PEAK OIL Vortrag zum Angucken hier - 500 Beiträge pro Seite
eröffnet am 07.10.04 22:28:47 von
neuester Beitrag 19.07.05 13:37:28 von
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Viel Spass
DerGeistunddieDunkelheit
Viel Spass
DerGeistunddieDunkelheit
Geh jetzt mal zum Arzt.
Was hat der Doktor gesagt?
@ Shira
Du verstösst gegen die Boardregeln ! Sperrung droht !
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Ich will Dir doch nur helfen.
53,25 $
Dow fällt ab jetzt
Dow fällt ab jetzt
http://www.lifeaftertheoilcrash.net/Microsoft_Word_-_TheOilA…
Dieses Buch noch Online komplett kostenlos bis zur US
Wahl
“Deal with reality, or reality will deal with you.”
-Dr. Colin Campbell-
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@GEIST
Du hast ja recht !!!
Deswegen JETZT investieren in:
Hydrogenics
Fuelcells
Headwaters
Alternative Energien werden immer wichtiger... die Gelder für solche Frimen fließen in Strömen !!! KERRY BETONTE GESTERN IN SEINEM REDEDUELL MIT BUSH ER WOLLE DIE ABHÄNGIGKEIT VOM ÖL EXTREM VERRINGERN !!!!!!!!!!!
Deswegen: Raus aus den Ölaktien !! ...kurzfristig mit Calls auf Öl eindecken... Jeder Tropfen dieser ausgehenden Resource wird immer teurer... Ölpreise von 100-300 $ sind denkbar mittelfristig !!! Die Ölfirmen verdienen damit aber nicht mehr so viel weil die Förderung immer schwieriger wird !!! Ihnen geht das einzige aus mit dem sie Geld verdienen können. DAS ÖL !!! Das heißt sie sind dem Untergang geweiht !!
Alternative Energien sind die Reichmacher der nächsten Jahre !!!
Aufpassen ! Es wird immer wieder Firmen geben wie Plambeck und Umweltkondor... Auf Betrügereien nicht reinfallen ! In Toronto spielt die Musik bei Fuelcells und Hydrogenics ! Headwaters hat mit seiner einzigartigen Technologie und einem 2005er KGV von lachhaften 13 bereits gezzeigt wie man aus Öl und Kohle wesentlich mehr Energie gewinnen kann... die Folge ein wahres Feuerwerk in Umsatz und Gewinn !!!
Die Ölaktien hingegen werden sich noch kurzfristig weiter aufblähen und dann zerplatzen wie einst die B2B`s und .com`s denn auch sie verdienen bald kein Geld mehr !
Du hast ja recht !!!
Deswegen JETZT investieren in:
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Alternative Energien werden immer wichtiger... die Gelder für solche Frimen fließen in Strömen !!! KERRY BETONTE GESTERN IN SEINEM REDEDUELL MIT BUSH ER WOLLE DIE ABHÄNGIGKEIT VOM ÖL EXTREM VERRINGERN !!!!!!!!!!!
Deswegen: Raus aus den Ölaktien !! ...kurzfristig mit Calls auf Öl eindecken... Jeder Tropfen dieser ausgehenden Resource wird immer teurer... Ölpreise von 100-300 $ sind denkbar mittelfristig !!! Die Ölfirmen verdienen damit aber nicht mehr so viel weil die Förderung immer schwieriger wird !!! Ihnen geht das einzige aus mit dem sie Geld verdienen können. DAS ÖL !!! Das heißt sie sind dem Untergang geweiht !!
Alternative Energien sind die Reichmacher der nächsten Jahre !!!
Aufpassen ! Es wird immer wieder Firmen geben wie Plambeck und Umweltkondor... Auf Betrügereien nicht reinfallen ! In Toronto spielt die Musik bei Fuelcells und Hydrogenics ! Headwaters hat mit seiner einzigartigen Technologie und einem 2005er KGV von lachhaften 13 bereits gezzeigt wie man aus Öl und Kohle wesentlich mehr Energie gewinnen kann... die Folge ein wahres Feuerwerk in Umsatz und Gewinn !!!
Die Ölaktien hingegen werden sich noch kurzfristig weiter aufblähen und dann zerplatzen wie einst die B2B`s und .com`s denn auch sie verdienen bald kein Geld mehr !
echt lesenswert!
Selbstorganisation, Band 8, 1997
Jahrbuch für Komplexität in den Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften
(Hg. L. Pohlmann, H.-J- Krug, U. Niedersen; Duncker & Humblot, Berlin 1997)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Der folgende Text ist eine erweiterte Fassung des frei gesprochenen Eröffnungsvortrags vom
24. 3. 1995 bei der von A. Dally geleiteten Tagung “SCHAFFEN WIR DIE ENERGIEWENDE ?/!”
in der Evangelischen Akademie Loccum. Er ist hier unverändert abgedruckt.
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Das sogenannte Energieproblem
Peter Kafka
Max-Planck-Institut für Astrophysik, Garching bei München
1. Anmaßung der Zuständigkeit
Ich bin nicht sicher, ob ich als alter Kraftwerksgegner oder als Astrophysiker
zur Eröffnung dieser Tagung gebeten wurde. Immerhin hat die Astrophysik eine
frohe Botschaft für Energieabhängige: Es herrscht kein Mangel an
entsprechendem “Stoff”! Freilich ist eben deshalb das sogenannte Energieproblem
von ähnlicher Natur wie das Problem des Alkoholikers. Es ist nicht
“durch Einheirat in eine Schnapsfabrik” zu lösen. Und dieses treffende Bild für
die Euphorie am Beginn des Atomzeitalters ist noch geschönt: Schnapsfabrikanten
und Drogendealer mögen sich trotz des Elends ihrer Kunden durchaus
schadlos halten können – es gehen ja nur die Süchtigen zugrunde, und schlimmstenfalls
noch ihre Familien – während natürlich im Falle der
“Energieversorger” auch diese selbst schon der Freisetzung des Nuklidinventars
eines benachbarten Reaktorkerns kaum entgehen würden – und erst recht nicht
der von ihnen geförderten Revolution des Erdklimas. Daraus ergeben sich
merkwürdige Konstellationen – wie hier, wo Spitzenleute des “Kartells” mit
Abteilungsleitern von Entziehungsanstalten konferieren.
Herr Dally sagte eben, wir müßten endlich etwas schaffen. Auch hier darf ich
mich zuständig fühlen. Die Astrophysik ist ja die Wissenschaft vom ersten Tag
der Schöpfung. Und wer gelernt hat, wie es damals zur Gestaltentwicklung kam,
der begreift: Das hier zutage getretene Schöpfungsprinzip liegt auch der
Wertschöpfung an späteren Schöpfungstagen zugrunde – wenn auch auf
höherem Komplexitätsniveau, bis hin zu dem, was in unseren Hirnen und deren
gesellschaftlicher Wechselwirkung geschieht! Seit ich das verstanden habe,
erscheinen mir allerdings astrophysikalische Detailprobleme nicht mehr dringend.
Die Klärung der faszinierenden Fragen im Zusammenhang mit mehr oder
weniger katastrophalen Prozessen in Sternen und Milchstraßensystemen möchte
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ich nun lieber meinen Nachkommen überlassen. Damit es aber überhaupt noch
Nachgeborene geben kann, müssen wir hier auf Erden offenbar gewisse andere
Katastrophen vermeiden – und zwar ziemlich eilig. Deshalb bin ich zum
Wanderprediger geworden und habe keine Angst mehr, mich mit meinem
Anspruch lächerlich zu machen. Wenn mangels offizieller Zuständigkeit
niemand darüber zu sprechen wagt, warum die sogenannte Wertfreiheit der
Wissenschaft zur Wertvernichtung führt, will ich mir diese Zuständigkeit
anmaßen. Ich möchte mithelfen, einige logische Selbstverständlichkeiten ins
Bewußtsein zu rufen, die man hier, in dieser klösterlichen Umgebung, auch
“transzendentale Gewißheiten” nennen mag. Mangels solcher haben wir nämlich
angeblich (wie ich neulich bei ratlosen Kultusbeamten lernte) keine Chance,
einander zu überzeugen. Aber ich glaube, die simplen Gewißheiten, die ich
Ihnen skizzieren will, werden ausreichen, trotz der überwältigenden scheinbaren
Beliebigkeit im Raum der Möglichkeiten wieder gemeinsame Leitlinien für
lebensfähige Entwicklung zu finden.
In unserem Kreis sind heute viele sogenannte Realisten, die den Gästen aus
Wuppertal, Kalifornien oder Freiburg vorwerfen werden, auf deren Utopien
ließe sich keine Energiepolitik aufbauen. Den Realisten fehlt bekanntlich der
Möglichkeitssinn. Was nicht aus den vorherrschenden Trends ableitbar ist, gilt
ihnen als “utopisch”, denn sie leben noch mit dem Weltbild der klassischen
Mechanik: Durch einen gegebenen Anfangszustand sei die ganze Geschichte
determiniert; die “Sachzwänge” aufgrund der Systemeigenschaften und der
Naturgesetze ließen keine Freiheit. Die Wissenschaft unseres Jahrhunderts hat
diesen fatalistischen Aberglauben längst erledigt, und, alt wie ich bin, möchte
ich gern glauben, die meisten von Ihnen hätten schon in der Schule gelernt, daß
der Lauf der Welt einem ganz anderen Prinzip folgt. Aber für Lehrerbildung
und Lehrplanentwicklung gelten nun einmal andere Wachstumsgesetze als für
Industrieimperien im Wettlauf zwischen Versorgung und Entsorgung. So haben
unsere politischen und wirtschaftlichen Anführer, die ständig die Überlebensnotwendigkeit
schnellerer Innovation im Munde führen, kaum etwas von
den logischen Voraussetzungen begriffen, die erfüllt sein müssen, damit Neues
und Altes wahrscheinlich zusammenpassen und etwas Lebensfähiges ergeben.
Natürlich ahnt bald jeder: Es kann nicht lange gutgehen, wenn stündlich eine
neue chemische Verbindung geschaffen und oft auch gleich massenhaft freigesetzt
wird, die es zuvor in der Biosphäre oder gar im ganzen Universum nicht
gab – wenn stündlich eine lebendige Art ausstirbt, die Millionen von Jahren für
ihre Entwicklung brauchte – wenn innerhalb eines Menschenalters sogar das
Klima der Erde aus uralten Bahnen geworfen zu werden droht. Überall beginnt
man Untergangssymptome zu sehen oder zu ahnen, und doch gelingt es im
täglichen Trott leicht, den Ernst der Lage zu verdrängen. Die Strömung zum
Abgrund ist schlecht wahrnehmbar, wenn man mitten in ihr mitschwimmt und
keine Ufer mehr sieht. Doch mehr und mehr Menschen sind offen oder
insgeheim von tiefem Pessimismus erfüllt. Bei Jüngeren gilt es als “cool”, bei
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immer banalerem und mechanischerem Gedudel das Gefühl “abzutanzen”, daß
die Welt nicht mehr zu retten sei; bei Älteren wird es oft nach Dienstschluß
ertränkt, und bricht dann doch gerade bei sogenannten “Verantwortlichen” nach
ein paar Glas Bier in Bitterkeit und Zynismus heraus. Umkehr scheint unmöglich.
Wie sollte ein immer weiter anschwellender Strom umkehren? “Die Leute
wollen es doch nicht anders” – und “wir leben nun einmal in einer Demokratie,
in der die Mehrheit entscheidet” – nicht wahr? Welche Anmaßung, etwas besser
verstanden haben zu wollen als die Mehrheit und ihre Anführer! Ist das erlaubt?
Erlauben Sie mir, diese schriftliche Fassung für eine “systemtheoretischtheologische”
Unterrichtsstunde zu nutzen, um klarer zu machen, was ich im
Vortrag nur flüchtig andeuten konnte. Ich möchte etwas ausführlicher darstellen,
was aus wissenschaftlichen Einsichten unseres Jahrhunderts über das Wesen
von Wirklichkeit und Möglichkeit folgt, und was dies mit unseren eigenen
Problemen bei der Selbstorganisation unserer Freiheit zu tun hat. Dabei wird
sich zwar zeigen, daß unser “Energieproblem” nur Sekundärsymptom einer viel
tiefer liegenden Krise ist, zu deren Überwindung die beiden kommenden
Generationen all ihre Kraft werden einsetzen müssen, aber schließlich werden
sich auch Hinweise auf praktische Folgerungen fürs Tagungsthema ergeben.
Werden Sie also bitte nicht ungeduldig, wenn ich Sie zuvor auf vielleicht recht
ungewohnte Gedanken zu bringen versuche. Ich möchte ein Weltbild skizzieren,
in dem die Rolle unserer eigenen Kreativität und ihre Grenzen auch
“innerwissenschaftlich” erkennbar werden. Dieser etwas umständliche Ansatz
zu einer “Wiedervereinigung von Geist und Materie” erscheint mir notwendig,
um in der verfahrenen Fortschrittsdiskussion weiterzukommen. Sollte es
gelingen, dabei zu logischen Selbstverständlichkeiten vorzudringen, hätte dies
den unschätzbaren Vorteil, daß sich nicht weiter darüber streiten ließe und daß
doch nicht einfach jeder zu seiner Tagesordnung übergehen könnte.
(Gründlicher können Sie manches in meinen Büchern nachlesen; das jüngste:
“Gegen den Untergang – Schöpfungsprinzip und globale
Beschleunigungskrise”, Carl-Hanser, München, 1994.)
2. Wirklichkeit und Möglichkeit
Wir verstehen heute den Gestaltbildungsprozeß in unserem Universum als
evolutionäre Selbstorganisation der Materie in Raum und Zeit. Im einfachsten
Bild, das wir uns machen können, sind diese Drei am Anfang Eines und das
einzig Verwirklichte. Was wir unser Weltall nennen, verdient also in der Tat den
Namen Universum. Alle Materie innerhalb unseres kosmischen Horizonts folgt
gleichen Naturgesetzen, ist im Großen gleichmäßig verteilt und hat eine
gemeinsame Frühgeschichte durchlaufen. Alles was wir bis zu diesem in
unendlicher Rotverschiebung verdämmernden Horizont hin sehen können, war
vor etwa 15 Milliarden Jahren ungeheuer dicht und gleichmäßig zusammen und
fliegt seither gleichmäßig auseinander. Am Anfang war allein diese “uni-
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verselle” Idee verwirklicht, also noch keinerlei Detailstruktur – nicht einmal die
heute vorherrschenden Elementarteilchen. Selbst Raum, Zeit und Materie
mögen erst “erfunden” worden sein. Das “Finden” aber, die Verwirklichung all
der im Laufe der Weltgeschichte “existierenden” Gestalten immer höherer
Komplexität, geschieht offenbar im naturgesetzlich unvermeidbaren “zufälligen
Zappeln” der Wirklichkeit im Raum ihrer Möglichkeiten.
Wissen Sie, was Sie meinen, wenn Sie sagen, “es gibt” etwas? Ganz klar
scheint das nicht zu sein, denn wir benutzen diese Redeweise sowohl für
Wirkliches als auch für Mögliches. “Es gibt” meine Hand und dieses
Mikrophon. Und “es gibt” zweifellos die Möglichkeit, daß ich dieses nun einem
von Ihnen ins Gesicht werfe. Freilich gibt es auch andere Möglichkeiten.
Welche werden wirklich? Der gegenwärtige Weltzustand, einschließlich unserer
kulturellen Gewohnheiten und der in meiner Hirnaktivität verwirklichten
“Persönlichkeitsstruktur”, bestimmt offenbar zusammen mit der Menge aller
benachbarten Möglichkeiten eine gewisse Wahrscheinlichkeitsverteilung für
das, was nun geschehen wird. Einfache physikalische Experimente haben uns
gelehrt: Im Rahmen dieser Wahrscheinlichkeitsverteilung entscheiden letztlich
mikroskopische Zufälle. Das ist auch in der Aktivität meines Gehirns nicht
anders. Dessen raffinierte Organisation des zufälligen Gezappels durch all das,
was in der Vergangenheit in mir geworden ist, erfährt sich als “Ich”. Den Prozeß
des Zappelns und Findens erfahre ich als meinen Willen und meine Freiheit.
Doch geschieht hier nichts grundsätzlich anderes als in früheren Epochen des
Schöpfungsprozesses. Auch auf diesem neuen, viel “höheren” Niveau, in der
“Krone der Schöpfung”, wo die innere Wirklichkeit eines jeden von uns reicher
ist als die der ganzen Welt an den ersten Schöpfungstagen, ist die Logik der
Schöpfung dieselbe wie von Anfang an.
Fast alle Möglichkeiten wurden und werden nie verwirklicht. Was zeichnet
das Verwirklichte aus? Können wir ein allgemeines Prinzip im Prozeß des
Werdens erkennen? Ja – doch es liegt schon in dem, was ich eben sagte. Es ist
nichts als logische Selbstverständlichkeit: “Wahrscheinlich geschieht Wahrscheinliches”.
Dies Schöpfungsprinzip führt die Wirklichkeit unseres Universums
in immer höhere Bereiche des Raumes der Möglichkeiten, die “von unten
gesehen” als unendlich unwahrscheinlich erscheinen müßten. Daß solche Möglichkeiten
erreichbar werden, hat, wie wir wissen, etwas mit dem Angebot an
“freier Energie” zu tun, aber offensichtlich gehört noch irgendetwas anderes
dazu. Dem müssen wir nachgehen. Schließlich entstehen ja gerade bei den
energiereichsten Ereignissen unserer Welt die simpelsten möglichen Gebilde –
“schwarze Löcher” nämlich, deren gesamtes Wesen durch höchstens drei Zahlen
charakterisierbar ist.
Wie unfaßbar reich dagegen die Menge der Möglichkeiten unserer Welt ist,
mache ich gern an einem simplen Beispiel deutlich: Wieviele verschiedene
Muster können entstehen, wenn wir gerade Linien zwischen ein paar Punkten
ziehen? Nehmen wir zwei Punkte – dann können wir einen Strich ziehen oder
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nicht – es gibt also zwei Möglichkeiten. Nehmen wir drei Punkte: Hier ein
Strich, oder da oder dort – oder hier und da, hier und dort, da und dort – oder
drei Striche – oder gar keinen … also acht verschiedene Möglichkeiten. Wollen
Sie’s mit vier Punkten probieren? Dann ergeben sich 64 Möglichkeiten, und die
Mathematiker unter Ihnen finden sicher gleich das allgemeine Gesetz, so daß ich
fragen kann: Wieviele Punkte müssen wir wohl nehmen, damit die Anzahl
verschiedener möglicher Beziehungsmuster dieser Art größer ist als die Anzahl
der Atome innerhalb unseres Horizonts im Weltall? Die Antwort:
Vierundzwanzig.
Das Beispiel ist heilsam gegen zweierlei Denkfehler. – Erstens: Sie können
nun jeden auslachen, der Ihnen sagt, wir dürften die Erde getrost gutwilligen
Experten und ihren Großrechnern anvertrauen. Denken wir an 24 zusätzliche
Spurengase in der Atmosphäre, die unter biosphärischen Einflüssen mehr oder
weniger miteinander reagieren können – – würde aus der gesamten Materie der
Welt ein Supercomputer gebaut, und rechnete er ein Weltalter hindurch, so
könnte er nicht einmal die Menge dieser simplen Möglichkeiten durchprobieren!
– Und zweitens: Wenn Ihnen jemand sagt, die Möglichkeiten der Materie in
Raum und Zeit seien zu armselig, als daß wir selbst mit all unserem seelischgeistigen
Erleben darin verwirklicht sein könnten, dann können Sie ihn vom
Gegenteil überzeugen. Niemand muß sich der “Armut” seines “reduktionistischen
Weltbildes” oder seines “Materialismus” schämen. Kommen wir
nicht vielmehr endlich aus wissenschaftlicher Erkenntnis heraus zu einer
“Wiedervereinigung von Geist und Materie”? Glauben wir ruhig: Auch was in
uns selbst geschieht, ist die Verwirklichung materieller Möglichkeiten in Raum
und Zeit – in jedem von uns die Entwicklung der Aktivitätsmuster von hundert
Milliarden Nervenzellen, deren jede mit vielen tausend anderen verknüpft ist.
Welch unerschöpflicher Reichtum möglicher Gestalten! Was je irgendwo in der
ganzen Welt vorging, auch was je in Menschen und durch Menschen geschah
und geschehen wird – alles noch so unermeßlich komplexe Wirkliche ist noch
immer nur ein infinitesimal kleiner Teil des Möglichen. Damit sage ich Ihnen
nichts Neues. Sicher erinnern Sie sich an einige viel ältere Namen des Raumes
der Möglichkeiten. Was ist er denn anderes als der Himmel unserer Vorfahren?
(Einschließlich der Hölle, natürlich!) Das Jenseits? die Ewigkeit? die geistige
Welt …?
3. Attraktoren
Dürfen wir uns noch weiter auf philosophische oder theologische Abschweifungen
vom Thema Energie einlassen? Schließlich hat uns die Kirche dieses
Thema vorgeschrieben! Aber ich werde ohne weitere Umwege nicht hinfinden.
Auf dem Weg durch den Raum der Möglichkeiten spielt zwar offensichtlich
auch die “Antriebsenergie” des Gezappels eine Rolle, doch Richtungen oder gar
Geleise sind hierdurch nicht bestimmt. Sie gehören zu den “vorhandenen”
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Gestalten im Raum der Möglichkeiten. Alle seelisch-geistige Aktivität kreist
und zappelt um solche Gebilde. Aber auch mathematische und philosophische
“Gegenstände” können wir uns im Raum der Möglichkeiten untergebracht
denken. Unsere Wirklichkeitserfahrung bietet genügend Ansätze zu einem
Nachbarschaftsbegriff in diesem Raum, die uns erlauben, all das mit
hinzuzurechnen, was Mathematiker “Häufungspunkte” oder “Häufungsmannigfaltigkeiten”
nennen würden. Dann kämen auch alle möglichen mathematischen
Gestalten mit herein, Platons “Reich der Ideen” und unsere ganze Begriffswelt –
bis hin zum “Streit ums Iota” und zum “Universalienstreit”. Auch “abstraktere”
Gefühle, Träume, Ideen – wie das Verlangen der Seele nach Gott – auch solche
Wirklichkeit liegt doch unbestreitbar in materiellen Prozessen in der
Nachbarschaft attraktiver Ideen. Wo ist da ein prinzipieller Unterschied des
Geschehens im Menschen zu jenem im Proton (– das sich nun zudem ebenfalls
als vergänglich erweisen dürfte)? Ein wenig Materie in Raum und Zeit zappelt
um einen mehr oder weniger komplexen Attraktor in der geistigen Welt … Aber
“arm” ist dieses “reduktionistische Weltbild” nicht! Das Wesen der Dinge liegt
eben nicht im simplen Prinzip, sondern in jenem “mehr oder weniger”. Aufwärts
soll es gehen. Oder?
Wenn ich so vom “Raum der Möglichkeiten” spreche, mögen Physiker und
Mathematiker weniger an den Himmel oder an Platons Reich der Ideen als ans
Bild des “Phasenraums” eines “klassischen” dynamischen Systems denken –
wobei nun freilich die gesamte Welt als ein solches System zu betrachten wäre.
Wenn man von den quantenmechanischen Schwierigkeiten mit Raum, Zeit und
Realitätsbegriff absieht und sich das fundamentale Gezappel durch eine Art
Mittelungsprozeß verwischt denkt, dann wäre jeder beliebige denkbare
momentane Zustand der Welt, jede beliebige Verteilung und Bewegung aller
Materie, durch einen einzigen “Punkt” des praktisch unendlichdimensionalen
Raumes der Möglichkeiten repräsentiert. Fast alle seine “Punkte” entsprächen
offensichtlich “chaotischen”, “toten”, “geistlosen” Möglichkeiten – reinem
Tohuwabohu sozusagen. Dagegen erscheint jeder geschichtlich verwirklichte
Weltzustand, den wir uns entlang einer kosmischen Zeitskala vorstellen
können, bereits als unfaßbar komplex geordnet – auch lange vor dem sechsten
Schöpfungstag. Der “Punkt”, der dem gegenwärtigen Augenblick entspricht,
stellt ja alle Atome, Sterne, Lebewesen, Gefühle, Gedankenbilder dar, die “es
jetzt gerade gibt”. Wie “bewegt” sich dieser Punkt in den unendlich vielen
Dimensionen des Raums der Möglichkeiten? Wie setzt er seine “Bahn im
Phasenraum” fort?
Schauen wir nur hin! Abgesehen vom mikroskopischen Gezappel der “spontanen
Schwankungen” durchläuft die Materie im Kleinsten wie im Größten
vielfältigste zyklische Prozeßgestalten. Dabei ist die Wechselwirkung zwischen
diesen so gering, daß ihre jeweilige innere Ordnung nicht zerstört wird, und
doch stark genug, um eine gemeinsame Ordnung auf noch höherem Komplexitätsniveau
zu verwirklichen. So ergibt sich, obwohl “alles mit allem zusam-
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menhängt”, eine Hierarchie “individueller” Gestalten. Das Bild der Schöpfungstage
drückt aus, wie sich diese Hierarchie in der Wirklichkeit entwickelt:
Hat eine “Schlüsseltechnologie” einen neuen Raum im Reich der Möglichkeiten
eröffnet, so ist viel Zeit nötig, um dort die lebens- und entwicklungsfähigsten
Attraktoren zu finden – bis sich endlich am Abend zeigt, daß “alles sehr gut
war”. Dann erst wird es wahrscheinlich, daß – an einem neuen Tag! – mit noch
schwächeren Wechselwirkungen zwischen den bereits gelungenen Gestalten
solche auf noch höherem Komplexitätsniveau gefunden werden. Freilich: Die
Tage werden immer kürzer. Wie kurz können sie werden? Und welchen Tag
haben wir eigentlich heute? (Erinnert sich noch jemand an Professor
Winnackers Begrüßung des achten Tages? …)
Zunächst: Woher stammen all die raffinierten Ideengestalten, die da gefunden
werden? Nun ja – der Raum der materiellen Möglichkeiten ist offenbar voll von
ihnen – selbst wenn am Grunde einer Theorie von Raum Zeit und Materie so gut
wie “Nichts” als Substanz übrigzubleiben scheint! Die Wirklichkeit, die
zunächst womöglich nichts als eine “Fluktuation des Vakuums” ist, wird zu
solchen Gestalten hingezogen und findet dabei allmählich immer raffiniertere!
Wir könnten auch sagen: Die verschiedenen geistigen Gestalten konkurrieren
um die Wirklichkeit! Und dabei sind naturgemäß manche von ihnen attraktiver
als andere – das heißt, die Wirklichkeit gerät aus ihrem Einzugsbereich trotz
allen weiteren Zappelns weniger leicht wieder heraus. Warum? Die Antwort ist
tautologischer Natur: In der Nähe des stärkeren Attraktors ist das zufällige
Zappeln so gut organisiert, daß es wahrscheinlich nicht aus dem Einzugsbereich
herausführt, obwohl im raffinierten Geflecht möglicher Bahnen des
hochdimensionalen Raumes andere Attraktoren verdammt nahe liegen können.
Erlauben Sie mir diesen theologischen Fachausdruck, denn er trifft hier. Die
Wirklichkeit hat ja so unendlich viele Abwege ausprobiert – und weil sie auf
diesen untergehen mußte, kam sie insgesamt immer näher an lebensfähigere
Gestalten heran, die es den Bahnen in ihrer Nähe schwerer machen, verloren zu
gehen. Sie wissen sicherlich, daß das griechische Wort “ethos” nichts anders
bedeutet als “Gewohnheit” – also das, was geschieht, wenn die Geschichte in
der Nähe eines bewährten quasizyklischen Attraktors verläuft.
Die Realisierung “überlegener” Gestaltprinzipien breitet sich natürlich mit der
Zeit räumlich aus – entweder weil diese einfach genug sind, um überall im
Weltraum spontan gefunden zu werden, oder weil sie komplex genug sind, um
in einem langlebigen komplexen Milieu – z.B. auf einem Planeten – raffiniertere
“autokatalytische” Fähigkeiten zu zeigen. Warum gäbe es sonst überall
dieselben Typen von Elementarteilchen, Nukliden, Atomen, Galaxien, Sternen,
organischen Molekülen? Und in allen irdischen Lebewesen denselben genetischen
Code, dieselben Prinzipien von Zellen und Organen? In allen höheren
Tieren verwandte Gefühle? In allen Menschen verwandte Gedanken und
Träume? Vom Kreisen der Elektronen im Atom bis zur Verwirklichung der
Idee des Menschen in immer wiederholtem Wachsen und Welken … ständig
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wiederholt sich Bewährtes, und doch werden dabei allmählich immer höhere
Stufen erklommen. Warum denn? Kann es nicht auch abwärts gehen? Verstehen
wir die Regeln des Wechselspiels zwischen dem Festhalten am Bewährten und
dem Fortschritt zu noch “Höherem”?
