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    Wem gehört Deutschland? - Profiteure der Staatsverschuldung - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 06.12.02 01:35:28 von
    neuester Beitrag 18.02.03 16:18:18 von
    Beiträge: 12
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      schrieb am 06.12.02 01:35:28
      Beitrag Nr. 1 ()
      PANORAMA Nr. 612 vom 18.4.2002

      Wem gehört Deutschland?
      - Die Profiteure der Staatsverschuldung



      Anmoderation Anja Reschke:

      Beim Baukonzern Holzmann war’s im März so weit, das Luft- und Raumfahrtunternehmen Dornier, der Papierkonzern Herlitz und der Medienmogul Kirch folgten im April. Alle mussten Insolvenz anmelden. 2002 – das Jahr der Rekordpleiten. Wer betroffen ist, ist verzweifelt, wer nicht betroffen ist, ist froh, es nicht zu sein. Dabei sind wir eigentlich alle verschuldet, und zwar heillos, mit einer unvorstellbar hohen Summe von 1 Billion Euro – das sind ganz nebenbei bemerkt schon mal Tausend Milliarden. Dann noch weitere 226 Milliarden obendrauf und noch ein paar Millionen hinterher. Denn die Bundesrepublik Deutschland selbst steht am tiefsten in der Kreide. Aber bei wem eigentlich? Das ist ein wohlgehütetes Geheimnis. Wer wissen will, wem diese Republik eigentlich wirklich gehört, tut sich schwer. Meine Kollegen sind der deutschen Schuldenspur gefolgt.



      Kommentar:
      Hans Eichel hat es eilig: In zwei Jahren will er Schluss machen mit der Schuldenpolitik seiner Vorgänger. Der Sparkommissar im Wettlauf gegen die rasende Staatsverschuldung. 10.000, 11.000, 12.000, 13.000 Euro. In den wenigen Sekunden, die Eichel morgens bis in sein Büro braucht, hat Deutschland schon wieder 80.000 Euro Schulden mehr. Deutschlands Schulden, eine unvorstellbare Summe: 1.226 Milliarden und viele Millionen Euro. Und sie tickt unbarmherzig weiter, die Schuldenuhr, die der Steuerzahlerbund aufgestellt hat.

      0-Ton Hans Eichel:
      (Bundesfinanzminister)
      „Da tickt eine Zeitbombe, und das heißt, wir haben durch Schulden in der Vergangenheit einen Großteil unserer Zukunft verfrühstückt. Und deswegen können wir so nicht weitermachen.“

      Kommentar:
      Eine Nobeladresse im Frankfurter Norden. Hier sitzen die Leute, die Deutschlands Schulden managen. So effizient wie möglich Geld für den Bund beschaffen, die Aufgabe der Elitetruppe in der Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH. Ganze sieben Händler jonglieren hier mit den Staatsmilliarden. Hat der Bund etwa am Morgen zu wenig Geld, um seine Rechnungen zu bezahlen, wird das kurzerhand besorgt: Schnellverschuldung.

      0-Ton Thomas Weinberg:
      (Chefhändler, Finanzagentur)
      „Heute konkret war es zum Beispiel so, dass wir eine Summe von etwa vier Milliarden Euro im Markt aufnehmen mussten.

      Interviewer:
      „Also, die Bundesrepublik Deutschland braucht heute vier Milliarden Euro.“

      Thomas Weinberg:
      „Wir rufen an, und wenn der Kontrahent eben grade dieses Volumen zur Verfügung hat, dann versuchen wir uns auf einen Zinssatz zu einigen. Und dann ist das Geschäft gemacht, und das Geld fließt in unsere Kassen.“

      Kommentar:
      Geräuschlos und diskret werden Milliarden für Deutschland besorgt. Auch die schwindelerregenden Schuldensummen, die die Agentur auf dem Markt hin und her verschiebt, sind hier Alltag.

      0-Ton Gerhard Schleif:
      (Geschäftsführer, Finanzagentur)
      „An diese Zahlen gewöhnt man sich, ob da drei Nullen mehr dranhängen oder drei Nullen weniger, das geht in Fleisch und Blut über, das lässt einen nicht mehr schlecht schlafen.“

      Kommentar:
      Auch nicht der Handel mit Schatzanweisungen, den langfristigen Schuldscheinen der Republik. Der Staat als Schuldner ist so begehrt, dass die Banken sich überbieten, um ihm Geld zu leihen.

