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    USA Das.Ende einer Weltmacht? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 07.08.02 23:48:50 von
    neuester Beitrag 13.08.02 19:30:33 von
    Beiträge: 7
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      schrieb am 07.08.02 23:48:50
      Beitrag Nr. 1 ()
      (kopiert von Zeitreport)
      Das Frankenstein-Syndrom
      - Der Feind meines Feindes ist mein Freund -

      Die USA sind zum Spezialisten in der Disziplin „Monster kreieren“ geworden. Osama Bin Laden ist nur als jüngster in einer ganzen Reihe von US-unterstützten Despoten, Diktatoren und Verbrechern gegen die Menschlichkeit anzusehen. Unzählige Male haben die USA Training, Logistik und finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt, um Führer an die Macht zu bringen, die Menschenrechte mit Füßen treten, ausgedehnten Drogenhandel betreiben, demokratische Grundrechte mißachten oder Massaker und Völkermord als Mittel zum Zweck einsetzen.

      Weltweit unterlaufen den Vereinigten Staaten hierbei jede Menge böser Schnitzer - gewöhnlich auf der Schiene der Central Intelligence Agency (CIA). Saddam Hussein gegen den Iran aufzubauen, erwies sich ebenso als Fehler wie die vorhergehende Unterstützung des Schahs von Persien. Die Beteiligung der CIA an der Ermordung Lumumbas und beim Überfall auf Kuba, die Unterstützung Manuel Noriegas, Pinochets und Dutzender anderer Potentaten, Militärführer und Guerillas in Süd- und Mittelamerika war ebenso ein Fehler wie die Unterstützung der Taliban - als Speerspitze gegen die Russen. Die CIA setzte dabei als Büttel der US-Waffenlobby und der Rohstoffkartelle oftmals auf die falschen „Pferde“, was dann zu schwerwiegenden Rückstoß-Effekten führte. Im Englischen gibt es hierfür das Wort Blowback.

      Keiner dieser Führer war mal „gut“, um später „böse“ (evil) zu werden. Alle diese Führer waren bereits vorher korrupt, antidemokratisch, ruchlos und zumeist schon als Mörder bekannt, lange bevor sie die Hand der sie fütternden USA zu beißen begannen. In der Tat waren es bereits diese Charakterzüge, die sie überhaupt erst zu empfänglichen Kandidaten für die Unterstützung der USA werden ließen, wobei die Unterstützung der Amerikaner oftmals erst dann eingestellt wurde, wenn diese Heloten für die Ziele der Amerikaner nicht länger nützlich schienen oder „ungehorsam“ wurden.

      Die Liste der dieserart als nützliche Marionetten und Idioten der Welteroberungspläne der Amerikaner mißbrauchten Figuren ist lang; allein im 20. Jahrhundert mischten sich die USA in mehr als 60 Ländern ungeniert mit Milliarden und ohne die geringsten Skrupel in die dortigen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse ein, natürlich vor allem aus einem sehr egoistischen Grund, leider jedoch auch mit einem sehr engen Horizont. Die Lusitania-Affäre im Ersten Weltkrieg, die aufstrebenden Diktaturen in Spanien, Italien und nachgerade die Finanzierung Hitlers, Korea, die Philippinen, Kuba, Japan, Taiwan - keinem der Präsidenten der USA und der führenden Köpfen im Wirtschafts- und Verteidigungsministerium wurde bisher die (so oft beschworene) göttliche Eingebung zuteil, einmal zu hinterfragen, mit welchem Recht die USA vermein(t)en, sich den Rest der Welt untertan zu machen. In Wahrheit ist der US-Präsident nur Gallionsfigur der knallharten und brutal agierenden Mafia der Finanz-, Rohstoff- und Waffenkonzerne. Kaum ein US-Bürger weiß, daß die Familie Bush ihr Vermögen W.’s Großvater und dessen wirtschaftlichen Aktivitäten in NS-Zeiten verdankt. Ebensowenig wissen sie wohl, daß Bush senior der Aufsichtsratsvorsitzende des größten Rohstoffkartells (American-Anglo/Carlyle) ist, das auf vier Kontinenten, vor allem im Kongo skrupellos fremde Rechte ausbeutet und die dortigen Unruhen nützt und schürt.

      Allen Lesern des zeitreport, die sich nicht devot und politisch desinteressiert dem Schröder’schen Diktum der „uneingeschränkten“ Solidarität zu unterstellen bereit sind, darf ich an dieser Stelle das Buch „Ein Imperium verfällt - Ist die Weltmacht USA am Ende?“ (Autor: Politikwissenschaftler Prof. Chalmers Johnson, ehem. Berater der CIA und Professor an der University of California, heute Präsident des „Japan Politic Research Institute“, Goldmann-Verlag, ISBN 3-442-15158-9) dringend empfehlen.

      Es hat nichts mit Weltverschwörungstheorie zu tun, wenn man die USA als die übelste Ausprägung geostrategischen Staatsterrorismus’ der Gegenwart bezeichnet. Nirgendwo sonst feiern größenwahnsinnige Selbstüberschätzung, ein bigottes Gefühl göttlicher Auserwähltheit und intellektuelle Kurzsichtigkeit so fröhliche Urständ wie in „Gods own country“.

      Daß die europäischen Statthalter US-amerikanischer Militär- und Wirtschaftspolitik, insbesondere Großbritannien und die Niederlande, amerikanischem Größenwahn wohl niemals in den Arm fallen werden, darf als grundsätzlich und historisch begründet vorausgesetzt werden. Aber auch von Seiten der übrigen europäischen Vasallen, insbesondere der Bundesrepublik, ist mit wenig Gegenwehr zu rechnen. Wenn egozentrischer Dummheit made in USA wirksam Einhalt geboten werden soll, dann nur über eine breite Bewußtseinserweiterung derjenigen, die bislang die Gefährlichkeit amerikanischer Destabilisierungspolitik und die reale Kriegsgefahr, die von der ungehemmten Expansionspolitik der USA ausgeht, nicht sehen.

      Daß die Hemmschwelle für grenzüberschreitende Attacken und Kriegsdrohungen vor allem aufgrund der blindwütigen Kreuzzugsmentalität eines wildgewordenen Texaners und der ihn mit Jubelschrei unterstützenden Militärclique heute so niedrig liegt wie seit 25 Jahren nicht mehr, wird vielen Menschen wohl erst bewußt werden, wenn die in Schwarzafrika verübten Genozide eine neue Qualität erreichen, Saudi-Arabien explodiert, Pakistan und Indien mit Millionenheeren aufeinander losstürmen, der nächste Nahost-Krieg ausbricht, die beiden Chinas ihrem ideologischen Geplänkel militärische Tatsachen folgen lassen und auch Südamerika unter dem wirtschaft- und finanzpolitischen Druck der nordamerikanischen Globaldiktatur in eine zunehmende Destabilisierung, bis hin zu realen Bürgerkriegen, trudelt.

      Die USA verkennen in ignoranter Hybris, daß sie inzwischen einen Großteil der weltweiten Sympathie und des Mitgefühls nach den Geschehnissen des 11. September eingebüßt oder gar gänzlich verloren haben. Dies erfahren diejenigen US-Amerikaner, die den Blick oder gar den Fuß jenseits US-amerikanischer Grenzen setzen, nur glaubt ihnen zuhause kaum einer. Der genuine Kampf der rund 270 Millionen Amerikaner gegen „das Böse“ im Rest der Welt verschleiert, wie mächtig der Feind im eigenen Lande, wie groß die Gefahr inneramerikanischer Unruhen und schwelender Probleme längst ist. Man kann Chalmers Johnson nur zustimmen: Das US-amerikanische „Weltreich“ steht nur noch auf tönernen Füßen und kurz vor dem Einsturz. Doch wer in den USA kennt schon die Geschichte Roms und Griechenlands, Ägyptens und Spaniens, Persiens und der Türkei, der Niederlande, Portugals und Großbritanniens?!?