Im klassischen Phasenraumbild ist das Geschehen durch einen gegebenen
Zustand vollständig vorherbestimmt, so daß durch jeden Zustandspunkt genau
eine Bahn läuft. Da herrscht absoluter Sachzwang. Trotzdem kann die Menge
dieser Bahnen, also der denkbaren Systemgeschichten, auch hier raffinierteste
Muster enthalten (wie ja sogar schon an “Kraftlinienmustern” elektrischer oder
magnetischer Felder in nur drei Dimensionen anschaulich wird). Attraktoren
sind hier Bereiche, in denen sich Bahnen sammeln, die aus vielen anderen Bereichen
kommen. “Übergänge” von einer Bahn zur anderen gibt es in diesem
Bild nicht. Erst die Quantenphysik lehrt uns, daß dies in der wirklichen Welt
anders ist. Die Wirklichkeit hüpft zwischen benachbarten “klassischen” Bahnen
durch mikroskopische Zufälle hin und her und findet dabei in der ungeheuren
Menge von Attraktoren, deren Einzugsbereiche in unendlicher Komplexität
verflochten sind, immer wieder neue. Schon im deutschen Wort geschehen, das
mit einem alten Wort fürs Springen verwandt ist, klingt das an. Was geschieht,
ist nicht völlig vorherbestimmt, weder durch Wirklichkeit (“Sachzwänge”) noch
durch benachbarte geistige Gestalten (“Geschick” oder “Fügung”). Stets ist im
Rahmen der hierdurch gegebenen Organisation auch “Freiheit” beteiligt. Noch
einmal: Im Rahmen der durch die momentane Wirklichkeit und die Menge der
Möglichkeiten bestimmten Wahrscheinlichkeitsverteilung werden die bevorstehenden
Ereignisse zufällig ausgewählt – wobei sich jeder Zufall im Prinzip
letztlich auf mikroskopisch kleine “spontane Schwankungen” zurückführen läßt.
Mag auch die Wahrscheinlichkeitsverteilung bei simpleren “makroskopischen”
Prozessen oft ungeheuer eng erscheinen und so den Aberglauben an unerbittliches
Schicksal und Sachzwang bestärken – die Spur von Freiheit, die mit
dieser winzigen quantentheoretischen Korrektur ins Bild des Raumes der Möglichkeiten
einzieht, wird schon ausreichen, um uns die “Systemtheorie von Gott
und Teufel” besser begreifen zu lassen. Ist nicht an der eben erst erschlossenen
neuen Front, im menschlichen Bewußtsein, die Menge der Wahlmöglichkeiten
größer als je zuvor? Welches Angebot an verlockenden Attraktoren! Gibt es
Kriterien, an denen schon “theoretisch” – also durch Anschauung im Kopfe –
erkennbar wird, ob sie “aufwärts oder abwärts” führen – bevor womöglich alles
auf einer immer attraktiveren, immer glatter gepflasterten Straße zur Hölle
fährt? Oder plädiert hier jemand dafür, auch diese Option offenzuhalten?
4. Quellen, Senken, Zeit
Den Ursprung der einfachsten materiellen Strukturen haben die theoretischen
Physiker noch nicht endgültig verstanden. Doch sind deren schon sehr früh
gefundene Gestalten offenbar so attraktiv, daß in unserem Universum später nur
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ausnahmsweise aus ihrem Einzugsbereich herausgesprungen werden kann. Dazu
bedarf es extrem energiereichen Gezappels, wie es nur in kosmischen
Katastrophen vorkommt. (Hierunter fällt freilich, wenigstens ansatzweise, auch
der massive Einsatz menschlicher Intelligenz – etwa beim Bau von Bomben
oder gewissen Supermaschinen.) Trotz ihrer Dauerhaftigkeit sind allerdings –
sub specie aeternitatis – wohl sogar die stabilsten Elementarteilchen prinzipiell
“dissipative Strukturen” – wie auch alle komplexeren Gebilde unserer Welt.
“Dissipation” (d.h. “Zerstreuung”) bedeutet letztlich, daß an einer Stelle aus
einem geordneten Strom von Materie oder Energie etwas Ordnungsfähigkeit
entnommen und zum Unterhalt neuer zyklischer Ordnung genutzt wird, wobei
der Strom anschließend mit verminderter Ordnungsfähigkeit weiterfließt. Das
“Entropiegesetz” (der “zweite Hauptsatz der Thermodynamik”) besagt, daß
hierbei insgesamt die Ordnungsfähigkeit abnehmen muß. Aber auch diese
Aussage – “in einem abgeschlossenen System nimmt die Entropie zu” – ist bei
näherem Hinsehen letztlich nichts anderes als das schon genannte tautologische
Schöpfungsprinzip, daß “wahrscheinlich Wahrscheinliches geschieht”. So ist in
einem abgeschlossenen System die mehr oder weniger rasche Verwischung aller
komplexen Strukturen wahrscheinlich. Von solchen Zuständen aus wären also
nur Wege zu finden, die in gestaltlose “Wüsten” des Raums der Möglichkeiten
führten. Wenn aber “Quellen” von Energie- oder Materieströmen zur Verfügung
stehen, sowie auch entsprechende “Senken” für die Entropie, d.h. Abflüsse für
die “entwerteten” Ströme, dann ist ganz im Gegenteil das Erreichen komplexerer
Gestalten nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich, wenn an
genügend vielen Stellen hinreichend lange nach Möglichkeiten getastet wird.
Dies ist in unserem Universum der Fall.
Weil eine fundamentale Theorie von Raum, Zeit und Materie noch nicht gefunden
ist, können wir von “Abgeschlossenheit” oder “Offenheit” unseres Universums
schlecht sprechen. Doch schon was wir über den unserer Erfahrung
zugänglichen Bereich innerhalb unseres gegenwärtigen kosmischen Horizonts
wissen, reicht aus, um festzutellen: Der Frühzustand dieser Welt stellte praktisch
unerschöpfliche Ströme freier Energie und eine unverstopfbare Entropiesenke
zur Verfügung. Was die Quellen betrifft: Alle heutigen Energieströme stammen
natürlich letztlich aus dem “Urknall”. Zunächst sorgte der gleichmäßige Expansionsschwung
dafür, daß die Materie gegen ihre Schwerkraft auseinandergetrieben
wurde, so daß ein gewaltiger Speicher potentieller Energie geschaffen
wurde. Gerade die anfänglich extrem hohe Expansionsgeschwindigkeit sorgte
aber auch dafür, daß die Materie keine Zeit hatte, bei genügender Dichte und
Temperatur, also mit hinreichend energetischem Gedrängel, ihre attraktivsten
Möglichkeiten auszuprobieren. Deshalb konnten anfangs fast ausschließlich
Wasserstoff und Helium entstehen (je etwa drei Viertel und ein Viertel). Erst
nach der späteren Klumpenbildung wird es im Inneren von Sternen hinreichend
lange wieder genügend dicht und heiß, um höhere Möglichkeiten der
“Nuklidkarte” zu ertasten, d.h. weitere chemische Elemente zu brauen. Wir
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sehen also: Auch die später frei werdende Kernenergie der Sonne oder der RWE
ist letztlich “fossile Energie aus dem Urknall”.
Was dann an späteren Schöpfungstagen in der Nachbarschaft von Sternen
geschehen kann, wenn diese nur genügend lange in der Nähe ihres individuellen
Attraktors bleiben – also das geduldige und schließlich immer wieder
erfolgreiche Zappeln nach noch höheren bewährungsfähigen dissipativen
Strukturen, hat aber auch entscheidend mit der von unserem Universum
angebotenen Entropiesenke zu tun: Das ist der dunkle Nachthimmel, in den alle
“entwertete” Strahlung abfließen kann, ohne sich aufzustauen. Und, siehe da:
Auch diese Entropiesenke ist nichts anderes als der Urknall – oder, genauer, ein
Frühzustand der Welt von einigen tausend Grad Temperatur, der heute wegen
der Expansion mit der extrem tiefen Temperatur von knapp 3 Grad über dem
absoluten Nullpunkt einen idealen Abfluß für jede wärmere Strahlung bietet.
Die eigentliche Quelle und Senke liegt also im Anfang – und doch hat
“dazwischen” das gesamte Weltalter Platz – mit der ganzen Hierarchie
dissipativer Strukturen, die die Entropie anderer Strukturen als freie Energie
nutzen, und deren eigene Entropie wiederum anderen als Energiequelle zur
Gestalterhaltung dienen mag. – Daß die Aufwärtsentwicklung in unserem
Universum etwas mit der Einzigartigkeit seines Anfangszustands zu tun hat –
das ahnte menschliche Intuition schon lange, und um diese Idee kreisten auch
die religiösen Vorstellungen des Abendlandes seit Jahrtausenden …
Zyklische Attraktoren im Raum der Möglichkeiten zeichnen in sich selbst
keine Zeitrichtung aus. Bei ewiger Wiederkehr des Gleichen käme es auf die
Durchlaufsrichtung der Zyklen nicht an. Das Reich der Ideen ist “ewig”, liegt
“jenseits der Zeit”. Daher auch die prinzipielle “Zeitumkehrbarkeit” der
Phasenraumbahnen im Rahmen der deterministischen klassischen Physik. Für
die Geschichte der wirklichen Welt ist das aber anders. Wegen des “Schmetterlingseffekts”
der Chaostheorie, von dem hier sicher alle oft genug gehört haben,
genügen ihr schon die winzigsten zufälligen Schwankungen, um ins Reich der
Möglichkeiten hineinzuwachsen. Dabei wird durch die Übergänge zwischen den
Einzugsbereichen zeitsymmetrischer mathematischer Gestalten deren Zeitsymmetrie
gebrochen. Jeder Attraktor, in dessen Nähe wirkliches Geschehen
abläuft, wird dadurch gewissermaßen mit einer Zeitrichtung “bekleidet”. Im
Gezappel von Versuch und Irrtum ergibt sich längs jeder wirklichen Bahn in
seiner Nähe stets relativ Wahrscheinliches (und dies bedeutet – eben wegen der
Attraktoreigenschaft – daß die Bahn wahrscheinlich lange im Einzugsbereich
bleibt), doch ein hierzu zeitumgekehrter wirklicher Vorgang ist wegen der
unermeßlich vielen Möglichkeiten praktisch unendlich unwahrscheinlich.
(Schauen Sie nur einen rückwärts laufenden Film eines komplexeren
Geschehens an …)
Jede dissipative Struktur, auch die komplexeste, die wir in der Wirklichkeit
finden, ist nahe solchen Attraktoren. Die mathematische, geistige, ideelle Gestalt
ist das eigentliche Wesen jeder Struktur. Sie organisiert das Zappeln der
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Wirklichkeit in den äußeren und inneren Energieströmen in einer relativ
optimalen Weise – relativ zu den bisher erreichbaren benachbarten Möglichkeiten.
Eben dies bedeutet ja das wahrscheinliche Verbleiben im Einzugsbereich,
also die Attraktivität sowie deren Bewährung in räumlicher Vervielfältigung
und Ausbreitung. – Also “weiter so” … nicht wahr?
Wer aus dieser Weltsicht schließen sollte, der weitere Aufstieg sei gesichert,
der wäre im Irrtum. Es gibt natürlich auch Attraktoren, die in globale Instabilität
führen. Die Schöpfung scheiterte zwar auf der Erde bisher nicht an einem
“Energieproblem”, aber nun droht doch offenbar genau dies – wenn auch das
Problem nicht im Mangel, sondern im Überfluß zu liegen scheint. Ist es nicht
eher ein “Entropieproblem”? Haben nicht die deutlichsten Untergangssymptome
im weiteren Sinne mit “Zerstreuung von Ressourcen”, “Verstopfung von
Abflüssen” und dem “Wärmetod” komplexer Ordnungen zu tun? In der Tat war
die irdische Biosphäre, was die Materieströme betrifft, ein ziemlich
abgeschlossenes System – doch durch die raffinierten Selbstorganisationsprozesse
in Wechselwirkung zwischen dem Leben und den oberflächennahen
geologischen und atmosphärischen Vorgängen wurden langlebige zyklische
Gestalten gefunden – aufrechterhalten durch Energieströme von der Sonne und
aus dem Erdinnern, die von der Nachtseite der Erde als Infrarotstrahlung zur
universellen Senke abfließen. So konnte die Höherentwicklung nie am Entropiesatz
scheitern. Erst der Mensch schafft es, die Irreversibilität zum Problem zu
machen – z.B. durch rapide Zerstreuung der in geologischen Zeiträumen
gebildeten “Ressourcen” an Erzen und biologisch gespeicherter Sonnenenergie,
wie auch durch die Freisetzung von allerlei “neu erfundenen” Stoffen in Luft,
Böden und Gewässern. Mancher Fortschrittsgläubige träumt, dies wäre durch
noch massiveren Energieeinsatz lösbar. Könnten wir nicht mit dem gewaltigen
Angebot an Fusions-, Fissions- und Sonnenenergie künftig sogar Luft, Meere
und Böden wieder “reinigen”, die Dicke der Ozonschicht geschickt regeln,
zerstreute Stoffe in neuen Lagern konzentrieren und so schließlich zu neuen,
noch raffinierteren biosphärisch-gesellschaftlichen Kreisläufen finden? Physikalisch
gesehen gibt es ja keinen fundamentalen Unterschied zwischen “materieller”
und “energetischer” Entropie – und die Senke des dunklen Nachthimmels
ist unerschöpfbar. Woran also sollten wir scheitern, wenn nicht an unserer
Kleingläubigkeit gegenüber den technischen Möglichkeiten? – Sie müssen nur
den gegenwärtigen Lauf der Welt anschauen, um zu sehen, daß die logische
Struktur des Problems, an dem wir zu scheitern drohen, noch tiefer liegt. Der
Entropiesatz trifft nicht das Wesentliche unserer Krise. Es hat offensichtlich
etwas mit der Zeit, nämlich mit der Geschwindigkeit von Prozessen zu tun –
und die Zeit kommt im Entropiesatz gar nicht quantitativ vor.
Es war kein billiger Scherz, wenn ich immer wieder auf andere Suchtphänomene
anspielte. Ein ungewohntes Angebot führt zu ungewöhnlichen Sprüngen,
zu gefahrvollen “Erfindungen”, also zur “Entdeckung” (griechisch: apokalypse!)
von Attraktoren, die sich alsbald als nicht lebensfähig erweisen. Energie-
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versorger werden mit einem Achselzucken sagen, daran seien schließlich nicht
sie schuld – mit Energie ließen sich doch auch lebensfähigere Strukturen
schaffen. Ja – doch offenbar gibt es dafür noch weitere Bedingungen –
Bedingungen, die an früheren Schöpfungstagen stets erfüllt waren, für deren
Einhaltung nun aber wir selbst zuständig sind.
Auch Drogendealer betonen gern, daß die Gefahr von Drogen nicht im Angebot
liegt, sondern im falschen Umgang, also in falschen Gewohnheiten. Haben
nicht recht langlebige Kulturen mit Hanf, Mohn, Cocanuß oder halluzinogenen
Pilzgiften vernünftig umgehen können? Kulturleistung, Ethik, Erziehung
bedeuten das Verfolgen bewährter Gestalten, also die Unwahrscheinlichkeit des
plötzlichen Auftauchens großer Probleme – wenn wir einmal von “äußeren
Unfällen” absehen (wie z.B. dem Einschlag eines Steines von der Größe des
Mont Blanc auf der Erde vor 65 Millionen Jahren, dem nicht nur die Saurier
zum Opfer fielen). Die Entwicklung des Menschen aber, und schließlich die
abendländische Kulturentwicklung, die sich die ganze Erde untertan machte, hat
die plötzliche Konfrontation mit Problemen von innen her wahrscheinlich
werden lassen. Immer schneller verwirklichtes Neues paßt immer weniger mit
bewährtem Altem zusammen. Die globalen Attraktoren, unsere Leitideen, sind
nicht mehr lebensfähig. Muß dem nicht mangelhafte Ethik, falsche Erziehung,
fehlende Kulturleistung zugrundeliegen? Steckt ein fundamentaler Fehler in
unserer Fortschrittsidee? Natürlich – denn um einen äußeren Unfall handelt es
sich offensichtlich nicht. Sie haben sicher schon gemerkt, worauf ich hinaus
will: Es herrscht nicht Mangel an Energie, sondern an Zeit! Beschleunigter
Fortschritt muß instabil werden. Er muß irgendwann dazu führen, daß
lebensfähiger Umgang mit plötzlich erreichbar gewordenen Ideen mangels Zeit
weder individuell noch gesellschaftlich noch in übergeordneten
Zusammenhängen eingeübt werden kann.
Ein naheliegender Einfall ist: Das Ausprobieren und Einüben brauchen wir ja
nicht in der Wirklichkeit zu leisten, sondern “nur im Kopf”. Hier können wir
doch – vor allem seit wir Computer haben – fast beliebig schnell verschiedene
Möglichkeiten ausprobieren. Das aber ist der Kern des Irrtums der “Moderne”.
Auch unsere Köpfe und deren gesellschaftliche Wechselwirkung sind Teil der
Wirklichkeit – und zwar genau jene Stelle, an der die Selbstorganisation noch
nicht gelungen ist. Daß wir zwischen neuen Ideen so schnell zappeln und
springen können, bedeutet gerade angesichts der Menge erreichbar gewordener
Möglichkeiten (denken Sie an die 24 Punkte!) nicht etwa eine
Fortschrittsgarantie, sondern fundamentale Bedrohung. Eben die Tatsache, daß
wir so schnell Neues verwirklichen können, mußte den Fortschritt instabil
werden lassen. Wir haben eine kritische Innovationsgeschwindigkeit erreicht.
Aber klingt das nicht absurd – gerade für Naturwissenschaftler? Wodurch sollte
denn eine solche Grenze definiert sein?
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5. Die globale Beschleunigungskrise
Daß wir nicht in der Zeit zurück können, hat wohl jeder verstanden. Es geht nur
“vorwärts”. Aber was die Rolle der Fortschrittsgeschwindigkeit betrifft, herrscht
ein fundamentales Mißverständnis. Es hat mit einer Verwechslung von
Schöpfung und Leistung zu tun. In der Schule lernt man: Energie ist Arbeit,
Leistung ist Arbeit pro Zeit, und höhere Leistung bringt entscheidenden
selektiven Vorteil in der Konkurrenz. Mächtiger ist, wer mehr Energie in
kürzerer Zeit umsetzt, um irgendwelche Strukturen wachsen zu lassen. Das
Ergebnis solcher höheren “Produktivität” nennen wir “Wertschöpfung”. Noch
immer geniert sich kaum einer, diesen Namen für das “Bruttosozialprodukt” zu
benutzen – selbst wenn die ganze Gesellschaft mit einem rasch zunehmenden
Anteil ihrer “Wirtschaftsleistung” immer rascher auf den Untergang der eigenen
Wurzeln hinarbeitet.
Die seelischen und zwischenmenschlichen Prozesse, die da ablaufen, können
nicht wesentlich andere sein als seinerzeit beim Tanz ums goldene Kalb oder zur
Zeit Kassandras und der Propheten des alten Testaments. Im Bereich der inner-
und zwischenmenschlichen Möglichkeiten ist “Wertsteigerung” durch schnelle
Innovation wegen der hohen Komplexität ausgeschlossen. So macht auch
schnellere Kommunikation zwischen immer mehr Menschen keineswegs die
Entstehung lebensfähiger Verhaltensmuster wahrscheinlich. Auch das Internet
dürfte vor allem die Produktion komplizierten Abfalls durch Abbau gelungener
Komplexität begünstigen. Unsere hergebrachte seelisch-geistige Gestalt ist nun
einmal auf längere Sicht die Krone der bisherigen Schöpfung. Jeder akzeptiert ja
auch, daß Kinder im allgemeinen wahrscheinlich keine wesentlich besseren
Menschen sind als ihre Eltern. Der sogenannte Fortschritt findet an anderen
Fronten im Raum der Möglichkeiten statt – dort, wo es offensichtlich schneller
gehen kann: z.B. bei kriegerischer Eroberung oder bei wissenschaftlicher
Analyse und anschließendem Basteln an technischen Drogen – kurz, in der
ganzen sogenannten Wirtschaft. Wie schnell aber kann dies gehen, so daß es
wahrscheinlich “gutgeht”? Jeder ahnt es: Auch dieser “nebensächliche”
Fortschritt kann auf einem Planeten nicht beliebig schnell werden, ohne daß
globale Instabilität einsetzt und Absturz auf ein wesentlich tieferes Komplexitätsniveau
droht – an die Front eines früheren Schöpfungstages sozusagen. Auf
unserer Erde deutet sich bekanntlich an: Sie könnte vielleicht hinunter bis ins
Präkambrium, wenn wir das Energieangebot und unsere Fähigkeiten weiterhin
so nutzen wie heute.
Warum das so ist, läßt sich leicht verstehen – und deshalb bin ich so optimistisch,
den entsprechenden systemtheoretischen Sachverhalt nicht Untergang,
sondern “globale Beschleunigungskrise” zu nennen. Krise heißt Entscheidung.
Ich behaupte, überlebensfähige Gestalten von Mensch und Erde liegen in
Reichweite unseres Zappelns, weil wir unmittelbar vor dem Höhepunkt dieser
Krise angekommen sind. Die Untergangssymptome werden wahrscheinlich
Gegenkräfte wecken und den globalen Schwung dissipieren helfen. Kassandra
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oder die Propheten Israels hatten kaum eine Chance, ihr Volk auf aussichtsreichere
Attraktoren zu bringen, weil alle früheren Krisen menschlicher
Gesellschaften nur lokale Bereiche erfaßten. Untergang war damals nicht
endgültig. Es gab stets Nachbarn, die noch nicht am Ende ihrer Ideen waren.
Trotz ständiger lokaler Zusammenbrüche war noch weiteres Machtwachstum
möglich. Organisation in größerem Maßstab und beschleunigte Innovation
hatten noch immer einen selektiven Vorteil.
Auch jetzt läuft es offensichtlich noch nicht anders. Und doch wird demnächst
etwas anderes geschehen, weil das Erreichen der logischen Grenzen von geographischer
Größe und Innovationsgeschwindigkeit zu globalen Untergangssymptomen
führt. Bald sind sie unübersehbar, und das wird die Einsicht ins Wesen
der globalen Beschleunigungskrise sogar in genau jenen Köpfen möglich und
wahrscheinlich machen, die jetzt noch immer weiter in die Krise hineintreiben
müssen. Einige davon sind hier unter uns, und deshalb fühle ich mich fast als
Prophet – ein peinliches Gefühl für Leute meiner Persönlichkeitsstruktur und
Sozialisation! Aber es geht ja nicht um Prophezeiungen aus Trance oder mittels
Pendel und Kristallkugel, und nicht um Botschaften aus einer anderen Welt, zu
der nicht jeder Zutritt hätte – nein, es geht um logische Selbstverständlichkeiten,
die bald jedermann einleuchten werden.
Immer deutlicher wird, daß wir mit jeder Problemlösung mehrere neue Probleme
schaffen, die wahrscheinlich räumlich etwas weiter ausgreifen und noch
etwas schnellerer Lösung bedürfen. Das ist kein dummer Zufall, sondern es war
nach Erreichen des sechsten Schöpfungstages unvermeidbar. Diese Einsicht
steckt schon in der Geschichte von Luzifer, dem Lichtbringer, der hinunterfiel
und zum Diabolos, dem Durcheinanderwerfer wurde. Dieser Engel (siehe da:
auch eine attraktive Gestalt in der geistigen Welt, im Reich der Möglichkeiten!)
hat verstanden, wie die Atome funktionieren, die Moleküle, der genetische
Code, die Organe, das Hirn, der Markt, die Werbung … und so muß er glauben,
es müsse nicht mehr so entsetzlich lange geknetet werden, um die Schöpfung
voranbringen. Der Teufel ist Teil des Schöpfungsprinzips. Fast alle Versuche
sind Irrtümer und führen zu lokalem Scheitern. Jeder Schritt aufwärts wird nur
dank unzählbar vielen kleinen Abstürzen geschafft. Doch erst am sechsten Tage
kann der Teufel globale Macht gewinnen. Er erhält die Chance, die auf der Erde
erreichte Komplexität – Noosphäre und Biosphäre – zusammenbrechen zu
lassen. Warum gerade jetzt? Was ist das Neue am Menschen? Das wissen wir:
Das Großhirn, in dem so ungeheuer schnell nach Neuem gezappelt wird. Aber
muß das zur “Eile des Teufels” führen? Und was soll diese kritische
Innovationsgeschwindigkeit sein?
Noch auf dem Niveau der biologischen Evolution ist großräumiger Übergang
der führenden Gestalten auf neue Attraktoren nur innerhalb von Zeiträumen
möglich, die lang gegen deren Generationszeit sind. Jede Mutation kann nur
ganz allmählich in die Population der Art hineindiffundieren und wird dabei in
ungeheuer vielen biosphärischen Zusammenhängen erprobt. Und doch haben
15
auch hier schon die Beschleunigung des Tastverfahrens im Raum der
Möglichkeiten und die zunehmende geographische Ausbreitung neuer Ideen
einen selektiven Vorteil. Beliebtes Beispiel: Die Entdeckung der sexuellen
Fortpflanzung, bei der durch Kombination der Anlagen von zwei Individuen in
jedem Schritt eine viel größere Auswahl von Möglichkeiten zur Verfügung
steht, also ein rascheres Vordringen an der Front ermöglicht wird. Dieses
Prinzip verdrängt das ältere der einfachen Teilung sehr schnell in ein paar
Nischen. Wieder die nahezu tautologische Feststellung: Weltweite Organisation
und höhere Innovationsgeschwindigkeit haben einen selektiven Vorteil in der
Konkurrenz der Attraktoren um die Wirklichkeit. “Großes verdrängt Kleineres,
Schnelles verdrängt Langsameres”.
Deshalb ist bei anhaltendem Fortschritt auf einem Planeten eine globale Krise
unvermeidbar. Endlicher Raum setzt eine Grenze. Ist sie erreicht, so wird der
Pferdefuß der Vereinheitlichung sichtbar: Es werden zu wenige verschiedene
Tastversuche gemacht, es sinkt die Chance, beim Auftauchen neuer Probleme
bessere Lösungen zu finden, und die Fehler werden nicht mehr im Kleinen,
sondern im Großen gemacht. Die beschleunigte Innovation führt dann immer
schneller zu neuen Problemen, die immer schnellerer weltweiter Lösung
bedürfen. So verstärken sich Einfalt und Eile in dieser Instabilität gegenseitig.
Ein Teufelskreis – und so etwas ist bekanntlich kein Kreis, sondern eine Spirale,
die immer schneller abwärts führt – bei noch so guten Vorsätzen. Die Sprache
weiß das längst. Und auch, daß sich so viele Sprüche über den Teufel lustig
machen, entspringt einer richtigen Einsicht: Dieser Teufel ist doch gar nicht
böse! Ist er nicht nur dumm? Er hat nicht verstanden, daß es logische Schranken
für die räumlichen und zeitlichen Skalen erfolgreicher Schöpfung gibt! Daß es
nicht an Energie mangelt, sondern an Vielfalt unabhängiger Versuche und an
Zeit zur Bewährung! Wir aber können dies nun verstehen, und dann wird auch
etwas daraus folgen – wenn auch erst am Rande des Abgrunds.
Lächerlicher Optimismus? Wenn doch bekanntlich der Kampf gegen die
Dummheit noch vergeblicher ist als der gegen die Bosheit? Warum konnten
denn religiöse Führer und große Weise die unheilvolle Entwicklung nicht vor
dem Erreichen des Höhepunkts der Krise beenden? Da muß doch jedem der
Gedanke kommen: Wenn Buddha, Sokrates oder Jesus den Marsch in den Untergang
nicht verhindern konnten, dann haben wir offensichtlich keine Chance!
Das ist aber ein Fehlschluß. Politik, Wissenschaft, Technik und Wirtschaft
waren durch religiöse Ideen nicht beherrschbar, solange diese einer “anderen
Welt” zugeordnet wurden. Wir alle haben noch gelernt, daß die Wissenschaft
“wertfrei” sei. Im Englischen klingt das Wort “value-judgement” noch heute
nahezu obszön. Mit dieser Ethik gelang es, die ganze Welt zu erobern und umzubauen.
