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    Parmalat-Info-Thread - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 20.12.03 08:00:49 von
    neuester Beitrag 12.05.04 05:21:21 von
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      schrieb am 20.12.03 08:00:49
      Beitrag Nr. 1 ()
      Teil 1:

      Aus der FTD vom 15.12.2003
      Inside Business: Der letzte Tag des Patriarchen
      Von Thomas Fromm, Mailand

      Der Lebensmittelkonzern Parmalat entpuppt sich als verkappter Hedge Fund: Die Banken fordern den Rücktritt des Chefs Calisto Tanzi.


      Als die US-Bank Citigroup 1999 eine Finanzierungsgesellschaft für den italienischen Molkereikonzern Parmalat konzipierte, verfiel man auf den kuriosen Namen "Buconero". Ins Deutsche übersetzt heißt das so viel wie "schwarzes Loch". Bekannt wurde die Existenz des "schwarzen Loches", über das Parmalat mit rund 117 Mio. Euro Kapital ausgestattet wurde, erst vor vier Wochen. Und das nur zufällig, als man begann, das verzweigte Gestrüpp von Finanzierungsgesellschaften, Fonds und Zwischenholdings hinter der sauberen Fassade des Lebensmittelkonzerns zu entflechten. Buconero war da nur eine von vielen Stationen, über die Parmalat seine Finanzgeschäfte abwickelt.

      Jahrelang hatten Banken und Finanz-Akrobaten den Parmalat-Chef Calisto Tanzi beim Aufbau seines global verschachtelten Finanznetzes geholfen. Und jetzt, wo seine Finanz-Pyramide in sich zusammenfällt, verlassen sie ihn. Tanzi fühlt sich von der Welt betrogen und im Stich gelassen. Am Montag soll der Gründer und Hauptaktionär des größten italienischen Molkereikonzerns den Präsidentensessel räumen.



      Gesicht eines kalt berechnenden Inquisitors


      Und Platz machen für Italiens härtesten und gefürchtetsten Sanierer Enrico Bondi. Der 68-jährige Topmanager mit dem Gesicht eines kalt berechnenden Inquisitors brütet seit Tagen mit einer 20-köpfigen Experten-Gruppe über den Büchern und Konten Parmalats und versucht zu verstehen, was das Unternehmen wirklich ist: Italiens größter Lebensmittelkonzern oder ein gigantischer Hedge Fund?


      Vieles spricht dafür, dass Italiens Milch-König Tanzi im Laufe der Jahre ein nebulöses Paralleluniversum aufgebaut hat - vor allem um Steuern zu sparen. Das komplexe System von Holdings und Zwischenholdings nimmt Experten zufolge in Europa seinen Anfang: Einkünfte von in den Niederlanden und Luxemburg emittierten Unternehmens-Bonds sollen über Zwischengesellschaften wie die Parmalat Capital Finance auf Malta in die Bonlat Financing Corporation auf den Cayman-Inseln umgeleitet worden sein.



      Die Schatztruhe der Familie Tanzi


      Dort wird die eigentliche Schatztruhe der Tanzi-Familie, die Parmalat zu über 50 Prozent kontrolliert, vermutet: "Wir gehen davon aus, dass Parmalat Unternehmensbonds ausgegeben hat, nur um sie gleich wieder zurückzukaufen", meint ein Mailänder Finanzanalyst. Das habe beim Steuernsparen geholfen. In Steueroasen wie den Cayman-Inseln könne man entspannt die Zinserträge steuerfrei für sich verbuchen, die man sich zuvor in Italien selbst verabreicht und von der dortigen Steuer abgesetzt habe.


      Nicht immer waren die Geschäfte des Calisto Tanzi so kompliziert. In den 1950er Jahre war er ein normaler, junger Italiener. Wenn Not am Mann war, krempelte er seine Hemdsärmel hoch und half seinem Vater, dem im Dorf angesehenen Signor Melchiorre Tanzi, im familieneigenen Salami-Betrieb aus. Collecchio bei Parma, tief im Herzen der Emilia Romagna - nirgendwo ist Italien so rustikal und erdverbunden wie hier, wo die Menschen seit jeher von Schweinezucht, Salami, Schinken und vom Lambrusco-Anbau leben. Und nirgendwo wie hier, wo der Winternebel oft monatelang ganze Dörfer von der Außenwelt abschneidet, ist man so resistent gegen Veränderungen.



      Keine Lust auf Schweine, Salami und Nebel


      Als sein Vater plötzlich schwer krank wurde, musste der gerade 21-Jährige zusammen mit seiner Schwester Anna Maria den Salami-Betrieb des alten Melchiorre übernehmen. Doch es gab ein Problem: Calisto hatte keine Lust auf Schweine, Salami und Nebel. Er schaute sich um - und entschloss sich, von Salami auf Milch umzusteigen. Er kaufte Land, Kühe und einen regionalen Milchhersteller nach dem anderen auf. Mit 22 Jahren eröffnete er sein erstes Werk zur Milch-Pasteurisierung.


      Zehn Jahre später machte Calisto Tanzi damit schon einen Umsatz von 10 Mio. Euro. Sein Unternehmen wuchs und wuchs, wurde größer als die Pasta-Produzenten von Barilla und der piemontesische Süßwarenkonzern Ferrero.


      Nebenbei pflegte Tanzi beste Kontakte zur größten Partei des Landes, den Christdemokraten. "Profit ist wichtig, aber es ist falsch, ihn auf Kosten der Werte anzustreben, die wirklich zählen", sagte Tanzi vor Jahren. Die Werte, die zählen, das waren für ihn immer "christlich-moralische Werte".



      Feinmaschige Familienstruktur


      Schon ganz früh erkannte Tanzi die Werte der Familie: Heute sitzen an den Schaltstellen seines weit verzweigten Imperiums Kinder, Geschwister und Cousins. Jahrelang hielt die italienische Großfamilie intern zusammen. Nach außen betrieb man die Expansion. Jetzt, wo die fragile Finanzarchitektur in sich zusammenfällt, zerbricht auch die feinmaschige Familienstruktur: Mit Calisto Tanzi sollen am Montag die meisten seiner bei Parmalat arbeitenden Familienangehörigen ihren Hut nehmen, darunter auch sein Bruder Giovanni und sein Sohn Stefano.


      Dabei war Parmalat jahrelang der italienische Muster-Konzern: Umsätze von 7,5 Mrd. Euro im vergangenen Jahr, ein beständiges Wachstum durch Ausbau des Kerngeschäfts und Zukäufe in Sparten wie Fruchtsäfte und Joghurt. In 30 Ländern ist Parmalat inzwischen vertreten, der operative Gewinn lag im vergangenen Jahr bei 613 Mio. Euro. Allein bei seinen Barreserven soll es Parmalat nach eigenen Angaben auf 4,2 Mrd. Euro Liquidität gebracht haben.


      Doch entgegen allen Konzernangaben zur üppigen Liquiditätslage war Parmalat bis vergangenen Freitag nicht in der Lage gewesen, eine bereits am 8. Dezember fällige Schuldverschreibung in Höhe von 150 Mio. Euro zu tilgen. Dass dies innerhalb der am Montag auslaufenden Gnadenfrist am Ende doch noch ging, haben andere möglich gemacht. 35 Mio. Euro bekam Parmalat vom Fiskus als "vorgezogene Vorauszahlung für zu viel gezahlte Umsatzsteuern", weitere 25 Mio. Euro konnte Parmalat-Sanierer Bondi bei befreundeten Banken einholen. Für ihre Unterstützung forderten sie nun jedoch einen hohen Preis - sie wollen den Kopf des Parmalat-Patriarchen Tanzi.
      Avatar
      schrieb am 20.12.03 08:04:04
      Beitrag Nr. 2 ()
      Teil 2:
      Saure Zeiten für Parmalat

      Die Papiere von Parmalat hatten am vergangenen Freitag ein Rekordtief von 0,87 Cent erreicht und sich dann mit 1,00 Euro ins Wochenende verabschiedet.
      Rom/Wien - Die Aktien des krisengeschüttelten italienischen Milchprodukte-Konzerns Parmalat, der in Österreich mit einer Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie am Molkereiunternehmen NÖM beteiligt ist, sind am Montag wieder vom Handel ausgesetzt worden. Die Aktien überschritten die erlaubte Tagesschwankung von zehn Prozent, sanken auf einen Wert von 0,891 Cent und wurden schließlich wieder vorübergehend suspendiert. Die Aktienkurse des Nahrungsmittelkonzerns aus Parma hatten am vergangenen Freitag ein Rekordtief von 0,87 Cent erreicht und sich dann mit 1,00 Euro ins Wochenende verabschiedet. Mittlerweile ist in der Causa Parmalat auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Spannung herrscht vor einer abendlichen Krisensitzung der Führungsorgane.

      Spannung vor Krisensitzung

      Wie der Konzern mitteilte, ist am Montagabend ab 18.00 Uhr eine Aufsichtsratssitzung geplant, bei der der Rücktritt einiger Mitglieder des Rats bekannt gegeben werden soll. Laut italienischen Medien soll Firmengründer Calisto Tanzi, der mit einem Aktienpaket von 52 Prozent den Konzern kontrolliert, zumindest einen Schritt zurück machen und dem Top-Manager Enrico Bondi den Posten des Geschäftsführers anvertrauen. Bondi war vergangene Woche mit der Erstellung eines Sanierungsplans für den Konzern beauftragt worden.

      Der Rücktritt Tanzis, der wegen umstrittener Investitionen und Schwierigkeiten bei der Rückzahlung seiner Anleihen stark unter Druck geraten war, würde Investoren neues Vertrauen geben, heißt es in Mailänder Finanzkreisen.

      Verunsicherte Anleger

      Auch nach der Tilgung einer Anleihe von 150 Millionen Euro am vergangenen Freitag bleiben die meisten Analysten und Händler höchst skeptisch. Sie meinen, dass Parmalat, der siebentgrößte Industrie- und größte Nahrungsmittelkonzern Italiens, gewiss noch nicht über dem Berg ist. Es sei nur die unmittelbare Gefahr eines Bond-Defaults abgewendet worden.

