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    Der MANN, der "den Krieg Hitlers verhindern" wollte Georg Elsner - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 04.01.03 19:52:44 von
    neuester Beitrag 10.02.03 14:18:28 von
    Beiträge: 75
    ID: 679.236
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      schrieb am 04.01.03 19:52:44
      Beitrag Nr. 1 ()
      Heute vor Hundert Jahren wurde er geboren.
      Avatar
      schrieb am 04.01.03 19:55:34
      Beitrag Nr. 2 ()
      Soweit ich weiß, hieß er "Elser" und nicht "Elsner".
      Avatar
      schrieb am 04.01.03 19:56:27
      Beitrag Nr. 3 ()
      Als die Führung des NS-Staates erkennt, daß der Krieg endgültig verloren ist, wird Georg Elser auf Weisung »von höchster Stelle« am 9. April 1945 im KZ Dachau erschossen. Am selben Tag werden im KZ Flossenbürg Dietrich Bonhoeffer, Wilhelm Canaris, Karl Sack und andere Widerstandskämpfer sowie im KZ Sachsenhausen Hans von Dohnanyi ermordet. Die NS-Führung will nicht, daß ihre schärfsten Gegner überleben und die Zukunft mitgestalten können. Auch der Mordbefehl und sein Zeitpunkt machen deutlich, daß Georg Elser zu den bedeutendsten Widerstandskämpfern gegen den Nationalsozialismus zählt. Er wird erschossen, weil er als erster dem Ziel, Hitler zu töten, denkbar nahe gekommen ist.
      Avatar
      schrieb am 04.01.03 19:59:49
      Beitrag Nr. 4 ()
      zu # 2 Sorry "KurtWarner" hat Recht:D

      Vorwort
      Am 8. November 1939 versuchte der Schreiner Georg Elser, Hitler durch ein Attentat im Bürgerbräukeller zu töten und so die Ausweitung des am 1. September 1939 von Deutschland begonnenen Krieges zu verhindern. Seit Herbst 1938 plante Elser diese Tat gegen den Diktator. Er erfuhr, daß Hitler am 8. November 1939 zum Jahrestag des Hitlerputsches von 1923 im Münchener Bürgerbräukeller sprechen werde. Elser verschaffte sich Zugang zum Veranstaltungsraum und installierte dort in nächtelanger Arbeit einen Sprengkörper mit Zeitzünder.

      Hitler verließ am 8. November 1939 allerdings wenige Minuten vor der Explosion den Versammlungssaal. Elser wurde eine Stunde davor in Konstanz kurz vor der Flucht in die Schweiz festgehalten und wegen seines verdächtigen Tascheninhalts der Gestapo übergeben.

      Georg Elser mit Freundin

      Nach langen Verhören gestand er Tage später das Attentat und seine Absicht, damit den Weg zu einem europäischen Frieden ebnen zu wollen. Er wurde zuerst im KZ Sachsenhausen, später im KZ Dachau gefangengehalten, wo er am 9. April 1945, wenige Wochen vor Kriegsende, erschossen wurde.
      Avatar
      schrieb am 04.01.03 20:01:13
      Beitrag Nr. 5 ()
      bei allen (für dich leider normalen) formalen fehlern... das erste mal, dass ich dir zustimme... hier hat`s wenigstens mal einer versucht... leider ist es schiefgegangen.
      yarkssen

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      Avatar
      schrieb am 04.01.03 20:10:25
      Beitrag Nr. 6 ()
      Das Attentat
      Am 8. November 1939 versammelt sich die NS-Prominenz wie in jedem Jahr im Bürgerbräukeller in München. Gedacht wird der "Alten Kämpfer", die beim Hitler-Putsch 1923 ums Leben kamen. Seit der Machtergreifung hat das Treffen den Charakter eines Staatsaktes. Hitler beginnt gegen 20.00 Uhr mit seiner üblichen. aufputschenden Rede, die sich diesmal vor allem gegen England richtet. Gut 1500 Anhänger füllen den Saal. Beinahe alle, die Rang und Namen im Regime haben, sind versammelt: Goebbels, Frank, Ribbentropp, Bouhler, Himmler und andere.

      Vor wenigen Wochen hatte Hitler mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg losgebrochen. Angesichts der geringen Popularität des Krieges, kommt des der NS-Führung an diesem Tag besonders darauf an, Geschlossenheit zu demonstrieren. Exakt um 21.20 Uhr explodiert im Pfeiler mit ohrenbetäubendem Lärm hinter Hitlers Rednerpult eine Bombe. Die Decke über dem Saal stürzt ein und erschlägt 7 Menschen sofort. Ein weiterer stirbt später im Krankenhaus. 60 Menschen werden schwerverletzt. Hitler jedoch ist nicht unter ihnen. Völlig unvorhergesehen hat er seine Rede bereits kurz nach 21.00 Uhr beendet und den Saal verlassen. Rasch ist der Polizei klar - nachdem zunächst über einen alliierten Bombenangriff spekuliert wurde - es handelt sich um ein planmäßig vorbereites Attentat.

      Immerhin hat er 7 Menschen getötet und 60 schwer verletzt.- Eventuell einige Unbeteiligte wie Kellner u.ä.. Toller Held!
      Avatar
      schrieb am 04.01.03 20:14:25
      Beitrag Nr. 7 ()
      Johann Georg Elser
      Tischler



      1903
      4. Januar: Johann Georg Elser wird in Hermaringen (Württemberg) als Sohn eines Holzhändlers und Landwirts geboren.


      1910-1917
      Besuch der Volksschule in Königsbronn.


      1917-1919
      Elser macht eine Lehre als Dreher in einem Hüttenwerk, muß diese aber aus gesundheitlichen Gründen abbrechen.


      1919
      Er beginnt eine Schreinerlehre in Königsbronn.


      1922
      Die Gesellenprüfung besteht Elser als Jahrgangsbester.


      1922-1925
      Er arbeitet in verschiedenen Schreinereien in Königsbronn, Aalen und Heidenheim als Bau- und Möbeltischler.


      1925-1929
      Anstellung in einer Konstanzer Uhrenfabrik.


      1928/29
      Elser ist Mitglied im Roten Frontkämpferbund, ohne sich politisch zu engagieren.


      1929
      Wegen der Weltwirtschaftskrise geht er in die Schweiz und ist dort als Schreiner tätig.


      1932
      Rückkehr nach Heilbronn, wo er im elterlichen Betrieb mitarbeitet.


      1936-1939
      Elser ist als Hilfsarbeiter in einer Heidenheimer Armaturenfabrik angestellt und erfährt dort von der Rüstungsproduktion im Auftrag der Nationalsozialisten.


      1938
      November: Teilnahme an den Gedenkveranstaltungen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) zum Hitler-Putsch. Dort entschließt er sich, Adolf Hitler durch ein Attentat zu ermorden.


      1939
      März/April: Hilfsarbeiter in einem Königsbronner Steinbruch. Während dieser Zeit präzisiert er seine Pläne für das Attentat: Er eignet sich Sprengkenntnisse an und beschafft sich Sprengstoff. Außerdem reist er nach München, weil er dort die Bombe während der jährlichen Gedenkveranstaltung für den Hitler-Putsch detonieren lassen will.
      Mai: Nach einem Arbeitsunfall erstellt Elser Zeichnungen und Modelle für seine Bombe und unternimmt Sprengstoffversuche.
      August: Er zieht nach München um, wo er sich einen Monat lang im Bürgerbräu-Keller nachts unbemerkt einschließen läßt und eine Säule aushöhlt. In diesem Keller hält Hitler seine alljährliche Rede zum 8. November. Tagsüber arbeitet Elser an seiner Bombenkonstruktion.
      1.-6. November: Einbau der Bombe in die ausgehöhlte Säule im Bürgerbräu-Keller.
      8. November: Am Abend detoniert die Bombe wie geplant und zerstört einen großen Teil des Saals. Sieben Menschen sterben, über 60 werden verletzt. Hitler hat den Raum jedoch zehn Minuten früher als gewohnt verlassen, um seinen Zug nach Berlin zu erreichen. Elser wird zur gleichen Zeit in Konstanz beim Versuch aufgegriffen, die "grüne Grenze" zur Schweiz zu überqueren. Wegen seines verdächtigen Tascheninhalts wird er festgenommen und verhört.
      13. November: Er gesteht vor der "Sonderkommission Bürgerbräuattentat" in München, die Tat allein geplant und durchgeführt zu haben.
      19.-23. November: Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) verhört Elser in Berlin. Anschließend kommt er als Sonderhäftling in das Konzentrationslager (KZ) Sachsenhausen. Er soll nach Ende des Zweiten Weltkriegs in einem Schauprozeß verurteilt werden. Das NS-Regime verbreitet jedoch die Meldung, daß der britische Geheimdienst die Verantwortung für das Attentat trage.


      1944/45
      Um die Jahreswende wird Elser in das Konzentrationslager Dachau gebracht.


      1945
      9. April: Johann Georg Elser wird auf Weisung Heinrich Himmlers im Konzentrationslager Dachau ermordet.
      Nach Kriegsende halten sich noch lange Gerüchte, Elser habe für den britischen Geheimdienst gearbeitet oder im Auftrag des NS-Regimes ein Scheinattentat verübt. Seine Anerkennung als Widerstandskämpfer erfolgt daher erst sehr spät.
      (mw)


      ZeitZeichen Täglich 9.05 - 9.20 Uhr wdr5


      Sendung vom 4. Januar 2003

      4. Januar 1903
      Geburtstag des Hitler-Attentäters Johann Georg Elser




      Als Georg Elser ein Jahr alt war, zogen die Eltern, Bauern, die Holzhandel betrieben, vom schwäbischen Hermaringen nach Königsbronn. Vielleicht lernte er hier, in der schwäbischen Alp, die Härte gegen sich selbst, das Durchhaltevermögen und die Zähigkeit, mit der er in nächtelanger Arbeit die Säule im Münchner Bürgerbräukeller aushöhlte, um die Bombe mit dem Zeitzünder zu deponieren, die Hitler töten sollte. Der ehemalige Eisendreher, spätere Schreiner und begnadete Bastler will damit den Krieg verhindern, den er bereits im Herbst 1938 voraussah. Und dann beginnt die Serie unglückseliger Zufälle: Hitler überlebte, weil er zufällig etwas früher ging als üblich. Sieben Menschen starben, darunter eine Kellnerin. Georg Elser wurde - zufällig - festgenommen, kurz bevor er den rettenden Schweizer Grenzübergang erreichte, und kurz vor Kriegsende in Dachau ermordet. Dass aber der mutige Einzelgänger noch jahrelang nach Kriegsende diffamiert wurde - und dass neuerdings die moralische Rechtfertigung seiner Tat aufs neue in Frage gestellt wird - ist kein Zufall. Dies scheint ein Zeichen der Zeit im wahrsten Sinne des Wortes zu sein.



      Redaktion: Gabriele Gillen




      Leptosomer Habitus Qualitativ Hochwertige Züge

      Interlektueller Grundgesamteindruck : Genie !

      Dieser Mann ist die Anklage gegen Alle Mitläufer und Gaffer die meinen Sie hätten nichts gewusst bzw. mit der faulen Ausrede kamen was sollten wir denn machen .....

      ________________________________________________________

      http://www.shoa.de/p_georg_elser.html

      Georg Elser
      das Attentat vom Bürgerbräukeller 1939
      von Dr. Bernd Kleinhans

      Das Attentat
      Am 8. November 1939 versammelt sich die NS-Prominenz wie in jedem Jahr im Bürgerbräukeller in München. Gedacht wird der "Alten Kämpfer", die beim Hitler-Putsch 1923 ums Leben kamen. Seit der Machtergreifung hat das Treffen den Charakter eines Staatsaktes. Hitler beginnt gegen 20.00 Uhr mit seiner üblichen. aufputschenden Rede, die sich diesmal vor allem gegen England richtet. Gut 1500 Anhänger füllen den Saal. Beinahe alle, die Rang und Namen im Regime haben, sind versammelt: Goebbels, Frank, Ribbentropp, Bouhler, Himmler und andere.

      Vor wenigen Wochen hatte Hitler mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg losgebrochen. Angesichts der geringen Popularität des Krieges, kommt des der NS-Führung an diesem Tag besonders darauf an, Geschlossenheit zu demonstrieren. Exakt um 21.20 Uhr explodiert im Pfeiler mit ohrenbetäubendem Lärm hinter Hitlers Rednerpult eine Bombe. Die Decke über dem Saal stürzt ein und erschlägt 7 Menschen sofort. Ein weiterer stirbt später im Krankenhaus. 60 Menschen werden schwerverletzt. Hitler jedoch ist nicht unter ihnen. Völlig unvorhergesehen hat er seine Rede bereits kurz nach 21.00 Uhr beendet und den Saal verlassen. Rasch ist der Polizei klar - nachdem zunächst über einen alliierten Bombenangriff spekuliert wurde - es handelt sich um ein planmäßig vorbereites Attentat.

      Der Attentäter ist der 36jährige Schreiner Georg Elser aus dem württembergischen Königsbronn. Wochenlang ließ er sich abends heimlich in den Bürgerbräukeller einschließen. Mühsam- immer in der Gefahr entdeckt zu werden - kratzte er exakt in dem Pfeiler, vor dem Hitler bei seiner Rede stand, eine Höhlung für eine Bombe. Die Bombe hatte er eigenhändiggebastelt und den Zünder mit einer mechanischen Uhr selbst konstruiert. Mehr als ein Jahr zuvor war sein Entschluß gefaßt, Hitler zu beseitigen - im Alleingang und ohne jede Unterstützung und ohne jemand einzuweihen. Eigens zum Zweck des Attentats hatte er die körperlich schwere Arbeit in einem Steinbruch angenommen, um über Monate kleinste Mengen für den Sprengstoff abzuzweigen, den er für seine Bombe brauchte. Als die Bombe explodiert, ist Elser bereits auf dem Weg in die Schweiz. Dort wird er durch einen unglücklichen Zufall von der Grenzpolizei gefaßt. Noch vor der Explosion und ohne daß die festnehmenden Beamten ahnen, wenn sie gefaßt haben.



