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    GEDANKEN ZUR POLITIK DER AMERIKANER - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 25.09.02 15:51:59 von
    neuester Beitrag 06.01.03 14:17:53 von
    Beiträge: 18
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      schrieb am 25.09.02 15:51:59
      Beitrag Nr. 1 ()
      Hier einmal einer der besten Artikel, den ich seit langem zu einem politischen Thema gelesen habe:



      ABGRENZUNG UND PROJEKTION


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      GEDANKEN ZUR POLITIK
      DER AMERIKANER



      Um politische Zusammenhänge verstehen zu können, ist es wichtig, die Hintergründe zu verstehen. Sind die Hintergründe erkannt und verstanden, dann lassen sich auch die Veränderungen sehen und durchschauen, die ablaufen, und zum Teil sogar die kommenden Veränderungen. Denn solange bestimmte Voraussetzungen gegeben sind, werden daraus Zustände und Verhaltensweisen resultieren.

      Man mag denken, die Hintergründe bestünden aus Fakten, aus materiellen Gegebenheiten, aus den sogenannten nüchternen Tatsachen. Nichts ist weniger der Fall als das. Die Vordergründe bestehen daraus, aber nicht die Hintergründe! Die Hintergründe haben sehr intim mit dem Denken der Menschen zu tun. Das Denken, die jeweilige Interpretation der (vermeintlichen) Tatsachen ist es, wodurch Schlußfolgerungen zustande kommen. Denkkategorien und Werturteile sind stärker, starrer, solider und festgefügter, als es sämtliche Betonfundamente unserer Städte, Fabriken und Verkehrseinrichtungen je sein könnten.

      Deshalb ist es wichtig, sich diese Voraussetzungen klar zu machen. Das Nicht-Bewußtmachen von Denkvoraussetzungen ist es, das Dinge so geschehen läßt, wie sie geschehen, und das Bewußtmachen dieser Voraussetzungen ist es, das Dinge verändert. Die eigentliche Veränderung spielt sich innen ab, in uns selbst — und nicht in irgendwem, z.B. in Politikern, sondern nur in einem einzigen Menschen, nämlich in Ihnen, der Sie dies hier jetzt lesen.


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      Ich möchte hier etwas zu der These "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns" schreiben, die die amerikanische Politik zur Zeit bestimmt. Diese These ist nur ein Beispiel. Es geht um ein Denken, das jeder von uns kennt. Ein Denken, das Grenzen zieht; ein von Ablehnung dominiertes Denken. Ist es nicht viel eher ein Fühlen statt ein Denken, und sind wir dann nicht eher bei einem psychologischen Problemfall anstatt einer geistigen Thematik? Steht nicht Angst hinter jedem derartigen Denken? Müßte man nicht erst diese Angst ausräumen — Angst, die dazu führt, daß man sich zu schützen sucht vor vermuteten Angriffen; Angst, die Befürchtungen erzeugt und Mißtrauen stimuliert statt Vertrauen und Offenheit? Und ist nicht solche Angst zuweilen sehr verständlich, etwa nach den Anschlägen des 11. September in den USA?

      Mir ist wichtig, daß verstanden wird: Es gibt keine Erklärung für Angst, für Befürchtungen, für Abgrenzung und Ablehnung. Denn: Was hier als emotionale Reaktion erscheint, ist in Wahrheit ein Denkmuster wie viele andere auch. Man könnte es auch ein grandioses Mißverständnis nennen.


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      Um das zu belegen, gehe ich auf die Mechanismen der Ablehnung hier genauer ein. Diese Mechanismen sind nicht psychologisch; sie sind mental — ja, sie sind so etwas wie prinzipielle Konstituenten von typischen Verstandesmustern.

      Wir kennen aus der deutschen Geschichte ein gutes Beispiel: Den Judenhaß, diesen Hauptirrtum der Nationalsozialisten und all ihrer Mitläufer. Oder den sogenannten Fremdenhaß ganz allgemein, wie er in vielen Kulturen immer wieder auftaucht.

      Diesen Haß auf andere kann man nicht so einfach mit objektiven Gegebenheiten erklären. Warum hassen in Nordirland Protestanten Katholiken und Katholiken Protestanten? Weil es ihnen sozial gesehen so schlecht geht? Weil der Wohlstand nicht hoch genug ist? Die These ist offensichtlich unhaltbar. Mir scheint überhaupt, daß viele derartige Erklärungsthesen menschlichen Verhaltens unhaltbar sind: Menschen fühlten so und so, weil es ihnen so und so ginge; weil sie in diesen oder jenen Lebensumständen lebten. Oder weil sie diese oder jene kulturelle Prägung hätten. Man hat scheinbar die Ursachen am Wickel, und wenn man genauer hinblickt, schaut man auf leere Hände.

      Den US-Amerikanern geht es nicht schlecht und auch mit den Anschlägen vom 11. September läßt sich nicht erklären, weshalb nun versucht wird, die ganze Welt vom Unheil und vom vermuteten Bösen zu reinigen. Selbst mit der Religion läßt es sich nicht erklären (das Vorgehen erinnert mich eher an jüdisches denn an christliches Denken). Vielmehr haben wir eine Kultur vor uns, die so stark floriert und in der Welt so dominant ist wie selten zuvor — die momentan geradezu konkurrenzlos ist.

      Ich halte das, was gerade passiert, für nichts anderes als für eine historische Ausprägung eines altbekannten Musters; und wenn dieses Muster erkannt und verstanden ist, wird auch klar, worin seine Faszinationskraft liegt. Es scheint mir so, als sei es gerade dieses Denkmuster, das wie ein lebendes Wesen von Zeit zu Zeit, in allen uns bekannten Jahrhunderten der Menschheitsgeschichte, zum Leben erwacht und zu handeln beginnt. Dieses Muster ist der Hintergrund, und sonst nichts. Dieses Muster ist Ursprung und Ursache, und es tritt wie ein fruchtbarer Erzeuger ins Leben, der den Umständen seinen Stempel aufdrückt.


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      Ablehnung ist Projektion. Was passiert, wenn wir das an unserem Beispiel genauer untersuchen, dabei? Es ist ein Nach-außen-Bringen der inneren Unzulänglichkeiten der (US-)amerikanischen Kultur und der amerikanischen Menschen. Das Problem ist dort, daß man sich einem Perfektionsideal stellt, das unerfüllbar ist. Unbewußt leidet man unter den eigenen Forderungen nach Güte, Schönheit und Freundlichkeit; nach Produktivität, ganzheitlicher Harmonie und Intelligenz; nach Mut, Tatkraft und Hingabe.

      Es ist Menschen nicht möglich, derartigen Idealen wirklich gerecht zu werden. Vielleicht kurzzeitig, in ekstatischen Momenten, aber nicht auf Dauer. Der eigentliche Irrtum besteht darin, daß es bereits falsch ist, solche Ideale überhaupt zu verfolgen. Jegliche Ideale, die verfolgt werden, führen zu einer unbewußten Gegenreaktion des Lebens (des Lebens außen und des Lebens innen). Man könnte auch sagen: Die Natur selbst steht dem entgegen. Die Natur selbst ist anders, als was Menschen für wertvoll und erstrebenswert halten.

      Wer dies genauer erkennen kann, hat den Schlüssel, um das Phänomen zu durchschauen. Die Menschen wollen besser sein, als sie sind. Das Problem der Menschen ist nicht, daß sie schlecht wären (wie viele schlecht verstandene Religionen und vordergründige Ideologien immer wieder behaupten) — das Problem der Menschen ist, sich zu viel Mühe zu geben, also zu gut sein zu wollen.

      Die eigentliche Herausforderung, die Leben und Wahrheit uns stellt, besteht darin, uns selbst zu akzeptieren — aber wer das nicht weiß und wer nicht gewohnt ist, diesem Wissen den nötigen Stellenwert einzuräumen, der beginnt, nach Verbesserung zu streben — und damit beginnt bereits das Unheil. Die Gerechten sind es, die die Welt aus dem Lot bringen, nicht die Ungerechten!

      Aus diesem Bemühen um Werte und Großartigkeit erwächst Projektion — und das ist zugleich der Beweis für meine Überlegungen. Denn Nordamerikaner tendieren auf sehr naive Weise dazu, die Menschen anderer Kulturen unterzubewerten. Warum aber? Weil diese tatsächlich unterlegen wären — diese armseligen Inder in ihren Lumpen, diese ameisenhaften Chinesen mit ihrer Diktatur, diese aidskranken Afrikaner in ihren schmutzigen Hütten? Diese Menschen sind nicht unterlegen — und weder ihre Kultur noch ihr Denken noch ihre Lebensgewohnheiten sind unterlegen. Ärmlich sind alle gleichgeschalteten Massenkulturen und dazu gehört vor allem die nordamerikanische mit ihrem hohlen Kitsch und ihren ausgetüftelten Ablenkungstricks. Die Ablehnung basiert nicht auf Fakten — sie basiert auf Projektion: Das, was US-Amerikaner (und nicht nur diese; in Deutschland und Mitteleuropa ist diese Sicht ebenfalls extrem verzerrt) sehen, ist ihr eigenes Verleugnetes. Sie wollen ihre eigene eigene Unvollkommenheit, ihre eigene Gewalttätigkeit, ihre eigene Gier, ihren eigenen Fanatismus, ihre eigene Gefühllosigkeit und Unsensibilität nicht sehen — genau so wie Hitlerdeutschland die eigenen Unvollkommenheiten nicht sehen wollte und auf die Juden und andere projizierte.

      Ich nannte es einen intimen Mechanismus, denn dieser Mechanismus spielt sich heimlich, still und leise in jedem von uns ab. Nur wenn das gesehen wird, kann auch im Großen, im angeblich so wichtigen Weltpolitischen derselbe Mechanismus gesehen und wahrgenommen werden. Wer hat nicht dieses Problem; bei wem keimen nicht immer wieder diese Abgrenzungsmuster auf: Ich habe recht und der andere unrecht; ich will das Gute und der andere das Böse; ich bin ehrlich und der andere unehrlich — und vor allem: Ich bin wohlmeinend, der andere aber nicht.

