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    Börsen-Mechanik-Versuch - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 19.01.01 22:15:52 von
    neuester Beitrag 21.01.01 19:33:16 von
    Beiträge: 11
    ID: 331.189
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      Avatar
      schrieb am 19.01.01 22:15:52
      Beitrag Nr. 1 ()
      Hallo da draußen,

      Da ich in 2000 endgültig feststellen durfe, daß Timing nicht meine Stärke ist, suche ich nach einer Anlagemethode, die mir besser liegt als Trading.
      Allein der Versuch, die vielen kursbeeinflussenden Faktoren (Psychologie, Situation des Unternehmens, Gesamtmarkt, ...usw.) einzeln zu erfassen und daraus ein Modell zu entwickeln, ist wie eine präzise Wettervorhersage für den 13.September 2032. :)
      Es gibt einfach zu viele komplexe und unberechenbare Parameter, die noch dazu zusammenhängen. Und selbst wenn jemand eine zuverlässige Formel zur Kursermittlung kennen würde, wäre dies kursbeeinflussend und damit schnell wertlos.

      Anstelle der klassischen Fundamentalanalyse will ich versuchen, die Statistik zu bemühen. Beim Mechanischen Investieren (MI) geht es darum, mit geeigneten Filtern (=screens) aus einem Pool von Aktien einige zu selektieren. Die kann man dann beliebig oft wechseln.
      MI ist eine Domäne der Fools (www.fool.com). Sie haben schon ca. 100 verschiedene screens entwickelt, die teilweise nur auf Fundamentaldaten, teilweise nur auf Kursdaten (oder gemischt) basieren. Dafür gibt es umfangreiche Backtests, d.h. man kann testen, wie gut ein gewählter screen (oder beliebige Kombinationen) performt hätte:

      http://backtest.org


      Es geht darum, relativ sichere Indikatoren zu finden, die für die Zukunft eher steigende als fallende Kurse andeuten. Diese Indikatoren werden von der akuellen Börsenphase abhängen, so daß man sie ab und zu anpassen muß.
      Wie bei der Wetterprognose werden kurzfristige Vorhersagen sicherer sein. Deshalb gebe ich mir einen groben Rahmen vor:


      -monatliche Auswahl von max. 3 Werten
      -hauptsächlich interessiert bei den Filtern der Chart, da darin die meisten Informationen schon enhalten sind
      -die Werte sollen stur 1 Monat gehalten werden (ohne Stop Loss), danach erfolgt eine neue Auswahl
      -es zählt nur das Gesamtergebnis am Monatsende
      Ziel ist ein kontinuierliches Wachstum, das größer sein sollte als der des Langfristdepots


      Vorteile der Strategie:
      -nur 1x pro Monat ca. 10 min Arbeit
      -konstantere Rendite
      -kein Streß mit Entscheidungen (SL oder nicht SL, Timing, was kaufen?)


      Nachteile:
      -eventuelle 10 bagger gehen durch die Lappen
      -Spekulationssteuer und hohe Bankgebühren (daher sollte man möglichst monatlich nur 1-2 "Pferde" wechseln)
      -bisher nur US-Filter verfügbar; europäische Werte durch Handarbeit finden
      -und dann gibt es noch den Nachteil, daß diese Strategie (wie auch das klassische stockpicking) keine Überrenditen liefern kann!
      Dazu mehr im nächsten Posting...
      Avatar
      schrieb am 19.01.01 22:23:01
      Beitrag Nr. 2 ()
      Die Theorie der effizienten Märkte (EMT):

      Die Efficient-Market-Theorie (EMT) hat zwei ins Auge stechende Eigenschaften: Erstens ist sie die mit Abstand am schärfsten angegriffen finanzwissenschaftliche Theorie in der Investmentbranche (weniger in der Finanzwissenschaft) und zweitens ist sie diejenige Theorie, die – sofern Sie zutrifft – unter allen Forschungsergebnissen der Finanzwissenschaft die größte Bedeutung für Anleger hat. Der Kern der Theorie läßt sich relativ einfach darstellen:

      Die EMT sagt aus, dass Wertpapierkurse zu jedem gegebenen Zeitpunkt alle existierenden Information über diese Wertpapiere beinhalten (reflektieren). Eine Unterbewertung oder Überbewertung von Wertpapieren ist deshalb ausgeschlossen und daher auch systematisch ausbeutbare Kursprognosen.

