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    Große Koalition der Ethik-Gutmenschen gegen Arbeitsplätze der Zukunft ? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 15.06.05 09:30:19 von
    neuester Beitrag 15.06.05 10:34:32 von
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      schrieb am 15.06.05 09:30:19
      Beitrag Nr. 1 ()
      Es geht um das umstrittene Thema Stammzellforschung und therapeuthisches Klonen. Ein weiteres Zukunftsfeld, bei dem Deutschland im Begriff ist, aufgrund regider Gesetze und ethischer Bedenkenträger quer durch fast alle Parteien, den Anschluss zu verpassen. Pharmaunternehmen verlagern bereits ihre Forschungsabteilungen aus Deutschland in jene Länder, die den Forschern mehr Freiräume lassen. Damit werden später auch die Arbeitsplätze, die sich aus den praktischen Anwendungen dieser Forschungen ergeben, im Ausland entstehen.

      14.Juni 2005

      FORSCHUNGSFREIHEIT

      Schröders Stammzellen-Vorstoß löst Empörung aus

      Von Markus Becker

      Kanzler Gerhard Schröder will mehr Freiheit für die Stammzellenforschung - und durch die Politik brandet eine Welle der Empörung. Teile der SPD drohen mit Meuterei, die Grünen gehen auf die Barrikaden, die Union protestiert. Nur das Volk scheint den Vorschlag des Kanzlers zu mögen.

      Es gibt nur noch wenige Kommandos, mit denen Gerhard Schröder die gesamte Politikerklasse Deutschlands geschlossen in Wallung bringen kann. "Neuwahlen" etwa - aber das geht nur einmal. "Stammzellen" ist ein weiteres Reizwort. Und das funktioniert immer noch, wie sich heute eindrucksvoll gezeigt hat.

      Eigentlich hat der Kanzler nur seine bereits bekannte Position zur Stammzellenforschung bekräftigt, und das noch nicht einmal in besonders deutlichen Worten. Deutschland könne sich "der Tendenz zu einer Liberalisierung der Forschung mit embryonalen Stammzellen auf Dauer nicht entziehen", sagte Schröder anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Uni Göttingen.

      "Wir dürfen uns in der Bio- und Gentechnik nicht vom Fortschritt in der internationalen Forschung abkoppeln", so Schröder weiter. Andernfalls könne Deutschland auf ethische Fragen in der Forschung künftig keinen Einfluss mehr nehmen. Die deutschen Gesetze müssten angesichts neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse "überprüft und bei Bedarf auch angepasst werden".

      Das war offenbar genug. Der Kanzler hatte seine Rede an der Uni Göttingen noch nicht gehalten, als die ersten Kritiker die von SPIEGEL ONLINE vorab veröffentlichten Redeauszüge bereits zerpflückten. Als Erste waren die Grünen zur Stelle: Fraktionsvize Reinhard Loske beschied dem Regierungschef, mit den Grünen werde es eine Lockerung der deutschen Gesetze zur Stammzellenforschung nicht geben.

      SPD-Politiker: "Wettbewerb ohnehin verloren"

      Loskes Parteifreund Volker Beck ereiferte sich gar über die "Vernutzung von Embryos zur Ausschlachtung für embryonale Stammzellen". Das, meinte der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, sei "forschungspolitisch verbrämter Kannibalismus". Der neuesten Mode folgend, erklärte Beck seine Partei flugs zum "zuverlässigen Partner der Kirchen" in Ethikfragen - also auch jener römisch-katholischen Kirche, die erst in diesen Tagen mit einem Boykottaufruf das Referendum zur Stammzellenforschung in Italien torpediert und durch ihren Pontifex nichteheliche Lebensgemeinschaften als amoralisch verurteilt hat.

      Kurz darauf nahmen Kritiker aus der SPD, der Union und den Kirchen den Kanzler ins Kreuzfeuer - die einen mit ethisch-moralischen, die anderen mit ganz praktischen Argumenten. Zu letzterer Gruppe gehörte etwa René Röspel, Vorsitzender der Enquete-Kommission "Ethik und Recht der modernen Medizin" im Bundestag. Deutschland, meinte der SPD-Politiker, solle sich lieber gleich aus der embryonalen Stammzellenforschung heraushalten. Der internationale Wettbewerb sei eh nicht mehr zu gewinnen.

      Unions-Fraktionsvize Maria Böhmer dagegen warf der Bundesregierung vor, ihre ethischen Grundsätze über Bord zu werfen, "um sich einen forschungsfreundlichen Anschein zu geben". Weder in der Koalition noch im Bundestag habe Schröder dafür eine Mehrheit, höhnte die CDU-Politikerin. Die deutsche Bischofskonferenz ließ indes wissen, dass die Stammzellenforschung dem biblischen Menschenbild widerspreche, das jede Instrumentalisierung menschlichen Lebens ausschließe.