      H.-W. Graf
      Avatar
      schrieb am 07.08.02 23:52:44
      Beitrag Nr. 2 ()
      mein Gott ... schon wieder oder immer noch ...? :eek:
      Avatar
      schrieb am 07.08.02 23:54:48
      Beitrag Nr. 3 ()
      US-Kampfpiloten auf Speed
      von
      Florian Rötzer 07.08.2002
      Für ihre Einsätze nehmen die Piloten Amphetamine, bei der Rückkehr Sedativa: friendly fire und Beschuss von Zivilisten sind nicht ausgeschlossen

      In Afghanistan ist es schon zu einer ganzen Reihe von Vorfällen gekommen, bei denen Piloten von US-Kampfjets eigene Leute oder zivile Ziele beschossen haben. Offenbar ist es gang und gebe, dass die Piloten vor ihrem Einsatz und während des Flugs zum Wachbleiben Amphetamine schlucken. Die werden bekanntlich auch als Drogen verwendet, machen süchtig und führen gelegentlich zu Paranoia und Halluzinationen. So gedopt könnte es schon vorkommen, dass Piloten Schüsse am Boden mit einem gezielten Beschuss ihrer Flugzeuge verwechseln und sicherheitshalber einmal zurückschießen.

      Warum sollte es bei den Soldaten, vornehmlich bei denen, die mit Hightech umgehen, auch anders zugehen? Vor allem dann, wenn ohne genügend Ruhezeiten permanent höchste Aufmerksamkeit bei Einsätzen verlangt wird, in denen das eigene Leben auf dem Spiel steht, ist womöglich die erforderliche Leistung nur noch mit Dope zu erbringen. Aber wenn die hochgeputschten Piloten dann vom Einsatz zurückkehren, was wie im Fall von Afghanistan mehr als sechs Stunden Flug erfordern kann, weil erst einmal jeweils drei Stunden Hin- und Rückflug zwischen Einsatzort und dem Luftstützpunkt in Kuwait erforderlich sind, müssen sie ebenso künstlich wieder sediert werden, um überhaupt schlafen zu können und wieder ein paar Stunden einsatzbereit zu sein.

      Wie weit allgemein der Rauschmittelgenuss beim Militär verbreitet ist, wird man nicht erfahren. Dass routinemäßig Piloten der US Air Force Amphetamine, zu denen auch Ecstasy gehört, nehmen, wird selbst offiziell eingeräumt Eine Sprecherin der medizinischen Abteilung des Luftwaffe bestätigte gegenüber dem kanadischen Toronto Star, dass die Piloten Dexedrin erhalten, um im Einsatz in Afghanistan wach und aufmerksam zu bleiben. Piloten nennen offenbar die Speed-Tabletten "go-pills", während sie als "no-go pills" bei der Rückkehr die Sedativa Ambien oder Restoril zum Schlafen erhalten. Das Leben wird also chemisch dem Einsatz angepasst, Wachheit und Schlaf auf Bedarf ein- und ausgeschaltet.

      Wie Betty-Anne Mauger von der Air Force erklärte, erhielten die Piloten im Afghanistan-Einsatz Dexedrin in 10 mg Dosen. Während des Golfkriegs hatte man noch 5 mg verabreicht. Da waren natürlich auch die Flugzeiten kürzer. Gleichwohl haben im Golfkrieg bereits 60 Prozent der Piloten Speed genommen, in machen Einheiten, die besonders häufig Einsätze flogen, bis zu 96 Prozent, also nahezu alle. Zwar nehmen die Piloten die Medikamente freiwillig, aber es gibt auch Druck.



      "Different phases of flight have widely varying levels of arousal. Boring aspects might include flying a tanker, helicopter or E-2 on station for several hours, an uneventful combat air patrol, the transit back from a long range strike or holding in the marshal pattern prior to landing. Tasks with high arousal would include bombing a target with the enemy shooting back, engaging a fighter or simply taking-off or landing. We can predict that performance in situations with inherent arousal will be much better than those that are boring."




      In dem Handbuch Performance Maintenance During Continuous Flight Operations, das 2000 vom Naval Strike and Air Warfare Center für die Ärzte der Luftwaffe herausgegeben wurde, heißt es denn auch, dass lange Flüge zu schlechter Leistung führen können. Auch Langeweile kann gefährlich ermüdend sein, während ein gefährlicher Einsatz wach hält. Zur Vorbeugung von Ermüdung wird neben ausreichendem Schlaf, richtiger Ernährung und Koffein auch die "richtig kontrollierte Verwendung von stimulierenden und sedativen Medikamenten wie beispielsweise Dexedrin, Ambien und Restoril" empfohlen.

      Die Verwendung von Medikamenten zur Leistungssteigerung sei für die Luftwaffe auch gar nichts Neues. Bereits im Zweiten Weltkrieg hätten deutsche und britische Soldaten Amphetamine erhalten. Britische Soldaten bekamen im Falklandkrieg Sedativa. Auch US-Piloten wurden im Vietnam-Krieg mit Amphetamine fit gemacht, im Golfkrieg und danach haben sie sowohl Amphetamine als auch Sedativa erhalten: "Die Einnahme war nach Berichten in allen diesen Fällen sicher und effektiv."

      Koffein wäre zwar vorzuziehen, weil es hier kaum zu einem Missbrauch kommen könne, bleibe aber nur zweite Wahl. Zwar werde die kognitive Leistung erhöht, aber Wachheit werde von Amphetaminen besser erzielt. Im Handbuch wird empfohlen, Amphetamine und Sedativa nur bei Kampfeinsätzen zu geben. Die Piloten müssen eine Erklärung unterschrieben, in der sie über die Wirkung aufgeklärt werden. Die Einnahme erfolgt freiwillig nach einer "Empfehlung" des Vorgesetzten. Im Golfkrieg wurden die Piloten offenbar mit entsprechend vielen Dexedrin-Tabletten (5 mg) versorgt, um alle zwei bis drei Stunden eine Dosis einnehmen zu können. Mittlerweile scheint man die Dosis auf 15 mg erhöht zu haben, empfiehlt jedoch, innerhalb von 24 Stunden nicht mehr als 30 mg zu nehmen.

      Ob für den Abwurf einer lasergesteuerten 250 kg Bombe von einer amerikanischen F-16 auf eine kanadische Einheit im April Dexedrin im Spiel war, ist noch nicht bekannt. Bei dem Vorfall wurden vier Soldaten getötet. Da der Pilot nicht nur in Afghanistan, sondern auch im Irak zur Überwachung der "No-Fly Zonen" eingesetzt wurde, kann man wegen der Doppelbelastung durchaus davon ausgehen, dass er Amphetamine genommen hat. Und weil sich die Piloten selbst "behandeln" dürfen, um fit zu bleiben, könnte die an sich vorgeschriebene Dosis auch schon einmal überschritten werden. Sogenannte Amphetaminpsychosen treten zwar normalerweise erst bei höheren Dosen auf, können sich aber gelegentlich schon bei 10 mg einstellen. Neben körperlichen Symptomen wie erhöhter oder niedrigerer Blutdruck, Übelkeit, Schwitzen oder Krampfanfälle beeinflussen Amphetamine auch die Stimmung, so dass es auch zu Euphorie, Depressionen oder Aggressionen kommen kann.

