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    der moloch - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 01.08.02 14:52:57 von
    neuester Beitrag 04.12.02 07:17:28 von
    Beiträge: 89
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      schrieb am 01.08.02 14:52:57
      Beitrag Nr. 1 ()
      auszüge aus dem buch des vor allem durch seine profunde kritik an der katholischen kirche berühmt gewordenen autoren.

      Karlheinz Deschner
      Der Moloch
      (Weitbrecht Verlag, Stuttgart 1992)

      *

      S. 45 (Indianerjagd):

      hatte er versichert: »Ihr könnt euch stets auf den Rat und die Hilfe der Vereinigten Staaten verlassen«. »Ihr Land und ihr Eigentum soll ihnen niemals genommen werden ...« Doch das Wort eines US-Präsidenten ist - mehr noch als die aller anderen - Schall und Rauch, schnurz und piepe. Denn bald waren die Indianer »die wilden Tiere« für Jefferson, und er drohte: »Wir werden gezwungen sein, sie wie die Tiere aus den Wäldern in die Felsengebirge zu treiben«. Und: »Nichts wird diese Unglücklichen so dezimieren wie der Krieg, der in ihr Land getragen wird. Aber der Krieg wird dort nicht halt machen. Er wird nie aufhören, sie zu verfolgen, solange noch einer von ihnen übrig ist, diesseits des Mississippi«.

      1825 erklärte Staatssekretär Clay: »Ihre Auslöschung ist unvermeidlich und kein großer Verlust«. »Schießen, wenn sie auf Schußnähe herankommen!« galt lange Zeit als Faustregel an der Grenze. Kurz, weithin waren die amerikanischen Militärs, die Politiker, die Beamten für Ausrottung oder doch rücksichtslose Unterdrückung der roten Rasse. Und selbstverständlich waren es auch alle, die Gewinnsucht und Habgier, »greed and avarice«, immer weiter vorwärts trieben, bis sie faktisch alles besaßen und die ursprünglichen Besitzer faktisch nichts mehr. Und dies Land will der Welt Freiheit bringen, Demokratie! Will sie Moral lehren, Recht! Will »die Ketten zerbrechen«, sie »glücklicher« machen, »retten«, »bis alle Menschen vom Hunger befreit und gegen Krankheit geschützt sind«! Will ausgerechnet gar die Kluft zwischen weißen und farbigen Rassen restlos beseitigen -ja, was haben ihre Präsidenten uns nicht schon vorgelogen! Als ließe ihre ganze Geschichte, von Anbeginn bis heute, auch nur den leisesten Zweifel daran, daß sie jedes Volk, egal welches, vernichten werden wie die Indianer, wenn es ihnen ernsthaft im Weg steht und auch vernichtet werden kann.

      Die Zahl der indianischen Bevölkerung vor Invasion der Weißen ist sehr umstritten. Die Angaben schwanken zwischen wenigen Hundertausend und vielen Millionen. Nach eher vorherrschender Ansicht der Gelehrten aber lebten zu Anfang des 17. Jahrhunderts, also bei Beginn des mörderischen Raubzugs an der Ostküste Nordamerikas, etwa acht Millionen Menschen. Nach Abschluß der gloriosen »Landnahme« lebten nur noch 350.000. Eine genaue Zahl sichert die Volkszählung von 1901: 270.000 Indianer. Dies die große Pioniertat! Anders gesagt: der »rugged individualism«, das »big killing«.

      -45-

      Der allergrößte Teil der Indianer, dies ist unbestritten, fiel den Nordamerikanern zum Opfer; entweder direkt, durch Massaker, Abschlachtung, oder indirekt, durch Hunger, Elend, Epidemien. Und gab es auch immer wieder Offiziere, Beamte, Geistliche, die sich für die Indianer engagierten, die Masse des Militärs, des Klerus, der Beamten, die Regierung, das Volk war gegen sie. Und die heutigen Indianer haben wohl recht, von einem gewollten Rassenmord zu sprechen. Ein Großteil der amerikanischen Intelligenz, der Gelehrtenwelt, sieht das nun ähnlich; erklärt es als »Ausrottung« der Indianer, als »Vernichtung«, »Menschenjagd« (man-hunt), »Genocid«. - »Lange vor Vietnam taten wir das gleiche mit den Indianern« (Stan Steiner).

      Und nicht nur einmal wurde dies Blutbad mit der Judenbeseitigung Hitlers verglichen. Ermordeten die Amerikaner ebensoviele Indianer? Oder mehr? Und wenn es weniger waren - ihnen ermangelte noch Hitlers Technik.

      Ich erinnere mich auch nicht, je gelesen zu haben, daß die faschistischen Banditen den Juden massenhaft Bäuche aufschlitzten, Augen ausstachen, die Genitalien, die Brüste abschnitten (die erzkatholischen Kroaten des Pavelic ausgenommen, schlimmere Galgenvögel als die SS!). Die Nordamerikaner aber taten dies hundertweise den Indianern an. Fest steht auch: selbst auf dem Gipfel seiner Verbrechen hatte Hitler nicht annähernd so viel Land geraubt wie die Angloamerikaner in der Neuen Welt. Hitler konnte nicht mehr rauben? Gewiß. Und die Amerikaner konnten eben. Darum geht es ja.

      Über Hitler klärten uns - das hat viel Geld gekostet - die Amerikaner au .Nicht ganz, natürlich. Sie verschwiegen, daß sie selbst ihn finanzierten. Großzügig, sehr großzügig: seine Wahlen, seine Rüstung - und (damit auch) seinen Antisemitismus! Doch dazu werden sie noch lange schweigen. Auch ihre Indianervertilgung (die Quelle ihres Reichtums und ihrer Armut!) übergehen ihre Zeitungen, ihre Schulbücher noch im 20. Jahrhundert meist. Und in den Fernseh-, den Filmprogrammen figuriert der Indianer noch immer als der rote Teufel, der »bad guy«, der nur Heimtücke und Kriegsgeschrei kennt, nur Brandfackel und Skalpmesser, Tomahawk und Tortur.

      Rühmt doch auch der US-Informationsdienst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch: »Das waren handfeste Grenzer, die sich Land nahmen, wo es ihnen gefiel, und ihre Rechte (!) mit der Flinte ....
      Avatar
      schrieb am 01.08.02 15:04:56
      Beitrag Nr. 2 ()
      werde ich mir doch mal besorgen.

      "Das Kreuz mit der Kirche" und "Die Kriminalgeschichte des Christentums"
      war auch schon harte Kost.

      Aber dann ist dies auch sehr interessant!

      "Geschichte der großen amerikanischen Vermögen"
      von Gustavus Myers.
      Ein Beschreibung, wie die "großen Amerikaner" wie Rockefeller, Dupont,
      Getty,Morgan, Hill, Vanderbilt, Gould, Field, Harriman, Carnegie !!
      zu ihrem Geld kamen! Und dazu gehört außer Indianer abschlachten und
      ihnen das Land wegnehmen auch das Unglück der eigene "Mitbürger" dazu!

      JoeUp
      Avatar
      schrieb am 01.08.02 15:15:40
      Beitrag Nr. 3 ()
      danke, joeup für den tip.
      myers werd ich mir besorgen :)
      Avatar
      schrieb am 01.08.02 15:26:17
      Beitrag Nr. 4 ()
      S. 219: Die Wallstreet kauft Hitler

      Es waren dieselben Wallstreet-Kreise, die schon 1917 die bolschewistische Revolution finanziert hatten, die auch Hitler beisprangen, in der einzigen Absicht, seine Machtergreifung, seine Aufrüstung sowie den nächsten Weltkrieg zu ermöglichen und damit für sie selbst noch riesigere Gewinne als im letzten. Dieselben Wallstreet-Kreise übrigens, die nach 1945 auch den Kalten Krieg schürten und die großen Nutznießer der Remilitarisierung der deutschen Bundesrepublik wurden.

      Treffend resümiert der Amerikaner H.R. Knickerbocker in seinem Buch Deutschland So oder So? die Lage in Europa im Jahr 1932: »Die amerikanischen Investitionen auf dem europäischen Kontinent sind in einem Schlachtfeld angelegt«. ...

      Man hat die Summe, mit der Adolf Hitler gekauft worden ist, um den Zweiten Weltkrieg zu inszenieren, auf etwa eineinhalb Milliarden Mark, nach heutiger Kaufkraft, geschätzt. So fragwürdig diese Bezifferung sein mag - feststeht, daß Hitler nicht nur der Erfüllungsgehilfe der deutschen Industrie gewesen ist. Und wenn diese Industrie, wie seit langem erwiesen, doch längst nicht jedermann

      -219-

      bekannt, selbst während des Ersten Weltkrieges - mit Wissen der obersten deutschen Behörden! - auch die Feindstaaten beliefert hat (die Firma Thyssen, die dann auch Hitler mitfinanzierte, gelegentlich sogar fast halb so billig wie die eigene deutsche Heeresverwaltung), warum sollten amerikanische Banken nicht Hitler finanzieren, noch dazu im Frieden? So »hausgemacht«, so ein Produkt bloß deutschen Mistes, wie immer wieder hingestellt, ist Hitler nicht gewesen.

      Man sollte den überragenden Einfluß des Geldes, das doch nach einem ebenso alten wie zutreffenden Gemeinplatz die Welt regiert, nicht ausgerechnet auf Politik und Geschichte geringer veranschlagen, als es ihm zukommt. Wobei es keine so große Rolle spielt, ob die Regierenden etwas von Geld verstehen, aber eine große Rolle, die größte, ob sie Geld haben, wieviel, woher und wofür. »Die Vereinigten Staaten«, schreibt Henry Ford, »haben noch nie einen Präsidenten gehabt, der etwas von Geldsachen verstanden hätte, sie mußten ihren Rat in solchen Dingen stets bei den Geldleuten holen. Geld ist das verbreitetste Gut, wird am meisten verwaltet und regiert; und doch hat die Regierung nichts damit zu tun, außer wenn sie, wie das Volk, gezwungen ist, es sich von denen zu verschaffen, die es beherrschen«.

      Seit der Antike war es üblich, die Völker durch Aufrüstung und Kriege auszunehmen, sie symbolisch und faktisch bluten zu lassen. Der Bankexperte O.M. Blessing will von Konstantin, dem ersten christlichen Kaiser, bis zum Zweiten Weltkrieg 815 Großkriege gezählt haben mit anschließender erbarmungsloser Schröpfung der Überlebenden »durch inflationäre Währungsreformen«. Und während des ganzen 20. Jahrhunderts schürte die gewaltigste Hydra internationaler Finanzmacht die zwischen diversen Staaten schwelenden Konflikte und hetzte die von ihr mehr oder weniger gegängelten und dann mehr oder weniger gebeutelten und gewürgten Gegner aufeinander, verursachte sie Kriege (mit), einzig und allein, um durch ihre eiskalt abgewogenen mörderischen Einsätze noch mehr zu gewinnen, mehr Macht noch und noch mehr Geld.

      Die etablierte Geschichtsschreibung, die mitunter so überheblich wie unlauter auf Objektivität insistiert, vernachlässigt noch immer gerade die wirtschaftlichen Komponenten im globalen Beziehungsgeflecht, die ökonomischen Faktoren als bestimmende Antriebs-

      -220-

      kräfte, und spart die Manipulationen des multinationalen Geldgesindels gewöhnlich gänzlich aus. Sie dient meist mehr der Verschleierung geschichtsentscheidender Züge als deren Aufdeckung, dient mehr den herrschenden Strömungen und Potentaten als der echten Kritik.

      Man denke doch nur an die deutsche Geschichtswissenschaft dieses Jahrhunderts!

      Die übergroße Mehrheit ihrer Vertreter schrieb zur Kaiserzeit im Sinn des Kaisers und der Monarchie, im Dritten Reich im Sinn Hitlers und der Nazis, danach im Westen im Sinn der westlichen, im Osten der östlichen Demagogen. So war, so ist es doch. Aber diese sich gern so szientifisch gebende, diese scheinbar so behutsam abwägende, in Wirklichkeit freilich jede entschiedene Stellungnahme entschieden verweigernde Geschichtsschreibung ist meist nichts als die bestenfalls gelehrt am Wesentlichen vorbeiredende, ganze Generationen dreist an der Nase herumführende Wissenschaft eines im Grunde korrumpierten Tendenzkartells, das, wenn schon den Mächtigen nicht nach dem Maul, so doch kaum je scharf zuwiderredet und alles als »unseriös«, abtut, was nicht so notorisch-opportunistisch wie es selbst die Geschichte verdreht oder vernebelt, nicht so im Sinne der und des jeweils Tonangebenden sich geriert. Schließlich werden die Professionellen, Geschichtsschreiber und -lehrer, ja auch vom jeweiligen Staat bezahlt. Und wes Brot ich eß, des Lied ich sing. Oder wie 1947, ziemlich in diesem Zusammenhang, der britische Militärgouverneur General Robertson einprägsam sagte: »He who pays the piper calls the tune«: ein - mit eher Kleingeld gekaufter - akademischer Klüngel, dem es in der Regel weniger an Kopf als an Charakter gebricht, weshalb seine teils apologetischen, teils glorifizierenden Rücksichten (wörtlich und übertragen genommen) nur Vorschub leisten den nächsten Geschichtsverbrechern und -verbrechen.

      Wer Geschichte nicht als Kriminalgeschichte schreibt, ist ihr Komplize.

      Hitlers inländische Unterstützungen reichten in der Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1933 bei weitem nicht aus, auch nicht die Gelder, die für ihn der Bankier und spätere Parteigenosse SS-Brigadeführer Freiherr von Schröder und die Ruhrindustrie natürlich zu ihren Gunsten mobilisierten.

      Auch ein weiterer Großkapitalist wurde zur Rettung Deutschlands aktiv. 1929 appellierte Alfred Hugenberg in einem Rundschreiben an

      -221-

      3.000 US-Millionäre, das drohende Chaos in Deutschland abzuwenden. Bis 1918 Vorsitzender des Krupp-Direktoriums, dann eigener Konzernchef, eine Art Axel Springer der Weimarer Republik, kooperierte Hugenberg zeitweise eng mit Hitler, wurde 1933 Reichswirtschafts- und -ernährungsminister und blieb, bald zurückgetreten, bis 1945 Mitglied des Reichstags.
      In seinem Brief an die US-Millionäre beschwor der Konzernherr bereits die Gefahr eines Krieges mit der Sowjetunion und machte klar, offenbar eigentliches Ziel der Agitation, daß man Geld brauchte für eine Partei, die wieder aufrüste. Er schloß seinen Appell: »Unsere Sache ist die Ihre«.
      Hugenbergs Aufruf verhallte jenseits des Atlantik nicht ungehört. Es war das Jahr der heraufziehenden großen Wirtschaftspanik, die US-Stahlkonzerne lagen darnieder. Wie hätte da nicht das mit einer deutschen Aufrüstung verbundene Geschäft verlocken sollen! Zwar hatte die Weimarer Republik die Remilitarisierung bereits eingeleitet, doch im großen Stil konnte man dies wohl erst von dem Heil und Siegbringer aus Braunau erhoffen.

      Daß Hitler die Mittel für seine äußerst intensiven Wahlfeldzüge in den frühen dreißiger Jahren weder aus den Beiträgen seiner Genossen noch von den Geldern der deutschen Industrie bestreiten konnte, hatten aufmerksame Beobachter bemerkt. Diese Finanzquellen waren nach Feststellungen der Preußischen Polizei im Sommer 1930 stark zurückgegangen. Doch gab es neben der Parteikasse noch einen Geheimfonds, und amtliche Stellen Berlins hatten auch Hitlers Finanzierung durch ausländische Geldgeber längst registriert.

      Daß der deutsche »Führer« käuflich war, ist früh bekannt gewesen. Schon ein Prozeß im Sommer 1923 wegen der NSDAP-Finanzierung hatte ergeben, daß der Partei dreimal große Geldbeträge aus dem Saargebiet über die Deutsche Bank zugegangen waren. Nach Überzeugung des Gerichts stammten sie von amerikanischer Seite, dem Großindustriellen Henry Ford, der lebhaft eine deutsche Aufrüstung wünschte.

      Agenten des langjährigen preußischen Innenministers Carl Severing (zwischen 1928 und 1930 Reichsinnenminister) hatten seit 1929 aber auch Verhandlungen Hitlers mit US-Bankiers im Berliner Hotel Adlon beobachtet, Verhandlungen, die dort bis 1933 stattfanden. (Das Resultat dieser Untersuchungen gelangte später ins »Abegg-Archiv« in Zürich, wo es allerdings nicht mehr ist.)
      Avatar
      schrieb am 01.08.02 15:59:26
      Beitrag Nr. 5 ()
      http://www.subventionsberater.de/gier/igfarbeni.html
      wer wen finanziert und wie man gedenkt, die zukunft zu gestalten. man achte vor allem auf MAI. hübsche aussichten ;)

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      Avatar
      schrieb am 02.08.02 07:00:45
      Beitrag Nr. 6 ()
      -222-

      Severing beauftragte Ende 1931 seinen Staatssekretär Dr. Abegg mit Nachforschungen über Hitlers Vorleben und seine ausländischen Finanzquellen. Dabei ergab sich, das Geld für die aufwendige Nazipropaganda stammte >nur aus dem Ausland, insbesondere aus den USA«. - Übrigens hatte Hitler auch einen großen Teil der Waffen für SA und SS nicht von der Reichswehr, sondern vom Ausland erhalten.

      An den Konferenzen im Hotel Adlon waren beteiligt: »Bankier Warburg als Treuhänder des New Yorker Bankhauses Kuhn, Loeb & Co. sowie eine Gruppe der amerikanischen Ölfinanz. Auf deutscher Seite haben an den Verhandlungen teilgenommen Hitler, Göring, Georg Strasser, von Heydt, ein Berliner Rechtsanwalt L...«

      Was aber bestimmte Warburg, den Treuhänder von Kuhn, Loeb & Co., von demselben Bankhaus also, das 1917 die bolschewistische Revolution finanziert hatte, nun Hitler zu finanzieren, und zwar mit der beträchtlichen Summe von 32 Millionen Dollar, 128 Millionen Reichsmark (60,40 und 28 Millionen), die getarnt über verschiedene Banken, die Banca d`Italia, Rom, die Bank Mendelson & Co., Amsterdam u.a., in Hitlers Hand gelangten?

      Nicht nur darüber hinterließ Unterhändler Warburg selbst Aufzeichnungen. Daraus ergibt sich, daß die US-Hochfinanz 1929 an ausländische Regierungen und Private Forderungen von etwa 85 Milliarden Dollar hatte, und daß sie, wie die US-Regierungen, den Frankreich zu sehr begünstigenden Versailler Vertrag mißbilligte. Frankreich nämlich bestand auf Reparationen in Gold, nicht in Natura, und alle Deutschland-Kredite der USA seien über die Reparationen Frankreich zugute gekommen. Nur wenn es keine Reparationen mehr erhalte, könnten sich Deutschland und auch die USA wieder erholen. Zudem fürchteten die Amerikaner die seit dem Rapallo-Vertrag, dieser antiwestlichen Demonstration, sich entwickelnde Ost-Orientierung Deutschlands, dessen politische und wirtschaftliche Beziehungen zur Sowjetunion, ja, sie befürchteten einen bolschewistischen Umsturz im Land. Und während Frankreich aus Sicherheitsgründen ein schwaches Deutschland wünschte, wollten die USA ein starkes - wie nach 1945 wieder!

      Bei Beratungen der Präsidenten der »Federal Reserve« Banken, des eigentlichen Finanzzentrums der Wallstreet, der fünf unabhängigen Banken, Vertreter der Royal Dutch, der Standard Oil, Rocke-

      -223-

      feller jun. u.a. im Sommer 1929 wurde Warburg schließlich gebeten zu prüfen, ob Hitler für amerikanisches Geld zugänglich sei. Als Gegenleistung hätte dieser gegenüber Frankreich eine aggressive Außenpolitik einzuleiten, sollte aber »in die wirklichen Motive der amerikanischen Unterstützung nicht eingeweiht werden«.

      Hitler seinerseits habe bei den Verhandlungen in Berlin betont, »daß er mit den Arbeitslosen alles machen könne, wenn er ihnen nur Uniformen und Verpflegung gebe. .. Auf diese Weise werde er Frankreich schon klein bekommen. . . Alles hinge vom Geld ab. . . Die USA-Hochfinanz habe doch sicher ein Interesse daran, daß er, Hitler, an die Macht komme, denn sonst hätte sie ihm nicht bereits 10 Millionen Dollar übergeben. .. Wenn er von der USA-Hochfinanz 500 Millionen Mark erhalte, sei er in `sechs Monaten fertig`.« Hitler habe auch die Kommunisten als erledigt bezeichnet und erklärt, er werde nun die Sozialdemokraten ausschalten, durch Wahlen oder mit Gewalt. Eventuell komme noch eine Verhaftung von Hindenburg, Schleicher, Papen, Brüning in Betracht, aber alles koste Geld, und das bisher aus den USA erhaltene sei verbraucht.

      Kurz vor Hitlers überraschendem Wahlsieg 1930, errungen mit einem für deutsche Verhältnisse ganz ungewöhnlichen Propaganda-Aufwand, war das große Geld aus dem Ausland gekommen und floß weiter bis zu seiner Machtübernahme 1933. Die Summe von Kuhn, Loeb & Co., die ihm zwischen 1929 und 1933 den Weg zur Macht ebnete, war zwar sehr stattlich, doch nicht überdimensional, spielte aber die Rolle des »Züngleins an der Waage«. Die Wallstreet-Bankiers hatten gut kalkuliert, nicht mehr gegeben als nötig, doch genau so viel. Sind sie ja wohl einem Mann wie Hitler, der das ihm wirklich Zugedachte kaum ahnen konnte, geistig weit überlegen gewesen, jedenfalls mehr als charakterlich.

      Informiert über die Recherchen Abeggs waren zunächst Reichskanzler Brüning und General von Schleicher, seit 1929 Chef des neuerrichteten Ministeramts im Reichswehrministerium und am 2. Dezember 1932 selber Reichskanzler. Als sich Abegg dann im Frühjahr 1933 in die Schweiz absetzte, beschlagnahmte die SS bei einer Durchsuchung seiner Wohnung das Dossier Hitler. Das Duplikat sollte sie ein Jahr später bei einer Durchsuchung des Hauses von General Schleicher sicherstellen; der General, ein intimer Kenner von Hitlers Auslandsfinanzierung, und seine Frau wurden bei dieser Gele-

      -224-

      genheit im Zusammenhang mit dem sogenannten Röhmputsch ermordet.
      Avatar
      schrieb am 02.08.02 11:47:56
      Beitrag Nr. 7 ()
      Ebenfalls beseitigte man seinerzeit einen weiteren Mitwisser von Hitlers geheimen Geldquellen, Georg Strasser, der innerhalb der NSDAP antikapitalistische Ideen vertrat und als Führer der sozialistischen Opposition galt. Hitler hatte ihn gleichwohl 1925 zum Reichsorganisationsleiter der Partei ernannt, deren Finanzierung sowohl Strasser wie Schleicher genau bekannt war.

      Selbstverständlich standen die Hitler so verhängnisvoll fördern den ausländischen Geldgeber nicht vor dem Nürnberger Tribunal. Selbstverständlich wurden die Dokumente des Abegg-Archives beim Nürnberger Kriegsverbrecherprozeß nicht zugelassen. Das heikle Thema der Hitler-Unterstützung durch die großen Finanzmächte der USA durfte unter keinen Umständen auch nur erwähnt werden. Als es der zunächst länger mit Hitler kooperierende Bankier und Politiker Hjalmar Schacht, bis 1937 Reichswirtschaftsminister, bis 1939 Reichsbankpräsident, zur Sprache bringen wollte, wurde er rasch zum Schweigen gebracht. »Als Schacht«, meldete die Neue Züricher Zeitung am 2. Mai 1946, »wiederum auf die Haltung ausländischer Mächte gegenüber der Nazi-Regierung und auf die Hilfe, die sie ihr angedeihen ließen, zu sprechen kam, entschied der Gerichtshof, daß diese Dinge mit der Sache nichts zu tun hätten und daher unzulässig seien. . .«

      Es ist auffallend, daß damals die Sowjetunion nicht auf Offenlegung des Sachverhalts bestand. Sollte dies wirklich darauf zurückzuführen sein, daß Hitlers Förderung durch die westliche Hochfinanz »auch im Interesse des neozaristischen Staatskapitalismus«, das »kommunistische« Moskau nur »ein Zweigbetrieb der Wallstreet« gewesen sei, der Weltöffentlichkeit bloß durch permanente ideologische Scheingefechte verschleiert?

      Hitlers Bezahlung durch das Bankhaus Warburg und das amerikanische Großkapital thematisierte auch das 1933 von Van Holkema & Warendorf, Amsterdam, unter dem Namen von Sidney Warburg verlegte Buch De Geldbronnen van het Nationual-Socialisme. Drie gesprekken met Hitler door Sidney Warburg. Doch wurde das Buch kurz nach der Publikation vom Verlag aus dem Handel gezogen bzw. zurückgekauft, und zwar durch einen Amsterdamer Rechtsanwalt, offensichtlich im Auftrag der Warburgfamilie, ohne daß man natürlich alle Exemplare wieder bekommen konnte. (Zwei Bände gelang-

      -225-

      ten in die Hände des österreichischen Gesandten von Alexis in Den Haag.)

      Gegen die baden-württembergische Deutsche Gemeinschaft, die 1950 beweiskräftige Dokumente über die Finanzierung der HitlerWahlen von 1930 bis 1933 veröffentlicht hatte, wurde prozessiert. Diesen Prozeß, doch eine historische Sensation ersten Ranges, gewann die Deutsche Gemeinschaft auch, aber keine einzige deutsche Zeitung berichtete darüber zu einer Zeit, da die Remilitarisierung Deutschlands schon eingeleitet war.

      Nun gab es aber weitere amerikanische Banken, die Hitler finanzierten, sogar noch viel höher, obwohl auch darüber fast nichts durchgesickert ist.



      John Foster Dulles - eine Milliarde Dollar für den »Führer«

      Schon im Oktober 1944 hatte US-Senator Claude Pepper, Florida, geäußert, zu jenen, die Hitler zur Macht verhalfen, habe auch John Foster Dulles gehört, »denn es waren Dulles` Firma und die Schroeder-Bank, die Hitler das Geld beschafften, das er benötigte, um seine Laufbahn als internationaler Bandit anzutreten«.

      Erstaunt es, daß ausgerechnet John Foster Dulles sich derart engagierte, der nachmalige US-Außenminister und Adenauer-Freund? Doch war damals, 1932/33, nicht auch Adenauer selbst dafür eingetreten, daß die Hitlerpartei »unbedingt führend an der Regierung vertreten« sein müsse? Er war. Und agitierte dafür nicht mit aller Kraft auch Adenauers Glaubens- und Parteigenosse Franz von Papen, der baldige Stellvertreter Hitlers und Päpstliche Kammerherr? Er agitierte. Und Papen kannte natürlich auch den Bankier und Parteigenossen Baron Schroeder, der seinerseits wieder nicht nur mit Hitlers Wirtschaftsberater Keppler in ständiger Verbindung stand, sondern zugleich auch mit einem amerikanischen Banken-Konzern, den John Foster Dulles juristisch beriet. Nach US-Presseberichten nahm Dulles auch an jener, so Papen später, »nun geschichtlich gewordenen

      Unterredung« im Hause von Schroeder teil, bei der, wie man annehmen darf, Papen Hitler die Unterstützung des Papstes zugesichert hat.

      Die New York Times berichtet im Januar 1933 über den Dulles -Besuch

      -226-

      in Köln und erinnert noch einmal am 11. November 1944 daran. Beide Artikel sollen aber aus den amerikanischen Bibliotheken verschwunden sein. Auch der ehemalige amerikanische Botschafter in Berlin, William E. Dodd, notiert in seinem Tagebuch, daß die von Dulles vertretenen Banken schon Ende 1933 Deutschland Anleihen im Wert von einer Milliarde Dollar gewährt hatten.
      Avatar
      schrieb am 02.08.02 12:03:31
      Beitrag Nr. 8 ()
      @ antigone
      vielleicht sollten wir eine sammelklage gegen die us-konzerne in den usa einreichen. ist doch derzeit groß in mode. vielleicht werden die dann vernünftig.
      chief-in-command
      Avatar
      schrieb am 02.08.02 12:06:37
      Beitrag Nr. 9 ()
      dazu paßt in einer gewissen art und weise auch die postings von big linus zum thema georg w. bush und seiner caiman-connection bei allgemeines.
      chief-in-command
      Avatar
      schrieb am 02.08.02 20:45:34
      Beitrag Nr. 10 ()
      "Der Moloch" ist erst ab Dezember 2002 wieder lieferbar!
      Avatar
      schrieb am 02.08.02 21:05:13
      Beitrag Nr. 11 ()
      @ chiefincommand
      # 9 ja, seltsam, gell ;)

      @ joeup
      bis dahin ist die lektüre wohl noch brisanter :(
      Avatar
      schrieb am 02.08.02 21:21:31
      Beitrag Nr. 12 ()
      Auf diese Zusammenhänge machte ich seit 1965 in mehreren Büchern aufmerksam. Und 1983 schrieb mir dazu ein junger amerikanischer Politologe (s. Sie Oberteufel! Briefe an Karlheinz Deschner, 1992): »Meine eigenen Nachforschungen geben Ihnen recht. Ich schreibe gegenwärtig eine Dissertation über das Thema eines Weltbürgerkrieges von 1939-45, der mit einer neuen Siegeridentität für die Deutschen endete. Seit 1945 gibt es im Westen Deutschlands befreite Demokraten, im Osten befreite Sozialisten. Aber wo bleiben die besiegten Deutschen? In der Erforschung der Großlage stieß ich auf die obige Stelle in Ihrem Buch. Das bringt mich zur eigentlichen Frage an Sie: Ist es möglich, von Ihnen eine unzensurierte Fotokopie oder das genaue Datum und Titel der NYT Artikel im Januar 1933, sowie die Überschrift des Artikels vom 11. November 1944 zu erhalten?

      Die NYT aus diesen Jahren ist bei den mir zur Verfügung stehenden Quellen auf Mikrofilm gespeichert. An der Universität von Kalifornien in Los Angeles faßte ich die Kopien aus. Erstaunlicherweise, die Ausgabe vom 11. November 1944 ist ganze 14 Seiten kürzer, von normalen 40 Seiten schrumpfte die Kopie auf dem Film auf 26 zusammen. Meine Fragen an die Bibliothekare wurden nur mit ungläubigem Achselzucken beantwortet. Die Januar 1933-Ausgaben enthalten keine Angaben über den angeblichen Besuch Dulles bei Schroeder; auch hier griff jemand vorsätzlich zur Schnittschere. Man schlug dann vor, daß ich die besagten Artikel aus dem Ausland beziehe, bevor ich mich zwecks einer Erklärung und Vergleich an die NYT wende. Weiter erfuhr ich, daß die Mikrofilmkopien in Michigan durch Ann Arbor hergestellt werden, eine der wenigen Zentralstellen, wo möglich direkter Einfluß und Zensur von Washington ausgeübt werden konnte. Es ist durchaus denkbar, daß in den Jahren nach dem Krieg gewisse Informationen verschwanden, waren (und sind) doch bestimmte Gruppen in den USA an einem ganz bestimmten historischen (Zerr)Bild Deutschlands interessiert.«

      -227-

      Die Fürsorge des amerikanischen Großkapitals für Hitler dauerte sogar nach Jahren seiner Terrorherrschaft noch fort. Und natürlich hatte man längst in diese Fürsorge auch die italienischen Faschisten eingeschlossen, hatte etwa J.P. Morgan & Co. Mussolini schon in den späteren zwanziger Jahren Kredite und Anleihen im Wert von rund 100 Millionen Dollar (400 Millionen DM) gegeben. Warum auch nicht - wenn Mussolinis damaliger bester Bundesgenosse, Papst Pius XI., der ihn schon mit an die Macht gebracht und diese dann wie keiner sonst gefestigt hatte, doch auch mit Morgan verbunden war?! Denn soweit der größere Teil der vatikanischen Milliarden nicht bei der Credit Suisse, Zürich, steckte, hatte man sie beim Bankhaus Morgan in New York deponiert, dessen nicht-katholischem Oberhaupt, John Pierpont Morgan, Papst Pius XI. denn auch für all seine Verdienste 1938, ein Jahr vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, einen hohen päpstlichen Orden verlieh. Derselbe Papst, der auch Hitler die Diktatur ermöglichte, da er von ihm, wiederholt erklärt, die Zerstörung des Kommunismus und Bolschewismus erwartete, was ohne Krieg nicht möglich war. Und ganz ähnlich wie Morgan legte schon in den späteren zwanziger Jahren die Dillon-Bank, Read & Co. Anleihen für italienische Kommunen auf.

      Und selbstverständlich operierten beide Banken auch in Deutschland. So kabelte der amerikanische Botschafter in Berlin, Dodd, am 27. Januar 1937 seiner Regierung: »Informationen, die mir in letzter Zeit zugegangen sind, besagen, daß amerikanische Banken erwägen, Italien und Deutschland neue Kredite und Anleihen zu geben, obgleich die Kriegsindustrie dieser beiden Länder bereits groß genug ist, um den Frieden der Welt zu bedrohen.«

      All dies erwies sich als richtig. Amerikanische Banken, darunter besonders Morgan und Dillon, Read, hofften seinerzeit auf einen Krieg Hitlers gegen Rußland und waren bereit, ihn dafür zu finanzieren.

      Im selben Jahr, in dem der deutsche »Führer« sein Terrorregiment antrat, begann jenseits des Ozeans, nur wenige Wochen darauf, F.D. Roosevelt sein Amt anzutreten; beide regierten zwölf Jahre, und im selben Jahr, im selben Monat, starben sie.
      Avatar
      schrieb am 03.08.02 15:48:27
      Beitrag Nr. 13 ()
      schätze, es wird immer brisanter;

      Heute in der SZ: USA hat mit Rumänien ein Abkommen geschlossen, das die Auslieferung US-Angehöriger vermeidet.
      Das soll natürlich kein Affront gegen den Weltgerichtshof sein; neiin !!
      Die USA versuchen durch Bi-Laterale Abkommen ihre Politik
      und ihre Sicht von Demokratie durch zu setzen.
      Unter Brechen und Aushöhlen bestehender sowie Vermeidung zukünfiger multilateraler Abkommen.
      Frei nach dem Motto:
      Den Einzelnen kleinen kann ich Druck machen; bei Großen ist es schwieriger!



      Demnächst kommt ein Film in die Kinos names "Die Gangs von New York". Das Buch dazu ist 1928 von Herbert Asbury Geschrieben, selbiger Titel.
      Es beschreibt eindrucksvoll die Bildung der Gangs aus dem
      unermesslichen Reservoir der Einwanderer seit 1820 und deren Nutzung durch die Politik zur Einschüchterung des politischen Gegners, der Manipulation der Wähler und des
      erfolgreichen Brechens von Streiks etc.
      Avatar
      schrieb am 03.08.02 18:21:09
      Beitrag Nr. 14 ()
      -228-



      11. KAPITEL

      Dasselbe Spiel im Zweiten Weltkrieg
      Ein »Roter« im Weißen Haus?

      Franklin Delano Roosevelt (1933-1945), vielbewundert und vielverdammt, prägte und bestimmte ohne Zweifel die wichtigste Epoche der USA im 20. Jahrhundert.

      Aus reichen Verhältnissen stammend, hatte Roosevelt ein Jurastudium an der Columbia Universität in New York absolviert. Seine Bildung aber blieb zeitlebens recht begrenzt. Eher amusisch, las er am liebsten Krimis und Seefahrerbücher, er segelte gern und sammelte Briefmarken. Doch seine Intelligenz, sein Humor, sein Charme, sein (falls dies ein Vorzug ist) Optimismus waren beträchtlich, ebenso sein stupend kaschierter Ehrgeiz und seine Energie - obwohl oder vielleicht gerade weil ihn eine spinale Kinderlähmung seit 1921 an den Rollstuhl gefesselt hat.

      Es gehörte zum politischen Charisma des Präsidenten, daß er, von Natur aus wohl humanitär gesinnt, vielleicht sogar warmherzig, rasch Kontakt zu Menschen jeder Herkunft fand und geschickt mit ihnen umging, mochte sein berühmtes, jederzeit wie durch Knopfdruck erzeugbares Lächeln auch nicht selten etwas erzwungen wirken, überhaupt er selbst noch seiner nächsten Umgebung ein Rätsel sein. Henry Morgenthau jr., einem seiner Vertrauten erschien es »außerordentlich schwierig«, ihn zu beschreiben. Er schildert Roosevelt als »rüstig und abgespannt, leichtfertig und ernst, scheu und offenherzig«. Für Arbeitsministerin Frances Perkins, seine Mitarbeiterin schon während der Gouverneurszeit im Staat New York, war er der komplizierteste Mensch, den sie je gekannt. Und Robert Sherwood, der Dramatiker, der manchmal des Präsidenten Reden schrieb (viermal den Pulitzerpreis erhielt, dreimal während Roosevelts Amtszeit), konnte nie durchschauen, was dieser »sein von dichten Wäldern verborgenes Inneres« nannte.

      Roosevelt, ein ziemlich untheoretischer, ideologiefreier Typ, aufgeschlossen für praktische Aufgaben, zupackend, wendig, war unter .... -229-

      *

      S. 300: .... des »Roll-back«. Die sowjetischen Untermenschen sollten überall, wo es angängig war, zurückgedrängt, die Sowjetunion selbst durch einen ganzen Gürtel von Militärbasen bedroht werden, um sie notfalls atomar zur Strecke bringen und alle Unterdrückten befreien zu können, soweit dann noch vorhanden. Für diese Politik der Stärke, dies flotte Taumeln »am Rand des Krieges« (on the brink of war) hatte Dulles in einem schöpferischen Anfall die Bezeichnung »Brinkmanship« geprägt. Natürlich wollte Dulles nicht unbedingt Krieg. Im Gegenteil. Wie sein Chef wünschte er herzlich, jedem ein guter Nachbar zu sein - jedem, der auch selbst ein guter Nachbar war. Doch die Welt war böse, böse war sie, und das war das Problem.

      John Foster Dulles blieb zeitlebens, tiefdurchdrungen von seiner Mission, um nicht zu sagen seinem Evangelium. Doch obwohl er unerschütterlich und fromm, in bester Absicht ringsum hetzte (auch in des Wortes wörtlicher Bedeutung, denn er besuchte 47 Länder, eine runde halbe Million Meilen dabei im Flugzeug rasend), blieb es bei dem ihm so verhaßten Status quo. Alles aber, was antikommunistisch war und sich einspannen ließ, wurde vor Dulles` Wagen gespannt, wobei man jetzt den Verbündeten statt durch »Wirtschaftshilfe« mehr und mehr durch Militärhilfe beizustehen suchte, damit sie sich, Sinn solcher Hilfe, selber beistehen konnten und nicht alle, eigensüchtig, aus nacktem Egoismus, Hilfe von den selbstlosen USA erwarteten. Noch ein so korruptes und unfähiges Regime wie das von Tschiang Kai-scheck hat Dulles fortwährend aufgewertet, was natürlich den Ausgleich mit Rotchina blockierte. Vor allem aber wurden die einstigen Hauptfeinde, Japan und Deutschland, remilitarisiert.


      joeup
      danke für deine hinweise. gefällt mir, unser kleiner austausch an lektüren :)

      hervorragendes und schauerliches material zu amerikanischen traditionen des umgangs mit menschen, die auf soziale missstände hinweisen, ist übrigens auch in der amerika-trilogie des romanciers john dos passos ("42. breitengrad", "neunzehnhundertzehn" und "die hochfinanz" zu finden ;)

      spannend wie ein krimi liest sich upton sinclairs "der dschungel". sinclair und dos passos gibt es als rowohlt-taschenbücher. oder gab?

      beide autoren sollten mit diesen büchern meiner unmassgeblichen meinung nach pflichtlektüre für jeden menschen sein.
      Avatar
      schrieb am 03.08.02 18:48:48
      Beitrag Nr. 15 ()
      FBI-Chef J.Edward Hoover hat Frauenkleider getragen.

      Die Amis wußten von Pearl Harbour und zogen deshalb
      eine Woche vorher den Großteil der Flotte zurück.

      *gähn*

      Da werden uralte Geschichten hervorgekramt, nur um
      eklektizistisch die eigene Ideologie (Antiamerikanismus)
      zu unterfüttern.
      Avatar
      schrieb am 03.08.02 18:54:20
      Beitrag Nr. 16 ()
      Kleiner Trost: Im Jahre 2016 wird der Komet C/2000 SV74
      auf die Erde stürzen und jedwedes menschliche Leben auslöschen.

      Damit gibt es dann auch keine bösen Amis mehr.
      Avatar
      schrieb am 03.08.02 18:56:56
      Beitrag Nr. 17 ()
      danatbank
      dümmliche zwischenrufe sind in diesem thread zu unterlassen :mad:

      die beiden zuletzt genannten autoren sind selbst amerikaner, nach deiner definition antiamerikaner. und, was wissen wir jetzt? dass der autor solch blühenden blödsinns ein schwafler ist.
      Avatar
      schrieb am 03.08.02 19:08:45
      Beitrag Nr. 18 ()
      Es geht um die Zusammenstellung: Da werden uralte
      Sachen, die längst bekannt sind, neben aktuelle Themen
      gestellt. Auch werden nur einseitig belastende Dinge
      hereingestellt, statt auf den Gesamtkontext zu achten.
      Ich verstehe nicht, welchen Zweck es hat, ganz
      unterschiedliche Dinge zusammenzumixen, die nur in
      der Stoßrichtung Gemeinsamkeiten aufweisen.
      Avatar
      schrieb am 03.08.02 19:16:12
      Beitrag Nr. 19 ()
      Genaugenommen ist das ein ziemlich manichäisches Primitiv-Weltbild: Auf der einen Seite die Verbrecher: Rechte,
      Katholiken, Reaktion, pfui, Nazis, Großindustrielle,
      Adenauer, Ford, Hugenberg, igitt, alles eine Sauce.
      Die andere Seite läßt sich ex negativo erschließen:
      Dem gegenüber steht der Linksliberalismus, der leider
      keine Gesamtwürdigung erfährt.:)
      Avatar
      schrieb am 03.08.02 19:16:13
      Beitrag Nr. 20 ()
      es ist schon fast komisch, wie menschen, die nichts als gemeinplätze draufhaben, sich aufschwingen, die arbeit eines autoren "kritisieren" zu wollen. deschner ist für seine genauen recherchen, seine jahrzehntelange arbeit an seinen themen bekannt. junge, nichts für ungut, du übernimmst dich einfach. ende der durchsage.
      Avatar
      schrieb am 03.08.02 19:36:10
      Beitrag Nr. 21 ()
      Du irrst Dich, ich kritisiere nicht die Tatsache als solche,
      sondern die tendenziöse Art, in der sie vorgetragen werden.
      Es drängen sich einige Fragen auf.

      a)Inwieweit wußte das Kapital im Ausland von den gesellschaftlichen Verhältnissen im DR?

      b)Europa vor dem Bolschewismus retten zu wollen ist erstmal kein Vergehen, oder?

      c)Wo handelt es sich um normale Industrie-/Staatsfinanzierung und wo um gewollte Unterstützung?

      d)Der Artikel erweckt den Eindruck, als sei Hitler nur vom Ausland unterstützt worden. Tatsächlich geht der
      Hauptteil der Finanzierung des Wehretats auf das Inland (Mefo-Wechsel) zurück.

