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    Vorstandsbezüge: Die Grenzen der Gier - 500 Beiträge pro Seite | Diskussion im Forum

    eröffnet am 21.03.04 10:10:11 von
    neuester Beitrag 22.03.04 09:35:58 von
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      schrieb am 21.03.04 10:10:11
      Beitrag Nr. 1 ()

      Stunde der Wahrheit: Mit dem Jahresbericht legen die DAX-Konzerne die Gehälter ihrer Vorstände offen. 2003 haben sich viele Bosse wieder mal eine kräftige Erhöhungen der Bezüge gegönnt

      von Sven Parplies und Stefan Beste

      Elf Millionen Euro - damit lässt sich eine Menge anstellen: Zum Beispiel ein ganzes Jahr lang jeden Tag einen fabrikneuen VW-Golf mit allen Extras kaufen. Oder einen Turm mit 50-Cent-Münzen bauen, der 100 Mal so groß wie der neue Mega-Wolkenkratzer von Taipeh wäre. Oder das Jahresgehalt von Josef Ackermann bezahlen.Der Vorstands-Chef der Deutschen Bank war 2003 erneut der Top-Verdiener unter den DAX-Bossen, sein Gehalt stieg im Vergleich zum Vorjahr um 59 Prozent. Damit liegt der smarte Schweizer klar vor DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp (etwa 4,8 Millionen Euro) und Wulf Bernotat vom Energiekonzern E.ON (geschätzte 4,5 Millionen).Beträge dieser Größenordnung lösen beim Durchschnittsverdiener Schwindelanfälle aus. Vor allem Ackermanns Gehalt, das die Deutsche Bank in einer Pflichtmitteilung an die amerikanische Börsenaufsicht SEC vorab veröffentlichte, sorgt für Gesprächsstoff. Elf Millionen Euro seien \"mit absoluter Sicherheit zu hoch\", poltert Gewerkschafts-Chef Jürgen Peters von der IG Metall.

      Deutschlands Bosse als unbelehrbare Raffzähne? Ende der 90er-Jahre hatten sich die Bezüge der Vorstände mehr als verdoppelt. Begründung: die gestiegenen Aktienkurse. Als die Börsen einbrachen, kletterten die Gehälter trotzdem weiter. Sogar im Katastrophenjahr 2002 legten sie knapp vier Prozent zu. \"Ein obszöner Vorgang\", schimpfte Bundestagspräsident Wolfgang Thierse.Auch für 2003 genehmigten sich die meisten DAX-Bosse einen Aufschlag. Von den 30 Unternehmen haben bisher 16 ihren Jahresbericht und damit die Gehälter ihrer Vorstände veröffentlicht. Daraus errechnet sich eine Gehaltssteigerung von durchschnittlich sieben Prozent. Ein Konzern-Chef verdiente im Schnitt 2,58 Millionen Euro, ein einfaches Vorstandsmitglied 1,53 Millionen.Gemessen an dem kräftigen Kursplus beim DAX von 37 Prozent im vergangenen Jahr sind die Zuwächse eher bescheiden. \"Die Unternehmen sind in ihrer Vergütungspolitik vorsichtiger geworden\", beobachtet Heinz Evers von der Unternehmensberatung Kienbaum. Rund drei Viertel der deutschen Großkonzerne hätten ihr Vergütungssystem inzwischen überprüft. Seien Bezüge und Erfolgsprämien früher oft nach dem Belieben der Aufsichtsräte festgelegt worden, werde nun stärker auf die Geschäftsergebnisse geachtet. Zum Vorreiter könnte hier KarstadtQuelle werden: Am vergangenen Freitag wurde bekannt, dass der Vorstand freiwillig auf einen Teil seiner Bezüge verzichten will - auf wie viel, verlautete bisher allerdings nicht (siehe Seite 24).