      Möglicherweise hat eine Verwechslung von Gewehrfeuer mit Raketenbeschuss den Piloten oder seine Mitkämpfer auf Speed auch dazu geführt, dass am 1. Juli eine Ortschaft in Afghanistan beschossen und dabei um die 50 Menschen getötet wurden. Die Untersuchung des Pentagon ist noch nicht abgeschlossen.
      Avatar
      schrieb am 08.08.02 00:04:22
      Beitrag Nr. 4 ()
      Also...

      bei so einem Gelaber gehe ich lieber schlafen.

      Gute Nacht allerseits!

      :kiss:
      Avatar
      schrieb am 08.08.02 00:08:47
      Beitrag Nr. 5 ()
      Weisst Du eigentlich, wie vor 20 Jahren Piloten in der Base Memminger Berg (Taktisches Jabo G34 im Witwenmacher (auch Starfighter genannt) innerhalb von 4 Stunden aktiver Bereitschaft im Shelter bei laufenden Triebwerken 5 kg Körpergewicht verloren haben?

      Also: keine Panik!

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      Avatar
      schrieb am 08.08.02 02:04:49
      Beitrag Nr. 6 ()
      jungewelt.de:

      Ausland
      Manfred Sohn

      Wie stark sind die USA?

      Der Aggressor. Befindet er sich im Wachstum, oder greift er an, obwohl er
      den Höhepunkt seiner Stärke bereits hinter sich hat? Kann er es mit allen
      anderen aufnehmen oder verliert er, wenn er seine Kampfgefährten verliert?

      Das Folgende ist keine Anklage gegen die USA. Innerhalb der Leserschaft der
      jungen welt ist es zum Glück nicht notwendig, Argumente dafür zu sammeln,
      daß die USA in unserer Zeit der Aggressor sind, der unter dem Deckmantel
      eines Kampfes gegen den Terrorismus dabei ist, sich mit Waffengewalt alle
      Rohstoffquellen und Absatzmärkte zu sichern, die ihm wichtig sind.

      Nach den Planungen, an denen heute im Pentagon wieder gefeilt wird, sollen
      in einigen Monaten amerikanische Raketen und Bomben in irakische
      Geschützstellungen und Bunker krachen, und es wird schon jetzt Schätzungen
      über die Zahl der dabei mit getöteten Frauen, Kinder und alten Männer geben,
      die dann als »Kollateralschaden« registriert werden. All das ist nicht
      Gegenstand der folgenden Ausführungen. In ihnen geht es um eher nüchterne
      Fragen: Wie stark ist dieser Angreifer? Befindet er sich im Wachstum, oder
      greift er an, obwohl er den Höhepunkt seiner Stärke bereits hinter sich hat?

      Wir müssen den Leser bei so emotionslosen Fragen mit ein paar Zahlen
      langweilen.

      Der Economist, ein in London verlegtes und überwiegend in den USA gelesenes,
      ebenso stockkonservatives wie unter Besserverdienenden einflußreiches
      Wochenmagazin, hat Ende Juni eine Extrabeilage herausgegeben, die sich
      mit »Amerikas Rolle in der Welt«1) beschäftigt. Dort sind in einer Grafik
      die Kernzahlen für Macht aufgeführt. Danach haben die USA folgende Anteile
      an der Welt:

      – von den sechs Milliarden Menschen leben in den USA 4,7 Prozent,

      – vom globalen Bruttosozialprodukt von 31,4 Billionen Dollar erwirtschaften
      die USA 31,2 Prozent,
      – von den weltweiten Militärausgaben von 811,5 Milliarden Dollar geben die
      USA 36,3 Prozent aus,

      – von den weltweiten Forschungsausgaben von 652,7 Milliarden Dollar geben
      die USA 40,6 Prozent aus,

      – von den 18,2 Milliarden Dollar, die weltweit an Kinokassen ausgegeben
      werden, werden 83,1 Prozent für Filme »Made in USA« auf den Tisch gelegt.

      Die Zahlen zeigen: Diese knapp fünf Prozent der Weltbevölkerung sind die
      relativ stärksten in ökonomischen, militärischen und Forschungsfragen und
      dominieren – so soll die Kinokassenbilanz sagen – kulturell noch stärker als
      militärisch und ökonomisch. Ist es bei einer solchen Kräftedominanz nicht
      illusorisch, sich dieser Macht entgegenstemmen zu wollen? Ist das nicht die
      stärkste Macht, die es je in der Geschichte gab?

      Gemach, gemach. Zunächst zur Frage, ob es so etwas schon mal gab.
      Vergleichbare Zahlen liegen aus dem Altertum nicht vor, weil es dem späten
      Feudalismus bzw. dem frühen Kapitalismus vorbehalten war, die Welt zu einer
      ökonomischen Einheit zu machen. Rom hat bei allen der oben genannten Werte
      bezogen auf den gesamten Mittelmeerraum vermutlich noch höhere Stärkeziffern
      erreicht als die USA heute, aber von Rom war in Japan oder Amerika nichts zu
      spüren.

      Ein vergleichbares Weltreich hat vorher nur Großbritannien zuwege gebracht.
      Das aber war mächtiger. 1870 verfügte die britische Krone bei rund drei
      Prozent der Weltbevölkerung über 31,8 Prozent der damaligen
      Weltindustrieproduktion 2). Hinsichtlich des Anteils an der beherrschten
      Fläche – allein Indien war zehnmal größer als Britannien – schlugen die
      alten Briten die heutigen Amis noch deutlicher.

      Aktuell interessanter ist bei diesem historischen Vergleich aber etwas
      anderes. Sowohl nach dem Empfinden der damaligen Zeitgenossen als auch nach
      Ansicht historisch gebildeter Menschen lag der Höhe- und Glanzpunkt
      britischer Machtentfaltung nicht um 1850 oder 1870, sondern zum Ende des
      viktorianischen Zeitalters, also um 1900 herum. Dieses subjektive Gefühl,
      die unbestrittene Weltmacht Nr. 1 zu sein, hatte aber im Jahre 1900 schon
      keine wachsende Basis mehr: Mit 2,3 Prozent der Weltbevölkerung verfügte
      damals Großbritannien nur noch über 12,4 Prozent des
      Weltbruttosozialprodukts und 18,4 Prozent der Weltindustrieproduktion.


      Höhepunkt schon überschritten

      So ähnlich verhält es sich auch mit der Entwicklung der USA in den letzten
      Jahrzehnten. Der Anteil an der Weltindustrieproduktion in den USA, die nach
      wie vor die Basis für die Erwirtschaftung sowohl des Bruttosozialprodukts
      als auch der militärischen Stärke darstellt, liegt heute bei einem Drittel –
      aber er lag 1920 bei 47 Prozent, also fast der Hälfte.

      Die Entwicklungen des britischen Empires wie die des amerikanischen legen
      den Schluß nahe, daß der Höhepunkt der politisch/militärischen
      Machtentfaltung nicht mit dem Höhepunkt der ökonomischen Dominanz
      zusammenfällt, sondern ihm folgt. Obwohl die Welt 1914 und teilweise auch
      1940 glaubte, London und Berlin würden um die Vorherrschaft der Welt
      kämpfen, war das ökonomische Kraftzentrum längst über den Atlantik
      gewandert, und der Zweite Weltkrieg und die ihm nachfolgende Weltordnung
      haben diesen Vorgang nur noch notariell bescheinigt.

      Weil trotz High-tech die Basis jeder Macht die Menschen sind, schauen wir
      uns zum Schluß noch eine letzte Zahlenreihe an:

      Hinsichtlich der Anteile an der Weltbevölkerung 3) hatten die USA:

      1900: 4,6 Prozent

      1950: 6,5 Prozent

      2000: 4,6 Prozent

      Der Kern aller längerfristigen Entwicklungslinien ist also: Hinsichtlich der
      Grundlagen von Macht – Menschen und Wirtschaftskraft – sind die USA heute
      zwar stark, aber sie sind im Weltmaßstab schwächer als zur Mitte des letzten
      Jahrhunderts. Der Zusammenbruch der großen sozialistischen Alternative
      scheint sie zur Hypermacht gemacht zu haben. Diese weitverbreitete Sicht
      aber verstellt den Blick darauf, daß die USA, betrachtet man die Kernzahlen,
      eine Weltmacht im Abstieg sind.

