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    Verbindung der Haltung der USA in Irak-Frage zum Zinsproblem - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 10.03.03 19:20:25 von
    neuester Beitrag 01.07.03 09:05:01 von
    Beiträge: 39
    ID: 706.056
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      Avatar
      schrieb am 10.03.03 19:20:25
      Beitrag Nr. 1 ()
      das ist ja der Hammer...

      Der Thread: "Die wahren Ursachen, des drohenden Irak- Krieges"zeigt deutlich, warum die USA und die Bush-Regierung so sehr auf den krieg bestehen-

      es geht um nichts geringeres als ihre Macht.

      Nur kurz: Immer mehr Länder führen Komplementärwährungen ein, weil das Zinsproblem die Handlungsfähigeit einschränkt.

      U.a. Bartergeschäfte, bei denen auf beiden Handelsseiten Tauschleistungen statt Geldfluß vereinbart wird.

      Die Liste der Länder, die ernsthaft so etwas betreiben,
      liest sich wie das Who is Who der Achse des Bösen.
      Natürlich sind diese Länder aus Sachzwängen überhaupt erts dazu gekommen, so etwas einzuführen, vor allem Überschuldung oder Handelsembargos waren schuld...

      Eine hochgradige Gefahr für unser Geldsystem, vor allen für den Dollar, auf dessen Macht die Wirtschaftskraft der USA beruht.

      Denn dieser wird dadurch nicht mehr den Status als Weltreservewährung haben, und damit die US-Wirtschaft in eine schwere Depression stürzen, wenn nicht sogar den Untergang der Weltmacht USA a la Römisches Reich besiegeln...


      Wer hätte das gedacht???
      Avatar
      schrieb am 10.03.03 19:22:59
      Beitrag Nr. 2 ()
      alter Käse :D

      ca 90% der Weltschulden sind in Dollar :D :D

      zanker:cool:
      Avatar
      schrieb am 10.03.03 19:25:07
      Beitrag Nr. 3 ()
      klar, wären sie es nicht, wäre der Dollar keine Welt-Reserve-Währung und die USA könnten nicht mehr verbrauchen als sie produzieren.


      Aber die Möglichkeit, das sich dies ändert, würde die USA zerstören...

      Bin ich jeck?
      Avatar
      schrieb am 10.03.03 19:33:00
      Beitrag Nr. 4 ()
      Amerika ist "Flasche leer"

      und das ist gut so:D
      Avatar
      schrieb am 10.03.03 19:37:47
      Beitrag Nr. 5 ()
      Ein angeschlagenes kleines Kätzchen, welches seine Fälle wehschwimmen sieht...

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      schrieb am 10.03.03 20:01:58
      Beitrag Nr. 6 ()


      Hier ist es!

      http://www.sunshinecable.com/~eisehan/terra.htm#11) Der Endk…


      Der Endkampf der Gelder





      Vor kurzem schaute ich einmal wieder in die Bibel und da kam mir der Gedanke, daß Amageddon eigentlich nicht der Kampf zwischen guten und bösen Menschen sein könnte, sondern der Kampf zwischen guten und schlechtem Geld.

      In die Rolle des bösen oder schlechten Geldes setzte ich klarerweise das Gold oder das dem Gold nachgeäffte Geld. Es war ja schon im Lauf der Geschichte von vielen als die Ursache allen Übels angesehen worden. Da fällt es einem nicht schwer. Gold und das auf ihm aufgebaute Geld hatte allerdings in der ganzen Geschichte der Menschheit keinen Gegner und konnte daher uneingeschränkt herrschen. Auch das hatten die einfachen Menschen erkannt. Geld regiert die Welt, sagten sie.

      Wie es das tun konnte, ist gar nicht schwer zu erkennen, obwohl es manchmal so aussieht als ob man seine Macht brechen könnte, indem man es verfälscht oder durch viel Papier ersetzt.

      Da die Menschen Geld ab einer gewissen Entwicklung des Handels und wirtschaftlicher Arbeitsteilung unbedingt als Tauschmittel und Wertmaßstab brauchen, können sie auf die Dauer nicht mit einem arbeiten, welches als Maßstab nicht taugt, weil es immer weniger wert wird. Was passiert, wenn es mehr wert wird, braucht uns hier nicht berühren, denn dann verschwindet es vom Markt und die Leute jammern über die Krise.

      Früher, als es nur Falschmünzerei gab, um das Geld zu vermehren und damit wertloser zu machen, war das leicht zu erkennen und das bessere Geld verschwand dann oft als Tauschmittel vom Markt. Das wenige, welches übrig blieb, beherrschte ihn dann wirklich. Es erpreßte einen Tribut und da nicht genug als Tauschmittel auf dem Markt blieb, wurde aller Handel empfindlich gestört, bis zum völligen Zusammenbruch vieler Kulturen. Jetzt, seit der Erfindung der Banknoten hat sich zwar einiges aber im Grunde nichts wesentliches verändert.

      In alten Zeiten war dieser Tribut, Zins genannt noch höher als heute und da sich Vermögen mit Zins und Zinseszins bei nur 7.2% in zehn Jahren verdoppeln und jemand ja diese Zinsen zahlen muß, wurden schon damals die Reichen immer reicher und die Zinszahler immer ärmer.

      So ging es seit eh und je und es hat sich bis heute nichts daran geändert. Ab und zu wurden manche reichen Leute einen Kopf kürzer gemacht und in letzter Zeit, werden sie manchmal durch Inflation enteignet aber auch da erwischt es meistens nur die Kleineren. Die Großen benützten immer das Gold, welches sie immer wieder als Währung installierten, um sich abzusichern. Den kleineren Leuten wurde dann einfach sein Besitz verboten und so konnten sie auch nichts damit anfangen, selbst wenn sie einiges versteckt hatten.

      Später mußten sie sich dann das Gold, welches sie glaubten als Tauschmittel zu brauchen, von den reichen Leuten wieder gegen hohe Zinsen ausleihen. Es gab also immer nur ein Geld.

      Aber dann erfand vor 100 Jahren ein Mann ein anderes Geld und nannte es Freigeld. Wenn ihr bisher davon nichts gehört habt oder nur Nachteiliges, dann ist das leicht verständlich.


      Das jetzige Geld regiert ja die Welt und seine Besitzer wollen ihre Macht nicht verlieren und während ihre Macht in Wirklichkeit auf tönernen Füßen steht und nur auf den falsche Glauben der Menschen beruht, welche glauben daß sie das Geld der Reichen als Tauschmittel brauchen, können sie doch weitgehend verhindern, daß die Sache publik wird.

      Erst wenn irgendwo Freigeld benützt wird, stellt sich heraus auf welch schwachen Beinen die Macht des Goldes ruht. Warum das so ist, werde ich am Beispiel von Wörgl erklären, wo 1932 so ein Geld verwendet wurde. Es gab einige Jahre vorher auch schon in Deutschland so ein Experiment, aber da sind leider genaue Zahlen nicht bekannt.

      Vorerst wollen wir aber darstellen, warum das andere Geld fallweise seinen Dienst als Tauschmittel nicht erfüllt und das ist immer dann, wenn zu wenig auf dem Markt kommt und daher die Preise sinken. (Sehr hohe Inflation, bei der es aus einem anderen Grund versagt, gibt es erst seit der Erfindung des Papiergeldes.). Die Verringerung der Geldmenge und sinkende Preise sind Ursache und Wirkung und eine Deflation wird meistens bewußt eingeleitet um den Wert des Geldes zu erhalten und zu steigern.

      Manchmal ist aber auch die Konkurrenz unter dem Sachkapital, welches in guter Kunjunktur gebildet wird so groß, daß es keine lohnenden Anlagen mehr gibt. Dann streikt das Geld automatisch. Erst in unserer Zeit wurde durch den Abgang vom Goldstandard die Zeit zwischen Inflation und Deflation einmalig in der Geschichte auf so lange Zeit verlängert.

      Nun ist aber selbst in den Ländern der ersten Welt die versteckte Inflation so stark geworden und die Verschuldung so hoch, daß gebremst werden muß, bevor die Inflation zu galoppieren beginnt. Das trifft dann aber die schwächsten Wirtschaftsteilnehmer zuerst und die haben dann oft kein Geld für die nötigsten Lebensbedürfnisse und auch keine Arbeit.

      Wir können also eine Deflation, wie sie derzeit schon in Japan begonnen hat, mit Sicherheit auch in anderen Ländern erwarten. Ob zuvor noch nach einem Börsenkrach ein inflationärer Zusammenbruch des Weltwährungssystems samt seiner Leitwährung kommen wird, ist eigentlich auch schon fast keine Frage mehr. Die Frage ist nur, wie schnell dann auf Deflation und Währungsreform umgeschaltet wird. Wahrscheinlich wird diese Reform eine Art Bretton Woods Abkommen auf Edelmetallbasis sein.

      All dies ist aber ein Relikt der Vergangenheit und führt bei der jetzigen Entwicklung der Weltwirtschaft zwangsweise in eine Deflationskrise bei der sinkende Preise und damit verbundener Rückzug des Geldes vom Markt nicht verhindert werden können.

      Ist so eine Deflationsspirale aber erst einmal im Laufen helfen selbst 0% Zinsen und Geldmengenvermehrung nichts mehr. Eine wirklich massive Vermehrung kann man sich ja nicht erlauben, weil da sofort wieder die gerade durch Reform gestoppte Inflation wieder zurückkehren würde.

      Es wird also zwangsläufig wieder so eine Situation entstehen wie bei der Weltwirtschaftskrise.

      Nur wird diesmal das vom Markt verschwindende Geld durch anderes ersetzt werden. Die Frage ob das weltweit durch „Terra" geschehen wird oder von kleinen lokalen Geldern wie in Wörgl ausgehend durch lokale und regionale Selbsthilfe, ist noch offen. Wahrscheinlich wird beides mehr oder wenig gleichzeitig geschehen.

      Wir wollen hier einmal annehmen, daß der Kampf der Gelder lokal beginnen wird und mit Hilfe der Zahlen, welche in Wörgl gesammelt wurden, feststellen, wie sich dieser Kampf entwickeln wird. Damals wurde der Kampf durch äußere Einflüsse, ein Verbot, genau so wie bei dem zeitlich vorhergehenden Experiment von Schwanenkirchen, gestoppt. Wir haben aber trotzdem genügend Informationen, wie er sich entwickelt hatte, um nun unsere Schlüsse daraus zu ziehen. Äußere Einflüsse, wie Verbote, wollen wir einstweilen beiseite lassen und es ist auch fraglich ob sie im Zeitalter des Internet und vielfachen weltweit beginnenden lokalen Geldern wirksam sein können.

      Wie war das also in Wörgl?

      Da wurde in einer kleinen Stadt 1932, nicht einmal drei Jahre nach dem Krach 1929 1000 Schilling alternatives Geld in Umlauf gebracht, weil das andere Geld wegen Deflation und durch Preisrückgänge von jährlich etwa 7% vom Markt verschwunden war. Sofort strebte zwar die Nationalbank ein Verbot an, aber es gelang dem Bürgermeister durch Einsprüche ein rechtswirksames Verbot für 14 Monate zu verhindern und deshalb haben wir heute dieses Beispiel.

      Es ging also los in dieser kleinen Stadt mit etwas über 4000 Einwohnern mit 1000 Schilling und nun zu den weiteren Zahlen, aber zuvor noch was - so ein Schilling kaufte zur damaligen Zeit 3 Pfund Schwarzbrot. Das sollte genügen um die Relation zu sehen.

      Während des Experimentes waren im Durchschnitt genau 5,294 Schilling im Umlauf.. Ein Schilling pro Kopf der Marktteilnehmer, Babys mit eingerechnet. Die Umlaufgebühr betrug 12% welche in monatlichen Raten von 1% durch Marken auf die Geldscheine entrichtet werden mußte. Sie machte also gesamt 740 Schilling aus. Etwa 0.25 Schilling pro Kopf eines Marktteilnehmers. Wer da von Schwundgeld reden kann, dessen Motivation muß man wohl ernstlich in Frage stellen.

      Es waren zwar 32,000 Schilling wert gedruckt worden, aber diese Menge wurde nie ausgegeben. Die höchste jemals im Umlauf befindliche Menge war einmal etwas über 7,000.

      Damit wurden Umsätze von etwa 2.5 Millionen Schilling getätigt, also eine Umschlaghäufigkeit von etwa 500 mal im Jahr. Das sind allerdings nur Schätzungen, da diese aber von Gegnern des Experiments gemacht wurden, muß man eher an eine Unterschätzung denken.

      Eingehende Steuerzahlungen ermöglichten der Gemeinde 120,000 Schilling wert von Investitionen in ihre Infrastruktur und die Arbeitslosen rate sank um 25% währen sie in der Zeit im Rest von Österreich um 10% stieg. Kein Wunder, daß dies weltweite Aufmerksamkeit hervorrief und viele Gemeinden in Österreich bereit waren nach einem Jahr da mitzumachen. Unter anderen die drittgrößte Stadt von Österreich.. Ohne Verbot hätte sich die Sache von 5,000 Teilnehmern auf etwa 3 bis 400,000 ausgebreitet und diese Zahl sollte man im Auge behalten, denn sie bedeutet, daß es zu gar keinen richtigen Kampf kommen wird.

      Ohne Verbot hätte sich die damalige Goldwährung höchstens noch 2 Jahre in Österreich halten können. Das ist leicht nach zu rechnen. 300,000 ist 60 x 5,000 und 60 x 300,000 ist 18 Millionen und Österreich hat ja nur 7 Millionen Einwohner.

      Ihr dürft nur das neue Geld, welches übrigens auch mit 6% Umlaufgebühr im Jahr auskommen würde und somit mit Kosten von nur 0.012% pro Geschäftsfall, euch nicht verbieten lassen. Das ist alles!

      Vor einem müßt ihr euch aber hüten, wie vor der Pest. Erstens dürft ihr dieses Geld nicht mit einer hohen Umlaufgebühr belasten, wie es Irving Fisher mit seinen 104% tat. Dann wird es nämlich nicht angenommen und kommt damit erst gar nicht in Umlauf. Zweitens dürft ihr es nicht an das alte Geld binden, denn wenn das neue Geld erfolgreich ist, wird das alte wertlos. Das neue Geld muß also einen Wechselkurs zum alten haben. Das sogar von allem Anfang an. Wie wir am Beispiel von Wörgl sehen können, kann die Verbreitung so schnell vonstatten gehen, daß nachträglich keine Zeit dafür übrig bleibt.


      Was ist, wenn es tatsächlich genau um diese Punkte in den zu erwartenden Kriegen geht, egal was man uns erzählen will?
      Avatar
      schrieb am 10.03.03 20:10:14
      Beitrag Nr. 7 ()
      Jede andere Lösung würde die US-Wirtschaft massiv gefährden, da sie allein auf der Vorherrschaft des Dollars als Reserve-Währung beruht, mit der die USA faktisch ihren ungeheuren Öl-Hunger gratis stillten: das Privileg der USA seit 1945 besteht ja darin, daß sie „Dollar produzieren“ – eben „fiat-money“* – und der Rest der Welt Güter, die gegen diese „Petro-Dollar“ getauscht werden.

      Inzwischen muß ja aufgefallen sein, daß es keine internationale Unterstützung für den Sturz Saddam Husseins gibt. Auch die ständigen Wiederholungen der USA werden nicht mehr ernst genommen, daß “Saddam die Welt täusche”, obwohl er bisher alle UN-Forderungen zu erfüllen bereit war, und die Tatsache, daß 300 Waffeninspektoren nichts fanden, was irgendwie mit den behaupteten „Massenvernichtungs-Waffen“ (MVW) zu tun hätte. Trotz aller Rhetorik konnte Bush bzw. sein CIA die Welt auch nicht überzeugen, daß Saddam Hussein und Al Qaeda etwas miteinander zu tun haben. – Warum wohl?

      Weil der einzige Grund Saddam zu stürzen seine Entscheidung vom November 2000 ist, statt Dollar in Zukunft Euro zu nehmen. Damit hatte er sein Schicksal besiegelt. Bush – als der Öl-Industrie verpflichtet – hat sozusagen deren geo-strategische Sicht[1] bezüglich des Öls, womit ein „fabrizierter“ zweiter Golfkrieg seither in der Luft liegt, darüber hinaus droht der ohnedies schwerstens angeschlagenen US-Wirtschaft der tödliche Stoß, wenn der Euro zur Öl-Währung avancieren sollte.


      http://www.staatsbriefe.de/1994/2003/kriegsgruende1.htm
      Avatar
      schrieb am 10.03.03 20:17:55
      Beitrag Nr. 8 ()
      Diese gegenwärtige ungerechte Situation mit der US-Wirtschaft ist aber nur so lange aufrechtzuerhalten, als:

      die Völker das nötige Öl und andere Lebensnotwendigkeiten weiter auf Dollarbasis nachfragen und bezahlen,


      die fiat-Reserve-Währung für weltweite Öl-Geschäfte der Dollar – und nur der Dollar - bleibt.

      Die Einführung des Euro ist aber ein neuer wesentlicher Faktor, und er erscheint als die hauptsächlichste Bedrohung der wirtschaftlichen US-Hegemonie.

      Angesichts dieser Lage wird Amerika den Irak-Krieg führen, Saddam stürzen und dann eine gigantische Ausweitung der irakischen Ölproduktion beginnen, um den Ölpreis nach unten zu drücken, womit man das OPEC-Kartell zu zerstören hofft - und damit die Möglichkeit das Ölgeschäft auf Euros umzustellen unterbindet. Darum geht es also beim „Kriege gegen den Terrorismus“. Wie das inszeniert wird ist auch klar: die USA sagten es ja bereits. Eine US-Militärregierung im eroberten Irak wird dies sicherstellen und als erstes den Irak wieder zum Dollar zurückführen. Dann kann eine Marionetten-Regierung wie in Afghanistan „regieren“. Selbstverständlich werden die Ölfelder vom Militär „geschützt“, damit die Bush-Junta die Förderung bis zur fünffachen der heutigen hochfahren kann, womit alle OPEC-Länderquoten (für den Irak insgesamt 2 Millionen Fässer pro Tag) gesprengt würden. (Wer würde – und könnte aus wirtschaftlichen Gründen - freiwillig seine Quote reduzieren?)

      Avatar
      schrieb am 10.03.03 20:19:49
      Beitrag Nr. 9 ()
      Die Auseinandersetzung des Dollars mit dem – von den USA eigentlich miterfundenen - Euro wird unvermeidlich sein. Damit wird zu den „Religions-“ und „ideologischen“ eine neue Kategorie von Kriegen kommen: Währungs-Kriege. Die hatte man ja noch nicht 1945 abgeschafft.





      :eek: Währungskriege :eek:
      Avatar
      schrieb am 10.03.03 20:28:05
      Beitrag Nr. 10 ()
      @sittin bull

      Mit Deinen Beiträgen bist Du ein echter Aktivposten hier im Board.
      Respekt, und danke.

      Gruß
      wiewowas
      Avatar
      schrieb am 10.03.03 20:40:39
      Beitrag Nr. 11 ()
      :D

      weiser indianer,

      wie ich sehe hast du jetzt die fährte....:D


      good luck


      cu
      rightnow
      Avatar
      schrieb am 10.03.03 21:04:24
      Beitrag Nr. 12 ()
      Ja, die hat er ! :) :kiss: ;)
      Avatar
      schrieb am 10.03.03 22:47:05
      Beitrag Nr. 13 ()
      Ihr liegt alle falsch:

      Der Philantrop im Weissen Haus hat endlich erkannt, dass es den arabischen Voelkern
      nicht so besonders gut geht.
      Deshalb hat er jetzt beschlossen, in dieser Weltgegend die Demokratie einzufuehren.
      Wenn die dortigen Bevoelkerungen ihre Regierungen sich dann endlich selbst waehlen koennen,
      wird es dort selbstverstaendlich nur noch US - freundliche Dikt.. aeh.. Regime geben.


      LOL


      ChinChan
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 06:42:20
      Beitrag Nr. 14 ()
      Wer meint, es würde um den Euro gehen, irrt.

      Die Bartergeschäfte sind defintiv eine Vorstufe zu Lietaers Terrawährung, einem wirklichen Neutral-Money...


      Informiert euch selbst, und entscheidet dann, ob es ein Hirngespinnst ist!


      Was passiert dann mit den anderen Währungen?



      Ja, das ist ein Problem. Nicht für Terra, aber für die anderen Währungen. Jahrzehnte lange Exzesse und Verschleierung der wahren Tatsachen werden ein bitteres Erwachen nicht verhindern können. Das ist auch ohne Terra unausbleiblich und Terra wird den Zusammenbruch dieses Weltwährungssystems auch nicht verursachen. Alles, was Terra tun kann, ist ein Sicherheitsnetz zu bieten, wenn die anderen Währungen, wie schon viele bisher in den Strudel einer Hyperinflation gerissen werden. Im Gegensatz zu einer auch möglichen Deflationspolitik wird es aber mit Terra keine unverkäuflichen Gütermengen geben, weil ja ein Teil dieser Mengen eingelagert wird und Terra dafür ausgegeben wird. Mit Terra können dann auch andere nicht lagerfähige Güter gekauft werden.

      Terra ist stabil. Das wissen wir jetzt. Wird Terra auch stabil bleiben in weltweiter Inflation oder in einer Deflationskrise? Warum eigentlich nicht? Terra hat ja einen Wechselkurs zu allen anderen Währungen der Welt und dieser Wechselkurs isoliert Terra. Wird eine andere Währung weniger wert, zeigt sich das über kurz oder lang im Wechselkurs. Nur Währunsspekulation kann das für kurze Zeit verhindern. Man braucht sich aber nicht fürchten, daß Spekulanten gegen Terra operieren würden. Sie würden sich schnell die Finger verbrennen. Da sind doch diese Lagerkosten. Das würde das Halten einer Spekulationskasse recht teuer machen. Außerdem kann ihnen die Allianz noch auf andere Weise das Fürchten lernen. Sie kann solchen Leuten einfach die Konten sperren. Nicht auf Dauer, denn da würden sie ihre eigene Glaubwürdigkeit untergraben, aber lange genug. Die Spekulanten werden es darum erst gar nicht versuchen und leichtere Opfer suchen.

      Gut, nehmen wir einmal beide Szenarien. Erstens, starke bis Hyperinflation des Dollars. (den Euro und alle anderen Währungen wollen wir einstweilen ausklammern). Was passiert mit Terra? Nicht viel. Die Leute werden Terra wegen der damit verbundenen Kosten zwar nicht horten und normal weiter verwenden, aber auf keinen Fall werden sie Terra gegen einen immer weniger wert werdenden Dollar umtauschen. Sie werden im Gegenteil versuchen ihre Dollar so schnell wie möglich los zu werden. Man wird deshalb immer weniger Waren für den Dollar bekommen und manches wird nur mehr für Terra zu haben sein, wie man vieles in den Ostblockländern nur für Dollar oder DM bekam. Wie es sonst in einem Land mit hoher Inflation zugeht, kennen ja die meisten Menschen auf dieser Welt aus Erfahrung und wir brauchen daher hier nicht darüber reden. Der Dollar wird wertlos werden und mit ihm alle auf ihn lautenden Verträge, samt Sparkonten und dergleichen. Leute, welche rechtzeitig auf Terra gesetzt hatten, würden dagegen nichts verlieren.

      Im zweiten Fall, dem einer Deflationskrise schaut die Sache etwas anderes aus. Hier wird der Dollar immer mehr wert und verschwindet deshalb vom Markt, weil er zur Wertaufbewahrung gehortet wird und damit stockt der Absatz von Gütern. Viele Leute haben das nicht mehr erlebt, sollten es aber aus Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern kennen. Wir wollen daher auch darüber nicht lange reden.

      Aber jetzt haben wir im Gegensatz zu früheren Zeiten Terra! Welchen Unterschied macht das? Nun, in einer Deflation füllen sich wegen mangelnden Absatzes die Lager bis zum Platzen. Aber jetzt ist da Terra und die Allianz übernimmt diese Lager und gibt dafür Terrabestätigungen aus. Diese dummen Bestätigungen kosten aber Geld , wenn man sie nicht weiter gibt. Was geschieht also? Sie werden weiter gegeben und was dann? Ade Deflation! Es werden durch Terra andere Güter abgesetzt und auch die zur Deckung gelagerten Güter wieder verkauft. Nicht von denen, welche sie gegen Terra eingelagert haben, aber von vielen anderen, die auch andere Güter eingelagert haben und nun Terra auf ihren Konten haben, welche sie wegen der "demurrage" wieder los werden möchten.

      Das mag zwar für manche Spekulanten, welche auf die kommende Deflation gesetzt hatten, weil sie aus Erfahrung wußten, daß jedes Mal, wenn Geld sich vom Markt entfernt eine Deflation die Folge ist und die vielleicht sogar durch so einen Geldrückzug eine Deflation verursacht hatten, recht sauer sein. Das soll uns aber nicht stören. Alle, welche Terra unterstützt hatten und deshalb wußten, was passieren wird, werden auf der Seite der Gewinner sein. So wird eine Hand die andere waschen. Helft Terra und Terra wird euch helfen.

      Die Allianz und ihre Mitglieder werden florieren und wenn vielleicht vorher manche glaubten, daß sie es auch allein schaffen könnten und daß das, was sie an Lagergütern einbringen, unterbewertet wäre im Warenkorb von Terra, werden sie bald eines besseren belehrt sein. Selbst wenn sie wirklich etwas benachteiligt worden wären, würde die florierende Wirtschaft es ihnen mehrfach vergolten haben.. Sie wußten ja, was kommen würde und konnten sich darauf vorbereiten, während die anderen zitternd und zagend die Fortsetzung der Deflation erwarteten.

      Das muß jedes prospektive Mitglied der Allianz von allen Anfang an bei den Verhandlungen einkalkulieren. Hier sind langfristige Vorteile, welche nicht unterschätzt werden dürfen. Die Mitglieder der ersten Stunde wissen, wie weit jedes Mitglied seine kurzfristigen Interessen zu Gunsten der gemeinsamen Sache Terra einstweilen zurückgestellt hat und sie werden diese Mitglieder jedem Neukommendem vorziehen. Wer nicht weiß, welche Vorteile das bringen kann, war noch nie in einem Geschäft tätig, wo ein Handschlag mehr wert ist als alle Gesetze. Wo es mehr wert ist, sein Gesicht nie zu verlieren als jeder kurzfristige Vorteil.


      Avatar
      schrieb am 11.03.03 06:44:26
      Beitrag Nr. 15 ()
      1)Terra, das Geld der Zukunft!

      Zuerst müssen wir einmal klarstellen was Terra, nach dem Vorschlag von Bernard Lietaer eigentlich ist. Es ist eine kaufkraftstabile vom privaten Sektor herausgegebene weltweite Referenzwährung.

      Was das genau bedeutet und warum eine private Firma, eine Allianz von im Welthandel tätigen Firmen, dieses Geld heraus geben wird und wie es getan werden wird und warum es nötig ist, so ein Geld heraus zu geben und welche Vorteile es hat, werden wir nun genauer untersuchen.



      2)Warum eine private Stelle?



      Diese Frage ist eigentlich sehr leicht zu beantworten. Weil es anscheinend den Regierungen und Nationalbanken bisher nicht gelungen ist eine stabile Währung zu schaffen und weil jetzt auch die privaten Konzerne, welche bisher durch Währungsspekulationen wenigstens einigermaßen die Währungsunsicherheiten abfangen konnten durch das Ausufern der Spekulationen nicht mehr immer auf der Gewinnerseite sein können. Wenn 98% der Geldbewegungen auf dem Weltmarkt nur mehr spekulatives Hasardspiel sind und nur 2% mit Warenbewegungen verbunden sind wird es für die produktiven Corperationen immer schwieriger mit den 2% Verluste abzufangen, welche sich aus den 98% ergeben können. Eine Weltwährungsordnung, welche nur Spekulanten und Finanzhaien Vorteile bietet ist für sie eine schwere Gefahr, selbst wenn sie bisher gut über die Runden gekommen sind. Sie werden also, weil sie ja ihre eigenen Probleme genau kennen, einen gebotenen Ausweg unterstützen und mittragen. Wir wollen diese Probleme hier gar nicht gesondert aufzählen, denn sie werden ohnehin zur Sprache kommen, wenn wir die Auswirkungen untersuchen, welche Terra haben wird.



      3)Wie wird Terra stabil gehalten?



      Terra wird durch seine Deckung stabil gehalten. Es ist ganz einfach. Terra ist im Prinzip nichts anderes als ein Beleg für Warenvorräte und der Wert dieser Warenvorräte ist gleichzeitig die Deckung sowohl als auch der Wertmaßstab. Es handelt sich dabei um einen Querschnitt weltweit gehandelter Waren, welche ohnehin teilweise gelagert werden. Eine Allianz übernimmt diese gegen Beleg. Eben Terra, und kauft auch weitere zur Lagerung angebotene solche Produkte. Die Kosten der Lagerhaltung werden den Inhabern von Terrakonten anteilmäßig als prozentuelle Kosten verrechnet. Ein vorläufiges Estimat dieser Kosten, einschließlich der nötigen Buchhaltung liegt bei etwa 3 bis 3.5%.

      Eine ähnliche Methode wurde übrigens im alten Ägypten verwendet, wo auf Tonscherben vermerkte und datierte Bestätigungen für in kommunale Lager eingeliefertes Getreide (die sogenannten ostraca) als Zahlungsmittel verwendet wurden. Die Kosten waren damals etwas höher, weil ja Getreide höhere Lagerkosten verursacht als zum Beispiel Kupfer, welches ein Teil der Deckung für Terra sein würde.

      Warum würden Leute ihre Waren gegen Terra überlassen? Ganz einfach. Genau wie sie heute ihre Waren gegen Geld verkaufen. Weil sie Terra zum Kauf anderer Güter verwenden können. Terra ist ja Geld - und es ist stabil, weil der Preis der gelagerten Güter seiner Deckung als Querschnitt eines durchschnittlichen Warenkorbes naturgemäß stabil ist, selbst wenn sich Einzelpreise in ihm ändern. Terra ist stabil, weil jeder Inhaber von Terrabelegen jederzeit die entsprechenden realen Waren dafür abholen könnte.

      Wir wollen die technischen Einzelheiten ruhig den Fachleuten überlassen, solange wir nur das grundlegende Prinzip verstehen. Jedenfalls kann die Allianz den Wert von Terra ausreichend stabil halten, weil er ja der Wert eines entsprechenden Warenkorbes ist und jederzeit, wenn jemand Zweifel am Wert von Terra haben sollte, kann er sich die entsprechenden Waren aus den Lagerbeständen dafür geben lassen. Das soll jemand mit dem heutigen Geld machen. Also: Terra ist stabil!

      In der technischen Durchführung kann natürlich Terra bei Bedarf auch gegen andere Währungen umgetauscht werden und die für die Deckung von Terra verwendeten Güter nicht nur gegen Terra wieder eingelöst werden, sondern auch gegen andere Währungen verkauft werden falls die Allianz solche benötigt.



      4)Welche Vorteile hat die Allianz von Terra?



      Nun, die Allianz besteht ja aus einer Gruppe von weltweit tätigen Corporationen und wir haben schon erwähnt, daß eine stabile Referenzwährung für sie viele Vorteile hat. Da ist:

      1) Die Tatsache eines internationalen Wertstandards welcher eine Menge Kosten, welche sonst als Absicherung gegen Währungsschwankungen notwendig sind, überflüssig macht.

      2) Die Tatsache, daß kostspielige bilaterale Tauschgeschäfte nicht mehr notwendig sind.

      3) Die Möglichkeit illiquides Warenlager in liquide Werte (Terra) umzuwandeln.

      4) Die Möglichkeit niedrigere Kosten für Kapital zu haben. Der Grund dafür liegt in den Lagerkosten mit denen Terra belastet ist. Jeder, der Terra weiterverleiht wird gezwungen sein die Preisstabilität von Terra und diese Kosten in sein Zinsverlangen einzubeziehen und da wird die Konkurrenz zwischen den Anbietern von Terraleihkapital dafür sorgen, daß niemand überhöhte Zinsen mehr zahlen muß.

      5) Die Verhinderung oder Verminderung von schwerwiegenden Absatzkrisen weil Terra antizyklische Wirkung hat. Niemand wird Terra zurückhalten wegen der damit verbundenen Kosten aber im gegenteiligen Fall bei überhitzter Konjunktur und Preissteigerung der gelagerten Terradeckung wird diese abgeholt werden und damit Terra als Geld weniger werden.





      5)Wie schwierig wird es sein Terra einzuführen?



      Die Antwort darauf wird viele überraschen. Gar nicht schwierig. Terra kann nämlich als Pilotprojekt von einigen wenigen internationalen Corperationen eingeführt werden und bei Bedarf und nachdem sich der Erfolg herumgesprochen hat, ausgeweitet werden. Die Idee ist noch sehr jung aber Besprechungen sind schon im Gange und je schwieriger die Weltwährungslage wird, desto schneller werden sich genügend Firmen mit einem breit genug gefächertem Angebot und entsprechenden Lagern dazu bereit finden so ein Pilotprojekt zu beginnen.

      Es ist das unzweifelhafte Verdienst Bernard Lietaer`s hier erkannt zu haben, daß diese Corporationen nicht Gegner einer stabilen Währung sind, sondern im Gegenteil selber das größte Interesse daran haben. Er ist es auch, der fast im Alleingang die Sache in die Wege leitet und die Geldreformer sollten ihn dabei unterstützen so gut es geht.

