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    Deutschland ist für die USA tatsächlich weitgehend uninteressant geworden - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 31.01.03 00:18:32 von
    neuester Beitrag 08.02.03 14:34:10 von
    Beiträge: 8
    ID: 690.030
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      schrieb am 31.01.03 00:18:32
      Beitrag Nr. 1 ()
      Man fragt sich in diesen Tagen erstaunt, wahrscheinlich auch erschreckt, wie es eigentlich in den deutsch-amerikanischen Beziehungen so weit kommen konnte, wie aktuell festzustellen ist - sie sind nämlich, daran gibt es nichts zu deuteln, vollkommen zerrüttet.
      Die Behaglichkeit der Nachkriegsjahrzehnte ist vorbei. Es ist wie eine Metamorphose in einem Science Fiction – Horrorfilm: der bewunderte „große Bruder“(in den Augen der meisten Nachkriegsdeutschen), mächtig, integer, entschlossen handelnd und die Standards in Naturwissenschaft, Technik und Unterhaltung setzend, scheint sich für viele in einer Art moralisch-politischem Morphing in einen bedrohlichen Riesen zu verwandeln. Und das in immer schnellerem Tempo. Die eigene Existenz in Europa – ist sie noch sicher? Wird aus dem nuklearen Schutzschirm, den die USA in den letzten 50 Jahre über die Europäer spannten, eines nicht mehr allzu fernen Tages eine feindliche Waffe?

      Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!

      Ein Teil der Europäer versteht: Wer uns nicht bedingungslos und im gewünschten Umfang unterstützt, den nehmen wir in den politischen und wirtschaftlichen „Schwitzkasten“.
      Vasallen, Abhängige seid Ihr, keine Partner. Wie könnt Ihr, schwach, lendenlahm und unfähig zu
      kraftvoller Politik, wie Ihr seid, an mehr nur denken?

      Bisher Undenkbares wird gedacht. Die transatlantische Bindung zerbricht.


      Nun, was also ist geschehen?

      Rückblende: Als Hitlerdeutschland besiegt war, gab es in den Augen der Welt unter all den anderen Aspekten der überstandenen Apokalypse, die unzählige Male diskutiert wurden und heute noch werden, auch den, dass man mit ungläubigem Erstaunen (und Entsetzen) hatte feststellen müssen, dass dieses „unberechenbare“ Deutschland bereits 20 Jahre nach dem ersten Weltkrieg wieder imstande gewesen war, zu einem Machtfaktor zu werden, der an Größe nur noch durch die USA und die Sowjetunion übertroffen wurde.

      Beide Weltmächte, dazu Großbritannien, waren nötig, um dieses Reich zu „bändigen“, das seit seiner Gründung 1871 schnell, für seine Nachbarn allzuschnell aufgestiegen und zu mächtig geworden war.
      Auch wenn man heute besser als damals weiß, in welchem Umfang das Dritte Reich die ökonomischen Quellen seiner Nachbarn ausbeutete, so bleibt auch jetzt noch der Eindruck, dass damals eine irritierende und eigentlich unfassbare „Kraftentfaltung“ stattgefunden hatte.
      Dies ist absolut ohne moralische Bewertung formuliert, nur als „Report“.

      Dann, nach dem Krieg, stieg das großenteils zerstörte und auch selbst durch immense menschliche und materielle Verluste geschwächte Deutschland wieder auf, in einem aufs neue irritierenden und bei Vielen Unbehagen auslösenden Tempo.
      Ja, Westdeutschland bekam die Hilfe des Marshallplans, aber wie konnte es sein, dass es genau wie die DDR im jeweils eigenen Lager die Nachbarn an Wohlstand so schnell und mühelos überholte?

      Aus dieser Zeit stammen manche Sätze, die damals viele Deutsche gern gehört haben, weil sie ihnen in all der moralischen Diskreditiertheit ein wenig Balsam für die Seele brachten:
      Wie macht Ihr das nur, Ihr deutschen Teufelskerle? Ist es eine ganz spezifische Art deutscher Tüchtigkeit?