      Insgesamt hat Parmalat Bonds im Wert von 7,2 Milliarden Euro ausgegeben. Obwohl das Unternehmen noch kürzlich behauptet hatte, dass es über flüssige Mittel in der Höhe von 4,2 Milliarden Euro verfüge, scheinen die Firmenkassen leer zu sein.

      Klage

      Der Konsumentenschutzverband Intesa dei Consumatori hat den Staatsanwaltschaften von Parma, Mailand und Rom Klage wegen mutmaßlicher Bilanzfälschung und irreführender Mitteilungen übermittelt. "Es handelt sich wieder einmal um einen Finanzskandal, der Tausende von Kleinanlegern betrifft", so der Verband.

      Die Stadt Parma, die eine der niedrigsten Arbeitslosenraten Italiens aufweist (vier Prozent), fürchtet die Krise bei dem großen Nahrungsmittelkonzern, um den mehrere Lieferanten, Klein- und Mittelbetriebe kreisen.

      Krise für Region

      Parmalat, ein Konzern mit 36.000 Arbeitnehmern, beschäftigt in Italien 4.000 Leute. 1.000 arbeiten im Hauptsitz des Konzerns in Parma. "Wenn Parmalat zusammenbricht, sieht es für die ganze Nahrungsmittelindustrie der Region schlecht aus", warnte der Präsident der lokalen Handelskammer, Andrea Zanlari.

      Laut "profil" steht Parmalat bei den Banken mit annähernd zwei Milliarden Euro in der Kreide. Unter den mittelbar betroffenen Instituten scheint auch ein österreichisches auf: die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien (RLB NÖ-Wien). Sie hatte Parmalat erst vor eineinhalb Jahren als Partner für Österreichs zweitgrößten Molkereikonzern NÖM gewinnen können.

      Vorsorge

      Im Juli 2002 hatten die Italiener für 30 Millionen Euro 25,1 Prozent an der NÖM erworben. RLB-Beteiligungschef Erwin Hameseder: "Wir haben Parmalat direkt keine Kredite gewährt, aber die Situation in Italien macht uns natürlich betroffen."

      Wohl auch deshalb, weil laut "profil" eine - aus heutiger Sicht allerdings eher unwahrscheinliche - Insolvenz des italienischen Partners einen Rückkauf der NÖM-Anteile erforderlich machen würde. Hameseder: "Wir haben vertraglich vorgesorgt. Falls nötig, werden wir kurzfristig entscheiden, was mit diesen Aktien geschieht." Dabei könnte Raiffeisen sogar noch ein Geschäft machen, schreibt das Magazin. Die ursprünglichen 30 Millionen Euro werden die Italiener im Falle eines Notverkaufs ihrer NÖM-Anteile wohl eher nicht bekommen.

      Artikel vom 15.12.2003 |apa |ch
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      Der kurier oesterreich

      Parmalat wieder vom Handel ausgesetzt - Abendliche Krisensitzung

      Wien,15-12-03

      Die Aktien des krisengeschüttelten Milchprodukte-Konzerns Parmalat, der in Österreich mit einer Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie am Molkereiunternehmen NÖM beteiligt ist, sind wieder vom Handel ausgesetzt worden. Die Aktien überschritten die erlaubte Tagesschwankung von zehn Prozent und wurden schließlich wieder vorübergehend suspendiert.

      Für Montagabend ist eine Aufsichtsratssitzung geplant, bei der der Rücktritt einiger Mitglied erwartet wird. Laut italienischen Medien soll Firmengründer Calisto Tanzi dem Top-Manager Enrico Bondi den Posten des Geschäftsführers übergeben. Bondi war bereits vergangene Woche mit der Erstellung eines Sanierungsplans beauftragt worden.

      Laut "profil" steht Parmalat bei den Banken mit knapp 2 Mrd. Euro in der Kreide. Unter den mittelbar betroffenen Instituten scheint auch die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien (RLB NÖ-Wien) auf. Sie hatte Parmalat vor eineinhalb Jahren als Partner für die NÖM gewinnen können.

      (apa)
      Avatar
      schrieb am 20.12.03 08:06:21
      Beitrag Nr. 3 ()
      Teil 3

      Trotz Schuldenrückzahlung: Krise bei Parmalat verschärft sich
      Staatsanwaltschaft ermittelt auch wegen Bilanzfälschung



      Knapp vor der am Montag stattfindenden Krisensitzung hat der größte italienische Nahrungsmittelkonzern, Parmalat, am Wochenende seine 150 Mio. Euro Anleihe zurückgezahlt. Doch auch nach der Tilgung bleiben Mailänder Finanzexperten skeptisch. Parmalat sei gewiss noch nicht über den Berg. Die Konkursgefahr sei absolut noch nicht abgewandt, heißt es beim Wertpapierhandelshaus Websim. Der finanziell angeschlagene und wegen dubioser Investitionen an den Rand der Pleite geratene Milchkonzern hat enge Verbindungen zu Österreich. Parmalat hat nicht nur den ehemaligen Formel-Eins-Weltmeister Niki Lauda gesponsert, sondern 2002 auch Anteile der Niederösterreichischen Molkerei (Nöm) übernommen.

      Die von der börsennotierten Parmalat Finanziaria kontrollierte österreichische Tochter Parmalat Austria kontrolliert laut der Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera auch Parmalat Africa. Tatsache ist, dass sich die afrikanische Tochtergesellschaft vorrangig mit inzwischen dubios gewordenen Investitionen und Spekulationen der Unternehmensfamilie beschäftigte.

      Jetzt will Chefsanierer Enrico Bondi entscheiden, ob sich Parmalat-Unternehmensgründer und Firmenchef Calisto Tanzi vom operativen Geschäft zurückziehen muss.

      Geld spurlos weg

      Die Verbraucherschutzverbände laufen jedenfalls nach dem Kurssturz von über 60 Prozent Sturm. Die Staatsanwaltschaft von Parma ermittelt. Parmalat steht unter anderem im Verdacht der Bilanzfälschung. Denn von den noch im September ausgewiesenen liquiden Mitteln in Höhe von 4,2 Mrd. Euro fehlt jede Spur.

      Bereits vor acht Tagen fällige Zahlungen konnten nur dank weiterer Kredite der Banken und einer vorzeitigen Rückzahlung der Mehrwertsteuer durch die Finanz getilgt werden. Neben den kurzfristigen Kreditlinien der Banken (1,2 Mrd. Euro) besteht auch noch die Verpflichtung, bis zur Wochenmitte 400 Mio. Dollar für Anteile der brasilianischen Parmalat-Tochter zu zahlen. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, Der Standard, Printausgabe, 15.12.2003)
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      ftd.de, Di, 16.12.2003, 8:37
      Führungswechsel soll Parmalat retten
      Der finanziell angeschlagenen italienischen Lebensmittelkonzern Parmalat hat eine neue Führung. Damit soll die schlimmste finanzielle Krise des Unternehmens seit 40 Jahren beendet werden.

      Der als erfahrener Sanierer geltende Enrico Bondi habe die Unternehmensführung übernommen, teilte das Unternehmen am Montag nach einer Sitzung des Führungsgremiums mit. Firmenchef Calisto Tanzi räumte seinen Sessel. Er hatte das Unternehmen 1961 mit einem ersten Betrieb zur Haltbarmachung von Lebensmitteln aufgebaut.
      Es wird befürchtet, dass Parmalat Schulden von bis zu 9 Mrd. Euro aufgetürmt hat. Das Unternehmen ist mit seinen rund 34.800 Mitarbeitern weltweit in 30 Ländern tätig. Durch die Vielzahl von Akquisitionen haben sich die hohen Schulden aufgebaut. Dadurch konnte das Unternehmen in der vergangenen Woche fällige Kredite nicht rechtzeitig begleichen.
      Die Aktie des Konzerns, die am Montag wegen starker Einbrüche zeitweise vom Handel an der Börse ausgesetzt worden war, hatte bei Börsenschluss 20 Prozent ihres Wertes verloren und notierte bei 0,8 Euro. Damit wurden an den letzten drei Handelstagen zwei Drittel des Firmenwertes vernichtet. Bereits in der vergangenen Woche war die Aktie mehrere Tage vom Handel suspendiert worden.
      Neue Spitze sorgt für Hoffnung
      Bondi hat sich in den 90er Jahren einen Namen gemacht, als er den Industriekonzern Montedison wieder auf Kurs brachte. Danach führte er Telecom Italia. Ein US-Analyst sagte zum Führungswechsel: "Das ist eine gute Nachricht. Es hatte Befürchtungen gegeben, dass Tanzi nicht zurücktreten würde. Aber mit Bondi, der ein erfahrener Sanierer ist, gibt es ein Zeichen dafür, dass die Umstrukturierung vorankommt."
      Pläne für die Gesundung des Unternehmens will Bondi nach Unternehmensangaben Ende Januar präsentieren. Ein neuer Finanzchef wurde am Montag nicht benannt. Luciano Del Soldato hatte vergangene Woche den Posten geräumt. Damit haben in weniger als einem Jahr drei Finanzchefs das Unternehmens verlassen.
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      16.12.2003
      Parmalat sucht Ausweg aus der Krise
      Der Firmengründer Tanzi zieht seinen Hut: "Meine Demission ist ein schmerzhaftes aber notwendiges Opfer" - Sanierer Enrico Bondi an Bord


      Der italienische Milchprodukte-Konzern Parmalat, der in Österreich mit einer Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie an der NÖM beteiligt ist, muss ohne den Firmengründer und bisherigen Präsidenten Calisto Tanzi einen Ausweg aus der schweren Liquiditätskrise suchen, in die er wegen der undurchsichtigen Finanzpolitik des Managements geraten ist. Der Parmalat-Konzern, der sich in 40 Jahren von einem kleinen Milchproduzenten zu einem Nahrungsmittelgiganten mit zahlreichen Interessen in der Finanzwelt, im Tourismus und im Fussball entwickelt hat, steht vor einer Wende: Wie aus einer APA-Meldung hervorgeht, bekundete nach einer Krisenratsitzung am Montagabend Tanzi seinen Rücktritt und überliess dem Top Manager Enrico Bondi den Posten des Präsidenten und Geschäftsführers, der den Konzern von der gravierendsten Krise seiner Geschichte retten muss.

