@jem - du magst doch sibylle berg! - 500 Beiträge pro Seite
eröffnet am 14.04.02 16:32:56 von
neuester Beitrag 14.04.02 16:57:52 von
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oder zumindest mochtest du sie vor deiner läuterung. hier ein text von ihr für dich
So muss es in der Hölle sein
Von Sibylle Berg
Neuerdings gibt es Liebesschmerzkongresse, Vereine für Liebeskranke und eine Produktelinie für Verlassene.
Alles Unsinn: Bei Liebeskummer helfen weder Ratgeber noch Selbsthilfegruppen
So muss es in der Hölle sein
Von Sibylle Berg
Neuerdings gibt es Liebesschmerzkongresse, Vereine für Liebeskranke und eine Produktelinie für Verlassene.
Alles Unsinn: Bei Liebeskummer helfen weder Ratgeber noch Selbsthilfegruppen
1. Ein Gedicht
Dein Herz ist weg, kein Atem mehr,
die Brust, die hebt sich zentnerschwer.
Vor deinem Fenster hockt ein Geier,
du greifst nervös nach dem Herr Meier –
Herr Meier, nun den gibt’s nicht mehr,
drum geht ja auch dein Atem schwer.
Und wieder mal erkennst du klar,
dass alles nur ein Irrtum war.
Der einzige, der dir noch bleibt,
das ist dein Freund – Herr Einsamkeit.
Dein Herz ist weg, kein Atem mehr,
die Brust, die hebt sich zentnerschwer.
Vor deinem Fenster hockt ein Geier,
du greifst nervös nach dem Herr Meier –
Herr Meier, nun den gibt’s nicht mehr,
drum geht ja auch dein Atem schwer.
Und wieder mal erkennst du klar,
dass alles nur ein Irrtum war.
Der einzige, der dir noch bleibt,
das ist dein Freund – Herr Einsamkeit.
2. Liebesschmerzkongresse
Gibt es noch schwarze Flecken? Unveröffentlichte Länder?
Ein Gefühl, das wir nicht erforscht, benannt, vermarktet
haben? Jetzt also Liebesschmerz. Mit Kunst und steppenden
Lurchen und Dominas mit Gasmasken und Beratung und Musik.
Schon in Ordnung. Hilft auch nicht.
Gibt es noch schwarze Flecken? Unveröffentlichte Länder?
Ein Gefühl, das wir nicht erforscht, benannt, vermarktet
haben? Jetzt also Liebesschmerz. Mit Kunst und steppenden
Lurchen und Dominas mit Gasmasken und Beratung und Musik.
Schon in Ordnung. Hilft auch nicht.
3. Liebeskummer
Keiner da. «In the mood for love» ist der Königsfilm des Liebeskummers.
Zu Dauerregen und leiser Musik aus alten Radios wächst aus Blicken und
Ideen und dünnen Berührungen eine zarte, kleine Liebe. Die nicht erfüllt wird.
Natürlich, nichterfüllte Liebe ist, gemeinsam das Leben herumbringen, und
taugt nicht für Filme, und zum Kummer erst recht nicht. Worum wir trauern,
sind Ideen. Was uns verrückt macht, sind gestorbene Träume. Wie sie stumm werden,
über Nacht, all die leisen Stimmen, die uns erzählten, dass unser Leben
goldfarben sein würde. Wie die Verzweiflung kommt, die ist so kalt.
So muss es in der Hölle sein. In der man hängt und die Einsamkeit schaut.
Immer wirst du einsam sein, bis zum Ende, und nie wird ein anderer etwas daran
ändern – erkennt man im Liebeskummer.
Und vergisst es wieder, später. Wenn man läuft zu zweit, wie eines,
sich ständig berührt und lacht und singt: Es ist wie ich, es ist wie ich –
und so leicht ist und wenig Mensch, dass man sich auflöst und in den Himmel
fliegt. Aber das endet, aus dem Himmel zurück auf den Boden. Mit der
Angst und dem Wissen darum allein im Körper, umgeben von all den merkwürdigen
Gefühlen, definitiv unverstanden zu sein. Selbst von sich selbst.