      Es ist immer dasselbe, so zu denken: Meine Werte sind richtig und anständig; die des anderen weniger oder gar nicht. Ist das nicht fast schon natürlich, so zu denken? Nimmt nicht jeder automatisch von sich das Bessere an? Schauen wir nicht alle auf die Lebens- und Denkweisen anderer Menschen herab, und umso mehr, je weiter weg sie in exotischen Ländern und Kulturen leben?


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      Der Irrtum der Amerikaner liegt darin, daß sie mit ihrem Wertesystem und Denken allgemeine Gültigkeit beanspruchen, dabei aber die Andersartigkeit der anderen ablehnen und vielfach verteufeln. Sie denken, sie stünden für Freiheit, aber ihre Vorstellung von Freiheit hat mit echter Freiheit bereits überhaupt nichts mehr zu tun — denn Freiheit kann nie ein bestimmtes Wertesystem und Denken sein, sondern ist viel größer und umfassender. Freiheit ist alles, was ist. So umfaßt Freiheit beispielsweise auch das Denken der Abgelehnten.

      Wahre Freiheit ist nur möglich, wo nicht einmal mehr kleinste Spuren von Projektion eigener Unzulänglichkeiten nach außen stattfindet. Deshalb muß, wer Freiheit will und zur Freiheit beitragen möchte, mit der eigenen Kleinheit und Dummheit und Beschränktheit zu leben beginnen. Statt zu versuchen, besser, reiner und freundlicher zu werden, muß er ertragen lernen, daß er genau so schwach und fehlerhaft ist wie diejenigen, die er in seiner äußeren Umgebung als mit diesen Eigenschaften behaftet wahrnimmt. Er muß erkennen, daß das, was er dort draußen vermeintlich zu sehen bekommt, nur Aspekte seiner selbst sind. Also Spiegel.

      Nur wenn in den Spiegel geschaut wird, wieder und wieder, in jeder neuen Situation von neuem, ist die Rücknahme der Projektion möglich. Und nur dann schwindet die Ablehnung.

      Ich spreche nicht von Liebe und von der Ausübung irgendwelcher guten Absichten, lieben zu wollen. Es reicht, die Krankheit der mentalen Verwechslung des Innen und des Außen zu erforschen und zu durchschauen. Das reicht, betroffen zu sein. Und wer so betroffen ist, der wird um einiges stiller und kleinlauter.

      • Gerd-Lothar Reschke •
      24.9.2002


      Quelle: http://www.reschke.de/ideenmagazin/i_abgrenzung.htm

      Vielleicht sollten sich auch diejenigen, die das jeweils andere politische Lager hier wechselseitig beschimpfen, einmal ein paar Gedanken darüber machen....;)

      Happy Trading

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 25.09.02 16:07:09
      Beitrag Nr. 2 ()
      Artikel ist sehr gut - Danke.

      gruß
      rudi
      Avatar
      schrieb am 25.09.02 16:24:17
      !
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      Avatar
      schrieb am 25.09.02 16:32:33
      Beitrag Nr. 4 ()
      @ JoeUp

      Dein Posting irritiert mich ein wenig, da ich den Zusammenhang mit meinem Eingangsposting nicht ohne weiteres herstellen kann. Ein paar Vermutungen habe ich zwar schon, aber es wäre schöner wenn Du den von Dir gemeinten Zusammenhang selbst herstellst.

      Happy Trading

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 25.09.02 16:35:27
      Beitrag Nr. 5 ()
      Buch-Tipp von gestern abend aus dem 3sat-Kulturmagazin "Kulturzeit" -
      ebenso empfohlen in zwei ARD-Kulturmagazinen

      Schlechte Neue Welt? -
      Der Historiker Dan Diner polemisiert gegen den
      Antiamerikanismus

      Amerika ist nicht von dieser Welt. Amerika ist der Fortschritt, das Versprechen, die Zukunft. Amerika steht für die Moderne schlechthin, sagt der Historiker Dan Diner, auch wenn das in der momentanen Gefühlslage schwer verständlich scheint. Amerika schwebt, losgelöst von den Fesseln der Tradition. Für die Menschen in der alten Welt ist Amerika ein Ort der Zuflucht. Ein Land, das sich weder auf Ethnie, noch auf Muttersprache oder auf Religion stützt. Aber es ist auch eine massive Bedrohung. Diese Ambivalenz ist so alt wie die Gründung der Vereinigten Staaten. Schon die Romantik zeichnete das Bild einer Masse kulturloser, entseelter Menschen. Die Herrschaft des geschäftstüchtigen Pöbels. Klischees, die bis heute andauern: Amerika - ein Feindbild.

      Dan Diner sieht die große Gefahr darin, "dass alles, was für Europa spricht und was Europa ist, nämlich Tradition und Kultur im Sinne einer akkumulierten Patina des Selbstverständnisses, in Amerika vergeht wie in der Sonne". Aber da Amerika "nicht nur ein Ort, sondern auch eine Zeit" sei, liegt die große Bedrohung, die von Amerika ausgehe nicht darin, dass die Vereinigten Staaten über ihre Grenzen hinaustreten: "Vielmehr wird das, was Amerika heute ist, unser aller Zukunft sein." Dan Diner hat eine Polemik gegen den Anti-Amerikanismus geschrieben. Darin zeigt er, wie der einstige Befreier und Wohltäter in der Bundesrepublik angesichts der politischen Realität in die Kritik gerät, die bald in eine Dämonisierung Amerikas umschlägt. Selbst in der politischen Linken gedeihen die Antiamerikanischen Ressentiments. Damit steht der Protest gegen Amerika unter Generalverdacht. Schon vor 20 Jahren sagte Heinrich Böll: "Es ist nicht anti-amerikanisch, wenn man sich gegen die Politik einer amerikanischen Regierung wehrt." Globalisierungskritik ist heute ein beliebtes Forum für Antiamerikanische Demonstrationen. Doch, wie diese voneinander unterscheiden? Dan Diner sieht die Unterscheidung zwischen Antiamerikanismus als Affekt oder Ressentiment, vielleicht auch als Weltanschauung, und den negativen Auswüchsen Amerikas als "sehr dünn" an. Es träten häufig Vermischungen auf - wie er es in seinem Buch formuliert: "Man kann mit der Wahrheit lügen - empirisch wahr, kontextualisiert man sie in einer Weise, die verfälscht." Die Terroranschläge vom 11. September zeigen, dass sich die Alte und die Neue Welt gefährlich nahe gekommen sind. Amerika steht vor der Herausforderung, sein eigenes Territorium gegen Angriffe schützen zu müssen. Gleichzeitig betreiben die USA eine Politik der Stabilisierung unsicherer Staaten wie Afghanistan. Das derzeitige außenpolitische Engagement der USA ist für den Geschichtswissenschaftler Dan Diner Ausdruck einer neuen historischen Situation.

      Interventionismus und Isolationismus
      Der Anti-Amerikanismus ist keine so neue Bewegung

      Dieses Schwanken zwischen Interventionismus und Isolationismus durch die neuen technologischen Entwicklungen, die völlige Reduzierung des Raumes durch Technologie, sei aufgehoben. Die USA wirkten, so Diner, aus isolationistischen Gründen, um sich selbst zu schützen, international absolut interventionistisch, so dass Energien des Isolationismus und des Inerventionismus sich gegenseitig verstärkten. "Das ist eine völlig neue Lage, etwas was man weder im 19. noch im 20. Jahrhundert gekannt hat", sagt Diner. "Wir haben keine Kategorien und Bilder, um das, was sich derzeit abbildet, darzustellen." Die direkte Konfrontation islamischer Traditionsgesellschaften mit Amerika hat sich seit dem Ende der bipolaren Welt zugespitzt. Die westliche Kultur prallt ungeschützt auf Staaten, die sich hinter ihrer letzten Bastion verschanzen: der Religion. Den islamischen Antiamerikanismus interpretiert Dan Diner als Ausdruck tiefer narzisstischer Verletzung. Die islamischen Gesellschaften reagieren damit auf die hochentwickelte, überlegene Moderne, für die Amerika stellvertretend steht. Es helfe auch nicht weiter, dies diesen Gesellschaften nachzusehen. "Im Gegenteil", erklärt Diner. "Man muß sie mit dieser Frage bedrängen und sie müssen selber Antworten darauf finden. Geschieht dies nicht, bleibt ihnen nichts anders übrig, als sich mehr und mehr westliches Kulturgut anzueignen. Wenn es Demokratie ist und Pluralismus, warum denn nicht?“

      "Es ist gut, dass es Amerika gibt"

