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    die Dollar fliesen => moderner Menschenhandel heute - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 04.07.01 22:07:59 von
    neuester Beitrag 04.07.01 22:32:29 von
    Beiträge: 8
    ID: 432.335
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      schrieb am 04.07.01 22:07:59
      Beitrag Nr. 1 ()

      Die Republika Srbska in Bosnien ist bereit, die als Kriegsverbrecher gesuchten bosnischen Serben Radovan Karadzic und Ratko Mladic auszuliefern. Das erklärte der Regierungschef der bosnischen Serbenrepublik, Mladen Ivanic, bei seiner Ankunft zu Gesprächen mit führenden Vertretern des UN-Kriegsverbrechertribunals auf dem Flughafen von Amsterdam.

      Ivanic verwies auf einen Gesetzentwurf seiner Regierung, der die Zusammenarbeit mit dem Tribunal regeln soll. Nach seiner Ansicht gebe es keine Alternative zur Auslieferung der beiden.

      Zugleich wies Ivanic jedoch darauf hin, dass es für Polizei und Militär seines Landes äußerst schwer sein werde, die vom Tribunal Gesuchten festzunehmen. Er wisse auch nicht, wo sie sich aufhielten. Tribunal-Chefanklägerin Carla del Ponte, mit der Ivanic am Donnerstag unter anderen zusammentreffen will, hat in den letzten Monaten wiederholt die in Bosnien staationierten SFOR-Truppen aufgefordert, vordringlich bei der Festnahme der von bewaffneten Leibwächtern begleiteten Karadzic und Mladic zu helfen.

      Beide sind am 16. November 1995 vom Tribunal wegen Völkermords, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verstößen gegen das Kriegsvölkerrecht und die Genfer Konventionen angeklagt worden. Das Den Haager Tribunal macht seitdem den damaligen Präsidenten der bosnischen Serben, Karadzic, und seinen Militärbefehlshaber General Mladic für Massaker unter der moslemischen Zivilbevölkerung nach der Besetzung der UN-Schutzzone Srebrenica im Juli 1995 verantwortlich.
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      schrieb am 04.07.01 22:10:52
      Beitrag Nr. 2 ()
      Karadzic und Mladic

      Der einstige unumschränkte Serbenführer Radovan Karadzic ist von Beruf Psychiater. Nebenbei betätigte sich der 56-Jährige als Hobbydichter. Anfang der neunziger Jahre führte er in Bosnien einen blutigen Eroberungsfeldzug. Erst durch den Friedensvertrag von Dayton, der den Bosnien-Krieg im Jahr 1995 beendete, wurde er zum Rücktritt gezwungen.

      Ungeachtet der Ausschreibung zur Fahndung durch das UN-Tribunal dirigierte Karadzic aus seiner Festung bei Pale in Sarajevo weiter sein Finanzimperium. Auch am Wiederaufbau des Landes verdiente er mit.

      Sein Armeechef Ratko Mladic erhielt den Beinamen "Schlächter des Balkans". Er erwarb sich 1991 zweifelhaften Ruhm beim Ausbau der bald wieder zerfallenen Serbenrepublik Krajina in Kroatien. Schnell machte der 58-Jährige eine steile militärische Karriere bei den bosnischen Serben.

      Nach zahlreichen Offensiven in Bosnien gewann er unter seinen Anhängern den Ruf, unbesiegbar zu sein. Für die Weltgemeinschaft ist sein Name indessen mit dem Grauen und Schrecken in der Moslem-Enklave Srebenica verbunden. Aus der UN-Schutzzone wurden im Juli 1995 ungefähr 8.000 Moslems verschleppt und aller Wahrscheinlichkeit nach ermordet.

