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    That`s all - Kurzgeschichten ... - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 11.01.06 12:33:00 von
    neuester Beitrag 14.01.06 16:55:17 von
    Beiträge: 6
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      schrieb am 11.01.06 12:33:00
      Beitrag Nr. 1 ()
      That`s All Prosa von Sex &Drugs&...



      Kurzgeschichte über Sex, Drogen und Rock’n Roll

      That Boddy starb 1999 und wurde im Krematorium verbrannt. Die fünf Sekunden von der Notaufnahme bis zum Exotus sind hier dargestellt.

      Das All (That´s All) Author: Marcel Hipke

      Das All erschrak ein wenig, als es sich selbst bewusst wurde. Etwas hatte gepiepst und im selben Moment, hatte es sich gefragt wer das wohl war. „Das bin ja ich.“ hatte es festgestellt, nachdem das Piepsen erneut erklungen war. Es war wie ein Echo gewesen, aber das All wusste noch nichts von einem Echo. Es hatte ein Piepsen hervorgebracht und in dem Moment, wo es sich dessen bewusst geworden war, war dieses Piepsen in ihm entstanden, worauf ihm ein Licht aufging. Das All fing an zu denken. Nicht in Worten oder Begriffen, auch wenn es zu begreifen begann, was da vor sich ging. Es konnte sich fühlen. Diese Akkustik, wie man es nennen könnte, war sein erstes Gefühl.

      Diese Einsicht hatte zumindest Wiesel Lloyd, der mit 10 Einheiten LSD in sich, daheim auf dem Sofa lag und dort hin und her tripte. Er war ein Triptone, so nannten sich die seltsamen Wesen, die mit tief schwarzen hallogenen Pupillen, das Weltall nach, wir würden es Gedanken nennen, ausleuchteten. Seine riesigen Augen waren in lila Mulden verborgen und sein grün gelbliches Gesicht blubberte und wabbelte im Atemrythmus auf und ab. So beschrieb er sich im Moment selbst, bei seinem Einblick in den Spiegel der turmhohen Schrankwand, die sich gegenüber des Sofas auftürmte. Alles rumorte und zitterte auf einmal, Donnern erfüllte den Saal.
      Es war der Plattenspieler, der diese Erscheinungen inszenierte, Lloyd hatte vergessen das er die ganze Zeit lief. War er etwas zu laut eingestellt? Ein Schrei zeriß ihm fast das Trommelfell. Jim Morrison hatte The Alabama Song angestimmt. Lloyd sloopte zur Bar. Sie war in seinem Schrank eingebaut. Zwei Schritte vor, dann einen zurück, dann 3 vor und 4 zurück. Sloopen eben. Wenn man unregelmäßig schritt, dann kam man der Bar näher, doch dies war kaum die Absicht. Es ging mehr darum Rhythmus zu empfinden und der Musik eine Intention zu geben. Wiesel sloopte zur Seite. 10 Sloops und er machte den Überriß, trat aus der Schleife aus und drehte den Lautstärkeregler nach rechts. Die Nachbarn sollten was zu hören bekommen, hatten sie ihm doch noch nie den Weg in die nächste Wiskeybar gezeigt.
      Jauchzend sprang Wiesel auf das Sofa, das eigentlich Petty hieß und eine langbeinige schwarzhaarige Schönheit war, der der Ellenbogen, der ihr in Form von Wiesel aufs Kinn flog, gar nicht gelegen kam. Sie fing an zu wimmern, während sie so mit ihrem Wiesel im Wald lag und die Vögel zwitscherten. Zwei riesige Berge spiegelten sich in einem See und rote Blumen säumten das Ufer. Am Himmel wogte die Sonne, so schien es, denn Wiesel war aufgestanden und hatte seinen Kopf an einer Lampe angeschlagen, doch Petty griff zur Flöte um ein Hirtenlied zu spielen und das sich wie Blöcken anhörte. Während Jimmy lite my fire sang, begann Wiesel Löschwasser aus dem Hydranten zu pumpen, indem er versuchte den Schlauch in Pettys brennende Lenden einzuführen. Doch der Schlauch war die Kobra gewesen, die nun Petty anstarrte. Doch Wiesel war sich sicher, dass Petty mit der Situation umzugehen wusste. Sie kroch langsam die Wiese entlang zum Felsen hin, der Wiesel so ähnlich sah, während der beobachtete wie die Kobra in einer Höhle verschwand. Plötzlich liebten sie sich stundenlang und waren verwundert wie nach einigen Sekunden die Nadel sich erhob um in die Halterung zurückzukehren und die Musik verstummt war. Geräuschlos atmeten sie ihre Küsse. Ihr Übriges war zu Wollust verschmolzen. Dann regnete es Honig und sie zerfielen zu Sand.