      Das Problem haben nicht nur die islamischen Länder, sondern auch wir Europäer. Die Massenkultur, gegen die sich das antiamerikanische Ressentiments in Deutschland oft richtet, ist nur ein oberflächliches Phänomen. Mit dem eigentlichen Merkmal Amerikas, einer pluralistischen Gesellschaft, hat dies nicht viel tun. Deutschlands Demokratie hat zwar ihr Rüstzeug von Amerika erhalten. Der Übernahme amerikanischer Verhältnisse jedoch steht die Verwurzelung in einer Jahrhunderte alten Tradition entgegen. Ob wir damit aber für die Herausforderungen der Zukunft ausreichend gerüstet sind, ist für Dan Diner fraglich: „Ich würde sagen, dass kann uns alles in der Welt Europas drohen und passieren. Wir Haben Migration und Vielfalt. Wir können nicht mehr mit Gewißheit sagen, ob in 50 Jahren das ist, was vor 50 jahren gewesen ist.“ Er hofft, "dass wir Traditionen ausbilden werden von Toleranz und Pluralismus, die uns Amerika vorgelebt hat. Prinzipiell ist Amerika allen anderen überlegen". Amerika ist die Zukunft, oder eher: eine mögliche Zukunft. Auch Amerika zeigt in schöner Regelmäßigkeit seine Schattenseiten. Die Idee Amerika ist von großen Erwartungen und ebensolchen Enttäuschungen begleitet. Es ist ein Unterschied, ob man große Schritte auf dem Mond oder auf der Erde macht. "Persönlich weiß ich nicht, ob ich in Amerika leben könnte", meint Diner, "ich fühle mich in Europa und in Israel pudelwohl. Aber es ist gut, dass es Amerika gibt." Wer Mutterplanet und wer Trabant ist, ist manchmal keine Frage der Realität, sondern eine der Perspektive. Im Verhältnis zwischen der USA und der alten Welt gibt es noch Bedarf an Aufklärung, hier wie dort.
      Kulturzeit spricht auch mit dem Journalisten und Buchautor Michael S. Cullen über Dan Diner und den Anti-Amerikanismus.
      Buch: Feindbild Amerika. Über die Beständigkeit eines Ressentiments.
      von Dan Diner, Propyläen-Verlag, 2002, ISBN 3549071744, € 20

      24.09.2002 Kulturzeit

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      Avatar
      schrieb am 29.10.02 15:45:55
      Beitrag Nr. 6 ()
      Ich finde dieser Artikel passt ganz gut in diesen Thread, da er sich auch mit den Sichtweisen vieler Deutscher, bezogen auf die USA, auseinandersetzt. In dem Artikel Broders bekommen nämlich diesmal die Deutschen ihren Spiegel vorgehalten.


      "Your wonderful capacity to endlös conflicts"

      Von Henryk M. Broder

      Die Amerikaner haben die Indianer ausgerottet, Dresden bombardiert, Hiroshima verbrannt und das Klima-Abkommen von Kyoto nicht unterzeichnet - Grund genug, sie zu verachten. Ein Essay über den keimenden Anti-Amerikanismus und die moralische Überheblichkeit in Deutschland.

      Anti-Amerikanismus: Allein schon der Begriff ist Mogelei. Er suggeriert alles Mögliche, von Protest über Reaktion bis zur Notwehr und legt die Reihenfolge fest: Ohne das amerikanische Streben nach der Weltherrschaft gäbe es keinen Anti-Amerikanismus, so wie der Anti-Faschismus die zwangsläufige Antwort auf den Faschismus war, so wie Antibiotika gegen Entzündungen und Antidepressiva gegen schlechte Laune verschrieben werden.
      Das Prinzip von Ursache und Wirkung scheint auch in diesem Fall zu gelten. Zuerst ist das pathologische Symptom da, dann kommen die Ärzte und überlegen, wie sie es angehen sollen. Der Patient wird gebeten, sich der Behandlung nicht zu widersetzen, es geschehe alles zu seinem Besten. Doch es scheint nur so. Der Anti-Amerikanismus ist kein bedingter Reflex auf die Politik der USA, er ist ein autonomes Ressentiment, das sich seine Rechtfertigungen sucht. Man könnte auch sagen: Der Wirkung ist jede Ursache recht, so lange sie sich als die moralisch überlegene Position spreizen kann.

      Es darf doch nicht sein, dass uns diese Cowboys überlegen sind

      Der Anti-Amerikanismus der Nazis richtete sich gegen den "Mammonismus" der Amerikaner, gegen die Vermännlichung der Frauen und die Verweiblichung der Männer in den USA. Nach dem Krieg ging es dann, sobald die Care-Pakete verbraucht waren, gegen die "Negermusik" und "degenerierte" Künstler wie Elvis Presley, die mit ihrem Geschaukel und Geheule die Moral der deutschen Jugendlichen gefährdeten. Nur war damals noch nicht von "Anti-Amerikanismus" die Rede. Kurz nach der Befreiung konnte das Ressentiment nur wie ein No-Name-Produkt gelagert werden. Inzwischen ist viel Zeit vergangen, alle Hemmungen, die mit der Geschichte verbunden waren, sind abgebaut, es herrscht eine Unbefangenheit, die sich an der eigenen Verwegenheit berauscht.

      Der Antiamerikanismus ist ein kollektiver Urschrei verwundeter Seelen: der Versuch, über das Gefühl der eigenen Unterlegenheit hinwegzukommen. Es darf doch nicht sein, dass die primitiven Amerikaner, diese Cowboys und Bush-Krieger uns praktisch in allem überlegen sind, wo wir die Kultur und die Klappstulle erfunden haben und sogar in Augsburg, Mainz und Oldenburg teure Drei-Sparten-Theater unterhalten. Erschwerend kommt dazu, dass es die Amis waren, die uns im letzten Jahrhundert zweimal geschlagen und vor uns selbst gerettet haben. Keine andere Gesellschaft, so hat es der Literaturwissenschaftler Hans Ulrich Gumbrecht, ein Deutscher mit US-Pass, in der "FAZ" geschrieben, würde "ähnlich stolz und ähnlich konsequent ihren eigenen Antiamerikanismus als Ausdruck nationaler Souveränität" missverstehen. Unter den Beispielen, die Gumbrecht nannte, war auch ein "national hochgeschätzter Künstler", der in einer Talkshow gesagt hatte, die Erfindung des Kaugummis sei "der einzige amerikanische Beitrag zur Weltkultur" gewesen. - Würde man die Mischung aus Häme und Ignoranz, die in Deutschland als Nachweis eines gesunden Selbstbewusstseins gilt, andersrum anwenden, müsste man sagen, der einzige deutsche Beitrag zur Weltkultur von Wert und Bestand sei die Currywurst.

      "Gerade wir als Deutsche..."

      Woher kommt das Gefühl der moralischen Überlegenheit, das sich derzeit wieder in allen Medien breit macht, in den professionellen Kommentaren wie in den naiven Leserbriefen? Was ist die Geschäftsgrundlage für die große Koalition des guten Gewissens, deren Teilnehmer sich gegenseitig die allergrößte Eingreifkompetenz bestätigen? "Darf man Mord nicht Mord nennen, weil viele unserer Vorfahren gemordet haben? Muss man nicht gerade deshalb und um unserer eigenen Kinder willen laut und deutlich Mord Mord und Mörder Mörder nennen? Schweigen ist heute Schuld"- schreibt ein SPIEGEL-Leser in einem Leserbrief. Er meint die Verpflichtung, im Nahostkonflikt Stellung zu beziehen, für den Frieden und zugunsten der Palästinenser. Es ist eine einfache Rechnung: Je schwerer die eigene historische Hypothek, umso größer auch die Berechtigung, anderen Moral zu predigen. Mit dem Holocaust im Gepäck sind die Deutschen wie keine andere Nation für einen solchen Job qualifiziert.

      Sagte man früher: "Junge Huren, alte Betschwestern", so heißt es heute: "Grade wir als Deutsche..."Das Prinzip gilt generell, auch und vor allem gegenüber den Amerikanern. Denn die haben die Indianer ausgerottet, Dresden bombardiert, Hiroshima verbrannt und das Klima-Abkommen von Kyoto nicht unterzeichnet. Es gibt also ein langes Sündenregister und akuten Handlungs- und Nachhilfebedarf.

      "Nein zum Krieg im Irak. Weil Krieg nicht zum Frieden führt" konnte man ausgerechnet am 1. September in Anzeigen der PDS lesen, der Nachgeburt der SED, die sonst den Sieg der Sowjetunion im Großen Vaterländischen Krieg feierte, als hätten das ZK und das Politbüro von Pankow aus die militärische Offensive angeführt. Und als gäbe es einen Briefsteller für Kaugummiverächter, setzte sich überall die gleiche Sprachregelung durch. Es müsse "vor der Gefahr eines Irrweges gewarnt werden", meinte ein "Neues-Deutschland"-Leser, "wer sonst, wenn nicht Deutschland sollte es tun - vor dem Hintergrund seiner schmerzhaften Erfahrungen?" Es war, natürlich, eine rein rhetorische Frage.

      Jawoll! Wir verbieten US-Touristen die Benutzung der Bahnhofs-Klos

      In der "Welt" legte ein Leser ein Bekenntnis ab: "Meiner Meinung nach ist kein Volk der Welt mehr dazu prädestiniert, vor den unkalkulierbaren Folgen eines Krieges zu warnen wie das deutsche", und in der "Berliner Zeitung" meldete sich sein Klon zu Wort: "Die Deutschen haben ihre Lektion gelernt. Man darf es ihnen heute nicht verargen, dass sie sensibel reagieren, wenn irgendwo in der Welt abermals ein Angriffskrieg vorbereitet wird."

      So ein moralischer Vorsprung muss klug genutzt werden. "Vielleicht können gerade die Westeuropäer den US-Amerikanern eine Lektion in Demokratie und humanitärer Mitmenschlichkeit erteilen", meinte ein "taz"-Leser, der mit seinem Abo vom Deutschen zum Westeuropäer mutiert war und dabei vergessen hatte, wie heldenhaft die Westeuropäer den Nazis Widerstand geleistet hatten, bevor sie aus eigener Kraft kapitulierten, und wie vorbildlich sie alle europäischen Konflikte, von Nordirland bis zum Baskenland, von Zypern bis Kosovo, seitdem gelöst haben, immer unter der Wahrung humanitärer Mitmenschlichkeit.

      Ein anderer "taz"-Leser schrieb einen Brief an George W. Bush, in dem er humanitäre Mitmenschlichkeit mit alternativer Witzischkeit verknüpfte: "When you was gorvenor of Texas for example, all the world could see your wonderful capacity to endlös homemade conflicts." Es gab, ebenfalls von einem "taz"-Leser vorgelegt, einen Vorschlag, wie die nächste Endlösung verhindert werden könnte: "Den USA und Großbritannien ist die Nutzung ihrer in der BRD befindlichen Militärbasen und Kommandoeinrichtungen... für eine Kriegführung gegen den Irak strikt zu untersagen!" Jawoll! Und wenn das nicht hilft, verbieten wir amerikanischen und britischen Touristen die Benutzung der Klos auf deutschen Bahnhöfen!

