checkAd

    MARKTANALYSE +++ FAZ 04/05/2002 +++ - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 03.05.02 23:33:20 von
    neuester Beitrag 28.07.02 21:02:13 von
    Beiträge: 21
    ID: 583.361
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 1.090
    Aktive User: 0

    ISIN: US8793822086 · WKN: 874715 · Symbol: TEF
    4,6200
     
    USD
    +0,87 %
    +0,0400 USD
    Letzter Kurs 01.06.24 NYSE

    Werte aus der Branche Telekommunikation

    WertpapierKursPerf. %
    0,9713+4.661,27
    0,6545+17,93
    11,000+15,79
    11,310+12,76
    1,1100+9,90
    WertpapierKursPerf. %
    2,5000-10,71
    1,0700-11,57
    0,6760-11,75
    2,8800-14,54
    10,000-99,82

     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 23:33:20
      Beitrag Nr. 1 ()
      Debakel für Anleger der Telekommunikations-Unternehmen Telekom-Aktienkurs fällt weiter / Telekom-Anleihen brechen ein / Vodafone-Aktie verliert 7 Prozent

      ht./dri. FRANKFURT/NEW YORK, 3. Mai. Die Aktien und Anleihen der Telekommunikationswerte sind in der ganzen Welt weiter auf Talfahrt. Die schlechte Stimmung traf am Freitag vor allem den weltgrößten Mobilfunkbetreiber Vodafone: Die Aktie fiel im Handelsverlauf um rund 7 Prozent und rutschte zeitweise sogar unter die Marke von 100 Pence, den niedrigsten Wert seit vier Jahren. Die Aktie der Deutschen Telekom fiel am Freitag im Handelsverlauf weiter um 5,3 Prozent und kostete mit rund 13 Euro deutlich weniger als zum Zeitpunkt des ersten Börsengangs im November 1996 (Ausgabekurs: 14,32 Euro). Auch die Aktien der anderen europäischen Telefongesellschaften Telefónica, France Télécom und KPN kennen zur Zeit nur den Weg nach unten.

      Das Tempo, mit dem in den vergangenen zwei Wochen auch die Kurse der Anleihen großer amerikanischer Telekommunikationskonzerne abgeschmolzen sind, ist für Schuldverschreibungen mit einem sogenannten Investment Grade wohl beispiellos. Selbst Veteranen im Anleihehandel haben so etwas noch nicht gesehen. Im Falle von Worldcom, das Anleihen im Nominalwert von fast 30 Milliarden Dollar ausstehen hat, darunter auch auf Euro lautende Papiere, wurden die Anleger binnen 14 Tagen um mehr als 15 Milliarden Dollar ärmer, schätzen Händler. Zwar wird dieser Betrag von den Summen in den Schatten gestellt, die Anleger mit Telekomaktien verloren haben. Allein der Marktwert von Worldcom ist seit dem Rekordhoch von 1999 um mehr als 150 Milliarden Dollar gefallen. Die Anleihen der großen Telefongesellschaften galten jedoch als mündelsicher.

      Nun werden sie am Markt teilweise als Ramschanleihen wahrgenommen, als sogenannte Junk Bonds. Die langfristigen Schuldverschreibungen von Worldcom werden nur mehr mit rund 45 Prozent ihres Nominalwertes gehandelt. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis auch die Ratingagenturen dieser Neubewertung Rechnung tragen. Noch stufen sie Unternehmen wie Worldcom und Qwest Communications als solide Adressen ein. Selbst die Anleihen von AT&T wurden in dieser Woche zeitweise auf Junk-Bond-Niveau gehandelt. William Cunningham, Anleihestratege bei J. P. Morgan Chase, sagt, er habe eine solche Panik und Kapitulation seit der Finanzmarktkrise von 1998 nicht mehr gesehen. "Einige dieser Telekom-Kredite verdienen es, zurechtgestutzt zu werden, nicht jedoch die ganze Industrie." Diese Botschaft versucht derzeit auch das Management der Deutschen Telekom bei seiner Roadshow zu vermitteln. Das Unternehmen will institutionellen Anlegern Appetit auf eine geplante Anleiheemission im Volumen von bis zu acht Milliarden Euro machen. Um einen Appetitanreger in Form extrem attraktiver Kupons wird die Telekom nicht umhinkommen.

      Auslöser der jüngsten Verluste bei der Aktie von Vodafone war ein neues Bewertungsgutachten, das Vodafone für die Abfindung der alten Mannesmann-Aktionäre erstellt hat.

      Fortsetzung auf Seite 25.

      In dem Gutachten heißt es, bei den Vodafone-Tochtergesellschaften D2 (Deutschland) und Omnitel (Italien) sei bei einem Umsatz von 13,3 Milliarden Euro für 2002/03 mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 6 Milliarden Euro zu rechnen. Analysten waren bisher von 6,5 Milliarden Euro ausgegangen. Ein Vodafone-Sprecher sagte zwar, diese Zahlen bedeuteten keine Korrektur der bisherigen Wachstumserwartungen. Doch an der Börse wurden die Zahlen als Gewinnwarnung interpretiert und heizten den Verkaufsdruck, der auf der ohnehin schwachen Aktie lastet, zusätzlich an. "Wir haben nichts dergleichen erwartet", sagte John Hayes, Fondmanager bei F&C Management. "Dies ist eine klare Herunterstufung der Zahlen." Investoren befürchten, daß Vodafone ihre deutschen Vermögenswerte teilweise abschreiben muß, wenn das Unternehmen am 28. Mai die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vorlegt.

      Vodafone kaufte die Mannesmann AG für 180 Milliarden Dollar, als der Telekommunikationsboom nahe seines Höhepunkts war. Angesichts des angeschlagenen Telekommunikationssektor reagierten die Anleger besonders empfindlich, sagten Analysten. "In diesem Umfeld hat jede schlechte Nachricht eine große Wirkung", sagt ein britischer Branchenkenner. Seit Dezember 2001 hat sich der Wert der Vodafone-Aktie bereits halbiert. Noch schlimmer sieht der Vergleich mit den Höchstwerten aus: Anfang des Jahres 2000, auf dem Höhepunkt der Übernahmeschlacht mit Mannesmann, hatte die Aktie noch knapp 400 Pence gekostet.

      Vodafone befindet sich aber in guter Gesellschaft. Die Verluste laufen beinahe parallel: Seit Dezember 2001 haben sich die Aktienkurse der Telefongesellschaften, die im Jahr 2000 rund 8 Milliarden Euro für eine Lizenz der nächsten Mobilfunkgeneration (UMTS) in Deutschland ausgegeben haben, etwa halbiert. Die Aktien sind wieder an den Ausgabekursen der Börsendebüts angekommen. Besonders drastisch ist der Wertverlust bei den beiden größten Gesellschaften in Europa, den ehemaligen Monopolisten Deutsche Telekom und France Télécom. Die Deutsche Telekom ist nach ihrem Höchstwert von 104 Euro zu Beginn des Jahres 2000 inzwischen auf 13,50 Euro angekommen, die Aktie der France Télécom hat auf dem Höhepunkt der Telekom-Begeisterung 203 Euro gekostet.

      Über die Gründe für den rapiden Kursverfall herrscht unter den Analysten keine Einigkeit. Im Zentrum der Beobachtung stehen die Wachstumsraten im Mobilfunkgeschäft. Das Handygeschäft macht einen ständig wachsenden Anteil am Gesamtgeschäft der Telefongesellschaften aus und bestimmt das Wachstumstempo maßgeblich. Daher drücken echte oder vermeintliche Anzeichen, daß die hohen Wachstumserwartungen im Mobilfunk nicht erreicht werden, wie im Fall Vodafone sofort auf den Aktienkurs. Dagegen steckt im Festnetzgeschäft wegen der weitgehend stagnierenden Umsätze keine Phantasie. Die Internetumsätze sind trotz hoher Wachstumsraten noch zu klein, um den Aktienkurs nachhaltig zu beeinflussen.

      Zweifel am Wachstumstempo haben den Kurs der Deutschen Telekom in diesen Tagen mehrfach belastet. Die Investmentbanken Goldman Sachs und Lehman Brothers haben die Aktie heruntergestuft. Der Umsatz des Unternehmens werde zwar wie erwartet wachsen, aber das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) werde in diesem Jahr nicht so schnell zulegen können wie bisher angenommen, argumentieren die Analysten von Lehman Brothers. Ein weiteres Manko: Die hohe Verschuldung von mehr als 60 Milliarden Euro werde langsamer abgebaut als vermutet. Die Bewertung der Aktie liege je nach Verfahren zwischen 13,6 und 15,8 Euro.

      Die schlechte Stimmung in der Branche hat die Aktie der France Télécom am Freitag weiter gedrückt. Der Kurs sackte um rund 2,4 Prozent auf knapp 24 Euro ab und liegt nun unter dem Ausgabekurs von 27,75 Euro im Jahr 1997. Die Vorwürfe der Börsianer sind identisch: Hohe Schulden und unsichere Wachstumsperspektiven werden dem französischen Großunternehmen angelastet. Dazu kommt ein Problem, das vielleicht auch bald die Deutsche Telekom ereilen könnte: Die Öffnung des Ortsnetzes in Frankreich hat die Einnahmen aus dem Festnetzgeschäft einbrechen lassen. Auch in Deutschland steht eine teilweise Öffnung des Ortsnetzes bevor: Im Dezember werden sogenannte Call-by-Call-Gespräche auch im Ortsnetz möglich sein. Zwar ist kein Preisrutsch wie bei Ferngesprächen zu erwarten, doch die hohen Preise der Telekom für Ortsgespräche, die oft über den Preisen der Konkurrenz für Ferngespräche liegen, werden wohl unter Druck kommen. Wegen der schwachen Konjunktur hat Lehman Brothers die Prognose für die Telekom-Festnetzsparte T-Com bereits gesenkt.

      Doch die Schwäche der Telekommunikationsaktien ist kein reines UMTS-Problem. Die Aktie des Telekommunikationsunternehmens Worldcom hat seit Dezember rund 80 Prozent ihres Wertes verloren. Vorwürfe, in der Bilanz getrickst zu haben, gesenkte Prognosen, hohe Abschreibungen und die Eskapaden des inzwischen zurückgetretenen Firmenchefs Bernie Ebbers haben den Kurs abstürzen lassen. Nur zwei große Telefongesellschaften haben sich dem negativen Branchentrend in den vergangenen Monaten etwas entziehen können: Der weltgrößte Mobilfunkbetreiber NTT Docomo hat zwar hohe Abschreibungen zu verkraften, konnte aber seinen Aktienkurs stabilisieren. Die italienische Telefongesellschaft Telecom Italia hat keine hohen Investitionen in das UMTS-Geschäft getätigt.Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.05.2002
      Avatar
      schrieb am 04.05.02 01:51:56
      Beitrag Nr. 2 ()
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 10:58:04
      Beitrag Nr. 3 ()
      Unterm Teppich Gut, daß der Kurs der Deutschen Telekom in den vergangenen zwei Jahren 80 Prozent verloren hat. War die Aktie zuvor unrealistisch hoch bewertet, so beschäftigt sich die Börse nun endlich mit den wirtschaftlichen Fakten in der Branche. Dennoch gilt unter dem Strich: Was sich in dieser Branche, was sich mit dieser Aktie seit Ende 1996 abgespielt hat, war schädlich für die Aktienkultur in Deutschland. Die Telekom und ihr Chef Ron Sommer haben die Börse zwar populär in der Bundesrepublik gemacht. Doch sie haben auch die Risiken unter den Teppich gekehrt und ihre Anleger aufs Kreuz gelegt. Seit dieser Woche erleiden auch die Telekom-Anleger der ersten Stunde Kursverluste.


      Aber vielleicht führt diese Erfahrung dazu, neu über Investitionen auf dem Kurszettel nachzudenken. Denn der Kapitalmarkt braucht Anleger, die wissen was sie tun. Er braucht Investoren, die aus Fehlern lernen, die Risiken und Chancen von Spekulationen einzuschätzen wissen.


      Und es sind ja so viele Fehler gemacht worden. Einer der beliebtesten war, einfach Empfehlungen von Analysten hinterherzulaufen. Ein, zwei, manchmal drei Jahre ist das gutgegangen, solange die Kurse eben auf breiter Front gestiegen sind. Als sie begannen abzustürzen, tat sich das ganze Dilemma der Branche auf. Analysten sind eben doch nicht viel klüger als die meisten Anleger. Außerdem sind manche ihrer Empfehlungen nicht so unabhängig, wie sie das gerne glauben machen. Für Privatanleger schreiben Analysten in der Regel ohnehin nicht. Ihre Einschätzungen richten sich an gute Großkunden, die genau wissen, wie sie die eine oder andere verklausulierte Formulierung zu deuten haben.


