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    Öl Öl Öl...oder warum wir dieser US-Regierung dankbar sein sollten... - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 12.03.03 20:17:12 von
    neuester Beitrag 12.03.03 22:24:07 von
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      schrieb am 12.03.03 20:23:06
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      schrieb am 12.03.03 20:24:48
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      schrieb am 12.03.03 20:26:26
      Beitrag Nr. 4 ()
      3.Teil

      DIRTY TRICKS

      Wenn Kriegsgründe erfunden werden (2)

      Zurück zum 1. Teil


      AP

      Nahm die Tonkin-Lüge zum Anlass für eine Serie von Luftschlägen, die im Vietnam-Krieg mündeten: US-Präsident Lyndon B. Johnson. Arbeitet das Weiße Haus an einem neuen "Tonkin"


      Während es um den mysteriösen "Mr. Anthrax" seltsam still wurde, widmeten sich Washingtons Kriegspropagandisten um so intensiver der Behauptung, Saddam Hussein bedrohe die USA mit Massenvernichtungswaffen.

      Peinlich, dass die CIA dieser Behauptung schon im Juli vorigen Jahres widersprach: Der Irak stelle in "absehbarer Zukunft" keine unmittelbare Gefahr für die Vereinigten Staaten dar; ein Irakkrieg jedoch würde das Terror-Risiko in den USA deutlich erhöhen - Einschätzungen, mit denen sich der Geheimdienst prompt den Zorn der Washingtoner Bellizisten zuzog.

      Rüge vom "Fürsten der Finsternis"

      Oberfalke und PNAC-Stratege Richard Perle - der stolz darauf ist, von Friedenskämpfern als "Fürst der Finsternis" tituliert zu werden - rügte die CIA, sie versage in Sachen Irak. Pentagon-Chef Donald Rumsfeld schäumte, der Dienst sei "kurzsichtig".

      Letzte Woche kündigte Rumsfeld den Aufbau einer weiteren Agententruppe an - zusätzlich zu den bereits bestehenden 14 US-Geheimdiensten. Die Spione sollen dem Verteidigungsministerium direkt unterstellt sein und "origineller" denken als die CIA.

      Obwohl Rumsfeld wiederholt die Vorlage von "Beweisen" für das Vorhandensein von ABC-Waffen angekündigt hat, fehlt es bis heute an völkerrechtlich relevanten Belegen, die einen Krieg rechtfertigen würden. In der Bundesrepublik, kommentierte die "Süddeutsche Zeitung", würde Material von solcher Qualität nicht einmal zur Verurteilung eines "Hühnerdiebes" ausreichen.

      Rumsfeld reagierte auf Kritik schlicht mit der Forderung nach einer Umkehr der Beweislast ("Das Fehlen von Beweisen ist kein Beweis für das Fehlen von Massenvernichtungswaffen") - und, ebenso wie Bush, mit sinnentstellend verkürzten Zitaten aus dem Kamal-Protokoll.

      Als der Trick vorige Woche aufflog, war in der US-Friedensbewegung sogleich von einem "neuen Tonkin" die Rede.

      Am Beginn des Vietnamkriegs stand eine Lüge

      Tonkin - dieser Terminus steht nicht nur in den USA für den Versuch, den Gegner durch Intrigen zum Erstschlag zu provozieren, einen Angriffskrieg als Verteidigung zu tarnen oder das eigene Volk durch Gräuelmärchen in eine Schlacht zu hetzen.

      Die Tonkin-Lüge stand am Beginn des Vietnamkrieges in Südostasien: Berichte über einen (in Wahrheit nicht erfolgten) Überfall nordvietnamesischer Boote auf den US-Zerstörer "Maddox" im Golf von Tonkin nahm US-Präsident Lyndon B. Johnson 1964 zum Anlass, sich vom Kongress zu einer lange vorbereiteten Serie von Luftschlägen gegen Vietnam ermächtigen zu lassen - Auftakt zu einer mörderischen Völkerschlacht.

      Kriegslisten dieser Art sind so alt wie die Menschheit. Und sie sind auch den Deutschen auf verhängnisvolle Weise vertraut.