      Vincent O. Dover übergab sich. Er war zufrieden. Hatte er es doch geschafft die Passage wo sich Petty und Wiesel zusammen auf Acid waren, überzeugend in die Tasten zu meißeln. Der Zucker kam auch wirklich klar rüber. Er war so bitter, das er ihn immer noch würgte. So gut war es. Er würde noch ein wenig warten, dann etwas Weißes nachschießen und dann weiterschreiben. Er legte einen Rap mit Pump Master Gun featuring Dilliger Cocain in den CD Player und begann Kristalle in den Löffel zu rühren. Es konnte schon von weitem das Klingeln hören und die Taubheit auf seinen Lippen machte sich breit, wenn er nur an gleich dachte. Zuerst mußte er aber den Eimer mit leeren, dann etwas Wodka Bitterlemon bereitstellen und vor dem Druck noch ein wenig Rauch aus dem Fenster verschwinden lassen. Er wollte es ganz sauber haben, wenn das Klingeln wieder vorbei war.
      Vincent war Schriftsteller. Etwas drogenabhängig, was sich im Sujet seiner Texte widerspiegelte. Schwer drogenabhängig sogar, denn manchmal schrieb er über nichts als den Rausch.
      Äußerst drogenabhängig, denn er konsumierte mehr als er darüber schrieb.
      Wenn man ihn im Augenblick betrachtetet, mutetet es fast wie ein religiöses Ritual an, so wie er den Eimer anbetete. Nicht, daß er einen Eimer rauchte, dies war ein wirkliches Ritual dem er ab und zu nach ging. Nein, er übergab sich seinem Schicksal oder besser gesagt in den Eimer. Die Steine hatten ihn ganz schön verbrettert und sein Mageninhalt strebte an die frische Luft. Es hatte nicht nur geklingelt, sondern hatte ihn total umgebombt. Das Material war eins der besten aus Peru.
      Er sog nun, nachdem der Würgereiz vergangen war, die Luft tief ein und aus. Über seine tauben Lippen kroch der Sauerstoff in seine Lungen. Um ihn herum knisterte die Atmosphere und ein Schwall eines tobenden Geräusches drang in seine Ohren. Es war der Wind in den Blättern des Baumes vor seinem Fenster. Er mußte es schließen. Seine Ohren waren durch das Cocaine empfindlich geworden.
      Er legte die Füße hoch und relaxte ein paar Minuten. Dann überfiel ihn der Drang weiterzuschreiben.

      Wiesel befand sich am Ende eines Ganges. Leise drang eine Melodie in sein Ohr. Licht durchflutete seine Pupillen. Er trat heraus. Weit breitete sich eine Wüste vor ihm aus. Er torkelte ein paar Schritte und fiel sich drehend auf den Rücken. Da sah er vor sich die riesige Pyramide aus der er getreten war. Es hämmerte und klopfte in seinem Schädel. This is the end. Jim Morrison schrie auf. Mr. Lloyd erinnerte sich an Lysergsäure Diäthylamid Tartrat. Er war voll drauf. Er war nicht in einer Wüste, er war abgespaced. Er befand sich beinahe am Ende. Am Ende seines Verstandes, dachte er, denn irgendwie reiben sich zwei purpurne Wolken, den Rundungen Pettys Hinterns gleich auf seinem Gesicht. Verdammte Scheisse, ich muss von dem Trip runter! Er zwang sich dazu sich zu orientieren, doch es schüttelte ihn nur und er nahm vage das Blitzen eines Blaulichtes war.
      Zwei weiß gekleidete Pharaonen schwebten an ihm vorbei und Bruchteile von Sekunden später glaubte er Pettys Zunge in seinem Mund zu fühlen, doch er sah nur etwas, was wie ein Wasserschlauch wirkte.

