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    Adieu guter alter Kapitialismus-jetzt kommt Europoly - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 04.01.02 11:34:44 von
    neuester Beitrag 04.01.02 11:43:10 von
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      schrieb am 04.01.02 11:34:44
      Beitrag Nr. 1 ()
      FAZ:
      Europoly

      Es war schon ein Spiel, womit jetzt Ernst gemacht wird: Bei "Monopoly", dem als Gesellschaftsspiel getarnten Grundkurs in Kapitalismus, gibt es auch eine "Euro-Edition". Das Besondere an dieser Ausgabe von "Monopoly" ist nicht bloß, daß hier auf Euro und Cent genau abgerechnet wird, sondern daß auf dem Spielbrett der Sprung vom späten neunzehnten zum einundzwanzigsten Jahrhundert versucht wird. Im Europoly gibt es nicht mehr solche Peanuts zu kaufen wie die Turmstraße, die als Grundstücksmiete gerade mal achtzig Mark abwarf. Auch renditeschädigende Objekte mit Sozialbelastung und Milieuschäden wie die Hafenstraße haben auf dem dunkelblau und golden schimmernden Spielfeld keinen Platz mehr. Selbst die legendäre Schloßallee mit ihren sensationellen Mieten, das Traumziel aller Immobilienhaie und Spekulanten, ist verschwunden. Statt der Straßen gibt es nun gleich ganze Städte zu kaufen. Was früher die Turmstraße war, ist jetzt Riga, und wo einst die Schloßallee am Ende des Parcours lag, da lockt jetzt Paris. Daß ausgerechnet Berlin in dieselbe Immobilien-Königsklasse wie die französische Hauptstadt eingestuft wurde, muß damit zu tun haben, daß der Hersteller dem deutschen Nationalstolz schmeicheln wollte, über den im vergangenen Jahr bei uns so schön ohne Rendite debattiert wurde. London, das in diese höchste Klasse gehörte, ist strafversetzt in eine Gruppe mit Kopenhagen. Die großen kommunalen und staatlichen Unternehmen wie das Elektrizitäts- und das Wasserwerk sind durch das Europäische Parlament und den Europäischen Gerichtshof ersetzt worden. Endlich kann man bei diesem Monopoly den "Grand Prix d`Eurovision" in Höhe von 25 Euro gewinnen, überboten nur durch den Erasmus-Preis, der mit hundert Euro dotiert ist. Die Wertschätzung der Geistesarbeit scheint allerdings ein anachronistischer Fauxpas in diesem der Zukunft zugewandten Spiel. Es ist nicht der einzige. Die Bahnhöfe, die früher durch uralte Dampfloks symbolisiert wurden, sind von den großen europäischen Flughäfen abgelöst worden - eine ungewisse Zukunftsspekulation. Daß man immer noch Strafe zahlen muß, wenn man "Betrunken im Dienst" angetroffen wird, ist schon deshalb überflüssig, da es den einfachen Dienst fast nicht mehr gibt, sondern nur noch die doppelte Dienstleistung, mit der sich ein Doppelter doch allemal verträgt. Auch das Feld "Frei Parken" gibt es merkwürdigerweise noch, und es wird durch ein Autosymbol gekennzeichnet, das noch vor der Erfindung der freitragenden Karosserie entworfen worden sein muß. Man bezahlt wie schon bei der älteren Spielvariante Schulgeld und eine ganze Menge Arzthonorar - hier war die Erstfassung des Spiels schon absolut avanciert. Das Gefängnis übrigens gibt es auch noch, der Mann hinter den Gitterstäben hat von Resozialisierung mit Sicherheit immer noch nichts, vom Freikaufen aber schon genug gehört. Aber auch das ist sehr altmodisch: Ganoven des Leicht- und Mittelgewichts setzen sich heute als Freigänger nach Mallorca ab, wo sie sich mit durchkalkulierter Duldung der strafverfolgenden Behörden vorzugsweise als Immobilienhändler etablieren, wie staatliche Stellen jüngst einräumten. Es ist also umgekehrt im Leben schon Ernst, was im Spiel noch nicht einmal Spaß geworden ist.

      :cry::cry::cry::cry:


      Nicht mal mehr das alte Geld bleibt, jetzt muß man mit diesem komischen Spielgeld spielen
      :cry::cry::cry::cry:


      keine zylindertragenden und zigarrerauchenden Kapitalisten mehr - nur noch smarte Yuppies, die Flughäfen hin und her schieben. Was soll ich mit Berlin? Ist doch eh pleite!

      Gruß
      H.
      Avatar
      schrieb am 04.01.02 11:43:10
      Beitrag Nr. 2 ()
      Das i spende ich der Unternehmervereinigung.


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