      Biographisches zu Georg Elser
      Georg Elser wird am 4. Januar 1903 in Hermaringen in Württemberg geboren. Als Sohn eines Landwirtes und Holzhändlers ist ihm in der damaligen Zeit eine einfache Laufbahn vorgezeichnet. Nach dem Besuch der Volksschule in Königsbronn auf der Schwäbischen Alb in der Nähe der Kleinstadt Heidenheim schlägt er zunächst ein Lehre als Dreher in einem Metallbetrieb ein. Da er diese aus gesundheitlichen Gründen abbrechen muß, wird er schließlich Schreiner. Zunächst arbeitet er vor allem als Möbeltischler. Der Weggang aus der Region, die damals weitgehend Notstandsgebiet war, führt ihn nach Konstanz als Arbeiter in eine Uhrenfabrik, wo er vier Jahre bis 1929 tätig ist.

      Hier schließt er sich erstmals auch der Arbeiterbewegung an und politisiert sich angesichts der Not der damaligen Zeit. Er wird Mitglied des Rotfrontkämpferbundes. Die folgenden Jahre zeigen Elser in einem unsteten Wanderleben, das sich weniger durch seinen Charakter als durch die ökonomisch schwierige Situation für Arbeiter ergab. Eine Zeitlang arbeitet er in der Schweiz - wiederum als Schreiner, dann geht er nach Heilbronn in den Betrieb seiner Eltern. Dann wiederum arbeitet er in einer Heidenheimer Metallfabrik, die zu diesem Zeitpunkt - man schreibt die Jahre 1936 bis 1939 - bereits voll in die Hitlersche Rüstungspolitik eingespannt ist. Im Frühjahr 1939 - im Jahr des Attentats also - sieht man ihn wieder in Königsbronn. Jetzt arbeitet er im örtlichen Steinbruch. Hier bekommt er auch Gelegenheit mit Sprengstoff zu hantieren und sich Kenntnisse im Umgang mit Sprengmaterial zu verschaffen. Nicht zuletzt gelingt es ihm hier, sich für das Attentat den nötigen Sprengstoff zu verschaffen.



      Elsers politische Überzeugungen
      Elser war kein Theoretiker: Weder hat er sich anhand von Schriften mit Faschismus und Nationalsozialismus intensiv auseinandergesetzt noch selbst irgendwelche Entwürfe für eine künftige Gesellschaftsordnung entworfen. Darin unterscheidet sich Elser fundamental von anderen Widerstandskämpfern, etwa der "Weißen Rose" um die Geschwister Scholl, aber auch von dem Widerstandskreis um das Attentat vom 20. Juli, bei dem theoretische Erörterungen über die Rechtmäßigkeit des Widerstandes überhaupt und über die künftige Gesellschaftsordnung eine zentrale Rolle spielten. Auch Elsers Mitgliedschaft im Rotfrontkämpferbund darf man nicht überbewerten: Sie ist weniger zu verstehen als Ausdruck einer ideologischen Überzeugung denn als Ausdruck der Zugehörigkeit zum Arbeitermilieu und der Kritik daran, daß es den "kleinen Leuten" schlecht ging.

      Dennoch hat sich Elser vor allem gegenüber seinem Bruder mehrfach deutlich politisch geäußert. Drei Punkte waren es vor allem, weswegen Elser Hitlers Regime ablehnte:

      Den Arbeitern ginge es im Dritten Reich nicht besser, wie die offizielle Propaganda behauptet, sondern schlechter. Elser hatte damit zweifelsfrei recht. Zwar war es Hitler gelungen, die Arbeitslosigkeit zu reduzieren - nicht zuletzt durch Einführung des zwangsweisen Arbeitsdienstes und der Ausweitung der Rüstungsproduktion. Aber die gesamte Ausrichtung des Staates auf die Kriegsvorbereitung bedeutete für die meisten einfachen Leute reale Einkommenseinbußen

      Die Einschränkung der Religionsfreiheit. Gerade im württembergischen Gebiet, einer Hochburg des innerlichen und privaten Glaubensbekenntnisse wurde der religionsfeindliche und totalitäre Zugriff des Regimes als besonders schmerzhaft empfunden

      Hitler, das stand für Elser schon Jahre vor dem Attentat fest, wollte den Krieg. Dieser war im Führerstaat letztlich nur durch die Beseitigung des obersten Führers selbst zu verhindern.
      Nach dem Überfall Hitlers auf Polen mußte sich Elser bestätigt sein. Das Handeln schien jetzt um so dringender. Immerhin hatte er die Hoffnung, wie er in den Verhören der Gestapo unumwunden zugab, weiteres Unheil und Blutvergießen zu verhindern.



      Die Verhaftung
      Bei der Verhaftung Elsers finden die Zollbeamten in seinen Taschen noch Schrauben, Federn und Metallteile. Auch eine Postkarte vom Bürgerbräukeller hat er bei sich. Vor allem: In seinem Jackenaufschlag trägt er das Abzeichen des Rotfrontkämpferbundes. Die Grenzbeamten überstellen Elser sofort der Gestapo. Nach Bekanntwerden des Attentats war unschwer eine Verbindung zu Elser herzustellen. Verraten haben ihn schließlich auch seine wunden, eitrigen Knie, die er sich bei den Arbeiten im Bürgerbräukeller zugezogen hatte. Für Elser beginnt ein Leidensweg von pausenlosen Verhören und Folter. Schon am 14. November wird er in das Gestapo-Hauptquartier nach Berlin gebracht. Auch zahlreiche seiner Familienangehörigen werden verhaftet.

      Obwohl Elser rasch gestand, glaubt ihm die Gestapo nicht. Sie vermuten eine Verschwörung größeren Ausmaßes, vermutlich gesteuert von englischen Agenten. Daß Georg Elser tatsächlich ein Einzeltäter sein könnte, halten sie für ausgeschlossen. "Das Werk des secret service" notiert Goebbels in sein Tagebuch und gibt damit vermutlich sogar seine ehrliche Überzeugung wieder. Schließlich wird Elser ins KZ Sachsenhausen überstellt und 1944 schließlich nach Dachau. Zwangsarbeiten oder besonderen Qualen wird er nicht ausgesetzt. Hitler plant für die Zeit nach dem Krieg einen großen Schauprozeß gegen Elser, an dessen Ende natürlich das Todesurteil gestanden hätte. Am 9. April 1945 - die Amerikaner stehen nur noch wenige Kilometer vor Dachau wird Georg Elser auf Betreiben von Himmlers SS hingerichtet. Durch Genickschuß. Ein letzter sinnloser Racheakt eines Regimes, daß gerade einmal noch vier Wochen Bestand haben sollte.



      Die Folgen des Attentats
      Es ist müßig zu spekulieren, was geschehen wäre, wenn Elsers Attentat geglückt wäre. Möglicherweise wäre das führerfixierte NS-Regime zusammengebrochen und der Krieg sofort beendet worden. Vielleicht hätten aber auch eine Zeitlang andere NS-Führer mit der Konstruktion einer Dolchstoßlegende das Volk erst recht zusammenschließen können. Zu einem unmittelbarer Übergang zur Demokratie wäre jedenfalls kaum gekommen. Sicher ist aber auch: Ohne Hitler hätte das Regime kaum den Krieg bis hin zur totalen Vernichtung halb Europas auszuweiten können. Auch der Holocaust ist kaum denkbar ohne Hitler.

      So aber ist Elsers Scheitern in mehrfacher Hinsicht tragisch: Für ihn persönlich, denn er mußte das Attentat mit seinem Leben bezahlen und dies auch noch zu einem Zeitpunkt, als das NS-Regime am Zusammenbruch war. Vor allem aber: Das Scheitern des Attentats diente dem NS-Regime zu einer Propagandakampagne. Der "Führer" sollte gerade jetzt, als mit Ausbruch des Krieges auch die Zustimmung im Volk gefährdet war, neu im Volk als Erlöser gefeiert werde. Das Scheitern des Attentates, faktisch ein bloßer Zufall, wurde von der Propaganda zu einem Werk der Vorsehung erklärt. Die scheinbar wundersame Rettung des "Führers", sollte seine besondere Auserwähltheit bestätigen. Und dies bedeute auch, daß der von Hitler vom Zaum gebrochene Krieg durch seine Begnadung unter dem Schutz der Vorsehung stehe. Die propagandistische Kampagne machte Elser zum bloßen Werkzeug der Feinde, zumal der Engländer und Juden. Damit konnten sich das NS-Regime abermals als Verteidiger eines angeblich vom Ausland bedrohten Landes präsentieren - so verquer aus heutigem Wissen heraus diese Argumentation auch ist. Das Attentat sollte so Volk und Führer gegen das Ausland enger zusammenschweißen.

      Propagandaminister Goebbels startete eine Offensive in den Medien. Bereits einen Tag nach dem Attentat wurde ein Trauermarsch und am 11. November Totenkult und Staatsakt inszeniert: Die sieben Särge der Attentatsopfer, optisch wirkungsvoll mit Hakenkreuzflaggen drapiert, wurden in der Münchner Residenz aufgebahrt, wo sie in der Nacht zuvor mit Fackelmarsch gebracht wurden. Jetzt flaggen alle Staatsgebäude Halbmast. Den Staatsakt selbst sollen immerhin 10.000 Menschen besucht haben. Die Trauerfeier wird live von Goebbels-Propagandafunk übertragen, das ganze Volk so miteinbezogen. Rudolf Heß, offizieller "Stellvertreter des Führers" hält die Traueransprache und verkündet: "Durch das Wunder der Errettung wurde der Glaube unerschütterlich: die Vorsehung hat uns den Führer erhalten, die Vorsehung wird uns den Führer erhalten, denn die Vorsehung hat uns den Führer gesandt."



      Die Bewertung des Attentats aus heutiger Sicht.
      Georg Elser ragt unter den Widerstandsaktivitäten gegen das Dritte Reich heraus. Ohne Rückhalt in irgendeiner Organisation, buchstäblich auf sich allein gestellt, hat er den größtmöglichen Widerstand gegen das NS-Regime versucht: Die Ausschaltung Hitlers selbst. Daß dieses Attentat ungeachtet der umfassenden Sicherheits- Kontroll- und Überwachungsmechanismen der NS-Diktatur beinahe geglückt wäre, ist eine Leistung von eigener Qualität.
      Mehr noch: Vergleicht man das Attentat Elsers mit dem ebenfalls mutigen Attentatsversuch vom 20.Juli 1944, dann erscheint Elsers Versuch besonders heldenmütig: Er hat sich zu einem Zeitpunkt gegen das Regime gestellt, als es geradezu unbesiegbar erschien.

      Autor: Dr. Bernd Kleinhans



      Literatur
      Benz, W.; Graml, H.; Weiß, H.(1997):Enzyklopädie des Nationalsozialismus, Digitale Bibliothek, CD-Rom, Band 25, Directmedia GmbH, Berlin.

      Gruchmann, Lothar: Autobiographie eines Attentäters. Johann Georg Elser: Aussage zum Sprengstoffanschlag im Bürgerbräukeller, München am 8. November 1939, Stuttgart 1970

      Haasis, Hellmut G.: "Den Hitler jag´ ich in die Luft". Der Attentäter Georg Elser. Eine Biographie, Berlin 1999

      Hoch, Anton / Gruchmann, Lothar: Georg Elser. Der Attentäter aus dem Volke. Der Anschlag auf Hitler im Münchner Bürgerbräu 1939, Frankfurt a.M. 1980

      Ortner, Helmut: Der Einzelgänger. Georg Elser - der Mann, der Hitler töten wollte, Rastatt 1989
      Avatar
      schrieb am 04.01.03 21:11:59
      Beitrag Nr. 8 ()
      Hier der Link zum Thread:

      http://www.georg-elser.de/dok/index.html
      Avatar
      schrieb am 04.01.03 23:10:03
      Beitrag Nr. 9 ()
      Tolle Verfilmung mit C.- M. Brandauer in der Hauptrolle. Habe ich mir erst vor ein paar Wochen angesehen.
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 00:17:39
      Beitrag Nr. 10 ()
      Er war ein kommunistischer Wirrkopf sonst nichts. Der hätte auch Schröder in die Luft gesprengt.
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 00:56:41
      Beitrag Nr. 11 ()
      @debull

      Du bist doch der, der schon die Sache mit dem Dativ - in einem anderen thread - nicht gerafft hat, nicht wahr?

      SEP
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 01:00:55
      Beitrag Nr. 12 ()
      Das hab ich schon gerafft. Aber der Mörder eines Mörders wird nicht dadurch unschuldig, daß der andere Mörder schlimmer war als er. Zu kompliziert?
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 01:02:53
      Beitrag Nr. 13 ()
      aha. Daher der Querverweis zu Schröder.
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 01:03:12
      Beitrag Nr. 14 ()
      @debull: 7 Tote? Na und? Den Versuch war`s wert! Hitler hatte viele Millionen auf dem Gewissen. Und Unschuldige wird`s bei der Veranstaltung schon nicht erwischt haben.
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 01:07:49
      Beitrag Nr. 15 ()
      Mir persönlich ist der Mörder eines Mörders sympathischer als der Mörder!

      Auf die Georg Elsers dieser Welt!!

      Aldy
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 01:13:14
      Beitrag Nr. 16 ()
      Gab es eigentlich irgendeinen Vermerk in unseren Massenmedien auf den Todestag Georg Elsers?
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 01:14:55
      Beitrag Nr. 17 ()
      #13
      Versteh ich nicht. Ist Schröder ein Mörder?

      #14
      Hab nicht genau hingesehen, Es waren 8 Tote. Wie würdest Du darüber denken, wenn Deine Mutter oder Dein Vater oder Deine Frau darunter gewesen wären. Oder Du als Schwerverletzter verkrüppelt wärst?

      #15

      Mir eigentlich auch. Aber wer war zuerst da? Das Huhn oder das Ei?
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 01:16:18
      Beitrag Nr. 18 ()
      #16
      Ja, reichlich. Erstaunlich, wie Mord verherrlicht wird.
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 01:20:25
      Beitrag Nr. 19 ()
      @debull

      Versuch es doch mal damit, daß Du die Anzeige deines Bildschirms bis zur #10 zurückscrollst. Was Du da liest, hilft Dir vielleicht auf die Sprünge. Es ist wie mit: "Rettet dem Dativ". Man muß um eine Ecke denken können, auch dann, wenn man - wie hier - die Ecke selbst fabriziert hat.

      Wird Dir das gelingen ? Berichte uns.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 01:25:45
      Beitrag Nr. 20 ()
      #19
      Nein, es wird mir nicht gelingen.
      Für mein einfach gestricktes Gehirn schreibst Du zu kompliziert.

