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    So sieht die Welt aus gegen die ich auflehne... - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 03.07.03 12:14:04 von
    neuester Beitrag 03.07.03 13:56:19 von
    Beiträge: 4
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      schrieb am 03.07.03 12:14:04
      Beitrag Nr. 1 ()
      hier zeigt sich die Quintessenz von all dem, was hier seit mehreren tausend Jahren verkehrt läuft-

      Gottes Wille statt Menschen Werk

      Für die rückwärts gewandte Umweltpolitik der Regierung von US-Präsident Bush gibt es nicht nur persönliche Gründe.
      Nimmt man die Äußerungen führender Republikaner ernst, baut sie auch auf einen christlich-rechten Fundamentalismus
      aus Washington MICHAEL STRECK

      Seit Präsident George W. Bush sein Amt angetreten hat, hat es in der US-Umweltpolitik gravierende Rückschritte gegeben. Meilensteine der US-amerikanischen Umweltgesetzgebung zur Luft- und Wasserreinhaltung werden geschliffen, jegliche Einführung höherer Umweltstandards blockiert und Industrieunternehmen für vormals begangene Schäden aus der Haftpflicht entlassen. Ausgewiesene Umweltpolitiker haben dagegen einen schweren Stand. Gerade erst zum 27. Juni ist die Leiterin der Umweltschutzbehörde, Christine Todd Whitman, zurückgetreten - offiziell aus "persönlichen Gründen". Tatsächlich war sie aber in den zweieinhalb Jahren ihrer Amtszeit immer wieder mit dem Bush-Kurs in Konflikt geraten. Der letzte EPA-Jahresbericht musste gar ohne ein Kapitel zum Klimaschutz erscheinen.

      Über die Hintergründe für diesen "Krieg gegen die Umwelt", wie ihn Umweltschützer in den USA nennen, muss nicht viel spekuliert werden. George W. Bush und sein Vizepräsident Dick Cheney, einst selbst Unternehmer im Ölgeschäft, verhalten sich, als seien sie Vollstrecker der Energielobby. Von staatlicher Regulierung halten sie nichts. Ihre persönliche und politische Nähe zur Auto- und Energieindustrie erklärt, wieso es ihnen so schwer fällt, Umweltauflagen gegen deren Widerstand durchzusetzen. Diese Haltung beschränkt sich nicht auf die Staatsspitze, sondern ist auch unter Abgeordneten verbreitet. Unterfüttert wird sie durch einen christlichen Fundamentalismus. Einflussreiche Konservative, die sich vom Allmächtigen getrieben fühlen, erkennen in sterbenden Korallenriffen, verschwindenden Arten und anderen Umweltzerstörungen keinen Aufruf zum Handeln, sondern Gottes Willen und Anzeichen für die Endzeit.

      Nicht alle Vertreter der religiösen Rechten in den USA glauben an die Apokalypse, sagt Joan Bokaer vom Center for Religion and Social Policy an der Cornell University. Doch in ihrer Weltsicht habe Umweltschutz keinen Platz. Sie glaubten, dass Ressourcen endlos verfügbar seien und natürliche Güter sich stets erneuerten. "Der biblische Auftrag, sich die Erde untertan zu machen, wird ernst genommen."

      Der Einfluss christlich-rechter Gruppen wie "Charismatic Church" und "Christian Coalition" ist seit den 80er-Jahren in den Reihen der Republikaner gewachsen, sagt Bokaer. Ziel sei es gewesen, die Unterstützerbasis der Partei zu vergrößern. Nach Angaben der Organisation "Amerikaner für die Trennung von Kirche und Staat" in Washington assoziieren sich 178 Abgeordnete mit den religiösen Rechten. 44 Senatoren werden von der "Christian Coalition" ausdrücklich für ihre Politik gelobt. Die beiden Fraktionsvorsitzenden im Senat und Abgeordnetenhaus, die Republikaner Bill Frist und Tom DeLay, machen aus ihrer religiösen Motivation keinen Hehl. Die New York Times zitiert DeLay mit den Worten, der Allmächtige bediene sich seiner, "um eine biblische Weltsicht in der US-Politik zu fördern".

      James Imhofe, Vorsitzender des Umweltausschusses im Senat, posaunte auf einer Konferenz der "Christian Coalition" im vergangenen Herbst kurz vor den Kongresswahlen: "Wenn wir diese Revolution gewinnen, führen wir nur den Auftrag des Herrn aus, und Er wird euch dafür reich segnen." Imhofe, der die EPA einmal als "Gestapo-Bürokratie" bezeichnete, hat vom Umweltverband "League of Conservation Voters" die schlechteste Note erhalten, die je für den wichtigsten Umweltposten im Kongress vergeben wurde.

