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    Der unmoralische Morales: Zwangsenteignungen und Erpressung - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 05.05.06 19:52:31 von
    neuester Beitrag 07.05.06 13:08:23 von
    Beiträge: 22
    ID: 1.058.278
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      schrieb am 05.05.06 19:52:31
      Beitrag Nr. 1 ()
      Evo Morales verstaatlicht Öl- und Gasvorkommen

      Es scheint, das Außenministerium der USA muß seine Liste der „Schurkenstaaten" bald wieder einmal erweitern. Kuba und Venezuela standen zwar schon bisher drauf, aber nun macht auch Boliviens neuer Präsident Evo Morales , dem man das so schnell gar nicht zugetraut hatte. Ernst. Mit Wirkung vom 1. Mai wurden die Öl- und Gasressourcen des Landes verstaatlicht. Einheiten des Militärs besetzten am 1. Mai 56 Förderanlagen, um eine „ungestörte Produktion" zu gewährleisten. Betroffene ausländische Konzerne haben jetzt 180 Tage Zeit, neue Verträge, die sicher etwa ungünstiger ausfallen werden, abzuschließen.

      Präsident Morales kündigte darüber hinaus „weitere Verstaatlichungen" an. Insbesondere die Minen und die Forstwirtschaft, aber dann auch „andere Reichtümer" des Landes würden wieder in die Hände des Volkes zurückgeführt. „Wir haben gerade erst angefangen und es gibt noch viel zu tun." ließ Morales wissen. Dabei werde man „notfalls mit Gewalt" vorgehen. Dieser Schritt ist die zweite „Provokation" die der neue bolivianische Präsident den internationalen Konzernen angedeihen läßt. Schon vor wenigen Tagen hatte Morales gemeinsam mit Fidel Castro und Hugo Chavez ein Freihandelsabkommen der drei Länder abgeschlossen, das sich ausdrücklich gegen die USA richtete. Diese setzt seit einiger Zeit auf den Abschluß bilateraler Abkommen mit lateinamerikanischen Staaten, um diese in eine Freihandelszone mit den USA zu bringen. Obsolet wird durch diesen Schritt auch der Andenpakt, dem nach wie vor Länder wie Ekuador und Kolumbien angehören. Venezuela unter Chavez war daraus vor kurzem ausgetreten.

      Von den Verstaatlichungen sind mehr als 20 internationale Konzerne, darunter u.a. Exxon, British Gas, BP, Repsol und Total betroffen. Sprecher der Konzerne bezeichneten das Vorgehen der bolivianischen Regierung denn auch als „unfreundlichen Akt". Im selben Sinne äußerten sich auch staatliche Vertreter, darunter auch Sprecher der als „links" geltenden spanischen Regierung. Die Botschaft der USA will die Koordination des Vorgehens gegen diesen Schritt übernehmen, der Chef von Petrobras brach einen Auslandsbesuch ab um mit dem brasilianischen Staatspräsidenten Lula über weiteres zu beraten.

      Die Beschlüsse der bolivianischen Regierung sehen vor, daß alle Produktionsanlagen - und zwar die ganze Produktionskette - innerhalb von 6 Monaten unter Kontrolle des bolivianischen Staatskonzerns Yacimientos Petroficeros Fiscales Bolivianos (YPFB) gestellt werden . Bolivien besitzt nach Venezuela die zweitgrößten Gasvorräte in Lateinamerika und die Einnahmen machen derzeit 15 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. Die jetzt wieder verstaatlichten Anlagen waren zum Teil erst in den 90er Jahren, als der Weg des Neoliberalismus ohne Alternative schien, privatisiert worden. Werden Morales´ Pläne tatsächlich Realität, bleibt den internationalen Konzernen nur noch die Rolle des Produktionsbetreibers, dem allerdings immer noch 50 Prozent des Produktionswertes zugestanden werden.

      http://www.rbi-aktuell.de/cms/front_content.php?client=1&lan…

      Die Zivilbevölkerung, die die Folgen der engstirnigen Taten dieses unverantwortlichen Wahnsinnigen ausbaden muß, kann einem jetzt schon leid tun! :mad::(
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 20:09:27
      Beitrag Nr. 2 ()
      Die Zivilbevölkerung, die die Folgen der engstirnigen Taten dieses unverantwortlichen Wahnsinnigen ausbaden muß, kann einem jetzt schon leid tun!

