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    Die Linke hat ein taktisches Verhältnis zu den Menschenrechten - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 22.04.08 09:39:35 von
    neuester Beitrag 24.04.08 10:35:30 von
    Beiträge: 23
    ID: 1.140.624
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      schrieb am 22.04.08 09:39:35
      Beitrag Nr. 1 ()
      Von Stefan Wirner

      Essay
      Kein Herz für Tibet
      Die Partei Die Linke hat ein taktisches Verhältnis zu den Menschenrechten. Weil sie in China einen Gegenspieler des Westens erkennt, ist sie wieder einmal bereit, beide Augen zuzudrücken


      Eins muss man den Abgeordneten der Linken hoch anrechnen: Sie nehmen kein Blatt vor den Mund. Christiane Schneider zum Beispiel ist Mitglied der Hamburger Bürgerschaft und sprach dort kürzlich zum Thema Tibet. Indirekt verglich sie dabei den Dalai Lama mit dem früheren iranischen Revolutionsführer und Massenmörder Ayatollah Khomeini: Die Weltgesellschaft habe "keine guten Erfahrungen mit Religionsführern gemacht, die sich als Repräsentanten gesellschaftlicher Opposition in die Politik gedrängt haben. Ich erinnere zum Beispiel an Khomeini", sagte sie. Die Olympischen Spiele der Wirklichkeitsverdreher waren damit eröffnet.

      Schneider wurde für den Vergleich in ihrer Partei zwar kritisiert, aber nicht nur. Norman Paech, der außenpolitische Experte, unterstützte ausdrücklich ihre krude Sicht auf den Dalai Lama. Er sagte dem Berliner "Tagesspiegel", "bei aller Farbigkeit und allem schönen Traditionalismus" trage das System des tibetischen Buddhismus auch "sehr starke feudale Elemente, die hinter dem freundlichen Lächeln des Dalai Lama verschwinden". In der Frage der Menschenrechte zeigte Paech sich überzeugt, dass die Chinesen "da einen großen Schritt weitergekommen sind".

      Ausgerechnet Norman Paech, möchte man ausrufen, der ansonsten keine Berührungsängste mit Religionen hat und wie Oskar Lafontaine von einem Bündnis der Linken mit dem Islam träumt. Als Lafontaine vor einiger Zeit im Interview mit dem "Neuen Deutschland" "Schnittmengen" zwischen dem Islam und der linken Ideologie hervorgehoben hatte - etwa das Zinsverbot und die Betonung der "Gemeinschaft" - pflichtete Paech ihm bei. In einem Interview mit der "Islamischen Zeitung" sagte er über den Islam: "Wenn aber eine Religion gerade den Gerechtigkeits- und Teilungsaspekt hervorhebt, dann sind wir damit konform. ... Dies ist eine Haltung, die durchaus in der Tradition des Antimperialismus steht." Die feudalen Strukturen in manch islamischen Ländern spielen bei solchen Zielen keine Rolle mehr.

      Die Linke hat kein grundsätzliches Problem mit der Religion - es kommt ihr schlicht darauf an, in welchen Diensten diese steht. Wenden sich religiöse Führer gegen den Westen und die Demokratie, so sind sie durchaus ein möglicher Bündnispartner. Die Tageszeitung "Junge Welt", die dem radikalen Spektrum der Linkspartei nahesteht, brachte es in einem Kommentar auf den Punkt: "Khomeini war der Inspirator einer antiimperialistischen Volkserhebung, die das Antlitz der Region entscheidend verändert hat. Der Dalai Lama ist ein schmieriger Kostgänger des Westens, der die Vergangenheit einer parasitären Mönchsdiktatur verkörpert."

      Ähnlich verhält es sich mit der Einstellung der Linken zu den Menschenrechten: Ihr Verhältnis dazu ist ein strategisches. Blickt man auf die USA oder Israel, ist man schnell bei der Hand mit Vorwürfen. Geht es um die Gegenspieler des Westens, wird mit einer Ausgewogenheit kommentiert, die an den "Schwarzen Kanal" von Karl-Eduard von Schnitzler erinnert. Wenn Staaten, die als tendenzielle Bündnispartner erkannt werden, ihre Minderheiten unterdrücken, bemüht die Linke zum Beispiel gerne den Begriff der "territorialen Integrität", um die Forderung nach Einhaltung der Menschenrechte zurückzuweisen. So schreibt Michael Leutert, der Obmann für Menschenrechte in der Bundestagsfraktion der Linken: "Außer Frage steht, dass die kulturellen Traditionen der Menschen in der Region Tibet geschützt werden sowie eine dauerhafte Perspektive haben müssen. Über weitere Formen von Autonomie nachzudenken heißt aber zugleich, die territoriale Integrität Chinas - von innen wie von außen - nicht infrage zu stellen." Außer Frage - aber!

