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    Eddi zieht angesichts der Umfragen die Reissleine - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 16.09.02 00:05:00 von
    neuester Beitrag 16.09.02 07:14:16 von
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      schrieb am 16.09.02 00:05:00
      Beitrag Nr. 1 ()
      Stoiber greift zum Nothammer

      Die Union versucht mit allen Mitteln, die Stimmung eine Woche vor der Bundestagswahl noch einmal zu ihren Gunsten zu wenden. Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) will jetzt die Zuwanderung zum Wahlkampfthema machen - und löst damit eine Welle der Empörung aus.


      Berlin - Die Union will trotz heftiger Kritik von Rot-Grün das Thema Zuwanderung in den Mittelpunkt der letzten Wahlkampfwoche stellen. "Hätte Rot-Grün ein Gesetz zur Begrenzung der Zuwanderung vorgelegt, wäre das Thema erledigt", sagte Stoiber. Er reagierte auf eine Warnung von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), die Ausländerpolitik zum Wahlkampfthema zu machen. "Das wäre ein Akt der Verzweiflung und würde den inneren Frieden in Frage stellen", sagte der Kanzler im SPIEGEL-Gespräch. Die Grünen warfen der Union einen "schäbigen Kurswechsel" vor.
      Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) kündigte an, er werde am Montag mit dem saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller (CDU) ein "Sofortprogramm Zuwanderung" vorstellen. Die Union werde im Fall eines Wahlsieges Teile des rot-grünen Zuwanderungsgesetzes "sofort kassieren", so Beckstein gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

      Zuvor waren Meinungsumfragen bekannt geworden, die eine Woche vor der Bundestagswahl am 22. September für Rot-Grün zum ersten Mal seit Monaten eine Mehrheit sahen. CDU-Chefin Angela Merkel sagte, die Union werde bei der Zuwanderung die Verbindung zum Arbeitsmarkt und Defizite der Integration hervorheben.

      Beckstein will Punktesystem kippen



      Beckstein warf Rot-Grün vor, das im Frühjahr in einer tumultartigen Sitzung des Bundesrates verabschiedete Gesetz weite die Zuwanderung massiv aus. Die Union werde das Auswahlverfahren, wonach die Zuwanderung von Ausländern nach einem Punktesystem geregelt wird, nach einem Wahlsieg beseitigen. Er sprach von einem Herzstück des rot-grünen Zuwanderungsgesetzes, "das unabhängig vom arbeitsmarktpolitischen Bedarf und ohne Vorliegen eines Arbeitsplatzangebots die Zuwanderung ermöglicht".

      Zudem wolle die Union für neu einreisende und bereits hier lebende Ausländer ein "umfassendes Integrationskonzept" entwickeln. Beckstein ist im Wahlkampfteam von Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) als Innenexperte vertreten und soll im Fall eines Wahlsiegs das Amt des Innenministers übernehmen.

      Merkel sagte, Zuwanderung sei nicht ein "rechtes, sondern ein soziales Thema". "Denn nicht die Besserverdienenden müssen zusätzlich die Last der Integration erbringen, sondern die sozial Schwächeren in den städtischen Problembezirken."

      Schröder: "Akt der Verzweiflung"

      Bundeskanzler Schröder warnte die Union davor, die Tonart in der Zuwanderungspolitik zu verschärfen. Bislang sei nicht der Versuch gemacht worden, auf dem Rücken von Menschen, die sich nicht wehren könnten, Wahlkampf zu machen. "Ich hoffe, dass sich die vernünftigen Kräfte in der Union durchsetzen", sagte Schröder dem SPIEGEL.



      SPD-Fraktionschef Ludwig Stiegler warf Kanzlerkandidat Stoiber vor, dieser greife "zu dreisten Lügen" über das Zuwanderungsgesetz. Nicht die Zuwanderung, sondern ihre Begrenzung stehe im Mittelpunkt des Gesetzes. Inländer hätten absoluten Vorrang bei Arbeitsplätzen und Qualifizierungsmaßnahmen.

      Stoiber hatte im Bundestag das rot-grüne Zuwanderungsgesetz scharf angegriffen und der Regierung vorgeworfen, für einen Zuwachs an Einwanderern nach Deutschland zu sorgen. Das sei angesichts der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt nicht zu verkraften.

      Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) hat der Union vorgeworfen, mit dem Thema Zuwanderung in der letzten Wahlkampfwoche "Stimmungsmache" betreiben zu wollen. Die Union versuche, "rechte Stimmungen" zu mobilisieren und in Wahl-Stimmen umzusetzen. "Wenn hier versucht wird, rechte Stammtisch-Stimmungen auf Grund von Hetze gegen Minderheiten in Mehrheitsstimmen umzumünzen, dann müssen wir dem klar entgegentreten", sagte Fischer bei einer Wahlkampfveranstaltung in Aachen.


      Die Union argumentiere beim Zuwanderungsgesetz mit den Arbeitslosen. "Das ist eine unglaubliche Heuchelei", sagte Fischer. Das bayerische Sozialministerium suche auf ihrer Homepage im Internet Pflegekräfte in Polen. "Das ist bitter, weil das das ganze Ausmaß der Heuchelei zeigt, aber auch die Infamie dieser Kampagne", sagte Fischer.

      Auch Grünen-Parteichefin Claudia Roth übte scharfe Kritik an der Union. Stoiber zeige "mit dem Rücken zur Wand doch noch sein wahres Gesicht", erklärte sie in Berlin. Es sei verantwortungslos, Arbeitslose gegen Flüchtlinge und Migranten auszuspielen. Rot-Grün habe eine moderne Einwanderungspolitik zum Gesetz gemacht, durch die auch neue Arbeitsplätze entstünden. "Nicht ohne Grund haben ja auch die Wirtschaft und die Gewerkschaften wie übrigens auch die Kirchen dem rot-grünen Zuwanderungsgesetz zugestimmt", sagte Roth.



      Über das Zuwanderungsgesetz war es Ende März im Bundesrat zum Eklat gekommen, weil Bundesratspräsident Klaus Wowereit (SPD) die uneinheitliche Stimmabgabe des SPD-CDU-regierten Brandenburgs als Ja gewertet hatte. Das Gesetz erhielt dadurch eine knappe Mehrheit. Bundespräsident Johannes Rau setzte das Gesetz dennoch in Kraft, empfahl aber die Überprüfung des Bundesrats-Verfahrens durch das Bundesverfassungsgericht. Mehrere Unions-regierte Länder hatten daraufhin im Juli Klage in Karlsruhe eingereicht.
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      schrieb am 16.09.02 07:14:16
      Beitrag Nr. 2 ()
      http://www.ftd.de/sp/ak/1032113049900.html?nv=tn-rs

      Leitartikel: Trumpfkarte Zuwanderung

      Die von den Umfragen signalisierte Wahlniederlage im Blick, spucken die Christsozialen nun die zuvor gefressene Kreide wieder aus - und stürzen sich gezielt genau auf das Thema, mit dem auf den letzten Metern des Wahlkampfs die maximale populistische Ausbeute zu machen ist: die Zuwanderung.

      Der im Unions-Kompetenzteam für Innenpolitik zuständige bayerische Innenminister Günther Eckstein wird am Montag klarmachen, dass die Union die Idee einer multikulturellen Gesellschaft nicht akzeptiert. Auch wird sie die allgemein anerkannte These ablehnen, dass Zuwanderung den Druck einer schrumpfenden Bevölkerung auf die Wirtschaft und auf die Sozialsysteme mildern kann.

      Schon Ersteres ist außerordentlich bedenklich und zeigt, dass CDU/CSU nicht bereit sind, die gesellschaftlichen Realitäten anzuerkennen. Deutschland ist längst ein Einwanderungsland. Letzteres aber ist sogar gefährlich, weil es das wirtschaftliche Wachstumspotenzial der kommenden Jahre bedroht. Damit konterkariert die Union den zentralen Ansatz ihres eigenen Wahlkampfs, dem zufolge sie sich vor allem für Arbeit und Wachstum stark machen will.

      Zudem wollen die Unionsparteien mit dem Punktesystem ausgerechnet den Teil des Gesetzes kippen, der sich in vielen Ländern als Instrument zur Zuwanderungssteuerung bewährt hat und sicherstellt, dass qualifizierte Ausländer kommen. Das sind jedoch gerade diejenigen, die keinem Deutschen den Job wegnehmen, sondern Arbeitsplätze schaffen: Ohne sie könnten viele Aufträge nicht erledigt werden; wichtige Wachstumschancen blieben ungenutzt.

      Weitere Leitartikel zu den Themen "Rede aus dem Abseits" und "Klappe, die dritte" in der FTD-Ausgabe vom 16.09.2002.

      © 2002 Financial Times Deutschland


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