DAX, Dow & Co. - was bewegt wen und wer bewegt wen - 500 Beiträge pro Seite
eröffnet am 17.10.11 16:46:37 von
neuester Beitrag 20.10.11 12:05:40 von
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Hallo Kollegen!
die folgenden Fragen stellen sich mich vor allem, wenn es um Daten a la Zinsentscheidungen, Arbeitslosenzahlen etc geht und "die Märkte" in Milisekunden darauf reagieren.
Nun ist ja der DAX ein Performanceindex und der Dow eigentlich ein aussageloser Durchschnittsindex. Unabhängig davon, beruhen beide auf den Kursen der im Index enthaltenen Werte.
Für mich ist es aber nicht ganz logisch und nachvollziehbar, wie man seine Anlageentscheidung in Bezug auf Einzelaktien innerhalb von Milisekunden nach so einer Entscheidung ändert (oder verstärkt). Jedoch erscheint es mir logisch, dass die Indicies blitzschnell eine Antwort geben.
Aber wie sieht das Ganze in der Realität aus? welche Entscheidungen werden zuerst getroffen und sind überhaupt Menschen involviert?
Beispiel Zinserhöhung USA. Zinsen werden saftig erhöht. Jeder Anleger weiß, dass ist nicht gut für die Aktien. Nach der Entscheidung ist innerhalb von 1 sec der Dow Jones tiefer, samt seiner Aktien.
Aber wie kommt es dazu?
werden die Verkaufsorders für die Aktien manuell getätigt, Aktien fallen, Dow Jones fällt?
Oder sind die Orders in den Computer so programmiert, dass die Aktien bei einer Zinserhöhung verkauft werden?
Oder gibt es soviele Marktteilnehmer, die mittels Derivaten in der ersten Milisekunde auf einen fallenden Dow setzen und als Gegenmaßen zu dem werden dann in der zweiten Milisekunde die entsprechenden realen Verkäufe eingeleitet, die dann letztendlich auch den Dow Jones drücken.
Oder drücken die Future-Kontrakte den tatsächlichen Index? aber auch da, wie ist hier die Reihenfolge der Abläufe
oder ganz banal ausgedrückt: wenn sich wie im Bsp der Dow nach unten bewegt, so kann man auch bei der unwichtigsten SDAX Aktie eine Reaktion sehen obwohl kein herkömmlicher Aktionär die Aktie in dieser Milisekunde abgestoßen hat bzw. wollte (da er ja eher in dem Moment andere Produkte tradet) also wird auch diese popelige SDAX technisch in Mitleidenschaft gezogen?
Ich hoffe ihr könnt nachvollziehen, was ich mein und wissen mag
vielen Dank!
die folgenden Fragen stellen sich mich vor allem, wenn es um Daten a la Zinsentscheidungen, Arbeitslosenzahlen etc geht und "die Märkte" in Milisekunden darauf reagieren.
Nun ist ja der DAX ein Performanceindex und der Dow eigentlich ein aussageloser Durchschnittsindex. Unabhängig davon, beruhen beide auf den Kursen der im Index enthaltenen Werte.
Für mich ist es aber nicht ganz logisch und nachvollziehbar, wie man seine Anlageentscheidung in Bezug auf Einzelaktien innerhalb von Milisekunden nach so einer Entscheidung ändert (oder verstärkt). Jedoch erscheint es mir logisch, dass die Indicies blitzschnell eine Antwort geben.
Aber wie sieht das Ganze in der Realität aus? welche Entscheidungen werden zuerst getroffen und sind überhaupt Menschen involviert?
Beispiel Zinserhöhung USA. Zinsen werden saftig erhöht. Jeder Anleger weiß, dass ist nicht gut für die Aktien. Nach der Entscheidung ist innerhalb von 1 sec der Dow Jones tiefer, samt seiner Aktien.
Aber wie kommt es dazu?
werden die Verkaufsorders für die Aktien manuell getätigt, Aktien fallen, Dow Jones fällt?
Oder sind die Orders in den Computer so programmiert, dass die Aktien bei einer Zinserhöhung verkauft werden?
Oder gibt es soviele Marktteilnehmer, die mittels Derivaten in der ersten Milisekunde auf einen fallenden Dow setzen und als Gegenmaßen zu dem werden dann in der zweiten Milisekunde die entsprechenden realen Verkäufe eingeleitet, die dann letztendlich auch den Dow Jones drücken.
Oder drücken die Future-Kontrakte den tatsächlichen Index? aber auch da, wie ist hier die Reihenfolge der Abläufe
oder ganz banal ausgedrückt: wenn sich wie im Bsp der Dow nach unten bewegt, so kann man auch bei der unwichtigsten SDAX Aktie eine Reaktion sehen obwohl kein herkömmlicher Aktionär die Aktie in dieser Milisekunde abgestoßen hat bzw. wollte (da er ja eher in dem Moment andere Produkte tradet) also wird auch diese popelige SDAX technisch in Mitleidenschaft gezogen?
