vermute, die sollen nach Jordanien verschickt werden. Nein, Augenblick mal... die Luftabwehr-Raketen gehen nach Saudi-Arabien - die Panzerabwehr-Raketen gehen nach Jordanien. Im Grunde ist es ziemlich egal, weil das ganze Zeug am Ende wahrscheinlich sowieso im Irak landet. «
      »Warum schicken wir sie nicht gleich an den Irak und sparen die Postgebühren?«
      »Weil wir nicht befugt sind, irgend etwas an den Irak zu liefern, während er sich im Krieg mit dem Iran befindet. «
      »Hier steht eine Kiste mit Flugzeugersatzteilen, die für den Iran bestimmt ist. Sollen wir die nach Teheran verschiffen?«
      »Nein. Schick nichts in den Iran, bis er die Geiseln freiläßt. Dann befördern wir alle Kisten nach drüben, damit sie sie im Krieg gegen den Irak einsetzen können. «
      »Wie kommt es eigentlich, daß wir sowohl den Irak wie den Iran mit Kriegsmaterial beliefern, mit dem sie sich gegenseitig bekriegen können?«
      »Falsch! Wir verschiffen weder an den Irak noch an den Iran irgend etwas, so lange beide Krieg führen. Beide Länder unterliegen immerhin einem Wafenembargo unserer Regierung. Wir verschiffen das Zeug nach Jordanien und Saudi-Arabien, und die befördern es angeblich in den Irak, aber das wissen wir nicht genau. Wenn wir unsere Geiseln aus dem Iran zurückkriegen, müssen wir den Persern das Zeug liefern, das sie bestellt haben, bevor sie die Geiseln genommen haben. «
      »Was ist mit diesen großen Lattenkisten, mit den 155mm-Geschützen?«
      »Die Geschütze gehen nach Israel zur Verteidigung gegen Jordanien - aber sei bloß nicht allzu überrascht, wenn sie schließlich doch im Iran landen. Das Bekloppte daran ist, daß Israel dem Iran hilft, weil Saudi-Arabien dem Irak hilft. «
      »Logo, Spieß, sind Sie ganz sicher, daß diese lasergeleiteten Panzerfäuste für Ägypten bestimmt sind?«
      » Wenn es so auf der Kiste draufsteht, dann gehen sie auch dorthin. Sie .sollen libysche Flugzeuge abschießen.«
      »Hier steht aber nichts von Libyen. «
      »Wir haben die Libyer von unserer Liste gestrichen, weil sie ihren ganzen Krempel von Frankreich und der Sowjetunion beziehen - übrigens: Schick nichts an Syrien ab! Sie haben gerade einen Freundschaftsvertrag mit den Russen abgeschlossen. «
      »Ist es okay, diese Flammenwerfer an den Oman zu liefern? «
      »Das muß ich erst mal nachprüfen. Ja, Oman ist okay. Aber schick sie nicht aus Versehen an den Jemen. «
      »Ich bin doch kein Blödmann, Spieß!«
      »Hilf mir mal bei diesen F-4 Jagdbombern. Die gehen per Luftfracht mit Vermerk Express nach Amman.«
      »Warum diese große Eile?«
      »Der König dort braucht sie, falls er von Damaskus angegriffen wird. «
      »Warum gibt er den ganzen Kram an den Irak, wenn er befürchten muß, daß ihn die Syrer angreifen?«
      »Weil er von Saudi-Arabien unterstützt wird, und die hassen die Perser. «
      »So wie Sie`s einem erklären, kapiert man`s irgendwie. «
      »Okay, also diese Lattenkisten mit F-5s gehen nach Pakistan, während wir gleichzeitig dieses Plutonium nach Indien befördern.«
      »Mal langsam, Spieß, ich habe auch nur zwei Hände. «
      » Klar, aber ich möchte nicht, daß Pakistan wegen seiner Verteidigung in Panik gerät und Kaschmir angreift. «
      » Wir könnten eigentlich in der Postzentrale noch eine Hilfskraft brauchen - mein Kreuz bringt mich noch mal um. Wohin gehen diese radargelenkten Bomben?«
      »Schick sie nach Kuweit, sonst liegen sie hier nur tagelang herum. «
      »Wir sind fast leergefegt, Spieß. Jetzt bleiben nur noch diese Torpedoboote übrig. «
      »Sind sie mit einem Etikett versehen?«
      »Ja. Es heißt hier: An die US-Marine verschiffen, c/o Straße von Hormuz. «
      »Da muß irgendeine Panne passiert sein. Wir pflegen keine Ausrüstung an unsere eigene Marine zu verladen. Halt das mal zurück, bis ich das mit unseren Epauletten im 1. Stock gecheckt habe. «

      (Art Buchwald: Laid Back in Washington, Cosmopress, Genf, 1981, deutsche Übersetzung in Art Buchwald: Neue Satiren München 1983, S. 54)
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 13:53:08
      Beitrag Nr. 3 ()
      Wir sind schuldig


      Es war ein warmer Sommerabend in Berlin, und ich in meiner Eigenschaft als amerikanischer Geschichtsstudent saß mit einem Mitarbeiter aus dem Institut für Vergangenheitsbewältigung in einem Biergarten in Charlottenburg. Wir hatten bereits das ganze Spektrum der Gesprächsthemen durch: von Kunst und »Was ist Kunst?« bis Foucault und post-modernem techno-body; von Sado-Masochismus bis Camille Paglia; von Feminismus bis Hollywood; von Marlene Dietrich bis Erich Maria Remarque hin zu Ernst Jünger und Leni Riefenstahl. Unser Gespräch geriet in den Sog des eigentlichen Themas, des vorherbestimmten Telos, des unbewußt ersehnten Ziels aller Deutschen:

      DAS DRITTE REICH.

      »Ach, vergiß es«, sagte ich. »Wir haben auch unsere Indianer abgeschlachtet, unsere Schwarzen versklavt, japanische Amerikaner in Konzentrationslager gesteckt, und wir mögen uns trotzdem. Uns geht`s gut!«

      »Nein!« sagte er. »Wir Deutschen können unsere Verbrechen durch nichts relativieren! Das ist Stammtischgerede: daß Hitler auch gute Dinge getan hätte, daß er die Autobahn gebaut, den Volkswagen entwickelt, die Gotische Schrift abgeschafft hätte ... daß andere Länder auch Greueltaten auf dem Gewissen hätten: die Japaner in Nanking, die Amerikaner in Hiroshima, die Briten in Dresden.«

      »Hey, vergiß Stalin nicht«, sagte ich. »Und wir lieben nach wie vor eure VWs in L. A. Niedriger Verbrauch, leicht zu parken, gehen niemals kaputt -«

      »Nein! Kein Verbrechen der Menschheit läßt sich mit AUSCHWITZ vergleichen. AUSCHWITZ ist beispiellos in der gesamten Menschheitsgeschichte!«

      »Ach Quatsch«, sagte ich. »Denk mal an Vietnam. Das war auch nicht gerade nett von uns, und wir sind gut damit fertiggeworden.«

      >>Vietnarn war kein systematischer Massenmord!«

      »Na ja, es war aber schon ziemlich mies«, sagte ich, »mit My Lai und so. Wir haben jetzt unser Vietnam-Denkmal, und alles ist wieder in Ordnung. Warum stellt ihr nicht einfach ein großes Denkmal für eure einfachen Soldaten im Zweiten Weltkrieg auf? Vielleicht würde Otto Normalverbraucher dann besser mit der Sache klarkommen.«

      »Nein! Du hast ja keine Ahnung, wovon du sprichst! Du versuchst, AUSCHWITZ zu entschuldigen!«

      »Was ist mit der Sklaverei? Wie viele Schwarze haben wir gequält und umgebracht? Wenn du die Wahl hättest, würdest du lieber gelyncht oder vergast werden? Such`s dir aus. Für mich steht`s jedenfalls schon fest.«

      »Nein! Du verstehst das einfach nicht! Ein Amerikaner wie du kann das nicht begreifen! Ihr habt kein AUSCHWITZ!« »Wir haben 0. J.«

      Er hörte mir nicht mehr zu und sprang auf. Der Sand knirschte unter seinen Sohlen, der Stuhl kippte um. Er drängte sich an den Leuten vorbei in Richtung Ausgang. Ich warf zwanzig Mark auf den Tisch und ging ihm nach. »Jürgen!« schrie ich. Er lief mit langen, staksigen Schritten die Straße hinunter. »Jürgen!« Ohne sich umzudrehen, winkte er nur ab: »Nein!«

      Er erreichte das Haus, in dem er wohnte. Ich blieb ihm auf den Fersen. Im Galopp ging es die Holztreppe nach oben. Als ich im dritten Stock ankam, war ich aus der Puste.

      »Mensch, Jürgen, nimm`s doch nicht so schwer. Beruhige dich!«

      Ich konnte gerade noch verhindern, daß er mir die Tür vor der Nase zuknallte, und folgte ihm in seine Wohnung. Er lief den Flur entlang, blieb mit seiner Tweed-Jacke am Lenker seines Hollandrads hängen, stolperte und fiel kopfüber ins Wohnzimmer. Als ich eintrat, war er immer noch auf allen vieren. Das Wohnzimmer zeugte mit seinen schwer beladenen Bücherregalen von einer langen, bedeutenden Historiker-Karriere: die Studienaufenthalte in Israel ... der heftige Schlagaustausch mit den Revisionisten in den 80ern ... die Wiedervereinigung: Jürgens Verderben, Auslöser einer Depression ... dann die leeren Stühle in seinen Seminaren an der Freien Universität ... die Kollegen, die sich von seinen Theorien distanzierten ... obendrein seine Ehefrau, die mit einem polnischen Spargelbauern durchbrannte.

      Ich folgte ihm ins Schlafzimmer. Im Vorbeigehen sah ich sein Hauptwerk Wir sind schuldig (Suhrkamp) neben seiner wenig erfolgreichen Abhandlung Wiedervereinigung: Nein! (Vandenhoeck & Ruprecht).

      Jürgen war über einen Koffer gebeugt und wühlte wild darin herum. Schließlich zog er eine schwarze Pistole hervor. Hand und Pistole zitterten.

      »Siehst du das hier?« fragte er. »Weißt du, was das hier ist? Mein Gott! Mein Gott!«

      »Na klar«, antwortete ich. »Ein Amerikaner weiß das doch. Das ist eine -«

      »Nein! Eine deutsche Luger, jaha! Aber du hast ja keine Ahnung! Du kannst das nicht verstehen!«

      »Jürgen, gib mir die Pistole.«

      »Nein!« sagte er, wich zurück und drückte die Pistole an seine Brust. »Nein! Meine Familie ... einer aus unserer Familie ... ich ... er ... du ... kannst du ... kannst du das begreifen?«

      »Klar«, sagte ich. »So wie die Indianer -«

      »Indianer! In-di-an-er! Nein! Du kannst das nicht verstehen! Ein Amerikaner wie du kann nicht begreifen, wie dreckig - ja! -dreckig ich mich fühle. Mein Gott! Meeeeein Gott!«

      Er steckte sich die Luger in den Mund. Er drückte mit dem Daumen ab.

      Es klickte.

      Er schleuderte die Pistole durch das Zimmer, warf sich auf das Bett und schluchzte laut.

      »Jürgen?« fragte ich. Keine Antwort. Ich nahm erst einmal die Pistole an mich, dann setzte ich mich auf die Bettkante. Ich schaute mir die Pistole etwas genauer an.

      »Hey, Jürgen«, sagte ich. »Das ist keine Luger. Nicht einmal ein deutsches Fabrikat.«

      Ich wartete. Er war immer noch verzweifelt.

      »Das ist eine C. Rawlins Special«, fuhr ich fort. »Die kostet dich gerade zweihundert Dollar in L. A.«

      »Nein!« schluchzte er in sein Kopfkissen. »Das ist das Mordinstrument meines Vaters, eines Wehrmachtsoffiziers mit Auszeichnungen.«

      »Komm mal wieder auf die Erde, Jürgen!« sagte ich ungeduldig. »Wahrscheinlich hat er nur Kartoffeln geschält!« »Nein!«

      »Oder höchstens die Klos geputzt!« »Nein!«

      »Sieh her«, sagte ich, indem ich ihm die Pistole entgegenhielt. »Das soll die Pistole deines Vaters sein? Der Lack geht schon ab. Lugers waren nicht lackiert, die sind aus schwarzem Metall. Und hier. Da ist nicht einmal eine Sicherung dran. Na also. Keine Sicherung? Und das in Deutschland? Willst du mich verarschen?«

      »Nein! Mein Vater war ein Täter!« sagte er in sein Kopfkissen. »Er war mitverantwortlich!«

      »Es ist eine C. Rawlins Special, Junge.«

      Jürgen war einen Moment still, dann hob er noch einmal seinen Kopf und sah mich mit tränennassen Augen an.

      »Was sagst du da? Das soll alles eine Lüge sein? Eine große Familienlüge? Meine Mutter hat doch erzählt -«

      »Vergiß, was deine Mutter erzählt hat! Sie hatte bestimmt ihre Gründe.«

      »Nein!« sagte er und ließ sein Gesicht wieder auf das Kopfkissen fallen.

      »Doch! Das Ding ist eine Fälschung. Womöglich schießt sie nicht einmal gerade. Ich frage mich, was deine Mutter dafür bezahlt hat. War sie mal in L.A.? In South-Central vielleicht?«

      Keine Antwort. Ich sah auf meine Uhr.

      »Manfred und Hartmut wollten uns im Biergarten treffen. Hast du das schon vergessen?« Ich wartete. »Na los! Es ist eine C. Rawlins Special, Mann. Glaub es mir. Hergestellt in den guten alten USA.«

      Nach einer ganzen Weile stand Jürgen auf. Er nahm ein Taschentuch und schneuzte sich. Er wischte mit dem Handrücken die Tränen ab. Er nahm einen Kamm aus der Tasche und kämmte eine lange speckige Haarsträhne über seine Glatze.

      Als wir zum Biergarten zurückgingen, warf ich noch einmal einen Blick auf die Pistole. Vielleicht würde Jürgen sie mir jetzt endlich schenken. Die mußte eine Menge wert sein, so eine garantiert echte und gebrauchte deutsche SS-Luger konnte man auf amerikanischen Waffenbörsen zu einem Vermögen machen. Schließlich gab?s ja auch Leute, die zu Höchstpreisen das Kochgeschirr von Jeffrey Dahmer kaufen wollten.

      (Adam Blauhut/ Kevin McAleer: Zwei Amerikaner im deutschen Exil, Köln 1998, S. 16.)
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 14:31:09
      Beitrag Nr. 4 ()
      Schokoladen- und andere Seiten

      Eine alte Freundin von mir, Dozentin für Soziologie am Institut für African-American Studies an der U. C. L. A., nahm an einer einwöchigen Konferenz zum Thema »Die Integration ethnischer Minderheiten im deutschamerikanischen Kulturvergleich« teil. Es war der erste Deutschlandbesuch meiner schwarzen Freundin, und sie war recht angetan von den Deutschen. Deutsche hatten Manieren, Deutsche waren ernsthaft, Deutsche waren umweltbewußt. Sie hatten saubere Straßen und ein funktionierendes öffentliches Verkehrsnetz. Deutsche waren gebildet, sie lasen Bücher. Für die Dauer ihres Aufenthalts hörte ich Loblieder auf das deutsche Volk und wurde ständig daran erinnert, wieviel Glück ich hatte, unter diesen zivilisierten und aufgeklärten Menschen zu leben.
      An einem Tag gingen wir ins Haus der Kulturen der Welt zu einem Symposion über sich neu etablierende schwarze Künstler in Südafrika. Dort steckten wir unsere Nasen kurz in ein Konzert und durften uns am Anblick von Deutschen in farbenfrohen afrikanischen Kostümen erfreuen. Die Mädchen trugen ihr Haar zu Zöpfchen geflochten, die jungen Männer hatten blonde Dreadlocks. Sie trommelten und tanzten zwischen den Afrikanern. Meine Freundin wertete das als weiteres Anzeichen für die Progressivität der deutschen Gesellschaft.
      »Diese Art von unbeschwerter Interaktion würde man in. Los Angeles nie sehen«, sagte sie nachdenklich. »Nicht mal während des Black History Month.«
      »Das würde man sicher nicht«, stimmte ich ihr zu.
      »Ich habe eine Harmonie zwischen den Völkern entdeckt, wo ich sie zuletzt erwartete«, sagte sie.

      Wir blieben stehen, um einem jungen Deutschen zuzusehen, der wild mit dem Kopf zuckte, als sei er von einem bösen Geist besessen.
      »Aber vergiß die Neonazis nicht, besonders im Osten«, warnte ich. »Heute habe ich in der Zeitung wieder von einem Überfall gelesen.«
      »Sind das nicht ganz gewöhnliche Schläger? Du willst doch sicher nicht behaupten, daß sie einen repräsentativen Anteil der Bevölkerung darstellen, oder?«
      »Das ist die Gretchenfrage. Die Antwort bestimmt deine politische Richtung.«
      »Wenn der Staat für Kulturveranstaltungen wie diese zahlt, kann man nicht sagen, daß es hier den institutionalisierten Rassismus gibt, den wir in den Staaten haben oder in anderen Ländern. Nimm zum Beispiel Frankreich. Die Franzosen behandeln Farbige wie Dreck.«
      »Die Franzosen behandeln jeden wie Dreck«, sagte ich zur Verteidigung Frankreichs, während wir weiterschlenderten, um uns die Sammlung von Watussi-Totems anzusehen.

      Ehe sie nach Hause zurückkehrte, wollte meine Freundin noch ein paar Einkäufe für Freunde und Familie im Kaufhaus des Westens machen, über das sie in ihrem Frommer`s Guide alles gelesen hatte. Ich fühlte mich verpflichtet, sie zu begleiten, da es der letzte Tag ihres Besuchs war.
      Diese Frau nahm das KaDeWe im Sturm. Ich hatte nicht geahnt, daß eine Dozentin für African-American Studies über eine solche Kaufkraft verfügte. Sie kaufte alles, was deutsch war: bestickte Bauernblusen aus Siebenbürgen, einen Briefbeschwerer in der Form von Neuschwanstein, eine kleine Holzbüste von Richard Wagner, die den Hochzeitsmarsch aus Lohengrin spielte. Praktisch das einzige, was sie liegen ließ, war eine Kuckucksuhr aus dem Schwarzwald, die, wie sie sagte, nicht zu ihren neuen Art-Deco-Möbeln passen würde.
      Mit Einkäufen beladen stießen wir in den sechsten Stock des KaDeWe vor, um einen Happen zu essen, vorbei an Ständen, an denen fette Würste und abgehäutete Tierkörper hingen. Wir traten an eine gläserne Theke mit Kuchen und Gebäck, hinter der eine Frau mit Betondauerwelle stand.
      »Mmmm, sieht das nicht köstlich aus!« rief meine Freundin und stellte ihre Einkaufstüten ab.
      »Kann ich Ihnen helfen?« sagte Hannelore in ihrem besten KaDeWe-Englisch.
      »0h«, sagte meine Freundin, »ich glaube, mir ist nach etwas Schokoladigem. Dann sehen wir mal ... Das da sieht
      gut aus. Was ist das?« Sie zeigte durch das Glas auf eine Kalorienbombe mit dunklem Karamel. Das Schildchen,
      das in ihren vielen Schichten stak, wies die Torte als »Kongo-Kuchen« aus.
      »Das ist ein Congo cake«, sagte ich.
      » Congo cake?«
      »Genau. Wie in Schwarzafrika.«
      »Nein, besten Dank«, sagte meine Freundin.
      »Was ist denn das?« fragte sie, mit dem Finger auf ein Grüppchen von kleinen Kuchen mit Schokoladenguß deutend.
      »Das sind Mohrenköpfe«, antwortete ich.
      »Was genau sind >Mohrenköpfe<?«
      »Zwei Worte. Erstes Wort: Othello was one.«
      »A Moor?«
      »Gut. Zweites Wort: lago messed with Othello`s ...«
      »Wife?«
      »Nein.«
      »Life?«
      >>Nein«, sagte ich und verfiel in meinen besten schwarzen Jive. »He be messin` with that boy`s ...«
      » ... haid!«
      »Moors` heads?«
      »Right on, Momma!«
      Meine Freundin lachte ungläubig. »Und das läßt sich verkaufen?«
      »Ich glaube schon.«
      »Ich kann nur sagen, ein Glück, daß ich so eine Schwäche für Süßes habe. Diese schokoladenüberzogenen Marshmallows sehen gut aus!«
      Wir werden Ihnen, lieber Leser, die grausame Fortsetzung ersparen und nur hinzufügen, daß meine Freundin keinen Übersetzer brauchte, um die Bedeutung von »Negerküssen« zu erfassen, und Hannelore ihr nichts verkaufen konnte. Was meine Freundin angeht, so weiß ich nicht, ob sie ihr rosiges Bild eines progressiven Deutschland unbeschädigt mit nach Hause nehmen konnte - aber ich wage zu behaupten, sie hat ihren Kulturvergleich bekommen.


      (Ebd., S. 42.)
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 14:34:37
      Beitrag Nr. 5 ()
      Text 1:
      Whiskey I like (Erlebnisse eines amerikanischen Aushilfslehrers im deutschen Englisch-Unterricht)

      »Also, Edeltraud, fangen wir mit dir an.«
      »Please.«
      »Nein, hier sagt man nicht please. Please sagt man bei Bitten. Das hat nichts mit dem deutschen Wort >bitte< zu tun. Da würde man irgend etwas wie okay oder all right sagen.«
      »Ach ja! Natürlich!«
      »Okay, Edeltraud, wir fangen noch mal mit dir an.«
      »Please.«
      »Hm, Edeltraud, do you like big dogs?«
      »Oh yes, I like very much big dogs.« »I like big dogs very much.«
      »You like very much big dogs?«
      »No. I mean ... yeah sure. But you say you like big dogs very much.«
      »You like very much big dogs.«
      »No. You say I like very much big dogs ... I mean ... just say it.«
      »Ich hab`s doch schon zweimal gesagt, oder? You like very much big dogs.«
      »Okay, versuchen wir es mit Burkhard. Burkhard, do you like whiskey?«
      »Oh yes, I like very much whiskey.«
      »The more the better, huh? So you must like drinking.«
      »Yes, I like very much.«
      »Drinking.«
      »Drinking.«
      »The whole sentence please.«
      »Very much drinking I like yes.«
      »Ahm, well. Okay. You like drinking very much. Do you like eating?«
      »Oh no, I dislike eating.«
      »You dislike eating?«
      »Yes, very much.«
      »You never eat?«
      »No, never.«
      »Burkhard, do you know what >eating< means?«
      »Yes, very much.«
      »So, if I offered you a Bratwurst, you wouldn`t take it?«
      »I will pay it.«
      »But will you eat it?«
      »Oh, no.«
      »So - ahm - how do you live?!«
      »Leipziger Straße 75.«


      Text 2:
      Cyberpunkhousemusicraveparty

      Neulich war ich wieder mal bei McDonald`s am Bahnhof Zoo, wo ich mich immer aufhalte, wenn ich auf den Nachtbus warte. Um die Zeit sind fast nur junge Leute da, und ich gehöre meistens zu den Ältesten. Aber das macht mir nichts aus. Ich esse mein »Spar-Menü« an einem Ecktisch und höre den Jungen zu, immer darauf erpicht, mein Deutsch zu verbessern, da ich Amerikaner bin ...

      »Was macht dein neuer Hightechcomputerjob?«

      »Abgefuckt. Mein Boß ist so ein harter Selfmademantyp, ziemlich oldfashioned und wahnsinnig aufgepeppt. Nie kann ich relaxen.«

      »Shit. Du bist doch gar kein Troublemaker. Und das Knowhow hast du doch sowieso. Schließlich sind Computer auch dein Hobby.«

      »Stimmt. Aber der hat Streß. Er ist Single und ziemlich down, weil er nicht genug Sex kriegt. Er hat keine happy Loveaffairs. Außerdem hat er Angst vor Aids und will sich auf keine Onenightstands mit den Ladies einlassen.«

      »No glove - no love.«
      »Genau.«
      »Arbeitest du jetzt in der City?«

      »Ja, ich fahre morgens mit dem Mountainbike nach meinem Bodystylingtraining im Fitneßcenter zum Job.«

      »Hey, wie heißt noch mal der Film, den wir morgen abend sehen?«

      »Sex and Violence Minus the Dialogue.«

      »Ein Thriller? Ein Horrorfilm?«

      »Ein Comedyactionfilm. Es geht um einen Killerteenagebabysitter, der die Kids von einem Talkshowmaster killt. Keine richtige Story, du weißt schon, so was just for
      fun mit Jokes und Slapstick. Er hat viel Publicity gekriegt.«

      »Wer spielt mit?«

      »Troy Gold. Das ist der Star, der gerade sein großes Comeback nach einer Overdose hatte. Ich bin ein Fan von Gold, weil der immer das richtige Feeling rüberbringt.«

      »Hey, hast du das neue Debütalbum von Kiss My Ass gehört? Der Sound ist total super!«

      »Kiss My Ass macht gerade einen Deal mit Sony. Sie machen keine Takes mehr im Studio, sondern gehen jetzt auf Tour mit Performances in Europe.«

      »>Europa< meinst du.«

      »Egal. Kiss My Ass muß ich unbedingt live sehen. Ich finde Blackmusic aus dem Ghetto geil! Blackpower forever!«

      »Das sind aber keine Blacks.«
      »Was?«

      »Das sind weiße Deutsche. «
      »Egal.«

      »Sie sind eine Crossoverband, aber Gott sei Dank nicht mainstream, und mixen Hiphop, Freestylerap, Partygroove, und Hightechsouthernsoul.«

      »Richtig, das ist der neue Trend. Viele Soundtricks und Hooliganarrangements und ein Superbeat mit Funkyrhythms.«

      »Gut, ich checke das mal aus. Ich kaufe uns die CD morgen beim Shopping mit den Girls.«

      »Cool.«

      »Hey, hast du von der Cyberpunkhousemusicraveparty am Weekend gehört? Die Scene soll da ziemlich abgefuckt sein. Pure Noise. Pure Show. Ein echtes Highlight. Wollen wir mal vorbeischauen?«

      »Wow! Okay!«

      Ich ging mit meiner Zigarette rüber zu ihrem Tisch und fragte:
      »Excuse me, anybody got a light? «
      »Was hat er gesagt? « fragte der eine den anderen.
      »Er will eine Taschenlampe von Dir haben. «

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      schrieb am 15.04.03 14:39:58
      Beitrag Nr. 6 ()
      Was Klaus mir erzählt hat


      Klaus erzählt mir, warum er von den Juden in Deutschland die Nase voll hat. Das Problem mit den Juden ist, sagt Klaus, daß sie sich für etwas Besonderes halten. Egal, wo man hinschaut, immer würden sie neue Forderungen stellen. Warum sollten die russischen Juden nach Deutschland einwandern dürfen? Sie hätten doch gar kein Verhältnis zu diesem Land. Es gäbe andere Gruppen, die sich in einer bedrohlicheren Lage befänden.

      Klaus glaubt, Deutschland schulde den Juden nichts mehr. Er glaubt, die Juden würden mit ihren Forderungen nur Feindseligkeiten schaffen. Die Juden, sagt er, würden auf diese Weise selbst Antisemitismus schüren.

      Klaus` Darlegungen sind überzeugend, und langsam bekomme ich wegen meiner jüdischen Verwandten in den USA und Osteuropa ein schlechtes Gewissen. Irgend jemand sollte den russischen Juden sagen, sie mögen sich mit ihren unverschämten Forderungen mäßigen. Jeder wird doch heutzutage irgendwann mal von Schlägern bedroht. Irgend jemand müßte den Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde sagen, sie sollen nicht so tun, als wären sie etwas Besonderes. Das mag ich schließlich auch nicht.

      »Klaus, gibt es etwas, was ich persönlich in der Zwischenzeit für dich tun kann, um das egoistische Verhalten der Juden wiedergutzumachen? Nimmst Du meine Entschuldigung an? Einen Scheck? Meinen Goldzahn?«

      »Wie wäre es mit deiner Wohnung? Fangen wir doch am besten damit an!«

      Aus: "Zwei Amerikaner im deutschen Exil" von Kevin McAleer und Adam Blauhut, S. 49.
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 15:13:50
      Beitrag Nr. 7 ()
      Betrachten Sie sich als geohrfeigt!

      Ich saß im Berliner Büro der Herald Tribune und arbeitete an einem Artikel über den örtlichen Widerstand gegen die Benennung einer Straße nach Marlene Dietrich, als zwei große Typen mit dem schneidigen, energischen Schritt von Zustellungsbeamten hereinmarschierten. Sie sahen aus wie Pat und Patachon, trugen beide kleine Schirmmützen, braune dreiteilige Anzüge mit Rosen im Knopfloch und schmale, dreifarbige Schärpen über der Brust. Beide hatten auf der linken Wange ein wildes Narbenmuster, als seien sie mit Zorro zusammengestoßen und zwar mehr als einmal.
      »Sind Sie Jack Scott?« fragte der, der eine goldene Brille trug.
      »Das bin ich.« »Thorsten Heinrich, zu Ihren Diensten! Wir kommen im Auftrag von Herrn Karsten Preußler. Er fühlt sich durch Ihren Artikel über Neokonservatismus an deutschen Universitäten von letzter Woche beleidigt. Sie haben seinen guten Namen in ein zweifelhaftes Licht gestellt.«
      Ich war recht stolz auf diesen Artikel. Er hatte in der Donnerstagsausgabe eine ganze Seite mit Photos von einigen der führenden Persönlichkeiten bekommen.
      »Es tut mir leid, daß Herr Preußler sich beleidigt fühlt«, sagte ich.
      »Sie sind also bereit, Ihre Aussagen öffentlich zu widerrufen und sich zu entschuldigen?« wollte Heinrich wissen. »Sind Sie übergeschnappt?«
      »Herr Scott, es tut Ihnen leid, daß Herr Preußler sich beleidigt fühlt, aber Herrn Preußler tut es leid, daß Sie ihn beleidigt haben.«

      »Ich habe in diesem Artikel nichts geschrieben, was nicht ausschließlich auf Tatsachen beruht«, konterte ich. »Und wie Sie wissen, oder vielleicht auch nicht wissen, haben wir in Deutschland heutzutage Pressefreiheit. Und jetzt habe ich zu arbeiten, wenn Sie nichts dagegen haben.«
      Sie rührten sich nicht von der Stelle. Der zweite Besucher, der sich nicht vorgestellt hatte, trat vor und sagte: »Wer einen anderen beleidigt, muß bereit sein, Satisfaktion zu gewähren! Unser Freund fordert Sie am kommenden Samstag im Gasthaus Weißes Rößl zum Duell heraus, vorzugsweise mit kommentmäßigen Schlägern. Aber natürlich haben Sie als der Geforderte die Wahl der Waffen.« »Das ist reizend, aber am Samstag bin ich damit beschäftigt, meine Sockenschublade umzuräumen. Jetzt tun Sie mir den Gefallen und machen Sie die Tür von außen zu.« »Oder Sie erweisen sich durch Ihre Weigerung als Feigling«, fügte er hinzu.
      Ich nahm den Hörer ab. »Okay, Jungs, soll ich den Sicherheitsdienst rufen, oder gehen Sie freiwillig?«
      »Herr Scott, wir wollen kein Aufsehen erregen«, sagte Heinrich. »Wenn sie die Bedingungen unseres Fuxmajors annehmen, können Sie Ihre eigenen Sekundanten wählen, und diese können dann ein Treffen mit uns vereinbaren, um die Einzelheiten zu besprechen. Hier ist meine Karte und die von Herrn Preußler.« Er schnipste mir die Karten auf den Schreibtisch. »Haben Sie irgendwelche Fragen?«
      »Nur eine«, sagte ich, als ich den Hörer wieder auflegte: »In welchem Jahrhundert lebe ich?«
      Herr Heinrich verbeugte sich mit ironischem Kopfnicken, und sein Partner fixierte mich mit einem amüsierten Lächeln. An der Tür blieb Heinrich für einen Moment stehen und drehte sich dann wieder zu mir um: »Herr Preußler hat Ihnen ein ehrenvolles Angebot gemacht, diese unerfreuliche Angelegenheit aus der Welt zu schaffen. Sie werden das einer Strafanzeige sicher orziehen.

      RAUS !

      Er verbeugte sich ein weiteres Mal und ging, gefolgt von seinem Kameraden. Ich nahm die Visitenkarten. Corps-Studenten! - Saxo-Borussia Berlin. Ich suchte den Artikel heraus und las, bis ich den Namen Preußler fand. Ich hatte ihn als einen der führenden Demagogen der nationalistischen Rechten an der Uni dargestellt und dann einige seiner Hetzreden über das Wiedererstarken von Deutschlands imperialer Vergangenheit zitiert. Der Kerl betrachtete den preußischen Offizier als letzte moralische Instanz. Ich steckte den Artikel weg und ging in das kleine Büro nebenan, das unserer Redaktionsassistentin Uschi gehörte.
      Die dritte Person in der Redaktion war unser Chef Mike , aber er war fast nie da. Bis die deutsche Regierung endlich ihre Minsterien aus Bonn hierher verlegte, würden wir ein einsamer Außenposten in der einstigen und zukünftigen Hauptstadt bleiben.

      Hey. Uschi, sagte ich, zwei Corpsstudenten sind gerade reingeplatzt und haben mich zum Duell gefordert.

      Zum Duell? Wegen irgendwas, das du geschrieben hast?
      Ja, einer von ihnen hat seine Karte dagelassen.

      Und was hast Du ihm gesagt?

      RAUS!

      Ein Duell gäbe eine tolle Story. Vielleicht solltest du noch mal darüber nachdenken. Ich besorge einen Fotoreporter und ...

      Vergiß es. Such dir andere Opfer. Ich habe Besseres zu tun.

      Womit wollen sie kämpfen?

      Der Typ wollte Schläger, aber er meinte, ich dürfe die Waffen wählen.

      Gut! Stich ihn aus: Besteh auf amerikanischen Kettensägen und zwei Schritt Entfernung!

      Zurück in meinem Büro, setzte ich mich an den Computer und machte an meiner Story weiter. Dann musste ich doch an Herrn Preußler denken und setzte eine kurze Nachricht auf:


      Sehr geehrter Herr Preußler

      Hiermit akzeptiere ich ihre Forderung zum Duell am vorgenannten Datum. Da mir die Wahl der Waffen obliegt, schlage ich Wasserpistolen auf 10 Schritt Entfernung vor. Sollten Sie keine besitzen, werde ich Ihnen gerne eine von meinen zur Verfügung stellen; das heißt, falls Sie keine nationalen Einwände gegen ein US-amerikanisches Fabrikat haben.

      Hochachtungsvoll
      Jack Scott

      Ich bemerkte, dass er seine e-mail-Adresse unten auf der Karte angegeben hatte. Sagenhaft ? ein Kerl, der den Spagat zwischen zwei völlig verschiedenen Zeitaltern versuchte und dem dabei die Hose riß. Ich gab die Adresse in meinen Computer ein und hörte zwei Tage nichts von dem Knaben. Dann erschien Uschi zwei Tage später mit breitem Grinsen und zeigte mir eine private Kleinanzeige im Tagesspiegel:


      Leider muß ich feststellen, dass Herr Jack Scott, amerikanischer Journalist in Berlin, in der Herald Tribune vom 6. dieses Monats in einem Artikel über die deutschen Neokonservativen beleidigende Bemerkungen über mich verbreitete. Zwei von mir beauftragte Freunde haben sich daraufhin bei ihm erkundigt, ob er bereit sei, entweder seine Äußerungen öffentlich mit dem Bekunden des Bedauern zurückzunehmen, oder anderenfalls persönlich für diese Beleidigungen einzustehen, wie es unter Ehrenmännern üblich ist. Herr Scott hat beides abgelehnt. Ich beschränke mich auf die simple Feststellung dieser Tatsache.

      K. Preußler


      »Du hast also nicht reagiert?« fragte Uschi, als ich aufschaute.
      »Klar habe ich das. Ich schickte ihm eine Nachricht, daß ich Wasserpistolen vorschlage, und habe ihm sogar angeboten, die Waffen zu stellen. Der Kerl ist ein Lügner.«
      »Vielleicht ist er im Umgang mit Wasserpistolen nicht geschult.«
      » Na schön. Nett, wie ich bin, mache ich ihm gleich einen anderen Vorschlag.«
      Ich setzte mich an meinen Computer und tippte die folgende Mail:


      Sehr geehrter Herr Preußler,

      Sie feiger, verlogener Wicht. Sie mieser Bastard. Sie jämmerlicher Sohn einer billigen Hure. Da Sie Wasserpistolen nicht akzeptieren, schlage ich ein Schlammcatchen über drei Runden vor, um unsere Differenzen beizulegen. Sie besorgen den Schlamm.

      »Was meinst du?« fragte ich.
      »Vielleicht solltest du etwas vorsichtiger sein«, sagte Uschi. »Du könntest ihn verärgern.«

      »Okay, das Wort >billig< lasse ich raus«, sagte ich und löschte es mit dem Cursor. Dann drückte ich einen Knopf und schickte es durch die Jahrhunderte zu meinem anachronistischen Widersacher.
      Am nächsten Morgen sagte mir Uschi, daß Mike mich sehen wolle. Als ich in sein Büro kam, saß er da, die Beine auf dem Mahagonitisch, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Er starrte vor sich hin und pfiff »Old Man River«. Er war ein vielbeschäftigter Mann, und so sah er auch aus. Ich nahm Platz in einem der Ledersessel, die vor seinem Schreibtisch standen und in dem ich sofort versank. Er sah mich prüfend an, stand dann auf, ging um den Schreibtisch herum und pflanzte eine stramme Pobacke auf die Ecke mir gegenüber.
      »Hör mal zu, Jack. Wir haben einen Brief zu deinem Artikel über die nationalistische Rechte bekommen. Dieser Preußler droht uns, der Herald Tribune, mit einer Verleumdungsklage. Sieh mir einfach in die Augen, und sag mir, daß wir damit keine Schwierigkeiten bekommen.«
      »Wir bekommen keine Schwierigkeiten.«
      »Sieh mir in die Augen, und sag mir, daß es nichts gibt, worüber ich mir Sorgen machen muß.«
      »Du brauchst dir um nichts Sorgen zu machen.«
      »Sieh mir in die Augen, und sag mir, daß du mich liebst.« »Du bist mir einfach zu sehr Mann, Mike.«
      »Okay«, sagte er und glitt vom Schreibtisch. »Wir stehen hinter dir.«
      »Jetzt hör mir mal zu«, sagte ich, während ich mich aus dem Sessel hochwuchtete. »Der Typ hat mich zum Duell gefordert.«
      »Zum Duell?« sagte Mike, und seine Augen leuchteten auf, wie immer, wenn er eine gute Schlagzeile witterte. »Daraus ließe sich eine sensationelle Story machen. Wirst du sie schreiben? Wir haben auf der letzten Seite immer etwas Platz frei.«
      »Wofür - für meinen Nachruf? Wenn ich nein sage, heißt das nein.«
      »Es sei denn, es heißt ja.«
      »Ich hoffe, du springst mit deiner Frau nicht so um, wenn sie Migräne hat.«
      »Mike macht müde Mädels munter.«
      Als ich an diesem Abend nach Hause kam, marschierten Heinrich und sein Zwilling vor meinem Zehlendorfer Wohnhaus auf und ab.
      »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu sagen, was genau Sie hier treiben?« fragte ich.
      »Wir werden hierbleiben, bis Sie dem Wunsch unseres Corpsbruders nach Satisfaktion entsprechen.«
      »Das ist Nötigung!«
      Ich drängte mich an ihnen vorbei, doch ehe ich die Tür aufschloß, wandte ich mich ihnen noch mal zu.
      »Das Duell«, sagte ich und referierte den Eintrag, den ich in der Brockhaus-Enzyklopädie im Büro gelesen hatte, »ist eine barbarische Tradition dubiosen Ursprungs. Es ist eine atavistische Praxis, die einem paternalistischen Männlichkeitsbild entspringt.«
      Sie setzten ihr feierliches Schreiten fort, unbeeindruckt von meinem rhetorischen Ausbruch. Heinrich sagte: »Im Gegenteil, Herr Scott. Nur wir, die wir bereit sind, unseren Worten auch Taten folgen zu lassen, dürfen uns Männer nennen. Das Duell ist ein Streben nach Würde in einer vulgären Zeit.«
      »Ein Versuch, das Schöne und Edle im Handeln des Menschen wieder aufleben zu lassen!« stimmte sein Partner ein.
      »Indem Sie unsere Forderung verächtlich abtun«, fuhr

      Heinrich fort, als sich ihre Wege kreuzten, »tragen Sie nur zum stetigen moralischen Verfall bei, von Ihrem eigenen ganz zu schweigen.«
      Das war mir zu viel: »Steigen Sie in Ihre Zeitmaschine, und kehren Sie in das Jahr zurück, aus dem Sie gekommen sind, wann immer das war! Oder noch besser, gehen Sie noch weiter zurück, und legen Sie sich mit jemandem Ihres eigenen Gehirnumfangs an - dem Homo Erectus zum Beispiel.«
      Oben in meiner Wohnung angekommen schaute ich, während ich das Abendessen zubereitete, immer wieder aus dem Fenster, um nachzusehen, ob sie noch da waren. Nach einer Weile sah ich, wie sie einige meiner Nachbarn ansprachen. Als später meine zukünftige Exfrau vorfuhr und aus ihrem Renault stieg, redeten sie auch auf sie ein. So, so. Jetzt hatten sie tatsächlich jemanden gefunden, der ihnen meinen unedlen Charakter bestätigte.
      » Schluß da unten!« brüllte ich zu ihnen runter und packte meinen Edelstahltopf mit den zwei Griffen. »Oder das Faß mit dem siedenden Öl ergießt sich über euch!«
      Sie ignorierten mich. Meine Frau redete noch eine Weile mit ihnen und kam schließlich hoch. Sie machte die Tür auf und zündete sich gleich als erstes eine Zigarette an, was ich haßte. Sie war Französin. »Isch bin Fronsösin« das war ihre Entschuldigung für alles, was sie tat, um mir irgend etwas heimzuzahlen, das sie »ärgerte«. » Isch bin Fronsösin und fisch bin ärgerlisch.« Das brachte unsere Ehe so ziemlich auf den Punkt.
      » Was öre fisch da, daß ein Student der FU in deiner Schußlinie steht?«
      »Völliger Unsinn«, sagte ich.
      »Seine Freunde aben mir gesagt, daß ihm wegen eines unzutreffenden Artikels, den du geschrieben ast, die Exmatrikulation droht.«
      »Der Artikel war zutreffend, und der einzige Bedrohte hier bin ich.«
      Sie sah mich an, als würde sie mir kein Wort glauben. Das war wieder unser vertrautes Schema.
      »Haben sie dir überhaupt erzählt, was sie von mir wollen?« sagte ich. »Ich soll mir mit dem Kerl ein Schwertduell liefern!«
      »Pourquoi? Du bist ja nischt mal ein Ehrenmann.«
      Nachdem sie ihren Schal abgelegt hatte, setzte sie sich aufs Sofa und schlug die Beine übereinander. Sie nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette, blies den Rauch nach oben in die Luft und zeigte damit ihren grazilen Hals. »Über deine beruflischen Probleme können wir später reden«, sagte sie. »Ast du dir die Forderung meines Anwalts angesehen?«
      »Ja, Odile, isch abe sie mir angesehen. Soll isch meine Tochter wirklisch nur alle zwei Wochen sehen? Ich bitte dich um ein wenig Fairneß. Ich mag ja in der Vergangenheit einige Fehler gemacht haben, aber warum mußt du unsere Tochter benutzen, um mich zu bestrafen?«
      Sie blies wieder Rauch in die Luft. »Die rischtige Frage ist: Warum ssum Teufel nischt?«
      Eiskalt bis in die Tiefen ihres klammen Froschfresserherzens!