      Otto von Bismarck veröffentlichte 1870 die berüchtigte "Emser Depesche" von Kaiser Wilhelm I. in einer derart verstümmelten Fassung, dass Napoleon III. sie als Kriegserklärung wertete - und selber eine abgab. Adolf Hitler liess 1939 einen polnischen Angriff auf den Reichssender Gleiwitz vortäuschen, um mitteilen zu können: "Seit 5.45 Uhr wird zurückgeschossen." Rudolf Scharping förderte 1999 die Kosovo-Kriegsbereitschaft der Deutschen mit einem angeblichen "Hufeisenplan", der sich als Fälschung erwies.

      "Die Geheimoperation war eine exzellente Idee"

      Die Amerikaner stehen den Deutschen auf diesem Gebiet kaum nach. So bekennt der einstige CIA-Direktor Robert Gates in seinen Memoiren, dass die USA im Sommer 1979 mit verdeckten Hilfsaktionen für islamische Untergrundkämpfer die Sowjetunion zur Intervention in Afghanistan provoziert zu haben.

      "Die Geheimoperation war eine exzellente Idee," erklärte der vormalige US-Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski Jahre später in einem Interview, "sie hatte den Effekt, die Russen in die afghanische Falle zu locken." Als die Sowjets einmarschiert seien, so Brzezinski im "Nouvel Observateur", habe er an Präsident Carter geschrieben, nun hätten auch die Russen "ihren Vietnamkrieg". Und tatsächlich habe der zermürbende Krieg am Ende "zur Demoralisierung und zum Zusammenbruch" des Sowjetreichs geführt.

      Gut zehn Jahre nach der "covert operation" in Afghanistan - bei der die Amerikaner die Vorläufer der WTC-Terroristen bewaffneten, munitionierten und instrumentalisierten - begleiteten schmutzige Propagandatricks den Golfkrieg.

      Babymorde, von PR-Agenten erfunden

      Unvergessen sind in den USA die TV-Bilder von jener angeblichen Krankenschwester, die unter Tränen irakische Soldaten beschuldigte, Brutkästen geöffnet und kuweitische Säuglinge massakriert zu haben. Die Lüge hatte kurze Beine: Eine PR-Agentur aus dem Umfeld der neokonservativen Think Tanks hatte die Geschichte frei erfunden. In die Rolle der Krankenschwester war die Tochter des Botschafters von Kuweit geschlüpft.

      Als Washington nach den WTC-Anschlägen erklärte, im Krieg gegen den Terrorismus sei die Waffe der Desinformation unverzichtbar, stieg in einem Teil der US-Gesellschaft das Misstrauen in die Regierenden schlagartig an.

      Bei manchem wuchsen sich die Zweifel an der Wahrheitstreue Washingtons zur Paranoia aus. Andere Bürger hingegen legen seither eine bemerkenswerte Wachsamkeit an den Tag.


      Lesen Sie im 3. Teil, wie der nahezu unglaubliche Geheimplan "Northwoods" enttarnt wurde und warum hohe US-Militärs zum Zwecke der Desinformation einst sogar eigene Landsleute ermorden lassen wollten.
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 20:29:29
      Beitrag Nr. 5 ()
      ???Teil( ist jetzt ein bisschen durcheinander:eek: )


      DIRTY TRICKS

      Wenn Kriegsgründe erfunden werden (3)

      Zurück zum 2. Teil

      Besonders mißtrauisch beäugen US-Friedensfreunde seit langem das wohl merkwürdigste territoriale Konstrukt der Welt: die beiden Flugverbotszonen im Norden und im Süden des Irak. Dort, wo amerikanische und britische Maschinen unablässig irakisches Territorium kontrollieren und bombardieren, so fürchteten sie schon voriges Jahr, könnten sich schon bald Dinge ereignen, die den Persischen Golf in einen "Tonkin-Golf" verwandeln würden.

      Die "no-fly zones" (NFZ) waren nach dem Golfkrieg, 1991 und 1992, von den westlichen Siegermächten eingerichtet worden. Weil keine eindeutige Zustimmung der Uno vorlag, nannte die "New York Times" diesen Schritt "vermutlich unklug und womöglich illegal".

      "Hidden trigger" in der Wüste?

      Die Zweifel von damals sind vergessen, Amerikaner und Briten reklamieren für ihre Präsenz in den NFZ mittlerweile das Gewohnheitsrecht. US-Oppositionsblätter wie das liberale Magazin "The American Prospect" wiederum sehen in den verbotenen Wüstenzonen einen verborgenen Auslöser ("hidden trigger") für einen möglichen Krieg.

