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    Der Opern-Thread - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 02.10.06 18:49:47 von
    neuester Beitrag 01.03.07 12:43:35 von
    Beiträge: 70
    ID: 1.085.380
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     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 02.10.06 18:49:47
      Beitrag Nr. 1 ()


      Herzlich willkommen im Opern-Thread!

      Hier ist jeder richtig aufgehoben, der Konstruktives zu wirklich wichtigen Fragen beitragen will, beispielsweise:

      Welche CD/DVD sollte man dringend kaufen?
      Welche Aufführung sollte man besuchen?
      Welche Inszenierung sollte man meiden?
      In welchem Haus gibt es die besten Schnittchen?
      Hat die Welt wirklich auf diese russische Sängerin gewartet?

      Und so weiter. Warten wir mal ab, was sich entwickelt.
      Avatar
      schrieb am 02.10.06 18:51:51
      Beitrag Nr. 2 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.348.947 von cajadeahorros am 02.10.06 18:49:47>Welche CD/DVD sollte man dringend kaufen?
      keine
      >Welche Aufführung sollte man besuchen?
      keine
      >Welche Inszenierung sollte man meiden?
      alle
      >In welchem Haus gibt es die besten Schnittchen?
      im puff
      >Hat die Welt wirklich auf diese russische Sängerin gewartet?
      nein

      habe die ehre
      Avatar
      schrieb am 02.10.06 19:05:30
      Beitrag Nr. 3 ()
      Unbedingt ansehen:

      Hape Kerkeling: „Der Wolf – Das Lamm – Hurz “

      Ein eigenartiges Beispiel für die Kombination aus Humor und Musik ist die Aufführung von „Hurz“ (1992) von Hape Kerkeling. Es handelt sich um einen Schabernack mit den Zuhörern, so wie man es aus der Sendung „Versteckte Kamera“ kennt. Das Publikum nimmt also das Konzert vollkommen ernst, das aber von vorn bis hinten eine Erfindung ist. Der zu dieser Zeit noch relativ unbekannte Hape Kerkeling singt selbst, verkleidet als russischer Opernsänger und begleitet von einem Pianisten. Das „echte“ Publikum rechnet mit einer revolutionären Darbietung eines gefeierten Opernsängers.



      Der Text von „Hurz“ hat weder einen logischen Zusammenhang, noch jegliche Bedeutung. Schon das Wort „Hurz“ entstammt allein Hape Kerkelings Fantasie. Am Ende der Darbietung folgt eine rege Kritik des ‚ach so intellektuellen’ Publikums, welches tatsächlich glaubt, den tiefliegenden Sinn erkannt zu haben und mit äußerst klugen Interpretationen des Textes nur so um sich wirft. Die Konzertbesucher überschlagen sich mit Kritik und Interpretationsmöglichkeiten und jeder versucht den anderen zu überbieten, jeder versucht ‚intellektueller’ zu sein als der andere.



      Die Komik entsteht bei dem Fernsehzuschauer dadurch, dass er weiß, dass es sich um einen Scherz handelt, einen Scherz, mit dem die Konzertbesucher hinters Licht geführt werden sollen. Mit einem Gefühl der Überlegenheit erlebt der Betrachter des Filmmitschnitts mit, wie sich das „musikalisch besonders gebildete“ Publikum zu dem merkwürdigen Stück äußert. Die Tatsache, dass die Konzertbesucher zu keinem Moment misstrauisch zu werden scheinen, und sowohl Hape Kerkelings Auftreten als auch die Darbietung an sich vollkommen ernst nehmen und angestrengt nach Bedeutungen und Interpretationen suchen und diese auch finden, wirkt auf den Außenstehenden sehr belustigend. Komisch ist weiterhin der Nonsens-Text, von dem der Fernsehzuschauer weiß, dass er tatsächlich vollkommen unsinnig ist:


      Hape Kerkeling: Hurz!!! (1992)





      Der Wolf

      Das Lamm

      Auf der grünen Wiese



      Hurz!!!



      Und das Lamm schrie Hurz!!!



      Der Wolf

      Das Lamm

      Ein Lurch lugt hervor



      Hurz!!!

      Und das Lamm schrie Hurz!!!



      Der Habicht sieht

      Die Gegenwart

      Ganz



      Hurz!!!



      Und das Lamm schrie Hurz!!!



      Der Wolf

      Das Lamm

      Auf der grünen Wiese



      Hurz!!!



      Und das Lamm schrie Hurz!!!



      Der Wolf

      Der Lurch

      Der Habicht

      Und das Lamm

      Und das Lamm schrie Hurz!!!



      Und der Wolf

      Und der Lurch

      Und der Habicht

      Und das Lamm schrie



      Hurz!!!





      Mit „Hurz“ nimmt Hape Kerkeling den modernen, extrem offenen Konzertbesucher aufs Korn. Das gelingt ihm ausgesprochen gut. Die Konzertbesucher halten sich für überaus intellektuell, erkennen Dinge im Text von „Hurz“ die überhaupt nicht vorhanden sind. Selbst das Wort „Hurz“ löst kaum Befremden bei den Besuchern aus, die das Stück z.T. sogar für überaus wertvoll erachten. Das Besondere an diesem musikalischen Scherz von Kerkeling ist die Authentizität, die darin besteht, dass das Publikum eben nicht bewusst an einem Sketch mitwirkt, sondern nur vollkommen ernsthaft reagiert. Diese Reaktion der Zuhörer lässt Kerkelings Rolle dem außenstehenden Fernsehzuschauer als besonders gewagt und frech erscheinen. Er führt diese Konzertbesucher gnadenlos vor. Wortwechsel wie “Ja, ähm pff, also ich sag's ganz ehrlich: Auf mich wirkt das Ganze eher komisch. Da unterstelle ich, daß da kein intellektueller Zugang ist.“ oder „Wolf und Lamm - liegt darin nicht auch die, die Vision einer möglichen Versöhnung? Die ursprüngliche Gefühl, was wir in uns tragen, ist der Kampf!“ wirken vor diesem Hintergrund auf den Außenstehenden sehr amüsant.



      Interessant wäre zu erfahren, ob die Konzertbesucher zu irgendeinem Zeitpunkt über das Geschehen aufgeklärt wurden, und wenn ja, wie ihre Reaktionen darauf wohl waren. Besonders die Erklärungen für die positiven Kritiken und die zahlreichen Interpretationen der Bedeutung von „Hurz“ und dem restlichen Text wären wahrscheinlich sehr lustig…


      (http://groups.uni-paderborn.de/musik/didaktik/material/reade…
      Avatar
      schrieb am 02.10.06 19:15:37
      Beitrag Nr. 4 ()
      punks und adhicks schauen keine opern, daß ist bürgerlicher reaktionärer kram für möchtegern eliten. außerdem sollten mal die opern auf rassismus untersucht und gesäubert werden, ständig rennen mohren über die bühne, frauen werden im serail versklavt, alles rechte vorurteile, die hier immer bestätigt werden.
      dazu das lokal dumpffaschistoide kolorit eines typen in jägerklamotten, der nur machomäßig rumballern kann.
      und dann noch dieser nazi, wie hieß der noch? der hat doch diese klamotte geschrieben, gunter... gunter sachs? nee der hieß irgendwie anders, aber ständig werden da deutschtümelnde mythen breitgetreten, absolut unkorrekt. alles nazikram, ich geh in die kneipe, da singen sie am tresen nach 5 bier auch im chor.
      Avatar
      schrieb am 02.10.06 19:32:08
      Beitrag Nr. 5 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.349.617 von Heizkessel am 02.10.06 19:15:37jedem seine vorurteile und feindbilder. :laugh:

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      schrieb am 02.10.06 19:36:23
      Beitrag Nr. 6 ()
      Stark war das Ding schon. Hurz! :laugh:
      http://www.youtube.com/watch?v=D8gzeSlHtM4
      Avatar
      schrieb am 02.10.06 19:39:12
      Beitrag Nr. 7 ()
      eine der schönsten traviata-inszenierungen, die ich gesehen habe, war die von luc bondy. er verlegt die handlung in das von den nazis besetzte paris der 40er jahre. cambreling hat dirigiert.:cool: wer die titelrolle gesungen hat, hab ich leider vergessen. muss 97 oder 98 gewesen sein.
      Avatar
      schrieb am 02.10.06 19:41:07
      Beitrag Nr. 8 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.349.617 von Heizkessel am 02.10.06 19:15:37Meinst du nicht, du solltest langsam mal nen Psychologen konsultieren?
      Du wirst zu ner tragischen Figur!

      Ich hab übrigens früher mal im Orchester gespielt. ;)
      (Jo, ich weiss, Fachleute sind bei oh:weh nicht gefragt ...)
      Avatar
      schrieb am 02.10.06 19:43:37
      Beitrag Nr. 9 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.350.045 von unlocker am 02.10.06 19:36:23köstlich!:D
      Avatar
      schrieb am 02.10.06 19:48:17
      Beitrag Nr. 10 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.350.164 von AdHick am 02.10.06 19:41:07Ich hab übrigens früher mal im Orchester gespielt

      ich hoffe dein orchesterjob hat dir noch zeit gelassen für deinen messdienerjob.:laugh:
      Avatar
      schrieb am 02.10.06 19:52:04
      Beitrag Nr. 11 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.350.327 von Heizkessel am 02.10.06 19:48:17Auch da liegst du wieder vollkommen daneben. :laugh:

      Geh zum Arzt!
      Avatar
      schrieb am 02.10.06 19:54:40
      Beitrag Nr. 12 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.350.108 von toccata am 02.10.06 19:39:12toccota war das vor vielen jahren an der frankfurter oper :confused:
      Avatar
      schrieb am 02.10.06 19:54:50
      Beitrag Nr. 13 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.350.435 von AdHick am 02.10.06 19:52:04Reagierst du so, weil du bei "Hurz" im Publikum gesessen und dich blamiert hast? :confused:
      Avatar
      schrieb am 02.10.06 19:59:30
      Beitrag Nr. 14 ()
      #8 von AdHick 02.10.06 19:41:07 Beitrag Nr.: 24.350.164
      Dieses Posting: versenden | melden | drucken | Antwort schreiben

      Ich hab übrigens früher mal im Orchester gespielt.


      Ach Du warst der mit der Triangel, der immer den Einsatz verpasst hast?! :cry:
      Avatar
      schrieb am 02.10.06 20:09:08
      Beitrag Nr. 15 ()
      #13 von AdHick 02.10.06 19:54:50 Beitrag Nr.: 24.350.520
      Dieses Posting: versenden | melden | drucken | Antwort schreiben

      Folgende Antwort bezieht sich auf Beitrag Nr.: 24350435 von AdHick am 02.10.06 19:52:04
      --------------------------------------------------------------------------------
      Reagierst du so, weil du bei "Hurz" im Publikum gesessen und dich blamiert hast?



      Die Frage solltest Du Dir doch selbst beantworten können. Woher sollen wir das wissen. :confused: Aubacke Alterchen, das war jetzt ein ganz böses Eigentor, AdHick zitiert AdHick. :laugh:
      Avatar
      schrieb am 02.10.06 20:17:11
      Beitrag Nr. 16 ()
      Quatsch keine Opern! Was genau willst du denn eigentlich wissen?:mad:
      Avatar
      schrieb am 02.10.06 21:44:26
      Beitrag Nr. 17 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.350.108 von toccata am 02.10.06 19:39:12Vielen Dank für den ersten Beitrag, der sogar zwei Kriterien erfüllt hat, erstens konstruktiv und zweitens zum Thema.

      Ich hielt das mit "Traviata in den 40ern" für eine - wie Gesine schon angemerkt hat - Frankfurter Erfindung (Premiere war 10/1991), Axel Corti und Bert Kistner sind dort die Verantwortlichen für Regie und Bühne (WA für Interessierte am 28. April 2007). Stellt sich die Frage, wer von wem abgekupfert hat.

      Die Frankfurter Aufführung ist zu empfehlen. Beeindruckende Bühnenbilder (vor allem im III. Akt) und eine ordentliche, immerhin schlüssige Regie.
      Avatar
      schrieb am 03.10.06 00:07:23
      Beitrag Nr. 18 ()
      Dann fange ich auch mal mit Beiträgen zum Thema an:

      Es gibt wenige Glücksmomente. Bei aller Zurückhaltung glaube ich sagen zu können, dass der 6. August 1959 ein solcher war. Natürlich existieren in der Musikgeschichte ca. 100 bedeutendere Opern. Es gibt auch intellektuell anspruchsvollere Libretti. Und es gibt natürlich Wichtigeres als Oper. Aber wenn ein gerade blendend aufgelegter Komponist wie Richard Strauss auf ein großartiges Textbuch wie das von Stefan Zweig trifft, dann kommt ein Werk heraus, das tausendmal mehr Berechtigung auf der Bühne hätte als die zum 100. Male unmotiviert heruntergenudelte Lustige Witwe. Trifft dann noch ein Dirigent wie Karl Böhm auf ein - insbesondere nach heutigen Verhältnissen - sensationelles Ensemble, dann entstehen Sternstunden wie die dankenswerterweise auf CD veröffentlichte Salzburger Aufnahme der Oper "Die Schweigsame Frau".



      Und falls die Oper keiner kennt: Dank an den "Führer"! Strauss war zwar Reichsmusikdirektor, aber der Textdichter Zweig war vor allem Jude, eine Kombination, die im Uraufführungsjahr 1935 gerade mal zu zwei Alibi-Aufführungen reichte. Damit war dieses wunderschöne Werk dauerhaft in seiner Verbreitung behindert.
      Avatar
      schrieb am 03.10.06 00:12:48
      Beitrag Nr. 19 ()
      DVD:
      Fritz Wunderlich-Leben und Legende
      Ganz neu mit bisher Ungesehenem und Ungehörten.
      Hatte kürzlich Premiere auf Arte, aber auf der DVD gibts noch ein wenig dazu.

      Barbier von Sevilla
      Live mit Wunderlich/Prey/Köth/Hotter und Pröbstl.
      Genial gesungen.