      Ginge es nach der republikanischen Parteibasis in Bushs Heimatstaat Texas, müsste die EPA komplett abgeschafft werden. Und die Klimaerwärmung ist für die Kreuzzügler nichts als ein "Mythos". Diese Weltsicht hat ihren Preis: Unter Gouverneur Bush stieg Texas in den USA zum Luftverschmutzer Nummer eins auf. Bei der Wasserqualität ist der Bundesstaat Drittletzter.

      Die religiöse Überzeugung führt zur Missachtung der Wissenschaft. So ignorierte Bush einen Bericht des Nationalen Wissenschaftsrates, der zu dem Schluss kam, dass es einen Klimawandel gibt und der vom Menschen verursacht ist. Als die EPA 2002 eine Studie zu den Konsequenzen der Erderwärmung vorlegte, wies Bush dies als "bürokratisches Gerede" ab. Weitgehend unbeachtet strukturierte er jene wissenschaftlichen Beratergremien um, die Empfehlungen zur Umweltpolitik abgeben. Martin Jezer vom Online-Magazin "Common Dreams News Center" kommt zu dem Schluss, dass "jemand schon bis in Stalins Zeiten zurückgehen muss, um solch ein arrogantes und ignorantes Verhalten gegenüber der Wissenschaft zu finden".

      taz Nr. 7094 vom 3.7.2003, Seite 9, 156 Zeilen (TAZ-Bericht), MICHAEL STRECK


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      Die Fratze der angeblichen "Christen" zeigt sich ganz deutlich, vielleicht so deutlich wie noch nie in der Geschichte...


      Unser gesamtes Fundament unserer Zivsilsation fußt auf diesem Irrglauben, denn anders kann man ein lineares Weltverständnis mit einem monotheistischen männlichen Gott und Heilsversprechen nach dem Tod, gepaart mit einem Heilsauftrag sich die Welt untertan zu machen und daraus folgender Intoleranz und Verfolgung Andersdenkender wohl kaum nennen...


      http://www.matriarchat.net/grundlagen/matriarchat.html
      Avatar
      schrieb am 03.07.03 12:46:04
      Beitrag Nr. 2 ()
      "Frankenstein Food" - die Neuauflage

      Herbert Hasenbein 30.06.2003

      Großbritannien schickt sich an, dem amerikanischen Präsidenten auch im Kampf für genveränderte Nahrungsmittel beizustehen. Die Hintergründe sind geeignet, Misstrauen zu wecken

      Die Bezeichnung "Frankenstein Food" für genveränderte Nahrungsmittel wurde Ende der 90er Jahre zum Schlagwort für die Gefahr, die von Biotechnologen in der Nahrungsmittelindustrie ausgeht. Bald begann es still zu werden um das Schimpfwort. Als "Frankenfood" kehrte es wieder und jetzt als Schlagzeile in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung durch Matthias Rüb, der seine Eindrücke aus Washington mitbrachte: von der BIO 2003, der führenden Messe der Biotechnologieunternehmen.


      Der Stein des Anstoßes war im Herbst 1998 ein BBC-Interview des Ernährungswissenschaftlers Arpad Pusztai, in dem er berichtete, dass bei Ratten nach dem Verfüttern von transgenen Tomaten das Immunsystem gestört ist und Veränderungen der Lektine nachweisbar werden ( Lancet). Die Ergebnisse wären wahrscheinlich untergegangen, hätten nicht Londoner Kreise aus dem Stand und ohne die weiteren wissenschaftlichen Diskussionen abzuwarten, eine Prüfkommission durchgesetzt. So wurden die am Rowett Research Institute vorgenommenen Tests wegen angeblicher technischer Mängel zurückgewiesen.

      All das geschah hinter verschlossenen Türen und wurde von Prüfern entschieden, von denen unbekannt ist, nach welchen Kriterien und aufgrund welcher Qualifikation sie ausgesucht wurden. Das ganze Drumherum blieb nicht nur für die wissenschaftliche Welt in vielfacher Beziehung ungewöhnlich, sondern weckte bei aufmerksamen Konsumenten die Analogie zu Frankenstein.