Ich hoffe ihr könnt nachvollziehen, was ich mein und wissen mag
vielen Dank!
Antwort auf Beitrag Nr.: 42.221.675 von GekkoJr am 17.10.11 16:46:37Beispiel Zinserhöhung USA. Zinsen werden saftig erhöht. Jeder Anleger weiß, dass ist nicht gut für die Aktien. Nach der Entscheidung ist innerhalb von 1 sec der Dow Jones tiefer, samt seiner Aktien.
Aber wie kommt es dazu?
Nennt sich Futuretrading!
Aber wie kommt es dazu?
Nennt sich Futuretrading!
Antwort auf Beitrag Nr.: 42.222.338 von Datteljongleur am 17.10.11 18:50:33Nein. Man nennt es High Frequency Trading.
Das ist klar. Aber kann jemand die zeitliche Reihenfolge der von mir skizzierten Abläufe schildern?
Danke!
Danke!
ja, high frequency nennt sich das.
ich habe gelesen, dass diese trader genau im hinterzimmer der börse x computer laufen haben.
die nähe zu r börse ist wegen den leitungen so wichtig, die heben nämlich die zeit auf, die ein normal getätigter trade braucht um an die anzeige zu gelangen.
dies dauert im normalfall einige sek., bei den high- fr. tradern geht es in millisek über die bühne.
sie fangen also die trades auf und geben sie mit eigenem aufschlag weiter.
der aufschlag ist ihr gewinn und lohnt sich bei sehr vielen trades.
also ein todsicheres geschäft, denn es dreht sich nur um millicents pro trade.
zudem und das kann ich glaub ich nicht unbedingt wahrheitsgemäß erklären, scheint es so zu sein, dass bestimmte marken einfach vorprogrammiert sind, die wenn sie berührt werden den jeweiligen trade auslösen.
was genau die trader da noch persönlich eingeben weiß ich nicht.
ich suche mal den link, den es hier auf w:o gibt über high frequency handel und stell den ein.
hier war er:
Antwort auf Beitrag Nr.: 42.002.987 von buchi1971 am 25.08.11 17:22:50http://www.efinance.wiwi.uni-frankfurt.de/fileadmin/ordner_n…
Ist von 2 0 0 9 !!! und wird sozusagen täglich krasser bzw. immer mehr von diesen
Hochfrequenzleistungscomputern machen mit und die rennen natürlich alle immer die
gleiche Richtung bzw. immer hinterher
in forum:
http://www.wallstreet-online.de/diskussion/1168599-21-30/dax…
ich habe gelesen, dass diese trader genau im hinterzimmer der börse x computer laufen haben.
die nähe zu r börse ist wegen den leitungen so wichtig, die heben nämlich die zeit auf, die ein normal getätigter trade braucht um an die anzeige zu gelangen.
dies dauert im normalfall einige sek., bei den high- fr. tradern geht es in millisek über die bühne.
sie fangen also die trades auf und geben sie mit eigenem aufschlag weiter.
der aufschlag ist ihr gewinn und lohnt sich bei sehr vielen trades.
also ein todsicheres geschäft, denn es dreht sich nur um millicents pro trade.
zudem und das kann ich glaub ich nicht unbedingt wahrheitsgemäß erklären, scheint es so zu sein, dass bestimmte marken einfach vorprogrammiert sind, die wenn sie berührt werden den jeweiligen trade auslösen.
was genau die trader da noch persönlich eingeben weiß ich nicht.
ich suche mal den link, den es hier auf w:o gibt über high frequency handel und stell den ein.
hier war er:
Antwort auf Beitrag Nr.: 42.002.987 von buchi1971 am 25.08.11 17:22:50http://www.efinance.wiwi.uni-frankfurt.de/fileadmin/ordner_n…
Ist von 2 0 0 9 !!! und wird sozusagen täglich krasser bzw. immer mehr von diesen
Hochfrequenzleistungscomputern machen mit und die rennen natürlich alle immer die
gleiche Richtung bzw. immer hinterher
in forum:
http://www.wallstreet-online.de/diskussion/1168599-21-30/dax…
ich glaube die pdf ist nicht merh online.
deshalb hier:
Quelle Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 09. 08. 2009
Seite 41
Ressort Geld und Mehr
Seitentitel GELD & MEHR
Milliardengewinne in Millisekunden
An den Börsen schieben Computer vollautomatisch Aktien hin und her. Manchmal entscheidet ein Meter
Kabel über ein paar Milliarden.
VON PATRICK BERNAU
Schneller, als ein Mensch "kaufen" sagen
kann. Schneller, als er einen Aktienkurs
liest. Sogar schneller, als die Augendeckel
beim Wimpernschlag klappern:
Die Börsen ticken inzwischen in
einer Geschwindigkeit, die sogar den
Flügelschlag einer Fliege aussehen lässt
wie einen Spaziergänger neben dem
Weltmeister im 100-Meter-Lauf. Unbeeindruckt
von Finanzkrise und Rezession
schieben Händler an der Börse in
Millisekunden, im Tausendstel einer Sekunde,
Aktien, Anleihen und Terminkontrakte
hin und her und verdienen damit
Milliarden. "High Frequency Trading"
heißt das, auf Deutsch: Hochfrequenzhandel.