      Schüsse auf amerikanische oder britische Militärmaschinen in den NFZ, betonen Washingtoner Regierungssprecher, würden als ernsthafte Verletzung einschlägiger UN-Resolutionen angesehen - als casus belli. Damit aber, argumentiert "Prospect"-Kolumnist Robert Dreyfuss, hätten es die auf einen Angriff erpichten amerikanischen Strategen in der Hand, jederzeit einen Kriegsanlass zu provozieren oder vorzutäuschen. Absurd?

      Kaum einem gesunden Hirn würden solche Gedanken entspringen - wenn, ja wenn nicht Pläne für eine Geheimoperation mit dem Codenamen "Northwoods" existierten, die 1962 entwickelt wurden und gespenstische Einblicke in die menschenverachtende Mentalität der höchsten US-Militärs jener Jahre geben.

      "Wir könnten ein US-Schiff in die Luft jagen"

      Die "Top secret" gestempelten Dokumente, die mittlerweile auf Grund eines Kongressbeschlusses freigegeben und voriges Jahr erstmals veröffentlicht worden sind, hatte der Chef des Vereinigten Generalstabs in Washington, General Lyman L. Lemnitzer, ausarbeiten lassen. Darin aufgeführt sind seitenweise Vorschläge für dirty tricks, von deren Ausführung sich die Militärs öffentliche Unterstützung für einen zeitweise geplanten US-Überfall auf das kommunistische Kuba versprachen.

      Die schriftlich niedergelegten Ideen der Top-Militärs reichen von der Ermordung unschuldiger Bewohner von US-Städten bis hin zu vorgetäuschten Anschlägen auf US-Kriegsschiffe, die Fidel Castro in die Schuhe geschoben werden sollten: "Wir könnten ein US-Schiff in der Bucht von Guantanamo in die Luft jagen und Kuba beschuldigen," heisst es da, und: "Die Listen der Todesopfer in den US-Zeitungen würden eine hilfreiche Welle nationaler Empörung auslösen."

      Auch Flugzeugentführungen und Bombenattentate in US-Großstädten wurden in Erwägung gezogen, um "die kubanische Regierung vor den Augen der internationalen Öffentlichkeit so darzustellen, dass sie ... als alarmierende und unkalkulierbare Bedrohung für den Frieden der westlichen Hemisphäre erscheint".

      Ein toter Astronaut als Kriegsvorwand

      Detailliert ist in den "Northwoods"-Papieren auch dargestellt, wie sich mit Hilfe raffiniert gestalteter Flugrouten, gefälschter Kennzeichen und präparierter Wracktrümmer der Eindruck erwecken lässt, ein US-Flugzeug sei durch kubanisches Militär abgeschossen worden.

      Sogar für einen möglichen Tod des Astronauten John Glenn wollten die Militärplaner Kuba verantwortlich machen: Sollte beim ersten Versuch der USA, einen Menschen ins All zu befördern, die Rakete explodieren, könne das Unglück kubanischen Saboteuren angelastet und als Vorwand für einen Krieg genutzt werden.

      Als die Papiere voriges Jahr durch den Buchautor James Bamford ("Body of Secrets") und den TV-Sender ABC bekannt wurden, vernahm die Öffentlichkeit erleichtert, dass der einstige Präsident John F. Kennedy die Umsetzung der "Northwoods"-Pläne abgelehnt habe.

      Erst "top secret", jetzt im Internet

      Zwei Jahre später allerdings startete Kennedy-Nachfolger Johnson die Tonkin-Intrige, womöglich nach einem ganz ähnlichen Drehbuch.

      Mittlerweile stehen die Faksimiles der "Northwoods"-Akte also im Internet - gleichsam als ein virtuelles Mahnmal, das daran erinnert, zu welchen Teufeleien selbst in der grössten Demokratie der Welt Obskuranten in Uniform fähig sein können, sofern nicht im Weißen Haus ein Mann mit einem Minimum an Anstand sitzt, der sie bremst.

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      schrieb am 12.03.03 20:31:49
      Beitrag Nr. 6 ()
      Der Krieg, der aus dem Think Tank kam

      Von Jochen Bölsche

      Es war das glatte Gegenteil einer Verschwörung: In aller Öffentlichkeit schmiedeten ultrarechte US-Denkfabriken schon 1998 Pläne für eine Ära amerikanischer Weltherrschaft, für die Entmachtung der Uno und einen Angriffskrieg gegen den Irak. Lange wurden sie nicht ernst genommen. Inzwischen geben die Falken in der Bush-Regierung den Ton an.


