Peak Oil und die Folgen (Seite 884)
eröffnet am 05.05.10 21:10:24 von
neuester Beitrag 19.04.24 18:35:40 von
neuester Beitrag 19.04.24 18:35:40 von
Beiträge: 15.292
ID: 1.157.619
ID: 1.157.619
Aufrufe heute: 10
Gesamt: 620.677
Gesamt: 620.677
Aktive User: 0
Top-Diskussionen
Titel | letzter Beitrag | Aufrufe |
---|---|---|
vor 50 Minuten | 4753 | |
vor 45 Minuten | 4283 | |
vor 1 Stunde | 4189 | |
vor 1 Stunde | 2511 | |
vor 57 Minuten | 2052 | |
vor 1 Stunde | 1973 | |
vor 54 Minuten | 1939 | |
vor 54 Minuten | 1811 |
Meistdiskutierte Wertpapiere
Platz | vorher | Wertpapier | Kurs | Perf. % | Anzahl | ||
---|---|---|---|---|---|---|---|
1. | 3. | 18.125,56 | -0,28 | 176 | |||
2. | 5. | 187,93 | +11,67 | 73 | |||
3. | 2. | 0,9950 | -15,68 | 49 | |||
4. | 6. | 7,4700 | +1,63 | 38 | |||
5. | 4. | 2.341,21 | +0,15 | 37 | |||
6. | 19. | 65,70 | -3,03 | 32 | |||
7. | 1. | 0,1985 | +5,31 | 30 | |||
8. | 39. | 15,150 | -9,21 | 25 |
Beitrag zu dieser Diskussion schreiben
Antwort auf Beitrag Nr.: 42.870.827 von MHeinzmann am 08.03.12 13:41:53Hallo MHeinzmann,
Bitte "USA" anklicken:
http://mazamascience.com/OilExport/
mit den 25% Reduzierung stimmt das ja nicht ganz. Etwas reduziert ist die Importmenge zwar, aber 2011 gegenüber 2010 schon wieder etwas angewachsen.
Und die Importmenge ist immer noch höher als im Schnittd er 90er Jahre.
Aber das ist natürlich alles Marke Doomer.
Übrigens: was passiert, wenn EOR exzessiv angewendet wird, sieht man sehr schon an Cantarell. Im Jahr 1999/2000 setzte man bei einem Ausgangslevel der Förderung von 1,1 mb/d EOR-Techniken massiv ein und erreichte tatsächlich bis zum Jahr 2004 eine Verdoppelung des Outputs. Ab 2007 begann dann der steile Absturz der Fördermenge, die jetzt bei unter 0,5 mb/d liegt.
Denn klar wird durch EOR insgesamt mehr gefördert, aber vor allem wird schneller gefördert. Mit der zunächst positiven Konsequenz, dass die Fördermengen steigen (davon profitieren wir zur Zeit weltweit - sonst wäre Peak Oil längst überschritten), aber mit der mittel-/langfristigen negativen Konsequenz, dass die Fördermengen in wichtigen Fördergebieten schneller abfallen.
Die EOR-Techniken werden heute in allen wichtigen Fördergebieten sehr stark angewendet. Das ist also keine Zukunftsmusik, die uns in den nächsten Jahrzehnten rettet, sondern heute regelmäßige Praxis.
EOR ist also in den heutigen Fördermengen bereits enthalten. Teilweise werden agressive sekundäre Techniken schon kurz nach Förderbeginn in einem Feld agressiv angewendet. Was man sehr schön z.B. an Aserbaidschan sieht, wo die Fördemenge zwischen 2005 und 2010 vervierfacht wurde. Nun ist auch dort das Maximalplateau mit größter Wahrscheinlichkeit erreicht, denn 2011 stieg die Fördermenge kaum noch. Und in einigen Jahren kommt dann der brachiale Einbruch durch die extreme vorherige Anwendung von EOR-Technologien.
Das mit der "schnelleren Förderung" durch EOR stammt übrigens nicht von mir, sondern vom leitenden Geologen der größten deutschen Förderstation Mittelplathe, geäußert in einer TV-Dokumantation.
Aber selbst als Nicht-Fachmann kann man das schlussfolgern, insbesondere, wenn man Fördervelaufskurven verschiedener großer Felder anschaut. Bei Sachalin-1 war der Förderabfall in einem Jahr sogar 40% vor wenigen Jahren, also noch stärker, als bei Cantarell.
Bitte "USA" anklicken:
http://mazamascience.com/OilExport/
mit den 25% Reduzierung stimmt das ja nicht ganz. Etwas reduziert ist die Importmenge zwar, aber 2011 gegenüber 2010 schon wieder etwas angewachsen.
Und die Importmenge ist immer noch höher als im Schnittd er 90er Jahre.
Aber das ist natürlich alles Marke Doomer.
Übrigens: was passiert, wenn EOR exzessiv angewendet wird, sieht man sehr schon an Cantarell. Im Jahr 1999/2000 setzte man bei einem Ausgangslevel der Förderung von 1,1 mb/d EOR-Techniken massiv ein und erreichte tatsächlich bis zum Jahr 2004 eine Verdoppelung des Outputs. Ab 2007 begann dann der steile Absturz der Fördermenge, die jetzt bei unter 0,5 mb/d liegt.
Denn klar wird durch EOR insgesamt mehr gefördert, aber vor allem wird schneller gefördert. Mit der zunächst positiven Konsequenz, dass die Fördermengen steigen (davon profitieren wir zur Zeit weltweit - sonst wäre Peak Oil längst überschritten), aber mit der mittel-/langfristigen negativen Konsequenz, dass die Fördermengen in wichtigen Fördergebieten schneller abfallen.
