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    Müssen (wir) Privatanleger alles glauben? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 13.07.00 18:37:47 von
    neuester Beitrag 14.07.00 01:01:51 von
    Beiträge: 5
    ID: 184.508
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      schrieb am 13.07.00 18:37:47
      Beitrag Nr. 1 ()
      Jeder kann sich daran erinnern, wie vor wenigen Monaten alle bekanten Analysten, Analystenhäuser und Banken fast alle Werte des Neuen Marktes hochlobten. Es wurde eine technische Revolution heraufbeschworen und horrende Gewinne versprochen. Grenzenlose Umsatzsteigerungen und atemlos schnelle Expansionsmöglichkeiten wurden Firmen nachgesagt, die wie wir heute wissen, von den gleichen Analysten als Pleitekandidaten auf zahlreichen Listen vorkommen.

      Muß man dieser Entwicklung überhaupt als ernsthaft nehmen?

      Die gleichen Analysten, die heute zum Verkauf von zahlreichen Werten im Neuen Markt raten, haben vor wenigen Wochen, bzw. Monaten zum Kauf der gleichen Aktien geraten. Wie muß man das verstehen?

      Nun, es ist jedem bekannt, wie Beispielsweise Platow fast immer diejenigen Werte zum Kauf empfahl, die sie kurz zuvor in ihrem Musterdepot aufgenommen hatten. Als die Aktien aufgrund der Kursstürze aus dem Depot mußten, hat man nur noch geschwiegen, oder sogar zum Verkauf der gleichen Aktien geraten ("halten" ist für mich auch eine versteckte Verkaufsempfehlung).

      Das Schlimmste ist, daß einige Aktien seit den damaligen Empfehlungen diverser Briefe bis zu 90% billiger geworden sind, und keiner dieser Briefe mehr zum Kauf rät. Wenn überhaupt, dann nur in wenigen Fällen.

      Haben die Analysten Angst?

      Nun, fast jeder Analyst oder die Analystenhäuser gehören einer bestimmten Bank an oder arbeitet mit Banken und anderen ähnlichen Institutionen eng zusammen. Die Verflechtungen in diesem Bereich sind so kompliziert, daß die sogenannten "unabhängigen" Analysten in vielen Fällen auch als Berater von verschiedenen Aktienfonds tätig sind, die Teil einer bestimmten Bank sind, die wiederum zahlreiche dieser Werte an die Börse geführt und dabei kräftig verdient hat. Zumeist mit Aktienpakete in Millionenhöhe.

      Weiterhin muß man bedenken, daß die Analysten gleichzeitig auch "Privatanleger" sind, auch wenn sie sich nicht alles erlauben können. Sie haben dennoch die Möglichkeit ihre privaten Depots an dritte zu übertragen und so das Aktiengesetz zu übergehen, das ihnen das Insider-Handel verbietet.

      Letztlich sind auch die Analysten nur Menschen. Und man weiss wozu die Menschen manchmal in der Lage sind, zumal wenn es sich um viel Geld handelt.

      Es stellt sich nun die Frage, warum in letzter Zeit die meisten Analysten nur zum Kauf von einigen wenigen Werten des Neuen Marktes raten? Nicht etwa weil sich etwas an der fundamentalen Lage des Neuen Marktes seit ein paar Wochen/Monaten geändert hat. Auch nicht weil sich etwa die Perspektiven des Internet innerhalb weniger Wochen/Monaten schlechter geworden sind. Und auch nicht, weil die Firmen teilweise schlechtere Ergebnisse liefern als vor einigen Monaten.

      Der Grund liegt an den bewußt falschen Analysen von damals. Als jeder dachte, daß die Börse nur noch eine Richtung kennt, haben die Leute nur die guten Nachrichten/Analysen angeschaut und einzelne kritische Stimmen ausgelacht. Viele Privatanleger wußten offenbar nicht, daß die meisten Analysten und Fondsmanager, die damals so zuversichtlich und voller Hoffnung über die weitere Entwicklung der Neuen Märkte waren, nur noch eines wollten, die Stimmung nutzen um bei den "Kleinen" abzukassieren. Das haben diese gütigen Herren zumeist im März und April gemacht um sich dann auf die Seite der Börsenkritiker einzureihen und nur einzelne Werte, von denen sie wirklich überzeugt waren, zum Kauf zu empfehlen, damit ihre Portfolio nicht ganz stark leidet. Damit haben diese Analysten/ (zumeist) Fondsmanager eine gute Grundlage für den Herbst/Winter gelegt, um sich wieder ihre euphorische Seite des Aktienhandels in Vorschein treten lassen. Sie werden wieder das Internet als die größte Revolution seit dem "erscheinen von Gott" loben und die "Privatanleger" einige Monate in diese Euphorie leben lassen, bis sie ihre Taschen voll haben. Das wird wahrscheinlich nicht immer klappen, aber wenn es in den meisten Fällen klappt, ist es auch in Ordnung.