      Was damals unter den Tisch gekehrt wurde, kommt nun als Bumerang zurück. Der britische Premierminister Tony Blair, der dem US Präsidenten in der GM Food-Frage folgt wie im Irakkrieg, wurde kürzlich ohne Vorwarnung von seinem ehemaligen Umweltminister angegangen. Michael Meacher gehörte bis zur Demissionierung mehr als 6 Jahre zum Kabinett. Er war der dienstälteste Minister und, da er sich heute daran erinnert, offenbar auch mit dem "Fall" Arpad Pusztai befasst. Um so mehr trifft sein Vorwurf: Blair, die ehemaligen Kabinettskollegen und die beratenden Ärzte seien dabei, systematisch die Evidenz zu ignorieren oder zu untergraben, wonach genverändertes Getreide gesundheitsschädlich sein kann oder die Umwelt schädigt. Einflussreiche Leute in der Regierung seien von der Biotech Industrie abhängig. Der Scotsman Korrespondent, Alison Hardie, vermutet neben Tony Blair als Drahtzieher Lord Sainsbury, den Wissenschaftsminister, dessen Familie eine Supermarkt-Kette besitzt.

      Die Affäre um den Ernährungswissenschaftler Arpad Pusztai kommt somit erstmals öffentlich in die Nähe von Verschwörungstherorien. Diesen Eindruck vermittelt die Leitung des Forschungsinstituts, die trotz der angeblichen Fehler die damalige Dokumentation im Internet belassen und nicht zurückgezogen hat. Arpad Pusztai rechtfertigt seine Bedenken auf einer halboffiziellen Webseite in bester wissenschaftlicher Manier. 35 Literaturstellen dokumentieren die frustrierenden Ergebnisse anderer Wissenschaftler, die den spanischen Toxikologen Jose L. Domingo im Juni 2000 in Science unter dem Titel "Health risks of genetically modified foods: Many opinions but few data" sagen lassen, "die Biotech Firmen dürfen nicht nur auf Vertrauen bauen, wenn sie behaupten, ihre Untersuchungen und Ergebnisse zeigten keine schädlichen Auswirkungen. Vielmehr müssen sie die Berichte und wie sie dazu gekommen sind, in renommierten internationalen Zeitschriften veröffentlichen".

      Tatsächlich ist der Stein des Anstoßes bis heute wissenschaftlich ungeklärt. Arpad Pusztai, damals 72 Jahre alt, arbeitete mit genveränderten Tomaten. Der Unterschied zur natürlichen Tomate besteht darin, dass der künstlich eingeimpfte Abwehrstoff unweigerlich in die Nahrungskette gelangt. Während Pestizide abwaschen werden können, muss der Konsument bei implantierten Genen einen Zusatz verzehren, der nicht dem Konsumenten, sondern ausschließlich dem Bauern dient: weniger Arbeit und mehr Gewinn. Wäre es nicht notwendig zu wissen, was mit dem künstlichen Gen im menschlichen Magen-Darm-Trakt passiert?

      George W. Bush, sekundiert von Tony Blair, behauptet stereotyp: "Alle Wissenschaftler sind sich darin einig, dass genveränderte Nahrungsmittel unschädlich sind". Die amerikanische Wirklichkeit schlägt dazu eine bemerkenswerte Kapriole.

      1. Das implantierte Gen ist kein Pestizid. Folglich braucht es nicht auf schädliche Wirkungen getestet zu werden.

      2. Eine Gen Tomate, die ansprechend gewachsen ist und gut aussieht, ist zweifelsfrei gesund. Folglich muss ihr Schädigungspotential ebenso wenig untersucht werden wie das der herkömmlichen organischen Tomate.

      3. Weil vor dem Gesetz alle Tomaten gleich sind, braucht es auch keine Deklaration gemäß GM oder Nicht-GM.


      Arpad Pusztai war einer der wenigen, die sich nicht von dem schönen Schein blenden ließen. Er beschäftigte sich mit Lektinen, jenen zucker-bindenden Eiweißkörpern, deren Funktionen den Wissenschaftlern mehr Rätsel als Lösungen aufgeben. Lektine schützen gegen Bakterien, unterdrücken indes die körperliche Immunabwehr; sie scheinen Dickdarmkrebs zu verzögern, fördern hingegen die Entstehung anderer Krebsarten; sie verschlechtern bestehende Leberschädigungen, und führen unter bestimmten Bedingungen zum Tod. Kein Wunder, dass ein Wissenschaftler, der in diesem Wespennest herumstochert und die Fragestellung mit GM Nahrungsmittel angeht, für die Biotech Industrie zum roten Tuch wird.