Die EOR-Techniken werden heute in allen wichtigen Fördergebieten sehr stark angewendet. Das ist also keine Zukunftsmusik, die uns in den nächsten Jahrzehnten rettet, sondern heute regelmäßige Praxis.
EOR ist also in den heutigen Fördermengen bereits enthalten. Teilweise werden agressive sekundäre Techniken schon kurz nach Förderbeginn in einem Feld agressiv angewendet. Was man sehr schön z.B. an Aserbaidschan sieht, wo die Fördemenge zwischen 2005 und 2010 vervierfacht wurde. Nun ist auch dort das Maximalplateau mit größter Wahrscheinlichkeit erreicht, denn 2011 stieg die Fördermenge kaum noch. Und in einigen Jahren kommt dann der brachiale Einbruch durch die extreme vorherige Anwendung von EOR-Technologien.
Das mit der "schnelleren Förderung" durch EOR stammt übrigens nicht von mir, sondern vom leitenden Geologen der größten deutschen Förderstation Mittelplathe, geäußert in einer TV-Dokumantation.
Aber selbst als Nicht-Fachmann kann man das schlussfolgern, insbesondere, wenn man Fördervelaufskurven verschiedener großer Felder anschaut. Bei Sachalin-1 war der Förderabfall in einem Jahr sogar 40% vor wenigen Jahren, also noch stärker, als bei Cantarell.
typisch Doomer, weigert sich positive Nachrichten überhaupt wahrzunehmen, weil sie sein Weltbild in Frage stellen würden.
Mit dem Ausbau der eigenen Förderung senken
die USA, der drittgrößte Ölproduzent der Welt, ihre
Abhängigkeit von Importen. „Im Jahr 2005 wurden
noch 60 Prozent des Rohöls importiert, 2011 waren
es nur noch 45 Prozent“, rechnete Kah vor. „Bis 2020
könnte dieser Anteil bis auf 20 Prozent sinken.“
Innerhalb von 6 Jahren haben die USA ihre Ölimporte um 25% aufgrund neuer Techniken gesenkt. Und wie bei Shale gas und Oil shale sind die USA auch hier der Vorreiter und der Rest der Welt wird in 10 Jahren nachziehen.
Keiner bestreitet, dass es auch schon vorher EOR gab. Es wird nur besser und weitflächiger eingesetzt.
Mit dem Ausbau der eigenen Förderung senken
die USA, der drittgrößte Ölproduzent der Welt, ihre
Abhängigkeit von Importen. „Im Jahr 2005 wurden
noch 60 Prozent des Rohöls importiert, 2011 waren
es nur noch 45 Prozent“, rechnete Kah vor. „Bis 2020
könnte dieser Anteil bis auf 20 Prozent sinken.“
Innerhalb von 6 Jahren haben die USA ihre Ölimporte um 25% aufgrund neuer Techniken gesenkt. Und wie bei Shale gas und Oil shale sind die USA auch hier der Vorreiter und der Rest der Welt wird in 10 Jahren nachziehen.
Keiner bestreitet, dass es auch schon vorher EOR gab. Es wird nur besser und weitflächiger eingesetzt.
Antwort auf Beitrag Nr.: 42.869.670 von Triakel am 08.03.12 11:01:57
Erbarmen Triakel, mein Zwerchfell...
Nebenthema China/Dollar, die cleveren "Schlitzis" sägen ganz schön...
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,820040,00.h…
Erbarmen Triakel, mein Zwerchfell...
Nebenthema China/Dollar, die cleveren "Schlitzis" sägen ganz schön...
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,820040,00.h…
Antwort auf Beitrag Nr.: 42.869.670 von Triakel am 08.03.12 11:01:57Korrektur: "das hätte mir garkeiner geglaubt" war gemeint.
Antwort auf Beitrag Nr.: 42.869.599 von Algol am 08.03.12 10:53:43Kopf hoch, Algol,
was meinst Du, wie Burgan, Daqing, Samotlor, Prudhoe Bay oder Cantarell wieder sprudeln, wenn die da erst beginnen, Flüssigkeiten und Gase zu verpressen.
Vom kommenden Horizontalbohren ganz zu schweigen.
Viele unterschätzen den technologischen Fortschritt.
Ich zum Beispiel habe mir sogar jetzt einen Buntfernseher gekauft. Das hätte mit vor wenigen Jahren auch noch garkeiner geglaubt.
Ich nehme an, Buntfernseher werden auf der kommenden Funkausstellung in Berlin genau so gefeiert werden, wie die fördermengensteigernden Technologien in den obigen Artikeln.
was meinst Du, wie Burgan, Daqing, Samotlor, Prudhoe Bay oder Cantarell wieder sprudeln, wenn die da erst beginnen, Flüssigkeiten und Gase zu verpressen.
Vom kommenden Horizontalbohren ganz zu schweigen.
Viele unterschätzen den technologischen Fortschritt.
Ich zum Beispiel habe mir sogar jetzt einen Buntfernseher gekauft. Das hätte mit vor wenigen Jahren auch noch garkeiner geglaubt.
Ich nehme an, Buntfernseher werden auf der kommenden Funkausstellung in Berlin genau so gefeiert werden, wie die fördermengensteigernden Technologien in den obigen Artikeln.
Antwort auf Beitrag Nr.: 42.869.423 von Triakel am 08.03.12 10:35:31
Während die letztens verlinkte Studie der 1. Bank neben wichtigen Fakten auch etliche Absurditäten enthielt, war letzten Montag in der Süddeutschen im Wirtschaftsteil mal überraschenderweise ein wirklich rundum kenntnisreicher Kommentar zu lesen.
Hab keinen Scanner, unter der Überschrift "Angst vor dem Ölpreis-Schock" wird als relevanter Faktor die explodierende und konkurrierende Nachfrage der Schwellenländer, z.B. neu angemeldete Autos in China, herausgestellt.