      Die „Erfolgsgeschichte“ der Bundesrepublik (jetzt mal nur dieser größere Teil Deutschlands) dauerte etwa 25 Jahre. An deren Ende, um 1970 herum, hatte die BRD auch in militärischer Hinsicht eine steile „Karriere“ gemacht: sie stellte im Nato-Bündnis innerhalb Europas die in konventioneller Hinsicht bestausgerüstetste und auch größte Armee.

      Wenn ich dies alles, was ich dargestellt habe, mit den Augen der USA zu betrachten versuche, dann wurde Hitlerdeutschland zwar – je später, je mehr – verabscheut, gleichzeitig aber als ernstzunehmender Machtfaktor respektiert.
      Achtung für alle „Hastigleser“: Ich sage nicht akzeptiert, sondern respektiert! Im Sinne von „mit dem müssen wir nolens volens rechnen“.
      Dem Nachkriegsdeutschland, „tüchtig“ und politisch lange Zeit rückhaltlos an ihrer Seite, konnten die USA sogar gleichsam anerkennend „auf die Schulter klopfen“. Noch einmal die – diesmal im positiven Sinne - tüchtigen Deutschen...

      Seit 1970 aber begann aus vielerlei Gründen, von denen viele schon bei W:0 diskutiert wurden, der „Abstieg“. Die Gründe und Etappen muß ich deshalb hier nicht wiederholen.
      Und der derzeitige Stand stellt nur eine Zwischenetappe dar auf dem weiteren Weg nach unten, der auch und in Zukunft vor allem durch den demografischen Niedergang vorgezeichnet ist.

      Und folgerichtig hat das heutige Deutschland in den Augen der USA nichts Attraktives mehr an sich.
      Ich habe Zbigniew Brszinskis Buch über die USA als einzig verbleibende Super- oder besser: Hypermacht gelesen. Er geht noch nicht ganz so weit wie z.Zt. Rumsfeld und Perle, misst aber auch Deutschland im 21.Jahrhundert nur noch stark verminderte Bedeutung bei.
      Und übrigens – auch die Zahlen der Bevölkerungsentwicklung tragen ihren Teil dazu bei:
      1940: Deutschland 75 Mill. – USA 140 Mill.
      2000: Deutschland 82 Mill. – USA 280 Mill.
      2050: Deutschland 55 Mill. – USA 400 Mill. (Durchschnitt mehrerer Schätzungen)

      Was aber, wenn dieser „Niedergang“ in strategischer Hinsicht auch noch von zunehmender politischer „Bockigkeit“, ja sogar Opposition und Hintertreibung begleitet wird (ich spreche jetzt wieder aus der Perspektive der USA)? Dann wird Deutschland von einem tüchtigen „Juniorpartner“ – denn als den hat man es zeitweise bezeichnet – zum kleinen, ärgerlichen, lästigen Wadenbeißer. Und da ist Deutschland schon in etwa angekommen.


      Ich weiß, dass die ganze Darstellung sehr vereinfacht und verkürzt ist, denke aber, auch sie gehört zur Abrundung des Gesamtbildes hinzu.