      Vincent überlegte wie er die Geschichte fortsetzen könnte, aber es verlangte ihm nach einem Cocktail. Dann setzte er wieder an, das weiße Blatt Papier zu füllen:

      Dieses weiße Licht fühlte sich irgendwie nach Glück an. Doch es drückte so beschwerlich auf die Lunge. Er versuchte etwas Sauerstoff an sich zu reißen.Wiesel suchte die Augen nach einem Bild ab, doch das All hüllte sich plötzlich in Dunkelheit. Das Letzte was Wiesel von ihm vernahm war ein langer leisender werdender Piepston und er wusste: Vincent bin ich!

      Mr. That Boddy verschwand 1999 in einem schwarzen Plastiksack. Seine Gedanken, die in sein Gesicht gemeißelt waren, drückten Angst und Entsetzen aus. Ein wenig Schminke würde seinen Ausdruck retuschieren.
      Dann zog er los auf die Reise. Es roch nach verbranntem Fleisch.
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      schrieb am 11.01.06 12:48:07
      Beitrag Nr. 2 ()
      Techno, fühlte mich plötzlich veranlasst, die Lektüre kurzfristig zu unterbrechen ... :D

      Well, show me the way
      To the next whiskey bar
      Oh, don`t ask why
      Oh, don`t ask why
      Show me the way
      To the next whiskey bar
      Oh, don`t ask why
      Oh, don`t ask why

      For if we don`t find
      The next whiskey bar
      I tell you we must die
      I tell you we must die
      I tell you, I tell you
      I tell you we must die

      Oh, moon of Alabama
      We now must say goodbye
      We`ve lost our good old mama
      And must have whiskey, oh, you now why

      Oh, moon of Alabama
      We now must say goodbye
      We`ve lost our good old mama
      And must have whiskey, oh, you now why

      Well, show me the way
      To the next little girl
      Oh, don`t ask why
      Oh, don`t ask why

      Show me the way
      To the next little girl
      Oh, don`t ask why
      Oh, don`t ask why

      For if we don`t find
      The next little girl
      I tell you we must die
      I tell you we must die
      I tell you, I tell you
      I tell you we must die

      Oh, moon of Alabama
      We now must say goodbye
      We`ve lost our good old mama
      And must have whiskey, oh, you now why

      Avatar
      schrieb am 11.01.06 13:27:39
      Beitrag Nr. 3 ()
      Avatar
      schrieb am 11.01.06 13:53:35
      Beitrag Nr. 4 ()
      X.

      Inspired by a Ron Sukenick reading

      One.

      When X. entered the room, there were, to his great surprise, several people waiting for him, among whom he recognized only F. and O., two former business contacts, tied to not very pleasant memories. Even a hard worker like X. needed a chance to forget certain things. One of the unknowns stood up and met X.
      "My name is Q., X.," he said. "You may have heard of me. Anyway, I won`t add anything. We hope you have a vague idea why we`re here." X. denied this flatly. He took off his hat, and all of a sudden two silvery weapons shone in his hands as he made a backwards exit. He slammed the door and laughed loudly outside. Just once, gruffly.

      Two.