      Diese Aussage ist etwas voreilig. Der Masse des Volkes geht es doch seit Jahren schlecht. Und: was haben den Menschen letztendlich die Privatisierungen gebracht? Das Elend wurde keinesfalls kleiner!
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 20:11:54
      Beitrag Nr. 3 ()
      Die Zivilbevölkerung, die die Folgen der engstirnigen Taten dieses unverantwortlichen Wahnsinnigen ausbaden muß, kann einem jetzt schon leid tun!

      Na, dann ist die Verstaatlichung ja nicht so schlimm, denn das Volk tut mir auch jetzt schon leid und leidet unter größt erdenklicher Armut.

      Ich bin zwar selbst von der schon länger durch Morales angekündigten Verstaatlichung betroffen, finde die Stoßrichtung aber in Ordnung, wenngleich die Mittel ein wenig martialisch anmuten. Auch Eritrea hat jüngst Goldminen okupiert, wobei das letztlich nur dem Zweck diente, die Anteile des Staates zu erhöhen und die Steuern/Royalties zu erhöhen.

      Darauf wird es in Bolivien - genau wie übrigens aktuell in Peru - hinauslaufen und das ist absolut in Ordnung so und wird auch von den internationalen Konzernen problemlos geschluckt. Brasiliens Präsident Luna hat ebenfalls grundsätzliches Verständnis geäußert, soweit das sein Amt zuläßt.

      Art
      Avatar
      schrieb am 05.05.06 20:36:14
      Beitrag Nr. 4 ()
      fakt ist, daß bolivien große Rohstoffvorkommen hat und gleichzeitig eines der ärmsten Länder der Welt ist.

      Warum also nicht ?
      Als Norwegen seine Rohstoffe in die Hand nahm, hat sich kein Schwein aufgeregt.

      "Zur Verhinderung eines negativen Einflusses der Öl-Einkünfte auf die Wirtschaft des Landes sowie zum Schutz des Landes vor Haushaltsdefiziten durch demografische Faktoren, hat der Storting (norwegisches Parlament) im Jahr 1990 den Norwegian Government Petroleum Fund (staatlich norwegischer Öl-Fond) geschaffen. Die Einkünfte des Fonds generieren sich aus dem Netto-Kapitalfluss der von der Regierung getätigten Ölgeschäfte und den Erträgen aus dem Kapital des Fonds. Zu Ende des Jahres 2002 betrug der Wert des Fonds ca. NOK 609 Milliarden (ca. EUR 76.13 Milliarden). Im Jahr 2002 fiel der Wert um ca. NOK 4.5 Milliarden (ca. EUR 563 Millionen)."

      wollen hoffen, daß beim Volk auch was von dem Reichtum ankommt und der Idealist Morales nicht dem Charme der Korruption und Luxus verfällt
      Avatar
      schrieb am 06.05.06 09:01:31
      Beitrag Nr. 5 ()
      Südamerikas Unheilsbringer

      Südamerikas Caudillos haben derzeit wieder Hochkonjunktur. Diese autoritären Führer haben die Geschichte des Kontinents seit den Unabhängigkeitskriegen Anfang des 19. Jahrhunderts geprägt - meist zum Schlechten. Mit ihrem Charisma gewinnen die Caudillos die Massen für sich und sichern ihre Macht wenn nötig mit Gewalt ab. Die Verfassungen ihrer Länder biegen sie nach ihren Interessen zurecht. Das tat schon der grosse Freiheitsheld Simon Bolivar (1783-1830). Bolivar kämpfte für ein politisch vereinigtes Südamerika. Im Laufe der Unabhängigkeitskriege gegen Spanien glitt er vom liberalen Visionär zum Diktator ab.

