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    Liebe Jusoinnen und Jusos! - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 01.08.03 00:46:00 von
    neuester Beitrag 04.08.03 14:20:40 von
    Beiträge: 13
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      schrieb am 01.08.03 00:46:00
      Beitrag Nr. 1 ()
      Liebe Jusoinnen und Jusos!

      von Holger Stürenburg

      Obgleich mein PC im allgemeinen schon in der Nähe rötlicher Internetseiten seinen Geist aufgibt(1) und letztendlich (um abgewandelt bzw. auf den heutigen Stand der Technik bezogen mit Helmut Kohl(2) zu reden) seine „Abneigung gegen den Sozialismus schon mit der Grundprogrammierung eingesogen“ hat, sind PC und Eigentümer, beide seit Jahren vom Virus der Soziphobie befallen, neulich tatsächlich auf der Heimseite (wir sprechen Deutsch!) der Hamburger JusoschülerInnen gelandet. Dort fanden wir den Beitrag eines Nutzers (wie gesagt: Deutsch!), der sich in polemischster Art und Weise mit der Schülerunion (SU) auseinandersetzt. Gut, meine eigene Schulzeit liegt gottseidank schon ein paar Jährchen hinter mir, aber meine schon immer tiefschwarze Gesinnung ist mir natürlich treugeblieben. Bis heute. Also erlaube ich mir, so mitten im demokratischen, „herrschaftsfreien“ Diskurs, zu dem Geschriebenen des Herrn „Khalil“ in eindeutiger Form Stellung zu beziehen!

      Beim Betrachten Eurer Zeilen stachen mir (neben so manchem Fehler in Orthographie und Grammatik) zunächst die Worte „katastrophale Bildungspolitik“ ins Auge. Aha, dachte ich mir: Selbsterkenntnis galt schon immer als der erste Weg zur Besserung: Denn tatsächlich ist die Bildungspolitik Eurer Mutterpartei mit dem Begriff „katastrophal“ noch verklärend und verharmlosend umschrieben – als einstiger Abiturient eines staatlichen Gymnasiums zu Hamburg fungiere ich sozusagen als „Kronzeuge“ für diese meine These.

      Doch dann lese ich weiter: Es heißt in Eurem Text tatsächlich: „... die katastrophale Bildungspolitik des Mitte-Rechts-Senats...“

      Ich traute meinen Augen kaum und wiederholte eins ums andere mal flüsternd diesen Satz: „Die katastrophale Bildungspolitik des Mitte-Rechts-Senats“. - „Die katastrophale Bildungspolitik des Mitte-Rechts-Senats“.

      Umgehend kam mir bei der steten Wiederholung dieses irrsinnigen Satzes ein inzwischen zur Legende gewachsener Ausspruch des einstigen CSU-Bundesinnenministers Friedrich Zimmermann in den Sinn, den er im Juli 1983 – also fast genau vor 20 Jahren - getätigt hatte. „Old-Schwurhand“ formulierte damals: „Gewaltloser Widerstand ist Gewalt“ – Ich frage Euch: Wollt Ihr allen Ernstes den alten Bajuwaren zum 20. Jubiläum seiner Worte noch toppen???

      „Die katastrophale Bildungspolitik des Mitte-Rechts-Senats“.

      Diese Formulierung reizt einen intelligenten Menschen zu weiteren Variationen:

      „Die avantgardistisch-verschrobenen Kompositionen der No Angels“

      „Die glockenhelle, opernreife Stimme des Daniel Kübelböck“

      „Die mitreißende Rhetorik von Rudolf Scharping“

      „Die literaturpreisverdächtige schriftstellerische Begabung von Dieter Bohlen“

      „Die stattliche Körpergröße von Olaf Scholz“

      „Die zunehmend neoliberale Haltung der Gewerkschaften“...

      ...

      Ohne jetzt in Versuchung zu geraten, der Hoffnung anheim zu fallen, daß Ihr zumindest im innenpolitischen Bereich zur Vernunft gekommen und plötzlich, von heute auf morgen, auf die Linie einer konsequenten Kriminalitätsbekämpfung umgeschwenkt seid, so verfahrt Ihr doch hier nach dem simplen Motto „Haltet den Dieb(3)“

      Sagt mir doch bitte:

      WER hat denn über 40 Jahre lang hier in Hamburg regiert?