Doch eben wegen dieses gewaltigen und gewalttätigen vordergründigen
Erfolges der falschen Fortschrittsideen können diese nur aus sich selbst
heraus besiegt werden. Nicht “Esoterik” sondern nur ein “Recycling der
Aufklärung”, wie ich es einmal nannte, kann hier helfen. Ich glaube, die aus
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wissenschaftlichem Denken zu leistende “Wiedervereinigung von Geist und
Materie”, die ich hier anzudeuten versuche, birgt die Chance, daß die heute
mächtigsten Attraktoren gerade noch rechtzeitig von den Anführern selbst als
“teuflische Dummheiten” erkannt und verlassen werden.
Was heißt “gerade noch rechtzeitig”? Was also ist die kritische Innovationsgeschwindigkeit,
die uns die Zeitskala der Instabilität im Höhepunkt der Krise
definiert? Sie können leicht selbst darauf kommen, wenn Sie über Ihr eigenes
Unbehagen nachdenken. Ich machte diese Entdeckung erst in dem Alter, in dem
die Schwaben (wie mir einer von ihnen sagte) weise werden – also mit 40
Jahren. Da merkte ich auf einmal, daß fast alles, was ich trotz des allgemeinen
Wahnsinns in meiner Kindheit noch hatte lieben lernen können, verschwunden
war und daß dieser Wandel nun global immer einheitlicher stattfand. Warum
aber sollte die kritische Innovationszeitskala etwas mit der eigenen Lebensdauer
zu tun haben? Die Antwort ist simpel: Wir selbst sind doch jene Gestalt, in der
und an der sich die Innovation bewähren muß! Auch die Krone der Schöpfung,
die wertvollste bisher verwirklichte Gestalt, durchläuft einen Zyklus, in dem
sich dieser Wert reproduziert. Das ist unsere Generationszeit. Bewährung
wesentlicher Neuerungen kann sich nur im vielfachen Durchlaufen dieses
Zyklus erweisen. Kreisläufe können nur bei relativ langsamer Drift ihrer inneren
Bestimmungsgrößen und ihrer Umgebung erhalten bleiben. Die Vorstellung, die
attraktiven Gestalten könnten durch viel bessere ersetzt werden, bevor auch nur
ein einziger Umlauf vollendet ist, enthält einen geradezu lächerlichen logischen
Widerspruch! Es ist also kein dummer Zufall, sondern logische Notwendigkeit,
daß der Mensch mehr und mehr andere Prozesse auf unserer Erde aus den
gewohnten Bahnen zu werfen begonnen hat und auch mit sich selbst immer
bedrohlichere Erfahrungen macht.
Natürlich ist “Weltverbesserung”, wenn überhaupt, nur auf noch viel längeren
Zeitskalen vorstellbar. Globale Eingriffe in Biosphäre und Klima etwa sollten
wir wohl auch über Jahrtausende nicht wagen. Aber selbst für das, was auf den
ersten Blick nur die menschliche Gesellschaft betrifft, gibt es aus den genannten
simplen Gründen diese kritische Innovationsgeschwindigkeit. Sie ist bereits
überschritten! Heute erkennt ein junger Mensch schon am Ende der Schulzeit
die Welt nicht wieder … doch noch immer sagen die Anführer, wir müßten
untergehen, wenn wir nicht im internationalen Wettlauf um schnellere
Innovation an der Spitze lägen! Welch merkwürdiger Wettlauf, in dem allein die
steigende Geschwindigkeit das Ziel zu sein scheint!
Globale Instabilität endet im Aufprall oder durch rechtzeitiges, also ziemlich
plötzliches Auffangen und Dissipieren ihres Schwunges in kleineren Strukturen
mit längerer Lebensdauer. Irgendetwas wird nun also sehr schnell anders
werden müssen. Die Revolution, mit der der Aufprall vermeidbar ist, kann nur
darin bestehen, daß wir in Eile zur Gemächlichkeit finden und global die
Sicherung der Vielfalt organisieren. Dies ist nur scheinbar ein innerer
Widerspruch. Wie gesagt: Eine globale Instabilität setzt selbst die Skalen, auf
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denen sie überwunden werden muß. Es muß global und in Eile, nämlich “vor
dem Aufprall” gelingen.
Wenn es gelingt – was war dann anders als an früheren Schöpfungstagen? Im
Prinzip nichts! Attraktoren, die sich als nicht fortsetzbar erweisen, werden
verlassen, wenn das allgemeine Gezappel an den Engstellen heftiger wird. Und
doch ist unsere Epoche durch das Erreichen der beiden kritischen Skalen
vielleicht nicht nur in der Geschichte unseres Planeten ausgezeichnet. Der
Höhepunkt der globalen Beschleunigungskrise könnte sogar eine “singuläre
Stelle” im Selbstorganisationsprozeß der ganzen Schöpfung sein. Wir wissen
nicht, ob nicht vielleicht unser ganzes Universum mit hundert Milliarden
Milchstraßensystemen aus je hundert Milliarden Sternen nötig war, um nach
vielen Milliarden Jahren auch nur auf einem einzigen Planeten die Wirklichkeit
in jenen höheren Bereich des Reiches der Ideen aufsteigen zu lassen, den wir
Menschen erleben. Das Besondere unserer Situation ist also offensichtlich: Auf
dem Höhepunkt unserer Krise wird womöglich darüber entschieden, wie hoch
ein ganzes Universum gelangen kann.
Das pessimistische Gerede vom “Irrläufer der Evolution”, der eben aussterben
müsse, wie alle anderen Arten auch, geht völlig am Wesentlichen vorbei. Dieses
Wesentliche, das Wunder des Menschen, liegt nicht darin, daß sein seelischgeistiges
Leben in Hirnen einer biologischen Art heranwächst – wie das Wunder
des Lebens nicht darin liegt, daß es aus organischen Molekülen besteht – und
das Wunder der materiellen Strukturen in unserem Universum nicht darin, daß
Raum, Zeit und Materie sich letztlich auf fast Nichts reduzieren mögen. Das
Wesentliche liegt in der unermeßlichen Komplexität verwirklichter Gestalten
und im fortschreitenden Schöpfungsprozeß. Dessen Front kann nun nur in uns
selbst liegen – aber nicht darin, daß wir die in 6 Tagen gefundenen und
bewährten Gestalten umbauen und zerstören. Sind wir nicht am “siebten Tag”?
Gott ruht – aber doch nicht in uns! Die Schöpfung geht weiter, wenn wir ihn
loben, ihm singen, einander lieben – also all das tun, was uns wirklich glücklich
macht. Wieviel Energie brauchen wir dafür? Und wie sollen wir im einzelnen
zwischen Gut und Böse, zwischen Richtig und Falsch, zwischen Wahrheit und
Lüge unterscheiden?
6. Was ist Wahrheit?
Ich weiß, welche Wut sich aufstauen kann, wenn man jahrelang von politischen
und wirtschaftlichen Anführern mit Schlagworten eingedeckt wird, die sogar
diese selbst schon als falsch erkannt haben – und wenn diese Verlautbarungen
dann täglich in allen Medien zelebriert werden, obwohl auch die Redakteure
längst wissen, daß da etwas nicht stimmen kann. Aber sogar dann wäre es oft
unfair, ihnen deshalb Lügen vorzuwerfen. Gehört nicht zur Lüge die Kenntnis
der Wahrheit? Sollen wir denn alle schweigen, weil wir der Wahrheit nicht
sicher sind? Irgendetwas müssen wir “Intellektuelle” doch sagen oder schreiben
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– es ist unsere Lebensgrundlage geworden! Wer nichts Rechtes weiß, muß eben
oft Unsinn reden, und man spürt das meist auch verschwommen – nur hat man
leider kaum Wahreres zu sagen. Zumal man doch schon in der Schule lernt, daß
es verbindliche Wahrheiten nicht gibt, ja, gar nicht geben kann. “Everything
goes” – in der “pluralistischen Gesellschaft” – nicht wahr? Ich habe mir deshalb
schon fast abgewöhnt, jemanden Lügner zu schimpfen. Sie haben ja gesehen:
Sogar den Teufel finde ich eher dumm als böse …
Ich möchte mich schon vorweg entschuldigen, falls ich etwa in der Diskussion
im Eifer des Gefechts jemanden der Lüge zeihen sollte – nur weil er vielleicht
sagt, durch den Unfall in Tschernobyl habe es 31 Tote gegeben, oder unser
Energiebedarf sei nicht einfach aus der Sonne zu decken, oder wir als
Industrieland bräuchten selbstverständlich Atomenergie und Braunkohle, oder
die Behinderung zerstörerischer Aktivitäten – z.B. durch Besteuerung –
gefährde den “Standort Deutschland”. In alldem stecken auch Wahrheiten. Nur
werden eben dabei wichtigere Wahrheiten unterschlagen – z.B. die zehn- oder
gar hunderttausende von nicht benennbaren Opfern … oder die Tatsache, daß
unser heutiger sogenannter Energiebedarf überwiegend auf der gesellschaftlichen
Organisation eines wachsenden “Entropieerzeugungsbedarfs” beruht …
daß die Biosphäre sich sicherlich nicht mehr anpassen kann, wenn wir ihre
fossilen Lager millionenfach schneller verpuffen als sie entstanden … daß selbst
die Menschen mit den eigenen Innovationen nicht mehr Schritt halten können
… und daß mit “Standortsicherung” die Aufrechterhaltung jener Entropieströme
gemeint ist, an denen die gegenwärtige sogenannte Wertschöpfung, d.h. das
Wachstum krebsartiger, parasitärer Strukturen weitergehen soll. Was tun, mit
dieser Menge von Wahrheiten? Können wir vielleicht eine gewisse Ordnung
hineinbringen? Etwa höhere oder tiefere Wahrheiten wieder von Plattheiten
unterscheiden?
Schaffen wir endlich die rettende Bewußtseinswende und lassen wir nicht
weiter das Wesentliche durch Plattheiten zudecken! Ja, es ist wahr: Auch bei
uns wächst noch immer das Bruttosozialprodukt, und viele leben bequemer als
früher die Könige! Aber die Mehrheit der Menschen, auch in den sogenannten
entwickelten Ländern, ist dabei gezwungen, an der Zerstörung der Biosphäre
und der höheren menschlichen Fähigkeiten durch immer massivere Entropieerzeugung
mitzuarbeiten. Wer das nicht will, wird kaum einen “Arbeitgeber”
finden, hat aber auch nicht den Freiraum, um sich selbst einen “Arbeitsplatz” zu
schaffen. Und selbst wer nichts zu tun findet, muß auf Fortschritt des
Zerstörungsprozesses hoffen, damit die Almosen, die er empfängt, nicht unters
Existenzminimum sinken. – Und das alles, nachdem das aufgeklärte Abendland
jahrhundertelang auf Erleichterung und Abschaffung der Arbeit hingearbeitet
hat? Warum sind wir nicht froh, endlich dem Ziel nahe zu sein? Was ist los mit
uns?
Menschen können in entwickelten Gesellschaften kaum mehr davon leben,
daß sie lebensnotwendige Güter produzieren. Land- und Forstwirtschaft oder
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gar die Erziehung von Kindern “rentiert” sich nicht mehr. Kein Wunder –
Nahrungspflanzen oder Holz schaffen nun einmal nicht die exponentielle
Wachstumsrate des Kapitals. Deshalb erwog die bayerische Regierung kürzlich
die Privatisierung der Staatswälder – mußte freilich wieder von der Idee
Abstand nehmen, weil diese aus genau jenem Grund auch fürs private Kapital
nur attraktiv wäre, wenn binnen weniger Jahre mit raschem Kahlschlag der
Kaufpreis zu vervielfachen wäre. Der Maschinenpark dafür steht in Schweden
oder Kanada längst bereit und könnte sich durchaus noch besser rentieren. Wie
dumm also, daß die Bayern noch immer dieses urtümliche Verhältnis zum Wald
haben, und daß – wegen der Staatsjagden – noch nicht einmal ihre Regierenden
ohne ihn auskommen können!
Ich kann nur mit Ironie weitersprechen: In der Landwirtschaft sieht es fürs
Kapital zur Zeit nur wenig besser aus, wenn es dort auch mehr Möglichkeiten
gibt, gewohnte Ernährungsformen für immer mehr Menschen durch solche zu
ersetzen, die mit höherem Energieverbrauch und raffinierteren mechanischen,
chemischen und biologischen Techniken verbunden sind. So ist vorstellbar, daß
sich das Kapital durch die Aneignung von Land, Patenten und Handelswegen
künftig hier noch eine etwas angemessenere Bedienung verschaffen könnte. An
den Problemen der europäischen Landwirtschaftspolitik ist aber deutlich
sichtbar: Die “Urproduktion” ist zu einem lästigen Anhängsel der übrigen
sogenannten Wirtschaft geworden.
Und erst die Kinder! Welch hoffnungslos langsame Wertschöpfung! Und wo
diese wenigstens ein bißchen schneller zu gelingen scheint – durch sogenannte
Bevölkerungsexplosion – da zeigt sich rasch, daß gar nicht wirkliche Werte
nachgewachsen sind: Häuser und Autos und Computer und Ferntourismus können
sich diese jämmerlichen Gestalten nicht einmal leisten – ja, selbst essen tun
sie kaum etwas, so daß ihr Beitrag zur globalen Wertschöpfung eher negativ ist
… Freilich ist nicht zu übersehen, daß die Kinderproblematik in einfacheren
Gemütern – gerade auch in Kirchenkreisen – immer wieder nostalgische, ja
atavistische Gedanken weckt. Da spukt nun (bis ins Bundesverfassungsgericht
hinein, und womöglich gar schon in christsozialen Köpfen?) die Idee herum, die
Transferleistungen der Familien mit Kindern an die Mehrheit der anderen
müßten abgebaut werden, weil Eltern heute (trotz Kindergeld und anderen
Subventionen) per saldo erhebliche Leistungen für kinderlose Bürger und fürs
Kapital erbringen! Aber wäre es denn nicht absurd, in einer Gesellschaft, deren
fixeste Leitidee geradezu definitionsgemäß die Subventionierung des Kapitals
ist, hieran etwas ändern zu wollen? Wenn solchem Denken und gar leichtsinnigem
Experimentieren mit der sozialen Wirklichkeit nicht Einhalt geboten werden
kann, wird es kein Halten mehr geben – bis womöglich sogar hierzulande
wieder gezweifelt wird, ob überhaupt aus Eigentum an den Lebensgrundlagen
anderer Menschen Einkommen erzielt werden darf! Wollen wir es so weit
kommen lassen, daß die Diskussion über die Abschaffung der Sklaverei wieder
auflebt? Ist nicht klar, daß bei sinkendem Ertrag das Kapital jedes Interesse am
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Einsatz für die Bürger verlieren müßte? Sollten wir angesichts der zwingenden
Logik unserer Gesellschaftsordnung nicht froh und dankbar sein, wenn es uns
nur an Kindergartenplätzen fehlt und wenn unsere Kinder, die sich ja nun
wahrhaftig nicht rentieren können, doch immerhin nicht hungern müssen? Und
sie können ja sogar einmal zu Kapital kommen, wenn sie begabt genug sind,
große Händler zu werden!
Noch ein bißchen mehr Erinnerung an Wahrheiten gefällig, die sogar direkt
mit dem Thema Energie zu tun haben? Versuchen wir es wieder ohne Ironie:
Zehn hungernde Inder oder Afrikaner tragen zu den heute vorherrschenden
globalen Zerstörungsprozessen und Untergangssymptomen weniger bei als ein
Deutscher! Der Abbau des Ozonschildes, das drohende Kippen des Erdklimas
durch Verbrennen von Kohle, Öl und Gas, die Vergiftung von Luft, Erde und
Gewässern, die rapide Bodenerosion, das katastrophale Artensterben – und
letztlich auch die immer größere Zahl hungernder, versklavter und seelischgeistig
verwahrloster Menschen, sowie der blühende Waffenhandel zur
Anheizung von immer grausameren Kriegen zwischen diesen, die dann den
Nachbarvölkern obendrein prickelnde Abendunterhaltung bescheren – das alles
sind überwiegend Folgen wissenschaftlich-technischer und politisch-wirtschaftlicher
Leistungen des Abendlandes. Das sind nicht “Nebenwirkungen” des Fortschritts,
sondern sie machen sein eigentliches Wesen aus. Wenn nämlich die
herrschenden Fortschrittsvorstellungen weiter verfolgt würden, müßte auch die
“Hauptsache” mit untergehen: Glaube, Liebe, Hoffnung und all das, worum die
geistigen Führer von Jahrtausenden gerungen haben, aber natürlich auch das
“Glück”, dessen Verfolgung – “the pursuit of happiness” – angeblich der
eigentliche Antrieb des Wahnsystems ist, das unseren weltweiten
beschleunigten Wettlauf ohne Ziel organisiert. Wohl gab es viele Annehmlichkeiten
und auch viel Schönes und Gutes entlang diesen attraktiven Ideen – wie
wahr! (Wahrer sogar als der Verweis auf Hitlers Autobahnen!) Ebenso ist wahr,
daß stets viel guter Wille beteiligt war. Doch wer nach Einsicht in die systemtheoretische
Logik der globalen Beschleunigungskrise besänftigend auf solche
Wahrheiten verwiese, der wäre ein Lügner.
Da will nun also ein hergelaufener Astrophysiker behaupten, wir könnten zu
einer für alle verbindlichen Einsicht gelangen, die uns erlaubt, unseren guten
Vorsätzen Schranken zu setzen und die uns von den Wegweisern abbringt,
denen heute alle Welt folgt? Was habe ich denn an lebensfähigeren Leitideen
anzubieten? Was ist es denn anderes als das, was viele von Ihnen als “grüne
Ideologie” abzutun gewohnt sind? In der Tat – das Wort ist gar nicht
unangemessen, wenn wir es recht verstehen: Grün ist das Symbol der Biosphäre,
also der Wurzel, auf der die “Noosphäre” menschlicher Hirne und Kulturen
wachsen und blühen kann; und Ideologie ist die den Detailideen übergeordnete
Denkweise, die uns verbindliche Auswahlkriterien in der scheinbaren
Beliebigkeit im Raum der Möglichkeiten, im Reich der Ideen finden läßt – also
genau das, was man Ethik zu nennen pflegte. Doch siehe da: Nun ergibt sich
21
Ethik aus der Wissenschaft! Das ist es, was ich Ihnen hier nahebringen wollte.
Wir müssen künftig nicht mehr den Bischof damit quälen, ihn in einer
Ethikkommission erklären zu lassen, ob und warum manche unserer neuesten
Kreationen gegen die Schöpfung gerichtet sind. Nein – das wissenschaftliche
Denken selbst ergibt nun, daß und warum sie den logischen Prinzipien
erfolgreicher Schöpfung zuwiderlaufen!
Die “moderne Gesellschaft” ist die Verwirklichung des Endstadiums, des
Höhepunkts der globalen Beschleunigungskrise! Ihr Voranstürmen im Raum der
Möglichkeiten – mit immer neuen Schlüsseltechnologien zur Erschließung
neuer Räume, die alsbald auf der Suche nach immer neuen Abenteuern wieder
verlassen werden – voller Gerümpel, Abfall und Gift freilich –, dieser Fortschritt
kann nicht auf lebensfähige, bewährungsfähige Attraktoren führen. Die
logischen Voraussetzungen wirklichen Fortschritts, die ich schlagwortartig
“Vielfalt und Gemächlichkeit” zu nennen pflegte, sind durch die gegenwärtigen
gesellschaftlichen Leitvorstellungen verletzt. Bewahrung der gelungenen
Gestalten ist nur durch Bewährung des Neuen in vielfältigen und lebenslangen
Anpassungsprozessen möglich. Die Krise ist also nur durch entsprechende
Selbstorganisation der Menschheit überwindbar – d.h. durch rasche, globale,
verfassungsmäßige Sicherung der notwendigen Beschränkungen weiterer
schneller, globaler Entwicklungen. Das hört sich nach innerem Widerspruch an
– aber es liegt in der Logik jeder noch “rechtzeitigen” Beendigung einer
globalen Instabilität, daß ihr globaler Schwung “vor dem Aufprall” in langlebige
Wirbel umgesetzt und teilweise dissipiert werden muß.
“Wissenschaftliche Wahrheit” nennt man das, worüber man sich bei entsprechender
Bemühung einigen muß. Mit etwas verschwimmenden Abgrenzungen
könnten wir im hier skizzierten Weltbild vielleicht drei verschiedene Arten
solcher Wahrheit unterscheiden (– wegen der seltsamen Art der Numerierung
mögen Sie mir das Etikett “Platonist” anheften –): (3) Nachprüfbar dokumentierte
Wirklichkeit (“phänomenologische Wahrheit”), (2) nachrechenbare
Möglichkeit (“ideelle oder mathematische Wahrheit”) und (1) fundamentale
Naturgesetze und Logik, also gewissermaßen die Axiome, die die Gestaltmöglichkeiten
prinzipiell festlegen. Ich bin versucht, dies die “ideologische Wahrheit”
zu nennen, weil wir ihr nur über Einsicht in eine allen ideellen Gestalten
übergeordnete Logik nahekommen können. Sie werden freilich sehen, daß dann
“Ideologie” und “Theologie” fast Synonyme werden – nur daß nun aus diesen
beiden etwas wird, worüber man eigentlich nicht streiten kann! Ja – es gibt in
der scheinbaren Beliebigkeit logische Selbstverständlichkeiten. Die Wirklichkeit
(“Wahrheit dritter Art”) ist die durch das zufällige Zappeln gezeichnete Linie
der Weltgeschichte im Reich der Ideen. Die attraktiven Gestalten (“Wahrheiten
zweiter Art”) aber, in deren Einzugsbereich die Geschichte verläuft, und von
denen sie im Lauf der Zeit durch Übergangsereignisse immer raffiniertere findet
und eventuell in Raum und Zeit weiter verbreitet, sind letztlich mathematischer,
“tautologischer” Natur, wie die Aussage “zwei mal zwei gleich vier”. Fast “noch
22
tautologischer” aber scheinen mir meine allgemeinen, gewissermaßen systemtheoretischen
Aussagen über die Wahrscheinlichkeit “erfolgreicher” Übergänge
der Wirklichkeit im Raum der Möglichkeiten zu sein. Gehören sie nicht zu den
“wissenschaftlichen Wahrheiten erster Art”? Dagegen scheint mir nicht zu
sprechen, daß sich bisher fast nur Theologen damit beschäftigten. Die
wissenschaftliche Methode ist ja noch nicht sehr alt, und sie mußte natürlich bei
der Phänomenologie beginnen. Aber ist nun angesichts der von uns
hervorgebrachten neuen globalen Phänomene ein wissenschaftlicher Fortschritt
“erster Art” – also in der “Systemtheorie von Gott und Teufel” – nicht durchaus
möglich, ja sogar wahrscheinlich?
Liefert nicht die Einsicht ins Wesen unserer Krise in vielen Fällen recht
einfache Entscheidungskriterien? Es ist viel wichtiger, zu wissen, was falsch ist,
als zu wissen, was wahr ist! Wir erkennen den fundamentalen Denkfehler im
Standardgeschwätz vom “Abwägen der Chancen und Risiken”: Mit der
Abnahme globaler Vielfalt und mit zunehmender Eile gerät die Waage vö
Selbstorganisation, Band 8, 1997
Jahrbuch für Komplexität in den Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften
(Hg. L. Pohlmann, H.-J- Krug, U. Niedersen; Duncker & Humblot, Berlin 1997)
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Der folgende Text ist eine erweiterte Fassung des frei gesprochenen Eröffnungsvortrags vom
24. 3. 1995 bei der von A. Dally geleiteten Tagung “SCHAFFEN WIR DIE ENERGIEWENDE ?/!”
in der Evangelischen Akademie Loccum. Er ist hier unverändert abgedruckt.
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Das sogenannte Energieproblem
Peter Kafka
Max-Planck-Institut für Astrophysik, Garching bei München
1. Anmaßung der Zuständigkeit
Ich bin nicht sicher, ob ich als alter Kraftwerksgegner oder als Astrophysiker
zur Eröffnung dieser Tagung gebeten wurde. Immerhin hat die Astrophysik eine
frohe Botschaft für Energieabhängige: Es herrscht kein Mangel an
entsprechendem “Stoff”! Freilich ist eben deshalb das sogenannte Energieproblem
von ähnlicher Natur wie das Problem des Alkoholikers. Es ist nicht
“durch Einheirat in eine Schnapsfabrik” zu lösen. Und dieses treffende Bild für
die Euphorie am Beginn des Atomzeitalters ist noch geschönt: Schnapsfabrikanten
und Drogendealer mögen sich trotz des Elends ihrer Kunden durchaus
schadlos halten können – es gehen ja nur die Süchtigen zugrunde, und schlimmstenfalls
noch ihre Familien – während natürlich im Falle der
“Energieversorger” auch diese selbst schon der Freisetzung des Nuklidinventars
eines benachbarten Reaktorkerns kaum entgehen würden – und erst recht nicht
der von ihnen geförderten Revolution des Erdklimas. Daraus ergeben sich
merkwürdige Konstellationen – wie hier, wo Spitzenleute des “Kartells” mit
Abteilungsleitern von Entziehungsanstalten konferieren.
Herr Dally sagte eben, wir müßten endlich etwas schaffen. Auch hier darf ich
mich zuständig fühlen. Die Astrophysik ist ja die Wissenschaft vom ersten Tag
der Schöpfung. Und wer gelernt hat, wie es damals zur Gestaltentwicklung kam,
der begreift: Das hier zutage getretene Schöpfungsprinzip liegt auch der
Wertschöpfung an späteren Schöpfungstagen zugrunde – wenn auch auf
höherem Komplexitätsniveau, bis hin zu dem, was in unseren Hirnen und deren
gesellschaftlicher Wechselwirkung geschieht! Seit ich das verstanden habe,
erscheinen mir allerdings astrophysikalische Detailprobleme nicht mehr dringend.
Die Klärung der faszinierenden Fragen im Zusammenhang mit mehr oder
weniger katastrophalen Prozessen in Sternen und Milchstraßensystemen möchte
2
ich nun lieber meinen Nachkommen überlassen. Damit es aber überhaupt noch
Nachgeborene geben kann, müssen wir hier auf Erden offenbar gewisse andere
Katastrophen vermeiden – und zwar ziemlich eilig. Deshalb bin ich zum
Wanderprediger geworden und habe keine Angst mehr, mich mit meinem
Anspruch lächerlich zu machen. Wenn mangels offizieller Zuständigkeit
niemand darüber zu sprechen wagt, warum die sogenannte Wertfreiheit der
Wissenschaft zur Wertvernichtung führt, will ich mir diese Zuständigkeit
anmaßen. Ich möchte mithelfen, einige logische Selbstverständlichkeiten ins
Bewußtsein zu rufen, die man hier, in dieser klösterlichen Umgebung, auch
“transzendentale Gewißheiten” nennen mag. Mangels solcher haben wir nämlich
angeblich (wie ich neulich bei ratlosen Kultusbeamten lernte) keine Chance,
einander zu überzeugen. Aber ich glaube, die simplen Gewißheiten, die ich
Ihnen skizzieren will, werden ausreichen, trotz der überwältigenden scheinbaren
Beliebigkeit im Raum der Möglichkeiten wieder gemeinsame Leitlinien für
lebensfähige Entwicklung zu finden.
In unserem Kreis sind heute viele sogenannte Realisten, die den Gästen aus
Wuppertal, Kalifornien oder Freiburg vorwerfen werden, auf deren Utopien
ließe sich keine Energiepolitik aufbauen. Den Realisten fehlt bekanntlich der
Möglichkeitssinn. Was nicht aus den vorherrschenden Trends ableitbar ist, gilt
ihnen als “utopisch”, denn sie leben noch mit dem Weltbild der klassischen
Mechanik: Durch einen gegebenen Anfangszustand sei die ganze Geschichte
determiniert; die “Sachzwänge” aufgrund der Systemeigenschaften und der
Naturgesetze ließen keine Freiheit. Die Wissenschaft unseres Jahrhunderts hat
diesen fatalistischen Aberglauben längst erledigt, und, alt wie ich bin, möchte
ich gern glauben, die meisten von Ihnen hätten schon in der Schule gelernt, daß
der Lauf der Welt einem ganz anderen Prinzip folgt. Aber für Lehrerbildung
und Lehrplanentwicklung gelten nun einmal andere Wachstumsgesetze als für
Industrieimperien im Wettlauf zwischen Versorgung und Entsorgung. So haben
unsere politischen und wirtschaftlichen Anführer, die ständig die Überlebensnotwendigkeit
schnellerer Innovation im Munde führen, kaum etwas von
den logischen Voraussetzungen begriffen, die erfüllt sein müssen, damit Neues
und Altes wahrscheinlich zusammenpassen und etwas Lebensfähiges ergeben.