      Anstelle die internationalen Gesellschaften als Gegner anzusehen, wie es die marxistischen Sozialisten tun, sollen die Geldreformer daher sie als Verbündete sehen, welche noch dazu die Macht haben so eine Währung schnell einzuführen.
      Avatar
      schrieb am 18.03.03 08:55:01
      Beitrag Nr. 16 ()
      Der Dollar soll den irakischen Dinar ablösen
      Amerika konkretisiert Wiederaufbaupläne / Auftragsvergabe läuft / Kritik aus dem Ausland

      ctg. WASHINGTON, 17. März. Die Vereinigten Staaten planen, nach Ende des Irak-Kriegs und dem Sturz Saddam Husseins die irakische Währung Dinar so schnell wie möglich durch Dollar zu ersetzen. "Wir wollen die Menschen dann nicht mehr mit Geld bezahlen, auf dem das Bild des Diktators zu sehen ist", kündigte ein Vertreter der amerikanischen Regierung mit Blick auf das Vorhaben Washingtons an, die Löhne und Gehälter vieler Angestellter in der irakischen Verwaltung und von Soldaten zu bezahlen.

      Die Verbreitung des Dollar ist Teil umfangreicher Pläne der Vereinigten Staaten zur Stabilisierung und zum Wiederaufbau des Landes in der Nachkriegszeit. Das Finanzministerium in Washington ist darin eng eingebunden, es soll unter anderem eine funktionsfähige Zentralbank und Finanzverwaltung aufbauen. Eine bedeutende Rolle spielt auch die für bilaterale Entwicklungshilfe zuständige U.S. Agency for International Development (USAid), die dem Außenministerium in Washington unterstellt ist. Möglicherweise schon in dieser Woche wird USAid einen Auftrag über 900 Millionen Dollar zum Bau neuer Straßen, Brücken, Flughäfen und Verwaltungsgebäude im Irak vergeben. Zu den Bietern für den Auftrag zählen vor allem Unternehmen, die schon seit langer Zeit enge Geschäftsbeziehungen zur amerikanischen Regierung unterhalten. So bemüht sich zum Beispiel Kellogg Brown & Root um den Auftrag, ein Tochterunternehmen von Halliburton, dessen Vorstandschef einst der amerikanische Vize-Präsident Dick Cheney war.

      USAid soll sich zudem um den Aufbau des irakischen Schulwesens kümmern. Innerhalb weniger Monate sollen 25000 Schulen mit Büchern und anderen Lernmitteln ausgestattet werden. Ziel der amerikanischen Regierung ist es, alle irakischen Kinder auch in weiterführenden Schulen zu unterrichten. Zwei Drittel der Kinder im Irak erhalten derzeit nur eine Grundschulausbildung. Darüber hinaus schreibt die Regierung einen Auftrag im Wert von rund 100 Millionen Dollar zur Verbesserung des irakischen Gesundheitswesens aus. Aufgabe des Vertragspartners wird es sein, die knapp 1300 Krankenhäuser und Kliniken des Landes zu verwalten. Der Auftrag schließt auch die Ausbildung neuer Ärzte und von Pflegepersonal ein.

      Derzeit ist gleichwohl ungewiß, ob die Wiederaufbaupläne tatsächlich in dieser Form verwirklicht werden, denn sie berücksichtigen nicht mögliche Bemühungen der Vereinten Nationen und multilateraler Entwicklungshilfeorganisationen wie der Weltbank. Auf Kritik in Europa stößt auch der Umstand, daß nichtamerikanische Unternehmen von der Auftragsvergabe ausgeschlossen sein sollen. Ebenfalls nicht geklärt ist, in welchem Maße zusätzliche amerikanische Haushaltsmittel für den Wiederaufbau des Irak herangezogen werden. Ein Teil des erforderlichen Geldes soll mit Verkauf irakischen Öls auf dem Weltmarkt aufgebracht werden.

      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.03.2003, Nr. 65 / Seite 13
      Avatar
      schrieb am 25.03.03 13:05:57
      Beitrag Nr. 17 ()
      http://www.netzeitung.de/servlets/page?section=5&item=232282

      US-Gigant Boeing soll in Euro abrechnen

      25. Mär 10:49


      Ein Flugzeug vom Hersteller Airbus Foto: ddp

      Geht es nach dem Willen des Herstellers Airbus, werden Passagier-Flugzeuge künftig in Euro bezahlt. Das soll auch für den US-Konkurrenten Boeing gelten.


      Der europäische Flugzeughersteller Airbus will seinen US-Konkurrenten Boeing davon überzeugen, beim Kauf von Passagiermaschinen künftig in Euro und nicht wie bislang üblich in Dollar abzurechnen. Das sagte der Co-Vorstandschef der Airbus-Mutter EADS |EAD 7,80 -4,88%| , Philippe Camus, in einem Gespräch mit der «Financial Times», wie das Blatt am Dienstag berichtete. Die im M-Dax geführte Gesellschaft hält 80 Prozent an Airbus, die übrigen Anteile liegen beim britischen Rüstungskonzern BAE Systems.
      Im Hintergrund stehen die Währungsrisiken, die der deutsch-französisch-spanische Konzern gegenüber seinem schärfsten und einzigen Konkurrenten Boeing hat: Der jüngste Verfall des Dollar gegenüber der Gemeinschaftswährung lastet auf der Kostenstruktur des europäischen Herstellers. Camus betonte allerdings erneut, dass sein Unternehmen gegen Währungsrisiken in diesem und im kommenden Jahr weit gehend abgesichert sei. Darüber hinaus beziehe Airbus fast ein Drittel seiner Teile aus den USA und damit aus dem Dollar-Raum, was die Währungsrisiken dämpfe.



      Forderung spiegelt Marktmacht wider



      EADS meldet hohen Nettoverlust
      10. Mär 2003 09:30
      Luftfahrtindustrie sieht noch keine Erholung
      12. Feb 2003 13:56
      Boeing: Gewinneinbruch durch Luftfahrtkrise
      30. Jan 2003 18:39
      Airbus könnte Boeing erstmals übertreffen
      14. Jan 2003 12:06, ergänzt 15:48

      Camus sagte weiter, Währungen seien selbstverständlich ein Faktor im Wettbewerb. «Wir wollen Boeing zwingen, unsere Währungsstruktur zu übernehmen.» Das offensive Auftreten Camus` spiegelt auch die Veränderung auf dem Weltmarkt für zivile Flugzeuge wider: Im vergangenen Jahr hatte Airbus mit 54 Prozent der bestellten Maschinen erstmals den größten Teil des Weltmarktes für sich beanspruchen können.

      Airbus bietet bereits seit 1999 Flugzeuge mit Euro-Preis an. Die Nachfrage ist allerdings verhalten. Ein Grund liegt darin, dass auf dem Markt für gebrauchte Passagiermaschinen weiterhin durchgängig in Dollar abgerechnet wird.


      Ölmarkt als Vorbild

      Die Ölindustrie dient beim Vorstoß von Airbus offenbar als Vorbild: Angesichts des Kursverfalls beim Dollar hatten bereits vor mehr als einem Jahr die Ölproduzenten Iran, Libyen und Russland gefordert, Rohöl künftig nicht mehr in Dollar, sondern in Euro abzurechnen. Dabei dürften auch politische Überlegungen eine Rolle gespielt haben. Irak ließ sich den im Rahmen des «Öl-für-Lebensmittel»-Programms der UN ausgeführten Rohstoff zuletzt ebenfalls in Euro bezahlen.

      Vor einigen Jahren hatte die Mehrheit der Ölförderländer angesichts einer längeren Dollarschwäche schon einmal vom Dollar gelassen. Damals wurde zwischenzeitlich in einem Korb verschiedener Währungen abgerechnet – den Euro gab es da noch nicht. (nz)
      Avatar
      schrieb am 25.03.03 19:13:10
      Beitrag Nr. 18 ()
      Ein Rückblick in unsere Geschichte beweist, daß sich die Vorgänge immer wiederholen und auch unsere Zeit keineswegs eine Ausnahme darstellt. Dabei verläuft die Entwicklung immer von einem Boom über den Crash und die Krise zum Krieg. Die Entwicklung des Geldwesens war dabei immer die treibende Kraft, welches über Wohl und Wehe der Menschen entschieden hat.




      Weiter:

      http://uuhome.de/global/downloads/triebkrieg.pdf


      ;) ;) ;)
      Avatar
      schrieb am 25.03.03 19:34:26
      Beitrag Nr. 19 ()
      Oh weh !!

      Hier tummelt sich ja das halbe systemfehler-forum !! :D:D:D:D:D:D:D
      Avatar
      schrieb am 25.03.03 19:50:09
      Beitrag Nr. 20 ()
      Zwei auf einen Streich: Saddam und der Euro

      Das alles mit dem Mittel, dem die EU nichts entgegenzusetzen hat: mit militärischer Gewalt


      Wenn gleich der Zugriff auf die zweitgrößten Erdölreserven der Welt, die sich im Irak befinden, ein zentrales Motiv für den Wunsch der USA ist, dieses Land zu besetzen und eine Marionettenregierung dort zu installieren, ist das beileibe nicht das einzige Motiv. Eine Reihe weiterer Faktoren mit Ausnahme des Strebens, das irakische Volk mit amerikanischer Demokratie zu beglücken, spielen eine kaum geringere Rolle. Unter den bislang in der Diskussion eher vernachlässigten Faktoren nimmt das Streben, den Euro als eine neue Gefahr für den ohnehin angeschlagenen Dollar zurückzudrängen, einen nicht gering zu schätzenden Platz ein. Zu diesem Schluß jedenfalls kommt die indische Denkfabrik ,Research Unit for Political Economy` in ihrem jüngsten Buch unter dem Titel `Behind the Invasion of Iraq` (www.rupe-india.org).

      In Bezug auf den Euro weist diese Arbeit zunächst darauf hin, dass ungeachtet der anfänglichen Schwäche der neuen Währung, eine wachsende Zahl von Staaten begonnen habe, Exporte in Euro statt in Dollar zu verrechnen. Der am 1.Januar1999 offiziell eingeführte Euro tat sich bei seinen ersten Gehversuchen recht schwer und verlor bis Ende 2000 30% gegenüber dem bis dahin als Weltwährung unangefochtenen US-Dollar. Inzwischen jedoch steht er seit Monaten mit dem Dollar mindestens gleich. Attraktiv konnte der Euro für andere Nationalökonomien werden, weil zum einen die EU zwar keine Macht ist, die mit den USA militärisch und also politisch bereits konkurrieren könnte, wohl aber betreffs ihrer Wirtschaftsleistung mit diesen gleichzieht. Angesichts der Tatsache, dass die USA, die jahrzehntelang weltweit als Gläubiger auftreten konnten, seit geraumer Zeit überschuldet sind und es keinen Hinweis darauf gibt, dass die US-Regierung willens oder in der Lage sei, dagegen etwas zu unternehmen, sind immer mehr Staaten bemüht, ihre Devisenvorräte zu diversifizieren und gegen einen befürchtete Sturz des Dollars, in dem sie bislang alle angelegt waren, abzusichern. Dazu komme, dass gewisse Länder, die mit den USA politische Probleme haben, nun erstmals die Möglichkeit sehen, auf nicht-militärischer Ebene zurückzuschlagen. Dafür ist gerade der Irak ein Musterbeispiel.

      Schon im November 2000, als der Euro um 30% unter den Dollar gefallen war, ersuchte der Irak die UNO, es ihm zu erlauben, dass sein Erdöl, das er im Rahmen des UN-Öl für Nahrungsmittel-Programms verkaufte, in Euro bezahlt werde. Die irakische Regierung tat das, obgleich sich zu diesem Zeitpunkt eine Erholung des Euros noch keineswegs abzeichnete und dieser Wechsel sie pro Barrel 10 Cent gekostet hätte. Gleichzeitig wollte der Irak seine in New York eingefrorenen Bankguthaben in Euro umtauschen. Die UNO, der indischen Studie zufolge ein Spielzeug der USA, lehnte zunächst ab - bis der Irak damit drohte, seine Erdölexporte überhaupt auszusetzen.

      Auch der Iran, der als weiteres Mitglied der von den USA als ,Achse des Bösen` definierten Riege unbotmäßiger Staaten bezeichnet wurde und wohl nach dem Irak auf der Hitliste der US-Regierung steht, denkt über einen Wechsel zum Euro nach. Der staatliche Erdölkonzern ,Iran National Oil Company` jedenfalls hat bereits 1998 die Schaffung des Euros begrüßt und seitdem zusammen mit anderen wichtigen Staatskonzernen gegenüber ihren europäischen und auch lateinamerikanischen Partnern deutlich gemacht, dass sie es vorzögen, in Euro bezahlt zu werden. Zwar wurde der iranische Haushalt bislang immer noch in Dollar ausgewiesen, aber es wurde mehrfach angekündigt, dass man das gerne ändern werde, sobald der Euro sich gegenüber dem Dollar entsprechend gestärkt habe.

      Auch in Saudi Arabien, seit den 40er Jahren ein Brückenkopf der USA in der Region, der aber zumindest seit dem 11. September 2001 dort den Großteil der früheren Sympathie eingebüßt hat, wurde die entsprechende Forderung als ein geeigneteres Mittel als ein Öl-Boykott bereits erhoben, um die USA für ihre Rolle als wichtigste wirtschaftliche, militärische und politische Stütze Israels zu bestrafen. In der Tat hat Saudi Arabien denn auch als Reaktion auf inoffizielle Drohungen aus den USA, saudische Auslandsanlagen zu beschlagnahmen, Milliarden Dollar saudischen Kapitals aus den USA nach Europa transferiert. Der ,Washington Post` zufolge sollen sich saudische Investitionen alleine in den USA auf 500 bis 700 Milliarden US-Dollart belaufen. Ein plötzlicher Transfer eines großen Teils dieser Gelder nach Europa wäre für die US-Wirtschaft ein derartiger Schlag, dass die zu erwartende Reaktion - nicht zuletzt die Beschlagnahmung der Gelder - nicht nur zu einer offenen Konfrontation zwischen den USA und Saudi Arabien, sondern auch zwischen den USA und der EU führen müsste.

      Die EU-Bemühungen, Russland durch das Angebot eines deutlich ausgeweiteten Handels und massiver Investitionen für den Euro zu gewinnen, hat zwar noch nicht zu einer entsprechendenpolitischen Entscheidung geführt. Bereits im Juli 1999 hatte jedoch die Russische Zentralbank bei der Akademie der Wissenschaften eine Studie in Auftrag gegeben, die zu folgendem Ergebnis kam: "Die Einführung des Euros betrifft die strategischen Interessen Russlands unmittelbar und verändert die Bedingungen für seine Integration in die Weltwirtschaft. Letztendlich sind die Konsequenzen für unser Land von Vorteil. 1998 fand 33% des russischen Außenhandels mit EU-Staaten gegenüber 8% mit den USA statt. 80% des Handels - ein Großteil davon im Bereich Erdöl- und gas - wurden jedoch in Dollar getätigt.

      Zu den Erdölstaaten, die möglicherweise gewillt seien, von Dollar auf Euro umzusteigen, gehöre - so die indischen Autoren - auch Venezuela, immerhin ein Haupterdöllieferant für die USA.

      Demgegenüber ist die jüngste Bereitwilligkeiterklärung eines Staates wie Nord-Koreas eher ein politisches Signal als dass es den Dollar zu Gunsten des Euro ernstlich gefährden würde.

      Es ist unverkennbar, dass immer mehr auch wirtschaftlich relevante Staaten ihre Deviseneinnahmen zumindest stärker diversifizieren möchten. Ebenso unverkennbar ist es jedoch, dass die USA gewillt sind, der damit einhergehende Gefahr für ihre Wirtschaft mit dem Mittel entgegenzutreten, dem die EU nichts entgegenzusetzen hat, mit militärischer Gewalt. Dafür geben die USA nicht nur 264 mal soviel aus wie der angeblich ihre Sicherheit bedrohende Irak, sondern auch mehr als Russland, Australien, Japan, Südkorea, alle übrigen NATO-Staaten gemeinsam und schließlich das volksreichste Land der Erde, die VRChina zusammen. Der geplante Krieg zur faktischen Rekolonialisierung des Irak, der der US-Army feste Militärbasen in einem Land verschaffen soll, das an sechs weitere Länder der Region grenzt und wie gesagt eine zentrale Rolle für die Versorgung mit Erdöl zu einem derart niedrigen Preis spielen kann, dass z.B. die russischen Erdölexporte kaum noch konkurrenzfähig sein werden, ist dazu angetan, all diese potenziellen Eurokunden das Fürchten und zumindest das Abwarten zu lehren. Eine (unwahrscheinliche) sofortige oder zumindest mittelfristige Niederlage der USA im Irak und darüber hinaus im Nahen Osten dürfte damit eine Voraussetzung für eine weitere wirtschaftliche Stärkung der EU sein aber auch dafür, dass nach dem Zusammenbruch des Ostblocks nicht-imperialistische Staaten erneut einen gewissen Spielraum innerhalb des imperialistischen Weltsystems gewinnen können.


      Autor: Anton Holberg, 10.02.2003
      Foto: AK Foto
      Verwertung: © Philosophischer Salon e.V, Berlin
      Quelle: www.kalaschnikow.info
      Update: Berlin, 11.02.2003


      siehe auch:

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,241987,00.html
      Avatar
      schrieb am 25.03.03 20:12:25
      Beitrag Nr. 21 ()
      siehe auch! ;)

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,241910,00.html


      . . .

      "Auf den Dollar verzichten"

      Die Uno werde keine Kompensationen für diese Verluste auszahlen, spekulierte die Zeitung "Kommersant", weil alle Verträge im Rahmen des Uno-Programms Artikel über Umstände der höheren Gewalt enthielten, spekulierte die Zeitung "Kommersant". Der Krieg könnte als ein solcher Umstand gewertet werden. Insgesamt haben der Irak und Russland im Rahmen des Uno-Programmes seit 1996 Verträge im Gesamtwert von sechs Milliarden Dollar geschlossen. Die Uno hat ihr Programm am 16. März eingestellt. Es erlaubte dem Irak, eine beschränkte Menge Rohöl zu exportieren und die Erlöse für humanitäre Zwecke zu nutzen.

      Erste russische Wirtschaftsvertreter haben sich vor dem Hintergrund der Spannungen dafür ausgesprochen, den Dollar zu meiden und amerikanische Waren zu boykottieren. Der Unternehmerverband in Taganrog aus der Region am Asowschen Meer rief die russische Regierung auf, die Dollar-Bestände in der Währungsreserve auf andere Währungen umzustellen, so die Agentur Interfax.

      "Wir empfehlen auch Bürgern Russlands, auf den Dollar als Sparmittel zu verzichten, und ihre Guthaben in andere Aktiva anzulegen, ohne auf den Sturz der US-Devise zu warten", sagte der Verbandsvertreter Alexander Ponomarjow. Der Verband hält es für sicher, dass der Krieg ausschließlich dem Schutz der ökonomischen Interessen der USA und der Festigung des Dollar als weltweiter Reservewährung diene.


      Interessant, die Meinung ist doch weiter verbreitet als man denkt! ;)
      Avatar
      schrieb am 25.03.03 23:38:31
      Beitrag Nr. 22 ()
      Und:




      KRIEGSFOLGEN

      "Wer zerstört, bezahlt auch den Wiederaufbau"

      Das Ende der Jahrzehnte alten "Scheckbuch-Diplomatie" Deutschlands scheint besiegelt: Den Wiederaufbau des Irak, machte die Bundesregierung den USA deutlich, soll derjenige bezahlen, der das Land zerstört hat.


      Berlin/London/Washington - "Wer zerstört hat, trägt auch die Hauptlast der Finanzierung des Wiederaufbaus", sagte Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD). Die Ankündigung bedeutet einen radikalen Bruch mit der "Scheckbuch-Diplomatie", die seit dem Zweiten Weltkrieg die deutsche Sicherheitspolitik prägte: massive finanzielle Beteiligung an Kriegen und ihren Folgen statt militärischen Engagements.
      Im Falle des Irak könnte eine groß angelegte Kostenbeteiligung am Wiederaufbau teuer kommen: Das angesehene Internationale Institut für Strategische Studien in London schätzte die kurzfristigen Kosten des Krieges allein für die britischen Steuerzahler auf bis zu 5,3 Milliarden Euro. Langfristig müsse wegen des Wiederaufbaus des Irak gar mit zweistelligen Milliardenbeträgen gerechnet werden.

      USA wollen Öl-Anlagen reparieren lassen

      Die US-Regierung denkt derweil eher selektiv über den Wiederaufbau des Irak nach. Von den knapp 75 Milliarden Dollar, die Präsident George W. Bush an zusätzlichen Kriegsmitteln vom US-Kongress beantragt hat, sind 700 Millionen, also etwa ein Hundertstel, für "andere Programme" vorgesehen. Von dem Geld sollen Schäden an irakischen Ölförderanlagen und der Infrastruktur der Öl-Verteilung repariert werden.

      En 2,4 Milliarden Dollar großer Posten des Bush-Pakets beinhaltet Wirtschaftshilfe - allerdings nur für Jordanien, die Türkei, Afghanistan und Ägypten sowie Kreditgarantien für Israel. Weitere 2,1 Milliarden fließen in die Streitkräfte von Verbündeten, allein eine Milliarde davon an Israel.



      Deutschland werde seinen Beitrag im Rahmen dessen leisten, was die internationale Staatengemeinschaft für den Wiederaufbau beschließt, betonte Wieczorek-Zeul. Dieser müsse unter Verantwortung der Vereinten Nationen erfolgen: "Ein US-Protektorat darf es da nicht geben." In der "Welt" fügte die Ministerin hinzu, dass sie angesichts des "schändlichen Kriegs" erhebliche Schwierigkeiten habe, schon jetzt abstrakt über die Frage des Wiederaufbaus nachzudenken. Zunächst müsse alles getan werden, der Not leidenden Bevölkerung zu helfen.


      http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,242055,00.h…
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 01:26:27
      Beitrag Nr. 23 ()
      Oh Gott, hoffentlich bleibst bei dem "nein" denn....

      die direkten und indirekten Kriegskosten scheinen gigantisch zu sein.


      http://www.iaw.uni-bremen.de/rhickel/pdf_dateien/irak3.pdf



      In der von Prof. Hickel vorgestellten Studie des US-Ökonomen William d. Nordhaus werden die gesammten Kosten eines Irak-Krieges auf 100 Mrd. USD (best case: kurzer schneller Krieg) bis 1.900 Mrd. USD (worst case: langer blutiger Krieg) geschätzt. Zum Vergleich: der gesamte Haushalt von Frankreich beträgt ca 1.500 Mrd. USD :eek:


      Fazit: dieser Sch...krieg ist nicht nur schwachsinnig und überflüssig sondern scheint auch (fast) unbezahlbar. Sollte die Berechnung stimmen können sich die Amis einen zweiten, noch blutigeren dieser Art (z. Bsp. im Iran) wohl nicht leisten. Irgendwie tröstlich :)
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 06:39:17
      Beitrag Nr. 24 ()
      Kosten?


      :confused:


      Wenn man dem Steuerzahler glaubwürdig machen kann, dass er dafür zahlen kann, ist es auch gesundes Wachstum!


      Erstens müssen unsere "Präzessionsbomben" ersetzt werden, das globale Bedrohungpotenzial durch den Terrorismus wird ja bestimmt weiter gepflegt werden!

      Außerdem haben Halliburton & Co. doch schon Aufträge in der Tasche..


      Das kommt davon, wenn der industrielle-militärische Komplex an der Macht ist!
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 19:36:28
      Beitrag Nr. 25 ()
      "Das ganze hat überhaupt nichts mit Öl zu tun."
      Die irakische Ölindustrie verstaatlicht und diesen Schritt auch noch propagandistisch ausgeschlachtet: das geht zu weit - Betrachtungen von Andreas Neumann vom 12.3.2003

      In einem ungewöhnlichen Artikel von Christiane Oelrich im Online-Angebot der Heilbronner Stimme lesen wir am 1.2.2003: "`Ein Regime-Wechsel in Bagdad würde die Karten neu mischen und amerikanischen und britischen Ölfirmen erstmals nach 30 Jahren einen guten Start für den direkten Zugriff auf das irakische Öl geben`, sagt Michael Renner vom Worldwatch-Umweltinstitut. `Die US-Regierung wird versuchen, einen Krieg zu führen, der nichts kostet, indem sie das irakische Öl plündern und den US-Firmen dann Verträge zuschustern`, sagte Politikprofessor Ian Lustick von der Universität Pennsylvania kürzlich auf einer Podiumsdiskussion in Washington. `Unsinn`, kontert US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. `Das ganze hat überhaupt nichts mit Öl zu tun.` Der Irak hat mit 112 Milliarden Barrel die höchsten Ölreserven nach Saudi-Arabien..."

      Und dann kommt sie auf die Verstaatlichung der irakischen Ölindustrie und ihre Folgen für diejenigen Kräfte, die heute den Krieg gegen den Irak (für Demokratie und Menschenrechte) planen, zu sprechen:

      "Bis zur Verstaatlichung der irakischen Ölindustrie 1972 saßen überwiegend amerikanische und britische Konzerne im Irak am Hebel. Nach dem irakisch-iranischen Krieg und Bagdads Überfall auf Kuwait war der Ofen für die amerikanischen und britischen Konzerne ganz aus... Auch wenn die UN-Sanktionen internationalen Ölkonzernen Geschäfte im Irak praktisch unmöglich machen, sitzen viele bereits in den Startlöchern für `die Zeit nach Saddam`. An der großen Öl- und Gasmesse in Bagdad im September 1999 nahmen mehr als 50 Firmen teil. Alle außer Amerikanern und Briten waren vertreten. Die französische TotalFinaElf hat eine Vereinbarung zur Entwicklung des Ölfeldes Majnoon rund 50 Kilometer nördlich von Basra in der Tasche, die größte russische Ölfirma Lukoil sicherte sich schon 1997 einen Vertrag zur Modernisierung des West Kurna-Feldes im Umfang von 3,5 Milliarden Dollar. Chinas National Petroleum Corporation bekam den Zuschlag für das nördliche Rumailah-Feld... Die drei größten Ölkonzerne, die amerikanische Exxon-Mobil, die anglo-niederländische Royal Dutch Shell, die britische BP und der US-Konzern Chevron-Texaco, sind praktisch nicht dabei. Das könnte sich nach einem Krieg und amerikanischer Besatzung im Irak schnell ändern..."

      Das die herrschende Situation den US-amerikanischen und britischen Konzernen mißfällt, läßt sich begreifen. Die Verstaatlichung der Ölindustrie - und das im eigenen Land - ist eine Provokation, die nicht länger hingenommen werden kann. Also muß der Provokateur jetzt, nachdem man ihn eine Weile für seine Zwecke benutzt hatte, in einer Weise dargestellt werden, die seine Beseitigung rechtfertigt:

      "Seit 1979 ist Saddam Hussein unumschränkter Alleinherrscher des Iraks. Sein Regime gründet sich auf den Krieg gegen das eigene Volk, auf Gewalt, Folter und einen lückenlosen Überwachungsapparat... Mit seinen Provokationen gegenüber dem Westen und der propagandistisch äußerst geschickt ausgeschlachteten Verstaatlichung der irakischen Ölindustrie stilisierte er sich erfolgreich zum Helden der arabischen Welt. Mit dem Slogan `Arabisches Öl den Arabern` erhob er sich selbst zum Mythos: zu einer Art wiedergeborenem Saladin, der einst die Kreuzritter bezwang." So wird mit dem Ton der Entrüstung in einem Beitrag mit dem Titel "Das Psychogramm des Diktators am Tigris" im ARD-Kulturweltspiegel über das Buch "Saddam Hussein - Porträt eines Diktators - Die Biographie" am 15.12.2002 formuliert. Das Buch zeichne "das beklemmende Porträt eines zwischen Hitler, Stalin und Pol Pot oszillierenden Diktators". "Präsident George W. Bush hat die CIA ermächtigt, Saddam Hussein umzubringen. Aber sie schaffen es nicht, denn er hat ungeheuer effiziente, alles umfassende Sicherheitskräfte, die ihn schützen", heißt es in dem Buch von Con Coughlin, Chefredakteur des "Sunday Telegraph". Die Schlußfolgerung heißt Krieg.

      Die `Passauer Neue Presse` weiß am 9.2.2003 in einem Buchtipp noch mehr: "Erzogen von einem gewalttätigen Onkel, der ein glühender Verehrer Hitlers war, wurde Saddam zum Folterspezialisten, der vor keiner Grausamkeit zurückschreckte und mit Vorliebe brennende Zigaretten in den Augäpfeln seiner Gegner ausdrückte. Ein schiitischer Dissident berichtet, wie Saddam einen Inhaftierten umbrachte: `Er kam in die Zelle, packte Dukhail und warf ihn in ein Säurebad.`"

      Würde Saddam Hussein den britischen und US-amerikanischen Konzernen bei der Nutzung der Ölquellen freie Hand lassen, würde all das, was ihm jetzt vorgeworfen wird, keine Rolle spielen, würde sein `hartes` Vorgehen gegen `Chaoten`, `Störenfriede` und `Terroristen` gelobt, wären die Vergleiche mit Hitler und Stalin nicht erforderlich und es müßte auch nichts an Horrorgeschichten dazuerfunden werden. Viel schwerwiegender als jedes Vergehen ist es, sich den Machtinteressen der Konzerne in den Weg zu stellen, ihnen den freien Zugriff auf die Rohstoffe eines souveränen Staates zu verwehren. Trotzdem: Es geht um Demokratie und Menschenrechte. Mit Öl hat das ganze überhaupt nichts zu tun.


      Das große Spiel - Worum es geht
      Auszüge aus einer Betrachtung von Andreas Hauß vom März 2003

      Es geht nicht um Öl und aber doch... Es geht um die Kontrolle des gesamten Raums. Um die USA als asiatische Großmacht...

      "1992 verfasste Wolfowitz [heute stellvertr. US-Verteidigungsminister] ein Strategiepapier, in dem er seine Vision von den USA als einziger Supermacht entwarf. Die USA müssten nach dem Ende des Kalten Krieges den Aufstieg von Regionalmächten verhindern, so Wolfowitz. Namentlich nannte er Deutschland und Japan. Amerika sollte seinen militärischen Vorsprung so weit ausbauen, dass kein Rivale es mehr einholen könne. Außerdem müssten die amerikanischen Streitkräfte in der Lage sein, mehrere Kriege gleichzeitig zu führen, um Diktatoren wie Saddam Hussein eigenhändig zu entmachten." (http://www.dradio.de/cgi-bin/es/neu-hintergrund/885.html)

      Die US-Strategen denken ... langfristig. Bushisten ("Neokonservative") stehen für imperiale Ziele der Öl- und Rüstungsindustrie, aber auch für die Marktinteressen anderer Industriezweige, die auf Expansion gerichtet sind. Das Umfeld dafür zu schaffen, bedeutet in deren Augen die auch militärische Unterdrückung nationaler Einzelinteressen weltweit. Was seit jeher dem Durchschnittsamerikaner uninteressant erscheint, speziell seit der Erfahrung in Vietnam.

      Und so schloss Andrew Krepinevich seinen Vortrag vor dem US Senate Armed Services Subcommittee on Emerging Threats and Capabilities mit den Worten: "Daraus können wir schließen, dass beim Ausbleiben eines starken externen Schocks für die Vereinigten Staaten - eine Art verspätetem "Pearl-Harbour"- sich die Überwindung der Begrenzungen zur Transformation wahrscheinlich als langer mühseliger Prozess darstellen wird. Unterstützung und Zuwendung für dieses Vorhaben zu gewährleisten ist eine Herausforderung, die diesem neuen Komitee gerecht wird. Herr Vorsitzender, ich danke für die Gelegenheit, meine Gedanken zu den wachsenden Bedrohungen unserer Sicherheit darzustellen und dazu, wie wir am besten die Fähigkeiten entwickeln können, die wir benötigen, um ihnen erfolgreich entgegenzutreten." (http://www.csbaonline.org/ 4Publications/ Archive/ T.19990305.Emerging_Threats,_/ T.19990305.Emerging_Threats,_.htm)

      Man beachte die Parallelität in der Ausdrucksweise, als die Überlegungen zur Strategie reiften: "So heißt es in dem Strategiepapier zur amerikanischen Verteidigungspolitik, das das Project for the "New American Century" im September 2000 herausgab: Dieser Umwandlungsprozess wird wahrscheinlich sehr lange dauern, es sei denn, ein katastrophales Ereignis tritt [ein], das als Katalysator dient - wie ein neues Pearl Harbor. Dieses "katastrophale Ereignis" kam allerdings früher als erwartet, wie Bill Kristol vom Weekly Standard mit unterschwelliger Genugtuung feststellt." (http://www.dradio.de/cgi-bin/es/neu-hintergrund/885.html)

      Somit stehen wir derzeit vor der Großwetterlage, dass die USA mit aller Macht die Früchte des 11.September einbringen möchte... "CBS 4.Sept. 2002: CBS) CBS News has learned that barely five hours after American Airlines Flight 77 plowed into the Pentagon, Defense Secretary Donald H. Rumsfeld was telling his aides to come up with plans for striking Iraq - even though there was no evidence linking Saddam Hussein to the attacks." (Bei den meisten Kommentatoren findet man höchstens Hinweise darauf, dass in den Tagen nach dem 11.9. fieberhaft versucht wurde, Hussein etwas anzuhängen. Nein - es waren Stunden.)