      "Ich habe in Übereinstimmung mit dem Aufsichtsrat beschlossen, einen Schritt zurück zu machen. In diesem Moment braucht Parmalat eine Wende", betonte Tanzi. "Wer wie ich und meine Familie diese Gruppe liebt und an sie glaubt, weiss, dass Opfer notwendig sind. Bondi ist der Mann, der der Gesellschaft einen Neubeginn sichern kann und eine Garantie für die Arbeitnehmer und den Markt ist. Er ist aber vor allem für mich eine Garantie. Parmalat ist mein Leben", sagte Tanzi, der seine Karriere 1961 mit der Gründung des kleinen Milchproduzenten Dietalat begonnen hatte, der anfangs nur in seiner Heimatstadt Parma aktiv war.

      Die Familie Tanzi, die bisher Parmalat mit eiserner Hand kontrolliert hatte und einen 52-Prozent-Anteil an der Gesellschaft hält, muss in den Hintergrund rücken. Alle strategischen Beschlüsse für die Rettung des siebentgrössten Privatkonzerns in Italien wird der toskanische Top-Manager Bondi ergreifen, der in Italien wegen seines Sanierungstalents bekannt ist. Bondi war vergangene Woche von Tanzi mit dem Entwurf eines Sanierungsplans beauftragt worden, den er dem Parmalat-Aufsichtsrat bis Ende Jänner vorlegen wird.

      "Der Manager aus Arezzo bewegt sich nur, wenn alles auseinander geht, wenn die Lage zusammenbricht, drastische Massnahmen und eiserne Nerven notwendig sind. Man ruft Bondi, weil man denkt, dass er der Beste ist, man ruft immer ihn, vielleicht, weil es in Italien nicht viele talentierte Manager gibt", kommentierte die römische Tageszeitung "La Repubblica" Bondis Aufstieg zu Italiens neuem "Milchkönig".

      In seiner Sanierungsmission wird Bondi mit der Unterstützung von zwei Vertrauensmännern rechnen, für die er zwei Sitze im Parmalat-Aufsichtsrat verlangt hat: Den Manager Guido Angiolini und den Rechtsanwalt Umberto Tracanella. Sie werden in den kommenden Tagen Parmalats Bilanzbücher genau überprüfen und nach Rettungsmöglichkeiten suchen.

      Auch zwei Grossbanken wie die Investmentbanken Lazard und Mediobanca schalten sich nun bei Parmalat ein, um Ordnung in die verworrene finanzielle Lage der Gruppe zu bringen, deren Aktienkurse in den letzten drei Tage um 64 Prozent zusammengebrochen sind. Der Einsatz der beiden Investmentbanken, die die Bilanzbücher der Gruppe kontrollieren sollen, dürfte den Investoren neue Hoffnung in die Zukunft des Konzerns geben.

      (bp)

      www.wirtschaftsblatt.at
      Avatar
      schrieb am 20.12.03 08:08:05
      Beitrag Nr. 4 ()
      Teil 4
      Aus der FTD vom 17.12.2003 www.ftd.de/parmalat
      Parmalat-Sanierer startet unter Zeitdruck
      Von Thomas Fromm, Mailand
      Auch nach dem Führungswechsel beim schwer angeschlagenen italienischen Molkereikonzern Parmalat kommt das Unternehmen nicht zur Ruhe. Die Finanzmärkte interessiert vor allem: Ist der Konzern überhaupt noch zahlungsfähig?

      So gingen die Parmalat -Aktien am Dienstag auf Berg-und-Tal-Fahrt und wurden am Nachmittag erneut vom Handel ausgesetzt. Bei Handelsschluss lagen die Parmalat-Titel, die in den vergangenen Tagen rund 70 Prozent ihres Wertes eingebüßt und noch am Vormittag acht Prozent verloren hatten, bei 1,06 Euro. Händler sagten, dass der insolvenzgefährdete Konzern auch nach der Ernennung des Topsanierers Enrico Bondi zum neuen Parmalat-Chef für große Nervosität sorge.
      Erst am Montagabend war der Konzerngründer und Hauptaktionär Calisto Tanzi von seinem Vorstands- und Präsidentenposten bei Parmalat abgesetzt worden. "Es ist sicherlich positiv, dass Tanzi endlich gegangen ist, aber jetzt müssen wir allmählich damit beginnen, über konkrete Zahlen zu sprechen", sagte ein Mailänder Analyst. Problematisch sei, dass man nun bis Ende Januar warten müsse - erst dann will Bondi das Ergebnis seiner Recherchen und einen neuen Restrukturierungsplan für Parmalat vorlegen.
      Sein Vorgänger Tanzi hatte den Lebensmittelhersteller in den vergangenen Jahren in einen hochspekulativen Finanzkonzern mit Hedge-Fund-Aktivitäten umgeformt. Bondi muss nun prüfen, was es mit dubiosen Anlageobjekten wie dem Epicurum-Fund in der Karibik auf sich hat, wo der Konzern noch immer 590 Mio. Euro geparkt hat, die er offensichtlich nicht freimachen kann.
      Zahlungsunfähigkeit bezweifelt
      Vor allem interessiert die Finanzmärkte: Ist der Konzern überhaupt noch zahlungsfähig? "Bondi muss jetzt rasch die finanzielle Struktur Parmalats offen legen", so Andrea Paladini, Analyst beim Brokerhaus Centrosim. 4,2 Mrd. Euro gab Parmalat am 30. September als vorhandene Liquidität an - konnte aber in der vorigen Woche einen auslaufenden Bond in Höhe von 150 Mio. Euro zunächst nicht termingerecht zurückzahlen. Unklar ist auch die wahre Verschuldungslage Parmalats. Die Nettoverbindlichkeiten werden zwar mit 1,8 Mrd. Euro angegeben. Einige Beobachter schätzen die Schulden aber auf bis zu 9 Mrd. Euro.
      Eine weitere Probe erwarten die Finanzmärkte am Mittwoch: Für die Italiener wird eine Kaufoption auf einen 18-prozentigen Anteil an einer brasilianischen Tochtergesellschaft fällig. 400 Mio. Euro muss Bondi für die Übernahme der Anteile bereithalten. Oder, wie es zuletzt aus Finanzkreisen hieß, auf eine Verschiebung des Übernahmedatums hinarbeiten
      Hauptaktionär soll Federn lassen
      In Mailänder Finanzkreisen wird darüber spekuliert, wie das Unternehmen aus seiner schweren Liquiditätskrise herauskommt. Berichten zufolge könnte Parmalat über eine Kapitalerhöhung von rund 1,5 Mrd. Euro wieder liquide werden - zuvor solle das Gesellschaftskapital jedoch auf null gestellt werden, um die Familie Tanzi, mit ihrem 52-Prozent-Anteil bisher Hauptaktionär des Unternehmens, aus ihrer Kontrollposition zu drängen.
      "Sie können dann noch nicht einmal an der Rekapitalisierung teilnehmen, weil sie kein Geld haben, und die Banken sie nicht mehr wollen, weil sie nicht mehr glaubwürdig sind", sagte ein Banker einer der großen Gläubigerinstitute. Erwartet würden zudem Beteiligungsverkäufe in großem Stil - selbst der A-Liga-Verein AC Parma, den die Tanzis kontrollieren, soll Berichten zufolge Opfer bringen. Einige Starspieler sollen für insgesamt 143 Mio. Euro auf der Verkaufsliste stehen.
      Bondi arbeitet nun gegen die Zeit: Aus Finanzkreisen verlautete am Dienstag, der Sanierer fürchte nichts so sehr wie einen gerichtlichen Insolvenzantrag von Anleihegläubigern vor Abschluss seiner Prüfung. "Bondi ist schnell - schon in einer Woche hat er dafür gesorgt, dass der 150-Mio.-Euro-Bond getilgt wurde", so ein Banker. Allerdings habe Parmalat 70 Prozent seiner Verbindlichkeiten auf Seiten der Anleiheinvestoren. Mit einem Insolvenzantrag sei täglich zu rechnen.

      Enrico Bondi der Supersanierer
      Tag und Nacht brütet der 68-jährige Enrico Bondi mit seiner Expertengruppe zurzeit über den Büchern des in die Krise geratenen Parmalat-Konzerns. Selbst an Weihnachten soll durchgearbeitet werden, um Licht in das Dunkel zu bringen, das über den Finanzaktivitäten des größten italienischen Molkereikonzerns liegt. Eine "Mission Impossible", wie eine italienische Zeitung am Dienstag schrieb. Dass Bondi binnen weniger Tage vom externen Parmalat-Berater und Sanierer zum Konzernchef aufgestiegen ist, zeigt: Aktionäre, Banken und Management legen das Schicksal des Konzerns völlig in seine Hände.
      Bondi ist kein Unbekannter - er gilt seit Jahren als "Supersanierer", der kommt, wenn sonst nichts mehr geht. Sein heutiger Ruf gründet auf der Sanierung des Energie- und Mischkonzerns Montedison in den 90er Jahren. Damals hätte kaum jemand sein Geld darauf verwettet, dass das am Boden liegende Industrieimperium sich noch einmal erholen würde. Bis Bondi kam und aufräumte. Auch für die Sanierung des angeschlagenen Fiat-Konzerns war er im Gespräch.
      Der Mann, der seit Jahren mit der mächtigen Mailänder Investmentbank Mediobanca im Rücken operiert, war zuletzt bei den Umstrukturierungsarbeiten der Telecom Italia und des Stahlkonzerns Lucchini an Bord. Trotz seiner Aufgabe beim Milchkonzern Parmalat will er seinen Platz als Vorstandschef und Sanierer bei Lucchini behalten. Er bleibe, um dort "den laufenden Restrukturierungsplan zu einem Ende zu führen", sagte Bondi. Viel Zeit wird er dafür allerdings nicht haben - Beobachter gehen davon aus, dass sein neuer Job bei Parmalat eine zeitraubende Vollzeitstelle ist.