      Auf Dauer hilft es nichts, blind den Tips anderer zu folgen. Anleger müssen selbst kompetent werden, eine gute von einer schlechten Aktie unterscheiden lernen. Wer sich das nicht zutraut oder wem das zu aufwendig ist, der sollte Fonds bevorzugen - allerdings nicht jeden beliebigen, sondern nur solche, die über einen längeren Zeitraum bewiesen haben, daß sie die anvertrauten Gelder gut verwalten.


      Anlegern, die sich vor lauter Frust aus dem Aktienmarkt zurückziehen, sei gesagt: Gerade wenn die Kurse fallen, wenn Unternehmen völlig neu bewertet werden, ergeben sich gute Chancen. Es lohnt sich also, am Ball zu bleiben. Geld werden an der Börse auf lange Sicht jene verdienen, die die nötige Disziplin aufbringen: Kaufen, wenn die Kurse im Keller sind; Gewinne laufen lassen; verkaufen, wenn die Spekulation nicht aufgeht. Ein kleines Minus ist allemal besser, als auf dicken Verlusten sitzenzubleiben.


      Ein Meister an der Börse wird nur, wer die Geduld aufbringt, auch Höhen und Tiefen zu durchleben. Wenn aus den Telekom-Anlegern der ersten Stunde im Laufe der Zeit erfahrene Profis werden, dann wäre das ein außerordentlich gutes Zeichen für die Aktienkultur in Deutschland.Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 5.5.2002
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 20:19:31
      Beitrag Nr. 4 ()
      Wachsende Nervosität in der neuen UMTS-Welt ht. Eigentlich sollte die nächste Mobilfunkgeneration UMTS in diesem Jahr an den Start gehen. Doch jetzt sind keine entsprechenden Handys auf dem Markt, die Netze stehen noch nicht, und die Frage, ob die Mobilfunkkunden die neuen Multimedia-Dienste nachfragen werden, schwebt als milliardenschwere Hypothek über den ganzen Branche. Noch ist offen, ob UMTS ein Erfolg wird. Aber die Nervosität steigt beinahe täglich: Selbst die leisesten Anzeichen der Zweifel lassen die Aktienkurse zur Zeit in den Keller stürzen. Der Kurs der Deutschen Telekom ist inzwischen am Ausgabepreis des Jahres 1996 angekommen, und die Vodafone-Aktie hat in den vergangenen sechs Monaten die Hälfte ihres Wertes verloren. Den anderen UMTS-Lizenzinhabern geht es nicht besser. Doch das Rad kann nicht zurückgedreht werden. Das Geld für die Lizenzen ist weg. Den Unternehmen bleibt in dieser Situation nur den Blick nach vorn. Wachstumsprognosen müssen erfüllt, Versprechen eingehalten werden. Weitere Verzögerungen kosten nur Geld. Die neuen Dienste müssen nun zügig in den Markt gebracht werden, sonst wächst die Unsicherheit ins Unermeßliche. Vielleicht werden einige Lizenzinhaber auf diesem schwierigen Weg sogar auf der Strecke bleiben, aber das Risiko war den sechs Unternehmenslenkern bewußt, als sie 8 Milliarden Euro für die Lizenz auf den Tisch des Finanzministers gelegt hatten. Jetzt läßt ihnen der Finanzminister 20 Jahre Zeit, das Geld wieder zu verdienen.
      Avatar
      schrieb am 06.05.02 09:43:25
      Beitrag Nr. 5 ()
      Der wahre Wert von Vodafone


       


      Telekom-Aktien machen keinen Spaß / Die neue Telefon-Generation entscheidet mit über den weiteren Kursverlauf


       


      Silvia Ascarelli


       


      Sollte man die Vodafone Gruppe bewerten, als wäre sie ein ödes Versorgungsunternehmen? Um den Technologiesektor, vor allem den Bereich Telekommunikation, scheint es nach wie vor schlecht bestellt. Investoren fragen sich, ob der größte europäische Mobilfunkanbieter und andere Unternehmen der Branche überhaupt noch Wachstumschancen haben. Die beiden Bereiche - Telekommunikation und Zulieferer - büßten in diesem Jahr bereits ein Viertel ihres Wertes ein. Allein vergangenen Freitag gab die Aktie um fast zehn Prozent nach, der Kursverfall im vergangenen Monat lag im zweistelligen Bereich. Und dies, obwohl die Telekom-Papiere im vergangenen Jahr bereits um 30 Prozent gefallen waren.

      Ließe man den Sektor außer Betracht, hätte der Dow Jones Stoxx Index der 600 größten europäischen Industriewerte seit Ende 2001 beachtlich zugelegt. Tatsächlich jedoch hat er drei Prozent verloren. Die letzten Einbrüche folgten den erschreckenden Gewinnprognosen der vergangenen Tage. Ericsson stellte für das laufende Geschäftsjahr einen Verlust in Aussicht und kündigte an, die Belegschaft weiter abbauen zu wollen. Daraufhin brach der Aktienkurs um 24 Prozent ein. Doch solche Nachrichten führen nicht nur zum Kursrutsch. Sie zwingen auch zu einer grundlegenden Neubewertung des Sektors und seines Wachstumspotenzials bis zum Jahr 2003.

      Skeptiker verweisen darauf, dass Nokia sich unlängst zurückhaltend zum weiteren Verkauf von Mobiltelefonen geäußert hat. Auch seien Zuwächse beim Absatz nicht mehr von Neukunden zu erwarten, sondern durch Kunden, die auf neuere Modelle umsteigen wollen. Wie viele dies sein werden, ist unsicher, zumal die Mobilfunkanbieter die Geräte nicht mehr subventionieren wollen. Zugleich verkünden diese Firmen beharrlich, dass der Start der dritten Mobilfunkgeneration hinausgeschoben wird. Bislang fehlt noch eine überzeugende Werbestrategie.

      Zu hohe Bewertungen

      In der Debatte um die Bewertung der Telekom-Unternehmen gibt es keine klare Antwort. Vieles hängt davon ab, wie die Anleger die Chancen für das nächste Jahr sehen, wenn die neue Generation von Telefonen auf den Markt kommt. Eine vor kurzem veröffentlichte Studie von Merrill Lynch geht davon aus, dass die europäischen Fondsmanager ihre Bestände an Technologie-Aktien eher aufstocken als abbauen möchten. Morgan Stanley dagegen meint, dass verkaufsbereite Klienten als erstes die Papiere von Telekom-Unternehmen und ihren Zulieferern verkaufen würden.

      Auch nach den letzten Kurseinbrüchen sind die Aktien aus diesen Bereichen noch längst nicht preiswert, findet der Anlagestratege Michael O`Sullivan von der Commerzbank in London. Denn mit den Aktienkursen sind auch die Gewinne eingebrochen, was die Bewertung noch immer hoch erscheinen lässt. Die Commerzbank gehört zu den kritischsten Beobachtern Vodafones und sah den fairen Wert der Aktie schon vor Monaten nur noch bei 113 Pence. Das Papier notiert zurzeit mit 98 Pence, nachdem es in den letzten zwölf Monaten um rund 50 Prozent nachgab. Es könnte aber noch schlimmer kommen: Bleibt das Wachstum in dem Sektor aus, müsste die Aktie auf bis zu 70 Pence herabgestuft werden, meint Richard Falle, Anlagemanager bei American Express in London.

      Der schwerste Teil der Analyse freilich bleibt offen: Wie werden die Konsumenten auf die Möglichkeiten der neuen Mobiltelefone reagieren, Fotos versenden zu können und mobil ins Internet zu kommen? American Express hat die Positionen im Bereich Technologie und Telekom zurückgefahren. Die Bewertungen würden durch die letzten Kursrückgänge zwar fairer, so Richard Falle, doch besonders preiswert seien die Aktien noch nicht. "Es besteht keine Eile, sich mit den Werten einzudecken", sagt er.

      Der Telekom-Analyst Mark Davies von WestLB Panmure sieht für Vodafone dagegen ein Kurspotenzial von 205 Pence. Die Bewertung der Aktie sei nicht fair, meint Davies. Er verweist auf wachsende Gewinnspannen und darauf, dass die durchschnittlichen Einnahmen pro Kunde in diesem Jahr zum ersten Mal kostendeckend sein werden. "Vodafone ist kein Versorger", sagt er. "Doch selbst als Versorgungsunternehmen wäre das Unternehmen unterbewertet." Vodafones Vorsteuergewinn könnte im laufenden Geschäftsjahr bis Ende März 2003 um 19 Prozent auf 11,8 Milliarden Pfund steigen. Im vergangenen Geschäftsjahr waren es geschätzte 9,9 Milliarden Pfund. Genaue Zahlen werden erst am 28. Mai veröffentlicht. Laut Davis seien dies Steigerungen, die kein Versorger aufbieten könnte. Doch Anleger und Analysten scheinen sich einig in ihrem Urteil, dass gerade die Bewertung der Telekombranche hoch bleibt.

      "Im Hardware-Sektor ist derzeit kein Raum für Wachstum", sagt Sharon Coombs, Anlagestratege von HSBC in London. "Die Zulieferer können nur wachsen, wenn die Mobilfunkanbieter ihre Ausgaben erhöhen, was demnächst jedoch nicht passieren wird." Der Fall Alcatel scheint dies zu bestätigen: Das Unternehmen schätzt, dass sein diesjähriger Absatz in den Vereinigten Staaten um 25 Prozent, in Europa um 15 Prozent und in Asien um zehn Prozent schrumpfen wird. Auch Nokia musste im letzten Monat das Wachstumsziel senken. Der erwartete Zuwachs wurde von 15 Prozent auf vier bis neun Prozent gesenkt.

      Laut Richard Windsor, Analyst für Telekom-Zulieferer bei Nomura International, können die Zulieferer erst wieder mit Wachstum rechnen, wenn die Anbieter glauben, dass ihnen ohne Modernisierung der Netze Kunden verlorengehen. Natürlich müssten diese Kunden zunächst von der neuen Generation von Telefonen und ihren Möglichkeiten für E-Mail und neuen Spielen überzeugt werden. Nach dem Besuch einer Pressekonferenz, auf der überzeugende Anwendungen der neuen Technik vorgestellt werden sollten, wusste Windsor, dass es solche Anwendungen nicht gibt. Auch befürchtet er, dass der Auftrag an Microsoft, Software für die Applikationen zu entwickeln, schwer auf Nokias Gewinnspannen lasten wird.

      Nokia-Aktionären rät Windsor, sich von ihren Aktien zu trennen. Der aktuelle Kurs von 16,87 Euro preist bereits eine Erholung bei den weltweiten Telefonverkäufen auf 500 Millionen Stück von derzeit 420 Millionen Stück ein. Wenn die Belebung des Marktes ausbleibt und Nokia die Ausgaben nicht bremsen kann, wird die Gewinnspanne von derzeit 20 Prozent auf sieben Prozent einbrechen, so Windsor. Dies würde die Aktie auf unter zehn Euro zurückwerfen. Windsor rät zur Alcatel-Aktie, die bei einem Kurs von 12,63 Euro für zurückgenommene Erwartungen steht. Sollten die Telefon-Verkäufe im nächsten Jahr tatsächlich um zweistellige Prozentzahlen steigen, könnte der Kurs auf 20 Euro klettern. "Denn bei Alcatel ist noch keine Erholung eingepreist", sagt Windsor.


       


      Aus dem Wall Street Journal. Übersetzt und gekürzt von Tina Specht.


       

      Trading Spotlight

      Anzeige
      East Africa Metals
      0,1390EUR +11,20 %
      East Africa Metals: Widerstand gebrochen und neues Jahreshoch! mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 07.05.02 21:50:15
      Beitrag Nr. 6 ()
      K O L U M N E

      Telekom, wohin?

      Die Börsianer strafen die gesamte Branche ab - zu Unrecht

      Von Gunhild Lütge



      Deutsche Telekom, Vodafone, Nokia und Ericsson: Die Hiobsbotschaften nehmen kein Ende. Wem und was sollen Aktionäre eigentlich noch glauben? Sie hofften, ihr Geld in eine Zukunftsbranche zu investieren. Mit den meisten Kursen aber geht es, zurzeit jedenfalls, nur noch bergab.

      Ende vergangener Woche erreichte das Papier der Telekom mit 12,92 Euro ein historisches Tief. Zwar fing sich die Aktie zu Beginn der Woche wieder. Grundsätzlich aber steht zu befürchten, dass T-Aktionäre noch eine lange Durststrecke vor sich haben. Nicht nur sie. Egal, ob in Europa oder den Vereinigten Staaten: Fast alle Telefongesellschaften verlieren zurzeit das Wohlwollen der Investoren. Auch erfolgsverwöhnte Handyhersteller und Netzausrüster schockten ihre Aktionäre.

      Allerdings: Die pauschale Abstrafung gleich aller Werte in der High-Tech-Branche zeugt nur noch von Panik. Und die ist bekanntlich ein schlechter Ratgeber. Wer nicht lediglich eine schnelle Mark machen, sondern langfristig profitieren will, muss schon genauer hinschauen.

