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    +++Die Jagd auf die Analysten+++ - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 10.08.01 11:13:51 von
    neuester Beitrag 10.08.01 11:16:36 von
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      schrieb am 10.08.01 11:13:51
      Beitrag Nr. 1 ()
      +++Die Jagd auf die Analysten+++

      Von Carsten Volkery, New York
      Seit dem Börsencrash im Frühjahr 2000 sind die Analysten der Banken unter Beschuss. Inzwischen nimmt die Jagd in den USA ungeahnte Ausmaße an.


      New York - Er ist der Alptraum der amerikanischen Investmentbanker. 400.000 Dollar hat er Merrill Lynch bereits gekostet. Und Jacob Zamansky ist noch nicht fertig mit seinen mächtigen Nachbarn im Financial District. Als nächstes will der New Yorker Anwalt sich Salomon Smith Barney und Morgan Stanley vorknöpfen. Der Mann mit dem glattgekämmten schwarzen Haar arbeitet hart an seinem Image als nationale Anlaufstelle für Börsencrash-Opfer. Auf CNBC prangert er die Nasdaq-Schummler an, die die Anleger angeblich um Millionen Dollar betrogen haben. Auf seiner Website fordert er die Opfer auf, die Firmen und Analysten zu verklagen.
      der Druck wächst

      Der Druck auf die Analysten wächst von allen Seiten: Der US-Kongress hat einen Untersuchungsausschuss eingesetzt. Die Börsenaufsicht SEC hat offiziell die Losung ausgegeben: Trau keinem Analysten. Und die Anleger geben sich nicht mehr damit zufrieden, ihr Geld aus dem Markt abzuziehen; sie gehen in die Offensive und klagen. Im Visier haben sie gerade Mary Meeker, die einstige "Königin des Internets", die sich immer besonders optimistisch über das Potenzial von Internetfirmen geäußert hatte. Am vergangenen Montag reichten Aktionäre von AOL Time Warner Klage gegen die Star-Analystin von Morgan Stanley ein. In der Vorwoche waren bereits Ebay- und Amazon-Anleger vor Gericht gezogen.

      Der Vorwurf ist altbekannt: Meeker habe die Aktien empfohlen, um die Firmen als Morgan-Stanley-Kunden zu halten. Außerdem sei ihr Gehalt direkt von den Deals abhängig gewesen, die sie ihrem Arbeitgeber vermitteln konnte.

      Die Kläger hoffen nun auf einen ähnlichen Geldsegen wie den, den Zamansky im Juli herausgeholt hatte. Merrill Lynch zahlte nach einer außergerichtlichen Einigung 400.000 Dollar an Zamanskys Mandanten, einen 46-jährigen Kinderarzt. Der hatte behauptet, Merrills Internet-Analyst Henry Blodget sei für sein fehlgeschlagenes Investment in Infospace verantwortlich gewesen. Blodget hatte das Internet-Unternehmen wiederholt zum Kauf empfohlen, laut Klageschrift, um die Firma als Kunden von Merrill Lynch zu halten. Als der Kurs stürzte, verlor der Kinderarzt insgesamt 500.000 Dollar.

      Klagewelle rollt an

      Mit der Zahlung wollte Merrill Lynch einfach einen langwierigen Gerichtsprozess verhindern. Doch stattdessen sandte die Bank eine fatale Botschaft: Es gibt eine Versicherung für Börsenverluste. Und so steigern sich die Anleger erneut in einen kollektiven Rausch. Diesmal geht es um Rache an den Analysten, die angeblich die Internet-Aktien in unverantwortliche Höhen getrieben haben. Die SEC meldet einen starken Anstieg an Beschwerdebriefen. Und die Zahl der Klagen wegen Anlegerbetrugs ist laut "Wall Street Journal" in diesem Jahr bereits auf 238 gestiegen - und es ist erst August. Der bisherige Rekord lag bei 236 Klagen im Jahr 1998.

      Blodget und Meeker sind ein einfaches Ziel. Die beiden Top-Internet-Analysten des Landes waren die Gesichter des Internet-Booms. Sie schraubten die Kursziele immer höher - selbst als die Kurse im März 2000 zu fallen begannen. Jetzt sind sie die Sündenböcke der Nation.