Die Banken und Hedge-
Fonds, die sich daran beteiligen, machen
riesige Gewinne: unterschiedlichen
Schätzungen zufolge zwischen 20 und
100 Milliarden Dollar im Jahr allein in
Amerika.
Das Herz der Börse schlägt schon lange
nicht mehr in dem großen traditionsreichen
Saal mit dem Parkettboden in der
Frankfurter Innenstadt, in dem Menschen
mit Krawatten hektisch rufen und
gestikulieren. Die wichtigeren Händler
treffen sich im Gewerbegebiet, zwischen
Reifenhändlern und Karosseriebauern,
in einem scheinbar leer stehenden
Gebäude, an dem nicht mal ein Firmenschild
hängt. Hinter den Mauern
stehen in meterlangen Regalreihen nur
Computer. Sie sind die neuen Börsenstars.
Sie entscheiden selbständig über
Käufe und Verkäufe. Dabei blinken sie
grün und blau - so wild und schnell,
dass das Gefuchtele und Geschrei der
Börsenhändler dagegen zäh wirkt. Und
trotzdem kann man nicht sagen, dies
hier sei jetzt das Herz der Börse. Ein
Herz wäre nämlich viel zu langsam.
Zwischen den Computern kommt es auf
jede Tausendstel Sekunde an. Deshalb
stehen in Frankfurt alle Computer im
gleichen Rechenzentrum der Firma
Equinix. Theoretisch könnten einige der
Rechner zwar auch in London stehen
oder in Chicago, erklärt Stephan Hoppe,
der für die Börse dieses Rechenzentrum
betreut. Schließlich könnten die Aufträge
auch von London und Chicago aus
per Internetleitung nach Frankfurt kommen.
Aber die Leitungen sind viel zu
lang, und der Strom ist darin nicht
schnell genug, er erreicht nur zwei Drittel
der Lichtgeschwindigkeit. Die Börse
hat zwar gerade die Leitung nach London
verbessert, aber gegen die Physik
und die Trägheit des Stroms kommt sie
trotzdem nicht an. So vergehen bei einer
Kauforder, die aus London kommt, rund
zehn Millisekunden. Zehn Tausendstel
Sekunden, bis die Antwort wieder in
London ist. Das ist viel zu lang.
Nicht einmal die traditionellen Rechenzentren
der Frankfurter Banken sind so
schnell, dass sie mit dem Börsen-
Rechenzentrum konkurrieren können.
Denn die Aufträge fließen dort nicht
gleich ins Computernetz der Deutschen
Börse, sondern sie müssen noch durch
mindestens zwei Schaltschränke fließen.
Das kann ebenfalls eine halbe oder ganze
Millisekunde kosten. Nur eine Bank,
die ihren Computer ins Equinix-
Rechenzentrum stellt, ist direkt ans Netz
der Deutschen Börse angeschlossen und
hat die derzeit höchstmögliche Geschwindigkeit
erreicht: eine Millisekunde
pro Kauforder. Das Rennen ist aber
noch lange nicht zu Ende. Denn das
Grundproblem der Börsen ist seit jeher
das gleiche: Wer zuerst kommt, kriegt
den besten Preis. Schon der zweite Käufer
geht manchmal leer aus. Darum versuchen
Banken stets, schneller als die
anderen zu sein. Schon vor 20 Jahren
war das so. Damals ging es darum, ob
man seine Kurse von der Börse sofort
bekam oder erst nach 30 Minuten -
schon damals war beides eine Frage der
Technik und des Geldes. Jetzt geht es
eben um Zehntausendstel Sekunden.
Da kommen Menschen nicht mehr mit.
So wird es für die Kurse immer wichtiger,
was Computer errechnen und zu
Kaufaufträgen machen. Vor fünf Jahren
stammten nur zehn Prozent der Börsenaufträge
aus dem automatischen Handel.
Jetzt sind es schon 40 Prozent, in den
Vereinigten Staaten sollen es sogar
mehr als 70 sein. Die Nachrichtenlieferanten
haben sich angepasst: Die Nachrichtenagentur
Reuters bietet Händlern
seit zwei Jahren ein Programm, das
Nachrichten von Computern auswerten
lässt. Und selbst die Reuters-Rechner
stehen im Börsen-Rechenzentrum, damit
ja keine Millisekunde bei der Verarbeitung
verlorengeht.
Die Nachrichtenauswertung funktioniert
so: Taucht Apple-Chef Steve Jobs in
den Überschriften wieder zusammen
mit dem Wort "Krebs" auf? Dann fürchten
die Apple-Fans womöglich wieder
um seine Gesundheit. Also sollte der
Computer schnell Apple-Aktien verkaufen,
bevor die anderen Aktionäre es tun.