      Nach näherer Betrachtung ist beispielsweise kaum noch zu erklären, warum düstere Prognosen der Handyhersteller und Netzausrüster nicht nur deren Kurse, sondern auch noch die der Telefongesellschaften mit in die Tiefe reißen. Ginge es bei Börse und Banken tatsächlich rational zu, müsste genau das Gegenteil der Fall sein.

      Die Netzausrüster wie Ericsson und Nokia leiden darunter, dass die Telefonkonzerne auf die Bremse treten, wenn es um Investitionen geht. Das aber bedeutet bei Telekom und Co künftig geringere Abschreibungen und höhere Gewinne. Vorausgesetzt natürlich, die Unternehmen bringen sich mit ihrem Sparkurs nicht um die eigene Zukunft. Das aber steht bei der Telekom nicht zu befürchten.

      Die Handyhersteller profitierten in Deutschland lange Zeit von den großzügigen Subventionen der Geräte - durch die Netzbetreiber wie T-Mobile oder Vodafone. Die sind inzwischen weniger spendabel, senkten damit die Kosten für die Kundengewinnung; auch eine Voraussetzung dafür, dass die Gewinne steigen können. Pech für die Handyproduzenten: Ihr Geschäft schrumpft deshalb.

      Spekulieren wie im Wettbüro

      Aber was bewirken schon Fakten, wenn sie nicht zur Stimmung passen? Und die ist eben mehr als mies. Einen Grund dafür gibt es tatsächlich: Und der heißt UMTS. Die neue Mobilfunktechnik beflügelte zunächst die Fantasien von Managern, Bankern und Börsianern. Dann aber wurde ihnen klar, dass noch nie in so kurzer Zeit so viel Geld in die Erschließung eines Marktes geflossen ist. Und das, obwohl Experten noch immer nach jenen Bedürfnissen suchen, die UMTS befriedigen soll.

      Das alles hat sich wie Mehltau über die gesamte Branche gelegt. Gerade deshalb aber gilt es zu differenzieren. Da sich Vodafone und die Telekom wohl kaum vom technischen Fortschritt abkoppeln konnten, ist jetzt nur noch die Frage: Haben sie eine Chance, auf dem nebulösen UMTS-Markt irgendwann zu reüssieren? Antwort: Ja. Wenn überhaupt Unternehmen das finanzielle Abenteuer verkraften können, dann sind es die beiden Mobilfunkriesen.

      Keine Frage: Die Telekom hat schon bessere Zeiten gesehen. Ihr muss es vor allem gelingen, ihren hohen Schuldenberg (rund 67 Milliarden Euro) abzutragen. Das Problem allein aber rechtfertigt den Kurssturz nicht. Der zeigt vielmehr, dass sich die Börse zurzeit eher für Spieler denn für Anleger eignet.

      Zur ersten Kategorie zählen unter anderem die Manager von so genannten Hedge-Fonds. Sie agieren wie im Wettbüro. Sickert beispielsweise durch, dass ein großes Investmenthaus eine Aktie neu bewertet, spekulieren sie schlicht darauf, was andere Investoren von der neuen Erwartung erwarten. Das kann Kurse kurzfristig nach oben oder nach unten treiben. Manchmal nicht völlig ohne Grund, aber meist total überzogen.

      Zugegeben: Das alles ist kein Trost für jene, die Telekom-Chef Ron Sommer vertrauten. Der selbst war stets davon überzeugt, dass die Börse langfristig das richtige Barometer für den Erfolg eines Unternehmens ist. Wenn er das jetzt immer noch glaubt, dürfte er sich am Ende wohl kaum darüber wundern, wenn er schließlich selbst zum Opfer der Kurskapriolen würde.



      » DRUCKVERSION
      » ARTIKEL VERSENDEN
      (c) DIE ZEIT   20/2002 
      Avatar
      schrieb am 10.05.02 17:20:11
      Beitrag Nr. 7 ()
      Telekom in der Vertrauenskrise

      Von Carsten Matthäus

      Angesichts neuer US-Bilanzierungsregeln schreiben viele große Technologiekonzerne Milliarden ab. Nur die Deutsche Telekom hält sich bisher auffällig zurück und sorgt damit für neues Misstrauen: An der Börse brach der Kurs der T-Aktie erneut ein.











      AP





      Telekom-Chef Sommer, Finanzvorstand Eick: Abschreiben ist Sache der anderen


      Frankfurt am Main - Aktienhändler Oliver Hauer hat für die T-Aktie kein gutes Wort mehr übrig: "Die Deutsche Telekom ist immer wieder überlagert durch schlechte Nachrichten", sagt der Aktienhändler von der Hamburger Privatbank M.M. Warburg. Immer neuer Abschreibungsbedarf, Wettbewerbsverfahren der EU-Kommission und schwache Zahlen sorgten für ein schlechtes Bild. "Und in diesem Umfeld erhöht sich der Vorstand noch massiv die Bezüge. Das ist keine vertrauensbildende Maßnahme", sagt Hauer.

      Das sehen die meisten Anleger offenbar genauso. Das Telekom-Papier, das schon während der Woche bei 12,38 Euro auf ein neues Allzeittief fiel, brach nach einer kurzen Erholung auch am Freitagmittag wieder um knapp fünf Prozent auf 12,64 Euro ein.

      Milliarden-Minus am Horizont

      Die schlechten Nachrichten werden voraussichtlich nicht abreißen. Bei der Präsentation der Zahlen für das erste Quartal am 22. Mai muss die Telekom laut "Börsenzeitung" eine Einmalbelastung in Höhe von rund 4,3 Milliarden Euro verdauen. Nach neuen Vorschriften der US-Börsenaufsicht SEC darf die Telekom-Tochter VoiceStream nämlich ihre Mobilfunklizenzen nicht mehr periodisch abschreiben, sondern muss diese in einem Rutsch aus der Bilanz nehmen.

      Damit nicht genug. Andere Konzerne haben ihre Bilanzen in den vergangenen Quartalen durch entsprechende Abschreibungen bereits "gesäubert". Vivendi (15,7 Milliarden Euro), AOL Time Warner (knapp 60 Milliarden Euro) und JDS Uniphase (52,6 Milliarden Euro) haben bereits den neuen US-Bilanzierungsregeln (US-GAAP) entsprochen und den so genannten Goodwill auf Beteiligungen und Akquisitionen abgeschrieben. Einfach gesagt haben diese Unternehmen den Wert ihrer Beteiligungen nach dem Platzen der Internet-Blase neu bewertet.

      Sollte die Telekom den Goodwill auf ihre Akquisitionen abschreiben müssen, könnte das zu einer Belastung von bis zu zwanzig Milliarden Euro führen. "Diese Zahl ist plausibel", sagt Frank Rothauge, Analyst beim Bankhaus Sal. Oppenheim. "Mann muss berücksichtigen, dass für Debis und VoiceStream Preise gezahlt wurden, die heute niemals mehr erreichbar wären."

      Telekom sieht keinen Abschreibungsbedarf

      Seiner Ansicht nach könnte die Telekom bis zum Jahresende gezwungen sein, die noch ausstehenden Milliarden-Abschreibungen in der so genannten "Überleitungsrechnung" zu berücksichtigen. Da die Telekom ihre Jahresabschlüsse nach den Regeln des deutschen Handelsgesetzbuchs (HGB) erstellt, aber auch in den USA gelistet ist, muss sie vorrechnen, was sich an ihrem Zahlenwerk ändert, wenn man nach US-GAAP bilanziert.

      Nach den Worten von Pressesprecher Hans Ehnert sieht die Telekom momentan keinen Bedarf, den Wert von VoiceStream neu zu bewerten. Er verweist dabei auf den Geschäftsbericht 2001, der von PriceWaterhouseCoopers und Ernst & Young testiert wurde. "VoiceStream entwickelt sich genau nach unseren Erwartungen", sagte er.

      An der eigenen Bewertung der T-Aktie wird Analyst Rothauge trotz der möglichen Milliardenkorrekturen nichts ändern. "Das ist längst bekannt und hat auf den fairen Wert der Aktie keinen Einfluss", sagt er. Den fairen Wert sieht Rothauge bei 31 Euro und hält die momentane Kursschwäche der Telekom für "dramatisch übertrieben".
      Avatar
      schrieb am 12.05.02 00:14:48
      Beitrag Nr. 8 ()
      Harte Zeiten für T-Aktie & Co    

      Bei Telekom-Firmen jagt eine Gewinnwarnung die nächste. Einsteigen sollte nur, wer der Branche eine Zukunft gibt





      Foto: APVon Torsten Schubert

      Hamburg - Panikstimmung auf dem Börsenparkett: Nach der Gewinnwarnung des weltgrößten Mobilfunkunternehmens Vodafone und der Senkung der Gewinnprognosen bei der Deutschen Telekom durch das US-Investmenthaus Goldman Sachs trennen sich inzwischen selbst hartgesottene Fondsmanager von ihren Telekommunikations-Engagements. Jetzt gilt die Devise: Rette sich, wer kann.

      "Offenbar macht Vodafone die Mannesmann-Übernahme mehr und mehr zu schaffen", glaubt Hans-Joachim Pilz, Chefanalyst von SBFA Investment Research. Nachdem die Briten Anfang Mai ihre Gewinnprognose für Deutschland (D2) und Italien (Omnitel) deutlich zurückgenommen hatten, befürchten Telekom-Experten nun, dass der Mobilfunkriese seine deutschen Vermögenswerte zumindest teilweise abschreiben muss.

      Eine Bestätigung dieser Annahme, so Pilz, sei anlässlich der Vorlage der Jahresbilanz am 28. Mai in London denkbar. Für den Fall ist mit weiteren Kurseinbrüchen bei Titeln aus der Telekommunikation fest zu rechnen. Schon die Gewinnwarnung Anfang Mai reichte, um die Vodafone-Aktie unter die psychologisch wichtige Marke von 100 Pence zu drücken. Auf dem Fuß folgte die europäische Branche: Allein an jenem Tag verlor der Dow-Jones-Stoxx-Telekom-Index rund sechs Prozent.

      Häme mit Blick auf den Übernahme-Kampf zwischen Ex-Mannesmann-Lenker Klaus Esser und Vodafone-Chef Chris Gent ist allerdings nicht angebracht. Auch die Deutsche Telekom verbreitet unter Aktionären Angst und Schrecken. Vor allem im Festnetzbereich erwarten Analysten schwache Quartalsergebnisse. Die US-Investmentbank Merrill Lynch kann sich sogar vorstellen, dass das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen um acht Prozent niedriger ausfällt.

      Doch damit nicht genug. Für zusätzliche Panikstimmung sorgt eine Änderung der US-Bilanzierungsregeln (US-GAAP). Danach muss die Telekom auf die Mobilfunklizenzen ihrer US-Tochter VoiceStream einmalig 4,3 Milliarden Euro abschreiben. Zwar ließ die Telekom-Führung eine Belastung des Ergebnisses beim Telekom-Konzern dementieren. Den Kursverfall konnte Bonn indes nicht verhindern: Die einstige Lieblingsaktie der Deutschen fiel bereits unter ihren Erstausgabekurs von 1996.

      Ein Ende der Hiobsbotschaften scheint nicht in Sicht. Zwar ist unstrittig, dass die Telekommunikationsbranche ein Wachstumsmarkt bleiben wird. "Insgesamt waren die Erwartungen über die kurzfristigen Wachstumsmöglichkeiten in diesem Geschäft aber zu groß", meint Pilz. Diese Ansicht teilt Hans Huff, Analyst bei der Bankgesellschaft Berlin. "Ich halte das Kursniveau vieler Telekom-Unternehmen jedoch für fundamental nicht nachvollziehbar", so Huff. "Offenbar sind Anleger nicht mehr bereit, so weit in die Zukunft zu investieren", ergänzt der Berliner.

      Wie auch immer: Die Konsequenzen der aktuellen Entwicklung trifft nicht nur die Netz- und Mobilfunkanbieter wie Telekom und Vodafone. Auch bei den Telekomausrüstern läuten die Alarmglocken. So zerschlug das schwedische Unternehmen Ericsson Ende April die letzte Hoffnung auf eine baldige Erholung der Branche. Ein weit über den Erwartungen liegender Quartalsverlust, der dadurch notwendige Abbau von insgesamt 20.000 Stellen sowie eine geplante Neuemission in Höhe von 3,3 Milliarden Euro ließen den Kurs der Ericsson-Aktie um bis zu 25 Prozent fallen.

      Ein Schuldiger war schnell gefunden. "Wenn wir uns ansehen, was die Telekombetreiber planen und angekündigt haben, gibt es wenig Gründe, in absehbarer Zukunft auf einen Aufschwung zu setzen", klagte Ericsson-Chef Kurt Hellström anlässlich einer Präsentation der Unternehmenszahlen. Diese Einschätzung bestätigen Analysen führender Investmentbanken. So sieht Merrill Lynch bei der Mobilfunktechnik eine Erholung frühestens im Jahr 2004; bei Festnetztechnikern wie Alcatel sogar erst ab 2005.