      Die Implikationen dieser Aussage sind denkbar profund. Die meisten Aktienanleger kaufen Aktien in der Annahme, dass diese Wertpapiere mehr wert sind als der Preis, den sie dafür bezahlen und verkaufen Aktien in der Annahme, dass diese Papiere weniger wert sind als das, was sie dafür bekommen. Nimmt man jedoch einen effizienten Aktienmarkt an, spiegeln die gegenwärtigen Marktpreise (Kurse) alle Information über die entsprechenden Aktien wider. Dann ist kaufen und verkaufen von Aktien mit dem Ziel, den Markt zu outperformen, ein glückspielartiges Unterfangen (luck based game) und eben gerade kein Vorhaben, bei dem Können und/oder Wissen den Erfolg bestimmt (skill based game).

      Was "systematisch ausbeutbare" Kursprognosen sind, könnten Sie bei Bedarf im Abschnitt Warum Kursprognosen sinnlos sind nachlesen.

      Die EMT entstand in den 60er Jahren mit der Dissertationsschrift des amerikanischen Ökonomien Eugene Fama. Dieser argumentierte überzeugend, dass in einem effizienten Markt viele gut informierte, intelligente, rationale Anleger agieren. Die Aktien in einem solchen Markt seien korrekt (fair) "gepreist", da sie alle vorhandenen Information reflektieren. In einem solchen Markt werde keine vorhandene Information und keine Analyse zu einer Überrendite führen. Hier die Definition eines effizienten Marktes von Fama selbst:

      "Ein effizienter Markt wird definiert als ein Markt, in dem eine große Anzahl rationaler Investoren agieren, die gewinnmaximierend handeln, die aktiv miteinander konkurrieren, die alle versuchen die Zukunft zu prognostizieren und wo wesentliche Information für alle Anleger beinahe kostenlos verfügbar ist. In einem solchen Markt führt der Wettbewerb unter den Marktteilnehmern zu einer Situation, in der zu jedem gegebenen Zeitpunkt, die tatsächlichen Preise einzelner Wertpapiere alle Implikationen von Ereignissen widerspiegeln, die entweder bereits stattgefunden haben oder die der Markt in diesem Augenblick für die Zukunft erwartet. Mit anderen Worten, in einem effizienten Markt ist der tatsächliche Wertpapierkurs zu jedem Zeitpunkt eine gute Schätzung des inneren Wertes des Wertpapiers."

      In einem effizienten Markt ist es nicht möglich systematische Überrenditen zu erzielen. Überrenditen sind Renditen, die über der Rendite des entsprechenden Marktsegmentes (Asset-Klasse) liegen, wenn man das Risiko (siehe hierzu den Abschnitt über das Sharpe-Ratio) und die Transaktionskosten des Wertpapierhandels berücksichtigt. In diesem Zusammenhang muss man Überrenditen und Renditen klar auseinanderhalten. Beispiel: Der deutsche Blue-Chip-Aktienmarkt liefert langfristig eine Bruttorendite von etwa 12%. Erzielt ein Anleger in diesem Marktsegment (bei Berücksichtigung des Risikos) langfristig über 12% liegt eine Überrendite vor. Man kann auch für einzelne Jahre von einer Überrendite sprechen: Der amerikanische Blue-Chip-Aktienmarkt liefert 1999 eine 39,9%-Bruttorendite. Bei Berücksichtigung des Risikos innerhalb dieses Marktsegementes mehr als 39,9% zu erzielen wäre eine Überrendite gewesen. Je kürzer man das Betrachtungsintervall wählt, desto häufiger sind Überrenditen.

      Ein wichtiger Spezialaspekt der EMT ist die Random-Walk-Theorie (wörtlich übersetzt: Zufallslauftheorie). Random Walk ist ein Begriff aus der Statistik, der in diesem Zusammenhang den Verlauf von Aktienkursen im Zeitablauf beschreibt. Die Random-Walk-Theorie sagt aus, dass historische Kursverläufe nicht verwendet werden können, um künftige Kursverläufe zu prognostizieren. Tatsächlich läßt sich nachweisen, dass der Verlauf von Wertpapierkursen – nach Korrektur um die natürliche Aufwärtsdrift (bei Dax rund 0,052% pro Trading-Tag) – keinerlei Muster enthält, das nicht auch durch Zufall entstanden sein könnte. Dementsprechend sind selbst Experten oder Computer nicht in der Lage, Kursdiagramme, die per Zufallsgenerator (mit einprogrammierter Aufwärtsdrift) erzeugt wurden, von echten Kursdiagrammen zu unterscheiden. Salopp formuliert: "Der Wertpapiermarkt hat kein Gedächtnis". Die Kurse von gestern bedeuten nichts für die Kurse von heute.