      That night he rented a highly anonymous mass production car, an R., drove around for a while to see whether he was being followed, and developed a liking for the R., a brand he`d always heard plainly disdainful things about. He finally turned into M.`s L. in W., where he knew O. lived. O., "globes noirs" - telling on him for something way, way in the past that he`d even made up to her.
      He didn`t have to bother much with the lock downstairs, frightfully careless for a medium range agent like O. But then he`d learned to think of her as just a frivolous young thing out for some not so serious adventures. O.`s apartment wasn`t even locked. Too damn careless. The door was pulled open violently. O. in some excitingly tight silky thing that went down to her elbows and the middle of her calves and showed plenty of the sections in between ... She`d always known how to tease his eyes successfully.
      "Step right in, I had expected you," she said.
      He made a sign that asked whether she was alone, she nodded, and he still had enough of the old trust. There was a man in the living room, however, and if X. hadn`t had his hand on the trigger beneath his trench coat he would have been dead instantly. Instead of a tall wimp he seemed to remember as A. from way back when ...
      "Another trench coat ruined," said X. coolly as he took it off and handed it to O. O. seemed an idol of obedience all of a sudden. Her moist eyes didn`t leave X.`s face for a second, and was it true or not? there seemed to be some admiration in them. Cherry black beauties, and the rest of her just the same.
      X. sat down on the sofa he vaguely remembered having seen somewhere else. His memories seemed out to trap him today. Without asking, O. served him a B. M., X`s favorite drink. "I have been waiting for you all these years, and when I finally get to see you, you probably won`t believe me," O. said, kneeling at X.`s feet.
      "Depends on the action that goes with it," X. said with a cool smile. "You know I`ve always had a soft spot for you as far as that`s concerned," she hastily replied.
      "Saying it might not be good enough for once, O.," X. said.
      O. pulled her dress apart. Underneath she was entirely and adorably naked.

      "Sex, to me, is just another deal, as you know, O.," X. said, "and please pull those in." (He touched the brown points of her perfectly rounded breasts.)
      O. lowered her eyes and wrapped the dress around herself once more. "You despise me," she said in a toneless voice. "Yes, indeed, I do," X. said, bending forward and taking her chin in his strong hand, "especially for what you done to me tonight."
      "Believe me, I had to," O. said, and tears were welling up in her eyes. X. made a neglectful motion, raised her chin and let go.
      "Kneel down with your backside to me and slowly lift your dress in back," he ordered. O. smiled a little - she seemed to remember the game - and did as he had said. X. looked at the beautifully exposed rounds and the tuft of black hair between them for a long time, then he got up and left the apartment.

      Three.

      He hadn`t even touched his favorite drink, so deep in thought was he. Was it really true what O. had told him? Was there such a thing as true love among agents? He didn`t know, and he didn`t care much at this moment. There were a couple of other people he had to take care of first.

      Four.

      He blasted right into a party that was going on at E.`s house outside of D.in the mountains. Luxurious living room/dining room/kitchen unit. Big black stereo blasting away with the sound of J. B. , all the people stoned out of their minds, of course. Those were things X. never went in for. Nobody noticed him at first, but then his presence, like a cold draft, was noticed by one person, then by another, and so on, until the whole party stood staring at him. He then took out his blackjack and walked straight up to the host, E. E. stood there in a sleezy bathrobe. X. hit E. on the left shoulder, probingly. The man was hollow.
      "Where`s your wife?" X. asked.
      E. pointed at V., a ravishingly naive blonde in a black sexy leather dress who was about to put another record on. "Tell her I want to take her right here in front of you all," X. said coldly, "and no surprises, please, you mucker! I`ll be holding this dreamer all the time."
      The blonde had obviously listened, for she gave X. an intense stare.
      "Aren`t you L., the lousy bastard who licked me in P.?" she said menacingly. Everybody started laughing. Of course everybody knew about it, they`d never known it had been X., but it made a lot of sense. Only he could have done it. X. smiled. There were some old-timers here, and he sure appreciated it.
      "Come on, baby, let`s strip," he said to the blonde.
      She slid one zipper down and stepped out of the leather device. She had not a single hair on her body. "There, you kiss-ass," she said haughtily, walked over to X. , turned her back to him and bent over. X. enjoyed the sight of her face through her thighs for a while, then he turned, lashed out with the blackjack and let E. have it.
      "Back to work now," he said, moving his hat back.

      Five.