      Für zahlreiche Analysten wird immer deutlicher, wohin der Zug in dieser ehemals so heiß geliebten Zukunftsbranche rollen muss. "Meiner Ansicht nach wird der Übernahme- und Fusionsdruck noch weiter ansteigen", behauptet etwa SBFA-Analyst Pilz. Ein durchaus plausibles Szenario. Immerhin ist die Verschuldung vieler Unternehmen in der Branche, zum Beispiel durch Investitionen in UMTS-Lizenzen, stark angestiegen; und damit auch die Zinslast. "Von den sechs deutschen Lizenznehmern wird vielleicht die Hälfte überleben", so Huff. Viele Pleiten sieht Huff zudem unter den kleinen Unternehmen der Branche.

      Trotzdem erwarten die Experten kein Ende aller Tage. Sie raten zum Kauf, solange die Kurse so günstig sind wie heute. Denn langfristig, da sind sich alle einig, werden die Aktien zumindest der führenden Anbieter wieder anziehen. Dazu gehören beispielsweise Deutsche Telekom und France Télécom. "Wer einsteigt, sollte allerdings an die Zukunft der Branche glauben", rät Huff interessierten Anlegern.

      Außerdem ist ein langer Atem gefordert. Selbst ausgewiesene Optimisten rechnen nämlich nicht damit, dass sich ein Investment in Telekomwerten unter einer Anlagedauer von fünf Jahren rechnet. Dies ist gleichzeitig Stichwort für die Fans einer Anlage in Investmentfonds. Sie müssen sich keine Gedanken darüber machen, ob sie aufs richtige Pferd gesetzt oder aber einen der potenziellen Pleitekandidaten erwischt haben.
      Avatar
      schrieb am 15.05.02 21:52:14
      Beitrag Nr. 9 ()
      Quelle: Die Zeit



      M O B I L F U N K

      Notruf der Pioniere

      Die neue Mobilfunktechnik UMTS fordert ihre Opfer: Erst haben die Telefongesellschaften Milliarden investiert. Jetzt stürzen ihre Aktienkurse ab. Mobilcom soll verkauft werden. Die gesamte Branche erwartet einen Umbruch

      Von Gunhild Lütge



      Elf Jahre lang schaltete und waltete er ganz allein in seinem Unternehmen. Dann wollte Gerhard Schmid, der Gründer von Mobilcom, zu viel: wieder einmal der Erste sein; diesmal bei UMTS, der neuen Mobilfunktechik. Dazu brauchte er einen großzügigen Geldgeber. Auf Einfluss und Macht aber wollte er nicht verzichten. Fast wäre dem raffinierten Geschäftsmann dieses Kunststück gelungen. Schon im Herbst sollte Mobilcom mit den neuen Angeboten am Markt sein. Doch sein Großaktionär France Télécom spielte nicht mit, blockierte seine kühnen, teuren Ideen.

      Nun wird wohl wahr, was Schmid immer schon ahnte: "Entweder man ist dabei, oder man fliegt raus aus dem Spiel." So wie es aussieht, ist er draußen. Wahrscheinlich übernehmen jetzt jene Banken die Macht am Firmensitz in Büdelsdorf, denen Mobilcom das meiste Geld schuldet. France Télécom nämlich kann den Brocken nicht verkraften. Dem französischen Fernmelder würde eine komplette Übernahme die Bilanz verhageln.

      Die Geschichte rund um das Enfant terrible der Branche ist einzigartig - aber womöglich nicht die letzte ihrer Art. In anderer Variante könnte sie sich auch bei weiteren Unternehmen abspielen, die sich auf UMTS einließen. Ebenso wie Mobilcom drückt alle Rivalen (siehe Tabelle) die große Sorge, ob sich ihr gigantischer Aufwand für die neue Technik jemals auszahlen wird. Jeder Kurssturz, und davon gibt es in der Telekommunikation derzeit viele, wird am Ende mit den hohen Risiken der neuen Technik erklärt. Mit UMTS stürzten sich die Telefongesellschaften in der Tat ins größte finanzielle Abenteuer der Mobilfunkgeschichte.

      Noch nie wurde so viel Geld in so kurzer Zeit investiert, um einen neuen Markt zu erschließen. Und noch nie gab es so viele offene Fragen kurz vor dem Start: Ausgereifte Geräte lassen auf sich warten. Der Netzausbau verzögert sich - nicht zuletzt, weil immer mehr Bürgerinitiativen opponieren. Sie fürchten die wachsende Strahlenbelastung. Und welche neuen Angebote attraktiv genug sind, um Kunden massenhaft ins neue Netz zu locken, darüber herrscht in der Branche noch Funkstille (siehe Seite 24).


       

      Eine Zeit lang sah alles ganz anders aus. Die neue Technik kombiniert gleich zwei Erfolgsschlager der vergangenen Jahre: Mobilfunk und Internet. Der vielversprechende Mix zweier Technologien beflügelte die Fantasie - selbst bei Regierungen, die über die wichtigste Ressource verfügten: Frequenzen. Die wurden hierzulande versteigert. Der deutsche Finanzminister Hans Eichel kassierte rund 50 Milliarden Euro - für ein bisschen Luft. Die ergatterten Lizenzen aber sind lediglich die Eintrittskarte für den erhofften Zukunftsmarkt. Der Aufbau der Datenautobahnen in den Wolken frisst weitere Milliarden. Aus dieser Nummer kommt keiner mehr schadlos heraus: Die Lizenzbedingungen sind streng, schreiben sogar vor, bis zum Jahre 2005 die Hälfte der Bevölkerung mit UMTS versorgen zu können.

      Zunächst waren alle vom Erfolg wie berauscht. Im Jahre 2000 schnellte die Zahl der Handy-Besitzer in Deutschland um satte 105 Prozent auf 48 Millionen. Doch schon dieser Boom war teuer erkauft. Die Netzbetreiber subventionierten die Handys im ganz großen Stil, zahlten Händlern enorme Kopfgelder für jeden neuen Kunden. Die nutzten die Prämien wie gewünscht, um die Handys zu verramschen. Gleich massenweise wurden die High-Tech-Geräte, die eigentlich um die 500 Mark hätten kosten müssen, für den Spottpreis von 1 bis 50 Mark verschleudert. Das förderte den Absatz der Produzenten und sicherte den Netzbetreibern Marktanteile. Im vergangenen Jahr hatten sie immerhin rund 56 Millionen Kunden. Inzwischen aber korrigierten die Mobilfunker ihre irrwitzige Subventionspolitik. Die Folge beschrieb Dietrich Beese von Viag Interkom zu Beginn dieses Jahres: "Es brennt in der Branche. 2002 wird der Wachstumspfad verlassen. Jetzt geht es nur noch um Umverteilung."

      Das bekommen vor allem die Handy-Hersteller und Netzausrüster zu spüren. Erstmals sank, übrigens weltweit, im vergangenen Jahr der Absatz der Geräte. In Deutschland geradezu dramatisch. So betrug der Markt für mobile Endgeräte im Jahr 2000 noch 5,5 Milliarden Euro; 2001 schrumpfte er um 2 Milliarden. Und dann schockte der weltgrößte Handy-Hersteller Nokia Mitte April die Aktienmärkte mit seiner Prognose: Der Aufschwung komme erst 2003, sagte Unternehmenschef Jorma Ollila, der Übergang zur nächsten Mobilfunkgeneration vollziehe sich langsamer als erwartet: "Wir stehen vor einer Evolution, nicht vor einer schlagartigen Revolution." Schließlich schickte Konkurrent Ericsson die Kurse weiter in den Kel- ler. Seine Geschäfte laufen schlecht, weil die Betreiber nicht nur bei den Handys, sondern auch beim Ausbau der Netze auf die Bremse drücken.

      Selbst bei den Mobilfunkern hinterließ die Marktschlacht ihre Spuren. So schufen die künstlich verbilligten Geräte, vor allem in Kombination mit den beliebten vorauszahlbaren Karten, eine neue Spezies an Kunden: so genannte Karteileichen. Weil sie nur wenig oder gar keinen Umsatz brachten, sind sie mittlerweile begraben worden - von den realistischen Anbietern jedenfalls. Ziemlich kleinlaut bekannten jüngst die beiden Großen der Branche, T-Mobile und Vodafone D2, im März weniger Kunden gehabt zu haben als noch zu Beginn des Jahres. Bei T-Mobile waren es rund 40 000 weniger, bei D2 war der Rückgang sogar zehnmal so hoch.


      Der Markt ist gesättigt. Genau deshalb sind nun alle gezwungen, auf UMTS zu setzen. Die neue Technik soll die Menschen wieder hungrig machen. Füttern wollen sie viele, vor allem die sechs Mobilfunkanbieter.

      Das seien zu viele, sind sich - seltsamerweise - inzwischen fast alle einig. Ron Sommer, der Chef der Telekom, sagt es. Und inzwischen auch Michel Bon, sein Rivale von France Télécom. Ebenso Ad Scheepbouwer, der Vorstandsvorsitzende von KPN. Er prophezeit, dass in Deutschland am Ende nur drei Spieler übrig bleiben, darunter natürlich seine deutsche Tochterfirma E-Plus. Dieselbe Zahl nennt auch der Präsident der spanischen Telefónica, Cesar Alierta. Sein Konzern ist an Quam beteiligt, dem jüngsten und kleinsten Spross der Branche. Es gebe viele, die ihn aus Deutschland wegwünschten, vermutet Alierta, "aber den Gefallen tun wir ihnen nicht". Telefónica würde auf jeden Fall an einem der drei Netze beteiligt sein. Der britische Mobilfunker mmO2, der im vergangenen Jahr von British Telecom abgespalten wurde und dem hierzulande Viag Interkom gehört, gilt selbst als zu klein für das große Spiel und somit als Übernahmekandidat. Und der deutsche Ableger, der inzwischen als O2 firmiert, soll - nach immer wiederkehrenden Gerüchten - sowieso auf dem Verkaufszettel stehen.

      Wer also mit wem, scheint nur noch die Frage. T-Mobile und Vodafone werden als die größten Schlachtschiffe wohl allein weitersegeln. Welche Annäherungsmanöver aber zwischen den vier kleineren Rivalen laufen, das müsste eigentlich Matthias Kurth wissen, der Chef der Regulierungsbehörde. Er wacht über die strengen Regeln, die es in UMTS-Kooperationen jeder Art einzuhalten gilt. Bei Fusionen oder Übernahmen zweier Mitspieler muss eine Lizenz an ihn zurückgehen. Davon rückt Kurth bislang nicht ab - zum Ärger von Michel Bon, dem Chef von France Télécom. Es habe keinen Sinn, sagte Bon Ende März, "bei Mobilcom ein komplettes Netz aufzubauen, solange es keine Handys dafür gibt". Inzwischen sähe es Bon sogar am liebsten, wenn Mobilcom eine Allianz mit einem oder zwei der anderen kleinen UMTS-Betreiber bildete, um den beiden Großen am Markt ernsthaft Paroli zu bieten. "Aber die Regulierung in Deutschland behindert eine Marktbereinigung", so Bon an die Adresse von Kurth.

      Der kann sich über derlei Ansinnen nur wundern: "Die UMTS-Lizenzversteigerung war doch kein Haustürgeschäft. Niemand wurde über den Tisch gezogen." Das klingt wie "Basta!" - und ist auch so gemeint. "Geld zurück gibt es nicht", bestätigte der Sprecher von Kurth jüngst noch einmal klipp und klar. Und bei der Behörde hätte sich auch noch kein Betroffener gemeldet.

      Was nicht ist, kann noch werden. Und dann? Im Fall der Fälle wird es erst einmal eine Anhörung geben, in der alle Lizenznehmer zu Wort kommen sollen. Die beiden Großen haben ihre Meinung allerdings längst kundgetan: Sie akzeptieren nichts, was anderen einen Vorteil verschaffen könnte. Und das heißt: Sollte ein neuer Interessent eine frei werdende Lizenz unterhalb des Auktionspreises von 8,5 Milliarden Euro erhalten, wird es Klagen geben. Landet also eine Lizenz wie eine heiße Kartoffel wieder auf dem Tisch von Matthias Kurth, muss der sehen, wie er sie verdaut, ohne einen lähmenden Rechtsstreit zu riskieren. Denn den würden die kleinen Unternehmen erst recht nicht überleben.

      Noch vor einem Jahr machte Alfred Tacke, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, allen Mut: "Das Potenzial für UMTS ist riesig", sagte er auf einem Kongress der Branche. "Wir sollten uns deshalb auf die Chancen konzentrieren." Zum Schluss seiner Rede gab er Netzbetreibern, Geräteherstellern und Diensteanbietern die klugen Worte des französischen Romanciers Victor Hugo mit auf den Weg: "Nichts ist stärker als eine Idee, deren Zeit gekommen ist." Nur wann das in diesem Fall sein wird, das hätten die UMTS-Manager vom Staatssekretär auch noch gern gewusst.
      Avatar
      schrieb am 19.05.02 21:26:49
      Beitrag Nr. 10 ()
      Europas Telekoms kriseln weiter








      Die hohen Schulden im europäischen Telekomsektor lassen eine Erholung der Branche nicht schnell zu. Die Rückkehr zur Profitabilität wird Jahre dauern. Das sagte ein Sprecher der niederländischen Gesellschaft KPN der Nachrichtenagentur Reuters. Ums nackte Überleben kämpft der britische Telekomausrüster Marconi, von dem die Gläubigerbanken nun die Barmittel fordern. Etwas besser steht die British Telecom (BT) da. Doch der Plan, den Rivalen Colt Telecom Group übernehmen, hilft der Aktie kurzfristig nicht. Telekom-Werte bleiben unter Druck.