      Khomeini-Kennerin Schneider wies im Interview mit der "Jungen Welt" auf die Gefahren hin, die drohten, falls die internationale Gemeinschaft weiter Druck auf China ausübe: "Die nationale Unabhängigkeit und die damit verbundene staatliche Einheit gehören zum Grundkonsens der Volksrepublik. Dessen Erschütterung hätte unabsehbare Konsequenzen. Nicht nur für China, sondern für die gesamte Region." Die Argumentation erinnert an die Rechtfertigung von Mauerbau und Staatssicherheit: Schließlich hätten diese ja auch zur Stabilität in Zeiten des Kalten Krieges beigetragen, wie zuweilen aus der Linkspartei zu hören ist. Dass die Stabilität in China allzu oft an die Friedhofsruhe auf dem Tiananmen erinnert - wen kümmert's? Die Linke jedenfalls nicht.

      Während Paech und Co. nicht müde werden, die israelische Besetzung palästinensischen Territoriums seit dem Jahr 1967 anzuprangern, erwähnen sie die chinesische Annexion Tibets aus dem Jahr 1950 mit keinem Wort oder behaupten, dass "Tibet seit 1253 zu China gehört", wie die "Junge Welt" das tut. Vom harschen Vorgehen des chinesischen Staates in Tibet, von staatlich geleiteten Bevölkerungsumsiedlungen etwa, liest man von der Linken nichts. Dass Journalisten aus Tibet ausgewiesen wurden, ist dem Menschenrechtsexperten Leutert zwar aufgefallen, er weiß aber: "Die Forderung der Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth nach einer scharfen Reaktion des IOC sowie der EU gegenüber China aufgrund der Ausweisung der beiden letzten ausländischen Journalisten aus der Region Tibet nützt den Menschen dort gar nichts." Nützt gar nichts: Welch ein Argument! Als ob das Schweigen zum Unrecht jemals geholfen hätte!

      Geht es um China, drückt die Linke beide Augen zu. Zur chinesischen Unterstützung des sudanesischen Militärregimes, das für den Völkermord in Darfur verantwortlich ist, erfährt man von der Partei genauso wenig wie über die Verurteilung des chinesischen Online-Journalisten Hu Jia. Er wurde Anfang April zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt, weil er sich für HIV-Infizierte eingesetzt und die Olympischen Spiele in Peking kritisiert hatte. Ist das gemeint, wenn Paech sagt, China sei in Sachen Menschenrechte "einen großen Schritt weitergekommen"?

      Wo immer das chinesische Regime wegen seiner Menschenrechtspolitik verurteilt wird, erhebt die Linkspartei Einspruch - von Hamburg bis nach Brüssel. In der vorigen Woche kritisierte das Europaparlament in einer Resolution "die brutale Unterdrückung tibetischer Demonstranten durch die chinesischen Sicherheitskräfte" und forderte die "unverzügliche Freilassung" aller Inhaftierten. Für die Resolution stimmten 580 Abgeordnete, 24 stimmten dagegen, "darunter als einziger Deutscher Tobias Pflüger (Die Linke), wie die "Junge Welt" voller Nationalstolz berichtete.

      Die Partei Die Linke ist diejenige im Bundestag, die in der Regel das größte Verständnis für autoritäre Regime aufbringt: sei es für das im Iran, in Venezuela, in Kuba oder in China. Der Grund liegt ganz offensichtlich in der Gegnerschaft dieser Staaten zum Westen begründet, von dem einen oder anderen darunter erhofft man sich gar die Rettung der sozialistischen Idee. Für dieses hehre Ziel akzeptiert man dann auch als temporär erachtete Verwerfungen: Schließlich steht das Paradies der Gleichheit ja unmittelbar bevor. Diese menschenfeindliche Ignoranz ist bezeichnend für ein Milieu, das nicht verstehen will, dass Menschenrechte universell sind - oder wertlos.

      Der Autor (Jahrgang 1966) ist Germanist und arbeitet als freier Journalist in Berlin.

      http://www.welt.de/welt_print/article1922037/Kein_Herz_fuer_…
      Avatar
      schrieb am 22.04.08 09:44:49
      Beitrag Nr. 2 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.939.066 von Blanchefort am 22.04.08 09:39:35Weil sie in China einen Gegenspieler des Westens erkennt, ist sie wieder einmal bereit, beide Augen zuzudrücken

      War bei Folter-Saddam ja genauso. Da wurde auch alles zugedrückt was man zudrücken konnte. Am meisten der Verstand.
      Und beim klerikalfaschistischen Iran wird es nicht anders sein bzw. werden.
      Und in Israel bzw. Gaza wird mindestens seit dem Sechs-Tage-Krieg alles zugedrückt was geht.
      Alles in bester alter Tradition also. :(
      Avatar
      schrieb am 22.04.08 09:45:25
      Beitrag Nr. 3 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.939.066 von Blanchefort am 22.04.08 09:39:35@Blanchefort
      Haben Sie etwas Anderes von den "Demokraten" erwartet???
      Avatar
      schrieb am 22.04.08 09:59:42
      Beitrag Nr. 4 ()
      In bezug auf China ist es wohl die Bewunderung dafür, dass deren Mauer noch steht ... ;)
      Avatar
      schrieb am 22.04.08 10:09:44
      Beitrag Nr. 5 ()
      :laugh:

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      schrieb am 22.04.08 10:44:24
      Beitrag Nr. 6 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.939.066 von Blanchefort am 22.04.08 09:39:35und wenn ich mir vorstelle, dass für solche leute und parteien auch noch der steuerzahler aufkommen muss, wird mir schlecht...wie krank muss man seine um einen dalai lama mit einem khomeni zu vergleichen...

      invest2002
      Avatar
      schrieb am 22.04.08 10:45:16
      Beitrag Nr. 7 ()
      Da hat die Linke ja was mit Merkel gemeinsam.:)
      Avatar
      schrieb am 22.04.08 10:47:14
      Beitrag Nr. 8 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.939.255 von Schlappekicker am 22.04.08 09:59:42:laugh:
      Avatar
      schrieb am 22.04.08 10:47:57
      Beitrag Nr. 9 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.939.066 von Blanchefort am 22.04.08 09:39:35#1

      Von ehemaligen Mauerschützen, Stasi-Folterern und SED-Verbrechern ist nichts anderes zu erwarten...

      :eek:
      Avatar
      schrieb am 22.04.08 13:58:35
      Beitrag Nr. 10 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.939.762 von ConnorMcLoud am 22.04.08 10:45:16Ja, drei Buchstaben. :)
      Avatar
      schrieb am 22.04.08 15:04:17
      Beitrag Nr. 11 ()
      In der "Jungen Welt" und im "Neuen Deutschland" ist eben nichts unmöglich. Solange es der eigenen Sache dient jedenfalls.

      Da ist es gleich, wenn jemand wie Mao Tsetung 100 Millionen Chinesen krepieren läßt oder fremde Staaten anektiert. Nach Tibet ist womöglich noch Taiwan dran. Es geht schließlich um eine gute Sache.
      Aber wehe ein Amerikaner erschießt einen anderen aus Habgier. Das ist für diese selbstlosen Philantropen nunmal gar nicht zu akzeptieren.

      Es gibt zahllose Beispiele dafür, wie verdreht, undemokratisch und völlig menschenfeindlich Sozialisten sind.
      Avatar
      schrieb am 22.04.08 16:28:08
      Beitrag Nr. 12 ()
      Also mit den Linken habe ich weniger als nix gemein. Und den Chinesen traue ich fast noch weniger über den Weg und obendrein sie hätten NIEMALS die olympischen Spiele bekommen dürfen. Das war etwa so sinnvoll wie der Friedensnobelpreis an Yassir Arafat. Aber passiert ist passiert.

      Und auch wenn einige mit denen ich sonst voll auf einer Linie liege, jetzt den Kopf schütteln werden, geht mir diese Kampagnenartig geschürte Tibet-tümelei gehörig auf den Keks.

      Tibet war vor dem Einmarsch der Chinesen ein grausamer klerikaler Unterdrückungs und Feudalstaat in dem es den durchschnittlichen Menschen, wenn sie nicht gerade zu Adel und Klerus gehörten, saudreckig bis zur Leibeigenschaft ging. Dass die gleichen Leute/Mönche die damals zu den Machthabern gehörten, heute die treibenden Kräfte hinter einer angeblich demokratischen Befreiungsbewegung sein sollen, macht sie mir nicht gerade vertrauenswürdig,
      Und dass der Österreicher und überzeugte Nazi und Herrenmensch Heinrich Harrer (7 Jahre in Tibet“), sich dort so wohl fühlte und ein dicker Kumpel des Dalai Lamas war und blieb, macht die Sache auch nicht besser. Harrer war seit 1933 also 5 Jahre vor dem „Anschluss“ Österreichs ans Deutsche Reich SA-Mitglied. Seit 1938 war er Oberscharführer der SS und freiwilliges NSDAP-Mitglied. Der gleichnamige Film hat mit der Realität recht wenig zu tun.

      Hinter der Tibetentrüstung mag ein Teil echter berechtigter demokratischer Empörung stecken. Ein ebenso großer Teil wird aus globalstrategischen Kalkül von wirtschaftlichen und politischen Machern inszeniert, der humanitäre Anspruch ist dabei natürlich nützlich, aber sicher nicht der Grund.

      Meine Vermutung geht dahin, dass dieses romantisierende Lama und Tibetempathie viel mit den alten Zeiten der 68er „Blumenkinder“ und deren Epigonen zu tun hat, als man Hesse las und wenn nicht selber so doch viel davon gelesen und gehört, als Rucksacktourist in die Ashrams reiste um seinen Geist „zu erweitern“. Wer erinnert sich aus dieser Zeit nicht an die Rotten glatzköpfiger orange umhängter Pseudo Mönchlein die Musikinstrumente dengelnd, bettelnd und „Hare Rama“ singend durch die Straßen zogen. Dieser so putzig lächelnde Dalai Lama ist wenn man sich mit Leuten unterhält ein Symbol dafür und es berührt sie, weil er sie an vergangene Goldene Zeiten und ihrer eigenen verschwundenen Jugend oder Erzählungen von Opa und Oma daraus, erinnert. Diese Dalai-Lama-Verehrung vieler ist für mich ein Synonym für uneingestandene und nicht gelebter Zivilisationsflucht.