Natürlich ahnt bald jeder: Es kann nicht lange gutgehen, wenn stündlich eine
neue chemische Verbindung geschaffen und oft auch gleich massenhaft freigesetzt
wird, die es zuvor in der Biosphäre oder gar im ganzen Universum nicht
gab – wenn stündlich eine lebendige Art ausstirbt, die Millionen von Jahren für
ihre Entwicklung brauchte – wenn innerhalb eines Menschenalters sogar das
Klima der Erde aus uralten Bahnen geworfen zu werden droht. Überall beginnt
man Untergangssymptome zu sehen oder zu ahnen, und doch gelingt es im
täglichen Trott leicht, den Ernst der Lage zu verdrängen. Die Strömung zum
Abgrund ist schlecht wahrnehmbar, wenn man mitten in ihr mitschwimmt und
keine Ufer mehr sieht. Doch mehr und mehr Menschen sind offen oder
insgeheim von tiefem Pessimismus erfüllt. Bei Jüngeren gilt es als “cool”, bei
3
immer banalerem und mechanischerem Gedudel das Gefühl “abzutanzen”, daß
die Welt nicht mehr zu retten sei; bei Älteren wird es oft nach Dienstschluß
ertränkt, und bricht dann doch gerade bei sogenannten “Verantwortlichen” nach
ein paar Glas Bier in Bitterkeit und Zynismus heraus. Umkehr scheint unmöglich.
Wie sollte ein immer weiter anschwellender Strom umkehren? “Die Leute
wollen es doch nicht anders” – und “wir leben nun einmal in einer Demokratie,
in der die Mehrheit entscheidet” – nicht wahr? Welche Anmaßung, etwas besser
verstanden haben zu wollen als die Mehrheit und ihre Anführer! Ist das erlaubt?
Erlauben Sie mir, diese schriftliche Fassung für eine “systemtheoretischtheologische”
Unterrichtsstunde zu nutzen, um klarer zu machen, was ich im
Vortrag nur flüchtig andeuten konnte. Ich möchte etwas ausführlicher darstellen,
was aus wissenschaftlichen Einsichten unseres Jahrhunderts über das Wesen
von Wirklichkeit und Möglichkeit folgt, und was dies mit unseren eigenen
Problemen bei der Selbstorganisation unserer Freiheit zu tun hat. Dabei wird
sich zwar zeigen, daß unser “Energieproblem” nur Sekundärsymptom einer viel
tiefer liegenden Krise ist, zu deren Überwindung die beiden kommenden
Generationen all ihre Kraft werden einsetzen müssen, aber schließlich werden
sich auch Hinweise auf praktische Folgerungen fürs Tagungsthema ergeben.
Werden Sie also bitte nicht ungeduldig, wenn ich Sie zuvor auf vielleicht recht
ungewohnte Gedanken zu bringen versuche. Ich möchte ein Weltbild skizzieren,
in dem die Rolle unserer eigenen Kreativität und ihre Grenzen auch
“innerwissenschaftlich” erkennbar werden. Dieser etwas umständliche Ansatz
zu einer “Wiedervereinigung von Geist und Materie” erscheint mir notwendig,
um in der verfahrenen Fortschrittsdiskussion weiterzukommen. Sollte es
gelingen, dabei zu logischen Selbstverständlichkeiten vorzudringen, hätte dies
den unschätzbaren Vorteil, daß sich nicht weiter darüber streiten ließe und daß
doch nicht einfach jeder zu seiner Tagesordnung übergehen könnte.
(Gründlicher können Sie manches in meinen Büchern nachlesen; das jüngste:
“Gegen den Untergang – Schöpfungsprinzip und globale
Beschleunigungskrise”, Carl-Hanser, München, 1994.)
2. Wirklichkeit und Möglichkeit
Wir verstehen heute den Gestaltbildungsprozeß in unserem Universum als
evolutionäre Selbstorganisation der Materie in Raum und Zeit. Im einfachsten
Bild, das wir uns machen können, sind diese Drei am Anfang Eines und das
einzig Verwirklichte. Was wir unser Weltall nennen, verdient also in der Tat den
Namen Universum. Alle Materie innerhalb unseres kosmischen Horizonts folgt
gleichen Naturgesetzen, ist im Großen gleichmäßig verteilt und hat eine
gemeinsame Frühgeschichte durchlaufen. Alles was wir bis zu diesem in
unendlicher Rotverschiebung verdämmernden Horizont hin sehen können, war
vor etwa 15 Milliarden Jahren ungeheuer dicht und gleichmäßig zusammen und
fliegt seither gleichmäßig auseinander. Am Anfang war allein diese “uni-
4
verselle” Idee verwirklicht, also noch keinerlei Detailstruktur – nicht einmal die
heute vorherrschenden Elementarteilchen. Selbst Raum, Zeit und Materie
mögen erst “erfunden” worden sein. Das “Finden” aber, die Verwirklichung all
der im Laufe der Weltgeschichte “existierenden” Gestalten immer höherer
Komplexität, geschieht offenbar im naturgesetzlich unvermeidbaren “zufälligen
Zappeln” der Wirklichkeit im Raum ihrer Möglichkeiten.
Wissen Sie, was Sie meinen, wenn Sie sagen, “es gibt” etwas? Ganz klar
scheint das nicht zu sein, denn wir benutzen diese Redeweise sowohl für
Wirkliches als auch für Mögliches. “Es gibt” meine Hand und dieses
Mikrophon. Und “es gibt” zweifellos die Möglichkeit, daß ich dieses nun einem
von Ihnen ins Gesicht werfe. Freilich gibt es auch andere Möglichkeiten.
Welche werden wirklich? Der gegenwärtige Weltzustand, einschließlich unserer
kulturellen Gewohnheiten und der in meiner Hirnaktivität verwirklichten
“Persönlichkeitsstruktur”, bestimmt offenbar zusammen mit der Menge aller
benachbarten Möglichkeiten eine gewisse Wahrscheinlichkeitsverteilung für
das, was nun geschehen wird. Einfache physikalische Experimente haben uns
gelehrt: Im Rahmen dieser Wahrscheinlichkeitsverteilung entscheiden letztlich
mikroskopische Zufälle. Das ist auch in der Aktivität meines Gehirns nicht
anders. Dessen raffinierte Organisation des zufälligen Gezappels durch all das,
was in der Vergangenheit in mir geworden ist, erfährt sich als “Ich”. Den Prozeß
des Zappelns und Findens erfahre ich als meinen Willen und meine Freiheit.
Doch geschieht hier nichts grundsätzlich anderes als in früheren Epochen des
Schöpfungsprozesses. Auch auf diesem neuen, viel “höheren” Niveau, in der
“Krone der Schöpfung”, wo die innere Wirklichkeit eines jeden von uns reicher
ist als die der ganzen Welt an den ersten Schöpfungstagen, ist die Logik der
Schöpfung dieselbe wie von Anfang an.
Fast alle Möglichkeiten wurden und werden nie verwirklicht. Was zeichnet
das Verwirklichte aus? Können wir ein allgemeines Prinzip im Prozeß des
Werdens erkennen? Ja – doch es liegt schon in dem, was ich eben sagte. Es ist
nichts als logische Selbstverständlichkeit: “Wahrscheinlich geschieht Wahrscheinliches”.
Dies Schöpfungsprinzip führt die Wirklichkeit unseres Universums
in immer höhere Bereiche des Raumes der Möglichkeiten, die “von unten
gesehen” als unendlich unwahrscheinlich erscheinen müßten. Daß solche Möglichkeiten
erreichbar werden, hat, wie wir wissen, etwas mit dem Angebot an
“freier Energie” zu tun, aber offensichtlich gehört noch irgendetwas anderes
dazu. Dem müssen wir nachgehen. Schließlich entstehen ja gerade bei den
energiereichsten Ereignissen unserer Welt die simpelsten möglichen Gebilde –
“schwarze Löcher” nämlich, deren gesamtes Wesen durch höchstens drei Zahlen
charakterisierbar ist.
Wie unfaßbar reich dagegen die Menge der Möglichkeiten unserer Welt ist,
mache ich gern an einem simplen Beispiel deutlich: Wieviele verschiedene
Muster können entstehen, wenn wir gerade Linien zwischen ein paar Punkten
ziehen? Nehmen wir zwei Punkte – dann können wir einen Strich ziehen oder
5
nicht – es gibt also zwei Möglichkeiten. Nehmen wir drei Punkte: Hier ein
Strich, oder da oder dort – oder hier und da, hier und dort, da und dort – oder
drei Striche – oder gar keinen … also acht verschiedene Möglichkeiten. Wollen
Sie’s mit vier Punkten probieren? Dann ergeben sich 64 Möglichkeiten, und die
Mathematiker unter Ihnen finden sicher gleich das allgemeine Gesetz, so daß ich
fragen kann: Wieviele Punkte müssen wir wohl nehmen, damit die Anzahl
verschiedener möglicher Beziehungsmuster dieser Art größer ist als die Anzahl
der Atome innerhalb unseres Horizonts im Weltall? Die Antwort:
Vierundzwanzig.
Das Beispiel ist heilsam gegen zweierlei Denkfehler. – Erstens: Sie können
nun jeden auslachen, der Ihnen sagt, wir dürften die Erde getrost gutwilligen
Experten und ihren Großrechnern anvertrauen. Denken wir an 24 zusätzliche
Spurengase in der Atmosphäre, die unter biosphärischen Einflüssen mehr oder
weniger miteinander reagieren können – – würde aus der gesamten Materie der
Welt ein Supercomputer gebaut, und rechnete er ein Weltalter hindurch, so
könnte er nicht einmal die Menge dieser simplen Möglichkeiten durchprobieren!
– Und zweitens: Wenn Ihnen jemand sagt, die Möglichkeiten der Materie in
Raum und Zeit seien zu armselig, als daß wir selbst mit all unserem seelischgeistigen
Erleben darin verwirklicht sein könnten, dann können Sie ihn vom
Gegenteil überzeugen. Niemand muß sich der “Armut” seines “reduktionistischen
Weltbildes” oder seines “Materialismus” schämen. Kommen wir
nicht vielmehr endlich aus wissenschaftlicher Erkenntnis heraus zu einer
“Wiedervereinigung von Geist und Materie”? Glauben wir ruhig: Auch was in
uns selbst geschieht, ist die Verwirklichung materieller Möglichkeiten in Raum
und Zeit – in jedem von uns die Entwicklung der Aktivitätsmuster von hundert
Milliarden Nervenzellen, deren jede mit vielen tausend anderen verknüpft ist.
Welch unerschöpflicher Reichtum möglicher Gestalten! Was je irgendwo in der
ganzen Welt vorging, auch was je in Menschen und durch Menschen geschah
und geschehen wird – alles noch so unermeßlich komplexe Wirkliche ist noch
immer nur ein infinitesimal kleiner Teil des Möglichen. Damit sage ich Ihnen
nichts Neues. Sicher erinnern Sie sich an einige viel ältere Namen des Raumes
der Möglichkeiten. Was ist er denn anderes als der Himmel unserer Vorfahren?
(Einschließlich der Hölle, natürlich!) Das Jenseits? die Ewigkeit? die geistige
Welt …?
3. Attraktoren
Dürfen wir uns noch weiter auf philosophische oder theologische Abschweifungen
vom Thema Energie einlassen? Schließlich hat uns die Kirche dieses
Thema vorgeschrieben! Aber ich werde ohne weitere Umwege nicht hinfinden.
Auf dem Weg durch den Raum der Möglichkeiten spielt zwar offensichtlich
auch die “Antriebsenergie” des Gezappels eine Rolle, doch Richtungen oder gar
Geleise sind hierdurch nicht bestimmt. Sie gehören zu den “vorhandenen”
6
Gestalten im Raum der Möglichkeiten. Alle seelisch-geistige Aktivität kreist
und zappelt um solche Gebilde. Aber auch mathematische und philosophische
“Gegenstände” können wir uns im Raum der Möglichkeiten untergebracht
denken. Unsere Wirklichkeitserfahrung bietet genügend Ansätze zu einem
Nachbarschaftsbegriff in diesem Raum, die uns erlauben, all das mit
hinzuzurechnen, was Mathematiker “Häufungspunkte” oder “Häufungsmannigfaltigkeiten”
nennen würden. Dann kämen auch alle möglichen mathematischen
Gestalten mit herein, Platons “Reich der Ideen” und unsere ganze Begriffswelt –
bis hin zum “Streit ums Iota” und zum “Universalienstreit”. Auch “abstraktere”
Gefühle, Träume, Ideen – wie das Verlangen der Seele nach Gott – auch solche
Wirklichkeit liegt doch unbestreitbar in materiellen Prozessen in der
Nachbarschaft attraktiver Ideen. Wo ist da ein prinzipieller Unterschied des
Geschehens im Menschen zu jenem im Proton (– das sich nun zudem ebenfalls
als vergänglich erweisen dürfte)? Ein wenig Materie in Raum und Zeit zappelt
um einen mehr oder weniger komplexen Attraktor in der geistigen Welt … Aber
“arm” ist dieses “reduktionistische Weltbild” nicht! Das Wesen der Dinge liegt
eben nicht im simplen Prinzip, sondern in jenem “mehr oder weniger”. Aufwärts
soll es gehen. Oder?
Wenn ich so vom “Raum der Möglichkeiten” spreche, mögen Physiker und
Mathematiker weniger an den Himmel oder an Platons Reich der Ideen als ans
Bild des “Phasenraums” eines “klassischen” dynamischen Systems denken –
wobei nun freilich die gesamte Welt als ein solches System zu betrachten wäre.
Wenn man von den quantenmechanischen Schwierigkeiten mit Raum, Zeit und
Realitätsbegriff absieht und sich das fundamentale Gezappel durch eine Art
Mittelungsprozeß verwischt denkt, dann wäre jeder beliebige denkbare
momentane Zustand der Welt, jede beliebige Verteilung und Bewegung aller
Materie, durch einen einzigen “Punkt” des praktisch unendlichdimensionalen
Raumes der Möglichkeiten repräsentiert. Fast alle seine “Punkte” entsprächen
offensichtlich “chaotischen”, “toten”, “geistlosen” Möglichkeiten – reinem
Tohuwabohu sozusagen. Dagegen erscheint jeder geschichtlich verwirklichte
Weltzustand, den wir uns entlang einer kosmischen Zeitskala vorstellen
können, bereits als unfaßbar komplex geordnet – auch lange vor dem sechsten
Schöpfungstag. Der “Punkt”, der dem gegenwärtigen Augenblick entspricht,
stellt ja alle Atome, Sterne, Lebewesen, Gefühle, Gedankenbilder dar, die “es
jetzt gerade gibt”. Wie “bewegt” sich dieser Punkt in den unendlich vielen
Dimensionen des Raums der Möglichkeiten? Wie setzt er seine “Bahn im
Phasenraum” fort?
Schauen wir nur hin! Abgesehen vom mikroskopischen Gezappel der “spontanen
Schwankungen” durchläuft die Materie im Kleinsten wie im Größten
vielfältigste zyklische Prozeßgestalten. Dabei ist die Wechselwirkung zwischen
diesen so gering, daß ihre jeweilige innere Ordnung nicht zerstört wird, und
doch stark genug, um eine gemeinsame Ordnung auf noch höherem Komplexitätsniveau
zu verwirklichen. So ergibt sich, obwohl “alles mit allem zusam-
7
menhängt”, eine Hierarchie “individueller” Gestalten. Das Bild der Schöpfungstage
drückt aus, wie sich diese Hierarchie in der Wirklichkeit entwickelt:
Hat eine “Schlüsseltechnologie” einen neuen Raum im Reich der Möglichkeiten
eröffnet, so ist viel Zeit nötig, um dort die lebens- und entwicklungsfähigsten
Attraktoren zu finden – bis sich endlich am Abend zeigt, daß “alles sehr gut
war”. Dann erst wird es wahrscheinlich, daß – an einem neuen Tag! – mit noch
schwächeren Wechselwirkungen zwischen den bereits gelungenen Gestalten
solche auf noch höherem Komplexitätsniveau gefunden werden. Freilich: Die
Tage werden immer kürzer. Wie kurz können sie werden? Und welchen Tag
haben wir eigentlich heute? (Erinnert sich noch jemand an Professor
Winnackers Begrüßung des achten Tages? …)
Zunächst: Woher stammen all die raffinierten Ideengestalten, die da gefunden
werden? Nun ja – der Raum der materiellen Möglichkeiten ist offenbar voll von
ihnen – selbst wenn am Grunde einer Theorie von Raum Zeit und Materie so gut
wie “Nichts” als Substanz übrigzubleiben scheint! Die Wirklichkeit, die
zunächst womöglich nichts als eine “Fluktuation des Vakuums” ist, wird zu
solchen Gestalten hingezogen und findet dabei allmählich immer raffiniertere!
Wir könnten auch sagen: Die verschiedenen geistigen Gestalten konkurrieren
um die Wirklichkeit! Und dabei sind naturgemäß manche von ihnen attraktiver
als andere – das heißt, die Wirklichkeit gerät aus ihrem Einzugsbereich trotz
allen weiteren Zappelns weniger leicht wieder heraus. Warum? Die Antwort ist
tautologischer Natur: In der Nähe des stärkeren Attraktors ist das zufällige
Zappeln so gut organisiert, daß es wahrscheinlich nicht aus dem Einzugsbereich
herausführt, obwohl im raffinierten Geflecht möglicher Bahnen des
hochdimensionalen Raumes andere Attraktoren verdammt nahe liegen können.
Erlauben Sie mir diesen theologischen Fachausdruck, denn er trifft hier. Die
Wirklichkeit hat ja so unendlich viele Abwege ausprobiert – und weil sie auf
diesen untergehen mußte, kam sie insgesamt immer näher an lebensfähigere
Gestalten heran, die es den Bahnen in ihrer Nähe schwerer machen, verloren zu
gehen. Sie wissen sicherlich, daß das griechische Wort “ethos” nichts anders
bedeutet als “Gewohnheit” – also das, was geschieht, wenn die Geschichte in
der Nähe eines bewährten quasizyklischen Attraktors verläuft.
Die Realisierung “überlegener” Gestaltprinzipien breitet sich natürlich mit der
Zeit räumlich aus – entweder weil diese einfach genug sind, um überall im
Weltraum spontan gefunden zu werden, oder weil sie komplex genug sind, um
in einem langlebigen komplexen Milieu – z.B. auf einem Planeten – raffiniertere
“autokatalytische” Fähigkeiten zu zeigen. Warum gäbe es sonst überall
dieselben Typen von Elementarteilchen, Nukliden, Atomen, Galaxien, Sternen,
organischen Molekülen? Und in allen irdischen Lebewesen denselben genetischen
Code, dieselben Prinzipien von Zellen und Organen? In allen höheren
Tieren verwandte Gefühle? In allen Menschen verwandte Gedanken und
Träume? Vom Kreisen der Elektronen im Atom bis zur Verwirklichung der
Idee des Menschen in immer wiederholtem Wachsen und Welken … ständig
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wiederholt sich Bewährtes, und doch werden dabei allmählich immer höhere
Stufen erklommen. Warum denn? Kann es nicht auch abwärts gehen? Verstehen
wir die Regeln des Wechselspiels zwischen dem Festhalten am Bewährten und
dem Fortschritt zu noch “Höherem”?
Im klassischen Phasenraumbild ist das Geschehen durch einen gegebenen
Zustand vollständig vorherbestimmt, so daß durch jeden Zustandspunkt genau
eine Bahn läuft. Da herrscht absoluter Sachzwang. Trotzdem kann die Menge
dieser Bahnen, also der denkbaren Systemgeschichten, auch hier raffinierteste
Muster enthalten (wie ja sogar schon an “Kraftlinienmustern” elektrischer oder
magnetischer Felder in nur drei Dimensionen anschaulich wird). Attraktoren
sind hier Bereiche, in denen sich Bahnen sammeln, die aus vielen anderen Bereichen
kommen. “Übergänge” von einer Bahn zur anderen gibt es in diesem
Bild nicht. Erst die Quantenphysik lehrt uns, daß dies in der wirklichen Welt
anders ist. Die Wirklichkeit hüpft zwischen benachbarten “klassischen” Bahnen
durch mikroskopische Zufälle hin und her und findet dabei in der ungeheuren
Menge von Attraktoren, deren Einzugsbereiche in unendlicher Komplexität
verflochten sind, immer wieder neue. Schon im deutschen Wort geschehen, das
mit einem alten Wort fürs Springen verwandt ist, klingt das an. Was geschieht,
ist nicht völlig vorherbestimmt, weder durch Wirklichkeit (“Sachzwänge”) noch
durch benachbarte geistige Gestalten (“Geschick” oder “Fügung”). Stets ist im
Rahmen der hierdurch gegebenen Organisation auch “Freiheit” beteiligt. Noch
einmal: Im Rahmen der durch die momentane Wirklichkeit und die Menge der
Möglichkeiten bestimmten Wahrscheinlichkeitsverteilung werden die bevorstehenden
Ereignisse zufällig ausgewählt – wobei sich jeder Zufall im Prinzip
letztlich auf mikroskopisch kleine “spontane Schwankungen” zurückführen läßt.
Mag auch die Wahrscheinlichkeitsverteilung bei simpleren “makroskopischen”
Prozessen oft ungeheuer eng erscheinen und so den Aberglauben an unerbittliches
Schicksal und Sachzwang bestärken – die Spur von Freiheit, die mit
dieser winzigen quantentheoretischen Korrektur ins Bild des Raumes der Möglichkeiten
einzieht, wird schon ausreichen, um uns die “Systemtheorie von Gott
und Teufel” besser begreifen zu lassen. Ist nicht an der eben erst erschlossenen
neuen Front, im menschlichen Bewußtsein, die Menge der Wahlmöglichkeiten
größer als je zuvor? Welches Angebot an verlockenden Attraktoren! Gibt es
Kriterien, an denen schon “theoretisch” – also durch Anschauung im Kopfe –
erkennbar wird, ob sie “aufwärts oder abwärts” führen – bevor womöglich alles
auf einer immer attraktiveren, immer glatter gepflasterten Straße zur Hölle
fährt? Oder plädiert hier jemand dafür, auch diese Option offenzuhalten?
4. Quellen, Senken, Zeit
Den Ursprung der einfachsten materiellen Strukturen haben die theoretischen
Physiker noch nicht endgültig verstanden. Doch sind deren schon sehr früh
gefundene Gestalten offenbar so attraktiv, daß in unserem Universum später nur
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ausnahmsweise aus ihrem Einzugsbereich herausgesprungen werden kann. Dazu
bedarf es extrem energiereichen Gezappels, wie es nur in kosmischen
Katastrophen vorkommt. (Hierunter fällt freilich, wenigstens ansatzweise, auch
der massive Einsatz menschlicher Intelligenz – etwa beim Bau von Bomben
oder gewissen Supermaschinen.) Trotz ihrer Dauerhaftigkeit sind allerdings –
sub specie aeternitatis – wohl sogar die stabilsten Elementarteilchen prinzipiell
“dissipative Strukturen” – wie auch alle komplexeren Gebilde unserer Welt.
“Dissipation” (d.h. “Zerstreuung”) bedeutet letztlich, daß an einer Stelle aus
einem geordneten Strom von Materie oder Energie etwas Ordnungsfähigkeit
entnommen und zum Unterhalt neuer zyklischer Ordnung genutzt wird, wobei
der Strom anschließend mit verminderter Ordnungsfähigkeit weiterfließt. Das
“Entropiegesetz” (der “zweite Hauptsatz der Thermodynamik”) besagt, daß
hierbei insgesamt die Ordnungsfähigkeit abnehmen muß. Aber auch diese
Aussage – “in einem abgeschlossenen System nimmt die Entropie zu” – ist bei
näherem Hinsehen letztlich nichts anderes als das schon genannte tautologische
Schöpfungsprinzip, daß “wahrscheinlich Wahrscheinliches geschieht”. So ist in
einem abgeschlossenen System die mehr oder weniger rasche Verwischung aller
komplexen Strukturen wahrscheinlich. Von solchen Zuständen aus wären also
nur Wege zu finden, die in gestaltlose “Wüsten” des Raums der Möglichkeiten
führten. Wenn aber “Quellen” von Energie- oder Materieströmen zur Verfügung
stehen, sowie auch entsprechende “Senken” für die Entropie, d.h. Abflüsse für
die “entwerteten” Ströme, dann ist ganz im Gegenteil das Erreichen komplexerer
Gestalten nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich, wenn an
genügend vielen Stellen hinreichend lange nach Möglichkeiten getastet wird.
Dies ist in unserem Universum der Fall.
Weil eine fundamentale Theorie von Raum, Zeit und Materie noch nicht gefunden
ist, können wir von “Abgeschlossenheit” oder “Offenheit” unseres Universums
schlecht sprechen. Doch schon was wir über den unserer Erfahrung
zugänglichen Bereich innerhalb unseres gegenwärtigen kosmischen Horizonts
wissen, reicht aus, um festzutellen: Der Frühzustand dieser Welt stellte praktisch
unerschöpfliche Ströme freier Energie und eine unverstopfbare Entropiesenke
zur Verfügung. Was die Quellen betrifft: Alle heutigen Energieströme stammen
natürlich letztlich aus dem “Urknall”. Zunächst sorgte der gleichmäßige Expansionsschwung
dafür, daß die Materie gegen ihre Schwerkraft auseinandergetrieben
wurde, so daß ein gewaltiger Speicher potentieller Energie geschaffen
wurde. Gerade die anfänglich extrem hohe Expansionsgeschwindigkeit sorgte
aber auch dafür, daß die Materie keine Zeit hatte, bei genügender Dichte und
Temperatur, also mit hinreichend energetischem Gedrängel, ihre attraktivsten
Möglichkeiten auszuprobieren. Deshalb konnten anfangs fast ausschließlich
Wasserstoff und Helium entstehen (je etwa drei Viertel und ein Viertel). Erst
nach der späteren Klumpenbildung wird es im Inneren von Sternen hinreichend
lange wieder genügend dicht und heiß, um höhere Möglichkeiten der
“Nuklidkarte” zu ertasten, d.h. weitere chemische Elemente zu brauen. Wir
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sehen also: Auch die später frei werdende Kernenergie der Sonne oder der RWE
ist letztlich “fossile Energie aus dem Urknall”.
Was dann an späteren Schöpfungstagen in der Nachbarschaft von Sternen
geschehen kann, wenn diese nur genügend lange in der Nähe ihres individuellen
Attraktors bleiben – also das geduldige und schließlich immer wieder
erfolgreiche Zappeln nach noch höheren bewährungsfähigen dissipativen
Strukturen, hat aber auch entscheidend mit der von unserem Universum
angebotenen Entropiesenke zu tun: Das ist der dunkle Nachthimmel, in den alle
“entwertete” Strahlung abfließen kann, ohne sich aufzustauen. Und, siehe da:
Auch diese Entropiesenke ist nichts anderes als der Urknall – oder, genauer, ein
Frühzustand der Welt von einigen tausend Grad Temperatur, der heute wegen
der Expansion mit der extrem tiefen Temperatur von knapp 3 Grad über dem
absoluten Nullpunkt einen idealen Abfluß für jede wärmere Strahlung bietet.