      Trifft nun tatsächlich neue (also unerwartete) Information im Markt ein, passt sich der Marktpreis rasend schnell, buchstäblich innerhalb von Sekunden an. (Viele Untersuchungen habe für die meisten Börsen Zeiträume zwischen fünf Sekunden und wenigen Minuten festgestellt.) Für das Bekanntwerden der neuen Information im Markt braucht es keine spezielle Verlautbarung; das Reagieren der einzelnen Marktteilnehmer auf die Information selbst sorgt bereits für ihre Übertragung.

      Wie man sich diese Informationseffizienz konkret vorstellen muss, wird anhand eines konkreten Beispiels ebenfalls im Abschnitt Warum Kursprognosen sinnlos sind dargestellt.

      Mittlerweile sind tausende von Studien zur Efficient-Market-Theorie und Random-Walk-Theorie veröffentlicht worden, insbesondere zu den Fragen, wie effizient bestimmte Märkte sind oder ob diese Theorien sogar insgesamt nicht stimmen. Zusammenfassen kann man aber sagen, dass die Ergebnisse dieser Studien die Markteffizienz für Wertpapiermärkte sehr weitgehend bestätigt haben.

      Die wesentliche Schlussfolgerung der EMT besteht mithin in einem Satz darin, dass Wertpapierinvestments hinsichtlich der Erzielung von Überrenditen ein Glücksspiel sind (nicht hinsichtlich der Erzielung von Renditen selbst.) Die EMT-Debatte spielt deshalb für Anleger bei der Beantwortung der Frage, ob sie aktiv oder passiv (mit Indexanlagen) investieren sollten, eine eminent wichtige Rolle.

      Eine eigentlich banale aber dennoch fast immer übersehene Ursache, die zur Effizienz der Wertpapiermärkte, besteht im "Null-Summen-Spiel-Charakter" der Wertpapiermärkte hinsichtlich der Verteilung von Überrenditen unter allen Anlegern. Was heißt das? Es ist mathematisch vorgegeben, dass (ohne Berücksichtigung von Transaktionskosten) eine Hälfte aller investierten Geldeinheiten in einem Markt über dessen durchschnittlicher Rendite (über dem Marktindex) liegen muss, die andere Hälfte darunter. Dieses Gesetz würde selbst in einem hochgradig ineffizienten Markt gelten und selbst dann noch, wenn alle Anleger der Welt die Expertise eines Warren Buffet oder Peter Lynch hätten. Die Berücksichtigung von Transaktionskosten (durchschnittlich zwei bis drei Prozent jährlich des Anlagevolumens für einen aktiven Anleger) drückt dann rund 90% aller Anleger für langfristige Zeiträume unter den Index, der ja keine Transaktionskosten enthält.

      Die EMT bezieht sich nur auf Wertpapiermärkte. Die Mehrzahl der "normalen" Gütermärkte sind naturgemäß mehr oder weniger ineffizient. Beispiel: Gebrauchtwagenmarkt. Hier ist es möglich, mit Fachverstand, Marktübersicht und entsprechendem Suchaufwand einzelne Fahrzeuge zu finden, die entweder "zu billig" oder "zu teuer" sind. Als Käufer würde man sich auf die zu billigen Autos konzentrieren und könnte so (bei gleichem Risiko) gegenüber dem durchschnittlichen Marktakteur – höhere Gewinne auf das eingesetzte Kapital erzielen.

