10.000 Punkte-Marke
Geht der Dax-Höhenflug weiter oder folgt der Sturzflug?
Kommt er oder kommt er nicht? Kaum ist die 10.000 Punkte-Hürde genommen, wird eifrig über den nächsten Börsencrash spekuliert.
wallstreet:online fragte deshalb: Wieder alles nur Panikmache oder steckt dieses Mal doch mehr dahinter? Nun hat sich auch die „WirtschaftsWoche“ mit der Frage beschäftigt, ob die 10.000 Punkte die Spitze des Eisbergs sind oder ob mit weiteren Börsenrekorden gerechnet werden kann. Das sind die Argumente, die für oder gegen steigende Kurse sprechen:
EZB-Maßnahmen sorgen für Aufwind
In der vergangenen Woche kündigte die Europäische Zentralbank an, mehr frisches Geld in den Markt zu pumpen. Laut „WirtschaftsWoche“ befeuern diese Finanzspritzen die Börse, weil sie die Finanzierungskosten der Unternehmen senken und so, zusammen mit einem schwächeren Euro, die Unternehmensgewinne nach oben treiben können.
Notenbanken fahren Geldpolitik zurück – Deflation droht
Die Weltwirtschaft stagniert, trotzdem gingen die Aktienkurse durch die Decke. Das lag vor allem an dem frischen Geld, mit dem die Notenbanken die Märkte versorgten und so die Aktienkurse mitunter künstlich aufblähten. Doch auch wenn die jüngsten Maßnahmen der EZB Gegenteiliges vermuten lassen, generell kündigt sich langsam aber sicher ein Ende dieser Politik des billigen Geldes an. Notenbanken wie die US-Notenbank Fed fahren mehr und mehr ihre monetären Hilfestellungen zurück. Dies könnte eine Deflation zur Folge haben. Die Gefahr sinkender Preise besteht vor allem in der Eurozone. Davor warnte jüngst auch die Weltbank.
US-Börse seit jeher Vorbild
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Auf den ersten Blick scheint es ein Argument für steigende Aktienkurse zu sein: „Der Dax orientiert sich seit jeher stark an der US-Börse“, schreibt die „WirtschaftsWoche“. Da zuletzt positive Signale von US-Unternehmen zu vernehmen waren, könnte dies auch als Zeichen für einen Aufwärtstrend beim Dax interpretiert werden. Doch Vorsicht: Das Geld, welches die US-Notenbank Fed in den amerikanischen Markt gepumpt hatte, wurde von den dortigen Unternehmen in erster Linie dazu genutzt, in Europa zu investieren. Und nun, da das Wachstum in den USA wieder mehr Rendite verspricht, könnte eben jenes Geld wieder aus Europa abgezogen und stattdessen in den heimischen Markt zurückgeführt werden.
Aktien sind überbewertet und steigen nicht mehr so stark
Alles hat seinen Preis. So auch Aktien von Unternehmen, bei denen ein hoher Gewinn zu erwarten ist. Im Durchschnitt weist der Dax ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13,1 auf. Betrachtet man dagegen die einzelnen im Dax vertretenen Konzerne, so zeigt sich, dass die Mehrzahl von ihnen deutlich höher bewertet wird. Laut „WirtschaftsWoche“ entspricht der Börsenwert der Dax-Aktien momentan dem 17-fachen der von Analysten für 2014 erwarteten Nettogewinne. Darüber hinaus gibt es immer weniger stark steigende Aktien. Zwar hätten noch immer 57 Prozent der 500 größten europäischen Börsenwerte stärker zugelegt als der jeweilige Index. Allerdings waren es im vergangenen Jahr noch ganze 70 Prozent. Ein klarer Trend nach unten – und ein deutliches Warnzeichen, so die „WirtschaftsWoche“.
Aktien weiterhin alternativlos
All der düsteren Untergangsprophezeiungen zum Trotz, für die „WirtschaftsWoche“ steht fest: Aktien gehören dennoch ins Depot. Zumal ein Vergleich mit anderen Vermögensklassen wie Anleihen und Immobilien zeige, dass Aktien nach wie vor relativ billig seien. Außerdem werden Pensionsfonds und Versicherungen in Zukunft mehr Aktien nachfragen. Davon ist zumindest Philipp Vorndran, Stratege bei Flossbach von Storch, überzeugt. Noch hielten sie sich zurück, aber wenn die Marke von 10.000 Punkte nachhaltig fiele, würden die Versicherungen kommen, da sie sonst keine Rendite für ihre Kunden mehr schaffen würden, so Vorndran gegenüber der „WirtschaftsWoche“. Insofern hätte ein Sturzflug des Dax auch seine guten Seiten – sofern er denn kommt.