Die eigentliche Quelle und Senke liegt also im Anfang – und doch hat
“dazwischen” das gesamte Weltalter Platz – mit der ganzen Hierarchie
dissipativer Strukturen, die die Entropie anderer Strukturen als freie Energie
nutzen, und deren eigene Entropie wiederum anderen als Energiequelle zur
Gestalterhaltung dienen mag. – Daß die Aufwärtsentwicklung in unserem
Universum etwas mit der Einzigartigkeit seines Anfangszustands zu tun hat –
das ahnte menschliche Intuition schon lange, und um diese Idee kreisten auch
die religiösen Vorstellungen des Abendlandes seit Jahrtausenden …
Zyklische Attraktoren im Raum der Möglichkeiten zeichnen in sich selbst
keine Zeitrichtung aus. Bei ewiger Wiederkehr des Gleichen käme es auf die
Durchlaufsrichtung der Zyklen nicht an. Das Reich der Ideen ist “ewig”, liegt
“jenseits der Zeit”. Daher auch die prinzipielle “Zeitumkehrbarkeit” der
Phasenraumbahnen im Rahmen der deterministischen klassischen Physik. Für
die Geschichte der wirklichen Welt ist das aber anders. Wegen des “Schmetterlingseffekts”
der Chaostheorie, von dem hier sicher alle oft genug gehört haben,
genügen ihr schon die winzigsten zufälligen Schwankungen, um ins Reich der
Möglichkeiten hineinzuwachsen. Dabei wird durch die Übergänge zwischen den
Einzugsbereichen zeitsymmetrischer mathematischer Gestalten deren Zeitsymmetrie
gebrochen. Jeder Attraktor, in dessen Nähe wirkliches Geschehen
abläuft, wird dadurch gewissermaßen mit einer Zeitrichtung “bekleidet”. Im
Gezappel von Versuch und Irrtum ergibt sich längs jeder wirklichen Bahn in
seiner Nähe stets relativ Wahrscheinliches (und dies bedeutet – eben wegen der
Attraktoreigenschaft – daß die Bahn wahrscheinlich lange im Einzugsbereich
bleibt), doch ein hierzu zeitumgekehrter wirklicher Vorgang ist wegen der
unermeßlich vielen Möglichkeiten praktisch unendlich unwahrscheinlich.
(Schauen Sie nur einen rückwärts laufenden Film eines komplexeren
Geschehens an …)
Jede dissipative Struktur, auch die komplexeste, die wir in der Wirklichkeit
finden, ist nahe solchen Attraktoren. Die mathematische, geistige, ideelle Gestalt
ist das eigentliche Wesen jeder Struktur. Sie organisiert das Zappeln der
11
Wirklichkeit in den äußeren und inneren Energieströmen in einer relativ
optimalen Weise – relativ zu den bisher erreichbaren benachbarten Möglichkeiten.
Eben dies bedeutet ja das wahrscheinliche Verbleiben im Einzugsbereich,
also die Attraktivität sowie deren Bewährung in räumlicher Vervielfältigung
und Ausbreitung. – Also “weiter so” … nicht wahr?
Wer aus dieser Weltsicht schließen sollte, der weitere Aufstieg sei gesichert,
der wäre im Irrtum. Es gibt natürlich auch Attraktoren, die in globale Instabilität
führen. Die Schöpfung scheiterte zwar auf der Erde bisher nicht an einem
“Energieproblem”, aber nun droht doch offenbar genau dies – wenn auch das
Problem nicht im Mangel, sondern im Überfluß zu liegen scheint. Ist es nicht
eher ein “Entropieproblem”? Haben nicht die deutlichsten Untergangssymptome
im weiteren Sinne mit “Zerstreuung von Ressourcen”, “Verstopfung von
Abflüssen” und dem “Wärmetod” komplexer Ordnungen zu tun? In der Tat war
die irdische Biosphäre, was die Materieströme betrifft, ein ziemlich
abgeschlossenes System – doch durch die raffinierten Selbstorganisationsprozesse
in Wechselwirkung zwischen dem Leben und den oberflächennahen
geologischen und atmosphärischen Vorgängen wurden langlebige zyklische
Gestalten gefunden – aufrechterhalten durch Energieströme von der Sonne und
aus dem Erdinnern, die von der Nachtseite der Erde als Infrarotstrahlung zur
universellen Senke abfließen. So konnte die Höherentwicklung nie am Entropiesatz
scheitern. Erst der Mensch schafft es, die Irreversibilität zum Problem zu
machen – z.B. durch rapide Zerstreuung der in geologischen Zeiträumen
gebildeten “Ressourcen” an Erzen und biologisch gespeicherter Sonnenenergie,
wie auch durch die Freisetzung von allerlei “neu erfundenen” Stoffen in Luft,
Böden und Gewässern. Mancher Fortschrittsgläubige träumt, dies wäre durch
noch massiveren Energieeinsatz lösbar. Könnten wir nicht mit dem gewaltigen
Angebot an Fusions-, Fissions- und Sonnenenergie künftig sogar Luft, Meere
und Böden wieder “reinigen”, die Dicke der Ozonschicht geschickt regeln,
zerstreute Stoffe in neuen Lagern konzentrieren und so schließlich zu neuen,
noch raffinierteren biosphärisch-gesellschaftlichen Kreisläufen finden? Physikalisch
gesehen gibt es ja keinen fundamentalen Unterschied zwischen “materieller”
und “energetischer” Entropie – und die Senke des dunklen Nachthimmels
ist unerschöpfbar. Woran also sollten wir scheitern, wenn nicht an unserer
Kleingläubigkeit gegenüber den technischen Möglichkeiten? – Sie müssen nur
den gegenwärtigen Lauf der Welt anschauen, um zu sehen, daß die logische
Struktur des Problems, an dem wir zu scheitern drohen, noch tiefer liegt. Der
Entropiesatz trifft nicht das Wesentliche unserer Krise. Es hat offensichtlich
etwas mit der Zeit, nämlich mit der Geschwindigkeit von Prozessen zu tun –
und die Zeit kommt im Entropiesatz gar nicht quantitativ vor.
Es war kein billiger Scherz, wenn ich immer wieder auf andere Suchtphänomene
anspielte. Ein ungewohntes Angebot führt zu ungewöhnlichen Sprüngen,
zu gefahrvollen “Erfindungen”, also zur “Entdeckung” (griechisch: apokalypse!)
von Attraktoren, die sich alsbald als nicht lebensfähig erweisen. Energie-
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versorger werden mit einem Achselzucken sagen, daran seien schließlich nicht
sie schuld – mit Energie ließen sich doch auch lebensfähigere Strukturen
schaffen. Ja – doch offenbar gibt es dafür noch weitere Bedingungen –
Bedingungen, die an früheren Schöpfungstagen stets erfüllt waren, für deren
Einhaltung nun aber wir selbst zuständig sind.
Auch Drogendealer betonen gern, daß die Gefahr von Drogen nicht im Angebot
liegt, sondern im falschen Umgang, also in falschen Gewohnheiten. Haben
nicht recht langlebige Kulturen mit Hanf, Mohn, Cocanuß oder halluzinogenen
Pilzgiften vernünftig umgehen können? Kulturleistung, Ethik, Erziehung
bedeuten das Verfolgen bewährter Gestalten, also die Unwahrscheinlichkeit des
plötzlichen Auftauchens großer Probleme – wenn wir einmal von “äußeren
Unfällen” absehen (wie z.B. dem Einschlag eines Steines von der Größe des
Mont Blanc auf der Erde vor 65 Millionen Jahren, dem nicht nur die Saurier
zum Opfer fielen). Die Entwicklung des Menschen aber, und schließlich die
abendländische Kulturentwicklung, die sich die ganze Erde untertan machte, hat
die plötzliche Konfrontation mit Problemen von innen her wahrscheinlich
werden lassen. Immer schneller verwirklichtes Neues paßt immer weniger mit
bewährtem Altem zusammen. Die globalen Attraktoren, unsere Leitideen, sind
nicht mehr lebensfähig. Muß dem nicht mangelhafte Ethik, falsche Erziehung,
fehlende Kulturleistung zugrundeliegen? Steckt ein fundamentaler Fehler in
unserer Fortschrittsidee? Natürlich – denn um einen äußeren Unfall handelt es
sich offensichtlich nicht. Sie haben sicher schon gemerkt, worauf ich hinaus
will: Es herrscht nicht Mangel an Energie, sondern an Zeit! Beschleunigter
Fortschritt muß instabil werden. Er muß irgendwann dazu führen, daß
lebensfähiger Umgang mit plötzlich erreichbar gewordenen Ideen mangels Zeit
weder individuell noch gesellschaftlich noch in übergeordneten
Zusammenhängen eingeübt werden kann.
Ein naheliegender Einfall ist: Das Ausprobieren und Einüben brauchen wir ja
nicht in der Wirklichkeit zu leisten, sondern “nur im Kopf”. Hier können wir
doch – vor allem seit wir Computer haben – fast beliebig schnell verschiedene
Möglichkeiten ausprobieren. Das aber ist der Kern des Irrtums der “Moderne”.
Auch unsere Köpfe und deren gesellschaftliche Wechselwirkung sind Teil der
Wirklichkeit – und zwar genau jene Stelle, an der die Selbstorganisation noch
nicht gelungen ist. Daß wir zwischen neuen Ideen so schnell zappeln und
springen können, bedeutet gerade angesichts der Menge erreichbar gewordener
Möglichkeiten (denken Sie an die 24 Punkte!) nicht etwa eine
Fortschrittsgarantie, sondern fundamentale Bedrohung. Eben die Tatsache, daß
wir so schnell Neues verwirklichen können, mußte den Fortschritt instabil
werden lassen. Wir haben eine kritische Innovationsgeschwindigkeit erreicht.
Aber klingt das nicht absurd – gerade für Naturwissenschaftler? Wodurch sollte
denn eine solche Grenze definiert sein?
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5. Die globale Beschleunigungskrise
Daß wir nicht in der Zeit zurück können, hat wohl jeder verstanden. Es geht nur
“vorwärts”. Aber was die Rolle der Fortschrittsgeschwindigkeit betrifft, herrscht
ein fundamentales Mißverständnis. Es hat mit einer Verwechslung von
Schöpfung und Leistung zu tun. In der Schule lernt man: Energie ist Arbeit,
Leistung ist Arbeit pro Zeit, und höhere Leistung bringt entscheidenden
selektiven Vorteil in der Konkurrenz. Mächtiger ist, wer mehr Energie in
kürzerer Zeit umsetzt, um irgendwelche Strukturen wachsen zu lassen. Das
Ergebnis solcher höheren “Produktivität” nennen wir “Wertschöpfung”. Noch
immer geniert sich kaum einer, diesen Namen für das “Bruttosozialprodukt” zu
benutzen – selbst wenn die ganze Gesellschaft mit einem rasch zunehmenden
Anteil ihrer “Wirtschaftsleistung” immer rascher auf den Untergang der eigenen
Wurzeln hinarbeitet.
Die seelischen und zwischenmenschlichen Prozesse, die da ablaufen, können
nicht wesentlich andere sein als seinerzeit beim Tanz ums goldene Kalb oder zur
Zeit Kassandras und der Propheten des alten Testaments. Im Bereich der inner-
und zwischenmenschlichen Möglichkeiten ist “Wertsteigerung” durch schnelle
Innovation wegen der hohen Komplexität ausgeschlossen. So macht auch
schnellere Kommunikation zwischen immer mehr Menschen keineswegs die
Entstehung lebensfähiger Verhaltensmuster wahrscheinlich. Auch das Internet
dürfte vor allem die Produktion komplizierten Abfalls durch Abbau gelungener
Komplexität begünstigen. Unsere hergebrachte seelisch-geistige Gestalt ist nun
einmal auf längere Sicht die Krone der bisherigen Schöpfung. Jeder akzeptiert ja
auch, daß Kinder im allgemeinen wahrscheinlich keine wesentlich besseren
Menschen sind als ihre Eltern. Der sogenannte Fortschritt findet an anderen
Fronten im Raum der Möglichkeiten statt – dort, wo es offensichtlich schneller
gehen kann: z.B. bei kriegerischer Eroberung oder bei wissenschaftlicher
Analyse und anschließendem Basteln an technischen Drogen – kurz, in der
ganzen sogenannten Wirtschaft. Wie schnell aber kann dies gehen, so daß es
wahrscheinlich “gutgeht”? Jeder ahnt es: Auch dieser “nebensächliche”
Fortschritt kann auf einem Planeten nicht beliebig schnell werden, ohne daß
globale Instabilität einsetzt und Absturz auf ein wesentlich tieferes Komplexitätsniveau
droht – an die Front eines früheren Schöpfungstages sozusagen. Auf
unserer Erde deutet sich bekanntlich an: Sie könnte vielleicht hinunter bis ins
Präkambrium, wenn wir das Energieangebot und unsere Fähigkeiten weiterhin
so nutzen wie heute.
Warum das so ist, läßt sich leicht verstehen – und deshalb bin ich so optimistisch,
den entsprechenden systemtheoretischen Sachverhalt nicht Untergang,
sondern “globale Beschleunigungskrise” zu nennen. Krise heißt Entscheidung.
Ich behaupte, überlebensfähige Gestalten von Mensch und Erde liegen in
Reichweite unseres Zappelns, weil wir unmittelbar vor dem Höhepunkt dieser
Krise angekommen sind. Die Untergangssymptome werden wahrscheinlich
Gegenkräfte wecken und den globalen Schwung dissipieren helfen. Kassandra
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oder die Propheten Israels hatten kaum eine Chance, ihr Volk auf aussichtsreichere
Attraktoren zu bringen, weil alle früheren Krisen menschlicher
Gesellschaften nur lokale Bereiche erfaßten. Untergang war damals nicht
endgültig. Es gab stets Nachbarn, die noch nicht am Ende ihrer Ideen waren.
Trotz ständiger lokaler Zusammenbrüche war noch weiteres Machtwachstum
möglich. Organisation in größerem Maßstab und beschleunigte Innovation
hatten noch immer einen selektiven Vorteil.
Auch jetzt läuft es offensichtlich noch nicht anders. Und doch wird demnächst
etwas anderes geschehen, weil das Erreichen der logischen Grenzen von geographischer
Größe und Innovationsgeschwindigkeit zu globalen Untergangssymptomen
führt. Bald sind sie unübersehbar, und das wird die Einsicht ins Wesen
der globalen Beschleunigungskrise sogar in genau jenen Köpfen möglich und
wahrscheinlich machen, die jetzt noch immer weiter in die Krise hineintreiben
müssen. Einige davon sind hier unter uns, und deshalb fühle ich mich fast als
Prophet – ein peinliches Gefühl für Leute meiner Persönlichkeitsstruktur und
Sozialisation! Aber es geht ja nicht um Prophezeiungen aus Trance oder mittels
Pendel und Kristallkugel, und nicht um Botschaften aus einer anderen Welt, zu
der nicht jeder Zutritt hätte – nein, es geht um logische Selbstverständlichkeiten,
die bald jedermann einleuchten werden.
Immer deutlicher wird, daß wir mit jeder Problemlösung mehrere neue Probleme
schaffen, die wahrscheinlich räumlich etwas weiter ausgreifen und noch
etwas schnellerer Lösung bedürfen. Das ist kein dummer Zufall, sondern es war
nach Erreichen des sechsten Schöpfungstages unvermeidbar. Diese Einsicht
steckt schon in der Geschichte von Luzifer, dem Lichtbringer, der hinunterfiel
und zum Diabolos, dem Durcheinanderwerfer wurde. Dieser Engel (siehe da:
auch eine attraktive Gestalt in der geistigen Welt, im Reich der Möglichkeiten!)
hat verstanden, wie die Atome funktionieren, die Moleküle, der genetische
Code, die Organe, das Hirn, der Markt, die Werbung … und so muß er glauben,
es müsse nicht mehr so entsetzlich lange geknetet werden, um die Schöpfung
voranbringen. Der Teufel ist Teil des Schöpfungsprinzips. Fast alle Versuche
sind Irrtümer und führen zu lokalem Scheitern. Jeder Schritt aufwärts wird nur
dank unzählbar vielen kleinen Abstürzen geschafft. Doch erst am sechsten Tage
kann der Teufel globale Macht gewinnen. Er erhält die Chance, die auf der Erde
erreichte Komplexität – Noosphäre und Biosphäre – zusammenbrechen zu
lassen. Warum gerade jetzt? Was ist das Neue am Menschen? Das wissen wir:
Das Großhirn, in dem so ungeheuer schnell nach Neuem gezappelt wird. Aber
muß das zur “Eile des Teufels” führen? Und was soll diese kritische
Innovationsgeschwindigkeit sein?
Noch auf dem Niveau der biologischen Evolution ist großräumiger Übergang
der führenden Gestalten auf neue Attraktoren nur innerhalb von Zeiträumen
möglich, die lang gegen deren Generationszeit sind. Jede Mutation kann nur
ganz allmählich in die Population der Art hineindiffundieren und wird dabei in
ungeheuer vielen biosphärischen Zusammenhängen erprobt. Und doch haben
15
auch hier schon die Beschleunigung des Tastverfahrens im Raum der
Möglichkeiten und die zunehmende geographische Ausbreitung neuer Ideen
einen selektiven Vorteil. Beliebtes Beispiel: Die Entdeckung der sexuellen
Fortpflanzung, bei der durch Kombination der Anlagen von zwei Individuen in
jedem Schritt eine viel größere Auswahl von Möglichkeiten zur Verfügung
steht, also ein rascheres Vordringen an der Front ermöglicht wird. Dieses
Prinzip verdrängt das ältere der einfachen Teilung sehr schnell in ein paar
Nischen. Wieder die nahezu tautologische Feststellung: Weltweite Organisation
und höhere Innovationsgeschwindigkeit haben einen selektiven Vorteil in der
Konkurrenz der Attraktoren um die Wirklichkeit. “Großes verdrängt Kleineres,
Schnelles verdrängt Langsameres”.
Deshalb ist bei anhaltendem Fortschritt auf einem Planeten eine globale Krise
unvermeidbar. Endlicher Raum setzt eine Grenze. Ist sie erreicht, so wird der
Pferdefuß der Vereinheitlichung sichtbar: Es werden zu wenige verschiedene
Tastversuche gemacht, es sinkt die Chance, beim Auftauchen neuer Probleme
bessere Lösungen zu finden, und die Fehler werden nicht mehr im Kleinen,
sondern im Großen gemacht. Die beschleunigte Innovation führt dann immer
schneller zu neuen Problemen, die immer schnellerer weltweiter Lösung
bedürfen. So verstärken sich Einfalt und Eile in dieser Instabilität gegenseitig.
Ein Teufelskreis – und so etwas ist bekanntlich kein Kreis, sondern eine Spirale,
die immer schneller abwärts führt – bei noch so guten Vorsätzen. Die Sprache
weiß das längst. Und auch, daß sich so viele Sprüche über den Teufel lustig
machen, entspringt einer richtigen Einsicht: Dieser Teufel ist doch gar nicht
böse! Ist er nicht nur dumm? Er hat nicht verstanden, daß es logische Schranken
für die räumlichen und zeitlichen Skalen erfolgreicher Schöpfung gibt! Daß es
nicht an Energie mangelt, sondern an Vielfalt unabhängiger Versuche und an
Zeit zur Bewährung! Wir aber können dies nun verstehen, und dann wird auch
etwas daraus folgen – wenn auch erst am Rande des Abgrunds.
Lächerlicher Optimismus? Wenn doch bekanntlich der Kampf gegen die
Dummheit noch vergeblicher ist als der gegen die Bosheit? Warum konnten
denn religiöse Führer und große Weise die unheilvolle Entwicklung nicht vor
dem Erreichen des Höhepunkts der Krise beenden? Da muß doch jedem der
Gedanke kommen: Wenn Buddha, Sokrates oder Jesus den Marsch in den Untergang
nicht verhindern konnten, dann haben wir offensichtlich keine Chance!
Das ist aber ein Fehlschluß. Politik, Wissenschaft, Technik und Wirtschaft
waren durch religiöse Ideen nicht beherrschbar, solange diese einer “anderen
Welt” zugeordnet wurden. Wir alle haben noch gelernt, daß die Wissenschaft
“wertfrei” sei. Im Englischen klingt das Wort “value-judgement” noch heute
nahezu obszön. Mit dieser Ethik gelang es, die ganze Welt zu erobern und umzubauen.
Doch eben wegen dieses gewaltigen und gewalttätigen vordergründigen
Erfolges der falschen Fortschrittsideen können diese nur aus sich selbst
heraus besiegt werden. Nicht “Esoterik” sondern nur ein “Recycling der
Aufklärung”, wie ich es einmal nannte, kann hier helfen. Ich glaube, die aus
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wissenschaftlichem Denken zu leistende “Wiedervereinigung von Geist und
Materie”, die ich hier anzudeuten versuche, birgt die Chance, daß die heute
mächtigsten Attraktoren gerade noch rechtzeitig von den Anführern selbst als
“teuflische Dummheiten” erkannt und verlassen werden.
Was heißt “gerade noch rechtzeitig”? Was also ist die kritische Innovationsgeschwindigkeit,
die uns die Zeitskala der Instabilität im Höhepunkt der Krise
definiert? Sie können leicht selbst darauf kommen, wenn Sie über Ihr eigenes
Unbehagen nachdenken. Ich machte diese Entdeckung erst in dem Alter, in dem
die Schwaben (wie mir einer von ihnen sagte) weise werden – also mit 40
Jahren. Da merkte ich auf einmal, daß fast alles, was ich trotz des allgemeinen
Wahnsinns in meiner Kindheit noch hatte lieben lernen können, verschwunden
war und daß dieser Wandel nun global immer einheitlicher stattfand. Warum
aber sollte die kritische Innovationszeitskala etwas mit der eigenen Lebensdauer
zu tun haben? Die Antwort ist simpel: Wir selbst sind doch jene Gestalt, in der
und an der sich die Innovation bewähren muß! Auch die Krone der Schöpfung,
die wertvollste bisher verwirklichte Gestalt, durchläuft einen Zyklus, in dem
sich dieser Wert reproduziert. Das ist unsere Generationszeit. Bewährung
wesentlicher Neuerungen kann sich nur im vielfachen Durchlaufen dieses
Zyklus erweisen. Kreisläufe können nur bei relativ langsamer Drift ihrer inneren
Bestimmungsgrößen und ihrer Umgebung erhalten bleiben. Die Vorstellung, die
attraktiven Gestalten könnten durch viel bessere ersetzt werden, bevor auch nur
ein einziger Umlauf vollendet ist, enthält einen geradezu lächerlichen logischen
Widerspruch! Es ist also kein dummer Zufall, sondern logische Notwendigkeit,
daß der Mensch mehr und mehr andere Prozesse auf unserer Erde aus den
gewohnten Bahnen zu werfen begonnen hat und auch mit sich selbst immer
bedrohlichere Erfahrungen macht.
Natürlich ist “Weltverbesserung”, wenn überhaupt, nur auf noch viel längeren
Zeitskalen vorstellbar. Globale Eingriffe in Biosphäre und Klima etwa sollten
wir wohl auch über Jahrtausende nicht wagen. Aber selbst für das, was auf den
ersten Blick nur die menschliche Gesellschaft betrifft, gibt es aus den genannten
simplen Gründen diese kritische Innovationsgeschwindigkeit. Sie ist bereits
überschritten! Heute erkennt ein junger Mensch schon am Ende der Schulzeit
die Welt nicht wieder … doch noch immer sagen die Anführer, wir müßten
untergehen, wenn wir nicht im internationalen Wettlauf um schnellere
Innovation an der Spitze lägen! Welch merkwürdiger Wettlauf, in dem allein die
steigende Geschwindigkeit das Ziel zu sein scheint!
Globale Instabilität endet im Aufprall oder durch rechtzeitiges, also ziemlich
plötzliches Auffangen und Dissipieren ihres Schwunges in kleineren Strukturen
mit längerer Lebensdauer. Irgendetwas wird nun also sehr schnell anders
werden müssen. Die Revolution, mit der der Aufprall vermeidbar ist, kann nur
darin bestehen, daß wir in Eile zur Gemächlichkeit finden und global die
Sicherung der Vielfalt organisieren. Dies ist nur scheinbar ein innerer
Widerspruch. Wie gesagt: Eine globale Instabilität setzt selbst die Skalen, auf
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denen sie überwunden werden muß. Es muß global und in Eile, nämlich “vor
dem Aufprall” gelingen.
Wenn es gelingt – was war dann anders als an früheren Schöpfungstagen? Im
Prinzip nichts! Attraktoren, die sich als nicht fortsetzbar erweisen, werden
verlassen, wenn das allgemeine Gezappel an den Engstellen heftiger wird. Und
doch ist unsere Epoche durch das Erreichen der beiden kritischen Skalen
vielleicht nicht nur in der Geschichte unseres Planeten ausgezeichnet. Der
Höhepunkt der globalen Beschleunigungskrise könnte sogar eine “singuläre
Stelle” im Selbstorganisationsprozeß der ganzen Schöpfung sein. Wir wissen
nicht, ob nicht vielleicht unser ganzes Universum mit hundert Milliarden
Milchstraßensystemen aus je hundert Milliarden Sternen nötig war, um nach
vielen Milliarden Jahren auch nur auf einem einzigen Planeten die Wirklichkeit
in jenen höheren Bereich des Reiches der Ideen aufsteigen zu lassen, den wir
Menschen erleben. Das Besondere unserer Situation ist also offensichtlich: Auf
dem Höhepunkt unserer Krise wird womöglich darüber entschieden, wie hoch
ein ganzes Universum gelangen kann.
Das pessimistische Gerede vom “Irrläufer der Evolution”, der eben aussterben
müsse, wie alle anderen Arten auch, geht völlig am Wesentlichen vorbei. Dieses
Wesentliche, das Wunder des Menschen, liegt nicht darin, daß sein seelischgeistiges
Leben in Hirnen einer biologischen Art heranwächst – wie das Wunder
des Lebens nicht darin liegt, daß es aus organischen Molekülen besteht – und
das Wunder der materiellen Strukturen in unserem Universum nicht darin, daß
Raum, Zeit und Materie sich letztlich auf fast Nichts reduzieren mögen. Das
Wesentliche liegt in der unermeßlichen Komplexität verwirklichter Gestalten
und im fortschreitenden Schöpfungsprozeß. Dessen Front kann nun nur in uns
selbst liegen – aber nicht darin, daß wir die in 6 Tagen gefundenen und
bewährten Gestalten umbauen und zerstören. Sind wir nicht am “siebten Tag”?
Gott ruht – aber doch nicht in uns! Die Schöpfung geht weiter, wenn wir ihn
loben, ihm singen, einander lieben – also all das tun, was uns wirklich glücklich
macht. Wieviel Energie brauchen wir dafür? Und wie sollen wir im einzelnen
zwischen Gut und Böse, zwischen Richtig und Falsch, zwischen Wahrheit und
Lüge unterscheiden?
6. Was ist Wahrheit?
Ich weiß, welche Wut sich aufstauen kann, wenn man jahrelang von politischen
und wirtschaftlichen Anführern mit Schlagworten eingedeckt wird, die sogar
diese selbst schon als falsch erkannt haben – und wenn diese Verlautbarungen
dann täglich in allen Medien zelebriert werden, obwohl auch die Redakteure
längst wissen, daß da etwas nicht stimmen kann. Aber sogar dann wäre es oft
unfair, ihnen deshalb Lügen vorzuwerfen. Gehört nicht zur Lüge die Kenntnis
der Wahrheit? Sollen wir denn alle schweigen, weil wir der Wahrheit nicht
sicher sind? Irgendetwas müssen wir “Intellektuelle” doch sagen oder schreiben
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– es ist unsere Lebensgrundlage geworden! Wer nichts Rechtes weiß, muß eben
oft Unsinn reden, und man spürt das meist auch verschwommen – nur hat man
leider kaum Wahreres zu sagen. Zumal man doch schon in der Schule lernt, daß
es verbindliche Wahrheiten nicht gibt, ja, gar nicht geben kann. “Everything
goes” – in der “pluralistischen Gesellschaft” – nicht wahr? Ich habe mir deshalb
schon fast abgewöhnt, jemanden Lügner zu schimpfen. Sie haben ja gesehen:
Sogar den Teufel finde ich eher dumm als böse …
Ich möchte mich schon vorweg entschuldigen, falls ich etwa in der Diskussion
im Eifer des Gefechts jemanden der Lüge zeihen sollte – nur weil er vielleicht
sagt, durch den Unfall in Tschernobyl habe es 31 Tote gegeben, oder unser
Energiebedarf sei nicht einfach aus der Sonne zu decken, oder wir als
Industrieland bräuchten selbstverständlich Atomenergie und Braunkohle, oder
die Behinderung zerstörerischer Aktivitäten – z.B. durch Besteuerung –
gefährde den “Standort Deutschland”. In alldem stecken auch Wahrheiten. Nur
werden eben dabei wichtigere Wahrheiten unterschlagen – z.B. die zehn- oder
gar hunderttausende von nicht benennbaren Opfern … oder die Tatsache, daß
unser heutiger sogenannter Energiebedarf überwiegend auf der gesellschaftlichen
Organisation eines wachsenden “Entropieerzeugungsbedarfs” beruht …
daß die Biosphäre sich sicherlich nicht mehr anpassen kann, wenn wir ihre
fossilen Lager millionenfach schneller verpuffen als sie entstanden … daß selbst
die Menschen mit den eigenen Innovationen nicht mehr Schritt halten können
… und daß mit “Standortsicherung” die Aufrechterhaltung jener Entropieströme
gemeint ist, an denen die gegenwärtige sogenannte Wertschöpfung, d.h. das
Wachstum krebsartiger, parasitärer Strukturen weitergehen soll. Was tun, mit
dieser Menge von Wahrheiten? Können wir vielleicht eine gewisse Ordnung
hineinbringen? Etwa höhere oder tiefere Wahrheiten wieder von Plattheiten
unterscheiden?