      CD:
      Wunderlich privat
      Live-Mitschnitte von Ihm selbst daheim aufgenommen, absolut traumhaft.
      Avatar
      schrieb am 03.10.06 00:17:00
      Beitrag Nr. 20 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.357.019 von cajadeahorros am 03.10.06 00:07:23Ich glaube,
      das war das Debut von Wunderlich in Salzburg, bei dem Er den jungen Morosus absolut überragend gesungen hat.:)
      Avatar
      schrieb am 03.10.06 00:17:35
      Beitrag Nr. 21 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.357.175 von wunderlich am 03.10.06 00:12:48doch nicht etwa DER wunderlich? :D

      http://www.youtube.com/watch?v=97EMK9x9eA0
      Avatar
      schrieb am 03.10.06 00:19:19
      Beitrag Nr. 22 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.357.314 von Heizkessel am 03.10.06 00:17:35Sehr gut Dampftopf, Setzen, Eins!:D
      Avatar
      schrieb am 03.10.06 10:53:15
      Beitrag Nr. 23 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.357.301 von wunderlich am 03.10.06 00:17:00Als Ergänzung zur Barbier DVD (ein muss, auch aus historischen Gesichtspunkten, das war glaube ich eine der ersten Live-Übertragungen aus einem Opernhaus, dazu noch dem Cuvilliestheater) kann man die Barbier-CD aus Wien empfehlen (Böhm, mit Waechter und Erich Kunz, einem meiner anderen Lieblinge).

      Und für den Freund der italienischen Oper gibt es auch eine kleine Sternstunde mit Wunderlich und seinem Kumpel Prey:



      (falls es noch keiner gemerkt hat: Ich bin entschiedener Gegner von Studio-Aufnahmen - lieber höre ich gelegentlich ein Echo von der Souffleuse, eine kleine Kuriosität bei dieser Aufnahme)
      Avatar
      schrieb am 03.10.06 17:12:43
      Beitrag Nr. 24 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.372.344 von cajadeahorros am 03.10.06 10:53:15Diese Traviata habe ich hier schon vor Jahren empfohlen, denn die ist vom Feinsten. Rarität bei der Sache ist, dass Wunderlich bei dem Live-Mitschnitt einige Male textlich wie auch tonal falsch lag, was aber der unglaublichen Qualität seiner Vorstellung trotzdem überhaupt nicht abträglich ist.

      In diesem Zusammenhang möchte ich noch die Live-CD von Messa da Requiem von Verdi mit Wunderlich erwähnen, auf der Er das Ingemisco traumhaft schön singt. Ist bei Myto erschienen.
      Avatar
      schrieb am 05.10.06 00:54:33
      Beitrag Nr. 25 ()
      Genug der Harmonie im Thread! ;)

      Tatort: Oper Köln
      Täter: Brandauer, Stenz
      Opfer: Lohengrin

      Ich wollte es mir ja eigentlich ersparen, aber nachdem die Kritik in der SZ noch schlechter als erwartet ausfiel ("Brandauer ist nach Thalbach und Dörrie der nächste "Promi", der in der Oper Eigentherapie betreibt", so ähnlich jedenfalls, ich finde den Artikel gerade nicht) trieb mich eine Mischung aus Neugier und Hang zu SM in die Kölner Oper.

      Es gab schon schlimmeres, das Gürzenich Orchester (das mich schon sehr oft sehr positiv überrascht hat) folgte fehlerfrei den Wünschen seines Dirigenten und die Sänger mühten sich redlich durch die schwierigen Partien und die brave Inszenierung). Nachdem ich aber aus diversen privaten Gründen äußerst übellaunig im Opernaus saß, kann ich das alles so nicht durchgehen lassen.

      Ja, es mag schwierig sein, echte "Helden" zu finden. Dass sich aber ein gewisser Klaus Florian Vogt ausschließlich mit Kopfstimme durch den Lohengrin säuselt (ja ja, ist schon recht, versungen und vertan hat er beileibe nicht), geht allenfalls in Köln kritiklos durch. GMD Stenz verstärkte den etwas nervtötenden Eindruck dadurch, dass er ausgerechnet bei Lohengrins Versen arg auf die Bremse trat. Die anderen Sänger, sowohl die guten (vor allem das auch optisch sehr ansprechende "böse" Paar Krister St. Hill - was ein Name - und Dalia Schaechter) wie die unglücklich agierenden (Reinhard Hagen als König Heinrich) deckte er sehr oft mit seinem übertrieben forcierten Klang zu - mag sein, dass es im Parkett besser klang, im Rang war es jedenfalls deutlich zu laut.

      Womit wir bei Herrn Brandauer wären. Dem Regisseur gelangen in den hässlichen Bühnenbildern ein paar schöne Szenen, bspw. der Schluss des II. Akts. Ich kenne den Lohengrin nicht ganz so gut, darum war ich kurzfristig beeindruckt, ein Blick ins Libretto klärte mich aber dahingehend auf, dass Brandauer lediglich die Vorgaben des "Meisters" 1:1 umgesetzt hatte. Brandauers eigenen Ideen - soweit zu finden - hielten sich gemessen an typischen "Regietheater"-Maßstäben in erträglichem Rahmen (warum man 3 Akte lang ein Schaukelpferd auf die Bühne stellen muss, das man in den letzten 25 Sekunden braucht, weiss ich wirklich nicht), zwischen diesen zwei Polen passierte unlogisches (Personenführung passte oft nicht zum Text) oder gar nichts, was vor allem im dialoglastigen II. Akt zu einer gewissen Spannungslosigkeit führte, man hätte nach einem langen Tag im Büro ohne Probleme mal eine halbe Stunde die Augen schließen können, leider war Stenz - wie gesagt - ein wenig zu laut, um dabei zu ruhen.

      Fazit: Wer im Großraum Köln unter Wagner-Entzug leidet, kann unter Vorbehalt nach Köln pilgern, man hat in teuerer Umgebung (bspw. "Elsa träumt sich ein Schwert" in der Lindenoper) schon schlechteres gesehen.
      Avatar
      schrieb am 05.10.06 23:34:25
      Beitrag Nr. 26 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.410.983 von cajadeahorros am 05.10.06 00:54:33:laugh::laugh:
      Den Vogt habe ich auch schon erlebt, letzten Sommer und Er war fast schon bedauernswert. Der hat mir so richtig leid getan.:laugh::laugh:
      Heute habe ich den Beczala getroffen und übermorgen ist Er bei mir zum Essen. Das ist ein Tenor, mein lieber Herr Gesangsverein.:D:D
      Avatar
      schrieb am 06.10.06 07:58:12
      Beitrag Nr. 27 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.430.438 von wunderlich am 05.10.06 23:34:25Schönen Gruß, wenn es irgendwie geht werde im Nov. zum Werther nach FFM kommen.
      Avatar
      schrieb am 06.10.06 08:14:51
      Beitrag Nr. 28 ()
      vorab muss ich sagen, dass ich für opern eigentlich nicht so sehr viel übrig habe. soll heißen: ich sehe es mir gern mal an, aber eine dvd würde ich nie kaufen.
      meine eltern haben immer versucht, mir das als kind nahe zu bringen, in dem sie mich in einige stücke mitgeschleppt haben. hat aber nichts genützt ;) zur musik kann ich also relativ wenig sagen...

      im juni diesen jahres habe ich mir "die hochzeit des figaro" in der semperoper/dresden angesehen. natürlich italienisch (aber mit deutschen übertiteln).

      die oper selbst ist ein hammer. :)

      wir sind standesgemäß in abendkleid und dunklem anzug hingegangen und waren angenehm überrascht, dass wir damit nicht overdressed waren. im gegensatz zu den meisten theatern, (klassischen) konzerten oder musicals legt das durchweg ältere publikum doch wert auf ein "ordentliches" äußeres.