      Übrigens: Die Filmindustrie Hollywoods hat die beschriebene Entwicklung bereits vorweggenommen. Ich kenne ein paar ältere Kriegsfilme wie „Im Westen nichts Neues“, „Der längste Tag“ oder „Die Brücke von Arnheim“, in denen die Deutschen durchaus passabel gezweichnet wurden. Der erstgenannte Film war natürlich ideologisch noch relativ unverfänglich, da den ersten Weltkrieg betreffend, aber auch in den beiden anderen wurden deutsche Beteiligte einigermaßen differenziert gezeichnet.
      Daneben hat es in Großbritannien und den USA natürlich auch immer die während des zweiten Weltkriegs spielenden Comedy-Serien gegeben, in denen deutsche Soldaten, vor allem die „einfachen“ bzw. die Unteroffiziere / Feldwebel, als absolute Trottel dargestellt wurden.
      Trotzdem....
      Als ich vor kurzem zum ersten Mal den Film „Der Soldat James Ryan“ sah, hochgelobt und mit (wie viel?) Oskars ausgezeichnet, fiel mir die völlig veränderte Darstellung der Deutschen auf: Gesichtslos, keine Einzelcharaktere, im Handeln tumb bzw. bösartig und auch nach Aufgabe „zum Abschuß freigegeben“. Es war das Moment der Verachtung, das ich in älteren Filmen, in denen auf deutscher Seite ein Curd Jürgens, Maximilian Schell, Hardy Krüger oder Wolfgang Preiss mitspielten, so nicht sah.


      Genug für heute. Sollte eine Facette zur Anreicherung der aktuellen Diskussion sein.


      Vicco
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 00:25:45
      Beitrag Nr. 2 ()
      vielleicht solltest du mal amerikanisches Fernsehen schauen

      die Amis sind traditionell nur mit sich selbst beschäftigt.

      so wie wir ständig über ALLE Ereignisse in der ganzen Welt berichten ist das bei denen nicht !

      Das interessiert die auch nicht.:(

      Wie man solchen fettleibigen Ignoranten hinterherlaufen kann ist mir schleierhaft.

      Naja, immerhin haben sie den Massenmord erfunden, sogar Schuljungs haben da schon mal ihre Klassenkameraden niedergeschossen. Andere schiessen von einem Hochhaus auf jedes bewegliche Ziel.

      Dieser gewalttätigen Gesellschaft muss man nicht hinterherlaufen.
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 00:37:32
      Beitrag Nr. 3 ()
      Der größte Exporteur von Waffen und Gewalt sieht in Deutschland keinen Partner mehr.
      Die Deutschen besitzen doch die Frechheit die amerikan. Wirtschaftskriege nicht mehr finanziell zu unterstützen.
      Auf solche Freunde können wir verzichten!
      Ich würde mir ein starkes, gemeinschaftliches und vor allem friedliches Europa wünschen - davor hat der Ami am meisten Angst!
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 00:59:48
      Beitrag Nr. 4 ()
      Vicco B.
      natürlich schliessen sich die 8 Staaten - inoffziell -
      Frankreich und Deutschland an -

      Versman
      bringt es auf den Punkt:
      Airbus (zivil/mil) gegen Boing
      Eurofighter gegen F 16 (mil)
      PzHaubitze 2000 + Leos gegen US-Schrott - (mil)
      usw. ......

      Griechenland, Italien und die Türkei,
      wo sind deren Stimmen - im Meinungskonzert - :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 06:51:06
      Beitrag Nr. 5 ()
      @ ViccoB, das hat viel für sich, nur schließe ich mich meinen Vorrednern an, in einer straken europäischen, friedlichen Gemeinschaft liegt unsere Zukunft.
      Nicht im Hinterherrennen der USA.

      Wir geben dann die Impulse, und vielleicht entwickelt sich aus dem Raubtierkapitalismus amerikanischer Prägung bei uns ja irgendwann doch noch etwas besseres!


      Politisch lassen wir ( Europäer ) uns immer wieder nur einreden, wir hätten keine Macht.
      Allerdings stellen wir den größten Freihandelsraum der Welt.

      Und wenn das nicht Macht bedeutet... :confused:

      Von daher ist Frankreichs und Deutschlands Auftreten völlig OK! :)

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      schrieb am 31.01.03 08:49:27
      Beitrag Nr. 6 ()
      Ich finde Rot-Grün scheiße, ich hasse Gerhard Schröder und bin prinzipiell nicht dagegen dem Saddam in den hintern zutreten.

