checkAd

    Die Amerikaner sind entsetzt! - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 24.03.03 15:48:26 von
    neuester Beitrag 31.03.03 22:36:38 von
    Beiträge: 27
    ID: 711.821
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 1.376
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 15:48:26
      Beitrag Nr. 1 ()
      Einige Gedanken.

      Die Amerikaner sollen entsetzt sein über die Bilder ihrer gefangenen Soldaten. Das wäre ich wahrscheinlich auch, wenn ich nur CNN schaue und die Computerbilder von Panzern, Kamfjets und Hightechbomben sehen würde. ---->Tolles Game-----<

      Das scheint tatsächlich eine gravierende Schwäche der Amerikaner zu sein, die Saddam jetzt gnadenlos ausnutzt.

      Ist das amerikanische Volk nicht darauf vorbereitet worden, das es sie immer so trifft?? Vielleicht hört sich das auf CNN und in einem Game besser an, wenn man von Schlacht spricht.

      Vielleicht sollte erst vor ihren TV`s erklärt werden woher der Begriff Schlacht kommt.

      Das bedeutet SCHLACHTEN in einem sehr einfachen Sinne. Hier werden Körper zerlegt ,verstümmelt, ausgeblutet und oft an Haken aufgehängt, manchmal ist es nicht einmal mehr das.

      Was erwarten die Amerikaner bei einen solchen Einsatz? In einem fremden Land, als Invasoren?

      Erst so groß sprechen und dann muß sich Bush um die vielen Mammas sorgen machen die am Mittagstisch sitzen und mit solchen Bildern gar nicht leben können, das ihre Jungs da aufgeschlitzt und verstümmelt liegen.

      Ich sage den obigen Absatz bewußt etwas "angespitzt".

      Vermutlich, muß es für einen Militärpsychologen sehr interessant sein solche Reaktionen aufzunehmen. Das kann (war ja auch schon öfter so) die Nation mehr schwächen als der Einsatz im "feindlichen" Land.

      Im Moment kann Saddam diese Taktik sicher noch anwenden, aber es wird heißer werden und die laufenden vier Tage dienen auch dazu die Soldaten scharf zu machen und an den Einsatz zu gewöhnen.

      Ich selbst glaube auf keinen Fall das Saddam überleben wird und wer hier die Übermacht hat. Daran besteht für mich kein Zweifel. Einzig, es wird sich herausstellen ob die irakischen Eliteeinheiten wirklich das sind was sie in ihrem Namen tragen. Ein bißchen vorsichtig wäre ich da. Wenn es so ist, dann werden die Amerikaner noch einiges sehen von ihren eigenen Soldaten und wie sie damit umgehen, wird sich dann zeigen.

      Also Bush muß die Entscheidung schnell herbeiführen, sonst wird er in seinem eigenen Land mehr Probleme bekommen , als an der Front.

      Das scheint tatsächlich ein Schwachpunk der Amerikaner zu sein. Sie scheinen nicht damit umgehen zu können Bilder ihrer eigenen Soldaten sehen zu können, die gefangen oder getötet wurden.

      Das nennt man neuerdings "Somalia Effekt" , nach meiner eigenen Definition. Nun, man könnte überlegen, welchen Einfluß dies auf das weitere Geschehen , die ja auch psychologische Kriegsführung ist, haben mag.

      Bleibt einzig zu erkennen wie schnell es gehen wird und wie der Widerstand sich entwickelt. Dabei denke ich an die Eliteeinheiten und die dürften sich normalerweise nicht ganz so einfach nehmen lassen, wenn die Ausbildung einigermaßen ist und die Waffen OK. Sicher nicht so gut wie die amerikanischen Waffen, aber da es "nur" Männer sind, die sich in so engen Kämpfen (Häuserkampf, Straßenkampf) gegenüberstehen, kann das gar nicht fein werden. Ich schätze aber, dass die Amerikaner dann nach alter Taktik verfahren ("wenn es ihnen zu bunt wird" ). Das heißt, per Luft alles platt zu machen was sich auf dem Boden bewegt oder auch nicht.

      Ich bitte um einige Gedanken, ob ich dies in etwa richtig sehe.

      Gruß D.
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 15:54:35
      Beitrag Nr. 2 ()
      Bush dachte eben, dass es die Irakis mit der Angst bekommen. Aktion erzeugt Reaktion, das lernt man schon in der Physik / Mittelstufe.
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 15:56:20
      Beitrag Nr. 3 ()
      ja siehst Du alles ganz richtig. Die Nummer mit Schlacht-schlachten funktioniert allerdings im Englischen nicht.
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 15:58:21
      Beitrag Nr. 4 ()
      Deine Beschreibung des Schlachtens ist meiner Meinung nach sehr treffend.
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 15:58:27
      Beitrag Nr. 5 ()
      #2
      Physik Mittelstufe arbeitet doch "nur" linear!

      Das ist hier ein anderes Problem.

      Trading Spotlight

      Anzeige
      InnoCan Pharma
      0,1775EUR -7,07 %
      CEO lässt auf “X” die Bombe platzen!mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 15:59:20
      Beitrag Nr. 6 ()
      Bei 1000 Toten GI`s ist schluß, dann zerfetzt ihn die Heimatfront.

      B.
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 15:59:38
      Beitrag Nr. 7 ()
      Hallo Dilogis, die dt. Wehrmacht hat 1939 auch mehrere
      Wochen gebraucht um Polen zu erobern und das mit Blitzkriegstrategie und milit. schlecht ausgerüsteten und überraschten Gegner. Rücksicht auf die
      Zivilbevölkerung wurde nicht genommen. Wenn die
      Amerikaner die Bevölkerung tatsächlich schonen wollen,
      haben sie militärisch ein Problem und werden wohl einige
      tausend Gefallene akzeptieren müssen. Vor der Weltöffentlichkeit kann man ja nicht Haus für Haus sprengen
      (siehe Warschauer Aufstand 1944) um den Häuserkampf einigermassen zu umgehen!
      Alles Gute, Grafas!
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 16:00:12
      Beitrag Nr. 8 ()
      #1

      Ich denke, dass man das kaum besser beschreiben kann. Ich hoffe, dass in Bagdad noch ein Stein auf dem anderen bleiben wird.

      Ich habe in verschiedene US-Internet-Boards mal die Bilder von toten Iraker gestellt, Kinder mit weggefetztem Kopf etc. (bevor jetzt jemand "Irak-Propaganda" schreit: Die meisten Bilder sind von Reuters). Ich hoffe, dass dann einigen zumindest klar wird, das das da im Irak kein "Counterstrike" ist.

      TS
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 16:06:38
      Beitrag Nr. 9 ()
      #8
      Du magst recht haben und es wäre besser zu beschreiben.
      Aber ist nicht auch der Gedanke wichtig, der Versuch etwas zu verstehen. Ich kenne Deine Bilder und sie berühren mich, jeder mag damit in seiner Weise umgehen.

      D.
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 16:16:38
      Beitrag Nr. 10 ()
      # Dilogis

      mit "das kann man kaum besser beschreiben" meinte ich eigentlich, dass Du es SEHR GUT beschrieben hast. Ist vielleicht etwas missverständlich rübergekommen.....Also, das sollte eine Anerkennung sein.

      TS
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 16:23:09
      Beitrag Nr. 11 ()
      "Hört, wie sie auf die Flugzeuge schießen"
      Wie eine Familie in Bagdad die amerikanischen Bombenangriffe erlebt: "Es war wie bei einem Erdbeben"


      taz-Korrespondent Karim El-Gawhary telefonierte kurz nach den massiven Luftangriffen der US-Kampagne "Shock And Awe" auf Bagdad mit einer befreundeten Familie in der irakischen Hauptstadt. Sie wohnen in einem Bungalow nahe dem Zentrum - und nahe einer Geheimdienstzentrale, einem möglichen Ziel von Bombenabwürfen. Die Familie zählt zur Mittelklasse, der 50-jährige Familienvater ist Publizist. Die Mutter ist Anfang vierzig, die beiden Töchter sind 10 und 8 Jahre alt. Wir dokumentieren, was sie über die Situation in Bagdad gesagt haben.

      "Es war die Hölle, wirklich die Hölle. Diesmal haben nicht nur die Fenster geklirrt, wie bei den allerersten Angriffen zu Beginn des Krieges. Die Wände haben gewackelt wie bei einem Erdbeben, als eine Bombe in der Nähe des Hauses einschlug. Unsere zehnjährige Tochter begann vor Angst zu schreien. Wir haben versucht, die Kinder zu beruhigen: ,Habt keine Angst, unsere Soldaten beschützen uns. Hört, wie sie auf die Flugzeuge schießen`, sagte ihnen meine Frau immer wieder."

      Die Mutter kommt ans Telefon und sagt: "Ich weiß natürlich, dass das totaler Quatsch ist, aber was soll ich ihnen in solchen Momenten auch erklären. Wir haben das Radio lauter gedreht und angefangen zu singen und zu tanzen, um die Kinder abzulenken. Später haben wir dann ein Brettspiel aus dem Kinderzimmer geholt und so lange gespielt, bis sich die beiden Mädchen sich wieder beruhigt haben. Jetzt scheinen sie wieder in Ordnung zu sein." Jetzt spricht das ältere Mädchen und probiert ihr neu erworbenes Schulenglisch aus: "How are you, I am fine." Dann wieder der Vater: "Wir hörten den arabischen Dienst der BBC. Kurz nach dem Angriff lief dort eine Pressekonferenz mit US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Der hat uns erklärt, was draußen vor sich geht. Den Fernseher, der ohnehin nur das staatliche Fernsehprogramm bringt, haben wir lieber ausgeschaltet, als das Bild zu vibrieren begann. Ich habe so viel von diesen amerikanischen E-Bomben gehört, die alle eingesteckten Geräte zerstören sollen. Während des ganzen Bombardements haben wir uns im hinteren Zimmer des Hauses aufgehalten, wo es nur ein kleines Fenster gibt. Zuvor haben wir aus dem Garten vor dem Haus Erde und Sand in Tüten geschaufelt und die dann vor dem Fenster aufgestapelt. Gerade eben haben wir mit unseren Verwandten telefoniert. Eine Bombe ist nur 500 Meter von dem Haus meiner Mutter explodiert. Gott sei Dank ist bei ihr alles in Ordnung. Noch am Morgen vor dem großen Angriff war ich eigentlich recht zuversichtlich. Alle Explosionen bis dahin waren weit weg vom Haus gewesen. Es war eigentlich ein ganz normaler Morgen. Mit einem Freund, der ein Auto hat, sind wir ein bisschen durch die Stadt gefahren, um die Schäden der vergangenen Nacht zu begutachten. Das haben viele in Bagdad gemacht. Wir haben da wirklich das Gefühl gehabt, dass die Amerikaner nur auf die Regierungsgebäude abzielen, um unter Beweis zu stellen, dass dies nur ein Krieg zwischen den USA und dem Regime ist. Aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Jetzt hat der Krieg wirklich angefangen, und selbst die Hauskatzen haben sich versteckt und sind nicht mehr aufzufinden."
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 16:33:50
      Beitrag Nr. 12 ()
      #TS

      Danke,hab wahrscheinlich zu schnell gelesen. Der Zusammenhang ist manchmal schwer in kurzen Worten zu beschreiben.

