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    Die Risiken der New Economy-Studie zum US Aktienmarkt - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 03.06.00 14:15:22 von
    neuester Beitrag 09.06.00 14:37:07 von
    Beiträge: 19
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      schrieb am 03.06.00 14:15:22
      Beitrag Nr. 1 ()
      Crash-Propheten und Weltuntergangsgurus sind ja nach dem spektakulären High-Tech Crash dieses Jahres wieder stark im Kommen. Aus gegebenen Anlaß möchte ich deshalb einen Artikel von Dr.Markus Stahl von der BW-Bank hier zur Disskussion stellen.
      (Nachzulesen unter www.aktienforum-inter.net)

      Die Risiken der New Economy
      Studie zum US-Aktienmarkt

      „Es wird ein Crash kommen - und er könn-te
      schrecklich sein“ warnte der umstrittene
      Ökonom Roger Babson vor der jährlichen
      nationalen Wirtschaftskonferenz am 5.
      September 1929. Die Warnung erfolgte
      damit nur zwei Tage nach Erreichen des
      Börsenhochs einer bis dahin beispiellosen
      Rekordhausse, die den Investoren seit
      dem August 1921 Zuwächse von annä-hernd
      500 % bescherte. Dagegen waren
      die Mehrzahl der Bankiers und die große
      Schar ihrer hoffnungsfrohen Klientel fest
      davon überzeugt, daß die amerikanische
      Wirtschaft sich auf dem rechten Weg
      befindet, und daß Wall Street nur das klare
      Spiegelbild des ungeheuren Fortschritts
      und des wachsenden Wohlstandes sei.
      Wenige Tage vor der großen Börsenka-tastrophe,
      am 15. Oktober 1929, sprach der
      hoch angesehene Börsenoptimist Irving
      Fischer, Professor an der Yale-Universität,
      die unsterbliche Feststellung aus: „Die
      Aktienkurse haben offenbar ein dauerhaft
      hohes neues Niveau erreicht“. Und: „Ich
      erwarte, daß die Kurse in wenigen Mona-ten
      ein gutes Stück höher als heute stehen
      werden.“
      Nach der markanten Aufwärtsbewegung
      des amerikanischen Aktienmarktes in den
      letzten zehn Jahren schallen dem Börsen-publikum
      heute ähnlich kontroverse Stim-men
      entgegen. Die eine Seite sieht die
      gegenwärtige Aktienhausse aufgrund der
      „digitalen Revolution“ ökonomisch gut
      fundiert und erwartet für die nächsten
      Jahre erneut eine Fortsetzung des bisheri-gen
      Kursaufschwungs. Auf der anderen
      Seite wird vor einer spekulativen Kursbla-se
      gewarnt, die insbesondere die Aktien
      aus dem Internet-Bereich erfaßt hätte. Ist
      die Hausse der Internet-Titel vorbei? Oder
      dürfen Investoren bei Technologieaktien
      auch weiterhin überdurchschnittliche
      Erträge erwarten?
      Das Internet sprengt die traditionellen
      Bewertungsmaßstäbe
      Das rasante Wachstum des Internets in
      den neunziger Jahren hat die Informations-und
      Datenflüsse weltweit revolutioniert.
      Die Vernetzung der privaten Haushalte
      und der Unternehmen könnte sich als die
      Basisinnovation erweisen, die eine neue,
      lange Wachstumsphase eingeläutet hat.
      Informationen können mit dem neuen
      Medium in Sekundenschnelle recherchiert,
      verarbeitet und elektronisch versendet
      werden. Der Vertrieb von homogenen
      Produkten der Finanzbranche (z.B. Kredite,
      Aktien, Versicherungen) oder der Kon-sumbranche
      (z.B. Reisen, Bücher, Musik)
      wird heute zunehmend über das Netz
      abgewickelt. Die größten Produktivitäts-gewinne
      verspricht das Internet aber in
      der Kommunikation zwischen den einzel-nen
      Unternehmen (Business to Business).
      So kann beispielsweise der Einkauf großer
      Unternehmen über elektronische Markt-plätze
      erfolgen und die Transaktionskos-ten
      damit wesentlich gesenkt werden. Die
      guten Geschäftsaussichten vieler Internet-Gesellschaften
      ließen die Phantasie der
      Anleger blühen. Von Anfang des Jahres
      1995 bis zum Jahrtausendwechsel konnte
      der Internet-Index von Goldman Sachs
      phantastische 3.000% zulegen, die 100
      größten Werte an der Technologiebörse
      Nasdaq konnten ebenfalls noch unglaub-liche
      1.100% gewinnen. Dagegen nimmt
      sich die Kursentwicklung des Dow Jones
      Industrials, der 30 Unternehmen vorwie-gend
      der „Old Economy“ verkörpert, recht
      bescheiden aus. Mit Kursgewinnen von
      insgesamt mehr als 200% bescherten die
      traditionellen Industrietitel dem amerikani-schen
      Aktienmarkt aber immer noch eine
      Jahrhunderthausse.