      überhaupt nicht gefallen hat mir das bühnenbild. war alles recht einfach gehalten und lebte im wesentlichen von bunten stoffstreifen, die von der decke hingen. die akteure hatten alle moderne sachen an.
      mit dieser art der inzenierung kann ich gar nichts anfangen. am wohlsten fühle ich mich, wenn es ein echtes bühnenbild gibt, welches die szenen unterstreicht und die beteiligten auf der bühne auch "richtige" kostüme tragen, wennn ihr versteht, was ich meine.

      schnittchen gab es nicht :D
      nur ein paar salzbrezeln und die üblichen getränke wie sekt, bier, saft usw. zu annehmbaren preisen.

      danach unbedingt im nahen sophienkeller einkehren ;)
      Avatar
      schrieb am 06.10.06 22:04:20
      Beitrag Nr. 29 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.433.288 von cajadeahorros am 06.10.06 07:58:12Werde ich machen,
      aber Er war heute schon beim Essen bei mir, treffe Ihn aber morgen nochmal.
      Wir haben heute auch über den Werther in Frankfurt gesprochen und Er sagte mir, dass Er die Inszenierung sehr schön und gelungen findet. Den Werther singt Er dann im nächsten Jahr in München bei den Opernfestspielen auch.
      Er war gerade als Faust in London und verschwindet am Montag nach Bilbao, wo Er den Duca singen wird, mit dem Er übrigens im Dezember an der Met in NY debutieren wird.:)
      Avatar
      schrieb am 16.10.06 22:02:31
      Beitrag Nr. 30 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.433.419 von greatmr am 06.10.06 08:14:51Die Semperoper ist tatsächlich nicht das schlechteste, Dank des hohen Anteils der (von Puristen und den Fachmagazinen) gerne ein wenig belächelten Pauschaltouristen und Reisegruppen hat man ab und zu das Glück, eine einigermaßen "werkgetreue" Inszenierung in anprechender Besetzung zu sehen. Außerdem ist die Lüftung auch im Hochsommer hervorragend.
      Avatar
      schrieb am 16.10.06 22:24:46
      Beitrag Nr. 31 ()
      Ein paar Einsteiger-Links zu bekannteren Zeitschriften zum Thema:

      http://www.der-neue-merker.at/

      http://www.opera.co.uk/" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.opera.co.uk/


      https://www.opernglas.de/

      http://www.opernwelt.de/
      Avatar
      schrieb am 23.10.06 19:19:19
      Beitrag Nr. 32 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.668.900 von cajadeahorros am 16.10.06 22:24:46richtig schön würde dein opernthread erst
      wenn du uns eine arie vorsingen könntest. :)
      Avatar
      schrieb am 23.10.06 19:46:05
      Beitrag Nr. 33 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.805.499 von EllenW am 23.10.06 19:19:19:laugh::laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 23.10.06 20:04:21
      Beitrag Nr. 34 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.805.499 von EllenW am 23.10.06 19:19:19Mal davon abgesehen, dass es mit dem Zeug das hier auf meinem Schreibtisch herumsteht technisch wohl sogar möglich wäre, möchte ich davon doch Abstand nehmen. Ich kenn meine Grenzen. Aber unter die Dusche könnte ich dich einladen, da klingts ordentlich...
      Avatar
      schrieb am 23.10.06 20:16:32
      Beitrag Nr. 35 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.806.415 von cajadeahorros am 23.10.06 20:04:21Ich dusche gerne kalt
      und etwas aus der Oper Xerxes würde mir schon gefallen.:)
      .. aber befürchtest du nicht, dass es dir deine Stimmbänder zusammenziehen könnte.:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 23.10.06 20:18:58
      Beitrag Nr. 36 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.806.678 von EllenW am 23.10.06 20:16:32Kalt duschen scheidet völlig aus. Und bei Xerxes wird mir - ehrlich gesagt - auch etwas kalt, ich bin dann doch eher ein alter Romantiker.
      Avatar
      schrieb am 23.10.06 20:37:27
      Beitrag Nr. 37 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.806.415 von cajadeahorros am 23.10.06 20:04:21Das mit der kalten Dusche war auch nur ein Spässle -
      höchstens mal an sehr heissen Sommertagen.

      Sodele .. muss noch weg heute

      Ich wünsch dir was .. romantischer Opernliebhaber :kiss:
      Avatar
      schrieb am 23.10.06 21:08:14
      Beitrag Nr. 38 ()
      Aber die Kritik war natürlich berechtigt, was dem Thread bisher fehlte war Musik.

      Würde es eine TV-Show "Die besten Opernaufnahmen aller Zeiten" geben, in der sich, unterbrochen von stundenlangen Werbeblöcken, ein paar Musikschnipsel mit den "fachkundigen" Kommentaren der üblichen medial dauerpräsenten Dummschwätzer abwechseln würden - man kennt ja dieses Drecksformat - käme vielleicht zufällig einer der Teilnehmer darauf, den Furtwängler-Tristan von 1952 zu nennen.

      Auch diese Aufnahme ist nicht die "vollständig gute" Aufführung, die den Hörer nach Aussage des Meisters direkt in den Wahnsinn treiben würde, immerhin die nachfolgende Stelle erfüllt m.E. aber diesen Anspruch:

      http://www.kram-hochladen.de/download.php?id=MTEwMTM=" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.kram-hochladen.de/download.php?id=MTEwMTM=


      Avatar
      schrieb am 24.10.06 22:29:36
      Beitrag Nr. 39 ()
      Bin kein Opern-Spezi, aber die Entdeckung der letzten Zeit der Opern als solche war für mich Massenets "Werther". Zufälligerweise habe ich dann gelesen, dass die Franzosen weitaus mehr Goethe-Vertonungen in dieser Zeit gewagt haben als deutsche Komponisten, was vermutlich daran liegt, dass Goethe in Frankreich kein Nationalheld ist und daher die Gefahr geringer ist, dass man sich blamiert.

      Man denkt ja leicht, Goethe und Frankreich, das seien doch eher Widersprüche, aber ich war wirklich verblüfft, sie schön und diffizil die Oper ist, aber auch nicht zu mimosig. Wirklich schön. Auch was für "Romantiker", wenn man schon keine Barockopern mag.

      LM
      Avatar
      schrieb am 25.10.06 14:49:53
      Beitrag Nr. 40 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.833.660 von LadyMacbeth am 24.10.06 22:29:36Ich habe mich schon in viel eingehört und vieles, was ich zuerst nicht mochte gehört inzwischen zu meinen Favouriten. Aber Barockopern, ich weiss nicht...