Schaffen wir endlich die rettende Bewußtseinswende und lassen wir nicht
weiter das Wesentliche durch Plattheiten zudecken! Ja, es ist wahr: Auch bei
uns wächst noch immer das Bruttosozialprodukt, und viele leben bequemer als
früher die Könige! Aber die Mehrheit der Menschen, auch in den sogenannten
entwickelten Ländern, ist dabei gezwungen, an der Zerstörung der Biosphäre
und der höheren menschlichen Fähigkeiten durch immer massivere Entropieerzeugung
mitzuarbeiten. Wer das nicht will, wird kaum einen “Arbeitgeber”
finden, hat aber auch nicht den Freiraum, um sich selbst einen “Arbeitsplatz” zu
schaffen. Und selbst wer nichts zu tun findet, muß auf Fortschritt des
Zerstörungsprozesses hoffen, damit die Almosen, die er empfängt, nicht unters
Existenzminimum sinken. – Und das alles, nachdem das aufgeklärte Abendland
jahrhundertelang auf Erleichterung und Abschaffung der Arbeit hingearbeitet
hat? Warum sind wir nicht froh, endlich dem Ziel nahe zu sein? Was ist los mit
uns?
Menschen können in entwickelten Gesellschaften kaum mehr davon leben,
daß sie lebensnotwendige Güter produzieren. Land- und Forstwirtschaft oder
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gar die Erziehung von Kindern “rentiert” sich nicht mehr. Kein Wunder –
Nahrungspflanzen oder Holz schaffen nun einmal nicht die exponentielle
Wachstumsrate des Kapitals. Deshalb erwog die bayerische Regierung kürzlich
die Privatisierung der Staatswälder – mußte freilich wieder von der Idee
Abstand nehmen, weil diese aus genau jenem Grund auch fürs private Kapital
nur attraktiv wäre, wenn binnen weniger Jahre mit raschem Kahlschlag der
Kaufpreis zu vervielfachen wäre. Der Maschinenpark dafür steht in Schweden
oder Kanada längst bereit und könnte sich durchaus noch besser rentieren. Wie
dumm also, daß die Bayern noch immer dieses urtümliche Verhältnis zum Wald
haben, und daß – wegen der Staatsjagden – noch nicht einmal ihre Regierenden
ohne ihn auskommen können!
Ich kann nur mit Ironie weitersprechen: In der Landwirtschaft sieht es fürs
Kapital zur Zeit nur wenig besser aus, wenn es dort auch mehr Möglichkeiten
gibt, gewohnte Ernährungsformen für immer mehr Menschen durch solche zu
ersetzen, die mit höherem Energieverbrauch und raffinierteren mechanischen,
chemischen und biologischen Techniken verbunden sind. So ist vorstellbar, daß
sich das Kapital durch die Aneignung von Land, Patenten und Handelswegen
künftig hier noch eine etwas angemessenere Bedienung verschaffen könnte. An
den Problemen der europäischen Landwirtschaftspolitik ist aber deutlich
sichtbar: Die “Urproduktion” ist zu einem lästigen Anhängsel der übrigen
sogenannten Wirtschaft geworden.
Und erst die Kinder! Welch hoffnungslos langsame Wertschöpfung! Und wo
diese wenigstens ein bißchen schneller zu gelingen scheint – durch sogenannte
Bevölkerungsexplosion – da zeigt sich rasch, daß gar nicht wirkliche Werte
nachgewachsen sind: Häuser und Autos und Computer und Ferntourismus können
sich diese jämmerlichen Gestalten nicht einmal leisten – ja, selbst essen tun
sie kaum etwas, so daß ihr Beitrag zur globalen Wertschöpfung eher negativ ist
… Freilich ist nicht zu übersehen, daß die Kinderproblematik in einfacheren
Gemütern – gerade auch in Kirchenkreisen – immer wieder nostalgische, ja
atavistische Gedanken weckt. Da spukt nun (bis ins Bundesverfassungsgericht
hinein, und womöglich gar schon in christsozialen Köpfen?) die Idee herum, die
Transferleistungen der Familien mit Kindern an die Mehrheit der anderen
müßten abgebaut werden, weil Eltern heute (trotz Kindergeld und anderen
Subventionen) per saldo erhebliche Leistungen für kinderlose Bürger und fürs
Kapital erbringen! Aber wäre es denn nicht absurd, in einer Gesellschaft, deren
fixeste Leitidee geradezu definitionsgemäß die Subventionierung des Kapitals
ist, hieran etwas ändern zu wollen? Wenn solchem Denken und gar leichtsinnigem
Experimentieren mit der sozialen Wirklichkeit nicht Einhalt geboten werden
kann, wird es kein Halten mehr geben – bis womöglich sogar hierzulande
wieder gezweifelt wird, ob überhaupt aus Eigentum an den Lebensgrundlagen
anderer Menschen Einkommen erzielt werden darf! Wollen wir es so weit
kommen lassen, daß die Diskussion über die Abschaffung der Sklaverei wieder
auflebt? Ist nicht klar, daß bei sinkendem Ertrag das Kapital jedes Interesse am
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Einsatz für die Bürger verlieren müßte? Sollten wir angesichts der zwingenden
Logik unserer Gesellschaftsordnung nicht froh und dankbar sein, wenn es uns
nur an Kindergartenplätzen fehlt und wenn unsere Kinder, die sich ja nun
wahrhaftig nicht rentieren können, doch immerhin nicht hungern müssen? Und
sie können ja sogar einmal zu Kapital kommen, wenn sie begabt genug sind,
große Händler zu werden!
Noch ein bißchen mehr Erinnerung an Wahrheiten gefällig, die sogar direkt
mit dem Thema Energie zu tun haben? Versuchen wir es wieder ohne Ironie:
Zehn hungernde Inder oder Afrikaner tragen zu den heute vorherrschenden
globalen Zerstörungsprozessen und Untergangssymptomen weniger bei als ein
Deutscher! Der Abbau des Ozonschildes, das drohende Kippen des Erdklimas
durch Verbrennen von Kohle, Öl und Gas, die Vergiftung von Luft, Erde und
Gewässern, die rapide Bodenerosion, das katastrophale Artensterben – und
letztlich auch die immer größere Zahl hungernder, versklavter und seelischgeistig
verwahrloster Menschen, sowie der blühende Waffenhandel zur
Anheizung von immer grausameren Kriegen zwischen diesen, die dann den
Nachbarvölkern obendrein prickelnde Abendunterhaltung bescheren – das alles
sind überwiegend Folgen wissenschaftlich-technischer und politisch-wirtschaftlicher
Leistungen des Abendlandes. Das sind nicht “Nebenwirkungen” des Fortschritts,
sondern sie machen sein eigentliches Wesen aus. Wenn nämlich die
herrschenden Fortschrittsvorstellungen weiter verfolgt würden, müßte auch die
“Hauptsache” mit untergehen: Glaube, Liebe, Hoffnung und all das, worum die
geistigen Führer von Jahrtausenden gerungen haben, aber natürlich auch das
“Glück”, dessen Verfolgung – “the pursuit of happiness” – angeblich der
eigentliche Antrieb des Wahnsystems ist, das unseren weltweiten
beschleunigten Wettlauf ohne Ziel organisiert. Wohl gab es viele Annehmlichkeiten
und auch viel Schönes und Gutes entlang diesen attraktiven Ideen – wie
wahr! (Wahrer sogar als der Verweis auf Hitlers Autobahnen!) Ebenso ist wahr,
daß stets viel guter Wille beteiligt war. Doch wer nach Einsicht in die systemtheoretische
Logik der globalen Beschleunigungskrise besänftigend auf solche
Wahrheiten verwiese, der wäre ein Lügner.
Da will nun also ein hergelaufener Astrophysiker behaupten, wir könnten zu
einer für alle verbindlichen Einsicht gelangen, die uns erlaubt, unseren guten
Vorsätzen Schranken zu setzen und die uns von den Wegweisern abbringt,
denen heute alle Welt folgt? Was habe ich denn an lebensfähigeren Leitideen
anzubieten? Was ist es denn anderes als das, was viele von Ihnen als “grüne
Ideologie” abzutun gewohnt sind? In der Tat – das Wort ist gar nicht
unangemessen, wenn wir es recht verstehen: Grün ist das Symbol der Biosphäre,
also der Wurzel, auf der die “Noosphäre” menschlicher Hirne und Kulturen
wachsen und blühen kann; und Ideologie ist die den Detailideen übergeordnete
Denkweise, die uns verbindliche Auswahlkriterien in der scheinbaren
Beliebigkeit im Raum der Möglichkeiten, im Reich der Ideen finden läßt – also
genau das, was man Ethik zu nennen pflegte. Doch siehe da: Nun ergibt sich
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Ethik aus der Wissenschaft! Das ist es, was ich Ihnen hier nahebringen wollte.
Wir müssen künftig nicht mehr den Bischof damit quälen, ihn in einer
Ethikkommission erklären zu lassen, ob und warum manche unserer neuesten
Kreationen gegen die Schöpfung gerichtet sind. Nein – das wissenschaftliche
Denken selbst ergibt nun, daß und warum sie den logischen Prinzipien
erfolgreicher Schöpfung zuwiderlaufen!
Die “moderne Gesellschaft” ist die Verwirklichung des Endstadiums, des
Höhepunkts der globalen Beschleunigungskrise! Ihr Voranstürmen im Raum der
Möglichkeiten – mit immer neuen Schlüsseltechnologien zur Erschließung
neuer Räume, die alsbald auf der Suche nach immer neuen Abenteuern wieder
verlassen werden – voller Gerümpel, Abfall und Gift freilich –, dieser Fortschritt
kann nicht auf lebensfähige, bewährungsfähige Attraktoren führen. Die
logischen Voraussetzungen wirklichen Fortschritts, die ich schlagwortartig
“Vielfalt und Gemächlichkeit” zu nennen pflegte, sind durch die gegenwärtigen
gesellschaftlichen Leitvorstellungen verletzt. Bewahrung der gelungenen
Gestalten ist nur durch Bewährung des Neuen in vielfältigen und lebenslangen
Anpassungsprozessen möglich. Die Krise ist also nur durch entsprechende
Selbstorganisation der Menschheit überwindbar – d.h. durch rasche, globale,
verfassungsmäßige Sicherung der notwendigen Beschränkungen weiterer
schneller, globaler Entwicklungen. Das hört sich nach innerem Widerspruch an
– aber es liegt in der Logik jeder noch “rechtzeitigen” Beendigung einer
globalen Instabilität, daß ihr globaler Schwung “vor dem Aufprall” in langlebige
Wirbel umgesetzt und teilweise dissipiert werden muß.
“Wissenschaftliche Wahrheit” nennt man das, worüber man sich bei entsprechender
Bemühung einigen muß. Mit etwas verschwimmenden Abgrenzungen
könnten wir im hier skizzierten Weltbild vielleicht drei verschiedene Arten
solcher Wahrheit unterscheiden (– wegen der seltsamen Art der Numerierung
mögen Sie mir das Etikett “Platonist” anheften –): (3) Nachprüfbar dokumentierte
Wirklichkeit (“phänomenologische Wahrheit”), (2) nachrechenbare
Möglichkeit (“ideelle oder mathematische Wahrheit”) und (1) fundamentale
Naturgesetze und Logik, also gewissermaßen die Axiome, die die Gestaltmöglichkeiten
prinzipiell festlegen. Ich bin versucht, dies die “ideologische Wahrheit”
zu nennen, weil wir ihr nur über Einsicht in eine allen ideellen Gestalten
übergeordnete Logik nahekommen können. Sie werden freilich sehen, daß dann
“Ideologie” und “Theologie” fast Synonyme werden – nur daß nun aus diesen
beiden etwas wird, worüber man eigentlich nicht streiten kann! Ja – es gibt in
der scheinbaren Beliebigkeit logische Selbstverständlichkeiten. Die Wirklichkeit
(“Wahrheit dritter Art”) ist die durch das zufällige Zappeln gezeichnete Linie
der Weltgeschichte im Reich der Ideen. Die attraktiven Gestalten (“Wahrheiten
zweiter Art”) aber, in deren Einzugsbereich die Geschichte verläuft, und von
denen sie im Lauf der Zeit durch Übergangsereignisse immer raffiniertere findet
und eventuell in Raum und Zeit weiter verbreitet, sind letztlich mathematischer,
“tautologischer” Natur, wie die Aussage “zwei mal zwei gleich vier”. Fast “noch
22
tautologischer” aber scheinen mir meine allgemeinen, gewissermaßen systemtheoretischen
Aussagen über die Wahrscheinlichkeit “erfolgreicher” Übergänge
der Wirklichkeit im Raum der Möglichkeiten zu sein. Gehören sie nicht zu den
“wissenschaftlichen Wahrheiten erster Art”? Dagegen scheint mir nicht zu
sprechen, daß sich bisher fast nur Theologen damit beschäftigten. Die
wissenschaftliche Methode ist ja noch nicht sehr alt, und sie mußte natürlich bei
der Phänomenologie beginnen. Aber ist nun angesichts der von uns
hervorgebrachten neuen globalen Phänomene ein wissenschaftlicher Fortschritt
“erster Art” – also in der “Systemtheorie von Gott und Teufel” – nicht durchaus
möglich, ja sogar wahrscheinlich?
Liefert nicht die Einsicht ins Wesen unserer Krise in vielen Fällen recht
einfache Entscheidungskriterien? Es ist viel wichtiger, zu wissen, was falsch ist,
als zu wissen, was wahr ist! Wir erkennen den fundamentalen Denkfehler im
Standardgeschwätz vom “Abwägen der Chancen und Risiken”: Mit der
Abnahme globaler Vielfalt und mit zunehmender Eile gerät die Waage vö
vö....?
Ja! vö!
Das wars dann, schlagartig ist alles vorbei.
Gute Nacht!
Das wars dann, schlagartig ist alles vorbei.
Gute Nacht!
lest mal seine anderen threads und die forumskommentare von ihm im freenet-forum die ich kopiert habe... dem würd ich nachts im dunkeln nicht begegnen wollen... irgendwas stimmt mit ihm nicht...
Um mal die Sache etwas aufzuklären und den selbstmordgefährdeten Geist zu retten...
http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,300789,00.htm…
21. Mai 2004
NEUE STUDIE
Ölreserven halten noch Jahrzehnte
Auch wenn Umweltschützer und Politiker gerne anderes behaupten: Die Ölreserven sind einer neuen Studie zufolge noch lange nicht am Ende. Neue Technologien zur Erschließung der Vorkommen und steigende Ölpreise lassen die Quellen demnach noch Jahrzehnte sprudeln.
oder wie wär´s mit:
Ölreserven halten noch 40 Jahre
http://www.stern.de/wissenschaft/natur/?id=524330
...der Durchschnittspreis wird im Schnitt höher werden. aber nicht um ein vielfaches... derzeit wird nur spekuliert, ein zusammenbruch des ölpreises wird die folge sein, bevor er dann von einem niveau von 30-35 wieder langsam zu steigen beginnt... dabei ist es auch relativ egal ob es am montag losgeht oder ob es von 75 $ aus zusammenklappt... wie schnell es geht hat GEIST ja bei seinen horrenden Verlusten im Jahre 2000 mitgekriegt. diesmal verliert er sein Geld mit Öl
http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,300789,00.htm…
21. Mai 2004
NEUE STUDIE
Ölreserven halten noch Jahrzehnte
Auch wenn Umweltschützer und Politiker gerne anderes behaupten: Die Ölreserven sind einer neuen Studie zufolge noch lange nicht am Ende. Neue Technologien zur Erschließung der Vorkommen und steigende Ölpreise lassen die Quellen demnach noch Jahrzehnte sprudeln.
oder wie wär´s mit:
Ölreserven halten noch 40 Jahre
http://www.stern.de/wissenschaft/natur/?id=524330
...der Durchschnittspreis wird im Schnitt höher werden. aber nicht um ein vielfaches... derzeit wird nur spekuliert, ein zusammenbruch des ölpreises wird die folge sein, bevor er dann von einem niveau von 30-35 wieder langsam zu steigen beginnt... dabei ist es auch relativ egal ob es am montag losgeht oder ob es von 75 $ aus zusammenklappt... wie schnell es geht hat GEIST ja bei seinen horrenden Verlusten im Jahre 2000 mitgekriegt. diesmal verliert er sein Geld mit Öl
Das stimmt nicht !
Hier der ex- US Präsidentenberater und OEL Investmentbanker Simmens
http://www.simmonsco-intl.com/files/HBS%20Energy%20Symposium…
Housten wir haben ein PROBLEM !
Veröffentlicht Freitag 21.10.2005
Hier der ex- US Präsidentenberater und OEL Investmentbanker Simmens
http://www.simmonsco-intl.com/files/HBS%20Energy%20Symposium…
Housten wir haben ein PROBLEM !
Veröffentlicht Freitag 21.10.2005
Nur weil Du es gerne so hättest, geht die Welt noch lange nicht unter ..erzähl mal lieber was dich so hat werden lassen
Peak Oil ist Realität
http://energie1.physik.uni-heidelberg.de/vrlsg/data/kap4/f_b…
Hier geht es um Verstand nicht um Ideologie !
http://energie1.physik.uni-heidelberg.de/vrlsg/data/kap4/f_b…
Hier geht es um Verstand nicht um Ideologie !
Oil Supply to Peak Sooner Than Thought, Says BP Scientist
November 07, 2004 — By Richard Orange, The Business, London
Nov. 7—World oil production is likely to peak in the next decade, much earlier than many international forecasts, a senior BP executive has told The Business.
BP exploration consultant Francis Harper said he estimated the world`s total original usable oil resources — the amount of oil before drilling began — at about 2.4 trillion barrels of oil. This is considerably less than the 3 trillion assumed by bullish commentators such as the US government`s Geological Survey. This points to oil production peaking between 2010 and 2020.
His comments are a rare entry by a global oil company into the debate on the life of global oil supplies. If true, it would mean demand outstripping supply much earlier than energy projections by ExxonMobil and Shell. BP does not officially supply projections.
The International Energy Agency, the industry watchdog, expects oil demand to continue to rise until 2030. It assumes production will rise to meet demand.
Harper will argue at a London conference this week that production would start to slow in non-Opec members, concentrating the cartel`s power.
He said: "When the world peaks isn`t the critical thing. What`s more salient is when non-Opec oil peaks, then you`ll have the control of marginal production passed back to a progressively smaller group of countries."
He added that oil companies` public positions on the issue masked debate within them. "There are people in BP who happen to be economists and so happen to think there`s no problem, and there are people in BP who are geologists who are saying it`s getting hard to find."
Harper`s prediction is higher than the 2 trillion posited by doom-sayers like Colin Campbell. Harper said: "I`m more conservative than Exxon Mobil with regard to future oil resources, but I`m not Colin Campbell."
Seth Kleinman at PFC Energy said oil companies had held back from such statements. "There`s a certain degree of hesitancy for oil companies to go on the record and say, `we are doing well with oil prices where they are now, but 10 years down the road things actually look pretty dire`."
BP bestätigt Peak Oil
Leute es wird ernst !
November 07, 2004 — By Richard Orange, The Business, London
Nov. 7—World oil production is likely to peak in the next decade, much earlier than many international forecasts, a senior BP executive has told The Business.
BP exploration consultant Francis Harper said he estimated the world`s total original usable oil resources — the amount of oil before drilling began — at about 2.4 trillion barrels of oil. This is considerably less than the 3 trillion assumed by bullish commentators such as the US government`s Geological Survey. This points to oil production peaking between 2010 and 2020.
His comments are a rare entry by a global oil company into the debate on the life of global oil supplies. If true, it would mean demand outstripping supply much earlier than energy projections by ExxonMobil and Shell. BP does not officially supply projections.
The International Energy Agency, the industry watchdog, expects oil demand to continue to rise until 2030. It assumes production will rise to meet demand.
Harper will argue at a London conference this week that production would start to slow in non-Opec members, concentrating the cartel`s power.
He said: "When the world peaks isn`t the critical thing. What`s more salient is when non-Opec oil peaks, then you`ll have the control of marginal production passed back to a progressively smaller group of countries."
He added that oil companies` public positions on the issue masked debate within them. "There are people in BP who happen to be economists and so happen to think there`s no problem, and there are people in BP who are geologists who are saying it`s getting hard to find."
Harper`s prediction is higher than the 2 trillion posited by doom-sayers like Colin Campbell. Harper said: "I`m more conservative than Exxon Mobil with regard to future oil resources, but I`m not Colin Campbell."
Seth Kleinman at PFC Energy said oil companies had held back from such statements. "There`s a certain degree of hesitancy for oil companies to go on the record and say, `we are doing well with oil prices where they are now, but 10 years down the road things actually look pretty dire`."
BP bestätigt Peak Oil
Leute es wird ernst !
BP will nur abzocken... war schon immer so ..der ölpreis sinkt... äätsch in 3 jahren wird das thema wieder aktuell bis dahin kauf ich werte die gewinne machen und du kannst deine ölaktien kaufen
*gnigger*
@GEIST
hast du außer ölaktien sonst noch was im depot ?
der ölpreis ist noch jedes jahr ende oktober bis november zusammengracht... sell on good news eben... good news für öl ist daß jetzt kalt ist... aber soll ich dir ein geheimnis verraten ? die meisten rechneten schon im sommer damit dass es im winter kalt wird ...weil deswegen haben wir ja die 4 jahreszeiten !!!
..aber warte bis du erst mal in der ersten klasse bist, da lernt man dann solche schönen sachen !!!
wenn du mal groß bist darfst du auch richtige aktien kaufen und du wirst bestimmt ein guter... weil wer früh anfängt eben... der frühe vogel fängt den wurm oder so
hast du außer ölaktien sonst noch was im depot ?
der ölpreis ist noch jedes jahr ende oktober bis november zusammengracht... sell on good news eben... good news für öl ist daß jetzt kalt ist... aber soll ich dir ein geheimnis verraten ? die meisten rechneten schon im sommer damit dass es im winter kalt wird ...weil deswegen haben wir ja die 4 jahreszeiten !!!
..aber warte bis du erst mal in der ersten klasse bist, da lernt man dann solche schönen sachen !!!
wenn du mal groß bist darfst du auch richtige aktien kaufen und du wirst bestimmt ein guter... weil wer früh anfängt eben... der frühe vogel fängt den wurm oder so
RUSSEN bestätigen PEAK OIL !
MOSKAU, 09. November (RIA Nowosti). Der Ratsvorsitzende des russischen Öl- und Gasindustriellen-Verbandes, Juri Schafranik, hat eine Reduzierung des russischen Ölexports in Aussicht gestellt.
„Wir haben nahezu den Förderungshöhepunkt erreicht. Bei einer günstigen Preiskonjunktur ist ein weiteres Wachstum noch möglich. Es ist aber bereits beinahe an seine Grenze gestoßen", sagte Schafranik in Moskau auf einer Pressekonferenz. Die Exportreduzierung könne bereits in zwei Jahren beginnen. ...
>weiteres http://de.rian.ru/rian/index.cfm?prd_id=567&msg_id=5067184&s…
MOSKAU, 09. November (RIA Nowosti). Der Ratsvorsitzende des russischen Öl- und Gasindustriellen-Verbandes, Juri Schafranik, hat eine Reduzierung des russischen Ölexports in Aussicht gestellt.
„Wir haben nahezu den Förderungshöhepunkt erreicht. Bei einer günstigen Preiskonjunktur ist ein weiteres Wachstum noch möglich. Es ist aber bereits beinahe an seine Grenze gestoßen", sagte Schafranik in Moskau auf einer Pressekonferenz. Die Exportreduzierung könne bereits in zwei Jahren beginnen. ...
>weiteres http://de.rian.ru/rian/index.cfm?prd_id=567&msg_id=5067184&s…
das einzige was sicher ist, ist daß meine aktien heute einen saugeilen tag haben !!!!
kauf du dir lieber yukos oil dann is gut hier
kauf du dir lieber yukos oil dann is gut hier
@GEIST
wir wissen es alle... ich investiere an der börse um geld zu gewinnen und sonst gar nichts !
der ölschock war bereits... inzwischen haben alle realisiert dasss es so ist und es wieder vergessen... so ist die menschheit eben... in 5-10 jahren wird das thema mal wieder aktueller werden aber du siehst ja was steigt und was sinkt... und das war eben vorhersehbar auch wenn du es nicht kapieren willst... bis das öl uns allen wirklich probleme macht sieht die zeit schon wieder anders aus... ich hoffe du hast dich mit solaraktien schon länger eingedeckt. habe leider keine einzige ..sind mir einfach zu gut gelaufen... hoffe dass mal ein tag komt mit einer negativen meldung die die kurse wieder halbwegs zurückbringt und dann bin ich auch dabei... aber du hast hier noch nicht einmal gepostet wie du auf dieses szenario reagierst...
sieht nur so aus als hättest du spaß an panikmache... klingt alles so wie nach jedmandem der den selben witz immer und immer wieder erzählt
wir wissen es alle... ich investiere an der börse um geld zu gewinnen und sonst gar nichts !
der ölschock war bereits... inzwischen haben alle realisiert dasss es so ist und es wieder vergessen... so ist die menschheit eben... in 5-10 jahren wird das thema mal wieder aktueller werden aber du siehst ja was steigt und was sinkt... und das war eben vorhersehbar auch wenn du es nicht kapieren willst... bis das öl uns allen wirklich probleme macht sieht die zeit schon wieder anders aus... ich hoffe du hast dich mit solaraktien schon länger eingedeckt. habe leider keine einzige ..sind mir einfach zu gut gelaufen... hoffe dass mal ein tag komt mit einer negativen meldung die die kurse wieder halbwegs zurückbringt und dann bin ich auch dabei... aber du hast hier noch nicht einmal gepostet wie du auf dieses szenario reagierst...
sieht nur so aus als hättest du spaß an panikmache... klingt alles so wie nach jedmandem der den selben witz immer und immer wieder erzählt
@ Börsenkrieger
Es gibt Leute die Kämpfen um die Zukunft ! Aber nicht nur die EIGENE , das ist der kleine aber feine Unterschied zwischen uns beiden .
"Alle" Oelleute haben Angst vor mir und meinesgleichen ! Und das ist GUT so !
Denn ich bin der Anfang und das Ende
Peak Oil
Es gibt Leute die Kämpfen um die Zukunft ! Aber nicht nur die EIGENE , das ist der kleine aber feine Unterschied zwischen uns beiden .
"Alle" Oelleute haben Angst vor mir und meinesgleichen ! Und das ist GUT so !
Denn ich bin der Anfang und das Ende
Peak Oil
@GEIST
Denn ich bin der Anfang und das Ende
Das sind so die Kommentare wo ich mir so meine Gedanken mache... Bist Du so ne Art Naturgeist ? oder ein Waldschrat ? Weiß ja nicht wer Du bist ...aber recht haste schon (falls daß deine aussage sein soll) daß wir menschen zu verschwenderisch und konsumbehaftet mit unserer umwelt umgehen... und daß sich das irgendwann mal rächen wird... morgen oder in 100 jahren sehe ich auch so bei der verschwendung... aber es hat sich ja auch einiges getan. allein bei der müllentsorgung... das öl-problem ist noch nicht so im allgemeinen bewußtsein, weil man kaum betroffen ist... ok öl ist teurer, benzin ist teurer aber im grunde sind das für´s volk (noch) peanuts-probleme
die frage ist nur was das alles mit dir zu tun hat (verweis auf deinen satz)...
du nimmst dich einfach wichtiger als du bist... jeder von uns ist absolut unwichtig ! wenn du oder ich heute oder morgen sterben schert es keine sau auf dieser welt (steht nichtmal im videotext )
Denn ich bin der Anfang und das Ende
Das sind so die Kommentare wo ich mir so meine Gedanken mache... Bist Du so ne Art Naturgeist ? oder ein Waldschrat ? Weiß ja nicht wer Du bist ...aber recht haste schon (falls daß deine aussage sein soll) daß wir menschen zu verschwenderisch und konsumbehaftet mit unserer umwelt umgehen... und daß sich das irgendwann mal rächen wird... morgen oder in 100 jahren sehe ich auch so bei der verschwendung... aber es hat sich ja auch einiges getan. allein bei der müllentsorgung... das öl-problem ist noch nicht so im allgemeinen bewußtsein, weil man kaum betroffen ist... ok öl ist teurer, benzin ist teurer aber im grunde sind das für´s volk (noch) peanuts-probleme
die frage ist nur was das alles mit dir zu tun hat (verweis auf deinen satz)...
du nimmst dich einfach wichtiger als du bist... jeder von uns ist absolut unwichtig ! wenn du oder ich heute oder morgen sterben schert es keine sau auf dieser welt (steht nichtmal im videotext )
Der Name der Zitatgeberin erinnert mich an Frau Müller-Wachtendonk, wenn das jemanden etwas sagt...