      "Ich wäre froh, wenn Kolumbus an den Blödmännern vorbei gefahren wäre"

      Statements wie diese mögen im Einzelfall von Angebern, Spinnern und Querulanten geschrieben sein, sie geben die vorherrschende Stimmung dennoch authentisch wieder. So wie es aus Herta Däubler-Gmelin spricht, so denkt es allerorten. Und wenn man wissen will, wie es ganz unten im Volk rumort, muss man nur in den Internet-Foren nachsehen, wo sich die Vox populi ungebremst und ungefiltert und ohne Rücksicht auf Rechtschreibung und Zeichensetzung austobt.

      Der Anti-Amerikanismus ist ein populäres und dabei diversifiziertes Phänomen. Es gibt den Anti-Amerikanismus der dummen Kerls, die sich über Kaugummi, Coca-Cola und McDonald`s aufregen, während sie Buletten und Bratkartoffeln in der Mikrowelle auftauen; und es gibt den Anti-Amerikanismus der gebildeten Stände, die alles relativieren und in die richtige Perspektive bringen, wie es "stern"-, "Zeit"- und SPIEGEL-Leser gerne tun: "Dieser 11. September hat die Welt nicht verändert. Ähnliche und gar noch viel schlimmere Verbrechen gab es leider schon immer in der Menschheitsgeschichte. Jedoch hat noch nie ein Staatsgebilde so viel Kapital aus solch einem Vorfall geschlagen wie die USA."

      "Eine Analogie zum Einsturz des Turms zu Babel"

      So etwas kann natürlich nicht hingenommen werden. Wer, wenn nicht wir, wäre besser geeignet, den USA auf die Finger zu schlagen und Fairness für einen Diktator einzufordern: "Mit demselben Recht, mit dem die souveränen USA Einblick in die Waffenschmieden des Irak fordern, könnte der ebenfalls souveräne Irak Einblick in die militärische Hexenküche der Amerikaner fordern. Gleiches Recht für alle!"

      Eine Etage darüber setzen die Vordenker und Philosophen das nationale Bildungswerk fort. Die Systemanalytikerin Sybille Tönnies enthüllt in der "FAZ", "warum sich die amerikanische Aggression jetzt gegen Saddam richten muss", weil er sich der "Pax Americana" verweigert hatte und nicht am "Krieg gegen den Terror" teilnehmen wollte.

      Der Lifestyle-Philosoph Peter Sloterdijk sagt dem Wiener Nachrichten-Magazin "profil", er gehöre "Gott sei Dank einer Gruppe von Menschen an, die mit dem 11. September seit jeher den Geburtstag Theodor W. Adornos verbunden haben" und er halte weiter "an der Einschätzung fest, dass diese Assoziation unter kulturgeschichtlichen Gesichtspunkten weiterhin die wichtigere bleibt".

      Die fortschrittliche Theologin Dorothee Sölle, schon immer auf Seiten der Armen und Ausgebeuteten, sieht in der Zerstörung der Türme des WTC "eine Analogie zum Einsturz des Turms zu Babel". Beide Bauwerke seien aus den gleichen Gründen zerstört worden: "Weil sich die Menschheit nicht mehr verstanden habe."

      "Läuft in der Welt etwas krumm, dann riecht es nach Petroleum!"

      Ihr Kollege Friedrich Schorlemmer schaut dagegen besorgt in die Zukunft. "Die Welt muss nicht nur den schwierigen und langwierigen Kampf gegen den internationalen Terrorismus gewinnen, sondern sie muss auch acht Jahre Bush-Administration überstehen." Damit ist für ihn die Terrorismus-Frage erledigt, das Problem Bush aber nicht. "Bush ist eine Gefahr für die Welt geworden", er ist dabei, "zum Weltdiktator zu werden", die US-Administration "wird damit selber zu einer Weltgefahr". In dieser Lage, schreibt Schorlemmer in "Neues Deutschland", "wäre der Westen gut beraten, auf die liberalen Kräfte in der arabischen Welt zu hören", und weil es in der arabischen Welt so viele liberale Kräfte gibt, auf die man hören kann, fallen ihm spontan zwei ein: "auf den ägyptischen Präsidenten und den Präsidenten der arabischen Liga".

      Entsetzt und mit allergrößter Missbilligung stellen die Gegner der "Pax Americana" fest, dass die US-Regierung kein verlängerter Arm der Heilsarmee ist, dass ihr Vorgehen "immer auch mit handfesten ökonomischen und machtpolitischen Interessen verbunden war". Surprise, surprise! Statt Rheumadecken und Milchpulver in der Welt zu verteilen, betreibt eine Weltmacht Interessen orientierte Machtpolitik. Ein "ND"-Leser bringt die Sache auf den Punkt: "Läuft in der Welt etwas schief und krumm, dann riecht es nach Petroleum! Und bei Bush und Co. riecht es penetrant nach Petroleum."

      Deutsche Firmen dagegen nehmen nicht am weltweiten Wettbewerb teil, deutsche Banken geben besonders gern zinsfreie Kredite an kapital-lose Kleinbetriebe in der Dritten Welt, deutsche Moralisten wie Sloterdijk, Sölle und Schorlemmer schalten im Winter ihre Heizungen aus und frieren gemeinsam für den Frieden. Zwischendurch wärmen sie sich an einem Glas Tee auf, den sie in einem Laden der Welthungerhilfe gekauft haben, der Strom kommt ja ohnehin aus der Steckdose.

      Es waren deutsche Firmen, die den Irak aufrüsteten

      Nur nebenbei hört man, dass die deutsche Politik nicht ganz so interessenfrei ist, wie es die Vertreter der deutschen Moral gerne hätten. 1997 wurden Waren im Werte von 21, 7 Millionen Euro in den Irak exportiert, ein Jahr später waren es schon 75,4 Millionen Euro. 2001 setzten deutsche Firmen im Irakhandel 336,5 Millionen Euro um, und im ersten Halbjahr dieses Jahres waren es bereits 226, 2 Millionen Euro; das heißt: Innerhalb von nur fünf Jahren stieg der deutsch-irakische Handel um das Zwanzigfache.

      Es waren auch deutsche Firmen, die entscheidend dazu beigetragen hatten, den Irak aufzurüsten, seine Scud-Raketen flugtauglich zu machen. Worauf sich die deutschen Moralisten nicht darum sorgten, welchen Schaden diese Waffen anrichten würden, sondern wie eine "Eskalation der Gewalt" - durch eine Entwaffnung des Irak - verhindert werden könnte. Der deutsche Idealismus kann es auch nicht hinnehmen dass "Blut für Öl" vergossen wird. Denn das einzige, wofür Blut vergossen werden darf, ist Blut - ohne materielle Interessen. Moral ist in Deutschland ein Exportartikel. Die Selbstermächtigungsformeln "Wer, wenn nicht wir..."und "Gerade wir als Deutsche mit unserer Geschichte..."haben das alte "Made in Germany" ersetzt. Für den heimischen Markt sind sie freilich ohne jede Bedeutung.

      Wenn nur die Reichtümer der Erde gerecht verteilt wären...

      Die "nationalbefreiten Zonen" im Osten bleiben unter der Kontrolle von Neonazis, im Westen nimmt der Antisemitismus rasant zu, ohne dass die Bannerträger der Moral, vorneweg Künstler und Intellektuelle, sich die gute Laune vernageln lassen möchten. Sie konzentrieren ihre Kräfte darauf, der Welt zu sagen, wie der Terrorismus bekämpft werden soll, nämlich "wie jede Form der Kriminalität mit polizeilichen Maßnahmen", wobei man auch "seine sozialen Ursachen ins Auge fassen (muss), vor allem die ungerechte Verteilung der Reichtümer der Erde und die Demütigung fremder Kulturen durch die Arroganz einiger Führer des Westens", heißt es in einem Appell, den einige dutzend Kulturschaffende, von Walter Jens bis Katja Ebstein und Johano Strasser bis Hannelore Elsner, unterzeichnet haben.

      Wenn nur die Reichtümer der Erde gerecht verteilt wären und die Demütigung fremder Kulturen durch die Arroganz einiger Führer des Westens vorbei wäre, dann würden auch die zwei Türme in New York noch stehen und Katja Ebstein könnte mit Hannelore Elsner in der Bar "Windows on the World" im 101. Stock des Nordturms mit ein paar "Caipirinhas" auf die Dritte Welt anstoßen, statt in Deutschland nach den "sozialen Ursachen" des Terrorismus zu forschen.

      Vieles am deutschen Anti-Amerikanismus, wie er sich seit dem 11. September 2001 präsentiert, ist geschwätziges Mitläufertum von Leuten, die auch jeden Appell gegen schlechtes Wetter unterzeichnen würden, so lange sie damit ihre fortschrittliche Gesinnung zum Nulltarif beweisen könnten. Dieselben Leute, die angesichts von Taliban und al-Qaida nicht müde werden, islamischen Fanatismus schön zu reden und seine Aktionen als soziokulturelle Notwehr, als Reaktion auf Armut und Arroganz, zu verharmlosen, brauchen ein Feindbild, an dem sie sich festhalten können, den hässlichen, kulturlosen Amerikaner, der Kaugummi kauend die Welt verpestet.

      Sie haben keine Zeile von Walt Whitman gelesen und wissen nicht, was Henry David Thoreau "Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat" geschrieben hat, das einzige, wovon sie überzeugt sind, ist, dass sie die Welt retten müssen, nicht vor Osama Bin Laden und Saddam Hussein, sondern vor George W. Bush, der eine Gefahr für den Weltfrieden bedeutet, wie Adolf Hitler vor gut 70 Jahren.