      Deswegen öffnet euere Augen und kauft nicht blind, nur weil irgend ein Aktienbrief dies und jenes empfiehlt, oder nur weil ein Förtsch die Chance hat beim 3Sat-Börse mitzumachen und die Leute zu "verarschen".

      Jeder der mit Aktien privat handelt, sollte sich mehr und besser informieren, denn nur dann ist man Erfahrener für die zukünftigen Aktiengeschäfte.

      Ich wünsche euch viel Erfolg!
      Avatar
      schrieb am 13.07.00 19:05:41
      Beitrag Nr. 2 ()
      Hallo Leute,

      ein sehr schöner Beítrag, den ich nur unterstreichen kann.
      Der Privatanleger sollte versuchen möglichst selbstständig
      an objektive Aussagen von einzelnen Unternehmen heranzukommen. Ich seh
      mir dazu immer ganz gerne die Webseiten der in Frage kommenden
      Firmen an. Ich würde insbesondere davon abraten den verschiedenen Hotlines, die an jeder "Straßenecke" angeboten werden, zu sehr zu vertrauen (Förtsch,Frick,Opel). Was ich da schon alles, insbesondere
      im ntv gesehen habe (Achtung !!!-Comroad, NM-Kursrakete u.s.w.), erscheint mir äußerst unseriös und hat m.E. eine gewisse Verwandschaft
      mit den Sex-Hotlines (Ruf mich an !! -Jetzt!!).Aber letztlich muß jeder selbst entscheiden wie er bei der Aktienauswahl vorgeht.

      Gruß an alle
      Archibald
      Avatar
      schrieb am 13.07.00 19:45:57
      Beitrag Nr. 3 ()
      Hallo nicht vergessen,

      auch wenn Du mit einigen Deiner Betrachtungen sicher recht hast, sollte doch manches statement schnell berichtigt werden, da Du ein paar Dinge verwechselst:

      Die sogenannten schwarzen Listen, welche kursieren, gehen auf eine vor Monaten neu "erfundene" Kennzahl der cash burn rate zurück, die in den USA von - ich glaube - Forrester Research ins leben gerufen wurde. Auf den neuen Markt bezogen hat KPMG eine nicht veröffentliche Liste erstellt, die jetzt jeder (Platow etc.) versucht nachzubilden.
      Verwechsele diese Autoren bitte nicht mit Analysten einer Bank.

      Ebenso habe ich Probleme damit, Leute wie einen Förtsch mit Analysten und Fondsmanagern gleichzustellen. Die Methoden, die diese meist aus der Medienszene stammenden Gestalten anwenden sind zwar hocheffizient aber zumindest zweifelhaft in bezug auf Seriösität.

      Sind (Bank-)Analysten nun ehrlichere Menschen ? Die Verflechtungen die Du ansprichst stimmen insofern, daß viele Banken die sich als Emissionshäuser betätigen (was enorme fees bringt) sich Studien von Marktanalysten schreiben lassen, welche zwar viel kosten aber deren Analysen sich nicht direkt gegen Geld vermarkten lassen. Solche Studien fallen dann in erster Linie positiv und erst in zweiter oder dritter Linie objektiv aus. Man spricht dann von Analysten, die über die Chinese Wall gehoben wurden, d.h. sie haben im Fall einer anstehenden Emission insiderwissen. Analysten einer Bank, die nicht im Emissionsgeschäft tätig ist, sind dagegen glaubwürdiger, denn sie handeln ausschliesslich im Interesse des Anlegers. Da ihre Studien nicht verkauft werden, sondern zumeist indirekt bezahlt werden - indem nämlich Anleger welche diese lesen über die entsprechende Bank gegen Gebühr ordern - haben Analysten ein ureigenes Interesse an der Treffsicherheit ihrer Prognosen.