Ist eine Aktie in Frankfurt billiger als in
London? Dann kauft der Computer in
Frankfurt und verkauft in Großbritannien.
Und das sind nur die leichten Übungen.
Es geht komplizierter:
Einige Computer kaufen Aktien von einem
Unternehmen dann, wenn der Kurs
einige Minuten lang gestiegen ist und
gleichzeitig der wichtigste Rohstoff des
Unternehmens billiger wird. Oder sie
kaufen Mais, wenn schlechtes Wetter
droht, weil dann wohl die Ernte schlecht
wird. Wieder andere reagieren nur noch
auf Kurszuckungen an den Börsen. Und
wenn der Computer eine große Verkaufsorder
hat - sei es aus eigenen Berechnungen
oder weil ein Mensch ihn
mit der Order gefüttert hat -, dann kann
er die Aktien automatisch in vielen kleinen
Paketen am Markt unterbringen:
immer dann, wenn der Kurs gerade etwas
höher ist als sonst. Der Computer
muss dabei nicht mal immer den richtigen
Kurs abpassen. Es reicht, wenn er
bei 1000 Aufträgen 501 Mal richtig
liegt. Ein schneller Rechner kann dann
immer noch eine Menge Geld verdienen.
Die Menschen, die sich solche Strategien
ausdenken, sitzen nicht bei den Computern
im Gewerbegebiet. Sie laufen
auch nicht durch den alten Handelssaal
in der City. Viele haben ihre Büros an
schöneren Orten: in einem Fachwerkhaus
in der Universitätsstadt Oxford
oder vor der amerikanischen Atlantikküste
auf Long Island. Dort sind die Sitze
der Hedge-Fonds, in denen Mathematiker,
Physiker und Informatiker
1
knifflige Algorithmen austüfteln - alle
paar Tage einen neuen. Nach den Algorithmen
heißen diese Fondsentwickler
und ihre Kollegen in Banken
"Algo-Trader". Der berühmteste computerhandelnde
Hedge-Fonds, Renaissance
Technologies, zahlt selbst den
jüngsten Entwicklern 250 000 Dollar im
Jahr. Denn ihre Strategien sind viel
Geld wert.
Wie viel, das wurde im Juli bekannt.
Damals kopierte sich der Entwickler
Sergey Aleynikov einen Teil aus den
Programmen der amerikanischen Investmentbank
Goldman Sachs. Es heißt, eine
andere Bank hätte für den Entwickler
und das Programm 1,2 Millionen Dollar
Jahresgehalt geboten, das Dreifache seines
bisherigen Gehalts. Dabei bringen
solche Programme meist nur ein paar
Tage lang Geld. Nach dem Datenklau
wurden mehr und mehr Menschen auf
den Computerhandel aufmerksam. Die
amerikanische Börsenaufsicht will jetzt
zumindest eine Form des Computerhandels
verbieten, die sogenannten "Flash
Orders", auf Deutsch: "Blitz-Aufträge".
Dabei gehen einige Kaufaufträge nicht
direkt an die Börse, sondern werden
vorher für Millisekunden aufgehalten
und ausgewählten Banken gezeigt. Diese
kurze Zeit reicht den Banken, um die
Preise hochzutreiben und an der Differenz
zu verdienen - nur, weil sie ein
paar Millisekunden vorher wussten,
dass eine Kauforder läuft (siehe "So
verdienen die Computer das Geld").
Über solche Blitzaufträge ärgerten sich
andere Banken. Schließlich müssen sie,
wenn sie eine gute Kaufidee haben, ihre
Gewinne mit den Algo-Trading-
Computern teilen, die die Kurse
hochtreiben. Meist merken die menschlichen
Händler gar nicht, dass sie einen
besseren Preis hätten bekommen können.
In Europa sind "Flash-Orders" verboten.
Das hält Computer aber nicht davon ab,
Geld zu verdienen: Die Computerhändler
zahlen deutlich geringere Gebühren
als andere, schließlich sind sie Großkunden.
Und die Konkurrenz zwischen
den Börsen ist groß, denn viele Banken
haben inzwischen selbst Computerbörsen
aufgebaut. Alle reißen sich um die
Computer. Nicht nur, weil die so viel
Umsatz bringen, sondern auch, weil
menschliche Anleger ebenfalls von ihnen
profitierten. Die Computer kaufen
und verkaufen ständig Aktien - dadurch
finden alle Anleger leichter Handelspartner,
die einen guten Preis für die
Aktien bieten.
Doch dass die Preise am Ende tatsächlich
besser werden, ist nicht ausgemacht.
Denn die Computer sind ziemlich
gut darin, andere auszunehmen
(siehe Kasten). Viele Computer probieren
auch, von Trends zu profitieren:
Wenn die Kurse steigen, kaufen sie;
wenn die Kurse fallen, verkaufen sie. In
beiden Fällen verstärken sie den Trend
noch, die Kurse springen also mehr als
vorher.
Der Gesamteffekt ist also erst mal unklar.