      Am nächsten Tag kam Uschi mit einem schlaksigen, unrasierten Kerl in mein Büro, der in jedem Ohr einen silbernen Ring trug, wie ein Pirat. Er begann Fotos zu machen. Uschi lieferte die Bildunterschrift:
      »Jack Scott, amerikanischer Journalist, vor seinem Duell.« Blitz, blitz.
      »Ich duelliere mich nicht, Uschi, ich habe es dir bereits gesagt. Haben hier jetzt alle eine an der Waffel?«
      »Komm schon«, sagte Uschi, »sogar Mike findet, daß die

      Story mehr Pfeffer hat als alles, was wir seit dem Mauerfall gebracht haben. Außerdem habe ich es dem Stern angedreht. Sie geben uns eine Exklusivstory.«
      »Sie werden die komplette Schutzkleidung tragen«, sagte der Fotograf, während er herumging und noch mehr Fotos machte. »Ihnen wird nichts passieren. Vielleicht kriegen Sie sogar einen Schmiß. Der würde Ihnen richtig gut stehen.« »Da könnte ich mich genausogut brandmarken lassen.«
      »Nein, das tut weh«, sagte der Fotograf durch die Linse schielend.
      »Das ist engagierter Journalismus«, sagte Uschi. »Genau wie dein Landsmann George Plimpton. Er ist mit Archie Moore in den Boxring gestiegen, oder nicht? Er hat im Zirkus am Trapez gehangen, oder nicht? Wo bleibt dein Einsatz für deinen Beruf?«
      »Nur ein Bild noch, Jack«, sagte der Fotograf. »Wie wär`s mit einem Lächeln? Sagen Sie einfach >Duell<.«
      Nachdem sie weg waren, schaute ich aus dem Fenster. Heinrich redete vor dem Haus mit dem Pförtner, während sein Kumpan seine Stechschritt-Nummer abzog. Ich leerte meine Kaffeetasse in den Hof, so daß sich ein Strom brauner Flüssigkeit auf dem Bürgersteig rechts von Heinrich ergoß und sein Hosenbein bespritzte. Er sah wütend zu mir hoch.
      »Was ist los?« rief ich. »Fehlt die Milch?«
      Ich hatte mich gerade an den Schreibtisch gesetzt und wollte mich auf die Arbeit konzentrieren, als das Telefon klingelte.
      »Herr Scott? Hier ist Müller, Finanzamt. Ich muß Ihnen mitteilen, daß wir bei Ihnen eine Steuerprüfung für die letzten fünf Jahre durchführen werden. Es gab da einige Unregelmäßigkeiten in Ihren Erklärungen.«
      »Unregelmäßigkeiten in meinen Steuererklärungen? In den letzten fünf Jahren? Und damit kommen Sie jetzt?«
      »Wir wollen alle Kontoauszüge sehen, einschließlich der in den Vereinigten Staaten.«
      »Der in den Vereinigten Staaten?«
      »Ja, wegen Ihrer amerikanischen Einkünfte.« i`
      »Ein Artikel hier, ein Artikel da«, sagte ich. »Wir reden da bestenfalls von ein paar hundert Mark ...« Plötzlich ging
      mir ein Licht auf: »Saxo-Borussia Berlin?« i
      »Alter Herr, Examensjahrgang `83.«
      »Das ist Erpressung!« schimpfte ich. »Das lasse ich mir
      nicht bieten!«
      Ich knallte den Hörer auf. Ich dachte einen Moment nach. Ich hob den Hörer wieder ab und wählte die Nummer des Finanzamtes.
      »Ja, Herr Müller«, sagte ich mit gedämpfter Stimme. »Ich
      muß mich für das Mißverständnis entschuldigen. Was
      diese Steuersache angeht, wollte ich Sie nur wissen las
      sen, daß ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, ,
      um sie aufzuklären. Sie können mit meiner vollen Koope
      ration rechnen. Danke für Ihren Anruf.«
      Ich legte wieder auf, ganz sanft. Mike steckte seinen Kopf durch die Tür.
      »Ich duelliere mich nicht!« kreischte ich.
      »Du duellierst dich nicht?«
      »Nicht im Zelt, nicht für Geld!« i
      »Nicht in einem Haus, nicht mit einer Maus?« `
      »Nicht im Regen, nicht mit dem Degen!«
      »Nicht mit der Knarre, nicht mit Zigarre?«
      »Mike! ... Raus hier!«


      k
      Zwei Tage später wünschte mich Mike wieder zu sprechen. Als ich diesmal in sein Büro kam, trug er seine Zeiss-Präzisionsbrille mit den teuren Feinschliff-Gläsern und hatte Paul Johnsons Die Geburt der Moderne aufgeschlagen vor sich auf dem Schreibtisch liegen. Nach

      dem er in seinen Publizistik-Grundkursen wegen seines Tennistrainings am College schlecht abgeschnitten hatte, hatte er beschlossen, Intellektueller zu werden. Das war vor fünfzehn Jahren gewesen, und soviel mußte man ihm zugestehen - sein Tennis war mittlerweile erbärmlich.
      »Wegen dieses Duells«, sagte Mike und setzte seine Brille ab. »Ich kann ja verstehen, daß du selbst nicht dazu bereit bist, deshalb haben wir beschlossen, einen Doppelgänger zu besorgen.«
      »Würdest du dich gefälligst aus meinem Leben raushalten?«
      »Was solltest du dagegen haben? Du wirst nichts damit zu tun haben, und wir schaffen dir diesen Preußler vom Hals. Du solltest uns dankbar sein.« Mike drückte auf einen Knopf der Sprechanlage. »Uschi, ist Ignaz schon wieder zurück? Ja, schick ihn rein.«
      Einen Moment später flog die Tür auf, und ein gutgebauter junger Mann in schwarzem Rolli und schwarzen Enterprise-Stiefeln trat ein. Er kam herüber, um Mike die Hand zu geben, dann wandte er sich um und musterte mich. Diese tiefliegenden Augen, diese wulstigen Frankensteinbrauen, das Zahnlücken-Grinsen ... kannte ich den Kerl nicht von irgendwoher?
      »Jack, darf ich dir Ignaz Schwarzenegger, Arnies Neffen, vorstellen, frisch aus Graz.«
      »Buenos dias, Baby«, sagte Ignaz.
      »Wir trafen uns, als Arnie zur Eröffnung des neuen Planet Hollywood in der Stadt war«, erklärte Mike. »Ignaz ist ein Spezialist für Durchzieher. Weißt du, was ein Durchzieher ist, Jack?«
      »Kann ich nicht behaupten.«
      »Das ist eine Narbe, die selbst Corpsstudenten nicht haben wollen.«
      »Mike«, sagte ich, »könnte ich dich kurz privat sprechen? Ignaz: Hasta la pasta.«
      Mike und ich gingen durch die Tür in den Flur hinaus.
      »Du trittst mir ganz schön auf die Zehen, Mike, und das paßt mir überhaupt nicht.«
      »Sei vernünftig. Von jetzt ab hat das nichts mehr mit dir zu tun.«
      »Warum hast du mich nicht erst mal gefragt?« »Du hättest nein gesagt.«
      »Du bist schlimmer als meine Frau, weißt du das?« »Aber ich bin nicht mal Fronsose.«
      »Mach so weiter, dann stellen sie dir einen Paß aus.« »Die Franzosen? Vergiß es.«
      Ich war gerade dabei, mir eine flotte erste Zeile für meinen Artikel über den phänomenalen Popularitätsgewinn von Hühnerkebab gegenüber dem Lammkebab aus den Fingern zu saugen, als ich einen Tumult draußen im Flur hörte. Es war Uschi, die mit dem Fotografen verhandelte und schließlich in Mikes Büro ging. Ich schaute wieder auf den Bildschirm und las zum achten Mal: »An Berlins Imbißständen ist seit kurzem das Huhn dem Lamm um eine Schnabellänge voraus.« Ich runzelte die Stirn, machte den Computer aus und verließ den Raum.
      »Okay, Sportsfreunde«, sagte ich, indem ich mich breitbeinig in Mikes Türrahmen stellte. »Vergeßt eins nicht: das war von Anfang an mein Baby. Uschi, wenn du nett zu mir bist, wirst du mal als Co-Autorin erwähnt. Und Sie, Long John Silver«, sagte ich zu dem Fotografen, »ich will, daß Sie ein paar >Vor dem Duell(-Bilder von Ignaz hier am Fenster schießen. Passen Sie auf, daß Sie seine Wangen richtig groß draufkriegen. Mike, du Idiot, geh mal beiseite, du stehst ja im Weg.((
      Nach der Fotosession stiegen wir alle in Mikes Ford Bronco und fuhren zum Weißen Rößl, dem Gasthaus, in dem die Saxo-Borussia-Jungs ihre Streitigkeiten regelten. Es gab noch ein paar logistische Fragen zu klären. Ich saß mit Ignaz hinten.
      »Verstehst du«, sagte Mike, »laut Ignaz hat dieser Preußler seine Genugtuung schon bekommen, als er seine Anzeige in den Tagesspiegel setzte und die Welt wissen ließ, wie du seine Forderung abgelehnt hast.«
      »Damit haben Sie sich als erbärmlicher Waschlappen erwiesen«, sagte Ignaz.
      »Das will ich wohl überhört haben, Ignaz«, sagte ich. »Aber nur, weil Sie ein Freund von Mike sind und Mike mein Boß ist. Lassen Sie sich die Auswirkungen dieser Verhältnisse von Mike erklären. Was sagtest du gerade, Mike?«
      »Es ist so«, sagte Mike, » daß die Sache zwischen dir und Preußler leider beigelegt ist. Also fahren wirjetzt zum Rößl und lassen Ignaz Preußler beleidigen und so ein neues Duell provozieren, und wir haben endlich unsere Story.«
      »Ich verstehe. Haben Sie Ihre Beleidigung schon parat, Ignaz aus Graz?«
      »Die überlege ich mir, wenn ich ihn sehe.«
      »Na, dann verausgaben Sie sich nicht damit, sich irgendwas besonders Kluges auszudenken. Sparen .Sie Ihre Kräfte für das Duell.«
      Ignaz schwieg, dann sagte er schließlich: »Ich mag Sie nicht. Soll ich Ihnen sagen, warum?«
      »Nein, führen Sie keine Gründe an. Das führt zu gar nichts. Soviel habe ich von meiner Frau gelernt. Habe ich Ihnen gesagt, daß sie Fronsösin ist?«
      »Halten Sie jetzt den Mund.«
      »Wenn Sie das Zauberwort sagen, tue ich`s.((
      »Was ist das Zauberwort, Ignaz?(( soufflierte Uschi. »Abrakadabra?((
      Das Weiße Rößl war eine Art Jagdhütte. Sie war ganz aus dunklem, poliertem Holz mit großen, spiraligen Astknoten. Tresen, Stühle, Tische, Wände, Boden, Decke - es war, als hätte ein begnadeter Handwerker den ganzen Laden von innen nach außen aus dem Stumpf einer gigantischen Eiche herausgeschnitzt. An einer Wand hingen Wappen über gekreuzten Schwertern, jedes gekrönt von einem Ritterhelm mit Helmzier. Die gegenüberliegende Wand hatte einen steinernen Kamin, in dem ein Feuer aus einem einzigen Holzscheit vom Umfang eines Ölfasses aufloderte. Über dem steinernen Kaminsims knurrte der ausgestopfte Kopf eines Keilers die Gäste an. Wir setzten uns, und der korpulente Wirt in seiner weißen Schürze kam schnell an unseren Tisch.
      »Die Herrschaften wünschen?«
      »Bier für alle.«
      »Sofort!«
      Als er zurückkam, schnappte Mike ihn sich: »Könnten Sie Herrn Preußler herüber bitten? Wir haben noch etwas mit ihm zu klären. Sagen Sie ihm, wir wären ein paar Scheißamis von der Herald Tribune.«
      » Scheißamis? Herald Tribune? Sofort!«
      Der Wirt ging zurück an den Tresen und hob den Telefonhörer ab, das einzige Plastikteil in dem Laden. Wenig später betrat Preußler die Gaststube durch eine Hintertür, ein hochgewachsener und sehniger junger Mann in einem weißen Turnanzug. Seine Handflächen waren mit Kreide bedeckt. Seine linke Wange war von einigen häßlichen, wulstigen Narben entstellt.
      »Herr Karsten Preußler, zu Ihren Diensten!« Er beugte ganz leicht den Kopf. »Sie wünschen?«
      Ignaz wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab und starrte seinen Gegner böse an.
      »Herr Preußler?«

      »Ja?«
      »Betrachten Sie sich als geohrfeigt!«
      Preußler versteifte sich entrüstet, dann drehte er sich mit einer verachtenden Verbeugung brüsk um und verließ den Raum. Drei Sekunden später kamen Heinrich und sein Kumpan durch denselben Eingang zurück, trippelten über den Holzboden auf uns zu und blieben vor unserem Tisch stehen. Ignaz hatte bereits eine Visitenkarte gezückt und sagte:
      »Ich würde diese Angelegenheit gerne so bald wie möglich beilegen, und zwar entsprechend der vorgeschriebenen Form: Ich habe Ihrem Fuxmajor eine Beleidigung dritten Grades zugefügt, was nach einem Duell bis zur Kampfunfähigkeit verlangt. Meine Sekundanten sind Herr Hinson und Herr Scott. Herr Ober! Die Rechnung bitte!« Als Preußlers Sekundanten sich zurückzogen, kam der stämmige Wirt mit der Rechnung. Ich riß sie ihm aus der Hand, plötzlich bester Laune:
      »Betrachten Sie sich als bezahlt!«

      Am Samstag des Duells wimmelte der Bankettsaal des Weißen Rößl von Corpsstudenten, die sich um ihre Duellantenfreunde geschart hatten, sie in dick gefütterte Seide und gepolstertes Leder einkleideten und zuschnürten und dafür sorgten, daß die eisernen Schutzbrillen fest saßen. An diesem Nachmittag sollten noch einige andere Ehrenhändel ausgetragen werden, und wir waren mittendrin, machten Fotos und sammelten Hintergrundinfos über die Vergehen.
      Ich befragte einen der Kontrahenten, dessen Kampf als erstes angesetzt war. Er gehörte einer Sängerschaft an und erklärte mir, daß die Beleidigung, die er rächen wollte, sich während einer Aufführung des Musicals Cats zugetragen hatte. Ein vor ihm sitzendes Mitglied einer Landsmannschaft hätte seine Vereinskappe nicht abgenommen.
      »Ich bin den ganzen Weg von Braunschweig nach Hamburg gefahren, um mir die Inszenierung anzusehen, und der Schurke sitzt vor mir mit dem Hut auf dem Kopf. Er wird für seine Unverschämtheit teuer bezahlen!«
      Während ich mir einige Notizen machte, sah ich ihn mir genau an. Der Knabe hatte die Statur eines Pygmäen. » So«, sagte ich, »und duellieren Sie sich oft?«
      Als der unterhaltsame Teil des Nachmittags beginnen sollte, stellten wir uns in der Mitte des Bankettsaals im Kreis auf. Mein Andrew-Lloyd-Webber-Fan wurde auf eine etwa 30 Zentimeter hohe Kiste gestellt, was ihn auf Augenhöhe mit seinem Gegner brachte.
      »Fünfzig Mark darauf, daß der Chorknabe gewinnt«, sagte ich. »Bei seiner Größe muß er der Welt etwas beweisen.« »Abgemacht«, sagte Mike.
      Die Sekundanten gaben das Signal, und die beiden legten Ios, die langen Klingen blitzten silbrig über ihren Köpfen. Wir sahen, wie der Student der Landsmannschaft ein paar schmerzhafte Inschriften in Herrn Liedertafels Schädel meißelte.
      »Parieren! Parieren!« feuerte ich an.
      »Tut er ja«, sagte Mike. »Mit seinem Gesicht.« »Sollen wir auf hundert erhöhen?«
      »Hundert gilt.«
      Am Ende der vierzigsten und letzten Runde hatte mein Tenor sich offensichtlich genug gerächt, denn über das Gesicht seines Gegners rann ebenfalls Blut. Dann wankten sie, noch immer in ihrer Rüstung, davon, um sich Bier auf die Wunden zu spritzen und dicke Pferdehaare einnähen zu lassen, um eine schlechte Heilung und schönere Narben zu gewährleisten.

      »Und wer hat nun gewonnen?« fragte ich. »Wer hat gewonnen?«
      »Keinen Schimmer.«
      Wir sahen uns nach irgendwem um, der wie ein Schiedsrichter aussah, aber keiner schien zuständig zu sein. Ich wandte mich an einen Studenten, der rechts von mir stand: »Und wer zum Teufel hat jetzt gewonnen?«
      »Man gewinnt nicht. Man ist einzig und allein hier, um seine Ehre zu verteidigen.«
      »Kein Gewinner? Der ganze Aufwand, und dann kein Gewinner? Was für ein irres Land ist das hier? Kein Wunder, daß ihr so depressiv und unfreundlich seid - ihr findet keinen Abschluß! Euch fehlen endgültige Entscheidungen! Das ganze Land kaut bloß neurotisch an den Fingernägeln! Es muß Gewinner geben! Es muß Verlierer geben! Ihr müßt den Mut haben, euch zu entscheiden, wer was ist - dann wüßtet ihr auch, wo es langgeht!«
      »Hallelujah Jack!« sagte Mike. »Aber erinnere dich bitte daran, was das letzte Mal passierte, als sie auf einen Gewinner setzten.« »Stimmt. Sorry.« Ein wenig später betraten Ignaz und Preußler als Höhepunkt des Nachmittags die zentrale Bühne. Die Sekundanten gaben das Signal, und das Duell begann. Ignaz war der stärkere von beiden, aber Preußler war der bessere Techniker, und zur Halbzeit des Kampfes sah Ignaz` Gesicht aus, als sei es in einen Flugzeugpropeller geraten. Da brachte Preußler einen Streich an, der Ignaz das linke Ohr absäbelte, das wie eine dicke Salamischeibe zu Boden fiel. Aber Ignaz war alles Wurst. Er kämpfte tapfer weiter, bis der Kampf wegen exzessiven Blutverlusts auf beiden Seiten abgebrochen wurde. Alle hatten ihre Satisfaktion erhalten.
      Anschließend glich der Speisesaal des Weißen Rößl einem Feldlazarett, in dem die bandagierten Duellanten ihr Bier durch Strohhalme schlürften. Preußler, der wie eine Mumie aussah, sorgte großzügig dafür, daß der Wirt, dessen Kopf vor Anstrengung hochrot war, Bier für uns alle brachte.
      »Für die Scheißamis«, sagte der Wirt, als er sie mit einem Klonk absetzte.
      Ermutigt durch diese versöhnliche Geste, sagte ich zu Mike gewandt: »Das war sehr nett von ihm. Ich glaube, ich gehe rüber und gebe ihm die Hand.«
      »Warum solltest du das tun? Der Typ hat dich im Tagesspiegel als Feigling bezeichnet.«
      »Vielleicht hatte ich ja unrecht. Vielleicht war ich in meinem Artikel zu hart mit ihm. Außerdem, sieh dir an, was Ignaz hier passiert ist, ein Ohr verloren, fürs Leben gezeichnet. Bei persönlichen Konflikten muß man manchmal wissen, wann man sich beugen, wann man nachgeben muß. Wie es in chinesischen Glückskeksen heißt: )Wenn ein Sturm aufzieht, ist es der starre Ast, der im Wind bricht.(«
      »Willst du dich auch mit deiner Frau vertragen?« »Nein, ich will von Frauen nichts mehr wissen.«
      »Dann bleibt dir nicht mehr viel Auswahl.« »Klar doch. Was ist mit dir und mir, Mike?« »Ich bin dir doch zu sehr Mann, weißt du noch?«

      (Ebd., S. 124.)
      Avatar
      schrieb am 15.04.03 15:30:48
      Beitrag Nr. 8 ()
      So, und nun wünsche ich allen anonymen Lesern FROHE OSTERN !
      Bye,
      Auryn
      Avatar
      schrieb am 17.04.03 13:26:57
      Beitrag Nr. 9 ()
      Was ist los? Schreiberitis? Überdruß, gegen Wände zu reden, der Computer ist immerhin überschaubar ...? Diskussionsbereite Studenten (geübt im gegenseitigen Abfragen von Lerninhalten, um festzustellen, ob, wann und bei wem es gelernt wurde, das Ganze definiert als "Meinung" oder gar "Disputation" ) in Ferien? WORTSTAU nach zu langem Schweigen? :(

      Möge der Heilige Geist sich bereithalten!
      W.
      Avatar
      schrieb am 17.04.03 13:47:02
      Beitrag Nr. 10 ()
      Buchzeichen
      Avatar
      schrieb am 17.04.03 15:08:30
      Beitrag Nr. 11 ()
      *klapp*
      Avatar
      schrieb am 17.04.03 16:57:17
      Beitrag Nr. 12 ()
      Das hier ist ja nun wieder mal von der Statistik her einer der ganz typischen und wundervollen "Auryn-Threads":

      Der Verfasser zitiert an den "Iden des Aprilius" Kabarettisten und berühmte Satiriker in 8 aufeinanderfolgenden Postings.
      Bis zu seinem Abgang wird der Thread 180x angeklickt, aber kein des Anklickens Mächtiger schreibt irgendeine Meinung dazu.

      Doch dann, zwei Tage später, als "man" fälschlicherweise annehmen durfte, daß der Verfasser vor dem Feiertage, zu dem er bereits Grüße entbot, nicht mehr erscheinen würde, brachte "man" überraschenderweise negative Kritik vor, die mit keinem Worte irgendeine Kritik an Dieter Hildebrandt, Georg Schramm oder Wolf von Lojewski oder den weiteren Satirikern enthielt oder an den von jenen behandelten oder geschilderten Mißständen,
      oh nein, ganz im "Geigenteel", die Kritik galt demjenigen, der zur allgemeinen Erheiterung oder "Erbosung" jene Kabarettisten, Satiriker und Journalisten zitierte.
      In anderen Fällen mit entgegengesetzten Meinungen würde doch wohl eher über die sachlichen Umstände gesprochen und nicht der "Überbringer schlechter Nachrichten" gesteinigt.
      Aber wie uns immer wieder durch antike und mittelalterliche Sitten bewiesen wird, haben wir von der Spezies "Homo sapiens" uns seit der Antike wohl doch nur technisch und weder moralisch noch geistig weiterentwickelt.

      Was, oh Heiliger Geist, der Du hoffentlich nicht nur an Pfingsten erscheinst, dürfen wir diesem Umstand und dem Posting # 9 nun entnehmen?
      Avatar
      schrieb am 17.04.03 17:04:00
      Beitrag Nr. 13 ()
      für die Stammtischer:
      ...Am Deutschen Tresen kann die Welt verwesen...

      ...und die Dauerspechte...
      ...Am Deutschen Tresen kann das Geld verwesen... - klingt
      irgendwie auch nicht falscher - oder...?...:D
      Avatar
      schrieb am 17.04.03 17:07:32
      Beitrag Nr. 14 ()
      @ wolaufensie:
      Hat denn irgendjemand behauptet, daß auch nur eines der ähnlich klingenden Zitate einen Anspruch auf Richtigkeit hätte oder irgendjemand einen solchen erheben würde?
      Avatar
      schrieb am 17.04.03 17:38:00
      Beitrag Nr. 15 ()
      @Auryn

      Wer hat denn den ersten Text verfasst?
      Avatar
      schrieb am 17.04.03 18:17:15
      Beitrag Nr. 16 ()
      @ Newnoise:
      Der erste Text stammt in den größten Teilen von Georg Schramm (übigens ein promovierter Diplom-Psychologe, wenn ich mich nicht irre), der im ARD-Scheibenwischer oft den "preußischen Adligen mit der Schwarzen Hand" gibt: Die Teile mit den Deutschen in Amerika und dem Besuch mit dem Tornister sind von ihm; ebenso Teile mit den "embedded correspondents" und Tschetschenien; da hat er allerdings die Rolle eines deutschen Kriegskorrespondenten gespielt.
      Von Wolf von Lojweski stammt ein Abschnitt über "den Vater der irakischen Propagandaminister". Von Dieter Hildebrandt stammt auch irgendwas, an das ich mich aber im Moment nicht genau erinnere, weil`s schon länger her ist. Ich glaube etwas über die Juden und unsere Großväter.
      Der Leim zwischen den Teilen der verschiedenen Kabarettisten, z.B. mit den "Schlümpfen" und den "Eisverkäufern" ist allerdings von mir, wofür ich mich entschuldigen möchte, weil sie vielleicht zu düster aussehen.
      Avatar
      schrieb am 17.04.03 18:55:53
      Beitrag Nr. 17 ()
      P.S.: Wobei die Verwendung der pejorativen Ausdrücke in Bezug auf Jugoslawien keine Satire ist, sondern den Tatsachen entspricht. Besonders Kroaten und noch mehr Serben haben die UN-Blauhelme als "Schlümpfe" verhöhnt und die Beobachter der EU und der OSZE, die vorzugsweise in Weiß auftraten, oft mit "Na, Ihr Eisverkäufer!? Wieder zum Schauen da?" angeredet.
      Avatar
      schrieb am 17.04.03 18:58:55
      Beitrag Nr. 18 ()
      Ach ja, der größte Einzelabschnitt über "Peter Scholl-Latour und den Glauben" im ersten Text stammt komplett von Georg Schramm.
      Avatar
      schrieb am 05.05.03 09:56:07
      Beitrag Nr. 19 ()
      Eigentlich ist die folgende Sequenz aus einer früheren deutschen Talk-Show auch schon selbst wieder ein Satire, die es wert ist, hier zitiert zu werden:
      Manchmal hängt es auch sehr von der persönlichen Einstellung oder den manchmal zum Glück "ziemlich einzigartigen Erlebnissen" mancher Menschen ab, was man "komisch" finden kann.
      Vor ca. 10 Jahren habe ich mal ein außergewöhnliches Interview mit Ephraim Kishon - der übrigens der meistverkaufte literarische Satiriker im deutschen Sprachraum ist - im deutschen Fernsehen erlebt, in dem er gefragt wurde, wie er denn eigentlich auf den Gedanken kam, Satiren zu schreiben.
      Da wurde er sehr ernst und sagte, er habe zwischen 1938 und 1946 in seinem Geburtsland Ungarn so völlig verrückte Dinge mit scheinbar normalen Menschen erlebt, daß er eigentlich nur die Wahl hatte, wahnsinnig oder Satiriker zu werden.

      Ein paar Zuschauer haben gelacht, aber er meinte mit einem bösen Lächeln:
      "Nein, ich meine das jetzt wirklich ernst! Ich bin nämlich ein Budapester Jude gewesen, der bewußt versucht hat, Insasse in einem deutschen Konzentrationslager zu werden! Das war mein erstes wahnsinniges Erlebnis. Zuerst war ich nämlich durch die ungarische Rassengesetzgebung in ein ungarisches Konzentrationslager gekommen, in dem wir Juden wirklich gehaßt worden sind. Täglich wurden die Häftlinge gequält, geschlagen und ohne Essen zur Arbeit gezwungen. Sehr viele wurden einfach totgeschlagen. Daneben lag aber ein deutsches Deportations- und Konzentrationslager, in dem die deutschen Wachsoldaten ganz "professionell" ihre "Arbeit" taten. Die deutschen Soldaten in diesem Lager waren keine "Antisemiten", die die Juden aus irgendwelchen Gründen haßten, sondern sie sahen sie einfach nur als irgendwelche "Untermenschen" an, die aus vielleicht "pseudowissenschaftlichen Gründen" wie "Schädlinge" in Lagern zu halten, später abzutransportieren und erst später in Auschwitz wie Insekten zu vernichten seien. Die deutschen Wachsoldaten dort verhielten sich den Juden gegenüber völlig indifferent. Manche sagten es sogar, daß sie persönlich absolut nichts gegen die Juden hätten, sie aber hier ihre Pflicht für "Volk und Führer" zu tun hätten. Also "ganz normale Leute bei der Aufsicht im deutschen Konzentrationslager".
      Da wollte ich natürlich eher in das deutsche KZ als im ungarischen zu bleiben, wo ich jederzeit umgebracht werden konnte. Es gelang mir tatsächlich mit einigen Tricks und meinem arischen Aussehen - als ich jung war, war ich noch richtig blond und sah aus wie der junge Heydrich - in das deutsche KZ verlegt zu werden, von wo aus ich später fliehen konnte. Dann versteckte ich mich bis zum Kriegsende bei Freunden in Budapest und Umgebung. Das zweite wahnsinnige Erlebnis war dann die Befreiung Budapests durch die sowjetische Rote Armee. Nachdem die Sowjets nämlich schon zwei Tage die Stadt kontrollierten, bekamen sie aus Moskau den Befehl, "faschistische Gefangene" für eine Siegesparade in die Ukaine zu bringen. Da sie aber schon fast alle Faschisten vorher in den Kämpfen und bei anderen Gelegenheiten umgebracht hatten, nahmen die Sowjets dann einfach Passanten von der Straße gefangen.
      Na, und wer lief nach zwei Tagen sowjetischer Herrschaft in Budapest noch auf der Straße rum? Ungarische Kommunisten und Juden. So kam ich dann in sowjetische Kriegsgefangenschaft und sollte als "jüdischer Faschist" vermutlich in einem sowjetischen Triumphzug in Moskau mitmarschieren. Ich hatte damals fast noch mehr Angst vor meinen irrationalen sowjetischen Befreiern als vor meinen deutschen Antisemiten!
      Auf dem Weg zum nächsten nicht zerstörten Bahnhof mußten wir -zig Kilometer laufen und schließlich in einem halb zerstörten Bauernhof Rast machen. Ich saß dort in einer ziemlich dunklen Ecke und das Leben machte mir keinen Spaß mehr. Als dann der Befehl der russischen Bewachungssoldaten zum Weitermarsch kam und alle anderen aufstanden, blieb ich einfach in meiner dunklen Ecke sitzen und wollte mich erschießen lassen. Die Wachsoldaten zählten aber auch nicht mehr ihre Gefangenen nach, weil sie inzwischen auch schon gehört hatten, daß sie nicht gerade die Faschisten verhaftet hatten. Sie übersahen mich daher einfach. Die anderen standen alle auf und marschierten weiter zum Triumphzug nach Moskau, während ich einfach sitzen blieb. Da dachte ich mir: Jetzt werde ich entweder wahnsinnig oder irgendwann mal über den Wahnsinn der Menschen Geschichten schreiben.
      Naja, sie wissen ja vielleicht, was ich später so gemacht habe..."
      Avatar
      schrieb am 05.05.03 10:27:34
      Beitrag Nr. 20 ()
      [T H R E A D - G E S C H L O S S E N]
      Avatar
      schrieb am 07.05.03 13:02:30
      Beitrag Nr. 21 ()
      W R O N G !!!

      GOOD SATIRE - THREADS NEVER DIE !!!
      Avatar
      schrieb am 07.05.03 13:08:29
      Beitrag Nr. 22 ()
      Damit wären wir bei einem meiner absoluten Lieblingsfilme, und zwar dem Film "Das Leben ist schön" von und mit Roberto Benigni.
      Ich würde ihn zu einer der gelungensten filmischen Satiren rechnen, die es je gab. Alleine schon die Ideen in diesem Film finde ich so absurd-genial, daß ich beim ersten Lesen des Film-Inhalts nicht wußte, ob ich vor Lachen schreien oder vor Bestürzung über diese Einfälle atemlos auf die ersten Kritiken warten sollte. Jedem mußte klar sein, daß dieser Film ein unglaubliches Risiko für alle Beteiligten in sich barg.
      Dann aber fanden einfach alle, die den Film gesehen hatten, ihn einfach nur noch "hinreißend" und "genial" und ich wußte, daß noch "einige andere" so einen Geschmack für absurden Humor wie ich hatte.
      ;)
      Zur Erinnerung habe ich in der folgenden Kurzfassung die Stellen, die mir am besten gefielen, hervorgehoben:

      Roberto Benigni: Das Leben ist schön

      Inhalt:

      1938 zieht der unbekümmerte, lebensfrohe Tolpatsch Guido Orefice (Roberto Benigni) vom Land in die Stadt und träumt von einer eigenen Buchhandlung in Arezzo. Zunächst verdient er seinen Lebensunterhalt als Kellner. In einer Schule, wo man ihn mit dem Schulinspektor verwechselt, veralbert er die neuen Rassengesetze. Guido verliebt sich in die aus einer besseren Familie stammende Lehrerin Dora (Nicoletta Braschi) und gewinnt sie für sich, obwohl sie mit einem einflussreichen Mussolini-Sympathisanten verlobt ist. Guido und Dora heiraten und zeugen einen Sohn: Giosué. Auch der Traum von einer Buchhandlung geht in Erfüllung.Im Herbst 1943 zerstören die in Italien einmarschierten Deutschen das Familienglück. Guido hat jüdische Vorfahren. Als er und sein fünfjähriger Sohn (Giorgio Cantarini) in ein Konzentrationslager gebracht werden, schließt sich auch Dora ungeachtet ihrer italienischen Herkunft dem Transport an. Um Giosué vor der drohenden Vernichtung zu schützen und ihm den Schrecken zu ersparen, tut Guido so, als handele es sich um ein wochenlanges Spiel auf einem riesigen Abenteuerspielplatz. Dazu gehöre auch, dass Horrorgeschichten erzählt werden und die SS-Männer die Gefangenen schikanieren. Wer sich davon nicht beeindrucken lasse, dem Hunger standhalte und sich im entscheidenden Augenblick erfolgreich verstecke, erhalte Punkte gutgeschrieben. Ein Panzer sei der Preis für den Sieger. Obwohl sie die Teilnahmegebühr bezahlt hatten, habe man sie zuerst nicht mitmachen lassen wollen, behauptet Guido, aber es sei ihm dann doch gelungen, die Verantwortlichen zu überreden. Die Teilnehmernummer trage er jetzt als Tätowierung auf dem Unterarm; da könne er sie nicht verlieren. Wenn Guido nach unmenschlichen Strapazen abends in die Baracke zurückkehrt, denkt er sich unermüdlich immer neue aberwitzige Erklärungen aus, und es gelingt ihm, die Fiktion aufrechtzuerhalten.Die Amerikaner rücken an; das Konzentrationslager wird geräumt. Guido schickt seinen Sohn zu einer Blechkiste. Darin soll er sich verstecken und erst wieder herausklettern, wenn alles still ist. Durch einen Spalt beobachtet Giosué, wie sein Vater abgeführt wird. Guido zwinkert seinem Sohn scheinbar aufgekratzt zu und hüpft, als handele es sich um einen besonders lustigen Teil des großen Spiels. So entgeht es Giosué, dass sein Vater hinter der nächsten Ecke erschossen wird. Als nichts mehr zu hören ist, wagt sich Giosué aus seinem Versteck. Da kommt der erste amerikanische Panzer auf ihn zu. Er ist offenbar der Sieger des Spiels, wie es der Vater von Anfang an versprochen hatte. Bald darauf findet Giosué auch die Mutter wieder und jubelt: "Mama, wir haben gewonnen!"
      Kommentar:Wie Charlie Chaplin in "Der große Diktator" macht Roberto Benigni die nationalsozialistische Herrschaft in einer surrealen Tragikomödie mit Slapstick-Elementen lächerlich. Dabei wird die Absurdität dieses Schreckensregimes um so deutlicher. Auch wenn man beim Zuschauen immer wieder lacht, handelt es sich bei "Das Leben ist schön" um einen erschütternden Film, und in keiner Minute vergisst man das Grauen hinter der Clownerie.
      "Das Leben ist schön" erhielt den Jewish Experience Award und wurde 1998 außerdem mit dem Europäischen Filmpreis sowie dem Großen Preis der Jury der Filmfestspiele in Cannes ausgezeichnet. "Oscars" gab es in den Sparten bester Auslandsfilm, Hauptdarsteller (Roberto Benigni) und Musik (Nicola Piovani). Nominiert hatte man auch Film, Regie, Drehbuch und Schnitt.
      Avatar
      schrieb am 07.05.03 13:40:42
      Beitrag Nr. 23 ()
      Nehmen wir ein weiteres Beispiel dafür, wie abhängig das Verständnis für Humor auch von der Zeitgeschichte und der Distanz der "Rezipienten" dazu sein kann.
      Der Spitzenfilm "Eins, zwei , drei" von Billy Wilder wurde kurz vor dem Berliner Mauerbau begonnen und fast zeitgleich mit der Berliner Mauer beendet. Kein Mensch in Deutschland fand den Film damals "komisch".
      Heute ist der Film in Programmkinos und bei Wiederholungen im Fernsehen ein "intellektueller Riesenbrüller", den sich Studenten wochenlang vorher gegenseitig empfehlen.
      Damals im Jahre 1961 jedoch wurden fast zeitgleich normale Menschen, die nur von Deutschland nach Deutschland wollten, an der Mauer wie Kaninchen abgeschossen und niemand konnte zeitgleich eine Satire über Kapitalismus und Kommunismus wie diese "komisch" finden:


      Mitten im "Kalten Krieg", ausgerechnet im Jahr des Baus der Berliner Mauer - für die einen ein angeblich "antifaschistischer Schutzwall", für die anderen Ausgeburt des Totalitarismus - drehte Billy Wilder eine turboschnelle Komödie, bei dem alle, auf beiden Seiten der Mauer, ihr verdientes Fett wegbekommen. Kein Wunder, dass der Film - der Mauerbau platzte mitten in die Dreharbeiten hinein - vom Publikum abgelehnt und erst viel später zum Kultfilm wurde.

      Coca-Cola-Filialchef für Westberlin MacNamara (James Cagney) ist ein pfiffiger Geschäftsmann mit zukunftsweisenden Ideen: Warum sollte es unmöglich sein, das im Westen so beliebte Gesöff nicht hinter den eisernen Vorhang zu exportieren? Gesagt, aber noch nicht getan. Denn vorerst steht er erst in Verhandlungen mit den Mitgliedern der sowjetischen Handelskommission und (jedenfalls äußerlich) strammen und hundertfünfzigprozentigen Kommunisten Peripetchikoff (Leon Askin), Borodenko (Ralf Wolter) und Mishkin (Peter Capell). Zur Seite stehen MacNamara die blonde Sekretärin Ingeborg (Lieselotte Pulver), der ewig und drei Tage salutierende Fahrer Fritz (Karl Lieffen) und der schmierige Assistent Schlemmer (Hanns Lothar). Doch da taucht das lebenslustige Töchterchen des Konzernchefs Hazeltine (Howard St. John), Scarlett (Pamela Tiffin), anlässlich eines Europa-Trips in Berlin auf. Und nun ist für MacNamara höchste Aufmerksamkeit geboten. Denn Scarlett ist hinter Männern her und Papa hat MacNamara den ehrenvollen, aber äußerst mühsamen Auftrag erteilt, auf Scarlett aufzupassen. Anfangs gelingt ihm dies ja noch ganz gut. Doch dann verliebt sich die Kleine ausgerechnet in Otto Ludwig Piffl (Horst Buchholz), einen sehr gut aussehenden, doch strammen Jungkommunisten aus dem Ostteil der Stadt. MacNamara versucht alles, um diese Verbindung zu verhindern, doch dann erfährt er, dass Scarlett und Otto heimlich geheiratet haben. MacNamaras Einfallsreichtum ist gefragt. Mit einer List will er dafür sorgen, dass die Ehe annulliert wird. Doch zu allem Überfluss ist die junge Lady auch noch schwanger. Und so muss MacNamara dafür sorgen, dass Otto vor dem Eintreffen von Mr. und Mrs. Hazeltine in Berlin aus den Klauen der ostdeutschen Behörden befreit und vor allem eine westliche Gesinnung zuteil wird ...

      Wilder entfacht in dieser Komödie ein wahres Feuerwerk von Humor und satirischen Einlagen gen Ost wie gen West, wie man es selten zu sehen bekommt. Die Dialoge schäumen vor Wortwitz und bissigen Bemerkungen gegen die Deutschen diesseits und jenseits des iron curtain, aber ebenso gegen die Geschäftstüchtigkeit der Amerikaner, für deren Erfolge jedes Mittel recht zu sein scheint. Um nur ein paar Beispiele zu zitieren:

      Schlemmer: Die Herren Kommunisten sind eingetroffen.
      MacNamara: Sollen reinkommen! [...]
      Peripetchikoff: Also Genossen, was sollen wir jetzt machen? Er hat es, wir wollen es. Sollen wir annehmen seinen erpresserischen kapitalistischen Handel?
      Mishkin: Wir abstimmen.
      Peripetchikoff: Ich stimme ja.
      Mishkin: Ich stimme ja.
      Peripetchikoff: Also zwei von drei. Handel in Ordnung!
      Borodenko: Genossen, bevor ihr macht Dummheit, ich muss warnen. Ich bin nicht Mitglied von Handelskommission, ich bin Geheimagent mit Auftrag, Euch zu überwachen.
      Mishkin: In dem Fall ich stimme nein. Handel ist aus.
      Borodenko: Aber ich sage ja!
      Peripetchikoff: Wieder zwei von drei. Handel in Ordnung.

      Oder:
      Otto: Sind denn alle Menschen in der Welt korrupt?
      Peripetchikoff: Ich kenne nicht alle Menschen.