      Dieser Typ wär ähnlich einfach gestrickt. Dem ging es nur um`s Bomben. Wer getroffen wurde war egal.

      Frag doch mal jemanden, von dem Verwandte betroffen waren, wie die darüber denken.
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 01:33:59
      Beitrag Nr. 21 ()
      Sein Lebenslauf gibt keine Anhaltspunkte für die These, daß es ihm nur ums Bomben ging.
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 01:35:14
      Beitrag Nr. 22 ()
      Der war ähnlich einfach gestrickt wie Du, meinst Du das ?

      Nun, er soll ein einfacher Mensch gewesen sein. Aber einfach bedeutet nioch blöde.

      Ich kann keine Verwandten fragen, um in Erfahrung zu bringen, was die über ihn denken, weil das Attentat ihre Angehörigen zu Tode gebracht hat.

      Aber ich kann Dir einen anderen Denk- Vorschlag unterbreiten. Der 2. Weltkrieg hat etwa 50 Millionen Menschenleben gekostet.

      Was meinst Du, wie viel Angehörige diese Toten haben werden ? Möchtest Du den einen oder anderen dieser angehörigen befragen, ob es ihnen nicht lieber wäre, das Attentat von Elser wäre gelungen ?

      Was meine Familie angeht, so kann ich Dir verbindlich sagen: wir hätten nichts dagegen gehabt, unsere Angehörigen nicht zu verlieren dadurch, daß irgendjemand den Hitler in die Luft gejagt hätte.

      Leuchtet Dir das ein, debull ?

      SEP
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 01:38:47
      Beitrag Nr. 23 ()
      #22
      Nein, das leuchtet mir nicht ein. Das Attentat war 1939. Meinst Du, dieser Elser war ein Seher?

      #21

      seh mal genau hin.
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 01:48:01
      Beitrag Nr. 24 ()
      Nun, er war nicht der Einzige, der das Desaster kommen sah.

      Und sein Antrieb zu seiner Tat speiste sich aus genau dieser Erwartung.

      Die sich ja dann auch bestätigt hat.

      Bei dieser Art der Argumentation, die Du hier vorträgst, stellt sich nun doch schon die Frage, was Du mit Schröder gemeint hast. Bist Du der Meinung, die Handlungen von Schröder locken diesen Typ von Attentäter in der Weise an, daß Schröder um sein Leben fürchten sollte ?

      Irgendwas muß doch mit Deiner Bemerkung verknüpft sein.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 01:56:27
      Beitrag Nr. 25 ()
      Das faszinierende an Elser ist, daß er weiß, was richtig und falsch ist, ohne erst Philosophie oder Sozialwissenschaften studiert zu haben. Er braucht keine Gruppe oder Partei, die ihn stützt. Keinen Priester, der seine Bombe segnet. Er handelt einfach - auch auf die Gefahr hin, daß ihm debull später die Absolution verweigert.
      #debull: Besser du schaltest den TV nicht ein, sollte es zu einem Irak-Krieg kommen. Die Opfer unter den Zivilisten werden legion sein. Und dazu braucht es keine seherischen Fähigkeiten.
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 01:56:38
      Beitrag Nr. 26 ()
      Also Debull, das mit dem Seher ist doch nicht wirklich dein Ernst? Mir hätte das auch einen toten und diverse invalide Verwandte erspart.

      Mein Opa ist Sommer 43 aus der Partei ausgetreten - spät aber immerhin. Er wurde mit der Begründung, geistig verwirrt aber kriegswichtig, vom Ortsgruppenleiter gedeckt. Der widerum saß nach dem Krieg einige Jahre im Zuchthaus. Mein Opa hat nach dem Krieg bitterböse Fragen an den Papst geschrieben, aber natürlich nie Antwort aus Rom erhalten.
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 01:58:01
      Beitrag Nr. 27 ()
      #24

      Ja, richtig.

      Er war entäuscht, daß die Arbeitslosigkeit nicht wie versprochen abgebaut wurde.
      Den Arbeitern ginge es im Dritten Reich nicht besser, wie die offizielle Propaganda behauptet, sondern schlechter. Elser hatte damit zweifelsfrei recht. Zwar war es Hitler gelungen, die Arbeitslosigkeit zu reduzieren - nicht zuletzt durch Einführung des zwangsweisen Arbeitsdienstes und der Ausweitung der Rüstungsproduktion. Aber die gesamte Ausrichtung des Staates auf die Kriegsvorbereitung bedeutete für die meisten einfachen Leute reale Einkommenseinbußen

      Siehst Du die Paralellen? Der hat wegen hoher Arbeitslosigkeit getötet.
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 02:05:40
      Beitrag Nr. 28 ()
      Was sollen diese Rückblicke, sie verstellen doch nur den Blick in die Zukunft! Nach vorn und nicht nach hinten schauen!! Wir müssen jetzt unsere Hausaufgaben in Deutschland machen, ohne die Welt belehren zu wollen.Wir können das frühere doch (leider) nicht mehr ändern. Aber das begreifen in Deutschland wohl auch nur wenige. Im Radio Deutschland-Sender hörte ich vorhin eine Deutsche (wohl Millionärin und Gutmensch) etwas vom Herero-aufstand in der Kaiserzeit vor über 100 Jahren labern und zu unserer heutigen (!) angeblichen Verantwortung für die vielen Herero-Toten; deshalb müssten wir dahin jetzt mehrere Milliarden nach Süd-West schaufeln...Langsam komme ich mir hier in Deutschland wie in einem Irrenhaus Rückwärtsgewandter vor!!
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 02:05:40
      !
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      Avatar
      schrieb am 05.01.03 02:12:51
      Beitrag Nr. 30 ()
      #28+29

      Richtig!

      Es geht in unserer Diskussion aber darum, ist der Elser ein Held oder ein Mörder.
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 02:15:13
      Beitrag Nr. 31 ()
      In der Schule vernahm ich nie etwas von Elser. Habe später mal durch Zufall seine Biographie gelesen. Menschen wie Georg Elser oder Stauffenberg sollte man auch heute thematisieren. Damit das Land mehr Vorbilder hat, sonst ist allen nur noch Dieter Bohlen Maß der Dinge.
      Schauen wir zurück und nach vorne.
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 02:17:40
      Beitrag Nr. 32 ()
      Gut, debull, was soll ich mich mit Dir hier rumstreiten.

      Elser hat wegen Arbeitslosigkeit getötet. Du hast recht.

      Schade, daß es nicht geklappt hat.
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 02:17:40
      !
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      Avatar
      schrieb am 05.01.03 02:20:01
      !
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      Avatar
      schrieb am 05.01.03 02:25:33
      Beitrag Nr. 35 ()
      Hitler, das stand für Elser schon Jahre vor dem Attentat fest, wollte den Krieg. Dieser war im Führerstaat letztlich nur durch die Beseitigung des obersten Führers selbst zu verhindern.
      Nach dem Überfall Hitlers auf Polen mußte sich Elser bestätigt sein. Das Handeln schien jetzt um so dringender. Immerhin hatte er die Hoffnung, wie er in den Verhören der Gestapo unumwunden zugab, weiteres Unheil und Blutvergießen zu verhindern.


      Und das hier?

      28 & 29, wer redete denn hier von Milliarden. Es geht hier nicht um Lügenschröder oder Furchenfratze sondern um Elser. Kuehes Thread, sein bester, hat nun mal leider was historisches zum Thema.
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 02:39:18
      Beitrag Nr. 36 ()
      @Tutnix:
      Was hätte ihm der Papst denn schreiben sollen?
      Vielleicht (?): "Lieber Opa Tutnix, vielleicht hätte man schon vorher auf die Idee kommen können aus dieser Partei auszutreten bzw. erst gar nicht in diese Partei einzutreten?"
      Du schreibst : "Mein Opa hat nach dem Krieg bitterböse Fragen an den Papst geschrieben, aber natürlich nie Antwort aus Rom erhalten."
      Was hat er denn für "bitterböse Fragen" Fragen nach Rom geschickt? Sollte der Papst vor 1943 NSDAP-Mitglied werden oder was?
      Kannst Du Dir vielleicht vorstellen, dass der Papst vielleicht etwas anderes zu tun hatte als dem "immerhin 1943 ausgetretenen " Tutnix-Opa zu schreiben?

      *kopfschüttel*

      namibiamichael
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 02:42:35
      !
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      Avatar
      schrieb am 05.01.03 09:57:13
      Beitrag Nr. 38 ()
      Mörder oder Held?

      Ein Mörder ist er auf alle Fälle, ob er dazu noch
      als Held bezeichnet werden kann hängt wohl von
      der gerade vorherrschenden Ideologie ab.

      mfg
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 10:58:35
      Beitrag Nr. 39 ()
      Elser war Mitglied im Roten Frontkämpferbund.


      Der Rote Frontkämpferbund (RFB)

      Am 18. Juli 1924 gründete die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) in Halle/Saale den Roten Frontkämpferbund (RFB), zu dessen Beitritt alle "klassenbewußten" Arbeiter aufgerufen wurden. Die Mitglieder des Wehrverbands waren uniformiert. Bei Veranstaltungen und Kundgebungen traten sie in Marschblocks mit Schalmeienkapellen und Fahnen auf. Symbol des RFB war eine geballte Faust, die stete Kampfbereitschaft ausdrücken sollte. Unter der Leitung von Ernst Thälmann umfaßte der RFB 1927 über 1.600 Ortsgruppen mit rund 110.000 Mitgliedern. Neben paramilitärischen Schulungen erhielten die Rotfrontkämpfer politischen Unterricht über Marxismus-Leninismus. Verbandseigene Zeitung war "Die Rote Front". Jugendliche zwischen 16 und 21 Jahren bildeten die "Rote Jungfront". Die Frauenabteilung des RFB firmierte ab 1925 als "Roter Frauen- und Mädchenbund" (RFMB).
      Der Weimarer Republik stand der RFB ablehnend gegenüber. Zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Mitgliedern des RFB mit 33 Toten kam es am 1. Mai 1929 in Berlin, als die KPD trotz eines Verbots ihre traditionellen Maikundgebungen durchführte. Die Innenminister der Länder nahmen den "Blutmai" zum Anlaß, den RFB und seine Unterorganisationen reichsweit zu verbieten. Bis zu seiner Zerschlagung nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten existierte der RFB illegal weiter. Bis 1933 lieferten sich die Rotfrontkämpfer mit Angehörigen der nationalsozialistischen Sturmabteilung (SA) bürgerkriegsähnliche Straßen- und Saalschlachten, häufig mit tödlichem Ausgang.


      Interessant, wer sich alles hier an Board mit dieser Denkweise identifiziert.
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 11:08:15
      Beitrag Nr. 40 ()
      @ debull
      Im "Kopieren und Einfügen" bist du schon ganz gut.
      Nun solltest du nur ein wenig an deinem Geist zum Auswerten und Einordnen des Kopierten arbeiten!
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 11:18:10
      Beitrag Nr. 41 ()
      debull
      bei deiner argumentation müßte man dich betrüger nennen dürfen, zb wenn du schon mal comroad-aktionär gewesen wärst. du nimmst individuen zu schnell in sippenhaft - auch eine form von gewalt bzw. wegbereitung der rechtfertigung von gewalt ist der rufmord!
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 12:07:12
      Beitrag Nr. 42 ()
      Vielleicht können wir uns ja darauf einigen:

      Nach Recht und Gesetz hat Georg Elser 7 Menschen ermordet, da er deren Tod billigend in Kauf genommen hat. Das galt damals und gilt auch noch heute.
      Die ganze Aktion war und ist also von rechtswegen illegal.

      Ist sein Handeln legitim?
      Im Nachhinein kann man dies wohl unter ethisch-moralischen Gesichtspunkten bejahen.
      Auch zum damaligen Zeitpunkt war die Aktion meines Erachtens nach legitim, da das Regime seine Brutalität und Kaltblütigkeit schon zur Genüge unter Beweis gestellt hatte und man nicht davon ausgehen konnte, daß sich irgendetwas zum Besseren wenden würde. Im Gegenteil!

      Wann ist Tyrannenmord legitim und wann nicht?
      Kann Tyrannenmord legal sein?
      Letzteres mit Sicherheit nicht!
      Ersteres ist eine Frage des persönlichen Gewissens und kann nicht allgemeinverbindlich beantwortet werden.

      Aldy
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 13:08:18
      Beitrag Nr. 43 ()
      @debull

      interessant, mit welcher Denkweise Du Dich identifizierst.
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 13:30:33
      Beitrag Nr. 44 ()
      @aldy

      Damit die Verwirrung hier nicht allzu groß wird:



      Mord Ein zweites Beispiel für die Übernahme rechtsstaatswidriger gesetzlicher Regelungen aus dem 3. Reich ist der Tatbestand des Mordes, also § 211 StGB. Die klare Fassung von 1871, nach der wegen Mordes bestraft wurde, wer einen anderen Menschen "mit Überlegung" tötet, bereitete kaum Probleme - die Kommentierung dieses Merkmals im Jahr 1931 bei Frank nahm ungefähr eine Seite in Anspruch. Die auf das Jahr 1941 zurückgehende heutige Fassung71 beruht auf dem nationalsozialistischen Täterstrafrecht72. Sie ist ein Freibrief für den Richter, im Einzelfall so zu entscheiden, wie er will. Insbesondere das Merkmal ´niedrige Beweggründe´ ist eine Einladung an ihn, entweder seiner moralischen Entrüstung über den Angeklagten freien Lauf zu lassen, oder aber - immerhin bei der Tötung eines Menschen - Verständnis für ihn aufzubringen. Die Entscheidung über Mord oder Totschlag, lebenslange oder zeitige Freiheitsstrafe liegt damit allein beim Richter.



      http://www.humboldt-forum-recht.de/9-1996/Drucktext.html


      Das Attentat war 1939 ? Bleibt die Frage, ob die bei dem Attentat zu Tode gekommenen, nach der damals gültigen Rechtsfassung durch Mord zu Tode gebracht wurden. Aber sowas zu diskutieren setzt für mich auf der anderen Seite andere Leute voraus.
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 16:24:49
      Beitrag Nr. 45 ()
      @ Sep

      Wenn Du hier keine adäquaten Diskussionspartner findest, bleib doch einfach weg. Hast Du der Community schon mal in einem Thread versprochen. Versprechen sollte man halten.:)
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 17:02:27
      Beitrag Nr. 46 ()
      @sep
      Bin zwar kein Jurist, aber nach meiner Auffassung läßt sich MORD klar definieren: entweder handelt jemand vorsätzlich, also gezielt, nimmt zumindest billigend den Tod Anderer in Kauf oder handelt aufgrund niederer Beweggründe.
      Die ersten beiden Punkte treffen in dem hier diskutierten Fall zu; Fahrlässigkeit scheidet aus. Wer Bomben zündet handelt vorsätzlich, nicht fahrlässig.