      Die moderne Variante der als Heilsbringer verehrten Führer sind der kubanische Diktator Fidel Castro und Venezuelas autoritärer Präsident Hugo Chavez. Mit Vorbehalt lässt sich auch der neue bolivianische Präsident Evo Morales dazu rechnen. Er bedient sich der typischen Caudillo-Ideologie, welche die verarmten Massen mit unverhohlenem Nationalismus, Reden über die soziale Gerechtigkeit und der Suche nach dem Sündenbock begeistert. Ob Morales zum autoritären Staatschef wird, ist noch nicht absehbar. Er ist aber schon jetzt der engste Verbündete von Castro und Chavez. Auch die radikale Indio-Bewegung, die ihn an die Macht gebracht hat, lässt nichts Gutes ahnen.


      In weiteren Ländern sind Caudillos in Warteposition. In Peru geht Ex-Offizier Ollanta Humala in die Stichwahl um die Präsidentschaft und in Nicaragua arbeitet Ex-Diktator Daniel Ortega an der erneuten Machtergreifung. Oberwasser erhalten diese Figuren typischerweise in politisch und wirtschaftlich zerrütteten Staaten. So hatte Venezuela jahrzehntelang unter einem korrupten Zwei-Parteien-System gelitten, und Boliviens Eliten haben es nie verstanden, die Bodenschätze des Landes zum Wohle der Mehrheit zu verwenden.

      Weil die heutigen Caudillos Linkspopulisten sind, entsteht der Eindruck einer Renaissance der Linken in Südamerika. Der Trend nach links ist tatsächlich unbestreitbar. Wichtige Staaten wie Brasilien und Chile werden links regiert. In diesen Ländern ist die politische Linke aber Teil der etablierten Parteien, die sich an die Verfassung halten. So hat die Wahl des Arbeiterführers Lula da Silva zum brasilianischen Präsidenten zu keiner Umstülpung der politischen und gesellschaftlichen Ordnung im Land geführt. Radikale Linksaktivisten - auch in Europa - sind deshalb enttäuscht über ihr früheres Idol.
      Dagegen versuchen die Caudillos, ihre Länder umzugestalten. Ihre Ideen sind eine diffuse Mischung aus Sozialismus und Nationalismus. Im Umfeld von Evo Morales wie von Ollanta Humala schwingt offener Rassismus der Indios gegen die Oberschicht aus Weissen und Mestizen mit. Nicht von ungefähr liess sich Morales in einer obskuren Indio-Krönungszeremonie ins Präsidentenamt einführen. Hugo Chavez experimentiert mit seiner «bolivarischen Revolution», die hauptsächlich darin besteht, die armen Massen mit Hilfsmissionen zu kaufen. Dass Venezuela der fünftgrösste Ölexporteur ist, kommt Chavez dabei gelegen.


      Auch Morales hat diese Woche den Energie-Sektor seines Landes verstaatlicht. Dass er die Erdgasfelder kurzerhand vom Militär hat besetzen lassen, entspricht alter Caudillo-Manier. Morales will die ausländischen Investoren zwar nicht ganz vertreiben, will aber ihre Steuern auf den Produktionswert vom geförderten Gas und Öl von 50 auf 82 Prozent erhöhen. Zu befürchten ist, dass Populist Morales die neuen Einnahmen nicht nachhaltig einsetzt, sondern nach kurzfristigen politischen Erwägungen. Dass er sein Kabinett unter anderem mit Putzfrauen besetzt, dürfte die Sache noch verschlimmern.

      Der Griff des Staates auf ganze Industriezweige wird zudem die ausländischen Investoren vor künftigem Engagement abschrecken. Gerade Bolivien wäre für seine Entwicklung auf ausländische Investitionen und vor allem auf Know-how angewiesen. Die linksnationalistische Politik von Morales dürfte im Desaster enden, wenn die Förderquoten mittelfristig einbrechen.
      Die südamerikanischen Heilsbringer werden ihre Länder in die Sackgasse führen. Kuba, das Reich des amts- ältesten Caudillos, sollte eigentlich Warnung genug sein.

      http://www.thurgauerzeitung.ch/default2.cfm?vDest=Artikel&id…

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      Avatar
      schrieb am 06.05.06 09:14:57
      Beitrag Nr. 6 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.453.062 von CaptainFutures am 06.05.06 09:01:31Ja, die neokonservative Kampfpresse ist in heller Aufregung und tut immer so, als habe der bisherige neo-imperialistische Weg vieler Südamerikanischer Länder wahren Segen in die Region gebracht. Ganz zu schweigen, von den USA-Getreuen Staatsschlächtern, wo man Fünfe gerade sein läßt, solange man billig an Kupfer, Öl und sonstige Rohstoffe kommt. Das Interessante an diesen sog. Journalisten ist, dass sie in ihren Kommentaren nicht nur diese Aspekte verschweigen, sondern gänzlich davon Abstand nehmen, das Wohl dieser Länder in den Mittelpunkt zu stellen...aber darum geht es bei diesem Lobbyjournalismus auch gar nicht.