      0-Ton Gerhard Schleif:
      „Wir haben heute zum Beispiel sechsmonatige Schatzanweisungen des Bundes verauktioniert. Das heißt. Wir bieten die einer bestimmten Bankengruppe an. Und wir wollten eigentlich fünf Milliarden aufnehmen, und die Banken haben uns Gebote für 17,3 Milliarden eingereicht.“

      Kommentar:
      Denn für sie kann der Staat nicht genug Schulden machen: Die Banken – Profiteure der Verschuldung. Für jeden Kredit kassieren sie Zinsen und Provisionen, jedes Jahr zig Milliarden Euro. Ein Bombengeschäft und ganz diskret abgewickelt.

      Kein Wunder, dass die Liste der Gläubigerbanken nicht unbedingt an die Öffentlichkeit soll. Denn ihnen gehört Deutschland. Ganz oben die Deutsche Bank, dann Morgan Stanley, Dresdner Bank, Merrill Lynch – die Crème de la Crème der internationalen Hochfinanz. Kreditsummen und Zinsgewinne werden gehandelt wie Staatsgeheimnisse, Interviewanfragen zwecklos. Die Deutsche Bank: kein Kommentar. Die Dresdner Bank: kein Kommentar. Die Commerzbank: kein Kommentar. Die Banken kassieren, Eichel zahlt, der Steuerzahler haftet.

      0-Ton Hans Eichel:
      (Bundesfinanzminister)
      „Das machen wir jetzt seit über dreißig Jahren, zahlen auch nichts zurück. Wenn ein Kredit fällig wird, wird ein neuer aufgenommen, um den alten abzulösen.“

      Kommentar:
      Die Chronik der Schuldenmacher:

      1971. Der letzte Aufstand der Anständigen. Bundesfinanzminister Möller tritt zurück. Der Grund: In zwei Amtsjahren ganze drei Milliarden Euro neue Schulden. Der Neue hält es nur ein Jahr aus. Karl Schiller sagte damals, er könne keine Politik machen unter dem Motto „Nach mir die Sintflut“. Rücktritt wegen zwei Milliarden Neuverschuldung.

      1972. Der Nachfolger hatte weniger Skrupel: Finanzminister Helmut Schmidt machte fünf Milliarden Euro Schulden – und wurde Kanzler. Die Gesamtschulden von Bund, Ländern und Gemeinden damals: 91 Milliarden Euro.

      1974. Mit ihm ging die Schuldenparty richtig los: Hans Apel. Sorglos und unbekümmert der Aufbruch in den Schuldenstaat. Finanzminister Apels Bilanz nach vier Jahren: 33,5 Milliarden Euro Neuverschuldung.

      1978. Hans Matthöfer, der nächste Finanzminister, sorgt für noch verrücktere Schuldenrekorde. 56 Milliarden Euro Miese. Sein Kanzler: Helmut Schmidt. Und die CDU versprach, alles besser zu machen

      Wahlspot:
      „Lassen Sie uns den SPD-Staat stoppen.“

      0-Ton Gerhard Stoltenberg:
      „Mit der hemmungslosen Schuldenmacherei der Regierung Schmidt/Genscher kann es so nicht weitergehen.“

      Kommentar:
      CDU-Wahlsieg: Stoltenberg war nun selbst Kassenwart. Vorher große Worte und dann doch wieder neue Schulden: 75 Milliarden.

      1989. Theo Waigel und die deutsche Einheit – natürlich kreditfinanziert. Die Schulden explodierten: Waigels Horrorbilanz: 428 Milliarden Euro neue Schulden.

      1998 standen Bund, Länder und Gemeinden mit über 1,1 Billionen Euro in der Kreide. Heute sind es schon wieder 100 Milliarden mehr. Und auch in diesem Jahr macht Hans Eichel wieder neue Schulden: rund 21 Milliarden Euro nur für den Bundeshaushalt.