      Die deutschen Gesetze, die 2002 vom Bundestag verabschiedet wurden, verbieten das Klonen von Embryos zu Forschungszwecken. In Deutschland darf lediglich an einigen embryonalen Stammzelllinien geforscht werden, die vor dem 1. Januar 2002 gewonnen wurden.

      Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Lockerung der im internationalen Vergleich restriktiven Gesetze kommt, tendiert in der Tat gegen Null. Selbst wenn Schröder eine vorgezogene Bundestagswahl gewinnen würde, bekäme er eine Initiative zur Lockerung der Gesetze nicht durch den von der Union dominierten Bundesrat. Vor dem Gang zur Länderkammer aber würde Schröder wohl schon am Widerstand der eigenen Partei und der Grünen scheitern.

      Umfrage: Mehrheit für Liberalisierung

      Nur die Bevölkerung scheint in der Frage der Forschungsfreiheit zum Kanzler zu stehen. Eine Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag des ZDF-Magazins "Frontal 21" ergab, dass 40,6 Prozent der Bundesbürger für eine Lockerung der gesetzlichen Regelungen sind. 28,3 Prozent sind demnach dagegen, der Rest ist unentschieden. Vor allem Männer (49,9 Prozent) befürworten eine Liberalisierung, während Frauen der Stammzellenforschung kritischer gegenüberstehen.

      Abgesehen von der Mehrheit im Volk kann Schröder in Sachen Stammzellen nur noch auf Unterstützer zählen, die ähnlich einsam und von den Wählern verlassen dastehen wie er selbst. Da wäre Wolfgang Clement, der bereits am Montag mehr Freiheit für die Stammzellenforschung in Deutschland verlangte. Auf einem SPD-Wirtschaftsforum sprach Clement in Berlin von einer "Selbstblockade", die überwunden werden müsse.

      Und dann war da noch die FDP, die es schaffte, den Kanzler zu unterstützen und ihm zugleich seine Ohnmacht vor Augen zu führen. Es sei schade, dass Schröders Aufrufe für mehr Forschung in der SPD ungehört blieben, sagte Ulrike Flach, forschungspolitische Sprecherin der Liberalen. So blieben die Aussagen für die Wissenschaftler nur Lippenbekenntnisse.

      http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,360514,00.h…
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      schrieb am 15.06.05 10:08:55
      Beitrag Nr. 2 ()
      Die gleichen verlogenen Wichte, die hier wegen dem berühmten "ungeborenen" (!) Leben herumgreinen, haben keinerleich Probleme, bereits geborenes Leben aus irgendwelchen noch viel verlogeneren Gründen (DEMOKRATIE) massenweise abzuschlachten.
      Avatar
      schrieb am 15.06.05 10:34:32
      Beitrag Nr. 3 ()
      Frontal21-Interview

      "Ich hoffe, die Kranken können irgendwann wieder lächeln"

      Frontal21-Interview mit Stammzellforscher Hwang

      Es ist eine wissenschaftliche Sensation, die in Deutschland so nicht möglich gewesen wäre: Der Südkoreaner Woo Suk Hwang klonte jetzt erstmals Embryonen aus dem Erbgut unheilbar kranker Menschen und gewann daraus Stammzelllinien. In Frontal21 äußerte er sich zum ersten Mal im deutschen Fernsehen über seine Forschung.

      von Thomas Reichart, 14.06.2005

      Frontal21: Herr Professor Hwang, worin liegen die großen Chancen Ihrer Forschung? Was hoffen sie zu erreichen?

      Woo Suk Hwang: Es gibt Tausende Patienten, die unter unheilbaren Krankheiten leiden. Zu nennen wären hier Diabetes, Alzheimer, Krebs oder Aids. Viele der unheilbaren Krankheiten werden in naher Zukunft durch die Stammzellentherapie angegangen werden können, dank der Hilfe der Patienten-eigenen Stammzellen.

      Frontal21: Sie sind eine berühmte Person. Nicht nur in Südkorea, wo man Briefmarken mit ihrem Gesicht kaufen kann, bekommen sie Briefe von Patienten, die fragen: Wann können sie mir helfen?

      Hwang: Ich hab schon Tausende von E-Mails von Patienten aus allen möglichen Teilen der Welt bekommen. Diese Briefe gehen mir ans Herz. Wenn ich diese Mails lese und Anrufe von Angehörigen bekomme, hoffe ich immer, dass sie mit Hilfe meiner Forschung überleben können, dass sie ihr Leben fortsetzen können, so wie früher. Ich hoffe, dass die Kranken und ihre Angehörigen, wenn wir Erfolg haben, irgendwann wieder lächeln können.

