checkAd

    2124 Blick zurück– in der Zukunft

    eröffnet am 06.03.24 16:09:45 von
    neuester Beitrag 06.03.24 16:39:48 von
    Beiträge: 2
    ID: 1.376.162
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 554
    Aktive User: 0


    Beitrag zu dieser Diskussion schreiben

     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 06.03.24 16:39:48
      Beitrag Nr. 2 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 75.405.491 von Ericwil am 06.03.24 16:09:45Oder wir beamen uns gedanklich 100 Jahre zurück ins Jahr 1924, und versuchen aus dem Jahr 1924 vorher zu sagen, was bis 2024 so alles passieren würde.

      Welcher normal denkende Mensch hätte 1924, also nur sechs Jahre nach dem irren "Grossen Krieg" erwartet, dass die Menschheit so bescheuert ist, bereits 1939 einen neuen Weltkrieg anzufangen und nur 100 Jahre später - also in 2024 - schon wieder die Möglichkeit eines Weltkriegs zu diskutieren ?

      :confused:

      Oder wir beamen uns doch vor nach 2124 - in eine Welt voller Frieden, voller Gratis-Energie für alle, nachdem Friedenspräsident Trump in 2025 Russland, China und Indien in die NATO aufgenommen hat, die NATO ab 2035 die EU als Friedensprojekt und Freihandelszone abgelöst und Bundeskanzler Söder 2040 den weltweit ersten funktionierenden Kernfusions-Reaktor feierlich in Betrieb genommen hat...

      :eek:
      Avatar
      schrieb am 06.03.24 16:09:45
      Beitrag Nr. 1 ()
      2124
      Blick zurück– in der Zukunft

      Wir beamen uns gedanklich ins Jahr 2124 und blicken zurück auf 100 Jahre gesellschaftlicher Entwicklung. Einige haben das Jahr 2124 wenn auch nicht bewusst, erlebt und können beurteilen, ob unsere jetzige Vorausschau (Rückschau) etwas mit den realen Entwicklungen in diesen 100 Jahren zu tun hat.
      George Orwell und Aldous Huxley haben das Mitte er 30er und zum Ende der 40er Jahre versucht, aus Sicht damals beginnender Entwicklung totalitärer und gerade überwunden geglaubter faschistischer Gesellschaften. Zum Glück sind ihre Prophezeiungen so nicht eingetroffen.
      Wenn wir also heute glauben, aus dem Jahr 2124 zurückschauen zu können, wird es unseren Voraussagungen vermutlich ähnlich ergehen. Aber das spricht nicht gegen einen Versuch. Denn wir sollen doch aus der Geschichte lernen, in der Regel durch Rückschau, vielleicht aber auch durch einen vorausschauenden Rückblick.

      Das Jahr 2124 beginnt mit einem Rückblick

      Entwicklung

      Mitte des zurückliegenden Jahrhunderts, etwa gegen 2050, ist das gesellschaftliche Leben Deutschlands in eine Krise geraten, die ein Umdenken erforderte.
      Verwaltung und Wirtschaft erstickten in immer kleinteiligeren Regelungen und bürokratischen Verfahren.
      Der Verwaltungsaufwand stand in krassem Gegensatz zu den Einnahmen der Gemeinden, Kreise, Länder und des Bundes.
      Auch die Justiz konnte die Flut von Anträgen und Verfahren nicht mehr bewältigen. Gerade dort brachte die Digitalisierung keine durchgreifende Abhilfe.

      Die nicht mehr erteilten Genehmigungen und Rechtsurteile führten zu zunehmender Selbstjustiz der Bürger. „Zaunstreitigkeiten“ wurden immer häufiger mit Faust und Mistgabel anstatt mit Gerichtsverfahren ausgetragen. Damit waren auch die Ordnungskräfte überfordert. Anarchische Verhältnis nahmen Überhand.

      hatte auch Folgen für das internationale Zusammenleben. Deutschland geriet in Europa immer mehr ins Abseits. Der innereuropäische Handel kam fast zum Erliegen. Es drohte schließlich ein gewaltsames Eingreifen der europäischen Nachbarländer.