      Was sind "niedere Beweggründe"?
      Nach meinem Verständnis ist z.B. Habgier ein solcher Beweggrund. Oder Rache. Vielleicht auch noch Eifersucht.
      Trifft jedoch alles auf den Fall "Elser" nicht zu.
      Der hatte ein klares politisches bzw. ethisch-moralisches Motiv.
      Vermutlich würde heutzutage ein Richter ihm dies zugute halten:
      Mord ja, aber nicht aus niederen Beweggründen.

      Nach meinem Verständnis findet in der modernen Rechtsprechung - wohl zurecht - eine Klassifizierung des Begriffs "Mord" statt; nicht um Willkür Tür und Tor zu öffnen, sondern um fallspezifischer und damit gerechter urteilen zu können.

      Aldy
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 21:24:44
      Beitrag Nr. 47 ()
      @aldy

      Ich bin auch kein Jurist. Den Text habe ich hereingestellt, um klar zu machen, daß die Bewertung von Mord 1941 unter den Nazis eine neue Fassung erhielt, die heute noch gilt. Zur hier diskutierten Tatzeit (1939) galt noch die alte Fassung. Danach war Hitler das Ziel eines Mordanschlages, der bekanntlich leider nicht zum Ziele führte.

      Ganz sicher lag aber keine Absicht vor, die weiteren dabei zu Tode gekommenen Menschen zu ermorden. Damit ist fraglich, ob nach der zum Tatzeitpunkt gültigen Rechtsprechung Mord vorgelegen hat, hier käme womöglich eher der Todschlag- Paragraph zur Anwendung.

      Ob Elser ein Mörder ist, bleibt also offen. Ganz sicher jedoch ist, daß er feige ermordet wurde.

      @debull, es ist richtig, daß mich hier user mit Parolen versehen haben, die in der Nähe von "Juden raus" liegen. Und es richtig, daß Du in die Nähe derartiger user gezählt werden darfst. Nicht nur die Diskussion um Elser ist da ja eindeutig, und Deinen geistigen Zuschnitt hast Du bei der Dativ- Korrektur freundlichst selbst offenbart. Ein kleiner Schnapper.

      Es ist richtig, daß die W0- Mods sich nicht in der Lage sahen, korrigierend einzugreifen. Es ist auch richtig, daß deswegen user, die nun tatsächlich betroffen sind, aus genau diesem Vorfall diesem Board seitdem fernbleiben, und dies auch so kenntlich gemacht haben. Aufgrund der notorischen Untätigkeit der W0- Mods ist es nicht verwunderlich, daß von Deiner Seite derartige Kommentare kommen. Man will solche Leute wie Dich, wie stirner, etc. Es ist erkennbar, daß man andere Leute, also mich, eigentlich eher nicht will.

      Dann muß man das aber an die Türe ranschreiben. Da liegt die Unehrlichkeit.

      Du wirst schon kommen und mich abholen müssen.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 23:07:45
      Beitrag Nr. 48 ()
      Einem Tyrannenmörder muß doch bewußt sein, im Denken des Tyrannen als Mörder zu gelten. Elser hat sich sicher keine großen Illusionen für den Fall seiner Verhaftung durch die Nazis gemacht. Mir gefällt eine Debatte darüber aber schon wegen der Konsequenz, Hitler als Opfer eines "feigen" Mordanschlags nicht.
      Da wird der Gaul verkehrt rum gesattelt. Daß Hitler uns beinahe erspart geblieben wäre, steht für mich eindeutig im Vordergrund der Betrachtung.


      Ein Skandal - und sein Hauptproblem

      Die Fakten - vielen sicherlich schon bekannt - sind schnell zusammengefasst: 1993 wurde das Institut als ein Forschungszentrum für Zeitgeschichte gegründet, nicht nur für die Erforschung historischer Ereignisse und Dokumente, sondern speziell für die "Totalitarismus"-Forschung. Deswegen auch die Wahl des Namens, denn die bedeutende deutsche Philosophin, die als Jüdin in die USA emigrierte und dort auch starb, hat sich in zahlreichen Büchern mit den Gesetzen und den Gesetzlosigkeiten moderner Diktaturen auseinander gesetzt. Nun überraschte es zunächst nicht, dass dieses Institut, von der sächsischen CDU-Regierung allseitig gefördert, sich zunächst vorrangig mit der Geschichte der DDR beschäftigte, ohne hier außer den üblichen Gräuelgeschichten besonders Aufregendes an den Tag zu bringen. Um dem erstrebten Namen gerecht zu werden - schließlich war Hannah Arendt ja eine Verfolgte und schließlich ein Opfer des Nationalsozialismus - wandte man sich auch Themen des Dritten Reiches zu. Und gerade auf diesem Feld kam es nun zum Eklat.
      Ausgerechnet zum 60. Jahrestag des ersten großen Attentatsversuches gegen Hitler (9. November 1939 in München) erklärte einer der Forscher (Lothar Fritze), der versuchte Tyrannenmord des Schreiners Johann Georg Elser sei zwar verständlich, aber "moralisch nicht zu rechtfertigen". Er habe nicht nur Hitler bedroht (der 17 Minuten früher als geplant die Kundgebung im Hofbräuhaus verließ und so davonkam), sondern auch "unschuldige" Teilnehmer der Versammlung (sieben alte Nazis wurden bei der Explosion getötet). Moralisch wäre es gewesen, wenn Elser im Saal geblieben und selbst draufgegangen wäre oder das ganze Unternehmen gelassen hätte. Außerdem - so Fritze weiter - konnte Elser 1938, als er seinen Plan fasste, noch nicht wissen, dass es 1939 zum Krieg kommen würde, er habe also "seine Beurteilungskompetenz überschritten". Zwar hätte die Tat, wenn sie erfolgreich gewesen wäre, der Menschheit viel Unheil erspart, die Art der Durchführung jedoch sei "unmoralisch" gewesen.
      Darüber, ob ein solcher Artikel überhaupt veröffentlicht werden könnte, gab es erbitterten Streit: Der Direktor des Instituts (Henke, SPD) war strikt dagegen, sein Stellvertreter (Backes, CDU) war dafür und förderte es mit allen Mitteln, angeblich gäbe es in Deutschland einen "neurotischen Umgang mit der NS-Geschichte", wo es doch lange schon "Unverkrampftheit" geben sollte. Als die Veröffentlichung da war und zurecht lebhafte Proteste hervorrief, eskalierte der Skandal im Institut: Der Direktor und das Kuratorium verlangten die Entlassung Baches, der sächsische Kulturminister (Rössler, ebenfalls CDU) unterstützte die Position Backes. Der angesehene amerikanische Holocaust-Forscher Saul Friedländer, der Mitglied des Institutsbeirates ist, kündigte seinen Rücktritt an, die Nachlassverwalter Hannah Arendts drohten damit, den Namen zurückzuziehen. Eine wahre Schlammschlacht entstand- wie sie ausgeht, war zu unserem Redaktionsschluss noch unklar.
      Klar dagegen ist aber etwas anderes, wir haben es in "antifa" mehr als einmal warnend gesagt: Überall da, wo man grobschlächtig Nazidiktatur und DDR auf eine Stufe stellt (sei es in Artikeln, in der Forschungsarbeit, in Ausstellungen oder auch in der Umgestaltung von KZ-Gedenkstätten), führt das nicht nur dazu, die Erinnerung an die DDR noch mehr zu schwärzen, vor allem bewirkt es - und soll es ja auch - die Untaten der Nazis zu relativieren, zu beschönigen, zu verharmlosen und vergessen zu machen. Das - wie auch das Langzeitdrama um das Berliner Holocaust-Denkmal und die schmachvolle Herauszögerung der Entschädigung der Zwangsarbeiter - alarmieren schon jetzt zurecht die Völker Europas. Verharmlosung des Nazismus ist nicht nur eine lässliche Sünde, sie ist eine Gefahr, die es entschlossen zu bekämpfen gilt.

      Michael Deutsch


      Anm., neben den erwähnten Nazis wurde leider eine Aushilfskellnerin Opfer des Mordanschlags.
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 03:29:44
      Beitrag Nr. 49 ()
      @tutnix

      guter Artikel. Zeigt, wie die Leute ticken. Und beschreibt zutreffend, welche Gefahren deren Verwässerungsdenken nach sich zieht. Wasser auf die Mühlen der Nazis.

      Für heutige Betrachter ist ja die Mitgliedschaft in dem rote Frontkämpferbund immer noch die größere Schmach Gefahr als das gesamte Wirken der Nazi- Bande.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 12:28:19
      Beitrag Nr. 50 ()
      Georg Elser zu Ehren hat die Deutsche Post eine Sonderbriefmarke herausgegeben
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 13:33:38
      Beitrag Nr. 51 ()
      @Sep

      Du weißt wohl nicht, wovon Du redest.
      Informier Dich mal, aus welcher Ecke der Artikel stammt. http://www1.antifa.de/

      Was wohl einige nicht verstehen wollen:
      Es geht im Prinzip darum, daß ein Linksradikaler Rechtsradikale umgebracht hat.
      Das ist ungefähr so, als wenn sich Teufel und Belzebub wämsen. Elser wollte Hitler nicht umbringen um Deutschland zu retten, sondern er wollte seiner eigenen Mischpoke zu Macht verhelfen.
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 13:50:26
      Beitrag Nr. 52 ()
      @debull,

      mit Dir sich darüber austauschen zu wollen wird schwierig.
      Wir sollten das lassen.

      Du kannst Dich doch gelassen zurücklehnen in der Gewißheit, daß dieses Attentat nicht geglückt ist.

      Die Welt hat auskosten dürfen, was für Folgen dies nach sich zog. Was flickst Du dann noch jemandem am Wams herum, der doch gar keinen Erfolg hatte ?

      Ach ja, ich vergaß, er hat 7, oder 8 Menschen dabei umgebracht. Das ist das Verbrechen, daß man nun noch thematisieren kann. Wer das wohl im Sinne hat? Und warum ?

      Ich habe keinerlei Interesse, den von Dir ausgebreiteten Pfad zu betreten. Du willst hier einen feigen Mordanschlag konstruieren. Aus zu verurteilenden Beweggründen.

      Leute mit solchen Motiven sind mir fremd.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 17:06:35
      Beitrag Nr. 53 ()
      @Sep

      Bevor Du schreibst solltest Du das Gehirn einschalten.
      Du liest die Postings noch nicht einmal richtig durch und gibst sofort irgendwelchen Blödsinn von dir. Versuchst mich gar in die rechte Ecke zu stellen. Typische Handlungsweise eines Mittläufers, wenn seine Weltanschauung kritisch hinterfragt wird.

      Aber Du hast recht, wir können uns nicht austauschen, weil in dir nichts drin ist.
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 17:28:32
      Beitrag Nr. 54 ()
      @SEP:

      Ich bin mir in der Tat nicht sicher, welche Motive @debull dazu treiben, den gescheiterten Anschlag auf Hitler als feigen Mord zu bezeichnen.

      Ich gehe mal davon aus, dass es auch ihm lieber gewesen wäre, wenn Hitler getötet worden wäre.

      Er wirft aber m.E. durchaus zu Recht die Frage auf, ob jeder Widerstandskämpfer im Dritten Reich heute als "Held" zu bezeichnen ist. Oder ob man nicht durchaus die jeweiligen Motive in Betracht ziehen sollte, bevor man diese Leute verehrt.

      Man denke nur an Leute wie Thälmann, die wohl ohne Bedenken und mit voller Begeisterung ein stalinistisches Mordsystem in Deutschland errichtet hätten. Wird er alleine aus der Tatsache, dass er im KZ ermordet wurde, ein Held?

      Oder Stauffenberg. Dem war doch der Massenmord an Polen, Juden, Russen etc. völlig egal, so lange die Wehrmacht auf der Siegerstraße war. Erst die Aussicht, den Krieg zu verlieren, hat ihn zum Widerständler gemacht. Na toll.

      Gegenbeispiel: Die Geschwister Scholl. Die weiße Rose. Widerstand aus wirklich bewundernswerten Motiven. Leider völlig erfolglos.
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 18:49:39
      Beitrag Nr. 55 ()
      #50
      Genau so ist es gemeint.

      Gebe Dir keine Mühe mit Sep. Der tendiert zum Linksfaschismus. Für den ist liberales Gedankengut rechtsradikal.

      mfG
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 19:09:17
      Beitrag Nr. 56 ()
      @rainer

      so sehe ich das auch. Mit der Ausnahme Thälmann, das aber nur, weil ich davon zu wenig weiß. Von dem weiß ich eigentlich nur, daß es in Hamburg ein Thälmann- Haus gibt, an dem ich oft vorbeigefahren bin.

      Die ganze Verherrlichung der Widerständler um von Stauffenberg ist mir nicht geheuer. Aber ich habe es einfach, darüber zu sinnieren.

      Die weiße Rose, da liegt auch meine Bewunderung. Man wünscht sich, mehr Deutsche hätten sich in äjnlicher Weise betätigt. Aber man ist zuifrieden, daß es das wenigstens überhaupt gegeben hat.

      An Elser bewundere ich seine Analyse, und seine Vorgehensweise. Was soll dieses dämliche Gequatsche, dem wäre es nur um die Arbeitsbedingungen gegangen.

      Ich halte nichts davon, eine richtige Handlung und die konsequente Umsetzung deswegen nicht gelten zu lassen, ich werde nicht die Definitionsmacht über das, was ich als richtiges Vorgehen empfinde, denen überlassen, die ihre Urteilskraft an anderen Erfordernissen ausrichten. Und die Handelnden dafür in ein belastetes Umfeld rücken.

      Jeder der dort zu Tode gekommenen Nazis war hohes Mitglied einer Bewegung, die schweres Unheil und Stigma über die Menschheit gebracht hat.