      Bad Homburg, eine Idylle. Hier wird über Eichels Schulden Buch geführt, in der Bundeswertpapierverwaltung. Schuldenverwaltung hieß die Behörde bis vor kurzem, doch das klang zu negativ. Überhaupt war früher vieles anders: Die Schulden wurden noch mit Tinte in dicke Folianten eingetragen. Das Schuldbuch aus einer Zeit, als die Staatsverschuldung noch zwischen zwei Buchdeckel passte. Heute ist der horrenden Schuldensumme nur noch mit Großrechnern beizukommen. Das Schuldbuch 2002 – eine Computerdatei. Und die Post an die Gläubiger muss schneller produziert werden, um mit der Verschuldung Schritt zu halten. Schuldscheinquittungen im Sekundentakt. Auch in Bad Homburg sind Deutschlands Schulden grauer Alltag.

      0-Ton Knut Kage:
      (Präsident, Bundeswertpapier-Verwaltung)
      „Wir streben keine höhere Bundesschuld an, etwa um Arbeitsplätze hier zu halten. Wir haben genug andere Aufgaben. Wir wollen ordentlich und flexibel weiterarbeiten.“

      Kommentar:
      Ordentlich und flexibel in die Pleite. Viel Zeit bleibt Eichel nicht, um die Wende noch zu schaffen. Denn so bankrott ist der Staat: 752 Milliarden Euro hat sich allein der Bund seit 1980 geliehen. Das Geld wurde komplett gefressen von den 903 Milliarden Euro Zinsen, die er für diese Kredite zahlen musste.

      0-Ton Wolfgang Kitterer:
      (Schuldenexperte Universität Köln)
      „Die Schulden werden immer höher sein, auf Dauer, als das, was man sich durch Kredite erkauft hat. Das heißt, es ist ja jetzt auch schon festzustellen, dass die Defizite, die man macht, auf Dauer nicht ausreichen können, um die Zinslast abzudecken. Was bedeutet das wiederum? Dass man zusätzliche Zinslasten wiederum über Steuern finanzieren muss. Also resultiert aus der Staatsverschuldung letztlich nur eine höhere Steuerlast. Man hat niemandem etwas Gutes getan, es sei denn den Wertpapierhaltern.“

      Kommentar:
      Eichel, der Schuldenkiller? Tatsächlich ist sein Sparprogramm nur ein ganz bescheidener Anfang. Denn das ist Deutschlands Schuldenberg: 1.200 Milliarden Euro. Was Eichel einsparen will, ist lediglich die Neuverschuldung – derzeit ganze 42 Milliarden. Vom Abbau des gigantischen Schuldenberges ist noch gar nicht die Rede.

      Jetzt hat Eichel versprochen, spätestens 2006 keinen Cent neue Schulden mehr zu machen. Doch ein Hintertürchen hält auch er sich noch offen.

      0-Ton Interviewer:
      „Sie legen Ihre Hand dafür ins Feuer, dass es 2006 eine Null gibt?“

      Hans Eichel:
      „Wir setzen alles daran. Alles, was wir tun können, tun wir. Was Sie nie im Griff haben, ist die Weltkonjunkturentwicklung. Wenn es eine große Rezession gibt, sieht natürlich die Welt anders aus.“

      Kommentar.
      Der Schuldenuhr ist die Konjunktur egal, sie tickt unerbittlich weiter.

      0-Ton Friedrich Halstenberg:
      (ehem. Finanzminister NRW)
      „Es ist auch durchaus möglich, dass wir unsere Staatsfinanzen ganz zu Grund richten. Noch ein, zwei Jahrzehnte weiter in dieser Musik, dann gibt es einen anderen Staat.“



      Bericht: Jochen Graebert, Max von Klitzing, Stephan Stuchlik
      Schnitt: Stefanie Blasch, Charlotte Steiner

      http://www.ndrtv.de/panorama/data/profiteure_der_staatsversc…



      http://home.t-online.de/home/dieter.meyer/homepage.htm#9.2 Feedbacks zu dieser Homepage

      http://www.staatsverschuldung.de/

      http://www.staatsverschuldung-online.de/
      Avatar
      schrieb am 06.12.02 01:44:38
      Beitrag Nr. 2 ()
      Die Schulden sind immer nur gestiegen





      Die Grafik belegt, dass die Gesamtverschuldung eine völlig andere Größenordnung gewonnen hat. Dabei fällt insbesondere die Zunahme nach der Wiedervereinigung auf. In den letzten beiden Jahren flacht die Kurve ab wegen des einmaligen UMTS-Erlöses.