      Condoleezza Rice lieferte ... einen Einblick in die Denkweise der US-Regierung. "Selbst wenn Saddam Hussein morgen ins Exil gehen sollte, schließen wir eine Invasion nicht aus." (http://www.taz.de/pt/2003/02/11/a0087.nf/text)

      Wie gnadenlos und zielgerichtet das große Spiel gespielt wird?: "Regret what? That secret operation was an excellent idea. It had the effect of drawing the Russians into the Afghan trap and you want me to regret it? The day that the Soviets officially crossed the border, I wrote to President Carter: We now have the opportunity of giving to the USSR its Vietnam war." Zbigniew Brzezinski, Präsident Jimmy Carters National Security Adviser in `Le Nouvel Observateur` (France), Jan 15-21, 1998, p. 76 [Was gäbe es da zu bereuen? Die Geheimoperation war eine exzellente Idee. Sie sorgte dafür, daß die Russen in die afghanische Falle tappten...]

      Und deshalb wird das Thema "11. September und seine Folgen" eine Fortsetzungsgeschichte bleiben.

      Quelle: http://www.medienanalyse-international.de/worum.html


      http://www.arbeiterfotografie.com/galerie/kein-krieg/hinterg…
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 20:30:10
      Beitrag Nr. 26 ()
      Bush fehlt das Geld für seinen Weltbürgerkrieg
      Geschrieben am Mittwoch, 19.März. @ 18:46:42 CET von PeaceAdmin


      dodi schreibt:
      "Amerika ist wirtschaftlich und finanziell defacto bankrott. Washington benötigt immer mehr Geldzuflüsse aus dem Ausland, obwohl diese durch den Euro weniger werden,, um mangels eigener Produktivität seine Importe bezahlen zu können. Dies führt zu einem unüberbrückbaren Leistungsbilanzdefizit: "Das Leistungsbilanzdefizit betrage inzwischen rund vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts, ein auf Dauer nicht tragfähiger Zustand.

      Dahinter verbirgt sich die Einschätzung, daß Amerika nicht für immer in der Lage sein werde, genügend ausländisches Kapital anzulocken, um die hohen Importe zu bezahlen." (FAZ, 2.2.2002, S. 16) "USA gleiten wieder in die Rezession." (Die Welt, 1.2.2002, S. 12)
      Für Bush führt aus dieser finanzpolitisch ausweglosen Situation nur ein Weg heraus, ein dauerhafter globaler Krieg. Vor allem muß er sich die Rohöl-Reserven des Nahen Ostens sichern, damit die wichtigsten Energie-Reserven der Welt an den Dollar gekoppelt bleiben. Der ausschlaggebende Kriegsgrund gegen Saddam Hussein ist doch der, daß der Irak als erstes Ölförderland seine Exporte in Euro abrechnete, die Amerika als Devisenrücklauf seither verlorengingen. Irak ist als Ölexporteur derzeit wohl nicht sehr bedeutend, da durch Boykotte gefesselt, aber Saddams Beispiel, in Euro zu verkaufen, könnte Schule machen, wie die Saudis zu erkennen gaben. Darüber hinaus gibt sich Amerika ja nicht damit zufrieden, nur das irakische Öl, die zweitgrößten Erdölreserven der Welt, zu kontrollieren. Saudi Arabien, das die größten Öl-Reserven der Welt besitzt, steht ebenfalls auf USraels Abschußliste: "Saudi-Arabien als Feind der USA, `Kern des Bösen` ... wie wir [Amerikaner] eure Ölfelder und euren Besitz in Amerika annektieren. ... Amerika stößt das Haus Saud damit wie den Irak, den Iran, den Sudan, Libyen in den aufnahmefähigen Klub der Achsenmächte des Bösen." (Die Welt, 27.11.2002) Amerika wird also die größten Erdöl-Reserven der Welt kontrollieren, wodurch für Amerika eine neue große Dollar-Quelle sprudelt.

      Nach dem Irak-Krieg, so Washingtons Kalkül, würden die meisten Länder der Welt gegenüber den USA tributpflichtig gemacht werden, wodurch Amerika finanzpolitisch und wirtschaftlich wieder nach oben kommen soll. Amerikas Reichtum gründete sich schon immer auf niedergeworfene Länder wie die Beispiele Deutschland, Japan und Korea zeigen: "Deshalb sind wir heute reicher. Wir sind in Korea, Japan und in Deutschland - für immer, und es zahlt sich aus ... Wenn Sie zurückschauen und sehen, was über die Jahre alles geschah, dann sehen Sie, daß wir immer reicher, reicher und reicher wurden," sagte General Odom in der US-Fernsehsendung MCLAUGHLIN`S "ONE ON ONE", ausgestrahlt am 24/25. April 1999. General William Odom graduierte in West Point. Er promovierte zum Doktor an der Columbia Universität und diente zwei Präsidenten, Carter und Reagan, als Berater. Ein Mann also, der weiß, wovon er spricht.

      Eines steht fest, Amerika kann seinen Anleihen-Import auf Dauer nicht durchhalten, solange dem Dollar eine Welt-Konkurrenzwährung in Form eines erstarkenden Euro gegenübersteht. Da die europäische Volkswirtschaft noch gesünder ist als die amerikanische, "müsse es früher oder später zu einer Abwertung der Währung kommen." (FAZ, 2.2.2002, S. 16) Dies ist mittlerweile bereits geschehen, also Alarmstufe Rot!

      Da der deutsche Kanzler USrael unmißverständlich zu verstehen gab, daß Berlin sich finanziell auf keinen Fall am Irak-Krieg beteiligen werde, geriet Bush ins stolpern. Eine militärische Beteiligung Deutschland war ohnehin nie wirklich der Wunsch Washingtons. Amerika wollte von Deutschland die Bezahlung seines Krieges gesichert bekommen. USrael Geld zu verweigern wird niemals vergessen werden, darauf sollte sich die Schröder-Regierung einstellen. Dies ist auch der Grund, warum Bush, gedemütigt, immer wieder versucht (mit Bestechung und Drohungen), im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eine Mehrheit für die eigenen Kriegspläne zusammenzubekommen. Sobald die Vereinten Nationen dem Krieg zustimmen, werden nämlich Amerikas Kosten auch über diese Schiene bezahlt. Der wohl einzige Nettozahler bei den Vereinten Nationen ist wiederum die Bundesrepublik. Da Deutschland aber Pleite ist, hat Schröder vorsorglich angekündigt, er auch dann an Bushs Krieg nicht teilzunehmen, selbst wenn dieser von der UNO abgesegnet sein sollte.

      Somit könnte Bush mit dem Irak-Abenteuer seinem von Globalisten abgefressenen Amerika den Todesstoß versetzen:
      "Den USA laufen die Kosten für einen möglichen Krieg gegen den Irak davon. ... In US-Zeitungen heißt es, ein Antrag der US-Regierung an den Kongress beziffere die Kriegskosten auf 95 Mrd. Dollar. ... In jedem Fall muss sich Bush für den Kampf gegen Bagdad weiter verschulden. Schon jetzt hat sein Etat ein Rekorddefizit von 300 Mrd. Dollar. Bisher hatte die Regierung behauptet, ein Krieg werde 60 Mrd. Dollar kosten. Inzwischen soll das Verteidigungsministerium mit über 100 Mrd. Dollar für den Waffengang, die Besetzung des Iraks und für Finanz-Zusagen an Alliierte rechnen. ... Experten veranschlagen einen zwei Monate währenden Konflikt mit 250 000 US-Soldaten auf 40 Mrd. Dollar. Jeder zusätzliche Tag koste 500 Mio. Dollar – der Wiederaufbau des Irak und die Wiederaufrüstung der US-Armee nicht mitgerechnet. Nach Schätzungen der Investmentbank Lehman Brothers würde eine Friedenssicherung im Irak über mehrere Jahre 500 Mrd. Dollar kosten. ... Über die Belastung des US-Haushaltes hinaus würde ein Irak-Krieg auch schweren volkswirtschaftlichen Schaden anrichten. Eine vom Ökonomen William Nordhaus vorgelegte Studie erwartet im schlimmsten Fall Kosten in Höhe von 1,9 Billionen Dollar. ... In der Folge komme es in der US-Wirtschaft zu einer Vertrauenskrise, zu einem Rückgang des Konsums, einem Börsencrash und einer weltweiten Rezession." (Die Welt, 27.2.2003, S. 11)
      Die Achse Paris, Berlin, Moskau dürfte ihrerseits versuchen, Amerika in den finanziellen Abgrund zu treiben, indem sie USrael zur Abwechslung auf den Kosten sitzen läßt. Die sogenannte Freundschaft ist in der Tat vorbei. Auf der anderen Seite hat Bush keine andere Wahl als Krieg, sonst bricht Amerika zusammen wie einst die Sowjet-Union. USrael hat keine Substanz mehr. Wenn das Öl des Mittleren Ostens in Euro bezahlt wird, ist USraels monetäre und finanzielle Existenz besiegelt. Amerika muß also die Ölfelder dieser Region kontrollieren, um die Energie-Reserven in Dollar einzulösen. Dollar-Tribut durch Dollar-Hegemonie, wenn dies nicht mehr gelingt, wird auch Amerika nicht mehr existieren.

      Wir steuern einer aufregenden Zeit entgegen, vielleicht wird es den Menschen der Welt in nicht allzuferner Zukunf vergönnt sein, das Licht der wirklichen Freiheit zu sehen. "

      http://www.peaceproject.de/modules.php?name=News&file=articl…
      Avatar
      schrieb am 22.04.03 14:44:40
      Beitrag Nr. 27 ()
      22.4.03 Indonesiens staatliche Ölgesellschaft setzt voll auf den Euro

      Geschäfte werden möglicherweise bald in der europäischen Einheitswährung abgewickelt - Regierung: Dollar zu volatil

      von Bloomberg

      Tokio - Pertamina, die staatliche indonesische Ölgesellschaft, erwägt, ihre Öl- und Gashandelsgeschäfte in Euro abzuwickeln. Der Dollar sei zu volatil geworden, erklärte die indonesische Regierung. Sie setzt stattdessen auf die europäische Einheitswährung. Sollten andere asiatische Staaten dem Beispiel folgen, könnte das die amerikanischen Aktien- und Anleihemärkte langfristig belasten.

      Die Ankündigung der Indonesier Anfang des Monats wurde angesichts Irak-Krieg und Lungenkrankheit SARS kaum beachtet; dabei sind die möglichen Folgen einer Dollar-Abkehr für die weltgrößte Volkswirtschaft beachtlich.

      Asien hat sowohl wirtschaftliche als auch politische Gründe, sich vom Greenback zu distanzieren. "Eines ist dabei sicher, die Einführung des Euro als Zahlungsalternative zum Dollar könnte das Problem spekulativer Dollar-Geschäfte effizient lösen", betonte der indonesische Vize-Präsident Hamzah Haz letzten Monat.

      Die Entscheidungen hätten nichts damit zu tun, dass auf Indonesien der weltgrößte Anteil der muslimischen Bevölkerung entfällt. Spekulationen, dass südostasiatische und arabische Moslems den Dollar schwächen, um es den USA heimzuzahlen, ignorieren die Tatsache, dass es unabhängig vom Irak auch schwerwiegende wirtschaftliche Gründe gibt. ... (Welt, 22.4.03)




      Kommentar von geldcrash.de: Wenn Indonesien nun Öl in einer anderen Währung als Dollar ahndeln möchte, dann wird es mötglicherweise bald das Schicksal Iraks teilen. Im Irak-Konflikt ging es nicht zuletzt auch um die Vorherrschaft des US-Dollars für den Ölhandel.
      Avatar
      schrieb am 22.04.03 15:16:47
      Beitrag Nr. 28 ()
      Ich wette, Saddam hat seine Massenvernichtungswaffen in Indonesien versteckt.
      :D
      Avatar
      schrieb am 22.04.03 15:18:18
      Beitrag Nr. 29 ()
      #28 vielleicht sogar sich selbst ;)
      Avatar
      schrieb am 28.04.03 22:41:08
      Beitrag Nr. 30 ()
      Der Euro als Wunderwaffe

      Bernd Kling 28.04.2003
      Ein Umstieg vom Petro-Dollar zum Petro-Euro könnte die Weltordnung verändern

      Die militärische und wirtschaftliche Hegemonie steht seit dem neuen Irak-Krieg außer Zweifel. Vor diesem Krieg gab es noch eine vage Hoffnung, die von vielen im Rest der Welt inzwischen als Schurken-Supermacht gesehenen USA mit den Mitteln der Diplomatie zumindest einzudämmen. Doch seither haben die Vordenker der Bush-Regierung entdeckt, dass sie einen Krieg auch ohne Deckung der Vereinten Nationen führen können und ihre eigene Wählerschaft dennoch bei guter Laune bleibt.


      Der Zugriff auf den Ölhahn, der sich aus der erfolgten Besetzung des Irak ergibt, erlaubt es den USA, eine Zwickmühle für den Rest der Welt zu öffnen. Ein weit geöffneter Ölhahn sorgt für fallende Preise und gefährdet damit die wirtschaftliche und politische Stabilität Russlands, die auf ihren eigenen Ölexporten beruht. Ein reduzierter Ölfluss hingegen bewirkt steigende Preise und setzt damit Volkswirtschaften wie Frankreich, Deutschland, Japan und China unter Druck, die stark von Ölimporten abhängig sind. Allein dieses Drohpotential kann schon ausreichen, um die erwünschte Vasallentreue zu sichern.

      Der kommende Einfluss auf den Ölpreis addiert sich zur bestehenden wirtschaftlichen Vormachtsstellung. Weltweit steigen und fallen die Börsen, wie es der Takt der Wall Street vorgibt. Der US-Dollar bildet die Reservewährung für die meisten Staaten der Welt. Internationale Vereinbarungen gelten schon lange nichts mehr, wenn sie den Interessen der USA zu widersprechen scheinen. Kann es überhaupt noch Widerstand geben gegen dieses Wirtschaftsimperium, das zudem gewillt und in der Lage ist, seine Interessen mit militärischen Mitteln zu sichern?


      Die Gallier der Welt


      Hoffnung macht der britische Kolumnist George Monbiot im Guardian. Er schlägt seinen Euro-kritischen Landsleuten dringend vor, den Euro durch den englischen Beitritt zum Währungsgebiet zu stärken, um die US-Hegemonie zu bekämpfen. Er argumentiert, dass insbesondere der Euro-Beitritt von Norwegen und Großbritannien bedeutsame Wirkung hätten, da sie mit dem Preis für Brent-Öl eine Preismarke im internationalen Ölmarkt setzen.

      Monbiot beruft sich auf einen führenden OPEC-Mitarbeiter, der es für erstrebenswert halte, wenn die OPEC-Länder ihre Ware nicht mehr gegen Dollar, sondern gegen Euro anbieten. Das ergäbe laut Monbiot eine regelrechte Domino-Reaktion: Der Dollarpreis rutscht ab. Wenn er aber seine relative Stabilität im Vergleich zu anderen Währungen erst einmal verloren hat, stürzt er erst recht ab, weil andere Länder nicht mehr gezwungen sein werden, ihn als Währungsreserve zu nutzen. Die überbewertete und ungleichgewichtige US-Wirtschaft kippt und damit auch die militärische Macht der USA.

      Monbiot bezieht sich offenbar auf die Überlegungen von William Clark, der sich schon im Januar 2003 in einem umfangreichen Dossier mit The Real Reasons for the Upcoming War With Iraq mit dem gesamtwirtschaftlichen Hintergrund des Irak-Kriegs beschäftigte. Clark zitierte einen ungenannten früheren Regierungsbeamten und Makroökonomen, der den absehbaren Krieg sogar im Zusammenhang mit der durch den Irak bereits Ende 2000 durchgeführten Währungsumstellung vom Dollar zum Euro sah:



      "Saddam sealed his fate when he decided to switch to the euro in late 2000 (and later converted his $10 billion reserve fund at the U.N. to euros) -- at that point, another manufactured Gulf War become inevitable under Bush II. Only the most extreme circumstances could possibly stop that now and I strongly doubt anything can -- short of Saddam getting replaced with a pliant regime.
      Big Picture Perspective: Everything else aside from the reserve currency and the Saudi/Iran oil issues (i.e. domestic political issues and international criticism) is peripheral and of marginal consequence to this administration. Further, the dollar-euro threat is powerful enough that they will rather risk much of the economic backlash in the short-term to stave off the long-term dollar crash of an OPEC transaction standard change from dollars to euros. All of this fits into the broader Great Game that encompasses Russia, India, China."






      Die gut geölte Dollar-Presse


      "Wann werden wir Öl in Euros bezahlen?" fragt auch Faisal Islam im Wirtschaftsteil des Oberserver. Er führt aus, dass die üblichen wirtschaftlichen Regeln für die USA außer Kraft gesetzt sind durch die internationale Rolle des Dollars. Denn etwa drei Billionen Dollar sind weltweit in Umlauf und ermöglichen den USA ihr praktisch permanentes Handelsdefizit. Zwei Drittel des Welthandels werden in Dollar abgewickelt. Zwei Drittel der Devisenreserven der Zentralbanken in aller Welt lauten ebenfalls auf die grünen Scheine.

      Die meisten Länder benötigen Dollars, um Öl zu kaufen. Die Öl-Exporteure halten aus diesem Grund Milliarden der Währung, in der sie bezahlt werden, als Währungsreserve. Für sie besteht praktisch auch kein Währungsrisiko, wenn sie diese Petro-Dollar gleich wieder in die US-Wirtschaft investieren. So brauchen die USA dann ständig nur weiter Geld zu drucken wie eine Art von Schuldscheinen, um sich damit Steuererleichterungen, erhöhte Militärausgaben und wachsenden Konsum zugleich leisten zu können, ohne dadurch Inflation oder eine Rückforderung der Schulden befürchten zu müssen. Als Hüter der weltweiten Währung können sie im Notfall jederzeit den Dollar abwerten und die Exporteure anderer Länder für ihre angewachsenen wirtschaftlichen Probleme bezahlen lassen.

      Doch nun kommt der Euro, der nach seinem Fehlstart zunehmend an Wertschätzung gewinnt. Sein Währungsgebiet bekommt mit der EU-Erweiterung eine vergleichbare wirtschaftliche Grundlage wie der US-Dollar. Der zunehmende Vertrauensverlust gegenüber der amerikanischen Wirtschaft stärkt den Euro. Die Euro-Zone ist der größte Öl-Importeur der Welt, und der Nahe Osten bezieht 45 Prozent seiner Importe aus Europa. Die Parlamente von Iran und Russland haben über eine mögliche Übernahme des Euro für Ölverkäufe debattiert. Die meisten Länder der OPEC haben ein überwiegendes Interesse am Euro als Ölwährung. Verhindert hat die Ablösung des Dollars bislang vor allem Saudi-Arabien. Der frühere US-Botschafter in Saudi-Arabien erklärte im Jahr 2002 einem Kongress-Komitee:



      "One of the major things the Saudis have historically done, in part out of friendship with the United States, is to insist that oil continues to be priced in dollars. Therefore, the US Treasury can print money and buy oil, which is an advantage no other country has. With the emergence of other currencies and with strains in the relationship, I wonder whether there will not again be, as there have been in the past, people in Saudi Arabia who raise the question of why they should be so kind to the United States."





      Was macht die OPEC?


      Eine Schlüsselrolle spielt jetzt neben der Euroland-Entwicklung das Ölkartell OPEC, das mit der erfolgten Besetzung des Irak einem erhöhten Druck der USA ausgesetzt ist. Werden die OPEC-Länder sich dem Druck beugen oder auf ihre Weise wehren?

      Entscheidend wird sein, wie sich Saudi-Arabien in Zukunft verhält, das neokonservative US-Falken ja auch bereits ins Visier genommen haben. Was kann und wird die künftige Währungsstrategie der OPEC-Länder beeinflussen? Überlegungen zu einem Wechsel zum Petro-Euro jedenfalls gibt es auch bei der OPEC schon länger. In einem seinerzeit nur wenig beachteten Vortrag The Choice of Currency for the Denomination of the Oil Bill in Spanien während der spanischen EU-Präsidentschaft im April 2002 sah Javad Yarjani, Leiter des Petroleum Market Analysis Department der OPEC, einen Währungsumstieg allerdings aufgrund der damaligen Euroschwäche noch eher in der mittleren oder fernen Zukunft:



      "However, while the euro has the potential to be a viable competitor and possible alternative to the dollar in international financial and commodity markets in the medium to long term, its external weakness to date has meant it has been unable to gain inroads in the last two years. From the time the euro was floated in January 1999, the currency drifted downwards, losing by October 2000 about 30 per cent of its initial value against the dollar. It has since regained some of this lost ground, but is still far removed from parity with the dollar and even further removed from its starting value."




      Das Argument mit dem im Vergleich zum Dollar schwachen Euro ist inzwischen offensichtlich erledigt. Der Euro darf in absehbarer Zukunft als stabilere Währung im Vergleich zum Dollar gelten. Einen möglicherweise entscheidenden Anstoß zum Petro-Euro sah der OPEC-Analyst im offiziellen Nennwert der Nordseesorte Brent-Öl, die mit einem Wechsel der Öl-Produzenten Norwegen und Großbritannien zum Euro kommen könnte:



      "Of major importance to the ultimate success of the euro, in terms of the oil pricing, will be if Europe`s two major oil producers - the United Kingdom and Norway join the single currency. Naturally, the future integration of these two countries into the Euro-zone and Europe will be important considering they are the region`s two major oil producers in the North Sea, which is home to the international crude oil benchmark, Brent. This might create a momentum to shift the oil pricing system to euros."




      Aus genau diesem Grund nun ruft der eingangs erwähnte George Monbiot insbesondere auch seine globalisierungskritischen Landsleute auf, zu denen er sich selbst zählt, sich für die bisher eher kritisch gesehene Übernahme des Euro einzusetzen. Er sieht sogar eine moralische Verpflichtung darin, sich zusammen mit dem Rest der Welt der Hegemonialmacht USA zu widersetzen:



      "To defend our sovereignty - and that of the rest of the world - from the US, we must yield some of our sovereignty to Europe."


      http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/14682/1.html
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 20:05:51
      Beitrag Nr. 31 ()
      Helmut Creutz:
      Wirtschaftliche Triebkräfte von Rüstung
      und Krieg



      Ungerechtigkeit und Unfrieden in der Geschichte [Übersicht]

      So weit wir wissen, war das Auf und Ab der Kulturen und Epochen immer wieder von Kriegen begleitet. Liest man manche Geschichtsbücher, dann scheint die Entwicklung der Menschheit oft nur aus einer Kette von Kriegen zu bestehen, von Kriegen, bei denen es vor allem um die Eroberung von Land und Bodenschätzen ging, um die Beherrschung wichtiger Handelswege und ganzer Völker. Verständlich, dass die Humanisten und Aufklärer der beginnenden Neuzeit immer wieder die große Hoffnung formulierten, dass fortan alle Menschen durch den technischen Fortschritt zu Wohlstand gelangen und im "ewigen Frieden" (Kant) miteinander leben könnten. Und die Klassiker des Liberalismus entwickelten die dazu passende Vorstellung von einem ökonomischen Interessenausgleich zwischen den Individuen auf freien Märkten. Bei ihrem Modell einer Marktwirtschaft versäumten Adam Smith und die anderen liberalen Klassiker aber darauf zu achten, dass allen Menschen der Boden und seine Schätze zu gleichen Bedingungen zugänglich werden. Und indem sie das Geld als ein bloß neutrales Tauschmittel betrachteten, übersahen sie, dass mit dem Geld auch eine strukturelle Macht verbunden ist, die auf den Märkten die Menschen immer wieder in Ärmere und Reichere spaltet.

      Während sich aufgrund dieser Gegebenheiten in wenigen Händen große Geld- und Sachkapitalvermögen akkumulierten, vor allem durch die Wirkungen von Zins und Zinseszins, entstand im 19. Jahrhundert auf der anderen Seite ein armes Industrieproletariat. Trotz vielfältiger technischer Arbeitserleichterungen, die hundert Jahre vorher kaum vorstellbar waren, kam es zu keiner allgemeinen Ausbreitung des neuzeitlichen Wohlstands. Neben der wachsenden Kluft zwischen Reichtum und Armut wiederholten sich immer wieder Krisen und Konjunktureinbrüche, deren Folgen überwiegend von der Mehrheit der abhängig Beschäftigten zu tragen waren.

      Zu solchen Einbrüchen kam es vor allem dann, wenn sich während der Hochkonjunkturphasen so viel Kapital gebildet hatte, dass sich infolge sinkender Zinsen seine Verwertungsmöglichkeiten verschlechterten. Die Folge waren sogenannte Reinigungs- oder Gesundschrumpfungskrisen, die zu einer partiellen oder breiteren Vernichtung von Kapital bzw. zumindest einer deutlichen Unterbrechung der Kapitalbildung führten. Damit konnten die Zinsen wieder steigen und die Konjunkturzyklen von neuem beginnen – bis zur nächsten Krise. Doch nicht nur durch die allgemeinen Wirtschaftskrisen und zivilen Kapitalvernichtungen wurde immer wieder Raum für neue Investitionen und Geldanlagen geschaffen, sondern auch durch marktfremde Güterproduktionen wie vor allem die Rüstung und noch mehr natürlich durch kriegerische Zerstörungen.

      Eine andere Möglichkeit, Raum für neue Investitionen zu schaffen, war die Herrschaftsausweitung der europäischen Länder auf die übrige Welt, vor allem im Zuge kolonialer Eroberungen in Übersee, die gleichzeitig mit der Ausnutzung billiger Rohstoffquellen und Arbeitskräfte sowie der Ausweitung der Absatz- und Wachstumsmärkte verbunden war.

      3. Konjunkturen – Krisen – Kriege
      Kapitalbildung und Kapitalvernichtung [Übersicht ]

      Für diese vorbeschriebene Kette zinsbedingter Krisenzeiten mag ein Artikel Zeugnis geben, der im Dezember 1988 von der deutschen Kundenzeitschrift "Sparkasse" veröffentlicht wurde, und zwar als Nachdruck eines Beitrags aus der gleichnamigen Zeitschrift des Sparkassenverbandes aus dem Jahre 1891(!) Dieser also vor mehr als einhundert Jahren geschriebene Artikel befasste sich mit dem Trend sinkender Zinsen gegen Ende des 19. Jahrhunderts und seinen Hintergründen, die er wie folgt erklärte:

      "Die Ursache für das Sinken des Zinsfußes wird vorzüglich darin gefunden, daß die besonders rentablen Kapitalanlagen großen Maßstabes heute erschöpft sind und nur Unternehmungen von geringer Ergiebigkeit übrig bleiben." Und um den damals auf drei Prozent gesunkenen Zinssatz vor einem weiteren Fall zu bewahren, müßten – so hieß es weiter – "... die neuen Länder, beispielsweise Afrika, sehr rasch durch europäische Kapitalien erschlossen werden, damit einem solchen Sinken begegnet werde." Doch da auch das die sinkende Zinsentwicklung nicht umkehren könne, schließt der Artikel aus der Sparkassenzeitung mit folgender inhaltsschwerer Aussage: "Nur ein allgemeiner europäischer Krieg könnte dieser Entwicklung Halt gebieten durch die ungeheure Kapitalzerstörung, welche er bedeutet."

      Dieser Schluß scheint ungeheuerlich! Aber er ist – wie wir wissen – seit 1891 zweimal in Erfüllung gegangen: Zwei "allgemeine europäische Kriege", die man sogar weltweit ausdehnen konnte, haben dem Sinken des Zinsfußes nicht nur jeweils Halt geboten, sondern den Zinsfuß auch erneut auf lukrative Höhen angehoben!




      In welchem Maße bei diesen beiden großen Kriegen und den ihnen nachfolgenden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts allein für die direkten Kriegskosten Kapital vernichtet wurde, geht aus der neben- stehenden Tabelle hervor. [2]



      Dabei sind in diesen Milliardenbeträgen, angeführt in Werten von 1995, die Ausgaben für den anschließenden Wiederaufbau noch nicht einmal einbezogen. Diese Wiederaufbaukosten schlagen sich dann über Jahre hinweg als positive Größen in den Sozialprodukten der Länder nieder, wobei man die zwangsläufig großen Wachstumsraten des Wiederaufbaus dann stolz als ‘Wirtschaftswunder` feiert.



      Auf die Zusammenhänge zwischen Krieg und Zinshöhe hat auch der große englische Dichter George Bernhard Shaw während des Zweiten Weltkriegs aufmerksam gemacht: "Ich verabscheue den Krieg und sehe keinen Unterschied an Grauenhaftigkeit zwischen den Bombardierungen Londons, Neapels und Kölns. Sie alle sind abscheulich für mich. Damit stehe ich nicht allein. Alle Kapitalisten, die ich kenne, hassen den Krieg genau so wie ich. Anzunehmen, dass einer von uns wohlüberlegt ein angezündetes Streichholz in ein Pulvermagazin schleudern würde, damit der Zinssatz um zwei oder drei Prozent steigt, ständen in krassestem Widerspruch zur Natur des Menschen und zu den nackten Tatsachen ... Und trotzdem folgt auf zweieinhalb Prozent mit der gleichen Gewißheit Krieg, wie die Nacht dem Tag folgt." [3]

      Und der schweizerische Theologe Karl Barth hat diese Beziehungen zwischen Zins, Kapital und Gewalt auf folgenden Nenner gebracht: "Wo nicht der Mensch, sondern das zinstragende Kapital der Gegenstand ist, dessen Erhaltung und Mehrung der Sinn und das Ziel der politischen Ordnung ist, da ist der Automatismus schon im Gang, der eines Tages die Menschen zum Töten und Getötetwerden auf die Jagd schicken wird." [4]

      Doch trotz all dieser Erfahrungen und Warnungen blieb das zinstragende Kapital auch nach dem zweiten Weltkrieg weiterhin das `goldene Kalb`, um das sich alles Wirtschaften drehte, auch wenn man manche Rüstung durch andere letztlich fragwürdige Investitionen und Produktionen ersetzen konnte und manche kriegerischen Auseinandersetzungen alten Stils durch ein ständiges Wirtschaftswachstum, das in vielen Fällen zu einen Krieg gegen die Natur ausartete.

      4. Kalter Krieg im Norden und heiße Kriege im Süden [Übersicht]

      Nach den beiden großen Weltkriegen verlagerte sich das Kriegsgeschehen aus dem industrialisierten Norden vor allem in die Länder des `unterentwickelten` Südens. Das heisst, man folgte dem Rat aus dem Jahr 1891 gleich auf doppelte Weise, indem man diese Länder nicht nur über hohe Verschuldungen mit Industriegütern versorgte, sondern auch noch mit den Rüstungsgütern zur Durchführung von Stellvertreterkriegen, bei denen man gleichzeitig die Qualität neuer Waffen erproben konnte. Doch obwohl man auf diese Weise Europa und die USA kriegsfrei halten konnte, betrieb man während des sogenannten Kalten Krieges zwischen West und Ost eine Aufrüstung, deren Größenordnung alles bislang Dagewesene in den Schatten stellte. Allein ein einzelnes U-Boot der US-Trident-Klasse wurde bereits mit einer Atomraketen-Bestückung ausgerüstet, deren Sprengkraft die der gesamten im letzten Krieg in Europa und Asien eingesetzten weit überstieg. Mit diesem immer wahnsinnigeren und immer teureren Wettrüsten sorgte man nicht nur für lukrative Kapitalanlagen, sondern zwang schließlich auch den Ostblock in die Knie, der – neben der Versorgung seiner Bevölkerung – das Tempo dieser Aufrüstung nicht mithalten konnte.

      Dennoch trafen der westliche Kapitalismus und der östliche Kommunismus nicht nur bei diesem `Rüstungskrieg` und indirekt bei den Stellvertreterkriegen im Süden aufeinander, sondern auch direkt bereits im Korea-Krieg und in einer bisher kaum bekannten grausamen Realität und Brutalität zum zweiten Mal in Vietnam. Das Ausmaß der dabei angerichteten Schäden an Mensch und Natur, auch an den seelischen der Überlebenden, ist kaum zu ermessen.

      Neben den militärischen Formen der Kapitalvernichtung, zu denen auch der ständige Austausch der Waffengenerationen gegen neue und immer kostspieligere zu zählen ist, wurden in den Jahr-zehnten nach dem Zweiten Weltkrieg auch verschiedene zivile Formen entwickelt, die Kapitalmärkte tendentiell vom Druck der überschüssigen Geldvermögen auf die Zinsen zu entlasten.