      HANDELSBLATT, Mittwoch, 17. Dezember 2003, 08:02 Uhr
      Aktie kann Talfahrt stoppen
      Parmalat vor schmerzhafter Sanierung
      Von Marcello Berni, Handelsblatt
      Beim existenziell bedrohten Lebensmittelkonzern Parmalat bleibt kein Stein auf dem anderen. Nach dem Austausch der gesamten Führungsspitze gehen Banker und Analysten davon aus, dass das italienische Unternehmen einen Kapitalschnitt vornehmen wird. Auch wird es wohl große Teile seiner ausländischen Tochtergesellschaften verkaufen müssen.
      MAILAND. Selbst eine vollständige Zerschlagung bzw. eine dem Gläubigerschutz dienende Zwangsverwaltung des Milch- und Keksimperiums, das im letzten Jahr 7,5 Mrd. Euro umgesetzt hat, gilt in Finanzkreisen nicht mehr als ausgeschlossen. „Die Art und Tiefe der Einschnitte wird aber davon abhängen, wie viele schwarze Löcher in und außerhalb der Bilanz noch gefunden werden,“ sagte gestern ein Mailänder Banker.
      Die tatsächliche Finanzlage zu ermitteln ist zunächst die wichtige Aufgabe des neuen Präsidenten und Vorstandschefs, Enrico Bondi. Am Tag nach seiner Ernennung hat sich Italiens bekanntester Sanierer daran gemacht, die Bilanz zu durchleuchten und Ordnung in das verschachtelte Milchimperium der Familie Tanzi zu bringen. Gemeinsam mit dem früheren Generaldirektor des Stromversorgers Edison, Guido Angiolini, sowie seinem langjährigen Hausjuristen Umberto Tracanella wird der frühere Montedison- und Telecom-Italia-Chef bis Februar einen Restrukturierungsplan erarbeiten. Auf Bankseite wird das neue Management-Team, das den 51 %-igen-Kontrollaktionär Callisto Tanzi sowie dessen Bruder Giovanni und den langjährigen Finanzchef Fausto Tonna ersetzt hat, von Lazard (London) und Mediobanca unterstützt.
      Auf Grund zahlreicher außerbilanzieller Verpflichtungen und einem komplexen Netz von Finanzgesellschaften in Steuerparadiesen ziehen italienische Zeitungen bereits Parallelen zum Fall Enron. In der Tat ist die Dynamik, mit der Parmalat in die Liquiditätskrise geraten ist, außergewöhnlich. Im Quartalsbericht zum 30. September behauptete der europäische Marktführer für Molkereiprodukte noch, über flüssige Mittel in Höhe von 4,2 Mrd. Euro zu verfügen. Wenige Wochen später konnte Parmalat eine Schuldverschreibung von 150 Mill. Euro nicht mehr fristgerecht bedienen. Nur mit Hilfe des Finanzministeriums, das Steuerrückzahlungen vorgezogen hat, sowie der Hausbanken, die weitere Überbrückungskredite gewährt haben, konnte die Obligation innerhalb einer Gnadenfrist zurückbezahlt und so die Insolvenz verhindert werden.

      Große Zweifel bestehen auch bezüglich der Verschuldung. Zu den bilanziell ausgewiesenen 6 Mrd. Euro müssen noch außerbilanzielle Verpflichtungen in Höhe von 1 - 3 Mrd. Euro summiert werden. So hat sich Parmalat beispielsweise verpflichtet, bis heute die Anteile von Minderheitsaktionären einer Brasilianischen Tochtergesellschaft für rund 400 Mill. Euro zurückzukaufen. Da diese Mittel derzeit nicht verfügbar sind, hat sich Bondi gestern in Gesprächen bemüht, die Zahlungsfrist ins nächste Jahr zu verschieben.
      Der 68-Jährige hat Erfahrung mit schwierigsten Sanierungsfällen. Als er 1993 im Auftrag der Mediobanca den Vorsitz über den zusammengebrochenen Agrochemiekonzern Montedison übernahm, räumten ihm Beobachter kaum Chancen auf Erfolg ein. Durch Kapitalerhöhungen, den Verkauf von Industrieaktivitäten und eisernes Sparen gelang Bondi aber die Sanierung. Im Jahr 2001 haben der französische Versorger EdF, Fiat und diverse Banken den Konzern für über 10 Mrd. Euro übernommen. Ähnliches erhoffen sich Anleger nun bei Parmalat: Nachdem die Aktien in den letzten drei Wochen rund 60 % ihres Wertes eingebüßt haben, legten sie gestern im Tagesverlauf kräftig zu.
      Avatar
      schrieb am 20.12.03 08:11:38
      Beitrag Nr. 5 ()
      Teil 5
      Parmalat praktisch bankrott: Vier-Milliarden-Bilanzloch

      Übersicht

      Der angeschlagene italienische Milchprodukte-Konzern Parmalat steht praktisch vor dem Zusammenbruch: Nachdem heute bekannt geworden war, dass das Unternehmen ein Bilanz-Loch von rund vier Mrd. Euro aufweist, musste der Handel mit der Parmalat-Aktie an der Mailänder Börse wegen heftiger Kursstürze mehrmals ausgesetzt werden.

      In Finanzkreisen wurde nicht ausgeschlossen, dass der Parmalat-Vorstand noch in einer Sondersitzung am heute Abend den Bankrott des Unternehmens erklären könnte.

      Auch Banken-Aktien fielen

      Die Nachricht über die wahrscheinliche Pleite von Parmalat hat an der Börse in Mailand auch die Kurse mehrerer mit dem norditalienischen Unternehmen in Verbindung stehender Banken in den Keller geschickt. Die Deutsche Bank ist mit 5,157 Prozent an Parmalat beteiligt.

      Der freie Fall der Aktie war vor allem durch eine Mitteilung der Bank of America ausgelöst worden, in der diese die Existenz eines Kontos der Parmalat-Gesellschaft Bonlat über fast vier Mrd. Euro dementiert. "Wir haben kein solches Konto mit der Bonlat", hieß es. Die Bank of America sagte, ein Parmalat-Dokument vom vergangenen März, in dem diese Barmittel-Summe auftaucht, sei nicht authentisch. Die Bonlat Financing Corporation hat ihren Sitz auf den als Steuerparadies bekannten Cayman Inseln.

      Die Ratingagentur Standard & Poor`s hatte die Kreditwürdigkeit des Lebensmittel-Konzerns schon vergangene Woche auf den Status von Junkbonds ("Schrottanleihen") und das Rating von B+/B (ausreichend bis mangelhaft) auf CCC (ungenügend) zurückgestuft.
      orf.at

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      Parmalat praktisch bankrott - Vier-Milliarden-Bilanzloch
      Der angeschlagene italienische Milchprodukte-Konzern Parmalat steht praktisch vor dem Zusammenbruch.
      Rom (APA) - Nachdem am Freitag bekannt geworden war, dass das Unternehmen ein Bilanz-Loch von rund 4 Mrd. Euro aufweist, musste der Handel mit der Parmalat-Aktie an der Mailänder Börse wegen heftiger Kursstürze mehrmals ausgesetzt werden. In Finanzkreisen wurde nicht ausgeschlossen, dass der Parmalat-Vorstand noch in einer Sondersitzung am Freitagabend den Bankrott des Unternehmens erklären könnte.

      Die Nachricht über die wahrscheinliche Pleite von Parmalat hat an der Börse in Mailand auch die Kurse mehrerer mit dem norditalienischen Unternehmen in Verbindung stehender Banken in den Keller geschickt. Die Deutsche Bank ist mit 5,157 Prozent an Parmalat beteiligt.

      Der freie Fall der Aktie war vor allem durch eine Mitteilung der Bank of America ausgelöst worden, in der diese die Existenz eines Kontos der Parmalat-Gesellschaft Bonlat über fast 4 Mrd. Euro dementiert. "Wir haben kein solches Konto mit der Bonlat", hieß es. Die Bank of America sagte, ein Parmalat-Dokument vom vergangenen März, in dem diese Barmittel-Summe auftaucht, sei nicht authentisch. Die Bonlat Financing Corporation hat ihren Sitz auf den als Steuerparadies bekannten Cayman Inseln.

      Die Ratingagentur Standard & Poor`s hatte die Kreditwürdigkeit des Lebensmittel-Konzerns schon vergangene Woche auf den Status von Junkbonds ("Schrottanleihen") und das Rating von B+/B (ausreichend bis mangelhaft) auf CCC (ungenügend) zurückgestuft. Die Parmalat-Anleihen wurden am Freitag von Analysten bereits als Totalausfall eingestuft - sie notierten nur noch bei 22 Prozent ihres Ursprungswertes. Bereits in der vergangenen Woche war die Aktie mehrere Tage lang suspendiert worden. "Zuletzt hat die Aktie rund 60 Prozent verloren, bevor sie vom Handel ausgesetzt wurde", sagte ein Börsianer.
      2003-12-19 16:12:31

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      schrieb am 20.12.03 08:13:11
      Beitrag Nr. 6 ()
      Teil 6

      DER ONLINE DIENST DER TIROLER TAGESZEITUNG
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      Parmalat fliegt aus dem Mailänder Börsen-Index - Kurs bei 30 Cent
      Die Aktienkurse des finanziell angeschlagenen Nahrungsmittelkonzerns sind an der Börse am Freitag an der Mailänder Börse zusammengebrochen.
      Mailand (APA) - Die Mailänder Börse teilte daher mit, dass Parmalat ab kommenden Montag vom Börsenindex in Mailand, dem Mib-30-Index, ausgeschlossen wird, da die Kapitalisierung der Gruppe von 1,8 Mrd. Euro am 5. Dezember auf 244,7 Mio. Euro eingebrochen ist.

      Die Aktienkurse des Milchproduzenten haben heute, Freitag, 66,32 Prozent ihres Wertes verloren und stürzten auf 30 Cent ab. Die Börse reagierte auf die Mitteilung der Ratingagentur Standard & Poors, die die Parlamat-Aktie auf das katastrophale Rating "D" herabgestuft hat.

      Die Mailänder Staatsanwaltschaft überprüft die Möglichkeit, eine Untersuchung gegen den Konzern einzuleiten, nachdem das amerikanische Geldhaus Bank of America die Existenz eines Kontos der Parlamat-Tochter Bonlat von fast 4 Mrd. Euro dementiert hatte.