      WER war also über 40 Jahre lang für die miserable Entwicklung der Bildungspolitik in unserer Stadt verantwortlich?

      WER hat denn das Leistungsprinzip aus dem Schulgesetz gestrichen und statt dessen Tausende Projekttage-, -wochen, -monate, ja fast ganze Schuljahre eingeführt, in denen nichts sinnvolles gelernt wurde?

      WER setzte denn stets Sozialklimbim vor Förderung der Leistungsbereitschaft?

      WER hat denn Anfang der 80er Jahre mehr als 50 DKP-Lehrer aus den damals unionsgeführten Nachbarbundesländern eingeflogen – und hier auf unschuldigen Hanseatennachwuchs losgelassen?

      WER hat denn statt der Förderung leistungswilliger und –fähiger Schüler auf Gleichmacherei und Einheitsbrei gesetzt?

      WER hat denn dafür gesorgt, daß der Geist an nahezu allen Hamburger staatlichen Schulen jahrzehntelang links (wenn nicht gar linksextrem) wehte?

      Dies war doch, um der historischen Wahrheit gerecht zu werden, niemand geringeres als Eure Mutterpartei, die SPD!

      Und nun kommt endlich – nach jahrelangem, erbittertem Kampf, der 40 Jahre währte – eine nichtsozialistische, eine bürgerliche Regierung in Hamburg an die Macht und hat nun zunächst vom Wähler die ehrenvolle Aufgabe übertragen bekommen, dieses sozialistische Chaos auszumisten! Es ist doch offensichtlich, daß solche „Aufräumarbeiten“ (Ó Helmut Kohl, 1983) länger als nur ein paar Monate benötigen, gerade, wenn – worauf einst schon Ingo von Münch bedauernd hinwies – in der Schulbehörde sogar jede kleine Maus im Keller das SPD-Parteibuch besitzt!

      Einen Konteradmiral haben wir schon, der sich dessen annimmt und, seiner Berufsbezeichnung alle Ehre machend, all den wilden Forderungen von GEW und ElterInnenverbändInnen ganz schön kontert! Aber, Ihr müßt doch einsehen: Nach über 40 Jahren ideologisch verblendeter, tiefroter Schul- und Bildungspolitik wären m.E. ganze Bataillone notwendig, um dem von Eurer Mutterpartei hinterlassenen Chaos Herr zu werden!

      Und, wenn Ihr oft sagt, Herr Senator Lange sei mit seinem Amt, seinen Aufgaben überfordert. Wäret Ihr dies nicht auch, wenn – was Gott und Edmund Stoiber in stolzer Eintracht verhindern mögen und werden – die SPD einst in Bayern an die Macht käme und mit tiefschwarz versengten Behörden aufräumen müßte?

      Natürlich unterläuft Senator Lange mancher Fehler – diese haben aber insbesondere seit jenem Zeitpunkt nachgelassen, als er die wirklich faszinierende Idee hatte, Frau Ingeborg Knipper in seine Behörde zu holen und mit einem einflußreichen Amt auszustatten. Frau Knipper galt schon in den 70er Jahren (als ich noch ein unter Mengenlehre und merkwürdigen, angeblich „vereinfachenden“ Schreibschriften leidender Grundschüler war) als eine der aktivsten Kämpferinnen gegen Sozialismus aller Art und wird nun, in ihrer neuen (von ihr stets erträumten und erhofften) Aufgabe garantiert dazu beitragen, daß die Hamburger Bildungspolitik wieder in Richtung Vernunft und Zukunftsträchtigkeit geführt wird und alles ideologisch verbohrte so schnell es geht auf Nimmerwiedersehen verschwindet.