      Nun läßt sich gegen solche Betrachtungen zu Recht mit Keynes einwenden: Das
      mag langfristig alles richtig sein, aber langfristig sind wir alle tot. Wir
      müssen uns daher anschauen, wie sich die ökonomische Schwäche auf die
      militärische und politische Ebene vorarbeitet. Auch hier kommen wir ohne ein
      paar Zahlen nicht aus.


      Das Vietnam-Gespenst

      Die USA unterhalten heute eine Armee von 1,4 Millionen hochgerüsteter Männer
      und Frauen, von denen eine viertel Million in insgesamt 725
      Militäreinrichtungen weltweit dienen, von denen 17 voll ausgerüstete Basen
      sind 4). Soviel militärische Männlichkeit kostet eine Menge Geld. Die
      Verteidigungsausgaben der USA beliefen sich im Jahr 2000 auf knapp 300
      Milliarden Dollar. Das klingt viel, ist es aber im geschichtlichen Vergleich
      nicht.

      Gemessen am gesamten Bruttosozialprodukt gaben die USA in diesem Jahr drei
      Prozent ihrer Wirtschaftskraft fürs Militär aus – und diese Zahl markiert
      das untere Ende einer Entwicklung, die ihren vorherigen Höhepunkt in Reagans
      Totrüstungsprogrammen hatte: Mitte der 80er Jahre wendeten die USA, gemessen
      an ihrer Wirtschaftskraft, rund das Doppelte, nämlich sechs Prozent fürs
      Militär auf. Das zeigt zweierlei:

      Erstens, die US-Regierung weiß: Irak wird teuer, aber wir haben noch Luft.
      Wenn wir über Steuererhöhungen und Kürzungen von Sozial- und
      Bildungsprogrammen mit dem Gespenst der Sowjetbedrohung in den 80er Jahren
      in der Lage waren, von jedem erwirtschafteten Dollar sechs Cent für Basen
      und Raketen auszugeben, wird es uns nach dem 11. September 2001 auch
      gelingen, mit dem Gespenst des Terrorismus den Leuten deutlich mehr als die
      gegenwärtigen drei Cent pro Dollar fürs Militärische aus der Tasche zu
      ziehen.

      Zweitens: Die gegenwärtige Überlegenheit der USA beruht nicht auf einem
      Hochrüstungsprogramm der letzten Jahrzehnte, sondern vor allem darauf, daß
      die USA vom Hochrüstungsplateau der 80er Jahre deutlich langsamer
      heruntergewandert sind als alle anderen großen Nationen. Der Hauptfaktor,
      der die USA heute so scheinbar übermächtig macht, ist der Zusammenbruch des
      sozialistischen Lagers. Verglichen mit den 300 Milliarden Dollar, die das
      Pentagon verplanen kann, sind die in Rußland zur Verfügung stehenden 60
      Milliarden Dollar nicht mehr sehr beeindruckend – selbst wenn eine größere
      Effektivität und die Stabilität etablierter Raketenarsenale in Rechnung
      gestellt wird. Vor allem aber haben die USA kontinuierlich mehr für ihre
      Armee ausgegeben als der künftige Hauptkonkurrent Europa. Frankreich und
      Großbritannien kommen mit jeweils knapp 2,5 Prozent Militärausgaben zwar in
      die Nähe der USA, aber NATO-Europa liegt insgesamt nur bei gut zwei Prozent.
      Deutschland vor allem zieht mit seinen rund 1,5 Prozent offizieller
      Militärausgaben den europäischen Schnitt (noch) nach unten.

      Allerdings: Das Netzwerk der Budgets der USA zeigt bereits jetzt erste
      Wirkungen der anstehenden Kursänderungen. Die Clinton-Ära endete mit einem
      Haushaltsüberschuß. Bush war angetreten, dies nicht für eine Verbesserung
      der sozialen Leistungen oder der Bildung, sondern für Steuererleichterungen
      zu verwenden. Das ist inzwischen – vor allem zugunsten der mittleren und
      oberen Einkommensschichten – geschehen. Gleichzeitig sind aber (unplanmäßig)
      die Steuereinnahmen infolge der Börsenkrise seit Herbst 2000 beständig
      rückläufig. Das trifft aufgrund der Steuerstruktur der USA vor allem die
      einzelnen Bundesstaaten, deren Defizit sich in diesem Jahr auf 27 Milliarden
      Dollar belaufen wird. Zu diesen beiden Belastungen kommt nun die mit dem 11.
      September begründete Militärbudget-Erhöhung von 46 Milliarden Dollar 5).

      Der marxistische US-Ökonom Art Perlo wies jüngst darauf hin, daß die
      gegenwärtigen Schwierigkeiten der Bundesstaaten sich lösen würden, wenn
      nicht die Regierung in Washington zeitgleich mit der Erhöhung des
      Militäretats die schon bescheidenen Hilfen für die Einzelstaaten um 2,6
      Milliarden Dollar heruntergefahren hätte 6). Da das nicht geschieht, gibt es
      gegenwärtig massive Kürzungen in den Feldern, für die die Bundesstaaten
      aufkommen müssen: soziale Grundversorgung, Gesundheit, Bildung,
      Verkehrsinfrastruktur. Der Verfall dieser Bereiche ist also bereits jetzt
      die Kehrseite der Medaillen, die die Afghanistan-Soldaten demnächst
      angeheftet bekommen.

      Wenn der Krieg gegen den Irak nicht so schnell und relativ billig zu
      erledigen ist wie der in Afghanistan, dann wird eine alte Erfahrung, die im
      Moment noch eher drohend im kollektiven Bewußtsein der US-Bürger schlummert,
      sich schnell reaktivieren. Art Perlo formuliert das so: »Lyndon Johnson
      versprach, daß der Vietnamkrieg den Aufbau der ›Großen Gesellschaft‹ 7)
      nicht stören würde. Aber die eskalierenden Kosten dieses Krieges stoppten
      den Fortschritt, den das amerikanische Volk in den frühen 60ern gemacht
      hatte. Das Versprechen, Medicare (ein medizinisches Minimal-
      Versorgungs-Programm – M.S.) zu einem nationalen Gesundheitsprogramm
      auszubauen, wurde niemals Wirklichkeit. Der Fortschritt hin zur
      Rassengleichheit kam zum Halt, die Realeinkommen begannen zu stagnieren, und
      das garantierte Minimaleinkommen begann eine lange Reise nach unten, von der
      es sich niemals wieder erholt hat. Der Vietnamkrieg trug zur galoppierenden
      Inflation in den 70ern bei, die tief in den Lebensstandard der US-Arbeiter
      schnitt.«

      Dies aber führte dazu, daß große Teile der amerikanischen Arbeiterbewegung,
      die vorher gegen links in Stellung gebracht werden konnten, mit der
      Antikriegsbewegung sympathisierten und dazu beitrugen, daß die
      innenpolitischen Probleme der Vietnam-Aggressoren immer größer wurden. Für
      diesen Prozeß gibt es eine Zahl. Sie heißt »neun Prozent«. Das ist der
      Anteil der Militärausgaben am Bruttosozialprodukt zum Höhepunkt des
      Vietnamkrieges. In einer ausführlichen Untersuchung über die gegenwärtigen
      Trends der Verteidigungsindustrie, die der Economist ebenfalls kürzlich
      herausgab 8), werden die Kosten, die die Wunschprogramme des Pentagon für
      den Irak erfordern, immer wieder mit »Vietnam« und »neun Prozent« in
      Beziehung gesetzt.