      Je mehr George zum Adolf wird, umso weniger bleibt vom Original übrig

      Und nun wird gehandelt. Noch einmal wollen die deutschen Friedensfreunde nicht versagen, um sich hinterher Vorwürfe anhören zu müssen, sie hätten die Zeichen an der Wand nicht gesehen. Der inzwischen zur argumentativen Grundausstattung gehörende Vergleich von Bush und Hitler soll den nachgeholten Widerstand legitimieren. Und je mehr George zum Adolf wird, umso weniger bleibt am Ende vom Original übrig. So schaffen wir unsere Geschichte außer Landes, legen sie den Amis vor die Haustür und halten unseren eigenen Garten sauber. Bald wird das Weiße Haus nur noch der "Führerbunker" heißen, und dann sollte es nicht mehr lange dauern, bis Deutschland den Rest der Welt beschämen und Saddam Hussein Asyl anbieten wird. Wer, wenn nicht wir.


      Happy Trading

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 18.12.02 11:02:25
      Beitrag Nr. 7 ()
      Donald Rumsfeld hat seinerzeit höchstpersönlich Anfang der 80er Jahre die Lieferung von gerätetechnischen Grundlagen UND know-how für Massenvernichtungswaffen für den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen den Iran in einem persönlichen Gespräch in Bagdad ( !! ) klargemacht.
      Die UDSA leisteten damals auch viele weitere militärische Hilfe - u.a. stellten sie ihre Erkenntnisse aus den Aufklärungssatelliten zur Verfügung - EINEM MASSENMÖRDER!!

      Und jetzt -fliegt alles auf... :D

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      USA zensieren Irak-Bericht
      Deutschland und die anderen nichtständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates erhalten
      nur bereinigte Fassung des Waffendossiers. Angaben über ausländische Zulieferfirmen fehlen



      GENF taz Den zehn nichtständigen Mitgliedern des UNO-Sicherheitsrates, zu denen ab Januar auch Deutschland gehören wird, werden wesentliche Teile des irakischen Rüstungsberichts vorenthalten. Aus der für sie bestimmten Fassung des Berichts wurden sämtliche Informationen über die Zulieferungen und die Unterstützung ausländischer Unternehmen, Forschungslabors und Regierungen für die irakischen Rüstungsprogramme seit Mitte der 70er-Jahre gestrichen. Auf diese Zensur verständigten sich die fünf ständigen Ratsmitglieder USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien. Nach Angaben von dpa reduziert sich der Bericht von 12.000 auf 3.000 Seiten.

      Nach Informationen der taz von UNO-Diplomaten aus zwei dieser fünf Länder wurde diese Zensur in erster Linie auf Drängen der USA vereinbart. Unter den fünf ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrates waren die USA - so der irakische Rüstungsbericht - mit Abstand am stärksten an der Aufrüstung des Regimes von Saddam Hussein mit Massenvernichtungsmitteln beteiligt.

      Der Bericht liefert erstmals eine komplette Übersicht darüber, was die 24 namentlich genannten US-Firmen wann an wen im Irak lieferten. Und er macht deutlich, wie stark die Administrationen der Präsidenten Ronald Reagan und George Bush senior in der Zeit von 1980 bis zum Golfkonflikt von 1990/91 [Anm. D.T.: Also bis lange NACH den Gasmorden an den Iranischen Soladten in den Sümpfen von Basra und lange NACH den Gasvernichtungen von Kurdischen Dörfern !!! ] die Aufrüstung Iraks unterstützten.

      Wesentliche Bauteile für das irakische Atomwaffen- und das Raketenprogramm wurden mit Genehmigung der Regierung in Washington geliefert. Das Gift Anthrax für die Aufrüstung Iraks mit biologischen Waffen stammt aus US-Labors. Irakische Militär- und Rüstungsexperten wurden in den USA geschult und erhielten dort Know-how für ihre heimischen Rüstungsprogramme.

      Nach Einschätzung der US-Rüstungskontrollexpertin Susan Wright von der Universität Michigan wäre eine Veröffentlichung dieser Informationen "äußerst peinlich für die USA". Sie würde "die Menschen in den USA an ein sehr dunkles Kapitel erinnern, das die Bush-Administration gerne vergessen machen will". Unklar bleibt zunächst weiter, ob die USA nicht bereits bestimmte Informationen gestrichen haben, bevor sie Kopien für die anderen vier ständigen Mitglieder machten."
      ANDREAS ZUMACH

      ausland SEITE 11, meinung SEITE 12
      taz Nr. 6933 vom 18.12.2002, Seite 1, 79 Zeilen (TAZ-Bericht), ANDREAS ZUMACH,
      Avatar
      schrieb am 19.12.02 12:25:57
      Beitrag Nr. 8 ()
      DAS WAFFENDOSSIER IRAKS: DIE LISTE AUSLÄNDISCHER ZULIEFERFIRMEN
      Die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats wollen die in dem Rüstungsbericht Iraks aufgeführten Namen von Zulieferfirmen unter Verschluss halten. Der Grund: Ihre maßgebliche Verantwortung für die Aufrüstung Iraks soll geheim bleiben. Die taz veröffentlicht die Firmennamen:


      USA
      1 Honeywell (R, K)

      2 Spectra Physics (K)

      3 Semetex (R)

      4 TI Coating (A, K)

      5 Unisys (A, K)

      6 Sperry Corp. (R, K)

      7 Tektronix (R, A)

      8 Rockwell (K)

      9 Leybold Vacuum Systems (A)

      10 Finnigan-MAT-US (A)

      11 Hewlett-Packard (A, R, K)

      12 Dupont (A)

      13 Eastman Kodak (R)

      14 American Type Culture Collection (B)

      15 Alcolac International (C)

      16 Consarc (A)

      17 Carl Zeiss - U.S (K)

      18 Cerberus (LTD) (A)

      19 Electronic Associates (R)

      20 International Computer Systems (A, R, K)

      21 Bechtel (K)

      22 EZ Logic Data Systems, Inc. (R)

      23 Canberra Industries Inc. (A)

      24 Axel Electronics Inc. (A)

      Zusätzlich zu diesen 24 Firmen mit Stammsitz USA werden in dem irakischen Rüstungsbericht knapp 50 Tochterfirmen ausländischer Unternehmen aufgeführt, die ihre Rüstungskooperation mit dem Irak von den USA aus betrieben. Außerdem werden die Washingtoner Ministerien für Verteidigung, Energie, Handel und Landwirtschaft sowie die Atomwaffenlaboratorien Lawrence Livermore, Los Alamos und Sandia als Zulieferer für Iraks Rüstungsprogramme für A-, B- und C-Waffen sowie für Raketen benannt.

      China
      1 China Wanbao Engineering Company (A, C, K)

      2 Huawei Technologies Co. Ltd (K)

      3 China State Missile Company (R)

      Frankreich
      1 Commissariat a lEnergie Atomique (A)

      2 Sciaky (A)

      3 Thomson CSF (A, K)

      4 Aerospatiale and Matra Espace (R)

      5 Cerbag (A)

      6 Protec SA (C)

      7 Thales Group (A)

      8 Societé Général pour les Techniques Nouvelles (A)

      Großbritannien
      1 Euromac Ltd-Uk (A)

      2 C. Plath-Nuclear (A)

      3 Endshire Export Marketing (A)

      4 International Computer Systems (A, R, K)

      5 MEED International (A, C)

      6 Walter Somers Ltd. (R)

      7 International Computer Limited (A, K)

      8 Matrix Churchill Corp. (A)

      9 Ali Ashour Daghir (A)

      10 International Military Services (R) (im Besitz des brit. Verteidigungsministeriums)

      11 Sheffield Forgemasters (R)

      12 Technology Development Group (R)

      13 International Signal and Control (R)

      14 Terex Corporation (R)

      15 Inwako (A)

      16 TMG Engineering (K)

      17 XYY Options, Inc (A)

      UdSSR/Russland
      1 Soviet State Missile Co. (R)

      2 Niikhism (R)

      3 Mars Rotor (R)

      4 Livinvest (R)

      5 Russia Aviatin Trading House (K)

      6 Amsar Trading (K)

      Weitere Länder

      Japan:
      Fanuc (A), Hammamatsu Photonics KK (A), NEC (A), Osaka (A), Waida (A)

      Niederlande: Melchemie B.V. (C), KBS Holland B.V. (C), Delft Instruments N.V. (K)

      Belgien: Boehler Edelstahl (A), NU Kraft Mercantile Corporation (C), OIP Instrubel (K), Phillips Petroleum (C), Poudries Réunies Belge SA (R), Sebatra (A), Space Research Corp. (R)

      Spanien: Donabat (R), Treblam (C), Zayer (A)

      Schweden: ABB (A), Saab-Scania (R)

      Erklärung:
      A = Atomwaffenprogramm, B = Biologisches Waffenprogramm, C = Chemiewaffenprogramm, R = Raketenprogramm, K = Konventionelle Waffen, militärische Logistik, Zulieferungen an das irakische Verteidigungsministerium und Bau militärischer Anlagen
      taz Nr. 6934 vom 19.12.2002, Seite 3, 36 Zeilen (TAZ-Bericht)





      Blühende Geschäfte
      In sämtlichen Rüstungsbereichen haben Firmen aus den fünf ständigen Ratsländern Irak unterstützt


      von ANDREAS ZUMACH
      Die umfangreichen Informationen über die Zulieferungen und die Unterstützung ausländischer Firmen, Laboratorien und Regierungen für die Aufrüstung Iraks seit Mitte der Siebzigerjahre in dem Bericht Bagdads an den UNO-Sicherheitsrat sollen nach dem Willen seiner fünf ständigen Mitglieder unter Verschluss bleiben.