      Stand: Oktober 2002


      http://www.staatsverschuldung.de/index.html
      Avatar
      schrieb am 06.12.02 03:13:34
      Beitrag Nr. 3 ()
      "In den letzten beiden Jahren flacht die Kurve ab wegen des einmaligen UMTS-Erlöses."
      :laugh: Der ist gut!!!
      Avatar
      schrieb am 06.12.02 03:14:22
      Beitrag Nr. 4 ()
      "In den letzten beiden Jahren flacht die Kurve ab wegen des einmaligen UMTS-Erlöses."
      :laugh: Der ist gut!!!
      Avatar
      schrieb am 06.12.02 03:16:18
      Beitrag Nr. 5 ()
      Und dieser Berg aus #2 kostet den Steuerzahler jedes Jahr Zinsen, die unter der Bezeichnung Bundesschuld im Bundeshaushalt auftauchen.

      Diese Bundesschuld ist der zweitgroesste Posten im Haushalt und betraegt fuer das naechste Haushaltsjahr 40,69 Milliarden Euro. Das sind 16,5% des Gesamthaushaltes, die nur fuer Zinsen faellig sind, wobei selbstverstaendlich kein Cent getilgt wird.

      http://www.das-parlament.de/2002/37_38/PlenumundAusschuesse/…

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      Avatar
      schrieb am 06.12.02 03:23:23
      Beitrag Nr. 6 ()
      "In den letzten beiden Jahren flacht die Kurve ab wegen des einmaligen UMTS-Erlöses."
      :laugh: Der ist gut!!!
      Avatar
      schrieb am 06.12.02 04:43:04
      Beitrag Nr. 7 ()
      Hier kommt noch ein informativer Links dazu (enthält weitere Links)
      Ist politisch relativ neutral gehalten und für alle Parteien als Pflichtlektüre zu empfehlen.

      http://www.staatsverschuldung-online.de/


      Als Ergänzung sollte man auch einmal einen Blick auf die Website des Bundesamtes für
      Statistik werfen. Fakten pur:

      z.B. Gesundheitsausgaben nach Leistungsarten:
      http://www.destatis.de/basis/d/gesu/gesutab4.htm

      oder Sozialhilfe, Asylberwerber:
      http://www.destatis.de/basis/d/solei/soleitab3.htm


      Die Entwicklung der Insolvenzen:
      http://www.destatis.de/basis/d/insol/insoltab1.htm

      Achtung: die 3.Spalte gilt nur für das Halbjahr 2002!


      hilfreich bei Diskussionen über die notwendigen Reformen im Gesundheitswesen:
      http://www.destatis.de/basis/d/gesu/gesutab2.htm

      Zum Beispiel die Personalstruktur in Krankenhäusern 2000:

      Gesamtbeschäftigte: 1108646
      (1)davon Ärztliches Personal : 112899
      (2) davon Pflegepersonal: 414478
      Summe (1) und (2): 527377

      d.h. rund 53% des Gesamtpersonals in Krankenhäusern arbeiten nicht im unmittelbaren Pflegebereich.





      mit nüchternen Grüßen

      Dr.H.Lecter
      Avatar
      schrieb am 06.12.02 09:39:08
      Beitrag Nr. 8 ()
      alles richtig, kurze Anmerkung:

      Auch wenn die Banken die Staatsanleihen besitzen,
      resultiert daraus noch kein Anspruch auf andere
      Leistungen außerhalb der Zinszahlungen.

      Diese werden irgendwann einfach aufhören,
      vielleicht sogar die Titel selbst verfallen,
      von daher ist eine angemessene Risikoprämie
      in Ordnung!
      Avatar
      schrieb am 06.12.02 09:47:51
      Beitrag Nr. 9 ()
      Die BRDeutschland ist doch de facto schon insolvent.
      Und haften tun, wie richtig beschrieben, die Bürger.