WIR KRIEGEN EUCH !!!!!!!!!!!!!!!! PIEK OEIL !!!!!!!!!!!!!
http://www.peakoil.de/0001_Der_Kriegsplan_und_die_Hubbert_Oe…
Der Kriegsplan und die Hubbert-Ölkurve - Ein Interview mit Richard Heinberg
Viel Spass beim Erkenntnisgewinn .....
Der Kriegsplan und die Hubbert-Ölkurve - Ein Interview mit Richard Heinberg
Viel Spass beim Erkenntnisgewinn .....
mein Depot (gekauft September-Dezember):
Perficient +112%
Orascom +108%
World Gaming +60%
Eckert&Ziegler +37%
...und einige bei +20 bis +30%
wachlist:
Solarworld +135%, Progeo +100%
es geht alles durch die Decke trotz öl
...natürlich nur Werte aus der zweiten und dritten Reihe, die der Profi mit seinem geschulten Auge sofort erkennt
Perficient +112%
Orascom +108%
World Gaming +60%
Eckert&Ziegler +37%
...und einige bei +20 bis +30%
wachlist:
Solarworld +135%, Progeo +100%
es geht alles durch die Decke trotz öl
...natürlich nur Werte aus der zweiten und dritten Reihe, die der Profi mit seinem geschulten Auge sofort erkennt
http://www.raize.ch/Geologie/erdoel/oil.html
Man sollte sich mit einem Thema befassen bevor man investiert !
Auch wenn man es nicht wahrhaben will , die Realität holt einen ein, wenn man es am wenigsten erwartet .
Die richtige Strategie lautet derzeit und in Zukunft :
Weg vom OEL
Man sollte sich mit einem Thema befassen bevor man investiert !
Auch wenn man es nicht wahrhaben will , die Realität holt einen ein, wenn man es am wenigsten erwartet .
Die richtige Strategie lautet derzeit und in Zukunft :
Weg vom OEL
http://www.gruene.at/pdfs/broschuere.pdf
Weg vom Oel
Dies ist einer der Wahlkampf Slogan im Wahljahr 2006 in Deutschland der Grünen Partei !
Die wissen ganz genau warum
Weg vom Oel
Dies ist einer der Wahlkampf Slogan im Wahljahr 2006 in Deutschland der Grünen Partei !
Die wissen ganz genau warum
Die seltsame Vermehrung der Ölreserven der 6 OPEC-Länder
SUSPICIOUS JUMP in reserves reported by six OPEC members added 300 billion barrels of oil to official reserve tallies yet followed no major discovery of new fields.
The members of OPEC have faced an even greater temptation to inflate their reports because the higher their reserves, the more oil they are allowed to export. National companies, which have exclusive oil rights in the main OPEC countries, need not (and do not) release detailed statistics on each field that could be used to verify the country’s total reserves. There is thus good reason to suspect that when, during the late 1980s, six of the 11 OPEC nations increased their reserve figures by colossal amounts, ranging from 42 to 197 percent, they did so only to boost their export quotas.
Previous OPEC estimates, inherited from private companies before governments took them over, had probably been conservative, P90 numbers. So some upward revision was warranted. But no major new discoveries or technological breakthroughs justified the addition of a staggering 287 Gbo. That increase is more than all the oil ever discovered in the U.S.—plus 40 percent. Non-OPEC countries, of course, are not above fudging their numbers either: 59 nations stated in 1997 that their reserves were unchanged from 1996. Because reserves naturally drop as old fields are drained and jump when new fields are discovered, perfectly stable numbers year after year are implausible.
Den gesamten Artikel ansehen unter
http://dieoff.com/page140.htm
SUSPICIOUS JUMP in reserves reported by six OPEC members added 300 billion barrels of oil to official reserve tallies yet followed no major discovery of new fields.
The members of OPEC have faced an even greater temptation to inflate their reports because the higher their reserves, the more oil they are allowed to export. National companies, which have exclusive oil rights in the main OPEC countries, need not (and do not) release detailed statistics on each field that could be used to verify the country’s total reserves. There is thus good reason to suspect that when, during the late 1980s, six of the 11 OPEC nations increased their reserve figures by colossal amounts, ranging from 42 to 197 percent, they did so only to boost their export quotas.
Previous OPEC estimates, inherited from private companies before governments took them over, had probably been conservative, P90 numbers. So some upward revision was warranted. But no major new discoveries or technological breakthroughs justified the addition of a staggering 287 Gbo. That increase is more than all the oil ever discovered in the U.S.—plus 40 percent. Non-OPEC countries, of course, are not above fudging their numbers either: 59 nations stated in 1997 that their reserves were unchanged from 1996. Because reserves naturally drop as old fields are drained and jump when new fields are discovered, perfectly stable numbers year after year are implausible.
Den gesamten Artikel ansehen unter
http://dieoff.com/page140.htm
Die Erklärung eines Experten, wie "Bedarfszerstörung" junktioniert
Chris Skrebowski, Editor "Petroleum Review" (GB) im Gespräch mit Julian Darley, 11.April 2005
Eine alternative Analysemethode, benutzt von der CIBC (Canadian Imperial Bank of Commerce), sieht sich die mögliche Versorgungslücke an und den Preis, der erforderlich wäre, um diese Lücke durch "Bedarfszerstörung" zu schließen. Deren Resultate sind ziemlich dramatisch. Sie erwarten diese Lücke von etwa einer Million Barrel/Tag für 2006, von der sie annehmen, dass sie durch einen Preisanstieg auf $61/Barrel geschlossen werden kann, und das steigert sich dann auf [fehlende] 2,8 Millionen Barrel/Tag für das nachfolgende Jahr und entsprechend $70 Öl. Für 2008 haben sie eine Versorgungslücke von 5 Millionen Barrel/Tag und $80 Öl. 2009 sind es dann schon $90 Öl, 2010 sind sie hoch auf $101.
http://www.globalpublicmedia.org/
Anmerkung von mir: von 50 auf 101 Dollar in 5 Jahren ist nicht besonders viel - nur 15% pro Jahr. In den letzten 6,5 Jahren stieg der Ölpreis von 10 auf 50 Dollar und das sind 29% pro Jahr. Aus meiner Sicht sind daher 101 Dollar für 2010 die unterste Grenze. Eine weítere Steigerung von 29% p.a. würde auf 178 Dollar hinauslaufen. Kostolany4
Chris Skrebowski, Editor "Petroleum Review" (GB) im Gespräch mit Julian Darley, 11.April 2005
Eine alternative Analysemethode, benutzt von der CIBC (Canadian Imperial Bank of Commerce), sieht sich die mögliche Versorgungslücke an und den Preis, der erforderlich wäre, um diese Lücke durch "Bedarfszerstörung" zu schließen. Deren Resultate sind ziemlich dramatisch. Sie erwarten diese Lücke von etwa einer Million Barrel/Tag für 2006, von der sie annehmen, dass sie durch einen Preisanstieg auf $61/Barrel geschlossen werden kann, und das steigert sich dann auf [fehlende] 2,8 Millionen Barrel/Tag für das nachfolgende Jahr und entsprechend $70 Öl. Für 2008 haben sie eine Versorgungslücke von 5 Millionen Barrel/Tag und $80 Öl. 2009 sind es dann schon $90 Öl, 2010 sind sie hoch auf $101.
http://www.globalpublicmedia.org/
Anmerkung von mir: von 50 auf 101 Dollar in 5 Jahren ist nicht besonders viel - nur 15% pro Jahr. In den letzten 6,5 Jahren stieg der Ölpreis von 10 auf 50 Dollar und das sind 29% pro Jahr. Aus meiner Sicht sind daher 101 Dollar für 2010 die unterste Grenze. Eine weítere Steigerung von 29% p.a. würde auf 178 Dollar hinauslaufen. Kostolany4
Oil discoveries can`t satisfy needs
PetroCan: $50 a barrel may not solve it: Correction must come from demand side, oil company CEO says
Financial Post, April 27, 2005
CALGARY - Even US$50 a barrel oil may not be enough to boost world supplies because there`s a lack of opportunity, the chief executive of Petro-Canada said yesterday.
Ron Brenneman said most oil companies are struggling to replace the oil and gas reserves they are producing.
Any opportunities that do become available are aggressively pursued, he said.
"For the past 15 years, discoveries have failed to keep pace with consumption," Mr. Brenneman told shareholders at the company`s annual meeting. "And for the last couple of years, replacement has only been running a little over 50%. That`s the situation we face today."
He said the OPEC cartel has limited ability to solve the supply crunch because it has only 1.5 million to 2 million barrels a day of spare capacity, representing barely one year of world demand growth.
Another problem is that oil companies are reluctant to invest on the assumption that oil prices will stay at US$50 over the long term, because the price outcome "is rather unpredictable”.
"Our view is that for this to basically self-correct is more likely to come on the demand side," Mr. Brenneman said to reporters. "That is not something that we can see occurring overnight. I suspect that is off in the future somewhere, by the time prices have an impact on consumer behavior and buying patterns and energy consumption."
Petro-Canada, Canada`s third-largest oil company, saw its own production decline to an average of 430,800 barrels of oil equivalent a day in the first quarter, from 476,700 boe/d in the first quarter of 2004, owing to operational problems at its Terra Nova field off Newfoundland and the Syncrude Canada Ltd. oilsands venture in Alberta. Volumes were also lower in North Africa and Northwest Europe.
Profit fell to $118 million (45 cents a share), from $513 million ($1.93) a year ago, mostly as a result of losses on hedging contracts put in place last year on future production from its Buzzard oilfield in the U.K. North Sea. The project is expected to start producing next year.
Still, Mr. Brenneman said Petro-Canada is lining up many longer-term projects to boost production.
Last month, the company bought a 60% stake in the Fort Hills oilsands project in Northern Alberta. It is also negotiating a major deal with Russia`s Gazprom involving importing large quantities of Russian natural gas in liquid form to North America, where production from conventional sources is declining.
Mr. Brenneman said an initial assessment of the venture shows the integrated project would be economically viable. Petro-Canada executives will travel to Russia in May to determine whether to move the project to the next stage.
The plan involves building a facility in St. Petersburg to liquefy 500 million cubic feet of gas a day for transportation by tanker at a cost of US$1.2-billion to US$1.5-billion. Another $500-million would go to build a regasification plant in Cacouna, Que., in which Gazprom may become an equity partner.
Petro-Canada is also bidding to participate in developing the giant Shtokman field in Russia`s Arctic Barents Sea that would feed the gas to the liquefaction plant. A consortium is expected to be picked by the end of the year.
Mr. Brenneman said Petro-Canada may have an advantage over competing oil companies because the Russians, along with other energy producing countries, want their partners to be from different areas of the world to reduce geopolitical risk and like Petro-Canada`s pedigree.
But a heavy project in Venezuela called La Ceiba the firm is planning to develop with ExxonMobil Corp. could be negatively affected by new government policies that boost royalties and income tax rates on new projects, Mr. Brenneman said.
"It`s certainly disappointing the moves that the Venezuelans have made," he said. "The economics (of La Ceiba) will depend not only on outcome of long term production test, but on fiscal terms."
© National Post 2005
http://www.canada.com/national/nationalpost/financialpost/st…
PetroCan: $50 a barrel may not solve it: Correction must come from demand side, oil company CEO says
Financial Post, April 27, 2005
CALGARY - Even US$50 a barrel oil may not be enough to boost world supplies because there`s a lack of opportunity, the chief executive of Petro-Canada said yesterday.
Ron Brenneman said most oil companies are struggling to replace the oil and gas reserves they are producing.
Any opportunities that do become available are aggressively pursued, he said.
"For the past 15 years, discoveries have failed to keep pace with consumption," Mr. Brenneman told shareholders at the company`s annual meeting. "And for the last couple of years, replacement has only been running a little over 50%. That`s the situation we face today."
He said the OPEC cartel has limited ability to solve the supply crunch because it has only 1.5 million to 2 million barrels a day of spare capacity, representing barely one year of world demand growth.
Another problem is that oil companies are reluctant to invest on the assumption that oil prices will stay at US$50 over the long term, because the price outcome "is rather unpredictable”.
"Our view is that for this to basically self-correct is more likely to come on the demand side," Mr. Brenneman said to reporters. "That is not something that we can see occurring overnight. I suspect that is off in the future somewhere, by the time prices have an impact on consumer behavior and buying patterns and energy consumption."
Petro-Canada, Canada`s third-largest oil company, saw its own production decline to an average of 430,800 barrels of oil equivalent a day in the first quarter, from 476,700 boe/d in the first quarter of 2004, owing to operational problems at its Terra Nova field off Newfoundland and the Syncrude Canada Ltd. oilsands venture in Alberta. Volumes were also lower in North Africa and Northwest Europe.
Profit fell to $118 million (45 cents a share), from $513 million ($1.93) a year ago, mostly as a result of losses on hedging contracts put in place last year on future production from its Buzzard oilfield in the U.K. North Sea. The project is expected to start producing next year.
Still, Mr. Brenneman said Petro-Canada is lining up many longer-term projects to boost production.
Last month, the company bought a 60% stake in the Fort Hills oilsands project in Northern Alberta. It is also negotiating a major deal with Russia`s Gazprom involving importing large quantities of Russian natural gas in liquid form to North America, where production from conventional sources is declining.
Mr. Brenneman said an initial assessment of the venture shows the integrated project would be economically viable. Petro-Canada executives will travel to Russia in May to determine whether to move the project to the next stage.
The plan involves building a facility in St. Petersburg to liquefy 500 million cubic feet of gas a day for transportation by tanker at a cost of US$1.2-billion to US$1.5-billion. Another $500-million would go to build a regasification plant in Cacouna, Que., in which Gazprom may become an equity partner.
Petro-Canada is also bidding to participate in developing the giant Shtokman field in Russia`s Arctic Barents Sea that would feed the gas to the liquefaction plant. A consortium is expected to be picked by the end of the year.
Mr. Brenneman said Petro-Canada may have an advantage over competing oil companies because the Russians, along with other energy producing countries, want their partners to be from different areas of the world to reduce geopolitical risk and like Petro-Canada`s pedigree.
But a heavy project in Venezuela called La Ceiba the firm is planning to develop with ExxonMobil Corp. could be negatively affected by new government policies that boost royalties and income tax rates on new projects, Mr. Brenneman said.
"It`s certainly disappointing the moves that the Venezuelans have made," he said. "The economics (of La Ceiba) will depend not only on outcome of long term production test, but on fiscal terms."
© National Post 2005
http://www.canada.com/national/nationalpost/financialpost/st…
Die englischen Ölvorkommen wurden binnen 20 Jahren verballert
Dies und vieles andere zum Thema, speziell für Colin Campbell-Fans, unter
http://www.peakoil.net/Colin.html
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das ist nun also der typ, der die weisheit mit löffeln gefressen hat
Wirtschaft – Mittwoch, 29. Juni 2005
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Tages-Anzeiger vom 29.06.2005
«Schon in diesem Herbst gibt es weniger Öl»
Knappheit beim Öl, keine Ersatzenergien: Die nächsten fünf Jahre werden hohe Energiepreise und Einschränkungen im Konsum mit sich bringen.
Mit Kenneth S. Deffeyes* sprach Erich Solenthaler
Kenneth S. Deffeyes ist nicht der Erste, der das Ende des Ölzeitalters voraussagt. 1956 prophezeite bereits sein Lehrmeister King Hubbert einen Rückgang der US-Ölproduktion (siehe Artikel unten). Die als «Hubbert’s Peak» bekannt gewordene Hypothese stützt sich auf ein mathematisches, mit geologischen Daten gefüttertes Modell, das Deffeyes für Prognosen der weltweiten Ölproduktion erweiterte.
Herr Deffeyes, was ist das wichtigste Resultat Ihrer Berechnungen?
Das Modell ist sehr präzis, man kann mit ihm auf wenige Wochen genau voraussagen, was passieren wird. Es zeigt, dass die Ölproduktion in diesem Herbst, ziemlich genau an Thanksgiving, kulminieren und danach unwiderruflich zurückgehen wird. Andere Forscher und Geologen kommen mit nur geringen Differenzen zum gleichen Schluss.
Warum wird es zu einem Rückgang der Produktion kommen?
Es gibt einen ganz einfachen Grund: Die Geologen finden keine neuen Reserven mehr. Seit 1996 verbraucht die Welt mehr Öl, als Reserven gefunden werden. Man muss den Geologen Schuld geben, oder man kann sie umgekehrt dafür loben, dass sie schon fast vor zehn Jahren alle wichtigen Reserven entdeckt haben. So oder so: Die Reserven gehen aus. Das ist der grosse Unterschied zu früheren Ölkrisen, in denen man der Opec Schuld an den Versorgungsengpässen geben konnte. Jetzt ist der Produktionsrückgang eine geologische Tatsache.
Was heisst das konkret?
Ich rechne mit einem Rückgang der Ölproduktion um 5 Prozent pro Jahr. Wenn der Ölverbrauch so stark steigt wie in den letzten Jahren und das Angebot zurückgeht, wird es schon sehr hart. Da 70 Prozent des Erdöls in den Transport fliesst, wird es in erster Linie diesen Sektor treffen. Es wird sich nun auch rächen, dass wir so lange nichts gegen die absehbare Knappheit unternommen haben, denn ich den kommenden fünf Jahren stehen keine Ersatzenergien zur Verfügung. So schnell findet man keinen Ersatz. Erst mit der Zeit, so in zehn, zwanzig Jahren, wird man Lösungen finden. Aber für die nächsten fünf Jahre bin ich wirklich skeptisch, die werden sehr, sehr hart.
Letztes Jahr und im laufenden Jahr passte sich die Produktion noch sehr flexibel an die grössere Nachfrage an. Warum sollte das jetzt plötzlich nicht mehr möglich sein?
Die Ölproduzenten haben alles getan, um von den hohen Preisen zu profitieren, Damit kommt der Tag, an dem sich das Blatt wendet, aber nur noch schneller, denn an der Tatsache, dass zu wenig Öl vorhanden ist, können sie nichts ändern.
Aber wenn die Preise steigen, dann sollte es für die Ölkonzerne doch wieder rentabel werden, neue Vorkommen zu suchen und zu investieren?
Das tun sie eben nicht. Statt in neue Förderanlagen, Pipelines, Tanker oder Raffinerien zu investieren, erhöhen sie die Dividenden, horten das Kapital oder kaufen Aktien zurück. Das hat man ihnen immer wieder zum Vorwurf gemacht. Aber ihr Verhalten stimmt mit meiner Theorie überein. Denn wenn meine These stimmt und wenn man davon ausgeht, dass es kein zusätzliches Öl mehr geben wird, braucht es auch keine neuen Raffinerien oder Bohrlöcher. In diesem Fall lohnen sich Investitionen tatsächlich nicht.
Heisst das, dass die Ölkonzerne also langsam ihr Kerngeschäft aufgeben?
Ja, Shell hat kürzlich angekündigt, im grossen Stil ins Erdgasgeschäft einzusteigen. Zwischen den Zeilen kann man der Mitteilung entnehmen, dass Shell die Zukunft nicht mehr im Öl sieht. Man sieht das auch an den Grossprojekten; sie alle weisen darauf hin, dass Shell dabei ist, sich in einen Energiekonzern ohne Erdöl zu verwandeln. Die französische Total will in Westafrika Tiefseebohrungen durchführen. Sie ist die einzige mir bekannte Erdölgesellschaft, die heute noch grosse Erdölprojekte verfolgt und die ihre Zukunft ausdrücklich an das Erdöl bindet.
Was wird denn das Erdöl ersetzen?
Kohle, Uran und Erdgas. Kohle ist viel zu billig und in Hülle und Fülle vorhanden. Wenn es gelingt, die Schadstoffe aus ihr zu entfernen, dann stünde eine Energiequelle zur Verfügung, die vor allem für die Stromproduktion geeignet wäre. Dann gibt es auch riesige Uranvorräte. Kernkraft ist zurzeit zwar politisch nicht opportun, aber ich glaube, ohne sie geht es nicht.
Können denn Kohle, Kernkraft und Erdgas das drohende Versorgungsloch füllen?
Nein, es wird zu wenig Energie vorhanden sein. Bis saubere Kohle zum Einsatz kommen kann und bis die nötigen Kernkraftwerke gebaut sind, dauert es zu lange. Es wird zu Verknappungen kommen, davon bin ich überzeugt.
Eine ernsthafte Versorgungslücke wäre vor allem für Länder wie China und Indien katastrophal, weil sie für ihr Wirtschaftswachstum auf mehr Energie angewiesen sind.
Das trifft auch auf andere Länder zu. Wohlstand ist immer mit einem grösseren Energieverbrauch verbunden. China und Indien befinden sich in einer guten Ausgangssituation, weil sie über ein genügend grosses Einkommen verfügen, um bei höheren Erdölpreisen mitbieten zu können. In schmerzhafte Schwierigkeiten kämen vor allem die ärmeren Länder Afrikas.
Welche Konsequenzen wird das haben?
Die Energiepreise werden steigen. Das hat ja schon begonnen. Das bereitet den Leuten Sorgen, und manche steigen auch schon um. In den USA sind schon viele berit, für Hybridautos Schlange zu stehen und Aufpreise zu bezahlen. Aber das reicht noch nicht. Es gibt noch keine Panik.
Wohin müssten denn die Preise steigen, dass die Leute das Verhalten massenhaft ändern?
Das ist für jedes Individuum anders. Ich für mich würde wohl erschrecken und etwas unternehmen, wenn eine Tankfüllung 100 Dollar kosten würde.
Liesse sich das Problem denn nicht anders lösen als mit einer Preiseskalation? Was halten Sie von politischen Mitteln?
Es ist schon bemerkenswert, dass Präsident George W. Bush erst kürzlich eingestanden hat, dass es ein Welt-Öl-Problem gibt. Aber es bräuchte einen Churchill oder einen Kennedy, der sagen würde: «Wir können das Problem lösen.» Und der mit seinem Enthusiasmus etwas auslösen würde - statt die Lösung den Individuen zu überlassen.
* Der 1931 mitten in der grossen Depression geborene Kenneth S. Deffeyes ist Geologe. Er arbeitete für Shell, unterrichtete an der Princeton University und veröffentlichte mehrere Bücher über das Erdöl.
Gruss @all
http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/wirtschaft/513905.html
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Tages-Anzeiger vom 29.06.2005
«Schon in diesem Herbst gibt es weniger Öl»
Knappheit beim Öl, keine Ersatzenergien: Die nächsten fünf Jahre werden hohe Energiepreise und Einschränkungen im Konsum mit sich bringen.
Mit Kenneth S. Deffeyes* sprach Erich Solenthaler
Kenneth S. Deffeyes ist nicht der Erste, der das Ende des Ölzeitalters voraussagt. 1956 prophezeite bereits sein Lehrmeister King Hubbert einen Rückgang der US-Ölproduktion (siehe Artikel unten). Die als «Hubbert’s Peak» bekannt gewordene Hypothese stützt sich auf ein mathematisches, mit geologischen Daten gefüttertes Modell, das Deffeyes für Prognosen der weltweiten Ölproduktion erweiterte.
Herr Deffeyes, was ist das wichtigste Resultat Ihrer Berechnungen?
Das Modell ist sehr präzis, man kann mit ihm auf wenige Wochen genau voraussagen, was passieren wird. Es zeigt, dass die Ölproduktion in diesem Herbst, ziemlich genau an Thanksgiving, kulminieren und danach unwiderruflich zurückgehen wird. Andere Forscher und Geologen kommen mit nur geringen Differenzen zum gleichen Schluss.
Warum wird es zu einem Rückgang der Produktion kommen?
Es gibt einen ganz einfachen Grund: Die Geologen finden keine neuen Reserven mehr. Seit 1996 verbraucht die Welt mehr Öl, als Reserven gefunden werden. Man muss den Geologen Schuld geben, oder man kann sie umgekehrt dafür loben, dass sie schon fast vor zehn Jahren alle wichtigen Reserven entdeckt haben. So oder so: Die Reserven gehen aus. Das ist der grosse Unterschied zu früheren Ölkrisen, in denen man der Opec Schuld an den Versorgungsengpässen geben konnte. Jetzt ist der Produktionsrückgang eine geologische Tatsache.
Was heisst das konkret?
Ich rechne mit einem Rückgang der Ölproduktion um 5 Prozent pro Jahr. Wenn der Ölverbrauch so stark steigt wie in den letzten Jahren und das Angebot zurückgeht, wird es schon sehr hart. Da 70 Prozent des Erdöls in den Transport fliesst, wird es in erster Linie diesen Sektor treffen. Es wird sich nun auch rächen, dass wir so lange nichts gegen die absehbare Knappheit unternommen haben, denn ich den kommenden fünf Jahren stehen keine Ersatzenergien zur Verfügung. So schnell findet man keinen Ersatz. Erst mit der Zeit, so in zehn, zwanzig Jahren, wird man Lösungen finden. Aber für die nächsten fünf Jahre bin ich wirklich skeptisch, die werden sehr, sehr hart.
Letztes Jahr und im laufenden Jahr passte sich die Produktion noch sehr flexibel an die grössere Nachfrage an. Warum sollte das jetzt plötzlich nicht mehr möglich sein?
Die Ölproduzenten haben alles getan, um von den hohen Preisen zu profitieren, Damit kommt der Tag, an dem sich das Blatt wendet, aber nur noch schneller, denn an der Tatsache, dass zu wenig Öl vorhanden ist, können sie nichts ändern.
Aber wenn die Preise steigen, dann sollte es für die Ölkonzerne doch wieder rentabel werden, neue Vorkommen zu suchen und zu investieren?
Das tun sie eben nicht. Statt in neue Förderanlagen, Pipelines, Tanker oder Raffinerien zu investieren, erhöhen sie die Dividenden, horten das Kapital oder kaufen Aktien zurück. Das hat man ihnen immer wieder zum Vorwurf gemacht. Aber ihr Verhalten stimmt mit meiner Theorie überein. Denn wenn meine These stimmt und wenn man davon ausgeht, dass es kein zusätzliches Öl mehr geben wird, braucht es auch keine neuen Raffinerien oder Bohrlöcher. In diesem Fall lohnen sich Investitionen tatsächlich nicht.
Heisst das, dass die Ölkonzerne also langsam ihr Kerngeschäft aufgeben?
Ja, Shell hat kürzlich angekündigt, im grossen Stil ins Erdgasgeschäft einzusteigen. Zwischen den Zeilen kann man der Mitteilung entnehmen, dass Shell die Zukunft nicht mehr im Öl sieht. Man sieht das auch an den Grossprojekten; sie alle weisen darauf hin, dass Shell dabei ist, sich in einen Energiekonzern ohne Erdöl zu verwandeln. Die französische Total will in Westafrika Tiefseebohrungen durchführen. Sie ist die einzige mir bekannte Erdölgesellschaft, die heute noch grosse Erdölprojekte verfolgt und die ihre Zukunft ausdrücklich an das Erdöl bindet.
Was wird denn das Erdöl ersetzen?
Kohle, Uran und Erdgas. Kohle ist viel zu billig und in Hülle und Fülle vorhanden. Wenn es gelingt, die Schadstoffe aus ihr zu entfernen, dann stünde eine Energiequelle zur Verfügung, die vor allem für die Stromproduktion geeignet wäre. Dann gibt es auch riesige Uranvorräte. Kernkraft ist zurzeit zwar politisch nicht opportun, aber ich glaube, ohne sie geht es nicht.
Können denn Kohle, Kernkraft und Erdgas das drohende Versorgungsloch füllen?
Nein, es wird zu wenig Energie vorhanden sein. Bis saubere Kohle zum Einsatz kommen kann und bis die nötigen Kernkraftwerke gebaut sind, dauert es zu lange. Es wird zu Verknappungen kommen, davon bin ich überzeugt.