Keiner da. «In the mood for love» ist der Königsfilm des Liebeskummers.
Zu Dauerregen und leiser Musik aus alten Radios wächst aus Blicken und
Ideen und dünnen Berührungen eine zarte, kleine Liebe. Die nicht erfüllt wird.
Natürlich, nichterfüllte Liebe ist, gemeinsam das Leben herumbringen, und
taugt nicht für Filme, und zum Kummer erst recht nicht. Worum wir trauern,
sind Ideen. Was uns verrückt macht, sind gestorbene Träume. Wie sie stumm werden,
über Nacht, all die leisen Stimmen, die uns erzählten, dass unser Leben
goldfarben sein würde. Wie die Verzweiflung kommt, die ist so kalt.
So muss es in der Hölle sein. In der man hängt und die Einsamkeit schaut.
Immer wirst du einsam sein, bis zum Ende, und nie wird ein anderer etwas daran
ändern – erkennt man im Liebeskummer.
Und vergisst es wieder, später. Wenn man läuft zu zweit, wie eines,
sich ständig berührt und lacht und singt: Es ist wie ich, es ist wie ich –
und so leicht ist und wenig Mensch, dass man sich auflöst und in den Himmel
fliegt. Aber das endet, aus dem Himmel zurück auf den Boden. Mit der
Angst und dem Wissen darum allein im Körper, umgeben von all den merkwürdigen
Gefühlen, definitiv unverstanden zu sein. Selbst von sich selbst.
5. Danach. Noch unerfreulicher
Die erste Liebe zerbricht, und der erste Liebeskummer kommt.
Ach, wären wir doch gestorben, damals. Wir hätten uns die Wiederholungen erspart.
Wir haben unsere Unschuld verloren und statt ihrer Ideen entwickelt.
Wie Liebe sein müsste, die richtige Liebe. Denken wir – muss sein wie fliegen
und sich die Sachen vom Leib reissen und sich nie mehr trennen und
nicht mehr essen und nicht mehr schlafen, und wild muss es sein und
seelenverwandt und aufregend und verrückt, und nachts tanzen im
Regen und Hütchen tragen und 1000 Kilometer fahren nur für einen Kuss,
der nie endet, und halten, halten, halten.
Das ist die Idee, und sie meint – eigentlich wollen wir zurück in die Zeit,
als wir eins mit der Mutter waren. Bedingungslosigkeit wollen wir,
danach suchen wir und werden immer enttäuscht werden. Denn so ist es nie.
Merken wir, alle zwei Jahre, wenn wieder ein Traum zerbricht,
und der Schmerz wird weniger. Wir ertragen ihn nur kaum noch, weil wir
doch nicht wissen, wie es gehen soll, weil wir ahnen, das etwas
falsch ist, und immer bleiben wir allein zurück, die wir altern, und
unsere Knochen werden porös und unsere Seele ist es schon, überzogen mit vielen Sprüngen.
Wir sind nicht mehr jung und noch nicht alt – die furchtbarste Zeit
im Leben, weil sie voller Sehnsucht nach einem Wunder ist,
und das wird – ziemlich sicher – nicht eintreten.
Die erste Liebe zerbricht, und der erste Liebeskummer kommt.
Ach, wären wir doch gestorben, damals. Wir hätten uns die Wiederholungen erspart.
Wir haben unsere Unschuld verloren und statt ihrer Ideen entwickelt.
Wie Liebe sein müsste, die richtige Liebe. Denken wir – muss sein wie fliegen
und sich die Sachen vom Leib reissen und sich nie mehr trennen und
nicht mehr essen und nicht mehr schlafen, und wild muss es sein und
seelenverwandt und aufregend und verrückt, und nachts tanzen im
Regen und Hütchen tragen und 1000 Kilometer fahren nur für einen Kuss,
der nie endet, und halten, halten, halten.
Das ist die Idee, und sie meint – eigentlich wollen wir zurück in die Zeit,
als wir eins mit der Mutter waren. Bedingungslosigkeit wollen wir,
danach suchen wir und werden immer enttäuscht werden. Denn so ist es nie.