      Natürlich bin auch ich, trotz aller Liebe und Sympathie für unsere neue Landesregierung, durchaus selbstkritisch. Ich bin ja ein ehrlicher Mann. Mich hat man auf einer Lüge noch nie ertappt (Ó Helmut Schmidt, 1974). Man hört immer wieder (auch aus eigenen Reihen), z.B. der schulpolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Wolfgang Drews, agiere häufig ein bißchen langsam und phlegmatisch. Also, ich selbst habe ihn schon mal vor ein oder zwei Jahren beim Alstervergnügen getroffen. Nach ein paar Cocktails vermittelte derselbe Wolfgang Drews durchaus einen ganz munteren, aufgeschlossenen und zupackenden Eindruck. Wenn er diese damals praktizierte Haltung, auch ohne Cocktails, demnächst auch mal in der Bürgerschaft an den Tag legt, kann’s eigentlich nur noch besser werden!

      Ich gestehe ein, mir selbst geht dies alles auch noch längst nicht weit genug. Als „katastrophal“ würde ich die derzeit betriebene Bildungspolitik in Hamburg aber beleibe nicht bezeichnen! Statt dessen als immer noch viel zu brav, zu mutlos – oft zu ängstlich in Anbetracht der noch vorhandenen roten Seilschaften im Hamburger Bildungswesen.

      Wieso kam z.B. nach dem Regierungswechsel keiner auf die Idee, das sowjetisch anmutende (und ansonsten nur noch in Österreich vorhandene, aber derzeit von Kanzler Schüssel und seiner schwarz/blauen Regierung heftig bekämpfte) Kammersystem dem Müllhaufen der Geschichte zu übereignen? Elternkammer, Lehrerkammer und vor allem Schülerkammer (ich meine natürlich ElterInnen-, LehrerInnen etc.- KammerIn) sind doch letztendlich nichts anderes als steinzeitsozialistische Revivalclubs, die ewiggestrigen Träumen von 1968ff nachhängen – und dem Herren Senator und den Seinen mit vorgestriger linker Politik das Leben unnötig schwer machen, ihn sogar bei der Ausübung seines Amtes hindern!

      Wieso – und dies ist bei näherem Hinsehen eigentlich eine zutiefst „sozialistische“ Forderung - kam weiters kein Vertreter der bürgerlichen Koalition auf die Idee, die soziale Ungleichheit – ja, selbst ich kenne dieses Wort! -, die auf vielen Schulen durch dort exzessiv praktizierten Marken- und Äußerlichkeitenwahn aufgetreten ist und zu Ausgrenzung und Gewalt gegen schwächere bzw. ärmere Schüler führt, durch die Einführung von Schuluniformen einzudämmen?

      Ihr stellt Euch sicher längst die Frage, weshalb ich an dieser Stelle so scharf gegen die Jusos bzw. den Sozialismus allgemein agitiere? Ich möchte es Euch gerne erklären.

      Ab und zu – so auch in den Minuten des Verfassens dieses Briefes - bedarf mein altes und noch immer schwerwiegendes Juso-Trauma der späten 80er Jahre, als ich auf einer staatlichen Schule in Richtung Abitur marschierte, einer erneuten Bewältigung. So um 87/88 herum hatte ich einen einstigen Parteifreund von Euch in meiner Klasse, der überzeugtes (aber alles andere als überzeugendes) Mitglied der Jusos war. Ja, eigentlich war er zwei Mitglieder der Jusos. Er war nämlich so fett, daß er beinahe zwei Stühle im Klassenraum (und somit sicher auch zwei Parteibücher der SPD) benötigte. Er sorgte für einen derart totalitären Geist im Klassenverband, unterstützt von linksextremen Lehrern aus dem Hafenstraßen- bzw. DKP-Umfeld, daß sich manch bürgerlicher Schüler geradezu vor ihm fürchtete. Zu letzteren zählte ich.

      Bei ihm begann der „Neofaschismus“ (das Wort „NationalSOZIALISMUS“ mied er aus (aus seiner Sicht) verständlichen Gründen in der von ihm betriebenen Agitation) bereits bei den Unionsparteien. Letztendlich galt ihm jeder Gegner bzw. Kritiker von Sozialismus und Kommunismus als latenter „Faschist“. Wer nicht rot war, war braun! So simpel war sein Weltbild! Er beleidigte Mitschüler, deren Verwandtschaft in Ostblockländern gefoltert wurde, verteilte Flugblätter mit dem Slogan „Stalin? – Find ich gut!“, organisierte, in trauter Zusammenarbeit mit offen verfassungsfeindlichen Gruppen aus dem Umfeld der „Autonomen Antifa“, gewalttätig verlaufende Demonstrationen – und fand trotz einer derart zweifelhaften Einstellung seinen Platz in der Jugendorganisation einer demokratischen Partei! Ich selbst floh nach dem Abitur traumatisiert nach Bayern und schwor mir, erst wieder in meine Heimat Hamburg zurückzukehren, wenn dort die CDU regiert.