      Den Grund für die desaströse Finanzlage der Telekomunternehmen sieht KPN-Chef Ad Scheepbouwer im teuren Kampf um die UMTS-Lizenzen. Dabei hat sich die Branche gehörig verhoben. Zusammenschlüsse im Mobil-Bereich seien sinnvoll, um Kosten zu sparen und effizienter zu arbeiten. Im Festnetz würden Fusionen hingegen kaum weiter helfen.

      Am Dienstag legt KPN die Zahlen für das erste Quartal vor. Analysten erwarten nur leichte Anzeichen von  Erholung nach dem Rekordverlust im vergangenen Jahr. Sie prognostizieren ein Ebitda von rund 964 Millionen Euro und einen Umsatz von knapp 3,1 Milliarden Euro.

      Marconi bleibt angeschlagen

      KPN steht zumindest deutlich besser da als der britische Telekomausrüster Marconi.  Die Briten tragen einen Schuldenberg von 4,3 Milliarden Pfund mit sich herum. Nun haben sie nach Informationen aus Finanzkreisen einen Wirtschaftsberater mit der Umstrukturierung der angeschlagenen Gesellschaft beauftragt.

      Die Gläubigerbanken machen inzwischen mächtig Druck, berichtet die britische Zeitung "Observer". Barclays und HSBC sollen den größten Teil der Barmittel von 1,4 Milliarden Pfund vom maroden Unternehmen fordern. Am Donnerstag vereinbarte Marconi mit seinen Gläubigern einen Tausch von Schulden gegen Wertpapiere. Damit droht eine weitere Verwässerung der Aktien, was den Penny Stock immer mehr in den Abgrund treibt.

      British Telecom verringerte Schulden

       Stabiler positioniert ist im Vergleich dazu die British Telecom, die im vierten Quartal, das am 31. März endete, den Verlust stärker als vorhergesagt gesenkt hat. BT wagt es deswegen sogar über Zukäufe nachzudenken. Nach einem Bericht der Zeitung "Independent on Sunday" plant BT, den Konkurrenten Colt Telecom Group für 1,6 Milliarden Euro zu übernehmen.  Das Colt-Netz soll in die defizitäre Sparte Ignite eingegliedert werden,
      um dem Sektor Informationstechnologie neuen Schwung zu geben. Die Übernahme merzt langfristig Schwachstellen aus. Kurzfristig rutscht die Gesellschaft jedoch noch mehr in die roten Zahlen - die Schulden von 13,7 Milliarden Pfund sind schließlich kein Pappenstiel.









      Der Telekomsektor bleibt in der Krise. Marconi bekommt das deutlich zu spüren, der Penny Stock kämpft ums Überleben und hat momentan keine Perspektiven. Die KPN-Aktie könnte sich demnächst langsam vom Rekordverlust des vergangenen Jahres erholen, wenn die Quartalszahlen die Erwartungen übertreffen. Sollte BT Colt Telecom tatsächlich übernehmen, treibt das die Verschuldung in die Höhe und den Aktienkurs in die Tiefe.
      Avatar
      schrieb am 21.05.02 21:35:44
      Beitrag Nr. 11 ()
      Der Druck hält an









      Der Branchenindex hat auf Jahressicht kräftig verloren. Merrill Lynch sieht weitere Wolken.

      New York - Trotz erster Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung sehen die Analysten der US-Investmentbank Merrill Lynch für den Telekom-Sektor eine weiterhin negative Entwicklung. "Neue Technologien und wachsender Wettbewerb scheinen Preisdruck und Umsatzrückgänge zu verursachen", schreiben die Analysten in einer am Dienstag in New York veröffentlichten Studie.

      "Anzeichen für Umsatzrückgänge"

      Vor allem in großen Bereichen der ausgereiften Märkte für Telekommunikation sehen die Analysten "Besorgnis erregende Anzeichen für Umsatzrückgänge". Der weltweite Wirtschaftsabschwung der vergangenen Monate sei dafür nur eine zweitrangige Ursache, heißt es.

      Abkehr vom Festnetz


      Die Analysten gehen davon aus, dass Breitband-Technik, Telefonie über Kabel-TV-Anschluss, Mobilfunk und VoIP (Voice over Internet Protocol;Internet-Telefonie) den
      Wandel vom traditionellen Sprachverkehr über Festnetze hin zu den konkurrenzfähigeren, aber oft weniger profitablen Netzwerken beschleunigen werden.

      Preisverfall in er Branche

      Trotz eines Preisverfalls in der Telekombranche, gemessen am MSCI World Telecom Index mit einem Rückgang von 23 Prozent innerhalb eines Jahres, bleiben die Experten bei der Empfehlung für den Kauf von Aktien im weltweiten Telekom-Dienstleistungssektor vorsichtig.

      Von 89 aktiennotierten Unternehmen, die Merrill Lynch weltweit analysiere, habe die Bank nur neun mittelfristig mit "Strong Buy" bewertet. Dabei würden Werte der Neuen Märkte bevorzugt. "Von unseren neun mit "Strong Buy" gerateten Unternehmen sind acht in den Neuen Märkten notiert", schreiben die Experten.

      Mit einer mittelfristigen Einschätzung "Strong Buy" geht die Investmentbank davon aus, dass eine so eingeschätzte Aktie in den kommenden zwölf Monaten einen Gesamtertrag (Kursgewinn plus Dividende) von mindestens 20 Prozent abwerfen wird.

      Ebenfalls am Dienstag wurde bekannt, dass Merrill Lynch im Zuge eines Vergleichs mit dem New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer insgesamt 100 Millionen Dollar Strafe zahlen wird. Damit wird ein Streit über Vorwürfe beigelegt, die große Wall-Street-Firma habe Investoren getäuscht. Gleichzeitig hat sich Merrill Lynch öffentlich bei Anlegern, Aktionären und Mitarbeitern für "unangebrachte Kommunikationen" entschuldigt.

      Die Brokerfirma wird 48 Millionen Dollar an den Bundesstaat New York und zusätzlich 52 Millionen Dollar zahlen, um Vergleiche mit allen anderen amerikanischen Bundesstaaten zu erreichen. Beide Zahlungen sollen nur erfolgen, wenn alle Bundesländer die Vereinbarung akzeptieren. Der Vergleich stelle weder Beweismaterial noch ein Fehlverhaltens- oder Verantwortlichkeits- Eingeständnis dar, erklärte Merrill Lynch.
      Avatar
      schrieb am 22.05.02 14:16:34
      Beitrag Nr. 12 ()
      Magazin: UMTS-Lizenznehmer fordern Freigabe des Frequenzhandels




      Düsseldorf (vwd) - Die sechs Lizenznehmer von UMTS-Mobilfunknetzen in Deutschland haben die Bundesregierung nach einem Magazinbericht aufgefordert, den Handel mit Frequenzen freizugeben. Wie die "WirtschaftsWoche" am Mittwoch vorab mitteilte, fordern T-Mobile, Vodafone, E-Plus, O2, Mobilcom und Quam erstmals gemeinsam in einem Positionspapier, die Frequenzvergabe flexibler zu gestalten. Hinter den Kulissen stelle das Bundeswirtschaftsministerium bereits erste Weichen in Richtung Frequenzenhandel, berichtete das Blatt weiter.





      Das dem Ministerium angeschlossene Wissenschaftliche Institut für Kommunikationsdienste (WIK) soll in den kommenden Wochen Vorschläge unterbreiten, wie ein Handel mit Funkfrequenzen in Deutschland gestaltet werden könne.



      vwd/12/22.5.2002/har/mim

      22. Mai 2002, 13:27
      Avatar
      schrieb am 10.06.02 20:02:36
      Beitrag Nr. 13 ()
      Über die Anzahl der UMTS-Lizenzen entscheidet der Markt 

      Matthias Kurth, Chef der Regulierungsbehörde: Bei Rückgabe einer Lizenz gibt es eine Anhörung - Interview

      Trotz aller Spekulationen über Marktkonsolidierung und Fusionen - Matthias Kurth, Präsident der Bonner Regulierungsbehörde, rechnet damit, dass alle sechs Lizenzinhaber für den multimediafähigen Mobilfunk UMTS auf absehbare Zeit den Alleingang proben werden. Gegenüber WELT-Autor Hans-Jürgen Mahnke deutete der Regulierungschef an, dass er künftig einen Handel mit Telekommunikationslizenzen für denkbar hält. Auch bei UMTS?

      DIE WELT: Statt der sechs Lizenzen, die bei der Versteigerung vor knapp zwei Jahren vergeben wurden, werden nur drei letztlich am Markt überleben - so lautet eine immer wieder zu hörende These. Was halten Sie von solchen Vorhersagen?

      Matthias Kurth: Um die Zahl der Lizenznehmer wird sicher viel spekuliert. Aber erinnern wir uns doch an die Auktion im Sommer 2000. Das Auktionsdesign ließ vier, fünf oder sechs Lizenzen zu. Es waren also die Unternehmen, die mit der Abgabe ihrer Gebote sich für sechs Lizenzen im deutschen UMTS-Markt entschieden haben. Lassen wir also UMTS jetzt auch so starten. Die Kräfte des Marktes werden dann entscheiden, was die richtige Zahl ist.

      DIE WELT: Es wird Ihrer Meinung nach also zu einer Konsolidierungswelle kommen?

      Kurth: Mit der Regulierungsbehörde finden keine Gespräche in diese Richtung statt. In bestimmten Kreisen wird zwar viel über eine Konsolidierung spekuliert. Es scheint jedoch so zu sein, dass die wirtschaftlichen Voraussetzungen für Fusionen zurzeit überhaupt nicht vorhanden sind.

      DIE WELT: Was passiert, wenn einer der Marktteilnehmer am UMTS-Geschäft entweder nicht durchhält oder mit einem anderen zusammen gehen will und in Folge dessen seine Lizenz an die Regulierungsbehörde zurückgibt?

      Kurth: Sollte dieser theoretische Fall eintreten, würden wir eine öffentliche Anhörungsrunde zum weiteren Vorgehen starten.

      DIE WELT: Die Lizenz würde dann also neu ausgeschrieben?

      Kurth: Die endgültige Beantwortung dieser Frage wäre natürlich erst nach Abschluss der Anhörung möglich. Es wäre beispielsweise zunächst zu klären, mit welchen Vorgaben und Eckdaten das zurückgegebene Frequenzspektrum dem Markt dann wieder zugeführt werden soll.

      DIE WELT: Führt dieses nicht zwangsläufig zu Wettbewerbsverzerrungen, wenn derjenige, der zu spät kommt, die Lizenz zu einem günstigeren Preis erwerben könnte?

      Kurth: Es wäre unsere Aufgabe, genau diese Gefahr von Wettbewerbsverzerrungen auszuschließen.

      DIE WELT: Hat jemand bei Ihnen überhaupt schon nachgefragt, welche Vorstellungen Sie haben, was in diesem Fall passieren sollte?

      Kurth: Nein. Ein klares, aber auch sehr deutliches Nein.

      DIE WELT: Als Allheilmittel wird häufig der Handel mit Frequenzen empfohlen. Was halten Sie davon?

      Kurth: Für zukünftige Frequenznutzungen könnte dies eine denkbare Möglichkeit sein. Erste, nach vorne gerichtete Überlegungen im Zusammenhang mit der anstehenden Novelle zum Telekommunikationsgesetz werden ja derzeit im zuständigen Bundeswirtschaftsministerium angestellt.
      Avatar
      schrieb am 11.06.02 10:49:03
      Beitrag Nr. 14 ()
      U M T S

      Gewinnschwelle in weiter Ferne





      Zehn Jahre dauert es, bis Mobilfunkunternehmen im UMTS-Geschäft schwarze Zahlen schreiben.

      Düsseldorf - Mobilfunkunternehmen müssen eine lange Durststrecke hinnehmen, bevor sie mit dem Mobilfunkstandard UMTS endlich Gewinne einzufahren. Selbst Unternehmen mit einem Marktanteil von 40 Prozent brauchen fast zehn Jahre, um im UMTS-Geschäft schwarze Zahlen zu schreiben. Zu diesem Ergebnis kommt Torsten Gerpott, Professor der Universität Duisburg, der für das "Handelsblatt" den UMTS-Markt genauer untersuchte.








      Gerpott bezieht sich dabei auch auf Studien des europäischen Statistikinstituts Eito, der Investmentbank CSFB sowie auf Branchendaten.