      Werther gehört bisher noch zu den ärgerlichen Lücken in meiner "Sammlung" (sie wird demnächst in Frankfurt geschlossen), man muss französisches jenseits der Carmen ja leider mit der Lupe auf den Spielplänen suchen - hier ist unser deutscher Oberromantiker aus Sachsen natürlich nicht ganz unschuldig. Samson und Dalilah findet man gelegentlich und man sollte es sich auch unbedingt ansehen, wenn man Gelegenheit dazu hat.
      Avatar
      schrieb am 25.10.06 15:49:41
      Beitrag Nr. 41 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.844.343 von cajadeahorros am 25.10.06 14:49:53Genau und da singt der:
      http://www.beczala.com/av.htm#
      Wunderbare Musik, toll gesungen in Bild und Ton zu erleben.
      Der Lenski und die Boheme-Arie sind besonders und wem es gefällt, der kann dann ganz unten noch einige vollständige Arien nur hören, unter Audio-Player.:lick:
      Avatar
      schrieb am 25.10.06 19:31:56
      Beitrag Nr. 42 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.845.924 von wunderlich am 25.10.06 15:49:41Wenn ich unliebsame Gäste loswerden will, hebe ich an zur Arie der Königin der Nacht aus der Zauberflöte. :D
      Avatar
      schrieb am 25.10.06 20:09:16
      Beitrag Nr. 43 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 24.851.418 von Asymmetrica am 25.10.06 19:31:56Dann kann man nur hoffen, dass Du nicht womöglich diese dämliche Kuh aus der TV-Werbung bist, die bezüglich obiger Arie bei der Auskunft anruft, um zu erfahren, wann denn eine Vorstellung dieses Stückes zu erleben sei.
      Da Sie keine Ahnung hat, wie denn die Arie und selbst die Oper heisst, entblödet Sie sich, den Anfang der Koloraturen anzuhusten.;):laugh:
      Welche Arie singst Du denn?
      Die a-moll Arie im 1.Akt oder gar die Rache-Arie im 2. Akt, die Deine Kollegin aus der Fersehwerbung einige Oktaven tiefer und bar jeglicher Tonalität erbricht?:cry::laugh:
      Fragen über Fragen, die ernsthaft keine Antwort erwarten, da auch gar nicht so ernst oder gar böse gemeint, gell?;)
      Verjage nur weiter damit Deine Gäste, Hauptsache, Sie kommen dann nicht danach zu mir!:laugh::laugh:
      Gruss, Wunderlich;)
      Avatar
      schrieb am 26.10.06 11:48:55
      Beitrag Nr. 44 ()
      Hat hier jemand Königin der Nacht gesagt? Da fällt mir doch spontan die definitiv schönste Königin der letzten Jahre ein (und eine der Besten außerdem, auch wenn Lulu ihre Paraderolle wurde):

      http://www.marlis-petersen.de/

      Avatar
      schrieb am 31.10.06 13:55:02
      Beitrag Nr. 45 ()
      Allerlei aus dem Oktober:

      München - Der neue GMD Kent Nagano kombiniert Strauss' Salome mit dem neuen Einakter "Das Gehege" von Wolfgang Rihm - selbst dem konservativen Münchner Publikum hat es gefallen
      http://www.nzz.ch/2006/10/30/fe/articleEM28O.html

      Nürnberg - Mit dem neuen "Rosenkavalier" wird die Oper Nürnberg auch musikalisch dem noch recht neuen Rang als "Staatstheater" voll gerecht.
      http://www.staatstheater-nuernberg.de/spielplan/rezensionen.…6205

      Frankfurt - Die selten gespielte Oper "Die Zarenbraut" von Nikolai Rimski-Korsakow wird sehr erfolgreich "wiederbelebt".
      http://www.staatstheater-nuernberg.de/spielplan/rezensionen.…
      Avatar
      schrieb am 31.10.06 14:59:01
      Beitrag Nr. 46 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.034.848 von cajadeahorros am 31.10.06 13:55:02Und hier der richtige Link zur "Zarenbraut":

      http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/fe…
      Avatar
      schrieb am 06.11.06 09:41:03
      Beitrag Nr. 47 ()
      Die besten CD Geschäfte (um Ergänzung wird gebeten):

      1. Ludwig Beck, München (1% Weltmarktanteil!)
      2. Dussmann Kulturkaufhaus, Berlin (notorischer Kämpfer gegen die Ladenschlusszeiten)

      Dann kommt lang nichts, danach irgendwann (Reihenfolge ohne Wertung):

      Opernshop Düsseldorf (hat auch allerlei kuriose Aufnahmen)
      Saturn am Hansaring, Köln (in Gottes Namen, großes Angebot, aber etwas lieblos)
      Lasersound, Nürnberg (man kann sich beim Stöbern auch noch betrinken)
      CDs am Goethehaus, Frankfurt (gräbt auch immer mal wieder schöne Import-CDs aus)
      Avatar
      schrieb am 27.11.06 20:10:58
      Beitrag Nr. 48 ()
      Ohne Worte (bzw. falls noch irgendjemand Zweifel daran hat, dass "Pisa" wirklich jemand kratzt, im Gegenteil). Momentan scheint BR4 noch einmal davongekommen zu sein, aber setzen wir es noch mal rein:

      München (ddp-bay). Die bayerischen Jusos machen Front gegen den Klassikkanal Bayern 4 des Bayerischen Rundfunks (BR). Stattdessen müsse eine «Junge Welle» für Hörer unter 30 Jahren eingerichtet und über UKW gesendet werden, forderte der Juso-Landesvorsitzende Thomas Goger am Montag in München.

      Er verwies darauf, dass Bayern 4 gerade einmal 180 000 Hörer habe. Dennoch gebe BR-Hörfunkdirektor Johannes Grotzky dem Programm Bestandsschutz, während der Jugendfunk nur digital empfangbar sein soll. «Im Rundfunkrat wird er mit diesem Vorhaben zu Recht auf Widerstand stoßen», sagte Goger.

      Der öffentlich-rechtliche Rundfunk habe nur dann eine Existenzberechtigung, wenn die Gesellschaft in ihrer ganzen Breite etwas davon habe. «Wer auch von der jungen Generation erwartet, dass sie über Gebühren zur Finanzierung eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks beiträgt, muss ihr auch ein entsprechendes Programmangebot machen», verlangte der SPD-Nachwuchspolitiker. Es dürfe nicht darum gehen, lediglich die kulturellen Bedürfnisse eines schwindenden Teils der potenziellen Hörer zu befriedigen.

      http://www.nmz.de/kiz/modules.php?op=modload&name=News&file=…" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">
      http://www.nmz.de/kiz/modules.php?op=modload&name=News&file=…
      Avatar
      schrieb am 06.12.06 14:29:13
      Beitrag Nr. 49 ()
      Ein wahres Wort zum Berliner Kulturtheater aus der SZ von heute:

      (...)
      Noch immer haftet zwar der Oper der Ruch von öffentlich subventioniertem Reichenamüsement an - was die damit verbundenen Kosten aus der Sichte eines gewöhnlichen Steuerzahlers als maßlos und illegitim erscheinen lässt. Doch selbst die Abschaffung aller deutschen Theater würde die Haushalte nicht annähernd um ein Prozent entlasten. Eine Entscheidung gegen eines der Berliner Häuser aus finanziellen Gründen wäre deshalb so dumm wie unglaubwürdig.

      (SZ vom 6.12., S.13)
      Avatar
      schrieb am 06.12.06 19:11:28
      Beitrag Nr. 50 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 25.970.616 von eugen_levine am 06.12.06 14:29:13Halleluja,
      es gibt noch intelligentes Leben!:)
      Avatar
      schrieb am 12.12.06 14:30:33
      Beitrag Nr. 51 ()
      Warum Oper doch unterhaltsamer als Fußball ist:

      11. Dezember 2006, 15:35, NZZ Online

      Empfindlicher Feldherr
      Opernsänger verlässt nach Buhrufen Bühne der Scala

      Ein zartbesaiteter Tenor hat für einen in der Geschichte der Mailänder Scala einmaligen Eklat gesorgt. Mitten in einer Aufführung der spektakulären neuen «Aida» verliess der Darsteller des Radames die Bühne. Buhrufe aus dem Publikum hatten ihn tief beleidigt. Glück für den Ersatzmann; er wurde zum gefeierten Retter des Abends.