      Es gibt bei uns in der Linken gegenwärtig eine Argumentationsrichtung, die
      davon ausgeht, daß das Losschlagen gegen Bagdad schon ausgemachte Sache sei
      und es nur noch um den Zeitpunkt ginge. Man sollte bei solchen Diskussionen
      immer im Auge behalten, daß ein Massenbewußtsein von der Unvermeidlichkeit
      eines Krieges die Mobilisierung gegen diesen Krieg nicht stärkt, sondern
      schwächt. Aber abgesehen von diesen eher politisch- taktischen Erwägungen
      zeigt ein Blick in die rechte Elitenpresse eher, daß unser Gegner
      tatsächlich noch kontrovers Chancen und Kosten des großen Irak-Krieges
      miteinander verrechnet.

      Die Diskussionen dort laufen ungefähr so: »Zwischen drei und sechs Prozent
      Militärausgabenanteil bekommen wir die damit zusammenhängenden
      innenpolitischen Probleme in den Griff. Wenn es darüber hinaus gegen neun
      Prozent geht, ist das ohne massenhaft spürbare Beeinträchtigungen des
      Alltags nicht mehr zu bezahlen, und das würde uns ernsthafte innere Unruhen
      bringen, wenn uns keine besseren Begründungen als Osama bin Laden und
      Menschenrechtsverletzungen einfallen.«

      Dazu kommt, daß der Krieg in eine der heftigsten Abschwungsphasen der
      US-Wirtschaft hinein starten würde. Als Bush am 20. Januar 2001 sein Amt
      antrat, stand der Dow Jones auf 10 600 Punkte. Jetzt steht er bei 8 000.
      Einen Fall von 24 Prozent nach unten hat es zuletzt in den ersten 18 Monaten
      von Präsident Hoover gegeben – am Beginn der Weltwirtschaftskrise 1929.


      Die Labilität der Stärke

      Hinter dem Zögern beim Losschlagen verbergen sich unter der Oberfläche des
      diplomatischen Gerangels also auch ökonomische Erwägungen. Die USA sind
      nicht so stark, wie sie gerne wären und vor allem: Sie waren schon mal
      stärker. Zumindest Teile ihrer Führungszirkel wissen das.

      Die Anzeichen der Labilität dieser Dominanz aber sind bei genauerem Hinsehen
      auch oberhalb der Zahlenebene schon offensichtlich:

      – Die weltweite Verfügbarkeit von Schlüsseltechnologien nimmt dank der
      Fortschritte der Datentechnik und der Vernetzungen zu. Die Dominanz
      Großbritanniens ruhte im Jahre 1850 auf weitreichenden technologischen
      Quasi-Monopolen in der Dampfmaschinentechnologie und ihrer Verbindung mit
      elektrischen und hydraulischen Anlagen, so wie 100 Jahre später die
      Überlegenheit der USA sich auf ihr Vierjahresmonopol bei der Atomtechnologie
      stützte. Trotz aller US-amerikanischen Überlegenheit gibt es eine
      vergleichbare Monopolisierungsfähigkeit moderner Schlüsseltechnologien heute
      nicht mehr. Das Aufkommen gleichwertiger technologischer Zentren nicht nur
      in den unmittelbaren kapitalistischen Konkurrenzländern Westeuropas und
      Japan, sondern auch in Ländern wie China, Indien, Iran und sogar Nordkorea
      legt dafür beredtes Zeugnis ab.

      – Die Verschuldung der USA beim Rest der Welt nimmt weiterhin rasant zu. Das
      reichste Land der Erde steht stabil mit weit über 400 Milliarden Dollar bei
      anderen Ländern in der Kreide und muß unterm Strich jeden Werktag rund zwei
      Milliarden Dollar ins Land saugen, um diese Außenstände zu bedienen.

      – Trotz heftiger Kämpfe unterm Tisch ist es den USA nicht gelungen, die
      Etablierung des Euro als einer potentiellen Nachfolge-Weltwährung zu
      verhindern. Wie stark die USA gegenüber dem alten Konkurrenten Europa und
      neuen Mächten ökonomisch schon in die Defensive gekommen sind, zeigen jüngst
      die Verhängung von Stahl-Abwehrzöllen, die Höhersubventionierung ihrer
      Farmer und das Abrutschen des Dollar gegenüber Yen und Euro.

      – Seit Jahrhunderten – ob gegen Spanien, Kuba oder Vietnam – gewohnt,
      praktisch allein gegen wahre oder vermeintliche Gegner loszuschlagen, machen
      die USA die Erfahrung, gegen Afghanistan erst nach Herstellung eines
      Bündnisses, das ihnen Landerechte zur Verfügung stellt, starten zu können.

      – Vor allem aber: Zum ersten Mal seit dem siegreichen Krieg gegen England
      1776 haben die USA einen Angriff auf ihr eigenes Hauptterritorium erlebt.
      Deutschland hatte 1914 und 1939 reichlich Pläne für Kriegshandlungen gegen
      die USA selbst, es aber nicht geschafft, auch nur eine Granate gegen
      Washington oder New York zu feuern. Japan hat am 7. Dezember 1941 einen
      Angriff auf die Peripherie des Empires fertiggebracht – aber dreitausend
      Tote im eigenen Kernland sind in der Tat ein Schockerlebnis, unvorstellbar
      wie ein Angriff auf Rom zur Zeit von Kaiser Augustus.

      Rosa Luxemburg hat zu Zeiten, als nahezu alle anderen noch von »dem«
      Weltkrieg sprachen, vom »Zeitalter der Weltkriege«, geschrieben, das im
      August 1914 begonnen habe – wählte also den Plural. Damit drückte sie – wie
      Lenin auch – aus, daß Imperialismus Weltkrieg im Dauerzustand bedeutet.
      George W. Bush hat nolens volens Luxemburg und Lenin bestätigt, als er zum
      Krieg gegen den Terrorismus aufrief, der sich über Jahrzehnte hinziehen
      werde. Dieser Weltkrieg als Normalzustand ist mal intensiver, mal schwächer,
      er tobt mal außerhalb, mal innerhalb der kapitalistischen Zentren. Seine
      treibende Hauptkraft sind zur Zeit die USA. Sie operieren zur Sicherung
      ihrer Herrschaft dabei mit dem Nimbus der Unbesiegbarkeit, wie einst Rom und
      London. Zumindest die Linke sollte sich davon nicht bange machen lassen. Die
      USA sind zwar kein Großmaul, aber sie haben den Zenit ihrer Macht bereits
      überschritten. Wenn es den Friedenskräften vor allem innerhalb jenes Landes
      gelingen sollte, das dem eigenen Volk deutlich zu machen, hilft das
      vielleicht, den Angriff auf Bagdad nicht nur zu verschieben, sondern ganz
      abzublasen. Wenn nicht, wird die relative Schwäche der USA auf Art der
      Klassengesellschaft, also im Krieg, manifest.

      1) Present at the creation. A survey of America’s world role. The Economist,
      29. Juni 2002

      2) Zahlen nach Ernst Lüdemann: Die Weltwirtschaft im 20. Jahrhundert. Eine
      statistische Übersicht. IMSF, Frankfurt am Main 1996

      3) Die folgenden Zahlen nach Lüdemann, a.a.O. und dem aktuellen »Fischer
      Weltalmanach«. Sie differieren leicht von den Zahlen des Economist, sind
      aber im Trend identisch

      4) Zahlen nach Economist, 29. Juni 2002

      5) Hier wie überall, wo nicht anders angegeben, verwende ich die
      staatsoffiziellen Zahlen. Daß sie hinsichtlich der Militärausgaben
      geschminkt sind, ist klar – aber ihre Steigerungen sind selbst dann
      erschreckend genug.