      Um 20 Uhr beginnt die vom neuen Parmalat-Geschäftsführer Enrico Bondi einberufene Krisensitzung des Aufsichtsrats.

      Parmalat ist in Österreich mit einer Sperrminorität von 25 Prozent und einer Aktie an der NÖM beteiligt.
      2003-12-19 18:24:57
      Avatar
      schrieb am 20.12.03 08:14:21
      Beitrag Nr. 7 ()
      Teil 7

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      Parmalat-Chef Bondi will nicht zuruecktreten
      Der Chef des finanziell angeschlagenen Milchproduzenten Parmalat, Enrico Bondi, will trotz des neuen Lochs von 4 Mrd. Euro in den Kassen des Unternehmens sowie der Streichung der Parmalat-Aktien vom MIB 30-Index an Mailands Börse ab dem 23. Dezember nicht zurücktreten.
      Mailand (APA) - Der seit Montag als CEO amtierende Bondi habe seine Mitarbeiter aufgefordert, das Beste zu leisten, um den Zusammenbruch des Konzerns abzuwenden, hieß es am Freitag in Kreisen um Bondi.
      Mit der Parmalat-Krise beschäftigte sich auch der Ministerrat, der am Freitag in Rom zusammentraf.

      Wirtschaftsminister Giulio Tremonti berichtete den Regierungsmitgliedern über die Lage des angeschlagenen Konzerns. Die Regierung Berlusconi befürchtet, dass Parmalat wie der Nahrungsmittelkonzern Cirio vor einem Jahr den Konkurs anmelden könnte. Parmalat ist in Österreich mit einer Sperrminorität von 25 Prozent und einer Aktie an der NÖM beteiligt.
      2003-12-19 19:19:45
      Avatar
      schrieb am 20.12.03 08:16:30
      Beitrag Nr. 8 ()
      Teil 8
      DER ONLINE DIENST DER TIROLER TAGESZEITUNG
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      Parmalat-Chef Bondi bleibt an der Spitze des Konzerns
      Trotz der schwierigen Lage des finanziell angeschlagenen Milchproduzenten Parmalat, bei dem am Freitag ein neues Loch von vier Mrd. Euro aufgedeckt wurde, bleibt der seit Montag amtierende Geschäftsführer Enrico Bondi an der Spitze des Konzerns.
      Mailand (APA) - Dies wurde am Ende einer Krisenratssitzung des Aufsichtsrats am Freitagabend in Mailand bekannt gegeben. Zuvor hatten noch Gerüchte kursiert, nach denen der toskanische Topmanager, der für sein Sanierungstalent bekannt ist, das Handtuch werfen und seine Demission einreichen wollte.

      Der Geschäftsführer erhielt vom Aufsichtsrat den Auftrag, den Justizbehörden über die Hintergründe der Krise bei Parmalat zu berichten. Die Staatsanwälte von Mailand erwägen eine Untersuchung wegen der schweren finanziellen Krise bei Italiens siebtgrößtem Konzern, der weltweit 36.000 Personen beschäftigt.

      Die Aktienkurse des Nahrungsmittelkonzerns waren am Freitag an der Mailänder Börse zusammengebrochen. Die Mailänder Börse teilte daher mit, dass Parmalat ab Montag vom Börsenindex in Mailand, dem Mib-30-Index, ausgeschlossen wird, da die Kapitalisierung der Gruppe von 1,8 Mrd. Euro am 5. Dezember auf 244,7 Mio. Euro eingebrochen ist. Die Aktienkurse des Milchproduzenten hatten heute, Freitag, 66,32 Prozent ihres Wertes verloren und stürzten auf 30 Cent ab.
      2003-12-19 22:05:46

      19. Dezember 2003 um 22 Uhr 5
      Avatar
      schrieb am 20.12.03 09:45:05
      Beitrag Nr. 9 ()
      Chart vom 15.12.03 bis 19.12.03



      Bild wird am Montag den 22.12.03 sicher aktualisiert.

      Das eingefrorene Bild habe ich auf Webspace, wenn ich es einfüge erscheint in der Antwort-Vorschau leider nur das Quadrat mit dem liegenden roten Kreuz.

      Vielleicht weiß einer was ich falsch mache ? Was ist zu tun um den eingefrorenen Chart hier ins Forumzu bringen ?
      Avatar
      schrieb am 20.12.03 12:35:25
      Beitrag Nr. 10 ()
      19.12.2003 23:55


      ROUNDUP: Parmalat beantragt Insolvenzverfahren - Vier-Milliarden-Bilanzloch

      ROM (dpa-AFX) - Der italienische Milchprodukte-Konzern Parmalat steht vor dem Konkurs: Nachdem am Freitagmorgen bekannt geworden war, dass das Unternehmen ein Bilanz-Loch von rund 4 Milliarden Euro aufweist, beschloss der Vorstand in einer außerordentlichen Sitzung am Abend den Gang zum Konkursrichter. Trotz Insolvenz sollte jedoch die Fortführung des bisherigen italienischen Paradeunternehmens ermöglicht werden, hieß es.

      Zudem sei man übereingekommen, rechtliche Schritte zur Aufklärung der offensichtlichen Bilanzfälschung einzuleiten, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA. Der Parmalat-Gründer und bisher Vorstandsvorsitzender Calisto Tanzi war erst am Montag zurückgetreten und durch Enrico Bondi ersetzt worden, der sich als Unternehmenssanierer bereits einen Namen gemacht hatte.

      Die Parmalat-Aktie stürzte an der Mailänder Börse im freien Fall ab und verlor nach mehrmaliger Aussetzung bis Handelsschluss zwei Drittel ihres Wertes. Der Schlusskurs betrug 0,30 Euro. Sie wird am Montag vom Mailänder Leitindex Mib30 herausfallen. Parmalat zog auch die Kurse mehrerer mit dem norditalienischen Unternehmen in Verbindung stehender Banken in die Tiefe. Die Deutsche Bank ist mit 5,157 Prozent an Parmalat beteiligt.

      Der freie Fall der Aktie war vor allem durch eine Mitteilung der Bank of America ausgelöst worden, in der diese die Existenz eines Kontos der Parmalat-Gesellschaft Bonlat über fast 4 Milliarden Euro dementierte. "Wir haben kein solches Konto mit der Bonlat", hieß es. Die Bank of America sagte, ein Parmalat-Dokument vom vergangenen März, in dem diese Barmittel-Summe auftaucht, sei nicht authentisch. Die Bonlat Financing Corporation hat ihren Sitz auf den als Steuerparadies bekannten Cayman Inseln.

      Die Ratingagentur Standard & Poor"s hat die Kreditwürdigkeit des Lebensmittel-Konzerns auf die unterste Stufe D abgesenkt. Die Anleihen des Unternehmen gelten damit als wertlos. Der italienische Finanzminister Giulio Tremonti hat Parmalat am Abend mit dem Fall Enron verglichen. Der US-Konzern war unter der Last eines gigantischen Bilanzfälschungsskandals zusammengebrochen./fa/cf/DP/af



      Quelle: DPA-AFX
      Avatar
      schrieb am 20.12.03 13:18:20
      Beitrag Nr. 11 ()
      Teil 9
      DER ONLINE DIENST DER TIROLER TAGESZEITUNG
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      Finanzkrise von Parmalat wird zum Fall für Justiz
      Rom (APA) - Der finanzielle Zusammenbruch des italienischen Milchproduzenten Parmalat, der in Österreich mit einer Sperrminorität von 25 Prozent und einer Aktie an der NÖM beteiligt ist, wird zur Justizaffäre. Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung über den Kollaps des Unternehmens ein, nachdem am Freitag bekannt geworden war, dass das Unternehmen ein Bilanzloch von rund 4 Mrd. Euro aufweist.
      Die Bank of America hatte die Existenz eines Kontos der Parmalat- Gesellschaft Bonlat von 3.850 Millionen Euro dementiert. Indiskretionen zufolge könnte gegen Firmengründer Calisto Tanzi, der mit einem 52-prozentigen Aktienpaket das Unternehmen kontrolliert, wegen Betrugs ermittelt werden.
      Der neue Chef des Familienunternehmens aus Parma, Enrico Bondi, der am Freitagabend an einer Krisensitzung des Firmenvorstands seine Demission ausgeschlossen hatte, versicherte, dass Parmalat mit den Justizbehörden kooperieren werde, um die Hintergründe der gravierendsten Krise in der rund 40-jährigen Geschichte des Milch- Multis zu klären. Trotz seiner verzweifelten Bemühungen zur Rettung des Konzerns wird es dem seit Montag als Parmalat-Geschäftsführer amtierenden Bondi kaum möglich sein, den Firmenkonkurs abzuwenden. Trotz Insolvenz soll jedoch die Fortführung des Konzerns ermöglicht werden.
      Parmalats Pleite droht die Gläubigerbanken des Konzerns mit sich in den Abgrund zu reißen. Die römische Bank Capitalia, die zu den vier einflussreichsten Gläubigerbanken Parmalats zählt, hatte am Freitag Verluste bis zu fast acht Prozent gemeldet. Kurseinbrüche mussten auch die Geldhäuser Monte Paschi und San Paolo Imi hinnehmen.
      20.12.2003 12:20
      Avatar
      schrieb am 20.12.03 13:25:23
      Beitrag Nr. 12 ()
      Berlusconi will Lebensmittelkonzern Parmalat retten
      Samstag 20 Dezember, 2003 13:04 CET
      Rom (Reuters) - Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat die Lage des Lebensmittelkonzerns Parmalat am Samstag als sehr ernst bezeichnet und angekündigt, das Unternehmen retten zu wollen.

      Parmalat hatte zuvor ein Vier-Milliarden-Euro-Loch in seiner Bilanz eingeräumt und damit an den Finanzmärkten Befürchtungen ausgelöst, das Unternehmen steuere womöglich in die Pleite. Die Regierung werde Maßnahmen ergreifen, um das Vertrauen an den
      Finanzmärkten zu stärken und einen zweiten Fall Parmalat zu verhindern, sagte Berlusconi.