      Erst wenn diese Punkte geklärt sind, kann man sinnvoll
      moralisch werten.
      Avatar
      schrieb am 03.08.02 19:40:08
      Beitrag Nr. 22 ()
      menschen, die nichts als gemeinplätze draufhaben

      :laugh:
      Da zähle ich mich nicht dazu.
      Avatar
      schrieb am 03.08.02 19:50:11
      Beitrag Nr. 23 ()
      danatbank
      genau. sags einfach deutlich: dir paßt einfach die ganze richtung nicht.

      und so profunde ist auch deine `kritik`.

      dass die amerikanischen geldgeber über die verhältnisse im reich nicht informiert waren, hört sich an wie eine parodie auf die floskel "der führer hat von alldem nichts gewußt".
      millionenbeträge werden von amerikanischen banken ja üblicherweise verliehen, auch wenn man keine sicherheiten hat und nichts über das projekt weiss, in das investiert wird.

      der bolschewismus ist unterstützt worden, mein lieber, um anschliessend europa retten zu können. wie passt das zu deiner aussage? im gegensatz zu deinen aussagen sieht nicht deschner, sondern du, was du sehen willst.

      weiter, zu deinen schwergewichtigen aussagen: was ist denn normale industrie- und staatsunterstützung? ist hunzinger normal? ist kohl normal? ist leisler-kiep normal?

      deschner erweckt nicht den eindruck, das hättest du wohl gerne. er rekonstruiert die zusammenhänge. die scheinen dir nicht zu passen. das ändert aber nichts an dem, was er recherchiert hat. so leid es mir für dich tut.
      Avatar
      schrieb am 03.08.02 20:02:42
      Beitrag Nr. 24 ()
      Opportunist Adenauer nutzt eine US-Werbeagentur

      Nur ein Jahr nachdem die US-Militärregierung im März 1946 das »Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus« erlassen, nannte der US-Generalstab die Wiederaufrüstung Deutschlands notwendig. So steht in einem streng geheimen Dokument der Vereinigten Stabschefs vom 9. April 1947: »Die potentiell stärkste Militärmacht dieses Gebietes ist Deutschland. Ohne deutsche Hilfe könnten die übrigen Länder Westeuropas kaum so lange den Armeen

      -300-

      unserer ideologischen Gegner widerstehen, bis die Vereinigten Staaten ausreichend große Streitkräfte mobilisiert und ins Feld geführt haben, um ihnen eine Niederlage zu bereiten... Der wirtschaftliche Wiederaufstieg Deutschlands ist daher vom Standpunkt der Sicherheit der Vereinigten Staaten von vorrangiger Bedeutung«.

      Verhandlungen über die Wiederaufrüstung der Bundesrepublik begannen, bereits zwei Jahre vor deren Gründung, in Washington, im Winter 1948/49 mit deutschen Generälen. Glaubte das Pentagon doch, daß in Westeuropa allein Deutschland eine wirklich schlagkräftige Landarmee aufzustellen vermöge. Die U.S.News, mit hervorragenden Beziehungen zum Pentagon, berichteten darüber am 19. August und 2. Dezember 1949 und schrieben u.a.: »US-Generäle können es nicht öffentlich aussprechen, aber geben es in privaten Gesprächen zu, daß der Wiederaufbau einer deutschen Armee bereits `in the cards` ist... Die Generäle sehen keine Möglichkeit, im Westen 40 Divisionen gegen Rußland aufzustellen, ohne heftig auf das verfügbare Menschenmaterial und die militärischen Erfahrungen Deutschlands zurückzugreifen...«

      Die deutschen Generäle stimmten im Winter 1948/49 in Washington den dortigen Wiederaufrüstungswünschen zu. Und von nun an kommandierten die Amerikaner die Militarisierung und setzten die Deutschen nachweislich unter Druck. Beispielsweise drohte man bei Nichterfüllung mit Einstellung der Marshallplan-Hilfe. Doch verkettete man überall finanzielle Hilfeleistungen mit militärischen Forderungen. Es war Prinzip, vor allem ein Prinzip der Dulles-Politik. »Kein Land der Welt erhielt auch nur eine halbe Million Dollar«, betont L.L. Matthias, »wenn es sich nicht -verpflichtete, dafür gewisse miitärische Zugeständnisse zu machen, sei es durch Waffenkäufe in den Vereinigten Staaten, durch pachtweise Überlassung eines Flugzeugstützpunktes, durch Abtretung eines Geländes für Abschußrampen atomarer Geschosse oder für die Stationierung amerikanischer Truppen. Amerikanische Kredite oder Anleihen mußten bezahlt werden. Man begnügte sich nicht, wie in vergangenen Zeiten, mit Garantien und Zinsen. Man ließ sich die finanzielle Hilfe doppelt und dreifach bezahlen«.

      Mit offenen Armen nahmen die Yankees Generäle auf, die noch wenige Jahre zuvor Hunderttausende deutscher Soldaten Hitler ans Messer geliefert und sie selbst blutig bekämpft hatten. Andererseits

      -301-

      lieferten auch die deutschen Offiziere ihre »Osterfahrungen« gern dem US-Generalstab aus, der einfach alles brauchen konnte: von Reinhard Gehlen, Chef der Abteilung »Fremde Heere Ost«, der nun (Jahre bevor er Präsident des Bundesnachrichtendienstes wurde) mit seiner ganzen Einheit zum bisherigen Feind übertrat und mit dessen Spionagedienst ein Abkommen schloß (worin es wörtlich heißt, daß man »nach Osten aufklärt bzw. die alte Arbeit im gleichen Sinne fortsetzt«), bis zur Gestapo-Hyäne von Lyon, Klaus Barbie, der jetzt so »vorzüglich« für die USA gearbeitet hat, daß sie den vielbewährten Kriegsverbrecher im März 1951 über Genua nach Bolivien in Sicherheit brachten. (Noch ungezählten anderen, selbstverständlich, wurde derart zur Flucht verholfen, auch durch weitere Menschenfreunde, vor allem durch den Vatikan.)

      Geradezu gierig stellten die Staaten Hitlers Mörder in ihren Dienst, und das »verfügbare Menschenmaterial ...Deutschlands«, das sie benötigten, lieferte ihnen mit schöner Beflissenheit der »Kanzler der Alliierten«. Denn wie das ostdeutsche Marionettenensemble in Pankow Moskaus Direktiven erfüllte, so im Westen, in Bonn, der katholische Kanzler die Wünsche Washingtons, der USA, wo er übrigens, vielleicht als erster ausländischer Staatsmann, für sich eine Werbeagentur nutzte.

      Schließlich konnte der Mann der ahnungslosen Nation jenseits des großen Wassers allerlei altes Neues über sich melden. Zum Beispiel: Ich habe als Oberbürgermeister Kölns 1917 versichert, die Stadt werde »untrennbar mit dem Deutschen Reich vereinigt« sein »und sich stets als Glied des deutschen Vaterlandes fühlen«.

      Ich habe 1919 proklamiert: »Entweder wir kommen direkt oder als Pufferstaat zu Frankreich...«

      Ich habe im Winter 1932/33 erklärt, »daß nach meiner Meinung eine so große Partei wie die NSDAP unbedingt führend in der Regierung vertreten sein müsse.«

      Ich habe 1934 in einem Brief an Hitlers Innenminister meine Verdienste, meine jahrelangen Verdienste für die Nazipartei betont. Ich habe die Partei des Führers schon in der Weimarer Repubik »immer durchaus korrekt behandelt« und ich tat das im »Gegensatz zu den damaligen ministeriellen Anweisungen«! Ich bin ein Paradebeispiel für alle Beamten.
      Avatar
      schrieb am 03.08.02 22:42:08
      Beitrag Nr. 25 ()
      Nach dem Buch von Upton Sinclair sind der Fleischeinfuhren aus Amerika nach Europa so rapide zurückgegangen, daß sich die amerikanische Fleischindustrie neue Standards und
      Hygienevorschriften gesetzt hat.
      Allerdings hat das den Umgang mit ihren Mitmenschen bzw. deren maximale Ausbeutung in keiner Weise geändert !!
      Danke auch für die Hinweise Antigone
      Avatar
      schrieb am 04.08.02 12:28:27
      Beitrag Nr. 26 ()
      Hermann Ploppa

      Honorare von Carlyle


      DER BUSH-CLAN
      Die vergangenen 100 Jahre haben die Familie zu einer der einflussreichsten der Welt werden lassen

      Als "Araber-Arschkriecherin" beschimpft Bruce Bialosky von der Republikanisch-Jüdischen Koalition aus Los Angeles die afroamerikanische Kongressabgeordnete Cynthia McKinney, wie er das auch schon bei anderer Gelegenheit getan hat. Prompt kursieren Gerüchte, die streitbare Bürgerrechtlerin werde von "arabischen Kreisen" finanziert. Und der konservative Journalist Jonah Goldberg teilt bei einer Talkshow mit, McKinney sei "so dumm wie Kristallsalz und so ekelerregend wie Arafats seit drei Wochen nicht gewechselte Unterhosen".
      Wer so verunglimpft wird, muss sich schwer gegen die amerikanische Staatsräson vergangen haben. Und das hat Cynthia McKinney (s. Freitag vom 17.5. 2002) ganz offenbar, weil sie es wagt, nicht nur laut nachzufragen, was die Bush-Administration vor dem 11. September über bevorstehende Anschläge wusste. Sie fordert auch einen Untersuchungsausschuss des US-Kongresses, um zu klären, inwieweit der Bush-Clan von der Katastrophe ökonomisch profitiert haben könnte.

      McKinney verkörpert eine Spezies von Abgeordneten, die es derzeit im patriotisch bandagierten Parlamentarismus der USA gar nicht mehr geben dürfte. Ihre Zivilcourage erinnert an unerschrockene Senatoren wie Robert Kennedy, William Fulbright oder Frank Church, wenn sie dem Bush-Clan direkt attackiert: "Es ist bekannt, dass der Vater des Präsidenten durch seine Beteiligung am Carlyle-Konzern Geschäftsinteressen mit der Baufirma der Familie Osama bin Ladens teilte und bei Rüstungsfirmen engagiert ist, deren Aktien seit dem 11. September wahre Kursexplosionen verzeichnen."

      Ob es George Bush jun. noch gelingt, die schwebenden Untersuchungen abzuwenden und ob er mit der Entlassung des CIA-Abwehrchefs Cofer Black schon ausreichend Schadensbegrenzung betrieben hat, bleibt zweifelhaft. Unbestritten ist, dass sich George Bush sen. PR-Auftritte für die Carlyle-Group mit bis zu 100.000 Dollar honorieren lässt. Das Unternehmen bemüht gern ehemalige Staatsmänner, um Einfluss auf Regierungen zu gewinnen, den einstigen britischen Premier John Major ebenso wie den philippinischen Ex-Präsidenten Fidel Ramos oder den früheren Bundesbankpräsidenten Karl Otto Pöhl. Auch Ex-Außenminister James Baker und Frank Carlucci (Staatssekretär unter Ronald Reagan) durften sich um Carlyle verdient machen.


      Treffen in Riad
      Die Firmen-Gruppe Carlyle entstand 1988 und ist heute mit einem Kapitalvolumen von 13,5 Milliarden US-Dollar einer der weltweit größten Vermögensverwalter. Carlyle charakterisiert sich selber als Unternehmen, das "stets konservativ-behutsam" vorgehe und bei Investitionen Rücksicht auf die jeweilige Umgebung nehme. Auffallend viele Carlyle-Ableger profitieren momentan vom 600-Milliarden-Dollar-Rüstungspaket der Regierung Bush. Auch United Defense aus Virginia. Die Firma liefert wieder Abschusssysteme für Flügelraketen und war doch während der Clinton-Ära schon völlig ausgebootet. Doch damit nicht genug: das Wall Street Journal berichtet, George Bush sen. habe zwischen 1998 und 2000 in der saudischen Metropole Riad mehrfach Mitglieder der Bin-Laden-Familie getroffen. Die wiederum will lediglich für sechs Monate mit der lächerlichen Einlage von zwei Millionen Dollar bei Carlyle exponiert gewesen sein - von Spross Osama habe man sich losgesagt.


      Dem widerspricht das französische Blatt Le Figaro und meint, derselbe habe sich Anfang Juni 2001 in einem US-Militärhospital in Dubai einer Nierenoperation unterzogen. Dort sei der Patient nicht nur regelmäßig von einem CIA-Mitarbeiter, sondern auch von Familienangehörigen besucht worden. Bemerkenswert an diesen Offenbarungen ist vor allem eines: Treuhänder des Figaro ist die Carlyle-Group. Das steht ebenso außer Frage, wie der Umstand, dass zwischen der saudischen Fünf-Milliarden-Dollar-Baufirma des Osama-Halbbruders Bakr bin Laden und Carlyle Geschäftsbeziehungen bestanden, die erst unter dem Eindruck des 11. September im gegenseitigen Einvernehmen beendet wurden.


      "Merchant of Death"
      Es ist alles andere als abwegig, wenn Cynthia McKinney George W. Bush in einem Atemzug mit dem boomenden US-Rüstungsbetrieb nennt. Seit vier Generationen hat der Bush-Clan damit zu tun. Ohne die großen Kriege der vergangenen hundert Jahre wären die Bushs nicht eine der reichsten und mächtigsten Familien der Welt - verbunden mit den großen Ostküsten-Clans der Cabot Lodge, Harriman oder Rockefeller, bei denen eine dynastische Strategie der Geldvermehrung nachgezeichnet werden kann. Von Generation zu Generation wurden diese Dynastien erhalten, ganz im Stile feudaler Herrscherhäuser. Um im Bild zu bleiben: die Bushs waren dabei stets eine Art Truchsess, die ihren Herren treu dienten und sie zuweilen ersetzten, ganz wie die Karolinger oder die Hohenstaufen.

      Der Urgroßvater des jetzigen Präsidenten hieß Samuel Bush und war während des Ersten Weltkrieges in der Administration direkt War-Industries-Board-Chef Bernard Baruch unterstellt. Samuel wusste die Geschäftsinteressen der Rüstungsfirma Remington auch nach 1918 so gut ins Spiel zu bringen, dass sich 1934 ein Untersuchungsausschuss des Senats unter der Leitung von Gerald Nye mit den Machenschaften beschäftigte und Samuel als "Merchant of Death" -Geschäftemacher des Todes - bezeichnete. Großvater Prescott Bush war eng mit der Harriman-Dynastie liiert, vor allem durch die gemeinsame Mitgliedschaft in der rassistischen Yale-Bruderschaft Skull and Bones. Als Geschäftsführer der damals größten Privatbank Brown Brothers Harriman betrieb Prescott offen und verdeckt Geschäfte mit Nazi-Deutschland, unter anderem über die Union Banking Corporation. Bushs direkte Partner waren der Industrielle Fritz Thyssen, der Hitler finanzierte, Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht und SS-Bankier Kurt von Schroeder. Dank eines deutsch-amerikanischen Joint-Ventures wurden die Anlagen der IG Farben zur Herstellung von synthetischem Benzin aus Kohle finanziert. Eine intelligente Vorsorge des Konzerns für den Fall möglicher Brennstoffknappheit durch ein alliiertes Embargo gegen Deutschland. Ort dieser von KZ-Häftlingen betriebenen Anlage war Auschwitz in Oberschlesien. Zehn Monate nach dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg wurde am 20. Oktober 1942 durch den Trading with the Enemy Act das Vermögen der von Prescott Bush geleiteten Union Banking Corporation konfisziert und damit der Teil des Vermögens der Bush-Familie, das in dieser Bank steckte.

      Die Aktivitäten von George Herbert Walker Bush, Präsident der USA von 1989 bis 1993, bei Iran- und Contragate (Nikaragua), der US-Intervention in Panama (Dezember 1989) und schließlich in Sachen Irak sind zu bekannt, um hier noch einmal erwähnt werden zu müssen.


      http://www.freitag.de/2002/23/02230402.php
      Avatar
      schrieb am 04.08.02 13:02:09
      Beitrag Nr. 27 ()
      aber nun weiter mit deschner:


      Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ich, natürlich als Wider-

      -302-

      standskämpfer, Oberbürgermeister von Köln, dann zwar von den britischen Behörden »wegen Unfähigkeit« bald wieder entlassen. Aber wie Harry Truman mit einem kleinen Krimskramsgeschäft bankrott machen und doch Präsident der Vereinigten Staaten werden konnte, so stieg auch ich, der infolge »Unfähigkeit« entlassene Kölner Bürgermeister, zum deutschen Bundeskanzler auf, mit besonderer Hilfe, wie ich hinzufügen möchte, der römisch-katholischen, der allein wahren Kirche.

      Während Konrad Adenauer aber alsbald mit aller Intensität die geforderte Wiederaufrüstung betrieb, belog er - er müßte denn kein Politiker gewesen sein - systematisch die Deutschen, was schlicht unumgänglich war, weil die meisten einfach genug hatten vom Krieg, weil sie schon jeder Uniformknopf unausstehlich anstank, geschweige mehr. Die Wiederaufrüstung war, wie er, Adenauer, selbst zugeben mußte, trotz »aller Anstrengungen der Bundesregierung... im deutschen Volk sehr unpopulär«. Also machte er sich zum Sprecher des deutschen Volkes und redete mit jener Entschiedenheit, die Politiker immer bekunden, wenn sie lügen, »prinzipiell gegen eine Wiederaufrüstung der Bundesrepublik Deutschland«, »strikt gegen die Remilitarisierung der Bundesrepublik«.

      »Eine Aufstellung von militärischen Streitkräften in Deutschland wünschen wir nicht, wir haben genug vom Krieg« usw.

      Kurz, Adenauer war so pazifistisch wie Wilson bis 1917. Oder Roosevelt bis 1941. Oder wie Konrad Adenauer 1919. Und wie er fast alle Nazis, außer jenen, die nun mal in Nürnberg gehängt worden waren, wieder in Dienst nahm, wie er die Justiz mit hohen Nazirichtern, das Auswärtige Amt mit hohen Nazidiplomaten nur so überschwemmte, so eben auch die neue alte Truppe mit Nazigenerälen und -admirälen. Fast alle kamen sie wieder, nur jetzt natürlich nicht mehr für das Böse, sondern für das Gute wirkend. Sie alle hatten sich gewandelt, alle, ganz von innen her, wahrhaftig. Siehe, alles ist neu geworden...

      Wirklich, war es ein Wunder, daß Kanzler Adenauer, einmal von Vizekanzler Ehrhard gefragt, ob er denn das ganze deutsche Volk und seine Interessenvertreter für korrupt halte, prompt die Gegenfrage stellte, ob Ehrhard etwa glaube, daß dem nicht so sei...

      Ein Staat kann nicht besser als seine Führung sein, jedenfalls nicht so lange, bis er das Gegenteil beweist. .... -303-

      *

      S. 340: .... verstrickt. Er war es, der den Katholiken Diem schon frühzeitig, nämlich 1954, an den Senator John F. Kennedy »verkaufte«, so daß dieser vor jeder Nachgiebigkeit in Vietnam warnte. Er war es, der mit Dulles unter anderem die durch das Genfer Abkommen vorgesehenen freien Wahlen verhinderte. Und er war es schließlich, der Kennedy, als der dann Präsident geworden, dazu brachte, aktiv mit Soldaten in Vietnam einzugreifen.

      Insgesamt standen in Vietnam 2,6 Millionen Amerikaner. Dazu kommen noch 0,7 Millionen US-Soldaten, die Krieg in Südostasien und dessen Gewässern führten. Entsprechend sind die Verluste. Allerdings nicht so sehr auf amerikanischer Seite, wo man sogenannte Kriegshandlungen spätestens seit dem Ersten Weltkrieg vor allem mit Material erledigt, wo man mit Masse totschlägt, mit Technik. Im Grunde mit Geld. Wie ja auch für das Geld.

      Die Verluste der Amerikaner in Vietnam werden mit 56.221 Toten und 30 605 Verwundeten angegeben. Außerdem verloren sie 3.705 Flugzeuge und 4.867 Hubschrauber.

      Die Süd-Vietnamesen hatten schon wesentlich mehr Gefallene, etwa 200.000, da man die Verbündeten großzügig vorgehen ließ - im Kampf. Übrigens auch die eigenen Schwarzen. Obwohl sie nur 11 % der männlichen US-Bevölkerung zwischen 18 und 29 Jahren ausmachten, waren in Vietnam mehr als 21% der US-Gefallenen Schwarze! Auch bei ihren Krawallen in den Staaten starben und sterben ja immer mehr Schwarze.

      Ihre oft so großsprecherischen Weißen kämpfen nämlich nicht gern im Krieg; an sich ein gutes Zeichen. Das war schon im Korea-Konflikt so, der nach dem Militärexperten der Herald Tribune mit ganzen »Regimentern« begann, »die flohen, bevor der Kontakt mit dem Feind aufgenommen war«. Und das kannte man auch schon aus dem Zweiten Weltkrieg, wie jeder weiß, der das Pech hatte, dabei sein zu müssen. Ein government issue, ein GI, machte von seiner Waffe nicht gern Gebrauch. Ein aktiver US-Oberst, der nachmalige General L.S.A. Marshall, hat sich damit im Zweiten Weltkrieg befaßt und beweist mit seitenlangen Fakten: »Das beste Resultat, das nur ganz hervorragende und besonders angriffsfreudige Kompanien erreichten, war, daß ein Mann von vieren kämpfte... Die Dinge lagen so, daß während eines Kampfes von hundert Mann an der Front durchschnittlich nur fünfzehn von ihrer Waffe Gebrauch machten...«
      Avatar
      schrieb am 04.08.02 22:31:22
      Beitrag Nr. 28 ()
      Alte Kameraden nach 1945
      Karrieren im Zwielicht. Hitlers Eliten nach 1945
      Von Felix Müller

      Im April 1946 sieht Konrad Adenauer düstere Wolken über seinem Land. "Das Verhängnis für Deutschland", schreibt er seinem Freund, dem Industriellen Paul Silverberg, bestehe darin, "dass die alte Generation überall an die Spitze" müsse. Die Jungen nämlich seien nicht zu gebrauchen, weil sie "nicht urteilsfähig" seien, "weder in politischer noch einer sonstigen Hinsicht". Aus einem anderen Grund falle die mittlere Generation vollständig aus: "Weil sie in der Partei war."

      Silverberg mag in den nächsten Jahren manchmal an die Worte seines Freundes zurückgedacht haben. 1951 musste Adenauer einräumen, dass sich die Beamtenschaft des Auswärtigen Amtes zu zwei Dritteln aus ehemaligen Mitgliedern der NSDAP rekrutiert worden sei. Und mit Theodor Oberländer gelangte zwei Jahre später ein Mann in ein Ministeramt, der nicht nur der "mittleren Generation" angehörte, sondern auch im Jahr von Hitlers Machtergreifung das braune Parteibuch erworben hatte.

      Wie nachsichtig die junge Bundesrepublik mit den ehemaligen Parteigenossen und den alten Eliten umging, stand zu diesem Zeitpunkt schon im Sperrfeuer hitzig geführter Debatten. 1950 hatte Walter Dirks die Anklage erhoben, die Bundesrepublik stehe ganz im Zeichen der Kontinuität und sei in eine "restaurative Epoche" eingetreten. Später bewiesen die Reaktionen auf die "Braunbücher" des SED-Staates oder etwa die berühmte Ohrfeige, die Kurt Georg Kiesinger 1968 von Beate Klarsfeld erhielt, wie stark das Problem die Gemüter bewegte.

      Bei all dieser Aufmerksamkeit verblüfft indes, wie sehr das Thema bislang wissenschaftlich vernachlässigt wurde. Die prominenten Fälle eines Hans Globke, eines Hermann Josef Abs oder eines Reinhard Gehlen mögen einschlägig bekannt sein. Wie es aber den breiten gesellschaftlichen Führungsriegen erging, welche Laufbahnen sie nach 1945 einschlugen und auf welchen Posten sie ankamen, ist bislang nicht erschöpfend untersucht worden.

      In diese Lücke versucht nun ein Sammelband vorzustoßen, den der Bochumer Zeithistoriker Norbert Frei herausgegeben hat. Das Buch "Karrieren im Zwielicht", begleitend zur gleichnamigen ARD-Serie erschienen, liefert eine Zusammenschau fortgesetzter Laufbahnen in fünf zentralen Bereichen: In der Medizin, der Wirtschaft, im Militär, der Juristerei und in der Publizistik. Jedes der Kapitel muss sich dabei einem Problem stellen, das Frei "das Dilemma zwischen dem Imperativ der politischen Säuberung und der schnellstmöglichen ‚Normalisierung`" nennt: Einem wachsenden Bedürfnis nach qualifiziertem Personal standen in der Phase des Wiederaufbaus nur sehr wenige gegenüber, die sich vom Nationalsozialismus ferngehalten hatten.

      In der Wirtschaft etwa schlug aus diesem Grund vielfach die Stunde der "Betriebsführer", die in den Unternehmen nun erneut das Kommando übernahmen - in Unternehmen, die sich in der Kriegszeit zudem im Wesentlichen auf Fremd- und Zwangsarbeiter gestützt hatten und deren Stammbelegschaft stark ausgedünnt war. In diesem Vakuum boten auch die Spitzenpositionen vielfach die Möglichkeit der Rückkehr: "1953 waren", schreibt Tim Schanetzky in seinem Artikel, "von 1020 Personen, die 1942 Vorstands- oder Aufsichtsratsposten bei den 50 größten Industrieunternehmen innehatten, insgesamt 39 Prozent wieder in Amt und Würden."

      Nicht für jede Berufsgruppe kann der Band mit Zahlen wie diesen aufwarten - umfassende Querschnittsanalysen stehen noch aus und werden nach Lage der Dinge auch noch auf sich warten lassen. So muss sich Matthias Weiß darauf beschränken, anhand einer imposanten Fallsammlung die Geschichte der bundesdeutschen Nachkriegspublizistik zu referieren.

      Ein Vorzug des Buches liegt darin, dass es sich der moralisierenden Tonlage weit gehend zu enthalten vermag. Von der Apodiktik des historisch Klügeren, die lange Zeit die Auseinandersetzung mit dem Thema prägte, ist wenig zu spüren, es dominiert die nüchterne Betrachtung. Auch insofern haben Frei und seine Mitarbeiter eine Lücke geschlossen.

      Norbert Frei: Karrieren im Zwielicht. Hitlers Eliten nach 1945.

      Campus, Frankfurt/M. 360 S., 25,50 E.


      http://www.welt.de/daten/2002/08/03/0803lsb348234.htx
      Avatar
      schrieb am 05.08.02 17:19:45
      Beitrag Nr. 29 ()
      340-

      Auf nordvietnamesischer Seite sah es etwas anders aus. Da wußte man, warum man Krieg führte und wofür, und wurde eben vom Material der anderen erschlagen, nicht von ihrem Mut. (Die Gesamtkosten der US-Aggressionen werden auf 135 bis 140 Milliarden Dollar geschätzt). So gab es da mehr als 2 Millionen Tote und 2-3 Millionen Verwundete. Und viele Millionen Flüchtlinge.

      Vor dem Krieg hatten hohe US-Militärs geprahlt, Vietnam in die Steinzeit zurückzubomben. Tatsächlich warfen sie ein ungeheueres Vernichtungspotential auf das Land. Die Masse der eingesetzten Bomben und Raketen übertrifft die des Zweiten Weltkriegs um das Dreifache. Allein auf das kleine Laos haben die USA, bis sie 1973 ihre (militärisch erfolglosen) Bombardements einstellten, über zwei Millionen Tonnen Bomben für 7,2 Milliarden Dollar abgeladen, ein Drittel mehr als im Zweiten Weltkrieg auf Deutschland. Dabei bombardierten sie sowohl Laos wie Kambodscha, auch Vietnam selbst, ohne jede Kriegserklärung, unter völliger Mißachtung des Völkerrechts und der »Genfer Konvention«. »Für mich hat die Rechtsfrage in dieser Sache keine Bedeutung«, sagte der seinerzeitige Botschafter der USA in Saigon, Henry Cabot Lodge. Klar: Rechtsfragen gelten vor allem im Frieden - und auch da meist bloß für kleine Gauner.

      Insgesamt wurden im Vietnamkrieg 7,5 Millionen Tonnen Bomben abgeworfen. Und die meisten Lufteinsätze waren nackter Terror - Flächenbombardements. So sagte General Johnson, der HeeresStabschef: »Wir gehen rücksichtslos vor, wie eine Dampfwalze, und bombardieren ausgedehnte Gebiete, nicht auf Grund genauer Nachrichten ausgewählte Ziele.«

      Die amerikanischen Bomben und Granaten haben unterschiedslos alles zerstört, Schulen und Krankenhäuser, Kirchen und Pagoden, historische Denkmäler und die landschaftliche Schönheit Vietnams.

      Dabei operierte man gern, wofür war man fortschrittlich, mit Novitäten. Vor allem mit Brennbarem. Zum Beispiel mit Phosphor, weißem Phosphor mit hoher Hitzeentwicklung, die einen Menschen bis auf die Knochen verascht. Oder mit Napalm; ein leicht entzündbares, vor dem Einsatz meist mit Benzin gemischtes Pulver, das Temperaturen bis zu 2.000 Grad entwickelte. Zeitweise warf man monatlich 50 Millionen Liter Napalm ab, die 10.000 qkm Land zu einer feuerverheerten Wüste machen konnten. Man verwandte auch Thermintenbomben, die Temperaturen bis zu 3.000 Grad erzeugten. .... -341-

      *

      S. 344: Hitlers SS hatte Lidice vernichtet - in Vietnam hat man »ganze Ortschaften ausgetilgt« (Egon Larsen).

      Eine Art tschechoslowakisches Lidice oder französisches Oradour wurde im Vietnamkrieg das Dorf My Lai. US-Leutnant William L. Calley metzelte befehlsgemäß mit seiner Soldateska die Bewohner des völlig soldatenfreien Ortes nieder: 347 Zivilisten, darunter viele Kinder und Mädchen, die die US-Heroen erst noch vergewaltigten, wurden sämtlich massakriert und ihre Hütten niedergebrannt. Um zur Barbarei auch noch die Heuchelei zu bringen, steckte man den Oberschlächter Leutnant Calley (der selbst ein zweijähriges Kind, das schreiend aus einem Leichenhaufen krabbelte, mit einem Meisterschuß beruhigte) drei Tage in ein Militärgefängnis, worauf ihn Präsident Nixon amnestierte und er bald in den USA ein vielbewunderter, vielbesungener, vielbeschenkter und mit Heiratsanträgen eingedeckter Inhaber eines Juweliergeschäfts geworden ist. Ehre wem Ehre gebührt. Denn schließlich kämpfte Calley im Dienst der guten Sache und der freien Welt. In Deutschland erschienen die von ihm autorisierten Selbstaussagen 1972 unter dem Titel Ich war gern in Vietnam.

      Doch wir, wir Deutschen, waren wir nicht auch in Vietnam? Und gleichfalls gern vielleicht? Und mit Gewinn ein bißchen? Mit großen Kriegsgewinnen gar? Sollten wir uns nicht erinnern? Die Spitzen unseres Staates doch fordern es, die mit und ohne Gnade der späten Geburt, der Bundeskanzler, der Bundespräsident, verlangen immer wieder: nicht wegzuschauen stets, nicht »aus der Vergangenheit uns zu stehlen«, vielmehr »aufzuarbeiten« diese Geschichte und selber unseren Beitrag, unseren besseren Beitrag zu leisten.

      Also leisten wir ihn.



      Ein deutscher Beitrag zum Vietnamkrieg

      Der Indochinakrieg wurde auch chemisch und biologisch geführt, mit den verschiedensten Giften, mit flüssigen Gasen und festen Gasen, mit Gasen, die sich erst beim Entströmen aus dem Behälter in Gase verwandeln. Mit massivem Einsatz von CN (Chloro-Acetophenon) zum Beispiel, von CS (Ortho-Chloro-Benzal-Malononitril), von DM (ein Chlorhydrat von Phenarsazin oder Adamsit). Nach viet-

      -344-

      namesischen Angaben wurden 1963 durch sogenannte Entlaubungsmittel, Herbizide, 320.000 Hektar Land zerstört, 1964 schon 500.000, 1965 bereits 700.000 Hektar.

      Eines der bekanntesten dieser Chemikalien war das in den sechziger Jahren in den USA entwickelte »Agent Orange«. Mit Dioxin verseucht, mit hochgiftigen Substanzen, wurde es in solch ungeheueren Mengen zur Entlaubung des Dschungels, zum systematischen Ruinieren der Felder, der Dörfer eingesetzt, daß der USChemiewaffenhersteller Dow Chemical, Midland, bereits 1964 in »Lieferschwierigkeiten« kam. Da sprang ein deutsches Unternehmen in die Bresche, der Chemie-Konzern Ernst Boehringer, Ingelheim.

      An der Spitze dieses Unternehmens aber stand seinerzeit der spätere Präsident des Evangelischen Kirchentages es und gegenwärtige Präsident der Bundesrepublik Deutschland Dr. Richard von Weizsäcker - keine wichtige Entscheidung fiel ohne ihn. Der deutsche Waffenproduzent half dem amerikanischen Chemiewaffenhersteller Dow Chemical aus, er lieferte ihm »ein modernes Verfahren zur Herstellung von Zutaten für den Kampfstoff `Agent Orange`«. Und je mehr Boehringer-Gift auf Vietnam niederging, desto mehr stieg Boehringer in Ingelheim auf. »Solange der Vietnam-Krieg andauert, sind keine Absatzschwierigkeiten zu erwarten«, beschrieb man optimistisch die Lage in der Firma. »Tatsächlich ging unter Weizsäcker die Weiterentwicklung des Hauses Boehringer steil nach oben. Der offizielle Hauptlieferant für `Agent Orange`, Dow Chemical in Midland/Michigan, lobte den `großartigen Kooperationsgeist`, den der Boehringer-Konzern zeigte.« (/b]
      Avatar
      schrieb am 05.08.02 17:33:43
      Beitrag Nr. 30 ()
      @antigone,
      deine Kapitel-Fortsetzung in allen Ehren:
      Wer ist der Typ?? Enttäuschter Literatur-Rentner?

      1. wann gibt es eine Zwischenpause?
      2. Wann könnte frühestens die Diskussion zum Thread
      eröffnet werden ?
      November 2002 oder doch erst Febr. 2003
      3. Wann kommt die Zusammenfassung
      4. Dürfen W:0 user, wie z.B. Gilly, schon eine Zusammenfassung posten, bevor du deine Schluß-Kapitel gepostet hast!

      5. Wir müssen ca. 10-30 Unterkapitel (Forum Politik) gründen, wer hilft bei der Themenauswahl?

      @antigone,
      ich bitte um Vorschläge für
      die Disk.-Threads im Poli-Forum

      Besten Dank
      Gillybär
      Avatar
      schrieb am 05.08.02 19:09:16
      Beitrag Nr. 31 ()
      @ gilly
      schau mal in den genua-thread :)
      :confused: pausen nimmt hier jeder wie er will, dachte ich immer. die diskussion eröffnen kann jeder, klar, und auf die plätze, fertig los............ :)

      gruss antigone
      Avatar
      schrieb am 05.08.02 22:26:25
      Beitrag Nr. 32 ()
      @antigone,..:)
      habe ich schon mehrfach;
      zu viel Infos auf einen Schlag..;)

      Grüsse
      Gilly
      Avatar
      schrieb am 07.08.02 19:49:54
      Beitrag Nr. 33 ()
      interessant wird es auch, eine der Achsenmächte des Bösen zu beobachten, die jetzt mit Hilfe eines 4,5 Mrd. Dollar
      Kredites 2 Atomkraftwerke bauen können.
      Wer gibt das Geld: Ein amerikanisches Konsortium.
      Bedingung: die Koreaner dürfen kein Plutonium zur Bombenproduktion gewinnen, sonst werden die Werke bis 2005
      nicht fertiggestellt.
      Tja, wenn da man kein neues Problem geschaffen wird !!!
      Avatar
      schrieb am 07.08.02 21:37:05
      Beitrag Nr. 34 ()
      So steht in der Strafanzeige des früheren Mannheimer Amtsgerichtsdirektors Rudolf Deichner vom Dezember 1989 gegen Bundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker wegen »Beteiligung an Völkermord« und anderen Straftaten, in einer Anzeige, die seitdem deutsche Staatsanwaltschaften, eher weniger als mehr, darf man vermuten, beschäftigt.

      Tanker auf Tanker mit »Agent Orange« wird in den sechziger Jahren ins Mekongdelta verschifft und dann das Gift, Millionen Tonnen Gift, aus der Firma »C.H. Boehringer Sohn_ Weizsäcker« über Hinterindien versprüht, auf Vietnam, Laos, Kambodscha verregnet, aus B-52 oder C-123 und C-130 Bombern, aus Hubschraubern, Transportmaschinen. Bei gutem Wetter und nur leichtem Wind fliegen

      -345-

      diese Maschinen mit Aufklärer und Begleitschutz in den schönen Stunden von Sonnenaufgang bis acht oder neun Uhr in etwa hundert Meter Höhe über das Land und verteilen das Gift, den deutschen Beitrag, die Gottesgabe aus Ingelheim am Rhein, von »C.H. Boehringer Sohn Weizsäcker«, weithin über Dschungel und Obstplantagen, über Ackerland und dichtbesiedelte Gebiete, über Hunderte von Dörfern, über Reis und Mais, Zuckerrohr und Maniok, über Kartoffeln, Wassermelonen, Bananenstauden, Pfeffersträucher. Alles wird weithin vernichtet, verheert, die Ernten verdorren - ach ja, warum nicht wieder mal eine Aktion, eine Sammelaktion der Evangelischen Kirche BROT FÜR DIE WELT mit einem beeindruckenden Aufruf des ExKirchenpräsidenten, des Bundespräsidenten jetzt, edel-souverän und mit markanter Mimik...?

      Oh, wir kennen sie, die schönen Reden, die alle protestantischen Studiendirektorinnen Deutschlands verzaubern: »Wir müssen teilen lernen« - »Jetzt ist eine unerhörte Gemeinschaftsleistung nötig« - »Die Notstände gehen uns alle an« - aber den einen vielleicht doch etwas weniger und den anderen doch etwas mehr, zumal einen Bundespräsidenten mit so großer Verantwortung? Und nicht so kleinem Vermögen? Oder meinen Sie nicht?

      Gift? Ja, Millionen Tonnen auf das »Land des Südens« und die angrenzenden Länder. Gift, Gift. »Agent Orange« mit den modernen Zutaten aus Ingelheim, hinaus und hinab, auf den Ba Lai-Fluß, den Bin Hai-Fluß, den Re-Fluß, in Bäche und Kanäle hinein und fort mit dem Wind, die Fische infiziert, die Rinder, die Schafe, das Wild, gezählte und ungezählte Tausende von Tieren getötet. Büffel, Ochsen, Schweine kläglich zugrundegerichtet. Und allein in zwei Jahren, von Mitte 1965 bis Mitte 1967 Hunderttausende von Menschen vergiftet, ihnen Lungenödeme angehängt, Magen- und Darmerkrankungen, Fehlgeburten, hohes Fieber, anhaltende Durchfälle - und Todesfälle auch, manchmal Frauen besonders, Kinder und Greise. »Zehntausende von Menschen wurden von dieser chemischen Keule getötet.« Ja, wie wäre es mit einem Staatsbesuch, einer Good-willReise, nach Kambodscha vielleicht, Laos, Vietnam, fast friedliche Länder jetzt? Und Frieden doch auch zu Hause, Friedhofsruhe mitunter. Im endlich stillgelegten Chemie-Werk »C.H. Boehringer in Hamburg-Billbrook« zum Beispiel-»Krebs, Bronchitis, Selbstmord - Die Fabrik des Todes«, mehr als 20 Selbstmorde unter den Mit-

      -346-

      arbeitern und über 130 »elendiglich an Krebs und Leukämie Verstorbene« - bis zum 6. Juli 1990.

      Aber doch nicht nur dies daheim. Nein, auch ein beruhigendes Vermögen, relativ stattlich, in dreistelliger Millionenhöhe, allein bei Bosch ein 100-Millionen-Aktienpaket, und Beteiligungen auch anderwärts, man könnte sie nennen. »Wir müssen teilen lernen...« Aber auch vorsorgen freilich für die Zukunft!

      Nicht nur heute noch schrecklich verkrüppelte, behinderte Kinder, körperlich und geistig ruiniert. »Die Notstände gehen uns alle an ...« »Agent Orange«: »Das Gift wirkt über Generationen hinaus«, so eine große deutsche Wochenzeitschrift 1989. Und noch lange wird es, wird er weiter wirken, weiter leben. »Agent Orange«-Folgen in vietnamesischen Glasbehältern: »menschliche Föten mit Zyklopenaugen, ohne Arme, ohne Beine, ohne Hälse, mit Riesenköpfen... «

      »Ich habe mir meinen Weg selber erarbeitet.« So der Wegbereiter. Und das Allensbach-Orakel in christlicher Verbundenheit: »Kein Schatten auf dieser Gestalt.«

      Überrascht es?

      ...... In Sachen vW bin ich nie juristisch belangt worden. Ich habe mir dieserhalb alle Mühe gegeben - siehe auch Anlage vom 8.4.92 - Schweigen im Walde. - In der Hauptkirche FHH am 3.10.91 auf 5 m Entfernung im Beisein von Bundesministern, Ministerpräsidenten, Staatssekretären usw. dreimal das Wort »Mörder« ins Gesicht (in Verbindung mit »Völker-«, »Arbeiter-« und »Giftgas-«)... Die BRD hat einen Präsidenten - der das Forschen in seiner Vergangenheit fürchtet und dieserhalb eben auch juristische Schritte.«
      Avatar
      schrieb am 07.08.02 22:53:24
      Beitrag Nr. 35 ()
      @antigone,..:)
      #34 ist schon ganz schön starker Tobak; nach 12 Jahren müßte doch ein Strafverfahren, auch wenn die Anklage noch so brisant ist, in 1. oder 2. Instanz vorläufig beendet sein? Gibt es dazu nähere Infos?

      Grüsse
      Gilly
      Avatar
      schrieb am 07.08.02 23:28:37
      Beitrag Nr. 36 ()
      @ gilly
      im netz find ich nichts zu diesem gerichtsverfahren und entsprechend auch nicht zum ausgang dieses verfahrens....

      ......