      Der fette Juso sitzt inzwischen übrigens für die PDS (!) im Asta und fungiert dort als Beauftragter (oder auch hier als zwei Beauftragte?) für Schwule und Schwulinnen. Interessant ist, daß der Gute jetzt kommunistische Ideale (gibt es so was?) vertritt und zuvor bei Euch sozusagen seine politischen Lehrjahre absolviert hat. Von den Jusos zur PDS ist es offenbar nur ein ganz, ganz kleiner Schritt (der dem Dicken wohl auch nur aufgrund seiner Korpulenz sehr schwer gefallen sein dürfte – ideologisch gar nicht!)

      Zurück zum Text: Weiters fragt Herr Khalil, ob die Schülerunion die CDU im Bundestagswahlkampf unterstützt habe. Na klar hat sie das, bzw. hätte sie das gerne, wenn IHR sie nur gelassen hättet!

      Alles lief wunderbar, Hunderte SU`ler liefen hochgradig aktiviert mit bunten Stoiber-Flugblätter durch die City – bis eines schönen Spätnachmittags der Herr Ministerpräsident persönlich zur Großkundgebung auf den Gänsemarkt gekommen war. Auch bei dieser Veranstaltung sah man eine Menge von SU’lern herumlaufen. Um ihre Verbundenheit mit ihrer Partei und Herrn Stoiber im besonderen hervorzuheben, meldeten sie sich als parteieigene Ordner – und wurden in den daran anschließenden zwei Stunden und 26 Minuten bedauerlicherweise in schwerster Form ihrer körperlichen Unversehrtheit beraubt – so daß, zugegebenermaßen, spätere Wahlkampfeinsätze hintangestellt werden mußten!

      Warum dies?

      Niemand anders, als Eure Jusos und Jusoinnen – unterstützt von irgendwelchen linksextremen Demokratieverächtern und Demokratieverächterinnen – veranstalteten, als Stoiber sprach, derartige Pfeifkonzerte und Pfeifkonzertinnen, Schreikonzerte und Schreikonzertinnen auf dem Niveau Dreijähriger und Dreijährigerinnen, daß die Ohren der meist erst 16, 17jährigen SU’ler nahezu platzten! Dies grenzte wahrlich an Körperverletzung (zumindest an die Verletzung der grundsätzlichsten demokratischen Gepflogenheiten!) Gut, ich habe diese Veranstaltung ebenfalls besucht und auch als Ordner fungiert. Aber meine rund 30jährigen Ohren haben im Zuge ihrer Entwicklung schon einiges Grausames hören müssen – 1982 Frl. Menke und Hubert Kah, 1985 Opus und Modern Talking, 1987 Rick Astley und Mel & Kim, 1989 David Hasselhoff, 1990 Tekkno, 1993 Nirvana, 1994 Rudolf Scharping, 1995 die Backstreet Boys, 1999 Herta Däubler-Gmelin – ja, meine Ohren sind abgehärtet gegen unerträgliche Geräusche, weshalb ich mich nach nur zwei Tagen auraler Rekonvaleszenz wieder mit vollstem Elan in den Wahlkampf stürzen konnte. Wenn dies einige der meist wesentlich jüngeren SU`ler nicht konnten, habt Ihr dies mit Eurem Geschrei und Eurem Gepfeife selbst zu verantworten – und braucht es ihnen nicht vorzuwerfen! Wieder soll der Dieb gehalten werden (und diesmal nicht mal einem Resozialisierungsprojekt zugeführt werden!)

