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    Das ist die ICH-AG Herr Schröder ! - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 10.03.03 16:55:14 von
    neuester Beitrag 19.03.03 11:55:29 von
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      schrieb am 10.03.03 16:55:14
      Beitrag Nr. 1 ()
      :laugh: :laugh: :laugh:

      Holländerin heiratet sich selbst

      Von Ansbert Kneip

      Jennifer Hoes hat die Frau fürs Leben gefunden: sich selbst. Nur konsequent also, denkt sich die Holländerin, wenn sie sich auch die ewige Treue schwört - und zwar auf dem Standesamt.

      Sie wird sehr aufgeregt sein, wenn sie die Stufen zum Standesamt von Haarlem hinaufgeht, aber sie wird jeden Schritt genießen. Alle ihre Freunde werden da sein und die ganze Familie: die Mutter, ihre Onkel, Tanten, alle Cousins und Cousinen, insgesamt 80 Verwandte. Eine von den kleinen Nichten wird Blumen streuen. Alle haben sich fein gemacht, doch sie, die Braut, wird die Schönste sein.

      Aus der "Bild"-Zeitung


      Haarlem ist eine alte Stadt nahe Amsterdam, das historische Rathaus stammt aus dem Mittelalter. Im Trouwzaal, dem offiziellen Hochzeitszimmer, hängen Kronleuchter. Kunstvolle Schnitzereien zieren die Sitzbank für das Brautpaar. Ein würdiger Rahmen. Die Trauung ist für Ende Mai geplant, mit etwas Glück scheint dann die Sonne.

      Denn in der Sonne strahlt das Kleid am schönsten: Nicht weiß ist es, sondern aus goldglänzender Seide, eine Sonderanfertigung. Rund 200 Applikationen aus Latex sind am Kleid befestigt, bei genauem Hinsehen stellt man fest, dass es Brustwarzen sind. In Originalgröße, abgenommen vom Busen der Braut.

      Jennifer Hoes ist keine gewöhnliche Frau, und das hier wird keine gewöhnliche Trauung.

      Im Rathaus, vor dem Festsaal, wird Ruud Grondel stehen, der Standesbeamte. Ein paar Tage vor der Zeremonie hat er ein Gespräch geführt, so wie das bei Brautleuten üblich ist. Jetzt ist er vorbereitet, er wird eine persönliche Ansprache halten können.

      Er wird von der Treue sprechen, von der Liebe und davon, dass beides heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Und dann wird er die Fragen stellen, die mit "Willst du" beginnen und in denen es "lieben, achten und ehren" heißt und "in guten und in schlechten Tagen".

      Jennifer Hoes, die Braut, wird lächeln. Sie wird wunderschön aussehen und ihr Ja in den Saal hauchen. Ein bisschen kitschig und ein bisschen rührend wird es sein, die Mutter wird weinen.

      Aber etwas wird fehlen. Hoes steht allein vor dem Standesbeamten. Es ist niemand da, der die Braut küsst. Kein Bräutigam. Hoes heiratet sich selbst.

      Heutzutage können Menschen mit oder ohne Trauschein zusammenleben, es macht kaum einen Unterschied. Schwule können ihre Partnerschaft besiegeln lassen, Lesben einen Bund fürs Leben schließen. Und in den liberalen Niederlanden geht alles noch ein bisschen einfacher als bei uns. Aber sich selbst ehelichen?

      Es hat ein paar hämische Fragen gegeben: Ob sie einen Doppelnamen tragen wird, zum Beispiel. Was passiert, wenn sie sich scheiden lassen will, und ob es Bigamie wäre, wenn sie einen Mann kennen lernt und den auch noch heiratet?

      Jennifer Hoes ist jetzt 29, im besten heiratsfähigen Alter also. Sie studiert Produktdesign in Amsterdam, den Ring hat sie selbst entworfen, sie wird ihn sich selbst anstecken müssen. Auch das Brustwarzendekor für ihr Kleid ist ihr Design. Hoes entwirft normalerweise weniger verrückte Dinge, Herrenhemden zum Beispiel oder Badezimmerdekor.