      Illustration Jean-Pierre Kunkel

      SPIEGEL-Titel "Die Bush-Krieger": Gerüstet für den Sturm auf Bagdad


      Deutsche Kommentatoren und Korrespondenten zeigen sich seit Tagen verwirrt. Washington jongliere derart fix mit wechselnden Begründungen für den angestrebten Sturm auf Bagdad, "dass es der Außenwelt schwindelig werden kann", urteilt die "Süddeutsche Zeitung".
      Und die "Nürnberger Nachrichten" berichten über ein "Rätselraten" in den USA, wo Präsidenten-Sprecher Ari Fleischer Ende voriger Woche öffentlich erklärt hat, ein Irakkrieg lasse sich nur dann vermeiden, wenn Saddam nicht nur abrüste, sondern auch abtrete - eine Bedingung, die durch keine der bisher verabschiedeten 18 Uno-Resolutionen gedeckt ist.

      Verwundert fragte das Blatt, ob Bush-Sprecher Fleischer sich "die wohl folgenreichste Freudsche Fehlleistung seiner Karriere geleistet hat - oder ob der Präsident ausdrücklich dessen Äußerung autorisiert hatte".

      "Es ist kein Krieg gegen Saddams Mikroben"

      So oder so: Dass der Wüstenkrieg in Wahrheit der Ablösung Saddams gelten soll, ob der Diktator nun über Massenvernichtungswaffen verfügt oder nicht - davon sind Bush-Kritiker in aller Welt überzeugt.


      REUTERS

      Freudsche Fehlleistung oder Stimme seines Herrn: Ari Fleischer


      "Es ist kein Krieg gegen Saddams Mikroben," schreibt der in Hannover geborene israelische Publizist und Friedenskämpfer Uri Avnery, "es ist ganz einfach ein Krieg um Weltherrschaft, wirtschaftlich, politisch, militärisch und kulturell."

      Konzepte für eine solche Politik existieren in der Tat. Sie wurden bereits in den neunziger Jahren in ultrarechten "Think Tanks" entwickelt - Denkfabriken, in denen Kalte Krieger aus dem Dunstkreis von Geheimdiensten und Erweckungskirchen, von Rüstungs- und Ölkonzernen gespenstisch anmutende Pläne für eine neue Weltordnung schmiedeten.

      In den Visionen der Falken wird das Völkerrecht durch das Recht des Stärkeren ersetzt. Am allerstärksten soll, natürlich, stets die einzig verbliebene Supermacht sein.

      Weltmacht-Visionen im Internet

      Zu diesem Zweck müssten die USA dauerhaft in der Lage sein, die Rohstoffvorräte des Planeten zu kontrollieren und jeden möglichen Konkurrenten klein zu kriegen und klein zu halten - mit allen Mitteln diplomatischer und publizistischer, ökonomischer und militärischer Macht, notfalls auch per Präventivkrieg.

      Was immer in den Neunzigern in den Think Tanks ausgeheckt wurde, von einer Entmachtung der Uno bis hin zu Serien künftiger Unterwerfungskriege - es war das glatte Gegenteil einer Verschwörung: Fast alle dieser Weltmachtsvisionen sind veröffentlicht worden, einige per Internet zugänglich.

      Lange Zeit freilich wurden die Elaborate als Hirngespinste abgetan, verfasst von intellektuellen Außenseitern, erzkonservativen Relikten aus der Reagan-Ära, kaltgestellten Kalten Kriegern, die, finanziell unterstützt von Lobby-Organisationen, in irgendwelchen Studierstuben politisch überwinterten, während in Washington Bill Clinton und sein Vize Al Gore regierten.

      Im Weißen Haus wehte damals vorübergehend ein eher internationalistischer Geist: Geredet wurde von "Partnerschaften zur Universalisierung von Menschenrechten" und von fairem "Multilateralismus" in der Beziehung zu den Verbündeten; auf der Agenda standen Verträge zum Klimaschutz und zur Rüstungsbegrenzung, zur Ächtung von Landminen oder zum Aufbau einer internationalen Gerichtsbarkeit.

