ANALYSE - ThyssenKrupp: Droht ein feindlicher Übernahmeversuch? - 500 Beiträge pro Seite | Diskussion im Forum
neuester Beitrag 13.12.01 12:17:13 von
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Schon bevor sich die Spekulationen über eine mögliche feindliche Übernahme der Düsseldorfer ThyssenKrupp durch die Hamburger WCM verdichten, geht ein Aufschrei der Empörung durch die 193.000-köpfige Belegschaft des Großkonzerns, der mit einem aktuellen Börsenwert von 8,6 Mrd. Euro günstig bewertet sein soll. ThyssenKrupp-Konzernbetriebsratschef Thomas Schlenz lehnt nach Angaben der NRZ eine Übernahme durch WCM kategorisch ab und kündigt gleichzeitig entsprechende Abwehrversuche durch die Belegschaft an. „Die Finanzhaie haben nur das Ziel, die Struktur des Konzerns zu zerschlagen und daraus eine schnelle Mark zu machen.“
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Und gerade diese Absicht schreibt sich die Frankfurter Gesellschaft als Unternehmensziel auf die Fahnen. Das Unternehmen definiert es so: „Unsere Branche ist die Wertschöpfung.“ Und dass bei ThyssenKrupp etwas zu holen ist, dürfte außer Frage stehen. Immerhin lockt schon die derzeitige Börsenbewertung. Noch vor Jahresfrist konnte die Düsseldorfer Gesellschaft eine Marktkapitalisierung von rund 17 Mrd. Euro aufweisen, nun ist es gerade einmal die Hälfte. ThyssenKrupp verfügt derzeit international über mehr als 110 wesentliche Beteiligungen in den Unternehmensbereichen Steel, Automotive, Elevators, Production Systems, Components, MaterialServices, FacititiesServices und Immobilien. Unter Sonstiges taucht in der Unternehmensstatistik unter anderem die Essener ThyssenKrupp Engineering sowie die RAG Aktiengesellschaft auf.
Auf Anfrage von wallstreet:online erklärt ein WCM-Unternehmenssprecher zu den aufgekommenen Spekulationen: „Wir beschäftigen uns regelmäßig mit vielen Dingen, haben uns aber angewöhnt, grundsätzlich Marktgerüchte in keiner Form zu kommentieren“.
Im Hause ThyssenKrupp liegen derzeit noch keine Informationen vor, die auf eine feindliche Übernahme durch WCM schließen lassen. „Wir haben keinerlei Erkenntnisse, dass Dritte eine unfreundliche Übernahme oder Zerschlagung des Konzerns anstreben“, betont ein Unternehmenssprecher gegenüber wallstreet:online. Unter Hinweis auf die Aktionärsstruktur des Traditionskonzerns hält er eine solche Aktion auch für nicht möglich. Von den 514.489.044 Stückaktien des Dax-notierten Unternehmens befinden rund 63 Prozent im Streubesitz. Die übrigen Anteile verteilen sich auf Großaktionäre. Dies sind die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die insgesamt 17,36 Prozent der Anteile hält sowie die iranische IFIC Holding (7,69 Prozent) und die Fritz Thyssen-Stiftung (4,96 Prozent). Außerdem halten Commerzbank und Allianz jeweils rund 3,5 Prozent. Zudem verfügt die Gesellschaft über rund 50.000 Belegschaftsaktionäre, die kaum ein Interesse an der Zerschlagung des Konzerns haben dürften.