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      schrieb am 04.07.01 22:13:20
      Beitrag Nr. 3 ()
      fiese Dollar fließen
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      schrieb am 04.07.01 22:17:35
      Beitrag Nr. 4 ()
      Ein Schauprozeß für Serbien
      Richter und Henker - deutsche Printmedien nach der Verhaftung von Slobodan Milosevic. Von Rüdiger Göbel

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      Slobodan Milosevic, erst serbischer, dann, bis zum Oktober vorigen Jahres, jugoslawischer Präsident, sitzt im Knast. Zunächst einmal bis zum 1. Mai, doch die Zeichen stehen alles andere als günstig, daß der weltweit zur Zeit wohl prominenteste Häftling seine Zelle im Belgrader Zentralgefängnis nach der bis Monatsende befristeten Untersuchungshaft wird wieder verlassen können. Obwohl ihm von der Belgrader Regierung und den von DOS in den letzten Monaten neu eingesetzten Richtern »nur« Amtsmißbrauch und Korruption vorgeworfen wird, und auch für Milosevic die Unschuldsvermutung zu gelten hat, dürfte die U-Haft einfach verlängert werden. Innerhalb der nächsten sechs Monate muß er laut Gesetz angeklagt werden. Im Falle eines Schuldspruches hat Milosevic eine Haftstrafe von fünf bis 15 Jahren zu gewärtigen. Doch die nächsten Instanzen warten schon.

      Slobodan Milosevic hatte am Sonntag früh seine Zelle kaum bezogen, da hauten die Leitartikler, Chefkommentatoren und selbsternannten Balkanexperten der deutschen Zeitungslandschaft auch schon in ihre Tasten. »Wie lange muß das Kriegsverbrechertribunal warten?« war denn am Montag in der FAZ zur Verhaftung von Slobodan Milosevic - Beruf: »Dieb und Kriegsverbrecher« - zu lesen. Die Sache ist nicht ausgestanden. »Ob nicht nur der Dieb Milosevic bestraft wird, sondern auch der Staatsverbrecher, der vor mehr als einem Jahrzehnt Feuer an das balkanische Pulverfaß gelegt hatte und direkt wie indirekt für den Tod Zehntausender verantwortlich ist, das könnte wieder zum Gegenstand von Streit in der jugo- serbischen Führung werden.« Und weiter: »Djindjic und seine Freunde würden Milosevic gerne nach Den Haag ausliefern - um des internationalen Ansehens willen und auch wegen Finanzhilfen, die dann üppiger fließen würden. Kostunica dagegen, der als serbischer Nationalist die NATO-Aktion gegen Jugoslawien als völkerrechtswidrig ansieht und dem Internationalen Strafgerichtshof die Legitimität abspricht, will Milosevic zu Hause zur Verantwortung ziehen. Das hat unter volkspädagogischen Aspekten einen Sinn. Das letzte Wort über Milosevics Untaten darf es nicht sein.«

      Mordphantasien

      Die sich gerne frech gerierende taz titelte hämisch: »Kleine Zelle für Großserben«. Die Rechenkünstler in der Berliner Kochstraße wußten ganz genau: »Die halbe Welt fordert die Auslieferung an das UN-Tribunal in Den Haag«. Was die andere Hälfte will, interessierte nicht nur in diesem Blatt keinen.

      »Verstört nehmen seine Anhänger zur Kenntnis, daß die letzte Schlacht verloren, die Karriere ihres Idols endgültig beendet ist«, meinte taz-Balkankorrespondent Erich Rathfelder. Weil Mordphantasien per se politisch nicht korrekt sind, darf der schlimmste Serbenhasser der Alternativ- Redaktion nicht selbst sagen, was er denkt. So muß ein »Sympathisant der Regierung« mit der Aussage herhalten: »Slobo hat nicht einmal die Kraft, Selbstmord zu begehen. Sein Abgang ist eine Halbheit, wie sein ganzes politisches Leben.« Im übrigen merkt die Zeitung zur Person Milosevic an: »Eine Neigung zur psychischen Instabilität wird der Familie ... nachgesagt, von Milosevic selbst heißt es, er sei manisch- depressiv.« Wenn alles gutgeht, hängt er sich vielleicht also doch noch auf in seiner Zelle.