      Ob dieser Mann, so nett er auch wirkt bzw. seine politischen Hintermänner geeignet sind Tibet in eine demokratisch geführte, goldene Zukunft zu führen, daran habe ich starke Zweifel.
      Wenn es jedoch nur darum geht China eins auszuwischen halte ich das ganze Theater im Vorfeld für den falschen Weg, weil er die „normalen“ Menschen in China überhaupt nicht erreicht, verärgert und obendrein den Schulterschluss mit ihren Machthabern suchen lässt. Und das ist ja das komplette Gegenteil von dem, was man eigentlich erreichen will.
      Avatar
      schrieb am 22.04.08 16:28:18
      Beitrag Nr. 13 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.942.492 von Sexus am 22.04.08 15:04:17
      "Es gibt zahllose Beispiele dafür, wie verdreht, undemokratisch und völlig menschenfeindlich Sozialisten sind."

      Und, wo sind jetzt die Unterschiede zu dir?
      Avatar
      schrieb am 22.04.08 16:50:06
      Beitrag Nr. 14 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.943.544 von Kaperfahrer am 22.04.08 16:28:08Eine fundierte und durchdachte Meinung, chapeau! auch wenn ich nicht mit allem übereinstimme.

      Mich würde jetzt noch interessieren, wer die globalstrategischen Macher im Einzelnen sind, die das anzettelten.
      Avatar
      schrieb am 22.04.08 17:24:24
      Beitrag Nr. 15 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.943.861 von Blanchefort am 22.04.08 16:50:06...wer die globalstrategischen Macher im Einzelnen sind, die das anzettelten...

      Da gibt es die Unterschiedlichsten und sie sind bestimmt nicht auf einen bestimmten fest zu nageln.Dieses Boot kann auch durchaus wechselnde Besatzung haben. Gegner hat China ja schließlich auch zehn Stück an jedem Finger, wie jede andere (werdende) Großmacht auch
      Das könnten alle sein die sich mit China in wirtschaftlicher oder politischer Konkurrenz befinden. Staaten, Firmen, Institutionen und natürlich die Medien nicht zu vergessen die jedes Bohei aufschnappen und schüren um an ihre Schlagzeilen zu kommen. Friede, Freude, Eierkuchen sind absolut nicht deren Fall.

      Das braucht auch überhaupt nicht global organisiert zu sein oder viel Aufwand, etwas Zündeln reicht in so einem Fall vollkommen aus, woran China selber natürlich nicht unschuldig ist. So etwas ist ein Selbstläufer wenn erst einmal über die Medien in Gang gekommen. Ein bisschen Mediensponsoring hier und da oder ein paar Artikel und schon läuft die Chose. wenn man nur einen bestimmten Nerv trifft.

      Ich bin jedenfalls davon überzeugt, dass man ziemlich falsch liegt wenn man hinter diesem ganzen Aufruhr nur die Milch der reinen Denkungsart annimmt. Gerade die Wohlmeinendsten werden sehr oft für politisches Kalkül missbraucht.
      Avatar
      schrieb am 22.04.08 20:05:12
      Beitrag Nr. 16 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.943.546 von niemwolf am 22.04.08 16:28:18;)
      Avatar
      schrieb am 22.04.08 20:12:31
      Beitrag Nr. 17 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.943.546 von niemwolf am 22.04.08 16:28:18Ach herrje. :rolleyes:

      Wenn Du mich schon in eine Reihe mit Sozialisten stellen willst, belege das auch, wie hier genau das über Sozialisten bewiesen wurde. Oder halte dich einfach zurück.
      Avatar
      schrieb am 23.04.08 00:56:24
      Beitrag Nr. 18 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.943.544 von Kaperfahrer am 22.04.08 16:28:08Tibet war vor dem Einmarsch der Chinesen ein grausamer klerikaler Unterdrückungs und Feudalstaat in dem es den durchschnittlichen Menschen, wenn sie nicht gerade zu Adel und Klerus gehörten, saudreckig bis zur Leibeigenschaft ging.

      -Und nach dem Einmarsch von China 1950 hat es auf der gesellschaftlichen Evolutionsleiter die Zwischenstufe des Kapitalismus erfolgreich übersprungen und -ist gleich auf der evolutionären Endstufe, dem Kommunismus, in dem Milch und Honig fliessen und alle Menschen glücklich sind, angelangt. Gelle?