      Ehrlich gesagt, ob Armin Kriegesmann tatsächlich weiß, wie eine Fußballmannschaft aufgebaut ist, ist mir nicht bekannt. Bedenkt bitte: Auch er hatte in den Jahren vor dem Regierungswechsel in Hamburg in seiner Schule die große Freude, das von Eurer Mutterpartei jahrelang verhunzte Schulsystem in unserer Stadt in seiner gruseligsten Röte zu ertragen.

      Da ist es durchaus möglich, daß mancher Alt-68er-Lehrer, der sich aus Protest gegen Kapitalismus, Imperialismus und Ausbeutung seit dem Anschlag auf Rudi Dutschke seine Haare nicht mehr gewaschen hatte, zumindest aber – einen solchen Ideologen genoß ich einst in Deutsch – stets das selbe Sakko trug, an dem noch die letzten Sandkörner von Woodstock klebten und man (bei näherem Hinriechen) nicht nur den Schweiß von 30 Jahren, sondern immer noch ein paar latente Haschischdüfte erkennen konnte, anstelle von Allgemeinwissen (zu dem auch der korrekte Aufbau eines Fußballteams gehört), durch vor Wut nur so betroffene Projekttage über die Ausbeutung der Frau in der Dritten Welt, Projektwochen über Beschneidungsszenarien in der Sahel-Zone, Antifaschistische Klassenfahrten nach Dachau, Wackersdorf oder zumindest zum Ernst-Thälmann-Haus zu Eppendorf, pure Ideologie statt Lehrstoff vermittelt hat. Ja, ja, darunter kann die Allgemeinbildung durchaus leiden!

      Da aber bürgerliche Schüler (wie Armin Kriegesmann, den ich übrigens persönlich nicht kenne!) auch mal in Eigeninitiative (ich weiß, das ist ein Fremdwort für Euch, ich erklär` es Euch das nächste Mal!) außerhalb der Schule – sozusagen als Ausgleich für die ideologische Phrasendrescherei in GMK oder das stundenlange Totinterpretieren noch so schöner Gedichte in Deutsch – versucht, sich Allgemeinwissen anzueignen – in mancher Ausgabe von Günter Jauchs „Wer wird Millionär“ lernt man mehr über das alltägliche Leben als in einem vollen Halbjahr GMK, Deutsch oder Geschichte bei einem 68er-Epigonen! – so daß alle Indizien dafür sprechen, daß auch Arne Kriegesmann die wichtigsten Regeln des Fußballsports beherrscht!

      Aber, so muß ich eingestehen, auch wir CDU’ler sind keine Universalgenies, sind nicht allwissend und lernen immer wieder gerne Neues! So wie ich letzte Woche! Bis vergangenen Dienstag war mir nämlich in keiner Form bekannt, daß es auch am Sozialismus schöne Seiten, ja sogar bildschöne Seiten gibt. Da habe ich echt dazugelernt!

      Ihr erinnert Euch, Ende April fand die Aktion „Jugend im Parlament“ statt. Dies heißt, Schüler von 15 bis 21 Jahren konnten sich bewerben, einige Tage lang in der Bürgerschaft zu sitzen, und dort – ganz wie echte Abgeordnete – debattieren, diskutieren und zusätzlich, in gesonderten Ausschüssen, Resolutionen erarbeiten, die sie dann den entsprechend „realen“ Mandataren übergeben durften. Ein Freund von mir hatte sich ebenfalls beworben, durfte daran teilnehmen und war so für einige Tage von der Schule freigestellt. Dienstag, zur Abschlußveranstaltung, hatte er mich ins Rathaus eingeladen.

      Da ich einen Journalistenausweis für Bürgerschaftssitzungen besitze, mit dem ich auch bei „echten“ Sitzungen nicht nur in die Besucherräume, sondern eben auch in den „Backstagebereich“ zu Senatoren und Abgeordneten darf, war es mir auch an diesem letzten Tag von „Jugend im Parlament“ möglich, mich direkt neben dem Plenarsaal zu positionieren.