      Schon 1998 wurde Saddams Sturz geplant

      In diesem liberalen Klima blieb nahezu unbeachtet, was ein 1997 gegründetes "Project for The New American Century" (PNAC) postulierte, das laut Statut für "Amerikas globale Führerschaft" kämpft. Bereits vor fünf Jahren - am 26. Januar 1998 - forderte die Projektgruppe in einem Brief an "Mr. William J. Clinton" den damaligen US-Präsidenten zu einem Sturz Saddams und zu einer radikalen Umkehr im Umgang mit der Uno auf.

      Solange nicht klar sei, ob Saddam über Massenvernichtungswaffen verfüge, drohe Gefahr für die USA, Israel und die gemäßigten arabischen Staaten in der Region sowie für einen "bedeutsamen Teil der Welt-Ölvorräte". Wörtlich heißt es bereits in dem achtundneunziger Papier:

      "Das bedeutet, in kurzer Frist zur Durchführung einer militärischen Aktion bereit zu sein, da die Diplomatie offenkundig versagt hat. Langfristig bedeutet es, Saddam Hussein und sein Regime zu entmachten ... Wir glauben, dass die Vereinigten Staaten unter den bereits bestehenden UN-Resolutionen das Recht haben, die nötigen Schritte, einschließlich militärischer, zu unternehmen, um unsere vitalen Interessen im Golf zu sichern. In keinem Fall darf sich die amerikanische Politik länger durch das fehlgeleitete Beharren des UN-Sicherheitsrats auf Einstimmigkeit lähmen lassen."

      Blaupause für einen Angriffskrieg


      DER SPIEGEL

      Der Machtzirkel in Washington


      Der Brief wäre für immer unbeachtet in den Archiven des Weißen Hauses vergilbt, wenn er sich heute nicht wie die Blaupause zur Herbeiführung eines lange ersehnten Angriffskrieges lesen würde - und, vor allem, wenn nicht zehn PNAC-Mitglieder, die diesen Brief beziehungsweise den Gründungsaufruf unterzeichnet haben, mittlerweile im Telefonverzeichnis der Bush-Administration stehen würden:


      Richard B. Cheney ist Vizepräsident der Vereinigten Staaten,

      Lewis Libby ist Cheneys Stabschef,

      Donald Rumsfeld ist Bushs Verteidigungsminister,

      Paul Dundes Wolfowitz ist Rumsfelds Stellvertreter,

      Peter W. Rodman ist verantwortlich für "internationale Sicherheitsangelegenheiten",

      John Bolton ist Staatssekretär für Rüstungskontrolle,

      Richard Armitage ist stellvertretender Außenminister,

      Richard Perle, einst Vize-Verteidigungsminister unter Reagan, ist Chef des American Defense Policy Board,

      William Kristol, der PNAC-Vorsitzende, berät Bush und gilt als das "Hirn des Präsidenten",

      Zalmay Khalilzad ist, nachdem er als Sonderbotschafter und Königsmacher in Afghanistan gewirkt hat, derzeit Bushs Sonderbeauftragter für den Kontakt zur irakischen Opposition.
      Schon vor mehr als zehn Jahren hatten zwei Hardliner aus diesem Kreis eine verteidigungspolitische Planungsvorgabe ("Defense Planning Guidance") entworfen, die für einen internationalen Eklat sorgte, als sie der amerikanischen Presse zugespielt wurde.


      Lesen Sie im zweiten Teil, wie Männer aus dem heutigen Bush-Kabinett schon 1992 die Eroberung der Macht über Eurasien planten und warum der Hegemon am Potomac einst mit einem "Hundesohn" aus dem Zweistromland paktierte.
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 20:33:52
      Beitrag Nr. 7 ()
      Der Krieg, der aus dem Think Tank kam (2)

      Zurück zum 1. Teil

      Die 1992 von der "New York Times" enthüllten Vorschläge, formuliert von den heutigen Kabinettsmitgliedern Wolfowitz und Libby, liefen darauf hinaus, die während des Kalten Krieges verfolgte Abschreckungsdoktrin durch eine völlig neue Globalstrategie zu ersetzen.


      LARRY DOWNING / REUTERS

      Kampf um die Weltherrschaft: Bush bei einer Navy-Parade


      Ziel war die dauerhafte Erhaltung der Supermachtposition der USA - auch gegenüber Europa, Russland und China. Diesem Zweck sollten "Mechanismen" dienen, die potenzielle Konkurrenten davon abschrecken, "unsere Führung in Frage zu stellen oder auch nur eine größere regionale oder globale Rolle spielen zu wollen" - Formulierungen, die nach ihrem bekannt werden prompt für Verstimmung in den Metropolen Europas und Asiens sorgten.

