Marktanalyse
OPEC, EZB, Fed und Brexit – Juni wird ein heißer Börsenmonat - Seite 3
(Quelle: Eurostat)
Inflation könnte ab August deutlich steigen
Doch die Ölpreise könnten die Inflationsrate schon bald deutlich ansteigen lassen. Denn im August 2015 standen die Ölpreise bereits bei rund 50 USD und damit auf dem aktuellen Niveau (blauer Pfeil im folgenden Chart). Die Jahresrate der Energiepreise wird sich also ganz automatisch von aktuell -8,1 Prozent bis August in den positiven Bereich bewegen, womit die Inflation insgesamt nicht mehr durch den beendeten Rückgang der Ölpreise belastet wird.
Und ab Januar 2017 wird es sogar zu deutlich höheren Jahresraten bei den Energiepreisen kommen, weil die Ölpreise zu Jahresbeginn 2016 ihren Tiefpunkt erreicht hatten und seitdem kräftig angestiegen sind (grüner Pfeil).
Wenn die Ölpreise Anfang 2017 auf dem aktuellen Niveau stehen, dann wird sich der 71%ige Anstieg seit dem Tief entsprechend auf die Jahresrate der Energiepreise und darüber positiv auf die Inflation insgesamt auswirken. Die EZB müsste also aus aktueller Sicht einfach nur abwarten und dabei zusehen, wie die Inflation in Richtung der Zielrate von 2 Prozent steigt.
Kreditvergabe und Geldmenge legen weiter zu
Zumal auch die anderen Ziele der EZB, wie zum Beispiel eine zunehmende Kreditvergabe, offenbar immer näher rücken. So reichen die Banken der Eurozone immer mehr von dem billigen Zentralbankgeld an die Unternehmen weiter. Im April wurden 1,2 Prozent mehr Darlehen an nicht finanzielle Unternehmen vergeben als vor einem Jahr. Das war sogar der kräftigste Anstieg seit November 2011. Im März hatten sie 1,1 Prozent und im Februar 1,0 Prozent mehr Kredite an Unternehmen ausgegeben. Private Haushalte erhielten im April 1,5 Prozent mehr Darlehen als ein Jahr zuvor (März: +1,6 Prozent).
(Quelle: Bundesbank)
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Und auch die Geldmenge dürfte sich weiter nach dem Geschmack der EZB entwickelt haben. Die Geldmenge M3, die unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten, kurzfristige Geldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen mit bis zu zwei Jahren Laufzeit einschließt, stieg im April um 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (März: +5,0 Prozent).
(Quelle: Bundesbank)
Fazit
Auf der morgigen EZB-Sitzung dürften die Notenbanker angesichts der Fortschritte bei der Kreditvergabe und der Steuerung der Geldmenge sowie der zukünftig quasi automatischen Erhöhung der Inflationsraten keine neuen Beschlüsse fassen. Den Fokus sollten Sie daher kurzfristig auf die Ölpreise legen. Diese dürften, je nach Ergebnis der OPEC-Sitzung, stärker ausschlagen und auch entsprechende Spuren an den Aktienmärkten hinterlassen. Eine Deckelung der Förderung sollte dabei sowohl die Ölpreise als auch die Aktienkurse beflügeln. Kommt es hingegen erneut zu keiner Einigung, so sollte man mit Rückschlägen in beiden Märkten rechnen.
Die weiteren Termine am 15. Juni (Fed-Zinsentscheid) und 23. Juni („Brexit“) dürften kurzfristig deutlich weniger Auswirkung auf die Märkte haben. Sie nehmen erst mit jedem Tag an Relevanz zu, mit dem wir uns diesen Terminen nähern. Darüber werden wir Sie in den kommenden Ausgaben auf dem Laufenden halten.
(Quelle: Geldanlage-Brief vom 01.06.2016)
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Sven Weisenhaus