      Falls nicht, darf es bei der »Halbheit« der Verhaftung in Belgrad nicht bleiben: »Der jugoslawische Diktator ist verhaftet. Aber das reicht nicht. Milosevic muß nach Den Haag!« rapportierte Erich »mit dem Massengrab-Riecher« Rathfelder weiter. »Den Haag ist der Platz für den Prozeß gegen Milosevic. Dabei reicht es nicht, ihn wegen der Verbrechen im Kosovo anzuklagen - auch die Verbrechen in Bosnien und Kroatien müssen endlich gesühnt werden. In dieser Frage darf es keinen Kuhhandel geben.«

      Wie schwer das werden könnte, machte Andrej Ivanji in derselben Zeitung deutlich: »Milosevic sitzt. Kommt er weg?«. »Innenpolitisch will die serbische Regierung unbedingt den Eindruck hinterlassen, die Festnahme von Milosevic nicht im Auftrag oder unter dem Druck des Weißen Hauses durchgeführt zu haben. So wird die Auslieferung Milosevic` nach Den Haag wahrscheinlich noch monatelang auf sich warten lassen«, schließt er bedauernd.

      Rüdiger Rossig schließlich schrieb in der taz: »Der 5. Oktober markiert das Ende der politischen und der gestrige Tag den Beginn der juristischen Karriere Milosevic`. Um fünf Uhr morgens traf der ehemalige starke Mann von Belgrad im Zentralgefängnis der serbischen Hauptstadt ein. Bislang ohne große Worte.« Das Grünen-Blatt weiß: »Das Sündenregister von Milosevic in Belgrad beschränkt sich auf wirtschaftliche und politische Verbrechen gegen den Staat und seine Bürger - Das Sündenregister von Milosevic in Den Haag umfaßt Greueltaten wie Mord und Vertreibung, denen die Kosovo- Albaner zum Opfer fielen.« Als Klage in Richtung Belgrader Führung erscheint im Randkasten: »weiter auf freiem fuß: Mladic und Karadzic«. »Außer Slobodan Milosevic gehören auch der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic und dessen früherer Armeechef Ratko Mladic noch immer zu den meist gesuchten Angeklagten vor dem UN- Kriegsverbrechertribunal. Beide wurden 1995 wegen der 43monatigen Belagerung Sarajevos im Bosnien-Krieg und des Massakers an tausenden Muslimen in Srebrenica in Den Haag angeklagt.«

      »Kein Einzelfall«

      Beim Boulevard ist alles bunter. »Milosevic wollte seine Familie töten«, war bei Bild zu lesen. »Es gab kein Entrinnen mehr für ihn. Slobodan Milosevic (59), für viele der >Schlächter vom Balkan< - er ist verhaftet, er sitzt im Zentralgefängnis von Belgrad. Ohne Fernsehen, ohne Radio, keine Vergünstigungen.« Unter dem Titel »Die geklauten Milliarden der Familie Milosevic« listet die Boulevard-Zeitung auf: »Sechs Milliarden Mark soll die Familie Milosevic auf Konten in der Schweiz, Frankreich, Zypern, Rußland und China gehortet haben. Der gestürzte Diktator hatte alle Schlüsselpositionen der jugoslawischen Wirtschaft mit Verwandten besetzt. Der Clan kontrollierte 40 Prozent des Bruttoinlandprodukts, soll auch an Drogenhandel, Waffenverkauf, Geldwäsche verdient haben.«

      Peter Scholl-Latour fordert denn auch ein »strenges Urteil für Milosevic« in dem Massenblatt, meldet aber Bedenken an zu der unisono erhobenen Forderung nach Auslieferung an das UN-Kriegsverbrechertribunal: »Es wäre zweifellos gerecht, Slobodan Milosevic nach Den Haag auszuliefern und ihn dort zu langer Haft zu verurteilen. Klug wäre das nicht. Milosevic ist ja leider kein Einzelfall. Unter den 180 Staats- und Regierungschefs, die in der UNO vertreten sind, würde mindestens ein Drittel eine ähnliche Strafverfolgung durch einen internationalen Gerichtshof verdienen.« An die Staats- und Regierungschefs der 19 NATO-Staaten dachte der Bild- Kommentator dabei freilich nicht. Immerhin haben sie mit dem Angriffskrieg auf Jugoslawien vor zwei Jahren - vom NATO- Vertrag und nationalem Recht einmal abgesehen - vor allem nachhaltig auch das Völkerrecht verletzt.