      Die Kursgewinne des Dow Jones Industri-als
      werden allerdings durch den Umstand
      relativiert, daß die an der Technologiebör-se
      Nasdaq groß gewordenen Aktienge-sellschaften
      Microsoft und Intel mit einem
      Gewicht von knapp 10% in den Index
      eingehen. Microsoft ist Mitte April des
      Jahres 2000 mit einer Marktkapitalisierung
      von rund 385 Milliarden US-Dollar nach
      General Electric und Cisco die drittgrößte,
      Intel mit einer Marktkapitalisierung von
      knapp 370 Milliarden US-Dollar die viert-größte
      der Aktiengesellschaften in den
      USA. Rechnet man aus dem Dow Jones
      Industrials noch die zwei Schwergewichte
      der Computerbranche, Hewlett-Packard
      und IBM heraus, so hätte sich ein deutlich
      geringerer Ertrag ergeben. Der überwie-gende
      Teil der Aktien der „alten“ Indust-rien
      befindet sich seit Mitte des Jahres
      1998 ohnehin in einer tiefen Baisse. Dies
      zeigt die seit diesem Zeitpunkt steil abfal-lende
      Advance-Decline-Linie des Ge-samtmarktes,
      die die laufende Summe der
      Aktien mit Kurszuwächsen minus der
      Aktien mit Kursverlusten abbildet. Von
      der Kursschwäche bei den herkömmlichen
      Branchen lenkten bis zum Jahresende 1999
      lediglich die Höhenflüge der Technologie-aktien
      ab. Für Internettitel mußten Inves-toren
      teilweise ein Kurs-Gewinn-Verhältnis
      (KGV) weit über 200 in Kauf nehmen. Wie
      aus Grafik 2 zu entnehmen ist werden
      Technologieaktien am Markt heute zu
      einem doppelten so hohen KGV bezahlt
      wie die restlichen Aktien, während sie zu
      Beginn des Jahres 1996 nur mit einem
      Aufschlag des 1,2fachen Gesamtmarkt-KGV’s
      gehandelt wurden.
      Die exorbitanten Kursgewinne der Tech-nologietitel
      haben die Unternehmenswerte
      in den Boombranchen Informationstech-nologie,
      Telekommunikation und Finanz-sektor
      extrem aufgebläht. Allein die
      Aktienwerte der Informationstechnologie
      weisen heute eine höhere Marktkapitalisie-
      rung auf als der gesamte Industriesektor.
      Wie die Fusion von American Online und
      Time Warners zeigt, nutzen die neuen
      Lieblinge der Börsianer ihre hohe Bewer-tung
      zunehmend als Aquisitionswährung
      für Zukäufe günstiger bewerteter Unter-nehmen
      der Old Economy.
      Bis Mitte der neunziger Jahre stieg die
      Marktkapitalisierung des Gesamtmarktes
      (die in Grafik 3 dargestellten Datastream-Indizes
      erfassen rund 80% des Gesamt-marktes)
      gegenüber dem nominalen BSP
      nur moderat an. Die Beschleunigung der
      Hausse seit Anfang des Jahres 1995 hat
      den Marktwert aller an der Nasdaq und der
      New York Stock Exchange gehandelten
      Aktien auf mehr als 16 Billionen US-Dollar
      nach oben getrieben. Die aktuelle Bewer-tung
      amerikanischer Aktien stellt damit
      sogar die Verhältnisse des Jahres 1929 in
      den Schatten. In der letzten Phase der
      damaligen Kursblase hatte die Marktkapi-talisierung
      der US-Börsen bis zu 89,7 Mrd.
      US-Dollar betragen und überstieg mit dem
      Faktor 1,1 bereits das gesamte amerikani-sche
      Volkseinkommen in Höhe von 81
      Mrd. US-Dollar. In der Hochphase der
      japanischen Börsenblase Ende des Jahres
      1989 war die Börsenkapitalisierung der
      japanischen Aktiengesellschaften auf das
      1,4-fache des BSP geklettert. Im April 2000
      schließlich übertraf die Marktkapitalisie-rung
      der US-Börsen das nominale Brutto-sozialprodukt
      von 9,5 Billionen US-Dollar
      mit dem Faktor 1,7.
      Das ökonomischen Fundament der
      Internet-Hausse ist dünn
      Die neuen Technologien haben nicht nur
      die Börse, sondern auch die Realwirtschaft
      Amerikas kräftig angeschoben. Von 1991
      bis 1999 wuchs das BSP real um durch-schnittlich
      3,6%. In den letzten drei Jahren
      lag das Wachstum des realen BSP sogar
      über der 4%-Marke. Dieser Trend könnte
      auch in den nächsten Jahren anhalten.
      Aktuellen Schätzungen zufolge soll das
      BSP der USA in der nächsten Dekade
      durch die Produktivitätsgewinne des In-ternets
      pro Jahr um 0,25% schneller wach-sen.
      Über eine noch dynamischere Ent-wicklung
      durften sich bisher Unternehmer
      und deren Kapitalgeber freuen. Die Unter-nehmensgewinne
      legten von 1991 bis 1999
      mit durchschnittlich 9,4% deutlich
      schneller zu als die durchschnittlichen
      Löhne (3,2%). Die Tatsache, daß diese
      beachtlichen Zuwächse ohne nennens-werte
      Inflation erzielt werden konnten,
      haben wie in den zwanziger Jahren der
      These Vorschub geleistet, die USA sei
      nunmehr in eine „neue Ära“ eingetreten, in
      der hohes Wirtschaftswachstum mit einem
      niedrigem Zinsniveau und niedriger Infla-tion
      spannungsfrei einhergehe.
      Aber auch die deutliche Aufwärtsent-wicklung
      der fundamentalen Einkommens-größen
      kann die Kursrekorde an den ame-rikanischen
      Börsen längst nicht mehr
      begründen. Während die Unternehmens-gewinne
      langfristig in engen Grenzen um
      das nominale BSP schwanken, hat sich
      seit dem Jahresanfang 1995 die Schere
      zwischen dem Aktienmarkt und dem lau-fenden
      BSP weit geöffnet.
      rung auf als der gesamte Industriesektor.
      Wie die Fusion von American Online und
      Time Warners zeigt, nutzen die neuen
      Lieblinge der Börsianer ihre hohe Bewer-tung
      zunehmend als Aquisitionswährung
      für Zukäufe günstiger bewerteter Unter-nehmen
      der Old Economy.
      Bis Mitte der neunziger Jahre stieg die
      Marktkapitalisierung des Gesamtmarktes
      (die in Grafik 3 dargestellten Datastream-Indizes
      erfassen rund 80% des Gesamt-marktes)
      gegenüber dem nominalen BSP
      nur moderat an. Die Beschleunigung der
      Hausse seit Anfang des Jahres 1995 hat
      den Marktwert aller an der Nasdaq und der
      New York Stock Exchange gehandelten
      Aktien auf mehr als 16 Billionen US-Dollar
      nach oben getrieben. Die aktuelle Bewer-tung
      amerikanischer Aktien stellt damit
      sogar die Verhältnisse des Jahres 1929 in
      den Schatten. In der letzten Phase der
      damaligen Kursblase hatte die Marktkapi-talisierung
      der US-Börsen bis zu 89,7 Mrd.
      US-Dollar betragen und überstieg mit dem
      Faktor 1,1 bereits das gesamte amerikani-sche
      Volkseinkommen in Höhe von 81
      Mrd. US-Dollar. In der Hochphase der
      japanischen Börsenblase Ende des Jahres
      1989 war die Börsenkapitalisierung der
      japanischen Aktiengesellschaften auf das
      1,4-fache des BSP geklettert. Im April 2000
      schließlich übertraf die Marktkapitalisie-rung
      der US-Börsen das nominale Brutto-sozialprodukt
      von 9,5 Billionen US-Dollar
      mit dem Faktor 1,7.
      Das ökonomischen Fundament der
      Internet-Hausse ist dünn
      Die neuen Technologien haben nicht nur
      die Börse, sondern auch die Realwirtschaft
      Amerikas kräftig angeschoben. Von 1991
      bis 1999 wuchs das BSP real um durch-schnittlich
      3,6%. In den letzten drei Jahren
      lag das Wachstum des realen BSP sogar
      über der 4%-Marke. Dieser Trend könnte
      auch in den nächsten Jahren anhalten.
      Aktuellen Schätzungen zufolge soll das
      BSP der USA in der nächsten Dekade
      durch die Produktivitätsgewinne des In-ternets
      pro Jahr um 0,25% schneller wach-sen.
      Über eine noch dynamischere Ent-wicklung
      durften sich bisher Unternehmer
      und deren Kapitalgeber freuen. Die Unter-nehmensgewinne
      legten von 1991 bis 1999
      mit durchschnittlich 9,4% deutlich
      schneller zu als die durchschnittlichen
      Löhne (3,2%). Die Tatsache, daß diese
      beachtlichen Zuwächse ohne nennens-werte
      Inflation erzielt werden konnten,
      haben wie in den zwanziger Jahren der
      These Vorschub geleistet, die USA sei
      nunmehr in eine „neue Ära“ eingetreten, in
      der hohes Wirtschaftswachstum mit einem
      niedrigem Zinsniveau und niedriger Infla-tion
      spannungsfrei einhergehe.
      Aber auch die deutliche Aufwärtsent-wicklung
      der fundamentalen Einkommens-größen
      kann die Kursrekorde an den ame-rikanischen
      Börsen längst nicht mehr
      begründen. Während die Unternehmens-gewinne
      langfristig in engen Grenzen um
      das nominale BSP schwanken, hat sich
      seit dem Jahresanfang 1995 die Schere
      zwischen dem Aktienmarkt und dem lau-fenden
      BSP weit geöffnet.
      Selbst wenn der amerikanische Aktien-markt
      in den nächsten fünf Jahren auf dem
      aktuellen Kurslevel stagnieren sollte,
      müßten die Unternehmensgewinne mit
      durchschnittlich 13,75% per annum wach-sen,
      um die bereits entstandene Lücke zu
      schließen. Dies wäre eine deutlich höhere
      Rate als in den boomenden neunziger
      Jahren (Gewinnwachstum 9,4%). Setzte
      sich allerdings die Kursrallye der vergan-genen
      Jahre mit dem bisherigen Tempo
      von 26% per annum auch in den nächsten
      fünf Jahren fort, so wäre schon ein Ge-winnwachstum
      von 43% erforderlich, um
      die dann erreichten Kursstände auch
      fundamental zu untermauern. Sollte aber
      die Wachstumsrate der Gewinne börsen-notierter
      US-Aktiengesellschaften letztlich
      wieder auf ihren langjährigen Durch-schnittswert
      (1973-1999) von 8,65% zu-rückfallen,
      dann müßte der amerikanische
      Aktienmarkt in den nächsten fünf Jahren
      um insgesamt 20,5% bzw. 4,5% pro Jahr
      fallen, um die Schere zwischen fundamen-talen
      Größen und Aktienkursentwicklung
      wieder zu schließen.
      Dabei wird schon von vielen Kritikern
      vermutet, daß die erheblichen Gewinnan-
      stiege der letzten Jahre teilweise auch
      virtueller Natur sein könnten. Beispielhaft
      läßt sich das Phänomen der Stock Options
      anführen, mit denen jahrelang die Gewinne
      hoch- und die Personalkosten kleinge-rechnet
      wurden. Da die echten Kosten
      dieser Optionen nach amerikanischen
      Bilanzrecht nicht ausgewiesen werden
      müssen, konnte ein scheinbar stetig stei-gender
      Unternehmensgewinn bei tenden-ziell
      sinkenden Personalkosten dargestellt
      werden. Die Kritiker vergleichen derartige
      Bilanzmanöver sogar mit den luftigen
      Buchhaltungspraktiken verschiedener
      japanischer Firmen in der Bubble-Phase
      der achtziger Jahre.
      Auch die Geschäftsaussichten vieler
      Technologieunternehmen scheinen bei
      näherer Betrachtung nicht so rosig, wie sie
      von den Visionären der Internet-Gemeinde
      häufig dargestellt werden. So sind bei-spielsweise
      den kommerziellen Anwen-dungen
      des Internets in vielen Bereichen
      noch enge Grenzen gesetzt. Aktuelle
      Mängel, wie das Fehlen elektronischer
      Zahlungsmittel (Cyber-Cash) und eines
      Rechtsrahmens für Netzgeschäfte, unzu-reichende
      Sicherheitsstandards oder Inf-rastrukturlücken
      des Netzes könnten
      durch technische Neuerungen in den
      nächsten Jahren wohl noch behoben
      werden. Dennoch könnten sich viele In-ternet-
      Phantasien der Börsianer als Luft-schlösser
      erweisen. In dem Bereich der
      physischen Freizeitgestaltung (Sport,
      Wellness) sind dem weltweiten Netz eben-so
      Grenzen gesetzt wie beim Vertrieb von
      beratungsintensiven oder inhomogenen
      Produkten.
      Noch schwerwiegender für die Internet-Firmen
      dürften sich allerdings die Kräfte
      des Wettbewerbs erweisen. In den
      E-Commerce-Bereich neu eintretende
      Firmen werden von den euphorischen
      Börsianern bisher noch mit reichlich Ei-genkapital
      versorgt, womit die Grundlage
      für mehr Wettbewerb in der Zukunft ge-schaffen
      wird. Hinzu kommen noch die
      etablierten Handelskonzerne, die dank
      ihrer Größe massive Investitionen in die-sen
      Bereichen tätigen können und über
      einen hohen Bekanntheitsgrad verfügen.
      Ob die Internet-Pioniere in einem zuneh-mend
      wettbewerbsgeprägten Umfeld die
      hochgeschraubten Gewinnerwartungen,
      die in den fantastischen Börsenbewertun-gen
      reflektiert werden, jemals werden
      erfüllen können, scheint zumindest für die
      Mehrzahl der Anbieter fraglich, zumal der
      rasante technische Fortschritt ein ur-sprünglich
      innovatives Geschäftsmodell
      rasch entwerten kann. Der verlustreichen
      Investitionsphase könnten in einem Markt
      ohne nennenswerte Markteintrittsschran-ken
      und hohem technischen Wandel statt
      der erhofften Monopolgewinne eine Phase
      des ruinösen Wettbewerbs folgen.
      Aktien sind gegenüber Anleihen
      relativ teuer
      Aktien konkurrieren mit festverzinslichen
      Wertpapieren und alternativen Vermö-gensanlagen
      wie Immobilien um die Gunst
      der Anleger. Da Unternehmenserträge
      gegenüber festen Zinszahlungen großen
      Schwankungen unterworfen sind, fordern
      Aktienkäufer für das höhere Risiko eine
      Prämie in Form zusätzlicher Erträge. Die
      langjährige Hausse der Gegenwart hat
      ähnlich wie in den zwanziger Jahren des
      letzten Jahrhunderts unter den amerikani-schen
      Investoren den Glauben geweckt,
      daß Aktien festverzinslichen Papieren zu
      jedem Zeitpunkt überlegen seien. Die
      laufenden Dividendenrenditen von durch-
      schnittlich ca. 1,2% können dabei jedoch
      kaum als Kaufargumente herangezogen
      werden. In den letzten Jahren wurden die
      laufenden Dividendenzahlungen komplett
      von den Inflationsraten aufgezehrt. Dies
      sollte allerdings nicht überbewertet wer-den,
      da steuerliche Aspekte und die
      Selbstfinanzierung von Investitionen aus
      dem Gewinn für junge Wachstumsunter-nehmen
      gute Gründe für eine rückläufige
      Ausschüttungsquote sein können. Gravie-render
      ist da schon, daß die Relation zwi-schen
      Unternehmensgewinnen und Kurs-niveau
      mit einer aktuellen realen Rendite
      von knapp unter einem Prozent ein histori-sches
      Tief erreicht hat. Gleichzeitig be-kommen
      Investoren, die nicht allein auf die
      Zukunft setzen wollen, am kurzen wie am
      lange Ende des Rentenmarkts deutlich
      höhere Realzinsen geboten. Die Spannun-gen
      zwischen den Aktien- und Rentenren-diten,
      die sich beispielsweise auch im
      Sommer 1987 in ähnlicher Größenordnung
      aufgebaut hatten, entluden sich schließ-lich
      am 19. und 20. Oktober 1987, als der
      Dow Jones Industrials in zwei aufeinan-derfolgenden
      Handelstagen variabel mehr
      als 40% seines Werts einbüßte. Die seit
      Anfang 1999 anziehenden Realzinsen
      haben die Schere zwischen Eigenkapital-und
      Fremdkapitalverzinsung erneut weit
      geöffnet.
      Das Spannungsverhältnis zwischen Akti-en
      und Anleihen auf der einen Seite sowie
      Technologieaktien und Industriewerten
      auf der anderen Seite wirft die Frage auf,
      welche finanziellen Voraussetzungen es
      für diese extremen Bewertungsrelationen
      gibt.