      Demnächst wird sie die letzte Prüfung abgelegt haben, am 28. Mai, dem Tag der Hochzeit, wird sie 30. Mit der Heirat beginnt ein neuer Lebensabschnitt. "Dass man Treue gelobt, ist doch nichts Neues", sagt Hoes. "Die Menschen schwören Treue zu einem Gott, einem König, einer Fahne oder einem Partner, und sie schwören öffentlich. Warum also sollte man nicht sich selber Treue geloben können?"

      Als sie ein Baby war, starb ihr Vater. Und wann immer sie an ihn dachte, sie stellte sich einen großen, gereiften Mann vor - als ihr jetzt auffiel, dass sie mittlerweile älter ist, als ihr Vater je war, da dachte sie: Es wird Zeit, erwachsen zu sein.

      Es hat etwas Kindisches, wie sie das Erwachsensein zelebriert.

      Ihre Hochzeit sei kein Jux, meint sie, keine abgedrehte Kunstaktion und schon gar kein billiger Vorwand, um mal eine Riesensause zu feiern und die Geschenke abzukassieren - im Gegenteil.

      Die Feier wird rund 20 000 Euro kosten, einen Teil davon steuern Sponsoren bei. Das Kleid zum Beispiel muss sie nicht voll bezahlen, dafür wird es nach der Hochzeit im Schaufenster ausgestellt. Den Festsaal für die Feier bekommt sie umsonst, der Goldschmied berechnet für den Ring nur das Material.

      Mittlerweile gibt es die Ersten, die es ihr nachtun wollen, und ein Künstler beschwerte sich, er sei schon seit einem Jahr mit sich selbst verheiratet, und niemand habe davon Notiz genommen.

      "Wir leben in einer Single-Gesellschaft und in einer Ego-Gesellschaft - sich selbst die Treue zu schwören ist da nur logisch. Wem denn auch sonst?"

      Vor kurzem, so sagt Hoes, habe sie im Radio eine kleine Meldung gehört: In den Städten sterben die Spatzen aus, hieß es da. Der Grund: Das moderne Leben in der Großstadt sei zu laut, die Vögel können die Lockrufe ihrer potenziellen Partner nicht mehr hören. Das, so sagt Hoes, "ist im Grunde bei den Menschen genauso".

      Aber was ist, wenn ihr der Mann ihres Lebens dennoch begegnet?

      "Ich warte noch auf meinen Prinzen in schimmernder Rüstung", sagt Hoes. Auf den Ringfinger würde noch ein zweiter Ring passen.
      Avatar
      schrieb am 14.03.03 09:27:48
      Beitrag Nr. 2 ()
      Erste (positiver) Erfahrungsbericht zur ICH-AG:


      ...aus dem Tagebuch einer ICH-AG (Das Arbeitsamt macht`s möglich)

      16. Juni:
      Habe endlich die Firma gegründet. Auf die Ausschreibung für die Stelle
      kam nur eine Bewerbung. Meine.

      Das Bewerbungsgespräch verlief positiv.
      Ich entspreche genau meinen Vorstellungen. Trotzdem Vorsicht: Habe vier Wochen
      Probezeit vereinbart.

      2. Juli:
      Erste Zwischenbilanz nach 14 Tagen: Es läuft zwar noch nicht so
      besonders, aber doch irgendwie. Aber es wird schon, da bin ich mir einig.

      26. Juli:
      Das Geschäft brummt! Habe eigentlich eine Woche Urlaub beantragt. Kann
      ich aber einfach nicht genehmigen. Muss ich mir noch sensibel nahe bringen.
      Aber die Kunden gehen vor.

      13. August:
      Muss dringend mit mir übers Geld reden. Kann ja nicht so sein, dass ich
      einerseits Gewinn mache (Einzelheiten erfährt man ja nicht als Angestellter),
      während andererseits mein Gehalt stagniert. Was wäre ich denn ohne mich?