      Übrigens, die unzweifelhafte Existenz einzelner Anleger, die über lange Zeit hinweg, den Markt nach Kosten und Risiko schlagen, ist für sich genommen keine Widerlegung der EMT, obwohl in der Finanzpresse derartige Aussagen ständig zu lesen sind (das läßt auf das Know how dieser Journalisten schließen ...). In jedem luck based game wird es Teilnehmer geben, deren Spielergebnis vom statistischen Erwartungswert über lange Phasen hinweg positiv abweicht. Beispiel Würfeln. Würde man z.B. 66.500 Personen jeweils 10 mal hintereinander würfeln lassen, müßte statistisch einer unter ihnen sein, der zehn Sechsen würfelt. Gleichwohl kann keiner der Anleger vor dem Spiel erwarten, einen Augendurchschnitt zu erreichen, der wesentlich von 3,5 abweicht. Mit Hilfe statistischer Techniken läßt sich untersuchen wie lange die Outperformance eines Anlegers anhalten muss, bis man mit 99%iger Sicherheit davon ausgehen kann, dass diese Überrendite auf Können und nicht auf Glück zurückzuführen ist. Nimmt man eine Aktienmarktrendite von 12% p.a. an und eine kontinuierliche, jedes Jahr erzielte Überrendite von 2%-Punkten (als 14% p.a.), dauert es etwa 70 Jahre bis sich mit 99%iger Wahrscheinlichkeit schlussfolgern läßt, die Überrendite sei auf Können, statt auf Zufall (Glück) zurückzuführen. Das hängt einfach damit zusammen, dass in jedem Glücksspiel unüblich "erfolgreiche" Spieler vorkommen. Diese sind aber nicht im voraus identifizierbar.

      Nach der EMT sind also systematisch ausbeutbare Kursprognosen praktisch unmöglich. Dennoch wird niemand bestreiten, dass es nicht doch "irgendwo da draußen" oder irgendwann in der Zukunft eine Anlagestrategie gibt oder geben wird, mit der man konsistent Überrenditen erzielen kann. In der Tat wurden in der Vergangenheit immer wieder einfache und komplexe Strategien bekannt, die genau das taten. Überwiegend basieren diese Strategien auf der Ausnutzung sogenannter "Marktanomalien" (miss pricings, siehe Lexikon). Indes wiederholte sich bei all diesen vermeintlichen Erfolgsstrategien das folgende Muster: Sobald die Strategien bekannt wurden, verpuffte ihre Wirksamkeit. Wie das?, Nun, wenn jemand quasi mit dem Finger auf ausbeutbare Marktanomalien zeigt, indem er sie laufend mit Gewinn ausbeutet, wird die ganze Anlegergemeinschaft darauf aufmerksam, und alle "steigen ein". Damit treibt die "Herde" den Preis für diese Investmentchance nach oben, und die Strategie verliert ihre Wirkung. Dieses blitzschnelle "Wegarbitrieren" von Gelegenheiten zur Erzielung von Überrenditen, ist ein Hauptmerkmal effizienter Märkte. Die Existenz von Marktanomalien widerlegt also nicht die EMT wie in der Presse vielfach behauptet wird. Eine Widerlegung der EMT wäre dann gegeben, wenn Marktanomalien nach ihrer Entdeckung dauerhaft weiterbestünden und bei Berücksichtigung von Transaktionskosten systematisch ausgebeutet werden könnten.

      Neuerdings ist in der populären Finanzpresse vielfach zu lesen, die junge Forschungsrichtung der Behavioral Finance (siehe Was uns Behavioral Finance lehrt) widerlege die EMT. Diese Forschungsergebnisse hätten gezeigt, dass die Mehrzahl der Anleger irrationale Verhaltensweisen zeigten. Die EMT basiere jedoch auf dem Homo Oeconomicus, dem vollständig rationalen, nutzenmaximierenden Wirtschaftsakteur und sei deshalb realitätsfern. Die Behauptung eines solchen Widerspruches zwischen den beiden Forschungsansätzen und der Realitätsferne der EMT ist Unsinn. Ein effizienter Markt, wie ihn die Ökonomen definieren, funktioniert bereits, wenn wenige Anleger (vermutlich weniger als 20%) rational handeln. Und diese wenigen rationalen Anleger müssen zudem nicht stets dieselben sein. Warum das so ist, behandelt jede "Einführung in die Microökonomie-Vorlesung". Ferner haben Forschungen ergeben, dass Anlegerirrationalität zwar in der Tat häufig gegeben ist, diese Irrationalität aber selbst nicht "systematisch" ist. Anders formuliert: Anleger reagieren zwar oft "falsch" auf bestimmte Informationen aber nicht kontinuierlich auf die gleiche Weise falsch. Falsches Verhalten wäre aber nur dann von anderen, rationalen Anlegern ausbeutbar, wenn es langfristig einigermaßen stabil in eine Richtung liefe.