      Dies geschah einmal durch eine ständig steigende Verschuldung der Südhalbkugel, mit der gewissermaßen die frühere Ausbeutung durch offene Sklaverei in eine versteckte umgewandelt wurde. Der brasilianische Arbeiterführer Luis Ignacio Silva bezeichnete darum die Auswirkungen der Auslandsschulden einmal als "Dritten Weltkrieg", als "geräuschlosen, aber deshalb nicht weniger unheilvollen Krieg ... gegen die gesamte Dritte Welt, ein Krieg um die Auslandsschulden. Seine schärfste Waffe ist der Zinssatz, und sie ist tödlicher als die Atombombe." [5]

      Mit diesen Kreditgewährungen an den Süden entlastete der Norden außerdem die Kapitalmärkte in den Industrienationen und trug auf diese Weise – auf Kosten der Schuldnerländer – zu einem Hochbleiben der Zinsen bei. Dass die Schuldnerländer zur Bedienung ihrer Schulden zum Export um jeden Preis und zu entsprechenden Dumpingangeboten gezwungen waren, kam dem Norden über billige Rohstoff- und Agrarpreise nochmals zugute. Die US-Publizistin Susan George hat nicht zu Unrecht eines ihrer Bücher mit dem Titel "Sie sterben an unserem Geld" versehen5. Und auf dem Völkertribunal anlässlich der Tagung des IWF in Berlin 1988 fand man noch stärkere Worte: "Der Terrorismus der heutigen Welt ist der Terrorismus des Geldes".

      Zum zweiten erreichte man in den Industriegesellschaften die zur Zinshochhaltung erforderliche Kapitalknappheit (und damit die Vermeidung größerer kriegerischer Kapitalvernichtungen) bislang mit einer ressourcenverschwendenden Produktion von Verschleiß- und Wegwerfgütern, also mit einem gigantischen Krieg gegen die Vernunft und die Natur. Da sich aber die Bürger trotz einer immer übermächtiger werdenden Werbeflut nicht genügend an dieser Verschwendungswirtschaft beteiligten, sprangen die Staaten mit der Förderung von immer neuen Großtechnologien in die Bresche.

      Doch gemessen an der Alternative, die Zinsen mit Kriegen hoch zu halten, sind diese zivilen Methoden der Kapitalvernichtung noch als human zu bezeichnen, wenngleich es vielmals humaner wäre, unsere Volkswirtschaften aus dieser Zwickmühle zwischen noch mehr Wachstum oder Krieg zu befreien.

      Die sogenannte Nachkriegszeit nach 1945 (die allzuoft schon zu einer neuen Vorkriegszeit zu entarten drohte!) war also keine wirkliche Friedenszeit, sondern eine Zeit, in der sich einerseits gigantische Geldvermögen und Realvermögen durch Zins und Zinseszins anhäuften und in der andererseits zur Sicherung der Rentabilität dieser Vermögen ungeheure Mengen davon auf unfriedliche Weise vernichtet werden mussten. So kam es nach 1945 zu mehr als 200 Kriegen in aller Welt. Doch auch schon der Krieg gegen die Natur und den Süden und die vielfältigen damit verbundenen sozialen und ökologischen Zerstörungsprozesse lassen daran zweifeln, dass unser Zeitalter der modernen Zivilisa-tion nur im Zeichen menschlicher Vernunft gesehen werden kann. Denn Vernunft, Menschenrecht und Fortschritt gehen immer noch einher mit Menschenrechtsverletzungen und Zerstörungen von Leben. Weder in der zivilen Arbeitswelt noch im militärischen Bereich geht es rational – also vernünftig – zu, sondern im gerade- zu irrationalen Streben nach maximalen Kapitalrenditen wird inzwischen schon die angeblich `zu teure` menschliche Arbeitskraft aus der Arbeitswelt wegrationalisiert und durch Kapital ersetzt.






      Der sich völlig überschlagende Börsenboom und das heutige Bemühen, den Einsatz und die Bedienung des Kapitals durch seine globale Ausweitung sicherzustellen, sind möglicherweise der letzte Versuch, dieses System noch einmal auf friedlichem Wege über die Runden zu bringen. Es sei denn, wir versuchen es auch noch über die Erde hinaus in den Weltraum oder gar auf andere Gestirne auszuweiten. Da alle diese Auswege letztlich aber immer an den irdischen Möglichkeiten scheitern müssen, droht uns – wie in dem Fluss-Schema dargestellt – am Ende immer noch jene große zerstörerische Auseinandersetzung zur `Vernichtung der Überproduktionen`, die aufgrund des atomaren Vernichtungspotenzials allzuleicht auch zu einem Ende unserer Zivilisation oder gar des menschlichen Lebens führen könnte.

      5. Der Missbrauch der Entwicklungsländer [Übersicht]

      Im Frühjahr 1995 konnte man in der Nr.14 der Zeitschrift "Focus" lesen, dass die Kriege unserer Tage nicht so sehr die großen Konflikte zwischen verfeindeten Staaten seien, sondern überwiegend grausame Bürgerkriege, deren Ursachen vor allem ethnische, religiöse und soziale Spannungen wären. "Schauplatz dieser blutigen Kriege sind zu 90 Prozent die Länder der Dritten Welt. Opfer sind vor allem unschuldige Zivilisten – Frauen, Kinder und Alte. Auf einen getöteten Soldaten kommen zehn tote Zivilisten."

      Die hier genannte Ursachenreihung wäre allerdings besser umzukehren, denn die ethnischen und religiösen Ursachen treten meist erst dann zu Tage, wenn die sozialen Bedingungen unerträglich werden. Satte und zufriedene Menschen haben wenig Lust zu Revolten und Revolutionen, noch weniger, ihren Besitz oder gar ihr Leben dabei aufs Spiel zu setzen. Schon der Generalsekretär der Uno, Boutros-Ghali, hatte am 6. März 1995 in Kopenhagen darauf hingewiesen, dass die Staatengemeinschaft ihren Blick allzusehr auf die Friedensoperationen der UN gerichtet und dabei übersehen habe, dass soziale Entwicklung eine Grundvoraussetzung für Frieden sei. Denn "79 der 82 Konflikte in den vergangenen Jahren hätten soziale Ursachen". Boutros-Ghali rief deshalb zu einem Sozialpakt auf. Auch der damalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm warnte vor den Folgen sozialer Ungleichheit: "Die Welt wird in einem Chaos von Völkerwanderungen versinken, wenn die Kluft zwischen Arm und Reich so bleibt, wie sie ist, oder sogar noch größer wird."

      Doch all diesen schönen Worten auf internationalen Tagungen steht eine andere Wirklichkeit gegenüber: Die reichen Industrienationen schaffen es noch nicht einmal, jene 0,7 Prozent des Sozialprodukts für die armen Länder abzuzweigen, zu deren Zahlung sie sich schon vor Jahrzehnten verpflichtet haben. Inzwischen sind diese Leistungen – mit abnehmender Tendenz – bei 0,3 Prozent des BSP gelandet. Und was noch schlimmer ist: Ihre Hilfe für die Dritte Welt ist nicht nur von Schulden überwuchert und mit Auflagen zum Vorteil unserer eigenen Industrien verknüpft, sondern in einer unverantwortlichen Weise mit Rüstungslieferungen. Man braucht sich nur einmal die beiden Abbildungen in der Darstellung 2 anzusehen, die im Dezember 1990 in der Zeitschrift "Finanzierung und Entwicklung" veröffentlicht wurden, herausgegeben von IWF und Weltbank.




      Aus der oberen Abbildung geht hervor, dass die Militärausgaben der Entwicklungsländer von 1960 bis 1987 zweieinhalbmal rascher zugenommen haben als das Sozialprodukt und damit das Einkommen der Bevölkerung. Noch erschreckender ist in der zweiten Abbildung die Parallelität der Waffenimportentwicklung mit jener der sogenannten Wirtschaftshilfe: Während die Länder 1960 erst rund 20 Prozent der erhaltenen Hilfsgelder für Waffenimporte ausgaben, waren es in den 80er Jahren etwa 80 Prozent!
      Die aus den Abbildungen hervorgehenden absurden Tatbestände wurden am 7.11.92 durch eine dpa-Meldung noch einmal übertroffen: "Die größten Militärmächte der Dritten Welt erhalten nach einer Studie von Weltbank-Experten mehr westliche Entwicklungshilfe als arme Staaten, die kaum Geld in die Rüstung stecken", hieß es in der Meldung, und dann noch konkreter, dass "zehn der 34 Staaten mit den höchsten Verteidigungsausgaben gleichzeitig unter den 20 führenden Empfängerländern für westliche Finanzhilfe" zu finden waren.



      Das aber heißt nicht nur, dass die Länder bzw. deren oft korrupte Herrscher mit unserer Hilfe zu kriegerischen Auseinandersetzungen befähigt werden, nicht zuletzt zum Waffeneinsatz gegen ihre eigene Bevölkerung, sondern es heißt auch, dass durch diese mißbräuchliche Verwendung der Finanzhilfe die Bürger ärmer und damit anfälliger für gewaltsame Aktionen werden. Dass diese unverantwortlichen Waffenlieferungen und -finanzierungen in erster Linie von reichen und sich christlich nennenden Ländern durchgeführt werden, ist vielleicht der größte Skandal.

      6. Rüstungsindustrie als Konjunkturstütze [Übersicht]

      Etwa ein bis zwei Jahrzehnte waren die Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg in den zerstörten Ländern mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Wer heute Bilder oder Filme über die Trümmerstädte sieht, kann sich kaum vorstellen, dass diese Arbeit überhaupt zu schaffen war. Etwa die Hälfte des Sozialprodukts dieser Jahrzehnte müsste man in etwa auf das Folgekostenkonto des vorausgegangenen Krieges verbuchen. Angesichts dieser Nachhol- und Aufbauinvestition war das Kapital entsprechend knapp und durchweg hoch verzinst. An Rüstungs- oder gar Kriegsgeschäfte dachte darum damals kaum jemand. Im Gegenteil: Viele Unternehmer hatten nach Kriegsende geschworen, niemals mehr in die Rüstungsproduktion einzusteigen. Als Folge dieses allgemeinen Desinteresses dauerte der erste Indisch-Pakistanische-Krieg Ende der 40er Jahre nur acht Tage. Beide Seiten hatten ihre Munition verschossen, die Panzer waren zerstört und niemand in der Welt war anscheinend bereit, ausreichend für Nachschub zu sorgen: Man (bzw. das Kapital!) hatte mit der Behebung der Zerstörungen des großen Krieges noch genug zu tun.

      Mit dem Auslaufen des Wiederaufbaus, den ersten Sättigungserscheinungen auf den Konsummärkten und einer wachsenden Geldvermögensbildung kam der Zins jedoch langsam unter Druck. Schon in den 60er Jahren fiel der Realzins am Kapitalmarkt in der BRD im Durchschnitt auf 4 Prozent zurück.

      Wenngleich bereits 1956 der damalige Bundeskanzler Adenauer über die Köpfe des Parlamentes hinweg wieder eine Bundeswehr entstehen ließ, kam das Gros der benötigten Ausrüstung noch weitgehend aus fremden Produktionen. In Deutschland setzte man immer noch auf friedliche Methoden zur Garantie der Kapitalrentabilität. Und das notwendige Wirtschaftswachstum forcierte man durch ständige Exportausweitung und Bedürfnisweckung im Konsumbereich. Doch hinter den Kulissen entstand auch bei uns wieder eine Rüstungsindustrie, die sogar nach und nach das Ausland mit ihren `Qualitätsprodukten` beglückte. So gewann die Bundesrepublik Deutschland in den 70er und 80er Jahren immer mehr den Anschluß an die Siegermächte, die bereits in den 50er Jahren ihre Rüstungsindustrie erneut auf Hochtouren brachten. Selbst der damalige US-Präsident und frühere Weltkriegsgeneral Eisenhower warnte mehrfach öffentlich vor dieser gefährlichen Verselbständigung des militärisch-industriellen Komplexes. Aber das Kapital hatte im wahrsten Wortsinn `Blut gerochen`, zuerst im Koreakrieg und dann an vielen anderen Kriegsschauplätzen in der Welt bis hin zum Krieg in Vietnam, sodass es kein Halten mehr gab.

      Wie sich diese Kriege im Laufe des Jahrhunderts auf die Konjunktur in den USA ausgewirkt haben, zeigt die Darstellung 3, die dem Buch des amerikanischen Ökonomen Ravi Batra "Die Rezession von 1990", entnommen ist.




      Obwohl man jeden potenziellen Gegner nur einmal töten kann, reichten die Waffenarsenale und Vernichtungskapazitäten bereits in den 80er Jahren aus, um jeden Menschen auf der Erde 15-20mal umzubringen. Der Irrsinn dieses ständig wachsenden Overkills ist mit keiner Logik erklärbar. Denn selbst wenn man sich als Militärstratege das Ziel setzt, alle potenziellen Feinde töten zu können, welchen Sinn kann es haben, die bereits Toten noch ein Dutzendmal umzubringen? Doch dieser Wahnsinn hatte – wie bereits dargelegt – Methode. Er garantierte nicht nur Tausenden von Waffenschmieden und -händlern lukrative und staatlich abgesicherte Gewinne, sondern sorgte vor allem dafür, dass die Zinsen in aller Welt auf einer ausreichenden Höhe blieben, was den Rückzug des Kapitals vom Markt und damit das Zuschnappen der von Keynes so genannten Liquiditätsfalle verhinderte.

      Die Kapitalrenditen blieben auf diese Weise zwar lange Zeit gesichert, nicht aber der Wohlstandsanstieg der Menschen. Denn mit den Waffen und Militäranlagen mußten sie Produkte schaffen, von denen sie keinerlei Nutzen hatten. Ja, diese Rüstungsgüter wurden sogar zu einer immer größeren konkreten Bedrohung für ihr Leben. Außerdem wurden sie für diesen Milliarden-Wahnsinn auch noch als Steuerzahler zur Kasse gebeten.

      Mit der Rüstung wird jedoch nicht nur Kapital bedient, sondern auch gebunden, richtiger: vom Markt genommen. Würde man das in die Rüstung, die Raketensilos, Kasernen usw. investierte Kapital im zivilen Sektor einsetzen, dann wäre das dort gegebene Angebot deutlich größer. Ein größeres Angebot an Wohnungen, Konsumgütern usw. aber würde auf die Kapitalrendite einen entsprechenden Druck ausüben. Aufgrund dieses Drucks müßte – wenn das Kapital nicht streiken könnte – der Zins schließlich gegen Null heruntergehen. Da aber das Kapital streiken, das heißt, sich vom Markt zurückziehen kann, sind die Staaten an ständiger Knappheit und ausreichend hohen Zinsen interessiert, notfalls sogar unter Duldung oder Förderung von Kriegen.

      Statt das Geld mit geldpolitischen Mitteln zu veranlassen, sich ggfs. auch bei niedrigeren oder ohne Zinsen der Wirtschaft zur Verfügung zu stellen, sorgen die Staaten auf diese Weise also für die geldstreikvermeidende Knappheit von Kapital. Vergleichbar ist das mit der Praxis der EG-Agrarmarktpolitik. Auch hier sorgt man bei allzuguten Ernten durch künstliche Verknappung des Angebotes (sprich Vernichtung) für weiter hochbleibende Preise, um Streiks der Bauern aus dem Weg zu gehen.

      7. Kapitalvernichtung in sogenannten Reinigungskrisen [Übersicht]

      In der wissenschaftlichen Literatur gibt es für den Vorgang der Kapitalvernichtung den Begriff "Reinigungskrise zur Beseitigung von Überinvestitionen". Gemeint ist der Zustand, bei dem der Investitionsumfang so groß geworden ist, dass er den Zins unter jene Grenze drückt, bei der es zu Geldzurückhaltungen und damit deflationären Rezessionen kommt. Auch ohne Krieg und ohne Rüstung werden in solchen Rezessionen durch Unternehmens- und Privatbankrotte, durch Verschleudern oder Verderben von "Überproduktionen" bereits Vermögenswerte aus dem Verkehr gezogen. Mit dieser "Reinigung" – sprich Kapitalvernichtung – wird dann wieder eine ausreichende Knappheit erzeugt, die über höhere Zinsen das Kapital wieder aktiv werden läßt.

      Durch ständige Ausweitung marktferner Investitionen – von der Raumfahrt bis zur Rüstung – kann man die Notwendigkeit solcher "Reinigungskrisen" zwar eine Zeitlang hinausschieben, aber kaum auf Dauer. Irgendwann wird eine große "Reinigung" unausweichlich. Und dazu ist ein Krieg nicht nur durch den erhöhten Waffenverbrauch und die angerichteten Schäden unübertreffbar wirkungsvoll. Auch durch die Vernichtung der Geldvermögen, die meist mit dem anschließenden Staatsbankrott verbunden sind, verschwinden riesige Kapitalpolster aus der Welt. Die Gewinner solch großer "Reinigungen" sind diejenigen, die rechtzeitig in Sachvermögen umgestiegen sind, möglichst außerhalb der Kriegsgebiete. Noch besser ist natürlich die Anlage in das unzerstörbare Bodenkapital. Den so "Überlebenden" der Kapitalvernichtung wird jedenfalls ein ganz enormer Reichtumsanstieg beschert.

      John Maynard Keynes, als Zeuge über alle Zweifel erhaben, hat die Zusammenhänge in etwas komplizierterer Sprache beschrieben: "Jedesmal, wenn wir das heutige Gleichgewicht durch vermehrte Investitionen sichern, verschärfen wir die Schwierigkeit der Sicherung des Gleichgewichtes von morgen." Und als Notausgänge aus diesem Dilemma zählt Keynes auf "das Bauen von Pyramiden und Kathedralen, Erdbeben, selbst Kriege", denn, so schreibt er weiter, "zwei Pyramiden, zwei Steinhaufen für Tote sind doppelt so gut wie einer, aber nicht zwei Eisenbahnen von London nach York." [6]

      Mit dieser etwas schwer verständlichen Darlegung bestätigt Keynes, dass ständig vermehrte Investitionen im zivilen Bereich das `Gleichgewicht` gefährden, sinnlose Bauten, Erdbeben und Kriege es dagegen auf Dauer sichern können.


      »Rüstung bedeutet ökonomisch den Abzug zinsdrückenden Kapitals vom Markt. Und da die Rüstungsindustrie nicht für den Markt produziert, bedeutet Rüstung die Trockenlegung zinsbedrohender Kapitalüberschüsse auf Kosten der Steuerzahler.«

      Hans Fabricius, Auf des Messers Schneide, in: Telos, Nr. 12/1966, S. 409

      »Der Krieg ist die großzügigste und wirkungsvollste `Reinigungskrise zur Beseitigung der Überinvestition`, die es gibt. Er eröffnet gewaltige Möglichkeiten neuer zusätzlicher Kapitalinvestitionen und sorgt für gründlichen Verbrauch und Verschleiß der angesammelten Vorräte an Waren und Kapitalien, wesentlich rascher und durchgreifender, als es in den gewöhnlichen Depressionsperioden auch bei stärkster künstlicher Nachhilfe möglich ist. So ist ... der Krieg das beste Mittel, um die endgültige Katastrophe des ganzen kapitalistischen Wirtschaftssystems immer wieder hinauszuschieben.«

      Ernst Winkler, Theorie der natürlichen Wirtschaftordnung, Heidelberg 1952, S. 125

      »Ich glaube, daß wir in unserem Geldsystem eine Art karzinombildendes Element haben, was unsere Wirtschaft fortwährend krank macht ... Meiner Meinung nach kann dieses Geldsystem nur dadurch funktionieren, daß es immer wieder zusammenbricht und dann immer wieder von vorn begonnen wird. Diese Zusammenbrüche nennt man dann Kriege oder Wirtschaftskatastrophen oder Inflationen, je nachdem, aber das bedeutet eigentlich nur, daß dieses System in sich selbst kein Regulativ hat, was zu einer vernünftigen Eindämmung führen würde ... «

      Michael Ende, Autor, Interview mit Helmar v. Hanstein, 1992

      »Es kann keinen Frieden auf Erden geben, ehe wir nicht die Forderung unserer Zeit erfüllen und jedem Arbeiter den vollen Verdienst seiner Arbeit verschaffen.«

      Abraham Lincoln, ehemaliger Präsident der USA



      Auch die im vorstehenden Kasten hervorgehobenen Aussagen unterstreichen dies. Und vielleicht ist es auch angebracht, sich die ”Pyramiden” unserer Tage vor Augen zu führen: Vom "Schnellen Brüter" bis zum Hochtemperaturreaktor, von der halbfertig gebauten WAA in Wackersdorf bis zu dem "Raketenfriedhof", der im Orbit kreist. Von den Milliardengräbern der x-mal verschrotteten und erneuerten Rüstung nicht zu reden. Und alle diese Projekte haben nicht nur bei ihrer Entstehung Milliarden neutralisiert. Sie benötigen oft nicht minder große Summen für ihre ordnungsmäßige Beseitigung. Und das letztlich immer nur auf Kosten der arbeitenden Menschen und allein zugunsten des eingesetzten Kapitals. Und wenn alle Stricke reißen, hat man ja immer noch die SDI-Pläne in der Schublade, die – vor dem Hintergrund eines evtl. Crashs oder einer Flaute in den USA – bereits wieder ins Gespräch gebracht worden sind.

      8. Die Kriege am Golf [Übersicht]

      Seit fast 50 Jahren hat es in Europa keinen Krieg mehr gegeben und darauf sind die meis-ten Politiker bei uns stolz. In Wirklichkeit ist es uns nur gelungen, die "ungeheure Capitalzerstörung" durch Kriege, die zum Erhalt der Kapitalrendite früher nötig war, bislang durch eine ungeheure Naturzerstörung und Überrüstung überflüssig zu machen. Doch wenn sich irgendwo in der Welt die Möglichkeit zur kriegerischen Kapitalzerstörung bot, waren Europa und die USA immer dabei, als Lieferant der Todeswaffen ebenso wie hinterher beim kapitalverschlingenden Wiederaufbau. Diese "Stellvertreterkriege" waren außerdem die beste Möglichkeit, neue Waffen in der Praxis vorzuführen und weitere Kunden zu gewinnen.

      Wenn man bedenkt, dass "die fünf ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrates der UNO (Großbritannien, UdSSR, USA, Frankreich, China), die den Weltfrieden sichern sollen, die größten Waffenlieferanten der Entwicklungsländer sind", (terre des hommes, Dez. 1991), braucht man sich über nichts mehr zu wundern.

      Die ganze Skala aller "Nachkriegskriege" daraufhin noch einmal durchzugehen, würde zu weit führen. Auch wäre es ein fruchtloses Unterfangen, für einen dieser "Stellvertreterkriege" – sieht man von den Kapitalprofiten ab – nachträglich einen Sinn zu konstruieren. Hier soll darum nur noch einmal an die beiden Golfkriege erinnert werden, die uns, trotz schnelllebiger Zeit und täglich neuer Kriegsschauplätze, wohl noch gegenwärtig sind.

      Der erste, acht Jahre lange Golfkrieg zwischen Irak und Iran war das bisher größte "Nachkriegsgeschäft" für die waffenliefernden Länder. Dabei lagen die westlichen Industrienationen immer an der Spitze. Vor allem verstanden sie es vorzüglich, gleich beide kriegführenden Seiten zu beliefern. Und da es sich bei beiden Ländern aufgrund der reichen Bodenschätze in Form von Öl um zahlungskräftige Kunden handelte, war der Dauer dieses Krieges fast kein Ende gesetzt. Doch aufgrund der großen Zerstörungen in den Ländern und des allgemeinen Leistungsrückgangs kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem man wieder aufbauen muß, wenn die Zahlungsfähigkeit erhalten bleiben soll. Außerdem verspricht sich das Kapital bei einem bestimmten Ausmaß der Zerstörung vom Wiederaufbau noch lukrativere Geschäfte. So schrieb "Die Zeit" am 18.10.1987, noch vor Beendigung der Kämpfe: "Eine größere Zahl deutscher und japanischer Finanzvertreter harrt in Teheran aus. Sie setzen auf die Zeit des Wiederaufbaus nach dem Ende des Krieges. Wirtschaftsschäden von über 300 Milliarden habe der Krieg verursacht. Da winkt, so hoffen die Geschäftsleute, mancher dicke Investitionsauftrag." Doch nicht nur die Lieferung ziviler Ausrüstungen zum Wiederaufbau hilft die Kapitalrendite zu sichern, sondern ebenfalls die dazu gewährten Kredite.

      Auch beim zweiten Golfkrieg, bei dem es vordergründig um die Befreiung Kuweits ging, spielten Geld und Geschäft eine entscheidende Rolle. Denn der Irak war unter Saddam Hussein jahrelang – vor und im ersten Golfkrieg – einer der Spitzenkunden für die westlichen und östlichen Waffenlieferanten. Dass es sich bei Hussein um einen der übelsten Diktatoren handelt, hat dabei keinen Politiker gestört. Sie finanzierten seine Käufe auch gern mit gut verzinsten Krediten im voraus.

      Auch das Nachbarland Kuweit, dem iranischen Fundamentalismus wenig zugeneigt, hatte im ersten Golfkrieg Hussein mit respektablen Krediten bei der Bändigung des Irans geholfen. So war es für den überschuldeten Hussein schließlich eine doppelte Versuchung, dieses Land einzukassieren. Einmal wurde er auf diese Weise einen lästigen Gläubiger los, gleichzeitig wurden ihm sprudelnde Ölquellen beschert, mit deren Hilfe er die hohen Schulden in den Industrienationen leichter bedienen oder sogar tilgen konnte.

      Was danach kam, ist uns noch allen geläufig. Während sich die gut betuchten Söhne der Kuweitis in Ägypten und an der Riviera vergnügten, wurde das besetzte Land von den USA und einigen Helfern mit einem ungeheuren Materialaufwand (bei nicht minder großer Behinderung der Berichterstattung) befreit und der Irak in die Knie gezwungen. Allerdings nicht so weit, dass Saddam Hussein abdanken mußte.

      Die USA hat dieser Krieg so gut wie nichts gekostet, außer ein `paar Menschenleben`. Wie ein Söldnerheer kassierte die führende Weltmacht bei allen Bündnisstaaten ab. Natürlich auch bei den reichen Scheichs. Deren von der Zeit längst überholte feudalistische Herrschaftssysteme erhielten noch einmal eine Überlebenschance.

      In welcher Größenordnung in dieser Materialschlacht Kapital vernichtet wurde, geht aus einer Stellungnahme des Hilfswerkes "Misereor" hervor. "Golfkrieg auf Kosten der Armen", war der Bericht überschrieben, der bereits am 26.1.1992 durch die Presse ging. Die Vergleichszahlen zwischen Kriegskosten und Entwicklungshilfe muten "fast unvorstellbar" an, hieß es darin, und weiter: Mit bis zu einer Milliarde Dollar seien "in der ersten Woche allein auf Seiten der multinationalen Truppen täglich mehr Mittel verbraucht worden, als Misereor in den 32 Jahren seines Bestehens für die Entwicklungs- und Friedensarbeit in der gesamten Dritten Welt einsetzen konnte".

      Aber auch beim zweiten Golfkrieg war die große Materialvernichtung und -zerstörung nur die eine Seite der Profitmedaille, der anschließende Wiederaufbau wiederum die zweite. Dank der größten Leistung im Krieg haben sich die USA auch dabei den Löwenanteil gesichert. Aber auch die Helferstaaten meldeten rechtzeitig ihre Ansprüche an, wie der folgende Kasten mit den Auszügen aus dem Berliner "Tagesspiegel" vom 12.2.1991 zeigt.


      Bombenerfolge für britische Industrie erhofft
      London kämpft bereits mit den USA um Aufträge
      für den Wiederaufbau Kuwaits
      Von unserem Korrespondenten

      London, 11. Februar

      Die Londoner Regierung fordert mit größerem Nachdruck die Beteiligung britischer Unternehmen an dem Wiederaufbau in Kuwait, wenn der Krieg gegen Irak einmal vorüber ist. Die Briten erwarten eine bevorzugte Behandlung bei der Vergabe der Aufträge, welche den eigenen militärischen Beitrag zur Befreiung des Landes in Rechnung stellt.

      Der Korrespondent der Financial Times berichtet aus Riad über das Treffen: »Peinlichkeit bei den Diskussionen war nicht zu erkennen, obwohl Kuwait erst noch befreit werden muß und ein großer Teil der Infrastruktur, welche britische Unternehmen wiederaufbauen wollen, noch nicht zerstört ist.« Jede erfolgreiche britische Bombe ist daher kommerziell und finanziell auch ein möglicher Erfolg für die britischen Firmen, die gerade in einer Zeit der Rezession dankbar für Aufträge sind. Das gleiche gilt prinzipiell genauso für die anderen Mitglieder der Allianz gegen Saddam Hussein, voran die USA..



      "Bombenerfolge" im doppelten Wortsinn sind also mit solchen Kriegen für die Lieferanten verbunden. Und es ist gleichermaßen entlarvend wie bezeichnend, dass es bei dem Wiederaufbau-Geschacher sogar schon um Objekte ging, die noch gar nicht zerstört waren!

      Geht man diesen Zusammenhängen weiter nach, dann kommt noch mehr ans Tageslicht. So berichtet die schweizerische Zeitschrift "Der Zeit.Punkt" von einem geheimgehaltenen Regierungsbericht, nach dem die britischen Steuerzahler für Waffenlieferungen im Wert von rund 500 Mio Schweizer Franken geradestehen mussten, mit denen hinterher die eigenen Truppen beschossen wurden. Die Rechnung ging dem Bericht zufolge zurück auf eine Exportgarantie, die die britische Regierung Firmen gewährt hat, die in den Irak ausführten, hieß es in dem Bericht. Und weiter: "Unter dem Strich müssen die Briten also zweimal bezahlen. Einmal für die irakischen Waffen und einmal für die eigenen, die irakischen zu zerstören. Der Kreislauf ähnelt in gewisser Hinsicht demjenigen, der vor allem die EG-Länder zwingt, Lebensmittel zu vernichten, deren Produktion subventioniert wurde."

      In welchem Umfang auch heute noch der Westen – trotz Überwindung des Kalten Krieges bzw. Niedergang des Ostblocks – in Rüstung und Rüstungsexporten investiert, zeigen die Zahlen in der Darstellung 4.






      Die hier mit 600 Mrd Dollar von SIPRI angeführten Gesamtausgaben für Rüstung (die von anderen Instituten mit 700 oder sogar 800 Mrd Dollar angesetzt werden) sind zwar seit 1990 um rund ein Drittel zurückgegangen, auch in Deutschland. Erschreckend aber ist, dass sich das Gros dieser Ausgaben bei den sieben westlichen Industrienationen bzw. der Nato konzentriert und davon wieder mehr als die Hälfte bei den USA. Noch größer ist diese Konzentration bei den Rüstungsexporten, wie aus der Tabelle hervorgeht, obwohl "... das rentabel-blutige Geschäft mit dem internationalen Waffenhandel ... von 88 auf 46 Milliarden US-Dollar" zurückging, wie der Friedensforscher Professor Dieter S. Lutz am 28. September 1999 in der Berliner Zeitung zitiert wird. "Dies geht jedoch vor allem auf eine drastische Senkung der Militärhaushalte Russlands bzw. der früheren Sowjetunion zurück ... Die größten Waffenexporteure sind nicht etwa Russland, China oder gar die sogenannten ‘Schurkenstaaten’, wie dies gemeinhin angenommen wird".

      Aber auch die deutschen Ausgaben für den Sektor Rüstung liegen, trotz des überwundenen Kalten Krieges, immer noch bei zehn Prozent des Bundeshaushalts und sind damit rund dreimal so hoch wie die Ausgaben für Bildung und Forschung, viermal so hoch wie die für Familie und Jugend und mehr als zehnmal so hoch wie das, was wir für die Entwicklungsländer übrig haben.

      9. Die Balkankriege der 90er Jahre [Übersicht]

      Erinnern wir uns: In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nahmen in allen früheren Ostblockstaaten die wirtschaftlichen und in der Folge auch die gesellschaftlichen Schwierigkeiten rapide zu. Ursache war letztlich das wenig effektive Wirtschaftssystem dieser Länder, die sich zur Hebung des Lebensstandards ihrer Bürger schließlich immer mehr im Westen verschulden mussten. Auslandsschulden aber, die rascher zunehmen als die eigene Wirtschaftsleistung und die daraus möglichen Exporte, führen irgendwann zur Zahlungsunfähigkeit und damit zur Gefährdung der politischen Stabilität.

      Obwohl Jugoslawien sich bereits sehr früh von der Bindung an den Ostblock gelöst und in wirtschaftlicher Hinsicht mehr nach Westen orientiert hatte, ging es diesem Land in Bezug auf die Verschuldungsentwicklung nicht viel anders als den übrigen Ostblockstaaten. Mitte der 80er Jahre, also schon zu Titos Zeiten, war die Westverschuldung des Landes bereits so hoch, dass jeder Jugoslawe rechnerisch fast einen Tag in der Woche für die Bedienung der Verschuldung arbeiten musste. Dieser Zustand hätte im Grunde durch radikale Einsparmaßnahmen innerhalb des Landes ausgeglichen werden müssen, also letztlich durch Steuererhöhungen, Reduzierungen öffentlicher Leistungen oder Absenkungen der Löhne. Da es jedoch in Jugoslawien – ähnlich wie in Polen – massive Widerstände der Arbeiterschaft gegen solche Maßnahmen gab, blieb dem Staat, wenn die Auslandsschulden nicht noch mehr anwachsen sollten, nur der Weg über die verdeckte Enteignung der Bevölkerung, nämlich über eine inflationäre Verwässerung der Währung.