      Es musste gehandelt werden und es wurde gehandelt.
      Als eine Ursache der Misere wurde der Föderalismus erkannt, der mehr als in anderen Ländern einheitliche Beschlüsse, eine einheitliche Verwaltung blockierte und auch ein einheitliches Bildungssystem verhinderte.
      Sinnvoll nach den Erfahrungen der Zentralgewalt der 30er und 40er Jahre etabliert, erwies sich der Föderalismus letztlich als Hemmschuh für eine sinnvolle Verwaltung und Entwicklung des Landes.

      Zum anderen nahm die Wahlbeteiligung im Laufe der Jahrzehnte dramatisch ab. Die Bürger sahen in der Wahl handlungsunfähiger Politiker keinen Sinn und förderten damit eine Parteienzersplitterung, das Anwachsen populistischer und reaktionäre Gruppen, was die Bildung stabiler Regierungen schließlich unmöglich machte.

      Der erste Schritt: Abbau der zentralen Länderkompetenzen zugunsten regionaler Zuständigkeiten auf Stadt, Gemeinde und Kreisebene. Die Bürger sollten sich wieder mit ihren gewählten Vertretern identifizieren können und Entscheidungen besser beeinflussen, nachvollziehen und akzeptieren können. Das ging auf Kosten etablierter Parteien und zugunsten parteiunabhängiger Kandidaten

      Die Rechte des Bundesrates wurden eingeschränkt. Die zunehmende Blockadepolitik der Länder gegenüber dem Bund verhinderte in der Vergangenheit einheitliche Entscheidungen zugunsten des Landes. Zustimmungspflichtig blieben nur Gesetze, die sich auf die Zuständigkeiten der Landespolitik bezogen.
      Der Medienstaatsvertrag etwa, der früher durch einzelne Länder gekündigt werden konnte, wurde nach den Erfahrungen mit rechtsgerichteten Ländern, aufgelöst und zentralisiert.

      Der dritte Schritt: Die regionalen Gerichte sollten sich auf das Strafrecht konzentrieren. Bürgerliche Streitfälle außerhalb des Strafrechtes wurden auf Schiedsstellen (Orts- und Kreisebene) verlagert.

      Der vierte Schritt: Für die Bildung, vor allem an Schulen, wurde eine bundeseinheitliche Finanzierung geschaffen, die regionale Schwerpunktbildung und Differenzierung zuließ. Die zugewiesenen Gelder konnten die Kreise und Gemeinden, vor allem aber die Schulen selbst, nach eigenem Ermessen einsetzen. Ungleiche Bildungschancen innerhalb der Länder verschwanden. Die Länderkompetenzen wurden auf die Verwaltung reduziert.

      Um die Bundesregierungen wieder handlungsfähig zu machen, wurde für Bundestagswahlen eine 8% Klausel eingeführt, die die Bildung immer kleinerer Parteien begrenzen und Parteien, aber auch die wählenden Bürger motivieren sollten, sich auf größere Schnittmengen ihrer Vorstellungen und Ziele zu einigen.
      Parteien dürfen keine Spenden mehr annehmen, sondern werden auf die Finanzierung aus einheitlichen Mitgliederbeiträgen und staatlichen Zuwendungen reduziert.

      Die Umsetzung dieser Beschlüsse zog sich über Jahrzehnte hin, verlief oft krisenhaft. Insbesondere Bayern wehrte sich gegen die Beschneidung seiner Landeskompetenzen.
      Die zunehmen Stagnation in Politik und öffentlichem Leben jedoch zwangen schließlich dazu, diese radikalen Änderungen umzusetzen.

      Kommunikation

      Um die Jahrtausendwende hatte sich das Kommunikationsverhalten aufgrund technischer Entwicklungen entscheidend verändert, von analog zu digital.
      Schriftverkehr wurde zunehmend durch digitale Übertragungsmedien ersetzt, im privaten Bereich wesentlich schneller als im öffentlichen Verkehr, in Verwaltung und Bildung.
      Dies führte zu einer zunehmenden Diskrepanz zwischen Erwartungen der Bürger und Erfüllungen durch Verwaltung, Justiz und Regierung.
      Massive Wahlpannen, gar Fälschungen und überbordender Aufwand führten schließlich zu einer Veränderung. Beschleunigend kam die abnehmende Wahlbeteiligung hinzu.

      Es wurde ein Online-Wahlverfahren eingeführt.
      Die Wähler können nun von zuhause aus über einen gesicherten Zugang ihre Stimme abgeben. Das hat zu einer erheblichen Zunahme der Wahlbeteiligung geführt.