Merken wir, alle zwei Jahre, wenn wieder ein Traum zerbricht,
und der Schmerz wird weniger. Wir ertragen ihn nur kaum noch, weil wir
doch nicht wissen, wie es gehen soll, weil wir ahnen, das etwas
falsch ist, und immer bleiben wir allein zurück, die wir altern, und
unsere Knochen werden porös und unsere Seele ist es schon, überzogen mit vielen Sprüngen.
Wir sind nicht mehr jung und noch nicht alt – die furchtbarste Zeit
im Leben, weil sie voller Sehnsucht nach einem Wunder ist,
und das wird – ziemlich sicher – nicht eintreten.
habe 4. vergessen! hier :
4. Jugend, nicht schön
Die Einsamkeit beginnt, wo wir anfangen und nicht mehr ein Teil unserer Mutter sind.
Toll ist das nicht. Eine Zeit lang tappen wir doof durch die Welt, Kindheit
ist das, da Hirn und Gefühl sich nicht recht verständigen. Die finden erst in
der Pubertät wieder zusammen. In der Zeit, in der die meisten die erste
Liebe erleben. Die die romantischste ist, weil sie nur aus Illusion besteht.
Die nichts will, ausser Auflösung. Ein Mädchen, ein Junge, egal, und wir
wollten ihn, sie und wussten gar nicht was wir mit ihm, ihr wollten, ausser –
nie mehr alleine zu sein. Standen an offenen Fenstern und draussen Frühling
und an den Wänden Pferdeposter, und was wir über Liebe wussten, ging so:
mit ihm auf einer Insel sein und ansehen, Tag und Nacht, und die kleinen
Härchen am Arm berühren. Tag und Nacht. So Traum wie damals, als wir
noch nicht wussten, was Liebe ist, wird Liebe nie mehr.
Nie mehr werden wir so unendlich sein.
4. Jugend, nicht schön
Die Einsamkeit beginnt, wo wir anfangen und nicht mehr ein Teil unserer Mutter sind.
Toll ist das nicht. Eine Zeit lang tappen wir doof durch die Welt, Kindheit
ist das, da Hirn und Gefühl sich nicht recht verständigen. Die finden erst in
der Pubertät wieder zusammen. In der Zeit, in der die meisten die erste
Liebe erleben. Die die romantischste ist, weil sie nur aus Illusion besteht.
Die nichts will, ausser Auflösung. Ein Mädchen, ein Junge, egal, und wir
wollten ihn, sie und wussten gar nicht was wir mit ihm, ihr wollten, ausser –
nie mehr alleine zu sein. Standen an offenen Fenstern und draussen Frühling
und an den Wänden Pferdeposter, und was wir über Liebe wussten, ging so:
mit ihm auf einer Insel sein und ansehen, Tag und Nacht, und die kleinen
Härchen am Arm berühren. Tag und Nacht. So Traum wie damals, als wir
noch nicht wussten, was Liebe ist, wird Liebe nie mehr.
Nie mehr werden wir so unendlich sein.
6. Die Zeit nach der Liebe
Eigentlich hätten wir mit unserer ersten Liebe zusammenbleiben können.
Die hundert Wiederholungen auslassen. Sex ist nur Sex, kann man lernen, feuchte
Geschichte, ist doch egal – und Freundschaft wird mit der Zeit erst gut.
Was suchen wir, ach ja, die grosse Liebe suchen wir. Immer schneller trennen
wir uns, verlassen, werden verlassen. Leiden wird Routine, und fast ist das
Leiden cool, weil da geht was, da hat man was zu erzählen, da wird man bedauert
und nimmt ein paar Kilo ab. Und alle reden von Lebensabschnittsgefährten
und misstrauen der Unendlichkeit und nörgeln und sind unzufrieden, wenn
sie einen haben zum Liebhaben: Der kann’s doch nicht gewesen sein, überall
können wir etwas Grösseres und Besseres haben, werden uns Träume versprochen.
