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    Fehlerhafte Erwartungshaltung bei Chartanalysen - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 11.02.02 11:07:09 von
    neuester Beitrag 05.04.02 12:59:06 von
    Beiträge: 10
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      schrieb am 11.02.02 11:07:09
      Beitrag Nr. 1 ()
      Liebe Charttechniker und -skeptiker im Board,

      leider werde ich immer nur extern auf Diskussionen hier im Board aufmerksam gemacht. Dies ist nicht als Geringschätzung dieser Diskussionsplattform zu verstehen, sondern für mich Bestandteil der notwendigen Informationsbeschränkung. Das betrifft alle börsenrelevanten Informationen (abgesehen vom den reinen Zahlen- und Kursdaten) bzw. externe Ergebnisse von Analysen, die dann auf Grund unbewusster Subjektivität einer objektiven Betrachtung des Charts entgegen stehen. Soviel als Randbemerkung vorweg.

      Mir scheint, dass einige Leser für die Charttechnik im Allgemeinen, und die Elliottwave-Methode in speziellen, eine völlig falsche Erwartungshaltung haben, die weder erfüllt werden kann noch soll.

      Bestes Beispiel sind die Tagesausblicke für den US-Markt bei w:o. Wie schon mehrfach hingewiesen, ist es nicht Zweck der Analysen einen exakten Fahrplan für den Tagesverlauf zu erstellen, wo punktgenaue Ziele berechnet werden. Es soll lediglich die technische Ausganglage für den bevorstehenden Handel skizziert und, soweit möglich, die daraus ableitbare Trendrichtung ermittelt werden. Hinzu kommt die Angabe von bestimmten Kursbereichen, wo sich die technische Situation verändert.

      Die Wettervorhersage eignet sich m.E. recht gut als Beispiel bzw. Metapher für die technische Analyse. Bei einer Wettervorhersage für den nächsten Tag reicht im allgemeinen eine Aussage der Art, "ganztägig bewölkt, mit hoher Wahrscheinlichkeit von Schauern am Nachmittag". Ähnlich verhält es sich bei dem Tagesausblicken, die u.a. auch hier im Board veröffentlicht werden.

      Bei einem für die Analyse zugrunde liegenden 1-Minuten-Chart (von den Tick-Charts mal abgesehen) ergäbe sich eine Prognose von 430 Bars für einen Tag. Dies entspricht auf Tagesbasis einem Prognosezeitraum von 1.5 Jahren! Es ist ist schlichtweg unseriös versuchen zu wollen (ohne die Möglichkeit einer Veränderung (sprich Updates) bzw. Anpassung an die tatsächliche Entwicklung) eine exakte Prognose ernsthaft ständig abzugeben.

      Im Gegensatz zum Tageschart ist dies relativ einfach erklärbar. Bei der Anwendung der Elliottwaves werden Kursziele, Umkehrpunkte, Korrekturmuster usw. immer anhand der Ideallängen und -verhältnisse ermittelt, da diese die höchste Eintrittswahrscheinlichkeit besitzen. Jedoch ist allgemeint bekannt, dass es im sehr kurzfristigen Intraday-Chart öfters zu unüblichen Mustern, nicht idealtypischen Ausdehnungen usw. kommt. Gerade dies erschwert Prognosen. Deutlich bessere Ergebnisse können für den Intraday-Verlauf dann erzielt werden, wenn sich man sich nur auf `sichere` Kursmuster und deren Prognose beschränkt und/oder andere Analysetechniken und -methoden zusätzlich verwendet. Aber auch hier ist ein höherfrequentiertes Update notwendig.

      Ich halte also fest, dass bei einer Erwartungshaltung, die auf eine punktgenaue Prognose beruht man zu dem Ergebnis kommen muss, dass die meisten Analysen völlig falsch sind. Vergessen wird dabei einerseits, dass dies weder Sinn noch Zweck der Analysen sind. Und andererseits, dass es häufig zu bedingten Prognosen und Szenarien kommt. Dabei ändert sich die technische Ausgangslage, wenn bestimmte Bedingungen (z.B. Break eines Supports) erfüllt werden. Der vorherige Ausblick ist ab diesem Punkt natürlich hinfällig. In der Regel wird aber immer angegeben, zu welchem Ergebnis der Eintritt bestimmter Bedingungen führt.