      Morales wird jetzt ausloten müssen, wieviel mehr an Staat und Steuern die Multis hinnehmen werden, aber ich denke, dass die Grenznutzen einer Petrobas weit über denen in anderen Ländern liegen. Norwegen ist übrigens ein gutes Beispiel - die Beschwerden der internationalen Gesellschaft über die extrem hohen Steuern halten sich auch in Grenzen und ein Posting zu diesem Thema von unserem Islamexperten CaptainFutures habe ich auch noch nicht gefunden :laugh:

      Art
      Avatar
      schrieb am 06.05.06 09:38:49
      Beitrag Nr. 7 ()
      mal ein etwas sachlicherer Bericht zum Thema:


      taz vom 6.5.2006, S. 11, 239 Z. (Kommentar), TONI KEPPELER

      Lateinamerikas offene Öladern
      Die Nationalisierung der bolivianischen Öl- und Gasvorkommen war nicht allzu radikal. Erst wenn Evo Morales zu Enteignungen greift, drohen harte Konflikte - auch mit den USA
      Man hat sich schon daran gewöhnt, dass Politiker gerne große Versprechen machen, sie aber nie einhalten. So sehr, dass man überrascht, sogar ein bisschen empört ist, wenn einer dann tatsächlich tut, was er angekündigt hat. In Lateinamerika sorgen erstaunlicherweise gerade die größten aller Maulhelden für solche Überraschungen: Der Populist Hugo Chávez, Präsident von Venezuela, redet zwar viel und lange, tut aber oft auch das, was er angekündigt hat. Jetzt hat es auch sein bolivianischer Kollege Evo Morales getan. Die Nationalisierung der Öl- und Gasvorkommen des ärmsten Landes Südamerikas kam nicht aus heiterem Himmel. Morales hat bereits als Oppositionsführer 2004 ein Referendum eben dieses Inhalts durchgesetzt. Die Nationalisierung der Bodenschätze war ein zentraler Teil seines Wahlprogramms. Am 1. Mai nun hat er sie per Dekret vollzogen. Dies sei "das beste Geschenk, das man den Arbeitern an ihrem Tag machen kann".

      Der Zeitpunkt war geschickt gewählt: Im Konflikt um das iranische Atomprogramm droht die Regierung in Teheran immer wieder, dem Westen kein Öl mehr zu liefern. In Nigeria, Afrikas größtem Erdölproduzenten, stockt die Produktion wegen bürgerkriegsähnlicher Zustände in den Fördergebieten. Die Bevölkerung dort will mehr abbekommen vom Reichtum in ihrem Boden. Die russische Regierung deutet immer wieder an, Öl und Gas vielleicht doch lieber nach China als in den Westen exportieren zu wollen. In den von Öl- und Gasimporten abhängigen Industrienationen nimmt die Nervosität zu. Die Preise erreichen Rekordhöhen. Und die USA, die alles regeln könnten, sind vom Irak abgelenkt. Sie kümmern sich seit Jahren nicht mehr darum, ob in ihrem lateinamerikanischen Hinterhof alles so läuft, wie sie es sich wünschen.

      Und dort läuft längst nicht mehr alles nach dem Gusto Washingtons: Sozialdemokratische und linkspopulistische Regierungen dominieren den Halbkontinent; an eine gesamtamerikanische Freihandelszone, wie sie sich schon Präsident George W. Bushs Vorgänger Bill Clinton gewünscht hatte, glaubt kaum mehr einer. Auch innenpolitisch steht Morales prächtig da: Nie vor ihm wurde ein Präsident in der demokratischen Geschichte Boliviens mit so großer Mehrheit gewählt. Günstige Umstände also für einen radikalen Schritt.