Aber auch das Angebotsproblem wird benannt, gar die Schwierigkeiten beim alten Elefantenfeld Burgan erwähnt.
Dann berechtigte Kritik an unserem ach so selbstverständlichen Konsumverhalten ("spritfressende Pseudogeländewagen") und keinerlei ablenkende Kritik an irrelevanten Pseudo-Sündenböcken (pöse Konzerne oder Spekulanten).
Wirklich mal ein fundierter Kommentar in der Mainstream-Presse, wie man ihn selten zu Gesicht bekommt.
Während die letztens verlinkte Studie der 1. Bank neben wichtigen Fakten auch etliche Absurditäten enthielt, war letzten Montag in der Süddeutschen im Wirtschaftsteil mal überraschenderweise ein wirklich rundum kenntnisreicher Kommentar zu lesen.
Hab keinen Scanner, unter der Überschrift "Angst vor dem Ölpreis-Schock" wird als relevanter Faktor die explodierende und konkurrierende Nachfrage der Schwellenländer, z.B. neu angemeldete Autos in China, herausgestellt.
Aber auch das Angebotsproblem wird benannt, gar die Schwierigkeiten beim alten Elefantenfeld Burgan erwähnt.
Dann berechtigte Kritik an unserem ach so selbstverständlichen Konsumverhalten ("spritfressende Pseudogeländewagen") und keinerlei ablenkende Kritik an irrelevanten Pseudo-Sündenböcken (pöse Konzerne oder Spekulanten).
Wirklich mal ein fundierter Kommentar in der Mainstream-Presse, wie man ihn selten zu Gesicht bekommt.
Danke, MHeinzmann für diese wirklich sensationellen Neuigkeiten.
Das ändert alles auf dem Gebiet der Ölförderung!
Man stelle sich vor: in Mexiko pressen die sogar schon Flüssigkeiten, Gase usw in den Boden, um mehr Öl fördern zu können.
Revolutionär! Das macht ja international noch garkeiner. Damit wird ja die Fördermenge in schwindelerregende Höhen getrieben.
Und in den USA erhitzen die sogar schon öl, der besseren Förderbarkeit wegen. Das habe ich ja noch nie gehört!
Eine Revolution jagt die andere! Jetzt brauchen die nur noch die horizontale Bohrtechnologie zu erfinden, dann werden wir mit Öl überschwemmt.
Und 2020 brauchen die USA nur noch wenig Öl zu importieren! Hört, hört!
Vermutlich sind sie dann ab 2040 der größte Ölexporteur weltweit.
Keine Frage, ich muss miene Meinung zum Ölthema einer Totalrevision unterziehen. Fördermengen- und geschwindigkeitssteigernde Technologien - wer hätte das noch vor 2 Jahren je gedacht!
Das ändert alles auf dem Gebiet der Ölförderung!
Man stelle sich vor: in Mexiko pressen die sogar schon Flüssigkeiten, Gase usw in den Boden, um mehr Öl fördern zu können.
Revolutionär! Das macht ja international noch garkeiner. Damit wird ja die Fördermenge in schwindelerregende Höhen getrieben.
Und in den USA erhitzen die sogar schon öl, der besseren Förderbarkeit wegen. Das habe ich ja noch nie gehört!
Eine Revolution jagt die andere! Jetzt brauchen die nur noch die horizontale Bohrtechnologie zu erfinden, dann werden wir mit Öl überschwemmt.
Und 2020 brauchen die USA nur noch wenig Öl zu importieren! Hört, hört!
Vermutlich sind sie dann ab 2040 der größte Ölexporteur weltweit.
Keine Frage, ich muss miene Meinung zum Ölthema einer Totalrevision unterziehen. Fördermengen- und geschwindigkeitssteigernde Technologien - wer hätte das noch vor 2 Jahren je gedacht!
aus der FTD von heute:
Für den Fall der Felder
Auf der Suche nach Öl durften Ingenieure einst verschwenderisch sein: Tat sich eine neue Quelle auf, wurde die alte eilig
verschmäht. Jetzt, da der Rohstoff knapp wird, kehren sie an ihre alten Stätten zurück – um den kostbaren Rest zu fördern
Kathrin Werner, Houston
........................................................................................................................
Wenn Juan José Suárez Coppel von
seinem Geschäft spricht, könnte man
ihn für einen Obstbauern halten. „Wir
haben in unsere Äpfel gebissen, und
sie haben gut geschmeckt“, sagt er.
„Aber dann haben wir einen anderen
Apfel gefunden, der noch viel süßer
und saftiger war. Da haben wir die
alten Äpfel liegen lassen.“ Doch
Suárez Coppel ist kein Bauer, er ist
Chef von Pemex, dem mexikanischen
Staatsunternehmen, einem der größten
Ölkonzerne der Welt. Wenn er von
Äpfeln spricht, meint er Ölfelder.
Über Jahrzehnte hinweg hat Pemex
immer neue Ölquellen gefunden.
Die Ingenieure mussten sie nur anpiksen
– und der Rohstoff sprudelte empor.
Und die alten Felder, obwohl sie
noch längst nicht leer waren, blieben
nur halb ausgebeutet. Das ändert sich
jetzt: Weil sie lange keine neuen Quellen
gefunden haben, wenden sich die
Mexikaner ihren alten, halb leeren
Feldern zu – und investieren in Techniken,
die bei der Ausbeutung helfen.
Enhanced Oil Recovery nennt die
Ölindustrie diese Spezialverfahren.
Mit hohem technischen Aufwand
werden Dampf, Chemikalien, Gas,
Wasser oder CO2 in die Quellen
gepumpt, um das letzte Öl herauszupressen.