      Obwohl also der Behavoral Finance-Ansatz bei genauer Betrachtung nicht im Widespruch zur EMT steht, ist in der Wirtschaftspresse im Zusammenhang mit Behavioral Finance immer wieder von der "neuesten Attacke gegen die Efficient-Market-Hypothese" (Handelsblatt) zu lesen. Wie so oft, wenn es um Kapitalanlagen geht, scheint Sensationsmache vor Fakten zu gehen.

      Ein kurioses aber anerkanntes Paradox der EMT besteht übrigens darin, dass sie verschwinden würde, wenn alle Marktteilnehmer nach ihre handeln würden, also nur noch passives Portfoliomanagement, z.B. mit Indexfonds, betreiben würden (siehe Glossar). Es gibt auch Schätzungen dazu, wie groß der Anteil passiver Investoren an allen Investoren sein müßte, um die Effizienz der Märkte zum "Kippen" zu bringen, so dass sich aktive Anlagestrategien wieder lohnen würden. Diese Schätzungen gehen in Richtung 80% (gemessen am Volumen passive gemanagter Gelder am gesamten Anlagevolumen). Heute liegt dieser Anteil bei weniger als 15%.

      In den finanzwissenschaftlichen Unifakultäten ist heute eigentlich nur noch die Frage offen, wie hoch der Grad der Markteffizienz ist. Über das Vorhandensein der Markteffizienz selbst besteht unter Wissenschaftlern kaum noch Dissens. Nichtsdestoweniger wird die EMT in der Investmentbranche mit manchmal fast hysterisch anmutender Leidenschaft angegriffen und in der populären Finanzpresse – gemessen an der enormen Bedeutung dieser Theorie – beinahe totgeschwiegen. Das läßt sich jedoch leicht erklären. Die Jobs von Fondsmanagern, Analysten und Finanzjournalisten erfordern zwingend den Glauben an ineffiziente Wertpapiermärkte. Andernfalls könnten diese Personen buchstäblich "nach Hause gehen" und die Fonds- und Bankenbranche würde Schätzungen zufolge weltweit rund 375 Milliarden Dollar pro Jahr risikoloser Wertpapierhandelsprovisionen verlieren – die verlorenen Einkünfte der populären Finanzpresse nicht einmal mit eingerechnet. Deren kurzatmige, bei Berücksichtigung der Trading-Kosten genauso oft richtigen wie falschen Anlagetipps sind nämlich für passiv orientierte Anleger uninteressant.


      Mehr gibts bei http://www.indexinvestment.de
      (Da steht auch, warum ermittelte Backtestrenditen keine Aussagekraft über die Zukunft haben.)
      Avatar
      schrieb am 19.01.01 23:09:16
      Beitrag Nr. 3 ()
      @piratpilot

      Hochachtung ersteinmal vor deinen ausführlichen Darlegungen. Auch ich beschäftige mich seit einigen Jahren mit Fragen zur Entwicklung statischer Handelssysteme. Dies allerdings setzt natürlich voraus, an der Zufälligkeit von Kursentwicklungen und ganz besonders an der Theorie der effizienten Märkte zu zweifeln. Insbesondere Letzteres ist ganz einfach nicht realitätskonkruent. Dies zeigen die täglich und in vielen Märkten anzutreffenden Arbitragemöglichkeiten (o.k. meine Suche und meine ausgleichende Transaktionen tragen zur Effizienz bei!!!).
      Aber auch die Frage nach systematischer Outperformance der Märkte halte ich für realisierbar. Und zwar mit einer einzigartig einfachen Lösung, die eigentlich jeder, der sich zum allerersten Mal mit der Kursbildung an den Wertpapiermärkten beschäftigt, sofort kennenlernt (aber in ihrer Tragweite noch nicht erfaßt), dann aber im Versuch, tiefer in das Wesen der Märkte einzudringen, aus den Augen verliert. Es hat acht (!) Jahre intensivsten Studiums aller relvanten Aspekte und einiges an Lehrgeld gedauert, ehe ich bemerkte, daß dieses angesammelte Wissen sicher ganz interessant, aber letztlich doch wertlos ist. Und genau dies ist das Problem der meisten Experten der technischen Analyse und aller Fundamentalisten, der Marktpsychlogen und Spieltheoriemathematiker. Jeder hat zwar auf seine Weise ein in sich schlüssiges Konzept und dennoch gelingt es nur ganz wenigen, kontinuierlich besser zu sein als der Markt. Warum? Wir alle sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Mein derzeit favorisiertes System benötigt keine Indikatoren (schade um die vielen gelesenen Bücher), aber auch keine fundamentalen Daten (Gott sei dank!) und dennoch .......die Natur baut auf Symmertrie, auch beim simplen Betrachten von Barcharts ist dies erkennbar.

