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    Lehren aus Erfurt - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 29.04.02 11:15:20 von
    neuester Beitrag 29.04.02 16:49:20 von
    Beiträge: 6
    ID: 581.736
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      schrieb am 29.04.02 11:15:20
      Beitrag Nr. 1 ()
      sind jetzt allgemein das Thema des Tages. Öffentlichkeit und Politik rätseln darüber, worin der Grund des Amoklaufes eines 19jährigen Schülers liegen kann und wie solche Ereignisse in Zukunft verhindert werden können. Und wie immer kommen nur Vorschläge, die Symptome behandeln, aber die wahren Ursachen nicht am Rande treffen.

      Da ist die geplante Verschärfung der Waffengesetze. Allgemeiner Konsens ist, das Jugendliche erst ab einem Alter von 21 Waffen besitzen dürfen. Abgesehen davon, dass sich Jugendlichen noch viele andere Möglichkeiten bieten, um an Waffen zu kommen, bleibt noch das Paradoxon, dass dann Jugendliche mit 19 zur Bundeswehr eingezogen werden und berufsmäßig mit Waffen umgehen, die sie im Alltag nicht besitzen dürften.

      Ein weiterer Vorschlag ist das Verbot von Gewalt verherrlichenden Videospielen. Dem könnte im Prinzip zugestimmt werden, wenn man nicht bedenken müsste, dass die Härtesten dieser Spiele nicht im Laden erhältlich sind, sich aber dennoch in Windeseile verbreiten. Ein Verbot dieser Spiele hieße also, diese halb-legalen Vertriebswege zu kontrollieren, was das Internet einschließt, und dass ein solches Vorhaben nahezu unmöglich ist, sollte klar sein.

      Vor allem aber gehen solche Vorhaben zu kurz. Wenn ein Schüler, unter anderem auch unterstützt von seinen Eltern, ein Waffennarr ist, wird man ihn nicht durch Verbote von seiner Leidenschaft abbringen können. Eine Erziehung zur Gewaltlosigkeit, eine Sensibilisierung für Gewalt ist gefordert.

      Wichtiger aber ist ein gesellschaftlicher Wandel, der gefordert ist. Jeder, der sich harmlose deutsche Vorabendserien anschaut, wird irgendwo ein Vorbild finden, das ihn auf den Weg des Robert Steinhäuser führt, ein Vorbild, das egozentrisch seine eigenen, ständig wechselnden Ziele verfolgt, das vor Betrug seiner Eltern oder vor Gewalt gegen seine Umwelt nicht zurückschreckt, das seine Umwelt als bloßes Mittel zum Zweck ansieht. Aus diesem Kontext ist das irrationale Handeln des Amokläufers von Erfurt wenn nicht verständlich, dann aber doch nachvollziehbar. Und in diesem Kontext muss die Reaktion auf das Unglück ansetzen. Schüler müssen lernen, ihre Eltern und Lehrer zu respektieren, sich in ihre Umwelt einzufügen. Genau in diesem Zusammenhang hat die individualistische Gesellschaft, die Spaßgesellschaft versagt, denn sie nimmt ihre Mitglieder nur auf, wenn die Sonne scheint, bei Sorgen und Versagen lässt sie sie aber alleine. Dass sich die Versager der Spassgesellschaft sich dann gegen sie wenden, braucht nicht zu wundern. Und genau das sind die Lehren aus Erfurt.

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      schrieb am 29.04.02 11:35:27
      Beitrag Nr. 2 ()
      woher hatte der attentäter das geld für waffen und munition - sebst verdient hat er es sich wohl nicht - auch da sollte man ansetzen - seit den 70ern beobachte ich den wandel der mehrheit der eltern, ihre kinder auszustatten mit allem, was sie haben wollen, inzwischen sind sie zumeist süße tyrannen geworden, aus pädagogensicht allerdings weniger süß, treibt doch die verwöhnte brut immermehr lehrer in psychiatrische behandlung.
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      schrieb am 29.04.02 12:09:48
      Beitrag Nr. 3 ()
      Es ist ein gesellschaftliches Problem, daß Kindern nicht mehr die nötige Aufmerksamkeit zukommt. Daraus folgt innerliche Vereinsamung der Kinder. Sie werden allein gelassen. Gesellschaftlich stören sie sogar eher. Zunehmend werden die Eltern mit ihren Kindern allein gelassen.

      (Die Eltern des Täters waren ja wohl nicht einmal über den Schulverweis informiert, oder? Hm, da hat auch die Kommunikation versagt -denke ich)

      Keiner wagt mehr, sich in die Erziehung auch gegenüber den Eltern einzumischen.

      Genau genommen werden Kinder in dieser Gesellschaft sogar eher als störend empfunden.
      (Spielverbote, sollen keinen Lärm machen, verschwindet hier, etc ...)
      Erwachsene, denen die Kinder nicht gehören, halten sich nur raus.
      (Was sollen die Eltern denken, wenn ich jetzt das Kind ob seines Fehlverhaltens ermahne.)