      Für 2005 rechnet der Professor erst mit einem Marktanteil für UMTS am Mobilfunkmarkt von nur neun Prozent, 2007 seien es 30 Prozent. Aufgrund der hohen Anlaufkosten unter anderem für den Netzaufbau rechne sich das Geschäft jedoch nur für drei höchstens vier Anbieter. Zwei bis drei der UMTS-Lizenzinhaber müssten ihre Pläne aufgeben, resümiert Gerpott.

      Kurth: Handel mit Lizenzen möglich

      Etwas anders sieht der Chef der Bonner Regulierungsbehörde für Telekommunikation, Matthias Kurth, den UMTS-Markt. Er rechnet damit, dass trotz aller Spekulationen über eine Marktkonsolidierung und Fusionen zunächst alle sechs Inhaber einer UMTS-Lizenz den Alleingang versuchen werden. Sollte der Markt das wünschen, halte er bei einer möglichen Rückgabe einer Genehmigung auch einen Handel mit Lizenzen zwischen den Unternehmen für möglich, sagte Kurth der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "Die Welt".

      Sollte einer der Lizenzinhaber seine Erlaubnis zum Betrieb eines UMTS-Netzwerkes zurückgeben, werde es zunächst eine öffentliche Anhörung geben. Wettbewerbsverzerrungen durch niedrigere Lizenzpreise müssten ausgeschlossen werden, sagte Kurth. Er halte es angesichts des wirtschaftlich schwierigen Umfeldes für Telekom-Firmen derzeit aber für fraglich, ob die Voraussetzungen für die Fusion von zwei oder mehreren UMTS-Lizenznehmern überhaupt gegeben sind.
      Avatar
      schrieb am 11.06.02 11:49:46
      Beitrag Nr. 15 ()
      Ausgerechnet Julius Bär, der mit dem Ochner, verbreitet
      grenzenlosen Pessimismus, selbstverständlich nur unter der
      Prämisse, in seine Fonds zu investieren.

      Für wie blöd halten die Herren von Julius Bär eigentlich
      den Anleger.

      Zuerst mit dem Chaoten und Dilettanten Ochner die Kurse
      pushen und dann, als es wirklich nicht mehr wegen des
      Imageschadens ging, ihren Topmanager schassen und jetzt
      schon wieder mit ihrer tollen Kompetenz trommeln.

      Julius Bär sollte man ausgrenzen.
      So viel Verarsche pur sollte nicht ungestraft bleiben.
      Avatar
      schrieb am 11.06.02 12:10:50
      Beitrag Nr. 16 ()
      Aus der FTD vom 11.6.2002
      Mobilfunk-Spezial: Die Leiden der jungen Dienste
      Von René Gribnitz und Andreas Krosta, Hamburg

      Wieder einmal steht die Telekommunikationsindustrie in diesem Jahr vor einem dramatischen Umbruch. Das traditionell starke Festnetzgeschäft der früheren Staatskonzerne, aus dem sie Kraft und Geld für die neuen mobilen Technologien und ihre Dividenden zogen, macht zunehmend weniger Freude.




      Umsätze und Gewinne brechen ein wie nie zuvor. Die Rückgänge kann das in den vergangenen Jahren durchaus wachstumsstarke, aber ebenso kapitalintensive Mobilfunkgeschäft nicht ausgleichen. In Europa sind die Mobilfunkanbieter bei Durchdringungsraten von mehr als 70 Prozent bereits an ihre Grenzen gestoßen. Die Umsätze pro Kunden stagnieren oder sind sogar rückläufig. Mobile Datendienste, die künftig bis zu 50 Prozent der Umsätze einbringen sollen, stecken zum Teil immer noch in den Kinderschuhen. Die Branche durchschreitet zurzeit eine brennende technologische Durststrecke - und leidet.



      Der Mobilfunk als Umsatztreiber der Zukunft rückt mehr und mehr in den Fokus der Konzerne. Auf der Telefonie via Handy und auf neuen Mobilfunkdiensten wie der Datenübertragung ruhen die Hoffnungen der Industrie. Die in diesem und im kommenden Jahr eingeführten Übertragungstechniken GPRS (General Packet Radio Service) und UMTS (Universal Mobile Telecommunication System) sollen Umsätze und Gewinne in Schwindel erregende Höhen bringen. Freilich wird dies frühestens ab 2004 der Fall sein.



      Noch nutzen zu wenig Menschen in Europa die umsatzträchtigen Datendienste, weil sie schlicht und einfach nur telefonieren wollen. "Kunden wollen vor allem günstige Tarife und zuverlässige Netze" , hat die Unternehmensberatung Mummert + Partner in einer Umfrage unter den Führungskräften der Branche ermittelt. Innovative Dienste stehen mit Abstand erst an dritter Stelle.





      Erwartungen gedämpft



      Nach dem Desaster mit den umständlichen mobilen Wap-Internetdiensten sind die Erwartungen an die Attraktivität der Inhalte deutlich gedämpft. Die Mobilfunker hatten in den vergangenen Jahren mit Wap viel versprochen, aber wenig einhalten können. Daher schaut die Branche auf das vom deutschen Anbieter E-Plus im März gestartete mobile Internetangebot I-Mode. Mit diesem neuen Dienst können Abonnenten über ein Spezialhandy nicht nur telefonieren, sondern auch Nachrichten samt bunten Bildern sowie E-Mails mit bis zu 1000 Zeichen austauschen. Stolz meldete E-Plus-Chef Uwe Bergheim den "ersten wesentlichen Schritt in das Mobilfunkzeitalter UMTS".



      Der Start von I-Mode gilt als Testfall für die Zukunft der mobilen Datendienste weltweit. Der Erfolg des in Japan von NTT Docomo erfundenen und jetzt nach Deutschland, in die Niederlande und nach Belgien verkauften Unterhaltungs-und Informationsangebots wird Hinweise darauf geben, ob sich die Milliardeninvestitionen der Mobilfunkunternehmen in die neue Übertragungstechnik jemals auszahlen werden.



      Im technikverliebten Japan ist I-Mode der Renner: Drei Jahre nach der Einführung surfen bereits 31 Millionen Mobilfunkkunden auf der I-Mode-Plattform im Internet. Sie können auf Onlineangebote von derzeit rund 2000 Unternehmen zurückgreifen. Für E-Plus füllen mittlerweile rund 100 Inhaltelieferanten die teils kostenpflichtigen Seiten - allerdings fast unbemerkt von der Kundschaft. Seit März hat E-Plus nicht einmal 30.000 Kunden für das Angebot interessieren können. Damit ist fraglich, ob die Zahl von 600.000 I-Mode-Kunden, die Bergheim bis Jahresende erreicht haben will, realistisch ist.





      Der Wert des Dienstes entscheidet



      "Wenn I-Mode als Konzept floppen sollte, hat die Mobilfunkbranche ein Problem", sagt Marcus Sander, Telekom-Analyst bei der Investmentbank Sal. Oppenheim. "Dem Kunden ist die Übertragungstechnik gleich, entscheidend ist für ihn der Wert des Dienstes dahinter." Allein in Europa haben Telekomkonzerne wie der weltgrößte Mobilfunkanbieter Vodafone sowie dessen Konkurrenten T-Mobile oder Orange mehr als 100 Mrd. Euro in den Erwerb der Lizenzen und den Ausbau der UMTS-Technik gesteckt. Ein Netz in einem Land kostet zwischen 3 und 5 Mrd. Euro - für die Kernmärkte eines Unternehmen wie T-Mobile summiert sich dies allein in den Ländern Großbritannien, Deutschland, Österreich, Tschechien und den Niederlanden auf Kosten von bis zu 20 Mrd. Euro.



      Hinzu kommen die Ausgaben für die Sendelizenzen. In Deutschland und Großbritannien kosteten die ehemals begehrten Papiere zusammen rund 16 Mrd. Euro. Diese Kosten werden über die Zeit der Nutzung sukzessive abgeschrieben, hier zu Lande sind dies 20 Jahre. Damit mindert sich jedes Jahr der Nettogewinn.



      Derzeit entstehen mit UMTS nur Kosten; nahezu alle sechs deutschen UMTS-Lizenznehmer haben den Start der Technik um durchschnittlich ein halbes Jahr verschoben. Erst für Ende2002 plant Vodafone in Europa den multimedialen Mobilfunk zu starten. T-Mobile will in Deutschland Mitte 2003 loslegen. Die Konzerne rechnen aber damit, dass UMTS frühestens 2004 spürbare Umsätze erbringen wird.



      Die E-Plus-Konkurrenten bereiten sich darauf vor. Sie entwickeln teilweise zusammen mit Telekommunikationsausrüstern wie Nokia, Ericsson, Motorola, Siemens, Nortel und Lucent Dienste für die neue Mobilfunkgeneration. Doch es steckt noch in den Kinderschuhen, das mobile Internet - eine für das Handy abgespeckte Version des WWW.





      Rationalisiertes Internet geplant



      Der Chef des mobilen Internetportals T-Mobile Online der Deutschen Telekom, Nikesh Arora, nennt es "rationalisiertes Internet". Damit lassen sich Nachrichten, Horoskope, Klingeltöne und etwa Handylogos auf das Mobiltelefon bringen. Es ist vergleichbar mit I-Mode, aber noch sind die Telefone dafür nicht mit farbigen Bildschirmen ausgestattet. Über das Handy-Internet lassen sich Hotels und Flugzeiten suchen, Fernsehprogramme abrufen oder auch Autopreise ermitteln.



      Über das mobile Internet bieten die Unternehmen ferner so genannte ortsbasierte Dienste an. Das Handy weist seinem Besitzer zum Beispiel den Weg zum nächsten Geldautomaten, zum nächsten Restaurant oder zur nächsten Tankstelle - und dies in allen Städten Europas. Dabei nutzen die Mobilfunkanbieter ihr eng geflochtenes Netz: Jedes Handy steht ständig in Kontakt zu einer oder mehreren Sendeantennen. Dadurch wissen die Computer ständig, wo sich ein bestimmtes Handy befindet. Auf diese Weise lässt sich auch ortsbezogene Werbung per MMS oder SMS auf das Telefon übertragen.



      Vodafone und T-Mobile entwickeln zudem einen gemeinsamen Standard, der künftig das Bezahlen per Handy erlauben soll. Die beiden Unternehmen bündeln mehr als 150 Millionen Kunden auf der Welt, sodass kleinere Unternehmen gut beraten sind, wenn sie sich diesem Standard anschlössen. Die Idee dahinter: Kunden sollen mit ihrem Handy bezahlen können, ganz gleich bei welchem Verkaufsstand, ganz gleich in welchem Land.



      Per Handy kann derzeit bereits navigiert werden. Das Silicon-Valley-Unternehmen Autodesk baut in jeden zweiten Alfa 147 eine spezielle Telefonkarte ein. Damit können die Nutzer im normalen Mobilfunknetz Straßen finden und exakte Stauinformationen erhalten.





      MMS soll die Umsätze ankurbeln



      Der neben I-Mode prominenteste Dienst ist MMS, ein Nachfolger der Kurzmitteilungen über das Handy (SMS, Short Messaging System). Die rund 160 Zeichen kurzen Mitteilungen haben sich seit ihrer Einführung zu einem starken Umsatzbringer für die Mobilfunkunternehmen gemausert. Nun soll MMS sie schrittweise ablösen. Mit MMS können Mobiltelefonnutzer Bilder und Töne per Handy verschicken. Sie können damit etwa im Urlaub am Strand ein Bild mit einer im Handy eingebauten Kamera aufnehmen und es dann entweder an ein anderes Handy oder an eine E-Mail-Adresse schicken. In Zukunft versprechen die Mobilfunkfirmen sogar die Übertragung von bewegten Bildern.



      MMS könnte nach Meinung von Marktforschern ein Umsatztreiber werden wie einstmals SMS: Frost & Sullivan rechnet in Europa für das Jahr 2006 mit einem Marktvolumen von rund 27 Mrd. $. In diesem Jahr sollen es 68 Mio. $ werden, obwohl die ersten Geräte wie das T68i von Sony Ericsson gerade erst auf den Markt gekommen sind.



      Während für 2002 nur mit durchschnittlich fünf MMS-Botschaften pro Monat und Abonnent zu rechnen ist, soll die Frequenz im Jahr 2006 bereits auf 28 steigen. "Zu diesem Zeitpunkt dürften 66,3 Prozent der Umsätze im Europamarkt für Mobiles Messaging (ohne E-Mail) mit MMS erwirtschaftet werden", glaubt Eduardo Gonzalez, Analyst bei Frost & Sullivan. "Damit lassen sich die zu erwartenden Rückgänge im SMS-Sektor mehr als ausgleichen."