      Kurse sind trotz aller tiefsinnigen Versuche und Hilfsmittel ganz einfach nicht hinreichend genau prognostizierbar. Und wenn dies so ist, dann sollte ein möglichst signalnahes Trendfolgesystem unter Beachtung einiger Optimierungsregeln die zwingende Folge sein.

      Wäre schön, wenn wir diesen Thread immer mal wieder beleben könnten. Danke für die heutige Anregung!


      Gruß goldgo
      Avatar
      schrieb am 20.01.01 05:25:05
      Beitrag Nr. 4 ()
      Hallo zusammen,

      ich habe im Forum "50er Club" ebenfalls einen Thread zum mechanischen Investieren eröffnet, allerdings nicht so tiefgreifend wie die obige Erklärung.

      Vielleicht treffen wir uns mal dort?

      AEG
      Avatar
      schrieb am 20.01.01 14:36:55
      Beitrag Nr. 5 ()
      Hallo PiratPilot,


      Ich meine, die EMT-Theorie läßt sich auch in der altbekannten Börsenweisheit "Der Markt hat immer Recht" zusammenfassen.

      Da wird finde ich ein einfacher Sachverhalt verkompliziert dargestellt.



      Auch dieser Begriff "Ineffizienter Markt". Also ich kenne das unter dem Namen "Greater Fool - Theorie" schon länger.


      Ich habe z.B. überhaupt kein Problem damit, eine Aktie zu einem "effizienten Preis" zu kaufen.

      Voraussetzung: Ich bin der Meinung, der "effiziente Preis" wird in Zukunft höher sein wird. An der Börse wird eben die Zukunft gehandelt, d.h. eben der "effiziente Wert" der Zukunft. Und in die Zukunft zu sehen ist aber sehr schwierig!
      Allerdings bin ich der Meinung, daß es sich mit der Börse eher umgekehrt zum Wetterbericht verhält: Kurzfristige Prognosen sind schwieriger als langfristige!



      Mit dieser Einstellung habe ich denke ich niemanden abgezockt und kann trotzdem von Kurssteigerungen profitieren.

      Dies ist meiner Meinung auch der Vorteil eines Langfristinvestment (in einer dafür geeigneten Aktie!!!): Man kann nahezu immer am ATH kaufen, ohne allzuviel falsch machen zu können.
      Eine wichtige Voraussetzung ist hier allerdings, daß nicht allzuviele Idioten am Markt sind (Stichwort: Dienstmädchenhausse, Aktienkredite), die nicht wissen was sie tun und damit dem Markt eine gewisse "Ineffizienz"(könnte man einfacher auch "Spekulationsblase" nennen) verleihen.
      Am NM ist dies ja sehr schön zu beobachten.


      Gruß,
      Crestfallen. :)

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      Avatar
      schrieb am 20.01.01 14:38:55
      Beitrag Nr. 6 ()
      Sorry für die teilweise etwas seltsame Grammatik.
      Avatar
      schrieb am 20.01.01 19:55:53
      Beitrag Nr. 7 ()
      Hallo PiratPilot


      Interessanter Artikel den du geschrieben hast. Die Theorie
      der effizienten Märkte kannte ich noch nicht und kann ich auch nicht teilen. Nach dieser Theorie gibt es keine Über- oder Unterbewertungen von Aktien, somit auch keine Möglichkeiten Indizes dauerhaft outzuperformen (da der aktuelle Kurs immmer der "faire" ist). Einzige dauerhafte Anlagemöglichkeit sind daher leider Indexzertifikate oder
      -aktien.
      Sorry , deckt sich alles leider nicht mit meinen Erfahrungen. Ich persönlich halte sehr viel von "behavioral finance": antizyklisches Investieren, nicht der Masse
      hinterherlaufen. Im Prinzip muß man sich vor einem Einstieg
      in den Aktienmarkt über seine eigenen Stärken und Schwächen klar sein --> daraus folgt dann eine Aktienauswahl, die auf mein persönliches Risikoprofil und meine Finanzsituation zugeschnitten sind. Letzten Endes kann ich mich nur selber schlagen.