Der Frankfurter Professor für elektronische
Finanzen, Peter Gomber, hat
den Computerhandel zwar simuliert und
festgestellt, dass der Markt von den
Computern in den meisten Fällen profitiert.
Aber Kritiker fürchten, dass die
Computerhändler im Extremfall den
Markt zum Zusammenbruch bringen
könnten. Der schwarze Montag 1987, an
dem die Aktien im Dow Jones innerhalb
eines Tages mehr als ein Fünftel ihres
Wertes verloren, soll von solchen Computern
ausgelöst worden sein. Die Kritiker
räumen zwar ein, dass sich Technik
und Algorithmen weiterentwickelt haben.
Doch eine Garantie, dass so ein
Crash künftig ausgeschlossen ist, kann
niemand geben - nicht einmal die Experten,
die dem Handel positiv gegenüberstehen.
Eine Revolution haben die Computer
schon ausgelöst, und zwar an der Pariser
Börse. Die verlor immer mehr Aufträge
an die Konkurrenz, denn die Computer
der Pariser Händler standen in London,
und die fanden die zehn Millisekunden,
die ein Auftrag zwischen London und
Paris unterwegs ist, viel zu lang. Jetzt
will die Pariser Börse ihr Rechenzentrum
verlegen: In einem Jahr werden die
Pariser Kurse nicht mehr in Paris gemacht,
sondern jenseits des Ärmelkanals,
in London.
So verdienen die Computer das Geld
Flash-Orders ("Blitz-Aufträge"): Ein
menschlicher Börsenhändler gibt einen
Auftrag, beispielsweise möchte er beim
Kurs von 23,50 Dollar 100 Microsoft-Aktien
kaufen. Die Börse informiert die
Computerhändler über den Auftrag und
hält ihn anschließend zurück. Das tut sie
zwar nur für 30 Millisekunden, aber diese
Zeit reicht den Computern schon, um
alle Microsoft-Aktien aufzukaufen, die
an der Börse in jenem Moment zum
Preis von 23,50 Dollar angeboten werden.
Bis der Auftrag des Menschen im Markt
ankommt, gibt es also keine Microsoft-Aktien
mehr für 23,50 Dollar. Stattdessen
bieten die Computer ihm nun die Microsoft-
Aktien für 23,51 Dollar an. Die
Computer machen damit hundert Mal
einen Cent Gewinn, also einen Dollar -
auf Kosten des Microsoft-Aktienkäufers.
Wenn sie das immer wieder
machen, summiert sich der Gewinn
schnell.
In den Vereinigten Staaten sollen solche
Flash-Orders jetzt verboten werden. In
Deutschland sind sie es schon. Die Börsen
dürfen sie nicht einmal technisch ermöglichen,
weil sie den Computern die
Aufträge nicht vorab zeigen dürfen.
Eisberg-Aufträge: Wenn große, populäre
Investmentfonds Aktien verkaufen,
kommen gelegentlich 100 000 Aktien
auf einmal auf den Markt. Das sind so
viele, dass allein durch das riesige Angebot
der Kurs zeitweise sinken kann.
Händler verhindern das, indem sie die
Aktien in kleinen Paketen verkaufen.
Die anderen Händler sehen also immer
nur, dass jemand 10 000 Aktien anbietet.
Nur falls plötzlich jemand signalisiert,
dass er 50 000 Aktien kaufen
möchte, wechseln die 50 000 Aktien auf
einmal den Besitzer. Das heißt
"Eisberg", weil der größte Teil des Angebots
unsichtbar ist. Es stabilisiert die
Kurse.
Computer können solche Eisberge aber
leicht entdecken und wirkungslos machen.
Dazu geben sie möglicherweise
einen Kaufauftrag für 11 000 Aktien
und stornieren ihn, wenn er nicht
schnell erfüllt wird. Wird er dagegen erfüllt,
haben die Computer einen Eisberg
entdeckt. Sie kaufen weiter, bieten aber
schlechte Preise. Wenn der Eisberg weg
ist und sich die Preise normalisiert haben,
können sie die Aktien ihrerseits
wieder mit Gewinn verkaufen. Der
Fondsmanager bekommt einen schlechteren
Kurs als sonst. Die Verlierer sind
die Fondsbesitzer.
Die Aufträge reisen mit zwei Dritteln
der Lichtgeschwindigkeit. Das ist zu
langsam.
Die Computer verdienen zwischen 20
und 100 Milliarden im Jahr.
Abbildung: Jeder Meter Kabel zählt.
Abbildung: Foto Equinix
© 2009 PMG Presse-Monitor GmbH
2
deshalb hier:
Quelle Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 09. 08. 2009
Seite 41
Ressort Geld und Mehr
Seitentitel GELD & MEHR
Milliardengewinne in Millisekunden
An den Börsen schieben Computer vollautomatisch Aktien hin und her. Manchmal entscheidet ein Meter
Kabel über ein paar Milliarden.