      Im übrigen ist das nutzen von isiderwissen über Depots von Dritten genauso strafbar.

      Zu deinen Vermutungen, daß Fondsmanager nur versuchen Kleinanleger abzuduschen um günstig an die Papiere zu kommen, kann ich nur sagen, daß solche Phantasien niemals aus den Köpfen der deutschen zu bekommen sind. Vielleicht versucht sich jeder mal selbst zu überlegen, wie genau das gehen soll. (Ich wüßte es gerne, dann würde ich es auch tun.)

      Zu den "bewußt falschen Analysen" noch eines. Sage mir, was eine "richtige" Analyse ist. Sage mir, was der Kurs irgend einer Aktie in 12 Monaten ist. Man kann weder bewußt falsch noch bewußt richtig liegen, ginge es würde ich längst nicht mehr arbeiten. Z.B. bei internet Werten kann Dir niemand auch nur in etwa sagen, was der "faire" oder "richtige" Wert ist. Es hängt extrem von den erwartungen der Marktteilnehmer ab. Da diese bei der hohen Unsicherheit über viele Werte stark schwanken, kommen solche Kursausschläge wie gesehen zustende. Die Marktchancen von internet Werten richtig abzuschätzen ist in so einem dynamischen business schon schwer genug. Da von gewollter Irreführung von Privatanlegern durch Fondsmanager zu sprechen (die genau von diesen abhängig sind ) ist gelinde gesagt Blödsinn.

      Dein Fazit kann ich allerdings nur bekräftigen.

      so long
      CWA
      Avatar
      schrieb am 13.07.00 20:15:56
      Beitrag Nr. 4 ()
      Hi c_armstrong,

      Du hast mir aus der Seele gesprochen! Endlich mal ein sinnvolles Posting zu diesem Thema.

      Mir geht dieser Verfolgungswahn in diesem Board ziemlich auf den Sack. In jedem zweiten Thread findest Du Aussagen, wie
      -die Fonds drücken den Kurs, um billig einzusteigen
      -die Banken bescheissen die Anleger
      -Analysten werden bestochen
      -die Großen ziehen den Kleinen das Geld aus der Tasche
      -die Fonds verarschen den Kleinanleger
      -uns wird absichtlich das Geld aus der Tasche gezogen
      -usw.

      Die Krönung habe ich heute in einem anderen Thread gefunden, das war die beste Theorie, die ich je gehört habe:
      Die bösen Bubis (Banken, Fonds, Analysten) beschließen eine Hausse, drängen Anleger in den Neuen Markt und vor allem in Effektenkredite und anhand der Kontenbewegungen beschließen sie dann eine Baisse, um die Anleger rauszudrängen und billig einzusammeln.
      Und dazu zieht er noch Vergleiche mit dem dritten Reich...und ein paar Leute stimmen ihm auch noch zu, das sagt wohl alles über das Niveau aus.

      Ich dachte erst, dass ist ein Artikel aus dem Satire-Magazin Titanic, aber der Autor meinte das tatsächlich ernst!!
      Aber diese Theorien sind einfach genial, neulich hatte jemand noch so eine: Durch die UMTS-Lizenzen nimmt der Staat viele Milliarden ein und bezahlt damit bei den Banken seine Schulden. Dadurch haben die Banken ja Aber-Milliarden auf den Konten und werden davon Aktien kaufen, eine Rallye beginnt...

      MfG

      Ruppi

      P.S.Zur allgemeinen Belustigung noch mal der Text von vorhin:
      Von Kremlins (Ehre, wem Ehre gebührt)

      Es wird von mir lediglich festgestellt, das der Neue Markt dazu genutzt wird, den unerfahrenen Kleinanlegern die Konten zu räumen. Das was in den letzten 6 Monaten passiert ist, ist beispiellos in der deutschen Börsengeschichte.
      Allein die Tatsache, dass Deutschland noch zu wenig Aktienkulur hat, ist keine ausreichende Begründung für derartige Kursmassaker, wie Sie zur Zeit am NM üblich sind.
      Niemand hat die Anleger Anfang des Jahres davor gewarnt, Gewinne machen zu dürfen. Es war erwünscht, dass der Sparbuchler sein Geld an die Börse schafft.