      Es gibt kaum eine Strategie, aus dieser Situation rauszukommen, da ist es auch kein Trost, daß andere Nationen noch beschissener dastehen.

      Brasilien, Argentinien oder jüngst Venezuela zeigen, wohin die Schuldenuhr führt.

      Offensichtlich macht sich die Masse der Bevölkerung aber kaum Gedanken über die Zukunft und überläßt das Krisenmanagement anderen.

      Meine persönliche Konsequenz:
      Besitz in Deutschland veräußern und weg!
      Wer über nennenswertes Eigentum verfügt, solle dies ebenfalls tun.
      Mobilität ist das Wichtigste in der Krise, daher sollte man sich von Grundbesitz und allen anderen immobilen Sachwerten trennen und in halbwegs sichere Währungen (z.B schweizer Franken) Gold o.ä. anlegen.

      Nicht warten, bis das Boot sinkt, indem wir sitzen.
      Geld/Goldvermögen nicht vollständig bei den Banken lassen, sofern sich die Krise verschärft.

      Ich denke, Beschreibungen der fatalen Situation gibt es genug. Und das hat nix mit "Schwarzmalerei" zu tun.
      Noch ist Zeit zu handeln.
      mfg
      Avatar
      schrieb am 06.12.02 10:17:09
      Beitrag Nr. 10 ()
      Also....liebe Leute: lassen wir uns BRDigen!!!:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 06.12.02 10:28:47
      Beitrag Nr. 11 ()
      #10
      höre ich da einen gewissen Zynismus?:cry: Wenn dem so ist, denk mal drüber nach, ob wir hier wirklich nur eine Rezession sehen, oder ob das nicht vielleicht doch eher eine Sytemkrise ist.

      Letztlich muß jeder selber wissen, was er macht.
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 16:18:18
      Beitrag Nr. 12 ()
      Die Schuldenfalle – Die Zeit läuft ...

      Artikel von Sascha Jakobi, 20.05.2000, 20:15 Uhr MEZ

      Ein Börsenboom kann lange dauern, er kann länger dauern und sehr lange dauern aber irgendwann ist er zuende. Und weiterhin gilt dann: Je länger, höher, weiter desto schlimmer wird die darauffolgende Durststrecke.

      Hier ein Chart zur US-Staatsverschuldung:

      http://www.geocities.com/saschajakobi/20010520usstaatsschuld…



      Zu diesem Chart könnte man sich eigentlich jeden Kommentar sparen. Aber da ich immer wieder ungläubig darauf angesprochen werde bin ich gerne bereit diesen Chart nochmals etwas zu erläutern:

      Obwohl wir seit Beginn des Charts im Jahr 1940 in den USA keine einzige wirklich schwere Rezession hatten sind die Schulden gigantisch angestiegen. Vielmehr hatten wir in den USA seit 1940 ein starkes Wachstum, oftmals über viele Jahre.

      Manche mögen jetzt etwas positives am Chart sehen und zwar, daß die Steigung ab 1995 etwas abnimmt. Richtig! Sehr richtig! Das ist aber keine Trendwende sondern lediglich der positive Effekt aus dem Wahnsinnsboom der US-Wirtschaft seit der 91/92er-Rezession. Denn seit diesem Datum gab es kein einziges Quartal negatives BIP-Wachstum, d.h. eine Schrumpfung der Wirtschaft.

      In solchen Boomphasen gibt es wenige Arbeitslose (die Arbeitslosenrate lag in ihrem Tiefpunkt bei knapp unter 4%!!!) was wiederum bedeutet, daß der Staat wenig für Soziales und Arbeitslose ausgeben muß dagegen aber von vielen Erwerbstätigen Steuereinnahmen erhält. Und auch die in dieser Zeit fett gestiegenen Unternehmensgewinne dürften dem Staat etwas die Kassen gefüllt haben. Zumindest mußte er weniger Schulden machen. Das klingt positiv aber denken wir hier mal weiter.