      Natürlich waren die meisten der teilnehmenden Schüler eher links; auch einige wilde Extremisten dürften dabei gewesen sein. Die von meinem Freund geleitete Gruppe der Jungen Union bestand nur aus rund acht Leuten – von insgesamt 121 zugelassenen Teenieabgeordneten! Manche Linke trugen Käppis im Parlament, andere hatten sich ihre Haare offenbar wochenlang nicht gewaschen (beides entspricht nicht gerade der Würde des Hohen Hauses!) – die JU’ler waren provokativ in dunklen Anzügen erschienen und hatten Deutschland- und Bayernfähnchen auf ihre Pulte gestellt! Das war alles ganz amüsant anzuschauen, auch wenn die Redekünste der von Heinz Rudolf Kunze sehr zurecht als „erbärmlich“ klassifizierten „Jugend von heute“ nicht gerade die Besten sind, wie ich schon immer vermutete und nun auch „live“ feststellen durfte.

      Ja, und kurz vor der Mittagspause erfuhr ich von den schönen, sogar bildschönen Seiten des Sozialismus!

      Natürlich hatten die kleinen „Abgeordneten“ zu Beginn der Veranstaltung ein „Bürgerschaftspräsidium“ gewählt! Dieses bestand aus einem netten, sich in seinem Amt sichtlich wohlfühlenden Koreaner, einer etwas absent wirkenden Rothaarigen (deren Haarfarbe nur ihre innere Einstellung wiedergab) – und eben einer 18jährigen Abiturientin namens Julia! Während der Koreaner souverän durch die Debatten führte und die Rothaarige nur so da saß und mit glasigen Augen ins Plenum starrte, präsentierte sich Julia als eine Mischung aus weiblichem Herbert Wehner und einer Hildegard Hamm-Brücher des Jahres 2010! Mit Elan, Mut und wahrem schauspielerischen Talent zog sie auf dem Präsidium ihre Show ab. Es war herrlich: Bei einem Redebeitrag eines „Abgeordneten“ entstand aus irgendwelchen Gründen Tumult im Parlament. Einige liefen nach vorne zum Rednerpult, reichten eine Vielzahl von Änderungsanträgen ein – ich weiß wirklich nicht, worum es thematisch ging – plötzlich stand Julia auf – und dröhnte grollend in den Saal – ein wahres Schauspiel! Chaos brach aus – die Rothaarige erwachte woraus auch immer, der Koreaner versuchte zu beruhigen – Julia brüllte weiter! Mit hochrotem Kopf (und wie ich später erfahren sollte, ebensolcher Einstellung) stand sie auf dem Präsidium und gab – im Sinne der Kinks – „the People what they want“. Nach einigen Minuten zickigen Gedröhnes erging es ihr allerdings, wie Freund Barnabas im letzten Sommer im Deutschen Bundestag! Der Präsident stellte ihr einfach das Mikrophon ab!

      Julia jedoch ließ sich jedoch von dieser formalrechtlichen zwar korrekten, aber überzogenen Maßnahme nicht weiter beeindrucken, zeterte noch fünf Minuten weiter – bis sie heulend (! – dies war Show, bin ich mir ganz sicher!) das Präsidium verließ und in den Hintergrundbereich– fast in meine Arme – lief! Offiziell als Journalist im Rathaus, sah ich nun keinen Grund, kein Hemmnis, Julia nicht anzusprechen und zu fragen, was gerade los gewesen sei!

      Tatsächlich redete ich nun rund zehn Minuten mit der kesseste Vertreterin des Sozialismus aller Zeiten! Sie trocknete schnell ihre Tränen (ein weiterer Beweis, daß diese nur Show waren), und produzierte sich vor mir einer derart aufregenden Form, wie ich es bislang ganz selten nur erlebt hatte. Sie berichtete, vollkommen aufgeplustert, 18 Jahre alt zu sein, noch 15 Tage aufs Gymnasium Lohbrügge zu gehen, dort gerade ihr Abitur zu absolvieren – und eben, daß sie eingeschriebenes Mitglied der Jungsozialisten sei!