      Oder:
      MacNamara (der allen Deutschen den Nazismus-Vorwurf macht, nicht weil er Antifaschist ist, sondern um sie gefügig zu machen): Na also, unter uns Schlemmer, was haben sie während des Krieges gemacht?
      Schlemmer: Ich war in der Untergrund ? the underground.
      MacNamara: Widerstandskämpfer?
      Schlemmer: Nein, nein ? Schaffner. In der Untergrund, in der U-Bahn.
      MacNamara: Und natürlich waren sie kein Nazi und waren nie für Adolf.
      Schlemmer: Welchen Adolf?

      Und noch einen:
      MacNamara: Ein Teil der östlichen Volkspolizisten war bösartig und unwillig. Dafür waren andere unartig und böswillig.

      Doch die Feinheiten des Wilderschen Humors, der die kleinen und großen Schwächen der Deutschen auf beiden Seiten und die Geschäftspraktiken amerikanischer Multis ordentlich auf die Schippe nahm, fiel in der Konfrontation des kalten Krieges wohl niemandem sonderlich auf. Die bundesrepublikanische Presse war teilweise entsetzt, warf Wilder Attacken gegen die gewünschte Wiedervereinigung vor und einiges mehr. Heute kann nichts mehr darüber hinwegtäuschen, dass in "One, Two, Three" die Flachheit, Überzogenheit und auch Lächerlichkeit der Ideologien und der sich entsprechend verhaltenden Figuren des cold war auf beiden Seiten treffend in Szene gesetzt wurden.

      James Cagney, der alte Haudegen aus den Krimis der 40er Jahre, ist hier in seiner letzten Hauptrolle zu sehen. Cagney kennt keine Pause beim Rennen durch den west-östlichen Parcours, rast an der Grenze zur völligen Erschöpfung durch den Film von A bis Z. Horst Buchholz überzeichnet den strammen Kommunisten derart grandios, dass er einem irgendwie schon wieder leid tun kann. Doch Buchholz lässt hinter der ganzen Worthülsenakrobatik des Marxismus-Leninismus durch die Überzogenheit der Darstellung den Menschen durchscheinen, der sich verliebt hat. Die übrige Besetzung des Films - u.a. der fast schon vergessene, hochbegabte, leider viel zu früh verstorbene Hanns Lothar (aus der Schauspielerfamilie Neutze), Lilo Pulver als reizvolle Sekretärin mit Strip-Einlage, Leon Askin als verschmitzter Handels-Kommunist oder Karl Lieffen (bekannt u.a. aus "Tadellöser & Wolf" ) als devoter, äußerst komödiantischer Chauffeur, nicht zu vergessen Pamela Tiffin als wilde Unternehmer-Göre - ergänzen das Wildersche Feuerwerk hervorragend.

      "One, Two, Three" ist nicht nur ein Muss für Wilder-Fans. Man wird durch Witze, die Schlag auf Schlag kommen, frech, ungestüm und rücksichtslos sind, förmlich überrollt, kommt aus dem Staunen und Lachen kaum heraus. Übrigens hat Wilder in diesem Film seinen Hass auf Rock`n Roll auch noch untergebracht: in einer Folterszene mit dem damaligen Hit "Itsy Bitsy Teenie Weenie Yellow Polka Dot Bikini" (der deutsche Schlager hieß: "Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu Strand-Bikini" ), vorgetragen von einer lächerlichen Popstar-Figur namens Choo Choo.
      Avatar
      schrieb am 07.05.03 15:07:25
      Beitrag Nr. 24 ()
      Toller Film!

      Eine der besten Szenen ist die, wo Liselotte Pulver zu den Klängen von Chatschatrujans "Säbeltanz" auf dem Tisch tanzt und von den Russen dabei angefeuert wird.

      Schade, dass der nicht öfter läuft.

      TS
      Avatar
      schrieb am 10.05.03 11:24:47
      Beitrag Nr. 25 ()
      @ tiramisusi:
      Ja, genau! Das war auch eine Szene, in der für mich meine "intellektuelle Selbstbeherrschung" einfach nicht mehr möglich war. Als dann noch das Stalin-Portrait im Hintergrund im Takt mitgewackelt hat, mußte ich mir schon Sauerstoff in größeren Mengen zufächern, um noch atmen zu können.
      ;)
      Der eigentliche Witz und das Bewundernswerteste an diesem Film für mich ist, daß Billy Wilder seiner Zeit wirklich sehr, sehr weit voraus war, indem er weltanschauliche Unterschiede in ironischer Form darstellte und deren Protagonisten lächerlich machte, während zeitgleich noch Millionen Menschen für jene zu kämpfen und zu sterben bereit waren oder andererseits deswegen Menschen millionenfach zu Opfern wurden. Da werden nicht die Opfer auf den Arm genommen, sondern die Täter und die die ihnen zu folgen aus verschiedensten Gründen bereit waren.
      In der Art und Weise, wie in dem Film in deutscher Sprache zusätzlich Wortspiele betrieben werden (Billy Wilder sprach noch fließend deutsch), ist er für seine Zeit wirklich einzigartig und ich kenne heute niemanden - wirklich absolut niemanden - der diesen Film in den letzten 10 Jahren erstmals gesehen und dabei nicht gelacht hat, bis er Tränen in den Augen stehen hatte. Und ich kenne wirklich ca. 30 Studenten; gemischt aus Deutschland, Frankreich und Polen (!), die sich bei diesem Film in Grund und Boden gelacht haben.
      Insofern ist dieser Film wirklich großartige satirische Unterhaltung, der heute sogar besonders von Osteuropäern geschätzt wird.
      Ich kann ihn wirklich nur weiter empfehlen.
      Avatar
      schrieb am 10.05.03 12:18:48
      Beitrag Nr. 26 ()
      Das hätte eigentlich auch schon in "Eins, zwei, drei" vorkommen können...
      ;)
      Angeblich plante das DVU-Zentralorgan der "Nationalzeitung" von Dr. Gerhard Frey zum 60. Jahrestag der Goebbels-Rede im Berliner Sportpalast am 18. Februar 2003 eine Gegendarstellung in etwa der folgenden Art, die allerdings aus unbekannten Gründen dann doch nicht veröffentlicht wurde:

      Die "Wahrheit" über die Goebbelsrede im Sportpalast

      Die jüdisch-amerikanisch-zionistisch-bolschewistische Pressekampagne gegen Deutschland behauptet immer wieder, daß das deutsche Volk dazu neige, zeitweise zu fanatisierten "Ja-Rufern" zu werden. Als Beispiel wird immer wieder gerne auf die berühmte Rede von Joseph Goebbels am 18. Februar 1943 verwiesen, in der Goebbels im Berliner Sportpalast die Zuhörer-Massen fragte: "Wollt Ihr den totalen Krieg?"
      Die Antwort war angeblich ein laut und begeistert gebrülltes "Jaaaaa!". Das ist jedoch eine Lügenlegende!
      Ein DVU-nahes Forschungsinstitut gab in den letzten Jahrzehnten Hunderte von DM und später noch -zig von diesen widerwärtigen EUROs zur Erforschung dieser ekligen Lügengeschichte aus und konnte nun endlich aufgrund von Tonbandmitschnitten und Lehrlingsaussagen aus dem damaligen Fernmeldeamt eindeutig beweisen, daß die große Mehrheit des anwesenden großdeutschen Publikums damals nicht etwa "Jaaaa!" brüllte.
      Nein, die Menschen riefen in Wahrheit ganz leise und verzweifelnd "Tjaah???", aber in diesem riesigen Raum mit seinem Echo klang das dann eben ganz anders!
      Avatar
      schrieb am 10.05.03 13:12:42
      Beitrag Nr. 27 ()
      Ist Euch eigentlich schon aufgefallen, daß in Rußland auch schon wieder einiges an die "guten alten Zeiten" erinnert?
      Unser Freund Putin in Rußland hat jetzt auch eine eigene Jugendorganisation mit ein paar Tausend Mitgliedern, die so ungefähr mit "Die zusammen Gehenden" übersetzt werden könnte und die ihre Mitglieder gerne auffordert, schöne Bilder von Putin zu malen oder in Gedichten die charakterlichen Vorzüge von Putin zu lobpreisen oder in naturnahen Wehrsportveranstaltungen die Gesundheit ihrer Mitglieder ertüchtigt. Wir hatten auch mal so etwas ähnliches in Deutschland, aber die Abkürzung war doch ein bißchen einprägsamer und leichter zu merken: HJ

      Eigentlich macht Rußland ja sonst einen recht guten Eindruck auf uns Westeuropäer, wenn da nicht manchmal so merkwürdige Mißgeschicke mit brennenden Fernsehtürmen, untergehenden U-Booten oder ihre Auslands-Passagiere verlierende russische Transportflugzeuge in Afrika wären. Naja, das kann schon mal passieren, aber daß am Ostersamstag der Duma-Abgeordnete Juschenko ermordet wurde, hm, das ist nun doch ein bißchen bedenklich.
      Er ist immerhin schon der 10. Abgeordnete seit der Jelzin`schen Neugründung des russischen Parlaments, der ermordet wurde und von dessen Mördern jede Spur fehlt.
      Bei den ersten drei ermordeten Duma-Abgeordneten mit fehlendem Polizei-Erfolg hätte ich noch gesagt, daß Rußland ein armes Land ist und die Polizei schlecht ausgerüstet und, und, und... Hm, also bei den Abgeordneten 1 bis 3 kann es Zufall sein.
      Bei den ermordeten Duma-Abgeordneten 4 und 5 habe ich so langsam an Absicht gedacht.
      Bei den ermordeten Duma-Abgeordneten 6 und 7 dachte so ein bißchen an System.
      Bei den ermordeten Duma-Abgeordneten 8 und 9 dachte ich so ein bißchen an Gewohnheit.
      Und jetzt bei Nr. 10 kommt es mir schon ein bißchen wie gute alte russische Tradition vor.
      Habe ich eigentlich schon erwähnt, daß meines Wissens bis heute nicht ein einziger der Täter gefaßt wurde und alle ermordeten Abgeordneten etwas gegen Korruption, Mafia und den Tschetschenien-Krieg hatten?
      Ach ja, und keiner von den 10 ermordeten Duma-Abgeordneten war in einer Partei, die etwas für Putin oder Schirinowski übrig gehabt hätte.
      Wir dürfen daraus schließen, daß ein Abgeordneter in Rußland sich seine Partei in Zukunft sehr genau aussuchen und sich seine Parlamentskarriere sehr genau überlegen wird, nicht?
      Oder was meint Ihr?
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 16:09:13
      Beitrag Nr. 28 ()
      Das laute Schweigen läßt mich stille Zustimmung vermuten. Schön, daß Ihr wieder alle meiner Meinung seid ...
      ;)
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 18:40:39
      Beitrag Nr. 29 ()
      @ Auryn

      Wo haste denn das her mit den Dumas? Ist mir so extrem noch gar nicht aufgefallen....

      Mit der offenen Ladeklappe kannste das aber nicht vermengen....Oder weißt Du was, was wir nicht wissen?

      Es ist eine zweischneidige Sache: einerseits ist völlig klar, dass Putin aus dem Koloss Russland nicht innerhalb von fünf Jahren eine gut funktionierende Demokratie schnitzen kann und gleichzeitig die Wirtschaft völlig reformieren kann. Andererseits erwartet man natürlich schon, dass die Dinge nach den hier üblichen Menschenrechtsstandards ablaufen. Ich denke aber, auch Putin lernt dazu. Er wird sich sicher nicht nochmal über die Berichterstattung in der ARD zum Musical-Theater Nord-Ost beschweren. So was wie mit dem U-Boot würde glaube ich jetzt auch nicht noch mal so ablaufen.

      TS
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 18:54:58
      Beitrag Nr. 30 ()
      na, die deutschen sind aber nicht mehr auserwählt, soweit sie nur einen deutschen paß haben.

      wenn die wallstreet jetzt hier das grundgesetz auch noch formal abschafft, gehören sie selbst zu den genesungsbedürftigen, die dieses bedürfnis allerdings nie wieder werden befriedigen können.

      sie werden ein solches bedürfnis nicht einmal mehr empfinden konnen, weil von der nunmehr als auserwählt anerkannten verblödungsindustrie betäubt.
      Avatar
      schrieb am 14.05.03 15:33:19
      Beitrag Nr. 31 ()
      @ tiramisusi:
      Das mit den ermordeten Duma-Abgeordneten stammt u.a. aus:

      a) http://www.rferl.org/newsline/2003/04/220403.asp
      und
      b)
      http://www.nupi.no/cgi-win/Russland/krono.exe?5155

      sowie einem Bericht des Nachrichtensenders "Euronews".

      Die Morde werden im Westen eigentlich nur dann ein bißchen eher zur Kenntnis genommen, wenn einer der betroffenen Abgeordneten mal eine Auslandsreise nach Westeuropa gemacht hatte, z. B. bei Galina Starowoitowa, die noch einen netten Nachruf vom Europa-Parlament erhielt.

      Mit der verlorenen Ladeklappe hat dies natürlich nichts zu tun, aber es gibt in Ländern mit wie Rußland eine Anhäufung von Unglücken, die auch auf Mißstände und Lethargie zurückzuführen sind und meiner Meinung nach eine Erbschaft des alten Systems darstellen.
      Bye,
      Auryn
      Avatar
      schrieb am 14.05.03 16:10:26
      Beitrag Nr. 32 ()
      In der Tat ist die öffentliche Aufmerksamkeit momentan ganz woanders, da drängte sich die USA auch mehr in den Vordergrund, Staaten wie Kuba, Rußland China nutzen das.

      Diverse wichtige weltpolitsche Vorgänge müssen auch der Hühnerpest weichen, was gerade im Kongo passiert kann man auch nur ahnen.
      So zynisch das klingen mag, in Rußland starben auch früher Politiker unter Jelzin wie die Fliegen, man hat sich an diese Tradition gewöhnt. Und als Westeuropäer hat man es ernsthaft schwer, Politiker , Mafiosi und Businessmen zu unterscheiden.

      Immerhin haben die Russen freien Zugang zum Internet.

      Generell darf man fragen, welchen der GUS-Staaten man denn als Vorbild sehen möchte. Wo läuft es besser?

      PS: Haste "City of God" gesehen?
      Avatar
      schrieb am 16.05.03 18:34:43
      Beitrag Nr. 33 ()
      @ puhvogel:

      Ich kann Dir weitestgehend nur zustimmen, was die mangelnde Aufmerksamkeit für Kriege in "unbedeutenderen" Teilen der Welt angeht. Gerade vorgestern abend sagte auch Claus Kleber (der Nachrichten-Chef vom ZDF-Heute-Journal) bedauernd: "In den letzten 10 Jahren kamen in den Kämpfen zwischen Islamisten und der algerischen Armee, die einem fortgesetzten Massaker gleichkommen, wahrscheinlich über 100.000 Algerier ums Leben. In unsere Nachrichten kam Algerien aber erst ganz groß, als es auffiel, daß dort schon über 30 mitteleuropäische Touristen verschwunden waren. Nun, so ist leider nun einmal unsere Welt und unser journalistisches Geschäft..."

      Kriege in "unbedeutenderen" Teilen der Welt werden in unseren reichen Industrienationen erst zur Kenntnis genommen, wenn sie irgendwie Angehörige unserer Nationen direkt betreffen oder Auswirkungen auf unsere Bündnisse und Bündnispartner haben. Ansonsten zählt leider - wenn wir wirklich ehrlich sind - für uns Deutsche und besonders unsere Medien eine "Familie Wallert" in Geiselhaft auf den Philippinen doch 1000mal mehr als 100.000 tote Algerier oder eine Million ermordete Menschen in Ruanda oder dem Kongo, weil das Schicksal der Wallerts im Prinzip jeden x-beliebigen deutschen Touristen hätte treffen können.

      Das mit der Frage nach der Vorbildfunktion auch nur eines der ehemaligen GUS-Staaten für Rußland ist eine wirklich gute Frage. Da fällt sogar mir nicht viel ein, denn die wirklich cleveren Balten haben von Anfang an gesagt, daß sie in diesem "Club der Underdogs" gar nicht erst mitmachen wollen, weil sie von Stalin ihrer völkerrechtlichen Souveränität zwischen den Kriegen beraubt worden sind und schon immer eine völlig andere Mentalität hatten.
      Wenn die baltischen Staaten noch dabei wären, wären sie natürlich die ganz, ganz großen Vorbilder und denen mit ihren Schiffahrtsverbindungen nach Skandinavien geht`s ja auch schon wirklich recht gut.
      Aber sonst, hm, schwierig. Armenien scheint nach dem Gemetzel im Parlament vor einigen Jahren wieder ein bißchen zur Ruhe gekommen zu sein und in Georgien regiert der von uns zusammen mit Gorbi früher hoch verehrte Schewardnadse auch relativ akzeptabel, allerdings anfangs mit äußerst "autoritärer Demokratie", nachdem er sich im Bürgerkrieg durchgekämpft hatte. Ich hätte das damals diesem früher so fröhlich lächelnden Schewardnadse übrigens nie zugetraut, daß er sich so brutal behaupten kann. Aserbaidschan könnte durch die USA-Konzerne und seine Ölfelder noch ziemlich wohlhabend werden, wenn da nicht auch schon die landeseigene Mafia warten würde. Naja, also richtig schön würde ich es nirgends in der GUS finden.

      Und "City of God(s)"? Meinst Du den mich wahrscheinlich schrecklich frustrierenden Film mit den brasilianischen Straßenkindern, die sich in den Gangs gegenseitig niederschießen? Ich habe ihn bisher nur in Ausschnitten gesehen, die mich nicht gerade angezogen haben.
      Ich weiß nicht, ob ich mir das unbedingt antun sollte. Die Nachrichten aus Brasiliens Slums sind auch so schon nicht so toll.
      Avatar
      schrieb am 26.05.03 11:26:24
      Beitrag Nr. 34 ()
      Aus der Fernsehprogramm-Zeitschrift "TV-Today", Heft 9, S. 10:

      HARALD SCHMIDT UND DER IRAK-KRIEG

      Darf der das?

      Wie viel Humor ist in Kriegszeiten erlaubt? Welche Rolle spielen die Unterhaltungsstars? TV TODAY beleuchtet die kontroverse Diskussion am Beispiel von Harald Schmidt

      "Bagdad, 8 Uhr 30 morgens. Die Frisur sitzt" - und zwar die der RTL-Kriegsreporterin Antonia Rados. Dafür gibt ihr Harald Schmidt beim Korrespondenten-Contest in seiner ?Show mit UN-Mandat" die Höchstpunktzahl. Zur gleichen Zeit schlägt auf einem Markt in Bagdad eine Rakete ein. - Stefan Raab ruft: "Peace to everybody!", tanzt hinternwackelnd Flamenco und kringelt sich vor Lachen: "So schütteln die spanischen Soldaten am Golf den Sand aus den Kleidern." Zur gleichen Zeit stürzt im Irak ein englischer Hubschrauber mit neun Soldaten ab.
      Es ist Krieg! Im Mittleren Osten wird geschossen und gestorben, während im TV Unterhaltungsshows laufen. Ist das moralisch und ethisch verwerflich? TV TODAY wollte es genau wissen: Sollen sich Show-Moderatoren zum Irak-Krieg äußern? Oder hielten sie besser die Klappe, wenn es um politische Themen geht? Das Ergebnis der repräsentativen Umfrage des Forsa-Instituts ist überraschend: Eine knappe Mehrheit von 51 Prozent der 1005 Befragten meint, Unterhaltung und Politik müssten im Fernsehen strikt voneinander getrennt werden. Bei den 14 bis 29-Jährigen ergibt sich ein etwas anderes Bild: In dieser Altersgruppe wünscht sich eine Mehrheit von 54 Prozent politische Stellungnahmen auch von Show-Größen. Von allen Befragten ist jeder Zweite (52 Prozent) der Ansicht, dass Günther Jauch bei "stern tv" am glaubwürdigsten Stellung zum Irak-Krieg bezogen hat (s. Umfrageergebnis rechts), mit weitem Abstand folgen Johannes B. Kerner mit 29 und Thomas Gottschalk mit 25 Prozent. Der "Wetten, dass . .. ?"-Moderator fand bei seiner letzten Sendung in Luzern vielleicht die besten Worte als Begründung dafür, warum er auch in Kriegszeiten leichte Unterhaltung macht: "Sie wissen, wie das ist. Wenn Kinder sich fürchten, lässt man das Licht an. Deswegen glaube ich, dass es richtig ist, wenn auch bei uns heute Abend das Licht an bleibt." Danach zog er seine Show locker und lustig durch. Knapp 14 Millionen Menschen amüsierten sich mit ihm, auch Jo Groebel, der Leiter des Europäischen Medieninstituts. "Lachen erlöst, und Unterhaltung kann helfen, einen klareren Blick zu bekommen", erklärt Medienexperte Groebel das Entertainment-Bedürfnis zu Kriegszeiten. "Die deutsche Tendenz, mehr zu leiden als die Betroffenen auf dem Schlachtfeld, hilft keinem weiter."

      Er spaltet die TV-Nation wie keiner:
      Lob und Tadel für Harald Schmidt

      PRO
      Von Uta Tiedemann
      Die TV TODAY ? Redakteurin (40) aus Hamburg hat Harald Schmidt in den letzten Jahren oft getroffen und interviewt:

      Harald Schmidt hat wegen des Krieges keine Pause eingelegt. Warum auch? Der Irak-Krieg hatte eine quälend lange Vorgeschichte, war kein Schock wie der 11. September. Und Schmidt hat in den letzten Wochen einige seiner besten Sendungen abgeliefert. "Die US-Truppen wären schon viel früher in Bagdad gewesen, aber CNN musste immer wieder Szenen nachdrehen" - so entlarvt er die surreale Kriegsberichterstattung. Mit untrüglichem Gespür für die Allgegenwart des unfreiwilligen Humors nimmt er Medien und Politik intelligent auf die Schippe. Sogar die Diskussion, ob es Unterhaltungsshows in Kriegszeiten geben dürfe, hat Schmidt auf genial-logische Art beantwortet: "Es sollten viele Sendungen ausfallen, aber dafür muss es keinen Krieg geben." Schmidt ist ernsthaft - und trotzdem witzig. Es ist ständig irgendwo Krieg. Frieden ist Krieg, der woanders ist!" Mit solchen Aussagen beweist er mehr Mut zur Wahrheit als jeder moraltriefende Friedensdemonstrant.


      CONTRA
      Von Mariam Lau
      Die Berliner Autorin (41) hat gerade ihr drittes Buch veröffentlicht: "Harald Schmidt - Eine Biografie" (Ullstein)

      Blauhelm auf, Friedenstaube am Schreibtisch; so grüßt Harald Schmidt in Kriegszeiten. Mit anderen Worten: Business as usual. Nie war er so berechenbar wie heute. Nie schwamm er so aalglatt auf den sanften Wellen des bundesdeutschen Mainstream wie heute.
      Die Deutschen halten George Bush für einen Cowboy?
      Schmidt nennt den Präsidenten einen Terminator.
      Die Mehrheit der CDU-Mitglieder missbilligt Angela Merkels pro-amerikanischen Kurs?
      Schmidt präsentiert sie als Stiefelleckerin.
      Der Schmidt von 1998 hätte ein paar gute Zoten über die Friedensdemonstranten und das "Schwänzen für den Frieden" auf Lager gehabt. Der Schmidt von 2003 hat sein Herz für die pazifistischen Deutschen entdeckt, die zuverlässig dem Führer zu Hilfe eilen, der diesmal den Namen Saddam Hussein trägt.
      Avatar
      schrieb am 26.05.03 12:05:28
      Beitrag Nr. 35 ()
      Tja Armenien. Seit der Konflikt Berg-Karabach zu einem kalten Krieg erstarrt ist, hört man nun gar nichts mehr über die politischen Verhältnisse, ich müßte mich direkt einlesen. Über Georgien habe ich einge schlechte Nachtrichten gehört, viel Armeeoperationen, viele Ränkespiele, in die auch die USA involviert sind.

      Ich habe schon bewußt die baltischen Staaten ausgespart, weil deren Kultur und deren Geschichte eine völlig andere ist als die des orthodoxen Rußlands oder gar der zentralasiatischen Staaten ist, die sehr stark der Kultur Finnlands erinnert. Vielleicht Scholl-Latoure ich zu viel, aber ich denke schon, dass der Regierungsstil zum kulturellen Umfeld des Landes passen muß, und da hat die Region wenig positive Beispiele.
      Prägend für meine Einstellung war die laue Reaktion der Hongkong-Chinesen auf das Tianmen-Massaker. Eine Reaktion, die im Westen so nicht vorstellbar wäre, aber der Konfuzianismus ist offenbar noch sehr prägend.

      Als Putin an die Macht kam, habe ich einen zweiten Lukaschenkow (s. Zarenkrönung und Aussagen im Vorfeld der Wahl) befürchtet, sooo schlimm ist es nun nicht gekommen.

      Ich weiß aktuell nicht mehr, warum ich "City of God" erwähnte (Altersdemenz) :rolleyes: , aber es zeigt auch, dass eine echte Demokratie alleine durchaus nicht glücklich macht (obwohl die Brasilianer bestimmt glücklicher sind als wir Deutschen). Die Zustände aus dem Film erscheinen uns undenkbar, sollen aber wohl den Tatsachen entsprechen. Mich bekommt jedenfalls niemand lebend in eine Favela. Ich fand den Film sehenswert, einige könnten sich am reisserischen Regiestil stören.

      Zu dirty Harry: Niemand fordert von ihm, wegen der Kämpfe im Kongo seine Sendung zu stoppen, deswegen ist dieselbe Forderung während des Irakriegs reichlich verlogen.
      Typische deutsch, würde ich sagen, und damit habe ich die Diskussion nach Gassner`s Law verloren. :laugh:
      http://gigaschatten.de/html/usenet/laws.html
      Avatar
      schrieb am 26.05.03 13:22:08
      Beitrag Nr. 36 ()
      Hm, bisher lernte ich in Deutschland eigentlich auch nur Leute kennen, die sich nicht für "typisch deutsch" hielten, bis sie einmal so richtig in Osteuropa unterwegs waren. Da fielen sie dann oft sehr schnell als "typisch Deutsche" auf und nach ihrer Rückkehr hörte man gelegentlich "typisch deutsche" Meinungen von ihnen über Osteuropa. (Beispielsweise: "Lodz hat mich sehr an Kalkutta erinnert..." )
      :cry:
      Naja, ich halte es mehr mit meiner persönlichen Grundregel, daß fast alle Menschen generelle Kategorisierungen vornehmen und der Einfachheit halber andere Menschen in zwei Kategorien einteilen: Solche, die kategorisieren und solche, die nicht kategorisieren.
      Ich gehöre natürlich zur zweiten Kategorie.
      ;)
      Tja, Armenien hat gerade mal wieder Wahlen mit einem auch sehr "autoritären" Präsidenten anstehen, glaube ich. Nebenbei bemerkt, scheinen sich die Beziehungen insgesamt zu allen Nachbarn langsam zu verbessern, seit Armenien mit der Türkei diplomatische Beziehungen aufgenommen hat. Ebenso wie Georgien hofft auch Armenien etwas von dem zu erwartenden Kuchen mit dem Kaspischen Erdöl abzubekommen, wenn die USA ihre geplante Pipeline-Route durch den Kaukasus und an Rußland vorbeiziehen können. Georgien freut sich noch über die Stationierung von US-Ausbildern und US-Truppen, die auf seiner Seite der Grenze den Russen versprochen haben, die tschetschenischen Rebellen nicht mehr in die georgischen Berge entkommen zu lassen, seit unter den getöteten tschetschenischen Rebellen auch arabische Islamisten aus Jordanien und Saudi-Arabien identifiziert worden sind.
      Die Internationale der Islamisten-Bekämpfung macht auch hier ganz neue und überraschende Zusammenarbeit möglich.
      Aber ich würde da immer noch nicht gerne Urlaub machen.

      Noch ein Wort zum Baltikum: Man denkt in Deutschland immer, diese Länder wären so klein, weil sie früher immer nur auf großformatigen Gesamt-Karten der Sowjetunion eingezeichnet waren (wenn man Glück hatte). In Wirklichkeit ist jedes dieser Länder ungefähr so groß wie die Republik Irland und hat ähnlich viele Einwohner.
      Dafür haben sie immer noch sehr viele Probleme mit der russischen Minderheit, die sich immer als (ziemlich arrogante) Siegermachts-Angehörige betrachteten und jetzt unter der "Revanche" der baltischen Mehrheiten zu leiden haben. Russisch soll meist als Schulfach abgeschafft werden und man bekommt fast keinen Job mehr, wenn man Russe ist oder nicht Litauisch, Lettisch oder Estnisch spricht.
      In einigen Städten ging es sogar so weit, daß absichtlich baltische Straßenschilder in dieser angeblich traditionell in alten Hansestädten üblichen gotisch-altdeutschen Sütterlin-Schrift angebracht wurden - einerseits, um deutschen Nostalgie-Touristen ein "Heimkehr-Feeling" zu bescheren und andererseits natürlich, um die Russen zu ärgern, weil die diese Schrift fast gar nicht lesen können.
      Die arbeitslosen Russen rächen sich ab und zu damit, daß die Bahnschienen zwischen Rußland und baltischen Städten gestohlen und als Altmetall nach Weißrußland verkauft werden. Ich wäre daher auch sehr vorsichtig, wenn ich nachts im baltisch-russischen Grenzgebiet mit der Bahn fahren sollte...
      Avatar
      schrieb am 26.05.03 14:00:48
      Beitrag Nr. 37 ()
      Tja wo kann man die Lage europäische Befindlichkeiten besser messen als beim ...
      Grand Prix de Eurovision. :D
      Da macht man sich in Großbritannien Gedanken, ob sie Null Punkte wegen des Irakkriegs bekommen hat (bei Lou hat man eher den umgekehrten Eindruck). Zypern und Griechenland geben der Türkei neuerdings ordentlich Punkte. Deutschland gibt trotz der Telefonwelle türkischer Gastarbeiter Polen 12 Punkte und der polnische Interpret wundert und schämt sich beinahe, weil Polen nur 5 Punkte gab. Von Boykott gegenüber den kriegswilligen Polen keine Spur.

      Und das litauische Publikum quittiert jeden Punkt für die russichen Skandalfusili von Tatü mit einem Pfeiffkonzert, ganz unfestlich. Trotzdem gibt Litauen den Russen 12 Punkte, und das Pfeiffkonzert schwillt gewaltig an. :D

      Wenn es den Grand Prix nicht gäbe, müsste man ihn glatt erfinden.Schade nur, dass wir nächstes Jahr nicht mehr teilnehmen können. ;)
      Avatar
      schrieb am 26.05.03 14:19:24
      Beitrag Nr. 38 ()
      War das mit dem Pfeifkonzert für Tatü-Tartar eigentlich nur das litauische Publikum in Lettland oder auch das lettische Publikum in Litauen bzw. das lettische in Lettland, denn ich denke, daß das Rigaer Publikum doch vorzugsweise aus Letten bestanden haben müßte, weil`s deren Hauptstadt sein sollte - oder nicht?
      Und das mit den gewinnenden Türken hat mich in unser visualisierten Zeit gar nicht gewundert, denn Bauchtanz kommt immer gut an, selbst wenn man die Musik dahinter vernachlässigen darf. Warum ist Ralph Siegel eigentlich nie auf eine singende Bauchtänzerin gekommen?
      Avatar
      schrieb am 26.05.03 19:42:55
      Beitrag Nr. 39 ()
      Oops, Du hast recht :D Dabei habe ich bei google doch noch extra vorher nachgeschaut, weil ich mit den Ländern und deren Hauptstädten immer durcheinander komme.
      http://www.haged.de/litauen/riga.htm
      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 10:41:57
      Beitrag Nr. 40 ()
      Das mit den richtigen Hauptstädten sollte man aber immer mal wieder mit dem Atlas üben, damit man bei Günther Jauch Millionär werden kann, wenn man mal die entsprechende Frage gestellt bekommt.
      Habe ich mich eigentlich letzte Woche verhört oder will das russische Staatsfernsehen tatsächlich die Grand Prix Eurovision -Entscheidung anfechten, weil dieses sagenumwobene Tatü-Duo nicht den ersten Platz belegt hat?
      Naja, ich hatte ja schon immer den Verdacht, daß solche internationalen Wettbewerbe in der Musik oder insbesondere im Fußball ein Emotionsersatz für die hoffentlich irgendwann mal aus der Mode kommenden bewaffneten Konflikte wären und dann wäre eine Anfechtung des Endergebnisses aus nationalen Animositätsgründen immerhin ein Beweis für unsere kulturelle Weiterentwicklung.
      ;)
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 12:34:23
      Beitrag Nr. 41 ()
      Oha, puhvogel, ich habe mir jetzt erst Deinen Link in Posting # 39 näher angesehen und das ist schon ein trauriger Fall eines aus- und mitgenommenen Litauen&Lettland-Touristen, der dort geschildert wird. Ich würde in solche Länder aber auch immer eher mit einer Reisegruppe und einheimischen Führer reisen. Alles andere kann recht unglücklich werden, besonders wenn einen die Litauer oder Letten versehentlich für einen reichen Russen halten. Nachdem dort auch noch reiche rechtsradikale Deutsche aufgekreuzt sind, würde ich mich vorzugsweise als Kanadier oder US-Amerikaner ausgeben, weil die im Moment recht beliebt sind.

      Um eine kleine Brücke zum Anfangsposting hier zu schlagen: Mir fällt da gerade auch noch ein, daß in der vorläufig letzten "Scheibenwischer"-Satire-Sendung der Kabarettist Georg Schramm wieder mal den konservativen, einhändigen Preußen mit Gehstock spielte und dabei folgendes sagte, das ich immer noch gar nicht glauben kann: "Was Deutschland fehlt, ist ein staatstragender Reformwille mit fundierter Opferbereitschaft. Ethisch fundiert oder meinetwegen christlich fundiert, aber Hauptsache fundiert! Man sollte es ja nicht glauben, aber gerade in dieser Frage könnten uns die USA ein Vorbild an konservativer Tradition sein. Da haben nämlich Hunderte Millionäre in einem offenen Brief an das Weiße Haus gefordert, daß die Erbschaftssteuer in den USA ERHÖHT wird, damit der gute alte konservative Pioniergeist in ihren verweichlichten Nachkommen wieder entfacht werden kann! So ein Gedanke fehlt uns in Deutschland!"
      Frage:
      Hat der Georg Schramm sich das für seinen Auftritt zur allgemeinen Belustigung aus den Fingern gesogen oder hat`s diesen Brief neulich mal tatsächlich gegeben?
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 17:15:16
      Beitrag Nr. 42 ()
      Recht hat er, denn uns Deutschen fehlt der Pioniergeist, mit dem rigoros die Indianer vertrieben, die Büffelherden abgeschossen und das Land vereinnahmt wurde ... wir sind verweichlicht durch Jahrhunderte konstanten Lebens auf erschlossenen Flächen und mit häubchenstickenden Großmüttern in altererbten muffigen Häusern ... :(
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 17:20:01
      Beitrag Nr. 43 ()
      # 42
      ...und tagaus - tagein Mirabellenmarmelade zum Frühstück.
      ;) :lick:
      Avatar
      schrieb am 02.06.03 20:29:35
      Beitrag Nr. 44 ()
      Na ja, dafür wußte ich, was ein "Bedeckungsveränderlicher" ist, und das war immerhin auch die 1 Million-Frage bei Jauch.
      Viel peinlicher als diese Verwechslung finde ich eigentlich, dass ich die Namen all der Staatschefs im Ausland nicht kenne, es sei denn, sie spielten im Irakkrieg eine bedeutende Rolle und wurden deshalb in der Tagesschau hinreichend oft erwähnt. :D
      Und damit meine ich keinesfalls den Außenminister der Mongolei und des Verteidigungsministers des Kongos.
      Ich amüsiere mich immer köstlich darüber, wenn hier allseits über die blöden Amerikaner mit ihrer USA-zentrierten Sichtweise berichtet und geschimpft wird, aber der Name des aktuellen chinesischen Staatspräsidenten würde sich fraglos auch als Millionenfrage eignen.
      Mao Tse-Tung? :laugh:

      Der Brief der US-Reichen zur Erbschaftssteuer wäre in der Tat bemerkenswert, ich habe dagegen heute nur den Antrag von mir bislang geschätzten Jürgen Weber zur 100 % Erhöhung seiner zukünftigen Gehälter zur Kenntnis genommen.
      http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/261/12249/


      Ich reise ganz gerne auf eigene Faust, denn umgekehrt macht man damit auch wirklich nette Bekanntschaften, wenn die Sprachkenntnisse nicht allzu radebrechend sind. Das ein Deutscher sich die Mühe macht,d ie Landessprche zu sprechen kommt offenabr nicht so häufig vor. Schwierig wird dies allerdings in Städten, wo Touristen eine dominante wirtschaftliche Rolle spielen wie in Prag. Das dies auch für die baltischen Städte gilt, war mir allerdings völlig neu. Aber zugegeben, ein Balte hätte es in Berlin sicher auch nicht leicht. ;)
      Avatar
      schrieb am 03.06.03 00:33:03
      Beitrag Nr. 45 ()
      Puhvogel,

      hinreichend oft erwähnt wird ein bestimmter Politiker im Ausland mit Namen Gerhard Schröder. Das ist der jetzige Helmut Kohl und der künftige Edmund Stoiber ... (?). :p
      Avatar
      schrieb am 04.06.03 15:12:50
      Beitrag Nr. 46 ()
      @ puhvogel:
      Keine Panik! Man muß ja nicht immer alles wissen. Man muß nur möglichst schnell wissen, wo etwas steht.
      Deinen Link muß ich mir erst mal wieder später ansehen.

      @ Mirabellchen:
      Tja, jedes Volk hat so seine Pioniere gehabt. Die Deutschen zog es immer nach Osten und die Amerikaner immer nach Westen.
      Beide hinterließen immer wieder malerische Spuren in der Landschaft und ihr ganz spezielles Verständnis von Zivilisation: Sowohl in einem polnischen Film über die Deutsch-Ordensritter als auch in einem Hollywood-Film über einen Viehtreck wilder Cowboys aus dem Wilden Westen nach Norden kam mal dieselbe Szene vor:
      Die Gruppe der Reiter nähert sich einer "freien" Handelsstadt und sieht davor einen Galgenbaum mit diversen Gehängten darin.
      Der Anführer der Gruppe wendet sich zu seinen Begleitern um und ruft: "Ab jetzt benehmt Ihr Euch alle anständig und gesittet! Ist das klar? Wie Ihr hier seht, reiten wir jetzt gleich in eine zivilisierte Stadt!!!"
      Avatar
      schrieb am 04.06.03 16:04:52
      Beitrag Nr. 47 ()
      @ puhvogel:
      Jetzt möchte ich mir auch gerne die Bezüge von Weber so genehmigen lassen können. Aber kann er das wirklich bzw. kommte er damit wirklich durch?



      FÜR ALLE, die unser sagenumwoben gutes deutsches Allgemeinwissen haben und ebenso gern auf andere, ungebildetere Völker herabblicken, habe ich noch zwei wunderschöne Beispiele, die unsere typisch deutsche Überlegenheit "zementieren" könnten:
      1. Vor etwa einem Jahr sah ich einen interessanten TV-Bericht über ehemalige russische und ukrainische Zwangsarbeiter/innen, die im Zweiten Weltkrieg bei der Evangelischen Kirche im Rheinland "beschäftigt" worden waren und wohl unter den ersten Zwangsarbeitern waren, die überhaupt eine Entschädigung aus Deutschland bekamen. Ein Kamerateam des Deutschen Fernsehens begleitete zwei oder drei Vertreter der EKD, die den in Kiew angereisten alten Leuten das erste Geld und einige kleine Geschenke überbrachten, um die sie vor der Besuchsabsprache gebeten hatten. Darunter befanden sich auch jeweils eine spezielle CD mit den deutschen Kirchenliedern und anderen Liedern, die besonders den ukrainischen Zwangsarbeitern damals gefallen hatten und in Erinnerung geblieben waren.
      Ich hatte mir aufgrund meiner rumänischen Erfahrungen gleich gedacht: "Na Super! Klasse! Echt deutsches Vorausdenken! Jetzt bin ich wirklich gespannt, wer von den alten Leuten einen CD-Spieler zu Hause hat."
      Naja, wie von mir erwartet, hatte bei der wohlmeinenden EKD niemand daran gedacht, daß Rußland und die Ukraine leider keine eigene CD-Spieler-Herstellung besitzen und die meisten "russischen" Geräte aus Japan und China importiert werden, was dazu führt, daß ein CD-Spieler ungefähr das 40fache einer der bisherigen Renten der alten Leute kostet, aber vielleicht kaufen sie sich ja jetzt von ihrer Entschädigung aus Deutschland einen CD-Spieler für die eine CD. Immerhin hatte die EKD die alten Leute zu einem Gegenbesuch in diesem Jahr in Deutschland eingeladen und falls sie dann noch leben (und immer noch keinen CD-Spieler haben), bekommen sie dann überspielte MusiCassetten als Geschenk.