      Selbst den zehn nichtständigen Mitgliedern des Rates - zu denen ab 1. Januar auch Deutschland gehören wird - wurden die beschaffungsrelevanten Teile des Berichts vorenthalten. Mit dieser Entscheidung wollen die USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien ihre maßgebliche, zum Teil bis heute fortdauernde Verantwortung für die Aufrüstung Iraks weiterhin geheim halten.

      Deshalb veröffentlicht die taz heute die Namen der Firmen aus den fünf ständigen Ratsstaaten, die im irakischen Rüstungsbericht aufgeführt sind, sowie die von Firmen aus einigen der zahlreichen anderen Staaten, aus denen sich Parlamentarier und Journalisten in den letzten zwei Tagen mit der Bitte um die entsprechenden Informationen bei der taz gemeldet haben.

      Ausländische Unternehmen haben zu dem atomaren Rüstungsprogramm Iraks unter anderem Bauteile, zum Beispiel für eine Urananreicherungsanlage, geliefert. Darüber hinaus Zünder, Elektronik und Spaltmaterial. Auch erhielt Bagdad Know-how und Maschinen, um bestimmte Spezialteile für das A-Waffen-Programm im eigenen Lande zu produzieren. Des Weiteren wurden irakische Atomtechniker im Ausland geschult.

      Bei der ausländischen Förderung der irakischen C-und B-Waffen-Programme ging es in erster Linie um die Lieferung von Grundsubstanzen sowie um Hilfe bei der Errichtung von Produktionsanlagen im Irak.

      Das irakische Raketenprogrogramm erhielt - nach der ursprünglichen Lieferung von Scud-Raketen aus der inzwischen untergegangenen Sowjetunion - Unterstützung von westlichen wie östlichen Firmen für die Reichweitenverlängerung der Scud-Raketen, für ihre Bestückung mit atomaren, chemischen oder biologischen Sprengköpfen sowie für die Entwicklung einer neuen Raketengeneration. Außerdem wurden Fahrzeuge geliefert, die als mobile Abschussrampe für die Scuds dienten.


      Im konventionellen Bereich erhielt das irakische Regime aus dem Ausland komplette Waffensysteme sowie Maschinen und Anlagen zur Aufnahme einer eigenen Produktion. Unter dem Bereich "konventionell" sind bei den Listen der Firmen (siehe rechts auf dieser Seite) auch ausländische Lieferungen an das Verteidigungsministerium in Bagdad sowie die bauliche Errichtung von Produktionsanlagen aufgeführt.

      taz Nr. 6934 vom 19.12.2002, Seite 3, 63 Zeilen (TAZ-Bericht), ANDREAS ZUMACH

      Hubschrauberteile und Prozessortechnologie
      Russische und chinesische Firmen betrieben auch nach dem Golfkrieg von 1991 noch direkte Rüstungskooperation mit Irak

      GENF taz Unternehmen aus mindestens zwei der fünf ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates - Russland und China - betrieben unter Verstoß gegen die einschlägigen Resolutionen der Vereinten Nationen auch noch nach dem Golfkrieg vom Frühjahr 1991 beziehungsweise seit Abzug der UNO-Inspektionsteams (Unscom) Mitte Dezember 1998 direkte Rüstungskooperation mit dem Irak. Firmen aus den USA waren daran möglicherweise indirekt beteiligt. Das geht aus dem Bericht des Irak an den UN-Sicherheitsrat hervor, dessen beschaffungsrelevante Passagen der taz vorliegen.

      Im Falle Russlands handelt es sich um die drei Firmen Livinvest, Mars Rotor und Niikhism. Livinvest bereitete 1995 mit Hilfe der libanesischen Firma Amsar Trading den Export von Ausrüstung und Ersatzteilen für russische Militärhubschrauber vom Typ M-17 in den Irak. Dieser Hubschraubertyp gehört zur Standardausrüstung der irakischen Streitkräfte. Die Unscom stieß ausweislich ihrer internen Unterlagen auf Dokumente, die die Vorbereitung des Exports belegen.

      Ob der Export der russischen Rüstungsgüter schließlich stattgefunden hat oder nicht, geht weder aus dem irakischen Rüstungsbericht noch aus den Unscom-Dokumenten eindeutig hervor. Die russischen Unternehmen Mars Rotor und Niikhism verkauften im April 1995 Bauteile für Langstreckenraketen an einen palästinensischen Mittelsmann, der sie Ende Juli 1995 nach Bagdad transportierte.

      Die chinesische Firma Huawei Technologies Co. rüstete in den Jahren 2000 und 2001 unter Verstoß gegen die UNO-Sanktionen irakische Luftabwehranlagen mit hochmodernen Fiberglasanlagen aus. Die Firma ist eines von Chinas führenden Unternehmen auf dem Gebiet der Kommunikationstechnologie.

      Im Jahr 2000 unterzeichneten die US-Unternehmen IBM und AT&T Verträge mit Huawei Technologies Co. über die Lieferung von Prozessortechnologie, Chips und elektronischen Schaltern sowie zur "Optimierung" der Produkte des chinesichen Konzerns. Es kann zumindest nicht ausgeschlossen werden, dass auf diesem Umweg US-amerikanische Technologie und US-Know-how in die Verbesserung der irakischen Luftabwehranlagen eingeflossen sind.

      ANDREAS ZUMACH

      taz Nr. 6934 vom 19.12.2002, Seite 3, 53 Zeilen (TAZ-Bericht), ANDREAS ZUMACH
      Avatar
      schrieb am 20.12.02 09:46:02
      Beitrag Nr. 9 ()
      Wenn es Moral und Ethik nicht schaffen - der Fundamentalismus des Geldes und der Gier wird es vielleicht ersatzweise schaffen. Über den Tod von Hunderttausenden von Menschen entschiedet evtl. einzig, ob der Krieg für die USA ein "WACHSTUMSHINDERNIS" darstellt. Deutlicher geht es nicht mehr.

      Ein Prominenter Demonstrant gegen den Irak-Krieg taucht aus dem "Off" auf.... ein Glück, daß Kriege geld kosten.... das hat die UDSSR seinerzeit ihre Existenz gekostet...

      SPIEGEL ONLINE - 20. Dezember 2002, 7:47
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,228135,00.html
      US-Wirtschaft

      Greenspan warnt vor Irak-Krieg

      Die US-Wirtschaft ist nach Einschätzung von US-Notenbankchef Alan Greenspan dabei, ihre Schwächephase zu überwinden. Der Präsident der Federal Reserve deutete jedoch an, dass ein Krieg gegen Saddam Hussein Gift für die Konjunktur wäre.



      Sieht die geopolitischen Risiken als Wachstumshemmnis: Alan Greenspan


      New York - Ohne die Irak-Krise beim Namen zu nennen, sagte Greenspan bei einer Rede vor dem New Yorker Wirtschaftsclub, die jüngste Zunahme geopolitischer Risiken würde die Nachfrage dämpfen. Ein Nachlassen der Risiken würde eine bedeutende Rolle bei der Belebung der Wirtschaft spielen, fügte er hinzu. Diese stellten eine "bedeutende Barriere" für Investitionen dar. Angesichts der zunehmenden Furcht vor einem Krieg der USA gegen Irak waren am Donnerstag die Ölpreise nahe an ihre höchsten Stände seit rund zwei Jahren geklettert.

      Es ist ungewöhnlich, dass sich der einflussreiche Notenbanker so deutlich zu den Risiken eines immer wahrscheinlicher werdenden Feldzugs der USA gegen den Irak äußert. Bedeutsam sind Greenspans Äußerungen auch vor dem Hintergrund der Diskussion unter amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlern darüber, wie sich ein Krieg unter dem Strich auf die US-Wirtschaft auswirkt.

      Einige Experten, etwa der Yale-Professor William Nordhaus, warnen vor den erheblichen finanziellen Risiken eines Krieges. Dagegen glaubt Lawrence Kudlow, ehemaliger Berater des Ex-Präsidenten Ronald Reagan, dass ein Krieg der US-Wirtschaft helfe. In einem Kommentar mit dem Titel "Den Markt mit Gewalt zurückerobern" zeigte er sich sogar zuversichtlich, dass der Krieg den Dow Jones "um ein paar tausend Punkte" anheben könnte.


      Verhaltener Aufwärtstrend

      Greenspan sagte, nach der Zinssenkung im November gebe es Anzeichen dafür, dass sich die US-Wirtschaft von der leichten Schwächephase erhole. Die Fed hatte Anfang November den Leitzins überraschend deutlich um 50 Basispunkte auf 1,25 Prozent gesenkt und dies damit begründet, der US-Konjunktur solle durch ihre "leichte Schwächephase" geholfen werden.

      Einige Wirtschaftsexperten haben ihre Besorgnis darüber ausgedrückt, dass der US-Wirtschaft eine Deflation drohen könnte, wie sie Japan in den vergangenen Jahren getroffen hat. Greenspan sagte hierzu, die USA seien nicht nahe dran, in eine schädliche Deflation abzugleiten. Selbst im Fall einer Deflation gebe es Möglichkeiten dieser mit einer aggressiven Finanzpolitik zu begegnen.

      Durch eine starke Zunahme der Arbeitsproduktivität und niedrigere Steuern würden sowohl Einkommen als auch Ausgaben erhöht. Seit Oktober hätten sich zudem die Bedingungen für Finanzmärkte der USA verbessert. So seien etwa die allgemeinen Kapitalkosten deutlich gesunken und in den vergangenen Wochen die Herausgabe von Anleihen aller Arten gestiegen. Der Lage am Arbeitsmarkt sei aber weiter gedämpft und auch größere Investitionen würden zurückgehalten, bis die Gewinne wieder stiegen.