      Besonders radikal freilich war das bislang zumindest nicht. Zwar schickte Morales Soldaten auf die Förderanlagen und schritt im Blaumann und mit Schutzhelm selbst zur Tat. An den Besitzverhältnissen aber hat sich vorerst nichts geändert. Das Dekret zur Nationalisierung der Öl- und Gasvorkommen - der dritten schon in den vergangenen siebzig Jahren - tastet das Eigentum der internationalen Energiekonzerne nicht an. Die verhielten sich zwar immer so, als seien sie die Herren über Öl und das Gas. Tatsächlich aber besitzen sie bloß die Förderanlagen.

      Die Bodenschätze gehörten schon immer dem Staat. Die Energiekonzerne bekommen für die Förderung lediglich einen Teil des Erlöses. Bis Mitte vergangenen Jahres waren das in Bolivien satte 82 Prozent, für den Staat blieben gerade 18. Carlos Mesa, der Amtsvorgänger von Morales, erhöhte den Staatsanteil auf 50 Prozent. Das jetzt verkündete Dekret erhöht ihn noch einmal auf jetzt 82 Prozent. Allerdings nur für Anlagen, die mehr als 100 Millionen Kubikfuß Gas pro Tag fördern. Für die anderen - und das ist die Mehrheit - ändert sich gar nichts. Außer der Kontrolle. Das Dekret schreibt ausdrücklich fest, dass Öl und Gas von der Förderung über die Aufbereitung bis zur Vermarktung unter der Kontrolle des Staatsbetriebs Yacimientos Petrolíferos Fiscales Bolivianos (YPFB) stehen. Damit soll verhindert werden, dass internationale Konzerne die Bodenschätze am bolivianischen Fiskus vorbei vermarkten - was in der Vergangenheit wohl in großem Stil geschah.

      Die internationalen Reaktionen auf die Nationalisierung fielen verhältnismäßig zurückhaltend aus. Auf den Energiemärkten werden keine größeren Auswirkungen erwartet. Bolivien besitzt zwar die zweitgrößten Gasreserven Amerikas, die meisten aber sind noch nicht erschlossen. Exportiert wird nur nach Brasilien und Argentinien. Brasiliens Präsident Lula da Silva ließ sich schnell mit der Zusicherung beruhigen, das Gas werde wie gehabt weiter geliefert. Der staatliche brasilianische Energiekonzern Petrobras, der im vergangenen Jahrzehnt rund 1,5 Milliarden Dollar in Bolivien investiert hat, grummelte ein bisschen. Genauso die spanische Regierung, die sich um das spanisch-argentinische Konsortium Repsol-YPF sorgt. Das hat rund eine Milliarde Dollars in Bolivien investiert.

      Trotzdem kann es noch richtig Krach geben. Das Nationalisierungsdekret gibt den internationalen Energiekonzernen 180 Tage Zeit, um neue Verträge mit der bolivianischen Regierung auszuhandeln. Morales kann dabei nicht hinter die im Dekret gesetzten Eckmarken zurück, ohne das Gesicht zu verlieren. Das engt den Verhandlungsspielraum erheblich ein. Sollten am Ende keinen neuen Verträge stehen, hat Energieminister Andrés Soliz Rada bereits mit Enteignungen gedroht. Der eine oder andere Investor könnte durchaus frustriert das Handtuch werfen. Und die US-Regierung könnte Enteignungen als Vorwand nehmen, um dem Linkspopulismus in Lateinamerika einen schweren Schlag zu versetzen. Anders als im Fall Venezuela sind die Vereinigten Staaten nicht von der Öl- und Gasproduktion Boliviens abhängig. Es ist leicht, Morales zu schlagen und Chávez zu meinen. Und ganz nebenbei könnte Bush damit ein zweites Problem erledigen: Morales will nicht nur die Kontrolle über die Bodenschätze, sondern auch den Anbau von Koka legalisieren.