      2. Der folgende Dialog soll tatsächlich so um 1995 mal in Berlin stattgefunden haben:
      Ein Student tritt aus der Haustür und trifft auf die ältere Frau Meyer, die sich über den ständigen Hundekot auf dem Bürgersteig ärgert.
      Sie sagt das auch dem Studenten, der gleich sagt, daß er sich gar kein Haustier leisten kann und so eine Schweinerei natürlich sofort beseitigen würde, wenn er eins hätte.
      Dann sagt sie: "Weißt Du, mein Junge, es gibt Völker, die sind viel sauberer als viele Deutsche. In dieser Stadt da unten ist Krieg und die Straßen sind blitzsauber dort!"
      "Ähm? Welche Stadt?"
      "Na, Du weißt schon. Da unten in Jugoslawien, da sind die Straßen blitzsauber, obwohl bei denen Krieg ist und die Stadt seit Monaten belagert wird. Ick hab` da extra drauf geachtet! Blitzsauber, sag` ick Dir!"
      Sie geht mit säuerlicher Miene ins Haus zurück.
      Der Student überlegt sich, welche Stadt Frau Meyer gemeint haben könnte, die seit Monaten belagert wird.
      Sarajevo? Bihac? Tuzla? Gorazde? Srebrenica? Werden doch alle seit Monaten belagert. Sobald die Leichen nach den Granatwerferangriffen auf die Märkte weggeräumt wurden, wurden die Plätze ja sowieso immer vom vielen Blut gesäubert. Und überhaupt: Was werden die Leute in seit Monaten belagerten Städten wohl mit ihren Haustieren gemacht haben, Frau Meyer?
      Avatar
      schrieb am 04.06.03 16:55:52
      Beitrag Nr. 48 ()
      Man kann dazu eigentlich nichts sagen außer darauf hinzuweisen, daß beträchtliche Mengen an Worten der Opportunität halber so und nicht anders den Mündern bzw. Schreibgeräten entquellen. Schmeichlerisch ("Kulturträger" für jene, die rigoros Skulpturen aus Pergamon zu Kalk zermahlt haben) oder aggressiv (die diversen Angriffe auf G. Bush seitens der Kriegsgegner)... Bin gespannt, ob man Bush nun zum Heiligen erklären wird, nachdem er das Palästinenser-Problem einer wirklichen Lösung ("Endlösung" ist ein unerlaubtes Wort) nahegebracht haben wird, und vor allem: wie man dies tut. Es dürfte das Musterbeispiel eines diplomatischen Wendemanövers werden ... :D
      Avatar
      schrieb am 16.06.03 17:34:41
      Beitrag Nr. 49 ()
      Tja, Mirabellchen, es gibt sehr viel in der aktuellen Weltpolitik, auf dessen Ausgang wir gespannt sein dürfen. Was Kritik angeht, gefällt mir eigentlich immer die am besten, die Übertragungen aus völlig anderen "musischen" Bereichen mit grandios-kritischer Komik verbindet.
      Mir gefiel beispielsweise ein Plakat auf einer australischen Anti-Kriegs-Demo im März besonders gut mit seiner ganz speziellen Kritik an George W. Bush:
      "FRODO FAILED ! - BUSH GOT THE RING !"
      ;)
      Avatar
      schrieb am 26.07.03 11:42:10
      Beitrag Nr. 50 ()
      Im Archiv von "Die Zeit" fand ich noch diesen Artikel, der mir "recht gut" gefiel.
      ;)
      Feuilleton
      Fernsehen

      Wen wollen wir jetzt angreifen?

      Unter George W. Bush ist die US-Fernsehsatire zahm geworden. Immerhin, es gibt Ausnahmen. Zu ihnen gehört Jon Stewart. Er will die absurde Wirklichkeit nicht überbieten, aber er behält sie im Auge

      Von Eva Schweitzer

      Der Krieg hat Kollateralschäden im amerikanischen Humor angerichtet. Warum, zum Beispiel, machen TV-Talkmaster keine Witze mehr über Deutschland? "Weil Deutschland", sagt Jon Stewart, "aus anderen Gründen gegen den Krieg war als Frankreich. Deutschland ist wie ein trockener Alkoholiker, der nicht einmal mehr in die Nähe einer Bar gehen will." Dann grinst er. "Und außerdem haben wir Richtlinien von unserem Sender, dass 90 Prozent unserer Witze von Franzosen handeln müssen und nur 10 Prozent von Deutschen."

      Die USA durchleben eine Zeit, in der es immer schwerer wird, Nachrichten von Satire zu unterscheiden. Und so ist Jon Stewarts satirische Daily Show im Kabelprogramm Comedy Central zum Spiegel der Befindlichkeit eines Landes geworden, das eine kriegerische Invasion Iraqi Freedom nennt, dessen TV-Korrespondenten ankündigen, sie werden Osama bin Laden erschießen, und dessen ehemaliger CIA-Chef James Woolsley als irakischer Informationsminister gehandelt wird. Braucht man da überhaupt noch satirische Nachrichten? "Wir versuchen nicht, die absurde Wirklichkeit zu überbieten", sagt Stewart. "Es genügt, wenn wir sie im Auge behalten."

      Eine Fanfare à la Star Wars kündigt die Daily Show an: Trompeten, Trommelwirbel, ein digitaler Globus dreht sich, Kamerafahrt auf Stewart, einen schmalen, mittelgroßen Mittvierziger, der in seinem Anzug irgendwie verkleidet wirkt, hinter einem gigantischen Schreibtisch. Seine drei "Reporter" treten, je nach Bedarf, als Senior Analyst for the Middle East, White House Correspondent oder Specialist for Biological Warfare auf. Dann tun sie vor der Kamera so, als stünden sie im Sandsturm vor Bagdad, oder bewegen sich ruckartig, als würde ihr Bild vom Satelliten übertragen. "Werden wir als Nächstes Syrien angreifen?", fragt Stewart, der den Anchor im Studio mimt, den Embedded Chief Reporter Steven Colbert. "Stehe ich immer noch unter der Militärzensur der eingebetteten Korrespondenten?", fragt Colbert zurück. "Ja", sagt Stewart. Colbert: "Dann: nein."

      Als die (echte) Nachricht lief, dass Halliburton, die frühere Firma von US-Vizepräsident Dick Cheney, einen Milliardenauftrag im Irak erhalten werde, fragt Stewart: "Wie beurteilen Sie diesen Vorgang?" Und Senior Political Commentator Ed Helms sagt: "Ich suche noch nach einem Wort, das stark genug ist. Ein Wort, das Ekel, Abscheu, Wut und äußerste Empörung ausdrückt. Ein Wort, das beschreibt, wie einem so derartig schlecht wird, dass man sich sofort übergeben muss, ein Wort, das das Widerlichste des Widerlichsten?" und so fort.

      Diese Radikalität macht Stewart zur "signifikanten kulturellen Kraft" (New York Times). Denn seit der "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns"-Rhetorik von George W. Bush liefern die US-Talkmaster der nationalen Networks " ABC, NBC, CBS " eine Art DDR-Humor ab: Witze über Bückware und Bürokratie, bloß nicht thematisieren, was wirklich weh tut. David Letterman macht Truppenbesuche in Bagdad und scherzt über Gefangene in Guantánamo Bay. Jay Leno kalauert über Hollywood und die Demokraten. Die Ulksendung Saturday Night Life lässt zwar (wie früher) einen Bush-Klon auftreten, aber er ist nicht mehr tumb und faul. Stattdessen macht er sich über das devote Pressecorps lustig, eine sichere Sache. Oder über steinewerfende Irakis. Oder über Osama bin Laden und seine Ziege. Und Bill Maher, der nach dem 11. September gesagt hatte, feige sei nicht, mit einem Flugzeug ins World Trade Center zu fliegen, sondern aus zehntausend Meter Höhe Bomben zu werfen, wurde gefeuert, obwohl seine Show doch "Politically Incorrect" hieß (ZEIT Nr. 24/03).

      "Bill Maher", sagt Stewart, "hat heute eine Show auf HBO, im Edelkabel, und er tritt am Broadway auf. Das soll Zensur sein? Das ist der Deal! Wir sind im Showbusiness! Das Network besitzt mich. Ich erzähle Witze, und wenn ich keine Quote einfahre oder wenn ich mehr Ärger als Gewinn bringe, feuern sie mich. Wenn die mit meinen Ideen genug Geld verdienen, behalten sie mich. Es gibt keine Freiheit der kommerziellen Rede, und ich bilde mir nicht ein, ein Recht auf Sendung zu haben. Viele Medien sind heute nach rechts gedriftet, aber das liegt daran, dass es dafür einen Markt gibt. Es gibt keine Männer in schwarzen Hubschraubern, die die Wirklichkeit kontrollieren. Maher ist nicht Solschenizyn."

      Maher ist kein besonders politischer Mensch. Er ist ein Komiker, der durch eine unvorsichtige Bemerkung zur Ikone der Linken wurde. Es fehlt ihm die Schärfe dessen, der wirklich glaubt. Andererseits, er kennt die Regeln. Kein Selbstmitleid auf offener Bühne. Tut es ihm leid, dass er gefeuert wurde? Nein, sagt er. Er sei sein ganzes Leben lang aufsässig gewesen. Und nun sei er bei HBO. Da könne er offener reden, vor allem über Sex.

      Die Daily Show wird in einem Studio in einem Industriegebiet am Hudson produziert, das wie eine Lagerhalle aussieht. Während der Werbung schlendert Jon Stewart durch die Reihen und beantwortet Fragen aus dem Publikum: "Wie können die Demokraten wieder auf die Beine kommen?" Er zuckt mit den Schultern. "Ich habe für beide Parteien keine Sympathie", sagt er. "Aber die Demokraten?" Seufzt. Lange Pause. Nach der Show, im Interview, fällt ihm etwas ein. "Die sollten sich auf eine Insel zurückziehen und üben, wie man regiert, so 50, 80 Jahre lang." Oder nach Kanada? "Gute Idee. Dann hätten sie auch Krankenversicherung." Und die könnten sie dann irgendwann in den USA einführen. "Nein, nein, das ist kommunistisches Teufelszeug. Das habe ich nicht gehört." Klopft auf den Schreibtisch, als sei dort eine Wanze verborgen. "He! Ihr! Ich habe das nicht gehört."

      Der 11. September brachte den Patriot Act hervor. Die US-Regierung kann Telefone und Computer überwachen, Daten sammeln und "Profile" anlegen. "Genau", sagt Stewart. "Und jeder kann jeden verhaften, der als Terrorist verdächtigt wird." Jeder? Gilt das nicht nur für Weiße? Er grinst. "Richtig, das steht im Kleingedruckten." Bitte, im Ernst. "Nein, ich habe keine Angst. Wovor? Niemand wird nachts in mein Haus kommen und mich abführen. Und wenn das passiert, dann ist etwas in der Welt so derart schief gegangen, dass das meine kleinste Sorge sein wird." Er fügt hinzu: "Es ist richtig, gegen den Patriot Act zu kämpfen. Aber man sollte ihn nicht mit Faschismus verwechseln."

      Auf HBO tobt sich auch Ali G aus. Ali G - der richtige Name des britischen Komikers ist Jeff Baron Cohen (ZEIT Nr. 20/03) - ist völlig unpolitisch, aber auf hinterlistige Weise führt er Politik vor. Ali G macht Stunts, die er als Interviews tarnt. Er reist mit der Kamera durch die USA und mimt den neugierigen Fremden. Zum Beispiel spricht er als schwuler Punk mit österreichischem Akzent mit einem weißen Reaktionär aus dem mittleren Westen. Der hat mit dem gepiercten Ali G keine Probleme, man habe doch einen gemeinsamen Feind: die Juden in Washington.

      Im Interview mit dem früheren Außenminister James Baker (dem bei der Vereinbarung der Termins vorgegaukelt wurde, er trete in einer britischen Dokumentarserie auf) treibt er die Absurdität auf die Spitze: Baker erklärt Ali G, wie die USA andere Länder behandeln müssten, mit "carrot and stick", Zuckerbrot und Peitsche. Ali G beißt sich vier, fünf Fragen lang an den "carrots" fest: Und wenn die Leute in diesen Ländern keine Karotten mögen? Nein, Ali G liebt die USA nicht, dafür sind seine Beiträge zu schrill und zu mitleidslos. Aber er ist Kult bei denen, denen Stewart zu normal ist.

      Stewart hat sich derweil in unserem Gespräch von der deutschen Ernsthaftigkeit anstecken lassen. "Die meisten Leute denken, in den USA geht es um Kapitalismus, aber in Wahrheit geht es um Selbstbestimmung", sagt er. "Ich kritisiere dieses Land, aber ich werde es auch erbittert verteidigen. Ich sehe die Fehler, das Unheil, das Amerika anrichtet, ich wünschte, das wäre anders, aber alles in allem ist es ein unglaublich erfolgreiches Experiment. Haben wir einiges in den Sand gesetzt? O ja. Aber alle Länder haben Blut an ihren Händen. Und dass Europa jetzt sagt: Guckt mal, was Amerika da tut - das ist unglaublich. Das macht mich fertig. So viel europäische Selbstgerechtigkeit nach einer derartig blutigen europäischen Geschichte ?
      Wir in Amerika sind zwar Narzissten, aber wir sind nicht selbstgerecht.

      Warum wird Amerika dann immer so missverstanden? "Man kann nicht kontrollieren, was andere über einen denken", sagt Stewart. "Wir können nur unser Bestes versuchen, und wenn das nicht funktioniert, starten wir die Cruise-Missiles." Und grinst. "Der Titel meines nächsten Buches ist: Deutschland und seine Marotten", verspricht er noch.

      Übrigens ist Stewart auch in Deutschland zu empfangen: auf CNN, Samstagnacht um 0.30 Uhr. Er wird anmoderiert mit: "Das ist keine echte Nachrichtensendung. Herr Stewart ist kein echter Moderator."
      Bei den Deutschen weiß man ja nie.

      (c) DIE ZEIT 17.07.2003 Nr.30
      http://www.zeit.de/2003/30/Jon_Stewart
      Avatar
      schrieb am 27.07.03 11:00:03
      Beitrag Nr. 51 ()
      Ja, und? Da sind einfach Dinge, die so sind und eigentlich immer so waren, mal formuliert worden. Na und? :)
      Avatar
      schrieb am 01.10.03 10:34:52
      Beitrag Nr. 52 ()
      @ Mirabellchen:
      Die Neuformulierung alter Gegebenheiten bringt oft völlig neue und interessante Aspekte mit sich.
      Irgendwer sagte doch mal in der Wissenschaftsgeschichte:
      "Wenn eine alte Idee in einer jüngeren Zeit neu durchdacht wird, so ist sie nicht mehr dieselbe Idee..."
      In diesem Sinne möchte ich aus einem wunderbaren Buch zitieren, das im letzten Jahr ein Bestseller wurde.
      Wißt Ihr auch schon, welches Buch so gekonnt die Eigenheiten der Deutschen, Juden und Russen mit dem ewigen Problem des Exilantentums auf seinen Seiten 114-122 beschreibt(?):

      Der Professor

      Als der Professor nach Deutschland kam, hatte er wesentlich mehr Geld als ein durchschnittlicher Einwanderer. Ein Leben auf Kosten des Sozialamtes kam bei ihm nicht in Frage. Im Gegenteil, der Professor kaufte sich sofort einen Ford Skorpio und konnte schnell mit Hilfe eines Maklers eine große, helle Wohnung in der Berliner Knaackstraße erwerben. In Moskau hatte der Professor am pädagogischen Krupskaja-Institut »Die Erziehung der Jugend in der sozialistischen Gesellschaft« unterrichtet. Außerdem hatte er die Rolle verschiedener Haustiere in der dörflichen Folklore untersucht.
      Seine wissenschaftliche Arbeit, die ihm den Professorentitel eingebracht hatte und danach auch noch als Buch erschienen war, hieß: »Die Bedeutung der Ziege im Bewusstsein des russischen Volkes«. Obwohl Mitglied der KPdSU, hatte der Professor keine klaren politischen Ansichten. Das heißt, er hatte sie schon, aber nicht wirklich. Manchmal dachte er darüber nach, wie man alles im Lande besser organisieren könnte, aber er schrieb seine Gedanken nie auf und verriet sie auch niemandem. Der Professor war wie viele seiner Zeitgenossen ein Liberaler. Als es mit dem Sozialismus zu Ende ging und neue Zeiten anbrachen, hatte der Professor die Gefahren, die in einem solchen Umbruch lagen, nicht gleich erkannt. Er würde genauso gut »Die Erziehung der Jugend in der kapitalistischen Gesellschaft« unterrichten können, dachte der Mann naiv. Es kam aber anders. Kein Mensch brauchte mehr eine solche Ausbildung, die Jugend nahm ihre Erziehung selbst in die Hand, und das Institut wurde geschlossen. Die Räume wurden an die Betreiber einer Technodisco vermietet. Der Professor bekam sein Gehalt immer unregelmäßiger und schließlich gar nicht mehr. Die Regierung konnte nicht alle Angestellten, die arbeitslos geworden waren, auf einmal bezahlen. »Zuerst die Bergarbeiter«, sagte der Regierungssprecher im Fernsehen, »dann die Ärzte«.
      Der arbeitslose Professor sah anfangs sehr viel Fernsehen. Er wollte auf diese Weise die dunklen Botschaften der neuen Zeit entziffern.
      Besonders interessierte ihn das neue Programm »Was tun?«, eine Sendung für die russische Intelligenz mit wenig Werbung. (Das große epochemachende Werk Lenins hieß natürlich nur rein zufällig ebenfalls so.) Die Botschaft der gleichnamigen TV-Sendung ließ sich allerdings schwer begreifen. »Gehen Sie in den Wald«, riet der Moderator, »sammeln Sie Pilze und Beeren und verkaufen Sie sie auf dem Markt.«
      »Geh doch selber in den Wald, Armleuchter!«, erwiderte der wohlerzogene Professor leichten Herzens und schaltete die Kiste aus. Seine liberalen Freunde behaupteten, die Rettung läge allein in der Emigration. Der Professor packte seine Sachen, verkaufte die Wohnung und fuhr nach Deutschland. Hier bekam er als Halbjude Asyl und durfte bleiben. Nur eins quälte ihn: dass er nichts zu tun hatte.
      In der russischen Zeitung entdeckte er die Annonce, dass in Berlin ein russischer Kindergarten eröffnete und dafür Betreuer gesucht wurden. Sofort meldete sich der Professor und wurde auch von den Inhaberinnen, zwei jungen Frauen, auf 620-DM-Basis angestellt. Er bekam DM 9,- die Stunde. Abends ging er zu seinem Nachbarn, einem Schneider, der auch aus Russland kam und eigentlich Archäologe war. Erst in Deutschland, wo es nicht so viel auszugraben gab, machte er eine Umschulung. Nun kaufte der Archäologe auf dem Flohmarkt billige Klamotten, trennte sie auf und nähte aus ihnen neue, pfiffige Kleider, die er in einer russischen Boutique am Kurfürstendamm verscheuerte. Jeden Abend saß er an der Nähmaschine, und der Professor schilderte ihm sein versautes Leben.
      Zuerst hörte der Archäologe interessiert zu, doch irgendwann merkte er, dass der Professor sich oft wiederholte und ihn mit seinen Geschichten derart irritierte, dass er nicht mehr gut nähen konnte. »Wissen Sie was, mein Freund«, sagte er eines Tages zum Professor, »das sind alles so tolle Geschichten, die müssen Sie unbedingt aufschreiben, es könnte ein toller Roman daraus werden. Ich kenne jemanden, der hier Bücher auf Russisch verlegt, und würde Sie ihm empfehlen.« Dem Professor gefiel diese Idee. Er fand dadurch den Sinn seines Lebens wieder. Monatelang schloss er sich in seinem Arbeitszimmer ein. Eines Tages im Frühling tauchte er mit einer dicken Ledertasche in der Hand wieder bei dem Schneider auf. Stolz zog er einen dicken Stapel Papier heraus. »Hier«, sagte er, »mein Roman. Lesen Sie ihn bitte schnell, aber vorsichtig. Ich lasse Ihnen die Tasche da, damit Sie keine Blätter verlieren. Mich würde Ihre Meinung sehr interessieren.« Dann ging er. Der Schneider warf das Manuskript in den Mülleimer, die Geschichten kannte er ja bereits alle. Dann nahm er die alte Ledertasche des Professors auseinander und nähte sich daraus eine Badehose. Damit erfüllte er sich einen alten Traum. Als er nämlich noch Archäologie in der Sowjetunion studiert hatte, hatte er einmal einen Brief aus Amerika bekommen. Seine Tante, die seit zwanzig Jahren dort lebte, wollte Russland besuchen und fragte ihn, was er für Geschenke haben wolle. Er konnte sich an die Tante gar nicht mehr so richtig erinnern und führte gerade ein sehr ärmliches Studentenleben. Ihm fehlte es an allem. Er hatte weder eine richtige Wohnung noch genug zu essen. Voller Bitterkeit schrieb er zurück: Danke, er habe alles, nur eine Lederbadehose nicht, die er jedoch gut gebrauchen könne. Die Tante verstand seinen Witz nicht. Als sie in Moskau ankam, hatte sie eine ganze Kiste voller Geschenke dabei, aber nicht die Badehose. »Es tut mir Leid, Junge«,sagte sie, »ganz Amerika habe ich auf den Kopf gestellt, aber nirgends eine Lederbadehose gefunden. Sie sind wahrscheinlich bei uns aus der Mode.« Wo immer ihn später sein Schicksal hin verschlug, erinnerte sich der Schneider stets an diese Geschichte. Nun hatte er sie - die tolle Badehose aus der Aktentasche des Professors.
      Der Professor erkundigte sich vorsichtig einmal in der Woche, ob der Schneider seinen Roman schon gelesen hätte. »Ich hatte so viel zu tun«, schüttelte der Schneider jedes Mal bedeutungsvoll den Kopf. Der Professor ließ jedoch nicht locker. Eines Tages kam er am frühen Sonntag Vormittag. Es war schon Sommer, der Schneider saß mit einer Flasche Bier in der Hand auf dem Balkon und sonnte sich. Er hatte nur eine Badehose an - die aus Leder. Der Professor setzte sich neben ihn und nahm auch eine Flasche Berliner Pilsner. »Ach übrigens«, begann er das Gespräch, »haben Sie schon in mein Manuskript reingelesen?« »0 ja«, sagte der Schneider, »ich fand es sehr beeindruckend, wie Sie das alles beschrieben haben...« Der Blick des Professors blieb an der Badehose hängen. »Ein neues Kunstwerk? Komisch, ich hatte früher eine Tasche, die genau in diesem Farbton war.« »Ach, Unsinn«, sagte der Schneider, »ich kenne Ihre Tasche, die sieht anders aus«. »Sie sieht anders aus?« »Ja, ganz anders!« Die Sonne strahlte...


      Mein kleiner Freund

      Die Liebe zu Fremdsprachen kann einem teuer zu stehen kommen. Mein Freund Klaus sitzt seit einem Monat in einem russischen Gefängnis, dabei wollte er eigentlich nur Russisch lernen. In Berlin hatte er immer die »Deutsche Welle« gehört, und zwar die Sendung »Russischunterricht für Kinder von fünf bis zehn«. Zweimal die Woche, ein ganzes Jahr lang. Das Ergebnis war, dass er jeden Satz mit »Und jetzt, mein kleiner Freund...« begann. Nicht einmal im Kindergarten wäre er damit durchgekommen.
      Klaus brauchte dringend einen russischen Gesprächspartner. Ich hatte keine Zeit und empfahl ihm, eine Annonce in "Tip und Zitty" aufzugeben - »Vermiete kurzfristig Bett an russische Emigranten« oder etwas Ähnliches. Schon bald meldete sich der erste Russe bei ihm, Sergej. Er war vor einem Jahr im Rahmen eines Künstleraustauschprogramms nach Deutschland gekommen.
      Sechs Monate lang hatte er zeitgenössische russische Kunst im Künstlerhaus Bethanien präsentiert.
      Dann war das Programm zu Ende. Sergej wollte jedoch Berlin nicht wieder verlassen und entschied sich, illegal hier zu bleiben. Tagsüber schuftete er auf einer Baustelle, abends frönte er seiner Leidenschaft, in der Lebensmittelabteilung des KaDeWe Weinbergschnecken zu verputzen. Dafür ging fast sein ganzes Geld drauf. Zuerst wohnte Sergej in einem der besetzten Häuser in Friedrichshain. Als die Polizei das Haus räumte, konnte er im letzten Moment entkommen. Klaus stellte dann für ihn ein Bett in die Ecke seiner Einzimmerwohnung. »Und jetzt, mein kleiner Freund«, maulte er jeden Tag, »musst du mir helfen, meine Russischkenntnisse zu verbessern.« Doch so richtig klappte das nicht. Zu unterschiedlich waren beide, zu klein die Wohnung. Klaus, ein überzeugter Vegetarier, musste jeden Tag die abscheulichen Essgewohnheiten von Sergej erdulden. Einmal versuchte er, heimlich ein paar von den Riesenschnecken zu retten. Er holte sie aus der Schüssel unter Sergejs Bett und versteckte sie im Schrank.
      Eines Tages bot Sergej seinem Vermieter an, er könne für ein paar Wochen nach Moskau ziehen, zu Sergejs Frau, um dort seine Sprachkenntnisse zu vertiefen. Klaus besorgte sich sofort ein Visum und flog nach Moskau. Die Frau von Sergej hieß Mila und wusste von nichts. Sie besaß ein kleines Zimmer in einer Kommunalwohnung ohne Telefon, wo noch weitere fünf Familien lebten. Es war eine sehr lebendige
      Kommunalwohnung mit drei Gasherden in der Küche, einem Klo und vielen schreienden Kindern auf dem Korridor. Doch als Klaus eintraf, wirkte die Wohnung fast leer. Eine alte Frau war gerade gestorben, ein allein lebender Bademeister wegen Diebstahls verhaftet worden, und die Kinder waren mit ihren Eltern in die Ferien gefahren. Nur ein Polizist, der eifersüchtige Liebhaber von Sergejs Frau, war zu Hause, als Klaus aufkreuzte. »Guten Tag! Ich komme aus Deutschland, und jetzt, mein kleiner Freund, zeige mir, wo Mila wohnt«, sagte Klaus zu ihm. Der Mann antwortete nichts, ließ den Gast herein, zeigte ihm das Zimmer von Mila und verschwand in seinem eigenen. Klaus, der nach der langen Reise müde war, schlief bald ein. Abends kam Mila aus der Bibliothek, in der sie arbeitete, und ging sofort zu ihrem Liebhaber aufs Zimmer. Am Morgen hatten beide einen Streit gehabt wegen Milas in Deutschland verschollenen Mannes. Der Polizist hielt Klaus für einen Nebenbuhler, und als Mila abends sein Zimmer betrat, machte er ihr erneut Vorwürfe. Sie stritten sich derartig heftig, dass der Polizist schließlich eine Axt nahm und Mila erschlug. Anschließend verschloss er die Tür von außen und verschwand. Zwei Tage verbrachte Klaus allein in dem fremden Zimmer, bis er Blut auf dem Boden entdeckte. Es kam durch die dünne Trennwand aus dem Nebenzimmer. Klaus machte das Fenster auf und schrie: »Blut auf dem Boden, meine kleinen Freunde, Blut auf dem Boden!«
      »Noch ein Durchgedrehter«, murmelte eine alte Frau, die auf dem Hof leere Flaschen einsammelte. Doch für alle Fälle rief sie die Polizei. Die hielt Klaus für den Täter und wollte ihm die Geschichte mit der Sprachreise natürlich nicht abkaufen. Trotz seines deutschen Passes wurde er eingesperrt. Im Untersuchungsgefängnis gaben ihm die Mithäftlinge schließlich den Spitznamen: der deutsche Blut-und-Boden-Mann.
      Avatar
      schrieb am 02.10.03 12:16:24
      Beitrag Nr. 53 ()
      P.S. zu Posting # 52: Nur damit keine Mißverständnisse aufkommen, folgt dieser Hinweis:
      Der "Klaus" aus dem Posting # 6, dessen möglicherweise fiktiver Kontrahent bei gewissen Lesern bereits bei einer früheren Veröffentlichung ultra-deutsch-nationale Tobsuchtsanfälle auslösen konnte, ist nicht identisch mit dem "Klaus" aus der Satire "Mein kleiner Freund" in Posting # 52.
      Auch die Verfasser sind nicht identisch, aber "Klaus" scheint in Satiren und einschlägigen Musikveranstaltungen nun einmal ein sehr beliebter deutscher Name zu sein, z.B. "Klaus und Klaus", "der blaue Klaus" etc.
      Ich möchte zusätzlich aus gegebenem Anlaß darauf hinweisen, daß es sich in beiden Fällen um Satiren handelt, auch wenn ihnen wahre Begebenheiten zugrunde liegen mögen.
      Avatar
      schrieb am 02.10.03 13:45:18
      Beitrag Nr. 54 ()
      Ach ja, das hätte ich beinahe vergessen:
      Heute abend kann mein geschätztes Publikum den Mann im Fernsehen genießen, von dem ein großer Teil des ersten Postings in diesem Thread hier stammt.
      In Dieter Hildebrandts vermutlich endgültig letztem "Scheibenwischer" treten seine liebsten Gäste auf und mein persönlicher Favorit ist Georg Schramm - der im übrigen meist als protestantischer Preuße mit schwarzer Prothesen-Hand auftritt.
      Falls man einen Fernseher besitzt (und falls man nicht in Bayern beheimatet ist, sobald sich Bayern bei Hildebrandts Auftritt vielleicht mal wieder aus dem deutschen ARD-Verbund ausblendet), sollte man sich diese Sendung nicht entgehen lassen:
      http://www.daserste.de/programm/tvtipp.asp?datum=02.10.2003
      Avatar
      schrieb am 16.10.03 11:37:14
      Beitrag Nr. 55 ()
      Ich könnte wetten, wir Deutsche werden doch noch mal "ganz groß rauskommen":
      http://www.freitag.de/2001/15/01151301.php
      ;)
      Avatar
      schrieb am 16.10.03 12:43:05
      Beitrag Nr. 56 ()
      Ich habe da übrigens seit einem grauenhaften Alptraum heute nacht (ich war nämlich der UN-Generalsekretär Kofi Auryn!) noch so eine schreckliche Befürchtung, es könnte sich selbst bewahrheitende Nonsens-Prophezeihungen durch verschiedene Dimensionen der Realität hindurch geben.
      So erschien 1979 (wirklich wahr!) ein Satire-Büchlein mit dem Titel "Das waren die 80er Jahre" bei rororo, in dem die Journalisten der "Zeit" aus der Sicht des Jahres 1991 die Ereignisse des vergangenen Jahrzehnts darstellen.
      Das meiste war natürlich völliger Schwachsinn, wie z.B. daß Großbritannien 1982 an den Disney-Konzern verkauft wurde und bei der Geburtstagsparade der Queen seitdem die Gardisten Mickey-Mouse-Masken tragen müssen, wovon es auch Fotos im Buch gibt.
      Zur Beschreibung der Geschichte Sowjetunion allerdings gab es zwei Geschichten aus verschiedenen Parallelwelten, von denen nur eine Wirklichkeit werden konnte. In der einen übernahm ein General die Macht in der Sowjetunion und das Land brach in einem langen Bürgerkrieg auseinander.
      In der anderen Version übernahm ein unbekannter Landwirtschaftssekretär namens Gorbatschow die Macht und es ereignete sich in der Geschichte bereits 1979 fast auf das Jahr genau beschrieben, genau das, was auch in der späteren Realität geschehen sollte.
      Der Verfasser war, glaube ich, der Journalist Joachim Nawrocki, der nach seiner eigenen Aussage damals nur wußte, daß ein relativ junger Landwirtschaftssekretär namens Gorbatschow demnächst in das Politbüro aufrücken sollte.

      Und jetzt ist mir gerade eingefallen, daß 1993 ein Film in den Kinos war, der bei mir irgendwie meinen nächsten Alptraum verursachen könnte.
      Seit ich den Film gesehen haben muß, frage ich mich, wie ich in meiner Eigenschaft als intellektueller " Agademieker" eigentlich dazu kam. Ich würde mir sonst natürlich nie einen Krawall-Komödien-Film mit einem Titel wie " Demolition Man" ansehen, aber ich vermute, daß ich eines Abends durch die Programme " gezappt" bin (aah, ich liebe dieses Neudeutsch!) und versehentlich dabei hängen geblieben bin, wie Sandra Bullock versucht, Sylvester Stallone zum " berührungslosen Sex" zu überreden. Wegen meines Hangs zu kontemplativer Meditation fühlte ich mich davon natürlich angesprochen und blieb bei diesem Film bis zum bitteren Ende hängen.
      Wie kam ich jetzt eigentlich zum Thema " Sex" ?
      Ach ja, Arnold Schwarzeneggers Erwähnung im!
      Jedenfalls hatte der Film einige Scherzle in der Handlung, die mich damals schon begeistert hatten. Eigentlich fängt alles wie üblich an. Sylvester rettet als Polizist gleich zu Beginn die Welt vor einem bösen Bösewicht, verarbeitet dabei aber einen großen Teil Kaliforniens zu Sägemehl und wird dafür ähnlich hart bestraft wie der Bösewicht. Beide werden nämlich 70 Jahre lang eingefroren (ganz neue SF-Bestrafung im Kalifornien dieses Films) und etwas früher in einem glücklichen Zukunfts-Kalifornien wieder aufgeweckt, das doch sehr an Huxleys schöne neue Welt erinnert. Dort hat ein Politiker schon den Bösewicht wieder erweckt, um mit ihm schneller Präsident o.ä. zu werden, aber der Bösewicht ist außer Kontrolle geraten und jetzt muß der Demolierungsexperte Stallone auch wieder ran, um den Bösewicht Wesley Snipes wieder einzufangen.
      Dabei erfährt Stallone, daß die " Schwarzenegger-Bibliothek" nach unserem Arnold benannt worden ist, der als Gouverneur von Kalifornien so beliebt war, daß für ihn die Verfassung geändert wurde und er auch als Ausländer Präsident der USA werden konnte. Als Präsident war er noch beliebter, so daß die US-Verfassung noch mal geändert wurde, damit er mehr als zwei Amtsperioden Präsident bleiben konnte.
      Wenn ich mich richtig erinnere, war er im Film Präsident von 2008 bis 2020 oder von 2012 bis 2024.

      Habt Ihr auch schon solche schreckliche Angst vor der Zukunft wie ich?
      ;)
      Avatar
      schrieb am 16.10.03 12:52:15
      Beitrag Nr. 57 ()
      Ach ja, es handelt sich um diesen Film, der bei mir den vorher beschriebenen, nächsten Alptraum auslösen wird:
      http://www.actionlex.de/films/demoliti.html
      Avatar
      schrieb am 17.10.03 17:24:05
      Beitrag Nr. 58 ()
      Vom selben Autoren wie Posting # 52:

      Stalingrad

      Seit einiger Zeit haben viele in Berlin lebende Russen, die sonst perfekte Kandidaten für Langzeitarbeitslosigkeit sind, wieder mal einen Job. Das Zauberwort heißt >Stalingrad<. Nunmehr wieder mal als Film.
      (Es geht um den Film "Duell" von Jean-Jacques Annaud; "Duell" auf Deutsch, "Enemy at the Gate" in Englisch und "Stalingrad" für Frankreich.)
      Bei der 180 Millionen Mark teuren Filmproduktion von Jean-Jacques Annaud spielen die Russen Russen. Zwar zahlt Annaud die niedrigsten Statistenlöhne in Europa, dafür sind aber alle für eine Weile vollbeschäftigt. Sie müssen ja Stalingrad erstürmen, das jetzt erst einmal in Krampnitz bei Potsdam nachgebaut wird. Mindestens drei mir bekannte russische Schauspieler behaupteten, sie wären von Annaud für die Hauptrolle des authentischen Scharfschützen Wassilij auserwählt worden. Alle drei hatten die Ehre, dem Meister persönlich vorsprechen zu dürfen, und alle drei haben bereits die entsprechenden Drehtage in ihren Terminkalendern eingetragen. Mir scheint, dass alle in Berlin existierenden Castingfirmen Schauspieler für Stalingrad gesucht haben. Ich wurde auch von einer angerufen: »Schicken Sie uns bitte ein Foto von Ihnen, 30x40 cm, schwarzweiß«, verlangte eine Frauenstimme von mir. »Aber ich bin doch gar kein Schauspieler«, wandte ich ein. »Was sind Sie dann?«, die Stimme klang überrascht, die Castingfrau dachte anscheinend, dass alle Russen hier Schauspieler sind. »Ich bin Hausmeister«, sagte ich aus Protest. »Schön, na gut, schicken Sie uns trotzdem ein Foto von Ihnen, 24x30 in Schwarzweiß, und, übrigens, kennen Sie eine richtig alte russische Frau, so um die neunzig?« Ich kannte eine, doch die kannte die Frau auch schon.
      Dieser Film schlägt schon vor Drehbeginn große Wellen - und das nicht nur hier. Aus Moskau erreichte mich neulich die Nachricht, dass der russische Filmmogul Nikita Michalkow als Antwort auf Annauds Projekt mit dem Gedanken spielt, den größten und teuersten russischen Kriegsfilm aller Zeiten zu drehen: »Die Eroberung von Berlin«. Im Moment würden dafür Beziehungen zu Regierung und Armee geknüpft, um an Gelder und Genehmigungen heranzukommen. Das zerstörte Berlin soll in der tschetschenischen Hauptstadt Grosnij nachgebaut werden, und alle Kriegsveteranen dürfen kostenlos mitspielen. Natürlich kann der russische Spielfilm nicht so teuer werden, dafür haben die Russen aber die echten Kanonen und die echte Zivilbevölkerung, die sie niedermetzeln können - und damit den wahren Realismus auf ihrer Seite. In Russland hat Michalkow eine Kulisse, von der Annaud nur träumen kann.
      Sicher werden beide Filme ein Riesenerfolg und die Kassen werden klingeln. Denn es gibt viele Menschen, die auf so was stehen. Das zeigt Amerika, und das hat mir auch gestern eine Bekannte bestätigt, die früher selbst Schauspielerin war und jetzt die russische Telefonsexnummer in Berlin bedient. Immer mal wieder rufen dort auch Deutsche an. Vor kurzem meldete sich ein alter Mann. »Russischer Telefonsex?«, fragte er. »Gut. Aber kein >Ich zieh mich langsam aus< und >Was hast du für ein großes Ding!< Nicht so einen Scheiß! Das mag ich nicht. Hör zu: Wir schreiben das Jahr 1943, ein Minenfeld in der Nähe von Stalingrad. Es ist saukalt, die Luft riecht nach Pulver. In der Ferne hört man die Geschütze donnern. Du heißt Klawa, du bist blond, dick und liegst im Schnee. Du hast nur Soldatenstiefel und eine Mütze an. Ich, in der Uniform eines Sturmbannführers der SS, gehe auf dich zu. Es geht looooos!«

      In den Schützengräben
      von Stalingrad

      »Ich hätte eigentlich viel lieber einen deutschen Offizier gespielt«, sagt Grischa zu mir und stopft sich schwarzen Kaviar in den Mund. Grischa ist der einzige russische Schauspieler, der es geschafft hatte, eine einigermaßen vernünftige Rolle bei der Stalingrad-Verfilmung »Enemy at the Gates« zu bekommen. Er spielt einen sowjetischen Politoffizier, hat drei Drehtage und kassiert dafür DM 10.000,-.
      Grischa ist ein weiser Mann: »Man muss die Deutschen bei dieser komischen Filmproduktion in Schutz nehmen«, meint er. Wir sitzen im Chruschtschow-Stab, die Dreharbeiten sind gerade beendet. Gestern wurden hier »Die russischen Offiziere beim Frühstück« gefilmt. Im KaDeWe hatte die Requisitentante jede Menge Fisch sowie mehrere Kilo Kaviar zu DM 4000,- das Kilo gekauft und fünfzig Flaschen alten sowjetischen Champagner aufgetrieben. Mit diesen und anderen tollen Sachen wurde der Frühstückstisch voll gestellt. Doch die Schauspieler aßen und tranken nichts davon. Anschließend wurde die nächste Szene von der Requisite vorbereitet: »Die Russen haben gegessen.« Dazu verteilte man den Kaviar und die Fische gleichmäßig über den ganzen Tisch und manschte darin herum, als wären Wildschweine darüber gelaufen. Zu guter Letzt schütteten sie den Champagner über die Bescherung, damit auch dem Dümmsten klar wird: Hier haben die Barbaren mitten im Krieg eine Orgie veranstaltet.
      Nun stehen Grischa und ich an diesem Tisch und bedienen uns unauffällig, bevor alles im Mülleimer landet. »Die Deutschen müssen geschützt werden«, fährt Grischa fort, »weil sie damals doch eine ehrenvolle Niederlage erlitten haben. Jetzt haben wir wieder Ende Februar und draußen schon 14 Grad plus. In Stalingrad, bei minus 24 Grad, hatten sie es in ihren dünnen Uniformen bestimmt nicht leicht. Das war fast ein Selbstmordtrip. Sie hätten damals schon das KaDeWe erstürmen sollen.« Plötzlich hustet mein Freund. Er hat schon wieder einen Leberfleck von Chruschtschow verschluckt. Dem Hollywoodschauspieler Bob Hopkins, der die Rolle von Chruschtschow spielt, fallen ständig die falschen Leberflecken ab. Er hat ein sehr bewegliches Gesicht und muss jede Stunde von mehreren Maskenbildnerinnen neu geschminkt werden. Dazu benutzen sie ein dickes amerikanisches Chruschtschow-Buch, in dem ganz genau steht, welche Leberflecke der Russe wo hatte.
      »Schade, dass sie den Champagner wegschütten«, meint Grischa. »Aber was soll`s, die Amis sind nun mal keine Champagnertrinker, die stehen mehr auf Bier.« »Die Russen trinken auch gerne Bier«, erwidere ich. »Die Russen trinken alles, sie lassen sich auch nicht lange bitten«, sagt Grischa. Ich hatte inzwischen Chruschtschows Frühstück weiter verputzt und konnte nicht mehr. »Schluss mit der falschen Bescheidenheit, wir dürfen nicht zulassen, dass deine ganzen guten Sachen weggeschmissen werden. Das sind wir unseren Vätern schuldig, die einst Stalingrad stürmten«, agitierte mich Politoffizier Grischa. »Das ist doch eine auf Verschwendung angelegte Filmproduktion, die werden neues Zeug einkaufen und wieder alles wegwerfen. Was meinst du, warum dieser Film überhaupt gedreht wird?«, versuchte ich meinen Freund aufzuklären. »Wie - warum? Aus Albernheit natürlich«, meinte er. »Aus Schadenfreude«, behauptete ich, »ein überaus tpyisches Verhaltensmerkmal der westlichen Zivilisation.« »Das muss ich meinen amerikanischen Kollegen erzählen.« Grischa überlegt kurz und kaut weiter. »Wie heißt eigentlich >Schadenfreude< auf Englisch?« »Weiß ich nicht, muss man im Wörterbuch nachsehen.« Wenig später fanden wir in der Requisite ein englisches Wörterbuch "Deutsch-Englisch". >Schadenfreude< heißt darin auf Englisch >Schadenfreude<.
      (Komisch, in deutschen Wörterbüchern "Deutsch-Englisch" heißt Schadenfreude "malicious joy".)

      Aus dem relativ aktuellen Bestseller
      Wladimir Kaminer: Russendisko, S. 136-142;
      ISBN 3-442-54175-1, 7,90 Euro
      Avatar
      schrieb am 10.03.04 12:52:43
      Beitrag Nr. 59 ()
      Da fällt mir gerade auf, daß in Rußland in vier Tagen Präsidentenwahlen sind.
      Ich bin ja schon unglaublich gespannt, wie diese Wahlen ausgehen werden! Na, nicht daß man mich falsch versteht. Der Sieger steht bei Wahlen in Rußland aus alter Tradition natürlich schon seit Jahren fest, aber es ist doch immer wieder spannend zu sehen, ob der Sieger diesmal wieder über 80 Prozent aller Stimmen bekommen wird oder weniger.
      Das ist immerhin schon ein gewaltiger Fortschritt gegenüber den Zeiten der Sowjetunion, denn da wurde es doch mit der Zeit ein bißchen langweilig: Man mußte sich nur überlegen, ob`s jetzt unter oder über 95 Prozent der Stimmen sein werden.

