Aktien – Umstieg auf Old-Economy-Werte
Angst vor den Notenbanken: Die deutschen Aktienmärkte haben in der vergangenen
Woche spürbare Verluste eingefahren. Nachdem zu Wochenbeginn der Ausgang der Bundestagswahl, der eine von vielen Investoren gefürchtete rot-grüne-rote Regierungskoalition unmöglich gemacht hat,
noch für gute Laune unter den Anlegern gesorgt hatte, ging es deutlich abwärts. Zwischenzeitliche Erholungsphasen konnten eine negative Wochenbilanz nicht verhindern. Ursache der eingetrübten
Marktstimmung waren wachsende Befürchtungen, die großen westlichen Notenbanken könnten ihre extrem lockere Geldpolitik in Kürze straffen. Wir stellen den Marktkommentar von Robert Ertl,
Börse München, vor. Genährt wurden diese Sorgen von steigenden Inflationszahlen unter anderem in Deutschland. Getrieben von hohen Energiepreisen
hatte die Teuerung hier im September erstmals seit fast 28 Jahren wieder die Vier-Prozent-Marke überstiegen, wobei sich auch die gesenkte Mehrwertsteuer im Vorjahr auswirkte. Im Euroraum war die
Inflation im September auf den höchsten Stand seit 13 Jahren geklettert. Die anhaltenden Schwierigkeiten bei den weltweiten Lieferketten sowie die auch dadurch beeinträchtigte Wachstumsdynamik
belasteten die Märkte zusätzlich.
DAX verlor – die Corona-Gewinner traf es hart
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Der Deutsche Aktienindex (Dax) verlor im Wochenvergleich 2,4 Prozent auf 15.156,44
Punkten. Für das gesamte dritte Quartal stand ein Minus von rund 1,7 Prozent zu Buche, womit es seit dem Corona-Crash im Frühjahr des vergangenen Jahres das erste Quartal mit einem negativen
Saldo war. Der MDax sackte im Wochenvergleich um 3,2 Prozent ab auf 34.154,15 Zähler.
Der TecDax fiel um 5,9 Prozent auf 3.672,55 Punkte. Einerseits wären viele
Tech-Unternehmen besonders von höheren Finanzierungskosten betroffen, andererseits machte sich unter den Anlegern Skepsis breit, ob die in den vergangenen Monaten stark angezogenen Bewertungen
gerechtfertigt seien. Der m:access All-Share büßte 2,4 Prozent auf 2.856,16 Zähler ein.
Gegen den Trend deutlich fester präsentierten sich in der vergangenen Woche Automobiltitel, die unter anderem von einer Umschichtung in Werte der sogenannten „Old Economy“
profitierten. BMW wies ein Wochenplus von 5,0 Prozent aus, hier gab eine angehobene
Jahresprognose zusätzlichen Schub. Titel von Daimler legten im Wochenverlauf um 4,95
Prozent zu, Volkswagen um immerhin 2,1 Prozent. Deutlich überdurchschnittlich verloren
dagegen Titel bisheriger „Corona-Gewinner“ wie Sartorius (- 12,98 Prozent), Delivery Hero (- 9,4 Prozent) oder HelloFresh (- 8,9 Prozent).
Autoaktien zählten zu den Gewinnern der vergangenen Woche und mit BMW-Titeln hätte man sogar die Inflation geschlagen.
Anleihen: Kurse nachgegeben
An den deutschen Anleihemärkten hat sich in der vergangenen Woche keine klare Tendenz gezeigt, insgesamt sind die Kurse aber leicht zurückgegangen. Vor allem die Spekulationen über eine weniger
lockere Geldpolitik der großen westlichen Notenbanken, namentlich der der USA und Großbritanniens, belasteten die Bundespapiere. Die Rendite der marktbestimmenden zehnjährigen Bundesanleihe
erhöhte sich im Wochenvergleich von -0,23 auf -0,22 Prozent. Die Umlaufrendite legte von -0,32 auf -0,31 Prozent zu.
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USA: Notenbanken und Haushaltsstreit belasteten
Die US-Börsen haben in der vergangenen Handelswoche nachgegeben. Zu den Sorgen vor einer strafferen Geldpolitik und einer sich abschwächenden Konjunktur kamen hier noch die wegen des Haushaltsstreits in den USA hinzu. Zu Wochenausklang lieferten allerdings Hoffnungen auf ein Medikament gegen Covid-19 merklichen Auftrieb und reduzierten die Wochenverluste. Der Dow-Jones-Index sank im Wochenvergleich dennoch um 1,4 Prozent auf 34.326,46 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index ging um 2,2 Prozent auf 4.357,04 Zähler zurück. Der technologielastige Nasdaq-100-Index gab 3,5 Prozent ab auf 14.791,87 Punkte.
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