      6) Art Perlo: Who pays the costs of empire? People’s weekly world, 8. Juni
      2002, S. 8

      7) hinter diesem Begriff stand das nach dem New Deal in den 30er Jahren wohl
      umfassendste Sozialreformprogramm in der US-Geschichte

      8) A survey of the defence Industry, The Economist, 20. Juli 2002
      Avatar
      schrieb am 13.08.02 19:30:33
      Beitrag Nr. 7 ()
      Das Neue Rom

      Rudolf Maresch 11.08.2002
      Die USA sind auf dem Gipfel der Macht. Doch einige Strippenzieher zeigen sich verblüfft, was sie damit wirklich anstellen sollen

      In Empire, das von Sympathisanten wie dem "unvermeidlichen" Slavoj Zizek als das "Kommunistische Manifest unserer Zeit" gefeiert worden ist, haben Michael Hardt und Toni Negri unlängst den Schluss gezogen, dass das postmoderne Imperium der Daten, Netzwerke und Echtzeitkommunikation "kein Rom" mehr besitze. "Die Form der Weltordnung und auch der Ort, an dem Macht sitzt, haben sich verändert." Inmitten der globalen Netzwerk-Machtstruktur, die Kapital-, Technologie- und Migrationsströme aufspannen, etabliere "sich eine neue Form von Souveränität", die dem alten System der Nationalstaaten ebenso den Garaus mache wie dem Imperialismus vergangener Zeiten. Kein Staat, auch nicht der mächtigste, könne sich künftig brüsten, die Parameter und Richtlinien der Weltpolitik allein und unabhängig zu bestimmen; und keine Macht der Welt könne die Kontrolle über die gegenwärtige globale Ordnung ausüben.













      Das "Empire" ist ein Nicht-Ort


      Die neue Herrschaft der Ströme, Netze und Körper wäre also ein "Nicht-Ort". Als solcher "U-Topos" reguliere er "nicht nur die menschlichen Interaktionen", sondern trachte danach, "direkt über die menschliche Natur zu herrschen". Und weil diesem "Empire" räumliche und zeitliche Grenzen abgehen, gewännen vor allem internationale Zusammenschlüsse und Institutionen zunehmend an Macht und Einfluss wie zum Beispiel die G-8 oder supranationale Gebilde wie die WTO, WB oder der IWF. Dass diese längst unter command, communication & control der USA stehen, wird nicht erwähnt.




      --------------------------------------------------------------------------------

      Es ist an der Zeit, eine neue Geschichte zu schreiben.
      George W. Bush




      Wohlwollend hat jüngst Claus Leggewie diesen Passus in einem Beitrag für die Zeitung Die Welt zitiert und ihn als Beleg für den neuen Willen und wachsenden Mut zur Totalkritik am räuberischen Kapitalismus angeführt. Auch er frönt wie zuletzt der Berkeley-Soziologe Manuel Castells in seinem dreibändigen Mammutwerk über den Geist des Informalismus dem Gedanken, dass der neuen supranationalen Netzwerkordnung der .orgs, .coms und .nets ein Caput fehle.


      Asymmetrie der Macht


      Die Augen und Ohren amerikanischer Strippenzieher scheint diese Botschaft nicht erreicht zu haben. Nach dem Zerfall des sowjetischen Imperiums, der Stagnation der "japanischen Herausforderung" und dem Wirtschaftsboom des letzten Jahrzehnts ist die Überlegenheit der Vereinigten Staaten unermesslich groß. Die Kluft zwischen ihnen und der alten Welt wächst von Tag zu Tag. Binnen einer Dekade ist die "Einstrahligkeit" des weltpolitischen Systems Wirklichkeit geworden. Nach Meinung von Charles Krauthammer, einem neokonservativen Kolumnisten der Washington Post, steht das Land nun vor der historischen Aufgabe, dieses "unipolare Moment", das ihm nach dem Ende des Kalten Krieges in den Schoß gefallen ist, in eine "unipolare Ära" zu verwandeln.

      In Washington, rund um den Potomac, zeigt man sich zwar hoch erfreut, aber offensichtlich auch höchst überrascht und irritiert über den raschen Aufstieg der USA zum unumschränkten Führer und Herrscher über die Welt. Ihre Strippenzieher scheinen perplex ob dieser weltgeschichtlichen Situation und fragen sich verdutzt, was ihr Land mit dieser Machtfülle außen- und sicherheitspolitisch anfangen kann und welche Rolle es künftig in der Welt spielen will.

      Diese Ambivalenz der Gefühle prägt und spiegelt jedenfalls eine ebenso aufregende wie bemerkenswerte Studie, die in der jüngsten Nummer der "Foreign Affairs", der führenden Theoriezeitschrift der "Gemeinschaft globaler Denker", abgedruckt ist. Publiziert haben diese Stephen G. Brooks und William C. Wohlforth, zwei am Department of Government am Dartmouth College lehrende Politologen, die dem stürmischen Flügel der Republikaner zuzurechnen sind, dem auch Vize-President Dick Cheney, Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und Stellvertreter Paul Wolfowitz sowie Chefberater Richard Perle und Stabschef Lewis Libby angehören. Mit den republikanischen Realisten in der Regierung, jener Fraktion also, die sich um den Außenminister Colin Powell scharen, liefert er sich schon seit geraumer Zeit einen erbitterten Kampf um das Herz des Präsidenten - mit durchschlagendem Erfolg wie die Hinwendung zu "pre-emptive actions" als qualitativ neue Formel der US-Außen- und Sicherheitspolitik beweist, die in der neuen Bush-Doktrin einen überragenden Platz einnehmen werden.

      Vom Tisch gefegt scheinen erst einmal Bedenken, wie sie Sam Huntington noch vor der Jahrtausendwende allen Verfechtern einer "lonely" bzw. "rogue superpower" ins Stammbuch zu schrieben versucht hatte, nämlich die Fülle weltweiter Probleme nur gemeinsam und in Kooperation mit anderen Staaten und Partnern (Multilateralismus) zu stemmen. Außer Post Nine-Eleven scheinen diese Argumente niemanden mehr zu überzeugen. Seit der blutigen Außerkraftsetzung der Monroe-Doktrin ist in Washington die Neigung gewachsen, internationale Probleme handstreichartig im Alleingang, also ohne die lästige und langwierige Konsultation von Partnern und Verbündeten zu lösen. Verständlich ist das schon. Immerhin hat der Terroranschlag die Dominanz der USA im zwischenstaatlichen Verkehr kaum nachhaltig berührt. Und der Gegenschlag und der rasche Erfolg des Krieges in Afghanistan haben ihre einzigartige Position im System der Nationalstaaten eher bestärkt und gefestigt als geschwächt.


      Analyse der Macht


      Dieses Selbstbewusstsein merkt man dem Artikel auch an. Statt blumiger Versprechen dominiert dort kalte Empirie. Und statt missionarischem Eifer präsentieren die beiden Analytiker eine nüchterne und unaufgeregte Analyse mit vielen eindrucksvollen Fakten, Daten und Zahlen, die erneut die einmalige und unangefochtene Machtstellung der USA in der Welt belegen.

      Im nächsten Jahr werden die USA aller Voraussicht nach mehr Geld in die Verteidigung stecken als die 20 nächstfolgenden Staaten für ihre gesamten Streitkräfte. Neben dem nuklearen Übergewicht, einer dominanten Luftwaffe und einer weltweit operierenden Seemacht, die es dem Land ermöglichen, jederzeit und an mehreren Orten gleichzeitig loszuschlagen, verfügt das Land über modernste IuK-Technologien, um Informationen über einem Schlachtfeld lichtschnell zu koordinieren und entfernte Ziele punktgenau zu zerstören. In die militärische Forschung und Entwicklung investiert das Land mehr als dreimal soviel wie die nächstfolgenden sechs Mächte zusammen.