VON PATRICK BERNAU
Schneller, als ein Mensch "kaufen" sagen
kann. Schneller, als er einen Aktienkurs
liest. Sogar schneller, als die Augendeckel
beim Wimpernschlag klappern:
Die Börsen ticken inzwischen in
einer Geschwindigkeit, die sogar den
Flügelschlag einer Fliege aussehen lässt
wie einen Spaziergänger neben dem
Weltmeister im 100-Meter-Lauf. Unbeeindruckt
von Finanzkrise und Rezession
schieben Händler an der Börse in
Millisekunden, im Tausendstel einer Sekunde,
Aktien, Anleihen und Terminkontrakte
hin und her und verdienen damit
Milliarden. "High Frequency Trading"
heißt das, auf Deutsch: Hochfrequenzhandel.
Die Banken und Hedge-
Fonds, die sich daran beteiligen, machen
riesige Gewinne: unterschiedlichen
Schätzungen zufolge zwischen 20 und
100 Milliarden Dollar im Jahr allein in
Amerika.
Das Herz der Börse schlägt schon lange
nicht mehr in dem großen traditionsreichen
Saal mit dem Parkettboden in der
Frankfurter Innenstadt, in dem Menschen
mit Krawatten hektisch rufen und
gestikulieren. Die wichtigeren Händler
treffen sich im Gewerbegebiet, zwischen
Reifenhändlern und Karosseriebauern,
in einem scheinbar leer stehenden
Gebäude, an dem nicht mal ein Firmenschild
hängt. Hinter den Mauern
stehen in meterlangen Regalreihen nur
Computer. Sie sind die neuen Börsenstars.
Sie entscheiden selbständig über
Käufe und Verkäufe. Dabei blinken sie
grün und blau - so wild und schnell,
dass das Gefuchtele und Geschrei der
Börsenhändler dagegen zäh wirkt. Und
trotzdem kann man nicht sagen, dies
hier sei jetzt das Herz der Börse. Ein
Herz wäre nämlich viel zu langsam.
Zwischen den Computern kommt es auf
jede Tausendstel Sekunde an. Deshalb
stehen in Frankfurt alle Computer im
gleichen Rechenzentrum der Firma
Equinix. Theoretisch könnten einige der
Rechner zwar auch in London stehen
oder in Chicago, erklärt Stephan Hoppe,
der für die Börse dieses Rechenzentrum
betreut. Schließlich könnten die Aufträge
auch von London und Chicago aus
per Internetleitung nach Frankfurt kommen.
Aber die Leitungen sind viel zu
lang, und der Strom ist darin nicht
schnell genug, er erreicht nur zwei Drittel
der Lichtgeschwindigkeit. Die Börse
hat zwar gerade die Leitung nach London
verbessert, aber gegen die Physik
und die Trägheit des Stroms kommt sie
trotzdem nicht an. So vergehen bei einer
Kauforder, die aus London kommt, rund
zehn Millisekunden. Zehn Tausendstel
Sekunden, bis die Antwort wieder in
London ist. Das ist viel zu lang.
Nicht einmal die traditionellen Rechenzentren
der Frankfurter Banken sind so
schnell, dass sie mit dem Börsen-
Rechenzentrum konkurrieren können.
Denn die Aufträge fließen dort nicht
gleich ins Computernetz der Deutschen
Börse, sondern sie müssen noch durch
mindestens zwei Schaltschränke fließen.
Das kann ebenfalls eine halbe oder ganze
Millisekunde kosten. Nur eine Bank,
die ihren Computer ins Equinix-
Rechenzentrum stellt, ist direkt ans Netz
der Deutschen Börse angeschlossen und
hat die derzeit höchstmögliche Geschwindigkeit
erreicht: eine Millisekunde
pro Kauforder. Das Rennen ist aber
noch lange nicht zu Ende. Denn das
Grundproblem der Börsen ist seit jeher
das gleiche: Wer zuerst kommt, kriegt
den besten Preis. Schon der zweite Käufer
geht manchmal leer aus. Darum versuchen
Banken stets, schneller als die
anderen zu sein. Schon vor 20 Jahren
war das so. Damals ging es darum, ob
man seine Kurse von der Börse sofort
bekam oder erst nach 30 Minuten -
schon damals war beides eine Frage der
Technik und des Geldes. Jetzt geht es
eben um Zehntausendstel Sekunden.
Da kommen Menschen nicht mehr mit.
So wird es für die Kurse immer wichtiger,
was Computer errechnen und zu
Kaufaufträgen machen. Vor fünf Jahren
stammten nur zehn Prozent der Börsenaufträge
aus dem automatischen Handel.
Jetzt sind es schon 40 Prozent, in den
Vereinigten Staaten sollen es sogar
mehr als 70 sein. Die Nachrichtenlieferanten
haben sich angepasst: Die Nachrichtenagentur
Reuters bietet Händlern
seit zwei Jahren ein Programm, das
Nachrichten von Computern auswerten
lässt. Und selbst die Reuters-Rechner
stehen im Börsen-Rechenzentrum, damit
ja keine Millisekunde bei der Verarbeitung
verlorengeht.