      Ein Staatsstreich in Bolivien ließe sich gefahrlos inszenieren. Verbündete gibt es genug. Die mächtigen Unternehmer der reichen Provinzen im Tiefland, wo die Öl- und Gasfelder liegen, wollen ohnehin möglichst viel Unabhängigkeit von der Zentralregierung und ihren Reichtum nicht mit den armen Hochlandindios teilen. Die Regierung in Washington müsste sie bloß ein bisschen anstacheln und ihnen finanziell und organisatorisch unter die Arme greifen, schon könnte Bolivien im Chaos versinken - wie Chile Anfang der Siebzigerjahre unter dem sozialistischen Präsidenten Salvador Allende. So etwas lässt sich mit geringem Aufwand trotz des Schlamassels im Irak bewerkstelligen. Am Ende bräuchte es gar keinen Militärputsch. Die Bolivianer haben in den vergangenen Jahren oft genug bewiesen, dass sie auch ohne Soldaten ihre Präsidenten stürzen können.

      Sollte Morales statt der versprochenen Gas-Millionen nur noch mehr Armut und Chaos bringen, ist er schnell aus dem Amt verjagt. Und der Versuch, die seit über 500 Jahren "offenen Adern Lateinamerikas" (Eduardo Galeano) langsam wieder zu schließen, wäre gleich zu Beginn gescheitert. TONI KEPPELER
      Avatar
      schrieb am 06.05.06 09:50:40
      Beitrag Nr. 8 ()
      Bravo!
      Avatar
      schrieb am 06.05.06 10:13:29
      Beitrag Nr. 9 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.449.818 von CaptainFutures am 05.05.06 19:52:31Es scheint, das Außenministerium der USA muß seine Liste der „Schurkenstaaten" bald wieder einmal erweitern. - Du bringst es auf den Punkt! Alle Länder, die ihre Bodenschätze nicht für fast umsonst den USA bzw. dem Weltmarkt zur Verfügung stellen, sind Schurkenstaaten!
      Schade, dass die US-Regierung sich nicht getraut dies auch so offen auszusprechen, denn noch sucht sie auf aller Welt - bevorzugt aber in Ländern mit großen Öl- und Gasvorkommen - nach terroristischen Gruppen, damit diese Länder zwangsdemokratisiert werden können.
      Avatar
      schrieb am 06.05.06 10:22:33
      Beitrag Nr. 10 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.453.356 von Art Bechstein am 06.05.06 09:38:49Ja, die neokommunistische Kampfpresse fühlt sich jetzt bestätigt und tut immer so, als habe der bisherige demokratisch-kapitalistische Weg vieler Südamerikanischer Länder nur Schaden und Unheil in die Region gebracht. Ganz zu schweigen von den Castro-Getreuen Putschistenschlächtern, wo man Fünfe gerade sein läßt, solange man dann durch Mord und Totschlag sich die Macht erschlichen hat und endlich die Zivilbevölkerung (die man zuvor mit viel zynischer nationalistischer Propaganda hinter sich gescharrt hat) terrorisieren kann. Das Interessante an diesen sog. Journalisten ist, dass sie in ihren Kommentaren nicht nur diese Aspekte verschweigen, sondern gänzlich davon Abstand nehmen, das Unheil dieser Länder in den Mittelpunkt zu stellen...aber darum geht es bei diesem Lobbyjournalismus auch gar nicht.
      Der unmoralische Morales wird jetzt ausloten, wie tief und dick seine Brieftaschen sind und wieviel Ausbeutung und Plünderung die Zivilbevölkerung hinnehmen wird, aber ich denke, daß der baldige Ruin dieser steinzeitsozialistischen Bemühungen sich bald in Wohlgefallen auflösen werden und die Zukunft in anderen demokratischen und wirtschaftsfreundlichen Ländern liegt. Brasilien ist übrigens ein gutes Beispiel - die Beschwerden der vierten Internationale über die extrem erfolgreiche liberal-kapitalistische Wirtschaft halten sich auch in Grenzen und ein Posting zu diesem Thema von unserem Wirtschaftsexperten Art Bechstein habe ich auch noch nicht gefunden :laugh:
      Avatar
      schrieb am 06.05.06 10:23:45
      Beitrag Nr. 11 ()
      Kreise: Ausländische Gaskonzerne wollen mit Bolivien verhandeln
      Fr Mai 5, 2006 7:29 MESZ

      La Paz (Reuters) - Ausländische Energiekonzerne haben sich bolivianischen Regierungskreisen zufolge bereit erklärt, ihre Verträge für die Ausbeutung der Gasvorkommen in dem Andenstaat neu zu verhandeln.