      D.
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 16:33:53
      Beitrag Nr. 13 ()
      Einfach das bei den Amis reinstellen:

      Before the WAR


      and NOW

      :D
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 16:37:40
      Beitrag Nr. 14 ()
      So wie Du es hier rein stellst ist es nicht in einer Weise wie mein Verständnis ist. Das hat nichts mit den Bildern zu tun. Du mußt den Zusammenhang beschreiben, erst dann werden die Bilder ihre Wirkung haben.
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 16:41:46
      Beitrag Nr. 15 ()
      Damit meine ich, das es leicht ist auf einen Panzer in Sicherheit zu sitzen und so ein Plakat hochzuhalten.

      Dann sieht es anders aus, wenn es jemand wirklich spüren muß was es bedeuten kann und das er auch ganz schwach sein kann und Angst hat.
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 18:06:28
      Beitrag Nr. 16 ()
      Gut erkannt, Nr 1!

      Vielleicht sollte man noch ergänzen, dass bei den Amis von klein auf die Glotze rund um die Uhr läuft- da verschwimmen Realität und Fiktion mit der Zeit.
      Ich erinner mich an einige Dokumentarsendungen, da sind die Amis auch immer mit der Devise „Wir fahren da hin, hauen denen eins auf den Sack und fahren wieder zurück“ in (Welt) Kriege gezogen.

      Diese Einstellung brach jedes Mal bald in sich zusammen.


      (Andererseits- wenn man hier konsequent argumentieren würde, dann müsste Aktion-Reaktion auch für die Amis gelten- also die Gewalt an den eigenen Soldaten müsste Hass erzeugen und schliesslich die Kampfmoral stärken...)
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 18:40:59
      Beitrag Nr. 17 ()
      #16
      In der Tat so könnte man es sehen wie dein letzter Satz es beschreibt, man könnte..., aber hier kommen noch andere Faktoren hinzu, viele Faktoren. So einfach ist es nicht zu erklären. Man muß vorsichtig sein, ob man das Ganze aus einem gut geheizten Wohnzimmer sieht oder selber schauen muß wo man ein bißchen Holz her bekommt um es sich für den Moment warm zu machen.

      Entsprechend können die Menschen anders reagieren und eingesetzt werden. Vergiss den Hass in Palästina nicht. Jeden Tag sind Leute bereit sich mit Sprengstoff vollzuschnallen und sich zu töten. In der Regel tun das Menschen nicht die vor ihrem "warmen Ofen" sitzen.
      Das tun auch gerade meist die "einfachen" Leute nicht. Seit dem 11. September auch dies eine etwas andere "Qualität".
      Nun stell Dir die Frage warum das so sein kann?
      Avatar
      schrieb am 25.03.03 09:13:22
      Beitrag Nr. 18 ()
      Die böse Botschaft der Bilder
      Statt siegesgewisser US-Soldaten sieht eine verunsicherte Nation nun trauernde Mütter im Fernsehen

      Von Dietmar Ostermann (Washington)

      Die kleine Frau mit dem dunklen asiatischen Teint sitzt zusammengesunken auf dem Bett, fährt sich immer wieder mit der zitternden Hand durch die wirren Haarstränen und starrt auf den Boden, als hätte sie nicht die Kraft, auch nur den Blick zu heben. Sie lehnt schwer gegen ihren jüngsten Sohn, der die Arme um sie schlingt und die Lippen zusammenpresst. Ein Foto ihres Ältesten hält Anicita Hudson im Schoß. Zuletzt hatte sie Joseph vor ein paar Wochen in seiner Kaserne in Fort Bliss besucht, jetzt hat sie ihn im Fernsehen wiedergesehen: als Kriegsgefangenen der Iraker.
      Sonntagmorgen, als sie sich gerade eine Tasse Kaffee machen wollte, riefen aufgeregte Freunde an. Im philippinischen Kabelsender 2 ABS-CBN, den die Immigrantin in ihrer texanischen Wahlheimat abonniert hat, musste Anicita Hudson ihren Joseph dann verschrammt und verängstigt Fragen seiner triumphierenden Bewacher beantworten sehen. Im US-Fernsehen wurde die Szene nur einmal kurz ausgestrahlt. Dafür sitzt Anicita Hudson einen Tag später in ihrem kleinen Haus bei El Paso selbst vor der Kamera und versucht der Nation zu erklären, wie sich eine Mutter fühlt, deren Sohn in Feindeshand gefallen ist. "Es ist schwer für mich zu akzeptieren, was passiert ist", presst sie mit brechender Stimme heraus, "ich möchte nur, dass er wieder nach Hause kommt."
      Die meisten US-Medien haben ihren Zuschauern die grausamen Bilder von toten und verstümmelten Soldaten erspart, die am Sonntag in arabischen Sendern gezeigt wurden. Obwohl hunderte US-Journalisten die Militärkolonnen an der Front begleiten, um diesen Krieg live in die heimischen Wohnstuben zu tragen, verzichteten die meisten Sender nach einer Intervention des Pentagon darauf, die von der irakischen Regierung verbreiteten Aufnahmen von den ersten US-Kriegsgefangenen zu zeigen. Trotzdem wächst an der Heimatfront die Unruhe. Die Nachrichten, die das Hinterland der USA aus dem fernen Mesopotamien erreichen, klingen seit Tagen nicht gut. Statt Kaugummi kauender, selbstbewusster Frontsoldaten dominieren jetzt sorgenvolle Mütter und Väter die Fernsehschirme, deren Söhne und Töchter verschollen sind, gefangen genommen oder getötet wurden. Die anfängliche Euphorie ist dahin. Der Nervenkrieg hat begonnen.
      Die zeigte erstmals auch Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, dessen souveräner, zuweilen zynisch-unterkühlter Umgang mit den Medien eigentlich legendär ist. Als Rumsfeld aber am Sonntag in den großen Polit-Talkshows die Runde drehte, wirkte der Sprücheklopfer gereizt und defensiv. Der Krieg könne nur auf eine Weise enden, nämlich mit dem Sieg der alliierten Truppen, beharrte Rumsfeld auch angesichts der schlechten Nachrichten aus Irak. Doch die Fragen werden kritischer, und die Versicherungen, alles laufe nach Plan, wirken zuweilen fast schon wie Durchhalteparolen. "Wir machen gute Fortschritte", erklärte Präsident George W. Bush bei der Rückkehr vom Wochenendsitz Camp David am Sonntag, "ich weiß, dass Saddam die Kontrolle über sein Land verliert." Allerdings schwören Regierung und Militärführung nach der ersten Jubel-Propaganda jetzt das Land auf einen langen, harten Kampf ein. "Es ist klar, dass sie (die Iraker) nicht eine geschlagene Armee sind", räumte Generalstabschef Richard Myers vorsorglich die zuvor selbst geschürte Hoffnung auf einen Blitzsieg beiseite, "jene, die glauben, dass der Konflikt noch eine Weile dauert, haben Recht."
      Dabei waren es gerade die verwackelten Bilder der ersten Kriegstage, das Bombardement Bagdads und der rasante, scheinbar unaufhaltsame Marsch der US-Kolonnen durch die Wüste, die die Erwartungen einer zuvor lange skeptischen Nation in die Höhe geschraubt hatten. Anfang März noch rechneten in einer Umfrage nur 43 Prozent mit einem raschen Sieg. Ende vergangener Woche, als die ersten Panzer in einem Gewaltmarsch Bagdad immer näher kamen, waren plötzlich zwei Drittel der US-Bürger überzeugt, die Sache sei schnell vorüber. Wall Street verzeichnete den größten Wochengewinn seit zwanzig Jahren - in Erwartung eines schnellen Siegs. Noch am Samstag erklärten 62 Prozent, der Krieg laufe "sehr gut".
      Als die Demoskopen dem Volk keine vierundzwanzig Stunden später erneut den Puls fühlten, mochte das nur noch eine Minderheit so sehen. Der Grund waren Hiobsbotschaften aus dem Kriegsgebiet. Da hörte man verwundert von den ersten schweren Verlusten und Gefangenen nach Kämpfen in Al Nasirija, einer Stadt, die nach dem Durchmarsch der Panzer-Vorhut schon als " befreit" gegolten hatte.
      Selbst im Süden in der Hafenstadt Umm Kassr wurde weiter gekämpft. In Bara, wo US-Truppen auf eine friedliche Übergabe gehofft hatten und eigentlich von einer jubelnden Bevölkerung empfangen werden wollten, war weiter in der Hand irakischer Truppen.
      Zwar gibt sich die US-Militärführung im Kommandostab im Emirat Katar weiter gelassen. Alles laufe nach Plan, versicherte General John Abizaid, die "Operation irakische Freiheit" komme gut voran. Im US-Fernsehen aber äußerten pensionierte Kollegen erstmals Zweifel an der US-Strategie, mit schnellen Vorstößen auf Bagdad eine frühe Entscheidung zu suchen. Vietnam-Veteranen warnten etwa vor Guerilla-Attacken auf die ungesicherten, immer länger werdenden Nachschubwege. Ein besorgter Logistikoffizier des 7. Marineregiments sagte Reportern an der Front: "Nicht der Gegner hält uns auf, sondern das Benzin." Selbst über die Verlegung neuer, zusätzlicher Einheiten an den Persischen Golf, um das Hinterland zu sichern, wird bereits spekuliert.
      Mehr noch irritierten in der Heimat Berichte über Pleiten, Pannen und eigene Verluste die Nation. Nach mehreren Luftunfällen und dem "freundlichen" Abschuss eines britischen Tornado-Kampfflugzeugs durch US-Truppen erwachten die USA am Montag mit demütigenden Bildern eines offenbar von Irakern erbeuteten Apache-Hubschraubers. Vor allem aber ein Zwischenfall in der kuwaitischen Wüstenei hat viele US-Bürger zutiefst verunsichert. Dass ein US-Soldat, wie im "Camp Pennsylvania" in der Nacht zum Sonntag, Handgranaten in die Zelte der eigenen Kameraden rollte, hatte es seit Vietnam nicht mehr gegeben. Der schwarze Soldat, ein Moslem, der seinen Vorgesetzten schon aufgefallen war, lehnt den Krieg gegen seine Glaubensbrüder angeblich ab.
      Plötzlich war vom "Feind im Inneren" die Rede, heizte sich die ohnehin auf beiden Seiten längst erbittert geführte Debatte zwischen Befürwortern und Gegnern des Krieges weiter auf. Für die einen leisten jene Demonstranten, die am Wochenende erneut in vielen US-Städten protestierten, Zwischenfällen wie dem im "Camp Pennsylvania" Vorschub. Für die anderen ist das Kameraden-Attentat nur ein weiterer Beweis für den Wahnsinn des Kriegs.
      Dass die Stimmung mehrheitlich gegen den Krieg kippt, erwartet dabei vorerst kaum jemand. Viele Experten sind sich einig, dass der Bush-Regierung vorerst keine Probleme wie nach den blutigen Verlusten 1993 im somalischen Mogadischu drohen, als Bilder toter US-Soldaten die Nation schockierten. Peter Feaver, Politwissenschaftler an der Duke University, glaubt, dass die "Angst vor der Niederlage größer ist als die Angst vor Verlusten". Darauf setzt auch Donald Rumsfeld. Nicht Bilder von leidenden irakischen Zivilisten provozierten Terrorismus, erklärte der Pentagon-Chef, " Schwäche ist provokant".
      Avatar
      schrieb am 25.03.03 16:23:55
      Beitrag Nr. 19 ()
      @Dilogis
      Warum lange um den heißen Brei herumreden:
      Ich habe mich in Dein grundgutes Eingangsposting verliebt.