      Dass die gleichen Leute/Mönche die damals zu den Machthabern gehörten, heute die treibenden Kräfte hinter einer angeblich demokratischen Befreiungsbewegung sein sollen, macht sie mir nicht gerade vertrauenswürdig,

      Warum muss denn eine Befreiungsbewegung immer gleich demokratisch sein, um legitim zu sein? -Heißt das, es ist legitim jegliche Gesellschaft, die nicht demokratisch organisiert ist, zu erobern?
      Sollten die USA dann nicht losziehen und Dubai erobern bzw. -demokratisch missionieren?
      Oder ist es nur dann legitim ein Land zu erobern, wenn die Leute dort arm sind?
      -Dann wäre es auch legitim, wenn Paraguay erobert würde. -Ist zwar eine Demokratie, aber die Leute dort leben mehrheitlich als Selbstversorger bei einem Lebensstandard, der vielleicht mit dem in Tibet vor 1950 vergleichbar ist.
      Fragen über Fragen...
      Avatar
      schrieb am 23.04.08 06:47:18
      Beitrag Nr. 19 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.943.544 von Kaperfahrer am 22.04.08 16:28:08noch etwas @Kaperfahrer und Zwangsbeglücker:

      Selbst wenn man, wie Du offenbar, der Meinung ist, es sei ok, "rückständige Gesellschaftsordnungen" gewaltsam von aussen zu beseitigen, um den dort lebenden Menschen Glück und Wohlstand zu bringen -auch wenn das betreffende Land zuvor keine militärische Aggression gegen ein anderes Land betrieben hat, bleibt trotzdem die Frage:
      Warum hat sich China, nachdem es das tibetische Volk im chinesischen Sinne von seinen "feudalen Unterdrückern" "befreit" hat, nicht zurückgezogen und -es den nunmehr "befreiten" Tibetern überlassen, ihre Gesellschaft neu zu gestalten?
      -Weil sie die Tibeter für zu "unreif" halten, ihr Glück selbst in die Hand zu nehmen? Weil sie also der Meinung sind, die Tibeter dauerhaft zu ihrem eigenen Glück zwingen zu müssen?

      Du reihst Dich mit dieser Meinung in die Riege der Zwangsbeglücker und Gesellschaftsform-Missionare ala Sowjetunion und USA ein.
      Wobei die USA die von ihnen missionierten Länder anschließend zumindest tatsächlich wieder verlassen wollen (Irak z.B.).

      B.T.W.: die Lebensqualität (Rechtssicherheit, persönliche Freiheit, Schutz privaten Eigentums) ist in einigen "rückständigen Feudalsystemen" bedeutend höher als in den besten Demokratien, die ich kenne -inklusive USA, Neuseeland und Schweiz. Ich bin deshalb dafür, dass eine Liechtensteinisch/Monegassisch/Dubaianische Allianz rückständige und ihr Volk unterdrückende Demokratien (einschließlich der BRD) erobert, um den Menschen dort Glück und Wohlstand zu bringen...;)

      Es kann schließlich nicht angehen, dass Feudalsysteme, sofern sie nicht funktionieren und ihr Volk unglücklich machen (was durchaus vorkommt), erobert und in Demokratien oder in sozialistische 1-Parteien-Diktaturen umgewandelt werden dürfen, während nachweislich nicht funktionierende Demokratien (wie unsere z.B.) nicht erobert und in Fürstentümer umgewandelt werden dürfen.
      Avatar
      schrieb am 23.04.08 08:15:29
      Beitrag Nr. 20 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.943.544 von Kaperfahrer am 22.04.08 16:28:08Tibet war vor dem Einmarsch der Chinesen ein grausamer klerikaler Unterdrückungs und Feudalstaat in dem es den durchschnittlichen Menschen, wenn sie nicht gerade zu Adel und Klerus gehörten, saudreckig bis zur Leibeigenschaft ging.

      Anscheinend müssen aber die Chinesen die Tibeter noch viel schlimmer behandelt haben, wenn sie sich so die alte Ordnung zurückwünschen.


      Dass die gleichen Leute/Mönche die damals zu den Machthabern gehörten, heute die treibenden Kräfte hinter einer angeblich demokratischen Befreiungsbewegung sein sollen, macht sie mir nicht gerade vertrauenswürdig.

      Die gleichen Leute ? Damals war vor 1950 - heute befinden wir uns ca. 60 Jahre später. Der Dalai Lama war noch nicht einmal volljährig. Und den willst Du für das System in Tibet vor 1950 verantwortlich machen ? Und die ganzen anderen Repräsentanten, die die Verantwortung trugen, sind heute nicht mehr am Leben.

      Tibet hätte eine gute Chance durch einen Religionsführer, der auch die Vorteile der westlichen Zivilisation und anderer Religionen kennen gelernt hat, in eine aufgeklärte Gesellschaftsordnung geführt zu werden, wenn dem Land eine stärkere Autonomie zugebilligt wird, und nicht China immer wieder irgendwelche Panchen Lamas entführt, weil sie nicht auf Linie liegen.

      Und diese Harrer-Geschichte finde ich völlig lächerlich. Nur weil ein Mensch sich in jungen Jahren für ein totalitäres System begeistert hat, muss er nicht für alle Zeiten eine persona non grata sein, mit dem man keine Freunschaften pflegen darf. Was ist denn mit unserem Herrn Grass von der Waffen-SS ? Ansonsten kannst Du mir gerne belegen, welche Kriegsverbrechen Harrer begangen hat, um mich vom Gegenteil zu überzeugen.