      Keine Entschädigung

      Vor dem Hintergrund der Langzeitwirkungen dieser mörderischen Waffen (die in vietnam eingesetzt wurden ist es grotesk, wenn der bereits zitierte Autor der Süddeutschen Zeitung seinen Artikel mit dem Satz beginnt: »Der Friede hat den Krieg längst überwachsen.« Was den »Frieden« überwuchs, ist eine vergiftete Flora und Fauna - mit schrecklichen Folgen für das menschliche Leben. 17 Millionen Menschen waren in Vietnam dem Supergift Dioxin - Teil des Entlaubungsmittels »Agent Orange« - ausgesetzt. Eine Million Menschen erkrankte daran. 100 000 Menschen trugen schwere Geburtsschäden davon. Noch heute werden Jahr für Jahr mehr als tausend vietnamesische Babys mit Behinderungen und zum Teil monströsen Entstellungen zur Welt gebracht, was auf die »Behandlung« des Landes mit US- Giften zurückgeführt wird. In dem Ort A So, von dem aus die USA ihre Giftgasangriffe flogen, leiden 2,9 Prozent aller Kinder an Geburtsschäden. Die Dioxin-Durchseuchung übersteigt auch heute noch den z.B. in Kanada zulässigen Grenzwert um 9 000 Prozent. Ein Spiegel-Report stellt dazu nüchtern fest: Eigentlich müßte die »ganze Region zur Katastrophenzone erklärt« werden. (8)

      Doch wie soll das finanziert werden? Wohin mit den Menschen? Bekanntlich zahlte die US-Regierung für ihren Krieg bis heute nicht einen Dollar Entschädigung. Auch deutsche Firmen waren am Giftgaseinsatz als Zulieferer beteiligt, so das Unternehmen Boehringer, Ingelheim, dessen damaliger Geschäftsführer der spätere Bundespräsident Richard von Weizsäcker war.

      http://www.jungewelt.de/2000/05-17/007.shtml

      vielleicht sollte man mal ein paar vietnamesische anwälte auf die tätigkeit ihrer amerikanischen kollegen gegen die profiteure des naziregimes aufmerksam machen. gegen dow chemical und boehringer mit seinem geschäftsführer weizsäcker entschädigungsklagen einzureichen, müsste danach doch wohl erfolgreich sein, oder?
      Avatar
      schrieb am 07.08.02 23:35:47
      Beitrag Nr. 37 ()
      ARD
      hitlers eliten...
      wie die brd hitlers kriegsherren übernimmt... jetzt
      Avatar
      schrieb am 07.08.02 23:42:52
      Beitrag Nr. 38 ()
      Sorry, wenn ich nerve, aber:
      Warum soll man nicht auf vorhandenes know-how zurückgreifen?

      Quellenangaben wie junge Welt beeindrucken mich übrigens ebenfalls nicht.
      Avatar
      schrieb am 07.08.02 23:54:41
      Beitrag Nr. 39 ()
      nö, danatbank, du zeigst nur vor, wes geistes kind du bist...
      Avatar
      schrieb am 08.08.02 00:02:28
      Beitrag Nr. 40 ()
      OK, halt ich eben die Klappe.
      Avatar
      schrieb am 08.08.02 10:26:22
      Beitrag Nr. 41 ()
      und eine andere lichtgestalt amerikanischer lösungen soll unbedingt in diesem thread erwähnung finden:




      »Kissing Mr. Assinger«

      Tom Appleton 19.02.2001
      Die unbewältigte Vergangenheit der Ära Kissinger

      Richard Cheney und Donald Rumsfeld, heute Vizepräsident bzw. Verteidigungsminister in der Regierung George W. Bush, hatten schon einmal hohe Ämter inne. Die Rede ist nicht von der Ära Bush Sr., sondern von der Präsidentschaft von Gerald Ford von 1974 bis 77. Dessen Kabinett, mit Cheney als "Chief of Staff" und Rumsfeld als Verteidigungsminister, kann als das wahre Vorgängerkabinett Bush Juniors betrachtet werden. Doch wer damals wirklich den Ton in der amerikanischen Außenpolitik angab, war Henry Kissinger. Tom Appleton macht sich auf die Suche nach den Leichen im Keller eines Mannes, der bis heute als international angesehener Nobelpreisträger und politisches Genie gilt.

      Gerald Ford, vermutlich der dümmste US-Präsident des 20. Jahrhunderts, wird wegen drei Dingen in Erinnerung bleiben. Erstens, dass man ihm nachsagte, er könne nicht Kaugummi kauen und zugleich ein paar Schritte gehen.

      "Kaugummi kauen und zugleich laufen? Wie kann das funktionieren?", ließen die Satiriker vom Firesign Theater ihn sich selber fragen. Und antworten: "Schätze, da müsste man sich entweder in die Zunge beissen oder über die eigenen Füsse stolpern." Tasächlich dauerte es auch gar nicht lange, bis Ford bei einem Besuch in Österreich die Gangway des Flugzeugs heruntergepurzelt kam. Es ist das Foto, mit dem er in die Geschichte eingehen wird.

      Der zweite Punkt: Ford kam ungewählt ins Amt. Richard Nixon, der wegen Watergate vor dem Aus stand, hatte sich den biederen Ex-Sportlehrer als Vize geholt, schon mit dem Plan, dass Ford ihn begnadigen würde, falls er, Nixon, unehrenhaft aus dem Amt scheiden müsste. So kam es auch. Nixon gab seinen Rücktritt bekannt, und Ford begnadigte ihn praktisch auf der Stelle. Ansonsten übernahm Jerry Ford die Präsidentschaft wie eine Pizzeria oder Autowerkstätte, wo der Chef mal eben kurz im Knast ist. Oder auf Urlaub. Interimistisch, ohne große Änderungen. Er übernahm die gesamte Nixon-Truppe, inklusive des Außenministers.

      Und das ist der dritte Punkt: die Ära Ford markiert die bruchlose Fortsetzung der Ära Kissinger. So wahrhaft unbedarft war Ford in außenpolitischen Dingen, dass das Firesign Theater ihn sogar bei den simpelsten Reporterfragen antworten liess: "Da muss ich erstmal Mister Kissinger fragen." Und natürlich schaffte es der parodierte "Ford" nicht einmal, diesen einfachen Satz geradeaus hervor zu bringen. Stattdessen sagte er: "I gotta kiss Mr Assinger first." Was soviel heißt wie: "Da muss ich erst mal Mr Kissinger den Hintern küssen."


      Intellektuelle Abhängigkeit
      Tatsächlich schien das Verhältnis Kissinger-Ford von einer deutlichen intellektuellen Abhängigkeit geprägt zu sein. Wie schon zuvor der pathologisch menschenscheue Nixon, konnte auch der dümmlich witzelnde Ford mit der alkoholkranken Frau an seiner Seite Kissinger nur als strahlenden Intellektuellen betrachten, als eine Art allwissenden politischen Guru.

      In Wirklichkeit war "Henry the K." - wie er, in Anlehnung an "Henry the Eighth" - genannt wurde, eher ein selbstherrlicher Pfau, wobei das "K." im weiteren Bedeutungssinn natürlich nur die Assoziation mit "Killer" zulässt. Politisch stand er rechts von Attila dem Hunnen.

      Kissinger, der erst mit 15 aus Nazi-Deutschland nach Amerika kam, verlor nie seinen deutschen Akzent. Er kompensierte seine Errettung vor den Nazis durch eine sklavisch pro-amerikanische Haltung, die ihn selbst dort "amerikanische" Interessen rücksichtslos durchsetzen ließ, wo sogar seine Mitarbeiter aus CIA und Außenministerium ihn zur Zurückhaltung und zur Wahrung amerikanischer Werte ermahnten.


      Kissinger und Pinochet
      Als Kissinger sich beispielsweise am 29. September 1975 mit hochrangigen chilenischen Diplomaten in Washington traf, verkündete er ihnen sarkastisch, seine Mitarbeiter hätten besser Priester werden sollen:

      "Ich habe die Hintergrundberichte für dieses Treffen gelesen, und es ging um nichts anderes als um Menschenrechte. Das Außenministerium besteht aus Leuten, die eine Berufung für das Priesteramt empfinden. Aber weil es nicht genug Kirchen für sie alle gibt, kommen sie ins Außenministerium."
      (Dieses und andere Zitate finden sich in Kissinger Declassified von Lucy Komisar im Progressive Magazine)

      Dass Kissinger für Menschenrechte in der Politik keinen Platz sah, bestätigte er ein Jahr später in einem Gespräch mit dem chilenischen Diktator, Augusto Pinochet. Es war der 8. Juni 1976. Auf Kissingers persönliches Betreiben hatte die OAS - Organisation Amerikanischer Staaten - ihre Jahresversammlung extra nach Santiago verlegt, "um Chile Prestige einzutragen", wie Kissinger betonte.

      Am Nachmittag sollte er nun hier eine Rede halten. Das Gespräch mit dem Diktator fand am Vormittag, vor dem gemeinsamen Mittagessen, statt. "Ich werde ganz allgemein über Menschenrechte in einem globalen Kontext sprechen", sagte Kissinger. "Die Rede wendet sich nicht gegen Chile. In den Vereinigten Staaten, wie Sie wissen, stehen wir dem, was Sie hier zu tun versuchen, mit Wohlwollen gegenüber. Wir wünschen Ihrer Regierung alles Gute."

      Zu diesem Zeitpunkt gab es keinerlei Grund warum Kissinger sich etwa über die wahre Natur der Regierung Pinochets nicht im Klaren gewesen wäre. Schon am 2. Februar 1974 hatte ein Bericht der amerikanischen DIA (Defense Intelligence Agency - militärischer Geheimdienst) die Foltermethoden der chilenischen DINA - einer Terror-Organisation der chilenischen Regierung unter direkter Kontrolle Pinochets - mit "den Techniken der Spanischen Inquisition" verglichen. Die befragten Personen wiesen, hieß es, anschließend oft "sichtbare körperliche Schäden" auf.

      Ein DIA-Bericht ein Jahr später, am 10. April 1975 erwähnt, nun sei die DINA dabei, eine "moderne Gestapo" zu werden. Pinochet könne durch nichts davon abgehalten werden.

      Indes: Kissinger hielt nichts davon, irgendwelchen Druck auf den Diktator auszuüben. Im Gegenteil. Als der amerikanische Kongress 1975 Waffenverkäufe an Chile verbieten wollte, riet Kissinger dem Präsidenten in einem Gespräch im Oval Office am 6. Oktober 1975:


      "Ich denke nicht, dass wir militärische Verkäufe ins Ausland mit der Menschenrechtsfrage verknüpfen sollten."


      Ford, ganz der eifrige Schüler seines Meisters: "Der Meinung bin ich auch. Damit würden wir einen sehr schlechten Präzedenzfall schaffen. Das könnte schließlich auf fast jedes Land angewendet werden."

      "Operation Condor"
      Manchmal meint man, beim Betrachten der politischen Geschichte des "Henry the K", dass es nur einer Kleinigkeit bedurft hätte, um unendliches Leid von unzähligen Menschen abzuwenden. Perverserweise schien Kissinger es aber immer wieder darauf anzulegen, dieses Leid ganz gezielt hervorzurufen. So auch im Fall Letelier.

      Pinochet hatte die Angewohnheit - jeweils zur Feier seiner Machtübernahme im September eines Jahres - unliebsame Kritiker des chilenischen Regimes im Ausland ermorden zu lassen. Die Aktivitäten dieser "Operation Condor" waren allgemein bekannt. Bei dem Gespräch mit Kissinger im Juni 1976 erwähnte Pinochet, wie sehr es ihn störe, dass Orlando Letelier, der frühere Außenminister der Allende-Regierung im Exil in Washington, bei Mitgliedern des Kongresses Gehör fände.

      Kissinger scherzte darüber. ER habe Letelier noch nie empfangen, sagte er - ließ aber auch Letelier zu keinem Zeitpunkt danach irgendeine Warnung zukommen, auch nicht als kurze Zeit später zwei südamerikanische Killer bei dem Versuch erwischt wurden, US-Visa bei einer Botschaft in Südamerika zu erhalten. Tatsächlich wurden die Visa schließlich in Chile selbst, beim dortigen US-Konsulat in Santiago ausgestellt. Letelier wurde am 21. September 1976 in Washington ermordet. Die Spuren des Mordes wurden anschließend sofort vom CIA beseitigt. Warum dieser Fall heute kaum Chancen auf Aufklärung hat, ist klar. Der damalige CIA-Chef hieß George Bush. Das ist der selbe Mann, der später Reagans Vize und sein Nachfolger als Präsident wurde. Sein Sohn, George W. Bush, ist heute selber Herr im Weißen Haus, und wird kaum eine Untersuchung zulassen, die seinen Papi kompromittieren könnte. Unzweifelhaft und ausführlich belegt ist dagegen Kissingers Beteiligung an der Destabilisierung der (immerhin) demokratisch gewählten Links-Regierung Salvador Allendes, bereits seit vor 1970.

      Dass dies alles völlig unnötig war, erwies sich am 16. November 1976, kurze Zeit nach der Wahl Jimmy Carters zum Präsidenten - und Kissingers Ablösung als Außenminister. Weil Carter die Menschenrechte auf sein Wahlprogramm geschrieben hatte, wurden in Chile prompt an die 500 Gefangene freigelassen, über 1.200 durften ins Exil gehen, die DINA wurde aufgelöst. Chile hatte gar keine andere Wahl, es war völlig von den USA abhängig - die unsäglichen Leiden der geschätzten 50.000 Opfer des Pinochet-Terrors hätten also genauso gut auch von Henry Kissinger vermieden werden können.


      Kissinger in Südostasien
      Aber Kissinger legte es geradezu darauf an, den Holocaust, dem er selbst entkommen war, auf andere Völker Niederregnen zu lassen. Beispiel Eins: Er ordnete die Bombardierung Kambodschas an, bei der allein während einer Phase von 160 Tagen hintereinander im Jahr 1973 auf eine wehrlose Landbevölkerung, ihre Wasserbüffel und Reisfelder, mit B-52 Bomber-Flugzeugen um 50 Prozent mehr "konventionelle" Bomben abgeworfen wurden, als auf ganz Japan während des 2. Weltkriegs. Die Todesopfer dieses Einsatzes wurden auf 600.000 geschätzt.

      Beispiel Zwei: In Laos wurden unter anderem bunte, kleine, sogenannte "Bombies" abgeworfen, die noch bis heute zu Hundertausenden im ganzen Land herumliegen. Spielende Kinder heben sie auf - und sind tot: 55 Prozent aller Opfer sind Kinder. Bauern, die mit ihren Pflügen auf eines dieser Spielzeuge treffen, haben kaum bessere Überlebenschancen.

      Beispiel Drei: Bereits im Oktober 1975 wusste die CIA von Plänen der indonesischen Regierung, die unabhängig werdende portugiesische Kolonie Ost-Timor zu annektieren. Am 7. Dezember 1975, am selben Tag, als Kissinger und Ford in Djakarta abflogen, begann die Invasion. "Wer gibt schon viel [who gives a damn] auf eine halbe Million Ost-Timoraner?" fragte Kissinger. Die indonesische Regierung erhielt somit Carte blanche - komplette Handlungsfreiheit. Die Folge: einer der schlimmsten Völkermorde des 20. Jahrhunderts, mehr als 44 Prozent der Bevölkerung wurden ausgerottet.


      Alle diese Gräuel wären mit Leichtigkeit vermeidbar gewesen - sogar durch Kissinger selbst - wenn er es nur gewollt hätte. Seine Befürwortung von Gewaltlösungen gehört jedoch zu seinem inneren psychologischen System - er befürwortet Gewalt selbst dort, wo sie weder den Geschäftsinteressen seiner Firma (Kissinger & Associates) noch "Amerika" irgend etwas nützt. Das Massaker am Tian An Meng-Platz rechtfertigte er so:



      "Keine Regierung der Welt hätte es ertragen, wenn der wichtigste Versammlungsort in ihrer Hauptstadt acht Wochen lang von Zehntausenden von Demonstranten besetzt wird."
      na, da können die demonstranten von genua ja richtig froh so, dass henry kissinger nicht die hände im spiel hatte...

      In den USA hat man Kissinger als einen Mann "in einer Klasse mit Hitlers Außenminister Ribbentrop" bezeichnet, und verschiedentlich die Frage erhoben, ob auch Kissinger, wenn es zu einem Prozess gegen Pinochet kommt, ausgeliefert werden könnte. Tatsache jedoch ist, dass Kissinger weiterhin als beliebter Medien-Fuzzi fungiert, dessen Meinung international gefragt ist, und dessen Heiligenschein, mit einem Friedensnobelpreis geschmückt, besonders hell erstrahlt.
      Von einer Aufarbeitung der historischen Gestalt Kissinger ist man in den USA - ebenso wie bei uns - noch viele Jahre entfernt.


      heise.de
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      schrieb am 08.08.02 11:20:55
      Beitrag Nr. 42 ()
      ääähmmmmmm
      falscher thread. oder auch nicht ;)
      Avatar
      schrieb am 08.08.02 11:40:31
      Beitrag Nr. 43 ()
      informationen zu agent orange:

      Agent Orange: In den Jahren 1965-1971 verspritzte die US-Army während des Krieges über Vietnam etwa 34 Mio. l des Entlaubungsmittels "Agent Orange", das bis zu einige mg D. pro Liter enthielt. Die gesamte versprühte D. -Menge wird auf 80 kg geschätzt. In der Folge traten erhöhte Missbildungsraten bei neugeborenen Vietnamesen sowie gesundheitliche Schäden bei den Veteranen des Krieges auf. Wegen der anderen Chemikalien im Agent Orange ist die epidemiologische Darlegung eines Zusammenhanges zu den D. jedoch schwierig.

      .......


      Hamburg: In Deutschland wurde die Problematik der D. 1984 der breiten Öffentlichkeit verstärkt bewusst, nachdem D. auf mehreren Mülldeponien, außerhalb des Müllberges Georgswerder in Hamburg, auf dem Werksgelände der Hamburger Niederlassung von Boehringer-Ingelheim, in der Umgebungsluft von Müllverbrennungsanlagen und in Muttermilchproben gefunden wurde.......


      http://www.umweltlexikon-online.de/fp/archiv/RUBwerkstoff-ma…
      Avatar
      schrieb am 08.08.02 11:48:32
      Beitrag Nr. 44 ()
      Avatar
      schrieb am 08.08.02 11:51:31
      Beitrag Nr. 45 ()
      Avatar
      schrieb am 08.08.02 18:21:53
      Beitrag Nr. 46 ()
      Bush Junior und Bin Laden

      Kleine Welt der Kriegsherren
      Während Usama Bin Laden als Kriegsgrund aufgebaut wird, sickern Informationen über eine eigentümliche Nähe der Krieger durch.

      Das «Wall Street Journal» veröffentlichte am 27. September einen bemerkenswerten Bericht über die Carlyle Group. Immerhin ist es in diesen Tagen unüblich, über die Geschäftsbeziehungen zwischen dem Bush- und dem Bin-Laden-Clan zu schreiben. Die weltweit zu den grossen Privatbanken zählende Carlyle Group unterhält einen von den Bin Ladens mitalimentierten Fonds für Investitionen in, ausgerechnet, die Rüstungsindustrie. Carlyle wird geleitet von Frank Carlucci, früher Nummer zwei der CIA und danach Verteidigungsminister. Auch mit dabei sind der Börsentycoon George Soros, Bush senior, Aussenminister James Baker und Fred Malek, Familienfreund der Bushs.
      Ein interessanter Mann, dieser Malek. Er musste zwar 1988 wegen einer alten Geschichte seinen Hut als Mitglied des Wahlteams von George Bush senior nehmen. Er hatte, noch unter Präsident Richard Nixon, eine Liste der Juden und Jüdinnen im Arbeitsministerium angefertigt, wegen einer vermuteten «jüdischen Kabale». Doch 1992 managte er die Wahlkampagne von Bush senior. 1990 hatte Malek George Bush junior einen Direktorensitz bei einer der grössten Catering-Gesellschaften des Landes vermittelt, die mit der Privatbank BCCI eng verbunden war. Die von pakistanischen Kadern geleitete BCCI wurde 1991 wegen Betrugs geschlossen. Zuvor hatte sie während zweier Jahrzehnte den Geheimdiensten, Drogenkartellen und Waffenschiebern des Westens gedient.
      Die Familie Bin Laden erhielt regen Besuch aus den USA. Die Carlyle-Männer Baker und Carlucci waren schon bei Bin Ladens in Dschiddah in Saudi-Arabien. Carlucci hatte mit den Bin Ladens als Präsident des Telekommunikationskonzerns Nortel Networks Corp. Geschäfte gemacht. Der frühere Verteidigungsminister Caspar Weinberger war für die Forbes-Gruppe in Dschiddah zu Besuch. Und Bush senior war mindestens zwei Mal in Dschiddah.
      Das «Wall Street Journal» erwähnte als Bindeglied des amtierenden Präsidenten Bush junior zu den Bin Ladens dessen Freund James Bath. Schon 1991 hatte das «Wall Street Journal» darüber geschrieben, am 4. Juni 92 auch der «Houston Chronicle». Seither sind neue Erkenntnisse hinzugekommen. Der texanische Geschäftsmann Bath vertrat von 1976 bis 1988 die Geschäftsinteressen von Usamas älterem Bruder Salem Bin Laden. Er hatte in ein Ölgeschäft von Bush junior kleinere Beiträge investiert, mutmasslich aus der saudischen Schatulle. Die Firma ging aber Pleite und wurde von der Harken Energy übernommen, wo Bush junior Einsitz ins Direktorium nehmen konnte. Die international bis dahin nicht aktive Harken Energy erhielt 1990 einen wichtigen Ölexplorationsauftrag von der Regierung Bahrains und stach dabei die Grossen des Geschäftes aus. Harken produzierte dann allerdings nur einen Bohrschaft. Bush junior hingegen verkaufte im Januar 1990 seine Anteile an Harken mit sattem Gewinn, eine Woche bevor die «aufstrebende» Firma erstmals Quartalsverluste bekannt geben musste. Der damalige Präsidentensohn kam deshalb ins Gerede; man vermutete ein Insidergeschäft. Drei Jahre zuvor konnte Bath für Harken dank der Vermittlung des Schweizer Bankiers Alfred Hartmann mit dem Verkauf von Aktien an die Schweizerische Bankgesellschaft (heute UBS) im Wert von 25 Millionen Dollar einen finanziellen Engpass überbrücken. Als Teil dieses Schweizer Deals kam mit Abdullah Bakhsh eine der zentralen Figuren der BCCI in den Vorstand von Harken. Heute gehört Harken zu den wichtigsten Investoren der Ölindustrie in Kolumbien. Nach dem Tod Salem Bin Ladens wurden dessen Interessen vom der saudischen Königsfamilie nahe stehenden Banker Chaled Bin Mahfouz übernommen, einer weiteren Figur der BCCI. Am 28. Oktober 1999 berichtete die von US-Geheimdiensten informierte Zeitung «USA Today» über Millionentransfers saudischer Geschäftsmänner über Mahfouz an Frontorganisationen Usama Bin Ladens.
      Und ob sich die Familie Bin Laden mit Usama wirklich überworfen hat, erscheint zumindest fraglich. Das «Wall Street Journal» lässt anonyme «Offizielle» behaupten, von einem Abbruch der Finanztransfers von Teilen des saudischen Königshauses an U0sama Bin Laden könne keine Rede sein. Der «New York Times» erzählen US-GeheimdienstlerInnen etwas über einen Bericht, wonach ein in den USA lebendes Mitglied der Familie Bin Laden vor dem 9. September den Wink erhalten habe, sich bis zum Abschluss einer bestimmten «Arbeit» an einen sicheren Ort zu begeben. Die Welt der Warlords ist kleiner, als sie scheint.




      http://www.woz.ch/wozhomepage/usa/usa5_42j01.htm
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      schrieb am 08.08.02 18:24:25
      Beitrag Nr. 47 ()
      Keine Angst vor den globalen Eliten

      Armin Medosch 14.11.2000
      Die Bilderberg-Konferenzen: Geheime Weltregierung oder seniler Debattierklub?

      Alljährlich im Frühsommer treffen sich die reichsten Unternehmer der westlichen Welt mit den führenden Politikern und Herausgebern und Chefredakteuren der wichtigsten Medien zu einer zweieinhalbtägigen Konferenz. Diese trägt den Namen "Bilderberg" nach einem Hotel in Holland, wo die Konferenz 1954 zum ersten Mal stattgefunden hat. Was bei den Bilderberg-Konferenzen genau besprochen wird, bleibt der Spekulation überlassen. Denn die Konferenzen finden stets in abgeschirmten Luxushotels außerhalb urbaner Zentren statt. Mini-Armeen von privaten und staatlichen Sicherheitsagenten sorgen dafür, dass sich die Einfahrtstore vor den Nasen neugieriger Journalisten schließen. Für die Teilnehmer ist es Bedingung, dass sie später nichts über den Inhalt der Gespräche verlauten lassen und die Vertreter hauptamtlicher Nachrichtenmedien sorgen persönlich dafür, dass nichts in ihren Presseorganen zu lesen sein wird.

      Als Initiator der Bilderberg-Konferenzen gilt der Exil-Pole Joseph Hieronim Retinger (1888-1960), dem auch enge Kontakte zum britischen SIS nachgesagt wurden. Den geschichtlichen Hintergrund bildete das Abkühlen der transatlantischen Beziehungen zu Beginn der fünfziger Jahre. "Transnationale" Kreise in Europa wie in den USA waren an stabilen Beziehungen der Westmächte interessiert. Retinger, eine Art "graue Eminenz" hinter den Kulissen und ohne politisches Amt, involvierte Prinz Bernhard von den Niederlanden. Dieser wurde erster Vorsitzender bei der namensgebenden Konferenz vom 29. - 31 Mai 1954 im Hotel "de Bilderberg" in Oosterbeek bei Arnheim. (siehe Foto)

      Zieht man den politischen Einfluss und die wirtschaftliche Macht der Bilderberg-Konferenzteilnehmer in Betracht, ebenso wie die fast vollständige Geheimhaltung, so is es kein Wunder, dass sich die wildesten Verschwörungstheorien um diese Treffen ranken. Für Kritiker der Linken ebenso wie der extremen Rechten ist Bilderberg eine Art geheimer Weltregierung, die dafür sorgt, dass die Globalisierung unter dem Vorzeichen westlich-kapitalistischer Dominanz voranschreitet. Kosovo? Die NATO-Bombenangriffe wurden schon bei der Bilderberg-Konferenz 1998 in Schottland beschlossen. Die Europäische Währungsunion? Eine von langer Hand vorbereitete Intrige der "Bilderberger". US-Präsidentschaftswahlen? Bilderberg unterzieht die Kandidaten einem vorherigen Screening und entscheidet, wer gewinnen darf. Tschetschenien? Die "Bilderberger" beschlossen, dass die NATO Putin freie Hand gibt und sich die Westpresse danach in gespielter humanitärer Entrüstung übt.

      Doch so unwahrscheinlich derartige Behauptungen auch klingen, eines steht fest, nämlich dass die Bilderberg-Konferenzen selbst nicht zum Reich der Verschwörungstheorien zu zählen sind. Die Konferenzen finden mit schöner Regelmäßigkeit tatsächlich jedes Jahr statt und dieses Jahr wurde die 48. Bilderberg-Konferenz in Belgien abgehalten. Das mit der Organisation betraute Bilderberg-Sekretariat hat auf Anfrage sogar eine Pressemeldung verschickt, allerdings erst nach dem Ende der Tagung. In dem lapidaren Statement heißt es:

      "Die 48.Bilderberg-Konferenz wurde vom 1. bis 3. Juni 2000 in Brüssel, Belgien abgehalten. Neben anderen Themen diskutierte die Konferenz die US-Wahlen, Globalisierung, die New Economy, den Balkan, die EU-Erweiterung und die europäische extreme Rechte. Etwa 100 Personen aus Europa und Nordamerika haben an den Diskussionen teilgenommen. Das Treffen war privat, um eine offene und freie Diskussion zu ermöglichen".

      Dieser letzte Satz ist eine Standardformulierung, die als Paradoxon das Bilderberg-Problem zusammenfasst. Diskussionen müssen also abgeschottet von der Öffentlichkeit stattfinden, damit sie "frei und offen" sein können. Nach einigen weiteren Erläuterungen, die wenig erhellend über den Inhalt sind und Presseerklärungen vergangener Jahre exakt gleichen, folgt eine Teilnehmerliste. Das 2000er-Treffen muss ein wenig Low key gewesen sein, was vielleicht daran lag, dass der Konferenzort in letzter Minute aus Österreich, das gerade etwas zu weit nach rechts gerutscht war, nach Belgien verlegt worden war. Gekommen sind natürlich Bilderberg-Veteranen, die seit Jahrzehnten kaum ein Meeting ausgelassen haben, wie Henry Kissinger, David Rockefeller, FIAT-Boss Agnelli und James D. Wolfensohn, Weltbankpräsident. Ebenfalls regelmäßig vertreten sind Personen aus der deutschen Wirtschafts-Intelligenzia. Im Jahr 2000 waren das u.a. Hilmar Kopper von der Deutschen Bank AG, Gerhard Cromme, Thyssen Krupp AG und Matthias Nass vom Hausblatt des deutschen liberalen Großbürgertums Die Zeit.

      Interessanter ist allerdings, wer entsprechend den Themenschwerpunkten 2000 extra eingeladen worden war. Und siehe da, trotz ihrer vielfältigen Verpflichtungen mit ICANN fand Esther Dyson Zeit, mit Spitzen von Old Economy und Politik über die New Economy zu diskutieren. Pascal Lamy, EU-Kommissar für Handel war dabei, nachdem schon in den Vorjahren die EU-Kommissare Mario Monti und Erkki Liikanen zur Bilderberg-Konferenz gekommen waren. Und auch der EU-Verwalter für Bosnien und Herzegowina, Wolfgang Petritsch, findet sich auf der offiziellen Anwesenheitsliste Bilderberg 2000.

      Die Teilnahme höchster EU-Beamter bei diesen Treffen ist ein äußerst umstrittenes Thema. Die Abgeordnete der irischen Grünen im Europaparlament, Patricia McKenna, quält die Kommission in den letzten Jahren mit offiziellen Anfragen bezüglich der Teilnahme von Mitgliedern der EU-Kommission. Der heikle Punkt ist, inwiefern EU-Politik von diesen Treffen beeinflusst wird. Auf McKennas Anfrage bezüglich des Bilderberg-Einflusses auf die Kommission antwortete Mario Monti:

      "Die Bilderberg-Konferenzen sind ein internationales Forum, bei dem politische Führer und Vertreter der Wirtschaft ihre persönlichen Ansichten über Themen von allgemeinem Interesse ausdrücken, insbesondere in den Themengebieten Außenpolitik und Weltwirtschaft. Die Teilnehmer treten als Privatpersonen auf und ihre Statements sind für die Kommission nicht bindend. Es werden keine Resolutionen verfasst, keine Abstimmungen vorgenommen und keine politischen Kommuniques herausgegeben."

      Gerade jedoch dieses Nicht-Herausgeben von Kommuniques ist, was vernünftige Kritiker ebenso wie Verschwörungstheoretiker erst so richtig aufstachelt. Indem die Bilderberger derartig großes Gewicht auf die "Privatheit" ihrer Diskussionen legen, wird alles für möglich gehalten. Bereits 1974 schrieb ein Kolumnist der Financial Times, Gordon Tether: "Wenn die Bilderberg-Gruppe keine Verschwörung irgendeiner Art ist, dann ist ihr Verhalten jedenfalls so, dass es den erstaunlich stichhaltigen Eindruck einer Verschwörung ergibt". Herr Tether wurde wenig später von der FT gefeuert. Chefredakteure und Herausgeber der FT zählen seit langer Zeit zu den geladenen Gästen der Bilderberg-Treffen...

      Ebenso bedenklich wie die Teilnahme von EU-Kommissaren ist die von gewählten Politikern. Waren Verteidigungsminister Rudolf Scharping und Wolfgang Ischinger, Staatssekretär im Auswärtigen Amt, im Juni 1999 in Portugal etwa in ihrer Eigenschaft als "Privatpersonen" bei der Bilderberg-Konferenz, und das ausgerechnet zum Höhepunkt und Ende des NATO-Bombardements? Haben sie mit Power-Brokern wie Richard Holbrooke, USA, und Carl Bildt, Schweden, wirklich nur "private" Gespräche über die Lage der Welt im allgemeinen und auf dem Balkan im besonderen geführt, unter dem wohlmeinenden Auge eines Henry Kissinger? Haben sie ihre Flüge selbst bezahlt, um an diesen inspirierenden Gesprächsrunden teilnehmen zu können?

      Ein weiterer besorgniserregender Punkt ist die Teilnahme von Politikern, bevor sie in hohe Ämter gewählt werden. 1991 wurde Bill Clinton von seinem Freund Vernon E. Jordan Jr. bei Bilderberg eingeführt, 1992 wurde er Präsident der USA. 1993 nahm Tony Blair an der Bilderberg-Konferenz teil, 1994 wurde er Spitzenkandidat von New Labour. Manche sagen, die "Bilderberger" würden Präsidenten und Regierungschefs "machen", andere meinen, die Leute aus dem Bilderberg-Kreis hätten eben die Kontakte und das richtige Gespür für die "kommenden" Leute.

      Nicht zuletzt gibt es eine erstaunliche Kontinuität darin, dass alle NATO-Generalsekretäre der letzten 30 Jahre regelmäßige Bilderberg-Teilnehmer waren - Joseph Luns (1971-1984), Lord Carrington (1984-1988), Manfred Wörner (1988-1994), Willy Claes (1994-1995), Javier Solana (1995-1999) und Lord Robertson (1999- ). Die bevorzugte Erwähnung von Teilnehmern aus der Politik soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die eigentlichen Bilderberg-Schwergewichte die Wirtschaftsmagnaten sind. Die passenderweise "Grenzwissenschaften" genannte Website zitiert Egon Bahr bezüglich Bilderberg wie folgt:

      "Wenn Tausende von Milliarden Dollar in Gewicht von Zentnern zu rechnen wären, dann würde der Fußboden einsturzgefährdet sein, auf dem sich die Herren Rockefeller, Agnelli, Ford, Rothschild, Heinz, kleinere Millionäre wie Wolff von Amerongen, Herren der Banken, Minister, Präsidenten und sonstige Koryphäen bewegten, die etwas zu sagen haben, dank ihrer Stellung oder ihres Gehirns."

      Und so läuft das verschwörungstheoretische Argument letztlich darauf hinaus, wie weit der Einfluss der Banker und Wirtschaftsleute auf die internationale Politik tatsächlich geht. Die auf der Seite der Verschwörungstheorie glauben, dass bei den Bilderberg-Konferenzen die politischen Konzepte entwickelt werden, die später von anderen internationalen Gremien wie G7/8, Währungsfonds, EU und NATO nur noch sklavisch abgestempelt werden. Moderatere Kritiker (und gelegentlich auch Bilderberg-Teilnehmer selbst) sprechen von "einer Art grundsätzlichem Konsens", der trotz vieler Meinungsverschiedenheiten erzielt werden würde und später vor allem zur gezielten Beeinflussung der öffentlichen Meinung führen würde.

      Ein Problem gibt es allerdings auch mit den Bilderberg-Kritikern. Diese kommen nämlich überwiegend aus den USA und stehen politisch sehr weit rechts. Ihre Kritik an Kapitalismus und Globalisierung kippt nahtlos in die nur zu bekannte Rede von der "jüdischen" Weltverschwörung. Die aufgeklärte und demokratische Linke hat Bilderberg als Thema seit Anfang der achtziger Jahre als heiße (rechte) Kartoffel fallengelassen. Erst mit dem Internet, in dem bekanntermaßen Verschwörungstheorien von geheimen Weltregierungen einen hohen Beliebtheitsgrad haben, kamen die "Bilderberger" wieder vermehrt ins Gespräch.

      Wieweit der Einfluss des geheimniskrämerischen Debattierklubs wirklich geht, können wir nicht beurteilen. Das Problem jedoch ist die Geheimnistuerei selbst, das bedeutsame Schweigen in den wichtigsten Medien. Eine Abfrage des Spiegel-Online-Archivs führte zu genau einem Treffer, doch dieser bezog sich auf eine Bildagentur namens Bilderberg. Mit dem Fehlen jeglicher Berichterstattung ist auch nicht überprüfbar, was unsere EU-Vetretern und Politiker bei den Bilderberg-Konferenzen tatsächlich treiben. Anstatt aber vor lauter Angst vor der angeblichen Allmacht der Banker und Politiker in Ohnmacht zu fallen, sollten wir uns zuletzt noch ein Zitat von Marshall Mc Luhan in Erinnerung rufen. Nachdem er 1969 an einer Bilderberg-Konferenz teilgenommen hatte, soll er gesagt haben, er sei "beinahe erstickt von der Banalität und Irrelevanz" der Gespräche und beschrieb die Teilnehmer als "durchgängig von der Geistesverfassung des neunzehnten Jahrhunderts, aber vorgebend sich auf das späte zwanzigste Jahrhundert zu beziehen".

      Der Großteil der Materialien, die diesen Artikel ermöglichten, findet sich auf der Website Bilderberg.org von Tony Gosling, einem ehemaligem BBC-Radiojournalisten.

      http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/4258/1.html
      Avatar
      schrieb am 08.08.02 18:45:22
      Beitrag Nr. 48 ()
      Ind diesen Tagen Jähren sich mal wieder 2 der schlimmsten Kriegsverbrechen des letzten Jahrhunderts. Die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Hunderttausende Zivilisten sind an den direkten Auswirkungen und den Spätfolgen gestorben. die militärische Notwendigkeit war zweifelhaft. Konnte man bei Hiroshima noch von einer Machtdemonstration sprechen, die den Krieg schnell beenden sollte, so war der Abwurf auf Nagasaki 2 Tage später ein militärisch völlig sinnloses Gemetzel..Die Japaner wußten ja jetzt, über welch ultimative Waffen die Amerikaner verfügen..Niemand ist je für diesen Massenmord verurteilt worden...In den USA werden die Piloten und deren Befehlshaber heute noch als Helden gefeiert :mad:

      In unseren Medien wird dies totgeschwiegen oder nur ganz am Rande vermerkt...:(
      Avatar
      schrieb am 08.08.02 20:10:25
      Beitrag Nr. 49 ()
      punk 24
      im gegensatz zu früher wundert mich heute nicht mehr, warum sich die kriegsverbrecher hitlerdeutschlands fast durch die bank für nicht schuldig erklärten, obwohl sie es waren. das monströse verbrechen der nazis wäre nicht möglich gewesen ohne die vorausgegangenen abartigen und grauenhaften verbrechen, die mit beginn des raubkapitalismus bis in die zeit der entkolonialisierung (sofern man von so etwas überhaupt sprechen kann) an den völkern der südlichen hemisphäre in einer art komplizenschaft der rassistischen eliten des nordens begangen worden sind und weiter begangen werden. das verbrechen an den juden war keine singuläre erscheinung. ihm voraus ging der millionenfache tod ganzer ethnien und völker. ein system, das einzig an der anhäufung unglaublicher kapitalien in den händen weniger interessiert ist, wird immer wieder über leichen und leichenfelder gehen müssen und menschen bzw. völker zu unter- oder unmenschen erklären müssen, um einen vorwand zu finden, seine ekelhaften ziele zu verfolgen.

      die usa zeigen uns eben, wie das funktioniert.... ein neuer feind muss her, mit dessen eliten man unter der hand genauso kooperiert wie mit den stalins, hitlers, mobutus und wie sie alle heißen, einzig und allein, um das grosse opfer zu zelebrieren, auf dem rücken der völker in die taschen derjenigen, die nicht nur vor geld stinken und sich so vornehm dünken. - in guantanamo sitzen lediglich die öffentlich vorgeführten bauernopfer, das grosse rad wird ganz woanders gedreht.
      Avatar
      schrieb am 12.08.02 02:17:49
      Beitrag Nr. 50 ()
      @antigone,

      wenn R. v.Weizäcker, ein - für mich - immer noch als Glücksfall als einer der besten Bundespräsidenten in unserer Geschichte,.:)
      vorsätzlich und wissentlich über Beteiligungen innerhalb des Familien-Clans (Boehringer) an dem Verkauf, Einsatz und Gewinnen von C-Waffen partizipiert haben sollte,

      stellen sich die Fragen:

      1) Was ist aus den Anklagen geworden!
      2) Warum wurde das Familien-Oberhaupt F. v. Weizäcker
      von der Anklage ausgespart??

      Richard hat immer auf seinen besser begabten Bruder Friedrich gehört, so seine persönlichen Statements!

      Warum diesmal nicht, antigone ??
      Avatar
      schrieb am 12.08.02 07:18:15
      Beitrag Nr. 51 ()
      http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/13077/1.html

      Krieg gegen den Terror als Freibrief für Menschenrechtsverletzungen?

      Dirk Eckert 12.08.2002

      Die Bush-Regierung hat einem US-Gericht geraten, eine Klage von Gewerkschaftern gegen den
      Ölkonzern Exxon Mobil abzuweisen

      Der International Labor Rights Fund ( ILRF) hatte am 11. Juni 2001 im Namen von elf anonymen Klägern den Ölkonzern Exxon Mobil vor einem Bezirksgericht in Washington D.C. verklagt, da dieser
      Menschenrechtsverletzungen indonesischer Militärs unterstützt haben soll. In einer von dem Washingtoner
      Bezirksgericht angeforderten Stellungnahme befürchtet das US-Außenministerium, eine Verurteilung des
      Unternehmens Exxon Mobil käme einer Verurteilung Indonesiens gleich. Das aber könnte die Beziehungen zu dem Land gefährden und damit den gemeinsamen Krieg gegen den Terrorismus.

      Den Klägern zufolge hat sich Exxon Mobil in der krisengeschüttelten Provinz Aceh vom indonesischen Mi-litär schützen lassen, das dabei massive Menschenrechtsverletzungen - darunter Mord, Folter und sexueller Missbrauch - begangen habe. Der Vorwurf gegen Exxon lautet, die Firma habe von dem Vorgehen der Mi-litärs gewusst und nichts dagegen unternommen, sondern vielmehr das Militär "logistisch und materiell" unterstützt. Die Gewerkschafter berufen sich auf eine Reihe von nationalen Gesetzen und internationalen Konventionen wie den amerikanischen Alien Tort Claims Act, nach dem Klagen vor US-Gerichten gegen im Ausland begangene Verbrechen möglich sind, und den Torture Victims Protection Act, gemäß dem
      Opfer von Menschenrechtsverletzungen, egal aus welchem Land, die Täter in den USA verklagen können .
      Exxon Mobil widersprach den Anschuldigungen und beschuldigte seinerseits die "Free Aceh Movement", die seit 1976 für einen unabhängigen islamischen Staat kämpft, der Brandstiftung und Entführung. Die Si-cherheitslage habe sich im letzten Jahr so verschlechtert, dass das Unternehmen ausländisches Personal habe evakuieren müssen. Auf Bitte des Unternehmens, das zu den größten Finanziers des Wahlkampfes von Prä-sident George W. Bush gehörte, fragte das Washingtoner Bezirksgericht am 10. Mai 2002 beim US-Außenministerium an, ob das Verfahren die US-Außenpolitik belastet. In seiner Antwort vom 29. Juli kriti-sierte William Taft vom US-Außenministerium Indonesien wegen des Umgangs mit Menschenrechten. Trotzdem empfahl er dem Gericht, die Klage abzuweisen.