      Wie auch immer: Es wundert nicht, daß unserer Kidis langsam in dieser ignoranten Gesellschaft durchdrehen.
      Allgemein: Gewalt an Schulen steigt, die Formen werden immer härter. Meines Erachtens muß hier der Hebel angesetzt werden.
      So tragisch Erfurt ist, es ist nur die Spitze.
      Wenn wir alle Opfer aus Einzeltaten zusammenfassen würden, wenn wir uns mal die Bewaffnung der Schüler mit Messer, Faustringen etc., anschauen und die daraus resultierenden Verletzungen, dann ist Erfurt wirklich nur die Spitze des Eisberges.

      Kein Geld mehr vom Staat, um qualifiziertes Personal in ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen. Massenabfertigung auch in der Schule. Kinder werden nicht mehr betreut - sie werden gemäß den Standards einer modernen Industriegesellschaft abgefertigt.
      Vielleicht liegt es daran, daß der Staat, um wiedergewählt zu werden, in erster Linie nur noch die Interessen der kinderlosen Bevölkerungsschichten fördert und dabei übersieht, daß Kinder eigentlich das wertvollste sind, was eine Gesellschaft hat.
      Wenn man sie verkommen läßt, dann schlägt sich das selbstverständlich auch durch, wenn die Kidis erwachsen sind - in der neuen Gesellschaft eben.


      Das erziehendes Personal steht doch mittlerweile schon fast mit einem Bein im Gefängnis, wenn sie adäquat einschreiten wollen bei Auffälligkeiten. (Rechte des Einzelnen nehmen gegenüber dem Recht auf ein Allgemeinwohl immer mehr zu.)
      Ansonsten wage ich hier auch die Behauptung, daß erzieherisches Personal, daß wirklich angagiert ist, eher die Seltenheit ist. Die machen auch nur noch ihren Job und versuchen das, wie alle, mit minimalen Aufwand zu erledigen.
      Vorweg schon Entschuldigung an die letzten Motivierten, aber ihr seid in der Minderheit und habt Seltenheitswert.


      Vielleicht sollten wir uns einfach mal von unseren Sesseln erheben, die Gewaltfilme abends abschalten und wieder mehr Zeit mit unseren Kindern verbringen. Vor allem wenn sie noch klein sind. Denn dann legen wir, die Erwachsenen, die Grundlagen für ihr späteres Verhalten und die Art der Konfliktbewältigung.
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 16:20:05
      Beitrag Nr. 4 ()
      schon 3 Antworten auf den thread.........

      .........und genau das ist das Übel:
      niemanden interessiert es,
      niemanden beschämt es.
      Kaum keiner bezieht Stellung.
      Nicht zu Gewalt in der Glotze,
      nicht zu Gewalt in de Öffentlichkeit,
      nicht zu Gewalt wo auch immer.
      Die gehört heute zum guten Ton.
      Ich bin ein Macher !
      Ich schaffe jeden, besonders die Schwachen.
      Was kann ich denn dafür dass es den erwischt hat ?
      Bin ich der Hüter meines Bruders ?

      Nein Leutchen,

      So einfach nicht.
      Jeder trägt Schuld an diesem Vorfall.
      Spaßgesellschaft ?
      Unfähig zum Gebrauch der Muttersprache!
      Agression ist die heute vorherrschende Stärke.
      Wer vor mir Angst hat ist mir unterlegen und
      das nutze ich weidlich aus. Legal.

      Das ist aus dem Volk der Dichter und Denker geworden.
      Ich weiß es: alles olle Kamellen und Schlagworte.....
      Anstand ? was ist das ? kann man das essen oder verkaufen ?
      Mitgefühl, Verantwortung, ..........?

      Das ist doch nicht cool !!!

      kswb
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 16:48:39
      Beitrag Nr. 5 ()
      @kurumba

      er war im schützenverein...so ne waffe kostet kein vermögen...führerschein kostet auch, aber fast jeder hat einen...

      olsi

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      Avatar
      schrieb am 29.04.02 16:49:20
      Beitrag Nr. 6 ()
      @kurumba
      Überm Eingang zum Gutenberggymnasium in Erfurt steht folgender Spruch "Lerne um zu leben" (Hab ich im Fernsehen gesehen).

      Ich bin jetzt zehn Jahre aus der Schule raus und hätte mir schon damals von einigen Lehrern gewünscht, daß Sie Ihren Unterricht nach so einem Maßstab abgehalten hätten!

      Das Ergebnis der PISA Studie ist sicherlich nicht nur durch die Faulheit der Schüler entstanden! Der Lehrplan in Deutschland ist ein absoluter Witz.

      Als Schüler gelten nur die schulischen Leistungen und die individuellen Stärken des einzelnen werden überhaupt nicht gefördert!

      Was in Erfurt passiert ist, ist tragisch und ich bin sehr betroffen dadurch! Aber Fakt ist, daß es nicht immer an den bösen, bösen Schülern liegt wenn es zu solchen oder ähnlichen Tragödien kommt!


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