      "Viele spüren etwas wie Stolz"
      Die Stimmung in Bagdad hat sich gewandelt: Der Widerstand der Armee und die Bilder gefangener Amerikaner machen die Einwohner selbstbewusst


      Wieder hat unser Korrespondent Karim El-Gawhary mit seinem Freund und dessen Familie in Bagdad telefoniert. Die Mittelschichtfamilie lebt in einem kleinen Einfamilienhaus, unweit des Stadtzentrums von Bagdad. Der fünfzigjährige Vater publiziert Artikel über kulturelle Themen. Seine Frau arbeitet als Sekretärin. Die beiden acht- und zehnjährigen Töchter gehen zur Schule.

      "Die Stimmung ist vollkommen umgeschlagen, seit im irakischen Fernsehen die Bilder von den fünf amerikanischen Kriegsgefangenen gezeigt wurden. Das habe ich sogar meine Töchter anschauen lassen, damit sie sehen, dass sie vor diesen verängstigten amerikanischen Soldaten keine Angst mehr haben brauchen. Nur bei den brutalen Bildern blutüberströmter toter US-Soldaten habe ich wegen der Kinder umgeschaltet.
      Seit diese Bilder im staatlichen Fernsehen gezeigt wurden, gibt es kein anderes Thema in der Stadt. Für viele ist das Bild der unbesiegbaren US-Armee zerstört. Ich höre den arabischen Dienst von BBC und Voice of America nicht mehr. Wir wissen, dass sie alle lügen. Als ich ihnen noch zuhörte, habe ich geglaubt, die Amerikaner stünden in vier Tagen vor den Toren Bagdads. Jetzt kämpfen sie immer noch um die kleine, fast unbewohnte Hafenstadt Umm Qasr im Süden. Die Amerikaner werden Bagdad niemals erobern.
      Meine Stimmung hat sich seit den ersten Tagen der Bombardements um 180 Grad gedreht. Viele bei uns verspüren so etwas wie Stolz über den Widerstand der irakischen Armee. Viele von meinen Bekannten, auch die, die regimekritisch sind, fühlen, dass es jetzt nicht um die Verteidigung des Regimes, sondern um ihre Selbstverteidigung und die Verteidigung ihres Landes gegen eine Besatzung geht. Die gute Moral unserer schlecht ausgerüsteten regulären Armee hat auch die Moral der Zivilisten gestärkt. Ich bin überrascht, dass selbst die regimefeindlichen Schiiten im Süden Widerstand leisten. Die Amerikaner haben sich verschätzt, sie verstehen die Araber genauso wenig wie die Araber die Amerikaner.
      Jetzt gehen alle hier wieder auf die Straße. Sie fürchten sich nicht mehr vor den amerikanischen Luftangriffen. Ich bin mit meinen Töchtern spazieren gegangen. Wir haben zusammen zugesehen, wie ein kleiner See aus Öl von den irakischen Soldaten angezündet wurde und eine große Rauchwolke entstand. Für eine Weile war die Sonne weg. So wollen sie die Luftangriffe stören. Die meisten Supermärkte haben wieder geöffnet, wir haben sogar frisches Obst gekauft. Zu Hause gab es später Hühnchen mit Safranreis. Das erste richtige Mahl seit Beginn des Krieges.
      Aber die Luftangriffe gehen eben auch weiter. Beim Bombardement letzte Nacht hatte eine Katze im Garten eine Fehlgeburt. Eine kleine Rakete schlug nur 200 Meter vom Haus entfernt ein. In der unmittelbaren Nachbarschaft von uns ist kein militärisches Ziel, nur eine Schule. Bei den Luftangriffen verhalten wir uns inzwischen immer nach einem ähnlichen Muster. Meine Frau singt unseren verängstigten Töchtern während der lauten Einschläge Kinderlieder vor und dann wird meist die Musik aufgedreht und getanzt. Ich habe gestern das erste Mal Flamenco getanzt."



      Saddams Wolfsjungen würden im Zweifelsfall auch ihre eigenen Eltern töten
      von Boris Kalnoky

      Die Rückschläge für die US-Truppen haben einen gemeinsamen Grund. Die Amerikaner erlagen der Kriegslist irakischer Kämpfer, die höchstwahrscheinlich zu den Fedajin Saddam gehören. Das sind hoch motivierte Milizionäre, denen oft seit früher Kindheit bedingungslose Liebe zu Saddam eingetrichtert worden ist. Von Guerillataktik bis zu Fallschirmspringen ist ihnen alles beigebracht worden, was irakische Ausbilder zu bieten haben. Sie stehen unter dem Befehl von Saddams Sohn Udai. Ihre Zahl wurde vor dem Krieg mit 15 000 angegeben.
      Grundsätzlich kann jeder Iraker bei den Fedajin aufgenommen werden. Einige kommen aus den Reihen der Partei, der Republikanischen Garden, der Geheimpolizei. Vor allem jedoch sind es junge Männer, die ihre Kindheit in Saddams Ashbal Saddam (Saddams Wolfsjungen), einer Art Hitlerjugend, verbracht haben.
      Bei den Ashbal Saddam lernen die Kinder spätestens ab dem Alter von zwölf Jahren den Umgang mit scharfen Waffen und den Verrat an anders Denkenden - und seien es die eigenen Eltern. In jeder Schule, jeder Klasse steht mindestens einmal jährlich ein Trainingslager der Wolfsjungen an. Aus den Reihen dieser Verblendeten werden die Fedajin rekrutiert.
      Das tiefere Ziel der Jugendorganisation ist es, die Kinder zu gefügigen Anhängern des Regimes und zu effizienten Killern zu machen. "Wir haben alles trainiert, was man sich nur vorstellen kann", sagt Hatif, ein früherer Wolfsjunge. Jetzt ist er Gelegenheitsarbeiter in Bagdad. "Präzisionsschießen, Ballern mit der Kalaschnikow, sogar Fallschirmspringen, alles." Mit zwölf Jahren warf Hatif seine erste Handgranate.
      Leseprobe aus einer Rede Saddam Husseins, 1977: "Bringt den Kindern bei, sich gegen ihre Eltern aufzulehnen und sich vor Ausländern in Acht zu nehmen." Saddam empfiehlt, den Kindern bedingungslosen Gehorsam in "festen, organisierten Strukturen" und in der "Tradition der Revolution" beizubringen. Dann nämlich "wird der junge Mann, wenn der Augenblick kommt, unter brennender Sonne aushalten, seine Waffe Tag und Nacht in der Hand halten, ohne jemals schwach zu werden. Und wenn man ihm befiehlt, den Imperialisten anzugreifen oder eine rebellische Region zu stürmen, dann wird er es tun, weil er seit früher Kindheit daran gewöhnt sein wird, alles Befohlene ordnungsgemäß auszuführen". Das klingt nach Hitler oder Stalin - Saddam hat besonders Stalin studiert.
      Wolfsjungen, die besonders geeignet erscheinen, werden nach dem Ende der Schulzeit ermutigt, den Fedajin beizutreten. Der Lohn bedeutet mehr Geld als sonst üblich und größere Lebensmittelrationen für die Familie. Manchmal werden gerade die Söhne ermordeter oder eingekerkerter Oppositioneller rekrutiert. Das Regime sieht in diesen vaterlosen Kindern besonders geeignete Opfer und rächt sich so gleichzeitig an den rebellierenden Vätern. Die Fedajin Saddam sind in den letzten Jahren zu den berüchtigtsten Schergen des Regimes geworden. Wenn wieder einmal eine "Prostituierte" ohne Gerichtsverfahren vor Nachbarn und Angehörigen auf offener Straße geköpft wird, ist es meist ein Fedajin, der das Schwert führt. Wenn ein Witzbold über Saddam lästert, sind es Fedajin, die ihn an einen Laternenpfahl binden und ihm die Zunge aus dem Mund schneiden.
      Nun will Saddam diese Männer zu seiner besten Waffe machen. Fedajin sind in allen größeren Orten, sie bleiben zurück, kampflos und unsichtbar, und beginnen erst zu schießen, wenn die Kampftruppen der Amerikaner schon weitergerückt sind und die Soldaten sich im eroberten Hinterland sicher wähnen. Wenn es in Bagdad zu Straßenkämpfen kommt, werden diese Männer versuchen, die Stadt in ein Inferno zu verwandeln.
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 18:12:26
      Beitrag Nr. 20 ()
      Sind es womöglich die falschen Worte, mit denen ich diesen Thread beglücke?