      Die Mailänder Staatsanwaltschaft leitete nach Angaben aus Justizkreisen am Samstag ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugverdachts gegen den größten italienischen Lebensmittelkonzern ein.
      © Reuters 2003.
      Avatar
      schrieb am 20.12.03 14:59:57
      Beitrag Nr. 13 ()
      teil 10
      Berlusconi will Parmalat retten
      Rom - Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat am Samstag versprochen, dass sie seine Regierung zur Rettung des maroden Lebensmittelkonzerns Parmalat einsetzen wird. Maßnahmen für Parmalat werden am kommenden Dienstag bei der Ministerratsitzung besprochen bekundete Berlusconi bei einer Pressekonferenz, bei der er am Samstag eine Jahresbilanz der Arbeit seiner Regierung zog. "Die Lage ist Besorgnis erregend und fast unglaublich, solche Fälle dürfen nicht mehr vorkommen. Die Regierung will eine Untersuchung einleiten, damit das, was den Anlegern geschehen ist, nicht mehr vorkommt", berichtete Berlusconi.

      "Die Regierung wird sich einsetzen, um den industriellen Teil des Unternehmens und die Arbeitsplätze zu retten. Man muss die Finanz von der Industrie trennen. Die Regierung ist gerufen, Maßnahmen zu ergreifen, um weitere Situationen dieser Art vorzubeugen. Das Kontrollsystem, das wir von der Vergangenheit geerntet haben, funktioniert nicht. Die Regierung muss eingreifen, um das Vertrauen des Landes zurück zu gewinnen und die Glaubwürdigkeit Italiens wieder herzustellen"sagte Berlusconi. Parmalat ist in Österreich mit einer Sperrminorität von 25 Prozent und einer Aktie an der NÖM beteiligt.

      "Man muss rasch handeln"

      Industrieminister Antonio Marzano bekundete inzwischen, dass er kommende Woche den Parmalat-Chef Enrico Bondi und die Gläubigerbanken des Konzerns treffen wird "Man muss rasch handeln", sagte er. Ein Sprecher des Konsumentenschutzverbands Abusdef forderte inzwischen die Beschlagnahmung der Finanzmittel der Parmalat-Gründerfamilie Tanzi, um die Tausenden von Italienern zu entschädigen, die wegen des Zusammenbruchs der Aktien des Lebensmittelkolosses große Verluste erlitten haben. Was mit Parmalat geschehen ist, ist eine Schande", so ein Sprecher des Verbands.

      Polizei untersuchte Firmensitz

      Der Mailänder Staatsanwalt Francesco Greco, der die Ermittlungen um den finanziellen Zusammenbruch des Nahrungsmittelkonzerns leitet, durchsuchte am Samstag in Mailand die Büros der Buchprüfungsgesellschaft, Grant Thornthon, die Parmalats Bilanzen kontrolliert hat. Die Polizei hat am Samstag auch den Sitz von Parmalat in Collecchio bei Parma durchsucht.
      kurier.at Artikel vom 20.12.2003 |apa, ap, afp |ron
      Avatar
      schrieb am 20.12.03 18:08:26
      Beitrag Nr. 14 ()
      Hallo,

      meinst Du, es kommt jetzt hier zu Bewegungen? Wenn Berlusconi hier zur Hilfe kommt - schafft das Vertrauen. Ich überlege, ob sich ein Einstieg lohnt, es wäre aber wohl sinnvoll, die nächste Woche mal noch abzuwarten.

      Wenn die Regierung eingreift... vielleicht arbeitet sich der Kurs auf die 3 nochmal hoch - Potenzial sehe ich nach solchen Eingriffen schon bis 5, vielleicht in 2005?!

      Es ist schwer bezüglich kurzfristiger Kursgewinne hier zu disponieren. Oder nur was für Hartgesottene?

      Einsteigen?
      Gr.

      Ian



      :cool:
      Avatar
      schrieb am 20.12.03 20:03:31
      Beitrag Nr. 15 ()
      Hallo Renault,
      das Thread hier ist mehr zur Info,
      die richtige Diskussion findet schon eine Weile dort statt:
      Thread: Parmalat 880099 Es geht los der Zug rollt an
      Hatte nur ne Menge Material gesammelt, womit ich nicht das andere Thread zu müllen wollte.
      Avatar
      schrieb am 20.12.03 20:13:56
      Beitrag Nr. 16 ()
      Aus FAZ vom 20.12.03
      ... Die Krise des in 30 Ländern aktiven Konzerns sorgt nun in Italien vor allem für sorgenvolle Stimmen unter den Landwirten, die ein Eingreifen der italienischen Regierung fordern.
      Im Gegensatz zur kürzlich zusammengebrochenen Gruppe Cirio meinen jedoch die Analysten zu Parmalat, daß abgesehen von den Zweifeln an den Aktiva in der Bilanz, die Ertragskraft des Unternehmens nicht bezweifelt werde.
      Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.12.2003, Nr. 296 / Seite 16

      .... Nach dem Zusammenbruch der Nahrungsmittelgruppe Cirio zeigt nun der Fall Parmalat noch dramatischer die Bruchstellen des italienischen Familienkapitalismus: In die Krise führte nicht nur der Umstand, daß allzuoft anlegerrelevante Fragen als Familienangelegenheit behandelt werden. Darüber hinaus versagen vielfach die Kontrollinstanzen Börsenaufsicht, Bankenaufsicht oder bankinterne Analyse. Es rächt sich, daß in Italien Macht und Privilegien oft mehr zählen als die Regelwerke. Dies erklärt, warum kleine Gesellschaften die buchstabengetreue Erfüllung aller Vorschriften nachweisen müssen, wohingegen mächtige und große Unternehmen oft lässiger behandelt werden. Dabei stecken dort in der Regel die größeren Risiken.
      Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.12.2003, Nr. 296 / Seite 20
      Avatar
      schrieb am 21.12.03 09:55:26
      Beitrag Nr. 17 ()
      Parmalat: Ab Montag unter Gerichtsaufsicht!

      Geschäftsführer Bondi kämpft gegen die Zeit, um Konkurs abzuwenden
      Neue Finanzlöcher entdeckt - Berlusconi will Konzern retten

      Die Liquiditätskrise beim krisengeschüttelten italienischen Milchproduzenten Parmalat wird immer dramatischer. In den Kassen des angeschlagenen Konzerns, der an der NÖM mit 25 Prozent plus einer Aktie beteiligt ist, wurde nicht nur eine Lücke von vier Milliarden Euro festgestellt: Nach Zeitungs-Angaben wurde ein weiteres Loch von fast drei Milliarden Euro entdeckt. Am Montag wird die Gruppe unter Gerichtsaufsicht gestellt, die Kurse werden von der Börse gestrichen.

      "Wenn die Parmalat-Tochter bei der Bank of America kein Konto hatte, bedeutet dies, dass wir vor einem Berg gefälschter Dokumente stehen. Wir suchen den Fälscher", sagte der Mailänder Staatsanwalt, Francesco Greco, der seit Freitag gegen die Firmenführung ermittelt. Die Staatsanwälte entdeckten gefälschte Dokumente, die Verluste, die von Jahr zu Jahr immer größer wurden, vertuschten. Das Manko in den Parmalat-Kassen soll an die sieben Milliarden Euro betragen, berichtete "Corriere della Sera".

      Die Staatsanwälte durchsuchten am Samstag stundenlang die Parmalat-Büros in Collecchio bei Parma sowie den Mailänder Sitz der Bücherprüfungsgesellschaft des Milchkonzerns, Grant Thornton. Der Ex-Finanzdirektor des Konzerns, Fausto Tonna, der am Montag mit Firmengründer Calisto Tanzi zurückgetreten war, ist angeblich ins Ausland verschwunden. Tanzis Rechtsanwalt Marco De Luca traf am Samstag die Mailänder Ermittler. Am Ende des Treffens sprach er von einer "schwierigen Situation". Gegen Tanzi, der mit einem 52-prozentigen Aktienpaket Parmalat kontrolliert, könnten Ermittlungen wegen mutmaßlichen Betrugs eingeleitet werden, hieß es laut italienischen Medien.

      In dieser verworrenen Lage kämpft der neue Geschäftsführer Enrico Bondi, seit Montag Geschäftsführer und Präsident des Konzerns an Stelle des zurückgetretenen Tanzi, gegen die Zeit.

      Am Montag werden die Aktienkurse des Konzerns nach dem Zusammenbruch vom Freitag vom Mib30-Leitindex der Mailänder Börse gestrichen. Die Gruppe wird voraussichtlich unter Gerichtsaufsicht gestellt. Die Bilanzbücher der Gruppe werden unter Kontrolle von Gerichtsexperten gestellt, was vorerst den Konkurs abwenden sollte.

      Bondi drückt auf das Gaspedal. Bereits Mitte der Woche will er dem neuen Parmalat-Aufsichtsrat die Grundlinien seines Sanierungsplans vorlegen. Mit dem toskanischen Manager, der wegen seines Sanierungstalents hoch geschätzt wird, arbeiten Experten der Investmentbanken Lazard und Mediobanca. Am Dienstag plant Bondi ein Treffen mit den Gläubigerbanken von Parmalat, darunter Capitalia, Intesa, San Paolo und Monte Paschi, die wegen des Zusammenbruchs der Milchgruppe arg unter Druck geraten sind. Die Gläubigerbanken drängen, dass Parmalats Gesellschaftskapital auf null gestellt wird, um die Familie Tanzi, Hauptaktionärin des Unternehmens, zu entmachten.