      Ist das nicht toll? Der Staat muß weniger Schulden machen. Nein meiner Meinung nach ist das sogar ganz schlecht. Denn ich interpretiere das anders. Selbst in einem 8-jährigen starken bis sehr starken Wirtschaftswachstum, einem boomenden Konsum, einer stark gestiegenen Kaufkraft, steigender Weltwirtschaft und den Boombörsen sowie der niedrigen Arbeitslosigkeit hat man summa summarum keinen einzigen Pfennig der Schulden abgebaut. Nach jedem Gipfel kommt ein Tal und jeder kann sich wohl denken das dieses Tal die Schulden wieder kräftig erhöhen dürfte. Wohl noch kräftiger als je zuvor denn alleine die gigantischen Zinsen, die effektiv gar nichts bringen weil dafür keine einzige Investition getätigt werden kann und es einfach nur verlorenes Geld ist, treiben die Verschuldung in immer größere Höhen.

      Ich denke jetzt dürfte doch wohl dem letzten klar sein, daß dieses System (soviel Wohlstand wir heute auch haben) irgendwann umkippt und seinem Ende entgegengeht. Was man nicht weiß ist ab wann es knallt, d.h. man weiß nicht ab wann die Schuldenlast erdrückend wird. Sind es 8 Billionen US-$, sind es 9 Billionen US-$ oder vielleicht erst 10 oder 15 Billionen US-$.

      Doch eins dürfte wohl jedem klar sein. So kann`s auf lange Sicht nicht weitergehen. Und denken wir doch mal nach. Wer zum Geier soll den diesen Wahnsinnsschuldenberg jemals noch abbezahlen??? Wer?

      Und jetzt kommt der dicke Hammer. Diese Wahnsinnsstaatsverschuldung ist nicht nur ein Problem der USA. Wir können uns die Verschuldung von Japan, Frankreich oder meinetwegen auch Deutschland anschauen. Die Charts sind alle sehr ähnlich. Deutschland ist sogar durch die Gelder die in den Osten flossen noch etwas stärker betroffen als manch anderer. Generell ist dies ein Problem der Industriestaaten. Man lebte und lebt in großen Wohlstand denn es kann sich nun wirklich keiner beklagen das wir in Deutschland arm sind. Wir haben von der Zahnpasta, Bananen bis hin zu Pepsidosen und Computern alles was wir wollen. Dieser Wohlstand beruht zu einem großen Teil auf Arbeit und Engagement denn "Von nichts kommt Nichts" aber er beruht mittlerweile zu einem großen Teil auch auf Pump. Damit muß man sich einfach abfinden: Die Industriestaaten leben momentan und seit Jahren mit dem Geld von Anderen. Vor allem das Halten des Wohlstandes beruht auf dem Schuldenmachen der letzten Jahre.

      Nehmen wir uns mal das Beispiel Deutschland vor. Seit Jahren und Jahrzehnten sind mehrere Trend eindeutig erkennbar. Die Steuern steigen langjährig immer weiter und sind mittlerweile gegenüber der unmittelbaren Nachkriegszeit auf einem verrückt hohen Niveau. Doch selbst die gestiegenen Steuern reichten irgendwann nicht mehr aus. Also mußte man Ende der 60er/Anfang der 70er zusätzlich zu dem "Steuer erhöhen" noch damit beginnen Schulden zu machen. Denn um die erste Rezession zu bekämpfen die Anfang der 70er in der Türe stand (Stichwort u.a. auch "Ölkrise") ging man zur berühmten deficit-spending-Politik über, d.h. der Staat macht Schulden und investiert dieses Geld in Bauprojekte/Infrastruktur um der Wirtschaft damit wieder auf die Beine zu helfen und dieses geliehene Geld wieder mit erhöhten Steuereinnahmen durch die verhinderte Rezession bzw. den erweckten Aufschwung wieder zurückzuzahlen. Soweit die Theorie. In der Realität sieht es anders aus. Das geliehene Geld konnte die Rezession zeitlich kurz halten und die Schwere der Rezession mindern aber Schulden durch Deficit-Spending konnten danach niemals zurückgezahlt werden. Der zweite Trend den ich daher nennen will (ist ja aber sowieso schon bekannt) sind die Seit Ende der 60er/Anfang der 70er immer weiter steigenden Schulden. Dazu kommt ein weiterer Trend. Die Wachstumsraten der Wirtschaft (BIP-Wachstum) werden tendenziell langjährig ebenfalls immer geringer und die Arbeitslosigkeit (egal ob sie jetzt gerade bei 3,9 oder 4,3 Millionen liegt) stieg langfristig tendenziell immer mehr.