      Zugegebendermaßen ein wenig zu euphoriesiert, aber dennoch erwünscht. Die Bankhäuser begleiteten ihre Emmissionen an die Börse und sorgten bis auf wenige Ausnahmen für einen guten Start. Wenn die Firma richtig Mist verbockt hat, soll sie auch auf den Arsch kriegen. Siehe Refugium.O.K.

      Die Tatsache das viele Aktien auf Pump, inbesondere am Neuen Markt geordert wurden (was alle Bankhäuser wissen) hat viele Kleinanleger auf Gedei und Verderb in die Hände der Geldhäuser gebracht. Sie wissen, wieviel Gelder fliesen, wann der Zustrom abflaut, die Konten geleert sind. Daher wussten alle großen Bankhäuser, wann es Zeit ist, eine Konsolidierungsphase einzuläuten. Nun ist es so, dass diese Phase seid März anhält und immer mehr an Heftigkeit zunimmt. Ein klares Zeichen dafür, dass die kriminellen Investmentbänker jetzt die nächste Hausse vorbereiten und Aktien zum Spottpreis einsammeln (Notverkäufe) Dann folgen Kaufempfehlungen und die Kurse werden wieder nach oben "betreut". Wir haben ja eine "Hause", oder "traditionelle Sommerrally" oder keine Inflationsgefahr zur Zeit oder gute Firmendaten oder enorme Wachstumschancen oder bla, bla, bla
      Avatar
      schrieb am 14.07.00 01:01:51
      Beitrag Nr. 5 ()
      Hi c-armstrong

      Vielleicht haben wir uns irgendwo mißverstanden oder aber habe ich ganz einfach meine Argumentationen nicht richtig ausgewählt.

      -Zu den "bewußt falschen Analysen" :
      deine Worte:
      "Sage mir, was eine "richtige" Analyse ist. Sage mir, was der Kurs irgend einer Aktie in 12 Monaten ist. Man kann weder bewußt falsch noch bewußt richtig liegen, ginge es würde ich längst nicht mehr arbeiten. Z.B. bei Internet Werten kann Dir niemand auch nur in etwa sagen, was der "faire" oder "richtige" Wert ist."

      .......
      Bewußt "falsch" insoweit, daß die Analysen manchmal dem sechser in der Lotto gleichen. Es passier zu oft das Analysten( oder "Scheinanalysten"), die im Auftrag der jetzigen/ehemaligen Kosorzialbank die eine Analyse erstellen zu optimistisch sind, was die zukünftige Entwicklung einer Firma oder Branche. Jedenfalls optimistischer als andere Analysten, die zufällig am gleichen Tag oder eine Woche später die gleiche Aktie als Schrott bezeichnen. Die Vermutung liegt nahe, daß der andere Analyst, bzw. die anderen Analystenhäuser, die ebenfalls durch die komplizierten Verflechtungen, die ich vorhin genannt habe, gleichzeitig eine Analyse über einen Konkurrenten erstellen (wieder im Auftrag irgend einer Bank/Institution), welche wiederum zu optimistisch (zu positiv) ausfällt.

      Nun, was soll der "Kleinanleger" in diesem Fall tun?

      Und genau dies nenne ich "bewußt falsch". Wir wissen doch, daß jeder Analyst in der Lage ist zu wissen, ob ein IXOS ganz schwache Zahlen bringt, jedenfalls schon wenn es um Wochen oder Tage vorher erstellte Analysen geht. Wenn in solchen Fällen die Firmenvorstände Zahlen zurückhalten, etc., dann sollte man die Analyse sein lassen. Aber nein die Analysten fordern die Kleinanleger munter den Wert zu kaufen, während Sie mehrere Tausend Aktien der gleichen Firma versilbern, indem Sie sie an diese armen "Kleinanleger" weiterleiten.

      Wie sollte man das nennen?


      Auch ich weiß, daß kaum jemand in der Lage ist vorher zu sagen wo der Kurs in 3, 6 oder 12 Monaten sein wird. Aber eines muß gewährleistet sein. Nämlich nicht im März behaupten, daß der Internetsektor nicht zu schlagen sei, um dann 2 bis 3 Monate später zu sagen, es sei alles quatsch! Der Internet sei doch nichts.

      Dann heißt es, selektieren, oder nur zwei bis drei Werte des Neuen Marktes haben Chancen, etc.

      Das alles ist für mich mehr als unseriös!

      bis bald!


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