      Doch die Anleger könnten zum zweiten Mal nach dem Crash enttäuscht werden. Denn die Banken stehen hinter ihren Analysten. Morgan Stanley weist jede Schuld von sich und hat angekündigt, bis zur letzten Instanz vor Gericht zu kämpfen. Und dort hätten sie alle Chancen, glauben Rechtsexperten. Denn Aktienbetrug ist schwer nachzuweisen, zu viele Variablen beeinflussen den Kurs. Dennoch: In einem Land, in dem ein krebskranker Raucher eine Milliardensumme als Entschädigung zugesprochen bekommt, scheint nichts unmöglich.

      Nur ein Prozent der Empfehlungen rät zum Verkauf

      Natürlich sind die Vorwürfe gegen die Analysten berechtigt. Zwar behaupten alle Banken, es gebe keine Verbindung zwischen Investmentbankern und Analysten im eigenen Haus. Doch es ist ein offenes Geheimnis, dass die so genannten "chinesischen Mauern" zwischen den beiden Abteilungen faktisch nicht existieren. Ein wichtiges Indiz dafür ist, dass nur ein Prozent aller Analysten-Empfehlungen tatsächlich zum Verkauf einer Aktie raten. Die überwiegende Mehrheit sind Kaufempfehlungen, denn Investmentbanking-Kunden sehen es nicht gern, wenn sie von ihrer eigenen Bank schlecht gemacht werden. In der heißen Phase der Börsengänge in den Jahren 1998 und 1999 haben Internet-Firmen ihre Betreuerbank laut Marktbeobachtern bewusst danach ausgesucht, welche Analysten sie beschäftigte. Morgan Stanley war begehrt, weil auf Mary Meekers Unterstützung an der Börse Verlass war.

      Lesen Sie in Teil 2: Studien belegen, wie Banken die Kommentare ihrer Analysten zur Anwerbung neuer Kunden genutzt haben

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,149013,00.html
      Avatar
      schrieb am 10.08.01 11:16:36
      Beitrag Nr. 2 ()
      Banken benutzten Analystenkommentare zur Anwerbung neuer Kunden


      Etliche Studien haben diesen Zusammenhang nachgewiesen, darunter eine brandneue von der SEC. Sie wurde kürzlich vor dem Untersuchungsausschuss im US-Kongress vorgestellt. Demnach haben alle der neun untersuchten Banken ihre Analysten dazu benutzt, neue Kunden für das Investmentbanking zu gewinnen. Ein Viertel der Analysten hielt signifikante Anteile an den von ihnen empfohlenen Firmen. Der Ausschussvorsitzende, der Republikaner Richard Baker, zeigte sich entsetzt über die Ergebnisse. In der "New York Times" drohte er mit schärferer Regulierung: "Wenn sich in der Branche in den nächsten sechs Monaten nichts ändert, dann müssen wir entschieden eingreifen."
      Selbstregulierung ist Trumpf

      Diesmal könnte die Stärke der Bewegung ausreichen, um die Banken zur Selbstregulierung zu zwingen. Erste Reaktionen gibt es bereits: Im vergangenen Dezember forderte der Chef von Prudential Securities seine Analysten auf, öfter das bisher verpönte S-Wort ("Sell") zu benutzen. Die nationalen Analysten-Vereinigungen verabschiedeten im Sommer einen Ehrenkodex. Bei Goldman Sachs müssen die Analysten neuerdings offen legen, an welchen Firmen sie beteiligt sind. Und Merrill Lynch und Credit Suisse First Boston haben ihren Analysten ganz verboten, Aktien der von ihnen beobachten Unternehmen zu halten.

      Kritiker allerdings halten dagegen, dass Selbstverpflichtungen nicht ausreichen. Der Interessenkonflikt innerhalb einer Bank bleibe bestehen. Die einzige Lösung sei daher die Aufspaltung einer Bank in separate Einheiten. Das jedoch wird nicht passieren. Die SEC scheint sich bereits mit der Realität abgefunden zu haben: Statt eine stärkere Kontrolle zu fordern, rät sie Anlegern, immer daran zu denken, dass Analysten keine objektiven Wahrheiten verkünden.

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,149372,00.html


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