      (ap) Nach Buhrufen aus dem Publikum hat der «Radames»-Darsteller in der neuen «Aida»-Inszenierung der Mailänder Scala die Opernbühne demonstrativ verlassen. «Ich verdiene eine solche Behandlung nicht», wurde der empörte Tenor Roberto Alagna von der Zeitung «La Repubblica» zitiert.

      In Jeans den Abend gerettet
      Sekunden später wurde er von seinem Stellvertreter Antonello Palombi ersetzt, der völlig unvorbereitet in Jeans auf die Bühne kam, den Abend jedoch rettete.
      Die Inszenierung von Franco Zeffirelli hatte am vergangenen Donnerstag ihre Gala-Premiere, an der auch Bundeskanzlerin Merkel und der italienische Ministerpräsident Prodi teilnahmen. In der Titelrolle war die litauische Mezzosopranistin Violeta Urmana zu sehen, Dirigent war Riccardo Chailly. Das Publikum hatte dieser Aufführung 15 Minuten lang stehend Beifall gezollt.

      Eklat bei «Celeste Aida»
      Am zweiten Aufführungsabend am Samstag lief jedoch von Anfang an vieles schief. Als Alagna dann die berühmte Arie «Celeste Aida» (Holde Aida) anstimmte, gab es Buhrufe und Pfiffe aus dem Publikum. Daraufhin sorgte der Tenor für einen Eklat, der in der Geschichte der Scala bisher einmalig ist, wie Dirigent Chailly vor Journalisten erklärte. Die nächste Aufführung ist für Dienstag anberaumt.
      Avatar
      schrieb am 12.12.06 21:52:28
      Beitrag Nr. 52 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 26.124.987 von cajadeahorros am 12.12.06 14:30:33Üble Sache,
      Gott sei Dank ist mir ähnliches dort nicht auch passiert!:D:laugh:
      Der Alagna ist aber schon auch ein sehr eitler, kleiner Pfau, nur seine Frau Gemahlin ist noch schlimmer.:laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 13.12.06 23:34:05
      Beitrag Nr. 53 ()
      13.12.2006 18:18 Uhr

      Nach dem Skandal an der Mailänder Scala
      "Ich wollte auf der Stelle sterben"



      Weil er ausgebuht wurde, flüchtete Roberto Alagna von der Bühne. Dafür gab es Applaus und Kritik. Jetzt zweifelt der Startenor an der Opernwelt.
      Interview: Marten Rolff



      roberto alagna
      "Das Orchester hat weitergespielt, als wäre nichts gewesen." Roberto Alagna bei einer Pressekonferenz in Mailand.
      Foto: Reuters



      Mehr als 20 Jahre war Verdis Aida an der Mailänder Scala nicht gespielt worden.
      Nun spricht man in der ganzen Welt darüber.
      Allerdings nicht wegen der protzigen Inszenierung von Italiens Regie-Nestor Franco Zeffirelli, sondern weil Startenor Roberto Alagna zu Beginn der zweiten Aufführung am Sonntag von der Bühne floh.
      Die Buh-Rufe hatten ihm zu sehr zugesetzt.

      SZ: Wie geht es Ihnen, Signor Alagna?

      Alagna: Ich habe vier Nächte lang nicht geschlafen.
      Vier Nächte, das ist mir noch nie passiert!
      Ich sehe aus wie ein Leichentuch und bin todmüde.
      Aber trotzdem geht es mir jetzt etwas besser, weil ich beginne zu verstehen, dass ich im Recht bin.

      SZ: Das müssen Sie genauer erklären.

      Alagna: Je länger ich über den Sonntag nachdenke, desto mehr glaube ich, die Kritik an der Aufführung war vorbereitet.

      SZ: Eine Art Komplott? Geht diese Theorie nicht doch ein wenig zu weit?

      Alagna: Ich weiß nicht, aber ich glaube nicht, dass die Kritik gegen mich gerichtet war.
      Ich fühle mich eher benutzt. Viele Dinge, die hier passiert sind, kann ich mir nur schwer erklären.
      Oder sagen Sie mir, warum man einen Tenor ausbuht, der noch gar nicht angefangen hat zu singen.



      SZ: Vielleicht ist es ja am einfachsten, wenn Sie noch einmal erzählen, wie das war mit Ihrem Abgang von der Bühne.

      Alagna: Alles an dem Abend war seltsam.
      Ich bin - wie immer - zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn in der Oper gewesen.
      Dort warteten drei Männer vor dem Künstlereingang auf mich, die mir mit einer Art Karatezeichen bedeuteten: Wir hacken dich in Stücke.
      Heute wirst du Probleme bekommen. Ich war etwas verstört, habe mich aber damit nicht aufgehalten.
      Als nächstes traf ich dann auf den zweiten Ersatztenor, der sich schon warmsang.

      SZ: Und? Ist das ungewöhnlich?

      Alagna: Ich bitte Sie, doch nicht in meiner Garderobe!
      Zwei Stunden vor der Aufführung! Absolut ungewöhnlich!
      Er behauptete, dass der eigentliche Ersatztenor - Walter Fraccaro - unterwegs sei, aber im Stau stecke.
      Ich habe mich angezogen, geschminkt und bin zum Aufwärmen hinter die Bühne gegangen.
      Sonst kommen in dieser Phase viele Kollegen, um mir Glück zu wünschen.
      Nun ignorierte mich jeder.
      Als wäre ich ein Aussätziger.

      SZ: In einem Interview hatten Sie die eher mäßigen Premieren-Kritiken...

      Alagna: Die Kritiken waren schlecht!

      SZ: ...damit kommentiert, dass die Scala Sie überhaupt nicht verdiene...

      Alagna: ... aber auf der Bühne gab es den ersten Buhruf, bevor ich überhaupt angefangen hatte.
      Im Publikum war es daher natürlich unruhig.
      Nach Ende der Arie "Celeste Aida" kam erst ein "Bravo", gefolgt von Buhrufen.
      Ich fühlte mich, als müsste ich auf der Stelle sterben.

      SZ: Sie waren natürlich verletzt.

      Alagna: Jeder Tenor weiß, dass er ausgebuht werden kann, aber wenn es dann tatsächlich passiert, ist es schwer, sich zu kontrollieren.
      Meine Füße sackten mir weg.
      Ich konnte nicht atmen.
      Wenn Sie da weitersingen, riskieren Sie Ihre Stimme.
      Das Verlassen der Bühne war Selbstschutz, ich musste erst einmal Luft holen


      SZ: Und dann gab es Tumult.

      Alagna: Aber nein! Das Orchester hat weitergespielt, als wäre nichts gewesen.
      Ich hatte gar keine Chance, zurück nach draußen zu gehen.
      Der zweite Ersatztenor hat sich ja förmlich auf die Bühne geschmissen!
      Als Placido (Domingo, d. Red.) mal ein Problem auf der Scala-Bühne hatte, hat man eine Stunde auf seine Besserung gewartet.
      Als Luciano (Pavarotti, d. Red.) am Teatro San Carlo aussetzen musste, hat niemand sich beschwert.
      Aber um mich hat sich Sonntag kein Mensch gekümmert, keiner hat eine Frage gestellt.
      Ich hätte mich erschießen können, und niemand hätte es bemerkt!
      Ich war später allein mit meinem Arzt in der Garderobe, mein Blutzucker war völlig im Keller.