      Heute noch glauben beispielsweise Leute, deswegen in gekaperten Sportflugzeugen über Frankfurt kreisen zu müssen, oder im hessischen Landtag mit schwer nachvollziehbaren Vergleichen aufwarten zu sollen.

      Warum soll dann jemand, der einer entgegengesetzten Ausrichtung lediglich angehört haben soll, deswegen schlechter sein ?

      Um Hitler zu bekämpfen, mußtest Du zwangsläufig aus der Umgebung der Feinde des Nationalsozialismus kommen.

      Was wäre gewesen, wenn Elser gar ein Jude gewesen wäre ? Du würdest heute dieselben, oder gröbere abfällige Bewertungen über ihn und seine Tat hören.

      Zum Zeitpunkt der Tat galt, bis 1941, der alte Mord- Paragraph. Auch wenn die Nazis den Elser ohne Prozeß um die Ecke brachten, hielten sie es mit dem Strafrecht doch so, daß sie offiziell den formalen Rahmen zu wahren suchten. Wir befinden uns schließlich in Deutschland. Das heißt, die Gesetze wurden so geändert, daß es paßte. Und nicht Verurteilungen ohne formal korrekte Rechtsbasis ausgesprochen. Formal korrekt, wie ich betone. Bezug Filbinger. Rassegesetze etc. Nur wenn es mal ohne öffentlichen Prozeß, ohne juristisch einwandfreie Verurteilung ablaufen konnte, dann durfte auch das Maschinengewehr, der Fleischerhaken sprechen.

      Elser wäre also nach dem alten Mord- Paragraphen zu beurteilen, und da ist es fraglich, ob man ihn einen Mörder nennen dürfte. Dies ihm dennoch heute anflicken zu wollen, sich darüber fachlich falsche Gedanken zu machen, wie ich zu zeigen versuche, das weist die dahinterstehende Absicht, und damit auch die Motivlage aus.

      Als Mörder der Epoche des dritten Reiches wird ausgerechnet Elser hier gehandelt. Da kann ich einfach nicht ernst bleiben.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 19:23:30
      Beitrag Nr. 57 ()
      #50 wurde geschrieben, während ich an #51 arbeitete. Ich kopiere dann die Sachen rein und sehe, daß sich da Sachen überschneiden.

      @rainer:

      Er (debull) wirft aber m.E. durchaus zu Recht die Frage auf, ob jeder Widerstandskämpfer im Dritten Reich heute als "Held" zu bezeichnen ist. Oder ob man nicht durchaus die jeweiligen Motive in Betracht ziehen sollte, bevor man diese Leute verehrt.


      Wenn er diese Frage tatsächlich aufwerfen sollte, so hat er dies aber bisher nicht zum Ausdruck gebracht. Bisher drehen sich alle seine einschlägigen Beiträge um Elser.

      Was er von Stauffenberg hält, weiß ich also nicht. Und die weiße Rose, naja, das war ja, wie du schon festgestellt hast, absolut folgenlos und rührend. Dazu kann sich wohl ein jeder bekennen, nicht wahr? Ich würde erwarten, daß sich dazu heute selbst aktive Nazis zur Feierlichkeit einfänden. Aber auch dazu hatte sich debull, ganz im Gegensatz zu Deiner wohlmeinenden Interpretation, bisher nicht geäußert. Immerhin, er pflichtet Dir im Nachhinein nun bei, daß er dies genau so gemeint habe.

      @debull: das freut mich für Dich.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 19:31:59
      Beitrag Nr. 58 ()
      Korrektur:

      #51 wurde geschrieben, während ich an #52 arbeitete.
      Avatar
      schrieb am 07.01.03 03:32:08
      Beitrag Nr. 59 ()
      Mir schien die antifaschistische Version von gestern unter einigen Texten mit gleichlautender Tendenzvon durchaus informativ. Dennoch hier mal die ausführlichere Retourkutsche auf den Artikel von Fritze, der ebenfalls in der Frankfurter Rundschau erschienen ist.
      Das Elaborat beschreibt neben dem Disput zum Fall Elser auch ein brutalstmögliches Stück Wissenschaftsgeschichte und ist wirklich nur für 100%ige Linksfaschisten über 18 zu empfehlen.

      Mich persönlich erfreut es trotzdem immer wieder wenn über Parteigrenzen hinweg Zusammenhänge gleich bewertet werden, aber wer lieber dunkelste Geschichte erduldet, nur weil kein Tyrannenmörder den hohen Ansprüchen eines Brutus genügt...


      [/b]Es schien, als schreckte die Öffentlichkeit vor Elser zurück

      Der Widerstandskämpfer und das Attentat vom 8. November 1939
      Deutungen und Diffamierungen[/B]

      Von Peter Steinbach und Johannes Tuchel

      War das Attentat auf Adolf Hitler, wie es Johann Georg Elser 1939 verübte, moralisch gerechtfertigt? Der Chemnitzer Wissenschaftler Lothar Fritze hat dies verneint (FR-Dokumentation vom 8. November 1999) und damit unter Lesern und Wissenschaftlern eine heftige Kontroverse ausgelöst. In diesem Zusammenhang weisen wir darauf hin, dass Dokumentationen nicht die Meinung der Redaktion wiedergeben, sondern die der Autoren. Fritze antworten im folgenden Beitrag nun Peter Steinbach und Johannes Tuchel von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin. Sie deuten die Einlassungen Fritzes als einen Revisionsversuch. Wir dokumentieren ihren Text im Wortlaut.

      Am 8. November 1939 versuchte der württembergische Schreiner Georg Elser Hitler durch ein Attentat im Münchener Bürgerbräukeller zu töten und so die Aus-weitung des am 1. September 1939 von Deutschland begonnenen Krieges zu verhindern. Seit Herbst 1938 hatte Elser diese Tat gegen den Diktator geplant. Er hatte beharrlich alle Bedingungen geprüft, Voraussetzungen für einen erfolgreichen Anschlag geschaffen, sich Sprengstoff besorgt, einen Zündmechanismus konstruiert, sich Zugang zum Veranstaltungsraum verschafft und dort in monatelanger Arbeit einen Sprengkörper mit Zeitzünder installiert. Er war dem Ziel, Hitler auszuschalten, denkbar nahe gekommen, so nahe, wie erst Jahre später der Kreis um Stauffenberg.

      Hitler verließ am 8. November 1939 allerdings wenige Minuten vor der Explosion den Versammlungssaal. Die Bombe explodierte wie geplant und verwüstete den Saal. Elser war bereits eine Stunde zuvor in Konstanz kurz vor dem Grenzübergang in die Schweiz festgehalten und wegen seines verdächtigen Tascheninhalts der Polizei übergeben worden. Nach langen Verhören und Folterungen gestand er Tage später die Tat und seine Absicht, damit den Weg zu einem europäischen Frieden ebnen zu wollen. Er wurde mehr als vier Jahre im KZ Sachsenhausen, später im KZ Dachau in völliger Isolation gefangen gehalten. Am 9. April 1945 wurde er erschossen. Dies sind in knappen Worten die Fakten.

      Elsers Widerstand gegen den Nationalsozialismus war nach 1945 noch umstrittener als die gesamte Gegnerschaft zum Regime. Immer wieder rankten sich um seine Tat neue Gerüchte. Diffamierungen aus der NS-Zeit wirkten fort und überlagerten sich nicht selten mit teils bizarren Nachkriegsdeutungen. Georg Elser war eine Herausforderung: Er machte deutlich, dass ein einfacher Mann aus dem Volke sich zu einer weltgeschichtlichen Tat aufraffen konnte. Er strafte all jene Lügen, die sich weiterhin einredeten, sie hätten dem Terror des NS-Staates nichts entgegensetzen können. Der "Durchschnittsbürger", das zeigte Elsers Beispiel, war keineswegs zum Mitläufer bestimmt - er konnte dem Rad des Staates durchaus in die Speichen greifen.

      Lange Zeit wurde übrigens in beiden Teilen Deutschlands nicht akzeptiert, dass ein Arbeiter ohne Rücksicht auf sich und seine unmittelbaren Angehörigen eine Tat bis ins Detail geplant, gewagt und durchgeführt hatte, zu der sich andere weder 1939 noch später entschließen konnten. Elsers Handeln wurde bis zum Beweis seiner Alleintäterschaft Ende der sechziger Jahre bestenfalls verschiedensten Auftraggebern zugeordnet. Heute, 60 Jahre nach dem Attentat, können die einzelnen Stränge der Deutungen und Diffamierungen von Elser, der vor zwei Jahren vom heutigen Staatsminister Palmer als "großer Sohn" des Landes Baden-Württemberg bezeichnet wurde, genau nachgezeichnet und analysiert werden.

      Die nationalsozialistische Deutung prägte die erste Interpretation der Tat. Die NS-Führung musste zwar kurz nach Elsers Festnahme bereits Mitte November 1939 dessen Täterschaft akzeptieren. Allerdings weigerte sich das Regime, diese Wahrheit zu verkünden - zu brisant wäre sie gewesen. Die These, Elser sei ein Werkzeug des britischen Geheimdienstes, geht auf NS-Propagandaminister Joseph Goebbels zurück, der bereits in der Nacht nach dem Attentat behauptet hatte, das Attentat sei "zweifellos in London erdacht" worden. Die Organisation des Anschlags habe Otto Strasser, der Führer der "Schwarzen Front", einer auch im Ausland sehr aktiven Oppositionsbewegung früherer Nationalsozialisten, übernommen.

      Um diese Verschwörungsthese zu stützen, lenkte die NS-Propaganda die Aufmerksamkeit auf die britischen Geheimdienstagenten Best und Stevens, die am 9. November 1939 in Venlo in eine langfristig vorbereitete Falle des deutschen SD-Auslandsgeheimdienstes gelaufen waren. Die beiden Entführten wurden zu "Hintermännern" des Münchener Anschlags stilisiert, obwohl sie in Wirklichkeit nichts damit zu tun hatten. Die NS-Führung plante gegen Elser und die beiden britischen Offiziere nach einem siegreichen Ende des Krieges einen Schauprozess vor dem Volksgerichtshof. Deshalb wurde Elser seit 1940 ebenso wie die beiden Briten im Zellenbau des KZ Sachsenhausen gefangen gehalten. Elser wurde hier Tag und Nacht von mindestens zwei SS-Männern bewacht. Von Kontakten zu anderen Gefangenen blieb er völlig abgeschnitten und verbrachte so mehr als fünf Jahre in totaler Isolation.

      Die zweite Deutung der Tat war eine Reaktion auf die nationalsozialistische Propaganda. Otto Strasser, am 13. November 1939 aus der Schweiz nach Frankreich ausgewiesen (dies hatte die Schweizer Regierung übrigens schon vor dem Anschlag Elsers beschlossen), ging im November 1939 sofort in die Offensive: Er sah im Attentat einen "außenpolitischen Reichstags-Brand", also eine nationalsozialistische Provokation. Diese Deutung vertrat er noch lange nach 1945. 1939 wurde Strassers These, die NS-Führung sei selbst die Urheberin des Attentats, von vielen ausländischen Zeitungen geteilt. Diese gingen oftmals davon aus, dass die NS-Führung selbst den Anschlag inszeniert habe, um den Mythos des von der "Vorsehung" geschützten Hitler zu untermauern.

      Nach 1945 setzte sich Strassers Deutung in Variationen durch. Als besonders fatal erwiesen sich Gerüchte, die auch ein integrer Mann wie Martin Niemöller verbreitete, sowie die 1950 erschienenen Erinnerungen von Elsers Mithäftling in Sachsenhausen und Dachau, Captain Sigismund Payne Best, betitelt "The Venlo Incident". Bests Darstellung wimmelt von Fehlern und Abstrusitäten. Dennoch fand seine Interpretation Eingang in die historische Forschung, als etwa Gerhard Ritter in seiner Goerdeler-Biographie 1954 in seiner Wertung des Attentats festhielt, dass "dessen Inszenierung durch Himmlers Organe als Propagandatrick heute kaum noch zweifelhaft" sei, oder Hans Rothfels in seinem Standardwerk über den deutschen Widerstand betonte, dass es "doch wohl keine Frage" sei, dass "die Installation einer Höllenmaschine nicht ohne die Hilfe der Gestapo möglich gewesen ist".

      Gemeinsam war all diesen Geschichten, die die Zeit bis 1969 prägten, dass weder die Zeitgenossen noch die Historiker oder die Überlebenden des Widerstands Elser der eigenständigen Vorbereitung und Durchführung der Tat für fähig hielten. Auch wenn die Militäropposition und der nationalkonservativ-bürgerliche Widerstand in den sechziger Jahren nicht mehr mit dem Odium des "Verrats" behaftet waren, die Tat Elsers konnte noch nicht als ein Akt des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus akzeptiert werden.

      Georg Elser hatte keiner Elite angehört, der man das Recht auf Widerstand zubilligte; keine gesellschaftliche Großgruppe setzte sich für sein Andenken ein. Er blieb "Werkzeug" der Machthaber, nicht aber ein Mensch, der sich selbst in Übereinstimmung mit seinem Gewissen einen Handlungsauftrag gegeben hatte. Auf eine völlig neue Grundlage wurde das Bild Elsers erst Ende der sechziger Jahre gestellt.

      Denn 1969 veröffentlichte Anton Hoch seine Recherchen und konnte zweifelsfrei mit den alten Mythen über Elser aufräumen. Kurze Zeit später edierte Lothar Gruchmann die Vernehmungen Elsers von 1939, die zwar über weite Strecken in der Sprache der Gestapo gehalten sind, aber dennoch wichtige Einblicke in Elsers Leben und Denken ermöglichen. Diese Publikationen sowie ein dokumentarisches Fernsehspiel von Rainer Erler leiteten eine Wende in der öffentlichen und wissenschaftlichen Einschätzung der Tat vom 8. November 1939 ein.

      Vor allem machten sie deutlich, dass Elser ethische Überzeugungen hatte, dass er sich zu seiner Verantwortung bekannte, keine Ausflüchte suchte, um sich zu retten, und die Folgen seiner Tat aufrecht trug. Er steht so in einer Reihe mit anderen Regimegegnern, die der NS-Führung deutlich machten, dass Macht und Furcht, Terror und Anpassung nicht jeden Zeitgenossen zu einem willigen und angepassten Werkzeug der Nationalsozialisten werden ließen.