      Der Bart muss ab
      Ein Job für Hussein


      "Guten Morgen. Willkommen bei der Personal-Service-Agentur Hartz, Hartz, Hartz & Hartz. Vorname, Name ?"
      "Hussein, Saddam."
      "Ausbildung ?"
      "Jurastudium."
      "Vorige Anstellung ?"
      "Ich hatte viele Jahre einen Job in Bagdad, in der Regierung."
      "Verwaltungsberufe auswärtiger Provenienz können wir nicht berücksichtigen. Warum haben Sie die Stelle aufgegeben ?"
      "Ich ging ins Exil, um einen US-imperialistischen Angriff auf mein Land, eine humanitäre Katastrophe und unendliches menschliches Leid in der Zivilbevölkerung zu verhindern."
      "Sie haben also gekündigt, um einer drohenden Entlassung zuvorzukommen. Gar nicht gut. Zusatzqualifikationen?"
      "Magister der Militärwissenschaft."
      "Was wollen Sie denn damit anfangen?"
      "Ich dachte, dass ich vielleicht bei Ihrer Bundeswehr …"
      "Nicht ohne deutschen Pass. Ist Ihr Führungszeugnis sauber ? Haben Sie gegen Gesetze verstoßen? Sind Sie vorbestraft?"
      "Ich wurde 1959 zum Tode verurteilt …"
      "Verjährt."
      "… und seitdem nie wieder angeklagt."
      "Immerhin. Kernkompetenzen ?"
      "Durchsetzungsvermögen, Begeisterungsfähigkeit, positive Lebenseinstellung, Motivationstalent."
      "Sehr gut . Da wird sich was für Sie finden lassen. Durchsetzungsvermögen, … Gerichtsvollzieher werden gebraucht, geht nicht wegen der Staatsangehörigkeit, schade. Begeisterungsfähig… Da habe ich was: Fliegender Händler."
      "Fliegen? Ich habe keinen Jet mehr."
      "Nein, nein, in Fußgängerzonen Modeschmuck verkaufen, Putzmittel, so was. Aber der Schnauzbart müsste ab !"
      "Kommt nicht in Frage."
      "Wäre aber zumutbar."
      "Mein Bart, eine Zumutung?"
      "Das habe ich nicht gesagt. Können Sie mit Leuten umgehen, die eine andere Meinung haben als Sie?"
      "Das ist eine meiner Stärken."
      "Der DFB sucht Fußballschiedsrichter."
      "Von Sport habe ich keine Ahnung."
      "Beste Voraussetzung für den Job . Kleiner Scherz. Wie wäre das: Executive Distribution Agent."
      "Klingt gut. Was muss ich da machen?"
      "Abonnements für Zeitschriften an der Haustür bewerben. Da helfen Durchsetzungsvermögen und Motivationstalent, und die positive Lebenseinstellung werden Sie auch brauchen."
      "Wie ist das bezahlt?"
      "Wie viel haben Sie denn früher verdient ? Wollen Sie nicht laut sagen? Schreiben Sie es mir auf. Oh. Also nicht... Können Sie kurze Sätze halbwegs korrekt formulieren?"
      "Ja."
      "Fernsehmoderator. Sie verdienen …"
      "Nein."
      "Dann fällt mir nur noch ein Berufsprofil ein. Momentan ist da zwar nichts frei, aber wenn Sie nächste Woche wiederkommen, wird bestimmt irgendwo ein Diktator gebraucht.

      VOLKER SCHMIDT
      Avatar
      schrieb am 27.03.03 15:51:00
      Beitrag Nr. 21 ()
      Die Angst vor der drohenden Schlacht
      Sardinen, Tunfisch und Milch: Die Menschen in Bagdad bereiten sich auf die Entscheidungsschlacht vor

      von John Daniszewski in Bagdad

      Zwei Stürme - ein natürlicher und einer von Menschen gemacht - fegen durch Bagdad. Sie wirbeln die dunklen Ahnungen und nächtlichen Ängste auf, die unter der Oberfläche lauern. Wie eine unheimliche Gnadenfrist vor einem folgenschweren Ereignis geben sie den Menschen Zeit, um über die nahende Schlacht nachzudenken.

      "Ich habe meinen Eltern gesagt, dass ich bereit bin, zu sterben", sagt Hussam Hussein (23), ein Geschichtsstudent mit einem Helm, der zu groß für seinen Kopf ist. Der schicksalhafte Eindruck eines Vorzeichens wird noch verstärkt durch den tobenden Wind und einen gelb gefärbten Himmel, der weder Tag noch Nacht zu sein scheint. Fußgänger stemmen sich auf ihrem Kampf durch die fast leeren Straßen gegen die Windböen. Die älteren Einwohner Bagdads sagen, dass sie sich an keinen derart heftigen Sandsturm erinnern können. "Dieser Sturm, dieser Regen ist unsere neue Waffe gegen ihre neuen Waffen", sagt Hasan Uad Ahmed, ein Freiwilliger der herrschenden Baath-Partei, in Bezug auf die auf Bagdad zusteuernden US-Kräfte. "Es ist Gott, der uns ein Zeichen gibt, dass er mit uns ist und dass wir das Richtige tun", sagt Ahmed, während er in einem Sandwichladen im Stadtzentrum Schutz sucht. Die Heftigkeit des Sandsturms wird ergänzt durch die ständigen Bombenangriffe auf die Lager der Republikanischen Garde südlich. Mittwochmittag schlugen Marschflugkörper im nördlichen Stadtteil El Schaab ein. Sie töteten 14 Menschen. Ziel war offenbar das Verteidigungsministerium. Dabei blieb es nicht. Mit grollendem Donner überziehen Raketen die Stadt wie das Krachen riesiger Wellen. So, als seien der Wind, der Sand und das Donnern der Explosionen nicht genug, hüllen über 20 Ölfeuer die Stadt in dichten Rauch - hausgroße Gruben, mit Bulldozern ausgehoben, wurden mit Petroleum aufgefüllt und in Brand gesteckt. In der Nähe dieser Feuer ist die Luft nicht nur getrübt - sie ist schwarz.

      Die Autos lassen ihre Scheinwerfer mitten am Tag an. Mitten im Sturm tauchen in der Nähe des "Palestine Hotels" plötzlich 30 japanische Aktivisten auf. Sie schwenken Banner und schreien: "Nein zum Krieg!" Anderswo decken die Menschen sich mit letzten Überlebensrationen ein - Sardinen, Tunfisch und H-Milch.

      "Ich habe mein ganzes Leben in Bagdad gelebt, aber an so einen Sturm kann ich mich nicht erinnern", sagt Amira Ali Mehdi (68). "So zeigt Gott uns, dass er zornig ist auf die anderen arabischen Staaten, weil sie dem Irak nicht helfen. Gott hat sich entschieden, selbst einzugreifen und hat diesen Sandsturm geschickt", sagt sie in Gegenwart von Aufpassern der Regierung.

      Minister der Regierung treten weiterhin unablässig vor die Fernsehkameras, um die USA und ihre Verbündeten anzuklagen. Vizepräsident Taha Jassin Ramadan bringt seine Entrüstung über arabische Regierungen zum Ausdruck, die nichts tun, um dem Irak zu helfen. "Warum beschließen sie nicht, die Öllieferungen an die Staaten einzustellen, die uns angreifen?", fragt er. "Warum sperren sie ihre Gewässer nicht für amerikanische und britische Schiffe?" Trotzdem besteht Informationsminister Mohammed Said el Sahhaf während einer Pressekonferenz darauf, dass die Iraker von den vorrückenden amerikanischen und britischen Streitkräften nicht aus der Fassung gebracht werden. Sie werden bereitwillige Zeugen dafür sein, sagt er, "wie das amerikanische Spiel von Angriff und Einschüchterung versagen wird". Andere Stimmen in der Stadt äußern sich besorgt. "Wir brauchen den Frieden. Jeder hat Angst", sagt ein Mann hinter vorgehaltener Hand.

      "In jeder Straße Leichenhaufen", sagt Handi Mohammed el Nidaui (33), ein Polizist. Selbst Ahmed, der Freiwillige der Baath-Partei, der den Sturm als eine neue Waffe bezeichnete, trägt seinen Albtraum mit sich. "Sie können mit ihren Panzern durch unsere Straßen rollen, aber erst wenn der letzte Verteidiger tot ist."

      ©LA Times
      Avatar
      schrieb am 27.03.03 19:11:24
      Beitrag Nr. 22 ()
      Hi,
      @banolo: Du schreibst:....."Bei 1000 Toten GI`s ist schluß, dann zerfetzt ihn die Heimatfront."
      Problem ist nur, dass die Bilder/Meldungen darüber der US-Zensur zum Opfer fallen; die Amerikaner werden per Medienmanipulation eingelullt (vgl."Propaganda-Ministerium").
      edgar99
      Avatar
      schrieb am 27.03.03 19:39:38
      Beitrag Nr. 23 ()
      Gibt es einen Rassismus bei Kriegsgefangenenphotos?

      Die Photos zeigten:
      Afghanischen Gefangenen werden wie Tiere in Kaefigen angeseilt der Kopf wird nach unten gezogen.
      Die Gefangenen baten um ihren Tod, derart ist der Schmach.
      Diese Photos wurden weltweit veroeffentlicht.