      Eine expansive Geldpolitik finan-zierte
      die Börsenparty

      Das Schmiermittel jedes Aktienbooms ist
      reichlich vorhandene Liquidität der Markt-teilnehmer.
      Im Laufe einer wachsenden
      Kursblase muß allerdings ein immer größe-rer
      Teil der gesamtwirtschaftlichen Geld-menge
      für die Finanzierung der laufenden
      Börsenumsätze abgezweigt werden und
      steht somit für Transaktionen im Konsum-bereich
      nicht mehr zur Verfügung. Dies
      erklärt auch die jeweils als „neu“ gefeierte
      Kombination aus nahezu unveränderten
      Konsumgüterpreisen und explodierenden
      Preisen für Vermögenswerte (Asset Infla-tion),
      wie sie für die großen Spekulations-bewegungen
      der zwanziger und neunziger
      Jahre kennzeichnend waren. Die Geldum-sätze
      an den Wertpapierbörsen Amerikas
      hatten während der goldenen zwanziger
      Jahre unglaubliche Höhen erreicht. Im
      Crashjahr 1929 wurde ein Dollar-Volumen
      in Höhe des 1,3fachen BSP umgesetzt.
      Von 1931 bis 1990 war es dann um die US-Börsen
      verhältnismäßig still geworden.
      Die Relation der Wertpapierumsätze pro
      Jahr zum BSP machte nicht einmal mehr
      50%, in der Zeit von 1934 bis 1982 sogar
      weniger als 25% des BSP aus. Ganz anders
      das Bild in den boomenden Neunzigern.
      Eine verbesserte technische Infrastruktur
      und elektronische Brokerhäuser erlauben
      auch dem privaten Anleger den zeitnahen
      An- und Verkauf von Wertpapieren inner-halb
      eines Tages (Intraday-Trading). Al-lein
      die jährlichen Dollar-Umsätze des
      Datastream-Aktienindexes für den US-Gesamtmarkt
      haben 1999 knapp 150% des
      BSP erreicht. Schon in den ersten Mona-ten
      des Jahres 2000 wurde dieser fantasti-sche
      Wert noch bei weitem übertroffen
      (Grafik 6). Es scheint fast so, als beschäf-tige
      sich die ganze amerikanische Volks-wirtschaft
      mit dem Aktienhandel.
      Inwieweit die amerikanische Notenbank
      den finanziellen Nährboden für diese spekulativen Exzesse bereitet hat, entzweit
      heute die Schar der Ökonomen. Dabei hat
      die Politik des Notenbankpräsidenten
      Alan Greenspan bei vielen Beobachtern
      große Anerkennung gefunden. Wie die
      Wachstumsraten der Geldmenge M2 in
      Grafik 7 zeigen, hatte Greenspan die Wirt-schaft
      seit 1995 reichlich mit Liquidität
      versorgt, als sich die realen Wachstums-potentiale
      des Internetsektors abzuzeich-nen
      begannen. Das in den letzten beiden
      Jahren in Relation zum realen BSP über-proportionale
      Geldmengenwachstum hat
      sich trotz der hohen Konsumneigung der
      amerikanischen Haushalte noch nicht in
      steigenden Güterpreisen niedergeschla-gen.
      Dafür werden in der New Economy
      auch gute Gründe angeführt. Das Internet
      sorgt für eine deutlich höhere Markttrans-parenz
      und verringert die Preisspielräume
      für viele Anbieter. Der Personalbedarf im
      Zuge des stürmischen Wirtschaftswachs-tums
      konnte ohne bedeutende Lohnzuge-ständnisse
      aus dem amerikanischen Ar-beitskräftereservoir
      und durch Immigration
      gedeckt werden.
      Die Arbeitslosenquote ist auf ein Rekord-tief
      von 4,1% gesunken. Wie in den zwan-ziger
      Jahren hat damit die Notenbank den
      Auftrag der Wahrung von Preisniveau-stabilität
      bei gleichzeitiger Förderung des
      Wirtschaftswachstums vordergründig mit
      Bravour erfüllt. Die expansive Geldpolitik
      der letzten Jahre hat aber nicht nur die
      produktiven, sondern eben auch die spe-kulativen
      Kräfte der amerikanischen
      Volkswirtschaft geweckt. Die Notenbank-politik
      der verbalen Interventionen (Moral
      Suasion) erwies sich, nicht zuletzt auf-grund
      ihres häufigen Gebrauchs durch
      Alan Greenspan, vorerst als wirkungslos.
      Darüber hinaus klafften die verbalen Äu-ßerungen
      und die Handlungen der ameri-kanischen
      Notenbank im Herbst 1998 weit
      auseinander. Angesichts der deflatori-schen
      Wirkungen der Krisen in den
      Emerging Markets und des starken Kurs-rückgangs
      am amerikanischen Aktienmarkt
      im Herbst 1998 aufgrund des Debakels um
      den Hedge-Fonds Long Term Capital
      Management (LTCM) rang sich die Fed zu
      drei Leitzinssenkungen durch. Vom 28.
      September bis zum 17. November 1998
      wurde die Federal Funds Target Rate
      jeweils um ein Viertelprozentpunkt von
      5,5% auf 4,75% zurückgenommen. Das war
      das Signal, auf das die Investoren gewar-tet
      hatten. Weil diese Bail-out-Aktion die
      Balance zwischen Risiko- und Ertragser-wartungen
      der Anleger veränderte, ließen
      sich die Entfesselung der Spekulations-kräfte
      und die furiose Entwicklung der
      Internetaktien auch durch den zwischen-zeitlichen
      Übergang zu einer restriktiveren
      geldpolitischen Linie bis März 2000 nicht
      mehr aufhalten. Erst die Erhöhung der
      Federal Funds Target Rate auf 6,00% am
      22. März 2000 zeigte im Verlaufe des Aprils
      an den Aktienmärkten erste Wirkung.
      Alan Greenspan hat sich mit seinem un-dogmatischen
      Krisenmanagement im
      Herbst 1998 in den Augen einiger
      den fragwürdigen Ruf eines Retters er-worben,
      der auch in Zukunft nicht zulas-sen
      würde, daß die Kapitalmärkte dras-tisch
      unter ihr gegenwärtiges Niveau
      fallen würden. Damit könnten die Investo-ren
      eine implizite Bail-Out-Garantie verbin-den.
      Die amerikanische Notenbank war
      1998 ungewollt in eine ähnliche Zwangssi-tuation
      hineingeschlittert wie die japani-sche
      Notenbank im Jahre 1987. In Japan
      waren die Geldmengenaggregate Mitte der
      achtziger Jahre weit schneller als das BSP
      gewachsen. Als die Pläne für eine Straf-fung
      der geldpolitischen Zügel bereits auf
      dem Tisch lagen, sah sich die Bank of
      Japan nach dem weltweiten Crash der
      Aktien im Oktober 1987 gezwungen, durch
      die Beibehaltung der monetären Expansion
      ihren Beitrag zur Stabilisierung der Weltfi-nanzmärkte
      zu leisten. Während Wall
      Street und die Börsen in Europa längere
      Zeit für die Verdauung der Kursrückschlä-ge
      benötigten, schwang sich der Nikkei
      schnell zu neuen Höhenflügen auf. Von
      Oktober 1987 bis Dezember 1989 konnte er
      noch einmal um 80% zulegen. Zu Beginn
      des Jahres 1990 platzte dann die Blase. Der
      Nikkei-Index büßte in den folgenden Jah-ren
      in der Spitze nahezu 70% des im De-zember
      1989 erreichten Kursniveaus ein.
      Ist das Comeback der Old Economy
      von Dauer?
      Die Übertreibungen bei vielen Internet-und
      Technologietiteln wurden seit Anfang
      des Jahres 2000 teilweise zurückgenom-men.
      Prominente Beispiele für die wach-sende
      Distanz des Marktes für das Inter-netgeschäft
      sind Gesellschaften wie Ya-hoo,
      Amazon oder Commerce One, die von
      ihren Höchstständen bereits mehr als 50%
      abgegeben haben. Gleichzeitig waren
      moderat bewertete Aktien aus den schein-bar
      „überholten“ Industriebranchen wie-der
      gefragt. Die Indizes der allgemeinen
      Industriewerte und der Grundstoffindust-rie
      zeigten insbesondere in der Abwärts-bewegung
      der letzten Wochen relative
      Stärke.
      Können die teilweise sehr günstig bewer-teten
      Titel der traditionellen Industrien auf
      Dauer von Portfolioumschichtungen profi-tieren?
      Dagegen spricht, daß das hohe
      Kursniveau der amerikanischen Noten-bank
      vorläufig keine Lockerung der Geld-politik
      erlauben sollte. Die Fed hat mit den
      jüngsten Leitzinserhöhungen den Märkten
      signalisiert, daß sie die indirekte Bedro-hung
      der Preisniveaustabilität, die aus der
      Höherbewertung des Aktienvermögens
      und einem entsprechendem Mehrkonsum
      der privaten Haushalte resultiert, nicht
      tatenlos hinzunehmen bereit ist. Mittelfris-tig
      dürfte durch den Übergang zu einer
      restriktiveren Linie dem gesamten Aktien-markt
      Liquidität entzogen werden. Seit
      Januar des Jahres 2000 gehen die Wachs-tumsraten
      der Geldmengenaggregate M1
      und M2 deutlich zurück, nachdem die Fed
      im Vorfeld des befürchteten Computer-crashs
      zum Jahrtausendwechsel den Fi-nanzsektor
      noch einmal reichlich mit Zent-ralbankgeld
      versorgt hatte. Mit dem all-
      mählichen Abdrehen der Liquidität stottert
      nun der Motor, der die Hausse jahrelang
      angetrieben hat.
      Auch in den goldenen zwanziger Jahren
      schuf eine Politik des lockeren Geldes die
      notwendige Liquidität für immer neue
      Kursrekorde. Die amerikanische Noten-bank
      hatte den Diskontsatz von 6% im
      Jahre 1921 bis Mitte 1927 auf 3,5% ge-senkt.
      Dem Oktobercrash ging dann eine
      restriktivere Linie der Geldpolitik voraus,
      unter der der Diskontsatz bis August 1929
      wieder auf 6% angehoben wurde. Droht
      den Börsen und der Realwirtschaft ein
      ähnlich tiefer Fall wie in den Jahren nach
      1929?
      Ein Vergleich mit 1929 zeigt viele
      Parallelen, aber auch bedeutende
      Unterschiede
      In der Tat sind die Parallelen zwischen den
      derzeitigen Visionen einer „New Econo-my“
      und dem ungeheuren Fortschritts-glauben
      der zwanziger Jahre augenfällig.
      Der Auslöser des damaligen Börsen-rauschs
      waren die fantastischen techni-schen
      Errungenschaften wie Radio, Elekt-rizität
      und Auto, sowie die organisatori-schen
      Neuerungen, die durch Frederick
      Taylor inspiriert wurden. Die Fließband-produktion
      in der Automobilindustrie und