      Auch die Regierung von Silvio Berlusconi will eingreifen, um die Pleite des Konzerns, der weltweit 36.000 Personen beschäftigt und einen Umsatz von über sieben Milliarden Euro macht, abzuwenden. Wirtschaftsminister Giulio Tremonti versprach sein volles Engagement, um den industriellen Teil Parmalats zu retten. Industrieminister Antonio Marzano trifft am Montag Bondi und die Gläubigerbanken des Konzerns.
      http://www.news.at/index.html?/articles/0351/30/71679.shtml
      Avatar
      schrieb am 21.12.03 10:02:48
      Beitrag Nr. 18 ()
      DER ONLINE DIENST DER TIROLER TAGESZEITUNG
      http://www.tirol.com/

      Italiens Premier Berlusconi will Parmalat zu Hilfe eilen


      Rom (APA/Reuters) - Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi will dem angeschlagenen Lebensmittelkonzern Parmalat zu Hilfe kommen. Parmalat hatte zuvor ein Vier-Milliarden-Euro-Loch in seiner Bilanz zugegeben und damit an den Finanzmärkten Erinnerungen an die Rechnungslegungstricks des mittlerweilen bankrotten US-Unternehmen Enron geweckt. Die Mailänder Staatsanwaltschaft leitete nach Angaben aus Justizkreisen am Samstag ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugverdachts gegen den weltweit tätigen, größten italienischen Lebensmittelkonzern ein.
      Nach Angaben aus Branchenkreisen könnte Parmalat am Montag einen Antrag auf eine "kontrollierte Verwaltung" stellen. Dies würde dem Unternehmen bis zu zwei Jahre Zeit geben, geschützt von Forderungen der Gläubiger die Wende zu schaffen. " Die Regierung wird intervenieren, um den operativen Teil des Unternehmens zu sichern und um seine Arbeitsplätze zu schützen", sagte Berlusconi am Samstag in Rom.

      Mit der Bekanntgabe des Vier-Milliarden-Lochs in der Bilanz hatte Parmalat am Freitag die Finanzmärkte überrascht. Die von Parmalat genannte Summe stellt nicht nur den Bilanzskandal bei dem niederländischen Einzelhändler Ahold in den Schatten, bei dem es um eine Milliarde Euro ging: Italiens Finanzminister Giulio Tremonti wurde in italienischen Zeitungen zum Parmalat-Skandal mit dem Vergleich eines "europäischer Enron" zitiert, eine Anspielung auf die Pleite des einst größten Energieversorgungskonzerns der USA vor zwei Jahren. Auch der Präsident der EU-Kommission, Romano Prodi, sagte: "Dieser Fall hat die selben Merkmale wie der Enron-Fall. Ich hoffe nur, dass das System nicht mit einer Blutrache reagiert". Nach der Enron-Pleite wurde in den USA das Kontrollsystem drastisch verschärft.

      Parmalat hatte am Freitag mitgeteilt, ein Dokument, das Vermögenswerte einer auf den karibischen Kaimaninseln ansässigen Tochterfirma in Höhe von 3,95 Milliarden Euro ausgewiesen hatte, sei von der Bank of America als falsch bezeichnet worden. Die Kurse von Aktien und Anleihen des Unternehmens gerieten daraufhin weiter unter Druck. Die Deutsche Bank hält 5,1 Prozent an Parmalat. Dies sei keine strategische Beteiligung und damit Handelsbesitz, sagte ein Sprecher der Deutschen Bank auf Anfrage.

      Im Zuge der Finanzkrise Parmalats war Unternehmensgründer Calisto Tanzi vor einigen Tagen zurückgetreten. Er hatte 1961 in der Nähe von Parma seine erste Fabrik zum Pasteurisieren von Milch eröffnet und darauf aufbauend ein Imperium mit fast 35.000 Angestellten in 30 Ländern geschaffen. Durch eine Vielzahl von Akquisitionen haben sich hohe Schulden aufgebaut. In der Bilanz per 30. September waren Schulden von sechs Milliarden Euro aufgeführt, Analysten fürchten allerdings, die tatsächlichen Schulden könnten noch höher sein.
      Die Ratingagentur Standard & Poor`s hat mittlerweile die Kreditwürdigkeit des Lebensmittel-Konzerns auf die unterste Stufe D abgesenkt. 2003-12-20 21:54:51
      Avatar
      schrieb am 01.01.04 10:47:13
      Beitrag Nr. 19 ()
      Pilotspiel mit sich selbst
      Ein italienisches Sittenbild: Parma starrt mit Neugier, Entsetzen und Scham ins Milliardenloch der Familie Tanzi
      PARMA, 30. Dezember

      Den Jahreswechsel hatte sich Calisto Tanzi, der jetzt in einer Zelle des Mailänder Untersuchungsgefängnisses einsitzt, gewiß gemütlicher vorgestellt. Vor gut einer Woche galt der Unternehmer noch als Global Player der Nahrungsmittelbranche, als Milliardär und Fußballmäzen, als Wohlstandssymbol einer ganzen Region. Der Sturz kam schnell. Heute machen die italienischen Medien Tanzi, der von einem geplanten Urlaub auf den Galapagos-Inseln wieder umkehrte und in Mailand auf offener Straße verhaftet wurde, verantwortlich für den "größten Schwindel in unserer Geschichte".

      Beim Kollaps des Familien-Multis "Parmalat" überschlagen sich jetzt die Horrorgeschichten über die kriminelle Unternehmensführung. Und niemand begreift, warum die Betrügerei so lange gutgehen konnte, warum keine Kontrollen griffen. Daß die Bilanzabteilung eines der größten Nahrungsproduzenten der Welt ihre Aktiva mit dem Fotokopierer fälschte und am Ende Scheingeschäfte im großen Stil - etwa eine gigantische Lieferung von Milchpulver nach Kuba - fingierte, paßt schlecht zum Bild des handfesten Betriebs aus der Emilia, wo ehrliche Bauern ihren Wohlstand mit Parmaschinken und Parmesan zu erwirtschaften pflegen.

      In diesem Stil hatte Tanzi auch begonnen, als er vor vierzig Jahren die Großmetzgerei seines Vater erbte und sogleich in seine eigentliche Leidenschaft zu investieren begann: Milch. Mit der Einführung des Tetrapak-Kartons und der ultrahocherhitzten Milch revolutionierte Parmalat die Konsumgewohnheiten des Volks der Cappuccinotrinker. Doch irgendwann muß beim schwindelerregenden Wachstum etwas schiefgelaufen sein. Wahrscheinlich verlor Tanzi bei der Diversifizierung den Überblick - ein Malheur, das er nur mehr durch kreative Bilanzfrisur in den Griff bekam. Während die Molkereien und Fabriken zwischen Venezuela und Ungarn, China und Holland munter Vitamingetränke und Babynahrung, Joghurt und Suppen, Pudding und Kekse, Tomatenmark und Mineralwasser produzierten, verschwand das Geld in immer neuen Löchern.

      Wenn die Zeitungen jetzt von der "Tanzi-Bande" schreiben, dann meinen sie damit neun Manager aus der Finanzabteilung des Unternehmens. Diese sollen bereits seit fünfzehn Jahren das ursprünglich solide Firmenvermögen in ein unüberschaubares Netz von Investitionsgesellschaften, Fonds, Risikobonds und Beteiligungsgruppen transferiert und auf dem Planeten hin- und hergeschoben haben. Dabei firmiert das eigentlich doch so bodenständige Parmalat in den illustersten Steuerparadiesen dieser Erde wie der Isle of Man, den Niederländischen Antillen, Luxemburg und den Cayman-Inseln, wo bei der Nichtbedienung einer 150-Millionen-Euro-Anleihe kurz vor Weihnachten die Lawine ins Rollen kam. Aus Fonds und Unterfirmen mit schönen Namen wie "Epicurum", "Andromeda" oder "Utilitas" wird nun, da der Handel mit Parmalat-Aktien längst eingestellt ist, wohl nichts mehr herauszuholen sein.

      Ein unscheinbarer Chefbuchhalter, auch er festes Personal in dergleichen Szenarien, hat nun mit der Finanzpolizei kooperiert und die vergleichsweise simplen Fälschungspraktiken der Manager, Anwälte, Wirtschaftsprüfer und Berater geschildert, die am Ende auf den Rat hinausliefen, alle Personalcomputer mit dem Hammer zu zertrümmern, um die Spurensuche der Steuerfahnder zu verunmöglichen.

      Vor allem die Diversifizierungen sollen Parmalat das Genick gebrochen haben, etwa die klotzige Investition in Reisebüros und Feriendörfer, für die Tanzis Tochter Francesca verantwortlich zeichnete. Geld, das hier mangelte, wurde offenbar bedenkenlos aus den Aktiva herübergehebelt, ebenso wie beim Engagement für den Fußballclub AC Parma, der in den neunziger Jahren drei Europapokale holte und den zuletzt Sohn Stefano führte. Allein für das Steckenpferd Fußball, stets begründet mit Markenpolitik in den Kickerländern Brasilien oder Schweden, sollen die Tanzis dreihundert Millionen Euro geopfert haben.
      Solches Gebaren gehört zum Sittenbild dessen, was die Betriebswirtschaft "italienischen Familienkapitalismus" nennt und was nun vom Glamour in eine tiefe Krise zu rutschen droht Schon Tanzis römischer Kollege Cragnotti, Lebensmittelhersteller und Finanzjongleur auch er, mußte im Vorjahr Firma und Fußballclub Lazio in höchster Bedrängnis den Banken überlassen. Der lange erfolgreiche Familienkapitalismus funktioniert mit Verschachtelungen innerhalb der eigenen Sippe; Söhne und Gattinnen, Brüder und Schwäger übernehmen Unternehmensteile. Die Firma kontrolliert sich - im milden Blick politischer Freunde, zu denen anfangs auffallend oft der später geflüchtete Sozialistenchef Craxi zählte - sozusagen selbst. Dieses Ambiente ermöglichte bei Calisto Tanzi offenbar ein wildes Pilotspiel mit sich selbst. Auch andere Exponenten des italienischen Wirtschaftswunders funktionieren nach ähnlichem Plan: kleine Anfänge, exponentielles Wachstum, Sippenwirtschaft, Politikerfreundschaft, Fußball das erinnert an das Familienimperium der Berlusconi, der Agnelli, der Benetton, die sich allerdings ökonomisch klüger anstellten oder - wie der derzeitige Premierminister - sich in der Politik die Rahmenbedingungen fürs Geschäft selber ausbesserten.Tanzi hat das augenscheinlich versäumt, während andernorts mit Hochdruck an der politischen Adelung seines unternehmerischen Erfolges gearbeitet wurde. Erst beim letzten europäischen Gipfeltreffen beschlossen die Staatslenker nach beharrlichem Lobbying Italiens, die neue Lebensmittelbehörde der EU nicht in Finnland, sondern in Parma anzusiedeln, wo man - nicht zuletzt dank Tanzi - schließlich allerhand vom Business des Essens verstehe. Nun bekommt Parma die prestigieuse Superbehörde, während Parmalat sich in seine Bestandteile aufzulösen droht wie pasteurisierte Milch nach dem Verfallsdatum.