Das Interesse ist groß: Laut
dem Analysehaus BCC Research war
der globale Markt für Enhanced Oil
Recovery 2009 gut 4,7 Mrd. Dollar
schwer. In den kommenden fünf
Jahren werde er jährlich um 28 Prozent
wachsen und 2014 dann bei
16,3 Mrd. Dollar liegen. Die Konzerne
dürfen schließlich auf mehr als nur ein
paar wenige Tropfen hoffen: Einer
Studie des Energiedatendienstes SBI
Research zufolge können mit konventionellen
Ölfördermethoden nur zehn
bis 30 Prozent der Vorkommen gefördert
werden. Mithilfe der neuen Techniken
soll die Quote auf bis zu 50 Prozent
steigen.
Entsprechend ist Enhanced Oil
Recovery ein zentrales Thema auf der
Cera Week in Houston,Texas, einem
der größten jährlichen Treffen der
globalen Ölindustrie.
Hinter dem Boom steckt zum einen
der derzeit hohe Ölpreis, mit dem sich
die Investitionen schneller rechnen.
Zum anderen gehen einfach verfügbare
Ölquellen wie in der Nordsee
langsam zur Neige. Es bleiben abgelegene
Ölfelder, etwa in der Arktis, oder
technisch komplexe Quellen unter
dicken Salzschichten oder im sehr tiefen
Wasser. Die Kosten für die Suche
nach Öl und Gas und die Förderung
steigen jedoch bereits kräftig an. Laut
dem französischen Ölkonzern Total
liegen die Ausgaben der Branche dieses
Jahr bei rund 600 Mrd. Dollar –
150 Prozent mehr als noch 2005.
Auf der Cera Week kann daher
jeder etwas zu dem Thema sagen: von
den größten bis zu den kleinsten.
Saudi Aramco, der größte Ölförderer
der Welt aus Saudi-Arabien, berichtet
von Nanopartikeln, die er ins Bohrloch
pumpen will. Potter Drilling, ein
Startup aus Kalifornien, will die
Ölbohrung mit Erdwärme kombinieren.
Wintershall aus Kassel setzt auf
einen Pilz, der das Wasser dicker
macht, damit es auf seinem Weg durch
die Lagerstätte mehr Öl aus den
Gesteinsporen herausdrückt.
Sogar die Solarindustrie profitiert.
Brightsource Energy, ein US-Solarthermieanbieter,
hat Solarkollektoren
gebaut, die mit riesigen Spiegeln
Licht einfangen und Dampf erzeugen,
den Chevron in ein Bohrloch in
Kalifornien pumpt. Das CoalingaÖlfeld
produziert schon seit den
1890er-Jahren Schweröl. Damit es
besser fließt, injiziert Chevron Dampf,
um das Rohöl zu erhitzen, das dann
leichter an die Oberfläche gelangt.
Die ersten Erfolge der neuen Verfahren
sind schon da: Die USA haben
vor allem dank Enhanced Oil Recovery
in den vergangenen zwei Jahren
nach Jahren des Abschwungs wieder
ihre Ölproduktion gesteigert. Auch
bei Pemex aus Mexiko wachsen die
Förderraten – dank Milliardeninvestitionen.
„Wenn man etwas hochpumpen
will, muss man etwas reinpumpen“,
sagt Suárez Coppel. Das Gute:
Anders als Äpfel vergammeln Ölfelder
nicht, wenn man sie liegen lässt.
Für den Fall der Felder
Auf der Suche nach Öl durften Ingenieure einst verschwenderisch sein: Tat sich eine neue Quelle auf, wurde die alte eilig
verschmäht. Jetzt, da der Rohstoff knapp wird, kehren sie an ihre alten Stätten zurück – um den kostbaren Rest zu fördern
Kathrin Werner, Houston
........................................................................................................................
Wenn Juan José Suárez Coppel von
seinem Geschäft spricht, könnte man
ihn für einen Obstbauern halten. „Wir
haben in unsere Äpfel gebissen, und
sie haben gut geschmeckt“, sagt er.
„Aber dann haben wir einen anderen
Apfel gefunden, der noch viel süßer
und saftiger war. Da haben wir die
alten Äpfel liegen lassen.“ Doch
Suárez Coppel ist kein Bauer, er ist
Chef von Pemex, dem mexikanischen
Staatsunternehmen, einem der größten
Ölkonzerne der Welt. Wenn er von
Äpfeln spricht, meint er Ölfelder.
Über Jahrzehnte hinweg hat Pemex
immer neue Ölquellen gefunden.
Die Ingenieure mussten sie nur anpiksen
– und der Rohstoff sprudelte empor.
Und die alten Felder, obwohl sie
noch längst nicht leer waren, blieben
nur halb ausgebeutet. Das ändert sich
jetzt: Weil sie lange keine neuen Quellen
gefunden haben, wenden sich die
Mexikaner ihren alten, halb leeren
Feldern zu – und investieren in Techniken,
die bei der Ausbeutung helfen.
Enhanced Oil Recovery nennt die
Ölindustrie diese Spezialverfahren.
Mit hohem technischen Aufwand
werden Dampf, Chemikalien, Gas,
Wasser oder CO2 in die Quellen
gepumpt, um das letzte Öl herauszupressen.
Das Interesse ist groß: Laut
dem Analysehaus BCC Research war
der globale Markt für Enhanced Oil
Recovery 2009 gut 4,7 Mrd. Dollar
schwer. In den kommenden fünf
Jahren werde er jährlich um 28 Prozent
wachsen und 2014 dann bei
16,3 Mrd. Dollar liegen. Die Konzerne
dürfen schließlich auf mehr als nur ein
paar wenige Tropfen hoffen: Einer
Studie des Energiedatendienstes SBI
Research zufolge können mit konventionellen
Ölfördermethoden nur zehn
bis 30 Prozent der Vorkommen gefördert
werden. Mithilfe der neuen Techniken
soll die Quote auf bis zu 50 Prozent
steigen.