Die Nachrichtenauswertung funktioniert
so: Taucht Apple-Chef Steve Jobs in
den Überschriften wieder zusammen
mit dem Wort "Krebs" auf? Dann fürchten
die Apple-Fans womöglich wieder
um seine Gesundheit. Also sollte der
Computer schnell Apple-Aktien verkaufen,
bevor die anderen Aktionäre es tun.
Ist eine Aktie in Frankfurt billiger als in
London? Dann kauft der Computer in
Frankfurt und verkauft in Großbritannien.
Und das sind nur die leichten Übungen.
Es geht komplizierter:
Einige Computer kaufen Aktien von einem
Unternehmen dann, wenn der Kurs
einige Minuten lang gestiegen ist und
gleichzeitig der wichtigste Rohstoff des
Unternehmens billiger wird. Oder sie
kaufen Mais, wenn schlechtes Wetter
droht, weil dann wohl die Ernte schlecht
wird. Wieder andere reagieren nur noch
auf Kurszuckungen an den Börsen. Und
wenn der Computer eine große Verkaufsorder
hat - sei es aus eigenen Berechnungen
oder weil ein Mensch ihn
mit der Order gefüttert hat -, dann kann
er die Aktien automatisch in vielen kleinen
Paketen am Markt unterbringen:
immer dann, wenn der Kurs gerade etwas
höher ist als sonst. Der Computer
muss dabei nicht mal immer den richtigen
Kurs abpassen. Es reicht, wenn er
bei 1000 Aufträgen 501 Mal richtig
liegt. Ein schneller Rechner kann dann
immer noch eine Menge Geld verdienen.
Die Menschen, die sich solche Strategien
ausdenken, sitzen nicht bei den Computern
im Gewerbegebiet. Sie laufen
auch nicht durch den alten Handelssaal
in der City. Viele haben ihre Büros an
schöneren Orten: in einem Fachwerkhaus
in der Universitätsstadt Oxford
oder vor der amerikanischen Atlantikküste
auf Long Island. Dort sind die Sitze
der Hedge-Fonds, in denen Mathematiker,
Physiker und Informatiker
1
knifflige Algorithmen austüfteln - alle
paar Tage einen neuen. Nach den Algorithmen
heißen diese Fondsentwickler
und ihre Kollegen in Banken
"Algo-Trader". Der berühmteste computerhandelnde
Hedge-Fonds, Renaissance
Technologies, zahlt selbst den
jüngsten Entwicklern 250 000 Dollar im
Jahr. Denn ihre Strategien sind viel
Geld wert.
Wie viel, das wurde im Juli bekannt.
Damals kopierte sich der Entwickler
Sergey Aleynikov einen Teil aus den
Programmen der amerikanischen Investmentbank
Goldman Sachs. Es heißt, eine
andere Bank hätte für den Entwickler
und das Programm 1,2 Millionen Dollar
Jahresgehalt geboten, das Dreifache seines
bisherigen Gehalts. Dabei bringen
solche Programme meist nur ein paar
Tage lang Geld. Nach dem Datenklau
wurden mehr und mehr Menschen auf
den Computerhandel aufmerksam. Die
amerikanische Börsenaufsicht will jetzt
zumindest eine Form des Computerhandels
verbieten, die sogenannten "Flash
Orders", auf Deutsch: "Blitz-Aufträge".
Dabei gehen einige Kaufaufträge nicht
direkt an die Börse, sondern werden
vorher für Millisekunden aufgehalten
und ausgewählten Banken gezeigt. Diese
kurze Zeit reicht den Banken, um die
Preise hochzutreiben und an der Differenz
zu verdienen - nur, weil sie ein
paar Millisekunden vorher wussten,
dass eine Kauforder läuft (siehe "So
verdienen die Computer das Geld").
Über solche Blitzaufträge ärgerten sich
andere Banken. Schließlich müssen sie,
wenn sie eine gute Kaufidee haben, ihre
Gewinne mit den Algo-Trading-
Computern teilen, die die Kurse
hochtreiben. Meist merken die menschlichen
Händler gar nicht, dass sie einen
besseren Preis hätten bekommen können.
In Europa sind "Flash-Orders" verboten.
Das hält Computer aber nicht davon ab,
Geld zu verdienen: Die Computerhändler
zahlen deutlich geringere Gebühren
als andere, schließlich sind sie Großkunden.
Und die Konkurrenz zwischen
den Börsen ist groß, denn viele Banken
haben inzwischen selbst Computerbörsen
aufgebaut. Alle reißen sich um die
Computer. Nicht nur, weil die so viel
Umsatz bringen, sondern auch, weil
menschliche Anleger ebenfalls von ihnen
profitierten. Die Computer kaufen
und verkaufen ständig Aktien - dadurch
finden alle Anleger leichter Handelspartner,
die einen guten Preis für die
Aktien bieten.
Doch dass die Preise am Ende tatsächlich
besser werden, ist nicht ausgemacht.