      Mitleid für die Konzern-Oberen ist aber auch weiterhin unbegründet. Selbst die Minusmänner im DAX sind noch gut bedient. Bei Volkswagen beispielsweise brach der Vorsteuergewinn im vergangenen Jahr um rund 60 Prozent ein. Die Gehälter der Konzernführung sanken hingegen nur um sieben Prozent. VW-Chef Bernd Pischetsrieder will sein exaktes Gehalt nicht offen legen. Branchenexperten gehen davon aus, dass er, wie bei Großkonzernen üblich, 75 Prozent mehr bekommt als seine Vorstandskollegen. Das wären 2,76 Millionen Euro. Damit liegt Pischetsrieder deutlich über dem DAX-Schnitt.Auch die Führungsriege von DaimlerChrysler kann sich nicht beklagen. Konzernchef Jürgen Schrempp, vom US-Wirtschaftsmagazin \"Businessweek\" jüngst in die Gruppe der schlechtesten Manager 2003 gewählt, muss zwar mit 20 Prozent weniger auskommen. Doch blieben ihm trotz des Chrysler-Desasters in den USA immer noch geschätzte 4,8 Millionen Euro.Der Fall DaimlerChrysler ist noch aus einem anderen Grund brisant. \"Beim Gehalt vergleicht sich der Vorstand gerne mit internationalen Großkonzernen. Beim Thema Transparenz ist die Unternehmenspolitik eher schwäbisch\", kritisiert Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). In seinem Geschäftsbericht erfüllt der Stuttgarter Autobauer lediglich die gesetzlichen Mindestanforderungen und gibt die Bezüge des Gesamtvorstands an. Die Geheimniskrämerei wird damit begründet, dass der Vorstand ein Kollegialorgan sei. Zudem drohe eine \"individualisierte Angabe zu einer Nivellierung leistungs- und aufgabenbezogener Vergütungsdifferenzen zu führen\". Im Klartext: Schrempp fürchtet, dass Vorstandsmitglieder aus Neid auf besser bezahlte Kollegen rebellieren und auf einer Gehaltserhöhung bestehen.\"Diese Argumentation ist sehr schwach\", kontert Aktionärsschützer Kurz. Sollte sie tatsächlich ernst gemeint sein, wäre sie ein Armutszeugnis für den Vorstandsvorsitzenden. \"Eine starke Unternehmensführung muss in der Lage sein, unterschiedliche Gehälter im eigenen Haus durchzusetzen\", betont der DSW-Mann.DaimlerChrysler ist kein Einzelfall. Die Aktionärsschützer stellen mit zunehmendem Ärger fest, dass viele Bosse hartnäckig bemüht sind, ihr Salär zu verschleiern. Nur jeder dritte DAX-Konzern will die Vorstandsbezüge offen legen - obwohl der Corporate-Governance-Kodex, mit dem eigentlich das Vertrauen der Anleger in die Konzerne gestärkt werden soll, ausdrücklich eine detaillierte Aufschlüsselung verlangt.

      Das Versteckspiel beim Thema

      Gehalt beschäftigt auch die Politik. Sowohl die Bundesregierung als auch die Europäische Union diskutieren über schärfere Transparenzvorschriften. \"Wenn die Unternehmen nicht mitspielen, wird es irgendwann ein Gesetz geben\", warnt Kurz.Druck von außen ist offenbar der einzige Weg, um die Bosse zum Einlenken zu bewegen. Das zeigt sich auch bei den umstrittenen Aktienoptionsprogrammen, mit denen sich Führungskräfte die Chance auf Boni in Millionenhöhe sichern. Nun stehen die Optionspläne vor dem Aus. Die für Bilanzregeln zuständige Dachorganisation International Accountings Standard Board (IASB) hat entschieden, dass die Aktienoptionen ab 2005 als Personalaufwand in den Gewinn- und Verlustrechnungen zu verbuchen sind.Das hat dramatische Auswirkungen: Allein wegen der bisher verteilten Optionen wird der Gewinn der DAX-Konzerne durch die neue Vorschrift um bis zu zehn Prozent sinken, schätzen Analysten. Ein solcher Einbruch brächte die Unternehmen in arge Erklärungsnot. \"Aktienoptionen werden für die Unternehmen sehr viel unattraktiver\", prophezeit die im Vergütungssektor tätige Unternehmensberatung Towers Perrin.Bis die neue Bilanzierungsregel in Kraft tritt, wird aber weiter beherzt zugegriffen. Beim Chip-Hersteller Infineon hat sich der Vorstand soeben 750000 neue Optionen gesichert. Sie können ausgeübt werden, wenn der Aktienkurs in den kommenden sechs Jahren um fünf Prozent steigt. Das entspricht einer erforderlichen Kurssteigerung von nur 0,8 Prozent im Jahr.

      Doch die Optionspläne sind nur eines von vielen Ärgernissen. \"In diesem Jahr wird vor allem die Ruhestandsregelung für Vorstände in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion rücken\", glaubt Michael Kramarsch von Towers Perrin. Über die Altersvorsorge der aktiven Bosse geben die Konzerne in ihren Geschäftsberichten bisher nämlich überhaupt keine Auskunft.\"Überhöhte Rentenansprüche können durchaus als versteckte Gehaltszahlung verstanden werden\", mahnt Unternehmensberater Evers. Der Kienbaum-Experte regt darüber hinaus an, dass die Rückstellungen für die Altersvorsorge der Chefs in Aktien des Unternehmens angelegt werden. \"Viele Entscheidungen eines Vorstands haben langfristig Auswirkungen auf das Unternehmen\", argumentiert Evers, \"wenn die Altersversorgung an die Entwicklung der Aktie gekoppelt ist, schärft das die Aufmerksamkeit der Vorstands.\" Dagegen hätten Kleinanleger mit Sicherheit nichts einzuwenden.

      Wertpapiere des Artikels:
      DEUTSCHE BANK AKTIENGESELLSCHAFT
      DAIMLERCHRYSLER AG
      E.ON AG
      INFINEON TECHNOLOGIES AG


      Autor: SmartHouseMedia (© wallstreet:online AG / SmartHouse Media GmbH),10:04 21.03.2004

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      schrieb am 22.03.04 09:35:58
      Beitrag Nr. 2 ()
      man sollte ihnen das Gehalt verdreifachen, dann können die Versager bald ihre in den Abgrund gelenkten Firmen aufkaufen, zum Wohl der verarschten Kleinakschionäääääre:laugh: :laugh: :laugh:


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