      Ich vermute, daß angesichts der Spannung dieser Wahlen auch der Tschetschenien-Krieg nochmal kurz Erwähnung finden wird. Es gibt da sonst nämlich nur noch Bücher drüber wie dieses hier von Anna Politkowskaja (lustiger Name, nicht?):
      http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3832178325/qid=1078917…

      Man erfährt aus diesem Buch so ein paar kleine Details, die hier in Deutschland ja niemanden interessieren, weil doch Präsident Putin unser Verbündeter im Kampf gegen die islamistischen Terroristen ist - natürlich auch im Kampf gegen die bösen, bösen US-Unterdrücker, die uns seit 1945 so gnadenlos ausgebeutet haben, daß wir eins der reichsten Länder Europas geworden waren. Gott sei Dank hat sich das alles schon weitgehend geändert, seit Chirac und Schröder bei ihrem Freund Putin waren, um sich öffentlichkeitswirksam über die kriegstreiberischen Amerikaner im Irak zu beschweren.
      Es gibt da heute im Fernsehen ganz tolle Gelegenheiten, sich Gedanken über die Pressefreiheiten bei unserem russischen Verbündeten zu machen. In "Arte" wird um 15.10 Uhr eine Reportage über russische Journalisten wiederholt, die komischerweise immer dann dem "kriminellen Rowdytum" zum Opfer fallen, wenn sie einen Artikel über die Verbindungen zwischen russischer Mafia und Politik oder etwas gegen Putins Sondereinheiten schreiben.
      Um 22.15 kommt dann eine Reportage über die Kriege der USA (von Scholl-Latour) im ZDF und um 23.00 Uhr in der ARD eine nette Reportage über "Den Präsidenten, der aus der Kälte kam". Wer denkt da nicht voller Begeisterung an John le Carrés "Spion, der aus der Kälte kam"?


      Aber was ich noch zu Anna Politkowskaja sagen wollte: Sie ist die im Moment im internationalen Ausland angesehenste russische Journalistin und eine Freundin von Dirk Sager sowie von Gabriele Krone-Schmalz (falls Euch diese Namen noch etwas sagen). Sie erhielt Journalistenpreise besonders in Frankreich, aber auch in vielen anderen Ländern.
      Aus ihren Büchern erfährt man so interessante Dinge wie z.B.
      daß allein seit 1999 in Tschetschenien ca. 2.000 Menschen spurlos verschwunden sind,
      daß es seit dem Beginn des Tschetschenien-Krieges vor 8 Jahren mit Sicherheit 12.000 in Tschetschenien getötete russische Soldaten gab, davon alleine 6.000 - also die Hälfte - seit dem Amtsantritt von Putin.
      Durch das Rotationsprinzip der russischen Armee sind in den letzten 8 Jahren etwa eine Million russische Soldaten aktiv am Kampf in Tschetschenien beteiligt gewesen, in deren Gewalterfahrungen Frau Politkowskaja eine Bedrohung für die Gesellschaft in Rußland sieht, da viele von ihnen nach ihrer Heimkehr gewalttätige Alkoholiker zu werden drohen.
      Um die Verluste der russischen Armee zu verschleiern, gibt es in großen russischen Städten halboffizielle "Patriotismus-Vereine", die nicht nur russische Söldner für 6-monatige "Spezialeinsätze" in Tschetschenien anwerben, wobei wir uns natürlich darüber freuen dürfen, daß dieser Krieg offiziell bereits seit 3 Jahren beendet ist. Bewerber mit einschlägigen Bosnien- und Kosovo-Erfahrungen werden übrigens bevorzugt!
      Es gibt zwar nach Meinung von Frau Politkowskaja im Durchschnitt immer noch täglich bis zu 8 getötete russische Soldaten in Tschetschenien, aber bei ständig stationierten 80.000 Soldaten in diesem Land fällt so ein kleiner Schwund kaum auf. Auf 5 Tschetschenen kommt immer noch ein russischer Soldat, wobei man nicht genau weiß, wieviele Tschetschenen sich überhaupt noch in ihrer Heimat aufhalten, da in den umliegenden Regionen des Kaukasus mindestens 250.000 tschetschenische Flüchtlinge seit Jahren in Zelten und alten Bahn-Waggons leben, die vor den 14.000 Luftangriff-"Sorties" seit 1997 geflüchtet waren.
      Aber interessiert uns so etwas überhaupt?
      Nö, warum denn eigentlich? Man kriegt ja sowieso keine aktuellen Bilder mehr zu sehen, weil alle Journalisten, die nicht so berühmt sind wie die Politkowskaja normalerweise schon an den Grenzen abgefangen werden, sofern sie nicht gleich auf der Intensivstation oder im Leichenschauhaus enden, weil sie "zufällige Opfer" des "kriminellen Rowdytums" geworden sind.

      Es ist immer wieder schön zu wissen, daß wir Deutsche so gute Freunde wie Putin haben - besonders im Kampf gegen die bösen Ausbeuter in dieser Welt.
      Avatar
      schrieb am 11.03.04 02:40:35
      Beitrag Nr. 60 ()
      ....................Gabriele Krone-Schmalz...
      ............
      Avatar
      schrieb am 11.03.04 03:26:06
      Beitrag Nr. 61 ()
      ...es macht doch viel mehr Spass , sich über ein
      massenmedial voll erschlossenes Land aufzuregen,
      in dem zwar der höchste Pluralismus herrscht, aber man in
      jedem umgefallenen Sack Reis dort, einen Anschlag
      auf die fundamentalen Menschenrechte moniert....
      Dort kann man, lässig an der Theke stehnd, über die
      Gefahren denen dieses Land ausgesetzt ist, und die es
      für andere bedeutet , berichten. Man braucht bei Air
      Condition noch nicht mal sein Jacket auszuziehen und
      dreckig wird man dabei auch nicht...

      z.B. konnte man in Ruanda so schlecht bei Scotch mit Soda
      recherchieren, ohne dass man dort Gefahr liefe , etwas
      von dem Getränk zu verplempern , oder ganz plötzlich und
      schnöde mal das Reporter-Leben jäh beendet zu bekommen...
      ...und von solchen Orten gibt es eine Vielzahl auf der
      Welt , bei denen es Niemanden einen Pup interessiert ob
      800 , 8000 oder 800.000 umkamen/kommen....
      Avatar
      schrieb am 15.05.04 13:46:55
      !
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      Avatar
      schrieb am 19.05.04 21:17:10
      Beitrag Nr. 63 ()
      Ja, unser Staatswesen muß viel transparenter werden, etwa so wie es die Amerikaner (vertreten durch Condoleezza Rice) von dem ihren glauben. :)
      Avatar
      schrieb am 09.06.04 13:08:05
      Beitrag Nr. 64 ()
      Tja, auch der Glaube hat immer so seine mindestens zwei Seiten, Mrs. Flintstone.
      Einerseits kann er in Sachen Nächstenliebe Gutes bewirken und Berge versetzen, aber andererseits kann er Gläubige und "Gläubiger" auch unheimlich intolerant und gewalttätig machen.
      ;)
      Avatar
      schrieb am 11.08.04 10:56:58
      Beitrag Nr. 65 ()
      Gestern habe ich ja zuerst geglaubt, das wäre eine Satire in " Frontal 21" , als ein Geschäftsmann sagte, er müßte einen kompletten Bau-Antrag bei der deutschen Bau-Aufsichtsbehörde stellen, wenn er sein Firmenschild an der Hauswand von " Sportswear No. 1" in " Sportswear No. 2" ändern wollte, aber nein, das war blutiger Ernst:

      http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/22/0,1872,2177366,00.html

      Die Wirklichkeit in Deutschland ist ja wirklich noch besser als jede Satire!
      :cry:
      Vielleicht sollten wir Deutsche mal wie Brasilien in den frühen 90er Jahren ein "Ministerium für Ent-Bürokratisierung" einführen.
      :D
      Danach war Brasilien fast völlig am Ende und hat bis zum Amtsantritt von Lula da Silva gebraucht, um sich von dieser Reform zu erholen.
      ;)
      Avatar
      schrieb am 11.08.04 16:45:28
      Beitrag Nr. 66 ()
      Das ist ja auch eine überraschend satirische Entwicklung in dem Hamburger "Terrorismus-Prozeß" gegen Herrn al-Motassadeq.
      Gestern noch konnte man seinen Verteidiger noch sagen hören, daß man die Vernehmungsprotokolle aus den USA nicht für die Anklage verwenden dürfe, da die Aussagen des Herrn Binalshibh, der sich in rechtlich ungeklärtem Gewahrsam der US-Streitkräfte befinde, vermutlich unter Folter erpreßt worden wären.
      Und heute hören wir vom Richter, daß diese Vernehmungsprotokolle Herrn Motassadeq eindeutig zu entlasten scheinen.
      Wenn wir dem Verteidiger glauben "dürfen sollten", dann müßten wir Herrn Motassadeq doch jetzt eigentlich erst recht für einen mutmaßlichen Terroristen halten, da die Aussage von Herrn Binalshibh vermutlich unter Folter erpreßt wurde, Herr Motassadeq habe nichts vorher von dem Anschlag auf das WTC in New York gewußt, oder?
      :confused:
      Avatar
      schrieb am 07.09.04 16:55:46
      Beitrag Nr. 67 ()
      Nachtrag zu Posting # 59 in diesem Thread mit dem möglichen Thema "Rußland - das Land der unbegrenzten Möglichkeiten":

      http://www.wienerzeitung.at/frameless/default.htm?ID=M10&Men…

      Schon komisch, was einem in Rußland so alles an Zufällen zustoßen kann. Da gab es vor zwei Jahren mal einen risikofreudigen russischen Rechtsanwalt, der im Namen der Opfer aus der denkwürdigen Musical-Befreiungs-Aktion die Stadt Moskau auf Schadensersatz verklagt hat. Rein zufällig hatte er aufgrund eines Fehlers der Stadtwerke dann ca. einen Monat lang keinen Strom mehr in seiner Kanzlei und zu Hause kein Gas. Oder war`s umgekehrt? Und eingebrochen wurde auch plötzlich bei ihm ohne Ende.

      Und jetzt will Frau Politkowskaja - die international bekannteste Kritikerin des Tschetschenien-Krieges - über die selten grausame Geiselnahme und total mißlungene Befreiungsaktion von Beslan berichten und bekommt plötzlich Vergiftungserscheinungen. Naja, ich kann mir schon denken, was die russischen Staatsanwälte dazu sagen werden: "Solche verwestlichen Schickeria-Journalistinnen tun doch alles, um aufzufallen!"
      Ein richtig interessantes Land, dieses Rußland und schön, daß unser Bundeskanzler dem Herrn Putin immer so gnadenlos zeigt, wie sehr ihm die Pressefreiheit und der Rechtsstaat am Herzen liegen - im Irak...
      Avatar
      schrieb am 10.11.04 10:33:24
      Beitrag Nr. 68 ()
      Das paßt ja eigentlich auch noch prima hierher, glaub` ich:

      Sagt mal, was ist denn eigentlich hier los auf diesem Erdteil, in dessen Mitte noch so etwas wie Deutschland liegt?
      Kaum ist man wie ich als Quadrupel-Agent mal außerhalb von Mitteleuropa unterwegs und vom Internet abgeschnitten, schon bricht überall der Wahnsinn aus!
      Das kommt davon, wenn man sich als Quadrupel-Agent nicht um alles kümmert, aber ich kann ja leider auch nicht überall gleichzeitig sein, obwohl ich mir viel Mühe gebe.
      Fassen wir zusammen: In den letzten 10 Tagen - also in meiner Abwesenheit wird ...
      a) ein gewisser Herr George Dabbelju B. zum zweiten Mal Präsident eines " eigentlich unbedeutenden Landes" , wie es ein gewisser CNN-Chef mal formuliert hat.Dazu kann man nur folgende Seite empfehlen, weil ich komischerweise absolut keinen US-Bürger in meiner Bekanntschaft / Universität habe, der jenen Herren gewählt haben will. Das muß so ähnlich sein wie die Verkaufserfolge von " Heino" : Jeder haßt ihn, aber trotzdem ist er Platten-Millionär.
      Naja, hier jedenfalls die Lieblingsseite meiner amerikanischen Freunde:

      http://www.sorryeverybody.com

      Und jetzt die traurigen oder bestürzenden Sachen aus meiner Abwesenheit:
      b) Jassir Arafat wird fast zeitgleich mit der Wiederwahl von George Dabbelju todkrank in ein Pariser Militär-Hospital eingeliefert. Also wir sollten alle einen Besen fressen, wenn da nicht wieder der CIA und der Mossad dahinterstecken.
      Und überhaupt könnte ich schwören, daß Suha Arafat (die Frau von Jassir, die in Paris regelmäßig Chanel - und Yves Saint-Laurent - Läden bei ihren Einkäufen leerräumt) eine CIA-Doppelagentin ist, die in todbringendem Extremshopping ausgebildet wurde. (Ich hatte auch mal so eine Freundin, aber ich habe sie rechtzeitig durchschaut und eliminiert!)

      c) In den Niederlanden wird von einem niederländisch-marokkanischen Extremisten (oder wieder so ein heimtückischer Doppelagent des CIA oder des Mossad, der sich als Islamist getarnt hat?) der Urgroßneffe von Vincent van Gogh - Theo van Gogh - ähm, ja was eigentlich?, denn zuerst hat er ihn mit einem langen Messer aufgeschlitzt und dann mit einer Pistole das Magazin auf ihn leergeschossen, also eigentlich zuerst aufgeschlitzt, erstochen, dann erschossen und schließlich als Litfaßplakatträger zweckentfremdet, weil er auf der Leiche noch eine schriftliche Warnung an alle ähnlich Ungläubigen hinterlassen hat.
      Seitdem sind die Niederlande in meiner Achtung doch ein wenig gesunken, weil es seitdem dort irgendwie nach " Kristallnacht" riecht, jede Nacht irgendein Gotteshaus brennt, (erst mal moslemische und protestantische, aber wann kommen endlich die katholischen und buddhistischen dran, um den Verdacht an religiöse Einseitigkeit zu bekämpfen?) und alle vergessen, daß in den letzten Tagen auch noch der 66. Jahrestag der deutschen " Reichskristallnacht" " gefeiert" werden konnte. Und dann noch diese " 66" . Also wenn das nicht vielleicht auch noch eine Verschwörung von CIA-Satanisten sein könnte!? Oder vielleicht hat doch der " echte Teufel" seine Hand im Spiel? Aber das kann ja auch nicht sein, denn ein Teufel hat in Deutschland ja seinen Rücktritt angekündigt, weil es da so eine Ohrfeigen-Affäre gab.

      A propos Deutschland: Da gab es doch passend zum Punkt c) gestern noch einen Bericht in " Frontal 21" über die " Islamische Föderation" in Deutschland, die in unseren Schulen " Religionsunterricht" geben darf, aber niemand, der nicht Moslem ist, darf nach Meinung des gestern dargestellten Lehrers erfahren, was denn eigentlich der Inhalt seines Unterrichts ist. Könnte sich ja so ein weltlicher CIA-Doppelagent unter seine Kinder mischen, nicht wahr? Oder noch schlimmer: der Teufel!Wieviele Teufel gibt`s eigentlich immer noch in Europa?
      Und für mich der " Überhammer" zu dem ganzen Wahnsinn in Europa war ja eigentlich der zitierte Hodscha in der " ZDF-Frontal" -Sendung gestern abend, den man auf dieser ZDF-Internetseite fast am Schluß lesen kann:

      http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/24/0,1872,2211960,00.html

      Falls der Mann das tatsächlich so gesagt hat, dann frage ich mich, wer diesen bemitleidenswerten Hodscha dazu gezwungen hat, überhaupt sein kümmerliches Dasein in diesem schmutzigen Land voller Atheisten zu fristen. (Oh, reimt sich das nicht sogar?)
      Naja, vielleicht auch nur wieder einer von diesen CIA-Doppelagenten, vor denen uns freundliche und hilfreiche Konspirologen im Namen von Mathias Bröckers immer wieder warnen möchten.
      Avatar
      schrieb am 10.11.04 11:40:33
      Beitrag Nr. 69 ()
      Bush`s Secular Triumph
      By Christopher Hitchens
      Slate | November 10, 2004

      Many are the cheap and easy laughs in which one could indulge at the extraordinary, pitiful hysteria of the defeated Democrats. "Kerry won," according to one e-mail I received from Greg Palast, to whom the Florida vote in 2000 is, and always will be, a combination of Gettysburg and Waterloo. According to Nikki Finke of the LA Weekly, the Fox News channel "called" Ohio for Bush for reasons too sinister to enumerate. Gregory Maniatis, whose last communication to me had predicted an annihilating Democratic landslide, kept quiet for only a day or so before forwarding the details on how to emigrate to Canada. Thus do the liberals build their bridge to the 20th century.

      Who can care about this pathos? Not I. But I do take strong exception to one strain in the general moaning. It seems that anyone fool enough to favor the re-election of the president is by definition a God-bothering, pulpit-pounding Armageddon-artist, enslaved by ancient texts and prophecies and committed to theocratic rule. I was instructed in last week`s New York Times that this was the case, and that the Enlightenment had come to an end, by no less an expert than Garry Wills, who makes at least one of his many livings by being an Augustinian Roman Catholic.

      I step lightly over the ancient history of Wills` church (which was the originator of the counter-Enlightenment and then the patron of fascism in Europe) as well as over its more recent and local history (as the patron, protector, and financier of child-rape in the United States, and the sponsor of the cruel "annulment" of Joe Kennedy`s and John Kerry`s first marriages). As far as I know, all religions and all churches are equally demented in their belief in divine intervention, divine intercession, or even the existence of the divine in the first place.

      But all faiths are not always equally demented in the same way, or at the same time. Islam, which was once a civilizing and creative force in many societies, is now undergoing a civil war. One faction in this civil war is explicitly totalitarian and wedded to a cult of death. We have seen it at work on the streets of our own cities, and most recently on the streets of Amsterdam. We know that the obscene butchery of filmmaker Theo van Gogh was only a warning of what is coming in Madrid, London, Rome, and Paris, let alone Baghdad and Basra.

      So here is what I want to say on the absolutely crucial matter of secularism. Only one faction in American politics has found itself able to make excuses for the kind of religious fanaticism that immediately menaces us in the here and now. And that faction, I am sorry and furious to say, is the left. From the first day of the immolation of the World Trade Center, right down to the present moment, a gallery of pseudointellectuals has been willing to represent the worst face of Islam as the voice of the oppressed. How can these people bear to reread their own propaganda? Suicide murderers in Palestine—disowned and denounced by the new leader of the PLO—described as the victims of "despair." The forces of al-Qaida and the Taliban represented as misguided spokespeople for antiglobalization. The blood-maddened thugs in Iraq, who would rather bring down the roof on a suffering people than allow them to vote, pictured prettily as "insurgents" or even, by Michael Moore, as the moral equivalent of our Founding Fathers. If this is liberal secularism, I`ll take a modest, God-fearing, deer-hunting Baptist from Kentucky every time, as long as he didn`t want to impose his principles on me (which our Constitution forbids him to do).

      One probably should not rest too much on the similarity between Bin Laden`s last video and the newly available DVD of Fahrenheit 9/11. I would only say that, if Bin Laden had issued a tape that with equal fealty followed the playbook of Karl Rove (and do please by all means cross yourself at the mention of this unholy name), it might have garnered some more attention. The Bearded One moved pedantically through Moore`s bill of indictment, checking off the Florida vote-count in 2000, the "Pet Goat" episode on the day of hell, the violent intrusion into hitherto peaceful and Muslim Iraq, and the division between Bush and the much nicer Europeans. (For some reason, unknown to me at any rate, he did not attack the President for allowing the Bin Laden family to fly out of American airspace.)

      George Bush may subjectively be a Christian, but he—and the U.S. armed forces—have objectively done more for secularism than the whole of the American agnostic community combined and doubled. The demolition of the Taliban, the huge damage inflicted on the al-Qaida network, and the confrontation with theocratic saboteurs in Iraq represent huge advances for the non-fundamentalist forces in many countries. The "antiwar" faction even recognizes this achievement, if only indirectly, by complaining about the way in which it has infuriated the Islamic religious extremists around the world. But does it accept the apparent corollary—that we should have been pursuing a policy to which the fanatics had no objection?

      Secularism is not just a smug attitude. It is a possible way of democratic and pluralistic life that only became thinkable after several wars and revolutions had ruthlessly smashed the hold of the clergy on the state. We are now in the middle of another such war and revolution, and the liberals have gone AWOL. I dare say that there will be a few domestic confrontations down the road, over everything from the Pledge of Allegiance to the display of Mosaic tablets in courtrooms and schools. I have spent all my life on the atheist side of this argument, and will brace for more of the same, but I somehow can`t hear Robert Ingersoll* or Clarence Darrow being soft and cowardly and evasive if it came to a vicious theocratic challenge that daily threatens us from within and without.

      Frontpage Magazine
      10.11.2004
      Avatar
      schrieb am 08.12.04 09:18:38
      Beitrag Nr. 70 ()
      Noch eine kleine Fortsetzung zu Posting # 67:

      Ich bin ja immer wieder erstaunt, wie gerne man sich in Westeuropa und insbesondere in Deutschland im Rahmen "gutnachbarlicher Beziehungen" an Mißstände in anderen Ländern gewöhnt.
      Nehmen wir mal unsere guten Beziehungen zu China anläßlich des schönen Besuchs unseres Kanzlers zugunsten der beiderseitigen Wirtschaftsentwicklungen.
      Es ist natürlich schön, daß sich die Beziehungen so gut entwickeln, aber ist es nicht ein klitzekleines Bißchen voreilig, das Waffen-Embargo gegen China aufzuheben?
      Wurde das Embarge nicht nach so einem winzigkleinen Gemetzel im Jahr 1989 auf dem "Platz des Himmlischen Friedens" verhängt, das die chinesische Staatsführung heute noch "notwendig für die ruhige Entwicklung des Landes" hält?

      Das freundlich lächelnde China droht jedes Jahr spätestens zur Zeit der Kirschlüte der "abtrünnigen Provinz Taiwan" mit einer Invasion, um es "heim ins Reich der Mitte" zu führen.
      Daneben gehört Folter im Polizeigewahrsam zum Standard und jährlich werden nach Meinung von Amnesty International mindestens 7000 Menschen in China hingerichtet. (Naja, die chinesische Regierung denkt vermutlich, daß man bei über 1000 Millionen Einwohnern schon mal auf so ein paar Hinter-dem-Komma-Stellen verzichten kann, wie man ja auch zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes ganze Stadtviertel entschädigungslos enteignen und abreißen kann.)

      Es ist ja auch schön, daß wir uns über 50 bis 100 Todesurteile pro Jahr in den USA so sehr viel mehr aufregen können als über 7000 vollstreckte Todesurteile in China, aber sollten wir den Chinesen nicht bei Gelegenheit mal einen winzigkleinen Wink über unser Verständnis von Menschenrechten geben?
      Es muß ja nicht gleich mit dem Zaunpfahl sein, oder?
      Avatar
      schrieb am 08.12.04 09:27:43
      Beitrag Nr. 71 ()
      Und wo ich doch gerade eigentlich einen Nachtrag zu Posting # 67 schreiben wollte, fallen mir ja noch diese Beiträge aus dem "ARD-Weltspiegel" vom 5.12.2004 ein.
      http://www.daserste.de/weltspiegel/
      Da gibt es doch noch ein Land, mit dem wir so wunderbare Beziehungen haben, nämlich Rußland.
      Wenn man auf der o.g. Internetseite das Bild ein bißchen hochschiebt, kommt man zur Geschichte, in der einem tschetschenischen Mädchen durch eine Spielzeugbombe beide Hände abgerissen wurden. Es hob - diesem Bericht zufolge - vor etwas über einem Jahr etwas auf, das wie ein glitzerndes russisches Metall-Feuerzeug aussah, brachte das Ding freudestrahlend zur Mami, wollte das Feuerzeug vorführen und hatte plötzlich nach einer Explosion keine Hände mehr.
      Es gibt übrigens auch kleinere Bomben, die einen kleinen Zylinder mit Seitenflügel haben und wie ein glitzernder Metall-Schmetterling vom Himmel fallen. Komischerweise explodieren diese Dinger erst, wenn man sie aufhebt.

      Haben wir uns in Deutschland eigentlich schon mal darüber aufgeregt, daß russisches Militär in Tschetschenien Tausende von Spielzeugbomben einsetzt, damit die Eltern mit der Versorgung ihrer verstümmelten Kinder beschäftigt sind und gar nicht erst auf den Gedanken kommen, gegen die russischen Soldaten zu kämpfen?
      Avatar
      schrieb am 08.12.04 17:24:14
      Beitrag Nr. 72 ()
      Dieses Posting ist keine Satire, aber inhaltlich immer noch aktuell und paßt hervorragend als Ergänzung zu Posting # 70:

      Heute hörte ich vom Tode des langjährigen ARD-Korrespondenten in Südostasien, Winfried Scharlau, der im Alter von 70 Jahren gestorben ist. Er war einer der unparteiischsten und mutigsten Journalisten der deutschen Fernsehgeschichte.
      Unter anderem war er unter den letzten Journalisten, die im Vietamkrieg Saigon verlassen haben und auch noch sehr viel später war Winfried Scharlau einer der von mir am meisten bewunderten deutschen Journalisten. Er sprach ein wundervolles Deutsch und seine Kommentare sind mir noch wegen ihrer einzigartigen Deutlichkeit in Erinnerung geblieben.
      Damit alle hier noch einmal sehen können, was wir in den Zeiten des "Infotainment" und der "Big-Brother-Kultur"verloren haben, füge ich hier einen seiner Kommentare ein, die auch nach 10 Jahren noch immer aktuell und vorbildlich wirken.
      Winfried Scharlau sprach am 29. April 1994 zum Besuch des Dalai Lama in Bonn in den "Tagesthemen" den folgenden Kommentar, der an Klarheit der in Diktion sowie Überzeugungskraft seiner Argumente und erst recht hinsichtlich der Unerschrockenheit seiner Kritik an den politischen Würdenträgern nichts zu wünschen übrig ließ.
      Zitat:

      "Der Dalai Lama, geistliches Oberhaupt der Tibeter, Verkörperung der Gewaltlosigkeit und Anwalt des Überlebensrechts der tibetischen Kultur, der Friedensnobelpreisträger von 1989, besucht Bonn, und wie bei seiner Reise zuvor haben weder der Bundeskanzler noch der Außenminister einen Gesprächstermin mit dem Gast vereinbart. Erst gestern ist der Dalai Lama in Washington von Präsident Clinton und Vizepräsident Gore empfangen worden. Die Regierung in Peking hat dies eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas genannt und protestiert. Clinton und Gore haben den Protest ignoriert und zum zweiten Mal ein Gespräch mit dem Dalai Lama geführt, das als Zeichen der Sympathie für diese bedrängte Zivilisation verstanden werden kann. Weder der Bundeskanzler noch der Außenminister haben den Gast aus Tibet je empfangen. Und nur ein Grund kann dieses offensichtliche Desinteresse erklären: die Furcht vor chinesischem Mißvergnügen, vor Protesten Pekings, also ein beschämender Mangel an Selbstbewußtsein dieser Regierung, die sich durch beflissene Rücksichtnahme geradezu anbietet, erpreßt zu werden, und dafür von den Chinesen hoffentlich verachtet wird. Der Blick auf Clinton und Gore offenbart, was unserer politischen Führung in Bonn abgeht: Würde, Selbstbewußtsein und Mut, um Prinzipien hochzuhalten und dem feigen Opportunismus, der sich als Diplomatie ausgibt, zu widerstehen. Und Schande auch über die SPD und ihren Kanzlerkandidaten Scharping, die sich ebenfalls vor dem Gast aus Tibet drücken und die so verächtlich lavieren wie der Bundeskanzler und der Außenminister. Es ist an der Zeit, aus den peinlichen Fehlern der Ostpolitik zu lernen ..."

      Ich finde es wunderbar, daß es solche Kommentare einmal im deutschen Fernsehen gab und ich bedaure sehr, dass ich so etwas schon lange nicht mehr gehört habe.
      Deutschland ist um einen fabelhaften Journalisten von großartiger Integrität ärmer geworden.
      Avatar
      schrieb am 20.01.05 10:21:45
      Beitrag Nr. 73 ()
      Das kuriose Arsenal des Krieges
      Womit, glauben Sie, sind die Waffendepots der Terror-Organisationen gefüllt? Mit Propellergeschossen und Kanonenwatte! US-Soldaten laufen derweil mit Colts und tragbaren Radios durch die Wüste. Das geht nicht mit rechten Dingen zu? Stimmt; Durch Übersetzungsfehler verkommt moderne Waffentechnik gelegentlich zum Scherzartikel.
      Sehr oft war in der Vergangenheit von manipulierten Geheimdienstinformationen die Rede, aus denen sich die US-Regierung eine Rechtfertigung für ihren Krieg gegen Saddam Hussein zusammengebogen hat. Die amerikanische Öffentlichkeit fühlte sich getäuscht und desinformiert. Darüber können wir eigentlich nur milde lächeln. Denn Verwirrung der Öffentlichkeit durch abenteuerliche Informationen gehört im deutschsprachigen Raum zum täglichen Geschäft.
      So gewährte eine Agenturmeldung Einblick in den bedauerlich rückständigen Fuhrpark der irakischen Armee. Da war von großen Summen Bargeldes die Rede, die mit Hilfe von »Traktoren« aus der irakischen Nationalbank abtransportiert wurden. Man sah es buchstäblich vor sich: wie Saddams Getreue Säcke voller Geld auf einen Anhänger werfen und mit mörderischen 25 Kilometern in der Stunde Richtung Grenze davonknattern. Eine Recherche ergab dann allerdings,
      dass es sich in Wahrheit um »tractor trailers« handelte, also
      Sattelzüge, die nicht ganz fachgerecht ins Deutsche übersetzt worden waren.
      Ein anderer Artikel beschrieb den Alltag der Alliierten im | Irak. In einer Aufzählung der vielen Gefahren, die im Hinterhalt lauern, hieß es: »Propellerbetriebene Granaten werden auf Konvois abgeschossen.« Das klingt etwas rätselhaft. Was hat man sich unter einer »propellerbetriebenen Granate« vorzustellen? Eine fliegende Bombe, die sich knatternd durch die Luft schraubt? Kein Wunder, dass die Iraker gegen die Amerikaner keine Chance hatten, wenn sie derart anachronistische Geschosse verwenden. Das Ganze klingt eher nach einem »Yps«-Gimmick als nach einem gefährlichen Projektil. So als würde sich der Erfinder der legendären Plastikdreingaben jetzt als Waffenlieferant im Orient betätigen. Es wäre immerhin nicht das erste Mal, dass Deutschland bedenkliche Produkte in den Irak exportiert. Oder hat womöglich nur jemand den Begriff »Rocket Propelled Grenade «, kurz RPG, falsch übersetzt? Dann hätten wir es nämlich mit einer Panzerfaust zu tun, und schon sähe die Sache anders aus.
      Die viel beschworene technische Überlegenheit der Amerikaner will allerdings auch nicht so recht einleuchten, wenn man lesen muss, dass die Soldaten über »tragbare Radios« miteinander in Verbindung stehen. Diese Radios hätten auf dem Weg von Kuweit quer durch die Wüste den Dienst versagt, da sich die Batterien auf Grund der Hitze zu schnell erschöpften. Wieso gibt man den Soldaten auch tragbare Radios mit, wundert sich der Leser. Erst später dämmert ihm, dass da im Originaltext wohl »mobile radios« gestanden hatte und jemand nicht darauf gekommen war, dies mit »Funkgeräten« zu übersetzen.
      Auch die gern zitierten »smoking guns« sind nur unzureichend mit »rauchenden Colts« wiedergegeben; das englische »gun« bedeutet nämlich sehr viel mehr als nur Pistole oder Gewehr, es heißt genauso Kanone, Geschütz. In Anlehnung an die Western-Serie mit dem deutschen Titel »Rauchende Colts «lassen deutschsprachige Medien die US-Amerikaner auch heute noch mit Revolvern herumballern; das Mündungsfeuer der modernen Artillerie wird zur Wildwest-Schießerei verniedlicht. Ganz abgesehen davon, dass der Ausdruck »smoking gun« im Englischen als Metapher für einen »unumstößlichen Beweis« verwendet wird.
      Auf ihre Weise putzig war die Meldung der Nachrichtenagentur dpa, in der von »Kanonenwatte« die Rede war. Das Terrornetz al-Qaida arbeite an der Herstellung von Sprengsätzen auf Zellulose-Basis, hieß es da. Die Sprengsätze sollten mit einer Substanz namens Nitrozellulose hergestellt werden, die sehr leicht entflammbar sei und in geschlossenen Behältern eine explosive Wirkung habe. Diese Substanz werde auch »Kanonenwatte« genannt. Donnerwetter! Es dauerte nicht lange, da erhob sich ein Proteststurm von chemiekundigen Lesern, die darüber aufklärten, dass die angebliche »Kanonenwatte« auf Deutsch »Schießbaumwolle« genannt werde. Ein Blick ins Lexikon verschaffte Klarheit:
      »Schießbaumwolle«, auch »Schießwolle« oder Nitrozellulose genannt, ist eine altbekannte chemische Zusammensetzung aus Salpetersäure und Baumwolle. Also nichts mit Kanonen und Watte. Da wurde der englische Ausdruck »gun cotton« zu flauschig übersetzt. Schießbaumwolle wäre die korrekte deutsche Entsprechung gewesen.
      Traktoren, Propellergeschosse und Kanonenwatte - man kann nur hoffen, dass die Regierenden in Berlin ihre Entscheidungen über Kriegs- und Friedenseinsätze nicht auf Grundlage von übersetzten Agenturmeldungen fällen. Sollten Sie sich mit dem Gedanken tragen, demnächst in eine Krisenregion zu reisen, dann rüsten Sie sich gut! Nehmen Sie ein Englisch-Wörterbuch mit!

      Leichensäcke aus dem Supermarkt
      Für Verkaufsstrategen ist der Griff in die Englisch-Schublade längst zur Selbstverständlichkeit geworden. Um hiesige Produkte »hipper« und »cooler« zu machen, wird alles bedenkenlos mit englischen Vokabeln beklebt. Der Griff zum Wörterbuch hingegen wird oft vergessen oder mit dem Griff zur Whiskey-Flasche verwechselt. Da bleiben peinliche Irrtümer nicht aus.
      Eine wahrhaft gruselige Geschichte erlebte ein Student aus Oldenburg. Als er gedankenverloren in der Mensa speiste, wurde er plötzlich auf eine Gruppe von amerikanischen Austauschstudenten aufmerksam, die sich am Nebentisch erregt über einen Werbeprospekt einer Supermarktkette unterhielten. Es ging um irgendein supertolles Angebot, doch ganz offensichtlich war es nicht der günstige Preis, der die Amerikaner in Erstaunen versetzte, sondern der angepriesene Artikel selbst. Der Student stellte die Lauscher auf und verstand irgendetwas mit »bag«. Er konnte sich zunächst noch keinen Reim drauf machen und aß daher sein gar köstliches Mensa-Menü in Ruhe zu Ende.
      Als der Student anderntags zum Einkaufen ging, prallte er im Supermarkt gegen eine Werbetafel, auf der »body bags« angeboten wurden. Tatsächlich handelte es sich dabei um mehr oder weniger modische Rucksäcke. Nachdenklich blieb der Student vor dem Angebot stehen und kramte in seiner Erinnerung: »Hmm... body bags? Da war doch was!« Kein Zweifel, er hatte den Begriff schon mal gehört, aber in einem anderen Zusammenhang. Und dann fiel es ihm wieder ein: Ein Kinofilm war`s. Einer über den Vietnam-Krieg. Mit viel Blut und vielen Toten. Eine ungute Ahnung beschlich ihn. Sowie er zurück in seiner Wohnung war, griff er nach dem Englisch-Wörterbuch und schlug nach. Und da stand es, schwarz auf weiß: »body bag« bedeutet Leichen-Sack! Nun verstand der junge Mann, was die Gemüter der amerikanischen Austauschstudenten so erregt hatte: Leichensäcke im Supermarkt. Und dann auch noch im Sonderangebot!
      Wer sich die Mühe macht und ein bisschen recherchiert, der wird feststellen, dass es in deutschen Verkaufsangeboten von Leichensäcken nur so wimmelt. Allein bei Ebay finden sich Dutzende von »body bags «, in allen Größen und Farben. Die Interpretation, was genau ein solcher sei, geht da von Bauchtäschchen über Umhängetasche bis hin zum Tornister.
      Auf internationalen Flügen der Lufthansa soll es schon vorgekommen sein, dass das Bordpersonal den Reisenden »body bags« zum Verkauf angeboten hat. Gemeint waren damit diese praktischen Sets mit Augenklappen, Pantoffeln und ; Ohrstöpseln. Über dadurch ausgelöste Fälle von Massenhysterie oder gehäufter Ohnmacht unter den englischsprachigen Passagieren ist zum Glück bislang nichts bekannt.
      Meistens soll »body bag« wohl aber nichts anderes als Rucksack bedeuten. Das Wort Rucksack scheint jedoch völlig aus der Mode gekommen zu sein. Vermutlich klingt es zu deutsch, zu sehr nach Bergwandern, nach Matterhorn und Kuhglockengeläut. Das schreckt die Jugend ab, die schließlich Englisch gewohnt ist, auch wenn sie es gar nicht versteht. Fazit: kein Verkaufsschlager ohne englisches Etikett (cooler: Label). Aber wenn »body-bag« nun gar nicht das bedeutet, was die Anbieter meinen, was heißt »Rucksack« dann tatsächlich auf Englisch? Machen wir rasch die Gegenprobe im Englisch-Wörterbuch. Da steht zum einen back-pack, als Bezeichnung für die großen Wanderrucksäcke, aber noch davor, gleich an erster Stelle, steht zu lesen, man glaubt es kaum: rucksack.
      So weit ist es also schon gekommen, dass deutsche Werbemacher und Marketingstrategen sich neue englische Begriffe ausdenken müssen, weil das englische Wort zu deutsch klingt. Mit lawn mower und outdoor grill wird sich dann wohl bald auch nichts mehr verdienen lassen. Wie wär`s also mit lawn shaver und outdoor roast? Wie bitte. Sie haben noch keinen? Dann aber nix wie los! Und gleich geht`s los ? oder wie es in Neu-Deutsch bestimmt heißen wird: "Equal goes it loose!"


      Aus: "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod".
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      schrieb am 30.03.05 09:42:55
      Beitrag Nr. 74 ()
      Sehe ich das Problem mit den " ethnischen Säuberungen" im Sudan in der Provinz Darfur eigentlich im Moment richtig so?:

      Alle in der UNO wollen etwas tun, damit man sich nicht wie vor einem knappen Jahrzehnt in Ruanda unglaublich unrühmlich bekleckert, aber leider-leider kann man keine Friedensmission innerhalb der Grenzen des Sudan starten, weil die Mörder zum Teil unglücklicherweise mit in der sudanesischen Regierung sitzen und zum Glück haben wir ja schon eine Friedensmission im Süden des Sudan, wo jetzt nach 30 Jahren Krieg mit den schwarzen christlichen Stämmen ganz friedlich Öl gefördert werden kann, das zum Teil schon an Rußland (als Bezahlung für die brandneuen MiG-Kampfflugzeuge an den Sudan) und an China für die nette Entwicklungshilfe (mit AK 47) verkauft worden ist und weiter verkauft werden soll.
      Wir wundern uns zwar ein bißchen, warum Rußland und China nichts gegen die zig-tausendfachen Vertreibungen und Ermordungen von schwarzen Moslems durch arabische Moslems haben, aber beide Länder und UNO-Vetomächte leiden ja verständlicherweise ein bißchen an Überbevölkerung und da ist es doch nur natürlich, wenn wir weiterhin einem kleinen Massenmord so tatenlos zusehen wie damals in Ruanda.

      Zwar ist China ja auch sonst ein bißchen merkwürdig in der juristischen Bestätigung einer Anwendung von eventuell " unfriedlichen Mitteln" im Umgang mit dem Problem der " abtrünnigen Provinz Taiwan" , aber das wird uns Deutsche langfristig nicht daran hindern, unsere modernsten Waffen an China zu verkaufen, damit dieses lästige Problem mit Taiwan endlich gelöst wird, das schließlich nur ein weiteres Hindernis auf dem Weg zum ewigen tausendjährigen Weltfrieden darstellt. Ups, war da nicht auch in unserer Geschichte mal was mit 1000 Jahren? Ach nein, das muß irgendwas mit dem Platz des Himmlischen Friedens gewesen sein, und schließlich sagt ja auch unser Kanzler, daß in China schon lange eine neue Regierung im Amt ist und der letzte chinesische Parteiquerulant, der damals noch die Studenten auf dem Platz gegen ihre brave tapfere Einheits-Regierung aufgehetzt hatte - Hua Guofeng oder so - ist ja auch neulich erst im Hausarrest gestorben. Damit dürfte dieses Problem ebenfalls bald gelöst sein.
      Schön, daß wir bald unsere Geschichtsbücher auch von so lästigen Namen wie Darfur oder Taiwan reinigen können, nicht?
      Avatar
      schrieb am 30.03.05 10:57:13
      Beitrag Nr. 75 ()
      Nachdem über diese Meldung auch im ZDF-"Heute" berichtet wurde, fand ich dies ja so "wunderbar deutsch", daß es hier nicht fehlen sollte:
      http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,348264,00.h…
      Jetzt versteh` ich endlich, warum ich in Osteuropa in letzter Zeit immer so freudestrahlend begrüßt werde: Die denken alle, daß da der Komiker aus dem lustigen Land mit der Schildbürgerstreich-Geschichte kommt, in dem die Leute früher mal wie im Schlaraffenland lebten und gar nicht gemerkt haben, daß nicht jeder auf Dauer so leben kann.

      Aber schön, daß die Bundeswehrangehörigen sich Gedanken darüber machen müssen, daß auch ihre vielbeschäftigten Hunde im Ausland so komfortabel leben sollten wie zu Hause.

