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    Zwischen Illusion und Wahnsinn - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 13.01.03 11:54:04 von
    neuester Beitrag 13.01.03 14:07:09 von
    Beiträge: 4
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      schrieb am 13.01.03 11:54:04
      Beitrag Nr. 1 ()

      Market Track / Kommentar:

      Mein lieber Herr Gesangsverein,

      manchmal stehe ich morgens auf und habe den Eindruck, dass ich zum falschen Tag im falschen Film gelandet bin. So beispielsweise diesen morgen, als ich kurz nach dem Öffnen meiner Augen n-tv anschaltete und die europäischen Börsen im Plus sah. Für mich war das der Punkt auf dem \"i\", nachdem ich mich schon am Vortag über das Dresdner Sonntagstheater aufregen musste. Es ist kaum zu fassen! Drei Experten geben Ihr bestes zur Börse und sogar jener, den man hinter dem Bären postiert hatte, blies kräftig in die Bullentuba. Was ist passiert? Wird es nun keinen Krieg geben?

      Offensichtlich nicht, denn seitdem ein englischer Minister mit seinem persönlichen ARD Wunschkonzert an die Öffentlichkeit trat und verkündete, dass man einen Krieg in das Jahresende 2003 verlagern sollte, hat sich etwas geändert. Man hört nun vielerorts, dass ein Krieg aufgeschoben und möglicherweise auch aufgehoben sei. Im Zuge dieser neuen Erkenntnis wurden am Wochenende der Marschbefehl für Zigtausend US-Soldaten erteilt und wagen Sie nicht zu denken, dass die Herren kämpfen werden! 250 TSD US-Soldaten werden am Golf zusammengezogen, um in den Folgewochen gegenseitig aneinander rumzuspielen. Christopher Street Day am Golf? Now I get it!

      Ich finde es schon erstaunlich, wie es die Börse immer wieder schafft, die Majorität ihrer Schäfchen für dumm zu verkaufen. Warum funktioniert es immer wieder und weshalb geben sich die Marktteilnehmer regelmäßig einer realitätsverzerrenden Illusion hin? Weil wir alle tief in unserem Inneren Optimisten sind und uns bei Zeiten an einem Strohhalm festhalten, während der Boden unter uns zusammenbricht. Lasst uns einen Blick auf den US-Marktverlauf am Donnerstag und am Freitag werfen.

      Es wird immer noch Distribution betrieben

      Sowohl am Donnerstag, als auch am Freitag vergangener Woche legte der COMPX in den ersten 90 Minuten einen deutlichen Kursanstieg hin. Etwas verwirrend ist die Tatsache, dass er an beiden Tagen in den folgenden 5 Stunden seitwärts tendierte, um schließlich unter dem Hoch zu schließen, welches schon nach 90 Minuten erreicht worden ist. Reiner Zufall, ich weiß! Ich kann diesem Marktverlauf nichts Positives abgewinnen, auch wenn wir am Ende im Plus geschlossen haben und die Charts konstruktiv aussehen.

      STILL TOPPING OUT

      Es liegt auf der Hand, dass wir uns nach wie vor in einem TOPPING OUT befinden und es liegt in der Natur der Sache, dass der Markt die meisten Teilnehmer glauben macht, dass er nach oben will. Diese Illusion ist nicht neu und wir haben es etliche Male im Rahmen des jüngsten Bärenmarktes erlebt. Nun stellt sich natürlich die Frage, wie lange der Wahnsinn noch dauern wird, und die Antwort fällt nicht besonders einfach. Wir könnten im Ernstfall sogar in den Bereich der Dezemberhochs 2002 laufen und ein Double Top bilden. Andererseits könnten wir jeden Moment den vorgezeichneten Weg gen Süden einschlagen und was am Ende des Tages übrig bleibt, ist der niedliche Traum eines neuen Bullenmarktes.

      Ich haben mich längst auf der kurzen Seite positioniert, und man könnte meinen, dass ich meine Positionen durch eine blinde Bärenperspektive schön rede. Wenn Sie den Eindruck haben, kann ich Ihnen nur zu Ihrem Weitblick gratulieren und wünsche viel Erfolg in den kommenden Monaten. Da ich weiß, dass das Ende eines TOPPING OUT schwer einzuschätzen ist, habe ich mich in einem QQQ Put positioniert, der bis Januar 2004 läuft. Ich habe den Put zu einem durchschnittlichen Kurs von 3,50 USD gekauft, derzeit steht er bei 3. Der Put hat eine Basis von 25 und der QQQ liegt bei 27,1. Somit ist er knapp 10 % von der Basis entfernt und dürfte im Rahmen des anstehenden Downturns kräftig Volatilitätsaufschlag gut machen. Ich rechne damit, dass der QQQ mindestens bis 18 fallen sollte, was dem PUT einen inneren Wert von 7 USD verschaffen sollte.

      Ich habe also Zeit und kalkuliere bei meinen Puts mit innerem Wert und nicht mit Aufgeld.