      Doch wir befinden uns auf dem Balkan, da ist alles anders, erinnert Katja Ridderbusch in der Springerzeitung Die Welt: »Manchmal ist Geschichte doch gerecht, und der Despot bekommt den Abgang, den er verdient. Das politische Leben des Slobodan Milosevic endete als balkanische Räuberpistole, irgendwo zwischen gewöhnlich und gefährlich.« Danebenliegen dürfte sie mit der Meinung: »Für den mittelmäßigen Autokraten interessiert sich niemand mehr wirklich, nicht im eigenen Land und nicht im Westen.« Richtiger ist da schon: »Der Machttechniker ist selbst Teil in einem taktischen Spiel geworden, eine wertvolle Karte im serbischen Machtpoker, eine Währung im Handel Serbiens um Wirtschaftshilfe.« Ridderbusch weiß, wenn auch im falschen Konjunktiv: »In Erinnerung geblieben ist den neuen Herrschern in Belgrad auch der Besuch von Carla del Ponte, Chefanklägerin des Haager UN-Tribunals, die bei ihren Gesprächen in der jugoslawischen Hauptstadt im Januar unmißverständlich deutlich machte, daß die Schonzeit für Serbien zu Ende gehe, daß der Zahltag nahe sei und die Währung >Milosevic< heiße.« Die Zukunft Jugoslawiens hänge davon ab, welche »Fraktion« sich in Belgrad in den kommenden Monaten durchsetzt - Vojislav Kostunica, »der dafür plädiert, Milosevic im eigenen Land den Prozeß zu machen und eine Auslieferung an eine supranationale Institution als Angriff auf die nationalstaatliche Souveränität Jugoslawiens empfindet«, oder Zoran Djindjic, »der Pragmatiker, der verstanden hat, daß die Wohltaten des Westens nicht umsonst zu haben sind und daß der Diktator die beste Karte ist, die Serbien derzeit gegenüber dem Westen zu spielen hat«. Die Antwort liegt für Die Welt-Autorin auf der Hand: »Der Logik der Belgrader Politik folgend, mag es nun nur noch eine Frage der Zeit sein, daß Belgrad seinen früheren Diktator an das Haager Kriegsverbrechertribunal ausliefert, wie es der Westen einhellig fordert.«

      Kein Asyl, nirgends

      Während Feindbild (Milosevic) und Diktion (Diktator) in der Welt konstant bleiben, äußert Herbert Kremp in seinem Leitartikel doch Verständnis für die Position von Vojislav Kostunica: »Mit guten Gründen beansprucht das neue Serbien Rechtssouveränität. Daher weigert sich der Präsident, das Verfahren gegen den Diktator aus der Hand zu geben. Diese Haltung verdient volles Verständnis. (...) >Weltgerichten< wohnt die Eigenart von Tribunalen inne. Sie neigen dazu, Völkergericht über Völker zu halten, zu entmündigen, neue Ressentiments zu begründen.« Ein richtiger Gedanke im falschen Umfeld, bewegt sich doch auch Kremp zwischen Wahrheit und Fiktion, bedient die so gängige These von Alleinschuld und serbischer Daueraggression: »Der Diktator hat als Präsident Serbiens, später der Bundesrepublik Jugoslawien vier Kriege verursacht und verloren. Sein Versuch, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und das Kosovo mit militärischer Gewalt in ein Groß-Jugoslawien zu zwingen, fällt nur bedingt, was die Formen des Kampfes und der Unterdrückung betrifft, in die Kategorie des Verbrechens gegen die Menschlichkeit.«