      Nur irgendwie komisch, daß die USA in den meisten armen Ländern immer noch als reichstes Land der Welt gelten, obwohl die ihre Hunde beim Militär in stinknormalen Hundehütten unterbringen, während die Bundeswehr klimatisierte Hundezwinger mit hochkomplizierten Aufbaurichtlinien verwenden muß.
      Der Spiegel-Artikel ließ allerdings noch einige Fragen offen:
      Welches ist eigentlich das zuständige deutsche Bauamt für die " Errichtung einer Hundehütte für einen deutschen Bundeswehrangehörigen der Tier-Rasse Hund" in Kabul? Und ist für einen deutschen Militär-Hund in Herat nicht schon ein anderes Bauamt zuständig?
      Die Afghanen wird es bestimmt auch freuen, daß sie sich keine Sorgen mehr darum machen müssen, von den Abgasen unserer Panzer verpestet zu werden. Allerdings halte ich es für durchaus möglich, daß ihnen bei der Nahrungssuche und den Kämpfen gegen die Taliban dieser Gedanke bisher noch gar nicht gekommen war. Aber dieses Problem mit der afghanischen Sorg- und Gedankenlosigkeit haben wir ja zum Glück in typisch deutscher Perfektion beseitigt.
      Da müßten wir doch eigentlich als das reichste Land der Welt gelten und nicht als das schildbürger-hafteste mit den meisten Doofen.
      Irgendwas ist in diesem Land vielleicht schief gelaufen. Wir sollten sofort einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß bilden, der dieses Wahrnehmungsproblem behandelt und in uns ca. 20 bis 30 Jahren einen Lösungsvorschlag unterbreitet, über den wir dann weiter diskutieren können.
      Avatar
      schrieb am 31.03.05 16:22:49
      Beitrag Nr. 76 ()
      P.S.: Der "Hua Guofeng" aus # 74 hieß ja eigentlich "Zhao Ziyang" , aber da die sich sowieso alle so ähnlich sehen, interessiert das vermutlich eh keinen ...
      ;)
      Avatar
      schrieb am 29.04.05 08:50:46
      Beitrag Nr. 77 ()
      Copyright für den größten Teil des folgenden Texts by Mathias Richling (Satire-Sendung "Scheibenwischer" vom 28.04.2005, ARD, 23 Uhr)
      Zitat:
      "Ich verstehe gar nicht, warum sich so viele Deutsche über die Menschenrechtslage in China, ein paar lächerliche Massenhinrichtungen und die geplanten deutschen Waffenlieferungen dahin so aufregen. Wieso sollen die Chinesen sich unseren Menschenrechtsrichtlinien noch anpassen? Die Chinesen lachen sich doch tot über uns Deutsche! Mit unserem sinkenden Lohnniveau, den verschärften Richtlinien und der Diskussion über elektronische Fußfesseln für Langzeitarbeitslose und Asoziale sind wir doch schon längst dabei, uns dem chinesischen Menschenrechtsstandard anzupassen. Nicht umsonst sahen unsere beiden Bundeskanzler der letzten 20 Jahre immer so erholt aus, wenn sie aus China zurückkamen. Dort in China kann man sich nämlich als Politiker wirklich noch von allen gesundheitsgefährdenden Nachteilen unserer Demokratie erholen. Da gibt es nicht so viel Schreihälse und lästige selbsternannte Demokraten auf den Straßen, die irgendetwas von Unterdrückung und Korruption faseln. Wenn da eine Unruhe unter diesen arbeitsscheuen studentischen Gesellschaftselementen auftritt und die fleißigen Politiker von den Studenten der Korruption oder Unterdrückung beschuldigt werden, kann das ansonsten bedauernswert unbeschäftigte Militär schon mal so richtig lustvoll in die Menschenmengen hineinschießen. Die Chinesen haben sowieso zuviel davon. Und wenn man das nur einmal so richtig gemacht hat, so wie im Sommer 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens, dann hat man erst mal Ruhe im Land und man kann sich die nächsten 15 bis 20 Jahre ganz auf das Wirtschaftswachstum konzentrieren. Dann kann man auch schon mal der EU zeigen, wie man in der globalisierten Textilindustrie alle unterbieten kann, wenn die chinesischen Textilfabrik-Arbeiterinnen bei ihrem Stundenlohn von exakt 45 Cents in drei Schichten rund um die Uhr nähen und Stoffe nur noch ein Zwanzigstel kosten. Das ist der erfolgreiche sozialistische Wirtschaftsgeist, den Deutschland wieder braucht und der Deutschland nur ein Vorbild sein kann. Von China lernen heißt in der globalisierten Wirtschaft wahrhaft siegen lernen!
      Gute Lebensbedingungen für die ungebildeten Massen wie in Deutschland führen nämlich immer nur zu viel zu viel Intellektuellen, die einer funktionierenden Volkswirtschaft in der Geschichte durch ihr dummes Geschwätz immer nur geschadet haben. Wenn unsere deutschen Waffenexporte den Chinesen helfen, ihre Probleme so vorbildlich wie bisher zu lösen, dann sollten wir dem nicht im Wege stehen. (Übrigens könnte Osama bin Laden auch ein guter Abnehmer für unsere Waffen werden, denn der soll ja auch noch ziemlich viel Geld und großen Waffenbedarf haben.) Die immer so gerne demonstrierenden Studenten in Deutschland sollten aus der Geschichte ruhig mal wieder lernen, dass man mit Waffen wirklich viele Probleme ganz ausgezeichnet lösen kann. Wir Deutsche waren damit mal ganz berühmt in der Welt, bevor WIR PAPST geworden sind! Auch darin kann uns Deutschen die chinesische Problemlösung vom Platz des Himmlischen Friedens im Jahre 1989 ein großes Vorbild sein: Es gibt auch andere Mittel als den Numerus clausus oder Studiengebühren, um die Zahl von überschüssigen Studenten zu verringern und diese chinesische Methode der Studentenminderung von 1989 wirkt sehr viel langfristiger und befriedender für die Politik. Es gibt zwar ein paar kleine Embargos, aber wenn die Wirtschaft danach zweistellige Wachstumszahlen hat, dann kommen alle angeblich Empörten schnell wieder angekrochen, um mitzuverdienen."
      (Zitatende. Weiterführendes Zitat von einem ungenannt bleiben wollenden exil-chinesischen Germanistikstudenten in Deutschland: )
      Nur diese lästigen Amerikaner ermuntern mit ihrem Kurzblick immer wieder diese fehlgeleiteten "Demokratie-ist-toll-Politiker" in Taiwan, dem rotchinesischen Bruder Steine in den Weg zu legen und haben sogar militärische Beistandsverträge mit Taiwan. Nur das hat wahrscheinlich die geniale Führung in Peking bisher davon abgehalten, mit Tschiang Kai-scheks Erben in Taiwan abzurechnen. Zum Glück fährt ja gerade der taiwanesische Oppositionsführer in China herum und bittet darum, doch Verständnis für den Kapitalismus in Taiwan zu haben und Taiwan nicht anzugreifen, denn das wäre schlecht für die Weltwirtschaft. Dies wirft natürlich auch die Frage auf, was die USA als unser größter Partner denken würden, wenn in einem möglichen Krieg China-Taiwan die USA unvernünftigerweise wegen der unverständlichen US-Demokratie-Ticks auf Seiten Taiwans eingreifen und das chinesische Militär mit französischen und deutschen Raketen amerikanische Soldaten tötet. Würde man uns das in Washington verzeihen? Aber eigentlich ist das ja auch egal, denn wir haben den US-Amis ja auch nie verziehen, daß sie unsere Konzentrationslager so hemmungslos ins Lampenlicht der Öffentlichkeit gezerrt haben und immer wieder Hollywood-Filme darüber drehen, wenn wir uns darüber beklagen, daß Hitler in manchen Geschichtsbüchern in der Hitliste der größten Mörder noch vor Stalin, Mao oder Dschinghis Khan rangiert. Tja, die Geschichtsschreibung kann so furchtbar ungerecht sein.
      Verglichen damit hatte die Vorgehensweise des chinesischen Militärs 1989 doch tatsächlich eine sehr befriedende Wirkung auf die chinesische Gesellschaft – es war jahrelang so ruhig wie auf dem Pekinger Zentralfriedhof. Dieser Himmlische Friede dehnte sich über das ganze Land aus und erst jetzt – nach 16 Jahren – werden wieder ein paar schöne kleine Demos zugelassen, in denen die Massen Dampf gegen den historischen japanischen Erbfeind ablassen können. Wenn dieselben chinesischen Demonstranten auch nur ansatzweise so viel Demokratie wie in Taiwan oder Japan fordern würden, würden sie natürlich sofort zusammengeschossen werden.
      Das gehört sich nämlich so für eine erfolgreich funktionierende globalisierte Volkswirtschaft und nicht umsonst meinte schon einer unserer deutsch-britischen Könige in unseren Aufständen um 1830: Gegen Demokraten helfen nur Soldaten!
      Genau so isses doch – und warum sollen wir Deutsche dafür nicht schon mal die Waffen liefern, wenn es doch so gut für die internationalen Wirtschaftsbeziehungen ist?!
      Avatar
      schrieb am 27.05.05 19:43:00
      Beitrag Nr. 78 ()
      Mir ist gerade mal wieder ein Buch von Peter Scholl-Latour in die Hände gefallen, das im Zusammenhang mit dem Abzug der syrischen Truppen aus dem Libanon noch recht interessant sein könnte. Ich möchte mit dem folgenden Text in keiner Weise behaupten, daß Syrien am Tod von Hariri wirklich schuldig ist, aber ich fand den folgenden Buchauszug im aktuellen Zusammenhang doch recht interessant und kann mir meine üblichen ironischen Anmerkungen dazu einfach nicht verkneifen:

      Bevor wir womöglich bittere Tränen der Verzweiflung über den inzwischen abgeschlossenen Abzug der syrischen Friedens-Truppen aus dem kleinen Libanon vergießen, der damit völlig schutzlos einer weiteren israelisch-amerikanischen Aggression ausgeliefert ist, der höchstens noch die eindeutig humanitär ausgerichtete schiitische Partei Gottes (= " Hisb Allah" oder mundartlicher: " Hisbollah" ) Hisbollah(-Miliz) mit ihren heldenhaft-pazifistischen Selbstmordkämpfern im Wege steht, sollten wir doch mal wieder schnell bei Peter Scholl-Latour nachlesen, wie denn die syrische Regierung unter der Herrschaft der Familie Assad bzw. von " Über-Papa Hafez" (Hafis) - el - Assad üblicherweise den Frieden wieder herstellt(e?), wenn es einmal zu größeren Unruhen im eigenen Machtbereich kam / kommt. Peter Scholl-Latour beschreibt darin seinen kleinen Ausflug im April 1982 zur syrischen Stadt Hama, kurz nachdem dort Ruhe und Ordnung wieder hergestellt worden waren.

      Peter Scholl-Latour: Allah ist mit den Standhaften, ISBN 3-548-34308-2, Ullstein Verlag, Frankfurt a.M. / Berlin 1986.
      Im Kapitel " Präsident Assad, »Löwe und Held« " - können wir ab Seite 441 bis S. 443 folgendes lesen:
      (Zitat: )

      Als die Moslem-Brüder zu immer rabiateren Anschlägen gegen das Baath-Regime ausholten und ein Attentat gegen den Staatschef um Haaresbreite vereitelt worden war, hatte Hafez-el-Assad unter seinen politischen Gegnern, die in einem Spezialgefängnis unweit von Palmyra eingekerkert waren, aufgeräumt. Nachdem man ihnen eine trügerische Freilassung vorgespiegelt hatte, wurden mindestens fünfhundert Häftlinge mit Maschinengewehren und Hubschrauberkanonen auf freiem Felde niedergemäht.
      Doch zurück zu unserem Ausflug zur Stadt Hama.
      Immer wieder angehalten, unablässig überprüft, hatten wir die Stadt Homs auf der Fahrt nach Norden passiert. Hafez-el-Assad, der »Held des Volkes«, lächelte auch dort, in tausendfacher Vervielfältigung, aber das zentrale Amtsgebäude seiner Baath-Partei war durch einen Sprengstoffanschlag in der Mitte geborsten. Es ging weiter nach Hama. »Sie wissen, was in Hama vorgefallen ist? « fragte Samuel lauernd. Bei der Nennung dieser drittgrößten Stadt Syriens verdüsterten sich stets die Gesichter. Hama war dem Baath-Regime von Anfang an ein Dorn im Auge gewesen. Die konservative und streng muselmanische Opposition verfügte hier über eine Hochburg. Im März 1980 war in Hama und Aleppo ein politisch und religiös motivierter Generalstreik von den Moslem-Brüdern ausgerufen worden. Bewaffnete Gruppen von Freischärlern machten Jagd auf linke Intellektuelle der Baath-Partei, auf Agenten des Sicherheitsdienstes, auf exponierte Persönlichkeiten des Assad-Regimes, vor allem auf Alawiten. Im Juni 1979 hatten die Streiter Allahs unter den Kadetten der Militär-Akademie von Aleppo ein Blutbad angerichtet. Sechzig junge Alawiten waren getötet worden. Unter dem Befehl des Präsidentenbruders Rifaat-el-Assad wurde dessen Schlägertruppe, die Verteidigungs-Brigaden« oder »Pink Panthers« auf die beiden aufsässigen Bollwerke der »Reaktion« losgelassen. Dazu gesellte sich die gefürchtete Sonderbrigade des Oberst Ali Haydar, die sich in der Ayyubidenzitadelle von Aleppo verschanzte und zur gnadenlosen Vergeltung ausholte.

      Im Frühjahr 1981, so schien es, war der Aufstand der Moslem-Brüder, die sich inzwischen in der »Vereinigten Islamischen Front« zusammengetan hatten und ganz offen die islamische Revolution propagierten, unter den Kugeln und den Folterinstrumenten des Baath-Regimes und seiner Schergen zusammengebrochen. Selbst erfahrene westliche Beobachter gaben diesen fanatisierten Oppositionellen, die sich natürlich als Mudschahidin bezeichneten, keine Chance mehr, zumal ein großer Teil des sunnitischen Bürgertums und der städtischen Kaufmannschaft,
      denen Hafez-el-Assad mit wirtschaftlichen Liberalisierungs-Maßnahmen entgegengekommen war, für eine fundamentalistische Machtergreifung und die damit verbundene engstirnige Anwendung koranischer Vorschriften nicht zu begeistern war.

      Dennoch kam es acht Monate nach dem Massaker von Palmyra zum grausigen Höhepunkt des syrischen Bürgerkriegs. Die Stadt Hama erhob sich wie ein Mann gegen Hafez-el-Assad. Die Sicherheitsorgane und Garnisonen wurden vertrieben oder ausgelöscht. Die ersten Verstärkungen aus Damaskus, dazu gehörten Eliteeinheiten der Fallschirmjäger, wurden aufgerieben. Da gab dann es kein Halten und keine Gnade mehr. An Hama sollte ein Exempel statuiert werden. Luftwaffe, schwere Artillerie, Panzerkolonnen wurden gegen die muselmanischen Umstürzler aufgeboten Ein Strafgericht ohnegleichen ging über der Stadt nieder, die einst wegen ihrer historischen Sehenswürdigkeiten und ihrer rastlosen, ächzenden Wasserräder berühmt war. Der Befehl war erteilt worden, keinen Stein auf dem anderen zu lassen. Die Moscheen wurden gesprengt, und - um den Eindruck religiöser Einseitigkeit zu vermeiden - auch die christlichen Kirchen dem Erdboden gleichgemacht. Unter den Trümmern lagen ungezählte Opfer. Vorsichtige Schätzungen sprachen von etwa zehntausend Toten, mehr als der ganze libanesische Bürgerkrieg bis dahin in sieben Jahren gefordert hatte.

      Samuel verstummte, als wir uns dem Trümmerfeld näherten. Die große Achse Damaskus -Aleppo führt zwar nicht durch das enge innere Straßenlabyrinth von Hama, aber sie macht auch keinen Bogen um die Stadt, so daß die Verwüstung keinem Durchreisenden entging. »Das hat Hafez-el-Assad an seinen eigenen Brüdern, an den Syrern selbst verübt«, hatte mir ein oppositioneller Arzt in Damaskus zugeraunt. »Wo solche Barbarei aufkommt, da lastet der Fluch Gottes auf dem Land. «
      Hama sah aus wie eine deutsche Mittelstadt nach einem Flächenbombardement des Zweiten Weltkrieges. Die vom Schutt mühsam geräumten Straßen waren fast menschenleer. Ein paar Frauen in schwarzem Umhang huschten durch die Trümmer. Die Sicherheitstruppen waren besonders zahlreich und nervös. Die »Rosa Panther« hielten uns die Kalaschnikow unter die Nase. Aber ich wußte seit ein paar Tagen, welches das beste Passierwort war: »Ajnabi«, zu deutsch »Ausländer«. Die eigenen Landsleute waren zutiefst verdächtig. Der Fremde hingegen blieb ein Außenseiter, wirkte harmlos, wurde höflich durchgewinkt. Bulldozer waren dabei, die Schuttberge beiseite zu schieben. Sprengkommandos ebneten zerbrochene Mauerwände vollends ein. Die Untat von Hama sollte durch die Planierung der Ruinen recht und schlecht kaschiert werden. Über dem Horror und dem Morden lächelte das Bild Hafez-el-Assads, »Sohn des Volkes und Held«. An der Ausfahrt war auf einem Transparent noch aus besseren Zeiten auf Englisch zu lesen: Thanks for your visit to Hama.
      (Ende des Zitats aus dem o.g. Buch von Peter Scholl-Latour.)
      Wir deutschen Pazifisten wissen natürlich, dass das alles lange her ist und der jetzt regierende Sohn von Hafez, sein kleiner Liebling Baschar-al-Assad (wegen dessen Jugendlichkeit übrigens extra die Verfassung geändert wurde, damit er der jüngste syrische Präsident aller Zeiten werden konnte) fast gar nichts mit seinem Vater gemeinsam hat – außer vielleicht den Ministern, der Polizei, den 8 oder 9 Geheimdiensten und dem leicht überalterten Generalstab, der sich damals durch die militärische Planierung von Hama im modernen Städtebau verdient gemacht hat. Wie wissen natürlich auch, daß die Familie Assad heute aus lauter Friedensengeln besteht, die ihr Land Syrien völlig zu Recht als Familieneigentum betrachten dürfen. Dafür brauchen sie selbstverständlich eine große Armee, die ein Fünftel der syrischen Staatseinnahmen verschlingt, während ein Viertel der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze lebt. Doch von solchen Lappalien können gerade wir Deutsche uns nicht beeinflussen lassen, denn Syrien ist für uns Deutsche komischerweise auch der fünftgrößte Erdöllieferant. Deshalb sollten wir uns da nicht zu viele Gedanken über die Menschenrechte in Syrien machen und lieber diese bösen, bösen USA bekämpfen, die doch meistens ganz allein Streit in der Welt suchen.
      Ups, komischerweise ist gerade im Juni 2002 ein Staudamm bei Hama gebrochen und da weiß man jetzt nicht, ob man sich aus gegebenem Anlaß (siehe oben) so lange nicht darum gekümmert hatte oder ob damit der kleine Baschar-al-Assad nicht vielleicht einen kleinen Wink mit dem Zaunpfahl " geäußert" hatte, damit man ihn als Präsident auch wirklich ernst nimmt.
      Aber eigentlich interessiert das alles uns ja auch gar nicht, so lange Bücher von Scholl-Latour zu lesen, denn wir deutsche Friedensfreunde bevorzugen im allgemeinen auch kürzere und einprägsamere Sätze, wie das bei allen Menschen so üblich ist und nicht nur im Nahen Osten bei der Hisbollah gerne gehört wird:
      1. Allah ist groß und Mohammed ist sein Prophet.
      2. Die USA sind der große Satan und Israel ein kleiner Hilfs-Teufel.
      Avatar
      schrieb am 18.06.05 11:29:34
      Beitrag Nr. 79 ()
      Da lief in der ARD am letzten Donnerstag abend so eine Kontraste-Reportage, bei der ich mir dachte, dass wir Deutsche im internationalen Vergleich – beispielsweise mit Japan – zwar schon ganz toll die Vergangenheit bewältigt haben, diese Bewältigung aber noch nicht so ganz perfekt vollendet gelungen sein könnte.
      Der Fall mit dem jüdischen Berliner Original (Internet-Link weiter unten) erinnerte mich an etwas, das ich mal in einer deutschen Mieterzeitung gelesen hatte. Demnach hätten auf dem Höhepunkt der palästinensischen Intifada in einigen Wohnblocks in Berlin (ich glaube mich jedenfalls noch zu erinnern, dass es Berlin war?) Exil-Palästinenser zum Zeichen ihres nationalen Stolzes und ihrer Unterstützung für die Intifada palästinensische Nationalflaggen in die Fenster ihrer Wohnungen gehängt. Einige Zeit danach soll ein Mieter im Nachbar-Wohnblock durch diese – natürlich rein zufällig - zeitgleich explodierenden israelischen Linienbusse so die Nerven verloren haben, dass er sich dazu hinreißen ließ, die israelische Nationalflagge in sein Wohnzimmerfenster zu hängen – angeblich aus reiner Solidarität mit den israelischen Opfern, wie man hörte.
      Die Vermieter-Organisation war darüber so schockiert, dass sie dem Mieter mit der israelischen Nationalflagge dringend geraten haben soll, das Ding wieder abzuhängen, weil das eine Gefährdung des Hausfriedens wäre. Von den palästinensischen Flaggen war nie die Rede, glaube ich, worüber der angeblich nicht einmal jüdische, aber dafür typisch deutsch-querulantische Mieter ziemlich muffelig geworden sein soll …
      Nun, als aufrechter Deutscher kann man diese scheinbar einseitige Argumentation der Vermieter-Organisation ja durchaus irgendwie nachvollziehen.
      Erstens kann so eine israelische Nationalflagge den Unmut der sonst völlig unauffällig lebenden friedliebenden palästinensischen Nachbarn auf sich ziehen. Zweitens erinnert eine Flagge mit dem hellblauen Davidstern auf weißem Grund bestimmte deutsche Traditionsvereine mit diesem ausgestreckten-rechten-Arm-Gruß oft an die guten alten Zeiten, als sie noch in Massen auftraten und so gerne "Sieh!-Geil!" rufen konnten, obwohl ich nie so ganz verstanden habe, was sie an Hitler so "geil" gefunden haben, wenn sie den gesehen haben. Immerhin ist damals der Davidstern sogar noch in Gelb von vielen Leuten auf der Straße getragen wurden, deren religiöse Häuser kurze Zeit danach aber irgendwie auf rätselhafte Weise in Flammen aufgingen. Das hängt vermutlich irgendwie mit diesen rustikalen Fackelzügen von diesen atavistischen Vereinen mit Glatzen, Baseballschlägern und Springerstiefeln zusammen, die heute immer noch gerne Umzüge in Deutschland veranstalten, die gelegentlich schon mal vor oder in Häusern mit Ausländern enden. Wie schnell kann doch bei so einem Fackelzug mal eine Fackel in eine Wohnung mit diesem hässlichen blauen Davidstern runterfallen, wo doch bekannt ist, dass der Davidstern deutsche Fackelzüge geradezu anzuziehen scheint?
      Da ist es aus der Sicht vieler deutscher Vermieter leicht möglich, dass hinterher der ganze Wohnblock brennt, was aber nicht der Fall sein kann, wenn sich alle darauf einigen, dass nur die deutsche und die palästinensische Flagge in den Fenstern hängen dürfen, weil die ja auch schon von den Farben komplementär viel besser zueinander passen: Schwarz kommt in beiden Flaggen vor und dieses schöne Blutrot war auf beiden Flaggen auch schon mal drauf, wohingegen dieses hässliche Hellblau doch gar nicht zu unserer schönen deutschen Nationalflagge passt.
      Andererseits muß ich persönlich sagen, dass ich es am allerpassendsten finden würde, wenn entweder jede Nationalität in Deutschland ohne Probleme ihre eigene Nationalflagge ins Fenster hängen dürfte oder gar keine, weil ich so ein fanatischer Anhänger des Grundsatzes "Gleiches Recht für Alle" bin.
      Aber vielleicht bin ich mit dieser Meinung ja auch schon wieder lange selbst im Abseits, weil ich ja eigentlich auch schon zur falschen Nationalität gehöre, sobald ich von meinem deutschen Wohnort aus 1500 Kilometer in eine beliebige Richtung fahre.

      Aber vielleicht haben wir ja auch Glück und alle solche Querulanten wie der Nationalflaggen mit Davidsternen liebende Mieter in Berlin verlassen eines Tages Deutschland genau so wie dieser hier:

      http://www.rbb-online.de/_/kontraste/beitrag_jsp/key=rbb_bei…

      Viele andere sollten dann aber vielleicht besser auch wie ich Lust zum Weggehen bekommen, wenn es erst mal wieder so weit ist wie in der guten alten Zeit mit den wirklich großen deutschen Fackelumzügen, z. B. Kommunisten, Sozialdemokraten, Demokraten, Grüne, Ausländer, Schwule, Radfahrer etc.
      Avatar
      schrieb am 17.09.05 13:51:19
      Beitrag Nr. 80 ()
      Da lief übrigens gestern abend so ein komischer Bericht im 3sat-"auslandsjournal extra", aus dem ein bißchen Kritik der zuständigen Journalisten am Verhalten der Europäer angesichts dieser Zustände in Usbekistan herauszuhören war:

      http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/23/0,3672,2301111,00.htm…

      Da ich zu der betreffenden Sendung keinen direkten Link bieten kann, folgt dazu gleich eine - wie hier in diesem Thread obligatorisch zu erwarten ist - leicht satirische Darstellung des Berichts.
      Avatar
      schrieb am 17.09.05 14:05:27
      Beitrag Nr. 81 ()
      [posting]17.934.683 von Auryn am 17.09.05 13:51:19[/posting]Der Bericht im "3sat - auslandsjournal extra" gestern abend hatte aus linksextremer Sicht etwa folgende "satirische Konnotation":
      Zum wiederholten Male wurde gestern abend wieder so eine Verschwörung der US-Imperialisten angedeutet.
      In Usbekistan wurde nämlich vor einigen Monaten so ein unbedeutender kleiner Aufstand durch die Sicherheitsorgane des langjährigen KPdSU-Mitglieds und friedliebenden Staatspräsidenten Karimow mit mehreren 100 Toten beendet, was eine bösartige Reaktion der USA hervorrief, die diplomatisch dagegen protestieren konnten, weil sie frecherweise eine Großmacht sind.
      Wir Deutsche und Europäer dachten zum Glück etwas weiter und an unser militärische Engagement im Hindukusch, wo ja auch nach den Worten unseres Verteidigungsministers unsere Freiheit verteidigt wird und hielten uns daher mit Kritik an Karimow schön brav zurück, weil wir unsere Luftwaffenbasis da in Termes nicht verlieren wollten, über die wir Nachschub nach Kabul etc. fliegen.
      Was war die Folge? Die frechen US-Imperialisten müssen wegen ihres vorlauten Eintretens für die paar Hundert erschossenen läppischen usbekischen Freiheits-Querulanten ihre Luftwaffenbasis in Usbekistan räumen, während wir weisen und leisen Deutschen und Europäer bleiben dürfen, weil wir ja wissen, wie man mit Diktatoren umgehen muss, um sie nicht zu verärgern.
      Es könnte natürlich auch sein – und die "antiimperialistischen Erklär-Bären" unter uns Usern werden uns darüber sicher bald aufklären – dass dies nur wieder eine typisch hinterhältige Verschwörung der blutrünstigen US-Imperialisten war, denn vielleicht haben sie ja nur deshalb gegen den kleinen usbekischen Massenmord nach altem sowjetischem Vorbild protestiert, damit sie sich allein aus Usbekistan zurückziehen können und wir Deutsche und Europäer jetzt den Rest alleine bezahlen dürfen: Nachschubkosten, usbekische Flughafennutzungsgebühren etc.
      Diese hinterhältige Cleverness der US-Imperialisten ist einfach schamlos und unerträglich!
      Avatar
      schrieb am 19.09.05 15:22:11
      Beitrag Nr. 82 ()
      Boah, ist hier heute "Action" im Board!
      Ich habe alleine bis jetzt schon 24 Leser und noch gar nichts geschrieben! Soviele können diesen Thread doch gar nicht versehentlich angewählt haben!??
      Oder wartet Ihr auf meinen Kommentar zur Bundestagswahl?

      O.K. Hier ist er:
      Teil 1:
      "Wähle nie den Stammes-Häuptling vor oder nach einer Vollmondnacht!"
      (Altes dakisches Sprichwort aus Transsilvanien; einer der Heimat-Regionen meiner Vorfahren!)

      Teil 2:
      Ich fand den Bericht gestern abend aus dem indischen Restaurant in Berlin am besten, als nach den ratlosen deutschen Gästen auch der indische Wirt befragt wurde und der meinte: "Naja, eine solche Situation ist nicht schön, aber in Indien ist das nichts ungewöhnliches!"
      Ich finde nach dieser Aussage, wir bräuchten noch viel mehr Inder in Deutschland zur Beruhigung der politischen Lage, denn der Wahlkampf geht nach dem Auftritt von unserem Gerd jetzt erst richtig los!
      A propos Gerhard Schröder und sein Auftritt in der Elefantenrunde:
      Ich wußte ja, daß Schröder ein großer Visionär ist, aber daß er seine leicht vernebelten Visionen schon am hellichten Tag direkt unter starken Studioscheinwerfern bekommen kann, das hat mich überrascht.
      Das letzte Mal habe ich so etwas mal gesehen, als Franz Josef Strauß nach einer Wahlniederlage in einer ähnlich getrübten Vision fragte, wer der (Martin) Schulze ist, der ihm so eine selten saudumme Frage gestellt hat. Aber zurück zu Schröder:
      Ich muß unbedingt wissen, wie der Mann gestern in so eine Stimmung gekommen ist. Was hat er zu sich genommen?
      Wie gelangt man in diese grandiose Allmachtsphantasie?
      Das muß einfach Spitze sein, dieses spezielle "Feeling"!
      Ich habe nächste Woche einen wichtigen Vortrag und ich will unbedingt dasselbe haben, was der Mann vor seinem Krawall mit den TV-Journalisten eingenommen hat. Ich brauche nämlich für meinen Vortrag mit anschließender Diskussion genau dieselbe Stimmung: "Egal was diese Nieten mir erzählen: Ich bin und bleibe der Größte (Kanzler), den es je gab und jede andere Meinung ist mir doch so was von egal! Hauptsache, meine 34,2 Prozent stehen wie ein Mann hinter mir!"

      Ich denke, der Mann hat sich ganz absichtlich die große Koalition versaut oder er raucht neuerdings keine Zigarren mehr, sondern ein bißchen selbstgedrehtes Marihuana. Hm, naja, vielleicht war`s auch ein bißchen Kokain.
      Kann man eigentlich einen Antrag auf eine Haarspitzenanalyse im Bundestag einbringen oder wird das grundsätzlich vom Immunitätsrecht der Abgeordneten ausgeschlossen?

      Vielen Dank im voraus für Eure Hilfe bei der Beantwortung meiner Fragen!
      Euer Auryn
      Avatar
      schrieb am 23.09.05 16:23:26
      Beitrag Nr. 83 ()
      Eigentlich habe ich ja schon befürchtet, ich könnte hier jemanden verärgert haben, weil ich im vorhergehenden Posting von einem provozierten Krawall des Kanzlers mit den Journalisten in der Elefantenrunde am vergangenen Sonntag gesprochen habe, aber inzwischen konnte ich in den Medien erfahren, daß selbst seine Frau Doris nach des Kanzlers Worten seinen Auftritt für "suboptimal" und "etwas zu krawallig" gehalten hat, was mich sehr beruhigt hat, denn ich habe den Mann vor 7 Jahren mal gewählt.
      (Is` schon schlimm, was man in der Jugend doch für einen Scheiß machen kann!)
      Jetzt wäre nur noch die Frage mit dem Grund für das "suboptimale" Auftreten zu klären. Bei Franz Josef Strauß war`s damals der Umstand, daß die eigene Brauerei offensichtlich ganz in der Nähe und das Bier vorher gut getestet werden mußte, um den Umsatz zu erhöhen.
      Bei unserem Kanzler interessiert mich nur noch, ob er sich von alleine in so eine "Ihr-könnt-mich-alle-mal-Stimmung" versetzen kann oder ob er dazu irgendetwas einnehmen muß?
      Vielleicht ja auch auf ärztliches Anraten?
      Avatar
      schrieb am 28.10.05 11:01:03
      Beitrag Nr. 84 ()
      Ich hoffe ja eigentlich, daß der freundliche Herr Achmadinedschad aus dem Iran gestern / vorgestern nur mal wieder die iranischen Diplomaten in Europa in die jeweiligen Auswärtigen Ämter einladen lassen wollte, weil die nur noch so gelangweilt in den EU-Hauptstädten herumsitzen, nachdem da so ein kleiner "Eklat" in Belgien war.
      Wir erinnern uns, daß beim letzten Empfang bei der belgischen Senatspräsidentin das Klima ein bißchen frostig war, weil der iranische Botschafter als gläubiger Mensch einer wildfremden Frau nicht die Hand geben darf und er auch darauf bestand, daß beim Empfang niemandem Alkohol ausgeschenkt wird. (Anmerkung: Die Auspeitschung einer wildfremden Frau wäre übrigens erlaubt, falls sie eine Ehebrecherin oder etwas Ähnliches wäre!)

      Ich bin übrigens so richtig gespannt, was heute auf der großen traditionellen "Nieder mit Israel und den USA"-Freitags-Demo in Teheran alles geboten werden wird, denn der neue Außenminister des Iran hat schon seinem Präsidenten tapfer Beistand geleistet und das Existenzrecht dieses "Schandflecks Israel" ausdrücklich in Frage gestellt, da dies ja nur so ein widerlicher kolonialer Unterdrückungs-Ableger und mittelaterlicher Kreuzfahrerstaat ist, wie wir ja schon alle von den mildtätigen Hilfsorganisationen "Hamas", "Hisbollah" und "Islamischer Dschihad" wissen, die teilweise Spendenkonten im Iran unterhalten.
      Da mit diesem Freitagsgebet in Teheran heute abend so langsam der Ramadan zu Ende geht, dürfen die gläubigen Iraner heute ausdrücklich wieder ein bißchen über die Stränge schlagen und vielleicht hören wir auch mal zur Abwechslung etwas lustiges Neues wie z.B.: "Möge Allah die ungläubigen Europäer verbrennen! Bald haben wir auch unsere Atombombe und können den Worten unseres gläubigen Führers Taten folgen lassen!"
      Irgendwie fange ich doch langsam an, mir ein bißchen Sorgen zu machen ...
      Avatar
      schrieb am 04.11.05 17:58:34
      Beitrag Nr. 85 ()
      Wie man leicht unpassende Schlußfolgerungen aus historischen Ereignissen zieht:

      Aus der Satire-Ecke in
      DIE WELT.de

      Benehmen

      von Hans Zippert

      Das Benehmen junger Menschen läßt vielfach zu wünschen übrig. In Paris liefern sie sich Straßenschlachten mit der Polizei, in Deutschland liefern sie schlechte Ergebnisse im Pisa-Test, und zu Hause liefern sie uns täglich viele Vorwände zur Unzufriedenheit. Sie räumen nicht auf, sie waschen nicht ab, sie machen den Fahrradschuppen nicht zu und essen zuwenig Gemüse.

      Gestern sah einer dieser jungen Menschen, der zufällig in unserer Familie lebt, in den Nachrichten, wie 10 000 Amerikaner von der Bürgerrechtlerin Rose Parks Abschied nahmen. Mit Interesse vernahm er, daß diese Frau eine historische Tat vollbracht hatte. Sie war im Bus nicht für einen Weißen aufgestanden. Unser Sohn wirkte beeindruckt und fühlte sich bestätigt, denn auch er steht im Bus grundsätzlich nicht für Weiße auf, er steht für überhaupt niemanden auf. Dank ständigen Werteverfalls und fehlender Leitkultur ist zu befürchten, daß man ihn eines Tages tatsächlich im Reichstag aufbahren wird, wo 100 000 Mitbürger bewegt Abschied von ihm nehmen. Weil er mit seiner Tat "mutig gegen die Diskriminierung von Rüpeln und Taugenichtsen in unserer Gesellschaft gekämpft hat".

      Artikel erschienen am Di, 1. November 2005


      © WELT.de 1995 - 2005
      Avatar
      schrieb am 11.11.05 08:27:33
      Beitrag Nr. 86 ()
      Das Buch zur Neuwahl
      von Hans Zippert

      Gerhard Schröder will ein Buch über seine sieben Kanzlerjahre schreiben. Darin wird er "das letzte Geheimnis" lüften. Es geht aber nicht darum, wohin wir nach dem Tod gehen oder woher wir kommen oder wofür die Buchstaben SPD stehen, sondern der Kanzler verrät uns, weshalb er unbedingt Neuwahlen wollte. Und wir ahnen: Er hat sich zu diesem völlig irrationalen Schritt entschlossen, damit wir einen Grund haben, sein Buch zu kaufen. Hätte ja sonst keinen interessiert. Gibt es irgend etwas, was wir wirklich über diese Zeit wissen wollen? Drogenexzesse mit Walter Riester?
      Die irren Nächte im Befehlsstand von Generalfeldmarschall Scharping? Doktorspiele mit Ulla Schmidt?
      Alles unerheblich, den Leser erregen nur "die Neuwahlen", und die erweisen sich jetzt als reiner PR-Gag. Für diesen Scherz mußte sich Müntefering von einem jungen Ding brüskieren lassen, Bisky wurde vierfach gedemütigt, Stoiber vom Netz genommen, und wir können den Steuerberater nicht mehr von der Steuer absetzen. Alles nur, weil Schröder unbedingt sein Buch verkaufen wollte. Und wie wird es heißen: "Harry Potter und die Neuwahl des Schreckens", "Sakrileg" oder "Sorge dich nicht, wähle"?

      Artikel erschienen am Do, 10. November 2005
      Avatar
      schrieb am 11.11.05 09:29:42
      Beitrag Nr. 87 ()
      Irgendwie habe ich das unbestimmte Gefühl, der neue Präsident des Iran hat die Entschlossenheit zur Erreichung seiner Ziele unserem
      "großdeutschen Führer Adolf H." aus dessen Buch "Mein Kampf" abgeschaut.
      Ich hatte ja eigentlich auch gehofft, daß dieser "Präsident Ahmadi-Nedschad" (wie man ihn neuerdings schreibt) mit seinen Äußerungen nur die alljährlichen traditionellen Anti-Israel- und Anti-US-Demos im Iran zum Ramadan-Ende " aufpeppen" wollte, die kurz danach stattfanden.
      Inzwischen fürchte ich aber, der Mann ist vielleicht noch nicht völlig verrückt, aber die Tassen in seinem Schrank werden beunruhigend schnell weniger.
      Eines Tages wird er womöglich über einem brennenden Land stehen und wie Peter Ustinovs `Nero` angesichts des brennenden Rom in dem Historienfilm " Quo Vadis" sagen:
      "Der Straßen-Mob versteht nicht, welches Kunstwerk ich geschaffen habe!" :

      http://www.welt.de/data/2005/11/10/801419.html

      Vielleicht hätten wir eines Tages sogar noch Glück, wenn eine israelische Kommando-Aktion ihm zu seinem ganz persönlichen "Märtyrer-Kunstwerk" `verhülfe`.
      Avatar
      schrieb am 11.11.05 13:27:44
      Beitrag Nr. 88 ()
      Es erstaunt, daß es immer wieder EINZELNEN gelingt, soviel Macht über soviele zu haben. :(
      Avatar
      schrieb am 11.11.05 16:10:37
      Beitrag Nr. 89 ()
      @Miss_Sophie: Ist eigentlich ganz einfach
      -> http://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment
      Avatar
      schrieb am 10.12.05 13:29:08
      Beitrag Nr. 90 ()
      [posting]18.754.368 von Miss_Sophie am 11.11.05 13:27:44[/posting]Wenn "ER" es schafft, seinen "Ganzkörper-Heiligenschein" mal längere Zeit um sich leuchten zu lassen, wird er noch viel mehr Macht über noch viel mehr Menschen gewinnen:

      http://www.rferl.org/featuresarticle/2005/11/184cb9fb-887c-4…

      Ich glaub` bloß nicht, daß er heute damit in Europa außerhalb einer Zauber-Show im Varieté noch viel Erfolg hätte.
      Aber es ist immerhin schön, daß er wohl tatsächlich daran glaubt, ein Werkzeug der (göttlichen?) Vorsehung zu sein, denn ein gewisser Herr Adolf H. hatte mit dieser Behauptung auch schon sehr viel Erfolg bei den Menschen in seiner Zeit ...
      Avatar
      schrieb am 15.12.05 09:25:08
      Beitrag Nr. 91 ()
      [posting]19.233.950 von Auryn am 10.12.05 13:29:08[/posting]Ich habe ja immer mehr den Eindruck, wir müssen dem iranischen Präsidenten Ahmadi-Nedschad irgendwie noch eine gewisse Dankbarkeit entgegenbringen, denn im Vergleich mit Hitler versucht er zumindest nicht, die Welt zu täuschen.

      Während Hitler seine Verträge und Nichtangriffspakte nur zur Täuschung abschloß und um sie später zur allgemeinen Überraschung brechen zu können, ist Ahmadi-Nedschad offenbar ein ehrlicher und aufrichtiger religiöser Fanatiker und glaubwürdiger Judenhasser, der der Ansicht ist, daß sich die ganze Welt früher oder später dem Islam unterwerfen wird, wobei die Existenz und Macht Israels zur Zeit noch das größte Hindernis für die Errichtung eines weltweiten neuen Kalifats darstellt.
      Dieses Kalifat wird durch den noch zu erwartenden 12. Imam errichtet werden, der zur Zeit noch verborgen ist - ähnlich dem Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der seit dem Mittelalter im Kyffhäuser auf seine große Wiederkunft wartet, um Deutschland zu retten und er wird wiederkehren, sobald die Raben nicht mehr um seinen verwunschenen Berg fliegen.