      der spektakuläre Transatlantikflug von
      Charles Lindberg im Jahre 1927 ließen die
      alte Eisenbahnindustrie verblassen und
      rückten den Traum grenzenloser individu-eller
      Mobilität für viele Bürger in greifbare
      Nähe. Dieser ungeheure Fortschritt faszi-nierte
      damals Unternehmer, Verbraucher,
      Politiker und Anleger gleichermaßen. Mit
      ihm verbunden waren erhebliche Produk-tivitätssteigerungen,
      eine ganz entschei-dende
      Triebfeder der amerikanischen
      „Prosperity“. Die Arbeitsproduktivität
      erhöhte sich in nur zehn Jahren um er-staunliche
      43%. Damit einher gingen hohe
      Wachstumsraten bei Preisstabilität und
      niedrige Arbeitslosenquoten. Von 1922 bis
      1929 betrug das durchschnittliche reale
      Wachstum des Bruttoinlandsprodukts
      4,2%. Die tradierten volkswirtschaftlichen
      Zusammenhänge schienen den damaligen
      Zeitgenossen überholt. Amerika war nicht
      nur nach Ansicht von John Moody, dem
      Gründer der gleichnamigen Rating-Agentur,
      in eine „neue Ära“ eingetreten.
      Die Vision einer neuen Welt hatte auch die
      Aktienkurse kräftig nach oben getrieben.
      Entsprechend dem tiefen Fortschrittsglau-ben
      in den zwanziger Jahren standen vor
      allem die neuen Wachstumsindustrien im
      Mittelpunkt der Börsenhausse. Zu den
      Favoriten der Spekulation zählten damals
      neben den neuen Medienaktien auch die
      Aktien der Wachstumsbranchen Telefon,
      Elektronik, Luftfahrt, Chemie und der Ve r-sorgungsbranche.
      Diese Branchen kenn-zeichneten
      ähnlich wie heute die Internet-Branche
      eine kurze Firmenhistorie und
      hohe, jedoch kaum kalkulierbare Ertrags-perspektiven
      bei zugleich geringen oder
      fehlenden Dividendenausschüttungen.
      Diffuse Gewinnpotentiale scheinen somit
      allgemein ein gutes Fundament für den
      Bau spekulativer Luftschlösser zu bieten.
      Nach moderaten Kursgewinnen von
      durchschnittlich 12% per annum in den
      Jahren 1921 bis 1924, begann die Be-schleunigungsphase
      der damaligen
      Hausse Anfang des Jahres 1926. Allein in
      den letzten zwölf Monaten vor dem Crash
      im Oktober 1929 konnten die Aktien der in
      den zwanziger Jahren sehr innovativen
      Versorgungsbranche über 120% zulegen,
      die im Dow Jones-Index enthaltenen In-dustrietitel
      konnten noch einen Ertrag von
      60% vorweisen. Dagegen konnte die als
      alte Industrie betrachteten Eisenbahnakti-en
      in derselben Zeit lediglich rund 30%
      gewinnen. Am Ende hatte die Gesamtbe-wegung
      des Dow Jones Industrials von
      August 1921 bis September 1929 eine
      Rendite von rund 500%, oder annähernd
      25% pro Jahr erbracht.
      Sowohl die Ertragshöhe als auch die Dau-er
      der gegenwärtigen Bewegung am US-Aktienmarkt
      stellt die spekulativen Exzes-se
      der zwanziger Jahre in den Schatten.
      Der den breiteren Markt als der Dow Jones
      Industrials repräsentierende Aktienindex
      S&P 100 konnte von Oktober 1990 bis
      April 2000 Kursgewinne von mehr als
      500% verzeichnen. Die Technologieindizes
      brachten in derselben Zeit deutlich mehr
      als 1.000% ein.
      Der Finanzkrise ging in den zwanziger
      Jahren eine wahre Orgie des Kredits vor-aus.
      So arbeiteten beispielsweise die ge-schlossenen
      Investmenttrusts mit hohen
      Fremdkapitalanteilen. Ihre einzige Aufgabe
      war es, die gepoolten Anlegergelder des
      Privatpublikums breit gestreut in Börsen-werten
      „a` la hausse“ anzulegen. Oftmals
      schuf man dabei ein undurchsichtiges
      Geflecht an mehrstufigen Beteiligungshol-dings,
      also gehebelten Fonds, die Anteile
      an anderen - ebenfalls gehebelten - Fonds
      hielten. Aber nicht nur innerhalb der In-vestmenttrusts
      wurde mit den Segnungen
      des Kredits gearbeitet. Kapitalschwachen
      Anlegern wurden von ihren Wertpapier-maklern
      auch direkt Wertpapierkredite
      (Margin Loans) zur Verfügung gestellt.
      Rund eine Million Anleger spekulierten am
      Aktienmarkt mittels Margin Loans. Die
      Broker, deren Zahl sich von 29.609 im
      Jahre 1920 auf 70.950 im Jahre 1929 mehr
      als verdoppelt hatte, refinanzierten sich
      dabei auf dem Geldmarkt über Maklerkredi-te
      (Broker Loans). Unter dem Andrang der
      Spekulation stieg ihr Volumen von 2 Milli-arden
      zu Anfang der zwanziger Jahre bis
      kurz vor dem Crash auf schwindelerregen-de
      8,5 Milliarden US-Dollar, was knapp
      10% der ausstehenden Marktkapitalisie-rung
      und des Volkseinkommens ent-sprach.
      Auch heute zeigen sich Phänomene einer
      Kreditinflation. Die permanenten Kursge-winne
      am amerikanischen Aktienmarkt
      haben den privaten Haushalten ein trüge-risches
      Gefühl der Sicherheit vermittelt. Ihr
      zu Marktkursen bewertetes Vermögen hat
      sich von 1991 bis 1999 von 25,9 auf 48,9
      Billionen US-Dollar nahezu verdoppelt.
      Während der Vermögenszuwachs bei den
      realen Gütern (Grundstücke, Immobilien)
      mit durchschnittlich 4% p.a. vergleichs-weise
      moderat ausfiel und ihr Anteil am
      Gesamtvermögen in den neunziger Jahren
      von 36,5% auf 28,5% zurückging, schnellte
      das Portfoliogewicht des direkten Aktien-besitzes
      der privaten Haushalte von rund
      7% auf über 16% nach oben. Der Anteil
      des in Pensions- und Investmentfonds
      gehaltenen indirekten Aktienbesitzes
      konnte von ca. 16% auf 27,5% zulegen.
      Immer mehr Amerikaner wollen auch an
      dem schnellen Reichtum teilhaben, den der
      Aktienmarkt verspricht. Der Anteil der
      Haushalte, die über direkten oder indirek-ten
      Aktienbesitz verfügen, ist bis zum
      Jahre 1998 von etwas mehr als 40% auf
      knapp 49% gestiegen.
      Welche Auswirkungen hat nun die per-manente
      Höherbewertung des Wertpa-piervermögens?
      Die kräftige Ausdeh-nung
      der Konsumentenkredite von 863
      Milliarden US-Dollar im ersten Quartal
      1994 auf 1.428 Milliarden US-Dollar im
      vierten Quartal 1999 deutet darauf hin,
      daß die privaten Haushalte auch in Zu-kunft
      Erträge am Aktienmarkt erwarten,
      die die Zinsbelastung der aufgenomme-nen
      Kredite decken. Angesichts der noch
      nicht nachhaltig gebrochenen Aufwärts-dynamik
      des amerikanischen Aktien-markts
      haben die Anleger die Scheu vor
      kreditfinanzierter Spekulation wieder
      verloren. Die von Banken für Wertpapier-käufe
      vergebenen Kredite, ausgedrückt in
      der Belastung von Margin-Konten bei
      den Mitgliedsfirmen der New York Stock
      Exchange, haben insbesondere in den
      letzten Monaten stark zugenommen.
      Allein von Februar 1999 bis Februar
      haben die Wertpapierkredite um 75% von
      151 Milliarden US-Dollar auf 265 Milliar-den
      US-Dollar zugelegt.
      Im Unterschied zum Jahre 1929 sind die
      Wertpapierkredite mit einem Anteil von
      1,6% an der gesamten Marktkapitalisie-rung
      der Wall Street aber noch verhält-nismäßig
      bedeutungslos. Die privaten
      Haushalte sind auch bei weitem noch
      nicht überschuldet. Ihr Nettovermögen hat
      in den neunziger Jahren kontinuierlich von
      22 auf gut 42 Billionen US-Dollar zuge-nommen.
      Selbst bei einem Einbruch der
      volatileren Portfoliopositionen Pensions-fonds,
      Investmentfonds und Aktien um
      50%, wäre das Nettovermögen mit rund 31
      Billionen US-Dollar immer noch höher als
      im Jahre 1996. Allerdings verfügen die
      privaten Haushalte mit 4,3 Billionen US-Dollar
      Sichteinlagen nicht über genügend
      liquide Mittel, um beispielsweise einer
      Kündigung der Hypothekenkredite, die
      zum Jahresende 1999 allein knapp 4,5
      Billionen US-Dollar ausmachten, kurzfris-tig
      begegnen zu können. Die dann not-wendige
      Zwangsliquidierung von Aktien,
      Anleihen und Fonds könnte einen Ab-wärtstrend
      an den Aktienmärkten aber
      erheblich beschleunigen. Insofern bieten
      die privaten Anleger den Märkten eine
      hinreichend offene Flanke für eine
      schmerzhafte Korrektur.
      Bei allen Gemeinsamkeiten zwischen den
      großen Spekulationsbewegungen der
      zwanziger und neunziger Jahre gibt es
      hinsichtlich der möglichen Folgen eines
      Kursabschwungs auch bedeutende Un-terschiede.
      Stellvertretend sei hier nur
      angeführt, daß die wirtschaftlichen Blöcke
      Amerika, Europa und Asien heute nicht
      über einen festen Wechselkurs verbunden
      sind, wie dies in den zwanziger Jahren
      über den Goldstandard der Fall war. Dabei
      spielte das damalige Festkurssystem eine
      zentrale Rolle bei der Übertragung der
      deflatorischen Impulse auf die gesamte
      Weltwirtschaft. Gemangelt hat es damals
      auch an einer effektiven internationalen
      Kooperation der Zentralbanken. Zudem
      war das damalige Bankensystem infolge
      fehlender Einlagensicherungssysteme
      verwundbarer gegenüber Bankenruns.
      Und schließlich hat im Gegensatz zu den
      zwanziger Jahren das Gewicht des relativ
      konjunkturunempfindlichen Dienstleis-tungssektors
      am Bruttosozialprodukt
      heute erheblich zugenommen. Angesichts
      dieser Unterschiede zwischen heute und
      damals dürfte sich einmal mehr die Er-kenntnis
      durchsetzen, daß der Aktien-markt
      auch künftig seinen eigenen Geset-zen
      folgen wird. Solange jeder Marktteil-nehmer
      und die Institutionen entspre-chende
      Vorkehrungen des Risikomanage-ments
      treffen, dürfte der Schatten des
      Jahres 1929 die Zukunft nicht erreichen.