      Wenn einem der Umgang der Chinesischen Machthaber mit dem Tibetischen Volk und dem Dalai Lama stört, hat das nichts mit Tibet-Frömmelei zu tun, sondern mit dem bei vielen Menschen natürlich verankerten Mitleid und Mitgefühl mit dem Schwächeren. Und das viele Menschen solche Regungen empfinden, sehe ich als positiv.
      Avatar
      schrieb am 23.04.08 10:54:25
      Beitrag Nr. 21 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.948.289 von AlfredHerrhausen am 23.04.08 08:15:29Ist schon richtig!
      Mit Revolutionsromantikern und Vorstellungen Rosseauscher Prägung vom edlen Wilden und "selbstbestimmenden" Naturvolk wie dir und Knudolf habe ich so meine Probleme.
      Da bin ich aber auch ganz Imperialist und Römer! ;)

      Diese angeblichen "Selbstbestimmer" sind häufig eine kleine gewaltbereite Clique/Kaste mit einer oft abstrusen mit der für die und von diesen "selbstbestimmte" Mehrheit, fatalen Folgen und Vorstellungen wie die Dinge zu laufen haben. Shangri-La, das ferne Land der Glückseligen hat aus der Nähe betrachtet für den Einzelnen der nicht so im Fokus der Aufmerksamkeit steht, ganz und gar hässliche Begleiterscheinungen. Da eine rosa Kulturbrille aufzusetzen ist naiv.

      Fakt ist, einer gefühlsduseligen Öffentlichkeit unbenommen, Tibet ist nach Völkerrecht und von keinem einzigen Land der Welt politisch oder diplomatisch offiziell angezweifelt, ein Teil der Volksrepublik China. Kein souveräner Staat auf dieser Erde würde separatistische, gewalttätige Abspaltungsbestrebungen dulden oder zulassen.(3/4 aller bei den Unruhen getöteten Einwohner waren unwiderlegbar einfache Tibeter, chinesischer Abstammung, nicht etwa Soldaten, Politfunktionär oder Polizisten).

      Fakt ist auch, mit den Lebensumständen der ganz normalen durchschnittlichen Tibeter (tibetischer, wie chinesischer Abstammung) die in den Medien überhaupt nicht vorkommen oder befragt werden ging es in den letzten Jahrzehnten rapide bergauf. Frag mal Kenner der Szene wie vor Ort tätige Entwicklungshelfer.

      ...Anscheinend müssen aber die Chinesen die Tibeter noch viel schlimmer behandelt haben, wenn sie sich so die alte Ordnung zurückwünschen...

      Das hört man von Exiltibetern und ehemaligen Bevorzugten des alten Tibet, der Durchschnittstibeter auf dem Lande und in der Stadt, wenn er nicht gerade zu den alten räuberischen und durchaus blutrünstigen Hirtenstämmen gehört, wird dir da vielleicht etwas anderes erzählen.

      Ich will China und seinen Methoden keinesfalls das Wort reden, das sind ganz ohne Zweifel sehr üble Finger. Aber eine einseitige Betrachtungsweise, die auf Kosten der einfachen Bevölkerung geht (Tibetern sowie der Bevölkerungsmehrheit der Chinesen) weil man glaubt einen vermeintlich Schwächeren unterstützen zu müssen, ist nicht mein Ding.

      Dein "bei vielen Menschen natürlich verankerten Mitleid und Mitgefühl mit dem Schwächeren. Und das viele Menschen solche Regungen empfinden, sehe ich als positiv." ist sicher auf den ersten Blick sehr sympathisch, trotzdem muss auch Motivation, gesellschaftlicher Hintergrund und Politische sowie menschliche Perspektiven hinterfragt werden dürfen bevor ich sie gefühlsduselig und voreingenommen supporte.
      Und die allerwenigsten die ich kenne haben sich jemals mit den spirituellen oder politischen Hintergründen und der daraus enstehenden Lebensumstände des Lamaismus und oft extremen tibetischen Buddhismus ernsthaft auseinander gesetzt. Wenn mir aber ein Nutznießer oder einer seiner Nachfolger dieses Systems erklärt er mache jetzt in Demokratie und alle wären ganz happy wieder diese alte "Kultur" leben zu dürfen, müssen Nachfragen erlaubt sein wie er sich das vorstellt und wieso das mit Aufruhr, Mord und Totschlag verbunden sein muss. Mehr Aufmerksamkeit wie der Dalai Lama und Tibet in der Weltöffentlichkeit hat, geht doch garnicht.

      Du tust das damalige System als vergangen ab und schreibst:
      Damals war vor 1950 - heute befinden wir uns ca. 60 Jahre später. Der Dalai Lama war noch nicht einmal volljährig. Und den willst Du für das System in Tibet vor 1950 verantwortlich machen?
      Aber!
      Die damals 15-25 Jährigen angesagten Machtfolger, seit frühester Jugend geprägt und erzogen (der Dalai seit seinem dritten Lebensjahr, wie viele seiner MitMönche), sind heute aus ihrer Tradition und ihrem Glauben heraus auf dem Höhepunkt ihres politischen, geistigen und spirituellen Macht und Einflußreichtums und würden bestimmen wo es lang geht. Die jungen rauflustigen Mönche auf den Straßen Lhasas oder anderswo sind nur Kanonenfutter.