      Das ist schön und wir alle hoffen darauf, wundern uns aber ein bißchen, daß Herr Ahmadi-Nedschad zur Verwirklichung seines Wunschtraums im Gegensatz zu unserem alten Kaiser unbedingt Atomreaktoren braucht. Die sollen zwar nur zum Kaffee- und Eierkochen dienen, aber warum liegen sie dann alle nur so verstreut und teilweise in über 100 Meter Tiefe. Nun, das ist nur, weil die bösen, bösen Israelis schon beim guten alten Saddam Hussein etwas gegen das moslemische Kaffee-Kochen mit Atomreaktoren und hatten, was wir alle nicht so richtig verstehen, worüber wir dann aber später doch ziemlich glücklich waren, denn der gute alte Saddam hat ja auch unsere Pestizid-Fabriken nicht nur gegen Insekten, sondern auch gegen Kurden verwendet.
      Da fragen wir uns doch so nebenbei, wogegen man Atomreaktoren noch so verwenden kann - vielleicht gegen Israelis? Und wenn die erst mal weg sind? Gegen wen danach?
      Vielleicht gegen jene, die nicht so recht an den verborgenen 12. Imam und kommenden Kalifen glauben wollen?
      Avatar
      schrieb am 11.02.06 17:21:03
      Beitrag Nr. 92 ()
      [posting]19.294.988 von Auryn am 15.12.05 09:25:08[/posting]Ich bin im Kopfrechnen so furchtbar schlecht, weshalb ich das gerade noch fragen muß:
      Wer war eigentlich zuerst in seinem temporalen Dauerdomizil?

      1. Friedrich I. Barbarossa im Kyffhäuser?

      Oder:

      2. Der 12. Imam im hier genannten Brunnen?:

      http://www.welt.de/data/2006/01/21/834273.html

      Beziehungsweise: Wer hat die Idee mit dem "sich-Verstecken-bis-die-Zeit-reif-ist" zuerst gehabt und wer von wem geklaut?
      Avatar
      schrieb am 11.02.06 17:23:55
      Beitrag Nr. 93 ()
      [posting]20.156.287 von Auryn am 11.02.06 17:21:03[/posting]Also im Prinzip war`s der 12. Imam, aber war da nicht schon mal was mit einem babylonischen König, der sich irgendwo in der Wüste - ähm, na Sie wissen schon ...
      Avatar
      schrieb am 04.03.06 14:16:23
      Beitrag Nr. 94 ()
      [posting]19.294.988 von Auryn am 15.12.05 09:25:08[/posting]Auryn,

      vielleicht könnten wir dieses Areal, das 2 deutsche Diktaturen so "sinnvoll" nacheinander genutzt haben und das sich seit Längerem im Dornröschenschlaf befindet, irgendwann einmal wieder "missbrauchen" um der Welt "Gesinnungsunterricht" zu erteilen und um zu "genesen"(man kann ja NIE wissen):cry:

      http://www.bogensee.de (www.bogensee.com leider nicht mehr aufrufbar):eek:

      dazu noch der entsprechende Kommentar...

      http://morgenpost.berlin1.de/content/2004/09/05/biz/701617.h…

      da hab ich aber wieder einen riesen Bogen gepi...:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 07.03.06 10:46:20
      Beitrag Nr. 95 ()
      [posting]20.505.905 von reimar am 04.03.06 14:16:23[/posting]Irgendwie und irgendwo erkenne ich am Bogensee-Artikel nicht so recht den Bezug zum Satire-Charakter dieses Threads wie beispielsweise in den Anfangspostings # 1 bis 3.
      Wenn da am Bogensee wenigstens noch Richard Perle oder Außenminister Lawrow als Nachmieter zu finden wären, dann wär`s ja vielleicht irgendwie lustiger, aber so ...
      :confused:
      Avatar
      schrieb am 07.03.06 11:41:21
      Beitrag Nr. 96 ()
      Aber hm, okay, gut, ich muß zugeben, daß die Zeiten nicht merh ganz so trivial-lustig sind wie damals im Bosnien-Krieg als unser Bundestag bei der Erstürmung von Srebrenica zeitgleich eine dringliche Sitzung zur viel wichtigeren Frage hatte, ob unsere Parlamentarier im Oval oder im Kreis im Reichstag sitzen sollen.

      Es kann eigentlich auch nicht mehr lang dauern, bis wegen dieses Threads aus einschlägig bekannten Kreisen zu meiner Steinigung (oder vielleicht erst mal zum Reisigsammeln für meinen Scheiterhaufen?) aufgerufen wird, denn immerhin zensieren sich ja inzwischen auch unsere Karnevalisten aus verständlicher Angst um ihr Leben selbst:

      Schluss mit lustig
      Wie der deutsche Karneval sich selbst zensiert


      (Der Autor dieses Threads sieht sich allerdings auch weiterhin jeder Selbstzensur "abhold" und auch wenn Aschermittwoch schon vorbei ist, rufe ich noch ein dreifach donnerndes HELAU !)

      Es ist etwas faul - und nicht nur im Staate Dänemark, sondern auch in Mainz und in Köln am Rhein. Helau, Alaf kann einem im Mund stecken bleiben, denn die Narren haben Angst: keine satirischen Anspielungen auf Mohammed, die Ajatollahs und jetzt sogar keine Witze mehr über die katholische Kirche. Das geschieht ohne große Kämpfe. Die obersten Jecken, viele Komiker, sogar Programm-Verantwortliche des öffentlich rechtlichen Fernsehens geben ohne große Diskussionen klein bei. Narrenfreiheit war einmal. Die tollen Tage sind vorbei.

      Unter den Karnevalisten hat der Karikaturenstreit seine Spuren hinterlassen. Angst vor Überreaktionen der Glaubensfanatiker hat sich breit gemacht. So wird es in Düsseldorf auf dem diesjährigen Rosenmontagszug keine Wagen mit Kritik an Religionen geben.

      Aus Bedenken wird schnell Selbstzensur

      In Köln hat die Narrentruppe Stunksitzung schon seit vielen Wochen einen Sketch über Schleichwerbung bei einem islamischen Selbstmordattentäter im Programm. Seit es vor wenigen Tagen die ersten Schlagzeilen gab, fordern Lokalpolitiker den Sketch abzusetzen. Die Macher halten an ihrem Programm fest, doch sie spüren auch, wie schnell aus Bedenken Selbstzensur werden kann. Auch ein Streit, den die Stunksitzung mit der katholischen Kirche hat, erscheint heute in neuem Licht. Als Kommentar zum Weltjugendtag hatten zwei Kabarettisten den Kölner Erzbischof und den Papst als selbstgefällige Popstars inszeniert. Die offizielle Kirchenzeitung protestierte gegen eine "fiese, unappetitliche Szene", mit der die Kirche in den Dreck gezogen würde und der WDR Fersehdirektor entschied, den umstrittenen Sketch nicht in der TV-Übertragung zu zeigen.

      Auch das Kölner Schauspielhaus hat schon seine Erfahrungen im Streit um religiöse Symbole gemacht. Sein Erfolgsstück "Europa für Anfänger" wollte eigentlich Werbung für den EU-Beitritt der Türkei machen. Das Stück sollte in Istanbul aufgeführt werden, doch der deutsch-türkische Wirtschaftsverband hat die Kölner wieder ausgeladen - aus Angst davor, dass nach dem Karikaturenstreit manche Szenen zu provokant seien.

      Die Bilder von brennenden Botschaften und wütenden Glaubensfanatikern sowie die Angst vor Missverständnissen haben in den Köpfen der Künstler und Narren Grenzen gezogen.

      URL dieses Artikels:
      http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/89156/index.html

      Links in diesem Artikel:
      [1] http://www.3sat.de/kulturzeit/kuz_titel.html (Kulturzeit: montags bis freitags, um 19.20 Uhr)

      Hinweis: 3sat.online ist für den Inhalt externer Links nicht verantwortlich. 24.02.2006 / Kulturzeit / hs / 3sat
      Avatar
      schrieb am 07.03.06 13:32:00
      Beitrag Nr. 97 ()
      [posting]20.551.151 von Auryn am 07.03.06 10:46:20[/posting]Tja Auryn:D

      Meine Phantasie reicht eben von der "Jugenghochschule Wilhelm Pieck" und deren Absolventen bis in WO hinein:laugh:

      Wenn ich hier so durch die Threads scrolle, stelle ich mir halt vor, das der Ein oder Andere dort seine "rhetorischen Fähigkeiten" gelernt haben könnte:cry:

      Diese Denkfabrik und ihre Dimension kann man nur ermessen, wenn man das Areal auch mal im Real-Live gesehen hat(wohl mehr als 1000 Betten) Schade, daß man die HP nicht mehr betreten darf...:rolleyes:

      Ich stelle mir grad vor, wer von unseren "Politclowns" aus der PDS und den ehem. Blockparteien dort mal die Schulbank "gedrückt" haben könnte:laugh::laugh::laugh:

      reicht Dir das als Satire-Beitrag?:cry:
      Avatar
      schrieb am 09.03.06 09:21:48
      Beitrag Nr. 98 ()
      [posting]20.554.413 von reimar am 07.03.06 13:32:00[/posting]Ah, jetzt, ja, doch, das hat schon was von Realsatire.

      Das erinnert mich an irgendwas.
      Erinnert mich irgendwie auch an Verhaltensweisen von "Wessis", die den eigenen Aussagen zu widersprechen scheinen, z.B. Großgrundbesitzer- oder "Junker"(?)-Verhalten von Oskar Lafontaine, der sein neues großräumiges Grundstück ziemlich schnell durch einen ungenehmigten "Moschendrohtzaoun"(?)-Zaun von allen Normalsterblichen abgrenzen mußte. Naja, kann man vielleicht auch irgendwie verstehen, denn schließlich hat ja auch mal eine psychisch schwer Gestörte versucht, ihr Messer in seinem Hals zu deponieren.

      Insgesamt bevorzuge ich aber doch Satiren, bei denen einem die Absurdität mancher entgegengesetzter Standpunkte ins Auge springt. Beispielsweise die hübsche Satire vom US-Satiriker Art Buchwald über die Postzustellung im Pentagon, die man hier unter Posting # 3 finden kann.
      ;)
      Bis zum nächsten Mal,
      Auryn
      Avatar
      schrieb am 09.03.06 12:27:06
      Beitrag Nr. 99 ()
      [posting]20.589.415 von Auryn am 09.03.06 09:21:48[/posting]Auryn,

      ich betreibe schon etwas länger Realsatire am Beispiel der WCM-Aktie, da hat´s nen satirischen Thread, den "beposte" ich schon seit mehr als 2 Jahren.:cool:
      Avatar
      schrieb am 18.06.06 11:25:51
      Beitrag Nr. 100 ()
      Da fand ich noch 'nen "hübschen" Text, bei dem mir als "Robin-Hood-Fan" natürlich eine ganz bestimmte Formulierung gut gefiel:

      TV – Spielfilm, Heft 12/06, S. 246:
      (GLOSSE: KALKOFES LETZTE WORTE)

      Wir sind Steuer !

      Endlich! Es geht aufwärts! Es wird wieder geklotzt und nicht gekleckert. Wenn man sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen und interna¬tional etwas erreichen will, dann muss man in Superlativen denken: die größte Steuererhöhung seit Kriegsende!

      Ja, das isses! Merkel hat's drauf, da schlummert mehr Power hinter der apricot-ummantelten Altbaufassade, als wir alle glauben. Nicht so 'ne popelig-mädchenhafte Pipi-Raufsetzung, nein, die gewaltigste seit der Bombardierung von Dresden!
      Das hat vielleicht wenig Sinn, aber Bums, da schaut das Ausland mit Respekt zu uns rüber und sagt:
      Ja, die Merkel traut sich was, so rigoros hat das Steuer-Erhöhen noch keiner gewagt seit dem Sheriff von Nottingham!
      Hebt die Mehrwertsteuer um drei Prozent an und zeigt ihrem Volk, wie viel mehr es seiner Regierung jetzt wert ist. Stolz und Selbstvertrauen für jedermann, wenn auch teuer erkauft.
      Aber Qualität hat nun mal ihren Preis, und wenn alles teurer wird, können wir uns zumindest vorstellen, es würde auch alles besser. Eine clevere Manipulation unseres finanziellen Unterbewusstseins: Ich werde versteuert, also bin ich!
      Vielleicht ist das ja überhaupt der Knackpunkt unserer verkorksten Massenpsyche: Wenn wir Dinge umsonst oder zu billig bekommen, nehmen wir sie als ' selbstverständlich hin und zweifeln an ihrem Wert. Wenn sie wahnsinnig kostspielig sind, denken wir, dass sie diesen enormen Preis auch wert sein müssen undbringen ihnen in naiver Grundehrlichkeit Respekt entge¬gen. Vielleicht wäre deshalb eine saftige Anhebung der GEZ-Gebühren gar nicht mal so schlecht Das Programm könnte genauso beschissen bleiben wie vorher, aber wenn es nicht nur mental, sondern auch finanziell richtig böse weh tut, würde wahrscheinlich die Reaktion einset¬en: „Nein, iss schon recht, ich seh den Hansi Hinterseer gern, der war teuer genug!" oder: „Los, lasst den Silbereisen noch mehr Sendungen machen, ich zahl schließlich seine Ausbildung! Der soll endlich auch mal schwitzen!"
      Wenn sich der Zuschauer mehr wie ein TV-Aktionär fühlen würde, könnte er endlich das Drecksprogramm wider besseren Wissen gegen die Außenwelt verteidigen, weil er ja quasi indirekt beteiligt wäre. Fernsehen als eine Art medialer Immobflienfonds, die geschmacklichen Verluste könnte man von der Steuer absetzen, und den ganzen Müll ertrüge man stillschweigend in der Hoff¬nung auf die versprochene Ausschüttung einer wirklich guten Sendung pro Jahr. Was natürlich nie geschieht, weil sich die gesamte Entertainment-Industrie dann leider doch rückläufiger als in den errechneten Prognosen entwickelt hat, man kennt das ja. Irgendwie möchte man ja auch beschissen werden, nur halt gern auf hohem Niveau!

      Oliver Kalkofe
      Avatar
      schrieb am 28.06.06 09:17:29
      Beitrag Nr. 101 ()
      TV-Programmhinweis, falls von Hessen 3 nichts verändert wurde:
      Heute abend um 22.15 Uhr in Hessens Dritten kommt der vermutlich großartigste Film, bei dem Mel Brooks jemals Regie geführt hat (Oscar-Gewinner!) und bei dem nicht umsonst schon IM Film ein Kritiker schreibt:

      "Dieses Musical ist beleidigend, abscheulich, empörend, widerlich und ich habe jede Minute davon genossen!"

      Bei einem Titel wie
      "Springtime for Hitler - A Gay Romp with Adolf and Eva in Berchtesgaden"
      und Reimen wie
      "Don't be stupid, be a smarty, come and join the Nazi party!"
      ist dem wohl nichts mehr hinzuzufügen.
      ;)
      Oder vielleicht doch: Ein Deutscher (?!) schäumt nach der Premiere:
      "Sie haben einen lächerlichen Idioten aus Hitler gemacht!"
      Mel Brooks: "Aber er hat doch unsere Hilfe nicht wirklich gebraucht!"
      Avatar
      schrieb am 21.07.06 10:27:19
      Beitrag Nr. 102 ()
      Die Völkerverständigung macht unzweifelhaft gewaltige Fortschritte!
      -
      (Gedanken eines philanthropisch-diplomatischen Berufsoptimisten)

      Ungeachtet aller Mißverständnisse zwischen dem Staat Israel und dem Staat-im-Staat-der-Hisbollah können wir Diplomaten feststellen, daß die Gegensätze zwischen den beiden Hauptkontrahenten nicht wirklich unüberbrückbar erscheinen, denn zumindest in diesen Punkten scheinen sich beide einig zu sein:

      1. Der Krieg wird bis zur völligen Vernichtung des Gegners fortgesetzt.
      Unterpunkt 1.a.: Das könnte schwierig sein, denn bisher kamen insgesamt eigentlich nur 350 Zivilisten und offiziell insgesamt nur ca. 20 Bewaffnete ums Leben. Man muß daraus schließen, daß hier zwei Geister-Armeen aufeinander schießen und im umfangreichen Pulverdampf der bleihaltigen Luft immer nur Zivilisten dumm herumstehen.

      2. Auf möglicherweise im Weg stehende Zivilisten kann grundsätzlich keine Rücksicht genommen werden.
      Unterpunkt 2.a.: Zivilisten stehen Uniformträgern grundsätzlich nur im Weg herum.
      2.b.: Die Frage nach Verlusten an Menschenleben, materiellen Werten oder möglicher globaler Wirtschaftsschädigungen oder Tourismuseinbrüchen muß zugunsten einer militärischen Lösung in kurzer militärischer Form beantwortet werden: Wir pfeifen drauf!

      3. Die Hisbollah ist gegenüber Israel in einem gewaltigen Vorteil, der bei Waffenstillstandsverhandlungen unbedingt beachtet werden muß: Jeder Verlust an Kämpfern ist gleichzeitig ein Gewinn an Märtyrern, die automatisch ins Paradies Eingang finden und von dort aus Allah zur Parteinahme für die Hisbollah beeinflussen können. Wir sehen daran, daß die Zeit gegen Israel arbeitet und Israel zu seinen eigenen Gunsten unbedingt zum schnellen Waffenstillstand gedrängt werden muß.

      4. Hisbollah-Führer Nasrallah lobt mittlerweile den heldenhaften Kampf seiner jederzeit zum Märtyrertod bereiten Gotteskrieger und will den Kampf natürlich nicht beenden, um noch möglichst vielen Gotteskriegern die Gelegenheit zum Einzug ins Paradies zu geben.
      (Bei Waffenstillstandsverhandlungen sollte vielleicht noch die Frage aufgeworfen werden, warum er selbst dem Märtyrertum bislang gekonnt ausgewichen ist, wenn das doch so wahnsinnig erstrebenswert ist. Natürlich nur, wenn er gerade gut gelaunt ist!)

      5. In Waffenstillstandsverhandlungen sollte unbedingt auch der Lösungsvorschlag des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad erörtert werden, in dem es vermutlich wieder im Brief an Frau Merkel um seine gebetsmühlenartig vorgetragene Bitte geht, daß die Deutschen doch endlich "ihre" Juden wieder zurücknehmen sollten, die zumindest teilweise wegen dieses freundlichen Herrn Hitler aus Europa nach Palästina "ausgewandert wurden". Das wäre aus Herrn Ahmadinedschads Sicht entlich eine gangbare >"Endlösung der Israelifrage", die zur islamischen Befreiung der heiligen Stadt Jerusalem unbedingt notwendig ist.
      Wir dürfen gespannt sein, wie Frau Merkel diese läppisch geringe Zahl an Israelis in Deutschland aufnehmen wird, aber immerhin ist das den Deutschen mit ihren 6 Millionen Vertriebenen nach 1945 ja auch gelungen.
      Ungeklärt geblieben ist leider bislang die Frage, warum den arabischen Nachbarstaaten Israels die Aufnahme von 1 Million vertriebener Palästinenser in den gewohnheitsmäßig stattfindenden "heiligen Kriegen" gegen Israel bis heute nicht gelungen ist. Nun ja, das könnte daran liegen, daß die autochthone Bevölkerung der arabischen Nachbarstaaten seit 1945 auch ohne Kriegseinwirkungen um bis zu 200 Prozent zugenommen hat, worüber wir vielleicht auch mal diskutieren sollten, denn so sehr ich die leeren Kühlschränke der palästinensischen Familien im Gaza-Streifen auch bedauere, so sehr frage ich mich auch, warum im 21. Jahrhundert eine durchschnittliche palästinensische Familie eigentlich 8,7 (in Worten: acht komma sieben!) Kinder haben muß, wenn doch alle Palästinenser seit 60 Jahren unter so schrecklich schlechten Bedingungen leben müssen. Im Hisbollah-Lebensborn könnte die Nachwuchsrate noch um 2,5 Kinder höher liegen.

      6. Immerhin können wir zur allgemeinen Verständigung darauf hinweisen, daß auch die Hisbollah einem uralten germanischen Mythos folgt, der schon die Wikinger zu Ruhm und Ehren führte: Nur der kommt in Walhalla (= Äquivalent des Hisbollah-Paradieses) zu höchsten Ehren, der als Krieger im Kampf gefallen ist.
      Dieser Mythos hat schon die Wikinger, die SS, Heinrich Himmler berühmt werden lassen und in unserer Zeit wird dieser Mythos bestimmt auch den geliebten Schiiten-Führer Nasrallah zum größten Helden seines Volkes werden lassen.
      Der bekannte Schiiten-Kampfruf "Krieg, Krieg - bis zum Sieg!" (= freie Übersetzung aus dem Arabischen ins Deutsche) erinnert immerhin schon sehr an unser gutes altes "Sieg heil! und wir Deutsche sind natürlich schon wegen unseres historischen Selbstverständnisses genau die Richtigen, um in dieser Region mit der Hisbollah zu sprechen, zu vermitteln und natürlich auch Friedenstruppen zu stellen, wenn die Hisbollah das eines Tages wünschen sollte.

      Wie schon gesagt: Die internationale Völkerverständigung macht gewaltige Fortschritte!
      Avatar
      schrieb am 21.07.06 11:15:47
      Beitrag Nr. 103 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 22.838.081 von Auryn am 21.07.06 10:27:19P.S.: Ich habe gerade eben erst gelesen, daß Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah im Al-Dschasira-Interview von gestern abend sympathischerweise die Verantwortung für die vorgestern von einer Hisbollah-Rakete zwei getöteten arabischen Kinder in Nazareth übernommen und sich dafür entschuldigt hat. Immerhin hat er die Kinder freundlicherweise zu Märtyrern erklärt und wir unbeteiligte Beobachter hoffen natürlich alle, daß dieser Umstand den Familien der Opfer ein großer Trost ist:

      In a Thursday interview with Arabic-language news network Al-Jazeera, Nasrallah accepted responsibility for the Wednesday attack, while conceding that an apology to the family was not sufficient.

      "To the family that was hit in Nazareth -- on my behalf and my brothers', I apologize to this family," he said.

      "Some events like that happen. At any event, those who were killed in Nazareth, we consider them martyrs for Palestine and martyrs for the nation. I pay my condolences to them."


      Es wäre vielleicht einen Vorschlag an die Hisbollah wert, nachzufragen, ob es irgendwelche Vorbedingungen für das Märtyrertum und das Leben im Paradies gibt. Offensichtlich gibt es gar kein Mindestalter und keine Altersbegrenzung.
      Kann eigentlich jeder von einer Hisbollah-Rakete Getroffener Märtyrer werden, solange er nur die richtige Volkszugehörigkeit hat? Muß man unbedingt arabischer Abstammung sein oder kann man auch Märtyrer werden, wenn man aus einer Misch-Ehe kommt?

      In meiner Familie haben sich so viele Völker gemischt, da wäre es doch nicht schlecht, wenn ich in Walhalla / den ewigen Jagdgründen / Jenseits / Paradies auch gleich mit einem "Märtyrer-Prädikat" auftauchen könnte: vielleicht könnte ich im gebrechlichen Alter von 111 Jahren (ich liebe Schnapszahlen!) mal eine kleine Reise in ein von der Hisbollah beschossenes Gebiet machen und - zack - bin ich auch im Status der Märtyrer und habe ein Anrecht auf ein paar hübsche jenseitige Frauen. Hm, aber andererseits behauptet ja Dieter Nuhr, daß das mit den Jungfrauen ein Übersetzungsfehler gewesen sein könnte und es ging eigentlich um eine "erfrischende Obstschale". Also nur für eine Obstschale würde ich mich nicht gern von Raketen-Schrappnells durchsieben lassen - da weiß man ja nie, wie man im Jenseits ankommt und der Obstsaft läuft dann womöglich aus.
      Vielleicht sollten wir diese Märtyrer-Diskussion doch besser aufs Jenseits verschieben - oder?
      Avatar
      schrieb am 21.07.06 11:24:46
      Beitrag Nr. 104 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 22.838.805 von Auryn am 21.07.06 11:15:47Weitere Details des "72-Jungfrauen-und-Märtyrer-Komplexes" werden übrigens auf dieser empfehlenswerten Seite behandelt:

      http://www.dieter-nuhr.de/nochwas/hoeren.php

      Eins hab` ich aber immer noch nicht ganz kapiert:
      Bekommt eigentlich jeder Hisbollah-Märtyrer 72 Jungfrauen oder müssen die irgendwie geteilt werden?
      Sind die dann auch die Ersatzmütter für die minderjährigen Märtyrer und wie wird das dann mit den jenseitigen Kindergartenplätzen geregelt?

      Irgendwie scheint die Hisbollah ihren Märtyrer-Mythos meiner Meinung nach noch konkreter formulieren zu müssen...
      Avatar
      schrieb am 30.09.06 10:38:11
      Beitrag Nr. 105 ()
      In diesem Interview
      http://www.3sat.de/SCRIPTS/print.php?url=/kulturzeit/lesezei…
      hat übrigens gestern abend Henryk Broder in einer Reportage von 3sat-Kulturzeit etwas behauptet, was mich zuerst ein wenig überrascht hat, dann aber nach einiger Überlegung möglicherweise tatsächlich eine Erklärung sein könnte für gesteigerte Aggressionen in bestimmten Ländern:
      Er behauptete, es gäbe eine Statistik von "Google", welche Internet-Sparten in welchen Ländern am häufigsten abgerufen werden.
      (Ich dachte ja eigentlich, daß wir im Internet überall wie üblich direkt hinter den USA und Japan liegen würden, aber nein!)
      Dabei würden gemäß Broder die international erreichbaren Seiten mit Sex- und Porno-Inhalten prozentual am häufigsten abgerufen in:
      1. Pakistan,
      2. Iran,
      3. Saudi-Arabien,
      etc.
      Wenn wir jetzt noch an das europäische Mittelalter / Renaissance / frühes Barock zurückdenken und was Mönche in der Kunst durch Sublimation, andererseits aber in der Inquisition oder "einsame Söldner" bei der Eroberung und Plünderung von Städten wie dem "Sacco di Roma" oder der Zerstörung von Magdeburg im 30jährigen Krieg so alles an "sexuellen Höchstleistungsverbrechen" vollbracht haben, dann wäre vielleicht die Überlegung nicht ganz abwegig, daß sexuelle "Trieb-Aufstauung" zu erhöhten Aggressionen in der aktuellen Politik dieser Länder führen könnte.

      Kann mir jemand sagen, wo und ob es diese Statistik nachzulesen gibt? Oder muß ich mir erst das Buch von Border kaufen?
      Avatar
      schrieb am 04.10.06 11:38:20
      Beitrag Nr. 106 ()
      Für die interessierte Öffentlichkeit:
      Die interessantesten Hinweise und Kommentare zu meinem Posting finden sich im Thread: Hurrah wir kapitulieren - Mozarts Idomeneo abgesetzt in den Postings # 332 bis # 339.
      Vielen Dank!
      ;)
      Avatar
      schrieb am 15.12.06 19:25:52
      Beitrag Nr. 107 ()
      Auf diesem Blog findet man gegen Ende einige schöne Bilder aus der Harald-Schmidt-Show:

      http://lehrer.schule.at/3www/wordpress/

      Am besten gefiel mir dabei aus gegebenem Anlaß der schöne Brauch, modische Schoko-Weihnachtsmänner aus anderen Ländern zu zeigen.

      Besonders der russische Weihnachtsmann war in diesem Jahr ausgesprochen passend gewählt und die Sense erwies sich als praktisches Accessoir; farblich gut abgestimmt mit der modisch ungesund wirkenden Gesichtsfarbe.
      Avatar
      schrieb am 15.01.07 09:38:12
      Beitrag Nr. 108 ()
      Mir fällt gerade noch ein, daß es für einen Deutschen bestimmt schon mal ein Riesenfehler war, mit Vornamen "Donald" zu heißen und dann auch noch im Gewässer vor der Küste des Iran zu fischen.
      So etwas muß ja in einer Katastrophe enden und auch Donald Duck hat mit dem Fischen in den Mickey Mouse - Heften ja so seine Probleme gehabt:

      URL: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?em_c…

      Inhaftierter Deutscher

      Teheran stellt Forderung im Fall Donald Klein


      Berlin - Der Iran stellt einem Magazinbericht zufolge Bedingungen für die Freilassung des seit über einem Jahr inhaftierten Deutschen Donald Klein. Iran wünsche im Gegenzug zur Freilassung Kleins, dass der in Deutschland zu lebenslanger Haft verurteilte Attentäter Kazem Darabi entlassen werde, berichtet Der Spiegel. Bei Gesprächen über eine vorzeitige Freilassung Kleins habe die iranische Seite gegenüber deutschen Diplomaten mehrfach den Namen Darabi ausdrücklich genannt und darauf hingewiesen, dass auch diese Frage zu lösen sei.

      Darabi war Drahtzieher des Anschlags auf das Restaurant Mykonos in Berlin, bei dem 1992 vier iranische Oppositionelle getötet wurden. Das Auswärtige Amt wollte zu dem Bericht keine Stellung nehmen. Weiter berichtete das Magazin, auch Bundespräsident Horst Köhler habe sich für Klein eingesetzt. Kurz vor Weihnachten habe er ein Gnadengesuch an den iranischen Religionsführer Ali Chamenei mit der Bitte um vorzeitige Entlassung Kleins gerichtet. Klein war im November 2005 zusammen mit einem Franzosen beim Hochsee-Angeln festgenommen und wegen illegalen Eindringens in iranische Hoheitsgewässer zu 18 Monaten Haft verurteilt worden. rtr

      [ document info ]
      Copyright © FR online 2007
      Dokument erstellt am 14.01.2007 um 17:44:02 Uhr
      Erscheinungsdatum 15.01.2007
      Avatar
      schrieb am 05.03.07 08:37:13
      Beitrag Nr. 109 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 26.929.353 von Auryn am 15.01.07 09:38:12Wenn ich mich nicht irre, sitzt Donald Klein immer noch wegen "illegalen Betretens iranischer Gewässer" für 18 Monate im iranischen Staatsgefängnis. Naja, wir könnten das Problem ja leicht lösen, indem wir entweder einen anerkannten iranischen Terroristen freilassen, wie dies die iranische Regierung wünscht oder wir besinnen uns auf eine schöne mittelalterliche Tradition zurück, als man noch Regenten anderer Länder festnehmen konnte, bis ein entsprechendes Lösegeld gezahlt wurde. So um das Jahr 1197 oder so hatten wir in Deutschland ja mal Richard Löwenherz wegen Beleidigung des deutsch-österreichischen Herrscherhauses in der Reichsfestung Trifels "zu Gast" und erst nachdem er die Unterbringungskosten mit ein paar Hundert Säcken Gold bezahlt hatte, durfte er wieder zu seinen privaten Kriegszügen nach Frankreich aufbrechen.
      Wir hätten vielleicht nach dieser schönen mittelalterlichen Tradition Herrn Ahmadinedschad mitsamt seiner ganzen Regierung doch zur Fußball-WM einladen und hier behalten sollten, damit er nicht weiter frei herumläuft und soviel Verbal-Müll absondert. Womöglich hätte uns das iranische Volk ein Vermögen bezahlt, wenn wir ihn nicht mehr freigelassen hätten. (Interessant wäre auch vielleicht der abgewandelte Pawlow'sche Versuch gewesen, bei der Fußball-WM Herrn Ahmadinedschad mit Herrn Dabbelju zusammen in eine Zelle zu sperren und zu sehen, was dabei am Ende herauskommt.)
      Jedenfalls läßt das Verhalten der iranischen Staatsführung doch sehr tief blicken:
      Nachrichten-Agentur REUTERS:
      Bundesregierung dringt bei Iran auf Freilassung von Donald Klein
      Mo, Feb 26, 2007 11:38 MEZ
      Berlin (Reuters) - Nach der Freilassung des Franzosen Stephane Lherbier hat die Bundesregierung die Regierung des Iran aufgefordert, auch dessen deutschen Begleiter Donald Klein auf freien Fuß zu setzen.
      Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte am Sonntag in Berlin: "Bei aller Erleichterung über die Freilassung von Lherbier muss es jetzt darum gehen, dass der gleichzeitig mit ihm verhaftete Donald Klein jetzt freigelassen wird." Diese klare Erwartung habe das Auswärtige Amt am Sonntag der iranischen Regierung übermittelt.
      Klein und Lherbier waren am 29. November 2005 beim Hochsee-Angeln festgenommen und wegen illegalen Eindringens in iranische Hoheitsgewässer zu 18 Monaten Haft verurteilt worden.
      Nach Angaben des französisches Außenministers Philippe Douste-Blazy wurde Lherbier auf Grund eines Gnadenakts des obersten iranischen Führers, Ajatollah Ali Chamenei, am Sonntag freigelassen. Frankreich hoffe, dass Klein in den nächsten Tagen auch durch einen solchen Gnadenakt frei komme, erklärte der französische Außenminister.
      Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatte im Januar berichtet, Bundespräsident Horst Köhler habe kurz vor Weihnachten ein Gnadengesuch an Chamenei mit der Bitte um vorzeitige Entlassung Kleins gerichtet. Dem Bericht zufolge stellte der Iran aber Bedingungen für die Freilassung Kleins. Iran wünsche im Gegenzug zur Freilassung Kleins, dass der in Deutschland zu lebenslanger Haft verurteilte Attentäter Kazem Darabi entlassen werde. Bei Gesprächen über eine vorzeitige Freilassung Kleins habe die iranische Seite gegenüber deutschen Diplomaten mehrfach den Namen Darabi ausdrücklich genannt und darauf hingewiesen, dass auch diese Frage zu lösen sei. Darabi war Drahtzieher des Anschlags auf das Restaurant Mykonos in Berlin, bei dem 1992 vier iranische Oppositionelle getötet wurden.
      Avatar
      schrieb am 24.03.07 11:11:51
      Beitrag Nr. 110 ()
      O.K., wie wir inzwischen alle wissen, ist Donald Klein endlich wieder zu Hause und meint, er wäre höchstwahrscheinlich nur deshalb so lange festgehalten worden, weil die Iraner ihren freundlichen Staatsdienst-Attentäter austauschen wollten, der damals in dem Berliner Lokal dafür gesorgt hat, daß 4 exil-iranische "Nestbeschmutzer" nicht weiter den glorreichen iranischen Gottesstaat davon abhalten können, durch die Wiederkehr des verborgenen Imams das Paradies auf Erden zu errichten.

      Ich hingegen vermute aufgrund der von Donald Klein verlorenen 35 Kilo Körpergewicht im iranischen Wellness-Aufenthalt, daß die Iraner eine neue und supertolle Diätmethode erst mal an einem Ausländer ausprobieren wollten, bevor das iranische Volk ebenso gestählt in den nächsten Krieg ziehen kann. Solche Gewichtsreduktionen können die USA in Guantanamo einfach noch nicht anbieten und da sollte unbedingt nochmal nachkontrolliert werden, ob die dort üblichen Zwangsernährungen der dicken islamistischen US-Folteropfer nicht durch iranische Ernährungsmethoden ergänzt werden sollten.

      Jedenfalls war der Iran mit der Donald-Klein-Diät so dermaßen erfolgreich, daß jetzt erst mal 15 britische Soldaten in den Genuß dieser Diät kommen werden. Westliche Soldaten gelten im Nahen Osten sowieso als überfettete und verweichlichte Sittenstrolche und die iranischen Haftbedingungen werden vermutlich dazu beitragen, daß westliche Armeen ganz allgemein gesündere Ernährungsprogramme aufstellen. Außerdem ist ja nicht völlig auszuschließen, daß sich die britischen Soldaten wie unser pfälzisches Ex-Dickerchen Donald Klein tatsächlich dieses verabschuungswürdigen Verbrechens namens "illegales Betreten iranischer Hoheitsgewässer" schuldig gemacht haben, wobei das für die Briten jetzt wirklich finster aussieht, denn während Donald Klein nur mit einer Angel bewaffnet war und unschuldige iranische Fische getötet hat, waren die Briten mit Schnellfeuergewehren bewaffnet und hätten damit ja auch Hunderttausende von iranischen Fischern töten können, wenn man sie nicht schon präventiv unschädlich gemacht hätte!
      O.K., die Briten behaupten ja, daß sie im UN-Auftrag unterwegs wären, aber wir wissen ja schließlich vom geliebten iranischen Präsidenten Ahmadinedschad, daß die UN nur ein Maskenball der blutrünstigen US-imperialistischen Hyänen sind, die nur darauf warten, über ihre israelischen Vasallen hinweg auch die iranischen Ölquellen in ihre blutbefleckten Pranken zu bekommen.
      Es ist wirklich nett von der iranischen Regierung, daß sie immer so um das internationale Recht, die Menschenwürde, übergewichtige Europäer und ihre iranische Fischerei besorgt sind!
      Wir sollten den iranischen Präsidenten unbedingt auffordern, doch noch schnell nach New York vor die UN zu reisen, um die Sanktionen abzuwenden und ihn zu bitten, doch noch einmal - wie schon bei seinem letzten Auftritt - eine himmlische Erleuchtung um sich herum zu produzieren, auf daß sein göttlicher Auftrag nun auch wirklich für uns alle klar erkennbar werde.
      Wir würden jetzt auch wirklich alle darauf achten!
      Vielen Dank im voraus, lieber Herr Präsident Ahmadinedschad!
      Avatar
      schrieb am 24.03.07 11:32:24
      Beitrag Nr. 111 ()
      P.S.: Was ist denn eigentlich im Moment mit der iranischen Regierung los? Da hätten wegen dieser Sache ...
      http://www.zeit.de/online/2006/52/Daenen-fuer-den-Weltfriede…
      ... doch früher monatelang sämtliche europäischen Botschaften gebrannt und jetzt war da gar nix? Keine Geiselnahme dänischer Diplomaten durch iranische Studenten? Keine Kinder in lässiger Pose mit AK-47s in der Hand in den Nachrichten? Nicht eine brennende dänische Flagge?
      Das wird doch nicht etwa den national-iranisch-islamistischen Redaktueren selbst peinlich gewesen sein, daß sie selbst diese doppelbödige Anzeige in ihre eigene Propaganda-Postille gesetzt haben?
      Es könnte aber auch so sein, daß Dänemark im Iran einfach als zu unbekannt und zu unbedeutend gilt, weil es bei den letzten Demos einfach zu wenige Jubel-Perser gegen Dänemark gegeben hat.
      AAaaber das hätte sich mal ein US-Künstler erlauben sollen!
      Boah, da wäre in Teheran aber auf der Stelle der Schejtan aus der Hölle aufgefahren!
      Avatar
      schrieb am 26.03.07 19:57:45
      Beitrag Nr. 112 ()
      Ich nehme hiermit meine Vermutung aus Posting # 110 mit größtem Bedauern zurück, daß die iranische Regierung die Donald-Klein-Diät auch an ihrer Wirkungsweise bei britischen Soldaten testen wollte und stelle dafür eine neue Vermutung auf:
      Die iranische Regierung testet im Moment, ob man die jahrtausendealten Regeln des persischen Teppichhandelns auch eins zu eins auf ausländische Menschen anstelle von Teppichen übertragen kann, um diese gegen das politische Klima abzuhärten oder ein kleines Exempel zu statuieren. Im Inland hatte die iranische Regierung damit schon immer sehr viel Erfolg: Man hängt verstaubte oder aus der Mode gekommene Teppiche ja auch an einer Stange auf, um sie auszuklopfen. Vor ca. 2 bis drei Jahren hat man das in Teheran erstmals nicht nur mit iranischen Staatsbürgern, sondern auch ziemlich erfolgreich mit einer exil-iranischen Journalistin gemacht, die auch die kanadische Staatsbürgerschaft hatte, was zu einigen Verstimmungen zwischen Kanada und dem Iran geführt hatte, weil die Journalistin das komischerweise nicht überlebt hat. Aus einer Reportage des WDR konnten wir inzwischen entnehmen, daß man im iranischen Inland dazu übergegangen ist, jetzt auch schon Mädchen mit 16 Jahren aufzuhängen, nachdem man sie ein bißchen ausgeklopft hat, was diese komischerweise trotz ihrer Jugend auch nicht überleben.
      Inzwischen hat man auch in Teheran ein bißchen dazugelernt und jetzt möchte man mit den Teppichen erst mal ein wenig handeln, bevor man sie ausklopft. In Bagdad im Irak wurden da nämlich von diesen "blutrünstigen und verbrecherischen US-Imperialisten, die Allah verbrennen möge" (= Zitat der iranischen Revolutionsgarden), vor ca. 6 Monaten fünf iranische Teppiche - ähm, nein, - diesmal waren es iranische Helden der iranischen Revolutionsgarden, die sich im diplomatischen Auftrag in Mossul zum Urlaub aufhielten, festgenommen. Das mit dem diplomatischen Dienst erfuhr man aber erst nachträglich direkt aus Teheran. Bei der Befragung durch die imperialistischen US-Hyänen konnten diese nicht so recht erklären, warum sie als Iraner ihren Urlaub ausgerechnet im Bereich der kurdischen Minderheit des Irak verbringen wollten. Bis ihnen eine plausible Antwort einfallen sollte, wollten die US-Hyänen (= Zitat der freundlichen Revolutionsgarden) sie völlig unrechtmäßigerweise erst mal festhalten. Wir wir inzwischen aber aus relativ gut unterrichteten Kreisen der Diplomatie erfahren haben, wären die Iraner großzügigerweise bereit, ihre Spionage-Anklage mit der drohenden Todesstrafe gegen die britischen "Spionage-Hyänen" fallenzulassen, wenn die imperialistischen US-"Hyänen" die sympathischen Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden wieder freilassen würden, sobald man endlich ihren Versicherungen Glauben schenken würde, daß Iraner schon immer gerne im kurdischen Mossul Urlaub gemacht haben.
      Wir können daher nur an die "blutrünstigen US-Imperialisten" appellieren, endlich ihre verbrecherischen Menschenräubereien einzustellen und den guten Willen der iranischen Regierung anerkennen, die ihre Geheimdienstmitarbeiter und Revolutionsgardisten ausschließlich zur Verbesserung internationaler Beziehungen in andere Länder zum Urlaub sendet!
      Es gibt absolut keinen Grund, den iranischen Geheimagenten in irgendeiner Form zu mißtrauen und wenn man endlich die freundlichen Revolutionsgardisten wieder freiläßt, dann kann man vielleicht auch über die Freilassung von diesen "brutalen britischen Menschenschlächtern" (übliche Wortwahl der freundlichen Revolutionsgarden) diskutieren, die ausschließlich zur Vorbeugung von der iranischen Marine festgenommen wurden.
      Wir wünschen dem Iran jedenfalls weiterhin alles Gute und Liebe im Kampf gegen die blutrünstigen Imperialisten und natürlich besonders bei seinen Bemühungen um den Weltfrieden und möge sein von Allah auserwählter Präsident bald wieder eine Leuchterscheinung um sein herrliches Haupt herumwallen haben!
      Avatar
      schrieb am 01.04.07 13:04:12
      Beitrag Nr. 113 ()
      Hm, ich habe gerade mal wieder einige Beiträge in den Polit-Threads hier gelesen, die wie üblich eine irre komische Logik an den Tag legen:
      Die meisten dieser lustigen Postings gehen davon aus, daß der Iran in seinen offiziellen Verlautbarungen viel glaubwürdiger erscheint als das britische Außenministerium oder die britischen Medien.
      Das ist natürlich absolut logisch und vollkommen nachvollziehbar, denn
      a) im Iran gibt es nicht eine freie Zeitung nach unseren Maßstäben, weil die Einheit der reinen Gläubigen nicht beeinträchtigt werden darf, während in London lauter Lügner die Zeitungen gestalten.
      b) Regierungskritische iranische Journalisten oder Schriftsteller findet man nach Angaben der imperialistischen Organisationen "Amnesty international"/ "Human Rights Watch" schon mal gelegentlich erschlagen in einem Straßengraben, aber das ist natürlich kein Grund, sich um die Glaubwürdigkeit der iranischen Nachrichten irgendwelche Sorgen zu machen.
      b) Die iranische Regierung schickt aus religiösen Gründen schon mal ein paar freundliche "Lebenszeitverkürzer" aus, um lästige Exil-Iraner wie in dem Berliner Restaurant vor ein paar Jahren zu beseitigen, die den Mullahs Korruption, Menschenrechtsverletzungen, Massenmord oder andere Kleinigkeiten vorwerfen.
      c) Im Iran werden ausschließlich aus Gründen der religiösen Reinheit schwer erziehbare 16-jährige Mädchen öffentlich aufgehängt und EhebrecherINNEN öffentlich ausgepeitscht, während der Polizeichef der Religionspolizei ein häufig gesehener, aber leider sehr knauseriger Gast bei den Straßenprostituierten der Teheraner Randbezirke ist, weil er dort die religiös erlaubte schiitische Probeehe auf Zeit praktizieren kann, bis er endlich die richtige Frau gefunden hat. Im Moment ist er angeblich bei der etwa 1500. Probeehe angekommen und wir wünschen ihm weiterhin viel Glück bei der religiösen Suche nach Vollkommenheit. (Hinweise auf entsprechende TV-Sendungen mit Quellennachweisen gerne auf Anfrage nachlieferbar!)
      d) Im offiziellen Lebenslauf des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad fehlen ein paar Jährchen, die er angeblich selbst mit der Ausbildung zum Geheimagenten mit Erfahrung an Gewehren mit Zielfernrohr verbracht hat.
      e) Der iranische Präsident hat nach seiner letzten Rede vor der UN im iranischen Fernsehen selbst erklärt, er habe eine göttliche Leuchterscheinung um sich herum gespürt, als er der Welt die Politik des einzig wahren Gottesstaates Iran auf Erden erläuterte.
      Wir dürfen daher die Logik der Verteidiger des Iran und seiner Glaubwürdigkeit folgendermaßen zusammenfassen:
      1. Im Iran herrschen im Moment freundliche, religös-inspirierte Männer und diese beauftragen Meuchelmörder mit der Beseitigung von moslemischen iranischen Glaubensgenossen, die den wahren Weg zum Heil nicht erkennen wollten und dem Fortschritt zum Wohle der Menschheit im Wege stehen. Es gibt daher auch überhaupt keinen Grund anzunehmen, daß religiös motivierte Mörder gegenüber uns "unreinen christlichen Schweinefleisch-Fressern" (Zitat aus einer Broschüre zum Aufbau der Moral der Revolutionsgarden) die Unwahrheit sagen könnten.
      2. Die inhaftierten imperialistischen britischen Soldaten schreiben aus zunehmendem Verständnis der iranischen Position ihrer Bewacher und mildtätigen Pfleger gerne dieselben Formulierungen in ihren täglichen Briefen in die Heimat: "barmherzige Behandlung" (eine Bezeichnung, die übrigens unter britschen Soldaten natürlich genauso häufig vorkommt wie im Iran: "im Namen des all-barmherzigen Gottes"), "im Namen des freien iranischen Volkes" etc.
      Darüber hinaus macht die britische Soldatin in ihren Briefen interessanterweise dieselben Fehler in der Zeichensetzung, die auch ein iranischer Vorschlagstext eines Mannes enthalten könnte, der Englisch zwar gut, aber nicht gerade in Oxford, sondern eher im Fernstudium in Isfahan gelernt hat.
      Es ist doch schön zu sehen, daß das Stockholm-Syndrom schon nach wenigen Tagen zu einer weitgehenden Identifizierung der britischen Soldaten mit ihrem iranischen Bewachungspersonal geführt hat.