      Die Festnahme Milosevic` geschah auf US-amerikanischen Druck. »Washington dachte dabei weniger an den Balkan«, schreibt Kremp in seinem Welt-Leitartikel, »als an den Nahen Osten, an Saddam Hussein. Sie soll zum Symbol dafür werden, daß der Arm des Rechts lang ist, stark, auch für die Missetäter beunruhigend, die noch in ihren Festungen sitzen. Ein Schachzug also im psychologischen Krieg.« Die Erde biete für den »politischen Verbrecher« heute keinen »Seeräuberhafen«, kein sicheres Asyl mehr. »Das gleiche gilt für Terroristen und Übeltäter anderer Art: Sie werden erwischt. Das Netz der Investigation zieht sich elektronisch und dank biologischer Fahndungsmethoden zusammen. Geheimdienste und Greifkommandos finden leichter Zugang als früher.« Der Bogen im Menschenrechtskrieg wird weit gespannt, zeigt aber, wohin er heute zielt. »Der erste große Fall war die Festnahme Eichmanns im Mai 1960 in Buenos Aires durch ein israelisches Kommando. Der lange gesuchte Terrorist >Carlos< ging den Franzosen im August 1994 im Sudan in die Falle, Pinochet wurde im Oktober 1998 in London festgesetzt, der türkische Guerilla-Führer Öcalan im Februar 1999 in Nairobi.«

      Demütigung

      Nüchtern schrieb dagegen das Neue Deutschland: »UNO- Tribunal verlangt Auslieferung von Milosevic. Serbiens Justizminister besteht auf Prozeß im eigenen Land«. Mehr an Positionierung war von der PDS-eigenen Zeitung auch nicht zu erwarten, hatte doch der Starpolitiker der Partei, Gregor Gysi, bei der Bundestagsdebatte am vergangenen Freitag staatsmännisch bekräftigt, eine Verhaftung von Milosevic zu befürworten. Balkan-Korrespondent Hannes Hofbauer verwies im ND-Kommentar immerhin darauf: »Die Geschichte kennt keine Gnade. Und die einzelnen historischen Subjekte können sich ihre Symbole nicht aussuchen. Hinter der von Washington geforderten und von Serbiens Innenministerium fast termingerecht ausgeführten Festnahme des Gottseibeiuns der westlichen Balkanpolitik steht die seit dem Feldzug gegen Saddam Hussein in mehreren Kriegen mit den neuen Maßeinheiten Menschenrechte und Marktwirtschaft geeichte >internationale Wertegemeinschaft<. Dieser geht es um mehr als nur um Rache gegen einen ins Nationale gekippten Exkommunisten. Es geht ihr um die Geschichte.« Diese gelte es umzuschreiben. »Slobodan Milosevic ist der Hebel für die neue Geschichtsschreibung. Mitten im Bombenhagel der NATO zum Kriegsverbrecher erklärt, wurde er zum Inbegriff des westlichen Feindbildes schlechthin. Die Mythologisierung einer westlichen Befreiungspolitik auf dem Balkan braucht seine Demütigung. Und die Gegner dieses neuen Kolonialismus werden ihn als Symbol des Widerstands nicht los werden, ob sie das nun wollen oder nicht. Geschichte kennt keine Gnade.« Einen enttäuschten Blick in die Geschichte wagte Frank Herold in der Berliner Zeitung: »Im vergangenen Herbst, im Moment des Aufstandes, wäre es wahrscheinlich leicht gewesen, Milosevic zu erledigen. So wie es mit Ceausescu geschah - auf der Flucht gefaßt und nach kurzem Prozeß erschossen. Wer in dieser Situation nach Recht und Gesetz gefragt hätte, wäre ausgelacht worden.« Der Zeitpunkt ist ungenutzt verstrichen, damals, leider: »Die Belgrader Opposition stürmte nur das Parlament und die Fernsehzentrale, nicht die Villa, in der sich der Diktator verkrochen hatte. Die Gelegenheit zum Tyrannenmord verstrich ungenutzt.«