      SZ: So war an Singen nicht zu denken.

      Alagna: Der Künstler kann nur singen, wenn er glücklich ist!

      SZ: Aber was hat Priorität bei einer solchen Aufführung: die Eitelkeit des Stars oder die - möglicherweise auch übersteigerte - Erwartung eines Publikums, das bis zu 2000 Euro für eine Karte zahlt?

      Alagna: Ich habe immer gesagt: wenn ich schlecht singe, bestraft mich! Aber ich habe nicht schlecht gesungen.
      Und das Publikum war gut und meiner Meinung nach zufrieden.
      Es ging hier um Vorverurteilung und ein paar Störer.
      Wie nennen Sie Leute, die nur kommen, um Ärger zu machen? Im Stadion heißen die Hooligans.


      SZ: Darüber, ob Sie nun weiter den Radames singen werden, gab es zuletzt widersprüchliche Gerüchte.

      Alagna: Ich habe mich am Montag mit dem Intendanten Stephane Lissner getroffen.
      Ich wollte wieder singen. Er sagte: "Roberto, ich umarme dich, aber ich kann nichts mehr für dich tun."
      Nun werde ich nicht singen.
      Vielleicht nie mehr an der Scala, auch wenn das übertrieben wäre.

      SZ: Franco Zeffirelli tobt und betreibt derzeit in Interviews Ihre Hinrichtung.

      Alagna: Zeffirelli tobt immer vor Journalisten.
      Er hält alle für Dummköpfe außer sich selbst.
      Derzeit weigert er sich, mit mir zu sprechen, am Tag zuvor weinte er noch vor Glück über unsere in Rom geplante Inszenierung von La Traviata.

      SZ: Ihr Regisseur sagte auch, dass es eigentlich auf der Welt derzeit keine dramatischen Tenöre, also auch keine Idealbesetzung für den Radames gebe.
      Sie seien nervös gewesen, weil der Radames nicht Ihr Repertoire sei.
      Hat Zeffirelli die Scala-Saison mit einer Notbesetzung eröffnet?

      Alagna: Ich habe den Radames ja auch mit Erfolg in Kopenhagen gesungen.
      Ich will Ihnen vorlesen, was Zeffirelli mir nach der Premiere schrieb: "Für meinen lieben Roberto.
      Mit Herz, Seele und unendlicher Dankbarkeit und Bewunderung.
      In unendlicher Liebe, Dein Franco." Sind das Zeilen an die Notbesetzung?

      SZ: Sicher nicht. Was wird der Vorfall vom Sonntag für Ihre Karriere bedeuten?

      Alagna: Das lässt sich jetzt noch nicht sagen.
      Vielleicht hat mich das beschädigt.
      Aber es gab auch schon viele Anrufe anderer Opernhäuser, die sagten: "Wenn Du jetzt frei bist, sing doch bei uns" - Valencia, Covent Garden.
      Auch Placido Domingo will, dass ich nach Los Angeles komme.

      SZ: Was werden Sie jetzt tun?

      Alagna: Mein Anwalt wird die Scala verklagen.
      Es ist Zeit, darüber zu sprechen, wie schlecht man Künstler in unserem Geschäft behandelt.
      Ich nehme noch eine Platte auf., dann reise ich nach Frankreich. Ich brauche dringend Erholung.


      (SZ vom 14.12.2006):laugh:
      Avatar
      schrieb am 13.12.06 23:40:15
      !
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      Avatar
      schrieb am 13.12.06 23:42:21
      Beitrag Nr. 55 ()
      12.12.2006 11:29 Uhr

      Skandal an der Mailänder Scala
      Scheitern als Chance

      Was macht ein Heldentenor, wenn er schon zu Beginn der Oper ausgebuht wird? An der Mailänder Scala floh Roberto Alagna nun von der Bühne.

      Von RJB





      Jeder Sänger will geliebt werden. Das ist ihm wichtiger als Geld, Ruhm, Sex und Macht. Aber diese Liebe muss hart erkämpft werden. Zumal manche Komponisten Fieslinge sind, die es dem Sänger bei seiner Liebessucht nicht leicht machen.

      Bellini schickt in den "Puritani" seinen Tenor nach fünf Minuten nicht zum hohen C, sondern gleich zum hohen Cis empor. Ein Albtraum. Und Verdi schreibt gleich zu Beginn der "Aida" eine langsame liebesschmachtende Arie mit endlos langen Bögen. Der Sänger muss zwar nur dreimal zum B. Zweimal darf es laut tönen, das dritte Mal muss es ganz leise ersterben - das schafft kaum jemand.

      In Mailand hatte nun Roberto Alagna mit "Celeste Aida" zu kämpfen - und verlor: Er wurde augebuht. Was tun, wenn einem zu Beginn einer Oper per Liebesentzug jeder Mut genommen wird? Ein Sportler würde die Zähne zusammenbeißen - und durch. Zähnezusammenbeißen aber ist für Sänger nicht machbar. Also griff der durch die Buhs offenbar zutiefst verletzte Alagna zu einem gelegentlich von Operngrößen erprobten Mittel: Fahnenflucht.

      Zwar nicht die feine Art, aber zumindest ein Akt von Größe: Sich nicht den Regeln des Musikbetriebs zu unterwerfen, sondern das eigene Scheitern medienwirksam zuzugeben - zumal auch ein Einspringer in Jeans sofort zu Stelle war, um den Abend zu retten.


      (SZ v. 12.12.2006)
      Avatar
      schrieb am 14.12.06 01:15:35
      Beitrag Nr. 56 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 26.163.796 von Groupier am 13.12.06 23:42:21http://www.teatroallascala.org/public/LaScala/IT/stagioni/st…
      Avatar
      schrieb am 14.12.06 02:22:41
      Beitrag Nr. 57 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 26.164.633 von wunderlich am 14.12.06 01:15:35hier::look:

      http://ilrestodelcarlino.quotidiano.net/chan/musica:5451109:…

      und hier::look:
      Thread: Der Italienische Thread !!!!!!
      Avatar
      schrieb am 14.12.06 02:28:47
      Beitrag Nr. 58 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 26.165.078 von toccata am 14.12.06 02:22:41sorry, ich kriege die threadverlinkung nicht so hin, dass die letzte seite erscheint.:O es ist jedenfalls der italienische ...;)
      Avatar
      schrieb am 14.12.06 09:44:57
      Beitrag Nr. 59 ()
      :laugh:

      Schlägt ja ganz schöne Wellen, der Roberto. Stelle fest, daß ich dieses recht nette Buch mal wieder durchlesen muß:

      Avatar
      schrieb am 19.12.06 22:30:45
      Beitrag Nr. 60 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 26.164.633 von wunderlich am 14.12.06 01:15:35


      Bin leider kein Lateiner :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 19.12.06 22:35:03
      Beitrag Nr. 61 ()
      Avatar
      schrieb am 19.12.06 22:38:41
      Beitrag Nr. 62 ()
      Nur so als Info am Rande:
      Freitag vor ner Woche war in n Boccaccio im Staatstheater in Karlsruhe.
      War sehr gut. Und auch mal sehenswert.
      Endlich hat das Bühnenbild mal wirklich wieder zur Handlung gepasst.
      Ist in Karlsruhe eher selten, weil sich da wohl einige modern austoben.
      Avatar
      schrieb am 19.12.06 23:09:29
      Beitrag Nr. 63 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 26.322.686 von Groupier am 19.12.06 22:35:03Der singt den Radames für $ 13000 am Abend?
      Nicht zu glauben, dass das Weichei auch noch die Gagen versaut!:mad::cry::laugh:
      Avatar
      schrieb am 19.12.06 23:40:40
      Beitrag Nr. 64 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 26.323.581 von wunderlich am 19.12.06 23:09:29Vielleicht will die Opernmafia der Scala die Alagna-Gage blos sparen.