      Bei US Gefangenen, die bequem sitzen duerfen,
      erhebt sich ein riesiges Protestgeschrei aus
      Rumsfelds Mund und die Irakischen Sender werden seitdem
      bombardiert.
      Avatar
      schrieb am 30.03.03 08:22:51
      Beitrag Nr. 24 ()
      Ein schmutziger Krieg: Kinder schießen auf Marines - und umgekehrt
      von Boris Kalnoky

      Wenn Feldwebel Mike Bradey in seinem "Sea Stallion"-Hubschrauber den Finger am Abzug seiner doppelläufigen 50mm-Maschinenkanone hält, will er künftig weniger überlegen. "Weiße Fahne oder nicht, das zählt bei mir nicht mehr", sagt er. Ein Feldarzt, Robert Davenport, will künftig keine irakischen Verletzten mehr operieren. Im Irak setzt bei den US-Truppen der "Rache-Faktor" ein. Seit heimtückische Angriffe irakischer Milizionäre in Zivil und mit weißen Fahnen amerikanische Soldaten das Leben kosteten, seit Bilder der womöglich wehrlos Hingerichteten durch die Medien gingen, ist der Krieg sehr viel brutaler geworden.
      Einst hofften die Alliierten, die irakische Armee werde sich ergeben. Nun sind sie offenbar entschlossen, den Feind zu vernichten, bevor er weiteren Schaden anrichten kann. Die mittelirakische Stadt Nadschaf und ihre Umgebung sind in den letzten drei Tagen zu einem Leichenfeld geworden. Mehr als 1000 Iraker wollen die Amerikaner umgebracht haben. Reuters-Korrespondent Luke Baker schildert ein "von verkohlten Leichen übersätes Terrain". Beim Ort Nasirija berichten "embedded Reporters" von ausgebrannten Bussen voll toter Iraker. Im heftig umkämpften Nasirija kam es in der Nacht zu gespenstischen Szenen, als Iraker amerikanische Stellungen angriffen. "Leider schossen auch Kinder auf unsere Truppen und unsere Marines waren gezwungen, sich zu verteidigen", berichtet Keith Garvin, ein Reporter für WTVD-TV. Zwei Gruppen von Marines rückten aus, um den Feind zu stellen. Die Nerven müssen durchgegangen sein - Marines schossen schließlich auf Marines, 37 wurden verwundet, sechs amerikanische Fahrzeuge zerstört. Dies nach Angaben örtlicher Offiziere. Das US-Hauptquartier prüft noch, was genau geschah.
      Kinder an der Front, das wird auch aus Nadschaf berichtet, dem Ort des größten Blutbads der ersten Kriegswoche. Angeblich zwingen die Elitetruppen "Fedajin Saddam" Minderjährige in ihre Dienste. Diese Kinder treffen auf US-Truppen, die nicht mehr zweimal hinschauen, bevor sie schießen.
      Es ist ein schmutziger, hasserfüllter Krieg geworden. In Nadschaf überrollt eine US-Panzerbesatzung mit ihrem Fahrzeug einen Pkw mit zwei Irakern. Eine andere Szene aus Nadschaf: Ein "Fedajin" vertraut auf Allah, geht mit seiner Panzerfaust herausfordernd auf einen Panzer zu, Schritt für Schritt. Die Amerikaner trauen ihren Augen nicht und erschießen ihn.
      Niemandem können die Truppen der Alliierten trauen. Eine Szene aus Safwan: Ein Hilfstransport des kuwaitischen Roten Kreuzes verteilt unter dem Schutz von US-Rangers Lebensmittel: Die Amerikaner filmen, endlich die so lange ersehnten Bilder glücklicher Zivilisten und amerikanischer Befreier. Aber während die Iraker die Lebensmittelpakete an sich reißen, skandieren sie ihre "Liebe" zu Saddam. Männer in Zivil am Rand der Menge sind offenbar Schergen der Baath-Partei und halten ein Auge darauf, wer sich über die Ankunft der Amerikaner freut.
      In Umm Qasr lächeln irakische Jugendliche vorbeifahrenden britischen Soldaten zu. Als der Konvoi durch ist, verzerren sich die Mienen zu verächtlichen Grimassen. Ein Reporter sieht es und fragt nach. "Wir wollen die Amerikaner und Engländer hier nicht", antwortet ein 17-Jähriger namens Fouad. "Dies hier ist der Mann, dem wir folgen. Für ihn werden wir kämpfen." Und zieht ein zerknittertes Portrait Saddam Husseins hervor.
      Der versprochene saubere und schnelle Krieg droht länger zu dauern. US-Präsident Bush strich eine Passage aus seiner Rede vor US-Soldaten. Man sei in der Zeit "dem Plan voraus", hatte er sagen wollen. Stattdessen beschränkte er sich auf den Satz: "Unsere Truppen machen gute Fortschritt."



      Überraschung in der "Bild"-Zeitung: Kolumnist Franz-Josef Wagner, bisher eine der lautesten Anti-Saddam-Kanonen, kann den Krieg nicht mehr sehen. SPIEGEL-Reporter Matthias Matussek antwortet ihm.
      http://www.spiegel.de/politik/debatte/0,1518,242402,00.html



      "Kein Wort davon, dass wir gerade angegriffen werden"
      Er ist 29 Jahre, kommt aus Bagdad und schreibt ein Internet-Tagebuch. Niemand weiß, wer Salam Pax ist, doch seine Notizen haben ihn bereits berühmt gemacht. Auszüge

      von Übersetzt und editiert: C.Barnsteiner, S.Garbers, F.Müller

      Dienstag, 11. Februar, 1.34 Uhr - Sehr schlechte Internetverbindung in den letzten beiden Tagen. Plötzlich geht es dann wieder für zehn Minuten. Erinnern Sie sich an die Zeit vor dem letzten Golfkrieg? All diese großen Reden? "Wir haben es auf diplomatischem Wege versucht, aber blablabla"? Genauso ist es jetzt. Es ist wie die "Wiederholung eines schlechten Films", von der Bush in einer seiner Reden sprach. Glauben Sie mir: Ich will das nicht noch mal durchmachen. Ich will nicht noch einmal dabei zusehen, wie ein Bush die Zauberflöte herausholt und die ganze Welt hinter sich schart. Morgen ist Adha Eid, das islamische Opferfest. Die Straßen sind überfüllt, die Menschen kaufen Leckereien für die Kinder. Meine Eltern feiern in ihren Familien auf unterschiedliche Weise. Ich muss mich noch entscheiden, wohin ich zum Mittagessen gehe, nach dem großen Gebet in der Moschee. Da werde ich aber nicht dabei sein. Ich brauche ein paar Extrastunden Schlaf.

      Wahrscheinlich aber werde ich den ersten Festtag bei der Familie meiner Mutter verbringen. Das Essen ist einfach besser. Es gibt das gefüllte Lamm von Abu-Karam, unserem Lieblingslieferanten. Wie immer wird er vorbeischauen, weil er wissen will, ob sein Gericht gut bei den Gästen ankommt. Außerdem garantieren rund 30 Leute und vier Generationen eine gute Party. Wunderbar. Der Krieg wird einfach warten müssen. Sonntag, 16. Februar, 3.45 Uhr Es war diesmal einfach, die Sitzung des Sicherheitsrats im Fernsehen zu sehen. Man musste nur einen der 4000 Iraker kennen, die die 14 staatlich genehmigten Satellitenkanäle empfangen können. Das syrische Fernsehen übertrug die Sitzung live, mit Übersetzung. Die meisten hier verfolgten sie aber über Radio Monte Carlo. Wenn überhaupt. Ich half heute meiner Mutter beim Einpacken der Sachen. Eigentlich wollen wir Bagdad nicht verlassen, wenn "es" geschieht. Aber vielleicht geht es nicht anders. Wir sind sehr gute Einpacker. Die schlechtesten sind die gefühlvollen: Die Oh-wann-habe-ich-dieses-schöne-Ding-nochmal-gekauft-Einpacker. Wir dagegen packen kaltblütig. Wir haben das schon so oft gemacht. Freitag, 21. Februar, 19.17 Uhr Das Wetter spielt verrückt, sehr farbenfroh alles. Wir hatten regenwolkengrau, sonnengelb und wüstensandrot. Der Mond nimmt jetzt ab. Die meisten Leute denken, wenn bald etwas passiert, dann in den dunkelsten Nächten. Wir werden sehen Ein Leser fragte mich, warum ich die "Human Shields"-Leute so fertig mache. Nun, ich mag die Idee der ganzen Sache nicht. Eine der letzten Gruppen, die hier in Bagdad ankamen, wurden im Rasheed Hotel willkommen geheißen. Das exklusivste und teuerste Hotel der Stadt. Es gibt viel lustiges Arabisch dieser Tage wegen all der Human-Shields-Leute. Ein Lieferwagen war bedeckt mit "No War"-Schriftzügen, in tausend verschiedenen Sprachen. Der größte in Arabisch: "La Harba", was falsch ist. Es klingt wie ein Nachtclub. Aber was mich wirklich wahnsinnig machte war, als ich herausfand, dass sie Essensgutscheine kriegen, 15 000 Dinar pro Mahlzeit, drei am Tag. Wisst ihr, wie hoch die monatliche Essensration für eine vierköpfige Familie ist? Für einen ganzen Monat, nicht für eine Mahlzeit? 30 000 Dinar. Ich werde aufhören, sie Touristen zu nennen, wenn sie aufhören, sich von der irakischen Regierung verhätscheln zu lassen. Sonntag, 9. März, 18.43 Uhr. Ein BBC-Reporter, der über den Büchermarkt ging, beendete seinen Bericht mit den Worten: "Die Iraker geben sich den Anschein von Normalität." Was wird denn von uns erwartet? Dass wir heulend durch die Straßen rennen? Ahhhhhh, der Krieg steht vor der Tür!? Aber um die BBC nicht zu enttäuschen, haben Raed, G. und ich unsere normalen Gesichter aufgesetzt und sind CDs kaufen gegangen. Raed versuchte, meine Normalität kaputtzumachen, indem er mich darauf hinwies, dass ich mein Geld verschwende, weil es keinen Strom für den CD-Player geben wird. Ich habe fünf CDs gekauft. Vielen Dank an dieser Stelle an die malaysischen Raubkopierer. Andere normale Dinge, die wir diese Woche getan haben: "Partikel-Masken" (so steht es auf der Schachtel) gekauft. Die sollen wir tragen, wenn die Gräben mit dem Öl brennen. Die Masken könnten möglicherweise verhindern, dass unsere Lungen Teergruben werden. Montag, 17. März, 8.48 Uhr. Die begehrtesten Artikel neben den "Partikel-Masken" sind Ohrstöpsel. Sie sind überall ausverkauft, man muss sie vorbestellen. Mittwoch, 19. März, 23.32 Uhr Vor ein paar Wochen haben sich einige Reporter aufgeregt, weil wir unser normales Leben weiter führen. Heute ist das anders. Sehr beunruhigend. Der Dinar ist auf einem neuen Tiefstand: 3100 Dinar für einen Dollar. Geschlossene Geschäfte überall. Nicht einfach geschlossen, sondern mit-Blechplatten-zugeschweißte-Türen-geschlossen oder Fenster-zugemauert-geschlossen. Raed, G und ich haben uns zu unserem letzten gemeinsamen Essen getroffen. Das Radio spielt pausenlos Kriegssongs aus den 80ern. Durch Bagdad zu fahren und Lieder wie "Wir werden bei dir sein bis wir sterben, Saddam" mitzusingen, ist plötzlich doch ein bisschen zu viel. Wir hatten uns nie viele Gedanken drüber gemacht, aber in diesen Tagen klingen diese Texte unheimlich. Es ist noch nicht viel Militär auf den Straßen, doch das wird sich nach Ablauf des Ultimatums wohl ändern. Die Preise steigen und steigen. Nicht nur wegen der Abwertung des Dinar, sondern weil es keinen Nachschub gibt. Nur die kleinen Läden sind noch offen.