      Innerlich geriet ich mächtig ins Schwärmen und war absolut hingerissen – bis sie eben ihre Mitgliedschaft bei den Jusos erwähnte. Nicht, daß mein innerlicher und nach außen nicht sichtbarer Gefühlsausbruch sich schnellstens zurückzog oder erschrocken verschwand. Es entstand nur innerhalb von Sekunden in mir ein „antisozialistischer Schutzwall“ – mir wurde während Julias Show mein altes Hamburger Trauma der Jahre 1987 bis 1992 vor Augen geführt, die Demütigungen und Verletzungen, die ich vor 13, 14 Jahren durch ihre damaligen Parteigenossen erfahren hatte; mein guter, alter Haß auf die Jusos – der sich in den letzten Jahren durch die politische Meinungsfreiheit in Bayern, aber auch durch die (von mir eigentlich bedauerte!) allgemeine Entideologisierung der heutigen Zeit und die daraus resultierende Spaßgesellschaft stark zurückgebildet hatte – brach aus. Natürlich von ihr unbemerkt, aber die „Mauer“ stand.

      Julia ging daraufhin bald zurück in den Plenarsaal. Das Mikrophon blieb ausgeschaltet, sie schmollte vor sich hin. Und in mir kämpfte so einiges. Als Julia nun wieder schmollend – aber dies in süßester Ausprägung – auf dem Präsidium saß, war ich so verliebt, daß mir umgehend der alte Hymnus der legendären Rodgau Monotones in den Sinn kam:

      Ich hab mich wirklich Tag und Nacht gequält,

      Sogar einmal SPD gewählt,
      Alles wegen Dir!
      Mein Herz ließ mich in Richtung eines weiteren anwesenden Jungsozialisten stürmen; gerade wollte ich um ein Aufnahmeformular bitten – doch plötzlich baute mein Verstand folgende Assoziationskette auf:

      Jusos Þ Erinnerungen an denn totalitären, fettleibigen Heini 1987/88 Þ traumatisierende Erlebnisse in Anbetracht des roten Xxxxxxxxxxxxxxxs Þ Herbst 1993: Flucht aus Deutschland nach Bayern Þ Herbst 1993: ein weiterer, nicht gerade schlanker Zeitgenosse feiert sein fundamentales Comeback Þ Þ Þ

      Dies war niemand geringeres als Meat Loaf (der im Vergleich zu erwähntem fetten Juso jedoch noch geradezu schlank war!). Er sang damals jene fundamentale Rockballade, die ich auch für mich in Anspruch nehmen möchte und werde. Letztendlich eine meiner persönlichen Rockhymnen aller Zeiten. Wenn also irgendwann einmal ein Mädel – und mag sie noch so hübsch, so süß, so aufregend sein – auf mich zukommt und meint: Ich werde Dich für immer lieben, mit Dir meine Zukunft verbringen, auf ewig Dir treu bleiben, wenn Du nur EINMAL SPD wählst...“

      Ja, dann halte ich es mit dem „Fleischklops“ und singe in vollster Lautstärke, so daß man es bis nach Pjöngjang, Kuba oder Graz hören kann:

      I WOULD DO ANYTHING FOR LOVE,
      I WOULD DO ANYTHING FOR LOVE,
      BUT I WON’T DO THAT!
      NO NO!
      NO, I WON’T DO THAT!
      Trotz allem viele Grüße

      Euer

      Dichter Gnadenlos

      *** ein undogmatischer Konservativer ***
      ***
      diese Parodie habe ich für die Hamburger Schülerunion verfaßt. Sie wird in diesen Tagen auf deren Heimseite www.schülerunionhh.de ausgestellt werden.

      Der Text wurde von einer Juristin überprüft und für unbedenklich erklärt!

      (1)1 Klar: Auf Internetseiten, deren Inhalt nicht gerade als geistvoll zu bezeichnen ist, stört es auch keinen großen Geist, wenn man vorher seinen – genau – Geist ausschaltet bzw. aufgibt!

      (2)

      Helmut Kohl betonte am 4. Mai 1984 gegenüber der „Neuen Ruhr Zeitung“, er habe „die Abneigung gegen den Sozialismus schon mit der Muttermilch eingesogen“

      (3) Wobei anzumerken ist, daß der erwähnte „Dieb“ natürlich nur deshalb zum „Dieb“ geworden ist, weil er eine schwere Kindheit hatte, als einziger aus seiner Klasse nicht Opfer eines sexuellen Mißbrauchs wurde, was ihn natürlich enorm frustriert und in extreme Verzweiflung getrieben hat, so daß er eines Tages ein bedeutsames Zeichen gegen die soziale Ungerechtigkeit der imperialistischen BRD – Motto: alle werden mißbraucht, nur ich nicht!– setzen mußte und folglich, weil ihn die kalte, kapitalistische Gesellschaft im Stich gelassen hatte, zum Dieb wurde.