      Technische Entwicklungen

      Entgegen früherer Zukunftsvisionen hat sich die technische Entwicklung fortschreitend, nicht sprunghaft entwickelt.
      Die Energiegewinnung aus Fusionsreaktoren hat sich als Sackgasse erwiesen. Der ungeheure finanzielle Einsatz stand in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Ergebnissen.
      Allerdings hat sich eine eigentlich alte, aber bisher ungenutzte Energiequelle als bahnbrechende Lösung erwiesen: Erdwärme aus Magmakammern.
      In Italien, den kanarischen Inseln und auf Island kann jetzt das Anzapfen dieser Energiequelle zur Stromerzeugung genutzt werden. Ein neues Verfahren macht es seitdem möglich, ohne den Umweg über die Dampferzeugung, Strom direkt aus Wärme zu generieren.

      Der immer größer werdende Strombedarf konnte damit ohne weiteren Ausbau von Wasser-, Sonnen- und Windenergie gedeckt werden. Der im ersten Viertel des Jahrhunderts entwickelte Zwischenweg über die Wasserstofferzeugung war damit überholt.

      Was zu Anfang des Jahrhunderts Probleme bereitete, nämlich immer mehr Strom von den Wind- und Solarkraftanlagen über weite Strecken (meist von Nord und Süd) zu transportieren, wurde gelöst. Eine Erfindung, die schon in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts entwickelt wurde. Strom kann kabellos über Antennen übertragen werden, ähnlich wie Radarwellen. Die ungeliebten Hochspannungsmasten konnten Schritt über Schritt durch die neue Technik ersetzt werden. Nachführantennen machen es jetzt sogar möglich, elektrisch betriebene Fluggeräte von der Erde aus mit Energie zu versorgen.

      Die anfänglichen Widerstände gegen die Elektromobilität im Individualverkehr konnte überwunden werden, da die Batterien der Fahrzeuge induktiv während der Fahrt aufgeladen werden können. Damit ist die Reichweite praktisch unbegrenzt. Auf vielen Autobahnstrecken fahren die Wagen rein induktiv, also ohne Nutzung der Batterie.

      Verkehr

      Das autonome Fahren hat sich in den Städten nicht durchgesetzt. Die Komplexität der Verkehrssituationen konnte durch die Technik nicht störungsfrei umgesetzt werden.
      Anders auf dem Land. Hier finden einfach ausgestattete selbstfahrende Fahrzeuge, die auf Abruf bereitgestellt werden, guten Anklang. Die klare Straßenführung auf dem Land und die inzwischen schonn eingeführte Geschwindigkeitsbeschränkung auf 80 km/h schafft gute Voraussetzungen für sich selbst steuernde Fahrzeuge ohne hohes Unfallrisiko.

      Die Bahn hat sich im Verlauf der Jahrzehnte ausschließlich auf Intercity-Strecken konzentriert, um den Flugverkehr zu reduzieren.
      Die einzige Magnetschwebebahn von Hamburg nach München wurde von einer chinesischen Firma gebaut.
      Die Regionalstrecken wurden in Fahrbahnen umgerüstet und dienen zunehmend selbstfahrenden E-Bussen als Trasse.

      Wohnen und Arbeiten

      Die Zeiten, in denen hunderte von Menschen in Großraumbüros vor ihren Rechnern saßen, sind Geschichte.
      Die Arbeit wurde zunehmend dezentralisiert. Es begann mit dem sog. Homeoffice während einer Pandemie in der ersten Hälfte es vorigen Jahrhunderts.
      Dies hat sich im Folgenden mehr und mehr als Regellösung erwiesen. Beschäftigte vor allem in der Verwaltung von Industrie, Handel und Politik arbeiten heute nicht nur am heimischen Esstisch, sondern finden sich in kleinen Gruppen an privaten oder gemieteten Orten zusammen. Das führte in den Verwaltungszentren, beispielhaft in Frankfurt, in zahlreichen ehemaligen Bürohochhäusern zu Leerständen. Die frei gewordenen Flächen wurden nun vielfach zu Wohnungen umgebaut und lindern die ständig gewachsene Wohnraumnot. Die Investoren mussten Zugeständnisse machen und die Wohneinheiten zu für den Durchschnitt der Bevölkerung akzeptablen Preisen vermieten.