      Das Außenministerium glaubt, dass eine richterliche Entscheidung in diesem Fall zu dieser Zeit einen mög-licherweise ernsthaften widrigen Einfluss auf wichtige Interessen der Vereinigten Staaten haben könnte, einschließlich solcher Interessen, die sich auf den vorangehenden Kampf gegen den internationalen Terro-rismus beziehen. William Taft

      Die indonesische Regierung müsse dem nationalen Zusammenhalt wahren und sehe sich nicht nur in Aceh einer starken sezessionistischen Bewegung gegenüber, gab Taft gegenüber dem Gericht zu bedenken. Die USA bemühen sich gegenwärtig darum, wieder stärker mit Indonesien zusammenzuarbeiten. Erst kürzlich hat Außenminister Colin Powell dem Land 50 Millionen Dollar als Hilfe im Kampf gegen den Terrorismus zugesagt. "Die Bemühungen der USA zur Bekämpfung des Terrorismus könnten auf verschiedenste Art gefährdet werden, wenn Indonesien und seine Behörden die Zusammenarbeit einschränken", befürchtet das Außenministerium.

      Zur Untermauerung seiner Argumentation legte Taft seinem Brief an das Gericht auch gleich ein Schreiben des indonesischen Botschafters in Washington bei, in dem dieser seine Bedenken gegen den Prozess formu-liert. Indonesien könne erstens "aus prinzipiellen Gründen" nicht akzeptieren, dass ein US-Gericht über in-donesische Militäroperationen entscheide. Der Prozess störe zweitens die Bemühungen der indonesischen Regierung, ausländische Investoren zu schützen und damit die indonesische Wirtschaft wiederzubeleben. Drittens erschwere es der Prozess, eine friedliche Lösung des Konflikts in Aceh zu erreichen.

      Für helle Empörung sorgte der Brief aus dem Außenministerium bei Menschenrechtsorganisationen. Human Rights Watch erinnerte an die Worte von George W. Bush nach dem Enron-Skandal und der Worldcom-Pleite, dass eine "neue Ethik der persönlichen Verantwortung in der Geschäftswelt" nötig sei. "Wenn die Bush-Administration es ernst damit meint, moralisch einwandfreies Geschäftsverhalten zu fördern, sollte sie nicht versuchen, dieses Gerichtsverfahren in seinem Fortkommen zu behindern", sagte Kenneth Roth, Exe-cutive Director von Human Rights Watch.

      Exxon Mobil sei erst im Juni 2002 dem "Voluntary Principles on Security and Human Rights"-Programm beigetreten. Das Programm wurde von mehreren Regierungen, darunter neben den USA Großbritannien und Dänemark, sowie multinationalen Konzernen ins Leben gerufen und beinhaltet Verhaltensregeln für Unter-nehmen, mit denen die Menschenrechte gefördert werden sollen. Human Rights Watch hält es vor diesem Hintergrund für um so schlimmer, dass sich die Regierung nicht aus dem Verfahren herausgehalten hat.

      Es ist der Gipfel der Heuchelei, wenn das Außenministerium einerseits öffentlich Menschenrechtsprinzipien in er Öl- und Gasindustrie fördert und andererseits dem Gericht sagt, dass eine genauere Prüfung der Leis tungen einer Ölgesellschaft in Sachen Menschenrechte der Außenpolitik zuwider läuft.
      Kenneth Roth
      Avatar
      schrieb am 12.08.02 12:39:00
      Beitrag Nr. 52 ()
      SPIEGEL ONLINE - 12. August 2002, 11:11
      URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,208907,00.…

      Ermittlungsmethoden der CIA

      LSD für hartnäckige Zeugen

      In den USA geraten die Geheimdienste und das Militär zurzeit wegen der Behandlung von Hunderten inhaftierter Terrorverdächtiger immer stärker in die Kritik. Ein ARD-Dokumentarfilm zeigt nun, wie die CIA schon nach dem Zweiten Weltkrieg ein fragwürdiges Programm entwickelte, um schweigsame
      Zeugen erst zum Reden und dann zum Vergessen zu bewegen.

      Kaum ein Tag vergeht, an dem amerikanische Zeitungen nicht über fragwürdige Fälle von inhaftierten Terrorverdächtigen berichten, von denen nach vorsichtigen Schätzungen immer noch mehr als tausend in diversen US-Gefängnissen und Militärbasen einsitzen. Erst in der vergangenen Woche schilderte die "Washington Post" die Geschichte eines in Ägypten geborenen Mannes, der monatelang in New York in einer Einzelzelle saß, weil er unter Terrorverdacht stand. Die Vorwürfe, die der Mann nach seiner Freilassung erhebt, wiegen schwer: Er
      beschuldigt Agenten des Geheimdienstes CIA, ihn mit Gewalt zu einem Geständnis gezwungen zu haben. Ein US-Richter hat sich nun des Falls angenommen und will der CIA viele unangenehme Fragen stellen.

      Besonders die Tatsache, dass die Öffentlichkeit so gut wie nichts über die Inhaftierten und deren Situation erfährt, macht vielen Menschenrechtsorganisationen Angst. Der Grund für die Befürchtungen kommt nicht von ungefähr, denn dass die CIA und andere Behörden bei der Beschaffung von Informationen bei inhaftierten Zeugen nicht immer sehr zimperlich auftritt, ist seit langem bekannt. Ein Dokumentarfilm, der am Montagabend um 21.45 Uhr in der ARD ausgestrahlt wird, beschreibt nun einen Fall, an dem die skrupellosen Methoden der CIA deutlich werden. Die Macher des 90-minütigen Streifens "Deckname Artischocke" decken auf, wie die CIA nach dem weiten Weltkrieg ein Programm entwickelte, um Zeugen zum Reden zu bringen.

      Warum musste Frank Olson sterben?

      Die Journalisten Egmont Koch und Michael Wech recherchierten monatelang die Umstände des rätselhaften Todes eines amerikanischen Wissenschaftlers, der sich angeblich im November 1953 aus dem Fenster eines New Yorker Hotels stürzte. Warum, so fragen die beiden Reporter und auch der Sohn von Frank Olson, musste der Bio-Wissenschaftler sterben, obwohl nichts auf einen möglichen Suizid hinwies? War es sein Wissen über ein streng geheimes CIA-Programm oder die Anthrax-Forschung der Army, die ihn in den Tod trieb? Oder war es gar die CIA selber, die den Mann loswerden wollte, weil er zu viel wusste und aussteigen wollte? Der Film gibt keine klare Antwort. Trotzdem haben die Filmemacher viel Interessantes gefunden über die fragwürdigen Machenschaften der CIA, die sie auch mit ehemals als geheim klassifizierten Dokumenten belegen können.
      Denn der Wissenschaftler Frank Olson war nicht irgendwer in der CIA. Gemeinsam mit einigen anderen Wissenschaftlern leitete er Anfang der fünfziger Jahre für die CIA das Programm "Artischocke". Dessen Ziel wird in einem CIA-Dokument, das die Rechercheure in den heute frei zugänglichen Archiven entdeckten, ganz klar definiert: Durch die Behandlung von Zeugen mit Drogen wie LSD und anderen Chemikalien sollten "Personen fragwürdiger Loyalität, zum Beispiel Doppelagenten oder sowjetische Spione", zum Reden gebracht werden. In Experimenten testeten Männer wie Olson die Wirksamkeit der Drogen und gaben ihre Ergebnisse an die CIA weiter.

      Erst reden, dann wieder vergessen

      Was die Filmemacher weiter herausfanden, ist eine der dunklen Seiten des Kalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion: Laut den Recherchen richtete die CIA in den fünfziger Jahren in Deutschland Zentren in Berlin und Oberursel ein, wo russische Gefangene mit Drogen und brutaler Folter zum Reden gebracht wurden. Das Ziel der Experimente beschreibt ein ehemaliger CIA-Agent in dem Film ganz deutlich. Die Zeugen sollten mittels der Drogen erst zum Reden gebracht werden und danach alles wieder vergessen. Selbst Erkenntnisse von führenden Nazi-Wissenschaftlern, die bereits in den Konzentrationslagern mit solchen Methoden experimentierten, sollen laut den Aussagen von Zeugen in dem Film dort von den Amerikanern umgesetzt worden sein. Vor Ort in Berlin war auch Frank Olson.
      Chronologisch beschreiben die Autoren den beruflichen Weg von Olson, der immer tiefer in die innersten Geheimnisse der CIA und der Army eindringt und sich durch seine Offenheit immer mehr in Gefahr bringt. Am Ende ist er einer der wichtigsten Geheimnisträger der CIA. Er wusste nicht nur viel über die Drogenexperimente, sondern auch über die Versuche der Army mit biologischen Kampfstoffen. Für die Geheimdienste reiste er viel herum, begleitet B-Waffen-Versuche auf den Antillen oder die Drogenexperimente in Deutschland. Als er jedoch Freunden und Kollegen von seinem geplanten Ausstieg bei der CIA erzählte, wurde er für die Geheimen mehr und mehr zum Risiko. Schon Wochen vor seinem Tod wurde er auf Schritt und Tritt beschattet.

      Für einen Mord fehlen die Beweise

      Ob Frank Olson im November 1953 umgebracht wurde und von wem, haben auch die Autoren nicht herausgefunden. Doch fast jedes Detail an dem Tod des Wissenschaftlers erscheint merkwürdig. So traf die Polizei kurz nach dem vermeintlichen Suizid einen CIA-Agenten auf dem Zimmer von Olson an, der jedoch von dem Fenstersturz nichts mitbekommen haben will. Außerdem stellten Gerichtsmediziner nach einer Exhumierung der Leiche fest, dass Olson kurz vor seinem Tod offenbar bewusstlos geschlagen wurde und die erste Obduktion mehrere, offenbar bewusst gemachte Fehler enthielt.

      Und noch etwas ist fragwürdig an dem Fall Olson: Als die Familie in den siebziger Jahren schon einmal eine Untersuchung des Falls einleiten wollte, meldete sich plötzlich das Weiße Haus bei ihnen. Der damalige Präsident Gerald Ford lud die Familie von Frank Olson zu sich nach Washington ein und entschuldigte sich bei ihnen, ohne jedoch zu sagen warum. Zuvor hatten ihn seine damaligen Stabsberater, der heutige Vize-Präsident Dick Cheney und der aktuelle Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, gewarnt, dass bei einer Untersuchung möglicherweise sehr heikle Details aus diversen Forschungsverfahren an die Öffentlichkeit kommen könnten. Das geheime Memo haben die Journalisten ebenfalls in den Archiven aufgestöbert.

      Das Motiv der US-Offiziellen war schnell klar: Durch eine hohe finanzielle Entschädigung sollte die Familie zum Schweigen gebracht werden. Trotzdem forschte der Sohn von Frank Olson weiter. Beweisen wird er seine Theorie des Mords an seinem Vater wohl nie, doch allein die vielen offenen Fragen werfen dunkle Schatten auf die CIA.

      Matthias Gebauer
      Avatar
      schrieb am 12.08.02 16:25:29
      Beitrag Nr. 53 ()
      @ gilly
      über die familienverhältnisse bei w`s weiß ich nichts. was aus der anzeige gegen ihn sich entwickelt hat? habe nichts gefunden. wahrscheinlich ist das nichts, als ein ganz normales geschäft - sofern der geschäftspartner ehrenhaft genug ist, also nicht dem reich des bösen zugeordnet werden kann, da ja gutes damit bewirkt werden sollte :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 12.08.02 16:29:27
      Beitrag Nr. 54 ()
      @ joeup
      zu deinem hinweis zu der doku in der ard heute abend 21.45 uhr für alle interessierten der link:

      http://www.wdr.de/tv/dokumentation/artischocke.html
      Avatar
      schrieb am 12.08.02 17:29:18
      Beitrag Nr. 55 ()
      wenns um bush geht
      http://www.thedubyareport.com/

      rechtso
      dusidot

      wenns um al-sabah geht
      sabahalsabah
      Avatar
      schrieb am 12.08.02 22:57:35
      Beitrag Nr. 56 ()
      @ joeup
      gesehen?

      es ist schon erstaunlich, welche kontinuität zwischen den menschenexperimenten am russischen "untermenschen" in dachau, durchgeführt von ns-ärzten in sachen gehirnwäsche mit todesfolge und den gleichen ärzten in amerikanischen diensten an russischen opfern in den frühen fünfzigern besteht. es scheint so zu sein, dass ganz spezielle fachleute besonders gesucht waren...... erzähl mir keiner mehr in seiner unendlichen naivität, man habe halt auf dieses personal zurückgreifen müssen, weils kein anderes gab, nichts als lächerliche selbstberuhigung...... und wenig später bekommen die eigenen leute, die amerikanischen soldaten in korea, es am eigenen leib zu spüren, was es bedeutet, die wahrheit über einen dreckigen krieg zu sagen. :mad:

      nach dieser sendung heute abend in der ard ist klar, was in guantanamo abgeht.
      Avatar
      schrieb am 12.08.02 22:58:59
      Beitrag Nr. 57 ()
      @ dusidot
      hochinteressanter link, thanks :)
      Avatar
      schrieb am 12.08.02 23:08:22
      Beitrag Nr. 58 ()
      in den nürnberger prozessen wurden...

      Sieben Angeklagte (wurden) freigesprochen: Paul Rostock, Kurt Blome, Siegfried Ruff, Hans Wolfgang Romberg, Georg August Weltz, Adolf Pokorny und Konrad Schäfer. Bemerkenswert war dieser Freispruch insbesondere, weil er vier Ärzte betraf, die an den verbrecherischen Experimenten der Luftfahrtmedizin teilgenommen hatten (Romberg, Ruff, Schäfer, Weltz), während Pokorny an Sterilisationsexperimenten beteiligt war und Blome die Verantwortung für die Massenmorde an Tbc-Kranken trug. Alle Freigesprochenen setzten ihre medizinische Karriere in der Bundesrepublik bzw. den USA fort. Schäfer wurde in der Operation Paperclip in die USA gebracht, um die Erfahrungen seiner Versuche der Trinkbarmachung von Meerwasser auszuwerten, während Blome für einige Zeit Mitarbeiter des Korps der US-Army für chemische Kriegführung wurde.

      vollständiger text unter:
      http://www.jungewelt.de/2001/10-30/010.php

      auf blomes ns-erfahrungen, die er anschließend bei den amerikanern weiter fortsetzen durfte, beruht also auch die chemische kriegsführung gegen nordkorea, die es nie gegeben hat, weil u.a. seine experimente zur gehirnwäsche die zeugenaussagen amerikanischer soldaten in ihr gegenteil verkehrten.
      Avatar
      schrieb am 12.08.02 23:31:33
      Beitrag Nr. 59 ()
      Bemerkenswert war dieser Freispruch insbesondere, weil er vier Ärzte betraf, die an den verbrecherischen Experimenten der Luftfahrtmedizin teilgenommen hatten (Romberg, Ruff, Schäfer, Weltz), während Pokorny an Sterilisationsexperimenten beteiligt war und Blome die Verantwortung für die Massenmorde an Tbc-Kranken trug. Alle Freigesprochenen setzten ihre medizinische Karriere in der Bundesrepublik bzw. den USA fort.

      Das ist wahrlich nicht übertrieben. Einer der Genannten wurde dem Kriege führender Luftfahrtmediziner der Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt, der damaligen DFVLR, heute DLR. In dieser Tradition stehend wurde das Luftfahrtpersonal später von der Strahlenschutzverordnung ausgenommen, die viele Jahre später unter Baum in Kraft trat, und das Luftfahrtpersonal von einer Regelung ausnahm. Obwohl das Luftfahrtpersonal mit Abstand die größte Strahlenbelastung über sich ergehen läßt. Weit mehr als Arbeiter in Kernkraftwerken.

      Hauptsächlich betroffen übrigens junge Frauen, und nicht etwa Piloten sind die größte Gruppe unter Luftfahrern.
      Frauen genießen in der StrSchVO einen besonderen Schutz, als Träger der Eierstöcke.

      Die Folgerungen daraus wußte die DFVLR, und natürlich andere interessierte Kreise der Luftfahrt, für das fliegende Personal zu verhindern. Die wurden ausgenommen.

      Wie die Luftfahrt ja auch vom Kyoto- Protokoll ausgenommen ist. Was kaum einer weiß. Oder von der Energie- Besteuerung. Kerosin. Gute Lobby. Gefährliche Leute. Riedl. usw.

      Die Vorbereitungen der diesbezüglichen Schutz- Regelungen gehen zurück auf die Zeit des damaligen Atomministers FJ Strauß, und so sahen sie aus. Wurden dann erst in den 70igern überhaupt in Kraft gesetzt.

      Das war Ruffs Schule, damaliger Boß der flugmedizinischen Komponente der DFVLR.

      Was regt ihr Euch eigentlich so auf, wenn hier und dort mal durchschimmert, wie sehr dieser Staat in vielfachster Hinsicht vom Vorgängerstaat geimpft wurde, und Kishon dies zwischen den Zeilen, wenn auch unspezifisch, zum Ausdruck brachte.

      Aber ich wollte mich nicht mehr einmischen. Einmal vorbeigeschaut, und schon klappert die Tastatur.


      SEP
      Avatar
      schrieb am 12.08.02 23:37:44
      Beitrag Nr. 60 ()
      blome war nicht irgendwer. der einsatz der wissenschaft für die biochemische kriegsführung ist nicht zuletzt durch anthrax wieder in die schlagzeilen geraten. die doku stellt einen zusammenhang her zwischen dem aus amerikanischen labors stammenden anthrax und der fortsetzung von blomes menschenversuchen und forschungen unter leitung der cia ab den frühen fünfzigern ...


      ......Zur Kooperation der Akteure Prof. med. Blome, Dr. Borchers und Dr. May

      Bereits Anfang 1942 signalisierte der Stillstand der deutschen Truppen vor Moskau ein Ende des Blitzkriegs mit konventionellen Waffen. Hitler befahl im Führererlass vom 9.6.1942 den Totaleinsatz der Forschung für den Krieg. Zu dieser Zeit erhielt der zweithöchste Repräsentant der deutschen Ärzteschaft und altgediente SA-Kämpfer Prof. Dr. med. Kurt Blome "auf Anregung des Führers" den Auftrag, in Nesselstedt bei Posen eine Großforschungsanlage zu errichten, die der Erprobung von biologischen Kampfstoffen diente und als Zentralinstitut für Krebsforschung legendiert war, und die zersplitterten NS-Aktivitäten auf dem Gebiet der biologischen Kriegsführung zentralisieren. Ab Mitte 1943 kamen die Aufträge von Himmler persönlich oder vom SS-Ahnenerbe. Himmler bestellte Blome zwischen August 1943 und Ende 1944 fünf Mal zu sich, um mit ihm über einen biologischen Angriff zu diskutieren; Himmlers Hauptinteresse galt dabei der Pest. Blome band auch die Entomologie in seine Forschungen ein und beschäftigte sich u.a. mit dem Abwurf krankheitsübertragender Mücken (HANSEN 1993).

      gesamtzusammenhang nachzulesen unter:
      http://home.t-online.de/home/fknolle/hcst.htm
      nicht nur in dieser hinsicht ein sehr interessanter link.
      Avatar
      schrieb am 12.08.02 23:41:22
      Beitrag Nr. 61 ()
      @ sep
      interessante ergänzung :)
      Avatar
      schrieb am 12.08.02 23:49:06
      Beitrag Nr. 62 ()
      antigone, Du begiebst dich in große Gefahr. Sei vorsichtig.
      Avatar
      schrieb am 13.08.02 12:22:35
      Beitrag Nr. 63 ()
      FAHNDUNG

      Die müde Jagd des FBI auf den "Anthrax-Man"

      Von Carsten Volkery, New York

      Seit einem halben Jahr gilt Fort Detrick als der wahrscheinlichste Herkunftsort des Milzbranderregers, der die USA im Herbst in Schrecken versetzte. Doch erst jetzt müssen sich Mitarbeiter einem Lügendetektortest unterziehen. Die schleppende Fahndung führt zu Spekulationen, dass das FBI den Täter gar nicht finden will.

      New York - Bereits im vergangenen November, einen Monat nach dem ersten Milzbrand-Todesfall, stellte das FBI ein Täterprofil des Absenders der vier Anthraxbriefe vor: Gesucht werde ein amerikanischer Mikrobiologe, der Zugang zu einem der wenigen Biowaffenlabore in den USA habe.


      Seit dieser ersten Diagnose hat sich bemerkenswert wenig getan.
      Auch nach acht Monaten Fahndung und 5000 Verhören hat die mächtige Bundespolizei offenbar den Kreis der Verdächtigen nicht weiter eingrenzen können. FBI-Direktor Robert Mueller erklärte vergangenen Monat in einer Anhörung vor dem Senat, weiterhin keine heiße Spur zu haben.

      Im Februar sandte die Behörde einen Hilferuf an die 30.000 Mitglieder der American Society of Microbiologists. Darin hieß es: "Es ist sehr wahrscheinlich, dass einer oder mehrere von Ihnen dieses Individuum kennen."

      Doch erreicht wurde damit nur, dass auf der Jahresversammlung der amerikanischen Mikrobiologen vor drei Wochen eine Stimmung wie bei Agatha Christie herrschte. Die zehntausend anwesenden Wissenschaftler beäugten sich laut "USA Today" skeptisch, mit der FBI-Warnung im Hinterkopf: Der fünffache Mörder ist unter Ihnen.

      Dabei gibt es längst sehr viel konkretere Hinweise. Bereits im Dezember hatte die "Washington Post" berichtet, dass das Anthrax-Puder in den Briefen wahrscheinlich aus dem US Army Medical Research Institute of Infectious Diseases (USAMRIID) in Fort Detrick stammte. Die 60 Kilometer außerhalb von Washington liegende Einrichtung ist das wichtigste Biowaffenlabor des Landes.

      Eine genetische Analyse des Puders aus den Briefen hat diese Vermutung inzwischen bestätigt. Der Erreger stimme im Wesentlichen mit dem Ames-Stamm überein, der vom USAMRIID verwendet wird, berichteten die Forscher am 10. Mai im Wissenschaftsmagazin "Science".

      Der Ames-Stamm des Anthrax-Bakteriums wurde zuerst 1981 in einer toten texanischen Kuh entdeckt. Dieser Stamm wird seither in Fort Detrick gezüchtet - offiziell, um Impfstoffe zu entwickeln. Fort Detrick hat Proben an etwa 20 weitere Labore, darunter auch britische und kanadische, verschickt. Doch die Mehrheit davon arbeitet mit "nassem Anthrax". Nur vier Labore haben laut der Mikrobiologin Barbara Rosenberg die Fähigkeit, das tödliche, hoch konzentrierte Anthraxpuder herzustellen. Alle vier sind in den USA.

      Dazu kommt: Zumindest die Forscher von Fort Detrick hatten nicht nur das entsprechende Know-how, sondern wohl auch die Gelegenheit, die Bakterien aus dem Labor zu schmuggeln. Ehemalige Mitarbeiter haben in den Medien von laxen Sicherheitsvorkehrungen berichtet.

      Das grenzt den Kreis der möglichen Täter auf wenige hundert, manche sagen, dutzend Personen ein. "Die Arbeit an offensiven Biowaffen ist in diesem Land seit Jahrzehnten verboten, daher kennen sich nur wenige amerikanische Forscher damit aus", schreibt die "New York Times".

      Doch das FBI hat sich dieser überschaubaren Gruppe nur zögerlich genähert. Erst im März forderte es die Personalunterlagen der Labor-Mitarbeiter an, nachdem das "Wall Street Journal" auf die Schlamperei hingewiesen hatte. Und erst in diesen Tagen müssen sich rund 200 Mitarbeiter von zwei Labors einem Lügendetektortest unterziehen. Die Tests werden im USAMRIID und im Dugway Proving Ground in Utah, 130 Kilometer entfernt von Salt Lake City, durchgeführt.

      Angesichts der schleppenden Fahndung werden einige Beobachter unruhig. Am vergangenen Freitag reichte die konservative Organisation Judicial Watch Klage gegen das FBI, die Post, das Gesundheitsministerium und das Zentrum für Krankheitskontrolle (CDC) ein. Eine Klage gegen das Weiße Haus werde vorbereitet, sagte Sprecher Brian Doherty.

      Unter Berufung auf den "Freedom of Information Act" fordert Judicial Watch alle Akten und Gesprächsmitschnitte, die in den zuständigen Behörden über Anthrax geführt wurden. Die Organisation vertritt laut Doherty "Hunderte von Mitarbeitern" des Postamts Brentwood in Washington, von wo die an die Senatoren Patrick Leahy und Tom Daschle adressierten Briefe weitergeleitet worden waren.

      "Wir wollen wissen, was das Weiße Haus wusste", sagt Doherty. Warum haben die Mitarbeiter des Weißen Hauses bereits am 11. September, Wochen vor dem ersten Anthrax-Brief, das Antibiotikum Cipro bekommen? Doherty ist überzeugt, dass die Akteneinsicht Vorwissen zutage fördert. "Wir haben schon oft Überraschungen erlebt". Doch die Behörden könnten sich einmal mehr auf die nationale Sicherheit berufen und die Herausgabe verweigern.

      Barbara Rosenberg, Präsidentin der Federation of American Scientists (FAS), geht noch weiter. Die Mikrobiologin, die an der State University of New York in Purchase arbeitet, hatte bereits im Februar eine mehrseitige Analyse der Anthrax-Situation auf ihrer Website veröffentlicht. Sie kommt zu dem Schluss, dass der Täter ein Veteran des Biowaffen-Programms der USA sei und spekuliert, dass das FBI befangen sei. Der Täter sei "überzeugt, dass er ungeschoren davonkommt. Weiß er etwas, was ihn für das FBI unberührbar macht?"

      In einem BBC-Interview im März legte sie noch einen drauf und spekulierte, es habe sich um ein fehlgeschlagenes CIA-Experiment "Anthrax in der Post" gehandelt. CIA und FBI wiesen ihre Vorwürfe entschieden zurück.

      Das Schneckentempo der Fahndung ist verdächtig, es könnte jedoch auch schlicht in der Unfähigkeit des FBI begründet sein - was seit den peinlichen Enthüllungen über die vermeintliche Superbehörde nicht von der Hand zu weisen ist.

      Auch die Existenz geheimer Biowaffenprogramme ist nicht auszuschließen. Das würde die Fahndung erschweren, schließlich wären dies zusätzliche Quellen und Verdächtige. Zwar sind offensive Biowaffen wie Anthrax seit der Nixon-Ära in den USA verboten. Doch die Bush-Regierung hatte sich vergangenen Juli geweigert, die internationale Biowaffenkonvention zu unterzeichnen - um keine Inspektoren ins Land lassen zu müssen, wie Experten glauben.

      Im vergangenen September enthüllte die "New York Times" drei geheime Biowaffen-Projekte. "Ich kannte nur eins von den dreien", sagte Elisa Harris gegenüber dem Online-Magazin "Salon". Harris war unter Bill Clinton Direktorin für Nichtverbreitungsfragen im Nationalen Sicherheitsrat. Harris will auch nicht gewusst haben, dass die Armee seit Beginn der neunziger Jahre waffenfähiges Anthrax produziert.

      Um den Täter zu finden, hofft das FBI auf die weitere genetische Analyse des gefundenen Puders. Die Forscher sind zuversichtlich, dass sie durch Vergleich der DNA einige Labore ausschließen können. Doch selbst wenn das Labor bestimmt ist, bleibt immer noch die Frage, wer das Zeug herausgeschmuggelt hat.


      http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,200524,00.html
      Avatar
      schrieb am 13.08.02 12:34:27
      Beitrag Nr. 64 ()
      Forscher kreieren ersten synthetischen Virus
      "Rezept" war Genomsequenz des Polio-Erregers

      New York/London (J.A.S./pte, 12. Juli 2002) - US-Forscher haben einzig aus Chemikalien künstliche Viren nach dem Muster des Polio-Erregers entwickelt, die sich im Versuch mit Mäusen wie die natürlichen Verursacher der Kinderlähmung vermehren. Die Mäuse wurden gelähmt und verendeten. Das berichten die Biologen um Eckard Wimmer von der University of New York im Fachmagazin "Science".

      Einwände besorgter Kritiker, diese Forschung könne von Bioterroristen für die Herstellung tödlicher Viren herangezogen werden, beschwichtigen die Wissenschaftler mit dem Hinweis, dass nur wenigen Personen Details über das "Frankenstein-Experiment" bekannt seien. Die Herstellung ist offenbar allerdings kinderleicht. Wie es heißt, zogen die Biologen für die Entwicklung des synthetischen Virus eine "Rezeptur" aus dem Internet heran. Die Zutaten stammten laut Wimmer aus dem Chemie-Versandhandel.

      Der genetische Code und die dreidimensionale Struktur von Polioviren sind schon seit Jahren bekannt. Nach diesem Muster kreierten die Forscher zunächst das Erbgut der künstlichen Viren und in Kombination mit ausgequetschten Menschenzellen die kompletten Erreger. Diese bestehen aus einem RNS-Erbgut (RNS: Ribonukleinsäure), das in einer Eiweißschale eingeschlossen ist. Die künstlich erzeugten Viren seien in verschiedenen Tests von natürlichen nicht zu unterscheiden gewesen: Damit infizierte Mäuse hatten unter den gleichen Symptomen zu leiden wie von natürlichen Polioerregern befallene Tiere, heißt es. "Man braucht jetzt nicht mehr das echte Ding, um den Virus zu schaffen und zu verbreiten", sagte Dr. Wimmer.

      Die Ergebnisse zeigen, dass mit der Kenntnis von genetischen Daten biologische Artefakte allein aus Chemikalien geschaffen werden könnten, schreiben die Biologen. Clarence James Peters, Direktor des Zentrums für Bioverteidigung des University of Texas Medical Centers, Galveston meinte dazu, dass Experten bereits seit Jahren davon ausgegangen seien, dass die Entwicklung eines künstlichen Virus theoretisch möglich ist: "Es war nur eine Frage der Zeit, bis es tatsächlich passiert", so Peters. Die Öffentlichkeit sollte aber nicht in Hysterie versetzt werden, dass durch die Herstellung des künstlichen Virus nun nichts mehr gegen Bioterrorismus unternommen werden könnte.

      Umgehend löste die Meldung eine Debatte aus, ob eine vergleichbare Vorgehensweise bei anderen Viren anwendbar ist. Dr. Robert A. Lamb, Professor an der Northwestern University und Präsident der Amerika- nischen Gesellschaft für Virologie, fragt sich, ob jemand auf diese Weise womöglich einen extrem gefährlichen Virus wie Ebola schaffen könnte - in einem 08/15-Labor mit nicht mehr als zwei befähigten Leuten: "Ich habe das Gefühl, das würde wahrscheinlich klappen."

      Obwohl Kinderlähmung z.B. in Europa seit kurzem als ausgerottet gilt, könnten nun auf unabsehbare Zeit dennoch Massenimpfungen erforderlich sein, um einem denkbaren bioterroristischen Angriff mit den Polio- Erregern vorzubeugen.

      In der Tat wurde die Arbeit der Wissenschaftler an der State University in Stony Brook (New York) vom Pentagon finanziert - als Teil eines Programms zur Entwicklung von Abwehrmaßnahmen gegen Angriffe mit biologischen Waffen.

      Die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) erklärte einem Bericht der "New York Times" zufolge, sie habe während der vergangenen drei Jahre rund 300.000 US-Dollar zu den Experimenten beigesteuert. Für die Agentur sei das Verständnis der Produktion von viraler DNS der Schlüssel zur Entwicklung neuer Verfahren zur Bekämpfung der Erreger und zur Erforschung der Strategien, die Viren (wie zum Beispiel AIDS) verwenden, um Impfstoffe immer wieder wirkungslos zu machen, so die NYT.






      http://www.just-another-site.de/news/topreports/111001_biowa…
      Avatar
      schrieb am 13.08.02 15:08:26
      Beitrag Nr. 65 ()
      13. August 2002, 02:04, Neue Zürcher Zeitung


      B-Waffen-Experte in den USA beteuert Unschuld
      Heftige Vorwürfe Hatfills gegen das FBI

      A. R. Washington, 12. August

      Der amerikanische B-Waffen-Experte Steven Hatfill hat sich in einem öffentlichen Auftritt vehement gegen die Verdächtigungen gewehrt, denen er seit längerer Zeit im Zusammenhang mit der Untersuchung der Anthrax-Anschläge vom letzten Herbst ausgesetzt ist. Zahlreiche Medien haben ihn als wahrscheinlichen Urheber der tödlichen Anthrax-Briefe präsentiert, und die Bundespolizei FBI durchsuchte zweimal seine Wohnung sowie jene seiner Freundin. Hatfill arbeitete früher am Armee-Institut in Fort Detrick, das Forschungen im Bereich B-Waffen betreibt, und hatte sich schon vor der fatalen Briefserie als Warner vor B-Terror-Attacken einen Namen gemacht. In einer eindringlichen Ansprache erklärte er nun, er sei ein loyaler Amerikaner, der sein Land liebe und nichts mit den Anschlägen zu tun habe. Nach eigenen Angaben arbeitete Hatfill nie mit Anthrax-Bakterien, sondern spezialisierte sich in Fort Detrick auf Viren. Er erhielt zwar Impfungen gegen Anthrax, aber ihre Schutzwirkung sei bereits Ende 2000 erloschen. Eine Impfung gilt als Voraussetzung dafür, dass der Täter die Briefe herstellen konnte, ohne sich selbst zu infizieren.

      Hatfill äusserte Verständnis für das öffentliche Interesse an dem Fall. Dies gebe den Behörden und den Medien jedoch kein Recht, in seiner Vergangenheit herumzustochern und ihn anzuprangern. Konkret wirft er dem FBI vor, die Hausdurchsuchungen als Medienspektakel inszeniert zu haben. Sein Anwalt sagte ferner, die Behörden hätten vertrauliche Informationen an die Medien weitergeleitet. Gegen den Wissenschafter ist keine Anklage erhoben worden, und offiziell gilt er nicht einmal als Verdächtiger. Das FBI hat aber durchsickern lassen, dass Spürhunde, die zuvor an Anthrax-Briefen geschnuppert hatten, bei der Durchsuchung seiner Wohnung heftig reagiert hätten. Hatfill erklärte demgegenüber, die monatelangen Untersuchungen hätten nicht den geringsten Beweis gegen ihn erbracht.

      In der Affäre steht nicht nur Hatfill, sondern auch die Bundespolizei unter wachsendem Druck. Einerseits fehlt es ihr offenbar an Anhaltspunkten, um den Wissenschafter verhaften zu können, anderseits wird ihr in der Öffentlichkeit - wie schon im Zusammenhang mit den Anschlägen vom 11. September - häufig Nichtstun vorgeworfen. Auf eine rasche Aufklärung dringen nicht zuletzt jene Kongresspolitiker, deren Büros Briefe mit Anthrax-Erregern erhalten hatten. In dieser Situation entschied sich das FBI offenbar, dem Fall Hatfill Publizität zu geben - eine Strategie, die sich nun als kontraproduktiv erwiesen hat.
      Avatar
      schrieb am 13.08.02 16:10:15
      Beitrag Nr. 66 ()
      Im Bett mit dem Feind

      Mathias Bröckers 13.08.2002
      The WTC Conspiracy LII

      Als Banker und Chef der "Hamburg-Amerika-Linie" unterstützte Prescott Bush Hitler, der nach der Pearl Harbor-"Überraschung" beseitigt wurde. Sein Sohn George Bush installierte als CIA-Chef Saddam Hussein, der dann nach der Kuwait-"Überraschung" zum Erzfeind im Golfkrieg mutierte. George W. Bush machte Geschäfte mit der Bin Ladin Familie, deren Spross Usama nach der WTC-"Überraschung" nun den Sündenbock für den "war on terror" abgibt.

      Das merkwürdige Muster dieser Politik - Die netten Hurensöhne der USA: Hitler - Saddam - Bin Laden - war uns zwar schon im September aufgefallen, und dass der enge Freund der Familie - und eigentliche Chef der derzeitigen Regierung - Vizepräsident Dick Cheney tief in das bushistische Business verwickelt ist, kann auch nicht mehr als Neuigkeit gelten. Schön ist aber dann doch, wenn nun sogar Radiospots darüber erscheinen, dass ausgerechnet Cheney, der lautstark zum Angriff auf Saddam bläst, mit seiner "Halliburton Inc." seit 1998 für 23 Millionen Dollar Technologie an den Irak verkauft hat.

      Keine große Summe, verglichen mit den Milliarden, die in den Büchern von Halliburton während Cheneys Amtszeit im Enron-Stil verkocht worden sein sollen, aber mehr als der Öindustrie- und Militär-Versorger Halliburton hat kein anderes US-Unternehmen an den Chef der "Achse des Bösen" verkauft. Und mehr als Halliburton profitiert auch niemand an dem durch den "War on Terror" nunmehr geebneten afghanischen Pipelineprojekt. Bis August 2001 hatten US-Vertreter bekanntlich mit den netten Hurensöhnen namens Taliban verhandelt und ihnen (für die Unterbindung des mittlerweile wieder boomenden Opiumanbaus und Heroinhandels) im Mai noch 43 Millionen Dollar Bestechungsgeld überwiesen - worauf die (mit derlei Peanuts offenbar unbestechlichen) Taliban im Oktober den angedrohten "Teppich voller Bomben" bekamen.

      Davor geschah freilich der 11. September, an dem ein weiterer netter Hurensohn, General Mahmud Ahmed, amtierender Direktor des pakistanischen Geheimdiensts ISI, mit den Leitern der Geheimdienst-Ausschüsse des Parlaments - Bob Graham und Peter Gross - gemütlich bei einem Frühstücks-Meeting saß. Als im Oktober dann von der "Times of India" und ABC enthüllt wurde, dass im Auftrag des Generals 100.000 US-Dollar an den "Terrorpiloten" Mohammed Atta überwiesen worden waren, trat Mahmud "überraschend" zurück. Die heißeste Spur auf die direkten Hintermänner des 11.9. versandete - und Präsident Bush warnte vor dem UN-Kongress vor "frevelhaften Verschwörungstheorien".

      Seitdem wurde alles dafür getan, die CIA-ISI-Mahmud-Atta-Connection aus den Nachrichten herauszuhalten, selbst noch als Bushs Sicherheitsberaterin Condolezza Rice am 16. Mai direkt danach befragt wurde. Im Transkript des Interviews wurde von CNN und der Website des Weißen Hauses der Hinweis auf den "ISI-Chief" entfernt.



      "Q: Dr. Rice? Dr. Rice?
      Ms. RICE: Yes?
      Q: Are you aware of the reports at the time that ----- was in Washington on September 11th; and on September 10th, $100,000 was wired from Pakistan to these groups in this area? And why was he here? Was he meeting with you or anybody in the administration?
      Ms. RICE: I have not seen that report, and he was certainly not meeting with me. "




      Der Investigativ-Journalist Tom Flocco, dem diese dezente Auslassung aufgefallen war, fragte bei CNN nach und ließ sich das Originaltranskript zumailen, dort war der Name des ISI-Chefs Mahmud Ahmed durch ein "(inaudible)" (unhörbar) ersetzt.

      "Mahmuds wochenlange Präsenz in Washington (vom 4.-13.9. MB) hat Spekulationen über die Agenda seiner mysteriösen Treffen im Pentagon und Nationalen Sicherheitsrat ausgelöst. Offizielle Quellen bestätigen, dass er (CIA-Chef George) Tenet in dieser Woche traf. Er hatte außerdem längere Gespräche mit verschiedenen Offiziellen des Weißen Hauses und des Pentagon. Doch der wichtigste Gesprächspartner war Staatsekretär Marc Grossmann. Man kann sicher annehmen, dass die Gespräche sich um Afghanistan gedreht haben... und um Osama Bin Laden...."


      Dies meldete "News Pakistan" am 10. September, einen Tag vor den Anschlägen), als Dr. Rice von gar nichts wusste. Genausowenig wie der Präsident, dem CIA-Chef Tenet jeden Morgen um acht Uhr mündlich die aktuelle Lage erläutert. Dass er berichtet, was er mit seinem Kollegen Mahmud - dem ranghöchsten und wichtigsten militärischen und geheimdienstlichen Partner in Zentralasien - besprochen hat, davon wäre eigentlich auszugehen. Doch der Präsident darf natürlich nichts wissen - und da er anders als seine Vorgänger die täglichen CIA-Briefings nicht schriftlich fixieren lässt, wird ihm zumindest in dieser Hinsicht nie etwas nachzuweisen sein.

      Und auch ansonsten sorgt das Weiße Haus ungeniert und in bester Ganovenmanier für wasserdichte Verhältnisse: das von Ermittlungen gegen Bin Ladin und Al Quaida abgehaltene FBI wird jetzt mit Ermittlern und Lügendetektoren auf Kongressabgeordnete gehetzt, um die "Lecks" aus den Untersuchungsausschüssen zu stopfen. Die Öffentlichkeit soll unter keinen Umständen erfahren, welches Spiel die US-Geheimdienste mit islamistischen Partnern wie Mahmud Ahmad und Usama Bin Ladin spielen.

      Dass die verfassungsmäßige Trennung von Legislative und Exekutive dafür mal kurz aufgehoben werden muss - und die Polizei im Parlament Einzug halten kann -, selbst das regt im bushistischen Amerika kaum noch jemanden auf. Anderswo, freilich nicht in Deutschland, merken Journalisten immerhin langsam etwas. "Yes, we need a `regime change` in this rogue state..." forderte ein Kommentar im britischen "Independent" - und gemeint war nicht der Irak.
      heise.de
      Avatar
      schrieb am 15.08.02 12:24:41
      Beitrag Nr. 67 ()
      30 Jahre nach Agent Orange



      USA verweigert Unterstützung
      Der Beitrag als Real Video
      Wissenswertes über den Vietnamkrieg, Uni Göttingen
      Das dioxinhaltige Entlaubungsmittel Agent Orange ist schuld an Missbildungen von Hunderttausenden von Menschen. Auch 27 Jahre nach dem Vietnamkrieg nimmt die Zahl der Kriegsopfer täglich zu. Agent Orange wurde während des Vietnamkrieges von der amerikanischen Armee gleich Tonnenweise über Vietnam abgeworfen.

      Schätzungsweise eine halbe Million vietnamesischer Kinder sind infolge von Agent Orange missgebildet zur Welt gekommen.
      Die Kinder wissen nicht, warum sie behindert sind, und die meisten würden es nicht verstehen, wenn man ihnen es erzählen würde. Eine Entschädigung haben sie oder ihre Eltern nie erhalten. Während des Vietnamkrieges setzten die Amerikaner nicht nur konventionelle Waffen, sondern auch Napalm ein.