Neue Partner kann man kaufen an jeder Ecke.
Überall sehen wir Liebe und Sex und Werbung und Filme und Models, und alle
sehen toll aus und sind verfügbar, und warum dann an etwas hängen bleiben,
das den Glanz verloren hat? Kaum mehr einer schaut in den Spiegel und sieht
sich, wie er ist. Wenn Naomi uns ihre Brüste zeigt, dann kann man doch Naomi haben.
Immer kürzer die Halbwertszeit von dem, was wir als Liebe bezeichnen,
weil wir nicht wissen, wie man den Dreck sonst nennen soll. Hatte die
Generation vor uns das Problem, vor lauter Analyse und Selbstfindung
zu egoistischen kleinen Arschlöchern geworden zu sein, kranken wir heute
daran, nichts mehr zu sein. Keiner ist mehr etwas, keiner ist mehr besonders,
falsch verstandene Demokratie hat uns alle gleich gemacht, alle ohne Eigenschaften
und mit der Sucht nach mehr.
Immer weniger wollen wir uns anstrengen. Das muss passen, sofort, und gut sein.
Wenn wir es mit uns selber schon nicht gut haben, dann muss doch der Partner dafür sorgen.
Macht er nicht, denn der Partner will Brad Pitt, und weg ist er.
Eigentlich hätten wir mit unserer ersten Liebe zusammenbleiben können.
Die hundert Wiederholungen auslassen. Sex ist nur Sex, kann man lernen, feuchte
Geschichte, ist doch egal – und Freundschaft wird mit der Zeit erst gut.
Was suchen wir, ach ja, die grosse Liebe suchen wir. Immer schneller trennen
wir uns, verlassen, werden verlassen. Leiden wird Routine, und fast ist das
Leiden cool, weil da geht was, da hat man was zu erzählen, da wird man bedauert
und nimmt ein paar Kilo ab. Und alle reden von Lebensabschnittsgefährten
und misstrauen der Unendlichkeit und nörgeln und sind unzufrieden, wenn
sie einen haben zum Liebhaben: Der kann’s doch nicht gewesen sein, überall
können wir etwas Grösseres und Besseres haben, werden uns Träume versprochen.
Neue Partner kann man kaufen an jeder Ecke.
Überall sehen wir Liebe und Sex und Werbung und Filme und Models, und alle
sehen toll aus und sind verfügbar, und warum dann an etwas hängen bleiben,
das den Glanz verloren hat? Kaum mehr einer schaut in den Spiegel und sieht
sich, wie er ist. Wenn Naomi uns ihre Brüste zeigt, dann kann man doch Naomi haben.
Immer kürzer die Halbwertszeit von dem, was wir als Liebe bezeichnen,
weil wir nicht wissen, wie man den Dreck sonst nennen soll. Hatte die
Generation vor uns das Problem, vor lauter Analyse und Selbstfindung
zu egoistischen kleinen Arschlöchern geworden zu sein, kranken wir heute
daran, nichts mehr zu sein. Keiner ist mehr etwas, keiner ist mehr besonders,
falsch verstandene Demokratie hat uns alle gleich gemacht, alle ohne Eigenschaften
und mit der Sucht nach mehr.
Immer weniger wollen wir uns anstrengen. Das muss passen, sofort, und gut sein.
Wenn wir es mit uns selber schon nicht gut haben, dann muss doch der Partner dafür sorgen.
Macht er nicht, denn der Partner will Brad Pitt, und weg ist er.
7. Ende des Liebeskummers
Liebe ist, einen ausser sich zu ertragen, sich mit einem anderen zu ertragen.
Doch bis wir erkennen, was Liebe wirklich ist, sind wir meist schon tot. Schade.
8. Liebesschmerzkongresse
Na sicher doch.
ENDE
Liebe ist, einen ausser sich zu ertragen, sich mit einem anderen zu ertragen.
Doch bis wir erkennen, was Liebe wirklich ist, sind wir meist schon tot. Schade.
8. Liebesschmerzkongresse
Na sicher doch.
ENDE
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