      © 2002 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 15.06.02 20:54:45
      Beitrag Nr. 17 ()
      Ein Fall für Zocker und Geduldige    

      Wann sich die Stimmung für Telekom-Werte wieder bessert, wagt keiner zu sagen. Vorsicht ist deshalb bei den meisten Analysten die oberste Maxime





      Berlin - Deutsche Telekom, France Télécom, KPN - die Papiere der großen, einst staatlichen Telekomkonzerne sind ungebremst im freien Fall. Vor allem die milliardenschwere Verschuldung durch den Erwerb der UMTS-Mobilfunk-Lizenzen und die schwindende Hoffnung auf einen Abbau der Verbindlichkeiten haben die Anleger verunsichert. Ein Schrecken ohne Ende?

      Nicht unbedingt, meint etwa Jens Schott. Für den Analysten der Frankfurter BHF-Bank ist beispielsweise die Talfahrt der T-Aktie, die in den letzten Tagen von Allzeittief zu Allzeittief purzelte, im Wesentlichen "stark stimmungsgetrieben und durch fundamentale Daten nicht gerechtfertigt. Auch wenn der Kurs unter die psychologisch wichtige 10-Euro-Marke fallen sollte - wer sie hat, sollte die T-Aktie halten. Und wer ans Einsteigen denkt, meint Schott, für den könne sich ein Kauf auf dem jetzigen Niveau unter langfristigen Gesichtspunkten durchaus rechnen.

      Aber Schott und auch seine Kollegen wie etwa Ralf Hallmann von der Bankgesellschaft Berlin wagen keine Prognose darüber, wann die Stimmung dreht und damit vor allem den Zockern der so genannten Hedge Fonds das Handwerk gelegt wird: Die setzen auf fallende Kurse und verkaufen Aktien, die sie gar nicht haben (Leerverkäufe), um anschließend bei niedrigen Kursen wieder nachzufüllen. Vorsicht scheint also weiterhin geboten. So senkte denn die Bankgesellschaft vor wenigen Tagen die Einstufung des gesamten Telekom-Sektors auf "Neutral", die Telekom-Aktie rutschte von "Akkumulieren" auf "Hold". Immerhin seien beim einstigen Highflyer die Weichen für die Zukunft gestellt, meint Hallmann. Telekom-Chef Ron Sommer sei wie angekündigt auf Konsolidierungskurs, was neue Akquisitionen nicht vor 2004 einschließe. Auch habe die US-Mobilfunktochter VoiceStream im ersten Quartal zum ersten Mal operativ positiv abgeschlossen.

      Jetzt müsse von Quartal zu Quartal geprüft werden, ob zum Beispiel die Schwäche im Festnetzbereich anhält oder positive Einflüsse wie die Erhöhung der Anschlusstarife zum 1. Mai überwiegen. Die nächsten Quartalszahlen legt die Telekom am 20. August vor. "Bis dahin," so Hallmann, "erwarten wir keinen entscheidenden positiven Nachrichtenfluss."

      So wundert es kaum, dass derzeit sogar durchaus frohe Botschaften aus dem Telekom-Umfeld die Börsianer kalt lassen - etwa der Zuschlag an das Gespann Telekom-DaimlerChrysler für das geplante Lkw-Mautsystem auf Autobahnen oder das Interesse privater TV-Sender am Telekom-Kabelnetz der Telekom.

      Auch eher schlechte Nachrichten der vergangenen Tage, wie das Kurs-Desaster bei MobilCom, gelten als weitgehend "eingepreist", weil sie niemanden mehr überraschen: So soll der teure Mobilfunkstandard UMTS nach einer neuen Studie erst in zehn Jahren profitabel sein. Die Telekom muss ihren Konkurrenten für schmalbandige Internetverbindungen einen Pauschaltarif anbieten (siehe: "Chancengleichheit für Internetdienstleister schaffen" ). Schließlich will die EU nicht an den Bedingungen für die UMTS-Lizenzen rütteln, was die Firmen der Branche - in Deutschland sind es zurzeit sechs Lizenznehmer - angesichts der horrenden Kosten gefordert hatten.

      Kein Wunder, dass der harte Kern der Telekom-Kritiker unbeirrbar bleibt. Das Bankhaus Julius Bär verweist etwa auf den nicht absehbaren Abbau des hohen Schuldenberges. Andere, wie HSB, setzen die Telekom-Aktie kurzerhand auf "Reduzieren", weil sie die Zukunft von VoiceStream trotz der derzeitigen Zuwächse für unsicher halten.

      Einer, der es wissen muss, goss in dieser Woche Wasser auf die Mühlen der Skeptiker: Klaus-Dieter Scheurle, früherer Präsident der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post und heute Manager bei Credit Suisse First Boston, schrieb den europäischen Telekoms am Dienstag ins Stammbuch, sie könnten angesichts ihrer erdrückenden Schuldenberge und des verlorenen Vertrauens der Anleger auf absehbare Zeit nicht mehr auf die Kapitalmärkte zurückgreifen. Sie müssten sich vielmehr durch den Verkauf von Unternehmensteilen und Immobilien sowie die Übertragung von Forderungen an Dritte "am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen".
      Avatar
      schrieb am 15.06.02 20:55:30
      Beitrag Nr. 18 ()
      Handy-Aktien hoffen auf Umsatzschub durch UMTS  

      Stagnation bei Mobiltelefonen nach vier Boom-Jahren





      Berlin - Flach, klein, dünn und rasend schnelle Übertragung von bewegten Bildern: Die Handys mit dem neuen Mobilfunkstandard UMTS sollen der Branche aus der Krise helfen. Die Prognosen, die Nokia und Motorola in der vergangenen Woche vorlegten, lassen einen vorsichtig optimistischen Blick zu. Dennoch gelten Handy-Aktien als zyklisches und riskantes Investment. Experten gehen davon aus, dass es noch Jahre dauern wird, bis sich die neue Technologie auszahlt.

      Vor allem die milliardenschweren Investitionen in die Lizenzen, Netzwerke und Handys müssen sich erst mal rentieren. Allein MobilCom hat gemeinsam mit France Télécom 8,4 Milliarden Euro dafür hingeblättert. Schwacher Trost für MobilCom: Die UMTS-Mobilfunklizenz bliebe auch nach Zahlungsunfähigkeit dem Unternehmen vorläufig erhalten.

      Noch sind Mobiltelefone mit UMTS-Standard allerdings Mangelware. Auch Marktführer Nokia hat zurzeit nur ältere Handy-Modelle im Angebot. Erst ab September will das finnische Unternehmen die ersten UMTS-Geräte vorstellen. Bis dahin rechnet Finanzchef Olli Pekka Kallasvuo noch mit sinkenden Gerätepreisen. Nokia setzt wie die Konkurrenz auch bei Kunden auf Ersatzinvestitionen und den Trend zum Zweit- oder Dritthandy. Denn die Nachfrage nach Mobiltelefonen ist im Jahr 2001 zum ersten Mal nach vier Boom-Jahren gesunken.

      Ein Indiz, wie es der Handybranche geht, sind die Quartalszahlen des Weltmarktführers Nokia, der mehr Handys verkauft als seine Wettbewerber Motorola, Samsung und Siemens zusammen. Der Mobilfunkkonzern konnte im laufenden Quartal trotz sinkendem Umsatz seinen Gewinn steigern. Die Stimmung unter den Analysten ist gemischt: Zwar stufte JP Morgan die Nokia-Aktie auf "Market Perform" herauf, senkte aber das Kursziel auf 14 von zuvor 16 Euro. Der Kurs habe das geringe Wachstum und die Erosion der Margen bereits eingepreist. Optimistischer gestimmt ist die Züricher Bank Vontobel, die Nokia zum Kauf empfiehlt. Laut Analyst Jochen Reichert verfüge der Konzern über die höchsten operativen Margen in der Branche. Für 2003 hat Reichert ein KGV von 16,6 errechnet. Der Branchendurchschnitt liege bei 51,7. Die Bank nennt ein Kursziel von 21 Euro.

      Nach der Rücknahme der Gewinnschätzung und des Preisziels durch Morgan Stanley fielen Nokia markant. Der Kurs hat seit Anfang des Jahres beinahe die Hälfte seines Werts eingebüßt und notiert um die zwölf Euro. Auch die Titel von Konkurrent Ericsson verloren deutlich, haben aber im vergangenen halben Jahr ein kleines Plus von knapp drei Prozent erreichen können.

      Positiv fiel der Umsatzausblick des zweitgrößten Mobiltelefonherstellers Motorola aus. Motorola will das dritte Quartal und das Gesamtjahr 2002 mit einem Gewinn abschließen. Der Umsatz 2002 werde dabei voraussichtlich um fünf bis zehn Prozent unter Vorjahr liegen. Der Kursverlauf sieht günstiger aus als bei der Konkurrenz: Die Aktie ist seit Januar rund fünf Prozent gestiegen und notiert aktuell bei rund 16 Euro.
      Avatar
      schrieb am 26.06.02 17:09:03
      Beitrag Nr. 19 ()
      Ein Handy-Geburtstag ohne Jubelfeier

      Der liebste Begleiter der Bundesbürger heißt Nokia, Ericsson oder Siemens. Das digitale Handy hat binnen zehn Jahren nach seinem Start im Juni 1992 mit seinem unaufhaltsamen Siegeszug das Alltagsleben und die Wirtschaft verändert. Zum Jubiläum knallen aber in der Telekommunikations-Branche keine Sektkorken: Zwar blicken Handy-Produzenten und Netz-Betreiber stolz auf über 56 Millionen Kunden in Deutschland. Doch der fast abgedeckte Markt, ein Rucksack voller Schulden und die wackeligen ersten Schritte des neuen Babys UMTS lassen die Netzbetreiber zittern. "Die Zukunft steht und fällt mit den UMTS-Inhalten. Nüchtern betrachtet, werden von den sechs Anbietern nur vier überleben", sagt Markus Sander vom Münchner Bankhaus Sal. Oppenheim. Er prophezeit einen scharfen Wettbewerb um die besten Plätze in der drahtlosen Welt von morgen.




      In der letzten Juniwoche 1992 hatten in Düsseldorf die Ingenieure von Mannesmann D2 (heute Vodafone) auf den Sendeknopf gedrückt und den Siegeszug des digitalen Global System for Mobile Communication (GSM) gestartet. Ein paar Tage nach Mannesmann folgte in Bonn die Deutsche Telekom mit ihrem D1-GSM-Netz. Neben den beiden Marktführern etablierten sich bislang noch E-Plus und Viag (heute O2); Quam, als letzter Mobilfunkanbieter gestartet, will erst mit UMTS auf ein eigenes Netz setzen und mietet derweil GSM-Kapazitäten bei den anderen Netzbetreibern.

      Die GSM-Technik konnte einen weltweiten Siegeszug antreten -- selbst in den USA, wo die Netzbetreiber lange auf andere Technik setzten, nimmt die Verbreitung von GSM-Netzen immer weiter zu. Allerdings funken die US-amerikanischen cellular phones im 1900-MHz-Band, während beispielsweise in Europa die 900- und 1800-MHz-Bänder gebräuchlich sind.

      Wer damals als einer der ersten Geschäftskunden ein GSM-Handy kaufte, erntete Hohn und Spott für die ziegelsteingroßen "Knochen". Zu schwer, zu schwache Akkus und zu teuer, kritisierten die Experten. Der dann einsetzende Boom übertraf alle Prognosen. Bimmelten 1998 in der Straßenbahn, beim Friseur oder auf dem Schulhof erst 14 Millionen Handys, hatten zwei Jahre später schon 48 Millionen Deutsche den mobilen Wunderkasten in der Jackentasche. Statistisch gesehen haben inzwischen sieben von zehn Bundesbürgern ein Handy.

      Besonders Teenager stürzten sich auf die kleinen und leistungsstarken Endgeräte. Lehrer raufen sich seitdem die Haare, wenn bei Klassenarbeiten per SMS-Textbotschaft blitzschnell geschummelt wird. Liebesschwüre kritzeln die Teenies im Handy-Zeitalter nicht mehr aufs Papier, sondern senden sie der Angebeteten direkt aufs Display. Schuldenberater warnen, dass Jugendliche heute im Schnitt jeden Monat 25 Euro für die Handy-Rechnung berappen. Eine aktuelle Umfrage der Allensbach-Meinungsforscher ergab, dass Mobiltelefone nach Geldautomaten und Mikrowellen die wichtigsten technischen Errungenschaften im Alltag sind. Britische Forscher sind überzeugt, dass Designer-Handys die Zigarette als Symbol der Coolness ersetzen könnten.

      "Das Konzept der Telefonzelle in der Hosentasche war der Schlüssel zum GSM-Erfolg", meint der Sprecher der Bonner Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP), Harald Dörr. Auch UMTS könne allen Unkenrufen zum Trotz ein Renner werden: "Vom Großunternehmer bis zum Bäcker will keiner mehr auf die mobile Datenübertragung verzichten." Damit der GSM-Boom auch die neue Mobilfunk-Generation beflügelt, sollten die UMTS-Anbieter aber nach Ansicht von Verbraucherschützern die Kunden nicht nur mit bunten Bildern, sondern auch mit Sonder-Tarifen ins Boot holen. "Die Preise müssen auf dem Teppich bleiben, sonst erleben wir Flops wie bei WAP und keiner wechselt zu UMTS", mahnt der Chef des Deutschen Verbands für Post und Telekommunikation, Manfred Herresthal.