      Von Thomas Hillenbrand

      · Wirtschaft gegen Irak-Krieg: "Geschäfte mit Leichensäcken (Archiv) (14.10.2002)
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,218179,00.html

      · Irak-Krieg: Töten für den Dow (Archiv) (25.09.2002)
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,215561,00.html





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      Avatar
      schrieb am 23.12.02 00:30:52
      Beitrag Nr. 10 ()
      Zum Thema Rsssismus in den USA:
      Da hält seit über 20 Jahren ein republikaner reden, die ihn in Deutschland ins Gefängnis bringen würden -in den USA haben sie ihn 20 Jahre in den Senat gebracht ....

      Das hätte mal in deutschland passieren müssen... wo bleiben eigentlich die empörten Äusserungen Friedmanns und des Zentralverbandes der Juden in Deutschland ???

      Wohl auf einem Auge blind?


      Aus für den Chef der Republikaner
      Nach rassistischen Äußerungen und Kritik von Präsident Bush kündigt der Fraktionschef der Republikaner im US-Senat, Trent Lott, seinen Rücktritt an. Seine Partei bemüht sich um Schadensbegrenzung und hofft auf das Kurzzeitgedächtnis der Wähler


      aus Washington MICHAEL STRECK
      Es waren nur drei Sätze, doch sie genügten, um Trent Lott ins politische Abseits zu stoßen und eine hitzige Rassismusdebatte zu entfachen: Der republikanische Mehrheitsführer im US-Senat sagte, die USA hätten heute viele Probleme weniger, wenn der Rassist Strom Thurmond 1948 Präsident geworden wäre. Vergangenen Freitag kündigte Lott seinen Rücktritt als Fraktionschef an.

      Strom Thurmond ist der älteste und dienstälteste Senator der USA und stammt wie Lott aus dem Bundesstaat Mississippi. Vor zwei Wochen feierte er seinen 100. Geburtstag. Auf der Rednerliste stand auch sein Parteifreund und Anführer der republikanischen Mehrheit im Senat, Trent Lott. "Als Strom Thurmond bei der Präsidentenwahl antrat, wählten wir ihn. Wäre uns der Rest des Landes gefolgt, hätten wir diese Probleme in all den Jahren nicht gehabt", sagte Lott.

      Als Strom Thurmond 1948 gegen Präsident Harry Truman antrat, war er Chef der "Dixiecrats", einer Partei, die sich von der damals in den Südstaaten dominierenden Demokratischen Partei abgespalten hatte. Ihr Wahlprogramm hatte im Wesentlichen eine Botschaft: Die Rassentrennung sollte beibehalten werden. "Alle Soldaten unserer Armee könnten die Südstaatler nicht dazu zwingen, die Rassentrennung aufzugeben und Neger in unseren Theatern, Schwimmbädern, Häusern und Kirchen zu dulden", wird Thurmond damals zitiert.

      Die Situation für Lott wurde immer prekärer, nachdem Zeitungen in seiner Vergangenheit forschten und unrühmliche Äußerungen und Einstellungen zu Tage förderten. 1980, bei einer Wahlveranstaltung des damaligen Präsidentschaftskandidaten Ronald Reagan, hatte Lott einen ähnlichen Satz fallen lassen: "Hätten wir Thurmond vor 30 Jahren gewählt, würden wir heute nicht in einem solchen Dreck stecken." Außerdem hatte er Verbindungen zum "Rat Konservativer Bürger", einem rassistischen Verein, der die Erhaltung der weißen Rasse propagierte. Es gab 1999 sogar einen Antrag an die Ethikkommission des US-Senats, Lott nicht Senator werden zu lassen, der abgewiesen wurde.

      Präsident Bush dürfte vor wenigen Tagen das "Todesurteil" gefällt haben, wie die Washington Post befand. Während einer Rede, die Bush nicht umsonst vor einem schwarzen Publikum von religiösen Führern in Philadelphia hielt, äußerte er scharfe Kritik. Lotts Äußerungen seien "verletzend" und "entsprechen nicht dem Geist unseres Landes".

      Der Zorn vieler Republikaner war verständlich, denn die Debatte zwang der Republikanischen Partei insgesamt eine unangenehme Diskussion über ihre politischen Wurzeln auf. "Die Tatsache, dass der Rassengedanke für den Erfolg der modernen Republikanischen Partei eine Rolle spielte, kann nicht bestritten werden. Sie ist unwiderlegbar", schrieb die New York Times. "Und das wird bis heute nicht von der Partei anerkannt."

      Dabei war es gerade Bush, der dieses Image der Republikaner erfolgreich abzustreifen versuchte. Er warb in seinem Wahlkampf besonders um die Stimmen von Schwarzen. Nun macht sich im Weißen Haus Angst breit, dass Schwarze und andere Minderheiten den Republikanern wieder den Rücken kehren. Die Regierung hofft, dass jetzt die Debatte verebbt. Indem Lott das Handtuch warf, verhinderte er zudem Schlimmeres für sich und seine Partei: Schon forderten Abgeordnete und Kommentatoren bei einem Andauern der Krise sein Ausscheiden von allen politischen Ämtern. Dann könnte der Gouverneur von Mississippi, ein Demokrat, einen neuen Senator bestimmen. Dies wäre mit Sicherheit ein Demokrat. Damit gebe es im Senat erneut eine Pattsitutation von 50:50.

      taz Nr. 6937 vom 23.12.2002, Seite 10, 121 Zeilen (TAZ-Bericht), MICHAEL STRECK
      Avatar
      schrieb am 23.12.02 02:11:46
      Beitrag Nr. 11 ()
      Habe gerade diesen Thread entdeckt - es steht ja einiges Interessante drin!

      Nur das Gegeifer von Henryk M. Broder sollte man sich wirklich nicht antun.
      Der Mann wird nochmal an seiner Antipathie gegen alles Deutsche ersticken. Ich habe ihn noch in keinem Magazin, keiner Talkshow, keinem Interview, kurz: keiner Sendung gesehen, in der er nicht mit Blicken, aus denen pure Verachtung und Ekel sprachen, seine ätzenden Breitseiten gegen deutsche "Jämmerlichkeit" abfeuerte.
      Ich frage mich, was den Spiegel bewogen hat, ihn als freien Mitarbeiter einzustellen.


      Hier mal eine kritische, polemische Abrechnung mit dem Mythos der besten Nation unter der Sonne:

      http://www.systemfehler.de/ami/ami1.htm
      Avatar
      schrieb am 23.12.02 13:22:11
      Beitrag Nr. 12 ()
      @ Vicco B.

      Stimme Dir in deiner meinung zur Hetze von Broder zu; die Antwort auf die Frage nach der Tätigkeit beim Spiegel ist leicht zu beantworten:

      Die journalistische Tätigkeit des jetzigen Chefredakteurs Stefan Aust begann bei einem berüchtigten HAmburger Sex-Blatt. Und zwar Gemeinsam mit Henryk Broder. Die beiden Herren verbinden also andere als fachliche Bande...

      Broder würde man sogar noch hetzen lassen, wenn er zum Bombenlegen auffordern würde - der hat definitive Narrenfreiheit.

      Aber hier noch ein interessanter Artikel:

      Das ist nach CArter der zweite US-Präsident, der harsche Kritik an Bush und seiner verniichtungspolitik äussert:


      „Kooperation statt Kampf“


      Bill Clinton hat die Amerikaner und seinen Nachfolger im Amt dazu aufgerufen, die Probleme dieser Welt nicht durch Kriege, sondern durch Zusammenarbeit zu lösen.
      In einem Beitrag für FOCUS schreibt der frühere US-Präsident, ohne das Thema Irak beim Namen zu nennen: „Wir haben keine andere Wahl, als zu lernen, miteinander zu leben. Wir brauchen Kooperation statt Kampf.“

      Die Vereinigten Staaten stünden mit ihrer politischen, wirtschaftlichen und militärischen Übermacht an einem einzigartigen Punkt in der Menschheitsgeschichte. Später einmal würden die USA „daran gemessen werden, wie wir diesen „magischen Augenblick“ in der Geschichte genutzt haben“.

      Mögliche Antworten darauf kleidete Clinton in Frageform: „ Haben wir versucht, Völker zu zwingen, nach unseren Vorstellungen zu leben? Oder haben wir uns stattdessen darum bemüht, durch Führung, Beispiel und Überzeugung eine Welt zu schaffen, in der uns andere Nationen nach unseren Vorstellungen behandeln, weil wir uns in der Stunde unserer Vorherrschaft entsprechend richtig verhalten haben?“

      Mit seiner Vision für ein künftiges Zusammenleben auf der Erde setzt sich der Ex-Präsident von der Politik George W. Bushs ab. „Ich glaube“, schreibt Clinton, „wir müssen eine Welt schaffen, die sich über gegenseitige Abhängigkeit hinaus zu einer integrierten globalen Gemeinschaft entwickelt; zu einer Gemeinschaft mit geteilter Verantwortung, mit geteiltem Nutzen und geteilten Werten.“

      Bei der Verwirklichung dieses Ziels weist er den UN eine besondere Rolle zu. Ausdrücklich kritisiert Clinton die Entscheidungen Bushs zu den Themen Atomtests, Kyoto-Protokoll, Welt-Strafgerichtshof und B-Waffen-Konvention: „Ich bin enttäuscht, dass sich die amtierende US-Regierung aus allen diesen Bereichen verabschiedet hat oder es versäumte, vorhandene Abkommen zu verbessern. Sie sendet damit ein falsches Signal an die Welt, gerade in einer Zeit, in der wir dringend Verbündete brauchen, um Terroristen zu stoppen und unsere Nation zu verteidigen“.

      20.12.02, 15:33 Uhr focus.de
      Avatar
      schrieb am 31.12.02 13:16:17
      Beitrag Nr. 13 ()
      Geständnisse durch Stress- und Zwangsmethoden


      Was passiert hinter dem Stacheldraht?