      Notwendig, hieß es in dem Wolfowitz-Libby-Papier, sei vor allem eine stabile amerikanische Vormachtstellung in Eurasien. Ein Land, das etwa durch den Erwerb von Massenvernichtungswaffen die Interessen der USA bedrohe, müsse mit Präventivangriffen rechnen. Die traditionellen Bündnisse seien durch "Ad-hoc-Koalitionen" zu ersetzen, "die nicht länger Bestand haben als die aktuelle Krise andauert".

      Im September 2000 - nur wenige Monate vor dem Antritt der Regierung Bush - schloss die PNAC die Arbeit an einer Fortschreibung des weltpolitischen Masterplans von 1992 ab.

      Diese im Auftrag von Cheney, Rumsfeld, Wolfowitz und Libby verfasste Studie ("Rebuilding America`s Defenses") ist ebenfalls der Frage gewidmet, "wie die globale US-Vorherrschaft aufrecht erhalten, dem Aufstieg einer rivalisierenden Großmacht vorgebeugt und die internationale Sicherheitsordnung gemäß amerikanischen Prinzipien und Interessen gestaltet werden kann".

      "Kavallerie im neuen Grenzland"

      Unter anderem, so heißt es da, müssten die USA durch eine gewaltige Aufstockung ihres Rüstungsetats und den Aufbau eines länderübergreifenden Raketenschirms in die Lage versetzt werden, "zahlreiche größere Kriege gleichzeitig durchkämpfen und für sich entscheiden" zu können. Auf jeden Fall gehöre die Golfregion unter US-Kontrolle, heißt es in dem PNAC-Papier, das auch im Internet verfügbar ist. Zitat:

      "Die Vereinigten Staaten haben seit Jahren versucht, eine dauerhaftere Rolle in der Sicherheitsarchitektur am Golf zu spielen. Der ungelöste Konflikt mit dem Irak liefert zwar die unmittelbare Begründung dafür, die Präsenz einer substantiellen amerikanischen Streitmacht am Golf ist aber ganz unabhängig von der Frage des Saddam-Hussein-Regimes nötig."

      Im Ausland stationierte US-Streitkräfte bezeichneten die Autoren in der kernigen Sprache des Wilden Westens als "Kavallerie im neuen amerikanischen Grenzland" ("the cavalry on the new American frontier"). Auch die Aufgaben der Friedensstiftung sollten, so die Studie weiter, eher der Führerschaft der USA als der Uno obliegen.

      "Diplomatie mit dem Revolver an der Schläfe"

      Kaum hatte George W. Bush nach seinem umstrittenen Wahlsieg die Clinton-Administration abgelöst, hievte er die Hardliner von der PNAC in seine Regierung. Für einen Haudegen wie Richard Perle, dem die Hamburger "Zeit" einmal "Diplomatie mit dem Revolver an der Schläfe" bescheinigte, fand sich eine Schlüsselposition im offiziösen Defense Policy Board, das in unmittelbarer Nähe von Pentagon-Chef Rumsfeld wirkt.

      Mit atemberaubendem Tempo setzten die neuen Herren die PNAC-Strategie um. Bush kündigte reihenweise internationale Verträge aus der Clinton-Ära, brüskierte die Uno und behandelte Verbündete wie Vasallen. Und als nach den Anschlägen vom 11. September 2001 die blanke Angst in Amerika regierte und im Land Milzbrandbriefe kursierten, war aus Sicht der Bushisten offenbar die Zeit reif dafür, auch die alten Irak-Pläne aus der PNAC-Schublade zu holen.

      Bereits sechs Tage nach dem Anschlag auf das World Trade Center unterzeichnete Bush einen Exekutivbefehl, in dem er nicht nur Order gab, einen Krieg gegen das Terrornetzwerk und gegen die Taliban vorzubereiten. Ein zunächst geheim gehaltener zweiter Absatz befahl den Militärs, Szenarien für einen Irakkrieg zu erarbeiten.