      Also Leute wohin führt das alles?

      Ein Problem habe ich übrigens noch vergessen zu nennen: Die Demographie. Der demographische Aufbau ist in fast allen Industriestaaten ähnlich. Schauen wir uns die Altersstruktur Deutschlands an. Was sehen wir?

      Viele Altersstarke Jahrgänge gehen bald in Rente. Ach ist das nicht wunderbar? Dann werden doch haufenweise Arbeitsplätze frei. Das ist aber nur die halbe Wahrheit denn jeder auf diese Weise entstandene Arbeitsplatz hat einen weiteren Rentner zur Folge. Ein Arbeitnehmer soll für einen Rentner aufkommen. Wie soll denn das finanziell gehen. 100% Abgaben vom Lohn/Gehalt für die Rentenversicherung? Nein so einfach ist es nicht. Zusätzlich kann man gegen diese Theorie noch anführen, daß viele qualifizierte Arbeitsplätze frei werden aber der Arbeitslosensockel fast nur aus relativ unqualifizierten (vom Bildungsstand) Leuten besteht. Das soll kein Vorwurf gegen Arbeitslose sein aber es werden eben Stellen frei die nicht mit den "normalen" Arbeitslosen besetzt werden können.
      Eine mögliche Lösung des Problems wäre, die Geburtenrate mal wieder nach oben zu schrauben denn wir alle wissen ja, daß die Sterberate in Deutschland (weltweit fast nirgendwo so) höher ist als die Geburtenrate was zu einer negativen Wachstumsziffer der Bevölkerung führt (vgl. auch "Das fünfstufige Modell des demographischen Übergangs"). Um die Geburtenrate zu heben bedarf es aber andererseits bei so hohen Steuern einer Förderung von Kindern. Kinder kosten nicht nur Geld, sie kosten viel Geld. Ein Magazin hat mal ausgerechnet, daß ein Kind etwa 500.000 DM (oder waren es US-$) im Schnitt kostet. Darin ist alles enthalten. Das Kind braucht ein eigenes Zimmer, Klamotten, muß was essen, ist auch mal krank, braucht entweder Betreuung oder die Mutter oder der Vater kann nix schaffen (denn nicht immer wohnt die Oma zufällig im gleichen Haus oder nebendran! Falsch!), ein Zimmer mehr vergrößert die Wohnungsfläche und damit muß man auch mehr heizen, und und und...). Es hilft also gar nichts wenn wir das Kindergeld um wahnsinnige (Ironie) 50, 70 oder 100 DM anheben. Es muß mehr geschehen aber klar: Woher soll das Geld denn kommen. Wir alle wissen doch das unser Staat nicht gerade reich ist. Wir sehen es spätestens daran, daß immer öfter diverse Schilder "Brückenschäden", "Straßenschäden" auf Autobahnen zu finden sind die dort jahrelang rumstehen bevor mal die Straße neu gemacht wird. Eines der Zeichen, daß man dem Ende näher kommt. Genauso ein Zeichen sind die Sparmaßnahmen in allen Ressorts (Kasernen schließen, weniger Geld für Waffen), dort und hier überall wird eingespart. Auf der anderen Seite steigt die Staatsverschuldung trotz eines einmaligen UMTS-Einnahmeeffekts von knapp 100 Mrd. DM munter weiter und Steuersenkungen sind eine Mär. Es mag sein, daß durch die Steuerreform einige Leute tatsächlich mehr im Geldbeutel haben. Aber eine wirkliche Steuersenkung ist es nicht. Denn das wird spätestens dann klar wenn man die kalkulierten Steuereinahmen für die nächsten Jahren betrachtet (natürlich um die Inflation bereinigt bzw. herausgerechnet). Die steigen nämlich. Das alles ist also nur eine neue Umverteilung und mehr auch nicht. Was die einen einsparen zahlen die anderen drauf. Insgesamt bringts nichts und Null.