      Die Netzbetreiber stehen enorm unter Druck: Die Lizenzgewinner Vodafone, Telekom, E-Plus, O2 (Viag), Mobilcom und Quam haben vor zwei Jahren einen hohen Eintrittspreis in das angebliche Wunderland UMTS gezahlt. Bei der teuersten Auktion aller Zeiten legten sie insgesamt 50,8 Milliarden Euro auf den Tisch des Bundesfinanzministers. Auch wenn der Massenstart von UMTS wohl später als einst gedacht erfolgen wird, bauen die Anbieter auf die dritte Mobilfunk-Generation in Deutschland. Wie heute ABS beim Auto, werde beim Handy "künftig UMTS serienmäßig sein", meint der Chef der Deutschen Telekom, Ron Sommer. (Tim Braune, dpa) / (jk/c`t)
      Avatar
      schrieb am 27.06.02 19:57:12
      Beitrag Nr. 20 ()
      Die Welt 28.06.02



      Die Zukunft wird zur schweren Last  

      Die Telekom-Branche steckt in der Dauerkrise: Pleiten im Festnetz, Mobilfunk übersättigt Von Lutz Frühbrodt

      Stuttgart - Eigentlich eine paradoxe Situation: Es herrscht größtmögliche Einigkeit darüber, dass die Telekommunikation das technische Nervensystem der entstehenden Informationsgesellschaft bilden wird und deshalb zu den großen Wachstumsbranchen gehört. Doch fast alle Telekom-Unternehmen befinden sich nun schon seit fast zwei Jahren auf einer bisher nicht da gewesenen Durststrecke - und ein Ende ist nicht in Sicht.

      Im Kern gibt es zwei Ursachen für die Krise. Zum einen konsolidiert sich der Markt, knapp fünf Jahre nachdem die Politik das Monopol der Deutschen Telekom aufgebrochen hat. Der Wettbewerb hat dazu geführt, dass Tausende von Unternehmen in den neuen, viel versprechenden Markt eingetreten sind, aber auch dazu, dass eine Vielzahl auf Dauer nicht bestehen kann. Zum anderen befindet sich die Branche in einem lang anhaltenden Umbruch: Die ehemaligen staatlichen Fernmeldebehörden formen sich zu modernen Kommunikationskonzernen um, in dem sie das klassische Festnetzgeschäft um den Mobilfunk, Onlinedienste und Systemlösungen für Firmenkunden erweitern. Der Vorgang geht oftmals schleppender als von vielen Experten prognostiziert voran. Überdies nehmen die Verbraucher viele Produkte nicht so schnell wie erwartet oder zum Teil sogar gar nicht an.

      Die Telekom-Krise manifestiert sich sicher am drastischsten in Firmenpleiten wie der von Teldafax oder Otelo - Sinnbild dafür, dass sowohl beim Call-by-Call als auch bei der Preselection, der Voreinstellung des Endkundenanschlusses auf einen Anbieter, die Margen zusammengeschmolzen sind und so das Überleben zunehmend schwerer wird. Die Krise spiegelt sich aber vor allem im freien Fall der Aktienkurse, in herben Verlusten, stark steigender Verschuldung und teilweise drastischem Stellenabbau wider. Den spektakulärsten Fall bildet hier ohne Zweifel die Deutsche Telekom. Bei einem Umsatz von 48,3 Mrd. Euro verbuchte der Bonner Konzern im Geschäftsjahr 2001 einen Nettoverlust von 3,5 Mrd. Euro. Mehr noch: Bis inklusive 2004 wird das Unternehmen weiter rote Zahlen schreiben.

      Die Gründe sind vielfältiger Natur. So sind die Gewinne beim Festnetzgeschäft, der bisherigen "Cash-Cow", stark eingebrochen. Die Telekom hat massiv in die Vermarktung der breitbandigen DSL-Internet-Anschlüsse investiert und so in diesem zukunftsträchtigen Bereich ein Quasi-Monopol aufgebaut. Bis auf Weiteres bleibt DSL jedoch ein Zuschussgeschäft. Darüber hinaus hat die Telekom ihre eindeutige Marktführerschaft verteidigen können. Die dazu notwendigen "Kampfpreise" haben allerdings die Ertragssituation der Telekom beeinträchtigt. Dass sich der defizitär arbeitende Ex-Monopolist gut behaupten kann, gilt Experten auch als deutlicher Indikator dafür, wie schlecht es derzeit um die Telekom-Konkurrenz bestellt ist. Beispiel Arcor. Das Eschborner Unternehmen blieb nicht nur bei der Vermarktung von Direktanschlüssen, dem Marktsegment der Zukunft, hinter seinen eigenen Erwartungen zurück, sondern musste auch noch den Tod seiner Tochter Otelo verschmerzen. Der schärfste Festnetz-Konkurrent der Telekom musste in Folge seiner Probleme über 500 Stellen abbauen. Und die Hängepartie wird noch durch den Umstand verstärkt, dass Arcor zum Mobilfunkriesen Vodafone gehört. Die Briten wollen die deutsche Tochter entweder irgendwann an die Börse bringen oder aber verkaufen. Die Zukunft ist in jedem Fall ungewiss. Sicher ist nur, dass die Briten der Eschborner Dependance nur begrenzten unternehmerischen Spielraum lassen - auch in Hinblick auf überfällige Übernahmen, denn die Telekom-Konkurrenz wird nur durch ihre Konsolidierung dauerhaft überleben können. Zwänge dieser Art herrschen ohne Zweifel auch im Bereich der Stadtnetzbetreiber. Hier hat bisher nur die mehrheitlich zum finnischen Eilsa-Konzern gehörende Tropolys vorgemacht, dass sich ein Verbund mehrerer Betreiber als ökonomisch tragfähig erweist.

      Dass rote Zahlen in der Telekom-Branche derzeit eher die Regel als die Ausnahme bilden, liegt auch in diversen "bilanziellen Sondereffekten" begründet. Dabei handelt es sich zum Teil um Goodwill-Abschreibungen, die im Falle von Übernahmen als Differenz zwischen aktuellem Börsenwert und dem vom Käufer bezahlten Aufpreis negativ zu Buche schlagen. So hat die Deutsche Telekom den US-Mobilfunker Voicestream Mitte 2001 für rund 33 Mrd. stark überteuert gekauft - mit der Folge, dass zweistellige Milliarden-Abschreibungen anfal-len. Auf der anderen Seite werden aber auch Abschreibungen auf die UMTS-Lizenzen fällig, die sechs Mobilfunk-Konzerne im Sommer 2000 für jeweils 8,4 Mrd. Euro erworben hatten. Daneben drücken die Investitionen, die für den flächendeckenden Aufbau des multimediafähigen Mobilfunks notwendig sind. Je nach dem, ob der UMTS-Betreiber in spe bereits über ein eigenes GSM-Netz verfügt (T-Mobile, D2 Vodafone, E-Plus, O2), auf das er UMTS "aufsetzen" kann, oder ein völlig neues Netz bauen muss wie Mobilcom und das spanisch-finnische Gemeinschaftsunternehmen Quam, werden die Kosten auf jeweils vier bis sechs Mrd. Euro taxiert. Mobilcom hat ein Streit mit seinem Großaktionär France Télécom über das Aufbautempo und die damit verbundenen Investitionen an den Rand des Ruins getrieben. Für die sechs UMTS-Lizenzinhaber stellt sich in der Tat die Frage, ob sich UMTS für sie jemals rentieren wird. Nach einer neuen, wissenschaftlich seriösen Studie wird der schnelle Multimedia-Mobilfunk, der im nächsten Jahr starten soll, voraussichtlich erst in einem Jahrzehnt profitabel, wenn sich ein oder mehrere Unternehmen einen Marktanteil von mindestens 35 Prozent erkämpft haben. Allen sechs ist dies freilich nicht möglich, so dass zwei bis drei Anbieter auf der Strecke bleiben müssten. Fusionen, bei der einer der Partner seine acht Milliarden Euro teure Lizenzen nicht aufgeben muss, verbietet die Regulierungsbehörde bisher jedoch: vor allem für die kleinen Unternehmen eine Lose-Lose-Situation.

      Mobilfunkanbietern, die wie die Stuttgarter Debitel auf eine UMTS-Lizenz verzichtet haben, geht es dagegen vergleichsweise gut. Aber auch sie leiden wie die gesamte Mobilfunkbranche an den Sättigungstendenzen des Marktes: Über zwei Drittel der Deutschen verfügen bereits über ein Handy. Deshalb haben die Mobilfunker ihre Strategien von Wachstum auf Profitabilität neu justiert: Der Kunde soll mehr Umsatz bringen, indem er vor allem neue Datendienste nutzt. E-Plus etwa hat das in Japan sehr erfolgreiche Multimedia-Portal "i-mode" importiert, andere Anbieter versuchen es mit "Multimedia Messaging", einer erweiterten Variante der SMS, bei der nicht nur Text, sondern auch Bilder und Töne versendet werden können. Einen neuen Umsatzboom konnten diese Dienste bisher jedoch nicht auslösen.
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 21:02:13
      Beitrag Nr. 21 ()
      Hintergrund: Alle UMTS-Lizenznehmer kämpfen mit Problemen

      Die Euphorie um den Mobilfunkstandard UMTS (Universal Mobile Telecommunications System), dem die Zukunft gehören soll, ist längst verflogen. In der allgemeinen Branchenkrise kämpfen die sechs Telekomunternehmen, die im August für jeweils acht Milliarden Euro eine UMTS-Lizenz in Deutschland ersteigert hatten, mit schweren Problemen:



      QUAM: Das Konsortium von Telefonica Moviles (Spanien) und Sonera (Finnland) droht, als erstes aufzugeben. Zwar wird nach wie vor beteuert, dass an eine Rückgabe der Lizenz nicht gedacht wird. Es sollen jedoch keine neuen Kunden mehr im bestehenden GSM-Netz geworben werden. Die bisher 200 000 Kunden telefonieren wie gewohnt.



      MOBILCOM: Der einstige Börsenstar steckt in einer tiefen Krise. Der seinerseits hochverschuldete Großaktionär France Télécom stellt die vereinbarten Milliardeninvestitionen in den Aufbau eines UMTS-Netzes in Frage. Im Streit nahm der charismatische Mobilcom-Gründer Gerhard Schmid seinen Hut. Ursprünglich wollte das Unternehmen mit seinen derzeit fünf Millionen Mobilfunkkunden unter den ersten UMTS-Anbietern sein und sich so einen Startvorsprung sichern.



      E-PLUS: Der drittgrößte deutsche Mobilfunkanbieter mit seinen rund 7,5 Millionen Kunden hat dem niederländischen Mutterkonzern KPN durch Abschreibungen von 13,5 Milliarden Euro einen Rekordverlust beschert. Zuletzt kam ein schleppender Start des Multimediadienstes »I-Mode« zu den Problemen hinzu.



      T-MOBILE: Der Mobilfunk-Tochter der Deutschen Telekom werden neben Vodafone D2 die besten Chancen beigemessen, das UMTS-Abenteuer zu bestehen. Allerdings hat die Telekom bereits mit einem Schuldenberg von 65 Milliarden Euro zu kämpfen, der US-Kauf von Voicestream muss noch aus der Problemzone geführt werden und der dramatische Kursverfall der T-Aktie senkt die Spielräume.



      VODAFONE D2: Die Tochter des nach eigenen Angaben größten Mobilfunkanbieters der Welt liefert sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit T-Mobile um die Marktführerschaft in Deutschland. Beide haben mehr als 20 Millionen Kunden. Zumindest operativ gilt D2 profitabler als die Bonner Konkurrenz. Allerdings lasten auch auf dem britischen Konzern wegen der Übernahme von Mannesmann die Abschreibungen schwer: Im vergangenen Jahr machte Vodafone unter dem Strich einen Verlust von 13,5 Milliarden Pfund (21,2 Milliarden Euro).



      O2: Die schweren Verluste der früheren Viag Interkom und der hohe Kaufpreis für Übernahme der Mehrheitsanteile, der an Eon gezahlt wurde, haben maßgeblich zur tiefen Krise des Mutterkonzerns British Telecom beigetragen. Das Milliardenengagement in Deutschland wurde mehrfach offen bedauert. Das ungeliebte Kind wurde schließlich mit der gesamten Mobilfunksparte abgespalten und versucht nun mit rund vier Millionen Kunden einen Neuanfang als O2. Angesichts der Verluste wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 500 von 4000 Stellen abgebaut. (dpa/afi)


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.

      Investoren beobachten auch:

      WertpapierPerf. %
      -0,73
      -1,61
      +0,50
      +0,82
      +1,46
      +1,82
      +2,43
      -0,61
      +2,71
      +0,07
      MARKTANALYSE +++ FAZ 04/05/2002 +++