      Doch Elsers Ehrung blieb den achtziger, im eigentlichen Sinne sogar den neunziger Jahren vorbehalten. Es schien, als schreckte die deutsche Öffentlichkeit vor Elser zurück. Vielleicht beeinflusste sie die Auseinandersetzung mit dem Terrorismus in den siebziger Jahren, vielleicht ahnte sie auch, dass es mit der Ver-kommenheit der politischen Eliten in der NS-Zeit noch schlimmer bestellt war, als man vermutete, wenn ein einfacher Schreiner den verbrecherischen Charakter des Regimes durchschaute und nicht glauben wollte, dass Recht bleiben müsse, was einmal als Recht gegolten habe, wie ein anderer Sohn des Landes Baden-Württemberg erklärte, der es sogar zum Ministerpräsidenten gebracht hatte.

      Seit den achtziger Jahren bemühte sich der Georg-Elser-Arbeitskreis in Heidenheim um die Ehrung des Attentäters in seiner Heimat. Dies mündete im Februar 1998 in der Eröffnung einer Gedenkstätte in Königsbronn, die in Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde Königsbronn, dem Elser-Arbeitskreis und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand entstanden war, mit erheblicher finanzieller Unterstützung des Landes und der Kultur-Stiftung der Deutschen Bank.

      In der Tat hatte sich in den achtziger und neunziger Jahren das Bild von Elser gefestigt. Klemens von Klemperer oder Joseph P. Stern, der in Elser den "wah-ren Antagonisten" Hitlers und dessen "moralisches Gegenbild" sah, nahmen Elser als Beispiel einer in extremer Einsamkeit gefällten Entscheidung zum Widerstand. Schriftsteller wie Rolf Hochhuth, Helmut Ortner und Hellmut G. Haasis setzten sich für das Andenken an Elser ein; Bundeskanzler Helmut Kohl hat ihn in seiner Rede zum 50. Jahrestag des 20. Juli 1944 ausdrücklich hervorgehoben.

      Ulrich Renz publizierte die Schweizer Untersuchungsergebnisse von 1940; die Politologinnen Thekla Dannenberg und Doris Ehrhardt analysierten, wie die Mythen um Elser entstanden waren und seitdem immer wieder weitergetragen wurden, bis sie schlicht nicht mehr haltbar waren.

      Insgesamt gibt es heute ein denkbar gut gesichertes Bild der Tat, der Motive und Elsers Handlungen, das Lothar Gruchmann 1981 zusammenfasste: "Elser war weder ein von krankhafter Ruhmsucht noch von niedrigen Tötungsinstinkten getriebener Krimineller, der von anderen als Werkzeug benutzt wurde. Seine - eigenen Überlegungen entsprungenen - Motive für die Tat berechtigen vielmehr, ihn unter die Männer des deutschen Widerstands gegen das NS-Regime einzureihen." Diesem Bild entsprachen die meisten Würdigungen, die anlässlich des 60. Jahrestages des Bürgerbräu-Attentates veröffentlicht worden sind. Mit einer gravierenden Ausnahme, die in der Frankfurter Rundschau zu finden war. Der Artikel beruht auf einer bereits im November 1998 gehaltenen Antrittsvorlesung des Chemnitzer Privatdozenten Fritze, der die Tat Elsers neu deutete. Dabei ging es nicht um Elsers Alleintäterschaft, sondern eher um eine moralphilosophisch verkleidete Prüfung von Elsers Berechtigung zur Tat, um die Angemessenheit seiner Entschlussbildung und um die Lauterkeit seiner Motive. Das Ergebnis dieser wie ein Besinnungsaufsatz aus den frühen fünfziger Jahren anmutenden Prüfung war für Elser denkbar negativ.

      Fritze sprach Elser verantwortliches Handeln, Umsicht und Einsicht und nicht zuletzt auch den Nachlebenden die Möglichkeit ab, Elsers Tat positiv zu würdigen. Er zielte aber möglicherweise auf mehr. Denn es geht allgemein um die Frage nach der Möglichkeit des einzelnen Menschen zum Widerstand in der Diktatur. Dies ist eine wichtige Frage politischer Bildung und hat Ende der siebziger Jahre sogar zu einem Beschluss der Kultusminister geführt, den Widerstand gegen den Nationalsozialismus in alltagsgeschichtlichen Dimensionen zu behandeln, um so die Notwendigkeit individueller Auflehnung gegen staatliches Unrecht zum Thema des Unterrichts zu machen.

      Fritze kam in seiner Antrittsvorlesung zu dem Schluss, "dass es sich bei dem Anschlag von Elser um eine Tat gehandelt hat, deren Ausführungsweise moralisch nicht zu rechtfertigen ist". Elser wird "moralisches Versagen" vorgeworfen. Doch die Basis, auf die sich dieses Urteil gründet, ist schwach. Wir sehen eine scholastische Konstruktion, jenseits von Zeit und Raum, weit weg von den historischen Fakten und schon gar nicht die Realität des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus berücksichtigend. Zwei Hauptvorwürfe werden erhoben:

      1. Elser habe mit der Tat seine "politische Beurteilungskompetenz" überschritten: "Konnte aber ein Durchschnittsbürger nach dem Münchener Abkommen im Herbst 1938 . . . begründet mutmaßen, dass ein Krieg, für den Hitler verantwortlich sein wird, unvermeidlich sein wird?" Diese Frage ist nicht nur fiktiv, sondern auch zu eng gestellt. Konnte 1938 der Unrechtscharakter des Regimes, das sich zunehmend offen zur Möglichkeit des Krieges bekannt hatte, durchschaut werden?

      Dazu nur so viel: Bis zum Herbst 1938 hatte der "Durchschnittsbürger" die Vertreibung der Andersdenkenden, die Verhaftung von Regimegegnern, die Terrorisierung der politischen Gegner der Nationalsozialisten und die "Legalisierung" ihrer Rache wahrlich beobachten können. Er hatte von den Morden des 30. Juni 1934, der ständigen Aufrüstung, der Remilitarisierung des Rheinlandes, der Annexion Österreichs und der militärischen Besetzung von Teilen der Tschechoslowakei sowie der Militarisierung aller Bereiche des öffentlichen Lebens gehört und die Schrecken der Novemberpogrome des Jahres 1938 gesehen. Es gab viele Möglichkeiten, den verbrecherischen Charakter des Regimes zu erkennen.

      Folgt man der These Fritzes, wird der "Durchschnittsbürger" im Nationalsozialismus seiner politischen Verantwortlichkeit enthoben, denn die Erkenntnis der Unvermeidlichkeit des von Hitler zu verantwortenden Krieges sei im Herbst 1938 "durchaus fraglich" gewesen. Die Schlussfolgerung drängt sich auf, dass der Durchschnittsbürger, der nichts erkennen konnte, auch nicht handeln musste, denn es wäre ja auch eine friedliche Zukunft möglich gewesen. Eine Konstruktion, die der "Mitläuferdebatte" der unmittelbaren Nachkriegszeit würdig wäre!

      So gesehen, ist die Deutung ein Symptom: Es geht nicht um Opfer des Regimes, um Regimegegner und ihre Widerständigkeit, sondern es geht um eine Erklärung, die geradezu Rechtfertigung von Passivität und Anpassung ist. Wer so denkt, der muss sich natürlich durch eine Person wie Elser herausgefordert fühlen, denn dieser verkörpert geradezu das völlige Gegenteil von Anpassung und Unterwerfung in einem verbrecherischen Regime.

      2. Mit der These, Elser habe seine "politische Beurteilungskompetenz überschritten", wird aber nicht nur die Legitimität der Tat Elsers, sondern die Legitimität des gesamten Widerstandes gegen den Nationalsozialismus in Frage gestellt. Wenn die "politische Beurteilungskompetenz" gemessen wird an der "Ahnung von der nationalsozialistischen Ideologie", an der Beschäftigung "mit einschlägigen Büchern oder Zeitschriften" und an der eingehenden Befassung mit "politischen Fragen", dann ist dies eine abstrakte Setzung, welche die gesamte Debatte um das Widerstandsrecht des Einzelnen gegen die Diktatur einfach ignoriert. Sie fällt wiederum weit in die fünfziger Jahre zurück, als man dem einfachen Zeitgenossen das Recht zum Widerstand absprach, weil es nicht zum Umsturz des Gesamtregimes aus dem Zentrum der Macht beitragen konnte. Menschen, die Juden verborgen hielten, die Verfolgten beistanden, die aus politischen Gründen desertierten oder sich als Individuen dem Unrecht widersetzten, sie wurden in der Regel nicht als aktive Regimegegner anerkannt. Dabei ist unbestreitbar: Das Widerstandsrecht ist so alt wie der Kampf um eine "gerechte Herrschaft". Es weist dem Individuum jene politische Beurteilungskompetenz zu, die Elser in der neuen Deutung abgesprochen wird.

      Doch nicht nur in der politiktheoretischen Setzung ist die Prämisse falsch, sondern auch im konkreten Fall Elser. Georg Elser sah während seiner Arbeit in der Heidenheimer Armaturenfabrik eindeutige Kriegsvorbereitungen. An Zeitungen las er in Gasthäusern, "was gerade da war" und hörte zudem ausländische Rundfunksendungen in deutscher Sprache - verständlich, wenn der Propagandacharakter des deutschen Rundfunks in dieser Zeit in Betracht gezogen wird. Er nutzte also die wichtigen und zugleich richtigen Quellen, die den mutigen Zeitgenossen zur Verfügung standen. Er lieferte sich nicht den Produkten einer gleichgeschalteten öffentlichen Meinung aus.

      Es fällt Fritze "schwer, Elsers Entscheidung als Resultat einer kenntnisreichen, sachorientierten und nüchternen politisch-moralischen Kalkulation zu begreifen". Doch ein Blick in Elsers Vernehmungen von 1939 genügt, um zu genau dem gegenteiligen Fazit zu kommen: "Die seit Herbst 1933 in der Arbeiterschaft von mir beobachtete Unzufriedenheit und der von mir seit Herbst 1938 vermutete unvermeidliche Krieg beschäftigten stets meine Gedankengänge. . . . Ich stellte allein Betrachtungen an, wie man die Verhältnisse der Arbeiterschaft bessern und einen Krieg vermeiden könnte. Die von mir angestellten Betrachtungen zeitigten das Ergebnis, dass die Verhältnisse in Deutschland nur durch eine Beseitigung der augenblicklichen Führung geändert werden könnten. Unter der Führung verstand ich die Obersten, ich meine damit Hitler, Göring und Goebbels. Durch meine Überlegungen kam ich zu der Überzeugung, dass durch die Beseitigung dieser 3 Männer andere Männer an die Regierung kommen, die an das Ausland keine untragbaren Forderungen stellen, die kein fremdes Land einbeziehen wollen und die für eine Verbesserung der sozialen Verhältnisse der Arbeiterschaft Sorge tragen werden."

      Elser wird von Fritze zudem vorgeworfen, er habe sich nicht in der Nähe des Explosionsortes aufgehalten, so dass er die Explosion nicht mehr habe stoppen können, als Hitler den Saal verlassen hatte. Damit habe Elser den Tod "Unschuldiger" verursacht. Er habe "in einer mitleid- und gedankenlosen Weise zu einer Methode" gegriffen, "bei der der Tod unbeteiligter Dritter von vornherein einkalkuliert war". Hat Elser wirklich "leichtfertig eine opferträchtige Attentatstechnik gewählt"?

      Auch diese Deutung lässt sich nach Überprüfung der Fakten nicht halten. Elser hat genau geprüft und geplant. Schon im Herbst 1938 wählte er den Bürgerbräukeller als geeigneten Ort für einen Anschlag "auf die Führung": "In den folgenden Wochen hatte ich mir dann langsam im Kopf zurechtgelegt, dass es am besten sei, Sprengstoff in jene bestimmte Säule hinter dem Rednerpodium zu packen und diesen Sprengstoff durch irgendeine Vorrichtung zur richtigen Zeit zur Entzündung zu bringen. . . . Die Säule habe ich mir deshalb gewählt, weil die bei einer Explosion umherfliegenden Stücke die Leute am und um das Rednerpult treffen mussten. Außerdem dachte ich auch schon daran, dass vielleicht die Decke einstürzen könnte. . . . Ich wusste aber, das Hitler spricht und nahm an, dass in seiner nächsten Nähe die Führung sitzt."

      Damit wird das Gesamtkalkül des Anschlags deutlich: Er richtete sich gegen die gesamte NS-Führungsspitze, die an diesem Abend in München zusammenkam - das Jahrestreffen der größten kriminellen Vereinigung Deutschlands. Hinzu kommt: Elser wusste, dass während Hitlers Rede nicht serviert wurde, und konnte so davon ausgehen, dass zu dem von ihm berechneten Zeitpunkt tatsächlich nur hohe Nationalsozialisten im Saal sein würden.

      Nur nebenbei sei erwähnt, dass sich Fritzes Argumentation auch gegen den Anschlag vom 20. Juli 1944 richten würde: Auch Claus Schenk Graf von Stauffenberg musste den Ort des Anschlags verlassen und konnte nicht sicher sein, dass sich Hitler auch wirklich bis zum Zeitpunkt der Explosion im Raum aufhalten würde.

      Fritze geht jedoch weiter: "Da es dem Täter bei Erfüllung seiner Pflicht zum gehörigen Nachdenken möglich gewesen wäre, die Untragbarkeit seines geplanten Vorgehens zu erkennen, sein Fehlverhalten also vermeidbar war, ist ihm ein moralisches Versagen vorzuwerfen." Spätestens hier ist die Grenze von der Spekulation zur Diffamierung überschritten. Dies gilt ebenso, wenn Fritze konstatiert, dass "sowohl die Wahrhaftigkeit der Angaben Elsers über seine Motivation als auch die Dignität seiner Auffassungen über das nationalsozialistische Regime gewissen Zweifeln unterliegen".