      Fällt der QQQ in meinen Zielbereich, werde ich eine Performance von 20 % auf das Gesamtportfolio erwirtschaften und darauf lohnt es sich zu warten. Ich möchte an dieser Stelle erneut darstellen, dass ich mich mittelfristig ausrichte und die Unberechenbarkeit der Dauer eines TOPPING OUTS respektiere. Klar ist jedoch, dass wir um so tiefer fallen werden, je länger die TOPPING OUT Veranstaltung dauert. Klar ist auch, dass das erste Quartal 2003 eine üble Veranstaltung wird, wenngleich man vor dem Hintergrund des aktuellen Marktgeschehens einen anderen Eindruck bekommen könnte.

      Ein anderer Wahnsinn sind die Parolen im Bezug auf die Bewertung. Ich höre immer mehr, dass der Markt unterbewertet sei und man eine einmalige Gelegenheit wahrnehmen solle. Dazu kann ich nur sagen, dass ich nicht im Geringsten weiß, wie man sich einer solchen Illusion hingeben kann. Der S&P500 hatte im Frühjahr 2000 ein KGV im Bereich von 30 und heute stehen wir im Kurs 40 % tiefer. Das lässt annehmen, dass wir heute ein KGV von 18 haben sollten, doch leider ist das eine weitere Illusion. Wenn die Gewinne im selben Ausmaß, wie die Kurse fallen, bleibt das KGV gleich und so sind wir nach wie vor mit einem KGV von 30 unterwegs. Das heißt, wir sind historisch gesehen am oberen Ende der Bewertungsskala.

      Es ist der absolute Wahnsinn, wenn man vor diesem Hintergrund annimmt, dass der Markt nachhaltigen Platz nach oben habe. Viel schlimmer ist jedoch, wenn man diesen Wahnsinn mit der Statistik begründet, dass wir noch NIE 4 negative Jahre hintereinander hatten. Im Rahmen des jüngsten Bärenmarktes sollten wir langsam verstanden haben, dass dieser Bär ein Statistikbrecher ist. Wir sollten auch nicht außer Acht lassen, dass sich die Extrembereiche jeder Statistik laufend neu definieren, wenn sog. statistische Unwahrscheinlichkeiten eintreten. So wissen wir heute beispielsweise, dass die letzten 2 Wochen im Dezember auch im Minus enden können, was uns das Jahr 2002 bewiesen hat. Im November 2002 sah diese Statistik noch ganz anders aus.

      Alles in allem wächst mir weder Gras auf dem Kopf, noch habe ich Löcher in den Händen. Folglich kann ich nicht beurteilen, wie lange die Bullenillusion noch anhalten wird. Ich kann nur weiterhin akzentuieren, dass wir uns in einem TOPPING OUT, der Endphase einer Bärenmarktrallye befinden. Ob der Markt heute, oder erst in drei Wochen abbrechen wird, müssen wir auf uns zukommen lassen. Meine Ansicht ist, dass wir durchaus noch etwas nach oben laufen könnten, doch das macht die anschließende Abwärtsbewegung nur dynamischer und den Schmerz der Bullen größer!

      Bis später!

      Feedback an: nabil.khayat@fondex.de

      Widerstände: siehe www.fondex.de

      Market Track / mittelfristige Sicht siehe www.fondex.de unter Market Track lesen

      Market Track / langfristige Sicht siehe www.fondex.de unter Market Track lesen

      Psychologieindikatoren siehe www.fondex.de unter Market Track lesen

      FONDEX VERMÖGENSMANAGEMENT

      Autor: Nabil Khayat (© wallstreet:online AG),11:54 13.01.2003

      Avatar
      schrieb am 13.01.03 14:01:56
      Beitrag Nr. 2 ()
      Herr Khayat,
      Sie machen momentan vielleicht einen entscheidenden Fehler (?): Sie halten das Spiel nicht offen, sondern knallen die Tür einfach zu. Wenn die Irrationalität siegen kann, und die Hausse 1998-2000 hat es bewiesen, dann kann sie es natürlich wieder tun. Nicht jederzeit, aber unter bestimmten Umständen. Z.B. falls irgendwelche positiven Veränderungsraten wahrgenommen werden. Und das ist momentan wahrscheinlich der Fall. Gruß von einem Permabären, der inzwischen schon fast die Hörner aufhat...:confused:
      Avatar
      schrieb am 13.01.03 14:03:35
      Beitrag Nr. 3 ()
      Hat jemand schon mal versucht, unseren Schwachmaten als Kontraindikator zu nutzen?
      Ich halte das ernsthaft für sehr vielversprechend.
      Ich kann es nur deshalb nicht machen, weil ich Angst hätte, beim täglichen Konsum dieses herben Stoffs an Gehirnerweichung zu verenden. :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 13.01.03 14:07:09
      Beitrag Nr. 4 ()
      @ChartJunkie

      jetzt mach mal halblang :laugh:


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