      Auf die Füße getreten, lässt die Biotech Industrie nichts unversucht, ihre Ziele mit gekauften Wissenschaftlern durchzusetzen. Eine amerikanische Arbeitsgruppe, die in Science ihre Erfolge wiederholt publizierte und genveränderte Pflanzen über den Klee lobt, ist durch eine Indiskretion unter Beschuss geraten. Die Autoren haben auf den üblichen Formularen Interessenskonflikte verneint, obwohl sie mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit von Monsanto und Bayer CropScience jahrelang großzügig Geld einsteckten. Die Herausgeber von Science ermitteln und werden, sollte sich die Anschuldigung bewahrheiten, die Publikationen zurückziehen müssen.

      Das wäre ein bitterer Schlag aber kein vernichtender Schlag für die Biotech Industrie. Die Gentechnologie für Nahrungsmittel geschieht seit Anbeginn im Verborgenen, weil die Industrie Aufsehen vermeiden will. Fait accompli, Tatsachen schaffen, heißt die Strategie. Bush und Blair sind sich darin einig, dass Energie und Nahrungsmittel die Welt am Leben erhalten, und dass diese Philosophie durch zahlungskräftige Sponsoren sichergestellt wird. Zum Erdöl-Clan ist nun die Biotech-Mafia hinzugekommen. Wer wie Arpad Pusztai an die Öffentlichkeit tritt, wird kalt gestellt. Andere Wissenschaftler sind sich nicht zu schade, ihre Reputation auf Bestechung aufzubauen. Die Biotechnologie im Fahrwasser von Prostitution und Rauschgifthandel?


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      Wer ernsthaft die Gewinninteressen vor allen anderen Interessen stellt darf sich nicht wundern, wenn ganze Völker krank werden, wie allein die Zunahme von allergischen Reaktionen und die weltweite Zunahme von Krankheiten beweisen. Nun sind auch noch wir Schuld am Hunger in Afrika, weil Europa sich gegen Frankensteinfood wehrt. Ist das nicht krank?
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      schrieb am 03.07.03 12:55:02
      Beitrag Nr. 3 ()
      Mit dem Einkaufswagen im Waffenmarkt

      Der Anti-Terror-Kampf verschafft der US-Rüstungsindustrie einen Dollarregen aus dem Pentagon

      Von Dietmar Ostermann (Washington)

      Als die Wall Street knapp eine Woche nach den Anschlägen vom 11. September den Börsenhandel wieder aufnahm, flatterten bei den meisten Anlegern die Nerven. Würden die Kurse einbrechen, ergreift das Kapital die Flucht vor dem Terror, droht nach dem schrecklichen Dienstag ein "schwarzer Montag"? Wer sein Geld freilich in Rüstungsfirmen wie Northrop Grumman investiert hatte, der konnte es sich vor der Kurstabelle bequem machen und den Sekt kalt stellen. Überall sonst in den USA mochten sich Angst und Unsicherheit breit machen; ein Konzern aber, der den teuersten Bomber der Welt baut, durfte getrost auf bessere Zeiten hoffen.

      Tatsächlich kletterte die Aktie der kalifornischen Rüstungsschmiede noch am ersten Börsentag im neuen "Krieg gegen den Terrorismus" auf 94 Dollar; ein Anstieg um 16 Prozent. Auch Konkurrenten wie Lockhead Martin und Raytheon, in Afghanistan mit dem F-16-Kampfjet und bunkerbrechenden Bomben oder Tomahawk-Cruise-Missiles vertreten, verbuchten in den vergangenen Monaten satte Kursgewinne. Bei Boeing (der Konzern lieferte knapp zwei Drittel aller abgeworfenen "Präzisionsbomben") drückt nur die zivile Flugzeugsparte die Euphorie.

      Ansonsten aber herrscht Aufbruchstimmung im militär-industriellen Komplex der USA. Noch vor drei Jahren klagte die Branche in einer Studie fürs Pentagon über schwächelnde Börsenkurse, wachsende Schulden und die Unfähigkeit, talentierte Fachkräfte anzuwerben. Man benötige mehr Aufträge, mehr Geld und großzügigere Exportregelungen, so der Hilferuf. Damals räkelte sich die Nation in Frieden und Wohlstand; der Rückgang der Verteidigungsausgaben nach dem Ende des Kalten Krieges hatte die lange verwöhnten Waffenbauer kalt erwischt. Inzwischen ist es umgekehrt. Die Internet-"Blase" ist geplatzt, die US-Wirtschaft befindet sich seit vorigem März offiziell in der Rezession, die Arbeitslosigkeit steigt. Überall werden Angestellte gefeuert; führende Rüstungskonzerne aber halten Jobmessen ab, bauen neue Werke, erweitern Kapazitäten und verhandeln über lukrative Verträge.