      Frontal21: Die deutschen Forscher, die ebenfalls an Stammzellen forschen und Ihre Arbeit bewundern, ärgern sich: Denn für das, was Sie tun, kämen sie ins Gefängnis. Wie denken Sie darüber?

      Hwang: Die vielen Forscher, die auf diesem Gebiet zusammenarbeiten möchten, können ihre eigenen Forschungen nur mit der Unterstützung ihrer Regierung betreiben. Die Forscher aus aller Welt, die ihrer Arbeit aus ganzem Herzen nachgehen, sollte dies dennoch unter strenger Regulierung und unter strengen Auflagen machen.

      Frontal21: In Deutschland müsste man eine echte Hürde überschreiten, um so wie Sie oder andere Forscher arbeiten zu können. Würden Sie es unterstützen, dass man unter harten Auflagen, aber in jedem Fall zusammen arbeiten sollte?

      Hwang: Ich habe einen guten Freund in Deutschland, Professor Dr. Hans Schöler. Ich würde ihm gerne Rat und Unterstützung geben, falls er seine eigene Forschung unter ähnlichen Bedingungen wie ich betreiben könnte. So würde er bessere Ergebnisse in kürzerer Zeit erzielen. Außerdem hoffe ich, dass die anderen Forscher ihre Untersuchungen ohne irgendwelche rechtlichen oder gesellschaftlichen Behinderungen machen können.

      Frontal21: Es gibt Kritiker, die sagen, die Vorteile liegen zwar in der Zukunft, aber im Moment töten Sie menschliche Embryos um ihre Forschung voran zu bringen. Kümmert Sie das? Was antworten Sie diesen Kritikern?

      Hwang: Bei unseren Versuchen, haben wir nie lebensfähige Embryos erschaffen, wir haben nie einen lebensfähigen Embryo getötet und wir haben nie menschliches Leben zerstört. Wir haben nur versucht, embryonale Stammzellen mit Hilfe von Zellhüllen und Hautzellen von unheilbar kranken Patienten herzustellen.

      Frontal21: Aber um diese Stammzelllinien zu erzeugen, muss man befruchtete Eier wachsen lassen, welche man an einem bestimmten Punkt dann Embryo nennen kann. Dann muss der Embryo sterben. Ich sagen Ihnen das, weil das das Hauptargument ihrer Kritiker ist: Sie töten einen Embryo, um diese Resultate zu erzielen. Was sagen sie dazu?

      Hwang: Ein Embryo entsteht aus mit Sperma befruchteten Eizellen und Sperma. Wir haben nie Eizellen befruchtet, wir haben nie Sperma benutzt. Wir haben lediglich versucht, genetisches Material von unbefruchteten Eizellen zu lösen. Und wir haben nur das genetische Material in die leeren Eizellen mit Hilfe der Hautzellen der Patienten injiziert. Man sieht also, Befruchtung war nie Teil dieses Prozesses.

      Frontal21: Nachdem man diese Hautzellen injiziert hat, und das war ja der eigentliche Durchbruch ihrer Versuche, entwickelte sich etwas aus den Eizellen etwas Neues. Würden Sie das einen Embryo nennen oder nur einen Zellhaufen?

      Hwang: Wir könnten dieses Produkt nicht als Embryo bezeichnen, sondern als Produkt eines Zellkern-Transfers. Weil es keinen Befruchtungsvorgang, keine Experimente mit Spermien gab. Es gibt keine befruchteten Embryos, keinen embryonalen Entwicklungsprozess.

      Frontal21: Würden Sie von therapeutischem Klonen sprechen?

      Hwang: Deshalb nennen wir diesen Vorgang Zellkern-Transfer, es handelt sich nicht um therapeutisches Klonen. Manchmal verwechseln die Leute die Begriffe therapeutisch und klonen. Ich bevorzuge den Begriff Zellkern-Transfer.

      Frontal21: Wie sieht Ihr Arbeitsalltag und der Ihrer Forscher aus?

      Hwang: Wir haben nie Urlaub. In unserem Labor hängt ein Kalender. Die Woche beginnt am Montag, dann kommt Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag - Freitag, Freitag, dann wieder Montag. Wir haben keinen Samstag, keinen Sonntag, keinen Feiertag. Unser Labor öffnet um sechs und schließt nie vor Mitternacht.

      Frontal21: Was tut die koreanische Regierung für Sie? Wie werden Sie finanziell und rechtlich unterstützt?

      Hwang: Wenn man mich fragt, was mir am meisten hilft: die Unterstützung seitens des koreanischen Staates und die tolle Arbeit meiner Forscher.

      http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/1/0,1872,2320929,00.html

      Zur Person von Professor Hwang:

      Der 52-Jährige lehrt und forscht an der National University in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Er gilt als einer der weltweit führenden Stammzellforscher


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