Entsprechend ist Enhanced Oil
Recovery ein zentrales Thema auf der
Cera Week in Houston,Texas, einem
der größten jährlichen Treffen der
globalen Ölindustrie.
Hinter dem Boom steckt zum einen
der derzeit hohe Ölpreis, mit dem sich
die Investitionen schneller rechnen.
Zum anderen gehen einfach verfügbare
Ölquellen wie in der Nordsee
langsam zur Neige. Es bleiben abgelegene
Ölfelder, etwa in der Arktis, oder
technisch komplexe Quellen unter
dicken Salzschichten oder im sehr tiefen
Wasser. Die Kosten für die Suche
nach Öl und Gas und die Förderung
steigen jedoch bereits kräftig an. Laut
dem französischen Ölkonzern Total
liegen die Ausgaben der Branche dieses
Jahr bei rund 600 Mrd. Dollar –
150 Prozent mehr als noch 2005.
Auf der Cera Week kann daher
jeder etwas zu dem Thema sagen: von
den größten bis zu den kleinsten.
Saudi Aramco, der größte Ölförderer
der Welt aus Saudi-Arabien, berichtet
von Nanopartikeln, die er ins Bohrloch
pumpen will. Potter Drilling, ein
Startup aus Kalifornien, will die
Ölbohrung mit Erdwärme kombinieren.
Wintershall aus Kassel setzt auf
einen Pilz, der das Wasser dicker
macht, damit es auf seinem Weg durch
die Lagerstätte mehr Öl aus den
Gesteinsporen herausdrückt.
Sogar die Solarindustrie profitiert.
Brightsource Energy, ein US-Solarthermieanbieter,
hat Solarkollektoren
gebaut, die mit riesigen Spiegeln
Licht einfangen und Dampf erzeugen,
den Chevron in ein Bohrloch in
Kalifornien pumpt. Das CoalingaÖlfeld
produziert schon seit den
1890er-Jahren Schweröl. Damit es
besser fließt, injiziert Chevron Dampf,
um das Rohöl zu erhitzen, das dann
leichter an die Oberfläche gelangt.
Die ersten Erfolge der neuen Verfahren
sind schon da: Die USA haben
vor allem dank Enhanced Oil Recovery
in den vergangenen zwei Jahren
nach Jahren des Abschwungs wieder
ihre Ölproduktion gesteigert. Auch
bei Pemex aus Mexiko wachsen die
Förderraten – dank Milliardeninvestitionen.
„Wenn man etwas hochpumpen
will, muss man etwas reinpumpen“,
sagt Suárez Coppel. Das Gute:
Anders als Äpfel vergammeln Ölfelder
nicht, wenn man sie liegen lässt.
aus der FTD von heute:
Energiekonzerne reden Ölpreis-Sorge klein
Neue Fördertechniken werten die Reserven erheblich auf // Rohölimporte der USA sinken dramatisch // Iran-Konflikt lässt Anbieter kalt
Kathrin Werner und Matthias Ruch, Houston
..................................................................................................................................................................
Ölexperten geben Entwarnung. Die Angst vor
einem Ölpreis-Schock, der die wirtschaftliche Erholung
in Europa und Amerika gefährden könnte, sei
unberechtigt. Dies ist die zentrale Botschaft der
Cera Week, einer der wichtigsten Konferenzen der
Öl- und Gasindustrie im texanischen Houston. Die
steigende Produktion und der stetige Rückgang der
Nachfrage in den OECD-Ländern wirkten einem
Preisanstieg massiv entgegen. So rechnet etwa Jeff
Currie, Energieexperte von Goldman Sachs, für dieses
Jahr mit durchschnittlich 120 Dollar pro Barrel
(159 Liter), 2013 könnten es 130 Dollar werden.
Derzeit liegt der Preis bei rund 122 Dollar.
In den vergangenen Wochen hatte ein rasanter
Anstieg der Öl- und Benzinpreise weltweit für Verunsicherung
gesorgt. In Deutschland stieg der Benzinpreis
zuletzt auf die Rekordmarke von 1,63 Euro,
und in den USA wird der Ölpreis zu einem zentralen
Thema im Wahlkampf. Als Grund für den Anstieg
verweisen Marktexperten vor allem auf die Furcht
vor einer Eskalation des Konflikts mit dem Iran.
„Unter bestimmten Umständen könnte der Preis in
diesem Jahr zwar bis auf 150 oder gar 170 Dollar
steigen“, sagte James Burkhard vom Branchendienst
IHS. „Aber grundsätzlich erwarten wir für die
kommenden Jahre keinen signifikanten Anstieg.“
Seit Jahrzehnten warnen Energieexperten vor
dem Ende des Ölzeitalters – die Prognosen für ein
Versiegen der letzten Quellen werden aber regelmäßig
nach hinten verschoben. Mit neuen Funden und
vor allem mit neuen Fördertechniken begründen die
Ölkonzerne in Houston ihren Optimismus. Freilich
nicht ohne Eigeninteresse: Zwar profitiert die Industrie
von hohen Ölpreisen, die ihre Renditen steigen
lassen. Die Furcht vor einem baldigen Ende der
Ölförderung – und damit ihres Geschäftsmodells –
liegt dagegen nicht im Interesse der Industrie.
Entsprechend euphorisch präsentierte Yves-
Louis Darricarrère seine Prognose: „Die Ressourcen
an Öl und Gas sind reichlich“, sagte der Vorstand des
französischen Ölmultis Total. Dank neuer Fördertechnik
reichten die Ölreserven noch 75 Jahre, deutlich
länger als noch vor ein paar Jahren gedacht.