      --------------------------------------------------------------------------------

      Crowns may generally lie uneasy, but America`s does not.
      Brooks/Wohlforth




      Zur militärischen Stärke gesellt sich die ökonomische. Die US-Ökonomie erwirtschaftet allein doppelt so viel wie ihr schärfster Rivale, Japan. Allein die kalifornische rangiert als derzeit fünftgrößte der Welt noch vor Frankreich. Inzwischen sind die USA weltweit der beliebteste Standort für ausländische Firmen. Mehr als ein Drittel aller Direktinvestitionen gehen in die USA. Mögen derzeit auch Investitionen stocken, Profite stagnieren und Bilanzfälschungsskandale den wirtschaftlichen Optimismus trüben, begleitet wird diese hausgemachte Rezession - anders als der japanische Katzenjammer in den Neunzigerjahren -von einem robusten Wirtschaftswachstum, sodass im schlimmsten Fall höchstens ein Rückgang auf die ökonomische Position Anfang der Neunzigerjahre zu erwarten ist. Darüber hinaus ist das Land für die Globalisierung am besten positioniert.

      Auch technologisch und ideologisch sind die Vereinigten Staaten jedem denkbaren Rivalen haushoch überlegen. Allein die Ausgaben, die das Land für Forschung und Entwicklung ansetzt, entsprechen etwa dem Etat, den die sieben reichsten Länder zusammen dafür aufwenden. Das Land beherbergt nicht nur die berühmtesten Universitäten. Auch die weitaus meisten Nobelpreisträger kommen aus den USA. Und während die Talente aller Herren Länder vor den Toren der Supermacht Schlange stehen, um Einlass ins gelobte Land zu begehren, berauscht sich die Jugend außerhalb des amerikanischen Territoriums an all jenen Mythen, Moden und Lebensstilen, welche die amerikanischen Kulturindustrien für sie propagieren.


      Eine Macht von planetarischer Größe


      Neu an dieser weltpolitischen Konstellation ist sicherlich, dass sich die Vorrangstellung, die die USA derzeit unter den übrigen Völkern und Nationen einnehmen, ausnahmslos auf alle "kritischen Bereiche" (militärisch, ökonomisch, technologisch, ideologisch) erstreckt, die eine Macht zur Supermacht prädestinieren. Auf keinem der genannten Gebiete ist ein Wettbewerber auszumachen, der ihnen das Wasser reichen könnte. Niemals zuvor hat ein einzelner Staat eine solche Machtfülle in sich vereint.

      Und neu ist gewiss auch, dass diese Macht den gesamten Planeten umfasst. Während die Pax Romana nur das Mittelmeer einschloss, und die Pax Britannica immerhin die Kontrolle über die globalen See- und Handelswege innehatte, erklimmt die Pax Americana zum ersten Mal in der Geschichte planetarische Höhen. Die Signatur eines "planetarischen Zeitalters", das nach Einschätzung des Erfinders der Geopolitik, Rudolf Kjellén, die "planetarische Epoche der Menschheit einleiten" soll, ist unweigerlich mit dem Namen Amerikas verbunden. Die planetarische Epoche - das ist zweifellos die amerikanische.


      Eine "neue Epoché"?


      Die Frage, auf die Brooks und Wohlforth eine Antwort suchen, ist nun, ob diese beispiellose Hegemonie, die die USA momentan einnehmen, tatsächlich von Dauer sein wird. Wie die Geschichte zeigt, hat noch jede Macht, so sehr sie sich auch im Zenit ihres Erfolges gesonnt hat, ihren eigenen Totengräber hervorgebracht. Napoleon und dem Sonnenkönig erging es da nicht anders wie den Habsburgern, Hitler oder Stalin. Und wenn wir den großspurigen Worten der Theoretiker des Empires folgen, so bringt auch der globale Kapitalismus seinen Untergang selbst hervor: die Vielheit der Land-, Namen- und Besitzlosen.

      Aber so sehr sich die Autoren auch umsehen, von einer Gegenmacht ist am Horizont nichts auszumachen. Weder die EU noch Russland, China oder Japan kommen in Betracht. Sind die einen mit Querellen um Agrarausgaben, gemeinsamen Wehrwillen und den Kosten der Osterweiterung langfristig mit sich selbst beschäftigt, so leiden die eurasischen Mächte an der technologischen Kluft aller ihrer "kritischen Bereiche". Unter diesen Umständen wird keiner von ihnen, dessen sind sich die Autoren gewiss, es riskieren, sich die USA zum Feind zu machen. Damit wäre binnen weniger Jahre ein historischer Trend zum Stillstand gebracht und umgekehrt worden. Die Geschichte wäre tatsächlich an ihr Ende gekommen. Eine neue Epoché wäre angebrochen, eine, die von der Pracht und vom Glanz, vom Ruhm und der ewigen Herrschaft einer einzigen Nation kündet.


      Möchtegern-Hegemonen


      Brooks und Wohlforth machen sich deshalb einen Jux draus, alle denkbaren Allianzen zwischen "Möchtegern-Hegemonen" wie Russland, China, Japan oder auch Deutschland durchzuspielen. Die Planspiele fallen für die genannten Staaten verheerend aus. Da jeder dieser möglichen Herausforderer sich meist nachbarschaftlich eingebunden fühlt und lokal handelt, fehlt es ihnen entweder an der geographischen Lage und am globalen Anspruch oder einfach am politischen Mut und militärischen Vermögen und Willen zum politischen Gegenspieler. Statt sich den Zorn der Supermacht zuzuziehen, bevorzugen sie lieber bilaterale Abkommen und Vereinbarungen mit ihr. Schon deswegen sind solche "strategischen Partnerschaften", etwa zwischen China, Russland und Indien, Frankreich, Deutschland und Russland oder gar Deutschland, Russland, China und Japan unwahrscheinlich. Käme es wider Erwarten doch dazu, würde ein solches Bündnis mehr als zwanzig Jahre benötigen, um nur annähernd den jetzigen Stand der USA zu erreichen.




      --------------------------------------------------------------------------------

      Today, however, U.S. dominance is the status quo.
      Brooks/Wohlforth




      Und auch die geopolitische Lage der USA, die im Westen und Osten aus Wasser besteht, und im Süden und Norden Speichellecker und Gefolgsleute beherbergt, spricht eine deutliche Sprache. Trotz Nine-Eleven und den daraus neu entstandenen Sicherheitsproblemen, die bereits zu einer massiven Einschränkung der persönlichen Freiheiten und Rechte der Bürger geführt haben, und trotz der latent bestehenden Gefahr neuer Terrorakte, sind die USA aufgrund dieser Geografie prinzipiell weniger verletzbar als frühere Hegemonien.


      Volle Bewegungs- und Feuerfreiheit


      Was bedeutet es also für die amerikanische Politik, wenn ihr Land auf lange Sicht konkurrenzlos ist und eine "Dauerhegemonie" innehaben wird? Bislang besaß noch jede Macht konkrete Rivalen, Gegner oder Herausforderer, an denen sie sich reiben oder selbst gewinnen konnte: Athen hatte Sparta, Rom Karthago, Philipp II. England, das Vereinigte Königreich das aufstrebende Deutschland, und die USA das sowjetische Imperium. Und jetzt? Was also tun angesichts dieser Lage?

