300. Geburtstag von Adam Smith

Ökonomen aus neun Ländern über die Bedeutung von Adam Smith - Seite 2

 

Prof. Alberto Mingardi, Assistenzprofessor für Geschichte des politischen Denkens an der IULM Universität in Mailand, Italien

„Meiner Ansicht nach kann die Bedeutung von Smith gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Natürlich haben andere schon vor ihm über wirtschaftliche Themen geschrieben. So gibt es viele wichtige Beiträge aus dem frühen 18. Jahrhundert, die von Richard Cantillon bis zu den Physiokraten reichen. Und sicherlich haben auch die Essays von Hume den Samen für die klassische Ökonomie gesät und Autoren wie Montesquieu brillante Erkenntnisse über den Handel geliefert.

Allerdings fehlte der Wirtschaftswissenschaft die Art von gewichtiger Abhandlung, die als ein wirklich grundlegender Text angesehen werden kann. Smith lieferte sie mit einem Buch, das deshalb einzigartig ist, weil es vieles Verschiedenes auf einmal darstellt – aber alles auf brillante Weise. Es ist ein theoretisches Werk, da es die Grundlagen einer Wissenschaft legt. Gleichzeitig ist es aber auch ein historisches Werk und eine Art Reportage. Es wurde von einem Mann geschrieben, dessen Leidenschaft es war, zu verstehen und zu erklären. Aber das Buch konnte auch überzeugen – und hat in der Tat viele überzeugt, indem es ihnen die Augen öffnete für die Vorzüge des freien Austauschs und die Unzulänglichkeiten des merkantilen Systems.“

 

Prof. Weying Zhang, Universität Peking, China

„Der wichtigste Beitrag, den Adam Smith zum wirtschaftlichen Denken leistete: Eigennützige Fremde in einer großen Gesellschaft können durch ein arbeitsteiliges Marktsystem zusammenarbeiten, voneinander profitieren und in Harmonie leben. Einzelne können nur dann profitieren, wenn sie am Markt zuerst den anderen dienen. Das Streben nach Eigennutz auf dem Markt ist nicht unmoralisch. Für Adam Smith ist der Markt eine Ordnung, die sich spontan entwickelt und nicht eine, die geplant ist. Die rasante wirtschaftliche Entwicklung Chinas in den letzten vier Jahrzehnten stellt einen Sieg von Adam Smiths Idee des Marktes dar. China braucht Adam Smith, nicht John M. Keynes.“