Denn die Computer sind ziemlich
gut darin, andere auszunehmen
(siehe Kasten). Viele Computer probieren
auch, von Trends zu profitieren:
Wenn die Kurse steigen, kaufen sie;
wenn die Kurse fallen, verkaufen sie. In
beiden Fällen verstärken sie den Trend
noch, die Kurse springen also mehr als
vorher.
Der Gesamteffekt ist also erst mal unklar.
Der Frankfurter Professor für elektronische
Finanzen, Peter Gomber, hat
den Computerhandel zwar simuliert und
festgestellt, dass der Markt von den
Computern in den meisten Fällen profitiert.
Aber Kritiker fürchten, dass die
Computerhändler im Extremfall den
Markt zum Zusammenbruch bringen
könnten. Der schwarze Montag 1987, an
dem die Aktien im Dow Jones innerhalb
eines Tages mehr als ein Fünftel ihres
Wertes verloren, soll von solchen Computern
ausgelöst worden sein. Die Kritiker
räumen zwar ein, dass sich Technik
und Algorithmen weiterentwickelt haben.
Doch eine Garantie, dass so ein
Crash künftig ausgeschlossen ist, kann
niemand geben - nicht einmal die Experten,
die dem Handel positiv gegenüberstehen.
Eine Revolution haben die Computer
schon ausgelöst, und zwar an der Pariser
Börse. Die verlor immer mehr Aufträge
an die Konkurrenz, denn die Computer
der Pariser Händler standen in London,
und die fanden die zehn Millisekunden,
die ein Auftrag zwischen London und
Paris unterwegs ist, viel zu lang. Jetzt
will die Pariser Börse ihr Rechenzentrum
verlegen: In einem Jahr werden die
Pariser Kurse nicht mehr in Paris gemacht,
sondern jenseits des Ärmelkanals,
in London.
So verdienen die Computer das Geld
Flash-Orders ("Blitz-Aufträge"): Ein
menschlicher Börsenhändler gibt einen
Auftrag, beispielsweise möchte er beim
Kurs von 23,50 Dollar 100 Microsoft-Aktien
kaufen. Die Börse informiert die
Computerhändler über den Auftrag und
hält ihn anschließend zurück. Das tut sie
zwar nur für 30 Millisekunden, aber diese
Zeit reicht den Computern schon, um
alle Microsoft-Aktien aufzukaufen, die
an der Börse in jenem Moment zum
Preis von 23,50 Dollar angeboten werden.
Bis der Auftrag des Menschen im Markt
ankommt, gibt es also keine Microsoft-Aktien
mehr für 23,50 Dollar. Stattdessen
bieten die Computer ihm nun die Microsoft-
Aktien für 23,51 Dollar an. Die
Computer machen damit hundert Mal
einen Cent Gewinn, also einen Dollar -
auf Kosten des Microsoft-Aktienkäufers.
Wenn sie das immer wieder
machen, summiert sich der Gewinn
schnell.
In den Vereinigten Staaten sollen solche
Flash-Orders jetzt verboten werden. In
Deutschland sind sie es schon. Die Börsen
dürfen sie nicht einmal technisch ermöglichen,
weil sie den Computern die
Aufträge nicht vorab zeigen dürfen.
Eisberg-Aufträge: Wenn große, populäre
Investmentfonds Aktien verkaufen,
kommen gelegentlich 100 000 Aktien
auf einmal auf den Markt. Das sind so
viele, dass allein durch das riesige Angebot
der Kurs zeitweise sinken kann.
Händler verhindern das, indem sie die
Aktien in kleinen Paketen verkaufen.
Die anderen Händler sehen also immer
nur, dass jemand 10 000 Aktien anbietet.
Nur falls plötzlich jemand signalisiert,
dass er 50 000 Aktien kaufen
möchte, wechseln die 50 000 Aktien auf
einmal den Besitzer. Das heißt
"Eisberg", weil der größte Teil des Angebots
unsichtbar ist. Es stabilisiert die
Kurse.
Computer können solche Eisberge aber
leicht entdecken und wirkungslos machen.
Dazu geben sie möglicherweise
einen Kaufauftrag für 11 000 Aktien
und stornieren ihn, wenn er nicht
schnell erfüllt wird. Wird er dagegen erfüllt,
haben die Computer einen Eisberg
entdeckt. Sie kaufen weiter, bieten aber
schlechte Preise. Wenn der Eisberg weg
ist und sich die Preise normalisiert haben,
können sie die Aktien ihrerseits
wieder mit Gewinn verkaufen. Der
Fondsmanager bekommt einen schlechteren
Kurs als sonst. Die Verlierer sind
die Fondsbesitzer.
Die Aufträge reisen mit zwei Dritteln
der Lichtgeschwindigkeit. Das ist zu
langsam.
Die Computer verdienen zwischen 20
und 100 Milliarden im Jahr.
Abbildung: Jeder Meter Kabel zählt.
Abbildung: Foto Equinix
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