      Bitte um rege Beteiligung.
      Gruß Der future-investor
      Avatar
      schrieb am 03.06.00 16:03:13
      Beitrag Nr. 2 ()
      Seid Ihr jetzt alle zu geschockt zum antworten?
      Avatar
      schrieb am 03.06.00 20:49:06
      Beitrag Nr. 3 ()
      das war ein schweres gericht zum kaffee-laß uns mal ´n büschen zeit für nen verdauungsschnaps, dann können wir uns auch was aus der zeitung suchen und zitieren.

      bis dahin: setzen-1

      gruß
      bf
      Avatar
      schrieb am 04.06.00 09:15:10
      Beitrag Nr. 4 ()
      Guten Morgen Blindfisch,
      Ich hoffe der Verdauungsschnaps hat geholfen :)

      Aber mal im Ernst:Was hier so geschrieben wird, erinnert doch schon ziemlich stark an die 1929 Katastrophe.

      Fragt sich nur wie man rechtzeitig den Absprung finden soll,wenn es denn so kommen sollte.

      Ansonsten stellt sich die natürlich wie immer die frage wem man glauben sollte,schließlich könnten die Ansichten nicht gegensätzlicher sein.

      Allen einen schönen Sonntag!

      meint der Future-Investor
      Avatar
      schrieb am 04.06.00 13:51:48
      Beitrag Nr. 5 ()
      Ich bin ja als Pessimist hier verschrieen, drum erlaub ich mir mal, ein paar optimistische Argumente der Studie entgegenzusetzen.
      1.
      1929 war der internationale Handel zwar deutlich ausgeprägter, als man dies heute für möglich hält, aber hatte freilich längst nicht die Dimensionen von heute. Fakt ist, daß speziell im Südostasiatischen Raum, aber partiell eben auch in Osteuropa, Lateinamerika und im arabischen Raum, Länder auf den Weltmarkt treten, die durchaus spürbare Einflußfaktoren sind.
      Internationaler Handel ist aber kein Nullsummenspiel, sondern etwas, wovon zumindest alle Volkswirtschaften profitieren. (Nebenbei ist er so ausgeprägt, daß in den Industrieländern vornehmlich Kapitalbesitzer zu den Gewinnern zählen, insofern wäre eine höhere Rendite durch Aktienkapital auch ohne technischen Fortschritt zu erwarten).

      2.
      1929 gab es einen Crash, der - das haben Crashs so an sich, die Kurse auch überzogen in den Keller rauschen ließen, die Weltwirtschaft aus den Angeln hoben und tiefe wirtschaftliche und politische Krisen nach sich zogen. Da ist es dann leicht, nachträglich festzustellen, wie überzogen die Kurse Anfang 1929 waren. Jedoch wären sie nicht ganz so überzogen gewesen, wenn ein Soft Landing damals möglich gewesen wäre.
      Dementsprechend kann zweitens festgehalten werden: Da die Warnunginstrumente wesentlich verfeinert sind, ist die Wahrscheinlichkeit, daß deutliche Kurskorrekturen wie dieser Tage zu derart gravierenden Auswirkungen auf die Weltkonjunktur haben könnten, geringer. Natürlich haben sie Auswirkungen, aber man scheint sie in einem überschaubaren Rahmen halten zu können.

      3. Die Unternehmensgewinne insgesamt muß man freilich trennen in die Unternehmen im High Tech-Bereich und die der etablierten Unternehmen. Die konservative Bewertung bei den letzteren hat damit zu tun, daß die Markttransparenz deutlich zunehmen wird und so manche Margen drückt. Da seien die deutlichen Preisunterschiede bei den PKWs in Europa genannt, ein Ding, daß nicht mehr lange anhalten wird... Insofern muß man die Entwicklung der gewinne von Unternehmen anschauen, die in den dymanischen Branchen tätig sind. Hab keine Zahlen dafür, aber wenn ich mir bsp. die Ad hocs am NM anschaue, glaube ich, daß dort ganz andere Prozentzahlen derzeit erreicht werden.
      Freilich machen sich viele etwas nicht deutlich: Auch die Unternehmen der dynamischen Branchen haben es tw. mit starkem Margendruck zu tun. Wer sich die Bewertung von manchen Online- oder Internetunternehmen anguckt, sollte sich vor Augen führen, daß dort selbst die Margen schnell sinken werden. Die fantastischen Umsatzsteigerungen der B2B-Firmen etwa sind sehr schön, aber wer glaubt denn, daß die langfristig einen nennenswerten Porzentsatz am Umsatz abbekommen werden? Da sei die Marktmacht der Nachfrager und die zunehmende Konkurrenz in dem Sektor vor. Daher wird es dort wohl einige Enttäuschungen auf lange Sicht geben. (Bin etwa bei Amazon gespannt, wielange das noch dauert...) Anders in manch anderen Feldern der dynamischen Branchen: Etwa im Biotec-Sektor sind Risiken hoch, aber wer dort etwas neues auf den markt bringt, aber zunächst einmal häufig eine lange Zeit eine Monopolstellung und bekommt die getätigten Investitionen entsprechend verzinst.
      Also Fazit drittens: Die Ökonomie über einen kamm scheren mit der Gesamtzahl der U-gewinne bringt nicht viel.
      Nebenbei - auch die "Krisenkennzahl" U.gewinne/BIP ist auf lange Sicht verzerrt, da manche bereiche der Volkswirtschaft von der Dynamik fast gänzlich ausgeschlossen bleiben. Der Bäcker oder der Friseur, der Lehrer und der Polizist - in großen bereichen der Volkswirtschaft werden Tätigkeiten ausgeübt, die im Laufe der Zeit mit wenig Produktivitätsfortschritt einhergehen. Entsprechend ist ein großer Teil der Volkswirtschaft statisch.
      Das BIP-Wachstum bezieht den ganzen statischen Teil mit ein, interessant wäre aber nur das Wachstum in den dynamischen Segmenten. Hier lag es in den USA in den vergangenen Jahren sicher weit über den realen 4% .
      Daneben gibt es in den entwickelten Volkswirtschaften ganze Sektoren, die stark schrumpfen. Auch das müsste herausgerechnet werden. Die nackte Zahl "4%" gibt heute nicht annähernd die Dynamik wieder, die tatsächlich dahintersteht.