      Und wenn man nach Syrien abhauen will, kostet der Trip 60 Dollar, statt wie bisher 50. Es ist jetzt billiger, hier zu bleiben. Die Büros, die Reiseerlaubnisse erteilen, sind ohnehin verriegelt. Es riecht nach Sandsturm. Donnerstag, 20. März, 12.21 Uhr So habe ich Bagdad noch nie gesehen. Seit heute haben die Leute von der Baath-Partei ihre Plätze in den Gräben, an den großen Kreuzungen eingenommen. Komplett bewaffnet und frisch rasiert. Sie sehen viel zu sauber und gekämmt aus, um irgendetwas zu verteidigen. Das Schlimmste aber sind die Kinder unter ihnen. Sie können nicht älter als 20 sein, sitzen in Gräben, schlürfen ihre Miranda und essen Schokolade. Das Ultimatum endet um vier Uhr in der Nacht. Und die große Frage ist, wann der Angriff beginnt. Die syrische Grenze ist jetzt für Iraker geschlossen.

      Heute im irakischen Fernsehen: Ein Interview mit dem Innenminister. Ich habe den Ton abgestellt. Ich will nichts hören.

      5.46 Uhr Die Sirenen in Bagdad geben Luftalarm. Aber die einzigen Geräusche, die zu hören sind, stammen von der Luftabwehr.

      6.40 Uhr Noch immer ist nichts passiert in Bagdad. In der Ferne hören wir Explosionen. Keine Entwarnung.

      16.28 Uhr Das war jetzt wirklich unerwartet. Als die Sirenen weiter heulten, dachten wir, dass jetzt Tonnen von Bomben über unseren Köpfen abgeschmissen werden. Aber nichts passierte. Jedenfalls nicht dort, wo ich lebe. Am Morgen haben wir Saddams Rede im TV gesehen. Er hatte tatsächlich gedichtet!!!!!!!

      22.33 Uhr Die Bombardierung kommt und geht in Wellen. Nicht allzu schlimm und nichts im Vergleich zu 1991. Alle Radio- und TV-Stationen senden noch. Während der Luftangriff begann, sendete das irakische TV patriotische Lieder. Kein Wort davon, dass wir gerade angegriffen werden. Jetzt wiederholen sie das Interview mit dem Innenminister. Wir haben zwei sichere Räume. In einem laufen internationale Programme, in dem anderen ist irakisches Fernsehen an. Alle wartenwartenwarten. Wir haben gerade einen Rundruf bei unseren Freunden gemacht. Sie brauchen Informationen. Irakisches Fernsehen sagt nichts, zeigt nichts. Wozu sind patriotische Songs gut, wenn die Bomben fallen? Freitag, 21. März, 15.13 Uhr Die verstörende Nachricht heute kam von Al Dschasira. Sie sagten, dass neun B52-Bomber Großbritannien verlassen haben und "voraussichtlich" Richtung Irak fliegen würden. Als ob es um eine Runde mal kurz um den Block ginge. Sie brauchen sechs Stunden, um hierher zu kommen.

      Letzte Nacht war es sehr ruhig in Bagdad. Heute morgen ging ich raus, um Brot und Gemüse zu kaufen. Die Straßen sind leer, nur Bäckereien und Gemüseläden sind geöffnet - und verlangen den vierfachen Preis. Der Bäcker erzählte mir, dass sie ihre Läden öffnen müssen und jeden Tag Mehl gebracht bekommen. Fleisch zu kaufen ist nicht sicher, weil man nicht weiß, wo es her kommt. Egal, wir haben frische Tomaten gekauft und Zucchini für 1000 Dinare das Kilo. Normalerweise würde es 250 kosten. Und was am verwunderlichsten war: Das Müllauto kam heute.

      Wir haben Irak-TV gesehen und den erschreckenden Auftritt des Innenministers, mit seinen Gewehren. Freaks. Die Welt zu beschimpfen, das ist das einzige, was ihnen noch geblieben ist. Auf BBC sahen wir, wie Iraker sich ergaben. Mein jüngster Cousin murmelte "was für eine Schande". Es ist besser für sie, aber zu sehen, wie sie diese weiße Flagge tragen, lässt etwas tief in dir erschauern.

      18.05 Uhr Noch zwei Stunden, bevor die B52-Bomber den Irak erreichen. 22. März, 16.30 Uhr.

      Vor einer halben Stunde wurden die Ölgräben in Brand gesteckt. Auf "Al Dschasira" sagten sie, dort seien bei der letzten Attacke Bomben eingeschlagen, aber meine Cousine meinte, sie hätte Polizisten beim Legen der Brände gesehen. Wir haben im Fernsehen schreckliche Bilder gesehen. Es sah aus, als würde die ganze Stadt brennen. "Warum geschieht das mit Bagdad?", konnte ich nur denken. Als eines meiner Lieblingsgebäude explodierte, war ich den Tränen nahe. Heute sind mein Vater und mein Bruder hinausgegangen, um sich in der Stadt umzusehen. Sie sagten, dass die Ziele sehr genau getroffen werden. Aber die Bomben und Raketen richten auch in der Nachbarschaft Verwüstung an. Die Häuser neben dem Al-Salam-Palast hatten kaputte Fensterscheiben, ein Dach war eingestürzt. Ich denke, das nennt man Kollateralschaden. Ist es deshalb in Ordnung? Wir machen uns Sorgen um die nächsten Angriffe. Und über die Rauchschwaden an unserem Himmel. 23. März, 20.30 Uhr Nachdem wir vom Start der B52-Bomber gehört hatten, begannen wir die Stunden zu zählen. Am ersten Tag der Bombardements waren sie pünktlich. Gestern waren wir ein bisschen überrascht, dass nach sechs Stunden nichts geschah. Heute sind die B-52-Bomber um 15 Uhr abgehoben. In einer halben Stunde werden wir wissen, ob es heute wieder Bagdad trifft.

      Heute Vormittag bin ich mit meinem Cousin in der Stadt gewesen. Es ist viel los auf den Straßen. Der Laden in der Nähe unseres Hauses ist jetzt fast leer. Die Gemüseverkäuferin sagte, wenn schon Umm Qasr so schwierig zu kontrollieren ist, was passiert dann in Bagdad? Der Krieg wird noch hässlicher werden. Die Rauchsäulen haben Bagdad eingekreist. Wir werden einige sehr dunkle Tage erleben. Wir haben immer noch Strom, andere Bezirke nicht mehr. Die Wasserleitungen und die Telefone funktionieren. Noch.

      siehe auch: http://www.ftd.de/tm/hs/1048234732692.html?nv=7dm
      Avatar
      schrieb am 30.03.03 11:23:31
      Beitrag Nr. 25 ()
      Why, of course, the people don`t want war...
      30.03.2003 [00:37]


      "Why, of course, the people don`t want war," Goering shrugged. "Why would some poor slob on a farm want to risk his life in a war when the best that he can get out of it is to come back to his farm in one piece. Naturally, the common people don`t want war; neither in Russia nor in England nor in America, nor for that matter in Germany. That is understood. But, after all, it is the leaders of the country who determine the policy and it is always a simple matter to drag the people along, whether it is a democracy or a fascist dictatorship or a Parliament or a Communist dictatorship."

      "There is one difference," I pointed out. "In a democracy the people have some say in the matter through their elected representatives, and in the United States only Congress can declare wars."

      "Oh, that is all well and good, but, voice or no voice, the people can always be brought to the bidding of the leaders. That is easy. All you have to do is tell them they are being attacked and denounce the pacifists for lack of patriotism and exposing the country to danger. It works the same way in any country."

      Hermann Goering as he was interviewed in his jail cell by German speaking U.S. Army intelligence officer, Gustave Gilbert, during the Nuremberg trials. ?sesid=2
      Avatar
      schrieb am 30.03.03 12:28:52
      Beitrag Nr. 26 ()
      #25

      Ästhetik als Teil der Kriegsstrategie
      Die Gewalt in ihrer moralischen Armut erfahrbar machen. Das Delirium von "Schock und Ehrfurcht": Wo nur sind die amerikanischen Kriegsgegner? / Von Judith Butler


      Wo ich lebe, scheint niemand für diesen Krieg zu sein. Stattdessen herrscht ein tiefes Gefühl der Demütigung angesichts des rechtlosen und gewaltsamen Vorgehens der Alliierten. Nicht ohne Beklommenheit fragen mich meine europäischen Freunde, ob denn wirklich alle Amerikaner hinter dieser Kriegsanstrengung stehen, und es ist wichtig zu wissen, dass Millionen von ihnen gegen diesen Krieg sind - ohne Wenn und Aber. Über die Demonstrationen in San Francisco, New York und Washington wird nicht so ausführlich berichtet, wie das noch im ersten Golfkrieg oder während des Vietnamkriegs der Fall gewesen wäre, als man sich noch auf eine gewisse Sympathie der Medien für die Antikriegsbewegung verlassen konnte. Nach dem 11. September hat die Befürchtung, als unpatriotisch zu gelten oder sich dem Vorwurf auszusetzen, die eigenen Ansichten brächten einen in die gedankliche Nähe der terroristischen Zerstörer des World Trade Centers, nicht nur abweichende Meinungen zum Schweigen gebracht, sondern gleichsam zu einer Nachrichtensperre über Antikriegsdemonstrationen und -aktivitäten geführt.
      So groß ist die Angst der Medien, einer liberalen Gesinnung bezichtigt zu werden, und so groß die Angst, Liberalismus würde an sich als stillschweigendes Einverständnis mit dem Terrorismus aufgefasst, dass ein kompensierender Gegendiskurs entstanden ist, bei dem jeder, der etwas Kritisches vorzubringen hat, seiner Wortmeldung die Präambel voranstellt: "Ich liebe mein Land, und was ich nun sagen werde, ist keinesfalls unpatriotisch..." Jene also, die das gegenwärtige US-Regime mit seiner Missachtung internationaler Präzedenzfälle und internationalen Rechts und mit seiner Rechtschaffenheit von eigenen Gnaden in Sachen Gewaltanwendung ablehnen, haben es schwer, ein Medium zu finden, das eine kriegsablehnende Haltung begrüßt, bei der es nicht ums Recyceln patriotischer Ehrfurchtsbekundungen geht.