      Während dieser Rückgriff auf die Notenpresse in der Mehrzahl der Ostblockstaaten aufgrund der Preisfestschreibungen jedoch nur zu vorerst verdeckten Inflationen führte, schlug er in Jugoslawien von Anfang an als Verteuerung der Lebenshaltungskosten durch. Dieser zunehmende Kaufkraftverlust des Dinar hatte jedoch kritische Folgen: Die Jugoslawen, durch vielfältige Kontakte über Gastarbeiter und Touristen mit dem D-Mark-Raum verbunden, stiegen zur Umgehung der Inflation bei ihren Ersparnisbildungen immer mehr in die deutsche Währung um, und zwar überwiegend durch die Ansammlung von Bargeld. Diese Ersparnisbildung in deutscher Mark wiederum führte einmal zu einem Mangel an Devisen und damit zu noch höheren Kreditaufnahmen im Westen, zum anderen musste man aufgrund der verringerten Ersparnisse in Dinar den Kreditbedarf der eigenen Wirtschaft mit zusätzlichen Geldmengenvermehrungen decken, was die Inflation noch mehr in die Höhe schießen ließ und mit ihr die Firmenpleiten, Streiks und Arbeitslosenzahlen.

      Als Folge der schließlich trabenden und galoppierenden Inflation ließ außerdem das Interesse der Bürger nach, überhaupt noch für ihre eigene Währung zu arbeiten. Noch stärker als in der ehemaligen DDR, wo die DM vor allem zu einer `Feierabendwährung` geworden war, übernahm sie in Jugoslawien auch im normalen Wirtschaftsgeschehen eine immer größere Rolle. Der jugoslawische Staat musste also auf seinem eigenen Gebiet zunehmend mit einem Geld leben, auf dessen Steuerung er keinen Einfluss hatte, während die eigene Währung immer mehr zerfiel und die Preise schließlich explodierten. All diese Probleme, die in den übrigen Ostblockländern erst mit dem Durchbruch der aufgestauten Inflationen um 1990 zu Tage traten, haben die Jugoslawen bereits in den 80er Jahren verkraften müssen.

      10. Die Auswirkungen der Währungszerrüttung [Übersicht]

      "Wer eine Gesellschaft zerstören will, muss ihre Währung ruinieren", soll Lenin – bezogen auf die bürgerlichen Gesellschaften – einmal gesagt haben. Dass dieser Satz jedoch auch für die sozialistischen Länder gilt, hat die Geschichte der letzten 20 Jahre zur Genüge bewiesen. Bricht aber eine Währung zusammen, ob plötzlich oder schleichend, brechen mit den sozialen Spannungen auch die alten ethnischen, kulturellen, religions- und sprachbedingten Spannungen wieder auf, ganz besonders in einem Vielvölkerstaat wie jenem auf dem Balkan. Hinzu kommt noch das dann deutlicher werdende Reichtumsgefälle von Nord nach Süd, das umso größer wurde, wie die wirtschaftliche und politische Fähigkeit des Staates abnahm, diese Diskrepanzen auszugleichen.

      Die aus solchen Umständen resultierenden Entwicklungen hat der deutsch-argentinische Sozial- und Geldreformer Silvio Gesell bereits in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts treffend formuliert: "Die Währung hält den Staat zusammen oder sie sprengt ihn – je nachdem. Wird hier gepfuscht, so löst es sich in kleine Teile auf, in Atome, die sich gegenseitig abstoßen: Stadt gegen Land, Beruf gegen Beruf, Volksstamm gegen Volksstamm, Norden gegen Süden, Festbesoldete gegen Lohnarbeiter, bis schließlich Arbeiterbataillone gegen Arbeiterbataillone marschieren. Der Krieg ist kein biologisches Element, sondern ein eheliches Kind der sozialen Zustände. Diese Mörderhöhle haben alle Völker sich in ihren wirtschaftlichen Einrichtungen selbst geschaffen" [7]

      In welchem Ausmaß sich solche Spannungen zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen aufbauen können und aufgebaut haben, konnten wir nicht erst im Kosovo, sondern schon seit Anfang der 90er Jahre in dem zerbrechenden Vielvölkerstaat auf dem Balkan Schritt für Schritt verfolgen. Zuerst versuchten sich die wohlhabenderen nördlichen Teilrepubliken Slowenien und Kroatien von Rest des Staates abzukoppeln. Das wiederum motivierte die von Serben beherrschte Zentralregierung zu dem Versuch, diese Abspaltungen gewaltsam zu verhindern bzw. die abtrünnigen Gebiete wieder unter ihre Gewalt zu bringen.

      Bei diesem Versuch der Rückeroberung ging es nicht nur um den relativen Reichtum dieser nördlichen Gebiete und deren industrielle Einrichtungen, sondern nebenbei auch noch um die DM-Devisen, die sich gerade bei den Bürgern dieser grenznahen Landesteile angesammelt hatten. Da sich aber die Menschen in den Teilrepubliken längst ethnisch durchmischt hatten, kam es im Zuge dieser Separationsbewegungen zu Vertreibungen und Verfolgungen in beiden Richtungen mit zunehmender Gewaltanwendung. Dies führte damals schon zu einem ersten Eingreifen ausländischer Militäreinheiten, das jedoch – im Gegensatz zu den Ereignissen im Kosovo – damals noch durch einen UN-Beschluss gedeckt und vor allem mit keinen Luftangriffen verbunden war.

      Noch dramatischer als in Bosnien und anderswo ging es im weit abgelegenen und fast schon isolierten Landesteil der Kosovaren zu. Als dort die Spannungen zwischen der islamisch-albanischen Mehrheit und der serbischen Minderheit zu gegenseitigen Vertreibungen und Massakrierungen führten, versuchte die Zentralregierung in Belgrad ihrerseits die Unabhängigkeitsbestrebungen der Kosovaren mit brachialer Gewalt zu unterdrücken und vor allem die serbische Minderheit zu schützen und zu stärken. Diese Gewaltmaßnahmen eskalierten dann noch durch das Auftreten der aus serbischer Sicht illegalen UCK. In welchem Maße sich diese Eskalation der Gewalt zur Zeit des Eingreifens der Nato zu einer ethischen `Säuberung` und Massenvertreibung entwickelt hatte, dürfte allen noch genügend in Erinnerung sein. Ebenso, dass dieser von der UN nicht sanktionierte Eingriff sowohl gegen die Statuten des Völkerrechts verstieß als auch gegen jene der Nato selbst.

      11. Die Hintergründe der westlichen Einmischung [Übersicht]

      Zweifellos boten die Vorgänge in Jugoslawien, vor allem auch die im Kosovo, genügend Anlass verhindernd einzugreifen. Warum dies aber ohne einen legitimierenden UN-Bschluss erfolgte und mit solch einer radikalen Zerstörung der Infrastruktur in ganz Serbien, ist nicht ohne weiteres nachzuvollziehen. Vor allem ist es unverständlich, warum man nicht auf andere Art und Weise schon lange vorher versucht hat, die Reaktionen Belgrads zu beeinflussen. So hätte beispielsweise ein rechtzeitig durchgesetztes konsequentes Embargo von Rüstungsgütern und Mineralöl-Lieferungen genauso wirksam sein können, wie die nachherige Zerbombung der entsprechenden Anlagen. Das gleiche gilt für eine finanzielle Unterstützung der Opposition in Jugoslawien, die in Belgrad schon Anfang der 90er Jahre möglich und notwendig gewesen wäre. Ausserdem wären diese Maßnahmen, auch wenn man die angrenzenden Länder für ihre wirtschaftlichen Verluste entschädigt hätte, vielmals billiger gewesen als die Zerstörungen mit Waffengewalt, von den Kosten des Wiederaufbaus gar nicht zu reden.

      Dass die der Gewalt vorausgegangenen wirtschaftlichen und sozialen Zerrüttungen Jugoslawiens entscheidend mit der schuldenbedingten Verarmung des Landes und der Inflation zusammenhingen, wurde bereits dargelegt. Diese Verschuldungen haben jedoch nicht nur die westlichen Kapitalgebergruppen reicher gemacht, sondern auch diejenigen, die von den bis ins Ende der 90er Jahren reichenden Rüstungslieferungen auf den Balkan profitiert haben. Warum hat man uns über Jahre hinweg im Fernsehen immer nur die Kisten und Transporte der Hilfslieferungen in die von den Kämpfen und Zerstörungen betroffenen Länder gezeigt, nie aber die der Rüstungsgüter, die – nicht anders als am Golf – in vielen Fällen sogar an beide Seiten gingen? Hat man im Westen dem gewaltsamen Weg vielleicht deshalb den Vorzug gegeben, weil der Einsatz und Verschleiß der Waffen, die Zerstörungen und der Wiederaufbau wirtschaftlich interessanter waren als alle anderen Alternativen?

      Wenn man sich noch einmal an den Bericht des "Berliner Tagesspiegel" über die "Bombenerfolge für die britische Industrie" und die Auseinandersetzungen über den Wiederaufbau Kuweits erinnert, erhalten jedenfalls manche Vorgänge in Jugoslawien einen anderen Hintergrund. Das gilt auch für solche Details wie die `irrtümliche` Bombardierung der chinesischen Botschaft, ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als sich mit Hilfe Russlands ein erster Waffenstillstand anzubahnen schien. Ebenso fragwürdig ist, dass man noch während der Kämpfe die Anklage Milosevics vor dem Tribunal in Den Haag verkündete, was zweifellos den Widerstand des Belgrader Regimes verstärkte und den Waffen- stillstand verzögerte.

      Auch die von den ersten Bombenangriffen an veröffentlichten und ständig wiederholten Beteuerungen, dass man nur Sachanlagen zerstören und diese hinterher wieder aufbauen würde, waren bezeichnend. Obwohl die Leere der öffentlichen Kassen der Natoländer überall beklagt wird, war schon von einem "Marschallplan II" die Rede, an den die westdeutschen Unternehmen schon eine angemessene Beteiligung anmahnten. Selbst der deutsche Finanzminister Hans Eichel versuchte – wie der SPIEGEL in der Ausgabe 19/ 1999 berichtete – während der Nato-Bombardierungen die Öffentlichkeit zu beruhigen: "Ich weise darauf hin, dass von der Hilfe für die Menschen im Kosovo letzten Endes ganz Europa profitieren wird, denn der Wiederaufbau ist auch ein Beschäftigungsprogramm."

      Bedenkt man, dass allein die Schäden durch die Luftangriffe auf 120 Mrd Dollar geschätzt werden und die gesamten Zerstörungen in allen Teilen des Vielvölkerstaates auf bis zu 400 Mrd Dollar, dann stellen die zu erwartenden Wiederaufbau-Aufträge tatsächlich eine interessante Größe dar. Eine Größe, hinter der das Schicksal der Vertriebenen und Ermordeten oder die Umweltzerstörungen und -vergiftungen durch die Angriffe der Nato fast in Vergessenheit geraten. Die Frage bleibt allerdings, wie dieses arme Land, dessen Sozialprodukt inzwischen auf 20 Mrd Dollar gesunken ist, diesen Wiederaufbau finanzieren soll.

      12. Hindernisse für Abrüstung und Konversion [Übersicht]

      Durch den Einsatz vergleichsweise bescheidener Dollar-Milliardenbeträge, zum Beispiel zur Finanzierung wirksamer Embargo-Maßnahmen oder humanitäter und politischer Hilfsprogramme, hätte man möglicherweise in Jugoslawien und auch anderswo manche Eskalation der Gewalt vermeiden können. Würden solche Maßnahmen noch von einem konsequenten Exportverbot aller Rüstungsgüter aus den Industrienationen begleitet, würden die heutigen Eskalationen von Gewalt in vielen Fällen zumindest eingegrenzt. Noch positiver und wirkungsvoller wäre es, die armen Länder vor überhöhten Verschuldungen zu schützen bzw. diese – oder zumindest die Zinszahlungen – in bestimmten Fällen zu erlassen. Schon mit wenigen Milliarden Dollar wären auf diese Weise der soziale Niedergang in Jugoslawien und damit alle daraus resultierenden Folgen zu vermeiden gewesen.

      Noch wirkungsvoller wäre ein allgemeines Verbot jeglicher Rüstungsproduktion in aller Welt, dessen Übertretung grundsätzlich genauso geahndet wird wie ansonsten Beihilfe zum Mord bzw. Massenmord.

      Doch so lange die bisherigen Strukturen unserer Weltwirtschaft unverändert bleiben, sind alle Chancen für eine solche Vermeidung problematischer Entwicklungen ebenso eingeschränkt wie der Abbau oder die Konversion der Rüstungsproduktionen. Das gilt vor allem für den Tatbestand, dass der globale Kapitalismus nicht nur auf eine ständige Ausweitung des wirtschaftlichen Wachstums angewiesen ist, sondern – weil das nicht ausreicht um ihn dauerhaft zu stabilisieren – zu zwischenzeitlichen, möglichst kostspieligen Zerstörungen, die über Rüstung und Kriege am wirkungsvollsten umzusetzen sind.

      Weil das so ist, sind auch die Ergebnisse aller bisherigen Abrüstungsverhandlungen nichts als Augenwischerei. Man entledigt sich im Ergebnis dabei meist eines Teils der zum Ballast gewordenen Überrüstung bei weiter laufender Neuproduktion und Modernisierung. Und diese beschleunigte Verschrottung, die wieder Milliarden verschlingt, ist – ähnlich wie die Produktion – ein Mordsgeschäft für die beteiligten Unternehmen. So wurden allein in der Bundesrepublik Deutschland in den 90er Jahren rund 10.000 konventionelle Waffensysteme zerstört, überwiegend – soweit sie nicht auf den Gebrauchtwaffenmärkten abgesetzt werden konnten – aus Beständen der Nationalen Volksarmee. Insgesamt kostete uns diese Aktion 190 Millionen Mark. In ganz Europa will man insgesamt viermal soviel in Rüstungsgütern eingefrorenes Kapital endgültig aus der Welt schaffen. Und dieser ganze Irrsinn wird sich kaum überwinden lassen, solange wir diese Rüstungsproduktion und deren friedliche oder kriegerische Vernichtung als Garanten unserer Wirtschaftswachstums ebenso benötigen wie zur Vermeidung fallender Zinsen.

      Das gilt selbst für die zwischen den USA und Russland abgesprochene Verringerung der strategischen Atomwaffen auf ein Drittel des früheren Potenzials. Denn auch nach dieser geplanten Reduzierung wird es immer noch 6.000 dieser Waffen geben, immer noch genug, um die Erde vielmals zu zerstören.

      Aus all diesen Gründen ist auch der Ruf nach einer Rüstungskonversion – also der Umstellung der Rüstungsbetriebe auf zivile Produktionen – keine Frage des Wünschens oder Wollens. Sie scheitert ganz einfach daran, dass eine solche Umstellung das Angebot auf den zivilen Märkten vergrößern würde, auf denen bereits heute eine weitgehende Überversorgung besteht. Diese Überversorgung, die den Zins in der zweiten Hälfte der 90er Jahre bereits weltweit auf ein kritisches Niveau sinken ließ, war und ist ja einer der Gründe, warum das Kapital in Bereiche drängte, die – wie die Rüstung – nicht renditedrückend sind.

      So wie die soziale und die ökologische Frage ist also auch das Problem der Rüstung und des Friedens solange nicht zu lösen, wie die Fehlstrukturen unserer Geldordnung unangetastet bleiben.

      13. Durch Gerechtigkeit zum Frieden [Übersicht]

      Angesichts der bislang ungelösten Strukturprobleme des globalen Kapitalismus ist zu befürchten, dass die fortschreitende Polarisierung von Reichtum und Armut und damit die zunehmende Verschuldung in aller Welt weiterhin Zündstoff für soziale Konflikte bleiben wird. Schulden und Inflationen dürften vor allem die Volkswirtschaften des Südens weiterhin ruinieren und Flüchtlingsströme auslösen, die wir erst dann registrieren, wenn sie unsere eigenen Grenzen erreichen. Außerdem treibt der geld- und zinsbedingte Zwang zum Wirtschaftswachstum die Industrienationen weiter in den Teufelskreis der "schöpferischen Zerstörung" (Schumpeter), zu dem Rüstung und Waffenexporte und – was noch schlimmer weil wirkungsvoller – auch der Einsatz derselben gehören.

      Zu den sozialen Konflikten unseres kapitalistisch verfälschten marktwirtschaftlichen Systems, bedingt durch die weiter wachsenden Polarisierungen zwischen Reich und Arm, dürften in zunehmendem Maße ökologische Konflikte kommen, vor allem um die knapper werdenden Vorräte an Trinkwasser, Erdöl und anderen Ressourcen. Dabei ist zu befürchten, dass dieses explosive Gemisch aus sozialen und ökologischen Konflikten auch weiterhin an wechselnden Orten der Welt militärisch explodiert, wie bereits in der Vergangenheit am Golf oder in Ländern wie Armenien, Tschetschenien und anderswo. Umso dringender wird der weitere Aufbau von zivilen Friedensdiensten zur Vorbeugung weiterer `humanitärer Katastrophen` und darüber hinaus ein Nachdenken über grundlegende Auswege aus dem Teufelskreis der Gewalt in eine gerechtere und friedlichere Welt, die eine Welt ohne Rüstung und Krieg sein könnte. Ziel eines solchen Nachdenkens sollte es sein zu klären,

      1. wie allen Menschen ein gleichberechtigter und naturverträglicher Zutritt zum Boden und seinen Schätzen verschafft werden kann, und

      2. wie das Geld so umgestaltet werden kann, dass es für alle Menschen ein produktions-, wachstums- und verteilungsneutrales, also ein gerechtes Tauschmittel wird.

      Kein geringerer als der britische Ökonom John Maynard Keynes hat in seinem Hauptwerk "Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes" nicht nur die drei entscheidenden Problemfelder unserer Tage im Buchtitel zusammengefasst. Er hat darüber hinaus gleich mehrfach dargelegt, dass eine Korrektur der Geldordnung soziale Gegensätze entschärfen und damit den Frieden in der Welt fördern würde. So schrieb er zum Beispiel, dass es möglich sein müsste, "innerhalb einer Generation die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals im Gleichgewicht auf ungefähr Null herunterzubringen." Und das damit einhergehende Sinken des Zinsniveaus gegen Null würde – so meint Keynes weiter – "der vernünftigste Weg sein, um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen des Kapitalismus loszuwerden." (S.185) Keynes sprach in diesem Zusammenhang von einem großen "Gezeitenwechsel": die bisherige kapitalistische Marktwirtschaft mit all ihrer Ungerechtigeit und Friedlosigkeit würde dann in eine "Marktwirtschaft ohne Kapitalismus" übergehen, in der sowohl auf nationalstaatlicher als auch auf internationaler Ebene der Umgang des Menschen mit dem Boden und mit dem Geld neu geregelt wird.

      Der Boden, die Ressourcen und die Atmosphäre werden als Gemeingüter behandelt, deren private Nutzung gegen Gebühren möglich ist, die wiederum an alle Menschen gleichermaßen zurückfließen.
      Das Geld wandelt sich von einem zerstörerischen Beherrscher der Märkte zu ihrem Diener. Es wird nicht mehr durch den Antrieb von Zinsen und Zinseszinsen in Bewegung gehalten, auch nicht durch Währungen zerstörende Inflationen, sondern durch "künstliche Durchhaltekosten" (Keynes), die seine besondere Machtposition auf den Märkten neutralisieren.
      Die Entscheidungen über Investition und Produktion würden sich dann nicht mehr nach irrationalen Rentabilitätskriterien richten, sondern allein nach rationalen eines wirtschaftlichen Einsatzes von menschlichen und natürlichen Ressourcen. Bei einem Absinken des Zinssatzes auf einen Gleichgewichtssatz in der Nähe von Null gehen die zinsbedingten Einkommensumschichtungen von der Arbeit zum Besitz, also von Arm zu Reich, zurück. Damit verringert sich die Ungerechtigkeit unseres heutigen monetären Systems, die immer mehr zur Hauptursache der sozialen und politischen Spannungen wird.

      Mit den sinkenden Zinsen geht aber auch die übermäßige Zunahme der Geldvermögen und damit der Investitions-, Verschuldungs- und Wachstumszwang zurück. Damit wiederum die Notwendigkeit jener "Überproduktions- und Reinigungskrisen", mit denen heute – ob in Rezessionen, Crashs oder Kriegen – die zinsdrückenden Sachkapitalanhäufungen periodisch reduziert werden müssen, vor allem um dem weiter wuchernden Geldvermögen renditesichernd Platz zu machen. Als Folge davon bauen sich auch die Ursachen ab, die die Staaten heute dazu zwingen, das Spiel der Überrüstung mitzumachen oder gar bewusst zu betreiben, inzwischen sogar schon, um sich gegen die zunehmenden Flüchtlingsströme abzusichern. Kurz: Der Systemzwang zur zivilen und militärischen Kapitalvernichtung käme zum Erliegen.

      Alles, wofür sich heute die Menschen in der Friedensbewegung engagieren (Friedenspädagogik, Abrüstung, Konversion und zivile Friedensdienste), ist notwendig und sinnvoll. Darüber hinaus ist es aber unverzichtbar, sich auch mit den wirtschaftlichen Triebkräften von Rüstung und Krieg zu befassen, die in einem entscheidenden Maße in der bislang geltenden Geld- und Bodenordnung angelegt sind. Denn nur wenn es uns gelingt, diese Triebkräfte zu überwinden, öffnet sich der Weg zu einer gewaltlosen und friedlicheren Welt.

      Anmerkungen:

      [1] Präsident der Hifa-Austria, "Die Zukunft beginnt jetzt", in: Der Dritte Weg 7/92

      [2] Süddeutsche Zeitung von 14.4.99

      [3] George Bernhard Shaw, Politik für jedermann, Zürich 1948, S. 218-219

      [4] Karl Barth, Die kirchliche Dogmatik Band III/4, Zürich 1951, S. 525

      [5] Luis Ignacio Silva, zitiert in: Susan George, Sie sterben an unserem Geld, Reinbek 1988, Buchrückseite

      [6] John Maynard Keynes, Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, Berlin 936/96, S. 90, 110 u. 322

      [7] Silvio Gesell, Gesammelte Werke, Lütjenburg 1988-1999, Band 12, S. 28 und 290-292.
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      schrieb am 08.05.03 20:06:15
      Beitrag Nr. 32 ()
      Öl und der bevorstehende Krieg gegen den Irak
      Von Nick Beams
      1. März 2003
      aus dem Englischen (19. Februar 2003)
      Im Vorfeld der weltweiten Demonstrationen gegen den bevorstehenden Angriff auf den Irak unter Führung der USA hat die Londoner Financial Times einigermaßen verzweifelt zu erklären versucht, dass Öl kein wesentliches Motiv hinter dem amerikanischen Streben nach Krieg darstelle.

      In einem Kommentar vom 12. Februar behauptete John Tatom von der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der DePaul University in Chicago, die Auffassung, Amerika wolle Saddam Hussein stürzen um an das irakische Öl zu kommen, sei "eine dieser großen ideologischen Streitfragen, die sich scheinbar (sic) allen rationalen Argumenten entziehen". Tatoms begründet seinen Standpunkt mit der oft wiederholten Behauptung, die USA benötige keine Kontrolle über die irakischen Ölfelder, da es billiger sei, das Öl auf dem freien Markt einzukaufen.

      Auf Tatoms Kommentar folgte am 15. Februar, als sich über eine Million Demonstranten in London versammelten, ein Artikel des Kolumnisten Tony Jackson.

      "Die Anti-Kriegs-Demonstranten werden heute in einer Frage weitgehend übereinstimmen: in der Irak-Krise geht es ‚eigentlich’ um Öl. In gewisser Weise war dies zu erwarten. Wenn man die offiziell genannten Kriegsgründe nicht überzeugend findet, sucht man nach irgendwelchen heimlichen Zielen. Obwohl ich selbst Zweifel habe, kann ich keinen ‚wirklichen’ Grund anbieten. Die Öl-These finde ich allerdings problematisch, weil sie für eine Haltung steht, die weitreichende Konsequenzen haben kann."

      Nach Jacksons Auffassung muss dem "Öl-Irrtum" entgegentreten, weil Ölmanager, mit denen er gesprochen hatte, wegen dem drohenden Krieg nervös seien und der allgemeine Niedergang am Aktienmarkt darauf hindeute, dass diese Stimmung in der Wirtschaft weit verbreitet sei.

      Der Grund, weshalb er die "Öl-These" für so gefährlich hält, ist also nicht ihr Wahrheitsgehalt, sondern die Folgen, die sie haben könnte. Verschwörungstheorien, dass Großkonzerne die Welt regierten, hätten "Auswirkungen auf das reale Leben", betont er. Sollte der Krieg "schief gehen" und die Öffentlichkeit glauben, die Ölkonzerne steckten dahinter, "könnte der Bumerang-Effekt gegen die Unternehmer wirklich unangenehm werden".

      Diese Bemerkungen lassen die Beweggründe anderer Kommentatoren ahnen, die versuchen, einen Zusammenhang zwischen dem Irak-Krieg und dem Erdöl zu widerlegen. Sie fürchten die Radikalisierung breiter Massen der Bevölkerung, wenn die tatsächliche politische Ökonomie des globalen kapitalistischen Systems sichtbar wird¸ die dem von den Medien präsentierten Bild des "freien Marktes" ganz und gar nicht entspricht.

      Wie schon viele andere vor ihm, versucht auch Jackson, eine ökonomische Analyse der Triebkräfte des Kriegs abzutun, indem er behauptet, sie würde durch unmittelbare Ereignisse - wie Aussagen von Managern oder Marktschwankungen - widerlegt, oder indem er sie karikiert - als geheime Clique von Managern, die hinter den Kulissen die Strippen zieht.

      Öl spielt bei dem Angriff auf den Irak nicht einfach deshalb eine große Rolle, weil Bush, Cheney und andere Mitglieder der US-Regierung enge Beziehungen zur Ölindustrie haben - auch wenn diese wichtig sind. Die Gründe liegen tiefer. Sie hängen mit der Stabilität des amerikanischen Kapitalismus selbst und seinem unablässigen Streben nach einer dominierenden Rolle in der Weltwirtschaft zusammen.

      Die auf lange Sicht zunehmende Abhängigkeit der US-Wirtschaft von Öleinfuhren ist gut dokumentiert. Die National Energy Policy Development, der Vizepräsident Dick Cheney vorsteht, berichtete im Mai 2001, dass die heimische Ölproduktion in den nächsten beiden Jahrzehnten um 12 Prozent abnehmen werde. Bei einem gleichzeitig erwarteten Anstieg des Ölverbrauchs um ein Drittel während dieses Zeitraums führt das dazu, dass die Abhängigkeit der USA von importiertem Öl, die von 1985 bis heute von einem Drittel auf über 50 Prozent zugenommen hat, auf zwei Drittel ansteigen wird.

      Der Bericht von Cheney besagt, dass die Produzenten am Persischen Golf allein im Jahre 2020 für bis zu zwei Drittel der weltweiten Ölexporte aufkommen werden. Die Kontrolle über die Region wird also in Zukunft noch wichtiger sein als in der Vergangenheit.

      Auf die große Bedeutung des Irak unter diesen Bedingungen ist schon oft hingewiesen worden. Er verfügt über die zweitgrößten Ölreserven der Welt, 115 Millionen Barrel. Diese Zahl könnte sich auf 220 bis 250 Millionen erhöhen, wenn weitere mögliche Reserven vollständig erkundet sind.

      Strategische Interessen der USA

      Die Kontrolle über die Ölvorräte des Nahen Ostens war schon immer ein strategisches Ziel der USA. Als Präsident Truman 1947 mit seiner berühmten Rede den Kalten Krieg in Gang setzte und die nach ihm benannte Doktrin formulierte, nannte er den Nahen Osten mit seinen "großen natürlichen Ressourcen" als einen Aspekt im Kampf gegen den "Kommunismus".

      1974-75, inmitten der Ölpreiserhöhungen seitens der OPEC-Staaten und einer drohenden Verschärfung des Ölembargos, diskutierte die US-Regierung die Möglichkeit militärischer Aktionen gegen ölfördernde Staaten.

      Nach dem Sturz des Schahs von Persien 1979, der 1953 durch einen CIA-gestützten Putsch gegen den nationalistischen Führer Mossadegh an die Macht gekommen war, war die USA zunehmend beunruhigt über ihre Interessen in der Region. So warnte Präsident Carter 1980 in seiner Rede an die Nation: "Jeden Versuch von außen, die Region des Persischen Golf unter Kontrolle zu bekommen, werden die USA als einen Angriff auf ihre Lebensinteressen verstehen. Ein derartiger Angriff wird mit den notwendigen Mitteln abgewehrt werden, militärische Gewalt eingeschlossen." Diese neue Politik, die Carter-Doktrin, sei, so Carter, durch die "überragende Abhängigkeit westlicher Nationen von den lebenswichtigen Öllieferungen der Ölproduzenten des Nahen Ostens" nötig geworden.

      Als Zeuge vor dem Streitkräfteausschuss des Senats 1990, nach der Invasion Kuwaits durch den Irak, nannte Verteidigungsminister (heute Vize-Präsident) Dick Cheney die Gründe für den von den USA angeführten Krieg: "Der Irak kontrollierte vor der Invasion Kuwaits zehn Prozent der weltweiten Reserven. Nach der Einnahme Kuwaits hat Saddam diesen Anteil an den bekannten Ölvorräten der Welt auf 20 Prozent gesteigert... Nach der Einnahme von Kuwait... ist er offensichtlich in der Lage, die Zukunft der globalen Energiepolitik zu diktieren, und das hat ihm die Möglichkeit gegeben, unsere Wirtschaft wie auch die der meisten anderen Länder der Welt zu erpressen".

      Innerhalb von Tagen nach der irakischen Besetzung Kuwaits äußerte sich ein "hochrangiger amerikanischer Politiker" (man munkelt, es sei Außenminister James Baker gewesen) gegenüber der New York Times noch unverblümter: "Wir sprechen über Öl. Klar? Öl, vitale amerikanische Interessen".

      Seit dem Golfkrieg ist dieses Interesse nicht geringer, sondern noch stärker geworden, wie die Zahlen über die Abhängigkeit der amerikanischen Wirtschaft von importiertem Öl zeigen. Und die Frage, welche Unternehmen die Ölförderung kontrollieren, ist vom ökonomischen wie politischen Standpunkt von grundlegender Bedeutung.

      Wie der amerikanische Wissenschaftler Michael T. Klare (Autor des Buches Resource Wars) in einem neueren Artikel hervorhebt (Foreign Policy in Focus unter http://www.fpif.org), ergibt sich eines der wichtigsten Ziele der jetzigen amerikanischen Regierung aus Cheneys Analyse von 1990. "Wer immer die Ölproduktion am Persischen Golf kontrolliert, kann nicht nur unsere Wirtschaft, sondern ‚auch die der meisten Länder der Welt’ in ‚den Würgegriff nehmen’. Dieses Bild ist sehr aussagekräftig und beschreibt glänzend, wie die Regierung über die Golfregion denkt, allerdings in umgekehrter Weise: Wenn wir die wichtigste Macht in der Golfregion sind, dann können WIR die Wirtschaft der anderen Länder in den Würgegriff nehmen."

      Wie wichtig die Aufrechterhaltung dieser dominierenden Position geworden ist, ist durch die jüngsten Konflikte zwischen der USA und dem "alten Europa" - vor allem Frankreich und Deutschland - deutlich geworden.

      Wie Klare betont, befindet sich das Ziel, das Öl am Persischen Golf zu kontrollieren, "in Übereinstimmung mit dem erklärten Ziel der Regierung, auf immer allen anderen Nationen militärisch überlegen zu sein". Ebenso deckt es sich mit der in der Regierungserklärung zur nationalen Sicherheitspolitik formulierten Absicht, "jede rivalisierende Macht auf immer daran zu hindern, jemals mit den USA auf gleichem Niveau konkurrieren zu können".

      Öl und der US-Dollar

      Neben den geopolitischen Interessen, die den ersten Golfkrieg bestimmten und deren Bedeutung inzwischen nicht ab-, sondern zugenommen hat, gibt es einen weiteren wichtigen Grund, weshalb die USA einen "Würgegriff" über die Ölreichtümer des Persischen Golfs ausüben müssen.

      Eine Reihe von Medienkommentatoren versuchen, die Beziehung zwischen dem Öl und dem amerikanischen Kriegsstreben zu leugnen. Sie heben immer wieder hervor, dass es letztlich gleichgültig sei, wer diese Ressourcen kontrolliert, da sie immer noch auf dem Weltmarkt verkauft werden müssten, wo das Öl für die USA und andere Käufer angeboten würde.

      Auch wenn man annimmt, dass der Ölmarkt so funktioniert wie sie annehmen (es gibt keinen Boykott, und keine Produktionseinschränkungen, um den Preis zu heben oder ähnliche Maßnahmen), gibt es immer noch ein anderes Problem - in welcher Währung werden die Öllieferungen bezahlt? Und diese Frage wird für die langfristige finanzielle und wirtschaftliche Stabilität der Vereinigten Staaten immer bedeutsamer.

      Als der Golfkrieg 1990 ausbrach, hatte sich die finanzielle Position der USA gerade in historischem Ausmaß verändert. Zum ersten Mal seit die USA 1914 zur dominierenden kapitalistischen Macht geworden waren, war das Land zur Schuldnernation geworden. In den Jahren seit 1990 haben sich die Vereinigten Staaten zum höchstverschuldeten Land der Welt entwickelt.