Autor: Oliver Mies (© wallstreet:online AG),09:10 13.12.2001
Düsseldorf (vwd) - Ein Jahr nach dem Kaufangebot für die Klöckner-Werke nimmt die Beteiligungsgesellschaft WCM jetzt angeblich mit ThyssenKrupp einen weiteren Traditionskonzern in einer feindlichen Übernahme ins Visier. Frankfurter Banken arbeiteten dafür bereits einen Plan aus, berichtete die "Neuen Ruhr/Neuen Rhein Zeitung" (NRZ) aus Essen. WCM wollte die Meldung weder bestätigen noch dementieren, betonte aber, man beschäftige sich mit vielen Firmen. Bereits seit längerem wird über eine größere Akquisition 2002 spekuliert. ThyssenKrupp erklärte, man habe keinerlei Erkenntnisse über Bestrebungen zur unfreundlichen Übernahme oder Zerschlagung des Konzerns. Laut NRZ arbeiten Banken an einem "Plan Alpha", der es der Frankfurter WCM Beteiligungs- und Grundbesitz-AG erlauben soll, die ThyssenKrupp AG, Duisburg/Essen, zu schlucken. Der WCM-Sprecher sagte zwar, man habe "eine Reihe von Projekten in der Pipeline", wollte den Zeitungsbericht aber nicht weiter kommentieren. Ein Sprecher von ThyssenKrupp sagte, man halte eine feindliche Übernahme wegen der Aktionärsstruktur des Unternehmens für kaum möglich. Der Streubsitz betrage nur bei 60 Prozent, der übrige Teil liege in den Händen einiger Großaktionäre. Knapp 18 Prozent hält die Krupp-Stiftung, und rund fünf Prozent die Thyssen-Stiftung. Die Arbeitnehmer bei ThyssenKrupp sind allerdings hellhörig und wollen sich einer etwaigen unfreundlichen Übernahme widersetzen. "Bei uns sind die Antennen hochgefahren, wenn wir den Namen WCM hören", sagte der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Thomas Schlenz. Er verwies darauf, dass der Kurs der ThyssenKrupp-Aktie in wenigen Tagen um sechs Euro gesteigen sei: "Das heißt, da kauft jemand." Schlenz kündigte starke Protestaktionen an, falls sich die Gerüchte bestätigen sollten. Man werde es nicht zulassen, dass ein Traditionsunternehmen zerschlagen wird. Der Konzern war 1998 aus der Fusion der Thyssen AG und der Friedrich Krupp AG Hoesch-Krupp AG entstanden. Anfangs hatte Krupp selbst versucht, den größeren Reviernachbarn gegen dessen Willen zu übernehmen. Das fusionierte Unternehmen steht inzwischen nicht allzu erfolgreich da. Der Gewinn ist im abgelaufenen Geschäftsjahr (30. September) um mehr als 20 Prozent zurückgegangen, der Umsatz lag nur leicht über Vorjahr. An der Börse ist der breit aufgestellte Konzern derzeit nur noch rund 8,6 Mrd EUR wert. Trotz dieser vermeintlich günstigen Voraussetzungen wird von Analystenseite eine feindliche Übernahme als eher unwahrscheinlich eingestuft. Für Thomas Weiß von der HypoVereinsbank steht dem als Hauptgrund ebenfalls die ThyssenKrupp-Aktionärsstruktur entgegen. Das Hauptinteresse der Familien-Aktionäre sei der Erhalt der Konzerns, was ja bereits bei der Fusion offensichtlich geworden wäre. Mit Sicherheit würde WCM bei der Übernahme eines Mehrheitsanteils an ThyssenKrupp den Bereich Stahl abtrennen, meint der Analyst. Dies jedoch entspreche nicht den Zielen der Familieneigner, weshalb mit einem hohen Widerstand gegen eine feindliche Übernahme zu rechnen wäre. Eine Minderheitsbeteiligung sei für WCM hingegen momentan nicht interessant, meint der Analyst. Denn die Aktien von ThyssenKrupp seien bei der derzeitigen Wirtschaftslage aus fundamentaler Sicht fair bewertet. Im Kurs sei die Aussicht auf eine Besserung der Konjunktur in der Mitte des kommenden Jahres bereits eingepreist. Für den Erwerb einer Beteiligung von mehr als 50 Prozent müsste sich WCM trotz eines hohen Bestandes an liquiden Mittel aus dem Verkauf der Foliensparte von Klöckner mit Finanzinstituten zusammentun. Diese würden mindestens drei Mrd EUR Kapital einbringen. WCM habe zwar seit geraumer Zeit Interesse an einem Dax-Wert angekündigt, fügte der Fachmann hinzu. Jedoch gebe es für die Beteiligungsgesellschaft mit Sicherheit auch "andere, interessantere Werte". Anfang 2001 hatte WCM 82 Prozent an der Klöckner-Werke AG aus Duisburg übernommen, womit sich der Vorstand anfangs nicht einverstanden gezeigt hatte. Seine Strategie war ursprünglich, die Abfüll- und Verpackungstechnik zu verkaufen, um sich auf das Foliengeschäft zu konzentrieren. WCM leitete nach der Übernahme statt dessen die Trennung von den Folien in die Wege. Sie wurden im Oktober an einen britischen Finanzinvestor veräußert. Der WCM-Vorstandsvorsitzende Roland Flach hatte gesagt, es sei nicht undenkbar, dass noch weitere Aktivitäten von Klöckner verkauft würden. Das Foliengeschäft galt als einzige Perle im Portfolio des Duisburger Konzerns. +++ Stefan Paul Mechnig vwd/13.12.2001/stm/mr
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