Vor allem das Hydraulic Fracturing, das die Förderung
aus festen Schieferformationen ermöglicht,
hat den Markt gewaltig verändert. Die Reserven in
den USA seien womöglich mehr als doppelt so groß
wie vermutet, sagte Marianne Kah, Chefökonomin
des US-Konzerns ConocoPhilips. Auch im Golf von
Mexiko fördert die Industrie wieder so viel wie vor
der Ölpest vor zwei Jahren. „Die Pause nach dem
Unglück ist vorbei“, verkündete Robert Simon aus
dem Energiekomitee des US-Senats.
Mit dem Ausbau der eigenen Förderung senken
die USA, der drittgrößte Ölproduzent der Welt, ihre
Abhängigkeit von Importen. „Im Jahr 2005 wurden
noch 60 Prozent des Rohöls importiert, 2011 waren
es nur noch 45 Prozent“, rechnete Kah vor. „Bis 2020
könnte dieser Anteil bis auf 20 Prozent sinken.“
Von den politischen Umbrüchen in der arabischen
Welt zeigt sich die Ölindustrie weitgehend unbetroffen.
So hat Eni, der italienische Konzern, der
vor allem in Afrika fördert, seine Produktion in Libyen
inzwischen wieder fast vollständig hochgefahren.
Auch in den anderen Ländern des Arabischen
Frühlings habe sich die Lage wieder beruhigt, sagte
Konzernchef Paolo Scaroni in Houston: „Wir haben
nirgends einen Tropfen unserer Reserven verloren.“
Einen deutlichen Anstieg der Produktion meldet
Saudi-Arabien, wo rund 20 Prozent aller Ölreserven
der Welt liegen. Der Staatskonzern Saudi-Aramco
hat gerade die Produktion von zehn auf zwölf Millionen
Barrel gesteigert. Er investiert nun massiv in
neue Fördertechnik, etwa in die Offshore-Förderung.
„Ende des Jahres werden wir auch im tiefen
Wasser bohren“, kündigte Amin Nasser, Förderchef
des Weltmarktführers, an. Bereits im Februar war
die gemeinsame Förderung der zwölf Opec-Staaten
auf 31,3 Millionen Barrel gestiegen – auf den höchsten
Stand seit Herbst 2008.
Die Sorge, dass eine Eskalation des Konflikts mit
dem Iran zu Engpässen führen könnte, halten die
Experten in Houston für unberechtigt. „Libyen war
im vergangenen Jahr ein guter Test dafür, was passiert,
wenn plötzlich 1,5 Millionen Barrel Produktion
pro Tag wegfallen“, so Eni-Vertriebschef Marco
Alverà: „Es passiert fast nichts.“
Bis zum letzten Öltropfen: Seite 5
Energiekonzerne reden Ölpreis-Sorge klein
Neue Fördertechniken werten die Reserven erheblich auf // Rohölimporte der USA sinken dramatisch // Iran-Konflikt lässt Anbieter kalt
Kathrin Werner und Matthias Ruch, Houston
..................................................................................................................................................................
Ölexperten geben Entwarnung. Die Angst vor
einem Ölpreis-Schock, der die wirtschaftliche Erholung
in Europa und Amerika gefährden könnte, sei
unberechtigt. Dies ist die zentrale Botschaft der
Cera Week, einer der wichtigsten Konferenzen der
Öl- und Gasindustrie im texanischen Houston. Die
steigende Produktion und der stetige Rückgang der
Nachfrage in den OECD-Ländern wirkten einem
Preisanstieg massiv entgegen. So rechnet etwa Jeff
Currie, Energieexperte von Goldman Sachs, für dieses
Jahr mit durchschnittlich 120 Dollar pro Barrel
(159 Liter), 2013 könnten es 130 Dollar werden.
Derzeit liegt der Preis bei rund 122 Dollar.
In den vergangenen Wochen hatte ein rasanter
Anstieg der Öl- und Benzinpreise weltweit für Verunsicherung
gesorgt. In Deutschland stieg der Benzinpreis
zuletzt auf die Rekordmarke von 1,63 Euro,
und in den USA wird der Ölpreis zu einem zentralen
Thema im Wahlkampf. Als Grund für den Anstieg
verweisen Marktexperten vor allem auf die Furcht
vor einer Eskalation des Konflikts mit dem Iran.
„Unter bestimmten Umständen könnte der Preis in
diesem Jahr zwar bis auf 150 oder gar 170 Dollar
steigen“, sagte James Burkhard vom Branchendienst
IHS. „Aber grundsätzlich erwarten wir für die
kommenden Jahre keinen signifikanten Anstieg.“
Seit Jahrzehnten warnen Energieexperten vor
dem Ende des Ölzeitalters – die Prognosen für ein
Versiegen der letzten Quellen werden aber regelmäßig
nach hinten verschoben. Mit neuen Funden und
vor allem mit neuen Fördertechniken begründen die
Ölkonzerne in Houston ihren Optimismus. Freilich
nicht ohne Eigeninteresse: Zwar profitiert die Industrie
von hohen Ölpreisen, die ihre Renditen steigen
lassen. Die Furcht vor einem baldigen Ende der
Ölförderung – und damit ihres Geschäftsmodells –
liegt dagegen nicht im Interesse der Industrie.
Entsprechend euphorisch präsentierte Yves-
Louis Darricarrère seine Prognose: „Die Ressourcen
an Öl und Gas sind reichlich“, sagte der Vorstand des
französischen Ölmultis Total. Dank neuer Fördertechnik
reichten die Ölreserven noch 75 Jahre, deutlich
länger als noch vor ein paar Jahren gedacht.