      All diesen Überlegungen kann man sich natürlich nicht entziehen und daher wünschen wir alle weiterhin dem iranischen Präsidenten eine neue göttliche Leuchterscheinung im Kampf gegen den blutrünstigen britisch-amerikanisch-jüdischen Dollar-Imperialismus!
      Avatar
      schrieb am 05.04.07 10:46:03
      Beitrag Nr. 114 ()
      Eigentlich war\'s doch wirklich richtig schön, daß wir noch schnell so ein Überraschungs-Osterei von Herrn Ahmadinedschad gelegt bekamen - sozusagen das O-Ü-Ei vom A. - und uns alle so richtig freuen konnten.

      Hm, naja, vielleicht ausgenommen die sympathischen Damen und Herren, die vor der britischen Botschaft in Teheran vor 10 Tagen noch die Hinrichtung der britischen Spione und Invasoren gefordert hatten. Die müssen schwer enttäuscht sein und können es vermutlich kaum fassen, was da geschehen oder eben nicht geschehen ist.
      Es ist aber auch erstaunlich, was für eine Macht der oberste Revolutionsführer Groß-Ayatollah Hodschatullesallahimislam (oder so ähnlich!?) KHAMENEI (nicht zu verwechseln mit Ayatollah Khomeini: der ist schon lange mausetot und war recht finster!) haben soll, der doch angeblich gar kein echtes politisches Amt im Iran bekleidet.

      Da redet der Herr A. noch vor drei Tagen von einem Gerichtsverfahren, das witzigerweise der iranische Botschafter in Moskau ins Gespräch gebracht hatte und dann schickt der KHAMENEI plötzlich seinen außenpolitischen Berater Laridschani (der komischerweise auch der Chef-Unterhändler in Atomfragen ist) vor die Fernsehkameras und sagt davon dem iranischen Präsidenten Herrn A. scheinbar gar nichts. Der Herr Laridschani verkündet dann flugs, man wäre an keiner Verschlechterung der außenpolitischen Beziehungen zu den Briten oder der EU interessiert und würde wohl bald eine Lösung finden können. Und zwei Tage später verkündet dann der Herr A. freundlich lächelnd, die britische Regierung besäße nicht die Tapferkeit, sich für die Grenzverletzung zu entschuldigen, weshalb man die armen britischen Soldaten jetzt freilasse, die wie die arme britische Soldatenmutter ja völlig ohne Beachtung der familiären Rechte in eine schwere militärische Aufgabe geschickt worden wäre.

      (Ich dachte an dieser Stelle ganz kurz "Hä?" und daß diese Aufgabe mit den Kontrollieren eines Handelsschiffs ja vielleicht gar nicht so schwer gewesen wäre, wenn da nicht die Iraner dazwischen gekommen wären.) Immerhin erfuhren wir dann aber von unserem iranischen Showmaster Herrn A., daß der wesentliche Grund der Freilassung ein Geschenk an das britische Volk wäre, weil das Datum gerade so günstig zwischen dem Geburtstag des Propheten Mohammed und der Wieder-Geburt des Propheten Jesus zum christlichen Fest Ostern liegen würde. Gegenleistungen habe es keine gegeben.
      Tja, also wenn das schon alles an Problemen war, können wir uns ja schon auf die nächsten freuen und müssen dem Herrn Groß-Ayatollah KHAMENEI besonders danken, weil er ja schon seit Khomeinis Zeiten ein reichlich bärtiger und relativ stiller Revolutionsführer ist. Es muß was besonders Schönes sein, wenn man in einer religiösen Hierarchie an der Spitze steht und niemand (z.B. Herr A.) etwas gegen einen zu sagen wagt, weil man ja der Stellvertreter Gottes - ähm, eigentlichja ALLAHS - auf Erden ist! (Herr A. muß aber eigentlich ziemlich unzufrieden sein und ich selbst hätte eigentlich auch lieber einen Politiker an der Spitze eines solchen Landes mit so tollen Atomkraftwerken, der nicht innerhalb von 48 Stunden eine Drehung um 180 Grad für normal verkaufen will. Also ein berechenbarer Poltiker kann schon so seine Vorteile haben, möchte ich meinen, oder?)
      :confused:

      Jedenfall wünsche ich nach all den gelösten Problemen allen Lesern hier ein schönes Fest, FROHE OSTERN und Alles Gute!
      ;)
      (Was knirscht denn da eigentlich gerade so? Sind das die Ostereier in meiner Tasche oder die Zähne von Herrn Ahmadinedschad?)
      :look:
      Avatar
      schrieb am 28.04.07 16:11:43
      Beitrag Nr. 115 ()
      Im Moment habe ich gerade wieder das Gefühl, die Menschen werden zeitgleich mit der zunehmenden Klima-Erwärmung immer reizbarer, weil gerade international gleich drei "große Krisen" drohen, die völlig unnötig sind und deren Kontrahenten-Kommentare zu nichts führen außer neuen Problemen:

      1. Der Raketenstreit zwischen Rußland und der NATO.
      Ist ja aber auch irgendwie verständlich, daß die Russen eine Krise kriegen, wenn man sieht, daß sich ihre Ex-Bruderstaaten ohne erkennbare Not den (Ex-?)Klassenfeinden in die (Ex-?)imperialistisch-kapitalistischen Arme werfen und nichts dagegen haben, wenn die USA in Polen 10 Abwehr-Raketen und in Tschechien eine Riesen-Radar-Anlage aufbauen wollen. Aber wenn ich anstelle der Russen wäre, würde ich auch gleich sagen, daß ich nur etwas gegen die Radar-(Abhör?)-Anlage habe, denn wenn ich (als russischer Oberkommandierender) über noch mehrere Tausend offensive Atomsprengköpfe verfüge, dann würde ich mir über 10 defensive Abwehrraketen keine großen Gedanken machen.
      Aber so ist das eben, wenn man kein Verständnis dafür hat, wenn man mal ein paar Tausend Offiziere der Brüder in Katyn abgemurkst hat und das wider besseres Wissen 40 anderen in die Schuhe geschoben hat. So was ärgert manche humorlosen (polnischen) Leute einfach Jahrzehnte lang - besonders wenn man die lästigen Frager bis 1961 auch immer zu Abenteuer-Urlauben in sibirische Lager mitnehmen mußte, wofür diese Polen den Russen nie irgendwelche Dankbarkeit gezeigt haben!
      Aber zurück zu den Raketen:
      Verlegen wir die Dinger am besten doch einfach auf fahrbare Lafetten wie damals die Pershing II und zwar nach Nord-Zypern (!),
      a) weil da der Iran näher ist und
      b) das befreundete türkische Militär das Sagen hat und wenn`s mal nicht mehr befreundet sein sollte, fahren wir die Dinger einfach zu den Griechen nach Süd-Zypern, weil die sich immer freuen, wenn man die Türken ärgert. Falls sich dann dort irgendjemand Gedanken machen sollte um irgendwelche potentiellen Gegenschläge, fahren wir die Dinger einfach in den dortigen britischen Militärhafen und tun so als ob wir sie abziehen. (Das Abzugsschiff wird natürlich irgendwie verschwinden, sobald es erst mal auf See ist.)

      2. Der "Operettenkrieg" zwischen Estland und Rußland (Man beachte übrigens, daß wir in unserer Vorstellung nur deshalb die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen nur als kleine "Stadtstaaten" in Erinnerung haben, weil wir sie auf unseren alten Schul-Atlanten immer nur in Bezug zum Sowjet-Imperium sahen. In Wirklichkeit ist jedes dieser Länder von Bevölkerung und Größe annähernd gleich der Republik Irland!)
      Der "Operettenkrieg" zwischen Estland und Rußland fällt natürlich auch in die Kategorie "verletzter Nationalstolz", wobei man darüber streiten kann, wer verletzter sein darf. Details mit Rußland fast wie oben. Stalin hatte die schon unabhängigen baltischen Staaten von Hitler befreit und wo sie schon einmal von den Deutschen unterdrückt waren, dachten sich die Russen, da konnten die Balten es doch auch gleich bleiben: Amtssprache wurde Russisch; ein paar Hunderttausend Russen wurden zur Russifizierung nach 1945 im Baltikum angesiedelt und die paar Hunderttausend Balten, die in Estland, Lettland oder Litauen etwas dagegen hatten, wurden erst mal nach Sibirien "umgesiedelt", wo sich standardmäßig die Hälfte zu Tode arbeitete. Baltische Querulanten, die des nachts Plakate gegen die Sowjetunion (= fälschlicherweise fast dasselbe bei den Balten wie "Rußland") aufhängten, wurden normalerweise bis 1956 ebenfalls aufgehängt - meist gab es davor aber noch ein Gerichtsverfahren mit russischen Richtern, russischen Staatsanwälten und russischen Verteidigern, die ihre Mandanten eigentlich nicht verstanden, aber immerhin brachte man ihnen ja auch 40 Jahre lang die russische Kultur in Form von Lenins "Gesammelten Werken" und ein bißchen Dostojewski - sofern man sie nicht gleich aufhängen mußte, natürlich.
      Aber jetzt, nach 52 Jahren haben diese undankbaren Esten plötzlich den völlig unverständlichen Einfall, dieses wunderschöne Denkmal für die gefallenen Befreier der Roten Armee abzubauen. Pfui!
      Die sollten sich ja nicht wundern, wenn die heute unterdrückten und daher zum Estnisch sprechen gezwungenen Kinder der heldenhaften russischen Befreier ihnen die Autos vor den Häusern anzünden!
      Völlig zu Recht hat unser Ex-Kanzler Schröder gestern diese undankbaren Balten ermahnt, sie sollten nicht so extremistisch und pietätlos mit ihren ehemaligen Befreiern umgehen! Wo Gerd Recht hat, hat er Recht! Daß die Esten auch noch die angeblichen Leichen von 14 Soldaten unter dem Denkmal exhumieren wollen, geht tatsächlich ein bißchen weit, aber man weiß eigentlich ja auch noch nicht mal sicher, ob da tatsächlich seit 1944 welche liegen, oder?

      3. für uns Deutsche völlig sinnlose Krise: Türkisches Militär gegen angeblich islamistische Regierung unter einem umstrittenen Präsidenten Gül.
      Soweit bekannt, war der umstrittene Kandidat Gül bisher eher noch gemäßigter als der umstrittene türkische Ministerpräsident. Allerdings trug seine Frau immer ein Kopftuch, das für das türkische Militär wie das rote Tuch eines Toreros auf einen Stier wirkt. Das türkische Militär sieht sich in ziemlich radikaler Weise als Bewahrer der säkular-weltlichen Verfassung der Türkei im Sinne von Staatsgründer Kemal Atatürk und wehe, wenn ein türkischer Präsident es wagen sollte, in Richtung Islamismus zu driften. Die türkische Armee würde sofort putschen und die Macht übernehmen. Hm, naja, der Auto- und Bus-Verkehr in der Türkei würde schlagartig sicherer werden, weil überall auf den Kreuzungen Panzer stehen werden, aber die Wirtschaft würde gar nicht gut aussehen, weil das Militär ökonomisch traditionell nur mit Waffenhändlern gut zurecht kommt. Leider schaukeln sich Islamisten und Militär in letzter Zeit gegenseitig hoch und die Wahl für Europa könnte "schaurig-schön" aussehen: A) Entweder eines Tages eine Türkei mit demokratisch gewählter Regierung, in der vielleicht in zehn Jahren jede Frau ein Kopftuch tragen muß und gläubige Christen mit Kreuz-Kettchen besser keinen Urlaub mehr machen sollten oder B) eine Türkei mit an die Macht geputscher Militär-Junta als Regierung, in der unser weltliches Denken zwar Staatsräson ist, wo wir aber aus moralischen Gründen auch keinen Urlaub machen sollten, weil wieder so viele Leute im Gefängnis sitzen und immer mal wieder jemand die Treppen runterfällt bis er tot ist. Keine wirklich schönen Aussichten ...
      Avatar
      schrieb am 30.04.07 18:42:52
      Beitrag Nr. 116 ()
      Nach dieser Nachrichtenmeldung ...
      http://www.sueddeutsche.de/,ra2l3/panorama/artikel/131/11201…
      ... zum neuen Verbot "westlicher Frisuren" im Iran hätte ich da mal eine blasphemisch-sardonisch-sarkastische Frage, nach der ich zweifellos gesteinigt werden müßte, wenn ich mich mal nach Teheran verirren sollte:

      1. Wer definiert im Iran eigentlich, was eine westliche Frisur ist?

      2. Wo doch manche iranische Mullahs stolz darauf sind, daß der Ursprung des iranischen Volkes und seiner vorherrschenden Sprache Farsi ebenso wie der der indischen Brahmanen auf "arische Wurzeln" zurückzuführen ist, müßten "deutsche Frisuren" des Jahres 1939 vom Verbot "westlicher Frisuren ausgenommen sein, oder?

      (Anm. zum wissenschaftlichen Verständnis meiner Frage: In Rumänien konnte man im Jahr 1939 in jeden Friseur-Salon in Siebenbürgen "marschieren" und "eine deutsche Frisur" verlangen! Nach meinen wissenschaftlichen Recherchen bekam man dann, wenn man vorher einen großen Schnurrbart hatte, einen kleinen Schnurrbart wie Charlie Chaplin in seiner Rolle als "Tramp" verpasst und zusätzlich einen kurzen Haupthaarschnitt mit dem Scheitel dort, wo man beim unseligen Adolf H. die Kopfhaut durchschimmern sehen konnte.)

      3. a) Ich vermute daher also, daß ich mit dieser "deutschen Frisur" völlig unbesorgt in Teheran Urlaub machen könnte, oder?
      3. b) Außerhalb des Iran sollte ich dann aber wohl wieder besser wenigstens eine "rumänische Frisur" des Jahres 1945 tragen, oder?

      Vielen Dank für Eure Antworten!
      Nur ernst gemeinte Antworten werden von mir ernst genommen!
      :look:
      Avatar
      schrieb am 30.04.07 18:50:59
      Beitrag Nr. 117 ()
      Den Moslems kann man es sowieso nicht recht machen.
      Die Jungs mit den "östlichen Frisuren" mußten 1989 auch wieder aus Afghanistan raus.
      Avatar
      schrieb am 30.04.07 19:04:22
      Beitrag Nr. 118 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 29.076.229 von Auryn am 30.04.07 18:42:521. Wer definiert im Iran eigentlich, was eine westliche Frisur ist?

      die mullahs und ihre untergebenen paramilitärs entscheiden das.
      seit den agressiven tönen aus dem westen haben diese wieder oberwasser und beseitigen alle reformen die die iranischen oppositionelle in jahrelange mühseligen kampf gegen die mullahs erungen haben.

      2. Wo doch manche iranische Mullahs stolz darauf sind, daß der Ursprung des iranischen Volkes und seiner vorherrschenden Sprache Farsi ebenso wie der der indischen Brahmanen auf "arische Wurzeln" zurückzuführen ist, müßten "deutsche Frisuren" des Jahres 1939 vom Verbot "westlicher Frisuren ausgenommen sein, oder?

      für wissenschaftlich-historisch bewanderte menschen stellt die beantwortung dieser frage keine schwierigkeiten dar.

      ein blick bei wikipedia beantwortet diese frage:

      Die Worte Iraner und Iranier bedeuten Arier womit das alt-iranische Wort Arya gemeint ist, was "edel" bedeutet. Nach einer anderen Theorie bezeichnet Ari ursprünglich "die mit dem Pflug", was hieße, dass Arier eine Bezeichnung für Ackerbau betreibende Stämme ist. Es gibt verschiedene Formen dieses Wortes: "Ayrani, Irani, Ironi, Erani". Dabei wird die Bezeichnung Ayrani von den Ostiranern, Irani von den Südiranern, Ironi von den Nordiranern und Erani von den Westiranern benutzt.


      seit jahrtausenden betrachten sich iraner als arier und nennen sich so. ganz sicher nicht aus sympathie für das dritte reich.
      greichen hingegen nannten die iraner perser, so hat sich dieder begriff im abendländischen erhalten.

      die erörterung diese frage kann nichthostoriker tatsächlich verwiren oder darüber mutmassen ob iraner sich nach den nazis benennen.
      denn sonst liegt der verdacht sehr nahe dass es sich, durch das verschweigen dieser historischer fakten, bloss um üble antiiranische hetze handelt.
      Avatar
      schrieb am 30.04.07 19:55:54
      Beitrag Nr. 119 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 29.076.338 von Borealis am 30.04.07 18:50:59Hm, die Jungs mit den "östlichen Frisuren" hatten aber meiner Erinnerung nach eher so eine "berufsbedingte Frisur", die bei Leuten mit Tarnkleidungs- und Springerstiefel-Fetischismus immer gern gesehen ist. So haben die Leute in deutschen Wehrsportgruppen auch häufig eine Frisur, die derjenigen von den o.g. Jungs sehr ähnlich sieht, aber nicht unbedingt eine "östliche Frisur" wäre, oder?
      Avatar
      schrieb am 30.04.07 20:05:19
      Beitrag Nr. 120 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 29.076.479 von Dr_Penny am 30.04.07 19:04:22Ich hätte ja auch nie in Erwägung gezogen, daß indische Brahmanen mit ihrem Ariertum irgendwie die gemeinsame Abstammung mit Nazis belegen wollten.
      Du verwendest übrigens so häufig die Formulierung "antiiranische Hetze" in Deinen Postings mit mir, daß mir langsam der Verdacht kommt, Du bist kein wirklich geübter Polit-Satire-Fan, oder?

      seit den agressiven tönen aus dem westen haben diese wieder oberwasser und beseitigen alle reformen die die iranischen oppositionelle in jahrelange mühseligen kampf gegen die mullahs erungen haben.

      Tja, wenn man bedenkt, daß über die Hälfte der iranischen Bevölkerung jetzt unter 30 Jahre alt ist und damit wohl die Zielgruppe des Verbots "westlicher Frisuren", dann würde ich mal vermuten, daß die Mullahs keine so richtig einflußreiche Zukunft im Iran haben werden, oder?
      Wie sieht denn dann Deiner Meinung nach der Iran in ca. 20 Jahren aus?

      Nach meiner Vermutung wird der Iran daher wohl entweder wirtschaftlich-technologisch abgehängt sein, weil die Jugend irgendwo studieren will, wo man "westliche Frisuren" tragen kann oder es gibt mal zur Abwechslung in ca. 20 Jahren wieder eine antiklerikale Revolution so wie in der guten alten Französischen Revolution, oder? Natürlich nur, wenn Ahmadinedschads A-Bömbchen nicht vorher in Tel Aviv vom Schreibtisch fallen oder die Israelis dem unbedingt zuvorkommen wollen ...
      Avatar
      schrieb am 30.04.07 20:23:22
      Beitrag Nr. 121 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 29.077.156 von Auryn am 30.04.07 20:05:19Du bist kein wirklich geübter Polit-Satire-Fan, oder?

      es fällt mir schwer über satire zu lachen die iraner mit nazis vergleicht oder zumindest sie damit assoziiert.
      genausowenig kann ich es als ausdruck von meinungsfreiheit empfinden wenn iran zum grössten gefahr seit hitler erklärt wird.

      die mullahs hatten nie grossen einfluss im iran. ihre macht verdanken sie den ihnen untergebenen paramilitärs.
      darüber woher die mullahs die finanziellen Mitteln hatten, kurz nach der iranischen Revolution diese Truppen aufzustellen um damit die bevölkerung im schach zu halten, ist immer noch gegenstand so mancher spekulationen.

      die antworten zeigen zu oft in richtugn saudi-arabien und den usa.
      nicht weiter verwunderlich, da die mullahs hinter den kulissen blendende beziehungen zu den usa und israel unterhielten.
      nun scheint der moment gekommen zu sein, wo sich usa sich seiner marionetten entledigen will, bzw soweit schwächen dass sie zwar an der macht bleiben aber in der region keinen einfluss mehr haben.
      dies geht einher mit der abschaffung der zaghaften reformschritte im iran.
      die neue situation die durch agressive us-rhetorik herbeigeschafft wurde, ist das grösste geschenk für die mullahs gewesen.
      nun können sie ihre revolutionären sprüche aus der mottenkiste rausholen und eine gesellschaft nach dem vorbild saudi-arabiens zu installieren.

      dagegen gab und gibt es nachwievor wiederstand durch die komplette iranische gesellschaft, nicht nur die jugend.

      leider ist es schon jetzt so dass die die es sich leisten können und auch was können, das land verlassen.

      nach der beinah geglückten revolution im jahre 1999 gegen die mullahs, hat man deutlich gesehen auf welche wackeligen beine die mullahs standen.

      dank der drohgebärden des westens, sind sie nun wieder stark wie am anfang ihrer machtergreifung.

      ich hoffe dass ich nicht 20 jahre warten muss bis die iraner selbst die mullahs aus dem land jagen.
      durch us-amerikanische bombardierungen und massaker an der zivilbevölkerung passiert das gewiss nicht.

      falls du dich für die wahren zustände im iran interessierst, kannst du folgendes lesen:

      http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25128/1.html
      Avatar
      schrieb am 30.04.07 20:39:12
      Beitrag Nr. 122 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 29.077.379 von Dr_Penny am 30.04.07 20:23:22Vielen Dank für den Text, aber den kenne ich schon.
      Ich habe ja auch nie "die Iraner" mit den Nazis verglichen, wie vielleicht Deiner Aufmerksamkeit entgangen sein könnte, sondern insbesondere einen gewissen Herrn Ahmadinedschad, der
      a) ... überhaupt nichts dagegen hätte, wenn die Israelis wieder alle dahin gingen, von wo sie ein gewisser Herr Adolf H. vertrieben bzw. deportiert und ermordet hat, u.a. gerade weil sie keinen eigenen Staat hatten, wie dies die UNO in einer ihrer ersten Sitzungen durchblicken ließ.
      b) ... und auch nichts dagegen hatte, daß auf seiner absonderlichen "Antisemitismus-Konferenz" alle Neonazis Mitteleuropas vertreten waren, sofern sie denn kommen durften (Horst Mahler wollte, aber Deutschland ließ ihn nicht!) oder das nötige Kleingeld hatten.
      Da liegt doch die Vermutung nahe, daß sich Herr Ahmadinedschad zumindest in Bezug auf Juden und Israel mit den Neonazis ausgezeichnet verstehen würde.
      Tja, das ist ja schön für beide Seiten, aber da tut es mir leid, das sagen zu müssen, aber wer sich mit Neonazis so gut versteht, der ist in meinen Augen ein Neonazi!
      Wer in der freien Natur gerne mit Stinktieren spielt, braucht sich nicht zu wundern, wenn ihn schon bald alle wegen des Geruchs meiden.

      Aber hoffen wir doch weiterhin das Allerbeste und daß sich die beiden auf der lieblichen Fotomontage hier alsbald herzen und küssen werden.
      http://www.zeit.de/online/2007/18/annaeherung-iran-usa
      Die nette Botschaft sehe ich wohl - allein, mir fehlt der Glaube, daß der Iran einige seiner Atomprogramme gegenüber der IAEA seit Jahren verheimlichte nur um gegen die Bevormundung und den Imperialismus aus dem bösen, bösen Westen zu protestieren!
      Avatar
      schrieb am 30.04.07 20:50:30
      Beitrag Nr. 123 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 29.077.528 von Auryn am 30.04.07 20:39:12a) ... überhaupt nichts dagegen hätte, wenn die Israelis wieder alle dahin gingen, von wo sie ein gewisser Herr Adolf H. vertrieben bzw. deportiert und ermordet hat, u.a. gerade weil sie keinen eigenen Staat hatten, wie dies die UNO in einer ihrer ersten Sitzungen durchblicken ließ.

      ich muss dich enttäuschen. ahmadinejad hat nie derartiges gesagt. er sprach jeweils immer von der beseitigung des "zionistischen regimes" und das moslems und juden friedlich zusammenleben sollen.

      b) ... und auch nichts dagegen hatte, daß auf seiner absonderlichen "Antisemitismus-Konferenz" alle Neonazis Mitteleuropas vertreten waren, sofern sie denn kommen durften (Horst Mahler wollte, aber Deutschland ließ ihn nicht!) oder das nötige Kleingeld hatten.
      Da liegt doch die Vermutung nahe, daß sich Herr Ahmadinedschad zumindest in Bezug auf Juden und Israel mit den Neonazis ausgezeichnet verstehen würde.


      eine propagandaveranstaltung wo unter anderem eine gruppe von stregngläubigen rabis daran teilgenommen hat.
      ausser dass horst mahler dort erscheinen wollte, sind mir keine personnen bekannt die man zu neonazis hinzurechnen kann.
      ahmadinejad hat sich mit dieser veranstaltung keinen gefallen getan, auch wenn es berechtigte historische fragen zum holocaust gibt.
      in dieser form kann man schwer solche fragen erörtern.

      Die nette Botschaft sehe ich wohl - allein, mir fehlt der Glaube, daß der Iran einige seiner Atomprogramme gegenüber der IAEA seit Jahren verheimlichte nur um gegen die Bevormundung und den Imperialismus aus dem bösen, bösen Westen zu protestieren!

      das hat auch keiner behauptet, genausowenig wie die aussage stimmt dass die iaea nicht über alle programme bescheid wusste.
      Avatar
      schrieb am 30.04.07 20:57:06
      Beitrag Nr. 124 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 29.077.379 von Dr_Penny am 30.04.07 20:23:22Hm, das habe ich noch vergessen: Der von Dir zitierte Artikel ist ja ganz nett, aber der letzte Abschnitt darin macht einen europäischen Leser ja völlig hoffnungslos: Israel soll für einen atomwaffenfreien Nahen Osten ebenfalls auf seine Atomwaffen verzichten!?!

      Uaaargh!

      Genauso gut könnte man von einer der beiden westeuropäischen Atommächte Frankreich und Großbritannien verlangen, auf deren Atomwaffen zu verzichten: Völlig illusorisch! Reine SF-Fantasy!

      Machen wir uns doch einfach keine Illusionen über den Menschen an sich, auch wenn es grausam klingt: Nur die Existenz von Atomwaffen haben Europa gleich im Anschluß an 1945 vor dem Dritten Weltkrieg bewahrt, denn Stalin sagte ja selbst, daß in seinen Augen nach dem Krieg gegen Hitler jedes System seine Macht so weit ausdehnt, wie es nur irgendwie geht, ohne die eigene Vernichtung durch die Atomwaffen des Gegners zu riskieren! Das war der Kalte Krieg und die neuesten Reaktionen aus Moskau zeigen, daß er vielleicht nochmal wieder kommen könnte, wobei wieder nur die Furcht vor der gesicherten gegenseitigen Vernichtung vor einem Krieg bewahren kann.
      Es gibt übrigens auch ein Gerücht in Israel, daß die israelische Regierung im Yom-Kippur-Krieg 1973 das Ende der sowjetischen Waffenlieferungen an Ägypten mit einer Atomkriegs-Drohung an Moskau erzwungen hat. Begründung: Wenn Israel diesen Krieg wegen sowjetischer Waffenlieferungen verliert - wonach es auch 4 Tage lang aussah, dann wird es mit dem Einsatz seiner Atomwaffen auch gegen die Waffenlieferanten untergehen! Moskau hörte damals tatsächlich überraschend mit den Lieferungen auf.

      Wenn jetzt aber in der Region ein weiterer Staat mit einer Regierung von Märtyrertum-Bewunderern wie Ahmadinedschad plötzlich über Atomwaffen und Mittelstreckenraketen verfügen sollte, dann könnte die israelische Drohung doch noch eines Tages wahr werden, fürchte ich. Das ist nicht mehr wie in Europa nach 1945, weil keiner sterben wollte, da bewundert wahrscheinlich wirklich einer im Iran die Märtyrer.
      Das finde ich schrecklich!
      Avatar
      schrieb am 30.04.07 21:02:49
      Beitrag Nr. 125 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 29.077.641 von Dr_Penny am 30.04.07 20:50:30Und dafür liefert der iran Waffen an die Hisbollah? Für den Frieden
      Avatar
      schrieb am 30.04.07 21:12:12
      Beitrag Nr. 126 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 29.077.759 von Auryn am 30.04.07 21:02:49was hat jetzt hisbollah damit zu tun?
      israel und die usa haben lange waffengeschäfte mit den mullahs gemacht. dick cheney unterhielt noch bis vor kurzem geschäfte mit den mullahs.

      das iran waffen an hisbollah liefert ist eine einseitige betrachtung der situation in der region, wenn man die anderen machenschaften ignoriert.
      Avatar
      schrieb am 02.05.07 18:14:01
      Beitrag Nr. 127 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 29.077.641 von Dr_Penny am 30.04.07 20:50:30Sorry wieder mal für die einen Tag verspäte Antwort, aber ich schreibe von einem Server, der mich nichts kostet, aber ab 21 Uhr und an Feiertagen nicht arbeitet.

      Zum letzten Posting:

      1. Tja, aber der CIA lieferte Waffen an den Iran in der Iran-Kontra-Affäre und hat u.a. damals auf eine sehr seltsame Weise versucht, die Botschafts-Geiseln damit frei zu bekommen.
      Damals gab es so um 1982 auch diese irre lustige Karikatur in "Newsweek" von einem iranischen Piloten aus dem Irak-Iran-Krieg, dem die Munition ausgegangen ist und dann nach der Landung auf der Heimatbasis ruft: "Nehmt sofort noch ein paar US-Geiseln! Ich habe keine Munition mehr!" Und die USA liefern übrigens relativ selten Waffen an eine Organisation, die die völlige Vernichtung eines anderen Staates zum Ziel hat und nur zu Hause im Libanon sowie im Iran (und natürlich bei den freundlichen Organisationen der Hamas, Islamischer Dschihad etc.) nicht als Terror-Organisation gesehen wird.

      Jetzt aber etwas ernsthafter:
      Wenn Du doch aber im o.g. Posting von vorgestern um 20.50 Uhr schreibst, daß der gute und liebe Herr Ahmadinedschad nicht die Vertreibung der Israelis, sondern nur die "Beseitigung des Zionistischen Regimes" möchte und die Moslems und die Juden sonst ganz friedlich wie im Paradies zusammenleben sollten, dann finde ich es doch irgendwie komisch, wenn der Iran die Hisbollah mit Waffen unterstützt, wo doch die Hisbollah nicht nur die Beseitigung des Zionistischen Regimes will, sondern ihre Kommandeure vor 2 Jahren noch dem deutschen Korrespondenten Alexander von Sobeck ins Mikrofon gesagt haben, daß sie die völlige Vernichtung des Staates Israel zum Ziel haben. Das läßt mich doch ein ganz winzig kleines Bißchen am Friedensengel Ahmadinedschad zweifeln.

      2. Wenn die IAEA nach Deiner Behauptung schon immer über alle Programme des Iran Bescheid wußte, dann finde ich diesen Bericht aber irgendwie seltsam, weil er Deinen Behauptungen reziprok diametral zu widersprechen scheint:
      http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,398429,00.html
      O.K., ich weiß vielleicht schon, was als nächstes von Dir kommt: Der Spiegel befindet sich schon lange in der Hand der kriegslüsternen zionistischen CIA-Bande und verbreitet nur Lügen, was die Heimlichtuerei des Iran in Atomfragen betrifft. War das O.K. so?
      (Bitte um Verzeihung wegen des zionistischen Amerikanismus' "O.K.". Ich werde in Zukunft schreiben: "War das so in Ordnung?")
      Avatar
      schrieb am 02.05.07 18:48:20
      Beitrag Nr. 128 ()
      Diesem Bericht zufolge ...
      http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,476641,00.html
      ... müßte man übrigens davon ausgehen, daß man jetzt gegenüber Ahmadinedschads Regierung keinesfalls eine "Appeasement"-Politik betreiben darf, sondern ernsthafte Sanktionen verhängen muß.
      Avatar
      schrieb am 02.05.07 18:53:56
      Beitrag Nr. 129 ()
      Und aus dem Spiegel-Interview mit dem IAEA-Chef El-Baradei müßte man anhand einiger Passagen schließen, daß der Iran sich standhaft weigert, gerade die Kontrollen zuzulassen, die von der IAEA gewünscht werden:

      http://www.iaea.org/NewsCenter/Transcripts/2007/derspiegel09…
      Avatar
      schrieb am 21.05.07 19:00:39
      Beitrag Nr. 130 ()
      Ich finde es irgendwie schon echt beeindruckend und eigentlich ja auch sehr menschlich, wie sehr wir Deutsche uns von anderen Völkern unterscheiden gelernt haben - besonders nach dem Zweiten Weltkrieg:
      Da sterben bei einem Selbstmordattentat in Kundus 3 deutsche Soldaten (Berufssoldaten oder?) und alle möglichen Politiker sind am großen Debattieren, was man am Einsatz ändern könnte, damit die Lage nicht so gefährlich bleibt wie sie gerade ist.
      Beinahe zeitgleich ufert im Libanon ein kleiner Banküberfall von einer bislang unbekannten Islamistengruppe mit dem wohlklingenden Namen "Fatah al Islam" (19 tote "Bankräuber" bei denen - darunter der Bruder eines der "Kölner Kofferbomber" vom letzten Jahr - und 27 tote libanesische Regierungssoldaten bis gestern abend!) zu einem Flächenbombardement eines palästinensischen Flüchtlingslagers aus, bei dem heute nach den TV-Bildern von gerade eben bei CNN zu urteilen ein paar Hundert Leute "hops gegangen" sein müßten, aber wir müssen uns erst mal um uns kümmern, was ja im Prinzip auch gut so ist. Ich frage mich nur, was in Deutschland so alles los sein wird, wenn die Lage im Libanon erst mal Schule macht und Deutschland vielleicht eines Tages auch so ähnlich aussieht. (Immerhin durfte ja der Kofferbomber bei uns 3 Jahre "Mechatronik" studieren und es ist ein Armutszeugnis für unser deutsches Bildungssystem, daß er es in all der Zeit seines deutschen Studiums nicht gelernt hat, eine funktionierende Bombe zu bauen.)
      Und egal, was Herr Scholl-Latour dazu sagt: Ich finde es gut, daß "laszive und talibanfeindliche Frauen mit ehefremden Sexualkontakten" nicht mehr im Fußballstadion von Kabul an den Torpfosten aufgeknüpft werden, wie das noch unter den freundlichen Taliban der Fall war.
      Wenn hier jemand fragt, was sich denn groß in Afghanistan verändert hat, seit die NATO da rumballert, dann soll derjenige doch bitte mal eine x-beliebige afghanische Frau fragen, ob es ihr jetzt irgendwie besser geht oder sie irgendwie besser lebt als unter den Taliban, unter denen keine Frau arbeiten oder ohne männliche Bewachung in die Öffentlichkeit gehen durfte!

      Und was die deutschen Toten angeht, da braucht sich ja unser Ex-Kanzler Schröder nur einmal bei seinem "lupenreinen Demokraten" -Freund in Moskau zu erkundigen, wie man solche Probleme löst: Man erschießt erst mal die Journalisten, die überhaupt über solche Kinkerlitzchen berichten, bis sich niemand mehr dahin traut, wo die Luft bleihaltig ist und danach läßt man mit moderneren Waffen als in Afghanistan zwischen 1979 und 1988 (25.000 tote russische Soldaten) in Tschetschenien erst mal die Städte einebnen (ca. 100.000 tote Tschetschenen!) und dabei ca. 10.000 russische Soldaten den ruhmreichen Ehrentod sterben (zwischen 1991 und 2005!). Wenn man davor oder zeitgleich die richtigen Journalisten bedroht oder abgeknallt hat, kann man danach immer noch prima Geschäfte mit uns Deutschen machen und kein Mensch in Deutschland würde sich um solche Opferzahlen kümmern.
      Für uns Deutsche gilt da bestimmt auch nach Meinung unseres Ex-Kanzlers auch die alte Sowjet-Devise: Von der Sowjetunion - ähm - von Rußland lernen, heißt siegen lernen!

      Aber es ist trotzdem irgendwie schön, daß man sich in einer deutschen Demokratie immer soviel Sorgen um die eigenen toten Berufssoldaten macht.
      Avatar
      schrieb am 12.09.07 17:21:16
      Beitrag Nr. 131 ()
      Eigentlich dachte ich ja, meine rundum super gebildete polnisch-archäologische Freundin wäre noch viel deutscher als ich, denn sie in allem einfach viel perfekter. So schreibt sie z.B. im Gegensatz zu mir auch schon nach jeder Reform schon nach den allerneuesten Rechtschreiberegeln. Gestern abend aber sagte sie etwas, wobei ich mich frage, ob das nicht vielleicht ein Scheidungsgrund werden könnte, falls wir mal verheiratet wären. Der Dialog war folgender:

      - "Heinrich Heine hat völlig recht gehabt: Der sagte nämlich, daß keine noch so idiotische Idee verrückt genug wäre, als daß es nicht eine Menge Deutsche gäbe, die ihre treuesten Anhänger würden!"
      - "Worauf beziehst Du dich gerade in anbetracht der Abendnachrichten, mein Schatzl?"
      - "Auf diese verrückten und typisch deutschen Islamisten, die hier geboren sind und mit Wasserstoffperoxid Flughäfen in die Luft sprengen wollten, anstatt sich wie anständige Menschen die Haare damit zu färben!"
      - "Ja, aber solche Islamisten gibt's doch auch in anderen westeuropäischen Ländern und die sind doch auch dort geboren, oder nicht, mein Schatzl?"
      - "Nur daß die dort immer auch pakistanische oder arabische Eltern oder Großeltern hatten. Nur Ihr Deutsche habt in Westeuropa bisher Islamisten, die "Fritz" heißen, deutsche Eltern haben und sich vermutlich mit ihren deutschen Volksangehörigen in die Luft sprengen wollen, falls die gerade das Pech haben, in der Nähe der Sprengung zu sein! Bei uns Polen wird es so etwas mit Sicherheit nicht geben. Wir sind Euch Deutschen da völlig überlegen! Bäh!"

      Hm, seitdem überlege ich, ob meine Freundin völlig recht oder unsere Beziehung aufgrund ihres in dieser Frage übersteigerten polnischen Nationalgefühls keine Zukunft hat?
      ;)
      Was meint Ihr?


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      Am deutsch-amerikanischen Wesen könnte die Welt genesen... (Real-Satiren)