      ##########################################

      gruß
      proxi
      Avatar
      schrieb am 01.08.03 00:48:40
      Beitrag Nr. 2 ()
      echtgeilertext.kannstdueinezusammenfassungeinstellen:D
      Avatar
      schrieb am 01.08.03 00:52:30
      Beitrag Nr. 3 ()
      und immer sprite (schrich schpriete) bestellen, nicht schpreite.
      Avatar
      schrieb am 01.08.03 01:31:04
      Beitrag Nr. 4 ()
      #1 Ein sehr Humoristischer Beitrag,in der CDU hätte ich dich allerdings nicht vermutet.:laugh:
      Avatar
      schrieb am 01.08.03 02:24:15
      Beitrag Nr. 5 ()
      Jusos sind, ganz klar, ekelhaft.

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      Avatar
      schrieb am 01.08.03 13:56:29
      Beitrag Nr. 6 ()
      hallo okti,

      leider muss ich dich enttäuschen, auch wenn im text die wahrheit steht. mit der cdu habe ich nichts zu schaffen.




      ########

      gruß
      proxi
      Avatar
      schrieb am 01.08.03 14:17:13
      Beitrag Nr. 7 ()
      Das hatte auch niemand ernsthaft angenommen, daß du etwas
      mit diesem linken Gesindel zu schaffen hast :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 01.08.03 15:04:22
      Beitrag Nr. 8 ()
      Schaut man sich die vielen Dutzend Threads von proxicomi an,
      kommen mir nur zwei Möglichkeiten in den Sinn:

      1) Er ist ein ultrarechter SPD/Grünen-Hasser.

      2) Er ist Kabarettist.
      Dageben spricht, das seine Beiträge zwar witzig platt, aber doch viel zu lang sind.
      Wahrscheinlich ist er ein Nachwuchs-Kabarettist .....
      Avatar
      schrieb am 01.08.03 15:38:41
      Beitrag Nr. 9 ()
      Ich muß #1 Recht geben: Von einer katastrophalen Bildungspolitik des Mitte-Rechts-Senats zu reden ist natürlich absurd, dafür müßte er ja überhaupt erstmal irgendeine Bildungspolitik betreiben.:cool: :laugh: :laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 01.08.03 19:00:46
      Beitrag Nr. 10 ()
      hallo merill und connor,


      wo nur die anderen lustigen kleinen, aus eurer krabbelgruppe sind? mit denen hat man nichts als ärger:)


      merill, sicher erklärst du auch mal dem neutralen leser, die botschaft deines bedeutungsschweren postings....sicher grübeln alle noch über den abschlußsatz, den du wieder geschickt offengelassen hast. du schelm:)

      connor, wie im letzten wiederholungsjahr der dritten klasse, hast du wieder einmal mehr den text nicht zusammenhängend gelesen. hättest du mal den ferienjob von tante elsbeth angenommen. dann würdest du hier nicht immer solch einen verbalen unfug verzapfen.....



      ############################
      gruß
      proxi
      Avatar
      schrieb am 01.08.03 21:52:24
      Beitrag Nr. 11 ()
      Macht kaputt was euch kaputt macht!

      Hildebrand ist gegen dich ein Anfänger.

      :kiss: :kiss: :kiss:
      Avatar
      schrieb am 01.08.03 22:39:01
      Beitrag Nr. 12 ()
      hallo INSTI,


      wer um alles in der welt ist hildebrand?
      ein schnapssorte?
      dein gartennachbar?
      der tankwart aus bottrop?

      dieses rätsel wird wohl ewig ungelöst bleiben......schade:(

      grüsse die besagte person mal pauschal von mir, auch wenn ich sie nicht kenne.


      ###############################

      gruß
      proxi
      Avatar
      schrieb am 04.08.03 14:20:40
      Beitrag Nr. 13 ()
      insti?
      bist du verschollen?


      gruß
      proxi


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