      Kultur der Abweichung
      Zum Teil müssen die abweichenden Stimmen einfach lauter werden und die Medien übertönen, um der Anmaßung der Kriegsbejahung ins Wort zu fallen. Ein erster Schritt hierzu waren die Massenaufmärsche der Demonstranten und die Akte zivilen Ungehorsams - Versammlungen auf den großen Kreuzungen im Herzen von San Francisco, die das Geschäftsleben behinderten, die Polizei auf die Straße zwangen und sie damit selbst in die Rolle brachte, den Verkehr zu unterbrechen und das Geschäftsleben zu stören.
      Gewiss gab es Zeiten in der Geschichte der politischen Kultur Amerikas, da Abweichlertum als einer der demokratischen Grundpfeiler geschätzt wurde. Aber ein neuer Skeptizismus hinsichtlich des Werts abweichender Meinungen hat es seit dem 11. September schwer gemacht, Medienkanäle für energisch opponierende Stimmen zu finden, die man als nostalgisch oder anachronistisch herabwürdigt oder als strategisch und politisch naiv beiseitewischt. Und doch sind Millionen von Menschen auf die Straße gegangen. Furcht und Sorge treiben sie an, ein Gefühl des Entsetzens über das einseitige Vorgehen der USA, der Widerstand gegen nackte Aggression und Mord seitens der US-Regierung, gegen die Unterdrückung der Redefreiheit in den Vereinigten Staaten und gegen eine Überwachung und Regulierung der arabischen Gemeinschaften hier zu Lande, die sich über den rechtlichen Schutz der Privatsphäre ebenso hinwegsetzt wie über die Antidiskriminierungsgesetze. Die Bush-Regierung kam auf eine Weise an die Macht, die für viele ungesetzlich war, weil nicht alle Stimmen in Florida wirklich gezählt wurden. Von diesem Moment an haben die extralegalen Taktiken der Bush-Regierung gezeigt, dass diese ihren Weg mit oder ohne rechtliche Billigung und unbeschadet verfassungsrechtlicher Beschränkungen gehen wird.
      Auf den Ausstieg aus dem ABM-Vertrag folgte die faktische Außerkraftsetzung der Genfer Konventionen, als mutmaßliche Al-Qaeda-Mitglieder in den US-Stützpunkt Guantanamo Bay auf Kuba verbracht wurden, wo sie keinen Rechtsbeistand haben und keinerlei Gerichtsbarkeit sie schützt; folgte die Missachtung der Vereinten Nationen und die Schaffung eines (von vielen als Femegerichtssystem betrachteten) nachgeordneten Rechtssystems unter dem "USA Patriotic Act", der den Verhafteten und Eingesperrten angemessene Rechtsmittel und fundamentale Freiheiten verweigert. Einer aktuellen Umfrage des Gallup-Instituts zufolge sind mindestens 46 Prozent aller Amerikaner gegen den Irak-Krieg. Ich weiß nicht, was das für Leute sind, die bei Gallup arbeiten, und wen sie anrufen, da sie es nie bei mir oder irgendeinem meiner Freunde versuchen. Man muss sich sehr genau anschauen, wie sie ihre Fragen formulieren, und darüber nachdenken, welche Leute mit ihnen zu sprechen bereit sind. Ich jedenfalls liebe mein Land per se genauso wenig, wie ich es hasse, und verstehe auch nicht wirklich, was es heißen würde, eins von beidem zu tun.
      Gewiss aber widersetze ich mich dieser Regierung und ihrem Krieg wie Millionen andere auch, nicht nur, weil sie die Souveränität einer anderen Nation schamlos verletzt, um deren Bewohnern Gewalt anzutun und die ohnehin schon labile irakische Infrastruktur zu schwächen, sondern weil es schlicht selbstgerecht ist, wie sie diese Gewalt anwendet und ihre eigene Zerstörungswut als ein Zeichen amerikanischer Stärke anpreist.

      Visuelles Spektakel
      Tatsächlich stellt ja die amerikanische Regierung in der ersten Phase des Krieges ihre militärischen Großtaten als überwältigendes visuelles Phänomen zur Schau. Dass Regierung und Militär in diesem Zusammenhang von einer "Schock und Ehrfurcht"-Strategie sprechen, legt nahe, hier werde ein visuelles Spektakel aufgeführt, welches die Sinne betäubt und, wie das Erhabene selbst, das Denkvermögen außer Kraft setzt. Dieser Effekt trifft nicht nur die irakische Bevölkerung, deren Sinne durch das Spektakel erschöpft werden sollen, sondern auch den Konsumenten des Krieges am Tropf von CNN.
      Regelmäßig blendet der Sender in seine Textzeilen auf dem Bildschirm die Behauptung ein, die vertrauenswürdigste Nachrichtenquelle in diesem Krieg zu sein. Die "Schock und Ehrfurcht"-Strategie versucht dem Krieg nicht nur eine ästhetische Dimension zu verleihen, sondern diese visuelle Ästhetik als Teil der Kriegsstrategie selbst zu instrumentalisieren. Während CNN die visuelle Ästhetik zur Verfügung stellt, kleistert uns die New York Times, obwohl sie sich nun mit Verspätung gegen den Krieg stellt, täglich mit romantischen Bildern von Militärgerät vor untergehender Sonne in Irak oder über den Straßen und Häusern Bagdads "in der Luft explodierenden Bomben" zu (wobei man die Straßen und Häuser selbstverständlich nicht zu sehen bekommt).
      Natürlich war es die spektakuläre Zerstörung des World Trade Centers, die zuerst Anspruch auf den "Schock und Ehrfurcht"-Effekt erhob, und die Vereinigten Staaten führen nun der ganzen Welt vor, dass sie ebenso zerstörerisch sein können und werden. Von der Erhabenheit der Zerstörung sind die Medien wie verzaubert. Die Stimmen der Abweichler und der Opposition müssen einen Weg finden, in diese desensibilisierende Traummaschine einzugreifen, welche die gewaltige Zerstörung von Menschenleben und Häusern, von Wasser-, Elektrizitäts- und Wärmeversorgung als deliriöses Zeichen einer wiederbelebten US-Militärmacht verursacht. Wir brauchen andere Bilder, die die Auswirkungen solcher Zerstörungswut auf die Menschen zeigen; und wir brauchen andere Stimmen, die zu dem stehen, was sie für richtig und wahr halten, ganz gleich, welche falschen Anschuldigungen man ihnen entgegenschleudert.
      Einzelne können das nicht leisten; die Medien müssen aus ihrem Traum erwachen und ihre Furcht vor Anschuldigungen überwinden. Sonst fallen wir wieder in den McCarthyismus zurück - wo Angst und Lähmung und die Komplizenschaft mit einer gesetzlosen Regierung nur überwunden werden konnten, als die Öffentlichkeit daran erinnert wurde, dass es keine Ausübung der Freiheit ohne abweichende Meinungen gibt. Die Medien, die die "Schock und Ehrfurcht"-Strategie umsetzen, berichten über die Gewalt, indem sie zugleich ihre Unwirklichkeit bewirken. Es gibt keine wichtigere Aufgabe, als die Befangenheit zu durchbrechen, vor der die kritische Analyse in diesen Zeiten erstarrt, ob nun auf Grund einer von sich selbst berauschten moralischen Selbstgerechtigkeit oder durch das Delirium von "Schock und Ehrfurcht". Die Aufgabe ist, die Gewalt in all ihrer moralischen Armut und ihrer menschlichen Destruktivität erfahrbar zu machen, um sie dann - endlich - zu stoppen.

      Die Autorin Judith Butler ist Professorin für Rhetorik und vergleichende Literaturwissenschaften an der Universität Berkeley. - Aus dem Amerikanischen von Michael Adrian.




      "Geleitet vom Groll und geprägt vom Geist der Zerstörung"

      Zahlreiche Kommentare und Berichte in arabischen Medien bringen die Ablehnung des Krieges gegen den Irak in der arabischen Öffentlichkeit zum Ausdruck. Eine Auswahl, zusammengestellt vom Middle East Media Research Institute (MEMRI) in Berlin:

      Al-Sharq al-Awsat, London

      "Zahlreiche Bewohner Bagdads interpretierten den starken Sandsturm als ,Botschaft Gottes`, die geschickt wurde, um den Vormarsch der amerikanischen und britischen Truppen zu behindern."

      Al-Akhbar, Ägypten

      "Das Ausmaß der Zerstörung und des Todes, das die Flugzeuge und Raketen an den Menschen und Gebäuden verursachen, deutet darauf hin, dass das Ziel dieser Truppen mit ihren barbarischen und zerstörerischen Parolen darin besteht, die Iraker ihres Rechtes auf Leben zu berauben. Diese Armeen sind daher nichts als Angriffs- und Besatzungstruppen, geleitet vom Groll und geprägt vom Geist der Zerstörung."

