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    Studienergebnis  9754  0 Kommentare ESG-Berichte von DAX-Konzernen oft mangelhaft – Wirecard fällt durch

    Seit 2017 gelten für viele große Unternehmen in Deutschland und der EU neue nichtfinanzielle Berichtspflichten, die insbesondere ESG-Informationen (Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung) umfassen. Doch das ESG-Reporting vieler DAX- und MDAX-Konzerne ist laut einer Studie häufig mangelhaft. ESG-Experten erklären exklusiv gegenüber wallstreet:online die Gründe dafür und zeigen mögliche Lösungen auf.

    Laut der Studie "ESG-Monitors 2020" von cometis und KOHORTEN weist das ESG-Reporting im DAX und MDAX erhebliche Schwächen auf. Michael Diegelmann, Vorstand von cometis, fasste gegenüber der dpa Anfang Juli die Studienergebnisse wie folgt zusammen: „Die Qualität der offengelegten Informationen ist immer noch häufig mangelhaft. Die Berichte sind kaum vergleichbar. Dadurch entsteht Raum für Verschleierungen und Schönfärbereien“.

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    In der empirischen Studie von cometis hatten Finanzanalysten das ESG-Reporting von 87 berichtspflichtigen DAX- und MDAX-Konzernen für das Geschäftsjahr 2018 untersucht. Dabei veröffentlichten 33 Unternehmen einen separaten nichtfinanziellen Bericht (NFB), 28 eine integrierte nichtfinanzielle Erklärung (NFE) innerhalb des Geschäftsberichts und 26 beides (NFB+NFE).

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    Laut der Untersuchung von cometis kämen besonders quantitative Daten für wichtige ESG-Themen zu kurz. Zum Beispiel würden nur rund 63 Prozent der analysierten ESG-Reports absolute Zahlen zum CO2-Ausstoß liefern. Angaben zu anderen wichtigen Treibhausgasen (Methan und Lachgas) seien sogar nur in 20 Prozent aller Berichte (NFE+NFB) zu finden. Über säurehaltige Emissionen (11 Prozent) und Feinstaub (6 Prozent) würde sogar noch seltener berichtet. Ähnlich sehe es bei sozialen Themen aus: Nur 22 Prozent der ESG-Berichte mache Angaben zum Thema Inklusion. Die Angemessenheit von Löhnen und Gehältern würden sogar nur von 17 Prozent der Berichte thematisiert.

    Die Experten ziehen deshalb ein ernüchterndes Fazit: „Nachhaltigkeit wird nicht als Selbstzweck gesehen. Es ist primär ein Mittel, um neue Investoren zu gewinnen und Reputation aufzubauen“. Und weiter: Grundsätzlich sei „die Nachvollziehbarkeit und Nachprüfbarkeit nach wie vor eingeschränkt“.

    Was könnten die Gründe für die häufig defizitäre nichtfinanzielle Berichterstattung sein? Klaus Gabriel, Geschäftsführer bei CRIC e.V., einem Verein zur Förderung von Ethik und Nachhaltigkeit bei der Geldanlage, erklärte dazu exklusiv gegenüber wallstreet:online: „Ein wesentlicher Grund für die – nicht nur aus Investorensicht – unzureichende Berichterstattung zu nichtfinanziellen Information liegt sicherlich darin, dass nicht klar genug festgelegt ist, worüber und wie Unternehmen berichten sollen.“ Das Fehlen eines einheitlichen Berichtsstandards erschwere es zudem, wichtige Informationen zu finden, so Gabriel.

    Der ESG-Experte fordert deshalb eine Konkretisierung der berichtspflichtigen Informationen und eine Festlegung auf Berichtsstandards. Außerdem sollte der Fokus der ESG-Berichtserstattung nicht allein auf der Wirkung von Nachhaltigkeitsaspekten auf das Unternehmen (Outside-in-Perspektive) liegen. Auch der Impact des Konzerns auf Gesellschaft und Umwelt müsse berücksichtigt werden (Inside-out-Perspektive), so die Forderung von Gabriel.

    Laut Volker Weber, Vorstandsvorsitzender des Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG), sei die mangelhafte ESG-Berichterstattung vieler DAX- und MDAX-Konzerne „Ausdruck der Fehleinschätzung über die Bedeutung dieser Daten für das eigene Geschäftsmodell. Nachhaltigkeit wurde lange als Kostenfaktor eingestuft, den es zu begrenzen galt.“ Weber forderte außerdem eine Ausweitung der Reportingpflicht: „Die Veröffentlichung von ESG-Daten sollte nicht an Mitarbeiterzahlen geknüpft werden“.

    Die Untersuchung von cometis kürte außerdem die besten separatennichtfinanziellen Berichte (NFB) sowie die besten integrierten nichtfinanziellen Erklärungen (NFE). Grundsätzlich schnitten eigenständige Nachhaltigkeitsberichte (NFB) besser ab als integrierte Nachhaltigkeitserklärungen (NFE). Wenig verwunderlich: Der Skandalkonzern Wirecard kam auf den drittletzten Platz bei den NFBs von DAX- und MDAX-Unternehmen.

    Die besten separaten nichtfinanziellen Berichte (NFB) von DAX- und MDAX-Konzernen

    1.Platz: Merck (77 von 91 Punkten)
    2.Platz: Münchener Rück (76 von 91 Punkten)
    3.Platz: Deutsche Post (74 von 91 Punkten)
    4.Platz: Deutsche Wohnen (72 von 91 Punkten)
    5.Platz: Evonik (71 von 91 Punkten)
    Quelle: Cometis

    Die besten nichtfinanziellen Erklärungen (NFE) von DAX- und MDAX-Konzernen

    1.Platz: Siltronic (64 von 91 Punkten)
    2.Platz: K+S (58 von 91 Punkten)
    3.Platz: Airbus (58 von 91 Punkten)
    4.Platz: Puma (56 von 91 Punkten)
    5.Platz: BASF (55 von 91 Punkten)
    Quelle: Cometis


    Autor: Ferdinand Hammer

     





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    Verfasst vonFerdinand Hammer
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