      So dies war jetzt mal wieder eine wichtige Mail mit der ich hoffentlich wieder interessante Fakten übermitteln konnte. Ich sehe schwerere Zeiten auf uns zukommen. Ab wann dies den Leuten direkt deutlich wird oder werden muß weiß ich nicht aber ich kenne ehrlich gesagt bisher noch keine Lösung für o.g. Problem welches in allen Industriestaaten weltweit so besteht. Denn letztlich läuft`s immer wieder auf die Frage hinaus: Wer zahlt eigentlich mal die ganzen Schulden zurück?

      Noch was: Es besteht ein großer Unterschied zwischen Schulden eines Privatmannes und denen eines Staates. Geht man privat pleite weil man sich ein zu großes Auto kaufte oder zu luxuriös lebte dann gibt es seit einigen Jahren ein Insolvenzgesetz. Nach sieben Jahren kann man dadurch tatsächlich wieder schuldenfrei sein und einen kompletten Neuanfang wagen. Ein Staat kann seinen Gläubigern zwar auch sagen: "He Leute hört mal her! Wir müssen die Zinszahlungen aussetzen (für Bundesschatzbriefe, Bundesanleihen usw.) wir ham` grad nix in der Kass`" aber die Folgen sind doch klar. Wer investiert in einem solchen Staat den jemals wieder? Jeder wird versuchen aus diesem Staat (der damit ja seine Bankrotterklärung) offiziell abgegeben hätte sein Geld noch zu retten nachdem darauf sofort ein massiver Währungseinsturz einsetzen würde.

      Dies beantwortet auch die Frage nach dem "Wann" zumindest ein wenig. Momentan bezahlt der Staat die Schuldzinsen für alte Schulden durch das Aufnehmen von immer neuen und mehr Schulden. Es werden Bundesanleihen herausgegeben die durch Verzinsung den Anlegern weltweit schmackhaft gemacht werden. Diese Anleger geben dem Staat Geld und erhalten dafür Zinsen. Somit kann der Staat dieses Geld aus Anleihen (und auch Bundesschatzbriefen und ähnlichen Dingen) verwenden um sich zu sanieren oder seine alten Schulden zu tilgen. Nun aber zu dem Wann. Schlimm wird es genau dann, wenn die Leute raffen, daß die Staatsverschuldung bombastisch ist und ihr Geld selbst für schmackhafte Zinsen dem Staate nicht mehr anvertrauen weil sie tatsächlich Angst davor bekommen das der Staat vielleicht nicht zahlen könne. Es kommt nicht von ungefähr das Staaten wie Brasilien, Rußland und die Türkei auf ihre Staatsanleihen Zinsen von 20 bis 30% und noch mehr Zahlen. Die hohen Zinsen sind gewissermaßen der Risikoaufschlag bzw. der "Bonus für die Mutigen" denn keiner würde wegen lächerlichen 3 oder 5% Zinsen sein Geld an Staaten wie Rußland & Co. anbieten die ja sogut wie Pleite sind. Aus den immer höheren Zinsen die der Staat langfristig zahlen muß erwächst das Problem, daß der Staat diese hohen Zinsen dann auch wiederum zahlen muß und somit höhere Aufwendungen für die Zinsen der Staatsverschuldung hat. Der Teufelkreis schaukelt sich dann irgendwann relativ schnell hoch. Aber trotz "Risikobonus" bzw. höheren Zinsen kommt irgendwann immer DER PUNKT an dem niemand mehr (selbst für sehr hohe Zinsen) dem Staate noch Geld geben bzw. vorstrecken will. Dann kann der Staat seine Zinsen nicht mehr bedienen und nicht mehr zahlen. Man nennt dieses Ereignis dann: Staatsbankrott

      Ich danke allen Lesern!

      Sascha Jakobi
      Für Fragen, Kritik und Anmerkungen bin ich jederzeit dankbar / [eMail an Sascha Jakobi]



      http://www.geocities.com/saschajakobi/20010520schulden.htm


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