      Der Ersatztyp brauchte ja nicht mal einen gebügelten Anzug.

      Also die Mailänder beklatschen möglischerweise einfach alles solang original Verdi draufsteht. :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 19.12.06 23:48:46
      Beitrag Nr. 65 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 26.324.108 von Groupier am 19.12.06 23:40:40Was, wollen die die paar müden Mäuse auch noch sparen?:laugh:
      Ich kann Dir versichern, dass die Mailänder schon auch mitunter anderes als Verdi beklatschen, ja bejubeln.:laugh:
      Avatar
      schrieb am 21.12.06 10:10:39
      Beitrag Nr. 66 ()
      "Alles, was zu dumm ist, um gesprochen zu werden, wird gesungen."
      (Voltaire)

      In diesem Sinne...
      Avatar
      schrieb am 21.12.06 12:23:44
      Beitrag Nr. 67 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 26.324.244 von wunderlich am 19.12.06 23:48:46Hab mal die Scala Aida auf Arte geguckt.

      Also in einer Peep Show wird optisch auch kaum weniger geboten, allerdings singen sie in der Scala schon besser dazu. ;)
      Avatar
      schrieb am 19.01.07 16:13:55
      Beitrag Nr. 68 ()
      ich war letzten freitag in tosca, eszter sümegi war ein augen- und ohrenschmaus! :lick:

      steht morgen und ende februar wieder auf dem programm. es lohnt sich!
      Avatar
      schrieb am 19.01.07 16:19:18
      Beitrag Nr. 69 ()
      in der oper ffm natürlich, sorry :laugh:

      hier noch eine kritik:

      http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feu…

      (bezieht sich aber auf den aufführungstermin anfang januar)
      Avatar
      schrieb am 01.03.07 12:43:35
      Beitrag Nr. 70 ()
      Oper

      Schlingensiefs Wagner-Expedition

      Christoph Schlingensief zieht es in den Dschungel:rolleyes:


      Christoph Schlingensief wandelt auf den Spuren von „Fitzcarraldo“: Der Regisseur wird im Amazonasdschungel eine Wagner-Oper inszenieren.


      Christoph Schlingensief hat seine Liebe zu Richard Wagner entdeckt, der ihn seit seinem Opern- und Bayreuth-Debüt 2004 mit „Parsifal“ nicht mehr loslässt.

      Nun zieht es den Regisseur an den Amazonas im brasilianischen Regenwald.
      Schlingensief wandelt auf den Spuren der legendären Kautschukbarone, die ihrer Leidenschaft für die Oper mit dem prunkvollen Teatro Amazonas in Manaus ein Denkmal setzten.
      Das Opernhaus fasst mehr als 1000 Plätze und hatte Werner Herzog 1982 zu seinem Film „Fitzcarraldo“ mit Klaus Kinski inspirierte.

      Fasziniert von Wagners Werk

      Dort hat Schlingensief jetzt mit den Vorbereitungen zu seiner Inszenierung von Wagners romantischer Oper „Der fliegende Holländer“ begonnen.
      Nach dem „Schwanengesang“ Wagners mit „Parsifal“, der in diesem Sommer zum letzten Mal auf dem Bayreuther Festspielprogramm steht, folgt nun das Frühwerk des Bayreuther Meisters voller Märchenmagie und mit „wunderbaren Träumen“. Premiere ist am 22. April.

      Den 46-jährigen Schlingensief („Das deutsche Kettensägenmassaker“), der in seinen Arbeiten auch gerne „die Dämonen tanzen lässt“, faszinieren vor allem Wagners Vorstellungen von der Oper als „Gesamtkunstwerk“.
      Aber da ist auch der Erlösungsgedanke in Wagners Werk, der den Komponisten seit dem 1843 in Dresden uraufgeführten „Fliegenden Holländer“ nicht mehr losließ.

      An der Kreuzung von Natur und Kultur

      Im „Holländer“ ist es zum Beispiel die von Senta besungene „Sehnsucht nach dem Heil“.
      Es geht aber auch darum, wie es der Musikwissenschaftler Carl Dahlhaus sah, dass Senta und der verfluchte Seefahrer, der nur von der Liebe und Treue einer Frau von seiner immer währenden Odyssee über die Meere erlöst werden kann, „eine Welt für sich in einer fremden Umwelt“ bilden, darin ist bereits die Vorform von Tristan und Isolde erkennbar.
      Kein Wunder, dass Schlingensief auch schon ein Auge auf diese Wagner-Oper geworfen hat.

      Schlingensief folgt nun dem „Holländer“-Ausspruch „Weilt ich bisher in trügerischen Räumen“, er nimmt die von Wagner immer wieder propagierte „Werkstatt Bayreuth“ beim Wort und trägt sie in einem enormen logistischen und personellen Aufwand über die Meere bis zum Regenwald am Zusammenfluss von Rio Negro und Amazonas – dort wo Natur und Kultur sich kreuzen.
      Den Auftakt bildet am 20. April eine „sakrale Prozession“ oder auch „säkularer Karnevalsumzug“ durch Manaus mit sechs „Motiv-Wagen“, der an einem Schiff endet.

      „Die ganze Oper wird zum Schiff“

      Zwei Tage später findet dann die Opernaufführung im Teatro Amazonas statt.
      Dabei ist jetzt schon klar, dass die „unendliche Bildermaschine“, die der Regisseur am Amazonas vorgefunden hat und die auf ihn täglich bei brütender Hitze einstürzt, ihre Spuren in seiner Inszenierung hinterlassen wird.
      Schon die „Prozession“ deutet auf Schlingensiefs Theater-Credo, die herkömmliche Trennung zwischen Akteuren und Zuschauern aufzuheben.
      „Die ganze Oper wird zum Schiff und soll zum Bersten voll mit Menschen sein, die sich der ursprünglichen Besatzung anschließen.“

      Und eines hat Schlingensief schon im Vorfeld klargestellt, als er in einem Interview wieder einmal auf das Reizwort „Provokateur“ angesprochen wurde: „Gibt es etwas Etablierteres als Provokation?
      Das sind Mätzchen, die Empörung soll dem Künstler auch noch suggerieren, er wäre kontrovers und hätte aufgewühlt.
      Kunst verfilmt zu oft die eigenen Fußnägel.“ Da hält es Schlingensief doch lieber mit dem Holländer-Ausspruch: „Du kennst mich nicht, du ahnst nicht, wer ich bin!“


      (jok/dpa)


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