      Al-WAFD, Ägypten

      "In keiner Sprache der Welt findet sich ein Wort, mit dem die Barbarei, die Bestialität, die Primitivität dessen beschrieben werden kann, was die angreifenden amerikanischen und britischen Truppen am armen, von allen, außer vom Glauben, verlassenen irakischen Volk begehen. Ihre Armeen toben und mobilisieren die besonders zerstörerischen Waffen, vom Himmel, vom Wasser, vom Lande wenden sie das Höllenfeuer gegen das irakische Volk. Ihre Bomben, gefüllt mit Zorn, Heimtücke und Hass, werfen sie auf Kinder, Frauen, Greise, während sie schlafen. Über den Bewohnern zerstören sie die Häuser und begraben sie bei lebendigem Leibe. Oh Geschichte, berichte davon, dass die Massaker des Holocaust, den die Truppen der Nazis während des Zweiten Weltkrieges begingen, angesichts des Holocaust im Irak erblassen. Ein Holocaust, der von den Neo-Nazis, den Waffenhändlern, den Händlern des Todes und den Öldieben begangen wird, die zu Herrschern dieser Zeit geworden sind."

      OKAZ, Saudi-Arabien

      "Aus der Geschichte ist bekannt, dass die Friedensdiplomatie in keinem der vorangegangenen Kriege zum Stoppen kam, sondern den Krieg begleitete und sich verstärkte, je mehr das Töten eskalierte und je größer die Zahl der menschlichen Opfer wurde. Sie zielte darauf, einen Kompromiss zu finden, der alle vom Konflikt betroffenen Parteien zufrieden stellt und auf dessen Grundlage eine Vereinbarung über das Ende der militärischen Operationen getroffen wird. Damit wird der Weg zu vernünftigen und akzeptierten Regelungen für die Zeit nach dem Krieg geebnet. ( ) Die Demonstrationen in der westlichen Welt gehen nicht auf religiöse, nationale oder ethnische Bindungen zurück. Diese Völker haben die religiöse Abgrenzung, und was damit an Kreuzzügen und Religionskriegen verbunden war, überwunden. Sie überwanden den faschistischen Glauben an eine Herrschaft eines Volkes über die anderen Völker, den Irrglauben, ein Volk stehe über den anderen."

      Al-Safir, Libanon

      In einem Interview mit dem syrischen Präsidenten Baschar el Assad: "Dies ist ein Kampf zwischen den Großmächten und wir befinden uns mittendrin. Sie haben die Masken fallen gelassen, indem sie erklärten, dass sie das Erdöl und eine Neuordnung der Region wollen, die sich mit den Interessen Israels deckt." Auf die Frage, ob er vom Widerstand der Iraker überrascht gewesen sei, erklärt Assad: "Nein, keinesfalls. Das Problem ist nicht Stärke der angreifenden Macht. Sicherlich sind die USA eine Großmacht, die einen verhältnismäßig kleinen Staat besetzen kann, aber kann sie ihn auch kontrollieren? Es wird noch einen wesentlich heftigeren Widerstand geben. al / Welt
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 22:36:38
      Beitrag Nr. 27 ()
      Wer ist schon tot, wer kann noch gerettet werden?
      Nach den Bombenkatastrophen sind Ärzte mit der Versorgung von Opfern meist überfordert / Kinder leiden besonders


      BAGDAD, 30. März (dpa). Im El-Nur-Krankenhaus im Westen Bagdads wird in der Nacht zum Samstag wie am Fließband operiert. Den Krankenschwestern stehen Verstörung und Trauer ins Gesicht geschrieben. Am Freitagabend war auf einem Marktplatz in der westlichen Vorstadt Schoarle eine Bombe oder Rakete detoniert. Mehr als 50 Menschen starben, und mindestens 50 weitere wurden zum Teil schwer verletzt.
      Um 22.30 Uhr Ortszeit wird eine fahrbare Liege ins Krankenzimmer Nummer 4 geschoben. Schwestern und Pfleger heben den noch betäubten 18-jährigen Muslim Nahme in sein Bett. Von der Liege tropft viel Blut auf den Boden. Nahmes Bauch ist bandagiert, die Schwestern geben ihm eine Infusion. Neben ihm steht sein Cousin. Der schwer verletzte junge Mann hat bei der Explosion auf dem Marktplatz seinen Vater und einen Bruder verloren, teilt ein Arzt mit. Das Krankenhaus am Westrand von Bagdad ist sichtlich nicht für solch schwere Fälle gerüstet. Es gibt keine Sauerstoffmasken und keine Geräte, um die Herzaktivität der Intensivpatienten zu messen. Deshalb werden zunächst nur so genannte Stabilisierungseingriffe vorgenommen, um etwa innere Blutungen zu stillen. Die Bombensplitter bleiben vorerst im Körper und werden später herausoperiert, wenn es dafür Kapazitäten gibt.
      "Bis dahin muss man schwere Antibiotika verabreichen", erklärt der belgische Notarzt Geert van Moorten, der als freiwilliger Helfer in Irak ist und die Szenerie im El-Nur-Krankenhaus beobachtet. "Was ich hier sehe, ist, dass sie nur relativ leichte Antibiotika haben. Die würde man bei uns gegen eine schwere Erkältung geben." Hinzu kommt, dass Kriegswunden "schmutzige" Verletzungen sind. Denn die teilweise verschmorten Metallsplitter wirken im menschlichen Körper höchst infektiös.
      Neben dem 18-jährigen Muslim Nahme sitzt ein älterer Mann, der bei Bewusstsein ist und dessen Rücken von blutdurchtränkten Verbänden verdeckt wird. Van Moorten lässt sich von einem irakischen Arzt das Röntgenbild reichen. "Die kleinen, weißen Punkte" - sein Finger wandert über das Bild - "sind Splitter." Sie ziehen sich vom Brustkorb bis zur Hüfte hin.
      Im Zimmer Nummer 5 liegen sechs Kinder im Alter zwischen einem und zehn Jahren. Fatima Awid steht zwischen dem Bett ihrer eineinhalbjährigen Tochter Sadscha und dem der dreijährigen Sara. Ein Bruder der Kinder ist bei dem Angriff getötet worden. Sadschas spindeldürrer Brustkorb ist in einen Verband gewickelt. In ihr Nasenloch führt ein dünner Schlauch. Ob sie durchkommen wird, ist fraglich. Die Mutter starrt wie geistesabwesend vor sich hin. Als die Fernsehteams das Zimmer füllen, fasst sie sich. "Die Amerikaner können uns alles nehmen", sagt sie mit lauter, fester Stimme. "Aber Saddam Hussein bleibt unser Führer!"
      Osama Fakrik hat seit fünf Stunden ununterbrochen operiert und Verletzte versorgt. "Warum? Warum tun sie das?", fragt er immer wieder. Der Markt, wo die Tragödie geschah, sei einer der ärmlichsten in der Stadt. "Da handelt man mit Kartoffeln und Tomaten, Fleisch sieht man da keines." Am schlimmsten sei für ihn die Vorauswahl der Opfer gewesen. Denn die Ärzte müssen vor Ort entscheiden: Wer ist schon tot, wer kann nicht mehr gerettet werden, wer benötigt am dringendsten einen Eingriff. "Da war dieses kleine Kind", erinnert sich Fakrik. "Es röchelte noch, aber ich konnte nichts mehr für es tun."
      Am Morgen nach jeder unruhigen Bombennacht sucht der achtjährige Saif einen neuen Platz für sich und seine hölzerne Schuhputzkiste. "Polish, Mister, polish?" ruft das von Staub und Schuhcreme verschmutzte Kind und wirbt für seine Dienste. "Englisch hab ich in der Schule gelernt", sagt er. Da lachen die anderen Straßenjungs herzlich. Jeder weiß doch, dass Saif noch nie zur Schule gegangen ist.
      "Wenn man die Kinder hier sieht, denkt man vielleicht, sie schauen noch ganz gut aus", sagt die belgische Kinderärztin Colette Moulaert, die für eine Hilfsorganisation nach Bagdad gereist ist. "Am Alter gemessen sind sie aber viel zu klein. Es fehlt ihnen an Eiweiß in der Nahrung." Die unzureichende Ernährung vieler Kinder ist die Folge mehrerer Kriege und des wirtschaftlichen Niedergangs in dem unter dem Embargo der Vereinten Nationen stehenden Irak. Und die Lebensbedingungen verschärfen sich dramatisch.
      Für Kinder und ihre Familien sind die Angriffe auch eine schwere psychische Belastung, selbst wenn sie äußerlich unversehrt davon gekommen sind. Der Irak-Krieg wird nach Schätzungen von Experten rund eine halbe Million Kinder traumatisieren. Auf die Unsicherheit und die Furcht reagierten die Kinder mit Bettnässen, sagen Ärzte. Dazu kommen die direkten Folgen des Krieges. Bilder verstümmelter Kinderleichen zeugen von den Opfern auch unter Minderjährigen. Wer durch Bagdad fährt, sieht kaum hüpfende und Parolen skandierende Jugendliche, wie sie in Fernsehbildern gezeigt werden.



      BERN, 30. März (dpa). Die Schweiz hat eine Internetseite mit Angaben zu zivilen Opfern des Irak-Krieges angekündigt. Außenministerin Micheline Calmy-Rey sagte in einem Interview mit der Zeitung SonntagsBlick, die entsprechende Angaben ihres Ressorts würden unter http://www.eda.admin.ch/eda/g/home.html abrufbar sein. Aktuelle Informationen sollten aus verschiedenen Quellen zusammengestellt werden.
      Es gebe schon neun Tage nach Kriegsbeginn viele zivile Opfer, sagte die Sozialdemokratin aus Genf, die erst seit kurzem im Amt ist und durch mehrere kriegskritische Aktionen auf sich aufmerksam gemacht hat. Das Wichtigste an der Liste werde sein, dass sie einen Überblick gebe. "Erst wenn wir die Liste sehen, wird uns bewusst, wie schrecklich das ist", sagte Calmy-Rey: "Das Prinzip ist, dass zwischen ziviler und militärischer Bevölkerung unterschieden wird, im Bestreben, die Zivilbevölkerung zu schützen."




      Die radikale Palästinenserorganisation „Islamischer Dschihad“ hat sich zu dem Selbstmordanschlag im israelischen Netanja bekannt. Er sei ein „Geschenk an das irakische Volk“.
      Die Organisation gab an, dass weitere Selbstmordattentäter bereits in Bagdad seien, um dort Angriffe auf die US-Streitkräfte vorzubereiten, berichtete die israelischen Tageszeitung Haaretz in ihrer Onlineausgabe.
      http://www.sueddeutsche.de/index.php?url=/ausland/politik/64…


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Die Amerikaner sind entsetzt!