Eine ernsthafte Versorgungslücke wäre vor allem für Länder wie China und Indien katastrophal, weil sie für ihr Wirtschaftswachstum auf mehr Energie angewiesen sind.
Das trifft auch auf andere Länder zu. Wohlstand ist immer mit einem grösseren Energieverbrauch verbunden. China und Indien befinden sich in einer guten Ausgangssituation, weil sie über ein genügend grosses Einkommen verfügen, um bei höheren Erdölpreisen mitbieten zu können. In schmerzhafte Schwierigkeiten kämen vor allem die ärmeren Länder Afrikas.
Welche Konsequenzen wird das haben?
Die Energiepreise werden steigen. Das hat ja schon begonnen. Das bereitet den Leuten Sorgen, und manche steigen auch schon um. In den USA sind schon viele berit, für Hybridautos Schlange zu stehen und Aufpreise zu bezahlen. Aber das reicht noch nicht. Es gibt noch keine Panik.
Wohin müssten denn die Preise steigen, dass die Leute das Verhalten massenhaft ändern?
Das ist für jedes Individuum anders. Ich für mich würde wohl erschrecken und etwas unternehmen, wenn eine Tankfüllung 100 Dollar kosten würde.
Liesse sich das Problem denn nicht anders lösen als mit einer Preiseskalation? Was halten Sie von politischen Mitteln?
Es ist schon bemerkenswert, dass Präsident George W. Bush erst kürzlich eingestanden hat, dass es ein Welt-Öl-Problem gibt. Aber es bräuchte einen Churchill oder einen Kennedy, der sagen würde: «Wir können das Problem lösen.» Und der mit seinem Enthusiasmus etwas auslösen würde - statt die Lösung den Individuen zu überlassen.
* Der 1931 mitten in der grossen Depression geborene Kenneth S. Deffeyes ist Geologe. Er arbeitete für Shell, unterrichtete an der Princeton University und veröffentlichte mehrere Bücher über das Erdöl.
Gruss @all
http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/wirtschaft/513905.html
Erdöl:
"Großteil liegt noch im Boden"
VON PETER SCHIEFER (Die Presse) 30.06.2005
Höchstens 40 Prozent der Ölreserven können gefördert werden, erklärt Gerald Grohmann von den heimischen Ölfeldausrüster.
Mit neuen Techniken lässt sich mehr Öl aus der Erde hohlen, meint Schoeller-Bleckmann-Vorstand Grohmann. | (c) APA
Wien. In 40 Jahren geht der Welt das Öl aus. Und weil Öl immer knapper wird, steigt der Preis. Stimmt nicht. Der Preis steigt, weil die Nachfrage zuletzt stärker gestiegen ist als das Angebot, sagt Gerald Grohmann, Vorstandsvorsitzender des heimischen Ölfeldausrüsters Schoeller-Bleckmann, im "Presse"-Interview. Während der weltweite Ölverbrauch in den 90er Jahren im Schnitt um 1,5 Prozent pro Jahr stieg, legte er im Vorjahr um 3,4 Prozent zu.
Nach heutigem Stand der Technik hat die Welt Ölreserven von rund 1200 Mrd. Barrel (à 159 Liter). Diese reichen für geschätzte 40 bis 50 Jahre. Allerdings liegt diesen Berechnungen ein Preis von 20 bis 25 Dollar je Fass zu Grunde, sagt Grohmann. Rechnet man mit einem Ölpreis von 30 Dollar oder mehr, würden die Reserven steigen, weil auch eine teurere Ölförderung - etwa auf hoher See - plötzlich rentabel würde.
Weit wichtiger als die Suche und die Entwicklung neuer Ölquellen sei aber die bessere Nutzung der bestehenden Produktionsanlagen, meint Grohmann. Die Fördertechniken sind bislang bei weitem nicht so ausgereift, wie man meinen möchte. Nur 30 bis maximal 40 Prozent des Öls in einem Feld können gefördert werden. "Der größere Teil des Öls liegt noch unter der Erde und wird den Reserven gar nicht zugerechnet". Er schätzt, dass durch technische Innovationen in den nächsten Jahrzehnten schrittweise bis zu 90 Prozent des Inhalts eines Ölfelds gewonnen werden können. Das würde eine Verdreifachung der Reserven bedeuten.
Wie wichtig die technische Innovation für die Ölindustrie ist, illustriert die Statistik: Ein Fünftel der weltweiten Förderung stammt aus nur 14 Feldern, die über 50 Jahre alt sind. Rund 70 Prozent der Produktion kommt aus Ölfeldern, die bereits über 30 Jahre in Betrieb sind. Dass man mit Hilfe neuer Suchmethoden noch Riesenfelder findet, glaubt Grohmann nicht.
Wichtiger sei es, den "Entölungsgrad" des Gesteins zu steigern - also mehr Öl aus dem Feld zu holen. Kurzfristig sei das größte Potenzial vom sogenannten Richtungsbohren zu erwarten, sagt Grohmann. "Damit kommt man in Ecken eines Ölfelds, in die man mit normalen Bohrern nicht hinkam".
Auch durch Einsatz von Chemikalien bzw. Dampf werde dem Gestein immer mehr Öl entlockt. Ebenso durch den Einsatz von Elektronik. Diese steuert den Druck unter der Erde und damit den Fluss des Öls in dem Feld. Bislang reichen diese Technologien aber nur aus, um die Fördermengen um zehn bis 15 Prozent zu steigern, so Grohmann.
Und die Ölindustrie geht mit dem Einsatz neuer Techniken sehr sparsam um. Kein Wunder. Bei den derzeitigen Ölpreisen wäre es eine Katastrophe, wenn ein Ölfeld nicht fördern könnte, etwa weil die Elektronik verrückt spielt.
http://www.diepresse.at/Artikel.aspx?channel=e&ressort=eo&id…
"Großteil liegt noch im Boden"
VON PETER SCHIEFER (Die Presse) 30.06.2005
Höchstens 40 Prozent der Ölreserven können gefördert werden, erklärt Gerald Grohmann von den heimischen Ölfeldausrüster.
Mit neuen Techniken lässt sich mehr Öl aus der Erde hohlen, meint Schoeller-Bleckmann-Vorstand Grohmann. | (c) APA
Wien. In 40 Jahren geht der Welt das Öl aus. Und weil Öl immer knapper wird, steigt der Preis. Stimmt nicht. Der Preis steigt, weil die Nachfrage zuletzt stärker gestiegen ist als das Angebot, sagt Gerald Grohmann, Vorstandsvorsitzender des heimischen Ölfeldausrüsters Schoeller-Bleckmann, im "Presse"-Interview. Während der weltweite Ölverbrauch in den 90er Jahren im Schnitt um 1,5 Prozent pro Jahr stieg, legte er im Vorjahr um 3,4 Prozent zu.
Nach heutigem Stand der Technik hat die Welt Ölreserven von rund 1200 Mrd. Barrel (à 159 Liter). Diese reichen für geschätzte 40 bis 50 Jahre. Allerdings liegt diesen Berechnungen ein Preis von 20 bis 25 Dollar je Fass zu Grunde, sagt Grohmann. Rechnet man mit einem Ölpreis von 30 Dollar oder mehr, würden die Reserven steigen, weil auch eine teurere Ölförderung - etwa auf hoher See - plötzlich rentabel würde.
Weit wichtiger als die Suche und die Entwicklung neuer Ölquellen sei aber die bessere Nutzung der bestehenden Produktionsanlagen, meint Grohmann. Die Fördertechniken sind bislang bei weitem nicht so ausgereift, wie man meinen möchte. Nur 30 bis maximal 40 Prozent des Öls in einem Feld können gefördert werden. "Der größere Teil des Öls liegt noch unter der Erde und wird den Reserven gar nicht zugerechnet". Er schätzt, dass durch technische Innovationen in den nächsten Jahrzehnten schrittweise bis zu 90 Prozent des Inhalts eines Ölfelds gewonnen werden können. Das würde eine Verdreifachung der Reserven bedeuten.
Wie wichtig die technische Innovation für die Ölindustrie ist, illustriert die Statistik: Ein Fünftel der weltweiten Förderung stammt aus nur 14 Feldern, die über 50 Jahre alt sind. Rund 70 Prozent der Produktion kommt aus Ölfeldern, die bereits über 30 Jahre in Betrieb sind. Dass man mit Hilfe neuer Suchmethoden noch Riesenfelder findet, glaubt Grohmann nicht.
Wichtiger sei es, den "Entölungsgrad" des Gesteins zu steigern - also mehr Öl aus dem Feld zu holen. Kurzfristig sei das größte Potenzial vom sogenannten Richtungsbohren zu erwarten, sagt Grohmann. "Damit kommt man in Ecken eines Ölfelds, in die man mit normalen Bohrern nicht hinkam".
Auch durch Einsatz von Chemikalien bzw. Dampf werde dem Gestein immer mehr Öl entlockt. Ebenso durch den Einsatz von Elektronik. Diese steuert den Druck unter der Erde und damit den Fluss des Öls in dem Feld. Bislang reichen diese Technologien aber nur aus, um die Fördermengen um zehn bis 15 Prozent zu steigern, so Grohmann.
Und die Ölindustrie geht mit dem Einsatz neuer Techniken sehr sparsam um. Kein Wunder. Bei den derzeitigen Ölpreisen wäre es eine Katastrophe, wenn ein Ölfeld nicht fördern könnte, etwa weil die Elektronik verrückt spielt.
http://www.diepresse.at/Artikel.aspx?channel=e&ressort=eo&id…
New Peak Oil / Oil Crisis documentary DVD available in UK & Europe
Added: (Mon Jul 11 2005)
Peak Oil: Imposed by Nature is a new documentary that will be available from Friday 15th July throughout the UK and Europe via the website www.PowerSwitch.org.uk. Produced by Amund Prestegard and recommended by Dr Colin Campbell, it is an excellent introduction to the causes and consequences of the terminal decline of global oil production as we reach Hubbert`s Peak, expected in 2007.
In the documentary, Dr Colin Campbell takes us to Stavanger in Norway, where he has worked the last 10 years of his professional career. He explains the different aspects of discovery and production, the increase and decline, and the fact that this will happen very soon. Dr Campbell serves as our ‘guide’ throughout the documentary, although he is just one of the many informed and informative analysts that feature.
Richard Webb is a financial risk analyst with broad experience from some of the world`s largest investment banks. He expresses his opinion about signs that the market is reaching an extremity, and that this endorses what Colin Campbell and the ASPO are saying: we are near the peak. Webb underlines the importance of understanding that the dramatic event is not when we will run out of oil, but rather what will happen when there is less tomorrow than there is today.
Norwegian petroleum geologist Olve Torvanger has 30 years of worldwide experience in seismic surveys, searching for oil. He points to the seriousness of a situation in which our tools become ever more sophisticated, but we are finding less and less.
Matthew Simmons is Chairman and CEO of Simmons & Co. International, one of the world’s largest energy-investment banking firms. He expresses a deep concern for the urgent need to take measures to prevent the decline that shall destroy our society. He refers to the word "crisis" (NOTE: see brackets after ‘guide’ above) as “A temporary problem that has been left unattended so long that it has become permanent”!
Aage Figenschou, Norwegian board member of Simmons & Co, expresses worry regarding the downgrading of reserves by oil companies. He believes that we are near the peak, but underlines that it will not make people run to fill up their cars. What we will see, he says, is a constant pressure towards ever-higher prices, a rather negative outcome.
Chris Skrebowski, Editor of Petroleum Review in London, argues the case for a much stronger involvement from Government that could go as far as deciding who can - and who can not – have (NOTE: what are you saying here? Sentence doesn’t make sense. Do you mean – who can and can not have access to oil?). The Government, he claims, will find themselves monitoring a war-like situation.
Investigative reporter, Michael C Ruppert, expresses his views on Dr Campbell being approached by US intelligence in his own village in Western Ireland. Ruppert claims that what the CIA most of all wants to know is "how close is the ASPO to penetrating the public consciousness with the issues of PEAK OIL and how close is the public to acknowledging what it`s going to mean.” According to Ruppert, the so-called "war on terrorism" (NOTE: once again, is this a direct quote from the doc? If not, it needs single inverted commas) is nothing but a war to control the last remaining oil reserves on the planet.
US president George W. Bush frets over the fact that the US now imports over half of their crude oil, and that very often they import that from countries that "don`t particularly like us" and "that it could jeopardize the national security to be dependent on sources of energy from countries that don`t care for America - what we stand for, what we love."
The Producer/Director/Cameraman is Norwegian Amund Prestegard, 52, experienced in all facets of filmmaking since 1972. Prestegard has run his own production company, Tropos Dokumentar, since 1995. Peak Oil: Imposed by Nature was nominated ‘Best Professional Documentary’ at the Norwegian Documentary Film Festival 2005. The idea for this film came about when Prestegard, during research for another project, became aware of the global oil depletion situation when reading the works of Campbell, Laherrere and Simmons during Autumn 2002.
With a running time of approximately 30 minutes, this documentary quickly absorbs, and delivers a much-needed wake-up call to anyone new to the subject of peak oil. With the need for a worldwide understanding of the causes, consequences and solutions, this documentary is a very useful tool in raising awareness. Shorter than End of Suburbia but with a strong UK focus, this is a documentary that everyone should see.
For a quick link to order visit http://tinyurl.com/82flu
Added: (Mon Jul 11 2005)
Peak Oil: Imposed by Nature is a new documentary that will be available from Friday 15th July throughout the UK and Europe via the website www.PowerSwitch.org.uk. Produced by Amund Prestegard and recommended by Dr Colin Campbell, it is an excellent introduction to the causes and consequences of the terminal decline of global oil production as we reach Hubbert`s Peak, expected in 2007.
In the documentary, Dr Colin Campbell takes us to Stavanger in Norway, where he has worked the last 10 years of his professional career. He explains the different aspects of discovery and production, the increase and decline, and the fact that this will happen very soon. Dr Campbell serves as our ‘guide’ throughout the documentary, although he is just one of the many informed and informative analysts that feature.
Richard Webb is a financial risk analyst with broad experience from some of the world`s largest investment banks. He expresses his opinion about signs that the market is reaching an extremity, and that this endorses what Colin Campbell and the ASPO are saying: we are near the peak. Webb underlines the importance of understanding that the dramatic event is not when we will run out of oil, but rather what will happen when there is less tomorrow than there is today.
Norwegian petroleum geologist Olve Torvanger has 30 years of worldwide experience in seismic surveys, searching for oil. He points to the seriousness of a situation in which our tools become ever more sophisticated, but we are finding less and less.
Matthew Simmons is Chairman and CEO of Simmons & Co. International, one of the world’s largest energy-investment banking firms. He expresses a deep concern for the urgent need to take measures to prevent the decline that shall destroy our society. He refers to the word "crisis" (NOTE: see brackets after ‘guide’ above) as “A temporary problem that has been left unattended so long that it has become permanent”!
Aage Figenschou, Norwegian board member of Simmons & Co, expresses worry regarding the downgrading of reserves by oil companies. He believes that we are near the peak, but underlines that it will not make people run to fill up their cars. What we will see, he says, is a constant pressure towards ever-higher prices, a rather negative outcome.
Chris Skrebowski, Editor of Petroleum Review in London, argues the case for a much stronger involvement from Government that could go as far as deciding who can - and who can not – have (NOTE: what are you saying here? Sentence doesn’t make sense. Do you mean – who can and can not have access to oil?). The Government, he claims, will find themselves monitoring a war-like situation.
Investigative reporter, Michael C Ruppert, expresses his views on Dr Campbell being approached by US intelligence in his own village in Western Ireland. Ruppert claims that what the CIA most of all wants to know is "how close is the ASPO to penetrating the public consciousness with the issues of PEAK OIL and how close is the public to acknowledging what it`s going to mean.” According to Ruppert, the so-called "war on terrorism" (NOTE: once again, is this a direct quote from the doc? If not, it needs single inverted commas) is nothing but a war to control the last remaining oil reserves on the planet.
US president George W. Bush frets over the fact that the US now imports over half of their crude oil, and that very often they import that from countries that "don`t particularly like us" and "that it could jeopardize the national security to be dependent on sources of energy from countries that don`t care for America - what we stand for, what we love."
The Producer/Director/Cameraman is Norwegian Amund Prestegard, 52, experienced in all facets of filmmaking since 1972. Prestegard has run his own production company, Tropos Dokumentar, since 1995. Peak Oil: Imposed by Nature was nominated ‘Best Professional Documentary’ at the Norwegian Documentary Film Festival 2005. The idea for this film came about when Prestegard, during research for another project, became aware of the global oil depletion situation when reading the works of Campbell, Laherrere and Simmons during Autumn 2002.
With a running time of approximately 30 minutes, this documentary quickly absorbs, and delivers a much-needed wake-up call to anyone new to the subject of peak oil. With the need for a worldwide understanding of the causes, consequences and solutions, this documentary is a very useful tool in raising awareness. Shorter than End of Suburbia but with a strong UK focus, this is a documentary that everyone should see.
For a quick link to order visit http://tinyurl.com/82flu
18.07.2005 11:40
Steht der Ölmarkt am Wendepunkt?
von Mark Ehren
Seit die Ölpreise steigen, rückt "Peak Oil", eine Theorie, die sich mit der Zukunft der Ölförderung beschäftigt, in den Mittelpunkt. Kernthese: Die weltweite Öl-Förderung lässt sich schon bald nicht mehr steigern.
Und weiter: Nach dem Erreichen des Gipfels (engl. Peak) soll die Öl-Förderung einige Zeit auf einem Plateau verweilen und danach für immer zurückgehen - trotz einer weiter steigenden Nachfrage.
Begründer dieser Theorie ist der Geologe und Geophysiker M. King Hubbert, der lange Jahre für den Shell-Konzern arbeitete. Hubbert machte bereits 1956 die Vorhersage, dass die Erdölförderung in den USA bis spätestens Anfang der siebziger Jahre ihr Fördermaximum erreichen wird. Tatsächlich erreichte sie im Jahr 1970 ihren Höhepunkt und fällt seitdem kontinuierlich zurück.
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40 Jahre Öl-Reichweite
Doch ist die Situation wirklich so angespannt? Droht schon bald ein Rückgang der Öl-Produktion? Schließlich melden die Öl-Multis jedes Jahr aufs Neue, dass die weltweiten Öl-Reserven noch für rund 40 Jahre reichen. Die Welt würde also noch lange Zeit über genügend Öl verfügen, um die steigende Nachfrage zu befriedigen.
Doch darum geht es nicht. Interessant ist, wie viel Öl am Tag gefördert werden kann. Also was geben die Quellen maximal täglich her. Und hier meldet sich die "Peak-Oil-Theorie" zu Wort. Die Geologen erwarten, dass der Tag mit der höchsten geförderten Ölmenge schon bald erreicht ist. Danach kann es nur noch abwärts gehen.
Nachfrage nimmt weiter zu
Nach Angaben der Informationsstelle des amerikanischen Energieministeriums, EIA (Energy Information Administration), soll die weltweite Nachfrage in diesem Jahr im verbrauchsstarken vierten Quartal bei 87,2 Millionen Barrel (159 Liter) pro Tag liegen. Damit wäre die Öl-Nachfrage 2,4 Millionen Barrel höher als im vierten Quartal 2004.
Probleme beim Öl-Angebot?
Die zunehmende Nachfrage trifft auf ein langsamer wachsendes Öl-Angebot. Dieses soll im vierten Quartal 2005 im Vergleich zum Vorjahr laut der EIA um 2,1 Millionen Barrel und damit weniger stark als die Nachfrage von 2,4 Millionen Barrel wachsen.
In den Vorjahren hatte der jährliche Produktionszuwachs dagegen teilweise deutlich höher gelegen. Damit hat sich die Wachstumsrate der weltweiten Ölproduktion verlangsamt. Selbst Länder wie Russland, die lange mit prozentual zweistelligen Wachstumsraten glänzten, ist die Expansion praktisch völlig zum Erliegen gekommen. "Im kommenden Jahr droht in Russland ein Rückgang der Produktion", sagt Sandra Ebner, Öl-Expertin der Deka Bank.
Die Entwicklung ist insofern erstaunlich, da die hohen Ölpreise es natürlich für alle Ölproduzenten extrem attraktiv machen, das maximal mögliche aus ihren Quellen herauszuholen.
Trotz der hohen Ölpreise ist das Nachfrage-Wachstum laut der EIA bisher nicht abgebremst worden. Von einem Rückgang der Nachfrage kann erst recht keine Rede sein. Das letzte Mal gab es im Jahr 1993 eine rückläufige weltweite Öl-Nachfrage. Selbst in den Jahren 1997 und 1998, die Weltwirtschaft ächzte unter Asien- und Russland-Krise, dürstete die Welt nach mehr Öl als in den jeweiligen Vorjahren.
in Mill. Barrel
Gelbe Säulen: Produktion alter Quellen, die ersetzt werden muss
Blaue Säulen: Wachstum der Öl-Nachfrage, die durch neue Quelle gedeckt werden muss
Alte Quellen machen schlapp
Einer der Gründe für das nur langsam wachsende Öl-Angebot könnte die rückläufige Förderung der vielen alten Ölquellen rund um den Globus sein. Im Juli vergangenen Jahres hatte die Internationale Energieagentur (IEA) eine Studie veröffentlicht. In dieser gingen die Marktbeobachter auf die zusätzlichen Ölmengen ein, die in den kommenden zehn Jahren benötigt werden, nur um die Förderung stabil zu halten. Danach muss allein im laufenden Jahr die weltweite Öl-Förderung um knapp vier Millionen Barrel pro Tag ausgeweitet werden, nur um die nachlassende Förderung aus den derzeit aktiven Ölquellen auszugleichen. Bis 2015 soll sich dieser jährliche Rückgang der Öl-Produktion bis auf sieben Millionen Barrel erhöhen.
China und Indien treiben die Nachfrage
Dass die Öl-Nachfrage langfristig weiter steigen dürfte, ist unbestritten. Allein in China streben 1,3 Milliarden nach einem Lebensstil westlicher Prägung. Sollte jeder Chinese eines Tages im Durchschnitt genauso viel Öl wie jeder Amerikaner verbrauchen, müsste die weltweite Ölproduktion verdoppelt werden. In dieser Rechnung sind eine Milliarde Inder noch nicht einmal eingerechnet. Es erscheint wahrscheinlich, das Angebot und Nachfrage auch weiterhin nur durch tendenziell steigende Preise und einen dadurch gebremsten Öl-Durst ins Gleichgewicht gebracht werden können. http://boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_113466
Steht der Ölmarkt am Wendepunkt?
von Mark Ehren
Seit die Ölpreise steigen, rückt "Peak Oil", eine Theorie, die sich mit der Zukunft der Ölförderung beschäftigt, in den Mittelpunkt. Kernthese: Die weltweite Öl-Förderung lässt sich schon bald nicht mehr steigern.
Und weiter: Nach dem Erreichen des Gipfels (engl. Peak) soll die Öl-Förderung einige Zeit auf einem Plateau verweilen und danach für immer zurückgehen - trotz einer weiter steigenden Nachfrage.
Begründer dieser Theorie ist der Geologe und Geophysiker M. King Hubbert, der lange Jahre für den Shell-Konzern arbeitete. Hubbert machte bereits 1956 die Vorhersage, dass die Erdölförderung in den USA bis spätestens Anfang der siebziger Jahre ihr Fördermaximum erreichen wird. Tatsächlich erreichte sie im Jahr 1970 ihren Höhepunkt und fällt seitdem kontinuierlich zurück.
"Öl wird so teuer, bis es weh tut"
Fotoserie: Von zwei auf 60 Dollar: Die Geschichte des Öl-Preises
40 Jahre Öl-Reichweite
Doch ist die Situation wirklich so angespannt? Droht schon bald ein Rückgang der Öl-Produktion? Schließlich melden die Öl-Multis jedes Jahr aufs Neue, dass die weltweiten Öl-Reserven noch für rund 40 Jahre reichen. Die Welt würde also noch lange Zeit über genügend Öl verfügen, um die steigende Nachfrage zu befriedigen.
Doch darum geht es nicht. Interessant ist, wie viel Öl am Tag gefördert werden kann. Also was geben die Quellen maximal täglich her. Und hier meldet sich die "Peak-Oil-Theorie" zu Wort. Die Geologen erwarten, dass der Tag mit der höchsten geförderten Ölmenge schon bald erreicht ist. Danach kann es nur noch abwärts gehen.
Nachfrage nimmt weiter zu
Nach Angaben der Informationsstelle des amerikanischen Energieministeriums, EIA (Energy Information Administration), soll die weltweite Nachfrage in diesem Jahr im verbrauchsstarken vierten Quartal bei 87,2 Millionen Barrel (159 Liter) pro Tag liegen. Damit wäre die Öl-Nachfrage 2,4 Millionen Barrel höher als im vierten Quartal 2004.
Probleme beim Öl-Angebot?
Die zunehmende Nachfrage trifft auf ein langsamer wachsendes Öl-Angebot. Dieses soll im vierten Quartal 2005 im Vergleich zum Vorjahr laut der EIA um 2,1 Millionen Barrel und damit weniger stark als die Nachfrage von 2,4 Millionen Barrel wachsen.
In den Vorjahren hatte der jährliche Produktionszuwachs dagegen teilweise deutlich höher gelegen. Damit hat sich die Wachstumsrate der weltweiten Ölproduktion verlangsamt. Selbst Länder wie Russland, die lange mit prozentual zweistelligen Wachstumsraten glänzten, ist die Expansion praktisch völlig zum Erliegen gekommen. "Im kommenden Jahr droht in Russland ein Rückgang der Produktion", sagt Sandra Ebner, Öl-Expertin der Deka Bank.
Die Entwicklung ist insofern erstaunlich, da die hohen Ölpreise es natürlich für alle Ölproduzenten extrem attraktiv machen, das maximal mögliche aus ihren Quellen herauszuholen.
Trotz der hohen Ölpreise ist das Nachfrage-Wachstum laut der EIA bisher nicht abgebremst worden. Von einem Rückgang der Nachfrage kann erst recht keine Rede sein. Das letzte Mal gab es im Jahr 1993 eine rückläufige weltweite Öl-Nachfrage. Selbst in den Jahren 1997 und 1998, die Weltwirtschaft ächzte unter Asien- und Russland-Krise, dürstete die Welt nach mehr Öl als in den jeweiligen Vorjahren.
in Mill. Barrel
Gelbe Säulen: Produktion alter Quellen, die ersetzt werden muss
Blaue Säulen: Wachstum der Öl-Nachfrage, die durch neue Quelle gedeckt werden muss
Alte Quellen machen schlapp
Einer der Gründe für das nur langsam wachsende Öl-Angebot könnte die rückläufige Förderung der vielen alten Ölquellen rund um den Globus sein. Im Juli vergangenen Jahres hatte die Internationale Energieagentur (IEA) eine Studie veröffentlicht. In dieser gingen die Marktbeobachter auf die zusätzlichen Ölmengen ein, die in den kommenden zehn Jahren benötigt werden, nur um die Förderung stabil zu halten. Danach muss allein im laufenden Jahr die weltweite Öl-Förderung um knapp vier Millionen Barrel pro Tag ausgeweitet werden, nur um die nachlassende Förderung aus den derzeit aktiven Ölquellen auszugleichen. Bis 2015 soll sich dieser jährliche Rückgang der Öl-Produktion bis auf sieben Millionen Barrel erhöhen.
China und Indien treiben die Nachfrage
Dass die Öl-Nachfrage langfristig weiter steigen dürfte, ist unbestritten. Allein in China streben 1,3 Milliarden nach einem Lebensstil westlicher Prägung. Sollte jeder Chinese eines Tages im Durchschnitt genauso viel Öl wie jeder Amerikaner verbrauchen, müsste die weltweite Ölproduktion verdoppelt werden. In dieser Rechnung sind eine Milliarde Inder noch nicht einmal eingerechnet. Es erscheint wahrscheinlich, das Angebot und Nachfrage auch weiterhin nur durch tendenziell steigende Preise und einen dadurch gebremsten Öl-Durst ins Gleichgewicht gebracht werden können. http://boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_113466
Neue "Aufklärungs" DVD erschienen ! Peak Oil 2007-2010
http://www.powerswitch.org.uk/portal/index.php?option=conten…
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Interview von Mike Schaefer mit Matt Simmons zum Anhören mit folgendem Link:
listen to the interview, follow this link:
http://www.wealthdaily.net/symposium.php
Dauer: 52 Minuten
Download: 10 Minuten
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