      Damit erfüllen sie eine Bedingung von Präsident Evo Morales, nachdem dieser am Montag die Gasindustrie des Landes verstaatlicht hatte.

      Der staatliche Ölkonzern YPFB habe bereits vorläufige Kontakte zu den ausländischen Firmen aufgenommen, die in Bolivien tätig seien, sagte ein Mitarbeiter der Regierung der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. Die Unternehmen, darunter auch der brasilianische Energieriese Petrobras und die spanische Repsol YPF, hätten sich bereit erklärt, kommende Woche in Verhandlungen einzutreten.

      Morales hatte am 1. Mai ein Dekret unterzeichnet, nach dem alle ausländischen Unternehmen sofort die Lizenzen für ihre Erdgasfelder dem Staat übergeben und die neuen Betriebsverträge innerhalb von 180 Tagen unterzeichnen müssen. Andernfalls drohe ihnen die Ausweisung. Die Armee wies er an, die Erdgasfelder im Land zu besetzen. Bolivien verfügt nach Venezuela über die zweitgrößten Erdgasvorkommen in der Region.
      http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=compa…

      Man wird sich einig werden :laugh:
      Avatar
      schrieb am 06.05.06 10:28:11
      Beitrag Nr. 12 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.453.491 von StellaLuna am 06.05.06 10:13:29Tut mir leid Stella, Du hast den Begriff Schurkenstaaten bis heute nicht begriffen. :rolleyes:
      So wie Du ihn hier wieder unterstellst wird er jedenfalls von niemandem definiert und gebraucht. :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 06.05.06 10:44:22
      Beitrag Nr. 13 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.453.534 von CaptainFutures am 06.05.06 10:28:11Die Definition der US-Regierung
      Als „Schurkenstaaten“ bezeichnet die US-Regierung eine Gruppe von diktatorisch regierten Staaten, die sich angeblich aggressiv gegenüber anderen Ländern verhalten und nach Ansicht der US-Regierung die Stabilität ganzer Weltregionen untergraben und sich zugleich internationalen Verhandlungen verweigern. Als typische Muster von Fehlverhalten gelten der Bush-Regierung dabei die Unterstützung des Terrorismus und das Streben nach Massenvernichtungswaffen, vor allem nuklearen. Über die betroffenen Staaten wurden in unterschiedlichen Konstellationen durch multinationale Organisationen (UNO), Staatengruppen (EU und/oder Einzelstaaten (USA) Sanktionen erlassen, wobei dies in aller Regel keine Zustimmung zur These von den „Schurkenstaaten“ der gegenwärtigen US-Regierung implizierte.
      http://de.wikipedia.org/wiki/Schurkenstaat

      Welche Kriterien treffen Deiner Meinung nach auf Bolivien zu?
      Avatar
      schrieb am 06.05.06 10:49:50
      Beitrag Nr. 14 ()
      In der August-Ausgabe 2002 von Le Monde diplomatique, die in Deutsch von der taz herausgegeben wird, erschien eine Analyse von Noam Chomsky, Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT), Boston.

      Das Besorgnis erregende Konzept vom Schurkenstaat
      Von Noam Chomsky

      Im Juni hat das US-Außenministerium den Ausdruck "Schurkenstaat" aus seinem diplomatischen Wortschatz gestrichen. An seine Stelle ist der Begriff "state of concern" getreten (Besorgnis erregender Staat), was nunmehr ein flexibleres Vorgehen gegenüber solchen Staaten gestattet. Der alte Begriff "rogue state", den man auch mit Banditen- oder Pariastaat übersetzen kann, war für eine scharf umrissene Gruppe von sieben Staaten reserviert (nämlich Nordkorea, Kuba, Irak, Iran, Libyen, Sudan und Syrien). Diese Staaten unterstützen nach Auffassung der US-Regierung den Terrorismus und wurden bzw. werden deshalb von den USA einseitig mit Sanktionen belegt.