      Um den Vietkong Deckung und Nahrungsmittel zu nehmen, wurden über Südvietnam etwa neunzig Million Liter Herbizid versprüht. Darin enthalten waren Hunderte Kilogramm des Supergiftes Dioxin. In Peace Village in Hanoi, einem speziellen Camp, leben Dioxin-Opfer. Hauptsächlich sind es Kinder, die von ihren Eltern verstoßen wurden, aber auch Kriegsveteranen. Aufnahme finden Kinder, deren Eltern in den verseuchten Gebieten kämpften und Kinder, die nach dem Krieg zu Welt kamen und deren Eltern in ein Agent Orange-Gebiet zurückkehrten.

      Wieviel Dioxin in ihren Körpern ist, weiss niemand, denn die Tests sind viel zu teuer. Viele Eltern glauben, ihre missgebildeten Kinder seien eine Strafe Gottes - eine Strafe für Fehler die sie begangen haben. Die medizinische Versorgung ist sehr einfach. Viele Krankheitsbilder sind für die Ärzte neu und mit ihren Mittel auch nicht behandelbar. Die Krankheiten, die von Dioxinvergiftungen herrühren, sind sehr komplex. Alle Teile des menschlichen Körpers sind betroffen. Mit ihrem begrenzten Wissen und den knappen technischen Mitteln sind die Ärzte vor Ort oft hilflos.

      Alle Ärzte in Vietnam kämpfen mit denselben Schwierigkeiten. Hundert Kinder und zehn Betreuer leben in einem Agent Orange-Camp, das mit einem Jahresbudget von 60.000 Dollar auskommen muss. Die USA hat sich an den Agent Orange-Camps bislang finanziell nicht beteiligt. Die Kinder dort bleiben nur für ein paar Monate. Sie werden medizinisch versorgt und erlernen ein Handwerk, damit sie zu Hause ihrer Familie nicht zur Last fallen. Agent Orange-Missionen wurden nur im Süden Vietnams geflogen. So konnten medizinische Vergleichsstudien zwischen Nord- und Südvietnam durch geführt werden.

      Plazenta-Krebs bei Frauen wurde untersucht. Frauen können aufgrund von Wucherungen starke Blutungen erleiden und sterben. Dem Arzt bleibt nur die Entfernung der Plazenta. Im Vergleich zwischen Nord- und Südvietnamesischen Frauen ist die Rate im Süden um ein vielfaches höher als die im Norden. Zum Erbe des Krieges gehört auch die wachsende Zahl missgebildeter Neugeborener, deren Eltern mit Dioxin in Kontakt kamen. Ihre Rate ist im Süden Vietnams von 0,2 auf über drei Prozent gestiegen.

      Obwohl seine Studien im Westen angezweifelt werden, kämpft Professor Dai für die Rechte der geschädigten Kinder. Es ist nicht nur humanitäres Problem, sondern auch ein Problem der Menschenrechte. Die betroffenen Kinder kennen den Vietnamkrieg nicht und haben noch nie von Agent Orange gehört. Sie wurden Jahrzehnte nach dem Krieg geboren und leiden trotzdem unter den Folgen. Die Menschenrechte dieser Kinder wurden verletzt. Dieser Aspekt wird immer noch oft vernachlässigt.


      http://www.3sat.de/nano/bstuecke/35908/index.html
      Avatar
      schrieb am 15.08.02 15:01:07
      Beitrag Nr. 68 ()
      um auf die deschner-lektüre zurückzukommen:

      Nixons Ende, Ford und die CIA

      Während der künftige Präsident der Bundesrepublik Deutschland (richard von weizsäcker ist gemeint) so in allen Ehren nach oben schritt, glitt Präsident Nixon jetzt schnell von oben herab. Inzwischen nämlich hatte ihn die sogenannte Watergate-Affäre eingeholt, jener kleine Einbruch von fünf als Klempner ... -347-

      *

      S. 350: Sicherheitshalber, sozusagen, sandten die USA gleich zwei Gangster. Der CIA-Doktor Sidney Gottlieb (»Joe from Paris«) sollte ihn so vergiften, daß der Mord wie ein natürlicher Todesfall aussah. Und für den CIA-Spitzel »WI ROGUE«, einen Bankräuber, bestellte der weitere CIA-Agent Devlin von Zaire ein »Gewehr ausländischer Herkunft mit Teleskop und Schalldämpfer« aus Washington. Und in der Botschaft von Zaire, wo man den Blutplan ausheckte, wirkte seinerzeit auch Frank Carlucci, der spätere Verteidigungsminister Reagans (heute im vorsitz von carlyle) . Rolf Winter berichtet weitere geplante Mordanschläge der »Weltführungmacht«, etwa auf den radikalen Moslem Scheich Fadlallah; auf Fidel Castro (inzwischen schon nahezu einem Dutzend Attacken entgangen) mit Hilfe einer vergifteten Zigarre, eines vergifteten Tauchanzugs; auf einen Präsidentschaftskandidaten der Philippinen, dem man Gift ins Getränk mixte, weil er die amerikanischen Militärbasen beseitigen wollte. »Man weiß von CIA-Bubenstücken in einer solchen Fülle, daß ernsthafte Zweifel erlaubt sind, ob denn wohl GPU und KGB selbst zu ihren infamsten Zeiten in Moskau ähnlich aktiv und perfide waren.«

      1963 wurde der irakische Staatspräsident Kassem mit Hilfe der CIA entmachtet und ermordet - er hatte die »Iraq Petroleum Company« in Gemeineigentum überführt. In Chile stürzte man ein Jahrzehnt später Salvador Allende, den ersten freigewählten marxistischen Präsidenten Lateinamerikas, und trieb ihn mit Hilfe einer Militärjunta unter Pinochet in den Tod. Dabei spielte nicht nur der von Papst Wojtyla so geschätzte und geförderte Geheimbund »Opus Dei« eine beträchtliche Rolle, sondern auch CIA-Geld, nicht zuletzt der CIA-Agent und belgische Jesuit Roger Vekemans, der mit zig Millionen Dollar Allendes Regierung »destabilisiert« hatte. Mit ausdrücklicher Begünstigung durch Washington übernahm darauf der miese Pinochet die Macht.

      Geradezu ein Witz ist es, ein grotesk-makabrer freilich, den sogar ein Kongreß-Geheimbericht geißelt, daß die CIA, die den Drogenhandel bekämpfen sollte, wichtigste Drogenhändler unterstützt, ja, daß man unter ihrer Obhut Rauschgiftanbauflächen vergrößert, sogar ein eigenes Rauschgiftsyndikat aufgebaut hat, um durch den Erlös auf dem Schwarzen Markt Waffen für lateinamerikanische Guerillaverbände einzukaufen, die mißliebige Systeme ruinieren sollen. Der 1975 in Mexiko-City verhaftete Boß einer Drogenbande, Alberto

      -350-

      Sicilia, erklärte unter Folter, Agent der CIA zu sein. Er schleuste nach Schätzungen der US-Drogenbehörde wöchentlich Rauschgift im Wert von 3,6 Millionen Dollar in die Staaten und trug bei seiner Festnahme außer drei gültigen Pässen verschiedener Nationalität zwei Schweizer Kontobücher mit einem Guthaben von 260 Millionen Dollar im Jacket.

      Die Sympathien der USA gehören in Lateinamerika deutlich den Diktaturen, weil sie ihre Interessen respektieren. So stand man wohlwollend Somoza in Nicaragua gegenüber, Perez Jimenez in Venezuela, Batista auf Kuba, Rojas Pinilla in Kolumbien, Odria in Peru, Stroessner in Paraquay. Ihre Gegner verdächtigt man gewöhnlich des Kommunismus und glaubt so, Grund genug zum Eintreten für die Despoten zu haben. Als die USA 1961 in San Domingo die Diktatur ermöglichten, veröffentlichte das State Department die Namen von »dreiundfünfzig kommunistischen Persönlichkeiten, die man verdächtigte, nach der Macht greifen zu wollen«.

      Zu den Aufgaben der CIA gehört sogar die ideologische Bearbeitung, die Überwachung der Propaganda, die Kontrolle der Massenmedien etc. Dabei dient ihr zur zeitweisen Tarnung eine weitere Bundesbehörde, die eigens zur Verbreitung von US-»Gedankengut« in der Welt geschaffen wurde, die United States Information Agency (USIA). Die Methoden sind vielfältig. Das reicht vom weltweiten Propagieren ganz bestimmter Bücher unter dem Einsatz von Millionen Dollar - Intelligenz ist käuflich, wie fast alles - bis zur Manipulation von Studenten, Finanzierung von »Studienreisen« für Professoren, Intellektuelle und nackter Bestechung von Journalisten und Autoren, die ihre Namen unter äußerst fragwürdig fabrizierte und zensierte Werke setzen. Die New York Times schrieb am 9. Februar 1967: »Es ist weitgehend bewiesen, daß Bücher immer mehr als Propagandamittel verwandt werden, daß einflußreiche Leute Bücher zensieren, die sie für gefährlich halten oder die ihnen unangenehm sind, und daß sie, ohne es zuzugeben, die Abfassung von Büchern in Auftrag geben und überwachen.« Auch die Universitäten werden einbezogen, erhalten Gelder von der CIA, erst recht natürlich von der Regierung; manche Hochschulen sind sogar durch Lobbies in Washington vertreten. Auch so manche Beförderung von Wissenschaftlern, so manche Karriere von Redakteuren hängt damit zusammen. »Der CIA, die Ford-Stiftung und andere Institutionen«, so Jason ... -351-

      *
      Avatar
      schrieb am 15.08.02 20:05:07
      Beitrag Nr. 69 ()
      .....Auch die Universitäten werden einbezogen, erhalten Gelder von der CIA, erst recht natürlich von der Regierung; manche Hochschulen sind sogar durch Lobbies in Washington vertreten. Auch so manche Beförderung von Wissenschaftlern, so manche Karriere von Redakteuren hängt damit zusammen. »Der CIA, die Ford-Stiftung und andere Institutionen«, so Jason ...

      einer dieser vom cia bezahlten autoren ist samuel huntington, dessen pseudowissenschaftliche werk "kampf der kulturen" die ideologische begründung für bushs kriegspläne liefert.
      siehe hierzu auch http://www.heise.de/tp/deutsch/special/wtc/11288/1.html

      Panem et Circenses
      Terror, Politik und Verantwortung
      im Zeitalter der Globalisierung
      Ein Essay von Harald A. Friedl
      19. 10. 2001

      Für Harald A. Friedl ist eine Repolitisierung im Sinne einer demokratischen Meinungsbildung durch den Einzelnen ein schwieriger, aber besonders notwendiger Schritt. In seinem Essay werden die Deutungen der Terroranschläge in den USA als "Antwort auf die soziale Asymmetrie der Welt unter der Verantwortung der USA als Ordnungsmacht" von Susan Sontag und als "eine pathologische Wahnsinnstat”, die nicht veredelt werden dürfe, von Hubert Patterer zitiert und kommentiert. Seinen Standpunkt - er warnt vor einer kritiklosen Loyalität mit den USA - belegt Friedl mit zahlreichen Beispielen aus der US- und Medienpolitik.

      Friedls Argumentation lautet in verkürzter Form wie folgt:
      Die wichtigste Frage in der derzeitigen Situation dreht sich weniger um die wahren Täter des Terrors, sondern um die strukturellen Hintergründe......

      Das laute Einfordern einer kritiklosen Loyalität gegenüber der US-Politik als Reaktion auf den Terror ist ein gefährliches Indiz für den Verlust an demokratischer Kultur. Die erfolgreiche Schaffung von ”Wahrheit” in Form gezielter Desinformation durch den CIA ist schon des Öfteren gelungen und meist nur durch Zufall und erst viel später entlarvt worden. Die Umsetzung solcher geschaffenen ”Wirklichkeiten” exekutierte der CIA und andere US-Dienste zu Gunsten der US-Interessen und auf Kosten der Menschenrechte und unzähliger Menschenleben in zahlreichen Entwicklungsländern, besonders aber in Südamerika. Die ideologische Legitimation dafür lieferte Samuel Huntington mit einer seiner früheren pseudo-politologischen Konstruktionen.

      Hingegen wurde im Nachkriegs-Europa der Wiederaufbau gezielt und erfolgreich gefördert, um eine Ausbreitung des Kommunismus zu verhindern. Derartige Programme für die Dritte Welt und für die Armut in den USA wurden jedoch bald stark gekürzt. Durch die ausufernde Verarmung weiter Teile der Weltbevölkerung droht eine extreme Spaltung zwischen extremer Massenarmut und extrem konzentriertem Reichtum, wobei die Armen, weil sich nichts zu verlieren haben, eine dauernde Lebensbedrohung für die Reichen darstellen, weil letztere alles verlieren können. Diese Entwicklung kann nur durch eine Renaissance des mündigen Bürgers und dessen massive Unterstützung einer nationalen wie auch globalen Sozialpolitik verhindert werden.


      http://www.tzw.biz/www/home/article.php?p_id=406
      Avatar
      schrieb am 30.08.02 13:40:44
      Beitrag Nr. 70 ()
      Der gute Wille der Profiteure
      Geld regiert die Welt - doch die Politik hat die Pflicht, weltweite Regeln für faire Geschäfte durchzusetzen. Denn Wirtschaftsethik auf freiwilliger Basis funktioniert nicht
      Wer steuert eigentlich die Welt? "Dunkle Mächte" raunt der Verschwörungstheoretiker, "gewisse Kreise", die im Hintergrund die Fäden ziehen. Der Gläubige glaubt an den "Allmächtigen" als Weltenlenker, ob der nun Jahwe, Allah oder George W. Bush heißt. Der Volksmund aber weiß: "Das Geld regiert die Welt."

      Messen wir diese letzte Behauptung einmal an den Fakten. Dem Washingtoner Institut für Politikstudien zufolge befinden sich unter den 100 größten Wirtschaftsmächten der Welt bereits mehr Unternehmen als Staaten. Heißt das nun, dass der Globus bereits von den multinationalen Konzernen gesteuert wird? Wenn wir uns die Liste genauer anschauen, sehen wir, dass sie noch immer von Staaten angeführt wird, deren Regierungen zum Großteil demokratisch legitimiert sind. In diesen Ländern, so steht es in den Verfassungen, geht alle Macht vom Volk aus. Und fast alle Großkonzerne, die angeblich die Welt beherrschen, haben ihren Hauptsitz ebenfalls in diesen wirtschaftlich starken Demokratien.

      Was also läge näher, als dass diese mächtigen Regierungen die Unternehmen ihrer Länder an die Einhaltung jener Spielregeln binden, die die Grundlage des menschlichen Zusammenlebens bilden? In der Tat herrscht in den meisten demokratischen Industrieländern ein ansehnliches Maß an Wohlstand und sozialem Ausgleich. Doch das gilt eben nur für diese Länder selbst. Der holländisch-britische Konzern Shell ist der größte Förderer der Sonnenenergie - allerdings nur in Europa. In Nigeria betreibt Shell seine Erdölanlagen mit technischen Standards, die bei uns längst verboten sind. Adidas und Siemens beachten in Deutschland selbstverständlich die geltenden sozialen und ökologischen Gesetze. In Asien hingegen profitieren sie von Kinderarbeit oder der Vertreibung von Millionen von Menschen.

      Die Schuld daran liegt bei den Regierungen dieser Länder, wenden nun manche Wirtschaftsvertreter ein. Es sei eben nicht die Aufgabe von Unternehmen, Politik zu machen. Damit hätten sie sogar Recht - wenn sie tatsächlich keine Politik machen würden. Verschwiegen wird nämlich, dass politisches Lobbying bis hin zur Erpressung und Korruption längst das Verhältnis zu den Heimat- und Gastgeberregierungen multinationaler Konzerne bestimmt. Dass die korruptesten Regime der Welt ihre Macht nahezu ausschließlich den Rohstofflizenzen multinationaler Unternehmen verdanken. Und letztendlich, dass Finanz- und Wirtschaftsinstitutionen wie Weltwährungsfonds, Weltbank und Welthandelsorganisation genau jene Regierungen, denen hier die moralische Verantwortung zugeschoben wird, zu den Dienern westlicher Wirtschaftsinteressen machen.

      Dennoch wird die Welt immer demokratischer, wie der Entwicklungsbericht 2002 des UNDP, des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen, feststellt. 57 Prozent der Weltbevölkerung leben heute in Demokratien, 1995 waren es nur 38 Prozent. Gleichzeitig konstatiert der Bericht allerdings: "Zwischen Demokratie und menschlicher Entwicklung besteht kein automatischer Zusammenhang." Die Ursache dafür sieht UNDP-Chef Mark Malloch Brown nicht nur darin, dass sich auch in formalen Demokratien oft nur die Eliten bereichern. Er kritisiert vor allem, dass sich die Weltpolitik fast ausschließlich auf die Märkte konzentriert und dabei die politische Dimension der menschlichen Entwicklung vergessen hat.

      Auch in Europa entmachtet sich die Politik zunehmend selbst und überlässt das Ruder den großen Wirtschafts- und Finanzkonglomeraten. Keine politische Instanz stellt sich etwa Kraft Jacobs Suchard oder Nestlé in den Weg, die ihren Kakao von neunjährigen Kindersklaven in Westafrika ernten lassen. Kein Gesetz sanktioniert das Vorgehen des Bayer-Konzerns, der durch Rohstoffhandel einen Krieg in Afrika mitfinanziert, der bereits drei Millionen Menschenleben gekostet hat. Kein Gericht verurteilt Exxon oder die österreichische OMV, wenn sie das Weltklima aufs Spiel setzen oder Militärregime unterstützen.

      Stattdessen setzen die Regierungen in den Absatzländern dieser Konzerne auf den guten Willen der Profiteure. Als die deutsche Industrielobby im Frühjahr ein ambitioniertes Verbraucherinformationsgesetz zu Fall brachte, das den Konsumenten das Recht einräumen sollte, mehr über die Herkunft von Produkten zu erfahren, resignierte sogar die sonst kämpferische Ministerin Renate Künast: "Dann setzen wir eben auf die freiwillige Selbstverpflichtung der Unternehmen." Diese Zauberformel, die nichts weniger bedeutet als die freiwillige Selbstverstümmelung der Politik, ist auch zum Mantra des Nachhaltigkeitsgipfels in Johannesburg erhoben worden.


      Wer heute einen schönen Umwelt- und Sozialbericht schreibt oder sich in seinem "Code of Conduct" gegen Kinderarbeit ausspricht, hat seine Pflicht gegenüber der Gesellschaft offensichtlich getan. So spricht sich etwa Nestlé-Chef Peter Brabeck generell gegen sanktionierbare Regeln für die Wirtschaft zum Schutz der Menschenrechte aus: "Wir tun das ohnehin alles freiwillig", begründet er seine Abwehr. Genauso gut könnte man alle Bürger auffordern, freiwillig auf Diebstahl zu verzichten und im Gegenzug das Strafrecht abschaffen.

      Unter Wirtschaftsethik versteht man heute vor allem, dass eine Firma einen Spielplatz für die Kinder der Mitarbeiter baut oder in Indien eine Schule errichtet. Aber als Pflicht gegenüber der Gesellschaft reicht dieser Ansatz nicht aus. Dass etwa Shell jedes Jahr 53 Millionen US-Dollar für Sozialprojekte in Nigeria ausgibt, hat ihm ein hervorragendes Image in westlichen Medien eingebracht. Shell hat dort nach Berechnungen der Betroffenen jedoch Schäden in der Höhe von weit über 10 Milliarden Dollar angerichtet und einen Lebens- und Wirtschaftsraum in der Größe von halb Bayern für Millionen von Menschen und viele Generationen zerstört. Wenn die Firma dort lokale Arbeitsplätze schaffen, Steuern zahlen und nach Standards agieren würde, die in Europa seit Jahrzehnten selbstverständlich sind, hätte sie sich alle ihre Sozialprojekte sparen können.

      Generell ist es höchst fragwürdig, wenn sich Unternehmen karitativ betätigen. Die Aufgabe eines Wirtschaftsunternehmens ist es, Geschäfte zu machen. Es müssen allerdings faire Geschäfte sein. Wenn die Wirtschaft unfaire Geschäfte macht, müssen diese sanktioniert werden. Solange die Politik die originäre Aufgabe nicht wahrnimmt, Verstöße gegen die Grundrechte zu ahnden, werden das in zunehmendem Maß die Konsumenten und die Zivilgesellschaft machen, die zum Unterschied von der Politik jetzt schon global agieren und auf vielfältigste Weise zusammenarbeiten. Wenn wir unsere Lebensqualität, unsere Freiheit und unsere individuellen Entwicklungschancen erhalten wollen, müssen wir die Voraussetzungen dafür globalisieren: faire Regeln für das Zusammenleben der Menschen. Dahin müssen wir die Welt steuern.

      KLAUS WERNER

      taz Nr. 6840 vom 30.8.2002
      Avatar
      schrieb am 11.09.02 07:39:01
      Beitrag Nr. 71 ()
      http://www.zweitausendeins.de/displayV2.cfm?dsplnr=2286&lang…

      100 offene Fragen. Diesen Fragen nachzugehen,
      wäre eigentlich Aufgabe der Politik, Polizei,
      Geheimdienste und des Militärs.

      Vorgeschichte.
      Frage 1. Wie intensiv waren die Beziehungen zwischen
      Taliban, dem ISI und der CIA? Frage 2. Wann trafen
      Abgesandte der US-Regierung zuletzt mit Vertretern der
      Taliban zusammen? Frage 3. Wann wurde entschieden, das
      Projekt einer Pipeline durch Afghanistan vorerst nicht weiter
      zu verfolgen - und wann wurde die Planung wieder
      aufgenommen? Frage 4. Ist es wirklich reiner Zufall, dass der
      Hauptstützpunkt der Terroristen in Florida lag, dem seit den
      50er Jahren berüchtigten Zentrum verdeckter
      CIA-Operationen - von der Schweinebucht- bis zur
      Iran-Contra-Affäre? Frage 5. Warum unterband Bush Anfang
      2001 die Untersuchungen terroristischer Verbindungen der
      Bin Laden-Familie? Frage 6. Wer in Washington entschied
      noch im Mai 2001, 43 Millionen Dollar an die Taliban zu
      überweisen? Frage 7. Woher hatte der Navy-Agent Delmart
      Vreeland seine Vorabinformationen über mögliche
      Terroranschläge auf New York und das Pentagon? Frage 8.
      Stimmt es, daß er davon schon im Mai 2001 die kanadischen
      Geheimdienste in Kenntnis setzte? Frage 9. Suchte Osama Bin
      Ladin wirklich im Juli 2001 das American Hospital in Dubai
      auf? Frage 10. Stimmt es, dass der FBI-Zentrale am 10. Juli
      ein warnendes Dossier des FBI-Büros Phoenix zugestellt
      wurde? Frage 11. War in diesem Dossier von verdächtigen
      arabischen Flugschülern die Rede, die ein Passagierflugzeug
      entführen könnten? Frage 12. Wurde in diesem Dossier
      empfohlen, sämtliche Flugschulen der USA auf verdächtige
      Studenten zu überprüfen? Frage 13. Was geschah mit diesem
      Dossier? Frage 14. Wem wurde es weitergereicht, welche
      Konsequenzen wurden aus dem Verdacht gezogen? Frage 15.
      Wer entschied darüber, keine weiteren Konsequenzen aus
      diesem Verdacht zu ziehen? Frage 16. Wurde der FBI-
      Zentrale drei Wochen später ein ähnlich lautender Verdacht
      aus dem FBI-Büro in Minnesota übermittelt? Frage 17. Wurde
      die CIA im Sommer 2001 vom israelischen Geheimdienst
      Mossad mehrfach über nahe bevorstehende Terroranschläge
      gewarnt? Frage 18. War in diesen Warnungen davon die
      Rede, dass entführte Flugzeuge als Waffe gegen Gebäude
      benutzt werden sollten? Frage 19. Teilte der Mossad darin
      mit, dass eigene Agenten in Kontakt mit Mohammed Atta
      stünden und ihn (vier Wochen vor den Anschlägen) in die
      USA begleitet hätten? Frage 20. Was waren die Reaktionen
      von CIA und FBI auf diese Warnungen? Frage 21. Wurden
      sie überhaupt an Mitglieder der Regierung weitergegeben?
      Frage 22. Wie ernst wurden sie genommen und welche
      Konsequenzen wurden daraus gezogen? Frage 23. Haben
      russische Dienste der CIA im Sommer 2001 mitgeteilt, dass
      25 Terrorpiloten für eine Selbstmordmission in USA
      trainieren? Frage Was erfuhr Bush im CIA-Briefing vom 6.
      August über die Drohung, dass Al Quaeda-Mitglieder
      Flugzeuge entführen und in nächster Zeit einen Anschlag in
      den USA ausführen könnten ? Frage 25. Wann warnte
      Wladimir Putin die CIA über die bevorstehenden Attacken
      und was war ihre Reaktion darauf? Frage 26. Stimmt es, dass
      August Hanning, Leiter des deutschen
      Bundesnachrichtendiensts (BND), die CIA informierte,
      "Terroristen aus dem Nahen Osten planten, Flugzeuge zu
      entführen"? Was waren die Reaktionen? Frage 27. Wer traf
      die Entscheidung, John O`Neills Fahndung nach Al
      Quaida-Zellen in Saudi-Arabien zu stoppen ? Frage 28. Wer
      traf die Entscheidung, John O`Neills Fahndung nach Al
      Quaida-Zellen im Jemen zu stoppen? Frage 29. Wer gab dem
      Ersuchen der US-Botschafterin im Jemen, Barbara Bodine,
      nach, John O`Neill die Einreise zu verweigern? Frage 30.
      Welche diplomatischen Erwägungen gaben den Ausschlag,
      den führenden Terroristenfahnder der USA von Ermittlungen
      an diesen Quellen abzuziehen? Frage 31. Wer entschied, John
      O`Neill den Job als Sicherheitschef des World Trade Centers
      anzubieten? Frage 32. Welcher Investor kaufte über die Alex
      Brown Bank vor dem 11. September 2000 UAL Putoptionen?
      Frage 33. Stimmt es, dass kurz vor dem 11. September zwei
      US-Schlachtverbände im Persischen Golf vor der
      pakistanischen Küste eintrafen? Frage 34. Stimmt es, dass in
      den Wochen vor dem 11. September 23.000 britische
      Soldaten - die größte Armada seit dem Falklandkrieg - im
      Rahmen der Operation "Essential Harvest" in den Persischen
      Golf verlegt wurden? Frage 35. Die Londoner Times
      berichtet, Salman Rushdie sei gewarnt worden, am 3.
      September in die USA zu fliegen. Wenn das stimmt, wer gab
      diese Warnung? Frage 36. Ist es wahr, das Ariel Sharon vom
      Mossad gewarnt wurde, am 11. September nach New York
      zu fliegen, um eine Rede zu halten? Frage 37. Warum wurde,
      wie der San Francisco Chronicle berichtet, Bürgermeister
      Brown gewarnt, in der Nacht des 10. September "bei seinen
      Reisen vorsichtig zu sein"? Frage 38. Warum wurden am 10.
      September, so Newsweek am 24.9., "von einer Gruppe hoher
      Vertreter des Pentagon die Reisepläne für den nächsten
      Morgen plötzlich gecancelt, anscheinend aufgrund von
      Sicherheitsbedenken"? Frage 39. Warum erfuhren offenbar
      auch einige andere Politiker von diesen Sicherheitsbedenken,
      woraufhin sie ebenfalls ihre Reisepläne umstellten? Frage 40.
      Warum aber erfuhr die Öffentlichkeit nichts von diesen
      Sicherheitsbedenken?

      Der 11.9.
      Frage 41. Was war der Zweck des Besuchs von ISI-Chef
      Ahmed ausgerechnet am 11. September in Washington?
      Frage 42. Warum wurde ein für den 11.9. geplantes
      Sicherheitsmeeting vom WTC-Management am 10.9.
      abgesagt? Frage 43. Warum sprachen die Passagiere oder
      Crewmitglieder von dreien der vier Flüge bei ihren
      Nottelefonaten von »Boxcutters« (Teppichmessern)? Frage
      44. Wann genau wurde Bush von dem ersten Einschlag in
      New York informiert? Frage 45. Warum behauptete er später,
      er habe den ersten Flugzeug-Einschlag ins WTC live im TV
      gesehen, obwohl der doch gar nicht gezeigt wurde? Frage 46.
      Warum sagte er später, dass er und sein Assistent Andrew
      Card anfangs glaubten, es handele sich um ein kleines
      Flugzeug? Frage 47. Wie kann es sein, dass der Präsident und
      sein Stab so ungenau über die Art des Flugzeugs informiert
      wurden? Frage 48. Warum blieb er auch, als ihm Card die
      Meldung vom zweiten Einschlag zuflüsterte, im Klassenraum
      der Schule von Sarasota sitzen und hörte weiter den
      Schulkindern zu, statt sich sofort mit seinem Stab zu
      besprechen? Frage 49. Warum wussten Bush und sein Stab
      zu diesem Zeitpunkt nicht, was der Flugaufsicht FAA und
      NORAD bekannt war: dass die Flugzeuge entführt worden
      waren? Frage 50. Wie kommt es, dass die New Yorker
      Feuerwehr von Anfang an von einem Terroranschlag
      ausging, während der Präsident und sein Stab ruhig ihren
      üblichen Geschäften nachgingen? Frage 51. Kann Nicholas
      Scopetta, der Chef der New Yorker Feuerwehr, erklären,
      warum sich in der U-Bahn unter dem WTC keine Passagiere
      befanden? Frage 52. Wie konnten die Hijacker alle
      Sicherheitssysteme auf den Flughäfen überwinden? Frage 53.
      Was ist dran an den Medienberichten, denen zufolge die
      Hijacker auch Tickets für Flüge nach dem 11. September
      gekauft hatten? Frage 54. Warum forderten die Hijacker die
      Passagiere auf, ihre Angehörigen anzurufen? Frage 55.
      Warum war bei den vier Flugzeugen kein einziger
      »unschuldiger« Moslem als Passagier an Bord? Frage 56.
      Warum blieb Attas Tasche am Flughafen stehen und wurde
      nicht an Bord genommen? Frage 57. Wer fand diese Tasche?
      Wie wurde sichergestellt, dass es sich um seine Tasche
      handelt? Frage 58. Warum packte Atta ein Video über das
      Führen von Flugzeugen, eine Uniform und sein Testament in
      eine Tasche, wo er doch wusste, dass er auf einer
      Selbstmordmission war? Frage 59. Warum ließ Atta seinen
      Führerschein im Mietwagen liegen? Frage 60. Wer rief das
      Weiße Haus am 11. 9. um 9.30 Uhr an, um vor einem
      möglichen Angriff zu warnen? Frage 61. Warum wurde um
      9.30 Uhr der Luftraum über dem Weißem Haus und dem
      Pentagon nicht überwacht? Frage 62. Wer gab den Befehl,
      das Weiße Haus um 9.45 Uhr zu evakuieren? 63. Was genau
      tat Donald Rumsfeld den ganzen Tag über, bevor er gegen
      15.30 Uhr im Pentagon eintraf? Frage 64. Wie erklärt sich der
      merkwürdige Flugweg von Flug 93 - also der Maschine, die
      in Pennsylvania abstürzte? Frage 65. Viele Zeugen glauben,
      dass diese Maschine abgeschossen wurde. Wenn dies nicht
      geschah, was ist dann die Erklärung dafür, dass die Überreste
      des Flugzeugs viele Meilen weit verstreut waren? Frage 66.
      Kann James Roche, Secretary der Air Force, erklären,
      warum Luftraumkontrolleure in einem Artikel des Nashua
      Telegraph behaupten, ein F-16-Jet hätte Flug 93 umkreist und
      sei zum Zeitpunkt des Crashs in Sichtkontakt gewesen? Frage
      67. Woher wusste Donald Rumsfeld um 17.30 Uhr, dass das
      in Pennsylvania abgestürzte Flugzeug drei mögliche Ziele im
      Visier hatte: Camp David, das Weiße Haus und das Kapitol?
      Frage 68. Warum versuchte James Roche nicht, die
      Flugzeuge in New York und Washington zu erreichen (sieben
      bzw. zehn Minuten entfernt von der McGuire Air Force Base
      in New Jersey)? Frage 69. Die Andrews Airforce Base liegt
      13 Meilen entfernt. Er hatte eine Stunde und 15 Minuten Zeit,
      auf das aufs Pentagon zusteuernde Flugzeug zu reagieren.
      Was geschah in dieser Zeit? Frage 70. Was war der offizielle
      Grund, warum Kampfflugzeuge des 305th Air Wing auf der
      McGuire Air Force Base nicht das zweite entführte Flugzeug
      in New York aufhielten? Dies wäre innerhalb von sieben
      Minuten nach 8.48 Uhr möglich gewesen. Frage 71. Warum
      wurde die Pentagon-Maschine nicht von einem Jet der 459ten
      Schwadron aus Andrews Airbase aufgehalten? Andrews AFB
      liegt nur zehn Meilen von Washington entfernt. Frage 72.
      Warum sagte Bush eine Woche später, er hätte versucht, das
      Flugzeug abschießen zu lassen? Frage 73. Col. Ken
      McClellan, Sprecher der Air Force, sagte am 11.9., dass
      Mohammed Atta an der Internationalen Offiziersschule an der
      Maxwell/Gunter Air Force Base eingeschrieben gewesen und
      von Augenzeugen gesehen worden sei. Warum widerrief er
      später diesen Bericht?

      Nachgeschichte.
      Frage 74. Wie konnten die Hauptverdächtigen in nur zwei
      Tagen »ermittelt« werden? Frage 75. Wie wurden ihre Autos
      so schnell entdeckt? Frage 76. Woher kamen die Fotos der
      19 Hijacker? Frage 77. Was ist mit den mindestens fünf
      angeblichen Hijackern, die noch leben? Frage 78. Wo sind die
      Flugrecorder? Frage 79. Warum wurden die meisten
      Flugschreiber nicht gefunden? Frage 80. Warum wurden die
      Daten der gefundenen Flugschreiber nicht veröffentlicht?
      Frage 81. Warum veröffentlichte das FBI die Protokolle des
      Funkverkehrs nicht? Frage 82. Warum gibt es keine Fotos
      oder Videos von der Absturzstelle im Pentagon, auf dem
      Wrackteile des Flugzeugs zu sehen wären? v83. Wie erklärt
      sich, dass Bin Laden in einem Interview mit dem
      pakistanischen Maganzin Ummat im September bekundete,
      nichts mit den WTC-Anschlägen zu tun zu haben? Frage 84.
      Wann und von wem wurde das Video gefunden - zu einem
      Zeitpunkt, da die Nordallianz und US-Truppen Kandahar und
      Jallalabad noch nicht erobert hatten -, auf dem sich Bin
      Laden angeblich der Anschläge rühmt? Frage 85. Warum
      waren (laut Monitor im Dezember) die entscheidenden
      Passagen falsch übersetzt)? Frage 86. Auf welche Materialien
      stützte sich Tony Blair, als er in der Woche nach dem 11.
      September verkündete, es gäbe »unzweifelhafte Beweise« für
      die Schuld Osama Bin Ladens? Frage 87. Warum trat der
      Direktor von Alex Brown, Mayo Shattuck III, am 15.
      September plötzlich zurück? Frage 88. Warum trat General
      Ahmed, der Chef des pakistanischen Geheimdienstes ISI, im
      Oktober plötzlich zurück? Frage 89. Warum glauben Ahmed,
      wie auch sein Vorgänger General Gul, dass andere
      Geheimdienste in die WTC-Attacken involviert waren?
      Welche Dienste meinen sie? Schenkte die CIA (oder der
      Mossad) ihnen Glauben? Frage 90. Warum sorgte Bush im
      November 2001 dafür, dass die Akten aus der Reagan-Ära
      unter Verschluss bleiben? Frage 91. Haben amerikanische
      Biowaffen-Labors die Anthrax-Briefe verschickt, um letztlich
      neue Forschungsgelder bewilligt zu bekommen? Frage 92.
      Wie ist das Statement des früheren UN-Waffeninspekteurs
      Richard Spertzel auf ABC zu bewerten, dass er "höchstens
      fünf Wissenschaftler in den USA kenne, die derart
      hochentwickeltes Sporenmaterial produzieren könnten"?
      Frage 93. Wie kommt es, dass Microsoft einen (falschen)
      Anthrax-Brief aus Malaysia genau an jenem Tag bekommt, in
      dem Bush dieses Land als eines seiner nächsten
      Staatsbesuchsziele nennt? Frage 94. Warum löste Bush im
      Frühjahr 2002 die Bin Ladin Task Force auf? Frage 95. Steht
      Osama Bin Ladin immer noch auf der Gehaltsliste der CIA?
      Frage 96. Stand John Walker Lindh, der »amerikanische
      Taliban«, jemals in Kontakt mit der CIA? Frage 97. Warum
      sitzt Lindh nicht in Guantánamo Bay? Frage 98. Stimmt Bush
      mit den Senatoren John McCain, Jospeph Lieberman, Porter
      Goss, Richard Shelby und Ron Paul überein, die eine
      Untersuchung wünschen und gesagt haben: "Die geheime
      Regierung setzt sich gegen die offene Regierung durch"?
      Frage 99. Warum wird in den USA keine dieser Fragen im
      Rahmen eines offiziellen Untersuchungsausschusses akribisch
      untersucht? Frage 100. Wäre, da der so genannte »Kampf
      gegen den internationalen Terrorismus« bereits einen Krieg
      zur Folge hatte und die Regierung Bush sich auf weitere
      Kriege gegen selbst definierte "Achsenmächte des Bösen"
      vorbereitet, nicht ein internationales oder UN-Tribunal
      angebracht, das die Geheimnisse des 11. September zu
      enthüllen sucht?
      Avatar
      schrieb am 22.09.02 10:20:28
      Beitrag Nr. 72 ()
      http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/13286/1.html

      Amerikanischer Internationalismus

      Goedart Palm 21.09.2002
      Angriff ist Verteidigung: Zur "Nationalen Sicherheitsstrategie der USA", die Präsident Bush vorgelegt hat

      Präsident Bush wird demnächst dem US-Kongress sein Strategiepapier The National Security Strategy of the United States vorlegen. Weit mehr als sein Titel verrät, definiert dieses Konzept die amerikanische Sicherheits- und Außenpolitik fundamental neu. Das Strategiepapier enthält die bereits zuvor verkündete Präventivschlag-Doktrin ( Zur neuen Präventionsmoral alter Krieger), die in Zukunft auf feindliche Staaten und Terroristengruppen Anwendung finden wird, von denen die Gefahr ausgeht, Massenvernichtungswaffen herzustellen.


      Bedeutender noch als dieses Strategieelement ist aber der jetzt ausdrücklich erklärte Anspruch, die militärische Vorherrschaft der USA für alle Zeiten festzuschreiben. Die Zeiten des Kalten Krieges, der Bedrohung der USA durch fremde Aggressoren, seien endgültig vorbei und dürften sich niemals in der Geschichte wiederholen. Das zuvor verfolgte Prinzip internationaler Verträge, um die Nichtweiterverbreitung von Waffensystemen zu gewährleisten, habe sich in den Fällen des Irans, Nord-Koreas, Iraks und anderer Nationen als untauglich erwiesen. Stattdessen gilt nun das Prinzip der "counterproliferation" bis hin zur gewaltsamen Entwaffnung unbotmäßiger Staaten.

      Das Ende der Abschreckung


      Die Strategien der Eindämmung und Abschreckung, die die amerikanische Politik seit den Vierzigerjahren des vorigen Jahrhunderts prägten, sind damit Makulatur geworden. Die unilateralistische Schlüsselidee Bushs ist der unbedingte Wille, jede ausländische Kraft daran zu hindern, mit der exklusiven militärischen Führungsrolle der Vereinigten Staaten zu konkurrieren, die nach dem Fall der Sowjet-Union entstanden ist. Jeder potenzielle Feind hat mit Präventivschlägen zu rechnen, wenn er es wagt, die Macht der USA zu übertrumpfen oder auch nur mit ihr gleichzuziehen.

      "We cannot defend America and our friends by hoping for the best. So we must be prepared to defeat our enemies` plans, using the best intelligence and proceeding with deliberation. History will judge harshly those who saw this coming danger but failed to act. In the new world we have entered, the only path to peace and security is the path of action."

      Mit dieser Generalermächtigung wird bereits jede Nation allein dadurch zum antiamerikanischen Freiheitsfeind, wenn sie das hegemoniale Machtkalkül Amerikas durch verstärkte militärische Anstrengungen provoziert würde. Die Falken kreisen in einsamer Höhe und wehe dem, der es ihnen gleichtun wollte. Da Russlands Ökonomie kränkelt, könnten sich zukünftige Konflikte, wenn die Schurkenstaaten erst exterminiert sind, vor allem mit China ergeben, das sowohl konventionelle wie auch nukleare Militärkräfte weiter ausbaut. Der Geist der Bedrohung prägt auch diesen Teil des Strategiepapiers: "China`s leaders have not yet made the next series of fundamental choices about the character of their state. In pursuing advanced military capabilities that can threaten its neighbors in the Asia-Pacific region..." Quod licet Iovi, non licet bovi.

      Der Krieg der Ideen

      Das Papier wird als die Summe der präsidialen Visionen vorgestellt, die militärischen, ökonomischen und moralischen Ansprüche der USA nun in einer Doktrin festzuschreiben, die der Restwelt für alle Zukunft ihr machtpolitisches Wohlverhalten vorschreibt. Doch auch Diplomatie, internationale Hilfsmaßnahmen, die Kooperation mit "UNO", "International Monetary Fund" und "World Bank" haben sich in den expliziten Kampf der Werte und Ideen einzuordnen. Nota bene: Amerika befürchtet nicht länger den Kampf der Kulturen, sondern sucht ihn jetzt ausdrücklich:



      "Wir werden auch einen Krieg der Ideen führen, um den Kampf gegen den internationalen Terrorismus zu gewinnen."




      Auch hier gilt folglich die Doktrin des "preemptive strike." Nicht länger soll also - in der Sprache europäischer Intellektueller - der zivile Wettbewerb der Ideen, das herrschaftsfreie Gespräch, die interkulturelle wie -religiöse Ökumene gefördert werden, sondern Bush erklärt den "Krieg der Ideen". Der Bellizismus der Diktion ist vielleicht noch verräterischer als der Inhalt. Selbst die New York Times erkennt in dieser kopernikanischen Strategiewende ein sehr viel "muskulöseres und mitunter auch aggressives Verständnis nationaler Sicherheitsbelange", als es je seit der Reagan-Ära formuliert worden wäre.

      Nationale Notwehr

      Der schlichte Reim, der sich mit der neuen Doktrin verbindet, ist der Glaube, wie es ein "senior White House official" ausdrückt, dass Kooperationen in vielfältiger Weise entstehen, wenn erst mal der militärische Wettbewerb abgeschafft sei. Multilateralismus gibt es immer dann, wenn es Amerikas Interessen, die zugleich die Interessen der freien Welt sind, dient. Unilateralismus herrscht da, wo das amerikanische Freiheitskonzept und die Militärhegemonie der USA provoziert werden. Denn im Strategiepapier mit dem tiefstapelnden Etikett "nationaler Sicherheit" wird kein Zweifel gelassen, dass im Fall von Konflikten amerikanischer mit anderen Interessen keine Kompromisse gelten. Dem haben sich auch die Alliierten zu fügen: Zwar sei man zu Allianzen bereit, um den immerwährenden Krieg gegen den Terrorismus zu führen. Im Fall nationaler Notwehr werde man aber nicht zögern, präventive Kriege auch alleine zu führen. Und der ist ein Schelm, der den Begriff der nationalen Notwehr für propagandafähig hält.