      Eine Rückkehr zur Vielstimmigkeit scheidet nach Ansicht der beiden Falken kategorisch aus. Die Nachteile eines solchen Systems wögen weit schwerer als ihre Vorteile. Schon ein leichter Rückfall in ein Netz aus Abkommen, Absprachen und Vereinbarungen mit anderen könnte für die Supermacht zum "worst case scenario" werden. Nicht nur, weil dadurch die einmal erreichte Handlungs-, Bewegungs- und Feuerfreiheit all over the world eingeschränkt und leichtfertig aus der Hand gegeben würde. Sondern auch, weil das Land als "Leader of the Pack" erneut zum Brennpunkt vielfältigster Ressentiments und Hassgefühle staatlicher wie nicht-staatliche Akteure werden könnte. Interessanterweise erachten die Autoren die Gefahren des Terrorismus für eher gering, da er historisch keine neuartige Erscheinung darstellt. Auch eine multipolare Ordnung wäre generell von ihm bedroht. Und auch die Kulturkreislehre, der "Kampf der Kulturen", oder die Frontstellung zu einem aggressivem Islamismus, existiert für das "neue Rom" nicht mehr.


      Gütige Hegemonie


      Angesichts dieser geopolitischen Konstellation müssten sich die US-Führer vielfach glücklich schätzen. Endlich können sie all ihre machtpolitischen Ziele verfolgen, ohne auf andere Rücksicht nehmen zu müssen. Doch Achtung! Könnten sich andere Staaten nicht von einer solchen knallharten Interessenspolitik provoziert fühlen und sich möglicherweise zu Gegenkoalitionen formieren? Bedenken wie diese des Realpolitikers Joseph S. Nye jr. wischen die kalten "Analytiker der Macht" vom Tisch. Wer so denkt, übersieht oder verkennt einfach "die Realität des internationalen Systems".

      Trotzdem raten sie der Regierung, ihre Macht nicht schrankenlos zu missbrauchen. Was in der Wirtschaft oder im Alltagsleben oft als ratsam erscheint, nützt in der Regel auch im System der politischen Beziehungen. Politische Ziele lassen sich in der Regel durch Güte, Großmut und Generosität eher erreichen als durch Rechthuberei, blinde Konfrontation oder die Demonstration unnachgiebige Härte. Hier dürfte wohl die kluge Formel einer "gütigen Hegemonie" bzw. eines "gütigen US-Imperialismus" Pate gestanden haben, die vor einiger Zeit William Kristol, Kolumnist und Chefredakteur des Weekly Standard geprägt und als Parole für den Umgang mit anderen Staaten, Völkern und Nationen ausgegeben hat.

      Andererseits ist auch den beiden Hardlinern und "aggressiven Unilateralisten" bewusst, dass die global dringlichsten Probleme wie "Umwelt, Krankheit, Migration und die Stabilität der Weltwirtschaft" nur unter Mithilfe von Partnern, Freunden und Allianzen bewältigt werden können. Deshalb sollen auch Russland und China in das internationale System einbezogen werden, obwohl diese Strategie mittelfristig vielleicht eher deren autoritäre Strukturen stärkt und der politischen Theologie des Universalismus, der sich der stramme Jung- und Neokonservatismus verpflichtet fühlt, aber diametral zuwiderläuft. Doch schon die wirtschaftliche Zähmung der ostasiatischen Tigerstaaten in den Neunzigerjahren hat gezeigt, dass die Öffnung der Märkte für Investitionen und Produkte des Westens und die Einbindung in das wirtschaftliche System die erfolgreichste und beste Form der Unterwerfung und Kontrolle fremder Staaten und Konkurrenten sein kann.

      Auch in diesem Fall gilt wohl immer noch die Formel, die die ehemalige Außenministerin und Busenfreundin Joschka Fischers, Madelaine Albright, geprägt hat, und die auch ihr Nachfolger im State Department, Colin Powell, zu seiner Devise gemacht hat: "Wir handeln multilateral, wenn wir können; und wir handeln unilateral, wenn wir müssen."


      Alle Wege führen nach Washington


      Einst führten alle Wege nach Rom; heute führen diese nach Washington. Das haben unlängst alle Regierungschefs der restlichen Welt in den Tagen nach dem Angriff auf die Twin Towers und das Pentagon erfahren. Wochenlang mussten sie, der eine oder andere vielleicht mit "klammheimlicher Freude" über den Anschlag im Herzen, zum Command & Control nach Washington reisen. Nachdem sie dem Präsidenten vor den Augen der Weltöffentlichkeit ihr herzlichstes Beileid ausgedrückt hatten, nahmen sie danach im Oval Office, und zwar unter Ausschluss derselben, ihre weiteren Befehle in Empfang.




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      Alliierte sind willkommen, nicht als Partner, aber als Instrumente amerikanischen Willens.
      Adam Garfinkle




      Schon allein deswegen sollte sich die restliche Welt von amerikanischen "Zugeständnissen" nicht blenden lassen. Vor allem die nicht, die ihre politischen Hoffnungen, Sehnsüchte und Energien unverdrossen auf die "Stärkung transnationaler Regierungsregime" setzen, auf Institutionen wie den "Internationalen Strafgerichtshof, dem UN-Sicherheitsrat und natürlich auch einer aufgeklärten Weltbank" (Claus Leggewie). Werden solche gemacht, dann nur, wenn sie in Übereinstimmung mit dem nationalen Interesse stehen. Die Enttäuschung in Europa über den "faulen Kompromiss" zum ICC, geriet nur deshalb so groß, weil sich Kommentatoren, Berater und Führer immer noch in politischen Illusionen "wiegen" oder Semantiken vor sich hertragen, die den weltpolitischen Realitäten widersprechen.

      Schon laufen die Vorbereitungen für den dritten Golfkrieg auf vollen Touren. Die Aufmarschpläne wurden bereits auf den offenen Markt gehandelt. Wohl auch, um schon mal die Lage zu peilen und vorab die Bereitschaft der Partner zum Wegbomben des Barbaren und Oberschurken Saddam zu testen.

      Bevor jedoch die US-Armada vor den irakischen Küsten und Wüsten aufkreuzen und vom Land, aus der Luft und vom Meer eine Dreifronten-Apokalypse für die Region entfachen wird, werden wir sicherlich Zeugen eines regen diplomatischen Rituals, das aus Konsultationen, Beihilfeersuchen und bilateralen Verhandlungen besteht. Und während auf den Prints und Screens der Weltöffentlichkeit noch erregte und hitzige Debatten über die Rechtmäßigkeit dieses Krieges entbrennen, einer medienästhetischen Variante von "panem und circensis", hat Washington derweil längst wie einst Rom souverän Tag und Uhrzeit des Angriffs festgelegt und über seine Form und seinen Umfang allein entschieden.


      Der Niedergang


      Gefahr für die Hypermacht droht bei Lichte betrachtet eigentlich nur von innen. Nicht von islamistischen Schläfern, Terrorzellen, Schwärmen oder Anthraxbombern, wie man meinen sollte, sondern von der schier eigenen Überheblichkeit und überzogenen Way of Life. Daran wird auch ein Hurrapatriotismus nichts ändern. Das Interesse an ihm wird bald erschlaffen.

      Zbig Brsezinski hat diesen hedonistischen und aggressiven Egoismus, diese amoralische Gier nach persönlichem Glück, Besitz und Reichtum auf Kosten anderer, Anfang der Neunziger unter dem Schlagwort einer "permissive cornucopia" zusammengefasst. Sie war auch Anlass für Paul Kennedys berühmtes und viel diskutiertes Buch über "The Rise and Fall of the Great Powers". Diese "große Erzählung" über den Aufstieg und unausweichlichen Niedergang der amerikanischen Nation ist, nur weil es im Augenblick alleiniges Machtzentrum ist, noch längst nicht vom Tisch. Geschichte ist mehr als eine Momentaufnahme. Auch das erinnert nicht zufällig an Rom.


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