      That night he showed the blackjack and the silvery ones quite a bit. Once he had to be somewhat explosive, but he always had his way. This is what X. was known for. It was not what L. had been known for. L. had been a slight number everybody could push around. L. had had some surgery done and now he was X. And before he had been L. he had been U., with another masterpiece of surgery. It was amazing what medicine could do nowadays, and right in the middle of B.!

      Six.

      Q. was the hardest case. X. used his card for the computer room and searched for Q. He found that Q. had a wife - they were divorced - and three kids who stayed with the wife. Q.`s current location was supposedly M. Uhuh, X. thought, that`s why. And Q. sure wasn`t in M. tonight. But X. had a good idea of where he was ...

      Seven.

      She was cute, had cute little legs as if made on a lathe, a cute little shy smile, and she was as deadly as acid. You didn`t fool around with this specialist. For that she was. She was generally known as "The K." That said enough. She was also Q.`s closest co-worker. She was elusive, but X. had ways. She was having a Chinese meal at a place named K.F. X. sat down at her table and didn`t say anything for a while. He just kind of leered at her. You didn`t show fear when you were afraid. But this had to be done.
      Finally he said one word, and it was: "Q.!"
      He felt something sharp penetrating his thigh under the table. One of K.`s famous r.b.s. Well, nothing was for free. It slashed up, then a little sideways. He knew he must be bleeding like an h. by now. Was it worth it? The pain was so sharp he could not speak any more. K.`s lips formed two words, without saying them. They were: "Fuck Q." Then she smiled a slow, long, drawn-out smile.
      She got up, but when she did something unexpected happened to her. X. shot her right then and there. And his silvery weapon sure didn`t make a lot of noise. He was out before anybody noticed.

      Eight.

      By the time he reached the top of the stairs he was pulling himself up with his arms. His legs had long ceased to function. There must be a trail of red behind him. Q. didn`t matter anymore. One word had told him that K. had really been the head of the entire blague. O. and F. stepped out of O.`s apartment, arm in arm. X. had never seen such pity, and yes, such everlasting love, in two women`s eyes. For O. was F.

      The end.

      Copyright © by J. Beilharz, 1982 / 1999
      Avatar
      schrieb am 11.01.06 16:45:21
      Beitrag Nr. 5 ()
      Für unsere Kleinen .... ganz ohne verderblichen Einfluss von Drugs & Rock`n`Roll :D



      Als die Polizei - alarmiert von ihrem PC-Abhörnetz - in der Altbauwohnung auf dem Hollywood-Boulevard ankam, war es zu spät. Ein Körper in einem Cyberspace-Anzug lag bewegungslos über der Tastatur der jüngsten Generation eines Macintosh Quadra. Tot.

      John Malone lebte seit zehn Jahren in New York, aber seit fünf Jahren hatte er seine Dachwohnung in der Spring Street mitten in Soho nicht mehr verlassen. Sein Essen und alles, was er sonst benötigte, bestellte er über America On Line (AOL), das öffentliche Computernetz, dessen Mitglied er war - wie 100 Millionen weiterer Amerikaner. Sein Bildschirmname war R. U. Sirius. Über sein Modem verschickte er jeden Tag Marktanalysen, die er für seine Firma mit Sitz in Memphis, Tennessee, erstellte.

      Alle Kontakte, die er beruflich oder privat herstellen musste, spielten sich auf dem riesigen hochauflösenden Bildschirm ab, der an seinen IBM angeschlossen war. Der Computer hatte es ihm ermöglicht, einen über den ganzen Kontinent verteilten Freundeskreis aufzubauen. So hatte er es schon lange nicht mehr nötig, die Bars und Cafés im Cyberspace aufzusuchen.

      Vor ungefähr einem Jahr hatte John Malone Candi kennen gelernt - bei einem Fest in einer der virtuellen Begegnungsstätten für Singles der AOL. Candi war 20 Jahre alt, hatte grüne Augen und blondes Haar, aber was John mehr anzog als alles andere, war die Sinnlichkeit und Ungezwungenheit, die alle Frauen in der "Stadt der Engel" eigen waren. Es war offenkundig, dass Candi Los Angeles kaum kannte, ebenso wenig wie John sich an New York erinnerte, doch das war unwichtig, denn im Cyberspace sind Städte keine Städte: Sie sind Ideen.