      Diese Zweifel können nur aufgeworfen werden, wenn Elsers Biografie und sein persönliches und politisches Handeln grob verkannt werden: Der Hitlergegner, der im dörflichen Milieu den Hitlergruß verweigerte, sich NS-Demonstrationen entzog, der ganz konkrete Missstände benannte: "Nach meiner Ansicht haben sich die Verhältnisse in der Arbeiterschaft nach der nationalen Revolution in verschiedener Hinsicht verschlechtert. So z. B. habe ich festgestellt, dass die Löhne niedriger und die Abzüge höher wurden. . . . Der Stundenlohn eines Schreiners hat im Jahr 1929 eine Reichsmark betragen, heute wird nur noch ein Stundenlohn von 68 Pfennigen bezahlt. . . . Der Arbeiter kann z. B. seinen Arbeitsplatz nicht mehr wechseln, wie er will; er ist heute durch die HJ nicht mehr Herr seiner Kinder." Sind hier noch Zweifel an der "Dignität seiner Auffassungen" möglich?

      Fassen wir zusammen: Die These, die "Ausführungsweise" von Elsers Tat "sei moralisch nicht zu rechtfertigen", verkennt sowohl die Realität des verbrecherischen NS-Staates als auch die Möglichkeiten des Widerstandes gegen diese Diktatur. Die Konstruktion des "Durchschnittsbürgers", der 1938 noch nicht den bevorstehenden Krieg habe berechtigt mutmaßen können, entlastet nicht nur eben jene "Durchschnittsbürger", die sich nicht zum Widerstand gegen den NS-Staat entschließen konnten, sondern delegitimiert zugleich jene, die den Widerstand wagten. Das ist im Rahmen einer politikwissenschaftlichen Antrittsvorlesung kühn. Der Verfasser stellt sich gegen gesicherte und oft benannte Ziele politischer Bildung, die nach sorgfältiger Abwägung von Gründen und Gegengründen klare Entscheidungen erleichtern und politische Verhaltensweisen entwickeln will, die sich auf die Normen eines freiheitlichen Verfassungsstaates beziehen. Das Gegenbild dieses Verfassungsstaates ist die totalitäre Diktatur. Wer sich ihr entgegenstellt, verdient den Versuch, seine Entscheidungen nachzuvollziehen, nicht aber die Ausstellung des Testats eines verantwortungslosen Handelns, das zudem noch die Folge hätte, die Würdigung Elsers einzustellen. Wenn, so ist stattdessen zu fragen, dem "Durchschnittsbürger" die "politische Beurteilungskompetenz" abgesprochen wird, wer besitzt diese - und mit ihr das ganz individuelle Recht auf Widerstand in einer Diktatur - dann überhaupt?

      Fritzes Argumentationen wenden sich auch gegen jene Konzepte rationaler politischer Bildungsarbeit, die mit dem Namen des Politikwissenschaftlers Manfred Hättich verbunden sind und eben nicht nur ein einziges Modell der Interpretation anbieten, sondern dem mündigen Bürger helfen, Kriterien für eigene Entscheidungen zu entwickeln. Denn wer anders als der Einzelne besitzt in der Diktatur, die nicht zuletzt die Verhältnismäßigkeit der im freiheitlichen Verfassungsstaat gebotenen Zweck-Mittel-Abwägung aufhebt, das Recht auf politisches Handeln? In ihren Konsequenzen zielt diese Antrittsvorlesung auf die Umwertung der Rechtfertigung des Widerstandes und rechtfertigt die Anpassung, vor allem die des "Durchschnittsbürgers".

      Man darf diesen Vortrag aber nicht allein als Beitrag zu einer akademischen Diskussion bewerten. Denn die Diskussion über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus verlangt Rationalität, Verantwortung und die Beachtung der historischen Fakten. Werden diese missachtet, führt dies zu Revisionsversuchen, die nur auf Deutungen und Setzungen, nicht auf der Prüfung von Gründen und Gegengründen beruhen. Der Beitrag von Fritze ist ein Beispiel derartiger Revision, die nur deutet, statt zu analysieren.

      Weshalb, so kann man fragen, haben Eckhard Jesse und Uwe Backes als Herausgeber des vom Bundesinnenministerium geförderten Jahrbuchs "Extremismus & Demokratie" ein Interesse an der Publikation?

      Jesse und Backes melden sich gern zu Wort, wenn es um neue Deutungen der Zeitgeschichte geht. Nun haben sie sich der Widerstandsgeschichte angenommen. Problematisch ist daran, dass ein Privatdozent, der sich mit seiner Antrittsvorlesung akademisch vorstellt, in eine Auseinandersetzung geraten ist, die verantwortlich ratende Mentoren hätten voraussehen müssen. Wir glauben nicht an den Zufall des Interesses der beiden Herausgeber des Jahrbuchs, denn das Interesse an Elsers Tat im Kontext dieses Jahrbuchs ließe sich doch nur daraus erklären, wenn man seiner Tat eine potenzielle Gefahr zuschriebe, die von Nachahmern ausgehe.

      Elser reagierte aber auf das Unrecht einer Diktatur - in einem demokratischen System hätte er niemals in dieser Art und Weise handeln müssen. Denn nicht Georg Elser war der Extremist, extremistisch und terroristisch war das Regime.

      Apropos Revision: Der Herausgeber des Jahrbuchs "Extremismus & Demokratie", Eckhard Jesse, hat erklärt, die Langfassung des Beitrags von Fritze weiterhin publizieren zu wollen, weil dieser "wissenschaftlich vertretbare Positionen verficht". Am vergangenen Wochenende tagte auf Einladung Jesses auf Burg Veldenstein der "Veldensteiner Kreis zur Geschichte und Gegenwart von Extremismus und Demokratie". Einer der Hauptredner war Bernd Rabehl mit dem Thema "Waren Teile der Studentenbewegung nationalrevolutionär?", jener Bernd Rabehl, der bereits vor einem Jahr das "Problem der Überfremdung" Deutschlands und den "Schuldpranger der deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg" beklagte.

      Der Institutsrat des Otto-Suhr-Instituts der FU Berlin, wo Rabehl lehrt, hat sich jüngst gegen diesen Umbewertungsversuch deutscher Zeitgeschichte verwahrt und sich einmütig zu den liberalen Traditionen der Politik- und Sozialwissenschaft bekannt. Das Bundesinnenministerium sollte sich fragen, welche Publikationen es fördert, zumal in einer Zeit, in der ohne Zögern die Existenz traditionsreicher Publikationen wie die Wochenzeitung "Das Parlament" und seine Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte" zur Disposition gestellt werden.

      Copyright © Frankfurter Rundschau 1999
      Erscheinungsdatum 18.11.1999
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      schrieb am 07.01.03 12:11:00
      Beitrag Nr. 60 ()
      @sep:

      Ich differenziere zwischen den Taten und den Menschen.
      So kann ich bspw. den Widerstand eines überzeugten Stalinisten gegen Hitler zwar begrüßen, muss diesen Menschen aber nicht als "Helden" ehren.

      Mit Elser habe ich mich nie wirklich beschäftigt. Seine Tat war ohne jede Frage richtig, wenn auch leider erfolglos. Nichts, gar nichts an der Person Elser kann diese Einschätzung ändern.

      Ob er auf einer Briefmarke geehrt werden soll, ist eine ganz andere Frage. Da möchte ich dann schon wissen, wofür er eingetreten ist. Nicht nur wogegen.

      Erinnert etwas an den völlig berechtigten Widerstand der Mujaheddin gegen die UdSSR in Afghanistan. Zu "Freiheitskämpfern" wurden die aber dadurch nicht. Mal völlig abgesehen von der späteren Entwicklung.
      Avatar
      schrieb am 07.01.03 13:28:54
      Beitrag Nr. 61 ()
      das ist aber bedauerlich rainer, daß Du Dich mit Elser nie richtig beschäftigt hast. Sicherlich zu viel verlangt. Aber sicherlich auch nicht nur ein (unverständliches) Versäumnis unserer Schulen.

      Es ist ja nicht ganz unerheblich, was er gemacht hat, und es ist ja auch beachtlich, wie er das gemacht hat.

      Er zeigt nämlich, daß ein Einzelner seht wohl etwas hat machen können. Diese Hauptlüge der damaligen Deutschen wird durch 2 Figuren widerlegt: Klemperer und Elser.

      Freilich, man muß es wissen wollen. Und aus wie verschiedenen Ecken diese beiden kommen, sie erfahren eine ganz spezielle Diffamierung in der öffentlichen Wahrnehmung. Aber davon handeln eigentlich indirekt alle deutschen Foren, nicht wahr ?

      Es gibt nicht allzu viele, die im 3. Reich im Widerstand waren, sodaß es eigentlich auf der Hand liegt, daß man sich irgendwie mit dieser Person befassen muß.

      Aber die weiße Rose hat sicherlich mehr Appeal, schon vom Namen her, und die offiziellen Feierlichkeiten zur Demonstration eines im Volk vorhandenen Widerstands, ich meine den 20 July, erfüllt ja auch einen Zweck.

      Das langt, sich darüber zu äußern, wie man nicht durch eine Briefmarke geehrt werden sollte.

      Vielleicht findet sich die Zeit, daß Du #55 überfliegst, um einen der lediglich 2 Widerstandsvorgänge, die sich im 3. Reich bis an den Führer heranarbeiten konnten, wenigstens auch zur Person rudimentär beurteilen zu können.

      Und achte darauf, daß Deine Briefen nicht mal mit Stauffenberg und Elser nebeneinanderklebend frankiert werden.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 07.01.03 14:30:18
      Beitrag Nr. 62 ()
      @sep:

      Ich kann Deinen leicht giftigen Ton in #57 nicht nachvollziehen.

      #55 deckt sich mit dem, was mir über Elser aus meiner Schulzeit in Erinnerung ist: Ein "Normalbürger" ohne politische Verbindungen, der den Irrsinn Hitlers stoppen wollte. Einer der wenigen.
      Wenn das so stimmt, ist Elser ein leuchtendes Vorbild für eine Eigenschaft, die den Deutschen fast völlig fehlt: Zivilcourage. Und dann soll er seine Briefmarke bekommen.

      Ich wollte die Diskussion auf eine grundsätzlichere Ebene bringen. Eben die Frage, ob jeglicher Widerstand verehrungswürdig ist, unabhängig von den Motiven. Und dafür eben die Beispiele der Kommunisten. Keinen von denen verehre ich als aufrechten Widerständler. Ich bedauere ihr schreckliches Schicksal in den KZs, das war`s dann aber auch.
      Avatar
      schrieb am 07.01.03 17:13:32
      Beitrag Nr. 63 ()
      @rainer

      es ist ein Unterschied, ob man sich in einem totalitären System befindet, und diesem Widerstand entgegensetzt, oder aber ob man dies aus der Nachschau betrachtet.

      Während des 3. Reichs war eine der überhaupt denkbaren Möglichkeiten, sich einem Widerstand anzuschließen, eben jener, dies über kommunistische Verbindungen zu machen.

      Die Greuel der Stalin- Ära waren damals fast so wenig bekannt, wie es heute die Greuel der Nazizeit zu sein scheinen.

      Daß der Kommunismus, der Marxismus ganzen Heerscharen von Leuten während der Aufbruchszeit als eine verfolgenswerte Bewegung vorgekommen ist, dies heute - also aus heutiger Sicht verurteilen zu wollen ist ein wenig selbstgerecht, findest Du nicht ?

      Juden beispielsweise, die im Zarenreich, in Polen etc sich immer Ressentiments, Unterdrückung ausgesetzt sahen, die sich nicht in einer Situation der Gleichberechtigung fanden, sich aber danach sehnten, waren beispielsweise aus genau diesem Grunde glühende Verfechter derartiger Ideen, die Gleichheit versprachen.

      Versprachen !

      Das ist - beispielsweise - der Grund gewesen, warum so viele Juden am Beginn dieser Befreiungsvisionen - Marxismus, Leninismus etc - sich dort in großer Zahl anschlossen. Was man heute als einen Teil der jüdischen Weltverschwörung denunziert.

      Soweit kann nachträgliche Umdeutung führen. Wenn sie nur bitter genug geführt wird. Sofern sie nicht verborgeneren Ansprüchen Rechnung zu tragen hat. Was den Kreis schließt zu jeder Art Diffamierung, also auch diejenige gegenüber den Feinden der (heutigen) Nazis. Den Kommunisten. Schon der Reichstagsbrand wurde so abgehandelt. Tradition.

      Ich will damit auch sagen, daß man ein Verhalten, eine Einordung aus dem vorhandenen Wissen der betreffenden Zeit, und aus den persönlichen Umständen heraus bewerten sollte.

      Und nicht aus der Sicht, die wir uns heute glücklich zurechtgemendelt haben.

      Es muß möglich sein, sich von einer Organisation wieder zu entfernen, wenn sich diese zu einem späteren Zeitpunkt als verbrecherisch herausgestellt hat, ohne daß man für deren nachfolgende Taten in Regress genommen wird.

      Ich hoffe, daß Elser seine Basis, auf der er gestanden haben mag, nicht in Frage stellte. Denn bis zu seiner Ermordung hatte er dazu absolut keine Veranlassung.

      Und obs in dieser Republik, unter derartig selbstgerechten Betrachtungen, dann nicht mehr für eine Briefmarke reichen würde, darauf darf man getrost scheißen.

      Nachträgliche Einsicht, zu der Elser keine Gelegenheit erhielt, falls er die überhaupt jemals hätte in Anspruch nehmen müssen, lassen wir schließlich ja auch bei den Nazis gelten, sofern diese Einsicht sich mit den Grenzen ihrer alten Fahne kritisch auseinandersetzt.

      Hier treten Leute auf, die der alten Fahne erkennbar nachtrauern, und dann mit vermeintlich heutiger Sicht - tatsächlich aber mit der Feindsicht alter Tage - auf ehemalige liebe Feinde einschlagen. Die sie längst umgebracht haben.

      Für den von Dir beanstandeten leicht giftigen Ton in#57 erbitte ich Deine Nachsicht.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 07.01.03 17:16:51
      Beitrag Nr. 64 ()
      1. Kopieren Sie den Artikel von Tuchel und Steinbach in einen Texteditor.

      2. Ersetzen Sie die Begriffe Georg Elser und Widerstand durch die Begriffe Rote Gefahr und Umsturzbestrebungen.

      3. Lesen Sie den Text erneut und halten Sie in einer Protokolldatei, von der Wirkung des Ausgangstextes abweichende Reaktionen Ihres Gehirns fest.

      4. Sollte diese Protokolldatei leer sein, ziehen Sie sie auf das Sympol Papierkorb auf ihrem Desktop und vergessen Sie beide Texte.
      Avatar
      schrieb am 07.01.03 17:57:00
      Beitrag Nr. 65 ()
      @Sep:

      Sprechen wir mal nicht über Elser. Dessen Mitgliedschaft im Rotfrontkämpferbund scheint in der Tat nicht Ausdruck ideologischer Überzeugungen gewesen zu sein.

