Die Risiken werden nicht weniger
Erneut abwärts: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen
Handelswoche erhebliche Verluste verzeichnet. Die Mischung aus hoher Inflation, steigenden Zinsen sowie Anleiherenditen und sich eintrübenden Konjunkturerwartungen drückte auf die Stimmung an den
Märkten. Zwar verzeichneten diese zwischenzeitlich auch Erholungsphasen, deren Effekt allerdings nicht lange vorhielt. Am deutlichsten zeigte sich dies in der vergangenen Woche am Donnerstag, als
aus einem kräftigen Plus bei den wichtigen Indizes im Handelsverlauf ein Minus wurde. Beherrschendes Thema war dabei das Ergebnis der Ratssitzung der US-Notenbank Fed. Diese hatte ihren Leitzins
wie allgemein erwartet um 0,5 Prozentpunkte angehoben, gleichzeitig aber signalisiert, dass aktuell keine noch größeren Zinsschritte in Erwägung gezogen würden. Die Euphorie über zweiteres hielt
nicht lange an, stattdessen machte sich wieder Unsicherheit an den Märkten breit.
DAX-Familie mit Kursverlusten
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Der Deutsche Aktienindex (Dax) beendete die Handelswoche klar unter der Marke von 14.000
Zählern und verlor im Wochenvergleich 3,0 Prozent auf 13.674,29 Punkte. Der MDax sackte um
4,4 Prozent auf 28.765,55 Zähler ab. Der TecDax fiel um 4,1 Prozent auf 3.129,04 Punkte.
Der m:access All-Share sank um 3,7 Prozent auf 2.383,08 Zähler.
Bei den Einzelwerten machte sich die Berichtssaison deutlich bemerkbar. So brachen im Dax die Titel von Zalando auf Wochensicht um 17,2 Prozent ein und standen damit an der Spitze der Wochenverlierer-Liste. Nach den von
Analystenseite als „glanzlos“ bezeichneten Quartalszahlen rechnen viele Marktteilnehmer mit einem moderateren Wachstum des Modehändlers. Dagegen legte der Kurs von Fresenius gegen den Trend um 0,7 Prozent zu, die Anleger honorierten hier weniger schlecht als erwartet ausgefallene
Zahlen. Im MDax brachen die Titel von Cancom um 20,1 Prozent
ein, der IT-Dienstleister hatte seine Jahresziele gesenkt.
Weniger schlecht als erwartet reichte schon für Kurssteigerungen: Fresenius.
Anleihen: Merklich nachgegeben
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche merklich nachgegeben. Vor allem die Straffung der Geldpolitik in den USA und die sich auch dadurch verstärkende Diskussion
um eine Änderung des geldpolitischen Kurses der Europäischen Zentralbank (EZB) setzten den Notierungen der Bundespapiere zu. Aus den Reihen der EZB kamen Äußerungen über eine mögliche Zinswende
in diesem Jahr. Zu Ende der Handelswoche gaben zudem besser als erwartet ausgefallene US-Arbeitsmarktdaten Spekulationen über mögliche weitere Schritte der Fed neue Nahrung. In der Folge stieg
die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe im Wochenvergleich von 0,94 auf 1,14 Prozent. Damit erreichte sie ihren höchsten Stand seit dem Jahr 2014. Die Umlaufrendite zog von
0,79 auf 0,94 Prozent an.
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USA: Auf und Ab
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche ein merkliches Auf und Ab vollführt und unter dem Strich ein Wochenminus verzeichnet. Vor allem die Furcht vor den Folgen weiterer
Zinserhöhungen sorgte hier für Unruhe unter den Anlegern. Der Dow-Jones-Index reduzierte
sich im Wochenvergleich um 0,2 Prozent auf 32.899,37 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index gab 0,2 Prozent ab auf 4.123,34 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100-Index büßte 1,3 Prozent auf 12.693,53 Zähler ein.
Ausblick: Die Risiken wachsen weiter
Die Anleger an den deutschen Aktienbörsen müssen sich auch in der aktuellen Woche mit den seit längerem bekannten Belastungsfaktoren auseinandersetzen. Der Krieg in der Ukraine mit all seinen
Folgen geht weiter, die Sorgen wegen der hohen Inflation und einer strafferen Geldpolitik bleiben ebenso bestehen. Zudem wachsen die Befürchtungen, dass sich die chinesischen
Wirtschaftsaussichten wegen der dortigen Anti-Corona-Maßnahmen eintrüben könnten, mit Auswirkungen auf die globale Konjunktur.
Wenngleich vor allem die Sorgen vor den Folgen weiterer geldpolitischer Straffungen die Nervosität an den Börsen hochhalten dürften, geben sich einige Marktbeobachter vorsichtig optimistisch in Bezug auf die kommenden Tage. Dabei hoffen sie unter anderem auf sich stabilisierende Konjunkturdaten, von denen allerdings nur wenige potenziell marktbewegende auf der Agenda stehen. Zu diesen zählen die ZEW-Konjunkturerwartungen. Zudem kommen etliche neuen Inflationszahlen von dies- wie jenseits des Atlantiks, die wiederum Einfluss auf die Zinsdiskussion haben dürften.
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