      So, das reicht erst einmal, längeres liest ja keiner hier (`click`-Gesellschaft; das ist vermutlich schon zu lang...?)

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      Avatar
      schrieb am 04.06.00 15:16:47
      Beitrag Nr. 6 ()
      Hallo Zusammen,
      wollte mich erstmal für die hervorragenden Beiträge von future-investor & Neeman bedanken.
      Leider sind solche Beitrage in letzter Zeit in diesem Board selten geworden. Trotzdem weiter so!
      Würde mich trotzdem mal für Deine Quelle interessieren, future-investor, viell. ändere ich dann
      in Zukunft auch mal meine Standardlektüre a la Handelsblatt & Co.

      Gruß
      Avatar
      schrieb am 04.06.00 16:50:09
      Beitrag Nr. 7 ()
      Hallo Rothschild,
      danke für die Blumen ,die Studie kannst du unter www.aktienforum-inter.net finden,ist von der BW-Bank erstellt worden.

      @ Neemann:danke für dein aufschlussreiches Posting,deine Ausführungen zeigen mir das es wohl auch einige gewichtige Argumente gegen eine andauernde Baisse gibt.

      Aber andererseits :wo waren die verfeinerten Warnungsinstrumente als vor ca 10 Jahren in Japan die Aktienblase platzte?

      Der Nikkei ist ja immer noch mit ca 50 prozent im Minus.
      warum sollte das selbe nicht auch in den USA und EUROPA passieren?

      Hier ist ein Zweckoptimismus wohl etwas fehl am Platze.#

      Wichtiger ist die Frage wie man den Zeitpunkt zum Absprung findet,um sein Kapital in Sicherheit zu bringen.

      Grüße future-investor
      Avatar
      schrieb am 04.06.00 21:42:33
      Beitrag Nr. 8 ()
      für eine länger anhaltende baisse und durchaus auswirkungen für den realen wirtschaftsablauf spricht die enorme credit-finanzierte entwicklung der letzten jahre.

      1929 war gekennzeichnet durch einen massiven nachfrageausfall, der sich ebenfalls aus überschuldung des konsumenten ergab - gleiches/ähnliches heutzutage.

      das `verfeinerte` meßinstrumente für ein soft landing sprechen oder dies unmittelbar zur folge haben muß ich ins land der märchen verweisen.
      das erinnert mich doch stark an den glauben an die ökonomischen feinsteuerung [60er glaube ich mich zu erinnern, neemann wird mich da aber sicher verbessern können ;) ], von der man dann doch in richtung rationale erwartungen und damit einhergehender wirkunglosigkeit der geldpolitik (heutzutage bereits wieder überholt) abweichen musste.

      also: die kreditfinanzierung ist die strategische variable in diesem puzzle
      Avatar
      schrieb am 04.06.00 23:29:29
      Beitrag Nr. 9 ()
      ich habe den artikel nicht vollständig gelesen weil mir zuanfang des artikels der zeitpunkt der veröffentlichung fehlt.
      der ist aber wichtig zur wertung der zahlen/berechnungen. wenn da jemand weiterweiß würde die analyse weitaus einfacher
      einzuordnen sein. also wo stand der nasdaq zum zeitpunkt der obigen berechnungen?

      KHK1
      Avatar
      schrieb am 05.06.00 09:26:44
      Beitrag Nr. 10 ()
      -> Zu verfeinerte Instrumente
      Die Situation im Vgl. zu 29 ist natürlich entschieden von einer besseren Infobasis geprägt. Ich darf mal daran erinnern, daß zu der Zeit allein zur herstellung der Verbindung eines tel.gespräch von West- zur ostküste 3 Minuten benötigt wurden. Die Datenlage und Möglichkeiten zur Dartenbeschaffung waren andere, heutzutage kann man recht schnell und genau ein Bild über die Finanzströme bekommen. Natürlich schützt das nicht vor Blasen. Je effizienter das Finanzsystem, um so größer eine Spekulationsblase, die entsteht, weil sie robuster sein muß.
      Nehmt nur die Arbeitsmarktdaten des vergangenen freitags - glaubt ihr, solche Daten ließen sich mal eben so ermitteln zu der damaligen Zeit? Die Informationslage jedes Anlegers ist besser, und die der wirtschaftspolitischen Entscheidungsträger ohnehin.
      RoiSoleil, ich wundere mich, hast du doch in einem anderen Thread die zunehmende Effizienz des Finanzsystems erwähnt ;) (Noch was RoiSoleil - wieso sind rationale Erwartungen überholt? hab ich da was verpasst??)

      -> Kreditfinanziert
      Es stimmt nicht ganz, daß die ganze Hausse nur kreditfinanziert sei. In den USA mag es richtig sein, aber die Vermögenslage sehr vieler wichtiger anderer Länder sieht anders aus. In der EU etwa springt die Konjunktur jetzt richtig an, und hier ist es überhaupt nicht auf die Verschuldungslage der privaten Haushalte zurückzuführen. Auch die starken Wachstumsschübe in Südostasien gehen allesamt mit einer traditionell hohen Sparbereitschaft der Asiaten einher. Freilich läßt sich nun anführen und muß man sich vor Augen halten, daß ein großer Teil der Weltkonjunktur durch die Nachfrage der US-Konsumenten angetrieben worden ist.
      Und noch etwas zur Kreditfinanzierung: Man muß die UsA schon als ganzes betrachten, und der zunehmenden Verschuldung der HH steht eine deutliche Entschuldung des Staates gegenüber. Gesamtwirtschaftlich hat damit die Verschuldung längst nicht so gravierend zugenommen, wie dies manche Zahlen suggerieren.

      Doch zunehmend stehen sich die Konjunkturdaten außerhalb der USA auf eigenen Fundamenten. Die entscheidenden Jahre sehen wird jetzt: Wenn das Soft landing in den USA gelingt - und die Möglichkeit scheint ja seit Freitag zumindest an W`keit gewinnen zu haben - dann könnte es durchaus positiv weitergehen. Zum einen w+ürde die größte Volkswirtschaft wieder in eine moderatere Bahn gelenkt, zum anderen könnte der Nachfragerückgang in den USA durch den Nachfrageanstieg anderswo kompensiert werden.
      Avatar
      schrieb am 05.06.00 11:38:20
      Beitrag Nr. 11 ()
      ad gesamte schuldenlast:
      natürlcih hast du recht, die gesamte lage einzubeziehen, jedoch sollte man dann auch sicher sein können, dass der staat mindestens gleichviel - besser noch stärker - entschuldet, als die zunhame beim privaten sektor ausmacht. Dies ist zumindest fraglich, gibt es doch einzelne stimmen, die nicht einmal von einer schuldenabnahme im öffentlichen sektor überzeugt sind:

      Zitat William T. Fleckenstein, HedgeFund Manager
      "Only in the government could they claim there is a surplus. The national debt is the amount of money the government owes. It goes up approximately $100 billion every week. The government likes to pretend that since we owe money to the Social Security fund (i.e., to ourselves), it doesn`t count. Without going into the fine print on government budget accounting, those are the facts. Anyone who thinks we are actually running a budget surplus either doesn`t know how to count, or doesn`t know where to look up the data. "

      [eine kleine einschränkung durch eigene nachforschung sei angebracht: national debt steigt nicht 100$b a week, wie oben dargestellt, vielmehr ist die schuld 100$b höher als der letztjährige stand. ansosnten bleibt der obige sachverhalt unangetastet.]

      darüberhinaus ist (meine annahme, über korrektur würde ich mich freuen) wohl davon auszugehen, dass zur damaligen zeit (i.e.`29) - mit dem rekordverdächtigen (zeitlich gesehen) konjunkturellen anstieg, der hohen produktivität, der niedrigen inflation die verschuldung des öffentlichen sektors nicht wesentlich unter dem jetzigen niveau lag.

      ad verfeinerte Instrumente/rationale erwartungen
      der weg der geldpolitik - wenn ich mich recht entsinne - führte über das schlagwort der `akkomodierenden geldpolitik` mit dem glauben der vollen wirksamkeit derselben in den 50er jahren über eine aktionistische geldpolitik (hintergrund: fine tuning der wirtschaft) in den 60er jahren (von mir in dem vorherigen posting angesprochen)
      weiter zu einer zielgrößenorientierten g-politik mit anerkennung des scheiterns der feinsteuerung in den frühen 80er jahren bis hin zu geldpolitischen ineffizienzthese, getragen von rationalen erwartungen, die die generelle unwirksamkeit der geldpolitik unterstellte.
      letztere, auf die ich mich bezog, ist bisweilen über ideologische grenzen hinweg, als nicht mehr zeitgemäß anerkannt.