      Vielen Parmensern, die den Wohlstand in ihrer wunderschönen Provinzstadt gerne behaglich vorführen, ist der Sturz der Firma mit dem Stadtnamen peinlich. Mit viel Geld und noch mehr Stil hat man - auch mit Parmalat-Steuergeldern - in den letzten Jahren den riesigen Pilotta-Palast der Farnese in ein modernes Museum umgebaut, hat Plätze mit moderner Kunst gestaltet, Parkhäuser gegraben und das historische Teatro Regio mit hochkarätigen Belcanto-Aufführungen zum Gralstempel der Verdi-Verehrung gemacht. Zum Jahreswechsel läuft hier - mit dem berühmten Tenor Marcelo Alvarez als Alfredo - eine Traviata in der Inszenierung von Giuseppe Bertolucci. Doch statt sich am moribunden Sopran der Titelheldin zu ergötzen, muß sich das gefürchtete Publikum - Beiname: "die Schußwaffen" - nun mit der Schwindsucht der eigenen Industrie auseinandersetzen.

      Der Kassensturz am Jahresende hat in der Tat etwas Gespenstisches. Unfaßbare dreizehn Milliarden Euro Defizit befürchtet im schlimmsten Fall der hagere Sanierer Enrico Bondi aus dem toskanischen Chiana-Tal, wo man Kühe zu braten und nicht zu melken pflegt. Da klingen die aufmunternden Worte aus der Neujahrsansprache von Präsident Ciampi, Mann der Hochfinanz auch er, beinahe wie Hohn: Die italienische Wirtschaft habe einen robusten Vertrauensschub durch Mitbürger und Konsumenten verdient. Die Website des bankrotten Konzerns, von dem weltweit 36 000 Arbeitsplätze abhängen, öffnet sich dieweil immer noch mit strahlenden Gesichtern und verkündet tapfer die Firmendevise: "Parmalat nährt das Leben." In Wirklichkeit, so scheint es, lief das Geschäft genau umgekehrt.

      DIRK SCHÜMER

      Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.12.2003, Nr. 303 / Seite 41
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      schrieb am 01.01.04 15:14:47
      Beitrag Nr. 20 ()
      Guten Tag

      Reuters
      Weitere Festnahmen im Betrugsskandal um Parmalat
      Donnerstag 1 Januar, 2004 10:44 CET



      Mailand (Reuters) - Der milliardenschwere Betrugsskandal um den insolventen italienischen Lebensmittelriesen Parmalat hat sich dramatisch ausgeweitet: Am Mittwoch nahm die Polizei sieben weitere Verdächtige fest.

      Nach Angaben aus Justizkreisen handelt es sich dabei um die früheren Parmalat-Finanzchefs Fausto Tonna und Luciano Del Soldato, zwei Bilanzbuchhalter des Konzerns, zwei italienische Manager der Wirtschaftsprüfer-Gruppe Grant Thornton und einen Anwalt von Firmengründer Calisto Tanzi. Ihnen werden Bilanzfälschung und betrügerischer Bankrott vorgeworfen, wie aus einem Reuters vorliegenden Schriftsatz des Haftrichters in Parma hervorgeht. Dieser stellte auch einen weiteren Haftbefehl gegen Tanzi aus, der allerdings bereits seit Samstag in Mailand im Gefängnis sitzt.

      Die Ermittler in Italiens Finanzmetropole und in Tanzis Heimatstadt Parma untersuchen parallel die mutmaßlich kriminellen Hintergründe des rapiden Niedergangs von Italiens achtgrößtem Industriekonzern mit weltweit 35.000 Beschäftigten, der wegen seiner besonders haltbaren H-Milchprodukte international bekannt ist. Der Fall gilt bereits jetzt als einer der weltweit größten Unternehmensskandale. Die US-Börsenaufsicht, die Parmalat wegen Irreführung von Anleihen-Investoren verklagt hat und hohe Geldstrafen für den Konzern fordert, spricht von "einer der größten und schamlosesten Finanz-Betrügereien in der Unternehmens-Geschichte". Am Mittwoch traf sich ein SEC-Vertreter mit den Ermittlern in Mailand.

      GEFLECHT VON BILANZFÄLSCHUNG, BETRUG UND VERUNTREUUNG

      Tanzi ließ durch seinen Rechtsvertreter mitteilen, dass seine betrügerischen Aktionen nicht der persönlichen Bereicherung dienten, sondern der Rettung des hoch verschuldeten größten italienischen Lebensmittelkonzerns. "Er ist ein gebrochener Mann und macht sich Sorgen", sagte Anwalt Fabio Belloni. "Er kannte sich mit Finanzen nicht aus. Er ist Unternehmer. Es gibt vieles, über das er nicht Bescheid wusste."

      Bislang wurde gegen keinen der Verhafteten Anklage erhoben. Die Ermittlungen richten sich auch gegen den italienischen Ableger der internationalen Wirtschaftsprüfer-Gruppe Grant Thornton, der die Bücher von Parmalat-Töchtern prüfte. Nach Angaben von Grant Thornton SpA ist einer der beiden verhafteten hochrangigen Manager inzwischen zurückgetreten. Die Bilanzprüfer hatten vor kurzem ein Fehlverhalten abgestritten.

      Die Ermittler bemühen sich darum, ein Geflecht von Bilanzfälschungen, Betrug und Veruntreuung zu entwirren. Firmengründer Tanzi hat selbst zugegeben, aus dem mehrheitlich im Besitz seiner Familie befindlichen Konzern etwa 500 Millionen Euro beiseite geschafft zu haben. Die Staatsanwaltschaft schätzt die unterschlagenen Gelder sogar auf mehr als 800 Millionen Euro und beziffert den Schuldenberg auf bis zu 13 Milliarden Euro - das wäre mehr als doppelt so hoch wie von Parmalat in der Bilanz zum 30. September angegeben. Außerdem gestand Tanzi ein Bilanzloch von rund acht Milliarden Euro unter anderem als Folge vorgetäuschter Vermögenswerte.

      BALDIGE VERHANDLUNGEN ÜBER NEUE KREDITE ANGESTREBT

      Der Skandal trat zu Tage, als die Bank of America Dokumente, die bei einer Parmalat-Tochter auf den Kaiman-Inseln Bilanzwerte von nahezu vier Milliarden Euro auswiesen, als falsch zurückgewiesen hatte. Am Mittwoch nahmen die italienischen Ermittler auch Bankkonten der Bank of America ins Visier, wie aus Polizeikreisen verlautete.

      Geführt vom Sanierungsexperten Enrico Bondi arbeitet Parmalat unter Gläubigerschutz weiter. Den Weg dazu hatte die italienische Regierung mit einem Erlass geebnet, der neue Vorschriften für vom Bankrott bedrohte Unternehmen vorsieht. Die Europäische Kommission will diesen Erlass Anfang Januar unter die Lupe nehmen, um ihn auf seine Vereinbarkeit mit EU-Wettbewerbsregeln zu prüfen, wie ein Kommissionssprecher ankündigte.

      Nach Angaben aus der Situation nahe stehenden Kreisen will Parmalat im Januar mit den Banken über neue Kredite verhandeln, um den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten. Zeitungsberichten zufolge will der Konzern dazu möglicherweise 100 Millionen Euro aufnehmen.

      Die Deutsche Bank bestätigte unterdessen, ihre Minderheitsbeteiligung an Parmalat auf unter zwei Prozent von ursprünglich knapp 5,2 Prozent reduziert zu haben.


      MFG Reimund
      Avatar
      schrieb am 06.01.04 11:31:18
      Beitrag Nr. 21 ()
      Schreiner in Süd-Alaska wollen ihr Geld zurück

      Eine große Anwaltskanzlei hat in den USA eine Sammelklage gegen den insolventen italienischen Lebensmittelkonzern Parmalat eingereicht. Die Richter sollen auch die Beteiligung der Citibank überprüfen.


      Parmalat-Gründer Tanzi: Luxussschiffe zur Rettung des Unternehmens angeboten
      New York - Die Kanzlei Milberg Weiss Bershad Hynes & Lerach LLP teilte mit, sie vertrete den Pensionsfonds der Schreiner in Süd-Alaska sowie alle anderen Investoren, die zwischen 1999 und 2003 Wertpapiere von Parmalat gekauft hätten. In der bei einem Bezirksgericht in New York eingereichten Schrift wird zudem unter anderem der US-Bank Citigroup als Berater vor Parmalat eine Beteiligung an groß angelegtem Betrug vorgeworfen.

      Dem inhaftierten Parmalat-Konzerngründer Calisto Tanzi und weiteren Führungsmitgliedern von Parmalat wird in Italien Verwicklung in betrügerischen Bankrott und Bilanzfälschung vorgeworfen. Tanzi hat eingeräumt, dass in den Bilanzen des Konzerns ein Loch von acht Milliarden Euro klafft. Italiens Staatsanwälte gehen von einem möglichen Fehlbetrag von mehr als zehn Milliarden Euro aus.

      Italiens achtgrößter Industriekonzern mit weltweit 35.000 Beschäftigten, der für seine haltbaren Milchprodukte bekannt ist, arbeitet unter Gläubigerschutz weiter. Insolvenz- Verwalter Enrico Bondi kämpft derweil um die Rettung des Unternehmens. Am Wochenende hatte Tanzi angeboten, seine Firmenanteile und seine zwei Luxusjachten für die Sanierung von Parmalat zu verwenden.

      Während die Staatsanwaltschaft in Mailand von einem "ersten Schritt des guten Willens" sprach, lehnte Bondi das Angebot ab. "Ich will keine Schiffe, ich will wissen, wo das Geld ist".

      SPIEGEL ONLINE - 06. Januar 2004, 8:34
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,280671,00.html
      Avatar
      schrieb am 31.01.04 23:30:43
      Beitrag Nr. 22 ()
      Avatar
      schrieb am 12.05.04 05:21:21
      Beitrag Nr. 23 ()
      Infos über Parmalat gibt es auch hier:

      http://www.parmalat-bondholder.de/


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