Vor allem das Hydraulic Fracturing, das die Förderung
aus festen Schieferformationen ermöglicht,
hat den Markt gewaltig verändert. Die Reserven in
den USA seien womöglich mehr als doppelt so groß
wie vermutet, sagte Marianne Kah, Chefökonomin
des US-Konzerns ConocoPhilips. Auch im Golf von
Mexiko fördert die Industrie wieder so viel wie vor
der Ölpest vor zwei Jahren. „Die Pause nach dem
Unglück ist vorbei“, verkündete Robert Simon aus
dem Energiekomitee des US-Senats.
Mit dem Ausbau der eigenen Förderung senken
die USA, der drittgrößte Ölproduzent der Welt, ihre
Abhängigkeit von Importen. „Im Jahr 2005 wurden
noch 60 Prozent des Rohöls importiert, 2011 waren
es nur noch 45 Prozent“, rechnete Kah vor. „Bis 2020
könnte dieser Anteil bis auf 20 Prozent sinken.“
Von den politischen Umbrüchen in der arabischen
Welt zeigt sich die Ölindustrie weitgehend unbetroffen.
So hat Eni, der italienische Konzern, der
vor allem in Afrika fördert, seine Produktion in Libyen
inzwischen wieder fast vollständig hochgefahren.
Auch in den anderen Ländern des Arabischen
Frühlings habe sich die Lage wieder beruhigt, sagte
Konzernchef Paolo Scaroni in Houston: „Wir haben
nirgends einen Tropfen unserer Reserven verloren.“
Einen deutlichen Anstieg der Produktion meldet
Saudi-Arabien, wo rund 20 Prozent aller Ölreserven
der Welt liegen. Der Staatskonzern Saudi-Aramco
hat gerade die Produktion von zehn auf zwölf Millionen
Barrel gesteigert. Er investiert nun massiv in
neue Fördertechnik, etwa in die Offshore-Förderung.
„Ende des Jahres werden wir auch im tiefen
Wasser bohren“, kündigte Amin Nasser, Förderchef
des Weltmarktführers, an. Bereits im Februar war
die gemeinsame Förderung der zwölf Opec-Staaten
auf 31,3 Millionen Barrel gestiegen – auf den höchsten
Stand seit Herbst 2008.
Die Sorge, dass eine Eskalation des Konflikts mit
dem Iran zu Engpässen führen könnte, halten die
Experten in Houston für unberechtigt. „Libyen war
im vergangenen Jahr ein guter Test dafür, was passiert,
wenn plötzlich 1,5 Millionen Barrel Produktion
pro Tag wegfallen“, so Eni-Vertriebschef Marco
Alverà: „Es passiert fast nichts.“
Bis zum letzten Öltropfen: Seite 5
aus der FTD von heute:
Das billige Erdgas, das in den USA derzeit den Energiemarkt
aufmischt, könnte schon bald auch Auswirkungen
auf Amerikas wichtigste Industrie haben:
auf die Autobauer. Erdgas sei so viel billiger als
Öl, sagte Paolo Scaroni, Chef des italienischen Energiekonzerns
Eni, auf der Branchenkonferenz Cera
Week in Houston: „Der Anreiz für einen Treibstoffwechsel
im Transportsektor wird immer größer.“
Vor dem Hintergrund kräftig steigender Benzinpreise
suchen die Amerikaner zunehmend nach Alternativen.
Um ihre Verbrauchskosten zumindest
konstant zu halten, kaufen sie bereits kleinere, sparsamere
Autos. Parallel steigt der Marktanteil von
Diesel- und Hybridfahrzeugen. Die Option, mit Erdgas
zu fahren, spielte in den USA bislang allerdings
noch keine Rolle.
Dies könnte sich bald ändern, zumal die Begeisterung
für Elektroautos wie etwa Chevrolets Volt
zuletzt deutlich nachgelassen hat. „Der Wechsel
zum Erdgas ist der richtige Weg“, sagte Olivier Abadie
vom Branchendienst IHS. „Es wird aber schwierig,
die Amerikaner davon zu überzeugen.“
Genau das erleben deutsche Hersteller wie
Volkswagen und Opel, die zu den führenden Anbietern
von Erdgasfahrzeugen zählen, seit Jahren im
eigenen Land. Die Erdgasautos sind technisch ausgereift
und sicher – am Markt aber können sie sich
trotzdem nicht durchsetzen. Die Schuld daran gibt
Abadie auch den Herstellern selbst: „Die Konsumenten
müssen informiert und aufgeklärt werden“, forderte
er: „Aber haben sie in Deutschland jemals
Werbung für Erdgasautos gemacht?“
Gegen den Wechsel spricht für viele Kunden das
vermeintlich dünne Netz an Erdgastankstellen. Tatsächlich
aber bieten 900 deutsche Stationen inzwischen
Erdgas an – so viele wie in den gesamten USA.
Zudem können die meisten Erdgasautos alternativ
auch mit Benzin betankt werden. Als Vorbild gilt
Norditalien. „In ganz Europa fahren inzwischen
rund eine Million Autos mit Erdgas“, rechnete Eni-
Chef Scaroni vor, „rund die Hälfte davon in Italien.“
In den USA dagegen gibt es bisher noch kein flächendeckendes
Netz. „Mit unseren 900 Erdgas-
Tankstellen ist immerhin das Henne-Ei-Problem gelöst“,
sagte Abadie von IHS. Der Natural Gas Act, ein
Fördergesetz zur Finanzierung des landesweiten
Ausbaus, dürfte voraussichtlich 2013 in Kraft treten.