      Das Szenario

      Mit dem »Prozeß gegen den korrupten Ex-Staatschef und mutmaßlichen (sic!) Kriegsverbrecher« Slobodan Milosevic beginne nun für Jugoslawien die »Aufarbeitung einer verlorenen Dekade«, schrieb Rolf Paasch in der Frankfurter Rundschau. »Serbien muß seine Vergangenheit bewältigen, die Welt fordert Gerechtigkeit.« So einfach ist der Unterschied zwischen Balkan und Zivilisation. Schließlich könne es »ohne eine Verurteilung Milosevics und anderer Kriegsverbrecher für den Völkermord in Bosnien und Kosovo (...) dort kein friedliches Zusammenleben zwischen den im Krieg verfeindeten Bevölkerungsgruppen geben«. Vor allem aber wäre »ohne einen Prozeß in Den Haag gegen den Hauptschuldigen - aber keineswegs Alleinschuldigen - an vier Balkankriegen (...) das 1993 ad hoc eingesetzte Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien nur eine Episode im Völkerrecht - und keine Etappe auf dem mühsamen Weg von den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen zum ständigen Internationalen Kriminalgerichtshof«. Das UN-Tribunal »braucht also Slobodan Milosevic«, menschenrechtelt Rolf Paasch in der FR weiter.

      Das Prozeßszenario skizziert er wie folgt: »Zunächst verantwortet sich Slobodan Milosevic vor einem serbischen Gericht wegen der Verbrechen gegen seinen Staat. Danach klagt ihn das UN-Tribunal nach seinen Regeln und vor seinen Richtern wegen Völkermord und der Verbrechen gegen die Menschlichkeit an, und zwar in Belgrad. Keine ferne, abstrakte und leicht zu ignorierende >Siegerjustiz< wäre dies, sondern ein >Schauprozeß< im Sinne des internationalen Völkerrechts.« Dies könne dann auch dem skeptischsten Serben zeigen, »daß es nicht um Kollektivschuld, sondern allein um Gerechtigkeit geht«.

      Daß es gerade um Kollektivschuld geht, untermauerte die Berliner Zeitung. Einiges spreche dafür, »nach dem Beispiel von Nürnberg und Tokio den Kriegsverbrecherprozeß im Lande der Täter abzuhalten. Denn es wäre für die Serben ein allzu bequemer, letztlich ein unverdienter Ausweg, den ehemaligen Herrscher, beladen mit allen Verbrechen der jüngsten Vergangenheit, zur Aburteilung an eine ferne Instanz abzuschieben und sich selbst entlastet zu fühlen.« Fände der Milosevic-Prozeß des Internationalen Jugoslawien-Tribunals in Belgrad statt, »träfe er die Serben am unmittelbarsten. Sie könnten der Katharsis schwerer ausweichen, die eine ehrliche Auseinandersetzung mit den jugoslawischen Sezessionskriegen zwangsläufig sein wird.«

      »In seiner großen Mehrheit liebt das serbische Volk Milosevic zwar nicht, aber sie liebt auch diejenigen nicht, die Serbien bombardiert haben und die jetzt vorgeben, das Recht zu kaufen, dem alten Präsidenten den Prozeß zu machen.« Das schrieb keine deutsche Zeitung, der kluge Gedanke war in der italienischen la Repubblica zu lesen.
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      schrieb am 04.07.01 22:19:49
      Beitrag Nr. 5 ()
      Und was genau ist dein Problem lieber Clown. Du solltest dir lieber Gedanken machen um die Menschen die das jetzt dort ausbaden was die Herren Milosevic, Tudjman, Izetbegovic, karadciz usw dort angerichtet haben.
      Der letzte Möchtegernkünstler der in Europa gewütet hat, beging wenigstens Selbstmord und hat nicht noch den Märtyrer gespielt nachdem er Deutschland in die Katastrophe geführt hat.

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      schrieb am 04.07.01 22:20:53
      Beitrag Nr. 6 ()
      Deutsche Politiker im Jagdfieber
      Jugoslawien vor Spaltung - Generalangriff auf mißliebige Serbenführer. jW-Bericht

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      Das Jagdfieber auf mißliebige Serben hat die deutschen Politiker erfaßt. Nach dem jugoslawischen Expräsidenten Slobodan Milosevic sollten nun schnellstmöglich auch die bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic und Ratko Mladic an das sogenannte Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ausgeliefert werden. Bundesaußenminister Joseph Fischer wurde in Bild am Sonntag mit den Worten zitiert: »Die Bundesregierung hat nie einen Zweifel an ihrer Haltung gelassen, daß Karadzic und Mladic an den Internationalen Strafgerichtshof überstellt werden müssen.«

      Ähnlich äußerte sich Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping. Auch dessen Vorgänger Volker Rühe von der CDU sagte, es sei konsequent, daß die internationale Gemeinschaft jetzt alles unternehme, um Mladic und Karadzic vor das Haager Tribunal zu bringen.