      Zwei kleine zusätzliche Bemerkungen möchte ich zu der bisherigen Diskussion noch machen. Zum Teil wurden diese Punkte schon ausführlich in älteren Threats diskutiert.
      Erstens: Eine Trefferquote darf keinesfalls mit der Profitabilität verwechselt werden! Selbst ein Handelssystem mit einer Fehlerquote von 70% kann äußerst profitabel sein. Dies liegt ganz einfach daran, dass versucht wird sehr frühzeitig bei den (unterm Strich einzig profitablen) Trend-Moves positioniert zu sein. Natürlich sind häufige Fehlsignale dabei zu beobachten. Wer sich genauer mit dieser Thematik beschäftigt wird mir zustimmen, dass anderen Kennzahlen oder z.B. das Money-Management höhere Bedeutung haben, als die Trefferquote. Es kann also durchaus realistisch, dass ein Handelssystem mit einer Trefferquote von 60% nicht profitabel ist.

      Zweitens: Es ist für mich immer wieder beobachtbar und erstaunlich, wie sehr die `persönliche Komponente` in der Qualitätsbewertung eine Rolle spielt. Beispielsweise gibt es öfters den Fall, wo eine profitable Signalgebung bei verschiedenen Anlegern zu völlig anderen (Gewinn-)Ergebnissen führt. Bereits minimale Unterschiede in der nicht-mechanischen Umsetzung der Signale (z.B. durch verschiedenes Money Management, verschiedene Terminmarktprodukte, Time-Lags usw.) führen zu riesigen Ergebnisunterschieden. Dabei kommt es vor, dass Trader trotz profitabler Signalgebung Verluste erzielen. Ähnlich verhält es sich mit der Analyse von Analysen. Je nachdem, welche Marktmeinung der Leser vorher hat, wie er momentan im Markt positioniert ist, ob er ein visueller Typ ist oder nicht, welche Meinung er grundsätzlich von der Verwertbarkeit der Analysen hat usw., führt zu völlig differenzierten Ergebnisse über die konkrete Prognosequalität. Z.T. liest jeder das heraus, was er (unbewußt) lesen will.

      Zu verschiedenen grundsätzlichen Absichten und Problemen der Elliottwave-Analysen wurde bereits ausführlich in älteren Threats Stellung genommen. Vielleicht hilft ein Blick in diese Diskussionen um bestehende Unklarheiten zu beseitigen.

      Eine erfolgreiche Handelswoche wünscht,

      Mathias Onischka

      per email erreichbar: elliott@gmx.net
      Avatar
      schrieb am 11.02.02 11:32:12
      Beitrag Nr. 2 ()
      @rainrain: Jetzt hast Du`s aber schwarz auf weiß:

      "Ich halte also fest, dass bei einer Erwartungshaltung, die auf eine punktgenaue Prognose beruht man zu dem Ergebnis kommen muss, dass die meisten Analysen völlig falsch sind."

      Du mußt also mal Dine erwartungshaltung überprüfen! *LOL*
      Avatar
      schrieb am 11.02.02 11:34:14
      Beitrag Nr. 3 ()
      mit anderen Worten: eine Analyse ist nur eine Analyse - keine Tradinganweisung.
      Trotzdem kann man doch die Prognose daran messen, ob sie eingetroffen ist oder nicht. Daraus läßt sich dann
      auch die Trefferwahrscheinlichkeit bzw. die Prognosewahrscheinlichkeit berechnen. Und das halte ich durchaus für legitim.

      Ob man real wirklich einen Gewinn-Trade schafft, wenn man einer richtigen Prognose folgt - ist eine ganz andere Sache. Hängt
      dann in der Tat von den angedeuteten Variablen ab.

      Deshalb würde es mich auch nicht verwundern, wenn mancher gute Prognostiker ein schlechter Trader wäre.
      Umgekehrt wird aber kein Schuh draus: Ein schlechter Trader ist noch lange kein guter Prognostiker.
      Und ein schlechter Prognostiker wird wohl kaum als Trader Erfolg haben.

      mfG
      RH
      Avatar
      schrieb am 11.02.02 11:39:33
      Beitrag Nr. 4 ()
      Genau das ist der Punkt. Es geht nicht darum immer zu wissen was passieren wird, sondern vielmehr darum, warum-wie-wann zu reagieren ist.