      Bin jetzt etwas abgeschweift. Also zurück zum mechanischen Investieren. Habe neulich die Dow/DAX-Dividendenstrategie
      (Top 10 low 5) entdeckt. Die Ergebnisse dieser Strategie sind beeindruckend. Im 26 Jahresvergleich konnte diese
      Strategie den DAX (17,66 % p.a. zu 10,54 % p.a.) glasklar
      outperformen. Die Ursache scheint im antizyklischen Investieren in zurückgebliebene Werte (=hohe Dividendenredite) zu liegen. Das dürfte es nach der Theorie der effizienten Märkte wahrscheinlich nicht geben.

      Schönen Gruß Ignatz
      Avatar
      schrieb am 21.01.01 03:58:14
      Beitrag Nr. 8 ()
      Hi PiratPilot!

      Wollte nur sagen, dass ich deinen Thread gefunden hab` und hier unsere kleine Konversation unter Massenbeteiligung ;) weiterführe. Bin jetzt aber zu müde.
      David
      Avatar
      schrieb am 21.01.01 19:24:07
      Beitrag Nr. 9 ()
      goldgo:
      zur EMT: siehe weiter unten
      Wenn ich daran glauben würde, dann würde ich nur Indexzertifikate kaufen. Zu Deiner Strategie: Kursbildung, keine Indikatoren, Symmetrie, Barcharts, Trendfolgesystem...
      Mach es nicht so spannend! :) Gib doch mal ein paar Hinweise zu Deiner Methode.

      AEG:
      Hab Deinen Thread verfolgt und auch Wiwodave angemailt. Da ich kein "fetter" User bin (und auch nicht werde), will ich hier schreiben.

      Crestfallen:
      Der EMT-Artikel ist nicht von mir, sondern von der genannten URL kopiert. Man sollte sich ja mit den Gegenargumenten einer Strategie befassen. Gerade Deine Beschreibung, am ATH zu kaufen, hat in 2000 nicht geklappt.
      Hast Du nach der Aprilkorrektur geahnt, daß es nochmal soweit runtergeht? Ich leider nicht. Deshalb will ich jetzt einen Teil des Depots "automatisieren", und mir keinen Kopf um Timing machen.

      IgnatzWrobel:

      Gutes Beispiel, die Dividendenstrategie.
      Es gibt bei den Fools ähnliche screens, leider reichen nur die screens, die allein auf Kursdaten basieren so lange zurück. screens, die auch Fundamentaldaten der Firmen berücksichtigen, gibt es ca. ab 1986.


      Jetzt weiter im Text:

      Hier nochmal hervorgehoben der interessanteste Teil:

      In einem effizienten Markt ist es nicht möglich systematische Überrenditen zu erzielen.
      Kursprognosen aus der Vergangenheit abzuleiten ist unmöglich.



      Soll man also aufgeben und (bausparermäßig :D) nur den Index nachbilden? Ich will wenigstens versuchen, "systematische Überrenditen" zu erzielen, denn EMT ist nur ein Modell der Realität, und Modelle beruhen immer auf Annahmen und Vereinfachungen. Die EMT bildet die Realität nicht exakt ab!
      Man hat nur bisher nichts besseres gefunden, d.h. Experimente, die man in diesem Modell durchführt, kommen näher an die Realität als andere finanzmathematische Theorien. Laut Theorie haben historische Renditen keinerlei Aussage für die Zukunft. Gleichzeitig wird jedoch die implizite Volatilität als Maß für das eingegangene Risiko akzeptiert. Dabei wird hier auch nur die historische Schwankung eines Wertpapieres in die Zukunft fortgeschrieben.
      Ich denke schon, daß es grundlegende Gesetzmäßigkeiten (psychologischer Natur?) gibt, die steigende Kurse aus der Vergangenheit ableiten lassen. Denn sonst könnten wir alle Roulette spielen. :)

      BTW: "Die beste Methode, beim Roulette zu gewinnen ist, Jetons zu klauen" (angeblich von A. Einstein)
      Avatar
      schrieb am 21.01.01 19:29:24
      Beitrag Nr. 10 ()
      Ich will mal kurz beschreiben, wie ich vorgegangen bin, um "meinen" screen zu finden:

      Zuerst wollte ich einen eigenen Filter zusammenstellen, doch der wäre nicht reproduzierbar und ich habe dazu keine Daten aus der Vergangenheit. Deshalb nutze ich lieber die Fool-Daten. Nun gibt es die Aktien aller screens der Fools im Netz:

      www.phillysites.com/screens/key.htm

      Meine erste Idee: die aktuell ca. 70 screens der Fools werden jede Woche erneuert. Ich habe mir alle screens seit Ende 1999 in eine Exceltabelle geladen und dann die 10 best-performenden Aktien der letzten 4 Wochen rausgesucht. Dann bin ich zu den screens gegangen, die exakt am Beginn dieser 4 Wochen aufgestellt wurden.
      (also Ende Januar gucken, welche Werte im Januar am besten liefen und dann in die screens von Anfang Januar geguckt, wo diese Werte zuerst auftauchten). Wir hatten 2000 alle Börsenphasen (erst Hausse, dann Baisse, dann seitwärts dann wieder Baisse.) In jeder Phase waren andere screens besser und es gibt keinen, der die Top10 Aktien der nächsten 4 Wochen mit irgendeiner Regelmäßigkeit erraten hätte...


      Also ein anderer Versuch mit den Backtests von Jamie Gritton (ein Fool).
      Es gibt dort einen Test mit dem Namen "crystal ball" (Kristallkugel). Er liefert die Rendite der besten Aktie des screens, egal auf welchem Rang die Aktie steht. Es ist also unrealistisch, da man nie vorher wissen kann,
      welche der (meist 10) Werte am besten laufen werden aber es liefert das theoretische Potenzial der screens.
      Nachdem ich 10, 5 und 2 Aktien über verschiedene Zeiträume (nur 2000, 10 Jahre, 20 Jahre) getestet hatte, flogen schon mal 10 screens raus, da sie eher schlechte Werte liefern.
      Die anderen brachten so zwischen 2000% und 3000% im Jahr! :)

      Wichtig sind eigentlich nur die Top 5 eines screens, da man wohl nie den 7. Wert kauft. Also folgte als nächstes der Standard Backtest. Hieraus läßt sich ableiten, ob die Rangfolge der Aktien des screens gut ist.
      Gut heißt, daß die ersten 3 Aktien auch die Top Performer des screens werden. Denn manche screens finden gute werte, nur leider in der falschen Reihenfolge...
      (liegt wohl daran, daß viele sich nach den screens richten, und die ersten 3 kaufen...
      Ich hatte dann ca. 10 screens, die für sich allein überdurchschnittlich abschneiden. Die habe ich nun auf unterschiedlichste Arten kombiniert und andere Filter auf sie angewandt.
      Avatar
      schrieb am 21.01.01 19:33:16
      Beitrag Nr. 11 ()
      Das Resultat ist ein screen, der von 1989 bis 2000 durchschnittlich (!) 104% Rendite schaffte. Das Risiko (die Volatilität) lag bei 49, was im Vergleich mit den Einzelscreens (ca. 40-100) wenig ist, im Vergleich zum S&P jedoch viel (ca. 17). Außerdem gab es im Beobachtungszeitraum kein Jahr mit negativer Performance, obwohl auch mal -30% Monate dabei waren. Leider reichen die Daten nicht vor 1989 zurück. Wäre ich an dem Tag, an dem ich meine erste Aktie kaufte, mit der Kohle diesem screen gefolgt, dann könnte ich jetzt den Dow beeinflussen. :laugh:

      Allerdings gab es in den letzten Jahren eine Riesen Hausse. Man darf diese Renditen nicht extrapolieren. Ich bin mir auch nicht sicher, auf welcher Anomalität dieser screen basiert. Falls es wirklich Zufall sein sollte, kann es durchaus sein, daß man in den kommenden Jahren nur Minus damit macht. Weiterhin "spielen" die Backtests mit den historischen Kursdaten, obwohl niemand nach dem screen real invesierte. D.h. in Realität könnte das Ergebnis abweichen.
      Auch ist man abhängig von den Daten, die in die Fool screens einfließen (von der Firma valueline).

      Mir würde es schon reichen, den Nasdaq damit zu schlagen.
      Natürlich wird der screen nicht verraten; probiert selber mal mit den Backtests rum.
      So, daß war erstmal mein Plan; jetzt werde ich sehen, wie es sich entwickelt.

      Bis demnächst, PiratPilot


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