Das Problem: Die meisten Hersteller bieten in
den USA noch gar keine Erdgasautos an. „Momentan
lohnt sich Erdgas nur für kommerzielle Nutzer
mit eigener Infrastruktur“, teilte etwa Volkswagen
mit. „Generell aber sind Erdgas-Fahrzeuge eine interessante,
weil umweltfreundliche Alternative.“
Tatsächlich scheint der Durchbruch in der kommerziellen
Nutzung nur noch eine Frage der Zeit zu
sein. „Bei neuen Omnibussen und Müllautos ist der
Anteil in den USA auf 25 Prozent gestiegen“, sagte
Abadie. „Diese Nutzer entscheiden nicht emotional,
für sie zählen nur die Kosten.“
Das Potenzial, mit dem Wechsel Kosten zu sparen,
hält Eni-Chef Scaroni für gewaltig: „Wenn alle
Nutzfahrzeuge in den USA auf Erdgas umsteigen
würden, könnten die Betreiber jährlich 40 Mrd. Dollar
sparen“, sagte er. Lkw-Bauer wie Daimler rechnen
daher mit einer kräftig steigenden Nachfrage:
„Der Marktanteil in den USA könnte bis 2020 auf
20 Prozent steigen“, erwarten die Stuttgarter.
Dass sich auch die privaten Autofahrer flächendeckend
von einem Wechsel überzeugen lassen,
mag aber selbst Abadie kaum glauben: „Die Amerikaner
fahren mit Benzin“, stellte er klar. „Das war
schon immer so, das steckt einfach in ihrer DNA.“
Das billige Erdgas, das in den USA derzeit den Energiemarkt
aufmischt, könnte schon bald auch Auswirkungen
auf Amerikas wichtigste Industrie haben:
auf die Autobauer. Erdgas sei so viel billiger als
Öl, sagte Paolo Scaroni, Chef des italienischen Energiekonzerns
Eni, auf der Branchenkonferenz Cera
Week in Houston: „Der Anreiz für einen Treibstoffwechsel
im Transportsektor wird immer größer.“
Vor dem Hintergrund kräftig steigender Benzinpreise
suchen die Amerikaner zunehmend nach Alternativen.
Um ihre Verbrauchskosten zumindest
konstant zu halten, kaufen sie bereits kleinere, sparsamere
Autos. Parallel steigt der Marktanteil von
Diesel- und Hybridfahrzeugen. Die Option, mit Erdgas
zu fahren, spielte in den USA bislang allerdings
noch keine Rolle.
Dies könnte sich bald ändern, zumal die Begeisterung
für Elektroautos wie etwa Chevrolets Volt
zuletzt deutlich nachgelassen hat. „Der Wechsel
zum Erdgas ist der richtige Weg“, sagte Olivier Abadie
vom Branchendienst IHS. „Es wird aber schwierig,
die Amerikaner davon zu überzeugen.“
Genau das erleben deutsche Hersteller wie
Volkswagen und Opel, die zu den führenden Anbietern
von Erdgasfahrzeugen zählen, seit Jahren im
eigenen Land. Die Erdgasautos sind technisch ausgereift
und sicher – am Markt aber können sie sich
trotzdem nicht durchsetzen. Die Schuld daran gibt
Abadie auch den Herstellern selbst: „Die Konsumenten
müssen informiert und aufgeklärt werden“, forderte
er: „Aber haben sie in Deutschland jemals
Werbung für Erdgasautos gemacht?“
Gegen den Wechsel spricht für viele Kunden das
vermeintlich dünne Netz an Erdgastankstellen. Tatsächlich
aber bieten 900 deutsche Stationen inzwischen
Erdgas an – so viele wie in den gesamten USA.
Zudem können die meisten Erdgasautos alternativ
auch mit Benzin betankt werden. Als Vorbild gilt
Norditalien. „In ganz Europa fahren inzwischen
rund eine Million Autos mit Erdgas“, rechnete Eni-
Chef Scaroni vor, „rund die Hälfte davon in Italien.“
In den USA dagegen gibt es bisher noch kein flächendeckendes
Netz. „Mit unseren 900 Erdgas-
Tankstellen ist immerhin das Henne-Ei-Problem gelöst“,
sagte Abadie von IHS. Der Natural Gas Act, ein
Fördergesetz zur Finanzierung des landesweiten
Ausbaus, dürfte voraussichtlich 2013 in Kraft treten.
Das Problem: Die meisten Hersteller bieten in
den USA noch gar keine Erdgasautos an. „Momentan
lohnt sich Erdgas nur für kommerzielle Nutzer
mit eigener Infrastruktur“, teilte etwa Volkswagen
mit. „Generell aber sind Erdgas-Fahrzeuge eine interessante,
weil umweltfreundliche Alternative.“
Tatsächlich scheint der Durchbruch in der kommerziellen
Nutzung nur noch eine Frage der Zeit zu
sein. „Bei neuen Omnibussen und Müllautos ist der
Anteil in den USA auf 25 Prozent gestiegen“, sagte
Abadie. „Diese Nutzer entscheiden nicht emotional,
für sie zählen nur die Kosten.“
Das Potenzial, mit dem Wechsel Kosten zu sparen,
hält Eni-Chef Scaroni für gewaltig: „Wenn alle
Nutzfahrzeuge in den USA auf Erdgas umsteigen
würden, könnten die Betreiber jährlich 40 Mrd. Dollar
sparen“, sagte er. Lkw-Bauer wie Daimler rechnen
daher mit einer kräftig steigenden Nachfrage:
„Der Marktanteil in den USA könnte bis 2020 auf
20 Prozent steigen“, erwarten die Stuttgarter.
Dass sich auch die privaten Autofahrer flächendeckend
von einem Wechsel überzeugen lassen,
mag aber selbst Abadie kaum glauben: „Die Amerikaner
fahren mit Benzin“, stellte er klar. „Das war
schon immer so, das steckt einfach in ihrer DNA.“