      Du schreibst, dass eine Möglichkeit des Widerstands darin bestand, sich einer kommunistischen Gruppierung anzuschließen. Schon richtig. In den besetzten Gebieten haben sich viele Menschen den kommunistischen Partisanen angeschlossen, weil es eben nur sie gab. Wollte man gegen die deutschen Besatzer kämpfen, musste man also zu den Kommunisten gehen. Durchaus ehrenhaft.

      Ganz anders sehe ich den Widerstand durch deutsche Kommunisten. Die haben während der gesamten Zeit der Weimarer Republik die Demokratie und die Freiheit bekämpft, haben sich sogar mit den Nazis gegen die Demokraten verbündet. Da kommt Thälmann wieder ins Spiel, der sinngemäß gesagt hat, der Hauptfeind sei nicht der NS, sondern die Sozialdemokratie.
      Zum damaligen Zeitpunkt war durchaus klar, wie verbrecherisch der Stalinismus war. Stalin war ja über längere Zeit sogar ein enger Verbündeter von Hitler.

      Ich spreche hier wohlgemerkt nicht von den Kommunisten der ersten Stunde, die sich einer bedauerlichen Irrlehre angeschlossen haben. Einer Irrlehre, die weltweit zig Millionen Menschenleben gefordert hat. Das war aber damals nicht erkennbar. Insofern Exkulpation. Aber nur für diejenigen, die ihren Irrtum sehr schnell eingesehen haben.

      Deine Erklärung für die wohl überproportionale Beteiligung von Juden am Kommunismus klingt plausibel, überzeugt mich aber nicht vollständig. Eine andere denkbare Erklärung wäre wohl, dass sozialistische Utopien in bestimmten Berufsgruppen auf besonders fruchtbaren Boden fallen. Bei den sogenannten Intellektuellen. Und da waren Juden recht häufig vertreten, weil es wohl dem jüdischen "way of life" entspricht, sich möglichst viel Bildung anzueignen.

      Zuletzt zur "rückblickenden Betrachtung": Ich habe keine Ahnung, wie ich mich damals verhalten hätte. Ob ich Widerstand geleistet hätte, mich der SS angeschlossen hätte oder einfach nur Mitläufer geworden wäre. Keine Ahnung. Schließlich wären damals sowohl meine Erziehung als auch meine "gesellschaftliche Prägung" völlig anders verlaufen als dann später tatsächlich geschehen.
      Das hält mich nicht davon ab, damaliges Fehlverhalten anzuprangern. Wobei ich Dir insofern Recht gebe, dass man Verständnis aufbringen muss. Verständnis, nicht Billigung.
      Avatar
      schrieb am 07.01.03 18:49:43
      Beitrag Nr. 66 ()
      @Rainer6767

      Wobei ich Dir insofern Recht gebe, dass man Verständnis aufbringen muss. Verständnis, nicht Billigung

      Das Verständnis für die diskutierte Tat ermutigt zu schnell Geister wie diese:

      Lee Harvey Oswald

      Wer war dieser Mann, der am 22. November 1963 verhaftet und beschuldigt wurde, den Präsident der Vereinigten Staaten ermordet zu haben. Oswald war zu diesem Zeitpunkt 24 Jahre alt. Oswald wurde als Lee Harvey Oswald am 18. Oktober 1939 in New Orleans geboren. Drei Monate vor seiner Geburt stirbt sein Vater, Robert Oswald, sen. Lee hat noch zwei ältere Brüder. Der eine ist ein Halbbruder, der aus der ersten Ehe seiner Mutter Marguerite mit Edward John Pic, jun. stammt. Da Oswalds Mutter sehr viel arbeitet, verbringt er viel Zeit mit seiner Tante Lillian. Nach dem Umzug der Familie in die Pauline Street, umsorgt Frau Thomas den jungen Lee, die im selben Haus wohnt. 1942 kommen Oswald und seine Brüder in ein Heim namens "Bethlehem Children`s" Home. Nach ihrem Umzug nach Dallas, holt Oswald Mutter zuerst Lee und dann seine beiden Brüder wieder zu sich nach Hause. Im Mai 1945 heiratet Oswald Mutter zum dritten mal. Die Ehe mit Edwin A. Ekdahl hält jedoch nur knapp drei Jahre. Marguerite und Lee ziehen nach New York, wo er die "Evangelical Lutheran School" besucht. Kurz darauf, im Jahre 1952, kommt Lee das erste mal mit dem Gesetz in Berührung. Er bedrohte eine Frau mit seinem Taschenmesser

      Im July 1955 tritt Oswald der zivilen Luft Patrouille bei, bei der er wahrscheinlich zum ersten mal, den damaligen Hauptmann David Ferrie trifft! 1957 trat Oswald als Siebzehnjähriger dem Marineinfanteriecorp bei. Stationiert war er unter anderem in der Marinebasis El Toro in Kalifornien und Japan. Im Frühjahr 57 wurde er in der Radar- und Luftverkehrskontrolltechnik ausgebildet.
      Nach seiner Rückkehr in die USA, interissierte sich Oswald für alles was russisch war. Oswald fiel zwar für ein Marinediplom für Russisch durch, lernte aber auf eigene Faust die Sprache.

      Er abonnierte eine Zeitschrift in russischer Sprache und spielte in der Kaserne russische Platten ab. Die Kammeraden sagen über die Zeit aus, daß man Oswald schon Oswaldskowitsch nannte, der wiederrum Witze über den Kommunismus machte. Oswald ersuchte um die frühzeitige Entlassung aus dem Corp. Als Grund gab er seine behinderte Mutter an, die er pflegen müsse. Dies entsprach nicht den Tatsachen, da seine Mutter, nach einem kleinen Unfall in der Vergangenheit, lange wieder genesen war. Seinem Gesuch wurde stattgegeben, ebenso wie seiner Bitte für einen Reisepaß mit Gültigkeit für Kuba und die Sowjetunion.
      Kurz nach seiner Entlassung bestieg Oswald in New Orleans ein Schiff und erreichte am 9. Oktober Southamton. Einen Tag später trug sich Oswald in einem Hotel in Helsinki ein. Wie er hierher kam weiß man nicht. In der sowjetischen Botschaft erhielt Oswald ohne Probleme ein sechs-tage Visum und erreichte am 16. Oktober Moskau.

      Ein paar Tage später suchte Oswald die amerikanische Botschaft in Moskau auf. Er legte einen Brief (in dem er seine Loyalität zur UDSSR beteuert) und seinen Paß vor und erklärte auch noch mündlich, seine Loyalität mit der UDSSR. Nicht nur das, er erklärte auch, den Sowjets aus freien Stücken angeboten zu haben, geheime Informationen über das Marineinfanteriecorp und Radar zu geben. Der Angestellte sagte später aus, dass es nach einer auswendig gelernten Rede anhörte, von der Oswald selbst nicht einmal jedes Wort verstand. Am 13. Februar 1961 bittet Oswald die amerikanische Botschaft um die Rückkehr in die USA. Im März trifft Lee Marina Prusakova, die er nur einen Monat darauf heiratet. Im Dezember schreibt Oswald an den Senator John Tower, und bittet ihn um Hilfe, bei der Beschaffung eines Visums für sich und Marina (es folgen weitere Briefe, unter anderem an John Conally, in denen er um Geld für die Überfahrt bittet). Im März 1962 wird Lee Oswald Tochter geboren.
      Im Juni 1962 verlassen die Oswalds Moskau in Richtung USA. Das Schicksal nimmt seinen Lauf.

      Oswald verteilt Handzettel für die Organisation "Fair Play for Cuba
      Avatar
      schrieb am 07.01.03 19:14:22
      Beitrag Nr. 67 ()
      @debull:

      Mit Verständnis meinte ich Verständnis für anfängliche Mitläufer bei den Nazis und für anfänglich von den Ideen des Kommunismus Begeisterte.

      Für die Tat von Elser habe ich nicht nur Verständnis, ich billige sie ausdrücklich.

      Weder Verständnis noch Billigung empfinde ich für den Mord an Kennedy. Genau so würde ich die Ermordung von Berlusconi als scheußliches Verbrechen ansehen. Aus dem einfachen Grund, dass diese Politiker demokratisch gewählt wurden und, noch viel wichtiger, bei der nächsten Wahl auch wieder abgewählt werden können.

      Du machst es Dir zu einfach, wenn Du in der Billigung der Ermordung eines Politikers eine Billigung des Politikermordes insgesamt ablesen willst.
      Avatar
      schrieb am 07.01.03 19:44:35
      Beitrag Nr. 68 ()
      #63, ;)

      SEP
      Avatar
      schrieb am 07.01.03 20:13:50
      Beitrag Nr. 69 ()
      @rainer, noch zu #61

      der Unterschied ist ja nicht allzu gravierend.

      Es bliebe der Widerstand der deutschen Kommunisten im 3. Reich als Objekt der eingehenderen Betrachtung. Nochmals: von Thälmann weiß ich so gut wie nix. Das, was halt jeder weiß. Tod in KZ, Thälmann- Haus in Hamburg . Das er in der DDR eine Kultfigur wurde. An solchen Stellen erlahmt mein Interesse dann. Ende.

      Ob die Roten alle vor ihrem Ableben in den Kellern der russischen Berija- Leute bereits über den Hitler- Stalin- Pakt informiert waren, da habe ich meine Zweifel.

      Und ob alle jene, die nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches nicht sogleich auf dem von uns heute als richtig erachteten demokratischen Weg einschwenkten, deswegen sogleich menschlich anders sortiert werden müssen, das lasse ich auch noch offen. Da gehören dann sowohl diejenigen hin, die am linken Spektrum auftauchten, aber auch Leute, die sich bei den Nazis einreihten.

      Klar, je höher die Handelnden standen, desto tiefere Einsicht muß man ihnen unterstellen dürfen. Elser stand sehr tief in deren Netzwerk. Wer weiß: hätte er sich seinen Zirkeln mitgeteilt, vielleicht hätten die ihn umgelegt ?

      Und richtig. wir beide wissen selbst nicht, wo wir gelandet wären.

      Sicherlich weiß ich aber, daß mir niemals einfallen würde, die Mordumstände an Kennedy mit dem Mordversuch an Hitler in irgendeiner Weise vergleichbar zu machen. Denn dies nun ist tatsächlich Retrospektive, und ermöglicht eine Aussage darüber, etwas gelernt zu haben, oder aber nicht.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 07.01.03 22:11:06
      Beitrag Nr. 70 ()
      @Rainer 6767

      Du machst es Dir zu einfach, wenn Du in der Billigung der Ermordung eines Politikers eine Billigung des Politikermordes insgesamt ablesen willst

      So war mein Beitrag nicht gemeint. Ich wollte nur davor warnen, daß die Billigung des einen Mordes, andere ebenfalls zum Mord ermutigen kann. Wer will sich denn als Richter aufschwingen, zu urteilen, was ein gerechter Mord ist und was nicht? Im Rückblick ist das immer einfach. Für den, der voll im Geschehen ist, fast unmöglich. Die Tötung eines Menschen ist mir grundsätzlich zuwider, ebenso wie diejenigen, die sie befürworten, gleich aus welchem Grunde.
      Avatar
      schrieb am 07.01.03 23:44:00
      Beitrag Nr. 71 ()
      #66
      debull, was konkret hätte Elser tun sollen, um zum einen den kommenden Krieg zu verhindern, das Los der Arbeiter zu verbessern, das Unrecht an den jüdischen Mitbürgern zu beenden, und zum anderen dabei niemanden einen Schaden zu zufügen? Bitte bedenke, dass Elser nicht in der Kennedy-Zeit, sondern zu Zeiten der braunen Inquisition lebte.

      Mir persönlich fällt spontan nur Ghandi ein. Jedoch wäre er in jener Zeit sicher noch weit bevor er seine Philosophie hätte publik machen können irgendwo verscharrt worden.

      Ich denke, wenn rohe, staatlich legitimierte Gewalt die Sprache der herrschenden Nazi-Kaste war, war Gegengewalt das selbstlegitimierte Mittel und Recht der Unterdrückten. Man kann mit anderen nur auf dem Kanal kommunizieren, den sie verstehen. Vor allem dann, wenn man der Schwächere ist, und die Spielregeln von den anderen bestimmt werden.
      Avatar
      schrieb am 08.01.03 00:06:08
      Beitrag Nr. 72 ()
      In einer Demokratie gibt es keinen Tyrannenmord.
      In einer Diktatur ist er ein Muß!

      Für Tyrannenmord wird man nicht befördert.
      Dafür wird man ein Held!

      Aldy
      Avatar
      schrieb am 08.01.03 15:24:36
      Beitrag Nr. 73 ()
      Ich sehe, Sep ist mir nicht nur zeitlich zuvorgekommen und vergaß auch zu erwähnen, dass wer Tyrannenmord ausdrücklich billigt, sich meiner erniedrigenden Prozedur selbstverständlich nicht zu unterziehen braucht.
      Ich sah schon zwischen den Zeilen ein neues Begriffsgemenge zwischen Staatsstreich und dem Gang durch die Institutionen, bei dem Hitler obendrein in einer Art Dekret seinen Tod noch zu quittieren hätte, dämmern. Deswegen meine Ungeduld; ich wär´ dann aber im Dunkeln zum Bendlerblock geschlichen und hätte das Gedenkschild abmontiert.

      ´tschuldigung.


      (Ich bin ja für jede sprachliche Illustration abseits betrampelter Pfade zu erwärmen, aber zurechtgemendelt?)
      Avatar
      schrieb am 08.01.03 19:35:27
      Beitrag Nr. 74 ()
      #69, tutnix,

      "gemöllemannt" ?

      SEP
      Avatar
      schrieb am 10.02.03 14:18:28
      Beitrag Nr. 75 ()
      #63
      Also Rainer, bei Berlusconi auch nicht?
      Da sollte man erst mal einen Arbeitskreis bilden.

      Okay,
      habe soeben Briefmarken erhalten.
      Mit dem Konterfei und Geb.- und Sterbedaten von Georg Elser.

      Da hat sogar das rot-grüne Huhn mal ein Korn gefunden.
      Donnerwetter und Chapeau.

      Fanny


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