      Nach neuesten Schätzungen schulden die USA dem Rest der Welt mehr als 2,7 Billionen Dollar, was mehr als einem Viertel des Bruttosozialprodukts entspricht. Um diese Schulden zu finanzieren, sind die USA auf einen Kapitalzustrom von außen in Höhe von etwa 2 Mrd. Dollar täglich angewiesen. Einer der Hauptgründe, weshalb die USA eine solche enorme Menge Geld anzieht (die etwa zwei Dritteln des in der Weltwirtschaft erzielten Überschusses entspricht), findet sich in der Rolle des Dollars als wichtigste internationale Reservewährung. Schätzungen zufolge wurden gegen Ende der 90er Jahre mehr als vier Fünftel aller Devisentransaktionen sowie die Hälfte der weltweiten Exporte in Dollar abgerechnet, und etwa zwei Drittel aller offiziellen Währungsreserven wurden in Dollars gehalten.

      Mit der Einführung des Euro durch die Europäische Union hat jedoch ein potenzieller Rivale den Weltmarkt betreten. Zunächst sorgte der anhaltende Anstieg des Dollarkurses dafür, dass der Euro nicht als attraktive Option erschien. Mit dem Zusammenbruch der Spekulationsblase an den US-Aktienmärkten ist die Situation eine andere geworden. Seit Ende 2000 hat der Dollar gegenüber dem Euro mehr als 15 Prozent eingebüßt.

      Daher denken OPEC-Länder darüber nach, ob es irgendwann in der Zukunft sinnvoll sein könnte, den Dollar durch den Euro als Zahlungsmittel zu ersetzen. In einer Rede im April 2002 bemerkte der Leiter des Petroleum Market Analysis Department der OPEC, Javad Yarjani, dass die meisten OPEC-Länder bis auf weiteres Dollars als Zahlungsmittel verlangen würden, die OPEC jedoch für die Zukunft "nicht gänzlich die Möglichkeit ausschließen will, bei Preisfestsetzung und Bezahlung auf Euro überzugehen."

      Sollte die OPEC zum Euro als Zahlungsmittel wechseln, wären die USA sehr schnell mit einem wirtschaftlichen "Albtraum-Szenario" konfrontiert. Wichtige Ölimporteure müssten einen Teil ihrer Dollarbestände - Aktien, Bonds und andere Anlagen - in Eurobestände wandeln. Der Wert des Dollars würde deutlich fallen, und möglicherweise einen weiteren Rückzug von Geldern nach sich ziehen, weil sich Investoren um den Wert ihrer Dollarvermögen sorgen würden. Die drückende US-Schuldenlast, die jetzt in den täglichen Geldgeschäften kaum eine Rolle spielt, würde zu einem gewichtigen Faktor werden.

      Eine Veränderung der Währungsgrundlage des Ölexportmarkts oder eines bedeutenden Teils davon würde also auf die Position der Vereinigten Staaten auf den internationalen Finanzmärkten erhebliche Auswirkungen haben, gleich, ob Öl frei verfügbar oder wie hoch sein Preis wäre. Kontrollieren die USA aber die irakischen Ölvorräte, direkt oder mittels eines Marionettenregimes, wären sie in einer viel besseren Position, einen Wechsel der Währung seitens der OPEC zu verhindern.

      Bedenkt man die langfristigen strategischen Fragen, so wird klar, weshalb Washington zu militärischer Gewalt greifen muss, um die großen wirtschaftlichen Probleme zu überwinden, mit denen es der amerikanische Kapitalismus zu tun hat.

      Die Verwandlung der USA von der größten Gläubigernation in die größte Schuldnernation der Welt in kaum mehr als zwei Jahrzehnten ruft die vorausschauenden Worte Trotzkis aus den späten zwanziger Jahren in Erinnerung, dass eine wirtschaftliche Krise nicht mit der Schwächung der amerikanischen Vorherrschaft einhergehen würde.

      "Gerade umgekehrt", betonte Trotzki, "wird sich die Hegemonie der Vereinigten Staaten während der Zeit einer Krise noch viel vollständiger, offener, schärfer und rücksichtsloser auswirken, als während der Zeit des Aufstiegs. Die Vereinigten Staaten werden ihre Schwierigkeiten und Krankheiten auf Kosten Europas bekämpfen und überwinden. Ganz gleich, ob das in Asien, Indien, Südamerika oder in Europa selbst vor sich gehen wird. Ganz gleich, ob das auf friedlichem oder kriegerischem Weg geschieht." (Leo Trotzki, Die Dritte Internationale nach Lenin)

      :D
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 20:10:49
      Beitrag Nr. 33 ()
      Mensch sittin,
      hast Du kein Erbarmen? :cry:

      Verschwendest wieder Speicherplatz bei WO noch und nöcher. Denk doch mal an die Kosten und die Umwelt. :mad:
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 22:34:01
      Beitrag Nr. 34 ()
      der kostet so gut wie nichts- Zugang wäre eher das Zauberwort!

      Willst meine Kopierfunktion verbieten?

      Macht doch demnächst schon TCPA, dann brauchst so was nicht mehr zu lesen!


      :rolleyes:

      Außerdem, wo steht das du diese Texte lesen sollst? ;)

      Ist ein Archivthread, damit ich wesentliches nicht aus den Augen verlier! :look:
      Avatar
      schrieb am 09.05.03 18:32:47
      Beitrag Nr. 35 ()
      NACHKRIEGS-IRAK

      EU-Kommissar wirft USA Öl-Imperialismus vor

      Den Verdacht, sie verfolgten mit dem Krieg gegen den Irak lediglich die Kontrolle über die Öl-Reserven des Wüstenstaats, konnten die USA nie ausräumen. Jetzt machte sich der für Entwicklungshilfe zuständige dänische EU-Kommissar Poul Nielson ein Bild vor Ort - und erneuerte den Vorwurf in ungekannter Schärfe.



      Kopenhagen/Brüssel - Nielson sagte am Freitag nach seiner Rückkehr von einem dreitägigen Besuch im Irak im dänischen Rundfunk: "Ich glaube, dass die USA durch diese Sache auf dem Weg zur Opec-Mitgliedschaft sind. Sie wollen das Öl behalten." Es sei sehr schwer, eine andere Interpretation für das Verhalten der Amerikaner zu finden.
      Nielson meinte weiter, nach seinen Gesprächen mit dem US-Zivilverwalter in Bagdad, Jay Garner, sowie anderen Vertretern Washingtons habe er Zweifel, dass die Vereinigten Staaten wirklich wie angekündigt daran arbeiteten, den Irakern die Kontrolle über ihr Land zurückzugeben.


      Weiter:

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,247936,00.html
      Avatar
      schrieb am 19.05.03 23:12:28
      Beitrag Nr. 36 ()
      Syrien, Iran, Nordkorea - Wer ist als Nächster dran?
      Von Clemens Ronnefeldt*


      Wer wissen möchte, wie die Militarisierung der US-Außenpolitik in den nächsten Jahren vermutlich aussehen und die Transformation des Nahen und Mittleren Ostens weitergehen wird, findet in einem bisher viel zu wenig beachteten Dokument Antworten: Es trägt den Titel "Rebuildung America´s Defenses. Strategy, Forces and Resources For a New Century" und wurde im September 2000 verfasst von einem der derzeit maßgeblichen Think-Tanks der USA: Der 1997 gegründeten Gruppe "Project for the New American Century". Zu den wesentlichen Autoren dieser äußerst einflussreichen neokonservativen Gruppe gehören u.a. Paul Wolfowitz, Lewis Libby, Stabschef von Vizepräsident Cheney, Jeb Bush, Gouverneur in Florida und Bruder von Georg W. Bush, William Kristol, Robert Kagan und John R. Bolton.

      Ein wesentlicher Kernpunkt ihres Papiers ist Folgender: "Derzeit sieht sich die USA keinem globalen Rivalen ausgesetzt. Die Grand Strategy der USA sollte darauf abzielen, diese vorteilhafte Position so weit wie möglich in die Zukunft zu bewahren und auszuweiten". Auf Seite 51 ihres Dokumentes, das die Dominanz der USA für die nächsten Jahrzehnte zum Inhalt hat, findet sich vor dem Hintergrund des 11.9.2001 ein Satz von fast hellseherisch-prophetischer Klarheit, geschrieben im September 2000: "Further, the process of transformation, even if it brings revolutionary change, is likely to be a long one, absent some catastrophic and catalyzing event - like a new Pearl Harbor".

      In US-Strategiepapieren verwenden Autoren wie Ronald D. Asmus, Kenneth M. Pollack oder auch Zbigniew Brezinski den Begriff "Greater Middle East", um die US-Interessen und den Zugriff auf Ressourcen von der Golfregion über den Kaukasus bis nach Mittelasien hin zu beschreiben.

      Der Lebensstil in den USA drängt zu neuen Kriegen

      Um ihr Außenhandelsbilanz auszugleichen, brauchen die USA einen täglichen(!) Kapitalzufluss von rund 2 Milliarden US-Dollar. Von den Triademächten USA, Europa und Japan sind lediglich die beiden letztgenannten in der Lage, die Waren, die sie konsumieren, auch zu bezahlen - in völligem Kontrast zu den USA. Die Welt kann in weiten Bereichen mehr und mehr auf die USA verzichten, diese aber nicht auf den Rest der Welt.

      Knapp 60 Jahre wirtschaftlicher Aufstieg Europas und Japans, dazu ein sich wirtschaftlich langsam erholendes Russland, lassen das US-Imperium immer mehr in Panik geraten und auf Schwächere losgehen: "Die beschränkten wirtschaftlichen, militärischen und ideologischen Ressourcen lassen den Vereinigten Staaten, wenn sie ihre Rolle als Weltmacht behaupten wollen, keine andere Möglichkeit, als den kleinen Mächten übel mitzuspielen. In dem an einen Alkoholiker erinnernden Benehmen der amerikanischen Diplomatie steckt durchaus eine Logik. Das wahre Amerika ist so schwach, dass es nur mit militärischen Zwergen eine Konfrontation suchen kann. ... Seine wirtschaftliche Abhängigkeit von der Welt macht auf die eine oder andere Art universelle Präsenz notwendig" (S.168), schreibt Emmanuel Todd in seinem äußerst aufschlussreichen Buch "Weltmacht USA. Ein Nachruf".

      Schurkenstaaten sind Staaten, die nicht mehr in US-Dollar abrechnen

      Bereits seit Ende des Jahres 2000 berechnete Irak seine tägliche Ölförderung nicht mehr in Dollar, sondern in Euro. Iran verkauft bereits seit geraumer Zeit sein Öl nicht mehr in Dollar, sondern zum größten Teil in Euro. Nordkorea hat seine gesamten Devisen in Euro eingewechselt, so eine dpa-Meldung am 12.11.02. China kündigte bereits im November 2001 an, seine 200 Milliarden Dollar-Devisen-Reserve zu einem großen Teil in Euro umzutauschen (1). Wenn diese Beispiele Schule machen - und dies tun sie - ist der American way of life aufs Höchste gefährdet.

      Nur so lange der US-Dollar auf der gesamten Welt akzeptiert wird, kann die US-Wirtschaftspolitik mitsamt dem ständigen Drucken von neuen Dollarscheinen ohne Ängste vor einer instabilen Währung funktionieren. Mit diesem Mechanismus schöpfen die USA seit Jahrzehnten nicht unerhebliche Reichtümer anderer Volkswirtschaften in der Welt ungeniert ab und transferieren sie in ihr eigenes Land. Für die US-Wirtschaft war in der Vergangenheit sehr vorteilhaft, dass die im arabischen Raum eingesetzten US-Dollar zur Begleichung der US-Ölrechnungen oft wieder in Rüstungsgeschäfte investiert und somit "recycelt" wurden. Dieses Verfahren kommt mit dem Euro als neuer Weltwährungskonkurrenz nun an seine Grenzen.


      Derzeit sind drei Staaten besonders gefährdet, unter die Räder des im Niedergang begriffenen US-Imperiums zu kommen: Syrien, Iran und Nordkorea.

      Syrien

      Syrien, etwa halb so groß wie Deutschland, allerdings mit 17,2 Millionen Einwohnern weitaus dünner besiedelt, trägt schon länger aus US-Sicht das Etikett "Schurkenstaat".

      Richard Perle sagte der International Herald Tribune Mitte April 2003, im Falle eines Waffenfundes in Syrien würden die USA verlangen, dass diese abgegeben werden müssten, um die Bedrohung zu beseitigen. Falls dies nicht geschehe, "würde wohl keiner ausschließen wollen, dass wir die volle Breite unserer Möglichkeiten ausschöpfen". Da es keinerlei UN-Mission oder UN-Resolution bezüglich der Suche oder gar Zerstörung syrischer Massenvernichtungswaffen gibt, stellt sich die offene Frage, an welches durchführende Organ Richard Perle dabei gedacht haben mag.

      Auf journalistische Nachfragen, ob die Anschuldigungen gegen Syrien in einen neuen Krieg münden könnten, antwortete Georg W. Bush: "Wir sind nun hier im Irak. Und als zweiten Punkt erwarten wir Kooperation von Syrien. Und ich bin zuversichtlich, dass wir Zusammenarbeit erhalten".

      Mit der Baath-Partei im Irak ist die syrische Baath-Partei seit vielen Jahren verfeindet. Wie die Washington Post am 21.6.02 berichtete, kooperierte die syrische Regierung mit der CIA bei der Verfolgung von Al Quaida-Terroristen.

      Seit der Endphase der Krieges gegen Irak wirft die US-Regierung Präsident Baschar al-Assad ein ganzes Bündel von Verfehlungen vor:
      Syrien habe angeblich Rüstungsgüter während des jüngsten Krieges an Irak geliefert.
      Syrien kooperiere immer noch mit dem gestürzten Regime von Saddam Hussein.
      Syrien beherberge Mitglieder der irakischen Führung.
      Syrien produziere Massenvernichtungswaffen.
      Syrien unterstütze Terroristen.
      Entscheidend für die scharfen Töne Washingtons ist derzeit wahrscheinlich der letzte Punkt: "Darin sind sich alle Politiker in der Region einig: Die USA legen der syrischen Führung jetzt nicht wegen der möglichen Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen die Daumenschrauben an. Vielmehr zielten sie auf die Ausschaltung radikaler Gruppen ab, die Damaskus unterstützt und die eine Lösung des Nahost-Konflikts nach den Vorstellungen Israels torpedieren könnten. Das sind allen voran die palästinensischen Islamisten-Organisationen Hamas und Dschihad, mehrere militante linke palästinensische Splittergruppen sowie die pro-iranische Schiitenmiliz Hisbollah in Südlibanon", berichtete die FR am 15.4.03.

      Konkret soll wohl Syrien zum Verzicht auf die von Israel seit 1967 völkerrechtswidrig annektierten Golanhöhen gezwungen werden. Damit kämen die Vertreter der "Groß-Israel"-Forderungen sowohl in den USA als auch in Israel einen großen Schritt weiter. Bei einem US-Angriff würde die letzte unmittelbar betroffene Regionalmacht ausgeschaltet, die diesem Vorhaben im Wege steht.

      Statt eines neuen Krieges gegen Syrien bräuchte die Gesamtregion eine Lösung des Israel-Palästina-Konfliktes durch eine starke Vermittlung von außen, die eine Zwei-Staaten-Lösung mit Ostjerusalem als Hauptstadt der Palästinenser, eine gerechte Lösung für die palästinensischen Flüchtlinge in Jordanien, Syrien und Libanon durchsetzt sowie für eine Überwindung der wirtschaftlichen und sozialen Unterschiede zwischen Israelis und Palästinensern sorgt.

      Iran

      Am 3.1.2002 fingen israelische Behörden ein angeblich aus Iran kommendes Schiff mit Waffen für die Palästinensische Autonomieverwaltung ab. Dies wurde sowohl in Israel als auch in den USA als Unterstützung Teherans für den internationalen Terrorismus gewertet. Der US-Sondergesandte - ehemals für Afghanistan, seit Ende 2002 für Irak - Zalmay Khalilzad, Mitbegründer des New American Century-Pojektes, warf am 19.1.2002 dem Iran vor, Waffen an bestimmte warlords in Afghanistan zu schicken, Afghanistan destabilisierende Gruppen zu finanzieren sowie Mitglieder der Revolutionären Garden zu entsenden. Er betonte, dass Irans Politik sich auf "das Prinzip der Nicht-Einmischung in die inneren Angelegenheiten Afghanistans³ gründen müsse.

      Die Aufnahme in die Länderreihe der "Achse des Bösen³ erfolgte, obwohl die iranische Regierung den Bombenkrieg der US-Regierung in Afghanistan unterstützte und überdies anbot, abgestürzte US-Piloten zu bergen. Sogar einen Hafen für US-Hilfslieferungen hatte Teheran geöffnet. Neben Ägypten ist Iran nicht nur der bevölkerungs-, sondern auch einer der einflussreichsten Staaten der Region. Iran bemühte sich auf diplomatischer Ebene Kontakte zu US-Verbündeten wie Kuwait, Saudi-Arabien und Pakistan aufzubauen, was Washington missfällt. Besonders stört Washington die bereits fertig gestellte Gaspipeline aus Turkmenistan in den Iran sowie die Tatsache, dass die iranische Regierung mit Indien über den Bau einer Pipeline verhandelt.

      Die US-Airforce soll "gemäß israelischer Quellen derzeit einen befestigten, mit Untergrundbunkern ausgestatteten Militärflughafen nahe Herat im Westen Afghanistans einrichten. Für Angriffe gegen Irak wäre dieser Stützpunkt nur begrenzt brauchbar, liegt doch die Basis rund 110 Kilometer von der iranischen Grenze. Anzahl und Ausmaß der US-Stützpunkte in Zentralasien übersteigen das für den Anti-Terror-Kampf notwendige. Für Einsätze gegen Iran wären auch sie hingegen ideal"(2), schrieb Sidney E. Dean bereits im September 2002.

      In einem 204 Seiten starken Bericht des US-Außenministeriums über die "Paten des globalen Terrorismus" vom Mai 2002 wurde Iran als aktivster staatlicher Terrorunterstützer beschrieben. Die Islamischen Revolutionären Garden und die iranischen Geheimdienste seien in Terroranschläge insbesondere im Rahmen der palästinensischen Intifada verstrickt, ebenso in Afrika, der Golfregion und in Zentralasien. Die israelische Regierung hat angekündigt, dass sie nicht bereit ist, die Inbetriebnahme eines derzeit noch in der Bauendphase befindlichen Atomkraftwerkes in Iran hinzunehmen. Auch die US-Regierung wird dem baldigen Anfahren des Reaktors wohl nicht gleichgültig gegenüberstehen.

      Am 23.4.03 warnte die US-Regierung Iran davor, Agenten unter die schiitische Bevölkerung Iraks zu mischen. Die einflussreichste schiitische Oppostionsgruppe im Irak, Sciri, lehnt bewaffnete Widerstandsaktionen gegen die alliierten Besatzungstruppen im Irak ab.

      Je mehr die rhetorische Schärfe gegenüber Teheran zunimmt, desto größere Schwierigkeiten wird der von Präsident Khatami eingeleitete Reformprozess zu überwinden haben, desto mehr Menschen werden in die Hände der religiösen Führer getrieben.

      Nordkorea

      Nordkorea, von Hans W. Maull als "Zombi-Staat" bezeichnet, unterhält trotz größter Armut und Verelendung im Land eine Armee von mehr als einer Million Soldaten ohne Reservisten. Ein Sechstel des Bruttosozialprodutes fließt in den Militärsektor, mehr als 600 Jagdflugzeuge und mehr als 300 Transportflugzeuge und Hubschrauber, zwischen 100 und 500 Scud-Raketen sowie die Entwicklung von Mittel- und Langstreckenraketen machen den Staat zu einer beachtlichen Militärmacht.

      Nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums lagern in Nordkorea zwischen 2.500 und 5.000 Tonnen chemischer und biologischer Waffen. Der US-Verbündete Pakistan steht in engem Austausch mit dem "Achse-des-Bösen-Staat" Nordkorea. "So gibt es Anlass zur Vermutung, dass Nordkorea im Austausch für die Lieferung von Raketentechnologien an Pakistan von diesem wissenschaftliches und technisches Know how für das neue Programm zur Urananreicherung erhalten hat" (3).

      Lediglich 40 Kilometer von der nordkoreanischen Grenze entfernt liegt die südkoreanische Hauptstadt Seoul mit ihren 11 Millionen Einwohnern, die im Falle eines Angriffes auch von US-Truppen nicht zu verteidigen wären. Weil Nordkorea nicht nur über Atomwaffen verfügt, sondern auch mit seiner Armee bei weitem nicht so leicht zu besiegen wäre wie das sehr viel schwächere Irak, werden die US-Strategen wohl nicht so schnell mit einer Bodentruppen-Invasion beginnen: "Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass eine eine halbe Million US-Soldaten umfassende US-Streitmacht in einem Krieg gegen Nordkorea binnen 90 Tagen mit mindestens 50.000 Gefallenen allein auf Seiten des Expeditionskorps zu rechnen hätte" (4).

      Die Spannungen der jüngsten Zeit beruhen zu einem großen Teil auf der Nichteinhaltung des am 21.10.1994 unterzeichneten "Agreed Framework" durch die USA und Nordkorea. Darin verpflichtete sich Nordkorea, seinen Forschungsreaktor, seine Brennelementefabrik und eine im Bau befindliche Wiederaufarbeitungsanlage stillzulegen sowie den Bau zweier neuer Atomreaktoren zu stoppen. Im Gegenzug für diesen Verzicht sollte die Regierung in Pjönjang bis zum Jahre 2003 zwei Leichtwasserreaktoren mit 2000 Megawatt Leistung erhalten, um den defizitären Energiebedarf zu decken. Finanziert werden sollte dies von dem internationalen KEDO-Konsortium, hinter dem vor allem Japan und Südkorea stehen. Die US-Regierung selbst verpflichtete sich, bis zur Fertigstellung der beiden Leichtwasserreaktoren jährlich 500 000 Tonnen schweres Heizöl sowie Lebensmittel zu liefern und die verhängten Sanktionen zu liften.

      Aus heutiger Sicht haben beide Seiten Vertragsbrüche zu verantworten. Nordkorea forschte wohl seit 1995 im Geheimen doch an Uran-Anreicherungsprogrammen weiter, auf der anderen Seite ließ die Asienkrise von 1997 die Geldströme Japans und Nordkoreas für das KEDO-Programm versiegen. Die US-Regierung hielt ihre Handelszusagen und Lieferverträge nicht ein, weil der Druck des Kongresses zu stark war.

      Nordkorea kam wohl auch deshalb auf die Liste der Länder der "Achse des Bösen³, weil die stalinistisch-kommunistische Regierung in Pjönjang nach Ansicht der US-Regierung bei Zugeständnissen im Rahmen der Inspektion von Nuklearanlagen und weit reichenden Raketen Washington nicht genügend entgegenkam. Der zweite wichtige Grund hat weniger mit Nordkorea als mit der innenpolitischen Situation in den USA zu tun: Je mehr die US-Regierung den Konflikt gegenüber Nordkorea verschärft, desto größer wird die inneramerikanische Unterstützung für die Raketenabwehrbefürwortung. "Die potenzielle nordkoreanische Raketenbedrohung diente dabei als willkommenes Feigenblatt, um nicht öffentlich einräumen zu müssen, dass das Abwehrprogramm eigentlich gegen die wachsende Bedrohung durch chinesische Raketen gerichtet ist³, so Hans-Joachim Schmidt von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung (in: FR-Dokumentation, 19.2.2002).

      Sollte die nordkoreanische Regierung sich auf den Normalisierungsprozess gegenüber Südkorea einlassen, auf die Wiederaufnahme von Raketentests ab 2003 verzichten, seine beiden Leichtwasserreaktoren für Inspektionen der Internationalen Atom-Energie-Behörde in Wien öffnen und der Chemiewaffenkonvention beitreten, käme die US-Regierung mit ihrer Raketenabwehrlegitimation gehörig ins Schleudern.

      Am 24.4.03 trafen sich zum erstenmal seit Okotober 2002 wieder US-und nordkoreanische Diplomaten - allerdings auf niedriger Ebene. Die Gespräche waren belastet durch "Zeitungsartikel, denen zufolge die USA aktiv einen Regimewechsel in Nordkorea durchsetzen wollen. Die New York Times zitierte ein internes Memorandum aus dem Weißen Haus, demzufolge die USA gemeinsam mit China auf einen Sturz von Kim Jong Il hinarbeiten sollten" (FR, 23.4.03). Gestützt auf hochrangige Quellen in Washington hatte die australische Zeitung "The Australian" berichtet, dass die USA Pläne für einen Militärschlag gegen das Atomzentrum Yongbyong ausgearbeitet hätten.

      Vor diesem Hintergrund kommt einer vermittelnden EU-Politik größte Bedeutung zum. Die EU hat zwar ein großes Interesse am Handel mit beiden Ländern, ist allerdings ansonsten weitaus "neutraler³ gegenüber beiden Koreas als die USA und hat erhebliche Einflussmöglichkeiten auf einen Entspannungsprozess. Insbesondere eine Aufgabe auch der Regierung in Berlin wäre, darauf zu achten, dass der gegenseitige Prozess der Information über militärische Vertrauensbildung zwischen Seoul und Pjönjang nicht wieder völlig abreist. In beiden Koreas besteht vereinzelt Bereitschaft, speziell aus der deutschen Wiedervereinigung zu lernen.

      Ein Ausweg aus der jetzigen total verfahrenen Situation könnte die Einberufung einer regionalen Friedens- und Sicherheitskonferenz darstellen, an deren Ende die hoffnungsvoll begonnene "Sonnenschein-Politik" des ehemaligen südkoreanischen Präsidenten Kim Dae-Jungs doch noch in einen Friedens- und Stabilitätspakt mündet. Die Wahrscheinlichkeit eines US-Angriffes auf Nordkorea sinkt auch in dem Maße, wie der Nachfolger Kim Dae-Jungs, Präsident Roh, den Kurs seines Vorgängers neu aufgreift.

      Fazit: Die USA und mit ihr die gesamte Welt stehen vor einer Zeitenwende

      "Schauen wir zu, wie das gegenwärtige Amerika seine verbliebenen Kräfte im `Kampf gegen den Terrorismus´ vergeudet als Ersatz für den Kampf zur Verteidigung einer Hegemonie, die nicht mehr existiert. Wenn Amerika weiter darauf beharrt, seine Allmacht zu demonstrieren, wird es schießlich der Welt nur seine Ohnmacht enthüllen", schreibt Emmanuel Todd am Ende seines bereits zitierten Buches.

      Statt dem Geschehen nur zuzuschauen, empfiehlt ein anderer derzeitiger Bestseller-Autor, Chalmer Johnson, in seiner Analyse "Ein Imperium verfällt. Ist die USA am Ende?" der US-Führung eine Reihe konkreter Schritte, um aus ihrer offensichtlichen Krise einen Ausweg zu finden: "Anpassung an und Unterstützung der Rückkehr Chinas als bedeutende Macht auf die weltpolitische Bühne; Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Nordkorea und Abzug der Bodentruppen aus Südkorea, Begleichung der bei den Vereinten Nationen noch ausstehenden Beiträge; Förderung der globalen wirtschaftlichen Diversität statt der Globalisierung der Weltwirtschaft; Beendigung der Handel-für-Militärbasen-Deals mit den reichen ostasiatischen Ländern, nötigenfalls auch gegen deren Willen; Aufwertung des Begriffs `Verteidigung´ im Verteidigungsministerium und dafür Sorge tragen, dass es seinem Namen auch gerecht wird; einseitige Reduzierung des Atomwaffenarsenals und Verkündigung des prinzipiellen Verzichts auf einen atomaren Erstschlag; Unterzeichnung und Ratifizierung des Landminenvertrags, Unterzeichnung und Ratifizierung des Vertrags über die Einrichtung eines Internationalen Kriegsverbrechertribunals".

      Falls diese Schritte nicht eingeleitet werden, sieht Johnson eine Beschleunigung des Zerfalls des US-Imperiums. Sein Schlusssatz deckt sich mit der scharfsinnigen Analyse Emmanuel Todds: "Die Vereinigten Staaten sehen sich gerne als den Sieger des Kalten Krieges. Aller Voraussicht nach werden die, die in einem Jahrhundert zurückblicken, keinen Sieger erkennen können, vor allem dann nicht, wenn die Vereinigten Staaten weiter an ihrem derzeit imperialen Kurs festhalten".

      Bleibt zu hoffen, dass das absehbare Ende des US-Imperiums nicht mehr all zu viele Kriege, Tote und weiteres unsägliches Leiden wie im Irak nach sich zieht.

      Anmerkungen
      Vgl. dazu: Behrooz Abdolvand und Matthias Adolf, Verteidigung des Dollar mit anderen Mitteln. Der `Ölkrieg´ im Kontext der kommenden Währungsbipolarität, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, 2/2003.
      Sidney E. Dean, Blick nach Amerika, in: Europäische Sicherheit 9/2002, S. 31.
      Hans J. Giessmann, Nordkorea - Washingtons "Next Target"?, in: Wissenschaft und Frieden 2/2003, S. 32.
      Hans J. Giessman, a.a.O., S. 30.

      * Clemens Ronnefeldt, Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des Internationalen Versöhnungbundes
      Avatar
      schrieb am 19.06.03 08:40:09
      Beitrag Nr. 37 ()
      Artikel 5: Zeit-Fragen Nr. 22 vom 16. 6. 2003
      Ein neues «American Century»?
      Der Irak und die heimlichen Euro-Dollar-Kriege
      von F. William Engdahl, USA / Deutschland

      Trotz des scheinbar raschen militärischen Erfolgs der USA im Irak ist der Dollar schwächer statt stärker. Dies ist eine unerwartete Entwicklung, da viele Devisenhändler einen gestärkten Dollar erwartet hatten, sobald die Nachricht eines US-Sieges gemeldet würde. Die Kapitalströme bewegen sich weg vom Dollar hin zum Euro. Viele beginnen sich zu fragen, ob die objektive Situation der US-Wirtschaft weitaus schlechter ist, als die Börse meldet. Die Zukunft des Dollars ist keineswegs nur eine unbedeutende Angelegenheit, die nur Banken oder Devisenhändler interessiert. Er ist das Kernstück der «Pax Americana» oder, wie es auch genannt wird, des «American Century», des Systems, auf dem die Rolle Amerikas in der Welt beruht. Doch während der Dollar nach dem Ende der Kämpfe im Irak ständig an Wert gegenüber dem Euro verliert, scheint Washington in öffentlichen Stellungnahmen das Absinken des Dollars absichtlich noch schlimmer darzustellen. Was jetzt passiert, ist ein Machtspiel von höchster geopolitischer Bedeutung, vielleicht sogar das verhängnisvollste seit dem Aufkommen der USA als führender Weltwirtschaftsmacht im Jahre 1945.

      Die Koalition der Interessen, die im Irak-Krieg zusammenflossen, einem Krieg, der für die USA eine strategische Notwendigkeit darstellte, umfasste nicht nur die vernehmbaren und deutlich sichtbaren neokonservativen Falken um Verteidigungsminister Rumsfeld und seinen Stellvertreter, Paul Wolfowitz. Es standen auch mächtige langfristige Interessen dahinter, von deren globaler Rolle der Einfluss der amerikanischen Wirtschaft abhängt, wie beispielsweise der einflussreiche Energiesektor um Halliburton, Exxon Mobil, Chevron Texaco und andere multinationale Riesenkonzerne. Dazu gehören auch die gigantische amerikanische Waffenindustrie um Boeing, Lockheed-Martin, Raytheon, Northrup-Grumman und andere. Der springende Punkt für diese riesigen Verteidigungs- und Energie-Konglomerate sind nicht die paar einträglichen Aufträge vom Pentagon für den Wiederaufbau der irakischen Ölanlagen, die die Taschen von Dick Cheney und anderen füllen. Es geht vielmehr um den Erhalt der amerikanischen Macht in den kommenden Jahrzehnten des neuen Jahrhunderts. Das bedeutet nicht, dass bei diesem Prozess keine Profite gemacht werden, aber das ist nur ein Nebenprodukt dieses globalen strategischen Ziels.
      Die Rolle des Dollars in Washingtons Machtkalkül

      Bei diesem Machtspiel wird die Bedeutung, die der Erhalt des Dollars als die Währungsreserve der Welt hat, am wenigsten verstanden, welcher aber der wichtigste Antrieb hinter dem Machtkalkül Washingtons gegenüber dem Irak in den letzten Monaten darstellt. Die amerikanische Vorherrschaft in der Welt beruht grundsätzlich auf zwei Säulen - ihrer überwältigenden militärischen Überlegenheit, vor allem auf dem Meer, und ihrer Kontrolle über die Wirtschaftsströme der Welt durch die Rolle des Dollars als der Währungsreserve der Welt. Es wird immer deutlicher, dass es im Irak-Krieg mehr darum ging, die zweite Säule, die Rolle des Dollars, aufrechtzuerhalten, als um die erste, das Militär. Was die Rolle des Dollars angeht, ist das Öl ein strategischer Faktor.
      Die drei Phasen des «American Century»

      Wenn wir rückblickend die Zeit seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges betrachten, kann man mehrere deutliche Entwicklungsphasen der amerikanischen Rolle in der Welt erkennen. Die erste Phase, die in der unmittelbaren Nachkriegszeit 1945-1948 und am Anfang des kalten Krieges begann, könnte man die Zeit des Bretton-Woods-Goldsystems nennen.
      Phase I: Die Zeit der Bretton-Wood-Institution

      Unter dem Bretton-Wood-System unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg war die Ordnung relativ stabil. Die USA waren aus dem Krieg als die alleinige Supermacht hervorgegangen mit einer starken industriellen Basis und den grössten Goldreserven aller Nationen. Die Anfangsaufgabe war es, Westeuropa wieder aufzubauen und eine Nordatlantik-Allianz gegen die Sowjetunion zu schaffen. Die Rolle des Dollars war direkt mit der des Goldes verknüpft. Solange Amerika die grössten Goldreserven besass und seine Wirtschaft weltweit am effizientesten produzierte, war die gesamte Bretton-Woods-Währungsstruktur vom französischen Franc über das britische Pfund Sterling bis zur deutschen Mark stabil. Im Zusammenhang mit der Unterstützung des Marshallplans und Krediten zur Finanzierung des Wiederaufbaus des vom Kriege zerschlagenen Europas wurden Dollarkredite ausgedehnt. Die amerikanischen Firmen, darunter auch die multinationalen Ölkonzerne, verdienten reichlich durch diese Vorherrschaft des Handels zu Beginn der 1950er Jahre. Washington unterstützte sogar das Zustandekommen des Vertrags von Rom im Jahre 1958, um die europäische Wirtschaftsstabilität zu stärken und damit weitere US-Exportmärkte zu schaffen. Diese Anfangsphase, die der Herausgeber des Time Magazine, Henry Luce, das «American Century» nannte, war, was die Wirtschaftsgewinne betraf, recht «positiv», sowohl für die USA als auch für Europa. Die USA hatten immer noch einen wirtschaftlichen Spielraum, in dem sie sich bewegen konnten.