      Ich bin alles andere als ein Unterstützer des chinesische Systems oder seiner Machthaber, aber es muss erlaubt sein, bzw es ist dringend erforderlich in so einem Fall beide Seiten zu beleuchten. Sonst macht man sich ganz schnell zum politisch Manipulierten.
      Avatar
      schrieb am 23.04.08 23:04:22
      Beitrag Nr. 22 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.949.735 von Kaperfahrer am 23.04.08 10:54:25
      Es wäre einfach sinnvoll, wenn Du mir keine Dinge unterstellst, die ich nicht gesagt habe, aber Du gerne von mir gehört hättest, damit ich besser in eine Schublade gestekt werden kann.

      Ich träume von keinem selbstbestimmenden Naturvolk oder befürworte die Abspaltung Tibets von China.

      Mich widern nur Hausdurchsuchungen bei Tibetern an, bei denen überprüft wird, ob Dalai-Lama Portraits im Haus hängen, die Aktion mit dem Panchen Lama (s.u.) etc.. Und ob man dies alleine durch einen gestiegenen Lebensstandard rechtfertigen kann, bezweifele ich.

      Wenn in Tibet alles angeblich so viel besser geworden ist, und die bekannt gewordenen Beschwerden angeblich nur von einer Minderheit stammen, warum gibt es dann keine Volksabstimmung über die Rückkehr des Dalai Lama und den Umfang der einer möglichen Autonomie ?

      Der aktuelle Inhaber des Titels des 11. Panchen Lama ist nach Auffassung der meisten Tibeter Gedhun Choekyi Nyima (* 25. April 1989), Nachfolger von Choekyi Gyaltsen. Anerkannt wurde er im Alter von 6 Jahren am 14. Mai 1995 durch den derzeitigen 14. Dalai Lama, und drei Tage später von chinesischen Sicherheitskräften mitsamt seiner Familie aus Tibet entführt. Erst ein Jahr später räumte die chinesische Führung ein, den Jungen "auf die Bitte seiner Eltern" hin in Obhut genommen zu haben, denn "seine Sicherheit sei bedroht und er liefe sonst Gefahr, von Separatisten gekidnappt zu werden".

      Bisher wurde jegliche Kontaktaufnahme von außen durch internationale Organisationen von China abgelehnt, sein derzeitiger Aufenthaltsort und Zustand und der seiner Familie ist somit weiterhin unbekannt. Gedhun Choekyi Nyima gilt als jüngster politischer Gefangener der Welt

      http://de.wikipedia.org/wiki/Panchen_Lama
      Avatar
      schrieb am 24.04.08 10:35:30
      Beitrag Nr. 23 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.957.783 von AlfredHerrhausen am 23.04.08 23:04:22...Mich widern nur Hausdurchsuchungen bei Tibetern an, bei denen überprüft wird, ob Dalai-Lama Portraits im Haus hängen, die Aktion mit dem Panchen Lama (s.u.) etc.. Und ob man dies alleine durch einen gestiegenen Lebensstandard rechtfertigen kann, bezweifele ich...


      Im Prinzip einverstanden! Die Dinge sind nur ein wenig komplexer
      In China gibt es keine Demokratie in unserem Sinne. Das kann man missbilligen, aber ändern kann man es ad hoc nicht. Das müssen die Chinesen unter sich ausmachen. Sie führen ein sehr restriktives System, welches nicht unseren Maßstäben entspricht. Unerfreulich, aber von großen Teilen der Bevölkerung durchaus akzeptiert. Wenn wir da eine Änderung wünschen, muss das durch Überzeugungskraft geschehen, gepaart mit einem wirtschaftlichen Strukturwandel der die Bevölkerung aus der Abhängigkeit des Staates befreit. Und das dauert. Ein Krieg oder Aufstände zu schüren mit dem Resultat vieler tausender von Toten ist doch (so hoffe ich jedenfalls) auch nicht in deinem Sinne.
      Wenn dich Hausdurchsuchungen so empören, wäre es sicher sinnvoller die langsame Öffnung Chinas zum Westen zu unterstützen, als eine vollkommen durchgeknaallte Regierungsform wie den Lamaismus* (siehe unten) zu unterstützen.(bestenfalls drapiert mit einigen pseudodemokratischen Nippestässchen für die Gutmenschen)
      Genau das meine ich nämlich, den Tibetern und Tibet gegenüber wird eine rosarote Kulturbrille aufgesetzt die sehr viel mit dieser von mir schon angesprochenen Blauäugigkeit zu tun hat, die einen sehen lässt, was man sehen will. Tibet das Land der Glückseligen mit seinen putzigen Mönchen!