      ad gleichlauf der konjunkturentwicklung:
      hier ließe sich wieder fortrefflich in eine diskussion geraten. meiner ansicht nach ist der amerikanische konsument für die weltwirtschaft kaum jemals wichtiger gewesen. japan - und das verlautet auch aus offiziellen stellen - täte sich schwer würde der amerikanische markt wegbrechen. europas konjunkturpflänzchen steht in hohem maße auf exportfüßen, die in den USA ihren ursprung haben.
      den tigerländern und dem rest der schwellenländer fehlt die kraft, wirtschaftsgiganten wie USA, Japan in schweren phasen aufzufangen.

      auf die veröffentlichte arbeitslosigkeitsstatistik ein theoriegebäude zu errichten, wäre (biblisch) auf sand gebaut. hier gilt es die für hohe schwankungen anfällige ermittlungsmethode und die in der folge hohe revisionsrate in betracht zu ziehen.

      darüberhinaus glaube ich mich zu erinnern, dass neemann (oder doch ein anderer kollege von mir?) darauf hinwies, das konsumentenvertrauen gründe sich wesentlicher auf den arbeitsmarkt, als auf den `wealth effect`. sollte dem so sein, scheint mir ein soft landing, dessen wesentliche voraussetzung ein zuversichtlicher konsument ist, schwer zu erreichen (weit vorgegriffener gedanke, als es dazwischen grauzonen zu beachten gibt - räume ich ein, aber als kontrast brauchbar).

      ad effizienz des finanzsystems
      möglich das ich mich dahingehend geäussert habe, jedoch war ich nicht der meinung, dass ein verfeinertes warnsystem wesentlich zum abbau bzw. zur erkennung von blasen beiträgt. wie deine argumentation ja zeigt steigt die komplexität/robustheit entstehender bubbles mit der verfeinerung der meßinstrumente an, sodaß sich in der relation kaum etwas geändert hat.
      anhänger der idee `effizienter märkte` jedoch - solltest du auf das ansprechen - war ich nicht.

      @neemann
      hätte mich interessiert aus welchem berufszweig du kommst (optionale frage).
      freut mich, dass man in diesem thread nicht erst eine aggressive position niederringen muss :).
      Avatar
      schrieb am 05.06.00 12:25:31
      Beitrag Nr. 12 ()
      -> Schuldenlast
      Jau, die Abgrenzungsdiskussion... da bruchte es tiefergehende Zahlen (hast Du die, wär schön) - im gegensatz zu uns sind die Sicherungssysteme ja auf dem Kapitaldeckungsverfahren basierend; wenn die Zahlungen, die da herausgerechnet wurden, den Kapitalbestand erhöhen, wäre das für unsere Diskussion ja nicht wesentlich, da damit zwar das Budget wieder ins Minus rutscht, aber damit gleichzeitig Vermögensaufbau auf einer anderen Seite betrieben wird.
      Auch ist ein Verschuldungsvergleich mit 1929 schwierig; auch hier fehlen mir auf Anhieb zahlen, jedoch stehen der öffentlichen Schuld ja auch öffentliche Guthaben in Form von Infrastruktur, Bildungseinrichtungen, Humankapital etc. gegenüber, die einen gewissen Verschuldungsgrad auch auf lange Sicht ökonomisch vertretbar machen. Die für unsere Diskussion relevante Einflußgröße ist die Entwicklung des Budgetsaldos, weniger die des Gesamtschuldenstandes.

      -> Konjunkturentwicklung
      Natürlich ist vor allem die US-Nachfrage derzeit wichtig; drum argumentiere ich ja, daß die aktuelle Entwicklung entscheidend sein wird. Wenn es gelingt, die Nachfrage in den USA demnächst zurückzufahren und dabei dennoch ein Anziehen der Konjunktur in der EU und ein stabiles Wachstum in Südostasien erhalten bleiben kann, dann ist das Soft Landing möglich. Es sieht derzeit nicht schlecht aus, aber das Risiko, daß ein deutlicher Abschwung sich stärker auswirken könnte, will ich gar nicht wegdiskutieren.

      -> Arbeitsmarkt
      Mit meiner Bemerkung wollte ich nun nicht suggerieren, die paar Zahlen am Freitag seien das einzig relevante für die Geldpolitik. Es diente lediglich als Beispiel dafür, daß die meisten relevanten Wirtschaftsdaten immer besser und schneller eroiert und in die wirtschaftspolitische Entscheidung einfließen können. Geheuer sind mir die Finanzmärkte schon lange nicht mehr (ich erinnere an den entsprechenden Devisen-Thread);
      Die Frage ist, welche Auswirkungen hat ein massiver Kursrückgang auf die Realwirtschaft; es wäre schön, wenn sich hier einer findet, der mal gegenüberstellt Marktkapitalisierung der Aktien und Vermögenswerte insgesamt heute und 29; meine unbewiesene Hoffnung wäre, daß die private Vermögenslage weniger stark vom Wertpapierbesitz abhängig ist, dann wären auch realwirtschaftliche Auswirkungen einer scharfen Korrektur gedämpfter.
      Nebenbei: Ich hab mich zuletzt wenig mit Geldpolitik beschäftigt, aber sind rationale Erwartungen wirklich überholt? Greenspan handelt - mit Ausnahme in der vergangenen Finanzkrise - doch genau danach. Das macht mich ja auch sicher, daß die nächste Zinsanhebung trotz günstiger Daten kommen wird. Angekündigen bedeutet durchführen, damit die Berechenbarkeit der eigenen Handlungsweise erhalten bleibt.

      -> Promoviere über ein außenhandelstheoretisches Gebiet (allerdings in realer Außenwirtschaft, nicht im monetären Bereich).
      Avatar
      schrieb am 05.06.00 21:50:57
      Beitrag Nr. 13 ()
      Notenbanken warnen vor Risiken


      Die Notenbanken warnen trotz der weltweit günstigsten Konjunkturaussichten seit zwei Jahrzehnten vor der Möglichkeit einer harten Landung der Weltwirtschaft. Als Stolpersteine könnten sich die Risiken an den Börsen und die Ungleichgewichte in der Außenwirtschaft erweisen, erklärten sie am Montag in Basel.

      Trotz einer unerwartet positiven Entwicklung der Weltwirtschaft und der überraschend schnellen Bewältigung der Finanzkrisen dominierten an der 70. Generalversammlung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) die mahnenden Töne. Ungewohnt hohe Unsicherheit machten die Notenbanker auf den Finanzmärkten aus. BIZ-Generaldirektor Andrew Crockett wies daraufhin, dass die Entwicklung auf den weltweiten Aktienmärkten nicht mit den ökonomischen Grunddaten übereinstimme. Die im historischen Vergleich hohen Bewertungen der wichtigsten Aktienmärkte brächten fraglos das Risiko einer abrupten marktweiten Korrektur.

      Der Hochtechnologiebereich dürfte besonders anfällig sein, aber auch in den übrigen Wirtschaftszweigen seien die Bewertungen im langfristigen Vergleich hoch, sagte Crockett. Auch der US-Dollar scheine stärker zu sein, als es mit der Stabilisierung der längerfristigen Auslandsverschuldungsquoten vereinbar sei. Die Möglichkeit einer gleichzeitigen Korrektur an beiden Märkten dürfte größer sein, als es historische Vergleiche vermuten ließen, schrieb Crockett im gleichzeitig veröffentlichten BIZ-Jahresbericht.

      „Ironischerweise birgt selbst ein wohl begründeter Optimismus die heimtückische Tendenz, sich ins Übermaß zu kehren“, mahnte Crockett. Und BIZ-Präsident Urban Bäckström, der auch die schwedische Notenbank präsidiert, sagte vor den Notenbankern aus aller Welt: „Es ist keineswegs sicher, dass es zu einer weichen Landung kommt.“

      Außenwirtschaftliche Ungfleichgewichte simmen bedenklich

      Sorge bereiten den Zentralbankgouverneuren neben den Preisen der Vermögenswerte die außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte. Klar ist für die BIZ zudem, dass das Wachstumstempo in den USA nicht aufrechterhalten werden kann und möglicherweise inflationäre Tendenzen haben wird. Als auffallendstes Ungleichgewicht bezeichnete Crockett im Jahresbericht den beispiellosen Kontrast zwischen dem Rekordhoch der privaten Sparquote in Japan und dem Rekordtief dieser Quote in den USA.

      In den wirtschaftspolitischen Empfehlungen an die Entscheidungsträger steht die Einsicht im Vordergrund, dass Effizienz nicht alles sei. Fairness müsse ebenfalls berücksichtigt werden. Daher müssten Fragen der Einkommensverteilung, des Schuldennachlasses und der protektionistischen Maßnahmen der Industrieländer insbesondere gegenüber Importen von Agrarerzeugnissen und Textilien aus den aufstrebenden Volkswirtschaften wirksamer angegangen werden. Auf den Finanzmärkten müssten Sicherheits- und Stabilitätserwägungen vor das Streben nach Effizienz gestellt werden.