      Auch auf dem Lande führten die neuen Arbeitsverhältnisse zu Veränderungen. Verödete Gemeinden in abgelegenen Regionen, etwa dem Vogelsberg, füllen sich wieder mit Leben. Häuser wurden von ehemaligen Städtern günstig erworben und aufwendig renoviert, um als Lebens- und Arbeitsplätze zu dienen. Was durch die ungünstige Lage früher ein Manko war, erweist sich jetzt als Plus. Die Notwenigkeit, täglich lange Strecken zu Arbeit zurückzulegen, ist für viele weggefallen. Dafür bilden sich neue dörfliche Strukturen, die Arbeit und Privatleben wieder vereinbar machen.

      Internationales

      Als aufgrund der eingeleiteten Maßnahmen eine gewisse Beruhigung in der Gesellschaft einsetzte, kam es zu einer neuen Krise, diesmal von außen. Nicht zuletzt durch die Schwäche Deutschlands begann die Auflösung der EU, eingeleitet durch Frankreich, das Angst hatte, durch den Niedergang des Nachbarn in den wirtschaftlichen Abwärtstrend mitgerissen zu werden.
      Sofort sprangen die osteuropäischen Länder auf den Zug auf. Die Auflösung ging erstaunlich schnell voran, die staatlichen Einzelinteressen gewannen die Überhand.

      Zudem kriselte es auch in der NATO. In Amerika folgte eine populistische und isolationistische Regierung der nächsten. Die USA verlagerten ihr Interessensphäre zunehmend in den pazifischen Raum. Der Schutz Europas durch die USA war nicht mehr gewährleistet. Der Versuch, eine europäische Verteidigungsgemeinschaft zu gründen misslang, nicht zuletzt auf Grund der Schwäche Deutschlands.

      Im Laufe der letzten Jahrzehnte nahm allerdings die Bedrohung durch Russland ab. Moskau hatte sich zunehmend in der Welt isoliert, war uninteressant geworden, weil es keine technischen Fortschritte vorweisen konnte, Öl und Gas an Bedeutung verloren hatten und das Land zunehmend in die Abhängigkeit von China geraten war.
      Auch Chinas Zenit war Mitte des Jahrhunderts überschritten und wurde als technologische Weltmacht Schritt für Schritt von Indien abgelöst.

      Indien hat sich vergleichsweise unaufgeregt an die Spitze des technologischen Fortschritts gearbeitet, liefert der Welt Rohstoffe, aber auch fertige Lösungen, weniger im Konsumbereich denn bei Industrieprodukten. Wer heute eine europäische Großbaustelle besucht, dem wird die Anwesenheit indischer Firmen deutlich präsentiert.

      Afrika jedoch konnte sich bis heute aus seiner postkolonialen Zerrissenheit nicht befreien. Bürgerkriege und Machtkämpfe rivalisierenden Autokraten machten jeden Fortschrittsansatz zunichte. Alle Versuche, vor allem Russlands und Chinas, diese Schwäche für ihre hegemonialen Interessen zu nutzen, liefen letztendlich ins Leere.

      Umwelt

      Wenn auch das im vorigen Jahrhundert proklamierte Ziel des CO2 Abbaus nicht erreicht werden konnte, so kam es zumindest zu keinem weiteren Anstieg, da die Hauptverursacher, die industriell entwickelten Länder den Umstieg auf nichtfossile Energielieferanten vorangetrieben hatten und die wachsende Emission in den industriell schwachen Regionen kompensieren konnten.

      Resumee

      Die Orwellschen und Huxleyschen Zukunftsphantasien haben sich nicht bewahrheitet. Weder haben die staatlichen Institutionen die Macht noch die Kontinuität, um einen wie dort beschriebenen Zentralismus zu etablieren. Im Gegenteil, es kam im letzten Jahrhundert zu einer zunehmen Segmentierung und Diversifizierung der Gesellschaft. Dies führte zu einem Zerfall von Gemeinschaftsgefühl und -verantwortung auf nationaler Eben. Gewachsene Strukturen zerfielen zunehmend.
      Dafür blühte das regionale und lokale Leben auf. Man besann sich wieder heimischer Traditionen. Arbeit und Leben verloren die in vielen Jahrzehnten entwickelte Trennung. Flexible Arbeitszeiten und die häuslichen und regionalen Arbeitsplätze schufen Verhältnisse fast wie vor der Industrialisierung.
      1 Antwort
       DurchsuchenBeitrag schreiben


      2124 Blick zurück– in der Zukunft