Probleme häufen sich
Analysten raten ab: Ist die Siemens-Energy-Aktie zu teuer?
Die Aktien des krisengeplagten Energietechnologie-Konzerns haben sich seit Jahresanfang glatt verdoppelt. Doch viele Probleme bleiben ungelöst, warnt ein Analyst des Investmenthauses Bernstein.
- Aktien von Siemens Energy haben sich verdoppelt, aber viele Probleme bleiben ungelöst.
- Bernstein-Analyst warnt vor Investition: Gamesa-Situation angespannt, Cashflow problematisch, Bewertung zu hoch.
- Trotz gutem Geschäft von Siemens Energy erwartet Analyst Abwärtstrend im kommenden Jahr.
"Eine Aktie voller Widersprüche" nennt Bernstein-Analyst Nicholas Green die Aktie von Siemens Energy. Nach einer Achterbahnfahrt in den vergangenen zwölf Monaten, während der der Kurs zeitweise auf unter 7 Euro fiel, bleibt das Analysehaus Bernstein bei seiner Verkaufsempfehlung für Siemens Energy, trotz einer leichten Anpassung in den Unternehmensprognosen und Geschäftsmodellen.
Mittlerweile notieren die Papiere wieder bei rund 24 Euro. Trotz der beeindruckenden Rallye gibt es für Analyst Green derzeit drei wichtige Gründe, die gegen eine Investition in das Unternehmen sprechen.
- Die Situation rund um die Tochtergesellschaft Gamesa, die Windturbinen herstellt, bleibt angespannt. Trotz einer Beruhigung des Marktes bezüglich der Probleme bei Gamesa,
sieht Green keinen Grund zur Entwarnung. Die Geschäftszahlen der ersten Hälfte des Jahres zeigen, dass Gamesa immer noch mit hohen Verlusten zu kämpfen hat. In der Service-Sparte ging die Marge um
8 Prozent zurück und im Bereich Windturbinen sogar um 22 Prozent. Green warnt davor, dass die Kosten der ungenutzten Kapazitäten weiterhin das Ergebnis belasten werden.
- Der freie Cashflow (FCF) des Energiekonzerns bleibe problematisch. Green kritisiert die Cashflow-Prognosen des Managements, die wesentliche Ausgaben ausschließen und nur
nominelle Werte beinhalten. Er berechnet, dass der wahre FCF von Siemens Energy von 2024 bis 2026 bei minus 2,7 Milliarden Euro liegen könnte, vor allem wenn man die normalisierende Veränderung des
Betriebskapitals berücksichtigt.
- Die Bewertung der Aktie erscheint im Vergleich zu ähnlichen Unternehmen wie der GE-Spinoff Vernova keineswegs günstig. Siemens Energy wird zu einem
Vielfachen von etwa 5,0 des erwarteten EBITDA gehandelt, was Green als zu hoch ansieht, besonders in Anbetracht der bescheidenen mittelfristigen Wachstumserwartungen und der schwachen
Kapitalrendite.
Obwohl Green die Aktie mit einem Kursziel von 15 Euro auf Underperform einstuft, sieht er nach wie vor vieles, was gut laufe bei den Münchenern. "Das Geschäft von Siemens Energy kann sich sehen lassen, vor allem der Turnaround der alten Gas & Power-Sparten." Dennoch dürfte es für die Aktie im kommenden Jahr eher abwärts gehen, warnt der Analyst. Fundamental betrachtet ist die Bewertung der Aktie "voll", insbesondere wenn die unvermeidliche Normalisierung des Betriebskapitals die Bilanz schwächt. Wir der Meinung, dass diese Widersprüche für die Anleger zu bedeutend sind, um sie zu ignorieren."
Autor: Julian Schick, wallstreetONLINE Redaktion
Die Siemens Energy Aktie wird zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Nachricht mit einem Minus von -0,99 % und einem Kurs von 24,03EUR auf Tradegate (21. Mai 2024, 13:14 Uhr) gehandelt.