      Die Tage der Bundesrepublik Jugoslawien scheinen indes gezählt. Der serbische Ministerpräsident Zoran Djindjic sprach am Wochenende von einer möglichen Auflösung der aus Serbien und Montenegro bestehenden Föderation. Den Grund für das Zerwürfnis der beiden Teilrepubliken hatte Djindjic selbst geliefert: Mit der Überstellung Milosevics an das Haager Tribunal am vergangenen Donnerstag abend setzte sich der Jungpolitiker nicht nur über den Entscheid des jugoslawischen Verfassungsgerichtes hinweg, sondern stieß auch die Vertreter Montenegros im Bundeskabinett vor den Kopf. Folgerichtig war der bisherige Ministerpräsident Zoran Zizic von der Sozialistischen Volkspartei (SNP) in Montenegro am Freitag abend zurückgetreten; die montenegrinischen Minister hatten bereits zuvor ihre Amtsniederlegung angekündigt.

      Nach dem Zusammenbruch der jugoslawischen Bundesregierung beginnen nun Verhandlungen über eine Neubildung des Kabinetts. Innerhalb von drei Monaten muß eine neue Regierung stehen - sonst werden Neuwahlen erforderlich. Allerdings deutete Zizic am Samstag an, seine Partei sei zur Unterstützung eines neuen jugoslawischen Kabinetts bereit. Der Ministerpräsident muß laut Verfassung aus Montenegro kommen, da Präsident Vojislav Kostunica Serbe ist.

      Kostunica selbst erneuerte am Samstag in einer Fernsehansprache seinen Vorwurf, man habe ihn nicht über die Pläne zur Auslieferung Milosevics in Kenntnis gesetzt. Das erste Mal habe sein Büro davon am Donnerstag abend kurz nach 19 Uhr erfahren. Eine Stunde später habe man ihm bestätigt, daß sich Milosevic auf dem Weg nach Den Haag befinde. Er widersprach damit indirekt der Darstellung Djindjics. Dieser hatte gesagt, ein Minister aus Kostunicas Partei sei bei der Kabinettsentscheidung dabei gewesen, und daher hätte der Präsident von den Plänen wissen können, wenn er gewollt hätte. Kostunica betonte, er hätte die Überstellung Milosevics ohne rechtliche Grundlage niemals gebilligt.

      Der Prozeß gegen Milosevic wird nach Einschätzung des Präsidenten des Haager Tribunals, Claude Jorda, frühestens im Februar 2002 beginnnen.
      Avatar
      schrieb am 04.07.01 22:23:38
      Beitrag Nr. 7 ()
      @OnassisA.

      Wusste bis jetzt nicht, dass die Jugos sich selbst bombardiert hatten?:confused:

      Man lernt eben nie aus...
      Avatar
      schrieb am 04.07.01 22:32:29
      Beitrag Nr. 8 ()
      Slobo hat soviel ich weiss zuerst die Kraijna-Serben und dieSerbo-Bosnier verraten. Die Sache mit dem Kosovo haben die Serben schon viel früher verzockt. Aber die Serben haben sich einfach zu blöd angestellt. Sie hätten erstmal ihre Generäle in die Türkei zur Ausbildung schicken müssen, dann hätten sie der NATO beitreten müssen, und dann...
      Aber eine Paarung von Verwolgungswahn und Dummheit führte zu dem heutigen Ergebnis. Typen wie Milosevic spielen sich als Patrioten auf, am Ende sind es NAZIS die ihr eigenes Volk verraten, verkauft und ausgeplündert hat.


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