      17. August:
      Habe mich heute früh über mich aufgeregt. Mehr Gehalt - das kann wohl
      nicht wahr sein. Erst mal muss ich doch Kapital ansammeln, damit ich
      investieren kann.
      Aber das werde ich mir schon noch beibringen.
      Wahrscheinlich muss ich die Zügel ein bißchen anziehen. Sonst komme ich
      noch auf die Idee, einen Betriebsrat zu bilden.

      21. August:
      Heute früh zwei Stunden Warnstreik. Wenn ich es anders nicht kapiere,
      dann ziehe ich eben einen knallharten Arbeitskampf durch. Keinen Urlaub,
      keine Gehaltserhöhung - nicht mit mir.

      22. August:
      Warnstreik! Na warte. Da gibt`s eine gediegene Aussperrung.

      23. August:
      Ha, jetzt habe ich`s mir gezeigt! Mit Aussperrung hatte ich nicht
      gerechnet.
      Aber die Firma kann sich keine Pause leisten. Deshalb brauche ich einen
      Streikbrecher. Am besten mich, ich kenne mich ja aus.
      Ich als Streikbrecher - da werde ich Augen machen.

      26. August:
      Habe mit eigenen Ohren gehört, wie ich mich "Dummes Schwein" genannt
      habe.
      Habe es mir sofort gemeldet, denn den Chef zu beleidigen stört eindeutig den
      Betriebsfrieden.

      27. August:
      Die Beleidigung hat Folgen - habe mir eine Abmahnung erteilt. Noch
      einmal, und ich bin entlassen.

      17. September:
      Seit dem Streikbrecher-Einsatz und der Abmahnung ist Ruhe in der Firma -
      kein Gemecker mehr, keine Gehaltsforderungen. Man muss eben mal die
      Instrumente zeigen.

      21. Oktober:
      Ich gehe an die Börse. Wenn schon Ich-AG, dann richtig. Spiele mit dem
      Gedanken, alle Aktien selbst zu kaufen, damit mir keiner reinquatschen
      kann.

      3. November:
      Der Börsengang war ein voller Erfolg. Die Aktien gingen weg wie warme
      Semmeln.
      Bin allen anderen möglichen Käufern zuvorgekommen. Tja, clever muss man
      sein.
      Jetzt bin ich nicht nur Inhaber und Geschäftsführer, sondern auch
      Vorstandsvorsitzender. Und Vorsitzender des Aufsichtsrates.

      14. Dezember:
      Irgendwie klemmt das Geschäft im Moment. Liegt es am Wetter? Oder an der
      Vorweihnachtszeit?

      16. Dezember:
      Jetzt weiß ich, woran es liegt: Die Lohnnebenkosten sind zu hoch. Habe mir
      das unmißverständlich klargemacht. Ja, wenn ich ein Türke wäre oder ein
      Pole, da wär`s vielleicht billiger. Aber so - ich habe zu hohe Ansprüche.

      3. Januar:
      Mußte mir eine Gewinnwarnung geben. Jetzt regt sich der Aktionär auf.
      Und der Aktienkurs fällt. Da werde ich wohl am Personal sparen müssen.

      4. Januar:
      Kurzarbeit. Das fehlte noch. Andererseits - ich konnte mich nach einem
      Nebenjob umsehen. Vielleicht mache ich auch Schwarzarbeit bei mir.

      7. Januar:
      Habe mich heute entlassen. Der Aktionär jubelt - der Kurs ist kurzzeitig
      nach oben geschnellt. Shareholder value ist eine tolle Sache.

      12. Januar:
      Habe viel Zeit. Werde noch eine Firma gründen, gehe damit auch an die
      Börse, kaufe mir gegenseitig die Anteile weg. Das erzeugt Nachfrage und jagt
      den Kurs hoch. Obwohl - vielleicht sind das verbotene Insidergeschäfte? Egal,
      Hauptsache es bringt Gewinn. Außerdem, wenn ich dicht halte, kommt es
      nie raus!
      Avatar
      schrieb am 19.03.03 11:55:29
      Beitrag Nr. 3 ()
      # 2

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