      Candi erinnerte John an Frauen, die er in Kalifornien gesehen hatte, bevor er endgültig in die virtuelle Welt eingetreten war. An diese Zeit erinnerte er sich nur noch wie an einen Traum. Zuweilen kamen ihm flüchtige Bilder in den Sinn, verwandelt in platonische Reminiszensen. Candi ist nichts weiter als ein wunderschönes Bild auf dem Computerbildschirm, erschaffen von Candi selbst. John schuf ebenfalls ein Bild seines Körpers, das bei Candi zu Hause auf dem Bildschirm erschien.

      Sie redeten ganze Nächte lang, widmeten einander Lieder, die sie aus dem Verzeichnis der digitalen Aufnahmen des AOL-Servers auswählten und über ihre in den Computer integrierten Stereoanlangen hörten.

      Doch sie redeten nicht nur. Manchmal zogen sie Cyberspace-Anzüge mit elektrischen Stimulatoren an den erogenen Zonen an. Wenn der Partner auf der anderen Seite des Kontinents den Cursor auf dem Bildschirm zu einem dieser Punkte bewegte und ihn anklickte, spürte der andere eine Liebkosung.

      John verliebte sich immer heftiger in Candi, doch im selben Maß wie seine Leidenschaft wuchs auch sein Misstrauen. In der virtuellen Welt, auf der Datenautobahn, so schien es John, war der Wert der Treue wichtiger denn je. Und da verschiedene Indizien seinen Verdacht nährten, dass seine Geliebte Beziehungen zu anderen AOL Mitgliedern unterhielt, beschloss er, der Sache auf die Spur zu kommen.

      Er schuf einen zweiten Bildschirmnamen, D. Juan 007, mit dem er versuchen wollte, Candi 2000 kennen zu lernen und sie zu verführen. Für D. Juan 007 erfand er einen Körper, der zwar nicht schöner war als der von R. U. Sirius - denn das war seiner Ansicht nach unmöglich - der aber Candis Vorlieben eher entsprach. Eines nachts schließlich schlief Candi virtuell mit D. Juan 007. John fühlte sich mit sich selbst betrogen. Er begann, Candi zu hassen, und beschloss sie zu töten. Über den Computer zog er die gesamte verfügbare Literatur über den virtuellen Liebesakt zu Rate. -

      Bei der nächsten Begegnung bat er Candi, ihren virtuellen Anzug anzulegen. Sie tat es, überzeugt, dass er das gleiche tun würde, doch darin täuschte sie sich: die sanften Elektroschocks, die sie leidenschaftlich aussandte, verloren sich nutzlos in Johns Anzug, der die ganze Zeit an seinem Haken hing.

      In der Zwischenzeit betätigte R. U. Sirius sorgfältig die Klicks, die nötig waren, um Candi völlig verrückt zu machen. Klick, klick, klick. Candi kam zum Höhepunkt, einmal, zweimal, doch R. U. Sirius hörte nicht mehr auf, klick, klick, klick, kliiick... bis zum bitteren Ende, bis Candi tot war, hingerichtet durch Elektroschocks.

      Die Polizei in Los Angeles brachte den verbrannten Körper ins Leichenschauhaus. Unter dem Anzug, der ihn getötet hatte, fand man den Körper eines etwa 50-jährigen Mannes. Da niemand aus der realen Welt kam, um ihn zu identifizieren, gaben die Behörden eine Anzeige im AOL auf: Im Netz hatte der Mann den Bildschirmnamen Candi 2000 benutzt.

      (aus: Süddeutsche Zeitung, , Beilage Nr. 45 v. 23.2.95)

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      Avatar
      schrieb am 14.01.06 16:55:17
      Beitrag Nr. 6 ()
      :cool:


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