      Das neue Verständnis fremder Souveränität, das Bush in einigen Kostproben bereits verabreicht hat, sieht so aus: Staaten werden entweder überzeugt oder gezwungen, ihren "souveränen Verantwortlichkeiten" nachzukommen, wenn es der Kampf gegen Terroristen gebietet. Souveränität wird danach zum Lehngut. Ex-Präsident Bill Clinton verließ sich noch auf internationale Abkommen, ob in der nuklearen Abrüstung oder in der Umweltpolitik. Für Bush ist die Idee internationaler Verträge Ballast seiner machtpolitischen Weltneuordnung auf dem Boden amerikanisch definierter Glückseligkeit.

      Humaner Turbokapitalismus

      Eine neue Ära wirtschaftlichen Wachstums soll durch freie Märkte und freien Handel entfacht werden. Das klingt gut. Aber sind nicht gerade der Turbokapitalismus, die globalen Börsen- und Devisenspiele und neoliberalen Abrüstungen der Sozialstaatlichkeit die besten Garanten gewesen, die Verteilungsungerechtigkeit des köstlichen Gutes "Freiheit" nach Kräften zu fördern? Das Gefälle dieser Ungerechtigkeiten vollzieht sich längst nicht mehr nur zwischen Industrie-, Schwellen- und Hungerländern, sondern hat inzwischen auch die westlichen Wohlstandsgesellschaften erreicht. Die Anzeichen mehren sich, dass auch Deutschland vor einer schlimmen Rezession steht.

      Amerika wird seine Hilfsfonds für bedürftige Nationen in den nächsten Jahren um 50% aufstocken. Davon sollen solche Gesellschaften profitieren, deren Regierungen gerecht regieren, ihre Zuwendungen der Bevölkerung zukommen lassen und die Wirtschaftsfreiheit fördern. Das Geld habe an die Armen zu gehen, sei insbesondere für Schule, Gesundheitswesen und sauberes Wasser zu verwenden:

      "Eine Welt, in der manche Menschen in Luxus und Wohlstand leben, während die Hälfte der Menschheit mit weniger als 2 Dollar täglich leben muss, ist weder gerecht noch stabil. Alle Armen der Welt in einen sich ausdehnenden Kreis der Entwicklung und der Chancen einzuschließen, ist ein moralischer Imperativ und gehört zu den obersten Prioritäten der amerikanischen Außenpolitik."

      Doch dieser moralische Imperativ besänftigt nicht das Dilemma einer kruden Mischung aus radikaler Militärpolitik, Weltgenesungstherapie und der globalen Verordnung von Demokratie, Freiheit und Menschenrechten:

      "Wir arbeiten aktiv daran, die Hoffnung der Demokratie, der Entwicklung, der freien Märkte und des freien Handels an jeden Ort der Welt zu bringen."

      Balance of powers


      Um den nahe liegenden Vorwurf einer humanitär schön geredeten Machtwillkür zu entkräften, insistiert Bush darauf, dass die militärische und politische Macht der USA allein eingesetzt werde, um freie und offene Gesellschaften zu unterstützen:

      Mit der Beibehaltung unserer Tradition und Prinzipien setzen wir nicht Gewalt ein, um einen unilateralen Vorteil zu erlangen. Wir suchen stattdessen ein Gleichgewicht der Kräfte zu schaffen, das die Freiheit der Menschen fördert ..."

      Der Begriff der "balance of power" ist in diesem militärhumanistischen Strategiepapier ein paradoxer Irrläufer, weil es ab jetzt nur noch eine Weltmacht gibt, aus deren Händen die anderen die Freiheit so zu nehmen haben, wie sie Amerika definiert. Diese Doktrin ist vor allem deshalb so fragwürdig, weil sie die Geschicke der Welt und die Interessen Amerikas unifiziert - zugleich aber, wenn es zum Konflikt kommt, allein der Priorität amerikanischer Interessen folgt. Diese schizoide Einheit von gesellschaftsübergreifenden Werten, internationalen wie nationalen Interessen hat der Weltinnenpolitiker Bush) nun selbst mit dem Begriffshybriden "Amerikanischer Internationalismus" ("a distinctly American Internationalism") gelabelt.

      In Konsequenz ist diese erste Darstellung der zukünftigen amerikanischen Sicherheitspolitik der Bush-Regierung nichts anderes als die Demontage der Politik souveräner Staaten, der Uno inklusive des Internationalen Strafgerichtshofs und schließlich auch divergenter Freiheits- oder Kulturkonzepte anderer Gesellschaften. Denn es gibt jetzt keine machtpolitischen Spielräume mehr, in denen andere Völker noch souverän operieren dürften. Soweit der Präsident auf die UN verweist, gilt das Prinzip amerikanisch definierter Subsidiarität: Machen die Vereinten Nationen alles richtig, akzeptieren die USA ihre Politik, anderenfalls ist die UN ein Stück Papier.

      Und wie sich dieses Freiheitsverständnis amerikanischer Falken in praxi auswirken könnte, macht etwa die Überlegung des republikanischen Senators Jesse Helms deutlich, der sich über Kanzler Schröders eingeschränkte Solidarität mit Amerikas Kriegspolitikern erregte. Man werde im Fall von Schröders Wahlsieg über den Abzug von Truppen in Deutschland nachdenken müssen. Bedrohlich ist nicht das angekündigte Übel. Bedrohlich ist die Sprache des Zwangs, die arrogante Machtpose, die nur noch Vasallentreue oder Untergang kennt.

      Bushs globale Rosskur würde weniger irritieren, wenn Amerikas Freiheitsverständnis ohne Makel wäre. Der Präsident hätte dann Recht, wenn sich diese vorgeblich transnationale Freiheit als ein unbestreitbares Gut aller Völker verbindlich auslegen ließe. Doch der fatale Irrtum ist die Anmaßung, dass die eigene Freiheitsfaçon bereits alle Unfreiheiten, Ungerechtigkeiten, Armut und Not beseitigt. Der US-Präsident pocht auf das Prinzip der Demokratie als zukünftiges Betriebssystem der Länder, die mit amerikanischer Unterstützung rechnen dürfen. Doch wo bleibt die internationale Demokratie, der sich Bush zu stellen hätte, wenn er der international gewählte Präsident der ganzen Welt werden möchte? Bleibt nur noch die Frage, ob diese Strategie der kompromisslosen Stärke Epoche oder Episode ist. Das müssen Amerikas Demokraten entscheiden, denn die außeramerikanische Restwelt wandelt fortan auf gefährlichen Pfaden.
      _____________________________________________________

      US-Präsident Bush fordert vom Kongress freie Hand für Krieg

      Florian Rötzer 20.09.2002
      In einer Resolution an den Kongress will Bush vor den Wahlen eine Entscheidung erzwingen und strapaziert dabei auch die Wahrheit

      Wenn Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) tatsächlich, wie das "Schwäbische Tagblatt" berichtete, gesagt hat, dass Bush mit einem Krieg gegen Irak vor allem von innenpolitischen Problemen ablenken wolle und derartige Ablenkungsmanöver "eine beliebte Methode seit Adolf Hitler" seien, dann war dies nicht anders als dumm und unnötig. Auch wenn es sicherlich weitgehend zutrifft, dass US-Präsident Bush auch aus innenpolitischen Gründen heraus (aber nicht nur), ein militärisches Vorgehen gegen den Irak zum Sturz von Hussein forciert, so ist der Vergleich mit Hitler völlig unnötig gewesen, auch wenn sie nach dem Tagblatt schon während der Veranstaltung hinzugefügt, sie wolle damit nicht Bush mit Hitler vergleichen, was sie aber dennoch gemacht hat.

      Außenminister Powell berichtet Präsident Bush und Vizepräsident Cheney über den Fortschritt der Verhandlungen zu einer neuen UN-Resolution

      Und wenn es nur um die "Methode" gegangen sei, so ist die Anzettelung eines Krieges aus innenpolitischen Gründen sicherlich so alt wie der Krieg selbst, denn nichts ist besser zur Herstellung von Einheit über alle Differenzen hinweg geeignet als Krieg und Bedrohung von außen. Wie so oft hätte es auch der Bundesjustizministerin in diesem Fall wahrscheinlich besser angestanden, nicht sofort in den Leugnungsreflex zu verfallen ("Ich habe das nicht gesagt, ganz einfach." - SZ vom 20.9.), sondern die unüberlegte Dummheit zu bedauern. Sie hilft letztlich dazu, dass die amerikanische Regierung die berechtigte Kritik leicht entsorgen kann.
      " At the United Nations Security Council it is very important that the members understand that the credibility of the United Nations is at stake, that the Security Council must be firm in its resolve to deal with a truth threat to world peace, and that is Saddam Hussein. That the United Nations Security Council must work with the United States and Britain and other concerned parties to send a clear message that we expect Saddam to disarm. And if the United Nations Security Council won`t deal with the problem, the United States and some of our friends will." - Präsident Bush

      Tatsächlich treibt US-Präsident den Fall Irak vor den Wahlen in den USA mit aller Entschlossenheit voran ( Aus dem Tritt gebracht). In einer Resolution, die heute an den Kongress geht, sucht er sich absolute Handlungsfähigkeit zuzusichern, so dass er jederzeit und uneingeschränkt einen militärisches Angriff starten könnte. Die Formulierung, dass man, um den Frieden erhalten zu können, die Erlaubnis benötige, auch Gewalt anzuwenden, lässt deutlich erkennen, dass die Bush-Regierung die militärische Karte in Zukunft allgemein leichter ziehen will, wozu auch gehört, nicht nur gegen den Irak mit einem militärischen Erstschlag vorzugehen.

      Der Blankoscheck, den Bush vom Kongress erhalten will, testet wohl auch die Grenzen aus, denn die Entschließungsresolution ist keineswegs auf den Irak begrenzt, sondern würde ihm freie Hand für militärische Aktionen in der ganzen Region lassen. Überdies würde der Grund für einen Militärschlag auch nicht nur in einem Bruch der UN-Resolutionen liegen, sondern ganz allgemein in irgendeiner Bedrohung der nationalen Sicherheit der USA. Ganz unverblümt wird auch gesagt, dass Waffeninspektionen und etwaige Vernichtung gefundener Massenvernichtungswaffen nicht das Ziel sind, da es um den Sturz des Regimes geht:

      "The President is authorized to use all means that he determines to be appropriate, including force, in order to enforce the United Nations Security Council resolutions referenced above, defend the national security interests of the United States against the threat posed by Iraq, and restore international peace and security in the region."

      Mit Verweis auf vorhergehende Kongressbeschlüsse verweist der Resolutionsentwurf darauf, dass der US-Präsidenten, wenn eine Verletzung von UN-Sanktionen durch den Irak eintritt, alle Mittel einsetzen könne, um sie durchzusetzen. Überdies stehe dem Präsidenten von der Verfassung das Recht zu, militärisch vorzugehen, wenn die nationale Sicherheit bedroht ist. Allerdings kann, woran amerikanische Historiker erinnern, nur der Kongress einen Krieg erklären, nicht aber der Präsident. Überdies müsse, so wird in der Petition erklärt, der Kongress nicht nur eine Resolution verabschieden, um einen Krieg zu autorisieren, er müsse auch darüber debattieren und abstimmen. Eine neue UN-Sanktion oder die Legitimierung eines Kriegs gegen den Irak durch Verletzung von UN-Sanktionen wären für Bush daher ein notwendiges Mittel, um keinen Krieg erklären zu müssen, sondern nur eine Intervention auszuführen.

      " We too watched with shock the horrific events of September 11, 2001. We too mourned the thousands of innocent dead and shook our heads at the terrible scenes of carnage -- even as we recalled similar scenes in Baghdad, Panama City, and, a generation ago, Vietnam. We too joined the anguished questioning of millions of Americans who asked why such a thing could happen.
      But the mourning had barely begun, when the highest leaders of the land unleashed a spirit of revenge. They put out a simplistic script of "good vs. evil" that was taken up by a pliant and intimidated media. They told us that asking why these terrible events had happened verged on treason. There was to be no debate. There were by definition no valid political or moral questions. The only possible answer was to be war abroad and repression at home."

      Aus A STATEMENT OF CONSCIENCE: Not In Our Name, einem Manifest von amerikanischen Kriegsgegnern, das von vielen Künstlern und Intellektuellen unterschrieben wurde.

      Erschreckend allerdings ist, wie die Bush-Regierung in der Resolution durch Schaffung von Tatsachen aus Vermutungen die Kriegsermächtigung des Präsidenten zu begründen sucht. So wird gesagt, dass der Irak weiterhin die UN-Resolutionen verletzt, weil er immer noch "eine bedeutsame Menge an chemischen und biologischen Waffen besitzt und entwickelt, aktiv in den Besitz von Atomwaffen zu kommen sucht und terroristische Organisationen unterstützt und beherbergt, die die nationalen Sicherheitsinteressen der USA und den internationalen Frieden bedrohen". Natürlich wird wieder darauf verwiesen, dass der Irak - damals noch der Verbündete der USA! - Massenvernichtungswaffen bereits verwendet hat.

      Behauptet wird auch, dass man wisse, dass Mitglieder von al-Qaida sich im Irak aufhalten. Die Angriffe vom 11.9. hätten die Größe der Bedrohung demonstriert, "dass der Irak Massenvernichtungswaffen an internationale Terrororganisationen liefert". Beides ist bislang völlig unbewiesen, wie es auch keine Beweise dafür gibt, dass der Irak tatsächlich noch oder wieder über Massenvernichtungswaffen verfügt. Weil, so fährt die Resolution fort, die USA nach internationalem Recht das "inhärente Recht" besitzen, Gewalt zur Selbsterhaltung einzusetzen, der Irak eben schon gezeigt hat, dass er die Mittel und den Willen habe, Massenvernichtungswaffen einzusetzen, sei angesichts des hohen Risikos, dass diese Waffen zu einem "Überraschungsangriff" auf die USA verwendet oder internationalen Terroristen zu diesem Zweck übergeben würden, die Ausübung von Gewalt zum Selbstschutz legitim.

      Auf die jetzt beginnenden Gespräche und Vorbereitungen einer erneuten Waffeninspektion geht der Resolutionsentwurf hingegen ebensowenig ein, wie er klare Bedingungen nennt, wann militärische Mittel eingesetzt werden sollen. Es handelt sich also weitgehend um einen Blankoscheck, der auch nach einer Diskussion und manchen Einschränkungen, sollte der Kongress die Resolution billigen, dem US-Präsidenten weitgehende Macht ohne weitere Abstimmung mit dem Kongress zusprechen dürfte. Man wird sehen müssen, wie die kritischen Stimmen aus den Reihen der Demokraten sich weiterhin verhalten werden. In Wahlkampfzeiten könnte durchaus der Druck so groß sein, dass man dem Präsidenten weitgehende, später kaum mehr rückgängig zu machende Macht zugesteht, um nicht als unpatriotisch zu gelten. Schließlich versichert Bush immer wieder, dass die Nation sich bereits in einem lange andauernden Krieg befinde, der nationale Einheit erfordert. Und die Resolution sucht er so zu verkaufen, dass sie dem Kongress die Chance gibt zu zeigen, dass er "der Administration die Möglichkeit gibt, den Frieden zu bewahren". Wofür man eben, siehe oben, in den Krieg ziehen muss.


      Endgültiger Rückzug aus dem Biowaffenabkommen


      Wie die Washington Post berichtet, hat die Bush-Regierung weitere Verhandlungen über einen Zusatz zum Biowaffenabkommen zur Regelung der Verifizierung vorerst ganz platzen lassen. Bestenfalls 2006 könne man erneut zu Diskussionen zusammentreten. Bis dahin bleibt das Biowaffenabkommen jetzt also ein Papiertiger, obgleich die US-Regierung ihr Vorgehen gegen den Irak immer wieder dadurch begründet, dass dieser über biologische Waffen verfüge.

      Schon letztes Jahr ließ die US-Regierung trotz der Anthrax-Briefe die Verhandlungen kurzfristig scheitern, weil die Überprüfungsverfahren angeblich nicht ausreichen, um Staaten davon abzuhalten, biologische Waffen zu entwickeln oder zu erhalten ( Biowaffenkonferenz in Genf gescheitert). Ein Mitarbeiter des Außenministers hat den Rückzug aus dem internationalen Abkommen damit begründet, dass die Ansätze der USA und der anderen Staaten so verschieden seien, dass keine Einigung erzielt werden könne. Die USA wollen statt des internationalen Abkommens, das in Mitgliedsländern bei begründetem Verdacht Inspektionen von Anlagen (auch in den USA) zulassen würde, lieber, dass die Staaten einzeln strafrechtlich die Herstellung, den Verkauf und den Besitz von biologischen Waffen verbieten. Das hätte den Vorteil, dass die USA keinem internationalen Abkommen unterworfen wäre und freie Hand besitzen würde, vielleicht aber auch den, eigene Aktionen zum Selbstschutz wie im Irak nicht auf erfolgte Inspektionen eines internationalen Teams begründen zu müssen.
      Avatar
      schrieb am 22.09.02 16:24:45
      Beitrag Nr. 73 ()
      von hawkhead übernommen :)

      Der offene Brief an G. W. Bush vom Präsidenten Ledermann von A.R.T.I.S.T., einer Künstlerorganisation:

      Offener Brief an Präsident G. W. Bush - 02.02.2001

      Sehr geehrter Präsident Bush,

      Als jüdischer Sohn eines US-Veteranen, dessen Vater im Zweiten Weltkrieg in Nazi-Deutschland gekämpft hat, bin ich über Ihre Verbindungen zum Dritten Reich, zum Anti-Semitismus und zur Eugenik tief beunruhigt. In zahlreichen Büchern, Zeitungsartikeln und auf Tausenden von Webseiten wird auf diese Verbindungen Bezug genommen.

      Ich selbst habe zwei Jahre lang recherchiert und mich so davon überzeugen können, dass diese Anschuldigungen gegen drei Generationen Ihrer Familie ernst zu nehmen sind. Unter den bekannten Autoren, welche die Bush-Familie in eine direkte Verbindung zu Nazi-Deutschland bringen, ist der frühere Ankläger der Abteilung des US-Justizministeriums zur Verfolgung von Nazi-Kriegsverbrechen, John Loftus, heute Präsident des Florida Holocaust Museums.

      Obwohl ich Sie nicht gewählt habe, und obwohl die Präsidentenwahlen des Jahres 2000 von ihrer Legitimität her fragwürdig waren, erkenne ich Sie als Präsidenten der Vereinigten Staaten an. Daher ist es wichtig, dass Sie selbst auf diese Thematik eingehen.

      Während des Wahlkampfs war auf Ihrer Seite eine konzertierte öffentliche Anstrengung zu beobachten, solchen Gruppen, wie den Afro-Amerikanern und den Behinderten, die Hände zu reichen - eben denen, die von Ihrer Familie in der Vergangenheit zum Ziel von Vernichtungs- und Sterilisationsbemühungen gemacht worden waren. Ich möchte gern glauben, dass diese Anstrengung Ausdruck einer tiefgehenden inneren Veränderung ihrerseits und nicht nur zynische Wahlwerbung gewesen ist, mit der sie die Menschen ihre Familiengeschichte vergessen lassen wollten, oder - schlimmer noch - eine Taktik zur Verschleierung von noch mehr Schrecklichem in der Zukunft.

      Sie geben häufig an, ein Mann des Glaubens zu sein, ein wiedergeborener Christ. Sowohl das Alte als auch das Neue Testament, aus dem Sie täglich lesen, legen großen Wert auf Reue und Vergebung.

      In diesem Zusammenhang wäre es angemessen, dass sie Stellung zu diesen Anschuldigungen beziehen, entweder indem Sie diese zurückweisen oder sie anerkennen, und falls sie zutreffen sollten, sollten sie diese dem Volk gegenüber öffentlich vertreten. Dies könnte eher noch als leere Rhetorik und politische Selbstdarstellung die Heilung hervorbringen, die Sie anstreben.

      Zum Zwecke der Klarheit werde ich einige Einzelheiten der vier hier hauptsächlichen Anschuldigungen auflisten und kurz zusammenfassen, und ich bitte Sie, auf diese Anschuldigungen einzeln zu antworten. Quellenangaben aus Büchern, Zeitungen und Webseiten von Denkfabriken und Stiftungen, die sich mit Ihnen befassen und welche die einzelnen Anschuldigungen belegen, können auf der Webseite und in den Texten gefunden werden, die am Ende dieser Nachricht aufgeführt sind.

      1. DIE BUSH-FAMILIE FINANZIERTE HITLER

      Ihr Großvater Prescott Bush (dessen Portrait nun im Oval Office des Weißen Hauses hängt) und sein Schwiegervater, George Herbert Walker (nach dem Sie benannt sind), waren geschäftsführende Direktoren, Anteilseigner und Vorstandsmitglieder von Brown Brothers Harriman, einst das bedeutendste private Bankhaus Amerikas. In dieser Eigenschaft leiteten sie persönlich einen Verband ineinander verflochtener Unternehmen, einschließlich der Hamburg-Amerika Shipping Line und der Union Banking Corporation. Im Jahre 1942 wurde eine Anzahl dieser Unternehmen zu Frontunternehmen der Nazis erklärt.
      Dies geschah durch die Aufsichtsbehörde für ausländisches Eigentum, welche die Einhaltung des Gesetzes über den Handel mit dem Feind überwachte. Dieses Gesetz war zuvor vom Kongress der Vereinigten Staaten verabschiedet worden.

      Diese Unternehmen fungierten als Kanäle, über die Hunderte Millionen von Dollar an Bargeld und in Form von strategisch bedeutender Kriegsausrüstung nach Nazi-Deutschland und zu IG Farben geschleust wurden, einem Öl-, Chemie- und Munitionskartell, das sich zur Hälfte im Besitz von John D. Rockefellers Unternehmen Standard Oil befand. Diese selbe IG Farben baute und betrieb Auschwitz sowie 40 weitere Sklavenarbeits- bzw. Vernichtungslager.

      Leider wurde diese beschämende Zusammenarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg fortgesetzt. Viele der Unternehmen, wie General Motors, Alcoa, Monsanto, sowie die verschiedenen Ölfirmen, welche durch die von Ihnen ernannten Kabinettsmitglieder so überreichlich repräsentiert sind, waren ebenfalls enthusiastische Unterstützer Nazi-Deutschlands und in einer Anzahl von Fällen waren sie direkt in den Betrieb der Sklavenarbeits- bzw. Vernichtungslager der IG Farben, sowie den Holocaust und Eugenikmaßnahmen verwickelt.
      Der Ursprung Ihres Familienvermögens und Ihrer weitreichenden politischen und geschäftlichen Verbindungen können geradezu direkt auf das Dritte Reich zurückgeführt werden.

      2. DIE BUSH-FAMILIE REPRÄSENTIERT DREI GENERATIONEN VON EUGENIKERN

      Während Ihre öffentlichen Erklärungen viele Amerikaner dazu gebracht haben zu glauben, Sie seien prinzipiell gegen Abtreibung und strikt für gleiche Rechte der Minderheiten sowie der körperlich oder geistig Behinderten, so liefert eine nur kurze Recherche Ihres familiären Hintergrundes ein völlig anderes Bild. In enger Zusammenarbeit mit den Familien Rockefeller und Harriman - eine Verbindung, die mit der Finanzierung Hitlers begonnen hat - stand Ihre Familie beinahe 70 Jahre lang an vorderster Front der amerikanischen Eugenikbewegung.

      Ihr Vater und Ihr Großvater waren beide prominent in die Organisation Planned Parenthood (Elternschaftsplanung) verwickelt, dies noch zu einer Zeit, als die Organisation höchst fragwürdig war. Heute gilt Planned Parenthood als Fürsprecherin des Rechtes der Frauen zur freien Wahl. Als Ihr Vater und Ihr Großvater aber in diese Organisation verwickelt waren, stand sie noch in vorderster Linie einer landesweiten Bewegung für die Sterilisierung von Angehörigen der Minderheiten sowie körperlich oder geistig behinderter Menschen. Die Gründerin dieser Organisation, Margaret Sanger, hat in den Dreißiger Jahren Hitlers Rassegesetze begeistert unterstützt und sich bemüht, diese Gesetze überall in den Vereinigten Staaten einzuführen. Beide, Ihr Vater und Ihr Großvater, haben viele Jahre lang versucht, die Vermehrung der Menschen in der Dritten Welt zu begrenzen, weil sie diese Vermehrung als eine Bedrohung für die amerikanische Vorherrschaft ansahen. Zuzeiten, als Ihr Vater Abgeordneter im US-Kongress war, wurde ihm von dessen Kollegen der Spitzname Präser verliehen, weil er wie besessen für eine Begrenzung der Geburtenrate für Minderheiten eintrat.

      Wie auch Sie selber sowie viele Ihrer Berater, so haben auch Ihr Vater und Ihr Großvater dem Pioneer Fund (Pionier-Stiftung) angehört, einer privaten Eugenik-Stiftung mit Sitz in New York, die von Wycliffe Draper gegründet worden war. Draper und weitere Angehörige des Pioneer Fund halfen bei der Abfassung von Hitlers Rassegesetzen sowie von amerikanischen Gesetzen zur gerichtlich angeordneten Zwangssterilisierung, die einstmals in 30 US-Bundesstaaten rechtsgültig waren. Von eben diesen Gesetzen waren Hitlers Rassegesetze - die dann zum Holocaust führen sollten - inspiriert.

      William H. Draper III, ein Verwandter des Pioneer Fund-Gründers Wycliffe Draper und Zweiter Vorsitzender des Kommittees für Spendensammlungen für den Bush-Präsidentschaftswahlkampf im Jahre 1980, war gleichfalls ein führender Vertreter der weltweiten Eugenikbewegung. Dessen Vater, William H. Draper junior, war Direktor der German Credit and Investment Corporation (Deutsche Kredit- und Aufbauanstalt), eines Nazi-Frontunternehmens, mit dem Ihr Großvater Prescott Bush in Verbindung stand.

      Ihr Vater arbeitete als UN-Botschafter zusammen mit William H. Draper III und John D. Rockefeller III an der Ausweitung der Aktivitäten des Office of Population Control at the US Agency for International Development (USAID) (Amt für Bevölkerungskontrolle bei der US-Behörde für internationale Entwicklung). Im Vorwort zu dem 1973 erschienenen Buch World Population Crisis: The United States Response (Weltbevölkerungskrise: die Antwort der Vereinigten Staaten), lobte Ihr Vater die lebenslangen Bemühungen Rockefellers und Drapers um Eugenik.

      Mittlerweile glauben zahlreiche Forscher, die afrikanische AIDS-Epidemie sei auf eine der vielen verdeckten Bevölkerungskontrolltechniken zurückzuführen, die von USAID eingeführt worden sind.

      Als Vorsitzender der Task Force on Earth Resources and Population (Aktionsausschuss für Erdressourcen und Bevölkerung) der Republikanischen Partei ließ Ihr Vater den bekannten Rassen-Wissenschaftler William Shockley vor dem US-Kongress sprechen, damit Shockley für seinen Bonus Sterilization Plan werben konnte. Dieser Plan sah vor, Afroamerikanern, Drogensüchtigen und Behinderten finanzielle Anreize zu bieten, wenn sie sich freiwillig sterilisieren lassen würden, um damit Ausgaben für Wohlfahrtsunterstützung, Sozialleistungen und Kriminalität einzusparen.

      3. MITFÜHLENDER KONSERVATISMUS (compassionate conservatism) ALS NEUE EUGENIKPOLITIK

      Die meisten Amerikaner wissen, dass Sie als Gouverneur von Texas mehr Hinrichtungen verantwortet haben, als irgendein anderer US-Gouverneur oder führender Politiker in der Welt. Hingerichtet wurden auch Frauen, sowie geisteskranke und intelligenzretardierte Häftlinge. Gleichzeitig wies das von Ihnen regierte Texas die im US-Vergleich schlechteste Statistik in Bezug auf Rechtshilfe für Untersuchungshäftlinge auf. Ihr Guiness-Rekord für Hinrichtungen passt zu den auf Eugenik ausgerichteten Bemühungen Ihres Vaters und Großvaters.

      Eine Vielzahl der Mitglieder Ihres Stabs und Kabinetts waren entweder Lobredner Charles Murrays oder sie haben in direkter Verbindung zu diesem gestanden. Charles Murray ist Autor von Bell Curve (Glockenkurve), einem klassischen Eugeniktext, der beweisen will, dass Afroamerikaner genetisch unterwertig sind und also den geringsten Intelligenzqotienten aller Rassen aufweisen würden. Diese schlammige Theorie wird von Murray dann zur Rechtfertigung der Streichung von Wohlfahrtsunterstützung, von affirmative action, von Sozialprogrammen und zum Bau von noch mehr Gefängnissen genutzt - alles Vorstellungen, denen Sie eng verbunden sind. Fast alle Quellenangaben in Bell Curve lassen sich direkt auf den Pioneer Fund zurückführen, einer Eugenik-Organisation mit langjährigen Verbindungen zu Ihrer Familie.

      Zu Ihren Kabinettsvorschlägen und Beratern, die eine entweder organisatorische oder persönliche Verbindung zur Bell Curve haben, gehören Stephen Goldsmith, Tommy Thompson, Elaine Chou, Myron Magnet, Marvin Olasky, Linda Chavez, Karl Rove, Floyd Flake, Spencer Abraham und John Ashcroft. Selbst Ihre Berater in Fragen der Minderheiten besitzen Verbindung zur Bell Curve.

      Ihr Minister für Health and Human Services (Gesundheit und Dienstleistungen am Menschen), Thommy Thompson, stützte als Gouverneur von Wisconsin seine Wohlfahrtsreformen auf Murrays Buch und stellte Murray als Berater an. Ihr Chefberater für Innenpolitik, Stephen Goldsmith, schreibt Murray zu, die gesamte Wohlfahrts-Reformbewegung in den USA aufgebaut zu haben und bei einem Wohlfahrtsseminar am Manhattan Institute stellte er ihn kürzlich als großen Gelehrten vor. Myron Magnet, Autor eines Buches, das Sie angeblich nach der Bibel am stärksten beeinflusst haben soll, findet in beinahe jedem seiner Artikel lobende Erwähnung für Murray.

      Murrays rassistisch belastete Vorstellungen werden auf den Webseiten der Heritage Foundation, der Federalist Society und des Manhattan Institutes ausführlich zitiert und verschwenderisch gepriesen - hier handelt es sich um rechtslastige Denkfabriken, die mit Ihnen und durchgehend allen Ihrer Kabinettsernennungen eng verbunden sind.
      Auf einigen dieser Webseiten wird Murray Hunderte von Malen erwähnt, und dies immer als visionärer und brillanter Denker. Die soeben genannten Organisationen haben in bedeutender und vielfältiger Weise zu Ihrer Präsidentschaft beigetragen, und einige der Obersten Bundesrichter, die zu Ihrem Vorteil entschieden haben, sind dort Mitglieder.

      Die Bell Curve ist am Manhattan Institute entstanden, eben jener Denkfabrik, der sie öffentlich attestiert haben, die Quelle Ihrer politischen Ideen zu sein. Bis auf den heutigen Tag hin steht Murray gemeinsam mit einigen Ihrer engsten Berater auf denselben Rednerlisten.

      Den beiden Altmitgliedern des Manhattan Institute, John J. DiIulio Jr. und Stephen Goldsmith, haben sie soeben die Leitung einer viele Millionen Dollar schweren faith based initiative (von Glauben gestützter Initiative) übertragen, durch welche Sozialleistungen ersetzt werden sollen. Es passt zu den vielen hier in diesem Brief gemachten Angaben, dass der frühere CIA-Direktor William Casey - ein enger Verbündeter Ihres Vaters - Gründer des Manhattan Institutes war, und dass dies derselbe William Casey ist, der in den Jahren nach Ende des Zweiten Weltkrieges damit beschäftigt gewesen ist, Hunderte von in Eugenik verwickelte ehemalige Nazis in die USA zu bringen.

      4. IHRE HOFFNUNG, DAS CHRISTENTUM ZUR DE FACTO OFFIZIELLEN RELIGION DER USA ZU MACHEN

      Sowohl als Gouverneur von Texas als auch als US-Präsident haben sie zahlreiche öffentliche Erklärungen abgegeben, aus denen hervorgeht, das Christentum sei die offizielle Religion dieser Nation, ein Standpunkt, der offensichtlich auch von Ihrem Stab, Ihren Kabinettsmitgliedern und Ihren Beratern geteilt wird. Als Gouverneur führten Sie in Texas einen staatlichen Feiertag ein, den Jesustag. Es lässt sich nicht erkennen, dass sie jemals daran gedacht hätten, auch einen Mosestag, einen Buddhatag oder Mohammedtag einzurichten, obwohl doch viele Bürger Ihres Staates dem entsprechenden Glaubensgemeinschaften angehören.

      Anders als andere US-Präsidenten in der Vergangenheit, haben Sie nicht einen einzigen Angehörigen jüdischen Glaubens in Ihr ansonsten vielfältig zusammengesetztes Kabinett geholt, in dem sich lediglich ein Araboamerikaner, ein Sinoamerikaner, ein Japanamerikaner, ein Afroamerikaner und ein Kubaamerikaner finden lassen.
      Während Ihrer Präsidentschaftskampagne haben Sie öffentlich erklärt, dass nur diejenigen in den Himmel gelangen könnten, die Christus annehmen, was auch bedeutet, dass Angehörige anderer Religionen - speziell Juden - zur Hölle verdammt seien. Genau diese Behauptung hat über Jahrhunderte hinweg dazu gedient, Anti-Semitismus, religiöse Zwangskonversionen und Völkermord zu rechtfertigen. In Frage stehen hier nicht Ihre Glaubensansichten, sondern dass Sie meinten, diese herausstellen zu sollen, als Sie sich um das höchste Amt im Staate beworben haben und obwohl Sie aus der Geschichte wissen, dass dies ein Mittel ist, den Anti-Semitismus zu fördern.

      Während des Präsidentschaftswahlkampfes Ihres Vaters im Jahre 1988 wurde von einer jüdischen Zeitung bekannt gemacht, dass mindestens zehn ehemalige Nazis, darunter einige direkt in den Holocaust verwickelte SS-Vertreter, führende Positionen im Wahlkampfteam Ihres Vaters besetzt haben. Durch öffentlichen Druck wurden sie zum Rücktritt gezwungen, nahmen später jedoch die Zusammenarbeit mit Ihrem Vater wieder auf.

      Wie auch bekannt ist, ist Ihr Vater ein enger Freund, langjähriger Verbündeter und Geschäftspartner der königlichen Familie Saudi-Arabiens.

      Dasselbe gilt für Ihren Vizepräsidenten Dick Cheney. Diese korrupte, heftigst antisemitische Dynastie der Sauds, die in den Zwanziger Jahren von Wallstreet-Partnern aus dem Ölgeschäft Ihres Vaters an die Macht gebracht worden ist, hat zu den begeistertsten Unterstützern Hitlers gezählt.

      Der sogenannte Guru Ihrer Faith-based Initiative, Marvin Olasky, wechselte vom jüdischen zum christlichen Glauben über und versucht aktiv, auch andere Juden zum Glaubenswechsel zu bewegen. Im Unterschied zu einigen der Beteiligten in Ihrer Faith-based Initiative, ist Herr Olasky jedoch ehrlich genug zuzugeben, dass es im Rahmen von sozialen Aktivitäten, die durch Steueraufkommen finanziert sind, zu Bekehrungsbemühungen kommen soll.

      Im Lichte dieser Fakten sowie der jahrzehntelangen finanziellen Bemühungen Ihrer Familie um Nazi-Deutschland, ist es nur fair zu fragen, ob Sie Antisemit sind?

      Herr Präsident, ich habe Verständnis, dass Sie viele wichtige Aufgaben zu erledigen haben. Dennoch erscheint es mir von wesentlicher Wichtigkeit, dass sie diese Frage kurzfristig und bis ins Einzelne vollständig beantworten. Wiederholt haben Sie gesagt, Sie seien einer der Verbindendes und nicht einer der Trennendes sucht; was könnte dann besser helfen, die anhaltenden Zweifel von Millionen von Amerikanern bezüglich Ihrer Person, Ihres Kabinetts und Ihrer Präsidentschaft zu zerstreuen, als eine schnelle Beantwortung der hier gestellten Fragen.

      Das amerikanische Volk wäre sicherlich erleichtert, herauszufinden, dass all diese Anklagen falsch sind, und dass Sie tatsächlich der bescheidene Familienvater und wiedergeborene Christ sind, den uns Ihre Helfer und die Medienunternehmen so nachdrücklich bemüht sind zu zeigen.

      Quellen - neben zahlreichen anderen - in den folgenden Büchern und Artikeln:

      The Secret War Against the Jews, by John Loftus and Mark Aarons, St. Martin`s Press;

      Trading with the Enemy by Charles Higham, 1983; The Splendid Blond Beast: Money Law and Genocide in the Twentieth Century by Christopher Simpson, 1993; Blowback, by Christopher Simpson, Weidenfeld & Nicolson 1988;

      Old Nazis, the New Right, and the Republican Party by Russ Bellant

      Herr Präsident, in Erwartung Ihrer Antwort verbleibe ich

      Hochachtungsvoll

      Robert Lederman,
      President of A.R.T.I.S.T.
      (Artists Response To Illegal State Tactics) (718) 743-3722

      http://www.oldhippie.de/old_hippie_artist_brief.htm
      Avatar
      schrieb am 24.09.02 20:48:37
      Beitrag Nr. 74 ()
      Eliot Weinberger
      übersetzt von Peter Torberg





      STAATSSTREICH OHNE BLUTVERGIESSEN
      Ein Romanautor schreibt mir: "Ist Dir schon aufgefallen, daß alle nur mit sarkastischem Unterton ein ‘Gutes Neues Jahr’ wünschen?" In den Stellenanzeigen der New York Review of Books sucht ein Akademikerpaar "im Gefolge der Bundeswahlen" nach Arbeitsmöglichkeiten im Ausland. Eine Washingtoner Bankangestellte, die ich nur flüchtig kenne, fragt mich, welche Zigarettenmarke ich bevorzuge; sie hat beschlossen, wieder mit dem Rauchen anzufangen. Freunde, denen ich auf der Straße begegne, sind nicht verärgert, sie wirken eher wie betäubt: Monatelang auf der Insel CNN gestrandet, dämmert ihnen nun langsam, daß keine Rettung naht. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben gerade ihren ersten Staatsstreich erlebt.

      Zwar floß kein Blut dabei, und die Panzer umstellten auch nicht das Weiße Haus, doch ist "Staatsstreich" keineswegs eine Übertreibung. In diesem Land, das sich selbst als Leuchtfeuer der Demokratie begreift, wurde Unrecht zu Recht erklärt, fand eine korrupte Machtergreifung statt. Lassen Sie mich kurz rekapitulieren:

      Al Gore erhielt 540.000 Stimmen mehr als George W. Bush. Präsidentschaftswahlen werden allerdings nach dem archaischen System des Wahlmännergremiums entschieden, in das jeder Bundesstaat Repräsentanten entsendet, die dem Willen der Wähler jenes Staates entsprechend abstimmen, und fast immer geschieht dies auf der Grundlage: Der Sieger kriegt alles. Das Wahlmännergremium, eine Erfindung des 18. Jahrhunderts, war ein bei Niederschrift der amerikanischen Verfassung in letzter Minute eingefügtes Zugeständnis an die Sklavenhalter im Süden. Die Repräsentanten wurden nach Bevölkerungszahlen zugeteilt; Sklaven durften natürlich nicht wählen, doch wurden sie bei der Berechnung zu Dreifünftel-Menschen erklärt; so erhöhte sich die Bevölkerungszahl der Sklavenstaaten und deren Anteil an Repräsentanten. Außerdem glaubte man damals (eine Überlegung, an die heute niemand mehr denkt), eine Elite respektabler Wahlmänner schlösse die Möglichkeit aus, daß von einer unberechenbaren Bevölkerung ein ungeeigneter Kandidat gewählt würde. Die Gründerväter brachten, so scheint es, nur eine begrenzte Begeisterung für Demokratie auf.

      Wie jedermann nur zu gut weiß, ging das Rennen letzten November so knapp aus, daß der Wettstreit um das Wahlmännergremium von den Stimmen des Staates Florida abhing. Der Staat wird von George W. _Bushs Bruder regiert; die Legislative ist in einem überwältigenden Maße republikanisch; der Innenminister, der zugleich die Oberaufsicht über die Wahlen hat, war zugleich stellvertretender Vorsitzender der republikanischen Wahlkampagne in Florida.

      Der Staat Florida ist seit langem berüchtigt für seine Korruption, und der technische Ablauf der Abstimmung sah von Wahlkreis zu Wahlkreis anders aus. Reiche weiße Gemeinden, die vermutlich eher für Bush stimmten, verfügten über moderne Wahlmaschinen. Schwarze Gemeinden – und Bush erhielt landesweit noch weniger schwarze Stimmen als selbst Reagan – hatten nur veraltete Maschinen, die Zehntausende von Stimmen nicht auszählten. In einem besonders bizarren Fall stellten Tausende jüdischer Pensionäre, von denen einige den Holocaust überlebt haben, fest, daß sie wegen eines schlecht gestalteten Wahlzettels aus Versehen für Pat Buchanan gestimmt hatten, Kandidat einer unbedeutenden Partei, der sich bewundernd über Adolf Hitler ausgelassen hatte.

      Als die Wahlzettel von den Maschinen ausgezählt worden waren, hatte Bush mit einem Vorsprung von 547 von etwa sechs Millionen Stimmen gewonnen. Bei fast allen Wahlen führt ein derart knapper Vorsprung automatisch zu einer Nachzählung. Da die älteren Maschinen für ihre Ungenauigkeit berüchtigt sind – selbst ihr Erfinder hielt fest, daß sie einen Fehlerquotienten von drei bis fünf Prozent aufweisen –, werden diese Nachzählungen normalerweise von Hand vorgenommen.

      Der republikanische Innenminister weigerte sich, eine solche Nachzählung von Hand anzuordnen, und die von Republikanern beherrschte Legislative Floridas erklärte die Wahlen für gültig. Nach mehreren Wochen des Taktierens und Lavierens erreichte die Wahlkampagne Gores endlich das Oberste Gericht Floridas, das eine erneute Stimmenauszählung anordnete. Ohne Unterlaß behaupteten Republikaner im hysterischen Surrealismus der rund um die Uhr berichtenden Nachrichtenkanäle, daß die Demokraten die Wahlen "stehlen" würden und daß Menschen die Stimmen nicht so "objektiv" auszählen könnten wie Maschinen – dabei ist die Auszählung per Hand in Bushs Heimatstaat Texas und in den meisten anderen Staaten üblich. Noch unheimlicher war allerdings die Praxis der Republikaner – im Stil der indischen Kongreßpartei oder der mexikanischen PRI zu Amtszeiten – gedungene Demonstranten herbeizukarren, die die Nachzählungen störten. Sie waren im Hilton untergebracht, und während eines extra organisierten Thanksgiving Diners sang ihnen Wayne Newton, regierender König von Las Vegas, etwas. Die Demonstrationen waren derart gewalttätig, daß das Wahlbüro in Miami-Dade County, Ort größter Hoffnungen auf weitere Stimmen für Gore, geschlossen werden mußte.