      Gruss MAdler77

      PS: Kritiker werden niemals verstummen, was ja auch nicht der Sinn der Sache ist, aber es wäre schön, wenn es mal zu einer Vernünftigen Diskusion kommen könnte.
      Nur als Hinweis, ich bin auch kein Fan der EW-Theorie, aber trotzdem respektiere ich jeden der versucht damit eine gewisse Linie in sein Investmentverhalten einzubringen.
      Avatar
      schrieb am 11.02.02 11:40:30
      Beitrag Nr. 5 ()
      Vielleicht ist das Missverständnis, gerade mit den EWlern, deshalb begründet, weil die im 2/5 Minutenchart zählen und so der Anspruch der Richtigkeit auf dieser Zählebene projiziert wird.;)

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      schrieb am 11.02.02 13:28:13
      Beitrag Nr. 6 ()
      Das Problem der meisten Leser von EWT-Analysen scheint zu sein, daß sie glauben mit EWT hätte man den Stein der Weisen gefunden. Aber EWT ist auch nur ein Prognose-System mit allerdings mehr als 50% Trefferwahrscheinlichkeit. Manchmal kann sich diese Trefferwahrscheinlichkeit in Richtung 100% bewegen. Das sind seltene Fälle, aber lukrative. Wie alle Systeme arbeitet auch EWT nur mit Wahrscheinlichkeiten ist also nicht für alle Wetterlagen gleichermaßen geeignet.

      Um die Punktgenauigkeit geht es bei EWT nicht, obwohl es manchmal doch recht verblüffend funktioniert. Es geht vor allem darum auf der richtigen Seite zu sein.

      Einen guten EWT-Analytiker erkennt man daran, daß er alternative Szenarien aufzeigt ( evtl. mit Angabe der Wahrscheinlichkeit) und die Szenarien anhand technischer und zyklischer Methoden verifiziert. Ein weiteres Merkmal ist die Angabe von relevanten Wendezonen und vor allem Stop-Loss-Punkten. Seit 1985 arbeite ich fast täglich mit EWT-Analysen für meinen privaten Gebrauch und habe damit schon einige Crash-Situationen gut überlebt, aber auch deftige Profite gemacht.

      M. Onischka macht meines Erachtens einen guten Job. Verglichen mit anderen Analysten - auch Topleuten - braucht er sich nicht zu verstecken. Zu den ewigen Nörglern, kann ich nur sagen: Bessermachen!
      Avatar
      schrieb am 11.02.02 13:31:20
      Beitrag Nr. 7 ()
      Find die Argumentation unter #1 sehr gut und verständlich, lese die Analysen öfter und verstehe einen Teil. Im Sinne von #1,3,4 erfüllt die Analyse ihren Zweck und bietet eine Erkenntnismöglichkeit

      Das finde ich prima.
      Avatar
      schrieb am 11.02.02 17:57:20
      Beitrag Nr. 8 ()
      Schön, daß jetzt Freund und Feind einer Meinung sind. Könnte das nicht immer so sein!

      MfG
      Avatar
      schrieb am 05.04.02 12:00:43
      Beitrag Nr. 9 ()
      Nein, kann nicht.
      Avatar
      schrieb am 05.04.02 12:59:06
      Beitrag Nr. 10 ()
      Werter Herr Onischka,
      ich möchte hier die Gelegenheit nutzen mich ausdrücklich für ihre Analysen zu bedanken!
      Sehen sie bitte nicht die wenigen Mießmacher die hier lautsark ihre persönlichen Meinungen verkünden, sehen sie darauf wie oft ihre Analysen täglich gelesen werden.
      Jeder User mit etwas Börsenerfahrung sollte wissen das die Markttechnik durch neue Nachrichten sofort verändert werden kann.
      Wer hier ein sicheres System zum Lottospielen erwartet ist hier fehl am Platz!
      Machen sie weiter so und seien sie versichert das ihre Analysen für viele User von großem Nutzen sind.

      SIG


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