      Obwohl in den USA Folter verboten ist, werden im Kampf gegen den Terrorismus die Grenzen bei den Verhörmethoden offenbar zunehmend aufgeweicht. Durch Anwendung von Stress- und Zwangsmethoden bei Verhören erhofften sich die Ermittler Geständnisse von mutmaßlichen Terroristen, andere Gefangene seien an Regierungen übergeben worden, die bekanntermaßen die Folter einsetzten, berichtete die „Washington Post“ am Freitag. „Traditionelle Grenzlinien zwischen richtig und falsch, legal und unmenschlich werden verwischt“, so das Blatt.

      Ein beliebtes Mittel sei der Schlafentzug, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Sicherheitsbeamte. So würden zum Beispiel in einem Gefangenenlager der US-Luftwaffenbasis von Bagram bei Kabul mutmaßliche führende Vertreter der Taliban oder El Kaida in größter Hitze in Stahlcontainern festgehalten. Diejenigen, die sich einer Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst CIA verweigerten, müssten stundenlang stehen, knien oder in anderen schmerzhaften Positionen ausharren, während sie Tag und Nacht blendend-hellem Licht ausgesetzt seien. In anderen Fällen würden Gefangene zusammen mit einer Frageliste an andere verbündete Länder wie Jordanien, Marokko oder Ägypten überstellt, die für ihre Foltermethoden bei Verhören bekannt seien.

      Fast 3000 mutmaßliche El-Kaida-Mitglieder oder –Sympathisanten sind seit dem 11. September 2001 festgenommen worden. Rund 625 sitzen auf dem US-Stützpunkt Guantanamo Bay auf Kuba ein. Andere befinden sich in Bagram und auf der Insel Diego Garcia.

      27.12.02, 20:40 Uhr Der Spiegel
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      schrieb am 31.12.02 15:49:06
      Beitrag Nr. 14 ()
      @alle
      Was Spiegel und TAZ gemeinsam haben ist, dass Sie keine Beweise liefern können. Nur auf Hörensagen beruhen Ihre Berichte.
      Schauen wir uns doch die Fakten an:

      1. Vor 1945 bekriegten sich die Europäer in solch regelmäßigen Abständen dass es schon zu einer Gewohnheit wurde. Der Grund war immer die Unfähigkeit der Staatsführung (Monachrien und Dikaturen (auch Kommunisten))die sozialen und wirtschaftlichen Probleme zu beseitigen.

      2. Würde die USA sich aus Europa zurückziehen wäre Nr. 1 wieder da.

      3. In der Geschichte gab es noch nie so etwas wie die NATO in der sich Demokratien unter der Führung einer Demokratie zur Verteidigung Ihres Staates zusammenschlossen und das freiwillig.

      Alle Kritiker die meinen die USA sollten sich aus Euorüpa zurückzihen sind entweder blöd oder wollen wieder die Diktatur des Proletariats. Sie wollen einfach keine offene Gesellschaft sondern nur willenlose Menschen die ihrem Willen gehorschen müssen. Das ist der Hauptgrund des Anti-Amerkanismus
      Avatar
      schrieb am 31.12.02 16:16:01
      Beitrag Nr. 15 ()
      #1 nasdaq - Reschkes Ansicht ist schön zu lesen, aber viel zu allgemein... lässt man die USA-Bezüge weg,kann sich damit jedermann,auch SaddamHoussein und Hitler etc rechtfertigen.

      Willst Du auf kuehe bzw die Bibel hinaus? Dann halt mal schön die andere Backe auch noch hin, ich hau gern drauf:laugh:
      Avatar
      schrieb am 31.12.02 17:01:27
      Beitrag Nr. 16 ()
      zu 6, darauffolgende Kritik

      Es wundert mich nicht, dass der Artikel Broders Missfallen erregt.

      Doch ist es leider wahr, dass in Deutschland seit dem Debakel des 2. Weltkrieges der unreflektierte Gebrauch von Schlüsselwörtern reicht, um sich fortschrittlich fühlen zu dürfen. (Diese waren z.B. mal Samstag gehört der Vati mir, Nato-Doppelbeschluss, Mein Bauch gehört mir, Chancengleichheit und manches mehr)

      Welche dieser Schlüsselwörter jeweils in sind, entscheiden wesentliche Figuren der meinungsbildenden Presse und Politik. Das Volk nickt und folgt.

      Sobald hierüber defininiert ist, wer die Moral auf seiner Seite hat, darf niemand mehr widersprechen. Er wird sofort verunglimpft und als reaktionär etc. abserviert.

      Armes Deutschland, das eigene Nachdenken und das dialektische Suchen nach Antworten beherrschen wir immer noch nicht, leider. Wir lassen es nicht einmal zu, sind also weiter von intellektueller Freiheit entfernt denn vor 100 Jahren.

      KD
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 01:27:45
      Beitrag Nr. 17 ()
      06.01.2003 Ausland Rainer Rupp junge welt

      Hysterie in USA geschürt

      FBI- und CIA-Agenten plaudern aus: Bush-Regierung erfindet Terrorwarnungen

      Die ständigen Warnungen vor Terroranschlägen in den USA werden vom Weißen Haus fabriziert und haben keinen Bezug zu Fakten. Vielmehr sollen sie in der Bevölkerung das Gefühl einer andauernden Bedrohung aufrechterhalten und der Politik des »starken und entschlossenen« US-Präsidenten George W. Bush hohe Zustimmungsraten sichern. Das war am Wochenende einem Bericht von »Capitol Hill Blue«, einer von kritischen amerikanischen Journalisten betriebenen Non-Profit-Nachrichtenagentur, zu entnehmen, in dem zur Untermauerung dieser Behauptung entsprechende Aussagen von Mitarbeitern des FBI und der CIA zitiert wurden. Während Verlautbarungen der Bush-Regierung suggerieren, daß gefangengenommene, angeblich hochrangige Al-Qaida-Mitglieder ausgiebig plaudern und die US-Ermittler über weitere, angeblich geplante Anschläge informieren, tappen die Antiterrorspezialisten von FBI und CIA tatsächlich immer noch im dunkeln. »Leider haben wir im Krieg gegen den Terrorismus oder gegen Al Qaida kaum Fortschritte gemacht«, zitiert »Capitol Hill Blue« einen FBI-Agenten aus der Antiterrorabteilung, der resigniert hinzufügte: »Seit Wochen drehen wir uns im Kreis«.


      Unter Berufung auf »andere Quellen im FBI und der CIA« berichtet »Capitol Hill Blue« weiter, daß die Bush-Regierung die Geheimdienste dazu dränge, »etwas, irgend etwas« zu liefern, um so das ganze Spektrum der nicht genau spezifizierten Terrorwarnungen zu stützen, die vom Weißen Haus und der neu gegründeten Heimatschutzbehörde ständig in die Welt gesetzt werden. »In den meisten Fällen haben wir jedoch so gut wie nichts in der Hand, lediglich nicht zu belegende Bruchstücke einer Information. Die meisten Alarmmeldungen werden herausgegeben, ohne daß es dafür konkrete Anhaltspunkte gibt«, wird ein weiterer FBI-Agent in dem Bericht zitiert.

      Die amerikanische Internet-Nachrichtenagentur WorldNetDaily.com, die den »Capitol Hill Blue«-Report aufgegriffen hat, bemerkt in ihrem Bericht, daß »in der Tat bei den meisten Terrorwarnungen, welche die US-Regierung in letzter Zeit herausgegeben hat, jegliche spezielle Information zur Art der Bedrohung gefehlt hat«. WorldNetDaily wundert sich denn auch, warum nach jeder neuen Alarmmeldung der Regierung über einen bevorstehenden Terroranschlag die für die Sicherheitsbehörden seit Ende September geltende offizielle Alarmstufe unverändert bei gelb (erhöht) geblieben ist.

      »Hier darf jedoch kein Mißverständnis herrschen«, warnte ein weiterer FBI-Agent im Report von »Capitol Hill Blue«, denn »gegen dieses Land (USA) besteht eine reale terroristische Bedrohung, aber jedes Mal, wenn wir mit einer dieser falschen ›erhöhten Alarmstufen‹ an die Öffentlichkeit gehen, stumpft es nur die Menschen ab für den Tag, wo wir einen anderen, echten Alarm haben«. Im vergangenen Jahr wurden Amerikaner immer wieder vor unmittelbar bevorstehenden Anschlägen gewarnt, wonach Terroristen Footballstadien, Atomkraftwerke, Einkaufszentren, Synagogen, Apartmentblocks, U-Bahnsysteme, die Brooklyn-Brücke oder andere Wahrzeichen in New York angreifen würden. Vor dem Hintergrund der Aussagen der FBI- und CIA-Agenten im »Capitol Hill Blue«-Bericht kann nun davon ausgegangen werden, daß die Bush-Regierung zur Absicherung ihrer innen- und außenpolitischen Ziele in der amerikanischen Bevölkerung systematisch Angst und Hysterie schürt.

      Nach Informationen von Quellen im FBI und in der CIA wird in einem vor kurzem verfaßten Memorandum des Weißen Hauses der »Krieg gegen den Terror« als »definitiver politischer Vorteil« bezeichnet und zugleich als ein nützliches Instrument zum Eintreiben von Spendengeldern für die republikanische Partei von Präsident Bush. »Natürlich nutzt das Weiße Haus die Terrorismusbedohung weidlich zu seinem politischen Vorteil aus«, zitiert WorldNetDaily den Politstrategen der demokratischen Partei, Russ Barksdale. »Sie wären dumm, wenn sie es nicht täten. Wir würden dasselbe machen«, war Barksdales zynischer Kommentar.
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 14:17:53
      Beitrag Nr. 18 ()
      Bombenkrieg gegen die Deutschen

      War das "moral bombing" der Alliierten im Zweiten Weltkrieg legitim? Konnte Hitler nur mit seinen eigenen Mitteln besiegt werden? Im XXP-Studio diskutieren SPIEGEL-Redakteure mit Jörg Friedrich, Autor von "Der Brand", und Laurenz Demps, Historiker.

      Sendetermin: Montag, den 6.1.2002, 22.15 Uhr


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