      Dies war die Ära der liberalen amerikanischen Aussenpolitik. Die USA waren der Hegemon innerhalb der westlichen Staatengemeinschaft. Da sie im Vergleich zu Europa, Japan und Südkorea über enorme Goldreserven und Wirtschaftsressourcen verfügten, konnten es sich die USA durchaus leisten, ihre Handelsgrenzen für Exporte aus Europa und Japan zu öffnen. Als Gegenleistung unterstützen die Europäer und Japaner die USA bei ihrer Rolle während des kalten Krieges.

      Während der 1950er und frühen 1960er Jahre beruhte die amerikanische Führung weniger auf direktem Zwang als auf dem Herstellen eines Konsenses mit den Alliierten, sei es bei GATT-Handelsrunden oder in anderen Bereichen. Eliteorganisationen wie die Bilderberger-Treffen wurden organisiert, um einen zufriedenstellenden gemeinsamen Konsens zwischen Europa und den USA zu erreichen.

      Diese erste, eher «freundliche» Phase des «American Century» ging in den frühen 1970ern zu Ende.
      Ende des Bretton-Wood-Systems

      Das Bretton-Woods-Goldsystem begann zusammenzubrechen, weil Europa wirtschaftlich auf eigene Füsse kam und Mitte der 1960er eine bedeutende Exportregion wurde. Diese zunehmende wirtschaftliche Stärke Westeuropas fiel zusammen mit den ansteigenden öffentlichen Defiziten der USA, weil Johnson den tragischen Krieg in Vietnam eskalieren liess. Während der 1960er Jahre begann Frankreichs General de Gaulle für die Gewinne aus den französischen Exporten aus den amerikanischen Staatsreserven Gold statt Dollars zu verlangen, was während der Zeit von Bretton Woods durchaus legal war. Gegen November 1967 war aber der Goldfluss aus den USA und aus den Tresoren der Bank von England kritisch geworden. Das schwache Glied in der Kette des Bretton-Woods-Goldsystems war England, der «kranke Mann Europas». Die Kette riss, weil der Sterling im Jahre 1967 entwertet wurde. Das beschleunigte nur noch den Druck auf den US-Dollar, da französische und andere Zentralbanken ihre Forderungen nach US-Gold im Tausch für ihre Dollarreserven verstärkten. Sie kalkulierten die steigenden Kriegsdefizite durch den Vietnam-Krieg mit ein, und es würde nur noch eine Frage von Monaten sein, bis die USA selber gezwungen sein würden, ihren Dollar gegen das Gold abzuwerten, um wenigstens noch einen guten Preis für ihr Gold erzielen zu können.
      Aufhebung der Geldfindung - Einführung freier Wechselkurse (floating)

      Im Mai 1971 war der Fluss der US-Goldreserven besorgniserregend geworden. Sogar die Bank von England hatte sich den Franzosen und ihren Forderungen nach Gold gegen Dollars angeschlossen. Das war der Punkt, an dem die Nixon-Administration dafür plädierte, das Gold vollständig aufzugeben und im August 1971 zu einem System der «frei flotierenden» Währungen überzugehen, statt einen Kollaps der US-Goldreserven zu riskieren.

      Der Bruch mit dem Gold öffnete den Weg für eine völlig neue Phase des «American Century». In dieser neuen Phase wurde die Kontrolle über die Währungspolitik durch grosse internationale Banken wie die Citibank, Chase Manhattan oder Barclays Bank de facto privatisiert. Sie übernahmen die Rolle, die die Zentralbanken beim Goldsystem innegehabt hatten, jedoch nun völlig ohne Gold. «Freie Marktentwicklungen» konnten nun den Dollar festlegen. Und sie taten es mit Macht.

      Das freie Floaten des Dollars schaffte gleichzeitig mit dem Anstieg des Opec-Ölpreises um 400% im Jahre 1973 nach dem Yom-Kippur-Krieg eine Basis für eine zweite Phase des «American Century», die Phase des Petrodollars.
      Phase II: Das Petrodollar-Recycling

      Mitte der siebziger Jahre durchlief das System des «American Century» globaler wirtschaftlicher Dominanz einen dramatischen Wandel. Ein anglo-amerikanischer Ölschock schuf plötzlich eine starke Nachfrage nach dem «floating dollar», das heisst einem Dollar mit frei flotierendem Wechselkurs. Ölimportierende Länder von Deutschland über Argentinien bis Japan waren alle mit dem Problem konfrontiert, wie sie in Dollar exportieren konnten, um ihre neuen hohen Rechnungen für den Ölimport zu zahlen. Die Opec-Länder wurden mit neuen Öldollars überflutet. Ein grosser Teil dieser Öldollars kam auf Londoner und New Yorker Banken, wo ein neuer Prozess in Gang gesetzt wurde. Henry Kissinger gab ihm die Bezeichnung «Das Recycling von Petrodollars». Die Recycling-Strategie wurde bereits im Mai 1971 beim Bilderberger-Treffen in Saltsjoebaden, Schweden, diskutiert. Sie wurde von den amerikanischen Mitgliedern der Bilderberg-Gruppe präsentiert; die Details werden ausführlich dargestellt im Buch «Mit der Ölwaffe zur Weltmacht».1
      Petrodollar-Recyling: Der Beginn der Schuldenkrise der dritten Welt

      Die Opec erstickte fast an Dollars, die sie nicht brauchen konnten. Amerikanische und britische Banken nahmen die Opec-Dollar und verliehen sie in Form von Eurodollar-Bonds oder -Darlehen weiter an Drittweltländer, die dringend Dollar aufnehmen mussten, um ihre Ölimporte zu finanzieren. Die Anhäufung dieser Petrodollar-Schulden in den späten siebziger Jahren legte die Basis für die Schuldenkrise der Drittweltländer in den achtziger Jahren. Hunderte Milliarden Dollars wurden zwischen Opec, Londoner und New Yorker Banken und zurück in die Geld aufnehmenden Länder der dritten Welt recycelt.
      Der IWF wird «Schuldenpolizist»

      Im August 1982 brach die Kette schliesslich, und Mexiko kündigte an, dass es wahrscheinlich den Rückzahlungen seiner Eurodollar-Schulden nicht nachkommen würde. Die Schuldenkrise der dritten Welt begann, nachdem Paul Volcker und die US-amerikanische Notenbank Ende 1979 einseitig den US-Zinssatz angezogen hatten, als Versuch den schwachen Dollar zu retten. Nach drei Jahren mit rekordhohen US-Zinsen war der Dollar «gerettet», aber der Sektor der Entwicklungsländer drohte wirtschaftlich unter den US-Wuchserzinsen auf ihren Petrodollar-Darlehen zu ersticken. Um für die Rückzahlung der Schulden an die Londoner und New Yorker Banken zu sorgen, schalteten die Banken den IWF ein, der als «Schuldenpolizist» zu fungieren hatte. Öffentliche Ausgaben für Gesundheit, Bildung und Wohlfahrt wurden auf Anordnung des IWF zusammengestrichen, um sicherzustellen, dass der Schuldendienst für die Petrodollars gegenüber den Banken rechtzeitig geleistet werden konnte.

      Die Phase der Hegemonie des Petrodollars war ein Versuch des US-Establishments, den eigenen geopolitischen Niedergang als weltbeherrschendes Zentrum des Nachkriegssystems zu verlangsamen. Der Washington-Konsens des IWF wurde entwickelt, um die drakonischen Schulden der Drittweltländer einzutreiben, um sie zur Rückzahlung der Dollarschulden zu zwingen, was jegliche wirtschaftliche Unabhängigkeit der Länder im Süden verhinderte und den US-Banken half, den Dollar über Wasser zu halten.
      Trilaterale Kommission - die Einbindung Japans

      1973 wurde die Trilaterale Kommission von David Rockefeller und anderen ins Leben gerufen, um mit dem Aufkommen Japans als Industriegiganten fertig zu werden und zu versuchen, Japan in das System einzubinden. Japan war als grössere Industrienation ein wichtiger Importeur von Öl. Japans Handelsüberschüsse durch die Exporte von Autos und anderen Gütern wurden verwendet, um Öl mit Dollars zu kaufen. Die restlichen Überschüsse wurden in zinsbringende US-Schatzbriefe (Treasury bonds) investiert, um Zinsen abzuschöpfen. Die G-7 (heute G-8) wurde gegründet, um Japan und Westeuropa innerhalb des US-Dollar-Systems zu halten. Bis in die achtziger Jahre hinein verlangten verschiedene Stimmen in Japan immer wieder, dass sich die drei Währungen - der Dollar, die Deutsche-Mark und der Yen - die Rolle der Weltreserve teilen sollten. Das geschah niemals. Der Dollar blieb dominant.

      Von einem engen Blickwinkel aus betrachtet schien die Hegemoniephase des Petrodollars zu funktionieren. Darunter war sie weltweit auf einem Niedergang des wirtschaftlichen Lebensstandard aufgebaut, da die Vorgaben des IWF das Wachstum der nationalen Wirtschaften zerstörten und die Märkte für globalisierende multinationale Unternehmen aufbrachen, die in den achtziger und insbesonders in den neunziger Jahren ihre Produktion in billige Länder verlegen wollten.

      Aber sogar in der Petrodollar-Phase war die amerikanische Aussenhandels- und Militärpolitik immer noch von Stimmen des traditionellen liberalen Konsensus dominiert. Die amerikanische Macht hing davon ab, periodisch neue Handelsabkommen oder andere Fragen mit den US-Verbündeten in Europa, Japan und Asien auszuhandeln.
      Phase III beginnt: Der Petro-Euro - ein Rivale?

      Das Ende des kalten Krieges und das Aufkommen eines neuen geeinten Europas und der Europäischen Währungsunion in den frühen 90er Jahren stellte eine vollkommen neue Herausforderung für das «American Century» dar. Es dauerte einige Jahre, mehr als eine Dekade nach dem ersten Golfkrieg 1991, bis diese neue Herausforderung sich in ihrem ganzen Ausmass zeigte. Der gegenwärtige Irak-Krieg wird nur auf dem Hintergrund eines gewaltigen Kampfes innerhalb der neuen, dritten Phase zur Sicherung amerikanischer Vorherrschaft verständlich. Diese Phase ist bereits «demokratischer Imperialismus» genannt worden, ein Lieblingsbegriff von Max Boot und anderen Neokonservativen. Wie die Ereignisse im Irak nahelegen, wird sie wahrscheinlich nicht sehr demokratisch, wohl aber imperialistisch sein.

      Im Gegensatz zu der ersten Zeit nach 1945 ist in dieser neuen Ära die Offenheit der USA gegenüber den anderen Mitgliedern der G-7, ihnen Konzessionen zu gewähren, verschwunden. Jetzt ist ungeschminkte Macht das einzige Instrument, die amerikanische Dominanz langfristig aufrechtzuerhalten. Am besten wird dieser Logik von den neokonservativen Falken um Paul Wolfowitz, Richard Perle, William Kristol und anderen Ausdruck verliehen.

      Es muss aber betont werden, dass die Neokonservativen seit dem 11. September solchen Einfluss haben, weil die Mehrheit des US-Machtestablishments diese Ansichten als nützlich erachteten, um eine neue aggressive Rolle der USA in der Welt voranzutreiben.

      Statt mit den europäischen Partnern Übereinkünfte auszuarbeiten, betrachtet Washington Euroland zunehmend als bedeutende strategische Bedrohung für die amerikanische Hegemonie, vor allem das «Alte Europa» mit Deutschland und Frankreich. Genau wie Grossbritannien während seines wirtschaftlichen Verfalls nach 1870 zunehmend Rettung in verzweifelten imperialen Kriegen in Südafrika und anderswo suchte, benützten die USA ihre militärische Macht, um das zu erreichen, was sie mit wirtschaftlichen Mitteln nicht mehr erreichen können. Hierbei ist der Dollar die Archillesferse.

      Mit der Schaffung des Euro in den letzten fünf Jahren wurde dem globalen System ein völlig neues Element hinzugefügt, welches bestimmt, was wir die dritte Phase des «American Century» nennen. Diese Phase, in der der Irak-Krieg eine zentrale Rolle spielt, droht eine neue, bösartige und imperialistische Phase zu werden, welche die früheren Phasen amerikanischer Hegemonie ersetzen soll. Die Neokonservativen sprechen über diese imperialistische Agenda offen, während die eher traditionellen Vertreter der US-Politik sie abzustreiten versuchen. Die wirtschaftliche Realität, der sich der Dollar am Anfang des neuen Jahrhunderts gegenüber sieht, definiert diese neue Phase in einer verhängnisvollen Weise.
      Phase III: Dauernde Dominanz durch rohes Diktat

      Es gibt einen qualitativen Unterschied zwischen den beiden ersten Phasen des «American Century» - von 1945 bis 1973 und von 1973-1999 - und dieser neuen, sich herausbildenden Phase andauernder Dominanz in der Folge des 11. September und des Irak-Kriegs. Nach 1945 bis heute war die amerikanische Macht vor allem von der Art eines Hegemon. Ein Hegemon dominiert in einer Welt, in der die Macht ungleich verteilt ist, und seine Macht entsteht nicht nur durch Gewalt, sondern im Einverständnis mit seinen Verbündeten. Das ist auch der Grund, wieso der Hegemon zu bestimmten Diensten gegenüber den Verbündeten verpflichtet ist, wie beispielsweise militärische Sicherheit und Regulierung der Weltmärkte zum Vorteil einer grösseren Gruppe - ihn selbst eingeschlossen - zu leisten. Eine imperialistische Macht hat keine solchen Verpflichtungen gegenüber Verbündeten, einzig das rohe Diktat, wie es seine niedergehende Macht aufrechterhalten kann, was manche als «imperial overstretch» bezeichnen («imperiale Überdehung»). Das ist die Welt, die Amerika auf Anraten der neokonservativen Falken um Rumsfeld und Cheney mit einer Politik der Präemptivkriege beherrschen soll.

      Ein versteckter Krieg um die globale Hegemonie zwischen dem Dollar und der neuen Währung des Euro steht im Zentrum dieser neuen Phase.
      Die zwei Säulen der US-Herrschaft: militärische Vormacht ...

      Will man die Bedeutung dieser unausgesprochenen Schlacht um die Währungshegemonie verstehen, muss man zuerst verstehen, dass die US-Hegemonie seit dem Aufkommen der Vereinigten Staaten als dominierende Weltmacht nach 1945 auf zwei Säulen geruht hat, die nicht anzufechten waren. Die erste ist die militärische Überlegenheit gegenüber allen Gegnern. Die Vereinigten Staaten geben für die Verteidigung heute mehr als dreimal soviel aus wie die gesamte Europäische Union, nämlich über 396 Milliarden Dollar gegenüber 118 Milliarden Dollar im Vorjahr, und mehr als alle 15 nächstgrösseren Nationen zusammen. Washington plant innerhalb der nächsten fünf Jahre weitere 2,1 Billionen [2100 Milliarden] Dollar für die Verteidigung auszugeben. Keine Nation und keine Gruppe von Nationen kann mit diesen Verteidigungsausgaben schritthalten. China ist mindestens 30 Jahre davon entfernt, eine ernstzunehmende militärische Bedrohung zu werden. Niemand ist ein ernsthafter Gegenspieler gegen die amerikanische Militärmacht.
      ... und US-Dollar als Weltwährung

      Die zweite Säule der amerikanischen Vorherrschaft in der Welt ist die dominierende Rolle des US-Dollars als Weltwährung. Bis zur Einführung des Euro Anfang 1999 gab es keine potentielle Herausforderung der Dollarvorherrschaft im Welthandel. Seit den siebziger Jahren war der Petrodollar Kern der Dollarhegemonie. Letztere ist für die Zukunft einer amerikanischen Weltherrschaft in vieler Hinsicht strategisch ebenso wichtig, wenn nicht wichtiger als die überwältigende militärische Macht.
      Papiergeld Dollar

      Die entscheidende Veränderung fand statt, als Nixon die Bindung des Dollars an den Goldstandard kündigte, um freie Wechselkurse mit anderen Währungen einzuführen. Dadurch wurden die Beschränkungen, neue Dollarnoten zu drucken, beseitigt. Die einzige Beschränkung bestand nur noch darin, wie viele Dollars der Rest der Welt nehmen würde. Durch ihren festen Vertrag mit Saudi-Arabien, dem grössten Ölproduzenten der Opec, garantierte Washington, die Erzeugerin des «swings» (die preisbestimmende Menge Öl), dass Öl - der häufigste Rohstoff der Welt, der wichtigste für die Wirtschaft einer jeder Nation, die Grundlage für jeden Transport und für vieles in der Industriewirtschaft - auf den Weltmärkten nur noch gegen Dollars erhältlich war. Der Deal wurde im Juni 1974 von Staatssekretär Henry Kissinger durch die Gründung der US-Saudiarabischen Joint Commission on Economic Cooperation abgeschlossen.
      Dollarbindung des Öls

      Die amerikanische Schatzkammer und die amerikanische Zentralbank würden der Saudi-arabischen Zentralbank, SAMA, «erlauben», amerikanische Staatsanleihen mit saudischen Petrodollars zu kaufen. 1975 erklärten sich die Opec-Länder offiziell dazu bereit, ihr Öl nur gegen Dollars zu verkaufen. Eine geheime Erklärung des amerikanischen Militärs, Saudi-Arabien zu bewaffnen, war die Gegenleistung.

      Bis November 2000 wagte kein Opec-Land, die Dollarpreisregel zu verletzen. Solange der Dollar die stärkste Währung war, gab es auch wenig Anlass dafür. Aber im November 2000 überzeugten Frankreich und andere Mitgliedstaaten der EU Saddam Hussein, sich den USA zu widersetzen, indem er das irakische Öl-für-Nahrungsmittel nicht in Dollars, «der Feindwährung», wie der Irak sie nannte, sondern nur in Euro verkaufe. Die Euros befanden sich auf einem speziellen UN-Konto bei der führenden französischen Bank, BNP Paribas. Radio Liberty des amerikanischen Aussenministeriums brachte darüber eine kurze Meldung in den Nachrichten, die Geschichte wurde aber schnell zum Schweigen gebracht.2

      Dieser kaum wahrgenommene Schritt des Irak, sich dem Dollar zugunsten des Euro zu widersetzen, war für sich genommen unbedeutend. Doch, wenn das sich ausgebreitet hätte, insbesondere zu einem Zeitpunkt, in dem der Dollar schon geschwächt war, hätte das einen panischen Verkauf von Dollars durch ausländische Zentralbanken und Opec-Ölproduzenten bewirken können. In den Monaten vor dem jüngsten Irak-Krieg waren Anzeichen, die in diese Richtung deuteten, aus Russland, dem Iran, Indonesien und sogar Venezuela zu hören.
      Der Irak-Krieg - tödliche Warnung zur Rettung des Dollars?

      Ein Opec-Beamter aus dem Iran, Javad Yarjani, lieferte eine detaillierte Analyse darüber, wie die Opec in naher Zukunft ihr Öl an die EU gegen Euro und nicht gegen Dollars verkaufen würden. Im April 2002 sprach Yarjani in Oviedo in Spanien an einer Einladung der EU. Es sprechen alle Anzeichen dafür, dass der Irak-Krieg gezielt als der einfachste Weg angezettelt wurde, um eine tödliche vorsorgliche Warnung an die Opec-Länder und andere zu schicken, nicht damit zu liebäugeln, das System des Petrodollars zugunsten eines Systems, das auf dem Euro basiert, fallenzulassen.

      Informierte Bankierskreise in der City of London (dem Finanzplatz von London) und an anderen Orten Europas bestätigen vertraulich die Bedeutung dieser wenig zur Kenntnis genommenen Bewegung des Irak vom Petro-Dollar zum Petro-Euro. «Der Schritt des Irak war eine Kriegserklärung gegen den Dollar», erzählte mir neulich ein ehemaliger Londoner Bankier. «Sobald es klar war, dass England und Amerika den Irak eingenommen hatten, war ein grosser Seufzer der Erleichterung in den Banken der Londoner City zu hören. Sie sagten vertraulich, Ðjetzt müssen wir uns um diese verdammte Bedrohung durch den Euro keine Sorgen mehr machenð.»

      Warum sollte etwas so Kleines eine so grosse strategische Bedrohung für London und New York oder für die Vereinigten Staaten sein, dass ein amerikanischer Präsident dafür offensichtlich fünfzig Jahre alliierter Beziehungen in der ganzen Welt riskiert und mehr noch, einen militärischen Angriff startet, dessen Rechtfertigung vor der Welt nicht bestehen konnte?
      Petrodollar stützt die amerikanische Weltherrschaft

      Die Antwort liegt in der einzigartigen Rolle des Petro-Dollars für die Untermauerung der amerikanischen Wirtschaft.

      Wie funktioniert das? Solange fast 70% des Welthandels in Dollar abgewickelt werden, ist der Dollar die Währung, die die Zentralbanken als Reserve ansammeln. Aber die Zentralbanken, sei es in China, Japan, Brasilien oder Russland häufen nicht einfach nur Dollars in ihren Tresoren an. Währungen haben einen Vorteil gegenüber Gold. Eine Zentralbank kann sie benutzen, um staatliche Oligationen vom Herausgeber, den Vereinigten Staaten zu kaufen. Die meisten Länder der Welt sind gezwungen, ihre Handelsdefizite unter Kontrolle zu behalten, wollen sie sich nicht mit einem Währungszerfall konfrontiert sehen. Die Vereinigten Staaten nicht. Das liegt an der Rolle des Dollars als Reservewährung. Und die Untermauerung dieser Rolle als Reservewährung ist der Petrodollar. Jede Nation muss Dollars bekommen, um Öl importieren zu können, manche mehr als andere. Das hat zur Folge, dass ihr Handel sich an Dollar-Länder richtet, an die USA mehr als an alle anderen.

      Weil Öl der wichtigste Rohstoff für jede Nation ist, verlangt das Petrodollar-System, das bis heute existiert, die Entwicklung riesiger Handelsüberschüsse, um Dollarüberschüsse anzusammeln. Dies gilt für alle Länder ausser einem - den USA, die den Dollar beherrschen und ihn nach Belieben oder per Dekret drucken. Weil heute der Grossteil des gesamten internationalen Handels in Dollar abgewickelt wird, müssen die Länder ins Ausland gehen, um die Zahlungsmittel zu bekommen, die sie nicht selbst herausgeben können. Die Struktur des gesamten Welthandels bewegt sich heute rund um diese Dynamik, von Russland bis China, von Brasilien bis Südkorea und Japan. Jeder ist darauf aus, Dollarüberschüsse aus dem Export zu maximieren.

      Um diesen Prozess in Gang zu halten, haben die Vereinigten Staaten sich bereit erklärt, der letzte Importeur zu sein, falls sich kein anderer mehr findet, weil die ganze monetäre Hegemonie von diesem Dollar-Recycling abhängt.

      Die Zentralbanken von Japan, China, Südkorea, Russland und den anderen Ländern kaufen mit ihren Dollars alle Sicherheiten auf die US-Staatsanleihen, um damit Zinsen für ihre Dollar zu gewinnen. Sie legen sie nicht unter ihre Matratze. Das wiederum erlaubt den Vereinigten Staaten, einen stabilen Dollar und deutlich tiefere Zinssätze und mit dem Rest der Welt ein Zahlungsbilanzdefizit im Wert von 500 Milliarden Dollar zu haben. Die amerikanische Zentralbank beherrscht die Druckerpressen für den Dollar, und die Welt braucht Dollars. So einfach ist das.
      Die Bedrohung der USA durch Auslandschulden

      Aber vielleicht ist es doch nicht so einfach: Es ist ein äusserst instabiles System, weil die amerikanischen Handelsdefizite und Nettoschulden oder Aktiva und Passiva gegenüber ausländischen Konten inzwischen gut über 22% des Bruttosozialprodukts aus dem Jahre 2000 liegen und weiterhin rapide ansteigen. Die Auslandnettoverschuldung der Vereinigten Staaten - öffentlich wie privat - beginnt unheilverkündend zu explodieren. In den vergangen drei Jahren - seit die US-Börse zusammengebrochen ist und in Washington wieder Haushaltsdefizite aufgetaucht sind - hat sich die Nettoverschuldung gemäss einer kürzlich herausgebrachten Studie des Pestel-Instituts in Hannover beinahe verdoppelt. 1999, beim Zerplatzen der dot.com.-Blase, betrugen die US-Nettoschulden gegenüber dem Ausland ungefähr 1,4 Billionen Dollar. Am Ende dieses Jahres werden sie schätzungsweise 3,7 Billionen Dollar überschreiten. Vor 1989 waren die Vereinigten Staaten ein Netto-Geldgeber, der mehr durch seine Auslandsinvestitionen gewonnen hat, als er ihnen an Zinsen für Staatsanleihen oder andere Vermögenswerten zahlte. Seit dem Ende des kalten Krieges bis heute sind die USA ein Nettoschuldner in Höhe von bis zu 3,7 Billionen Dollar geworden. Das ist nicht gerade das, was Hilmar Kopper* «peanuts» nennen würde.

      Es bedarf keiner grossen Voraussicht, um zu sehen, in welchem Ausmass die Rolle der Vereinigten Staaten durch diese Defizite bedroht ist. Mit einem jährlichen Defizit von mehr als 500 Milliarden Dollar, mehr als 5% des Bruttoinlandsprodukts, müssen die Vereinigten Staaten mindestens für 1,4 Milliarden Dollar importieren oder anziehen, um einen Zerfall des Dollars zu vermeiden und um die Zinssätze niedrig genug für die Unterstützung der schuldenbelasteten Firmen zu halten. Diese Nettoverschuldung verschlimmert sich in rasanten Schritten. Würden Frankreich, Deutschland, Russland und einige Opec-Länder jetzt einen kleinen Anteil ihrer Dollars in Euros umwandeln, um Obligationen von Deutschland oder Frankreich oder dergleichen zu kaufen, würden die USA mit einer strategischen Krise konfrontiert, wie sie seit 1945 keine gesehen haben. Diese Bedrohung abzuwenden war eine der versteckten strategischen Gründe für die Entscheidung, einen, wie es heisst, «Regimewechsel» im Irak anzustreben. Das ist genauso einfach, wie es kalt ist. Die Zukunft von Amerikas Status als einziger Supermacht hing daran, die Bedrohung, die vor allem aus Eurasien und den Euroländern kam, abzuwenden. Der Irak war und ist eine Schachfigur in einem weitaus grösseren strategischen Spiel, einem um höchste Spieleinsätze.
      Der Euro bedroht die Hegemonie

      Als der Euro am Ende des letzten Jahrzehnts lanciert wurde, gingen führende Regierungsmitglieder der EU, Bankiers der Deutschen Bank, Norbert Walter und der französische Präsident Chirac zu den Haltern der hauptsächlichen Dollarreserven - China, Japan und Russland - und versuchten sie davon zu überzeugen, zumindest einen Teil ihrer Währungsreserven in Euro statt in Dollar anzulegen. Allerdings kollidierten sie mit der Notwendigkeit, den zu hoch bewerteten Euro zu entwerten, damit deutsche Exporte das Wachstum der Euroländer stabilisieren konnten.

      Dann, mit dem Debakel von US-dot.com, das wie eine Blase platzte, der Finanzskandale von Enron und Worldcom und der Rezession in den USA begann der Dollar seine Anziehungskraft für ausländische Investoren zu verlieren. Der Euro gewann bis Ende des Jahres 2002 stetig an Wert. Als dann Frankreich und Deutschland ihre geheime diplomatische Strategie entwikkelten, den Krieg im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zu blockieren, tauchten Gerüchte auf, wonach die Zentralbanken von Russland und China im Stillen begonnen hätten, Dollars zu verkaufen und Euro zu kaufen. Die Folge davon war der freie Fall des Dollars am Vorabend des Krieges. Für den Fall, dass Washington den Irak-Krieg verlieren würde oder er sich zu einem langdauernden blutigen Debakel entwickeln sollte, war das Szenario bereits gemacht.
      Eine andere «Massenvernichtungswaffe»

      Aber Washington, führende Banken New Yorks und höhere Ebenen der amerikanischen Elite wussten genau, was auf dem Spiel stand. Im Irak ging es nicht um einfache chemische oder auch nukleare Massenvernichtungswaffen. Die «Massenvernichtungswaffen» bestanden in der Bedrohung, dass andere dem Irak folgen und weg vom Doller hin zum Euro einschwenken würden, um so eine Massenvernichtung der Hegemonie der amerikanischen Wirtschaft in der Welt zu erzeugen. Wie ein Wirtschaftler es formulierte, wäre das Ende der Rolle des Dollars als Weltwährung eine «Katastrophe» für die Vereinigten Staaten. Der Zinsfuss der amerikanischen Zentralbank würde höher als 1979 angehoben werden müssen: Damals hob Paul Volcker beim Versuch, den Zerfall des Dollars zu stoppen, den Zinsfuss um über 17% an. Wenige wissen, dass die Krise des Dollars 1979 ebenfalls eine direkte Folge der Bewegungen von Deutschland und Frankreich unter Schmidt und Giscard waren, um Europa zusammen mit Saudi-Arabien und anderen zu verteidigen, die begannen, US-Schatzanweisungen zu verkaufen, um gegen die Politik der Carter-Administration zu protestieren. Es lohnt zudem, sich in Erinnerung zu rufen, dass die Reagan-Administration nach der Rettung des Dollars durch Volcker, gestützt von vielen der heutigen neokonservativen Falken, mit riesigen militärischen Verteidigungsausgaben begann, um die Sowjetunion herauszufordern.
      Eurasien versus anglo-amerikanische Inselmacht

      Dieser Kampf von Petro-Dollars gegen Petro-Euros, der im Irak begann, ist trotz des scheinbaren Sieges der USA im Irak keinesfalls vorbei. Der Euro ist nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion von französischen geopolitischen Strategen zur Etablierung einer multipolaren Welt geschaffen worden. Das Ziel war, einen Ausgleich zur übermächtigen Dominanz der USA im Weltgeschäft zu schaffen. Es ist daher bezeichnend, dass sich französische Strategen auf einen britischen geopolitischen Strategen stützen, nämlich auf Sir Halford Mackinder, um ihre konkurrierende Alternativmacht gegenüber den USA zu entwickeln.

      Im vergangen Februar, schrieb ein dem französischen Geheimdienst nahestehendes Blatt, Intelligence Online, einen Artikel mit dem Titel «Die Strategie hinter der Paris-Berlin-Moskau-Achse». Bezugnehmend auf den Uno-Sicherheitsrats-Block Frankreich-Deutschland-Russland, der versuchte, die amerikanischen und britischen Kriegsbewegungen gegen den Irak zu stoppen, verweist der Pariser Bericht auf die jüngsten Anstrengungen der Europäer und anderer Mächte, eine Gegenmacht gegen die Vereinigen Staaten zu schaffen. Und unter Bezugnahme auf das neue Bündnis von Frankreich und Deutschland - und noch neuer - mit Putin, schreiben sie «eine neue Logik und sogar Dynamik scheint aufgekommen zu sein. Durch eine Allianz zwischen Paris, Moskau und Berlin, die vom Atlantik nach Asien geht, könnte sich ein Ende der US-Macht abzeichnen. Zum ersten Mal seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich die Idee eines Kernlandes der Welt - der Alptraum britischer Strategen - wieder in die internationalen Beziehungen eingeschlichen.»3
      Eurasische Bedrohung

      Mackinder, der Vater der britischen Geopolitiker, schrieb in seinem bedeutenden Text, «The Geograhical Pivot of History» («Die geographische Drehscheibe der Geschichte»), dass die Kontrolle des eurasischen Kernlandes, von der französischen Normandie bis Wladiwostock, die einzig mögliche Bedrohung sei, die der Seemacht Grossbritanniens etwas entgegen setzen könnte. Bis 1914 basierte die britische Diplomatie darauf, eine solche eurasische Bedrohung abzuwenden, damals im Hinblick auf die Expansionspolitik des deutschen Kaisers nach Osten mit dem Bau der Bagdad-Bahn und dem Aufbau der deutschen Tirpitz-Marine. Der erste Weltkrieg war das Resultat. Bezüglich der laufenden Bemühungen der Briten und später der Amerikaner, einen eurasischen Zusammenschluss als Rivalen zu verhindern, unterstreicht der Pariser Geheimdienst-Bericht folgendes: «Diese strategische Annäherung (d.h. eine eurasische Kernland-Einheit zu bilden) liegt allen Kämpfen zwischen den kontinentalen Mächten und den Seemächten (GB, USA und Japan) zugrunde. Es ist die Macht Washingtons über die Meere, die - sogar heute - die unerschütterliche Unterstützung Londons für die USA und die Allianz zwischen Tony Blair und Bush diktiert.»