      http://www.erdkunde-wissen.de/erdkunde/land/asien/nordkorea/…
      Avatar
      schrieb am 06.05.06 11:24:46
      Beitrag Nr. 15 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.453.593 von StellaLuna am 06.05.06 10:49:50Chosmky ist ein hundertfach überführter Lügner wußtest Du das noch nicht: Thread: The Top 100 Chomsky Lies :O

      Hast Du es jetzt schon nötig Lügner als Kronzeugen Deiner kruden Theorien zu bemühen? :(
      Avatar
      schrieb am 06.05.06 11:26:22
      Beitrag Nr. 16 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.453.581 von StellaLuna am 06.05.06 10:44:22Welche Kriterien treffen Deiner Meinung nach auf Bolivien zu?

      Diese Frage müßtest Du beantworten, denn Du hast übermütiger weise behauptet: "Alle Länder, die ihre Bodenschätze nicht für fast umsonst den USA bzw. dem Weltmarkt zur Verfügung stellen, sind Schurkenstaaten! "

      Dazu kann ich nur sagen:

      Das Verbreiten von Falschmeldungen etc. ist auch im Internet strafbar und wird ggf. entsprechend geahndet. :eek:
      Avatar
      schrieb am 06.05.06 19:33:31
      Beitrag Nr. 17 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.453.726 von CaptainFutures am 06.05.06 11:26:22Bolivien ist kein Schurkenstaat!

      Wenn Du Chomskys Aussagen nicht akzeptierst, dann verinnerliche die von Wikipedia.

      Tatsache ist, dass Bolivien nicht in einem Atemzug mit Iran, Syrien etc. genannt werden kann, auch wenn Du das gerne so sehen möchtest.
      Avatar
      schrieb am 06.05.06 22:27:37
      Beitrag Nr. 18 ()
      zum Thema "Schurkenstaat" fällt mir immer H. Schmidt ein:

      Was Georgie in die Quere kommt..........wird weggebombt!
      Avatar
      schrieb am 07.05.06 08:53:03
      Beitrag Nr. 19 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.455.706 von StellaLuna am 06.05.06 19:33:31wikipedia ist ein eher linkslastiges Lexikon in Sachen Politik und meines Erachtens nur eine Meinung
      Avatar
      schrieb am 07.05.06 08:58:12
      Beitrag Nr. 20 ()
      andererseits weiß ich auch nicht, was captain futures hier so warum treibt.

      Wenn die Erlöse aus den Bodenschätzen des landes der gesamten Bevölkerung und dem Staatswesen als ganzes zugute kämen, wäre es für die Leute gut und sicherlich auch für die Amis. Die Beseitigung der Armut macht das Land stabiler und mehr Geld im Umlauf fördert den Konsum.

      Ich bezweifel nur, daß dieser morales das schafft. Moralisten sind nicht die besten Ökonomen.
      Avatar
      schrieb am 07.05.06 09:56:00
      Beitrag Nr. 21 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.458.208 von ignorefunktion am 07.05.06 08:58:12Morales ist kein Moralist, sondern knallharter Realpolitiker.

      - konzentriert sich auf große Gasunternehmen (für die kleinen Gasförderer ändert sich nichts)
      - fordert keine Anteile an den Projekten (wie sonst üblich in der Branche)
      - schwächt seine politischen Gegner im Tiefland Boliviens
      - setzt konsequent sein Wahlversprechen um
      - fördert die Minenindustrie, die im Hochland Boliviens tätig ist, wo seine Wähler sitzen
      - kontrolliert die Abgabemengen der Multis, die da früher schon betrogen haben
      - folgt im Prinzip dem norwegischen Vorbild

      Für mich sieht das alles sehr durchdacht aus und ich wette, dass nach ein bißchen Nachverhandeln alle großen Konzerne im Land bleiben werden und weiter in Förderanlagen investieren werden.

      Art
      Avatar
      schrieb am 07.05.06 13:08:23
      Beitrag Nr. 22 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 21.458.430 von Art Bechstein am 07.05.06 09:56:00na, bleibt abzuwarten


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      Der unmoralische Morales: Zwangsenteignungen und Erpressung