      Es war allen klar, daß Gore die Nachzählung für sich entscheiden würde – um mindestens zwanzigtausend Stimmen, so die Schätzung des konservativen Miami Herald. Also wandten sich die Republikaner an das Oberste Bundesgericht. Die nach den Gesetzen des Bundesstaates Florida vorgeschriebene Frist zur Wahl der Repräsentanten zum Wahlmännergremium endete am 12. Dezember. Am 9. Dezember – als nach endlosen Anwaltsschlachten endlich ein System zur korrekten Stimmenauszählung erdacht war – unterbrach das Oberste Gericht alle weiteren Aktionen für die Dauer der Verhandlungen auf Grundlage der verstörenden Feststellung, daß eine erneute Zählung der Stimmen Bush "irreparablen Schaden" zufügen würde, da es seinen Sieg in Zweifel ziehen könnte (der irreparable Schaden für Gore war keiner Rede wert). Das Abstimmungsergebnis lautete fünf zu vier.

      Die Richter und Richterinnen des Obersten Gerichts werden auf Lebenszeit berufen; sieben der neun Amtsinhaber sind von republikanischen Präsidenten berufen worden. Sandra Day O’Connor hat öffentlich kundgetan, daß sie gern in Ruhestand treten wolle, dies aber nicht tue, falls ein Demokrat zum Präsidenten gewählt würde. Die Gattin von Clarence Thomas, eines weiteren Richters, arbeitete bereits in Bushs Übergangsteam und interviewte Bewerber für die Stellen in der neuen Verwaltung. Der Sohn von Anthony Scalia (ebenfalls Richter am Obersten Gericht) war Partner in der Anwaltskanzlei, die Bush vor Gericht vertrat. Zudem hatte Gore im Verlaufe der Wahlkampagne versprochen – ohne zu ahnen, daß genau diese Personen die Wahl zu entscheiden haben würden –, daß er keine Richter wie die halsstarrig rechtsgerichteten Thomas und Scalia ins Amt berufen würde; Bush hatte geäußert, sie seien genau die Sorte Richter, die er haben wolle – schließlich hatte sein Vater sie ernannt.

      Am 12. Dezember um zweiundzwanzig Uhr entschied das Gericht in einer Entscheidung mit einer Stimme Mehrheit gegen eine Neuauszählung, aus drei Gründen: 1. Es waren nur noch zwei Stunden bis zum Ablauf der Frist – dank ihres eigenen Zögerns –, also war es zu spät; 2. das Oberste Gericht Floridas hatte in Sachen einer Wahl in Florida nichts zu entscheiden; 3. die neuerliche Zählung der Stimmen war verfassungswidrig, da die verschiedenen Abstimmungsverfahren und die verschiedenen Arten, sie auszuzählen, dem 14. Zusatz zur Verfassung widersprachen, der allen Bürgern "gleichen Schutz" garantiert. Obwohl die politische Schieflage und Verlogenheit dieser Gründe offensichtlich war, war Bush nun legal und unwiderruflich Präsident der Vereinigten Staaten geworden.

      Diese Entscheidung führte zu einem praktischen Dilemma. Jede Gemeinde in den Staaten wählt anders, es gibt verschiedene Wahlzettel und verschiedene Maschinen. Zu behaupten, daß diese Unterschiede verfassungswidrig seien, würde den Weg bereiten, jede zukünftige regionale und nationale Wahl im Lande in Frage zu stellen. So entschied das Gericht erstaunlicherweise, daß dieser Verfassungsbruch nur dieses eine Mal und nur auf die Wahl in Florida zutraf.

      Worum es im Kern ging, formulierte Richter John Paul Stevens in seiner Minderheitsmeinung: "Auch wenn wir niemals mit absoluter Gewißheit erfahren werden, wer die diesjährigen Präsidentschaftswahlen gewonnen hat, so steht doch eindeutig fest, wer sie verloren hat. Es ist das landesweite Vertrauen in dieses Gericht als unabhängiger Hüter des Rechts." Bis zum 12. Dezember hatten die Amerikaner blindes Vertrauen in das Oberste Gericht: Ganz gleich wie korrupt oder fehlgeleitet die Exekutive oder Legislative auch war, die über allem stehende Interessenfreiheit der Justiz würde auf jeden Fall Bestand haben. Diese flagrante Politisierung des Obersten Gerichtes stellt den größten Schock des Systems seit Watergate und Nixons Amtsniederlegung dar. Welche Auswirkungen das hat, bleibt abzuwarten.

      Aufstieg

      Es gibt Staatsstreiche, die von mächtigen Personen geführt werden, um selbst an die Macht zu kommen, und solche, bei denen mächtige Interessengruppen eine Galionsfigur installieren. Bei der amerikanischen Variante geht es offenkundig um letzteres. Wenn man George W. Bushs bisherige Amtstätigkeit betrachtet, so ist er der am wenigsten qualifizierte Mensch, der jemals Präsident geworden ist. Den Großteil seines Lebens hat er so verbracht, wie es typisch ist für eine uns aus spätpubertären Tagen vertraute Art: der böse reiche Junge, der andauernd mit neuen Ideen für eine Party oder einen üblen Scherz ankommt. Enkel eines bekannten Senators und Botschafters; Sohn eines Kongreßabgeordneten, Botschafters, CIA-Chefs, Vizepräsidenten und Präsidenten. Die guten Kontakte seiner Familie brachten ihn nach Yale und Harvard, wo er seine Zeit unter anderem mit solchen Aktivitäten verbrachte, wie neu aufgenommene Mitglieder seiner Studentenverbindung persönlich mit einem heißen Eisen zu brandmarken. Während des Vietnamkriegs verschaffte ihm sein Vater einen Posten in einer Wochenendreservetruppe der Air Force, bei der er gar nicht erst erschien. Die Familie sicherte ihm Millionenkredite von reichen Freunden, um damit Geschäfte zu machen, die samt und sonders den Bach hinuntergingen.

      Der Erfolg stellte sich erst ein, als sein Vater Präsident wurde. Eine Gruppe von texanischen Millionären beschloß, ein mittelmäßiges Baseballteam zu kaufen, und sie setzten gerissen den Sohn des Präsidenten als Generalmanager dieses Teams ein. Seine Aufgabe bestand darin, den Staat Texas dazu zu bringen, dem Team ein Stadion zu bauen, und zwar auf Kosten der Steuerzahler. Bush hatte Erfolg damit; ein luxuriöses Stadion wurde gebaut; die Leute kamen, um sich das Team anzuschauen, und nach ein paar Jahren wurde die Mannschaft für ein Vermögen weiterverkauft. Zum allerersten Mal hatte Bush selbst Geld verdient, und zwar gleich Millionen. In der Zwischenzeit hatte er seinen lebenslangen Exzessen mit Alkohol und Drogen abgeschworen und, wie man so sagt, Jesus Christus in sein Herz gelassen. Sein Auftreten in der Welt des Baseballs, seine neuentdeckte Abstinenz und Gläubigkeit überzeugten seine Drahtzieher, daß er sich um das Amt des Gouverneurs von Texas bewerben solle. 1994 wurde er in ein Amt gewählt, das ihm dank der Eigenheiten des texanischen Rechts wenig mehr als symbolische Macht verlieh, einzigartig unter allen Gouverneursposten.

      Bush ist wahrscheinlich nicht so dumm, wie es unermüdlich von den Cartoonisten und Fernsehkomikern dargestellt wird – auf einer der im Augenblick populärsten Seiten im Internet, bushorchimp.com, werden Fotos von Bush neben die von Schimpansen gestellt –, doch er ist sicherlich der am wenigsten interessierte Mensch auf Erden. Was bisher über ihn bekannt geworden ist, besteht aus dem, was er nicht tut. Er liest keine Bücher, geht nicht ins Kino, schaut nicht fern und hört sich keine Musik an. Trotz seines Reichtums beschränken sich seine bisherigen Auslandsreisen auf einen Strandurlaub in Mexiko und eine kurze Dienstreise nach Saudi-Arabien. Während der fünf Wochen dauernden Auseinandersetzung um die Wahlergebnisse blieb Bush auf seiner Ranch, wo er keinen Fernseher hat. Mit anderen Worten: Bush war die einzige Person in den Vereinigten Staaten, die von den Feinheiten der nicht enden wollenden Geschichte nicht wie hypnotisiert war. Wie bei einem chinesischen Kaiser bestand Bushs Informationsquelle allein in dem, was ihm seine Bonzen zutrugen.

      Er geht um zehn Uhr zu Bett und hält einen langen Mittagsschlaf; er hat stets sein Schlummerkissen bei sich. Er spielt gern Solitaire auf dem Computer, dazu ein Spiel namens Video Golf; seine Lieblingsspeise ist ein Erdnußbuttersandwich. Als Gouverneur las er niemals Akten, sondern ließ sich von Assistenten vortragen; Details langweilen ihn. Seine Schwierigkeiten mit der englischen Sprache sind legendär, und es gibt eine täglich aktualisierte Website seiner verstümmelten Sätze, deren unbeabsichtigter Humor großteils nicht übersetzbar ist. Eine Journalistin hat mal darüber spekuliert, ob er nicht vielleicht eine ernsthafte Leseschwäche habe (Bush erwiderte darauf – und dies ist kein Witz, sondern eine belegte Anekdote: "Diese Frau, die da sagt, ich hätte Dyslexie, also, die habe ich noch nie interviewt!" )

      Doch fast die Hälfte aller Wähler (vierundzwanzig Prozent der möglichen Wähler, denn nur fünfzig Prozent gingen zur Wahl) haben für ihn gestimmt, was weniger Bushs Fähigkeiten als Gores Unbeholfenheit zu verdanken ist. In einem neurotischen Anfall von Starrsinn beharrte Gore darauf, sich von Clinton als Person zu trennen – auch wenn sich nun wirklich niemand vorstellen konnte, daß er seine eigenen Monicas unterm Tisch hocken hätte – und nutzte die acht ökonomisch fetten Jahre Clinton/ Gore nicht für sich. Zudem gab er sich nicht damit ab, Bush mit den weniger populären Seiten der Republikanischen Partei in Verbindung zu bringen, wie zum Beispiel die fortgesetzten Untersuchungen gegen Clinton und die Absetzungsanhörungen – ein sechs Jahre währender Zeitlupenstaatsstreich, der letztlich scheiterte. Am Ende ging es bei den Wahlen nur noch darum, wer als der Nettere ankam. Gore führte sich auf wie ein sehr nervöser Kindergartenleiter, der Ruhe bewahren will, und Bush einfach nur als der nette Kerl, der das Bier zur Party mitbringt.

      Interessen

      Der letzte zutrauliche Hinterwäldler als Präsident, Ronald Reagan, war in seiner Liebedienerei gegenüber dem, wie Eisenhower es nannte, "militärisch-industriellen Komplex" geradezu servil. Steuern auf Unternehmen und Wohlhabende waren verschwindend gering, Verteidigungsausgaben stiegen in astronomische Höhen, das Land verplemperte seinen Überschuß, bis es Schulden in Billionenhöhe hatte. Die Mittelschicht verarmte, und die Armen wurden immer verzweifelter. Bush jedoch ist Teil einer neuen Machtstruktur, einer, die vielleicht noch furchterregender ist: der militärisch-industrielle- christlich-fundamentalistische Komplex.

      Allen, gleich ob links oder rechts, ist klar, daß der unwichtigste Mann der neuen Regierung George W. Bush heißt. Seine Unwissenheit in allen Dingen des Regierens und der Welt ist so umfassend, daß er vollkommen von den Ratschlägen derjenigen in den Spitzenpositionen abhängig sein wird. Viele von ihnen stammen aus dem Pentagon. Dick Cheney, sein Vizepräsident – allgemein als der mächtigste Vize aller Zeiten angesehen – war während des Golfkriegs Verteidigungsminister unter Bush senior. General Colin Powell, der Außenminister, ist ein charismatischer Mann mit der rührenden persönlichen Lebensgeschichte desjenigen, der sich aus der Armut erhebt – doch sollte dabei nicht vergessen werden, daß er dabei half, das Massaker von My Lai während des Vietnamkriegs zu vertuschen, daß er die Contras in Nicaragua beaufsichtigte und sowohl die Invasion Panamas als auch den Golfkrieg leitete. (Seine Berufung in das Amt stellt zudem einen Bruch mit dem ungeschriebenen Gesetz dar, daß Außenministerium und Pentagon, also Diplomatie und Militär, voneinander getrennt bleiben sollten, um sich gegenseitig zu kontrollieren.) Donald Rumsfeld, der Verteidigungsminister, ist ein alter Kalter Krieger, der dieses Amt schon in den Siebzigern unter Gerald Ford innegehabt hat und wohl aus dem künstlichen Tiefschlaf geholt worden ist. Er ist bekannt für seinen Widerstand gegen jede Art von Waffenkontrolle und für seine Begeisterung für die Kriegführung im Weltall.

      Ihre Hauptanliegen werden darin bestehen, das science-fiction-hafte Star-Wars-Verteidigungssystem Ronald Reagans wiederaufleben zu lassen (gegen wen es gerichtet sein soll, ist allerdings unklar), und, was ebenso erschreckend ist, in den Irak zurückzukehren. In ihren Kreisen wird der Golfkrieg als Niederlage betrachtet, weil er nicht mit der Ermordung Saddam Husseins endete. Bush muß seinen Vater rehabilitieren, Cheney und Powell sich selbst. Am ersten Tag der Präsidentschaft Bushs fanden sich auf den Titelseiten der Zeitungen bereits wieder Geschichten von der erneuten Produktion von "Massenvernichtungsmitteln" im Irak. Die einzigen nicht mit Hintergedanken lancierten Meldungen sind die von Erdbeben und Flugzeugabstürzen; alles andere wird immer von irgend jemandem erfunden. Geht es mit der Wirtschaft wieder bergab, womit durchaus zu rechnen ist, dann wird eine Rückkehr in den Irak sicher die willkommenste Ablenkung bieten.

      Clintons Wirtschaftsfreunde stammten zumeist von der Wall Street oder aus Hollywood; seine letzte Handlung als Präsident bestand darin, eine lange Liste von Schreibtischtätern zu begnadigen. Zumindest waren seine Wirtschaftsverbündeten ökologisch korrekt. Bushs kapitalistisches Universum, das sind die Öl-, Chemie- und Autokonzerne. Cheney tauschte seinen Ruf aus den Zeiten Bush seniors gegen den Aufsichtsratsvorsitz einer Ölgesellschaft ein (die verlor unter seiner Ägide ein Vermögen, deshalb zahlte sie ihm letztes Jahr 45 Millionen Dollar, um ihn endlich loszuwerden; ein ‘goldener Fallschirm’, um es einmal charmant auszudrücken). Bushs Stabschef – derjenige also, der die Terminpläne macht und den Zugang zum Präsidenten kontrolliert – war vorher Washingtons Hauptlobbyist von General Motors gegen staatliche Auto-Abgasnormen.

      Clinton hatte ein Moratorium gegen die wirtschaftliche Ausbeutung von bundeseigenem Territorium ausgerufen und mehrere Millionen Acre Land zu geschützter Wildnis erklärt. Bush hat bereits verlautbaren lassen, daß er beabsichtige, dieses Land wieder für Bergbau und Ölbohrungen freizugeben, vor allem in Alaska (selbst sein loyaler Bruder kämpft gegen seine Pläne, vor den Stränden Floridas Ölbohrtürme zuzulassen). Während Bushs Amtszeit als Gouverneur von Texas, als er eine Politik der freiwilligen Einhaltung von Abgasvorschriften verfolgte, entwikkelte sich Houston zur Stadt mit der höchsten Luftverschmutzung in den Vereinigten Staaten – es bedarf keiner weiteren Erwähnung, daß die Schwerindustrie sich keinerlei Mühe gab, sich daran zu halten. Gayle Norton, die neue Innenministerin, weigerte sich als Justizministerin von Colorado, Umweltverschmutzer unter Anklage zu stellen, setzt sich vehement dafür ein, in den Nationalparks Bergbau und Ölbohrungen zu erlauben, und ist Feuer und Flamme dafür, daß die Umweltschutzauflagen nur freiwillig eingehalten werden sollen; sie glaubt nicht, daß die globale Erwärmung von Menschen gemacht ist, und sie ist bizarrerweise dagegen, Gesetze zum Verbot von Blei in Farben zu erlassen. Die neue Chefin der Umweltschutzbehörde ist die ehemalige Gouverneurin von New Jersey, dem nach Texas am stärksten verschmutzten Staat, wo sie sich ebenfalls für die Freiwilligkeit der Umweltgesetze verwendete. Die neue Arbeitsministerin ist gegen Gewerkschaften, gegen Mindestlöhne und Arbeitsplatzsicherheitsvorschriften. Der neue Energieminister, ein ehemaliger Senator, hatte erfolglos versucht, ein Gesetz zur Auflösung des Energieministeriums einzubringen.

      Überzeugungen

      Dies alles ist schon schlimm genug, doch erinnert das an die Reagan-Bush-Ära, als, um nur ein Beispiel zu nennen, die Person, die verantwortlich war für den Schutz bedrohter Tierarten, ein Großwildjäger war, dessen Büro mit den Schädeln der exotischen Tiere geschmückt war, die er geschossen hatte. Neu in der Bush-Ära ist die Macht der christlichen Rechten.

      Während des Wahlkampfs trat Bush unter dem Slogan Compassionate Conservatism an, etwa "Mitfühlender Konservatismus". Im allgemeinen verstand man darunter, daß er sich als Fiskalkonservativer mit sozialem Herz darstellen wollte. Nicht ein einziges Mal gingen die großen Medien auf die Bedeutung dieses Begriffs ein. Er wurde von einem gewissen Marvin Olasky geprägt, einem ehemals jüdischen Kommunisten, der sich zu einem born-again Christian, einem wiedererweckten Christen entwickelte, Herausgeber eines fundamentalistischen Wochenmagazins ist und Autor von Compassionate Conservatism, The Tragedy of American Passion und solchen Machwerken wie Prodigal Press: The Anti-Christian Bias of the Media und Telling the Truth: How to Revitalize Christian Journalism. Olasky ist Bushs, nun, sagen wir mal "Vordenker", und seine Vision vom mitfühlenden Konservatismus stellt ein sehr spezifisches Programm dar: Regierungsgelder, die dazu bestimmt sind, den Armen, Kranken, Analphabeten oder Drogensüchtigen zu helfen, sollten an private christliche Wohltätigkeitsorganisationen weitergereicht werden. Allerdings qualifizieren sich nicht alle – darunter auch einige der bekanntesten – für diese Gelder. Die einzigen Organisationen, die diese Steuergelder erhalten sollen, sind jene, bei denen den Hilfesuchenden Kirchgang und Bibelstudium vorgeschrieben sind. Bush versuchte, in Texas ein solches Programm durchzusetzen, wurde dort aber letztlich von den Gerichten ausgebremst. In der ersten Woche seiner Präsidentschaft hat er bereits ähnliche Pläne angekündigt. Als Mann, der öffentlich kundgetan hat, daß jene, die nicht an Jesus glauben, zur Hölle fahren werden, ist es für ihn nur natürlich, zu übersehen, daß die Trennung von Kirche und Staat zu den Fundamenten der amerikanischen Regierung gehört.

      Während des Wahlkampfes versuchte er seine fundamentalistischen Verbindungen im Hintergrund zu halten und sprach von sich als "Einigender, nicht Trennender". Allerdings hielt er voller Freude eine Rede in einem Evangelikal-College der Bob Jones University, wo Studenten rausgeschmissen werden, wenn sie mit einer Person anderer Rasse ausgehen, und dessen Gründer den Katholizismus als "Religion des Antichristen und als satanisches System" bezeichnete.

      Kaum war Bush Präsident geworden, legte er alle Kreidefresserei schleunigst ab. Seine Amtseinführung war in ihrer besonderen Erwähnung von Jesus Christus statt eines ökumenischen Gottes in gewisser Weise einzigartig. Zum Justizminister, dem wichtigsten innenpolitischen Posten im Kabinett – demjenigen, der alle Bundesrichter und Staatsanwälte ernennt und dafür verantwortlich ist, Bürgerrechte, Umweltschutz- und Antitrustgesetze durchzusetzen – bestellte er den ehemaligen Gouverneur und Senator John Ashcroft, der regelmäßig in Zungen redet (ebenso wie Richter Clarence Thomas, das einzige schwarze Mitglied einer ansonsten rein weißen Pfingstgemeinde) und eine tragende Säule der Bob Jones University ist. Bei seiner Wahl zum Senator vor sechs Jahren goß sich Ashcroft Speiseöl über den Kopf, um sich so im Stile der biblischen Könige selbst zu salben. Vergangenen November wurde er bei der Wiederwahl demütigenderweise von einem Toten geschlagen – sein Gegner war wenige Wochen zuvor bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.

      Ashcroft, der als das rechteste Mitglied des Senats bekannt war – rechter noch als der berüchtigte Jesse Helms –, hat sich gegen jede Form der Empfängnisverhütung ausgesprochen, gegen die Aufhebung der Rassenschranken in den Schulen, gegen öffentliche Förderung der Künste, gegen Umweltschutzvorschriften, gegen Atomtestsperrverträge, gegen den rechtlichen Schutz von Frauen oder Homosexuellen, gegen Regierungshilfe für Minderheiten und gegen Gesetze gegen Alkohol am Steuer. Er glaubt, daß der Mord an einem Arzt, der Abtreibungen durchführt, eine zu rechtfertigende Tötung ist.

      Ashcroft ist nicht nur gegen jede Form von Waffenkontrolle, er ist auch mit einer Organisation namens Gunowners of America verbunden, die glaubt, daß alle Lehrer Waffen tragen sollten, um mit widerspenstigen Schülern fertig zu werden. Solche Ansichten sind im Bush-Team durchaus nicht extrem, und dies in einem Land, in dem die Haupttodesursache bei Kindern Schußverletzungen sind, die meisten durch Unfälle. Als Kongreßabgeordneter stimmte Vizepräsident Cheney gegen ein Gesetz, das Plastikwaffen untersagt, die jeden Flughafenmetalldetektor passieren – ein Gesetz, das selbst von der National Rifle Association befürwortet wurde. Vor ein paar Jahren erklärte Tom DeLay, ein ehemaliger Kammerjäger in Texas, der nun der einflußreichste Mann im Kongreß ist, nach dem Schulmassaker an der Columbine High School in Colorado: "Was erwarten Sie, wenn diese Kinder in die Schule gehen und dort erzählt bekommen, daß sie von einer Horde Affen abstammen?"

      Das bizarrste ist vielleicht, daß sowohl Ashcroft als auch Innenminister Norton wie besessen davon sind, die Niederlage des Südens im Amerikanischen Bürgerkrieg zu rächen. Ashcroft hat u.a. mit einem Neokonföderierten-Magazin namens Southern Partisan zu tun, das den Glaubenssatz vertritt, die Rassen hätten zu Zeiten der Sklaverei am besten miteinander gelebt und "Neger, Asiaten, Orientalen, Hispanos, Latinos und Osteuropäer [verstünden] von Natur aus nichts von Demokratie." Das Magazin produziert unter anderem ein T-Shirt mit einem Bild von Abraham Lincoln und den Worten Sic Semper Tyrannis, ein Ausspruch, den John Wilkes Booth tat, als er Lincoln erschoß. Ein solches T-Shirt trug Timothy McVeigh an dem Tag, als er das Regierungsgebäude von Oklahoma City in die Luft jagte.

      Ashcroft ist derjenige, der für die Einhaltung der Gesetze in den Vereinigten Staaten zuständig ist. Ein Oberstes Bundesgericht, das seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr so offen politisch war, wird verantwortlich für die letztgültige Auslegung dieser Gesetze sein. Der Präsident ist nur eine lächelnde Stoffpuppe, der umgeben ist von erfahrenen und intelligenten Militärs, Industriellen und christlichen Fundamentalisten, die zusammen mit einer republikanischen Mehrheit im Kongreß und ohne Gericht, das sie aufhalten könnte, im Prinzip tun und lassen können, was sie wollen. Die Vereinigten Staaten sind leider kein von Bergen umschlossenes Land im Himalaja oder in den Anden. Ein Erdbeben hier erschüttert die ganze Welt.

      lettre52/2001
      Avatar
      schrieb am 08.10.02 12:38:46
      Beitrag Nr. 75 ()
      SPIEGEL ONLINE - 08. Oktober 2002, 10:58
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,217233,00.html

      Börsencrash

      "Helfen kann nur eine riesige Pleitewelle"

      Nach Überzeugung des Vermögensberaters Jens Ehrhardt hat der Börsencrash auf Raten gravierendere Ursachen als die pessimistische Stimmung der Anleger. Im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE führt der Finanzexperte den Niedergang auf die hohe Verschuldung zurück. Verantwortlich dafür sei US-Notenbank-Chef Alan Greenspan.

      SPIEGEL ONLINE: Ist bei der Entwicklung der Aktienkurse allmählich der Boden in Sicht?

      Jens Ehrhardt: Auf kurze Sicht kann man das nicht so genau sagen. Auf mittlere und lange Sicht bin ich sehr pessimistisch. Denn die wirtschaftlichen Rahmendaten stimmen nicht. Egal ob Unternehmen oder ganze Volkswirtschaften - wo man hinschaut, findet man riesige Schuldenberge. Die kamen nicht zuletzt deshalb zusammen, weil sich die Anleger angesichts der Höhenflüge der Börsenkurse vor zwei Jahren reich
      gefühlt haben. Und wenn ich mich reich fühle, dann kaufe ich mir ein Auto oder dies und jenes - in der Regel auf Kredit. Für den Einzelnen mag das angehen, wenn man die Volkswirtschaft insgesamt betrachtet, ist das natürlich verheerend, denn die Überschuldung wächst ins Unermessliche.

      SPIEGEL ONLINE: Wollen Sie damit sagen, wir haben in den letzten Jahren so weit über unsere Verhältnisse gelebt, dass wir das jetzt erst einmal zurückzahlen müssen?

      Ehrhardt: Betrachten Sie die USA. Auf deren Volkswirtschaft - öffentliche Hand, Unternehmen und Privathaushalte - lastet ein Schuldenberg in Höhe von 30.000 Milliarden Dollar. Das ist praktisch dreimal so viel wie das Bruttoinlandsprodukt und kostet rund 2000 Milliarden an Zinsen im Jahr. Wie ernst die Situation ist, lässt sich daran erkennen, dass die Summe aller in der US-Wirtschaft aufgenommen Kredite in den letzten Jahren ungefähr genau so hoch war. Die USA sind also faktisch pleite. Ein Unternehmen müsste jedenfalls Insolvenz beantragen, wenn seine Schulden so hoch sind wie der Jahresumsatz. Eine höhere Relation konnten sich zeitweise lediglich einige Telekommunikationsunternehmen leisten.

      SPIEGEL ONLINE: Aber viele Unternehmen konnten die hohen Schulden lange Zeit durch Umsatzsteigerungen kompensieren. Wieso funktioniert das jetzt nicht mehr?

      Ehrhardt: Aus der Schuldenfalle führt so eine Geschäftspolitik allenfalls, wenn die Umsatzsteigerungen gewaltig sind. Im Prinzip ist das ein einfaches Rechenexempel: Angenommen, bei einem Unternehmen wären die Schulden so hoch wie der Jahresumsatz und man würde einen Zinssatz von sechs bis zehn Prozent zu Grunde legen. Dann müssten also schon sechs bis zehn Prozent Rendite herausspringen, um allein ihre Zinsen zu bezahlen.

      SPIEGEL ONLINE: Die Baisse ist also kein Stimmungstief der Anleger, wie es viele Analysten immer wieder beschwören?

      Ehrhardt: Nein, das sind Probleme substanzieller Art. Das ist schon an den nicht enden wollenden Gewinnwarnungen zum Ende es Quartals zu erkennen. Und von der Entwicklung der realen Wirtschaft können sich die Finanzmärkte nicht abkoppeln. Wenn es da nicht voran geht, läuft an den Finanzmärkten über kurz oder lang nichts mehr.

      SPIEGEL ONLINE: Könnte sich der Irak-Feldzug zusätzlich verschärfend auf die Krise auswirken?

      Ehrhardt: Das bestimmt, aber er wird eher von den tatsächlichen Problemen ablenken. Insgesamt wiegen die grundsätzlichen Ursachen stärker und unabhängig von einem Krieg. Aber niemand traut sich an die grundsätzlichen Ursachen heran, auch US-Notenbank-Chef Alan Greenspan nicht. Ich vermute, die USA wollen sich mit dem vorgehen gegen den Irak einen niedrigen Ölpreis sichern, der für ihre Volkswirtschaft von existentieller Bedeutung ist.

      SPIEGEL ONLINE: Hat man die Signale nicht rechtzeitig wahrgenommen?

      Ehrhardt: Diejenigen, die sie hätten wahrnehmen können - Börsenbriefe, Anlegermagazine, Analysten, etc. - hatten wenig Interesse daran, ihren potenziellen Kunden reinen Wein einzuschenken. Wenn man die Entwicklung kritisch analysiert, werden Sie feststellen, dass der Niedergang seit längerem andauert - in Japan bereits seit Anfang der neunziger Jahre, bei uns seit 1998.

      SPIEGEL ONLINE: Börsenbriefe und Anlegermagazine legen aber keine Zinssätze fest.

      Ehrhardt: Das ist richtig. Dafür trägt Greenspan die wesentliche Verantwortung. Durch seine Niedrigzinspolitik hat er jahrelang Geld in den Markt gepumpt. Damit hat er die Unternehmen dazu verleitet, Engpässe per Kredit zu überbrücken und die notwendigen Strukturanpassungen zu vermeiden. Die Einstellung war verbreitet: "Der Greenspan haut uns raus und bringt die Wirtschaft wieder auf Touren". Tatsächlich führte das auch immer wieder zu einem kurzen Zwischenspurt der Wirtschaft, aber die Verschuldung blieb jeweils immer auf einem noch höheren Level. Allmählich, so fürchte ich haben wir ein Toplevel erreicht, um im Bild zu bleiben. Die Zinslast der Schulden ist es, die alles bremst.

      SPIEGEL ONLINE: Aber 1998 hat bei uns doch erst der große Börsenboom eingesetzt.

      Ehrhardt: Wenn man genauer hinschaut, waren für die Hausse in erster Linie Technologiekonzerne zuständig, die in Folge ihres Börsenwertzuwachses auch in den Indizes höher gewichtet wurden. Dazu gehört zum Beispiel die Aktie der Deutschen Telekom, die den Dax nach oben getrieben hat. Der Nemax war sogar ausschließlich von dieser Entwicklung getragen. Die traditionellen Branchen sind dem nicht wirklich gefolgt. Wenn man die Situation an den Börsen um den beschriebenen Effekt bereinigt, kommt über einen längeren Zeitraum betrachtet ein kontinuierlicher Abschwung heraus. Das war das Alarmsignal, das die Experten hätte hellhörig werden lassen müssen.

      SPIEGEL ONLINE: Sie demontieren damit ein Denkmal.

      Ehrhardt: Trotzdem bleibt Greenspan für die Kursblase und für die riesige Verschuldung. Er hatte sich vorgenommen, den Märkten immer genügend Liquidität zur Verfügung zu stellen, damit es nicht zu einem Crash kommt, wie 1929. Die Folge davon ist die enorme Verschuldung, unter der wir zurzeit zu leiden haben.

      SPIEGEL ONLINE: Und auf welche Weise ließe sich eine radikale Wende herbeiführen?

      Ehrhardt: Um es klar zu sagen: Helfen kann nur eine riesige Pleitewelle. Damit würden zwar die Gläubiger etwas verlieren, aber die Schuldner könnten wieder anfangen zu wirtschaften. Anders kommen wir von diesem riesigen Schuldenberg nicht herunter.

      SPIEGEL ONLINE: Das scheint ein reichlich utopischer Ansatz zu sein.

      Ehrhardt: Bei vielen Entwicklungsländern haben wir das schon erlebt. Da sind die Schulden einfach gestrichen worden. Auch Argentinien wird seine Schulden nicht zurückzahlen. Die Anleihen, die dahin geflossen sind, kann man vergessen, da bin ich sicher.

      SPIEGEL ONLINE: Wir müssen uns also auf eine Serie von Pleiten einrichten, die wir in der Form bislang nicht für möglich gehalten haben?

      Ehrhardt: Genau das ist der Fall.

      SPIEGEL ONLINE: Welche Branchen wird das betreffen?

      Ehrhardt: Zuerst wird es wohl die Finanzbranche erwischen. Viele der Banken haben sich ja von der Börsenhysterie anstecken lassen. Auch für einige Versicherer, die ihre Rücklagen in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich häufig in Aktien investiert haben, könnte die Lage schwierig werden.

      SPIEGEL ONLINE: Welche Großpleite werden wir als nächstes vermelden müssen?

      Ehrhardt: Für die Commerzbank könnte es eng werden. Weniger wegen der tatsächlichen Finanzlage, die kenne ich nicht genau genug, um die Lage beurteilen zu können. Aber allein die Nachrichten über finanzielle Engpässe könnte das Institut in ernste Schwierigkeiten bringen, wenn die Anleger ihr Geld abziehen. In dieser hochnervösen Stimmung könnte das schnell passieren. Auch MLP und die Beteilungsgesellschaft WCM sind echte Wackelkandidaten. Es werden zwar noch eine Menge Ausreden für die schlechte Lage angeführt, doch darunter leiden in der Regel zuerst die Unternehmen, die über wenig Substanz verfügen.

      SPIEGEL ONLINE: Gut, das sind jetzt die üblichen Verdächtigen . . .

      Ehrhardt: Die Vorhersage der nächsten spektakulären Pleite ist natürlich eine schwierige Übung. Ich könnte mir vorstellen, dass es in Großbritannien noch etliche Versicherungen und Banken treffen wird. Denn diese haben noch viel mehr in Aktien investiert als deutsche Unternehmen. Einzelne Versicherer haben rund achtzig Prozent
      ihrer Anlagen in Aktien. Die deutschen Versicherer haben den Aktienanteil ihrer Investitionen teilweise bereits auf deutlich unter zehn Prozent reduziert.
      Avatar
      schrieb am 08.10.02 20:59:00
      Beitrag Nr. 76 ()
      auch die bertelsmänner haben nichts davon gewußt und waren im widerstand ;)


      Historiker zerstören die Legende von den braven Bertelsmännern

      Verlag förderte die Ideologie der Nazis / Vorstandschef Thielen bedauert frühere Darstellung vom wehrhaften Unternehmen

      Von Matthias Arning (Frankfurt a. M.)

      Wieder zerplatzt eine Legende der Nachkriegszeit: Bertelsmann hat entgegen eigener Darstellungen mit seiner Buchproduktion die Verbreitung der nationalsozialistischen Ideologie befördert und dafür indirekt Zwangsarbeiter beschäftigt. Zu diesem Ergebnis kommt eine unabhängige Historikerkommission. Gunter Thielen, Vorstandschef des Medienkonzerns, bedauerte am Montag, dass "wir mit Büchern Geschäfte gemacht haben, die mit den Werten des Unternehmens unvereinbar sind".

      Thielens Vorgänger Thomas Middelhoff selbst hatte den Stein ins Rollen gebracht. Unabsichtlich, wohl gemerkt, denn der Konzernchef hatte nur in den USA für sein Unternehmen werben wollen. Damals, 1998, zu einer Zeit, in der viele dort genau darauf schauten, welches deutsche Unternehmen sich auf dem US-Markt engagieren wollte. Probleme mit der Vergangenheit galten dafür angesichts der Sammelklagen von früheren NS-Zwangsarbeitern gegen deutsche Konzerne als Hindernis. Middelhoff aber sprach über eine unbelastete Geschichte seines Unternehmens, das vielmehr gegen das Hitler-Regime eine Abwehrhaltung eingenommen habe.

      Das nährte Zweifel. Schließlich hatte Bertelsmann doch Bücher wie Hans Grimms "Volk ohne Raum", einem zentralen Aspekt der nationalsozialistischen Ideologie, hunderttausendfach verbreitet. Der Konzern reagierte auf solche Einwände und setzte umgehend eine Historikerkommission ein. Unter der Leitung von Saul Friedländer verfassten Norbert Frei, Trutz Rendtorff und Reinhard Wittmann einen umfangreichen Bericht über "Bertelsmann im Dritten Reich", den sie am Montag vorstellten. Die Historiker ziehen das Fazit: "Im Vergleich zu anderen Privatverlagen" könne man im Fall Bertelsmann "von einer besonderen Dynamik der - zwangsläufig auch inhaltlichen - Anpassung" an den Nationalsozialismus sprechen. Das Unternehmen "hielt eine besonders attraktive verlegerische Antwort auf den Markt und auf die Ideologie der ,Volksgemeinschaft ` bereit": Mit seinen in Millionenauflagen verbreiteten Heftchen für junge Männer und Frontsoldaten "stellte es sich in den Dienst einer nationalistischen, schließlich rassistischen und antibolschewistischen Propaganda".

      An der Spitze von Bertelsmann stand zu dieser Zeit Heinrich Mohn. Er gehörte zunächst der den Eliten verpflichteten Deutschnationalen Volkspartei an, trat aber nie der NSDAP bei. Mohn, Fördermitglied der SS, knüpfte über seine sechs Kinder Kontakte zu den Nazis: Die beiden Ältesten gehörten "der Partei" an, die Jüngeren der Hitler-Jugend. Unter Mohns Ägide wandelte sich Bertelsmann von einem in der ostwestfälischen Provinz ansässigen Verlag während des Kriegs "zum Lieferanten nationalistischer Massenliteratur": Das Gütersloher Unternehmen versorgte die Wehrmacht mit 19 Millionen Büchern, weit mehr als der "Zentralverlag der NSDAP Franz Eher Nachf.", der es auf 14 Millionen Lieferungen brachte. Bei Bertelsmann explodierten die Gewinne. Das Unternehmen verlagerte Druckaufträge in die Niederlande und ins litauische Wilna. In den dortigen Druckereien setzte man Juden aus dem örtlichen Ghetto ein. Das nennen die Historiker eine "indirekte Beschäftigung ,fremdvölkischer ` Arbeitskräfte".

      Diese Fakten will Bertelsmann jetzt akzeptieren. Der Bericht der Kommission diene als "offizielle Darstellung der Geschichte des Unternehmens", kündigte der heutige Vorstandschef Thielen an. Er bedauerte, dass "die frühere Darstellung erhebliche Lücken und Fehler enthielt".

      frankfurterrundschau.de
      Avatar
      schrieb am 10.10.02 21:27:43
      Beitrag Nr. 77 ()
      PARAGUAY

      Archivar des Schreckens
      Hinnerk Berlekamp

      Einen der vier Alternativen Nobelpreise 2002 sprach das Preiskomitee am Donnerstag einem 65-jährigen Paraguayer zu. Martín Almada wird nicht nur ausgezeichnet, weil er die Schrecken einer der schrecklichsten Diktaturen am eigenen Leibe erlebt hat. Er werde geehrt "für seinen außergewöhnlichen Mut und für seine unablässigen Bemühungen, die Folterer zur Rechenschaft zu ziehen", erklärte die Jury.
      Am 22. Dezember 1992 meldete sich Martín Almada im Justizpalast der paraguayischen Hauptstadt Asunción und forderte Einsicht in seine Polizeiakte. Der Dienst habende Richter fragte bei der Polizei nach, die daraufhin mitteilte, es gebe keine Akte über diesen Herrn. Doch der wusste mehr. Gemeinsam mit dem Richter und einem hinzugerufenen Fernsehteam fuhr er in den Vorort Lambaré und verschaffte sich Zugang zu einer Farm, auf der die Polizei ein wenig Landwirtschaft betrieb. Nach kurzem Suchen wurde man fündig. In einem nur mit einer Kette gesicherten Nebengelass lagerten fünf Tonnen Papier: detaillierte Berichte über Folterungen, Pässe von "verschwundenen" Regimegegnern aus mehreren Ländern Südamerikas, abgefangene Briefe. In einem trockenen Brunnenschacht fanden sich weitere Dokumente und auch ein paar Hitler-Bilder - aufbewahrt für eine Zeit, in der man die gesammelten Erkenntnisse gewiss wieder brauchen würde.

      Das "Archiv des Schreckens" darf heute im 8. Stock des Justizpalastes besichtigt werden, und Almadas anfängliche Sorge, sein Fund könne "der Gleichgültigkeit, dem Erbe von Kollaboration, Angst und Unwissenheit" anheim fallen, hat sich als unbegründet erwiesen. Menschenrechtler und Historiker, aber auch Strafverfolger nutzen das Archiv rege. In Prozessen gegen Regime-Größen aus Südamerika gehörten die von Almada aufgespürten Dokumente über die Kooperation der Diktaturen in der "Operation Condor" regelmäßig zu den wichtigsten Beweisen. Sollte der spanische Richter Baltasar Garzón an diesem Freitag für sein Wirken im "Fall Pinochet" den Friedensnobelpreis erhalten - er hätte es nicht zuletzt der Zuarbeit Almadas zu verdanken.

      Von 1974 bis 1977 saß Almada im Gefängnis, weil seine Doktorarbeit "Paraguay: Bildung und Abhängigkeit" vom damaligen Präsidenten Stroessner als "intellektueller Terrorismus" empfunden wurde. Er wurde wiederholt misshandelt; seine Frau starb an einem Herzinfarkt, als die Diktaturschergen sie die Folterung ihres Mannes per Telefon mit anhören ließen.

      Freigekämpft durch eine Eilaktion von Amnesty International, ging Almada ins Exil nach Frankreich. Er machte Karriere bei der Unesco, veröffentlichte Gedichte aus seiner Haftzeit und sammelte Informationen über die Vorgänge in seiner Heimat. Als er nach Stroessners Sturz nach Paraguay zurückkehren konnte, widmete er sich weiter der Aufklärung der Verbrechen. Erst im April 2002 entdeckte er im 6. Polizeikommissariat der Hauptstadt neue Dokumente. Unermüdlich mahnt Martín Almada, wichtige Strukturen aus der Zeit der Diktatur bestünden fort. Wer ihm vor zehn Jahren den Tipp mit der Farm in Lambaré gab, hat er deshalb bis heute nicht preisgegeben.
      berlinerzeitung.de
      Avatar
      schrieb am 10.10.02 22:01:21
      Beitrag Nr. 78 ()
      WAS AMOKLÄUFER MIT DEN HERREN DER WELTWIRTSCHAFT GEMEIN HABEN
      Der Wahnsinn, die Macht und die Lust am Untergang
      DER "Lügenkapitalismus" mitsamt seinen gigantischen Pleiten - Enron, WorldCom, Lucent, Xerox etc. - wirft eine beunruhigende Frage auf: Gibt es eine Beziehung zwischen "wahnsinnigen Amokläufern" wie dem Erfurter Schüler Robert Steinhäuser und den "Allmächtigen der Welt", wie dem Vivendi Universal-Präsidenten Jean-Marie Messier oder dem Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff? Der "wahnsinnige Chef" bläht sein Unternehmen durch Übernahmen und Fusionen immer weiter auf, will ihm alles einverleiben, bis in einer finalen Explosion alles mit ihm untergeht. Der Amokläufer will im Rausch einer wahnsinnigen, tödlichen Umarmung mit den anderen verschmelzen. Wie lange wollen wir noch - fassungslos und fasziniert - diesen mörderischen Wahnsinn mitansehen? Wie lange lassen wir es uns noch gefallen, von den allmächtigen Chefs globalisierter Unternehmen manipuliert zu werden - von einer Art globaler Sekte, die sich die Individuen und Ressourcen untertan macht?
      Von DENIS DUCLOS *
      * Soziologe, Forschungsdirektor am Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) in Paris. Autor von "Société-Monde, le temps des ruptures", Paris (La Découverte) 2002, und "Entre Esprit et Corps. La culture contre le suicide collectif", Paris (Anthropos) 2002.