      ABER:

      Das Weltverständnis einiger Amerikaner erschrickt mich doch etwas. Wohlgemerkt einiger bei weitem nicht aller (nicht mal der Mehrheit der ) Amerikaner.

      Einer dieser Amis ist leider Präsident. Ich hatte ihn in der Zeit nach dem WTC Anschlag hier im Board noch lautstark verteidigt doch langsam bin ich von diesem Mann echt erschreckt. Dieser Sinneswandel ist auch leider nicht durch anti amerikanisch geprägte deutsche Presse hervorgerufen. Ich bin zurzeit in den Staaten und bin somit nur US Presse ausgesetzt – und ich bin erschreckt!

      Ein Verständnis dafür, dass ein Freund in einigen Fragen eine andere Meinung hat wird hier nur verstanden wenn es zufällig mal die USA sind die sich das Recht einer anderen Meinung herausnehmen.

      Wenn man nur noch Ja - sager oder Feind sein kann dann muss man sich schon fragen ob es nicht mal langsam an der Zeit ist den USA klar zumachen, dass eine Partnerschaft auf Gegenseitigkeit beruht.

      Meiner Meinung nach zeigt sich im Moment deutlich wie schnell das fehlende Mächtegleichgewicht zu einer Bedrohung werden kann und wie wichtig für die Zukunft ein vereintes Europa ist. Ich hoffe das Frankreich und Deutschland wirklich einige Regierungsfunktionen zusammenlegen werden, denn ein solches Zeichen wäre jetzt wirklich nötig um die EU vor der Bedeutungslosigkeit zu bewahren.
      Avatar
      schrieb am 31.01.03 12:20:31
      Beitrag Nr. 7 ()
      @sittin bull inv:

      in einer starken europäischen, friedlichen Gemeinschaft liegt unsere Zukunft.
      Nicht im Hinterherrennen der USA.


      Absolut auch meine Meinung. Und deshalb finde ich die Initiative der Acht auch sehr traurig.
      Daß Berlusconi mitmacht, muß einen nicht irritieren; der Man ist bekanntlich kein Demokrat (ich könnte hier Krasseres posten, lasse es aber - den Typen kennt man zur Genüge).
      Über Aznar lerne ich z.Zt. dazu, und zwar nichts Positives.
      Ich erinnere mich an ein statement von ihm aus den ersten Verhandlungen über die EU-Beiträge der einzelnen Mitgliedsländer zu Beginn von Schröders erster Amtszeit:

      "Um ein Uhr (nachts) war das Ergebnis für Spanien noch nicht gut genug, und ich habe nein gesagt. Um drei Uhr ebenfalls. Um fünf Uhr war das Angebot hoch genug, und ich habe ja gesagt."
      Das, was hier eher harmlos klingt, ist die Zusammenfassung eines beinharten Verhandelns, das am Ende zu einer für Spanien überaus großzügigen Regelung führte, die wiederum mitverantwortlich war für das Scheitern von Schröders vorher groß angekündigtem Vorhaben, den deutschen EU-Beitrag zu senken. Das Nein bezog sich nämlich auf das "Gesamtpaket".

      Zusammenfassend: Zumindest, was Italien und Spanien betrifft, muß die Initiative nicht beeindrucken. Hier waren keine großen Persönlichkeiten "am Werk", deren Gedanken und Motive Vorbildcharakter hätten. Über die anderen Länder weiß ich zu wenig.

      Aber schade ist der Gesamtvorgang natürlich trotzdem. Sehr schade!

      Gruß Vicco
      Avatar
      schrieb am 08.02.03 14:34:10
      Beitrag Nr. 8 ()
      Die Behaglichkeit der Nachkriegsjahrzehnte ist vorbei. (aus #1, auf Deutschland bezogen)

      Diese Erkenntnis hat viele Köpfe schon erreicht. Jetzt arbeitet sie sich weiter in Richtung Gefühlsbereich vor...

      Schönes WE @all

      Vicco


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