      Vor allem den europäischen Ländern empfiehlt die BIZ, sich weiter um Reformen auf dem Arbeitsmarkt, um Privatisierung und um Deregulierung sowie um eine umsichtige Haushaltspolitik zu kümmern. Den besten Beitrag, den die Notenbanken selber zur Sicherung eines anhaltenden Wohlstands leisten können, liege nach wie vor in der Wahrung der Preisstabilität.

      ap


      Wirtschaftswoche heute
      05.06.2000 - 15.52 Uhr

      Mir wird schön langsam gruselig!
      Avatar
      schrieb am 06.06.00 08:10:51
      Beitrag Nr. 14 ()
      Ja, future-investor, ein bisserl unwohl sollte man sich schon fühlen ... was nebenbei kein schlechtes Zeichen ist, denn ich bin mir ja sicher, daß sich 29 kaum einer unwohl gefühlt hat.
      Heute ein interessanter Artikel in der SZ, der Parallelen und Unterschiede zu den Goldenen Zwanzigern auflistet. Zunächst die im wesentlichen hier schon aufgelisteten Parallelen. Immerhin aber:

      `Trotz aller Erfahrungen kann eine bloße Übertragung der historischen Erfahrungen auf die heutige Zeit zu fehlschlüssen verleiten. Die Liste der Unterschiede ist weitaus länger als die Liste der Gemeinsamkeiten. So sind etwa die wirtschaftlichen Blöcke Amnerika, Europa und Asien heute nicht mehr über einen festen Wechselkurs verbunden, wie dies in den zwanziger Jahren über den Goldstandard der Fall gewesen war.
      Dabei spielte das damalige Wechselkurssystem eine zentrale Rolle bei der Übertragung deflatorischer Impulse auf die gesamte Weltwirtschaft. Gemangelt hat es damals auch an einer effektiven internationalen Kooperation der Zentralbanken. Zudem war das Bankensystem infolge fehlender Einlagesicherungen verwundbarer gegenüber Bankenruns, bei denen Sparer innerhalb weniger Sttunden ihre Konten plünderten. Und schließlich hat im Gegensatz zu den zwanziger Jahren das Gewicht des relativ konjunkturunenmpfindlichen Dienstleistungssektors an der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes erheblich zugenommen.`
      Avatar
      schrieb am 06.06.00 09:27:46
      Beitrag Nr. 15 ()
      Ich habe mir die Berichte auch von der homepage runtergeladen und in Ruhe durchgelesen, der erschreckenste Teil fuer mich ist der folgende:

      "Selbst wenn der amerikanische Aktien-markt in den nächsten fünf Jahren auf dem aktuellen Kurslevel stagnieren sollte,müßten die Unternehmensgewinne mit durchschnittlich 13,75% per annum wach-sen,
      um die bereits entstandene Lücke zu schließen. Dies wäre eine deutlich höhere Rate als in den boomenden neunziger Jahren Gewinnwachstum 9,4%). Setzte sich allerdings die Kursrallye der vergan-genen Jahre mit dem bisherigen Tempo von 26% per annum auch in den nächsten fünf Jahren fort, so wäre schon ein Ge-winnwachstum
      von 43% erforderlich, um die dann erreichten Kursstände auch
      fundamental zu untermauern."

      Kann da wirklich noch jemand mit fug und recht behaupten der Aufschwung geht weiter? Ich sage, die Uebertreibung geht weiter!

      Das schlimme ist natuerlich, dass jeder denkt, er hat die besten Aktien gekauft und die werden in einem Crash schon nicht mit fallen, leider denken alle so, d.h. fast alle werden unrecht haben.

      Und auch die Kreditfinanzierten Aktienkaeufe sind natuerlich eine Gefahr, aber ich denke bei einem Crash kriegen wir weltweit auch auf der Konsumseite ein Problem. Im mOment denke ich naemlich auch so, soll ich mir etwas teures kaufen - klar, bin ja reich (Blick auf mein Depot), aber des Geld zum Kauf nehme ich vom Girokonto und verkaufe keine meiner Aktien - wenn die Boerse morgen crasht, bin ich zwar nicht verloren (keine Kredite), aber gross konsumieren werde ich auch nicht mehr. Und das setzt natuerlich einmal mehr die Abwaertsspirale in Gang. Geschichte wiederholt sich, oder wie seht ihr das?
      Avatar
      schrieb am 06.06.00 14:16:05
      Beitrag Nr. 16 ()
      Wie gesagt, Wu-King, die Sparquote in den EU-Ländern ist recht groß, so daß von hier wenig Gefahr besteht, daß ein massiver Aktienrückgang die Konsumneigung beeinträchtigen würde - der müsste, nebenbei gesagt, nach den vergangenen Monaten bereits feststellbar sein, doch die heute veröffentlichten daten gehen in eine andere Richtung.

      Deine Bemerung `jeder glaubt, die richtigen...` - nun, der gute Kosto hat von der Masse der Börsianer nicht viel gehalten, zum Teil mag er recht haben ;)
      Im Ernst - klar wird es weitere deutliche Korrekturen geben, daß Niveau ist weiterhin sehr hoch und viele Aktien überbewertet.
      Nokias Gewinne haben sich innerhalb der vergangenen 12 Monate um 40% gesteigert, der Kurs hat sich verdreifacht - bei Ciscos siehst gleich aus. So kann es freilich nicht weitergehen.
      Und bei den start-ups machen sich viele bei all den schönen Umsatzzuwächsen nicht klar, daß viele dieser Firmen auch wieder verschwinden werden. Da werden Zukunftsgewinne abdiskontiert, die noch längst nicht sicher sind.
      Das gilt für Internetwerte ebenso wie langfristig für die Biotecs. Manche Unternehmen schaffen den Durchbruch, andere, die jtzt auch (noch) gut im rennen liegen, werden sich mit ihrer Technologie nicht durchsetzen und auf der Strecke bleiben.
      Kunst ist entweder, die zukünftigen Gewinner mit guter Quote rauszufiltern ... oder konservativer zu handeln und die günstigen Werte zu kaufen.
      Bsp. AMD: Explodierende Gewinne beim KGV von ca. 15 auf Basis dieses Jahres in einem Markt mit wenig Konkurrenz. Von der Sorte freilich gibt es in den dynamischen Branchen sehr wenige...

      Ich will weder AMD puschen noch Nokia bashen, die Werte gelten nur als Beispiele dafür, daß in den Kursen die Zukunft höchst unterschiedlich eingepreist ist. Es gibt zahlreiche Unternehmen mit enormen Gewinnwachstumsraten, die Durchschnittszahl von 13,7% macht das nicht deutlich. Es ist nur fraglich, bei welchen diese Wachtumszahlen auf lange Sicht im Kurs drin sind...
      Avatar
      schrieb am 09.06.00 08:53:34
      Beitrag Nr. 17 ()
      Mein nächster Einwand gegen die Studie betrifft die Marktkapitalisierung
      - zur Erinnerung: 1929 hatte sie eine Größenordnung von 1,1 des BSP, jetzt von 1,7 des BSP (welcher Monate als basis, steht dort nicht)
      Daraus zu schlußfolgern, diese Marktkapitalisierung wäre ja noch weit übertriebener als 1929, ist falsch!

      1. Grundsätzlich ist eine Makrtkapitalisierung über dem Umsatz bei Unternehmen normal: Man nehme eine Umsatzmarge von 15% und ein KGV von 20% => Marktkapitalisierung ist 3x so hoch wie der Umsatz, dazu bedarf es keiner spektakulären Werte.

      2. Freilich laufen nicht alle Umsätze in der Vokswirtschaft über AGs, aber hier liegt der entscheidende Unterschied : Heute ist die der Anteil des BSP in der Ökonomie, der von AGs erwirtschaftet wird, weitaus höher als 1929. Genaue Zahlen dazu habe ich nicht, aber die Entwicklung seit einigen Jahren ist ja von der zunehmenden Bedeutung des Aktienmarktes auch für kleinere und mittlere Unternehmen geprägt. Dieser Faktor ist in den Vergleich angemessen miteinzubeziehen.
      Avatar
      schrieb am 09.06.00 13:21:36
      Beitrag Nr. 18 ()
      Hallo Neemann,
      deine Erklärungen zu Punkt 2 leuchten mir ein,klingt ja auch sehr logisch.
      es würde mich aber freuen wenn du auf den Einwand eingehen könntest warum es in Japan zur Aktienkatastrophe kommen konnte ,und was in den USA und Europa grundlegend anders ist.
      Schließlich wäre ich mit japanischen Aktien ,vor 10 Jahren gekauft,noch immer mit 50 Prozent im Minus!
      Dort ist es aber NICHT zu einer ausgeprägten Wirtschaftskrise ,vergleichbar mit den 30 er Jahren gekommen!
      Die Theorie das ein andauernder Bärenmarkt auch von einer schweren Wirtschaftskrise begleitet werden muß ist also irgendwie fehlerhaft.
      Gruß Future-Investor
      Avatar
      schrieb am 09.06.00 14:37:07
      Beitrag Nr. 19 ()
      Hallo future-investor,

      so genau habe ich mich mit dem japanischen Crash nicht beschäftigt, jedoch gab es freilich generelle Unterschiede dadurch, daß

      -> die Welle des technischen Fortschritts augenblicklich bedeutend stärker ist und die damit einhergehenden Produktivitätsfortschritte ungleich größer sind

      -> der Weltmarkt sich in einer starken Wachstumsphase befindet, während er vor etwas über 10 Jahren vor einer Flaute stand (Zusammenbruch der Oststaaten kam ja kurz danach; hohes Zinsniveau in den Industrieländern)

      -> die Bewertung auch sehr traditionellerWerte in Japan außerordentlich hoch war, alleine bei den Banken aufgrund der unglaublichen Immobilenspekulationsblase (ich glaube, der Boden Japans waren teurer bewertet als der Boden des Restes der Welt). Und ein gleichzeitiger Zusammenbruch des Immobilienmarktes hat freilich gravierende Auswirkungen auf die Inlandsnachfrage.
      Guck Dir die traditionellen Werte heute an - Auto- und Maschinenbauer, Chemie, Banken/Versicherungen - die sind alle seit längerer Zeit in einer Seitwärtsbewegung und nicht hoch bewertet. Nur die dynamischen Branchen verdienen sehr hohe Bewertungen, der Crash korrigierte in Japan aber auch die anderen Sektoren.

      -> Japan auch alles andere als eine offene Volkswirtschaft ist. Real bestehen und bestanden gerade auch 1987 sehr starke Handelshemmnisse, sodaß Wirtschaftsschocks innerhalb des Landes viel stärker auswirken. Hinzu kam eine politische und wirtschaftliche Sklerose, die alles, was man diesbezüglich dem Euroland in den letzten Jahren nachsagte, in den Schatten gestellt hat.


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