      Aber mal angenommen sie hätten eine Demokratie in unserem Sinne:

      Wenn in Tibet alles angeblich so viel besser geworden ist, und die bekannt gewordenen Beschwerden angeblich nur von einer Minderheit stammen, warum gibt es dann keine Volksabstimmung über die Rückkehr des Dalai Lama


      Die wollten die Exil-Tibeter selber garnicht, denn nach ihren eigenen Schätzungen leben im Hochland von Tibet heute 6 Millionen Tibeter und ca. 7,5 Millionen Chinesen; in allen Städten Tibets seien heute Han-Chinesen bereits in der Mehrheit und insgesamt ca. 111.170 Tibeter leben im Exil. Eine demokratische Abstimmung ist also überhaupt nicht in ihrem Sinne. Wie die Han-Chinesen dahin gekommen sind, darüber kann man streiten, aber ein Großteil von ihnen lebt dort auch schon seit vielen Jahrzehnten oder Jahrhunderten, vorwiegend als Händler und Handwerker, sind ein integraler Bestandteil Tibets und empfinden Tibet genauso als Heimat. Dass China die Zuwanderung gezielt gefördert hat, will ich garnicht bestreiten, aber sie sind da und können sich nicht in Luft auflösen. Abgesehen davon würde das zu einem Kollabieren aller mühsam erriungenen Sozial und Wirtschaftssysteme führen, die mehrheitlich von den Chinesen betrieben werden. Nicht zuletzt deswegen, weil sie eben nicht dem Glauben anhängen, dass die Scheiße in der jemand steckt sein Karma sei, sondern dass da auch Handlungsbedarf besteht.
      Merkst du etwas?
      Der eigentliche Wunsch der Exil-Tibeter geht über eine einfache Autonomie weit hinaus. Im Prinzip wollen sie den Machtanspruch einer jetzigen Bevölkerungsminderheit durchsetzen, mit dem Lamaismus als Grundlage (na gut, für den Westen wird ein wenig Demokratie vorgegaukelt). Die dort heimischen Chinesen müssten dann hinausgeworfen oder entrechtet werden. Das kann auch nach unseren hochtrabenden Demokratieansprüchen nicht der Sinn der Sache sein!

      Du zitierst ganz empört dass ein Sechsjähriger der auf, auch nach unseren Maßstäben, sehr skurrilen Methoden zu einem der maßgebenden Staatsoberhäuter erkoren wurde, von den Chinesen nicht als politischer Ansprechpartner dem Ausland zur Verfügung gestellt wird. Das würde aber, nach internationalen politischen und diplomatischen Gepflogenheiten auf eine faktische Anerkennung und Selbsständigkeit Tibets zu deren Bedingungen hinauslaufen.
      Wenn es diesem (angeblich) von den Chinesen gekidnappten Jungen jetzt schlecht gehen sollte, würde ich das sehr bedauern und es wäre wahrlich eine Schande für China.
      Aber falls er einfach, meinetwegen auch unter ärmlichen Umständen oder kommunistischer Indoktrination, ein Junge geblieben ist, der z.B. Fußball oder PingPong spielen konnte und mit Gleichaltrigen zur Schule gehen, vielleicht(im Idealfall) sogar umsorgt von liebenden Eltern, anstatt durch den Drill alter Männer eines lamaistischen Mönchsklosters zu gehen, dann sehe ich da nicht so einen dramatischen Verlust an Lebensqualität. Dasa er "jüngster politischer Gefangener der Welt" gilt, dürfte ihm, so gesehen, piepegal sein. Ich bin mir auch nicht so sicher, auch wenn es gerne als selbstverständlich hingestellt wird, ob Eltern himmelhoch jauchzen ("Doll, wir haben eenen Lama") wenn ihnen ihr Kind im Alter von zwei, drei oder 6 Jahren einfach weg genommen wird und sie es auf Jahrzehnte nicht mehr zu Gesicht bekommen. Das ist, außer durch die rosarote Shangri-La-Brille, für die Betroffenen kein Spaß mehr.

      Unser demokratisches System beruht ganz maßgeblich auf der strikten Trennung von Klerus und Staat und das sollten wir erstens auch den Chinesen zugestehen, auch wenn ihre Methoden zu kritisieren sind und selber aber auch berücksichtigen und nicht aus ethnoromantischen Anwandlungen zu einer vollkommen ungenießbaren pseudodemokratischen Soße verschwurbeln.


      * Viele Lamas sind gemäß der buddhistischen Tradition in Tibet Wesen, welche bewusst wiedergeboren wurden, um den fühlenden Wesen zu helfen. Solche Lamas werden Tulku genannt. Die Institution des Panchen Lama wurde im 17. Jahrhundert in Tibet eingeführt. Der Titel steht im Zusammenhang mit dem bedeutenden und angesehenen buddhistischen Lehrer Lobsang Choekyi Gyaltsen, dem Vorsteher des Klosters Tashi Lhunpo und Lehrer des 4. und 5. Dalai Lama. Nach dessen Tod im hohen Alter von 92 Jahren erkannte der 5. Dalai Lama (Ngawang Lobsang Choegyen) die große Bedeutung seines Lehrers und erklärte, dass dieser als Reinkarnationen als Panchen Lama seine spirituelle Arbeit in Tibet fortsetzen würde. Rückwirkend wurden drei weitere tibetische Gelehrte als Vorgeburten identifiziert, so dass Lobsang Choekyi Gyaltsen der 4. Panchen Lama genannt wird.

      Der Panchen Lama gilt als Reinkarnation des Buddha Amitabha, des Buddha des Unermesslichen Lichts.
      Panchen Lama


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