      Der große Crash von 1929, schreibt der berühmte amerikanische Ökonom und Sozialhistoriker John K. Galbraith in seiner Untersuchung über Ursachen und Verlauf des "Großen Börsenkrachs", wurde erst durch völlig irrwitzige Investitionen auf den Höhepunkt getrieben.(1) Schon damals stürzten sich in der Wall Street die Banker aus den Fenstern ihrer Büros, und die Psychoanalytiker fragten sich: Sprangen sie aus bitterer Enttäuschung in den Tod, oder war ihr Selbstmord - ähnlich wie bei Gewohnheitsspielern, die ihre Umgebung ruinieren, ehe sie sich selbst zerstören - die Vollendung eines Wahns, in den sie möglichst viele Leichtgläubige hineingezogen hatten - nach einem ähnlichen Muster wie die Gurus einer Selbstmordsekte?


      In Zeiten großer Unsicherheit antworten die individuellen Störungen auf den Erregungszustand des Kollektivs. Die verhängnisvoll auf den Untergang zusteuernde Gewinnsucht der "Allmächtigen der Welt" spiegelt sich im hemmungslosen Verbrechen der Amokläufer, deren "wahnsinniges Töten" die gesellschaftlichen Tendenzen wie in einem Zerrspiegel zur finsteren Karikatur gerinnen lässt. Fasziniert von den Exzessen des kulturellen Verfalls, auf dessen Boden ihre Bluttaten gedeihen, versuchen diese Todesschützen, ihr eigenes Schicksal in einem Vernichtungsakt mit dem der Gruppe zu verbinden, so wie spekulierende Konzernchefs das Vermögen ganzer Völker einsetzen und diese mit in den Untergang reißen.


      Einige prominente Fälle öffentlicher Amokläufe, die im Selbstmord endeten (oder enden sollten), haben sich in Quebec, den USA, der Schweiz, Frankreich und jüngst in Deutschland zugetragen. Da ist Denis Lortie, der am 8. Mai 1984 in der Hoffnung, erschossen zu werden, zuerst die Zitadelle von Quebec und dann die Nationalversammlung stürmte. Er wollte die Regierung töten, der Sitzungssaal war leer, beim Amoklauf durch die Flure wurden drei Menschen getötet, Lortie überlebte. Da ist Marc Lépine, der am 6. Dezember 1989 vierzehn Studentinnen der École Polytechnique in Montreal umbrachte, ehe er die Waffe gegen sich selbst richtete. Da ist Fritz Leibacher, der am 28. September 2001 in den Sitzungssaal des Zuger Kantonsparlaments eindrang, vierzehn Menschen niederschoss und sich dann das Leben nahm. Und da ist Richard Durn, der am 26. März 2002 acht Mitglieder des Stadtrats von Nanterre tötete und tags darauf aus dem Fenster sprang.


      Der Massenmörder - ein mustergültiger Angestellter
      DAS jüngste Beispiel schließlich ist der Amoklauf von Erfurt am 26. April dieses Jahres, bei dem Robert Steinhäuser in seinem Gymnasium sechzehn Menschen (darunter dreizehn Lehrer) und anschließend sich selbst erschoss. In seiner Ankündigung hat Steinhäuser sich explizit auf das Massaker vom 20. April 1999 (Hitlers Geburtstag) in der Schule von Littleton berufen; auch hier nahmen sich die beiden Täter, Eric Harris und Dylan Klebold, anschließend das Leben.


      Jeder dieser Amokläufer hat eine Umgebung angegriffen, mit der ihn eine Hassliebe verband, die ihm nahe war und die er verabscheute: Für Lortie war es erst die kanadische Armee, dann die Nationalversammlung, in der er "das Gesicht seines Vaters" zu erkennen glaubte; für Lépine war es die in seinem Abschiedsbrief geschmähte "Gang der radikalen Feministinnen"(2); für Leibacher "die Zuger Mafia"; für Richard Durn die "lokale Mini-Elite" in Person der "Bürgermeisterin", der Einzigen, die er "absichtlich" treffen wollte. Für Steinhäuser war es das gesamte Lehrerkollegium seiner Schule, für Harris und Klebold alle Mitschüler.


      In irgendeiner Form ist der "wahnsinnige Massenmörder" immer Teil des Ganzen, gegen das er seine Aggressionen richtet, ob Komitee, Versammlung, Parlament, Schulklasse, Institution oder Stadt. Nach Angaben seiner Vorgesetzten war der Gefreite Lortie "ein exzellentes Element". Marc Lépine hatte sich an der École Polytechnique beworben, Leibacher war ein mustergültiger städtischer Angestellter und Durn ein vielseitig engagierter Parteigenosse, humanitär und polyglott. Steinhäuser, der als sympathischer Klassenkamerad beschrieben wird, war ein brillanter Programmierer, Harris und Klebold schließlich galten als ausgesprochen gute Schüler.


      Dennoch hatte jeder von ihnen das Gefühl, keinen eigenen sozialen Wert zu haben, eine "Sache" zu sein, die von "fremden Mächten" gesteuert wird. Der Amokläufer zieht die Feindseligkeit auf sich, die im gegebenen Moment zum Auslöser wird. Um zu existieren, muss er sich von der Mittelmäßigkeit seiner Umgebung abheben. Oft beschließt er im Voraus, so groß wie die Gruppe zu werden, die er niederstrecken wird, als könne ihn nur das Töten in den Augen des Kollektivs angemessen aufwerten. Die Monströsität der Tat macht ihn zum unvergesslichen Helden - "von allen anerkannt", wie Steinhäuser sagte - und wird mit einer Gleichsetzung beschlossen: Sein eigener Tod ist gleich die Summe aller anderen Tode. Wenn ihm der Selbstmord nicht gelingt, verlangt er, dass er von denen, die er angreift, getötet wird. Bei Lortie waren es die Militärkameraden, bei Durn die Mitglieder des politischen Establishments.(3)

      In diesem Wahn gefangen, endet der Amokläufer in einer tragischen Verschmelzung zwischen sich und den anderen, dem Individuum und der Gesellschaft. Ein Rausch, der jedoch nicht nur den "Wahnsinnigen" eigen ist. Er entspringt einer Faszination für die Vereinigung von Körper und Geist (dem Individuellen und dem Kulturellen), die als verborgene Sehnsucht in uns allen steckt.


      Was nun die anderen "Rasenden" betrifft, die fanatischen Verfechter der Globalisierung, so bilden sie eine Art Weltsekte, die danach strebt, an die Stelle der verschiedenartigen Gesellschaften zu treten, das Projekt einer Weltdemokratie aber ablehnt.(4) Diese Weltsekte setzt sich aus einer ebenso faszinierenden wie abstoßenden Gruppe zusammen, sie ist eine so verlockende wie grausame Gemeinschaft, welche die Wünsche der anderen voraussieht, ihre Bedürfnisse steuert, Verträge überprüft, die Menschen als normal oder anormal taxiert und ihnen auf diese Weise die Fähigkeit raubt, noch spontanen Umgang miteinander zu haben.


      Im Zeitalter der Globalisierung bewegen sich die großen Finanzzampanos nicht mehr in der Sphäre der Wirtschaft, sondern auf Regierungsebene. Indem sie eine Währung platzen lassen oder ein Regime stützen, das ihre Vorschriften befolgt, sichern sie ihre Macht als Manager der Welt ab und fordern die demokratischen Prinzipien heraus. Durch ihren Zugriff auf den gewaltigen Kapitalzuwachs der letzten fünfzehn Jahre haben sie bereits ganze Wirtschaftsbranchen vereinnahmt; die übrigen vermögen sie zu kontrollieren, weil sie ihnen vernichtende Operationen androhen können.


      So haben die Geldtransaktionen, das Verschieben von Spekulationskapital, einen Staat nach dem anderen in die Knie gezwungen, erst Mexiko (1994), dann Thailand (1997), Korea (1998), Russland (1999), Brasilien (1999), die Türkei (2001) und schließlich Argentinien (2002). In diesen Erscheinungen scheint sich die Anarchie der Märkte zu äußern. In Wirklichkeit sind sie Beispiele für eine bestimmte Form strategischer Einflussnahme auf Regierungen, die anlässlich wichtiger Entscheidungen einzusehen haben, wer in Wahrheit die Macht ausübt. Eine Art Elektroschlagstock mit geopolitischer Wirkung, der dafür sorgt, dass die geoökonomischen Auftragstäter an die entscheidenden Hebel herankommen. Deren gewalttätige, raffinierte, verlogene und niederträchtige Methoden werden der Öffentlichkeit erst in dem Maße bewusst, wie sie ihre Namen lernt: Enron, WorldCom, Global Crossing, Tyco, Ouest, Imclone Systems, Lucent, Xerox, Vivendi Universal und deren zahlreiche "Berater" wie Arthur Andersen.


      Die Finanzmacht besteht vor allem in der Macht, andere um ihr Vermögen zu bringen. Da sie es sich leisten kann, astronomische Summen über Jahre irgendwo ruhen zu lassen, kann sie den günstigen Moment abwarten und zuschlagen, wenn alle anderen aus dem Rennen sind - ganz wie die wohlhabende alte Dame aus Amerika in dem italienischen Kartenspiel-Filmklassiker Lo scopone scientifico von Luigi Comencini: Alljährlich ruiniert sie ein Elendsviertel von Neapel durch ein Kartenspiel, bei dem immer der die letzte Runde gewinnt, der das meiste Geld in der Kasse hat. Trotzdem lässt das arme Volk nicht ab, Jahr für Jahr seine Ersparnisse zusammenzukratzen und stellvertretend einen Spieler zu entsenden, der dann alles an diese Todesgestalt verliert.(5) Pech oder Masochismus? Vielleicht doch die Faszination der Macht des Geldes an sich, deren Opfer man lieber wird, als dass man die Idee einer egalitären Welt ertragen würde.


      Die Realität übertrifft die Fiktion noch bei weitem. Auch ein Jean-Marie Messier war - bevor er als Boss von Vivendi Universal seinen Hut nehmen musste - mit der Wahrnehmung der Interessen williger Opfer beauftragt, die über ihre Verhältnisse gepokert haben und von sehr viel reicheren Leuten über den Tisch gezogen wurden. Auch er hat das ihm anvertraute Geld durchgebracht - mit dem Unterschied, dass es sich hier um Industrie- und Kulturgüter handelt, um Errungenschaften der Völker, die sie geschaffen haben und sie dann über Nacht loswurden. Ein abgekartetes Pokerspiel - betrieben von einigen internationalen Familien, die auf den Absturz von Vivendi spekulierten - zwang Messier schließlich zum Rücktritt und droht nun Canal+ zu zerschlagen, den Förderer des europäischen Films. Auch der Wasserversorger Générale des Eaux, der französische Spross der sanften Technologien, droht abgestoßen zu werden, damit der Konzern irgendwelche undurchsichtigen Anteile an US-Medienunternehmen halten kann.


      Wie viele Führungskräfte - von France Télécom, Alcatel und Arcelor, von Crédit Lyonnais und Crédit agricole, von Pechiney und von Gemplus - kopierten Messiers Versuche, mit den Gamblern der Hautevolee zu spielen, bis man sie abgezockt hatte und sie den Steuerzahlern zerstörte Unternehmen und offene Rechnungen von mehreren hundert Milliarden hinterließen? Wie viele ach so kultivierte Eliten ließen sich mit Begeisterung übers Ohr hauen, um anschließend ihresgleichen in Armut und Schande zu stoßen?


      Dabei können wir sicher sein: Zwischen zwei kalkulierten Schmeicheleien, die den nächsten Dummkopf an den Spieltisch locken sollen, zerreißen sich die Allmächtigen und ihre perfiden Berater das Maul über die kleinen Möchtegerne, die damit, nolens volens, die aktive Unterordnung ihrer Völker und Eliten unter die einzig wahre Zentralgewalt organisieren. Denn es ist ganz deutlich, dass auf den strategischen Posten europäischer oder asiatischer Unternehmen kaum noch "Einheimische" sitzen, sobald das US-Finanzkapital die Kontrolle übernimmt.


      Aber lassen wir den Kitzel und die Härte des Machtspiels beiseite und kommen zu der grundsätzlichen Frage: Ist der erbitterte Wille, Menschen und Ressourcen zu beherrschen, eigentlich vernünftig? Was bringt er den Siegern? Was hat die Finanzmacht am Ende davon, wenn sie mit brutaler Autorität ganze Berufszweige und Loyalitätsbeziehungen zerschlägt, die ihr im Wege stehen? Die Arbeitslosigkeit grassiert in den USA wie anderswo auch, und die "Herren der Welt" erweisen sich als unfähig, "Projekte für die Werte der Welt" zu unterstützen. Besessen vom Drang, Geldströme in Macht über Menschen zu verwandeln, setzen sie auf Mehrausgaben für den Militär- und Polizeiapparat, statt in das Abenteuer Wissenschaft zu investieren. Immer schneller treiben sie die Zerstörung der Natur voran und schikanieren unzählige Arbeitnehmer und Konsumenten mit dem Zwang, sie zu verehren, nur weil sie die Allmächtigen sind.


      Die Sehnsucht nach der Ekstase im Ruin
      DIESE sich ständig verschlimmernde Bilanz des Börsenkapitalismus, der sich zum "Lügenkapitalismus" gewandelt hat, erweckt den Verdacht, dass diese Herren ein irrationales Motiv umtreibt. Sind sie nicht auf der Suche nach einem Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt? Suchen sie nicht die Ekstase im Ruin, erst dem der anderen, aber am Ende auch ihrer selbst? Selbst ein so fieberhafter Spekulant wie George Soros - im Übrigen ein subtiler Theoretiker der "offenen Gesellschaft" - vertritt die These, die Bestimmung der Märkte sei nicht das Gleichgewicht (wie es die Blindesten der Blinden immer noch glauben), sondern im Gegenteil: die sich selbst verstärkende Katastrophe.


      Erinnern wir uns an die These, der zufolge eine politische Klasse, die allzu lange regiert, aufgrund ihrer akkumulierten Fehler auf das vollständige Scheitern zusteuert. Gilt das nicht auch für die Welteliten, die wie besessen vom Gedanken an drohende Verluste, lieber sinkende Profitraten bekämpfen, als Pläne für eine langfristige produktive Nutzung der Reichtümer zu entwickeln? Kann es nicht sein, dass sich hinter den eisigen Reden über die Geschäftsperspektiven, mit denen sich die Großaktionäre und ihre Stellvertreter an die hoch disziplinierten Massen ihrer Untergebenen wenden, eine glühende Leidenschaft verbirgt: sich - wie die Amokläufer - mit den anderen in einer letzten Gefühlswallung der höchsten Gefahr auszusetzen?


      Das wahre Ziel der "Erfolgsstorys" ist der Fall des Ikarus, der Tod des Gladiators - fieberhaft erwartet vom begierigen Publikum des globalen Zirkus. Messier - der nur einer der vielen Fanatiker ist - hat die Rolle dessen, der das Ich mit dem Universellen verschmelzen lässt, nur gespielt, um den einen dramatischen Augenblick zu antizipieren: den Moment, in dem die wahren Herren - die Familie Bronfman oder andere Kapitalriesen - beschließen würden, die Vivendi-Aktien abstürzen zu lassen, um den arroganten kleinen Frenchie, der bei den Großen mitspielen wollte, auf die Plätze zu verweisen.


      Es sieht ganz danach aus, als fühlten wir uns alle in den Bann eines Spiels gezogen, in dem der Höchstgewinn das "Alles verlieren" ist. Liegt es denn allein an den Manipulationen skrupelloser Berater, dass wir unsere Zukunft durch irgendwelche "Derivatengeschäfte" oder ruinöse Spekulationsfonds aufs Spiel setzen und vergessen, welche desillusionierenden Erfahrungen es in der Vergangenheit immer wieder gegeben hat - etwa die Millionen Rentner, die vor dem Krieg in Europa und den USA durch ungültige Spargutschriften ruiniert wurden?


      Hier muss eine gemeinsame Tendenz zur Selbstvernichtung vorliegen - anders ist die Bereitschaft, alles immer wieder neu aufs Spiel zu setzen, gar nicht zu erklären. Warum zerschlagen, was wir zum Wohl der Allgemeinheit aufgebaut haben: funktionierende öffentliche Dienste, professionelle Kompetenz, uralte Hochschultraditionen, Grundlagenforschung, solide Altersversorgung, staatsbürgerliche Achtung der Armen, Konsolidierung des kulturellen Erbes, internationales Gleichgewicht, eine eigenständige Staatsbürgerschaft?


      Gewiss, es lohnt sich, an bürokratisierten oder chauvinistischen Institutionen zu rütteln, um diejenigen aufzuwecken, die es sich in ihrem Sessel zu bequem gemacht haben. Aber bei all dem Drängen auf permanente Reform wird das Ziel der Befreiung immer suspekter. In seinem bedingungslosen ständigen Drängen erscheint das ultraliberale Denken als Zeichen eines pervertierten, im Grunde selbstzerstörerischen Willens - auch wenn die besten und nüchternsten Elemente der sozialistischen oder liberalen Eliten auf den Ultraliberalismus abfahren.


      Hier ein paar besonders krasse Beispiele. Da werden etwa "Schmalspuroptionen" gefördert (wie etwa die Wahl: welchen Anbieter vom Typ Enron soll ich diesen Monat für meine Stromrechnung benutzen?), die nur Ersatz sind für die wirkliche Freiheit, ohne Konsumzwang zu leben. Da ist der unbändige Drang zur Privatisierung, die in der Konsequenz dazu führt, dass die von der globalen Wirtschaftsmacht unabhängigen Unternehmen ihrer Substanz entleert und ihre Daten zu undurchsichtigen Zwecken ausgeweidet werden, dass ihre Eigenständigkeit lahm gelegt und ihre "staatsbürgerliche" Rolle ausgehebelt wird. Da ist auch die ewige Kritik an den Beamten, die immer zu viele, immer zu "privilegiert" sind - als wünschten wir uns englische Verhältnisse herbei, unter denen alles zerfällt: die Post, die Forschung, die Schulen, das Eisenbahnwesen und die Krankenhäuser. Da ist die Tendenz, systematisch das republikanische Prinzip abzuwerten und damit die Zerstückelung des sozialen Raums zu begünstigen, also die Aufteilung in Ethnien, Interessengruppen, partikulare Gemeinschaften und Marktsegmente. Oder denken wir an die Stigmatisierung der freien Zeit und die Überhöhung kleiner neurotischer Verrichtungen; die "Abstempelung" der Armen, die von einem Schalter zum nächsten geschickt werden, um ihren Status nach allen Regeln der Bürokratie mit "Nachweisen" zu dokumentieren - die ihnen ihre mildtätige Schutzheilige namens Sozialdemokratie eingebrockt hat, die aber von Schuldgefühlen geplagt wird, sobald von angemessenen Löhnen und Arbeitsteilung die Rede ist. Und denken wir schließlich an das Einsperren von so genannten kriminellen Jugendlichen, bis die Mauern der neuen Erziehungsanstalten hochgezogen sind.


      Die Tragik von Herr und Knecht
      DIE Zustimmung zu dieser Logik der sozialen Selbstverstümmelung zeigt fast unverhüllt den Wunsch nach einem wirtschaftlichen und politischen Desaster. Die absurde Perspektive verschärft sich noch durch zwei verführerische Angebote, die implizit dazu gehören, auch wenn man es gar nicht wahrhaben will. Das erste Angebot: Selbst wenn ich mich in einer geknechteten Position befinde, kann ich mir vom System der Sklaverei erhoffen, eines Tages Herr zu sein; und das zweite: Noch in der Vernichtung durch das allmächtige Prinzip werden wir gemeinsam an der Allmacht teilhaben.


      So seltsam der aktuelle Drang zur freiwilligen Knechtschaft erscheinen mag, äußert sich darin doch die ewige Neigung, das Leben, die Freiheit und die Würde jedes Einzelnen aufs Spiel zu setzen - in der Hoffnung, andere durch Gewalt oder grausame Hinterlist zu beherrschen. Von den Zirkusspielen der Römer bis zu "Big Brother", von den amerikanischen "Finanzpyramiden" bis zum Kinderspiel "Die Reise nach Jerusalem" stützt sich das Streben, sein eigenes Unglück zu schmieden, auf den Wunsch, in den Genuss umfassender Machtsysteme zu gelangen, und auf die Versuchung, "sich einzuschließen, um sich zu zerstören".(6)

      Neben zahlreichen Aufständen und Befreiungskämpfen hat es in der Geschichte - von der Taylor`schen Fabrik bis zur heutigen Erpressung durch die employability - eine lange Vergangenheit der knechtischen Infantilisierung gegeben, die eine Bereitschaft der Menschen zeigt, das Unannehmbare zu ertragen und sich manchmal damit abzufinden. Die Selbstausschaltung erfolgloser Bewerber oder Angestellter (das berühmte "schwächste Glied" ) ist mittlerweile selbstverständlich für den unternehmerischen Liberalismus, der seinen morbiden Sadomasochismus unter dem Kennwort "ökonomische Rationalität" verbirgt. Es gibt keine große Firmengruppe, in der das Gesellschaftsspiel, das im Namen der Aktionäre gespielt wird, nicht darauf hinausliefe, Junge gegen Alte auszuspielen, Beamten gegen "Private", Einheimische gegen Fremde, ja sogar Männer gegen Frauen.


      Auf den ersten Blick scheint es die abgeschottete Konzentration auf interne Kämpfe zu ermöglichen, dass Geld gespart und eifriger gearbeitet wird. Bei näherem Hinsehen lässt sich - abgesehen von der aktiven Lust, die Untergebenen niederzudrücken, und dem passiven Genuss, die Herren zu ertragen - eine Neigung zur Selbsterniedrigung erkennen. Merkwürdigerweise geht die moralische Ablehnung jeder faschistoiden Tendenz bei vielen Verfechtern des Ultraliberalismus mit einem Hang einher, die eigene Kultur abzuwerten (möglichst viele Wörter durch amerikanische Begriffe zu ersetzen); mit einer Verzichthaltung (immer dem "internationalen Berater" den Vorzug vor dem heimischen Unternehmen geben); mit der Bereitschaft zum Verrat (Agenturen - die durchsetzt sind von Spionen im Dienst der Macht - bekommen Einsicht in die kostbarsten Archive des Unternehmens), zur Denunziation (sich über den geringsten Widerstand gegen die Hierarchie zu beschweren), zum Misserfolg (die Zerschlagung von Produktionsstätten und den teilweisen Aufkauf durch einen feindlichen Investor zu akzeptieren) und zu aufdringlicher Selbstbezichtigung (immer auf den eigenen, "privilegierten" Beruf schimpfen, und sich scheinheilig zu den "Unterprivilegierten" herunterbeugen).


      Im Unternehmen wie beim Massenkonsum ist die freiwillige vollzogene Selbstvernichtung vor dem "Herrn für alle" (dessen Fähigkeit, jeden Einzelnen wie eine Sache zu benutzen, zum kollektiven Genuss wird) in vollem Gange. Wann sagt man uns endlich die mit allen Mitteln unterdrückte Wahrheit: dass derzeit alles zu Gunsten der Zentralgewalt des einen Herrn umgekrempelt wird? Dabei handelt es sich um nichts anderes als eine weltweite Faschisierung, die sich im Namen des Widerstands gegen den Populismus ausbreitet: das aktuelle Werkzeug einer fortschreitenden Zermalmung aller durch die endgültige Übermacht.


      Wir alle möchten gern zu der Selbstmordsekte gehören, die uns verheißt, den intimsten Teil unserer selbst mit ihrem universellsten Teil zu verschmelzen. Und wir möchten, dass dieser universelle Teil unserem Inneren sein Gesetz auferlegt, damit jeder "lokale" oder persönliche Widerstand in uns erstickt wird. Wir genießen es zu sehen, wie die alten Formen der kollektiven Macht über die spontane Kultur kommunizierender Individuen durch neue Formen abgelöst werden, denn nichts ist Furcht erregender als die Freiheit - selbst für die "Liberalen".


      In diesem Zusammenhang ist die paranoide Ausprägung der amerikanischen Hypermacht eine Bedrohung für den Weltfrieden. Viel gefährlicher aber ist sie für Amerika selbst, das ja einen entscheidenden und oft glanzvollen Beitrag zur Freiheit geleistet hat. Allem Anschein nach vollzieht sich im Inneren der amerikanisierten Weltgesellschaft ein verzweifeltes Ringen zwischen zwei entgegengesetzten Prinzipien. Das ist zum einen die Öffnung zum unabhängigen und abenteuerlichen Leben, das stolz und misstrauisch den Einfällen der Bürokraten trotzt - ein kostbarer Wert, den kein Vertreter der menschlichen Emanzipation verleugnen oder vernachlässigen sollte. Und das ist zum anderen das Ideal der reibungslosen Einordnung (asexueller) Körper und (infantilisierter) Geister in eine umfassende Handelsstruktur, die letztlich für die Geschicke aller verantwortlich ist.


      Wie lange noch wollen wir der Fantasie vom "Allmächtigen der Welt" anhängen und diese liberal-kollektivistische Träumerei zur höchsten Vernunft erklären? Wann werden wir begreifen, dass es für unser Überleben unerlässlich ist, den irrsinnigen Wettlauf in den Selbstmord aufzuhalten? Wann werden wir es wagen, zum Sturm auf jene "globalisierten" Agenturen zu blasen, die in London oder in New York oder in Hongkong ihre Pläne schmieden? Die nichts anderes wollen, als systematisch die sozialen, kollektiven und kulturellen Strukturen kaputt zu machen, die den Völkern dienen, weil nur auf ihrer Grundlage Allianzen des gegenseitigen Respekts zu errichten sind.


      dt. Grete Osterwald

      Fußnoten:
      (1) John K. Galbraith, "Der große Crash 1929. Ursachen, Verlauf, Folgen", München (Heyne) 1989.
      (2) Vgl. Hélène Y. Meynaud, "Blanche-neige et l`épine: femmes, technologies et folies", mit dem Abschiedsbrief von Marc Lépine, Chimères, Nr. 38, Paris 2000.
      (3) Viele "Serienmörder" sind Massenmörder, die ihre Taten über einen längeren Zeitraum verteilen: Viele haben es auf eine bestimmte Kategorie von Menschen abgesehen, organisieren eine dramatische Steigerung, indem sie einen Hauptfeind bezeichnen (meistens eine Mutterfigur) und begehen schließlich Selbstmord oder verlangen, getötet zu werden.
      (4) Das zeigt beispielsweise Washingtons Weigerung, dem internationalen Strafgerichtshofs zuzustimmen.
      (5) "Lo scopone scientifico", 1972, wunderbar dargestellt von Bette Davis, mit dem genialen Alberto Sordi als Partner.
      (6) Wie André Breton 1942 in einem wunderschönen Text ("La clé des champs", Pauvert, 1979) an die in Amerika lebenden französischen Studenten schrieb.


      Le Monde diplomatique Nr. 6822 vom 9.8.2002, 610 Zeilen, DENIS DUCLOS

      http://monde-diplomatique.de/pm/2002/08/09.mondeText.artikel…
      Avatar
      schrieb am 10.10.02 22:08:13
      Beitrag Nr. 79 ()
      antigone
      Mein Marzipangebäck
      hast Du meine Nachricht im anderen Thread nicht erhalten?
      Du kostaberer Juwel, in dieser tristen Welt. Du ersten Sonnenschein auf dem Morgentau.
      Du betörst mein Sinne.

      Dein Schokoladen-Mampfkuchen

      Khan
      Avatar
      schrieb am 10.10.02 22:15:53
      Beitrag Nr. 80 ()
      :laugh: mir schwinden die sinne ;)
      Avatar
      schrieb am 10.10.02 22:21:30
      Beitrag Nr. 81 ()
      antigone
      Du Licht auf meinem Weg.
      Wie kann es sein, dass so viel Sinnlichkeit in Dir steckt.
      Das Blumen ringsum blühen, wenn ich an Deinen Namen denke.
      Wenn Kinder spielen und lachen wenn ich an Deine Posting denke.
      Wenn die Zeit stillsteht und alles sich dreht, wenn ich auch noch diese lese.

      Dein Vanilleeis mit Himmbeerüberguss
      Khan
      Avatar
      schrieb am 11.10.02 06:48:02
      Beitrag Nr. 82 ()
      Was duftet nach Vanilleeis,
      es ist der Chemiewaffenscheiß ...

      ::::::::::::::::::::::::::::::::::::::-----))))))))))))



      http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/13405/1.html


      Nur zu Testzwecken

      Dirk Eckert 11.10.2002

      Bisher geheime Dokumente belegen Einsatz von B- und C-Waffen in den USA

      Biologische und Chemische Waffen gehören neben Atombomben zu den gefährlichsten Waffen der Welt. Die Zahl der Toten kann in die Hunderttausende gehen, eine Unterscheidung zwischen Soldaten und Zivilisten ist nicht möglich. Auch die langfristigen Folgen für Mensch und Natur sind kaum kalkulierbar. Wie jetzt bestätigt wurde, haben die USA zusammen mit Kanada und Großbritannien in den Jahren des Kalten Krieges derartige Waffen entwickelt und getestet.

      Eigentlich sollten Rüstungskontrollvereinbarungen - die B- und C-Waffenkonvention - genau das verhindern. Die Abkommen wurden jedoch mehrfach gebrochen. So wurde nach dem Zerfall der Sowjetunion bekannt, dass das Land im Kalten Krieg im Geheimen an biologischen Waffen gearbeitet hatte. Und auch die USA experimentierten zwischen 1962 und 1971 mit biologischen und chemischen Waffen auf amerikanischem Boden, wie jetzt das Pentagon einräumte.

      Dutzende bisher geheimer Berichte, die das Verteidigungsministerium am 9. Oktober dem Kongress übergab, zeigen das ganze Ausmaß der amerikanischen Versuche mit den Massenvernichtungswaffen. Demnach wurden C-Waffen bei Übungen in Alaska, Hawaii and Maryland eingesetzt, B-Waffen in Florida. Verantwortlich war das Deseret Test Center in Fort Douglas/Utah, der Code-Name lautete "Project 112".

      Insgesamt 134 Tests sollten ursprünglich durchgeführt werden. Soweit heute bekannt ist, wurden 62 gestrichen, 46 fanden statt. Was mit den verbleiben 25 Tests geschah, untersucht das Verteidigungsministerium momentan noch. Es sei aber wahrscheinlich, dass die Tests nicht durchgeführt wurden, heißt es. "Das Ziel der Tests war nicht, die Auswirkungen von chemischen und biologischen Waffen auf die menschliche Gesundheit zu untersuchen. Das Ziel der Test auf dem Land war eher, mehr darüber zu erfahren, wie chemische und biologische Waffen beeinflusst würden durch das Klima, die Umwelt und andere Kampfbedingungen", so die New York Times.

      Bereits im Mai hatte das Pentagon eingeräumt, dass im Kalten Krieg Schiffe samt Besatzung bei Manövern mit C- und B-Waffen besprüht wurden. Doch das war auf hoher See, nicht auf amerikanische Boden. Der Zweck dieser Tests, die unter dem Namen SHAD (Shipboard Hazard and Defense) liefen, bestand darin, die Verwundbarkeit der Kriegsschiffe zu testen und zu sehen, wie diese auf einen Angriff antworten. SHAD war, wie sich herausstellte, ein Teil von "Project 112".

      Das Pentagon versucht jetzt, aufkommende Kritik mit Beschwichtigung zu ersticken. Bei den Nachforschungen sei festgestellt worden, dass einige weniger gefährliche Substanzen in die Umwelt entwichen sind: in Florida ein Pilz, in Hawaii sowieso in der Natur vorkommende Bakterien und ein schwacher chemischer Reizstoff in einer entlegenen Gegend in Alaska. Tödliche chemische Stoffe seien selbstverständlich nicht in die Umwelt gelangt.

      Die an den Manövern beteiligten Soldaten sind laut Pentagon-Mitarbeiter William Winkenwerder Jr. mit den damals zur Verfügung stehenden Mitteln geschützt worden. Winkenwerder räumte ein, dass diese im Vergleich zur heutigen Technik sehr primitiv anmuten. Die Zahl der betroffenen Soldaten wird auf 5500 geschätzt. Unklar ist bisher, ob sich das beteiligte militärische Personal über den Charakter und mögliche Risiken der Übung im Klaren war. Wahrscheinlich ist das nicht: Etwa zur gleichen Zeit waren Soldaten krebserregenden Radarstrahlungen ausgesetzt, und Agent Orange wurde in Vietnam als Entlaubungsmittel eingesetzt.

      Dass die Soldaten Schäden davon getragen hatten, ist auch deshalb zu vermuten, weil die ganze Untersuchung erst dadurch ins Rollen kam, dass sich Veteranen wegen gesundheitlicher Schäden, die ihrer Meinung nach von den Manövern herrührten, an Mike Thompson, einen Abgeordneten der Demokraten aus Kalifornien, gewandt hatten. "Es ist erschreckend, dass 40 Jahre vergangen sind, bis diese Informationen freigegeben wurden", kommentierte Thompson die Enthüllungen

      Pentagon-Mitarbeiter gaben inzwischen freimütig zu, dass die Aufklärung über die Tests nur schleppend voran ginge. Winkenwerder sagte, er könne sich nicht erklären, warum das Militär drei Jahre gebraucht habe, um mit der Untersuchung zu beginnen. Seinen Angaben zufolge gingen die ersten Anfragen von Veteranen 1997 ein. Für das Frühjahr 2003 kündigte er die Veröffentlichung aller relevanter Informationen an.

      Wohl auch wegen anstehender Prozesse hält sich das Pentagon in der Bewertung der Experimente noch sehr zurück. "Es ist leicht, zurück zu schauen und zu sagen, dass etwas besser anders oder besser gemacht worden wäre", sagte W inkenwerder."Aber es ist wichtig, den Zusammenhang und die Zeit zu verstehen." Und das sei der Kalte Krieg gewesen, und die Bedenken, die gegenüber der Sowjetunion gehabt habe, seien ja nicht unberechtigt gewesen.

      Schon damals habe man nicht die Auswirkungen von gefährlichen Mitteln an Menschen testen wollen. Heute hingegen, beruhigtder Pentagon-Mitarbeiter, würden beim Training nur Simulakra von chemischen und biologischen Substanzen verwendet: "Keine Forschungen, Entwicklungen, Tests oder Evaluationen beinhalten die Aussetzung von Menschen an chemische oder biologische Substanzen." Höchstens kleine Mengen von chemischen Substanzen würden an verschlossenen Orten eingesetzt, um Spezialisten zu trainieren, diese zu entdecken, sich davor zu schützen und sich zu
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 10:08:04
      Beitrag Nr. 83 ()
      #81

      kan,

      das licht auf UNSEREM wege!

      warum mag es boardmod wohl nicht scheinen?
      Avatar
      schrieb am 11.11.02 18:29:52
      Beitrag Nr. 84 ()
      Darf ich auch mal?

      Antigone, laß mich Dein Docht sein (von der Kerze, die für sie brennt - was denkt denn Ihr :confused: );
      greif zu, sonst könnt´ er fort sein...
      oder sollt´ ich lieber short sein?
      Mann, bin ich doch ein Bordschwein.

      Hmmm, nicht so gut.

      Neuer Versuch:

      Es hat in tiefer Börsennacht
      ein Verslein zu Papier gebracht,
      der immer schon voll Sympathie
      fürs rechte wie fürs linke Knie

      Nein nein nein, das ist ja auch Schrott :cry:

      Letzter Anlauf:

      Ob Antigone, Antigene,
      ob Upperclass, ob linke Szene,
      ob sinnlos oder sinnbehaftet -
      es klingt, als ob dies wettertaftet...

      Ich geb´s auf.

      Tschuldigung, klappt heut nich :D ...
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 13:20:50
      Beitrag Nr. 85 ()
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 13:29:38
      Beitrag Nr. 86 ()
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 13:35:33
      Beitrag Nr. 87 ()
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 13:37:50
      Beitrag Nr. 88 ()
      Avatar
      schrieb am 04.12.02 07:17:28
      Beitrag Nr. 89 ()
      http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/13715/1.html

      Intelligentes Minennetzwerk

      Florian Rötzer 03.12.2002

      Für die Forschungsabteilung des Pentagon wird ein sich selbst wiederherstellendes Minenfeld entwickelt

      Seit jeher war die überbordende militärische Fantasie ein wesentlicher Motor des technischen Fortschritts. Das
      natürlich auch deswegen, weil in Sicherheit und Überlegenheit in aller Regel viel Geld fließt. Auch mit dem
      ausgerufenen Krieg gegen den Terrorismus werden in den USA, die auch in Zeiten des asymmetrischen Krieges
      sich von keiner anderen Macht überholen lassen wollen, eine Menge an mehr oder weniger unsinnigen und/oder
      bedenklichen Projekten wie das Total Information Awareness System ( Weltweites Schnüffelsystem), die
      Entwicklung eines selbstbewussten KI-Systems ( Denn sie sollen wissen, was sie tun) oder zahlreichen
      Robotertypen ( Wird Bagdad von Robotern erobert?) und künftigen Kampfsystemen ( Minen-Bienen und
      Rettungs-Ratten) entwickelt. Darunter auch ein "sich selbst wiederherstellendes Minenfeld".

      Das geplante Netzwerk mit dem schönen Namen Self-Healing Minefield ist für Panzerabwehrminen gedacht. Es wird denn auch von der DARPA besonders betont, dass es nicht um Antipersonenminen (AP-Minen) han-delt, die nach dem Ottawa-Abkommen verpönt sind. Zwar haben die USA das Abkommen nicht unterzeichnet, aber auch Antifahrzeugminen müssen für Menschen natürlich nicht viel harmloser sein. Anstatt wie bislang oft üblich ein Panzerabwehr-Minenfeld zusätzlich durch AP-Minen zu sichern, soll das neue System intelligente und bewegliche Minen verwenden, die sich gegen jedes Vorgehen der Feinde, gleich ob mit Fahrzeugen oder nicht, automatisch zur Wehr setzen können.

      Schon nächstes Frühjahr sollen auf einem Hektar mindestens 50 Minen vorführen, zu was sie in der Lage sind, um ein bislang statisches Hindernis im Raum, zu einem dynamischen und intelligenten Hindernis zu machen, das sich nach jeder Störung selbst wieder neu organisiert. Die Minen als intelligente Knoten müssen dabei als eine Art Roboter fungieren. Sie sollen autonom einen Angriff erkennen und innerhalb von 10 Sekunden auf Verände-rungen im gesamten Netzwerk reagieren. Daher müssen sie ein Kommunikationsnetz bilden, das ohne Rückgriff auf das GPS sich schnell selbst und alle Knoten mit einer Genauigkeit von einem Meter lokalisieren kann - und natürlich Ausfälle von Knoten toleriert.

      Werden vom Feind Minen entfernt oder gehen sie hoch, so ist die Idee, dass das Netzwerk die entstehenden Löcher bemerkt und durch Verlagerung von Minen die Lücken wieder auffüllt. Neben der kompakten Kommu-nikation sollen die Minen möglichst unter allen Umwelt- und Bodenbedingungen sich bewegen können, wenn dies auch für Panzer möglich ist. Gedacht ist der Einsatz auch in urbanen Umgebungen, dem nach allen strategi-schen Konzepten künftig noch wichtiger werdenden Kriegsschauplatz. Dazu sollen die Minen sich hüpfend in einem "kompakten multi-hopping System" in einer oder zwei Richtungen fortbewegen. Gelungen ist offenbar bereits, dass sich Minen bis zu 10 Meter in einem komplexen Gelände zielgerichtet nach einer Störung zu einem neuen Muster gruppiert haben.

      Das sich selbst wiederherstellende Minenfeldsystem soll auch wiederholten Angriffen Widerstand leisten. Fein-de sollen so wesentlich mehr Zeit aufbringen müssen, um das Minenfeld zu räumen, oder seien gezwungen, das Feld weiträumig zu umgehen. In beiden Fällen wäre der abgebremste Feind dem Beschuss stärker ausgesetzt.

      Schön wäre natürlich auch, wenn solche Minenfelder nicht nur ausgelegt werden und sich dann selbst umgrup-pieren, sondern wenn sie sich nach dem Einsatz auf Befehl auch entschärfen und einsammeln lassen könnten - oder gar selbst auf einen Haufen hopsen. Aber eine solche Entschärfungsoption von Waffen interessiert Militärs eher nicht - und der Rüstungsindustrie ist es wohl auch lieber, nicht wiederverwertbare Minen herzustellen, dafür aber gleichzeitig neben den Minen auch extra noch Mittel wie Roboter für die Beseitigung ihrer gefährlichen Produkte liefern zu können. Damit verdient man dann drei Mal ... Intelligent wären die Minenfelder womöglich aber erst dann, wenn sie auch im Einsatz bewaffnete Feinde von Zivilisten unterscheiden könnten.

      Auch wenn durch das Verbot von Antipersonen-Landminen wahrscheinlich die Zahl der jährlich getöteten Men-schen von einst durchschnittlich 26.000 auf 15.000 bis 20.000 zurückgegangen ist und Mitgliedsstaaten des Abkommen AP-Landminen zerstören, so sind noch immer 90 Länder der Erde mehr oder minder stark minen-verseucht. Nach dem letzten Bericht der International Campagin to Ban Landmines ( ICBL) haben Indien und Pakistan im Zuge ihres Konflikts seit Dezember 2001 wieder in einer der wohl weltweit größten Aktion zahlrei-che Antipersonenminen entlang der gemeinsamen Grenze ausgelegt. Die meisten Opfer durch Landminen gab es in Afghanistan, Tschetschenien, Kambodscha, Angola, Indien und Nordirak. In mindesten 14 Ländern wurden Antipersonenminen auch von Oppositionsgruppen gelegt. Und auch wenn Antipanzerminen nicht
      mit AP-Minen gesichert werden, so können sie militärische Fahrzeuge nicht von zivilen unterscheiden und blei-ben, solange sie ausgelegt sind, schlicht eine gefährliche Barriere auf lange Zeit.


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