      "Ein Hundesohn, aber unser Hundesohn"

      Zwar ließ sich die von der Regierung behauptete Steuerung der WTC-Attentäter durch den Irak ebenso wenig belegen wie die Vermutung, Saddam habe mit den Anthrax-Briefen zu tun; später stellte sich heraus, dass das Massenvernichtungsmittel offenbar aus US-Militärlabors stammte. Dennoch erklärte Richard Perle in einem TV-Interview unverdrossen: "Es kann keinen Sieg im Krieg gegen den Terrorismus geben, wenn Saddam Hussein am Ende immer noch an der Macht ist."

      Der Diktator, verlangte Perle, müsse von den USA nicht zuletzt deshalb beseitigt werden, "weil er das Symbol für die Missachtung aller westlichen Werte ist". Das allerdings war Saddam auch schon gewesen, als er sich 1979 mit US-Hilfe an die Spitze des Landes putschte.


      AP

      CIA-Zentrale in Langley: "Saddam ist ein Hundesohn, aber er ist unser Hundesohn"


      Damals meldete ein Geheimdienstler aus der amerikanischen Botschaft in Bagdad an die CIA-Zentrale: "Ich weiß, Saddam ist ein Hundesohn, aber er ist unser Hundesohn." Und nachdem die USA den Diktator auch im Kampf gegen den Iran unterstützt hatten, erklärte der pensionierte CIA-Direktor Robert Gates, er selber habe nie irgendwelche Illusionen über den Mann in Bagdad gehegt: Saddam sei "kein Demokrat, kein Agrarreformer, sondern ein ganz gemeiner Verbrecher".

      Der PNAC-Hinweis auf das irakische Öl allein erklärt nicht, warum Washington dem einstigen Kompagnon nun partout, notfalls auch gegen das Votum der Uno, den Krieg erklären will.

      "Dramatisches und leuchtendes Beispiel der Freiheit"

      Vieles spricht dafür, dass der Hegemon vom Potomac den Herrscher aus dem Zweistromland aus dem Weg räumen will, um nach dessen Sturz den gesamten Nahen Osten verstärkt dem Wirtschaftseinfluss der USA unterwerfen zu können. Bush formuliert es anders: Der notfalls unter Bruch des Völkerrechts zu besetzende Irak solle künftig "als dramatisches und leuchtendes Beispiel der Freiheit für andere Nationen der Region dienen".

      Experten wie Udo Steinbach, Direktor des Deutschen Orient-Instituts in Hamburg, melden Zweifel an Bushs Redlichkeit an. Der vom US-Präsidenten vorige Woche ausgerufene Demokratisierungsfeldzug sei eine "bewusste Verzeichnung der Situation mit dem Ziel, den Krieg zu rechtfertigen".

      Nichts lasse derzeit darauf schließen, dass Bush tatsächlich an einer Demokratisierung der Region über den Irak hinaus gelegen sei. "Und selbst im Irak", erklärte Steinbach gegenüber SPIEGEL ONLINE, "kann ich beim besten Willen nicht erkennen, dass nach dem Zusammenbruch des Saddam-Regimes unmittelbar etwas Demokratisches entstehen könnte."

      Ein Dreh am Ölhahn schädigt die Konkurrenz

      Eher schon würde der so genannte Präventivschlag gegen Bagdad - im Jargon der Bush-Krieger: "antizipierende Aktion zur Selbstverteidigung" - dazu dienen, jener US-amerikanischen Vorherrschaft über Eurasien näher zu kommen, die von den PNAC-Ideologen seit langem ersehnt wird.

      Der Krieg gegen den Irak, urteilt der erfahrene israelische Publizist Avnery, sei "vor allem ein Krieg gegen Europa und Japan". Denn:


      DPA

      Pumstation in Kirkuk im Nordirak: Wer bekommt die Hand an den Ölhahn?


      "Die amerikanische Besatzung des Irak wird die amerikanische Kontrolle nicht nur über die ausgedehnten Ölreserven des Irak selbst, sondern auch die des Kaspischen Meeres und der Golfstaaten sichern. Die US-Hand auf dem Ölhahn der Welt kann Deutschland, Frankreich und Japan abwürgen, weil sie nach Belieben den Preis in aller Welt manipulieren kann. Den Preis herabzusetzen, wird Russland abwürgen - den Preis zu erhöhen, wird Deutschland und Japan treffen. Deshalb liegt das Verhindern eines Krieges im Wesentlichen im europäischen Interesse, abgesehen vom tiefen Wunsch der europäischen Völker nach Frieden."