      Eine andere gut informierte französische Zeitschrift, Reseau Voltaire.net, schrieb am Vorabend des Irak-Krieges, dass der Dollar «die Achillesverse der USA» sei4. Dies ist - milde gesagt - eine Untertreibung.
      Der Irak-Krieg war schon lange geplant

      Die aufkommende Bedrohung durch eine französische geführte Euro-Politik mit dem Irak und anderen Ländern brachte führende Kreise des US-politischen Establishments zum Nachdenken über die Bedrohung des Petro-Dollar-Systems, lange bevor Bush Präsident war. Während Perle, Wolfowitz und andere führende Neokonservative eine massgebliche Rolle bei der Entwicklung einer Strategie zur Stützung des lahmenden Systems spielten, zeichnete sich ein neuer Konsens ab, welcher die Hauptelemente des traditionellen Establishments des kalten Krieges um Figuren wie Rumsfeld und Cheney einbezog.

      Im September 2000, während der Kampagne, veröffentlichte ein kleiner Washingtoner Thinktank das «Projekt für das neue amerikanische Jahrhundert» (Projekt for the New American Century», PNAC) eine grosse Politik-Studie: «Rebuilding America`s Defenses: Strategies, Forces and Resources for a New Century (Neuaufbau der amerikanischen Verteidigung: Strategien, Kräfte und Quellen für ein neues Jahrhundert).» Der Bericht ist sehr nützlich, um die gegenwärtige Verwaltungspolitik in vielen Bereichen besser zu verstehen. Über den Irak heisst es dort: «Die Vereinigten Staaten sind seit Jahrzehnten bemüht, eine beständigere Rolle in der Sicherheit der Golfregion zu spielen. Während der ungelöste Konflikt mit dem Irak den direkten Grund liefert, übersteigt die Notwendigkeit einer substantiellen amerikanischen Armeepräsenz im Golf das Ziel einer Überwindung des Regimes von Saddam Hussein.»
      Das «Projekt für das neue amerikanische Jahrhundert»

      Dieses PNAC-Papier ist die wesentliche Basis für das Weissbuch des Präsidenten vom September 2002, «The National Security Strategy of the United States of America». Das PNAC-Papier unterstützt einen «Entwurf für den Erhalt der globalen US-Vormachtstellung, die das Aufkommen eines grossen Machtrivalen ausschliesst und die internationale Sicherheitsordnung auf der Grundlage amerikanischer Prinzipien und Interessen gestaltet. Die amerikanische Grossstrategie muss so weit wie möglich in die Zukunft hinein geplant werden.» Weiter müssen die USA «fortgeschrittene Industrienationen davon abbringen, unsere Führerschaft in Frage zu stellen oder nur auf eine grössere regionale oder globale Rolle zu spekulieren.»

      Die PNAC-Mitgliedschaft(sliste) von 2000 liest sich wie ein Dienstplan der heutigen Bush-Administration. Sie enthält Cheney, seine Frau Lynne Cheney, den neokonservativen persönliche Berater Cheney`s, Lewis Libby; Donald Rumsfeld; Rumsfelds Deputy Secretary Paul Wolfowitz. Sie enthält ebenfalls den Chef des National Security Council SC für den Nahen Osten, Elliott Abrams; John Bolton vom State Department, Richard Perle, und William Kristol. Mit von der Partie waren auch der frühere Vizepräsident von Lockheed-Martin, Bruce Jackson, und der ex-CIA-Kopf James Woolsey, zusammen mit Norman Podhoretz, einem weiteren Gründungsmitglied der Neo-Cons. Woolsey und Podhoretz sprechen offen davon, sich im «Vierten Weltkrieg» zu befinden.
      Eine menschliche Finanzwirtschaft entwickeln

      Es wird vielen immer klarer, dass es bei dem Krieg im Irak um den Erhalt eines bankrotten amerikanischen Jahrhundertmodells zur Weltbeherrschung geht. Es ist ebenso klar, dass der Irak nicht das Ende sein wird. Was jedoch nicht klar ist und was in der ganzen Welt offen diskutiert werden muss, ist, wie die gescheiterte Petro-Dollar-Ordnung durch ein neues System für globalen wirtschaftlichen Wohlstand und Sicherheit ersetzt werden kann.

      Jetzt, da im Irak ein internes Chaos droht, ist es wichtig, die gesamte Nachkriegs-Währungsordnung neu zu überdenken. Die gegenwärtige französisch-deutsch-russische Allianz zur Bildung eines Gegengewichts gegenüber den Vereinigten Staaten benötigt nicht allein eine französisch-geführte Version des Petro-Dollar-Systems, so etwas wie ein Petro-Euro-System, das das bankrotte amerikanische Jahrhundert nur mit einem französischen Akzent weiterführt und in dem der Dollar lediglich durch den Euro ersetzt würde. Dies wäre nicht nur eine Verschwendung menschlicher Energien und würde zu steigender Arbeitslosigkeit in den Industrie- und Entwicklungsländern führen, sondern es würde auch den Lebensstandard weltweit weiter herabsetzen. Was einige Ökonomen während der Asienkrise 1998 begannen, muss weitergeführt werden: Ein grundsätzliches Nachdenken über die Basis für ein neues monetäres System, welches die menschliche Entwicklung unterstützt und nicht zerstört.

      1 Engdahl, F. William, Mit der Ölwaffe zur Weltmacht, Wiesbaden 2002. Im Kapitel 9-10 wird die Schaffung und Auswirkung des Recycling-Petrodollars und das geheime Saltsjoebaden Treffen 1973 für die Vorbereitung der Ölkrise ausgeführt.

      2 Pressemitteilung des Radio Liberty/RFE, Charles Recknagel «Irak: Bagdad bewegt sich auf den Euro zu», 1. November 2000. Die Nachricht wurde während 48 Stunden durch CNN und andere Medien aufgenommen und verschwand prompt aus den Schlagzeilen. Seit dem Artikel von William Clark «Die wirklichen, aber unausgesprochenen Gründe für den bevorstehenden Irak-Krieg» erschien im Internet am 2. Februar 2003 - eine lebendige Online-Diskussion über den Öl-Euro-Faktor fand statt, aber abgesehen von gelegentlichen Erwähnungen im Londoner «Guardian» wurde in den Hauptmedien wenig über die strategischen Hintergrundfaktoren für die Washingtoner Entscheidung, gegen Irak vorzugehen, gesagt.

      3 Der Geheimdienstonline-Herausgeber, Guillaume Dasquie, ist ein französischer Spezialist für strategische Geheimdienste und hat für die französischen Geheimdienste bezüglich des bin-Laden-Falls und andere Untersuchungen gearbeitet. Seine Erwähnungen zur französischen Geopolitik reflektieren klar das französische Denken auf hohem Niveau.

      4 erschien am 4. April 2003. Er erörtert im Detail eine französische Analyse über die Verletzlichkeit des Dollarsystems am Vorabend des Irak-Krieges
      Das System von Bretton Woods

      zf. Um das im September 1931 zusammengebrochene internationale Währungssystem neu zu ordnen, wurden an der Internationalen Währungs- und Finanzkonferenz, die vom 1. bis 22. Juli 1944 in Bretton Woods (New Hampshire, USA) stattfand, die Verträge über die Errichtung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (Weltbank) geschlossen und ein neues Weltwährungssystem begründet.

      Das Bretton-Woods-System war eine Reaktion auf die durch Abwertungswettläufe und Protektionismus gekennzeichnete Periode zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg. Ziel war ein Welthandel ohne Handelsschranken und mit nur sehr geringen Schwankungen bei den Wechselkursen.

      Der US-Dollar sollte zukünftig die Weltleitwährung sein und an einen Gold-Standard gebunden werden. Konkret wurde beschlossen, einen Preis von 35 US-Dollar pro Unze Gold festzulegen. Die USA verpflichteten sich, US-Dollar weltweit zu diesem Goldpreis zu verkaufen oder anzukaufen. Die Wechselkurse wurden gegenüber dem US-Dollar festgelegt, und die anderen Notenbanken verpflichteten sich, die Währungen ihrer Länder entsprechend dem festgelegten Wechselkurs zu stabilisieren. Der IWF sollte die Aufgabe haben, bei vorübergehenden Zahlungsbilanzproblemen von Staaten Kredite zu gewähren. Die Weltbank sollte die Kreditgewährung für Entwicklungsländer erleichtern.
      Der «Washington Consensus»

      zf. Der Begriff «Washington Consensus» wurde von dem Wirtschaftswissenschafter John Williamson im Jahr 1989 geprägt. Unter diesem Begriff fasste er zusammen, was er als einen aktuellen Konsens zwischen dem Kongress der USA, dem IWF, der Weltbank und wichtigen Think tanks empfand. Zehn verschiedene Politikempfehlungen bildeten diesen Konsens zur «Reform» angeschlagener Volkswirtschaften:

      1. Disziplin der öffentlichen Haushalte,

      2. Umleitung öffentlicher Ausgaben in Felder, die sowohl wirtschaftliches Wachstum als auch eine gleichmässigere Einkommensverteilung versprechen,

      3. Steuerreformen mit niedrigeren Höchststeuersätzen und einer breiteren Steuerbasis,

      4. Liberalisierung des Finanzmarktes,

      5. Schaffung eines stabilen, wettbewerbsfähigen Wechselkurses,

      6. Handelsliberalisierung,

      7. Beseitigung von Marktzutrittsschranken und Liberalisierung ausländischer Direktinvestitionen (Gleichbehandlung ausländischer und inländischer Firmen),

      8. Privatisierung,

      9. Deregulierung,

      10. Gesicherte Eigentumsrechte.


      http://www.zeit-fragen.ch/ARCHIV/ZF_106a/T05.HTM
      Avatar
      schrieb am 26.06.03 08:27:11
      Beitrag Nr. 38 ()
      Es geht nicht ums Öl, es geht nur um die Ö l w ä h r u n g .


      Wer das wahre Motiv für den Krieg sucht, dem sei hier eine weitere Option angeboten, die derzeit im Internet kursiert. Um die Theorie kurz zu fassen: das gesetzliche Zahlungsmittel des Ölhandels ist der Dollar.
      Der Preis eines Ölfasses wird nur in Dollar festgelegt. Und dieser Tatsache ist es zu verdanken, dass fast alle Länder der Welt ihre Devisenreserven in Dollar anlegen. Diese Dominanz des Dollars ist heute fast die einzige Grundlage für die Stärke der amerikanischen Währung.

      Und in einem Satz:
      Nicht die Guten gegen die Bösen, nur der Dollar gegen den Euro.

      Wer aus dem Dollar aussteigt, gehört zur "Achse des Bösen" und wird von Bush mit Gewalt bedroht. Als kürzlich Saudi-Arabien begann, seine Dollar-Reserven aus den USA abzuziehen und in EURO anzulegen, wurde dem saudischen Königshaus unter dem Vorwand der Terrorismus-Unterstützung Gewalt angedroht: "Die saudi-arabische Investment-Community hat bereits zwischen 100 und 200 Milliarden Dollar aus den USA abgezogen. ... Die Geldströme von den USA nach Europa sind, so Experten, ein Grund für die Schwäche des Dollar."
      Die Islamische Republik Iran hat mehr als die Hälfte ihrer Devisenreserven von 7 Milliarden Dollar in Euro umgetauscht. Das hat die Tageszeitung Iran Daily unter Berufung auf eine Meldung der Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Das Blatt zitiert ein Mitglied des iranischen Parlaments mit der Aussage, er hoffe, daß ein starker Euro das amerikanische Monopol im Welthandel schwächen werde.
      Bislang ist der I r a k der einzige große Ölproduzent, der seine Exporte, seit November 2000, in Euro fakturiert, was der irakischen Regierung zum Verhängnis geworden ist und den eigentlichen Kriegsgrund darstellt. Dass der Irak auch seine 10 Mrd.$ Reserven bei der UNO (vom Programm „Öl-für-Nahrung“) in Euro umwandelte, war eine Draufgabe. In diesem
      Krieg geht es eben nicht um Saddam oder Massenvernichtungs-Waffen, sondern darum, die OPEC einzuschüchtern (auch den anderen Regierungen könnte das Schicksal Saddams drohen) bzw. direkt zu hindern, dem Beispiel des Iraks zu folgen.
      I r a n hält Reserven verstärkt in Euro
      Stein des Anstoßes ist, daß die Regierung in Washington die iranische Führung bezichtigt, den Terrorismus zu unterstützen und mit dem Irak eine Achse des Bösen zu bilden. Das nährt Ängste, Washington könne Dollar-Zahlungen, die über amerikanische Banken geleitet werden, einfrieren. Zudem solle verhindert werden, daß sich amerikanische Bankaufsichtsbehörden Informationen über die Zahlungsvorgänge auf den iranischen Konten verschaffen, heißt es.
      Abgesehen davon habe die jüngste Schwäche des Dollar den Euro als Anlagewährung attraktiv gemacht.
      Mittelfristig dürfte dem Euro weiteren Auftrieb geben, wenn mehrere Ölexporteure die Gemeinschaftswährung zur Abrechnung nutzten und verstärkt Gelder an den europäischen Kapitalmärkten anlegten.

      Iran ist derzeit hinter Saudi-Arabien der zweitgrößte Ölexporteur der Opec. In diesem Jahr dürfte er bereits rund 10 Milliarden Dollar mit Ölexporten verdient haben, schätzen Fachleute. Im Jahr 2001 habe Iran für 6,5 Milliarden Euro Waren in die EU exportiert, davon 80 Prozent Rohöl. Im Juni hat sich die EU bereit erklärt, Handelsgespräche aufzunehmen, sofern Bedenken bezüglich Menschenrechtsfragen, Terrorismus und Massenvernichtungswaffen ausgeräumt werden können. Im Juli hat Iran
      erstmals seit 1979 wieder eine Staatsanleihe in Europa begeben, über 500 Millionen Euro.

      Was wäre wenn … die OPEC plötzlich – statt geordnet (d.h. schrittweise)- auf Euro umstiege?
      Nun, alle Öl-verbrauchenden Staaten und deren Zentralbanken müssten die „Währungs-Reserven“ von Dollar auf Euro umstellen.
      Der Dollar würde sofort bis zur Hälfte seines Wertes verlieren – mit den entsprechenden Folgen (u.a. ungeheurer Inflation) für die US-Wirtschaft, die ein derartiger Zusammenbruch der Währung nach sich zöge.

      Eine Flucht aller ausländischen Anlagen aus dem Dollar – den Aktien und Dollar-bezogenen Wertpapieren – würde einen Sturm auf die Banken wie in den 30er Jahren auslösen, das Außenhandelsdefizit wäre nicht mehr aufrechtzuerhalten und der Staatshaushalt würde faktisch bankrott sein, usw.

      Die Entwicklung hin zu einer Ölwährung Euro würde fördern, wenn der bedeutende Ölproduzent Großbritannien seine Exporte zumindest teilweise in Euro fakturieren würde; ein Beitritt Großbritanniens zur Währungsunion könnte dazu den Anstoß geben. Ähnliches gilt für Norwegen.

      Donald Nott von Henry Woods Investment Management schreibt dazu: "Um die amerikanische Wirtschaft am Laufen zu halten, müssen täglich 1,25 Milliarden Dollar in die USA fließen."
      Diese Summen kommen aber nicht ins Land, solange es die Konkurrenzwährung EURO gibt, eine äußerst bedrohliche Situation für die USA. Dieses Europa ärgert die amerikanische Regierung. Es ist im Begriff, eine wirtschaftliche Supermacht zu werden, es ist in der Lage, mit den USA zu konkurrieren, ja vielleicht sogar, sie zu überholen. Ein Symbol dafür ist die Tatsache, dass der Euro den Dollar tatsächlich eingeholt hat.

      Der Krieg im Irak ist vor allem ein Krieg gegen Europa und Japan.
      Die amerikanische Besatzung des Irak wird die amerikanische Kontrolle nicht nur über die ausgedehnten Ölreserven des Irak selbst, sondern auch die des Kaspischen Meeres und der Golfstaaten sichern.

      Die US-Hand auf dem Ölhahn der Welt kann Deutschland, Frankreich und Japan abwürgen, weil sie nach Belieben den Preis in aller Welt manipulieren kann. Den Preis herabsetzen, wird Russland abwürgen - den Preis erhöhen, wird Deutschland und Japan treffen.

      Washington verbirgt nicht einmal sein Verlangen, Europa auf die Knie zu zwingen. In letzter Zeit gab es eine primitive amerikanische Bemühung, eine Koalition mit peripheren Ländern zu schaffen, um Deutschland und Frankreich aus der Führung der EU zu verdrängen. Amerika ist dabei, zusammen mit England, Spanien und Italien, einen Block früherer kommunistischer Nationen zu organisieren, die gerade dabei sind, sich der EU anzuschließen. Die Paris-Berlin Achse, unterstützt von Moskau,
      wird auch als Verteidigung gegen dieses Manöver geplant. Dieser Krieg geht also weit über den Irak hinaus.
      Es ist ganz einfach ein Krieg um Weltherrschaft, wirtschaftlich, politisch, militärisch und kulturell.

      Um dies zu erreichen, ist Bush bereit, eine Menge Blut zu vergießen


      http://www.klaus-krusche.de/oeldollar.htm
      Avatar
      schrieb am 01.07.03 09:05:01
      Beitrag Nr. 39 ()
      Ich habe diesen Artikel auf die HP gestellt, da es die Absicht des Autors sein wird, ihn so weit es geht zu verbreiten:

      Es geht um weit mehr als Öl.
      Es geht um das Überleben der US-Wirtschaft, die US-Gesellschaft (siehe Punkt 2-4).
      Das alles ist auf Pump aufgebaut.
      Bush wird notfalls auch zum Kriegsverbrecher um sein Land zu retten.

      Punkt 1:

      Dieser Punkt ist im Gegensatz zu Punkt 2 nichts neues:
      Öl ist wichtig für die US-Wirtschaft.
      Wesentliche Sektoren der Industrie sind
      - Automobil (General Motors - deren Umsatz entspricht dem Staatshaushalt der Slowakei, Ford - ähnliche Größe, usw.)
      - Rüstung (wenn man die Waffen nicht ab und zu wichtig einsetzt dann flaut das geschäft ab = hundettausende Arbeitsplätze)
      - Flugzeugbau (Lockhead, Boeing = hunderttausende Arbeitsplätze)
      - Verkehrswesen (american way of life = 1,2,3 Autos pro Haushalt, je mehr desto höher der Status. Fluglinien. Eisenbahn ist so gut wie raus aus dem Personentransportgeschäft)
      - Chemiekonzerne etc.etc.
      Alles schön und gut. Die USA stellt mit 4% der Weltbevölkerung 30% des Weltenergieverbrauchs.
      Clintons Absicht das Kyoto-Klimaabkommen zu unterzeichnen von Bush gecancelt. Würde die US-Wirtschaft ruinieren.
      Ein hoher Ölpreis ditto.

      Aber Öl ist nicht alles - das kommt noch viel dicker:

      Punkt 2:

      LEBENSBEDROHEND für die USA ist die Abwanderung der Welt vom Dollar zum Euro.
      Warum ?
      Weil der Dollar in Wahrheit nicht mehr wert ist als das Papier auf dem er gedruckt ist.
      kurze Geschichte des Dollars:
      Nach dem 2.WK stieg der weltweite Ölhandel exponential. Größter Abnehmer waren die USA, die in Dollar bezahlten. Die ölverkaufenden Länder kauften um diese Dollar Waren, Maschinen, sowieso auch Waffen etc. von den USA.
      Mit der Zeit wurde der Öleinkauf größer als die Exporte der USA. Immer größer. Soviel können die USA gar nicht exportieren, wie sie für Öl ausgeben. Die USA stehen heute auf einem Rekord-Handelsbilanz-Defizit: Importe: 1,15 Billionen Dollar, das sind 1150 Millarden Dollar. Auf der anderen Seite Exporte von 723 Milliarden Dollar - macht 427 Milliarden Dollar Defizit. PRO JAHR.
      Womit ist das bezahlt ?
      Antwort:
      mit buntem Papier.
      Papiergeld war seit seiner Erfindung immer nichts anderes als ein Bon, ein Gutschein der von einem Staat ausgestellt wurde, auf eine entsprechende Menge Gold (in früheren Jahrhunderten auch Silber), das dem Wert des Geldscheines entsprach.
      Als die USA mehr und mehr Dollar brauchten, um ihre Rohstoffimporte, vor allem Öl, zu bezahlen, hatten sie nicht mehr genügend Gold, um die Menge der gedruckten Dollar abzudecken.
      1971 koppelte Präsident Nixon (berühmt durch Vietnamkrieg und Watergate-Affäre) im Abkommen von Bretton Woods (Ort in den USA) den Dollar von der GOlddeckung ab.
      Wodurch ist der Wert des Dollars seitdem gedeckt ?
      durch die "Leistungsfähigkeit der US-Wirtschaft".

      Faktum ist, die "Leistungsfähigkeit der US-Wirtschaft" reicht nicht aus, um auch nur 10% der Dollars zu decken, die in den letzten 30 Jahren auf buntes Papier gedruckt wurden.
      Amerika hat eingekauft, 30 Jahre lang, und mit buntem Papier bezahlt.
      Sehr günstig für die US-Wirtschaft, denn die Öl- und sonstigen Importe der letzten 30 Jahre haben praktisch nichts gekostet.
      Ausser Papier und Druckfarbe.

      95% der Staaten dieser Welt haben ihre Währungsreserven zu einem großen Teil in Dollar angelegt. Unternehmen. Von Banken ganz zu schweigen. 2/3 der Welt-Währungsreserven bestehen aus Dollar.
      Jetzt steigen die Länder, Banken und Unternehmen nach und nach auf Euro um.

      Warum steigen sie auf Euro um ?
      Weil Euro mehr wert sind als Papier. Für Euro kann man auch langfristig etwas kaufen.
      Der Euro ist durch reale Wirtschaftsleistung gedeckt.
      Die Länder der Eurozone exportieren weit mehr in den Welthandel als die USA.
      Das heisst: andere Länder kaufen mehr von Europa als von Amerika.
      Um zu bezahlen brauchen sie Euro. Folgerichtig tauschen sie ihre Dollars also in Euro um.

      Die Euroländer haben zudem harte Stabilitätskriterien was Staatshaushalts-Defizit betrifft.
      Der Euro ist eine harte Währung.
      Der Dollar ist in den letzten 12 Monaten im Vergleich zum Euro von 1,10 auf 0,90 gesunken.

      Warum ?
      Wie oben erklärt: Es kaufen mehr Länder von Europa als von den USA. Sie brauchen Euro um zu bezahlen. Sie verkaufen ihre Dollar gegen Euro, das ruiniert den Dollarkurs.

      Dieser gesunkene Dollarkurs ist nur ein lächerliches erstes Anzeichen was den USA blüht, wenn die Abwanderung von Dollar zu Euro so weitergeht.
      Die OPEC verkauft z.B. mehr Öl an Europa als an die USA. Ud sie kauft mehr Güter von Europa als von den USA.
      Warum sollte die OPEC also auch in Zukunft
      - ihr Öl an Europa für Dollar verkaufen
      - diese Dollar dann in Euro wechseln
      - um Güter aus Europa zu kaufen ?

      Wenn die OPEC beginnt, ihren Ölverkauf an Europa in Euro zu fakturieren, dann bricht der Dollarkurs zusammen.
      Niemand will das ungedeckte Papiergeld mehr haben.
      Die USA stehen am Abgrund zum Ruin.

      Punkt 3:

      Die "Achse des Terrors".
      Welche Länder fasst Bush da zusammen, in seinen Kunstbegriff "Achse des Terrors" ?
      - Irak
      - Iran
      - Nordkorea
      Andere mögen folgen...
      Was haben diese Länder gemeinsam ?
      Ja, böse Regime. Stimmt schon.
      Aber auch, dass sie von Dollar auf Euro umgestiegen sind.

      Irak hat Ende 2000 beschlossen, seine Dollarreserven in Euro umzuwandeln. Sprich: Dollar zu verkaufen, und dafür Euro zu kaufen.
      Das Fass zum Überlaufen brauchte die Irak-Entscheidung, sein Guthaben bei der UNO - 10 Milliarden Doller - in Euro umzutauschen.
      Woher kam dieses Guthaben ?
      Aus dem UNO-Programm "Öl-für-Nahrung".
      Der Irak hat es also gewagt, als erster sein Öl für Euros zu verkaufen.

      Massenvernichtungswaffen ? Hat niemand gefunden. Powell hat ein paar Fotos von Lastwagen vor einer Fabrikshalle gezeigt, und Dokumente über einen angeblichen Urankauf des Irak, die eindeutig gefälscht waren. Das waren die "Beweise" die nun einen Einmarsch rechtfertigen.
      Schlimmes Regime ? Ja, stimmt. Aber schon seit Jahrzehnten. Gegründet mit Hilfe der CIA. Und Anthraxsporen etc. die der Irak hat oder hatte, hat er hochoffiziell aus US-Armeelabors erhalten.
      Nein, er hat auch kein anderes Land angegriffen oder bedroht.
      Aber er hat Öl für Euro verkauft statt für Dollar.

      Auch der Iran hat im Jänner 2002 die Hälfte seiner Währungsreserven von Dollar auf Euro getauscht.
      => "Achse des Terrors"

      Nordkorea hat im Herbst 2002 seine Dollar in Euro getauscht.
      Prompt wurde der Liefervertrag über Heizöl etc. von USA an Nordkorea einseitig von den USA gebrochen.
      Die USA haben einfach nichts mehr geliefert.
      In Nordkorea, schlimmes Regime hin oder her, stehen die Fabriken still. Die Traktoren. Es wird nichts mehr produziert, angebaut. Die Menschen werden verhungern, umbarmherzig.
      Also hat Nordkorea wieder die Energieerzeugung in Atomkraftwerken aufgenommen.
      Die Einstellung des Atomprogrammes war Teil des Energie-Lieferungsabkommens mit den USA. Die Reaktoren waren versiegelt und ihr Stillstand von UNO-Inspektoren überwacht.
      Was bleibt Nordkorea anderes als die Dinger wieder anzuwerfen ?
      => "Achse des Terrors"



      Venezuela. Der neue Präsident, noch dazu o Graus ein Linker, begann sein Öl direkt gegen Güter zu tauschen. Da braucht man keine Dollar dazu. Der nächste Schritt ist, das Öl an Europa ebenfalls gegen Güter zu verkaufen - oder gegen Euro.
      Venezuela ist der viertgrößte Erdölproduzent der OPEC.
      Im April gab es einen Putschversuch, den Bush prompt guthieß. Es wäre ungefähr der 12. Putsch in Südamerika gewesen, der vom CIA finanziert wurde. Inzwischen gibt es "nur noch" Unruhen und Straßenschlachten mit streikenden Ölarbeitern.
      Ergebnis:
      Der Ölexport Venezuelas ist nahezu zum erliegen gekommen.
      Wer nicht gegen Dollar verkaufen will, der soll eben gar nicht verkaufen, so ist das ideal.
      Für die "Achse des Terrors" reicht es bei Venezuela nicht, da würde die Welt wohl den Kopf schütteln.

      China. Hat ebenfalls begonnen die Dollarreserven abzustossen und gegen Euro zu ersetzen. böse böse.

      Russland. Ditto.

      Die gesamten OPEC-Staaten liebäugeln damit. Einige beginnen damit.

      Jetzt muss Amerika zeigen, was mit Regierungen geschieht, die diese Frechhait wagen.
      Saddam wird sterben.
      Er wird niemandem abgehen, weil er ein Verbrecher ist.
      Schlimme Verbrechen hat er begangen, zweilfellos.
      Aber zum Tode verurteilt wurde er wegen des Umtausches von Dollar in Euro in zig-Milliarden-Höhe.
      Öffentliche Hinrichtungen sind immer gut. Dienen wirkungsvoll als abschreckendes Beispiel.
      Seit dem Ultimatum von Bush an Saddam ist der Dollarkurs um 4 Prozent gestiegen.

      Ob Nordkorea als nächstes gebombt wird oder der Iran, das wird man sehen.
      Vielleicht erschießt auch jemand Hugo Chavez, den Präsidenten Venezuelas.
      Wäre nicht das erste Mal.

      4. Punkt

      Der Untergang der amerikanischen Gesellschaft:

      Was passiert wenn der Dollar kippt ?

      Ganz einfach: Wenn die OPEC und in dessen Sog ein geweltiger Teil des Welthandels von Dollar auf Euro umschwappt, dann stürzt der Dollar auf den Wert, den er tatsächlich hat:
      0,20 Eurocent.
      Das ist der Wert der herauskommt, wenn man die Menge an Dollar durch die Exportleistung der US.Wirtschaft dividiert, verglichen mit der Menge an Euro mit der Exportleistung der europäischen Wirtschaft.

      Die USA kann ab diesem Augenblick an das Öl und die anderen Rohstoffe, die sie für ihre Industrie, Verkehr, für ihre gesamte Wirtschaft brauchen =>
      NICHT MEHR BEZAHLEN

      In den USA stehen die Fabriken still.
      Die US-Wirtschaft ist tot, bankrott.
      Das ist das Szenario.

      Die US-Unternehmen, weitgehend börsennotiert, verlieren 90% ihres Wertes:
      erstens, weil sie weniger produzieren können
      zweitens, weil kaum noch ein US-Bürger etwas kaufen kann
      drittens, weil sie in Dollar notiert sind - und der ist dann nichts mehr wert

      Das gesamte Finanzsystem der USA ist aber auf Aktien aufgebaut.
      Alle Banken.
      Alle Versicherungen.
      Wenn die US-Aktien stürzen, dann ist alles tot.

      Die gesamte Altersvorsorge der USA ist auf Aktien aufgebaut.
      Staatliche gibt es ja so gut wie keine. Die meisten Leute haben ihr erspartes in Aktien angelegt.
      Wenn der Dollar stürzt, dann fallen 250 Millionen Amerianer um ihr erspartes um.
      50 Millionen alter Menschen im Ruhestand sind plötzlich mittellos.
      Sofern ihnen ihr Häuschen nicht gehört, können sie sich die Miete nicht mehr leisten und stehen auf der Straße.

      Die USA werden ein unglaubliches Armenhaus, fallen zurück auf ein pro-Kopf-Wohlstands-Niveau wie es i der 2.Welt herrscht.

      Denn all der Wohlstand wurde in den letzten 30 Jahren nur auf Pump aufgebaut:
      auf buntes Papier, welches das Versprechen, wertmässig durch die Exportleistung der US-Wirtschaft abgedeckt zu sein, schon lange nicht mehr erfüllen kann.
      Der Dollar.
      Wenn er stürzt dann brechen die USA komplett zusamen.

      5. Punkt:

      Das weiß Bush.
      Und Bush geht den radikalen Weg:
      Unterdrückung und Auslöschung all jener Länder und Regime, die den Dollar gefährden.

      Der Irak bekommt ein neues Regime.
      Venezuela idealerweise auch.
      Über Nordkorea fähr am besten noch heuer der Rasenmäher drüber.
      Vielleicht kann man auch mit dem Iran einen Krieg anfangen.
      Die Saudis stehen ebenfalls auf der Liste.
      Syrien wurde im UNO-Sicherheitsrat, in dem es dieses Jahr Mitglied ist, bekanntgegeben dass es als nächstes dran ist, wenn es gegen den US-Willen stimmt.
      Und so weiter.
      Das hat eben erst begonnen.

      Von einer linken Regierung in Deutschland kann man sich da nicht aufhalten lassen.
      Auch Frankreichs Interessen kann man nicht berücksichtigen.
      Zu viel steht für die USA auf dem Spiel:
      die nackte Existenz
      Die Gefahr, für die in den letzten 30 Jahren gedruckten Dollarscheine jetzt plötzlich bezahlen zu müssen.

      Bush muss daher Weltpolizei spielen.
      Aber nicht was Verbrechen böser Regime betrifft oder Waffen zur Massenvernichtung, sondern Dollarvernichtung.

      Hierzu hat Bush einen Mitarbeiterstab um sich gesammelt, von Vizepräsidente Dick Cheney bis Verteidigungsminister Rumsfeld, die allesamt eine extreme politische Vergangenheit haben.
      Amerika muss die Welt beherrschen.
      Sonst ist es aus mit den USA, vollkommener Zusammenbruch


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