      "Washington verbirgt nicht einmal sein Verlangen, Europa in die Knie zu zwingen," urteilt Avnery. Um genau diese Weltherrschaftspläne durchzusetzen, sei Bush junior "bereit, eine Menge Blut zu vergießen (solange es kein amerikanisches Blut ist)".

      Am amerikanischen Wesen soll die Welt genesen

      Die Anmaßung der Washingtoner Bellizisten, am amerikanischen Wesen die Welt genesen zu lassen und ganz allein über Krieg und Frieden zu entscheiden, schockiert Experten wie den Kölner Völkerrechtler Hartmut Schiedermair: Das "amerikanische Sendungsbewusstsein", das aus solchen Ankündigungen spreche, sei "besorgniserregend".

      Allzu lange, kritisiert der hessische Friedens- und Konfliktforscher Harald Müller, habe auch die Berliner Regierung die 2001 vollzogene radikale Kehrtwendung der US-Außenpolitik unter Bush "geflissentlich übersehen, verschwiegen, heruntergespielt".

      Dabei sei das Programm der Bush-Administration unverkennbar: "Amerika tut, was es will. Internationale Regeln gelten, wenn es den eigenen Interessen nutzt, werden gebrochen, ignoriert oder gar nicht erst akzeptiert, wenn sie irgendwelche Opfer abfordern." Kurzum: "Die USA wollen totale Handlungsfähigkeit für sich: Weltpolitik nach Gutsherrenart."

      Verständnislos reagieren aber auch altgediente Parlamentarier in den Ländern der Anti-Irak-Achse auf den Umschwung im Weißen Haus.

      "Verliebt in die Idee des Krieges"

      Schon als voriges Jahr die PNAC-Studie der Bushisten publik wurde, wetterte der Labour-Abgeordnete Tam Dalyell, eines der dienstältesten Mitglieder des britischen Unterhauses: "Das ist Schund aus rechten Denkfabriken, in denen Falken mit Spatzenhirnen hocken - Leute, die nie den Schrecken des Krieges erlebt haben, aber verliebt sind in die Idee des Krieges." Und mit einem Seitenhieb auf Tony Blair: "Ich bin entsetzt, dass ein britischer Labour-Premier mit einer Bande von solcherart moralischer Statur ins Bett steigt."

      In den USA meldete sich Mitte Februar der Demokrat Robert C. Byrd, 86, zu Wort, der "Vater des Senats". Das dienstälteste Mitglied der Kammer warnte, der von den Rechtskonservativen gepredigte Präventivkrieg sei eine "Verdrehung der traditionellen Idee vom Recht auf Selbstverteidigung" und ein "Verstoß gegen das Völkerrecht". Bushs Politik markiere "womöglich einen Wendepunkt in der Weltgeschichte" - und sie lege die "Basis für Antiamerikanismus" in weiten Teilen der Erde.

      "Missachtung der restlichen Welt"

      Einer, der des Antiamerikanismus ebenfalls ganz und gar unverdächtig ist, beurteilt den Washingtoner PNAC-Kurs ganz ähnlich: der einstige US-Präsident Jimmy Carter.

      Zunächst, urteilt Carter, habe Bush auf die Herausforderungen des 11. September rasch und vernünftig gehandelt: "Aber mittlerweile versucht eine Gruppe von Konservativen, lange gehegte Ambitionen unter dem Deckmantel des `Krieges gegen den Terrorismus` zu verfolgen."

      Die Einschränkung von Bürgerrechten im eigenen Land und der Umgang mit den Gefangenen von Guantanamo, die Kündigung internationaler Abkommen und die "Missachtung der restlichen Welt", schließlich die Ankündigung eines Angriffskrieges gegen den Irak, obwohl es "gegenwärtig keine Bedrohung der Vereinigten Staaten durch Bagdad" gebe - das alles werde verheerende Folgen haben.

      "Diese ganze einseitige Politik," warnt der Ex-Präsident, "isoliert die Vereinigten Staaten immer mehr von den Nationen, die wir brauchen, um den Terrorismus zu bekämpfen."



      aber die Reihenfolge is nun auch egal:D;)
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 22:24:07
      Beitrag Nr. 8 ()
      wen interessiert die Reihenfolge

      guter Beitrag pro


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      Öl Öl Öl...oder warum wir dieser US-Regierung dankbar sein sollten...