      Zwar sagte noch im Dezember der Sprecher des Lockhead-Martin-Werkes in Marietta, Peter Simmons, der Feldzug in Afghanistan habe "bisher noch keinen Einfluss auf unsere Verkäufe gehabt". Das aber ist nur eine Frage der Zeit. "Die Weichen für die größten Waffenkäufe seit den 80er Jahren sind gestellt", glaubt nicht nur William Hartung, Direktor des Instituts für Weltpolitik in New York. Zumindest kurzfristig habe die Branche wieder "eine blendende Zukunft". So wie viele US-Bürger nach dem 11. September losgezogen sind, um sich Schießeisen gegen die amorphe Terrorgefahr zu kaufen, rollt auch die Regierung mit dem Einkaufswagen durch den Waffensupermarkt.

      Geld ist, zumindest für den Augenblick, kein Problem mehr. Zwar hält Hartung die vom Magazin Newsweek in Umlauf gebrachte Prognose für überzogen, laut der der US-Verteidigungshaushalt bis 2005 auf 500 Milliarden Dollar steigen könne. "Je mehr die Kriegsziele verschwimmen, die unmittelbare Angst nachlässt und sichtbare Erfolge ausbleiben, umso mehr werden die Leute sich an andere Probleme erinnern", sagt der Rüstungsexperte voraus, "vor allem, wenn die Staatskasse wegen der Steuersenkungen leer ist und die Aufrüstung nur durch schmerzhafte Kürzungen anderswo zu finanzieren ist." Für das laufende Jahr aber wurde das Budget des Pentagon unter dem Eindruck der Terroranschläge und des Afghanistan-Krieges bereits kräftig aufgestockt. Geht es in dem Tempo weiter, liegt inklusive aller Schattenetats und Sondertöpfe schon im kommenden Jahr eine Summe über 400 Milliarden Dollar im Bereich des Möglichen. Zum Vergleich: Schon bisher hat die Supermacht mehr Geld für Rüstung aufgewendet, als die sieben nächstgrößten Militärmächte zusammen, bei denen es sich wiederum um fünf alte und zwei neue Verbündete im Anti-Terror-Kampf handelt.

      Erstes Opfer der sprudelnden Geldquellen war - paradoxerweise - die Militärreform. Boeing-Vizepräsident Harry Stonecipher hatte die Zeichen der Zeit als einer der Ersten erkannt. "Das Portemonnaie ist jetzt offen", frohlockte der Rüstungsmanager im vergangenen Herbst im Wall Street Journal. Nun müsse das Pentagon keine "harten Entscheidungen" mehr zwischen konkurrierenden Waffensystemen treffen. Inzwischen hat Verteidigungsminister Donald Rumsfeld tatsächlich seine Absicht begraben, zur Finanzierung von futuristischen High-Tech-Projekten - wie der Raketenabwehr - alte, noch auf den Kalten-Kriegs-Gegner Sowjetunion zugeschnittene Programme zu stoppen. Viele Experten hatten etwa mit dem Aus für den als überflüssig geltenden Kampfjet F-22 oder den Verzicht auf neue Angriffs-U-Boote und schwere Zerstörer gerechnet.

      "Jetzt läuft das weiter", erklärt William Hartung, "Rumsfeld spart sich einfach den Ärger." Als Folge gehe nur ein Bruchteil des neuen Geldes im Wehretat in Anschaffungen, die tatsächlich etwas mit dem Anti-Terror-Kampf zu tun hätten. Dazu zählt Hartung unbemannte Flugzeuge, wie den "Global Hawk" von Northrop Grumman, der in Afghanistan erstmals in einem Krieg zum Einsatz kam. 250 Millionen Dollar will das Pentagon für die ferngesteuerten Aufklärer zunächst ausgeben.

      Weit mehr aber, nämlich 400 Millionen Steuerdollar, soll im laufenden Jahr die weitere Entwicklung einer Haubitze kosten, die so schwer ist, dass sie auch in konventionellen Kriegen kaum an die Front geschafft werden könnte; das Gewicht von 70 Tonnen übersteigt schlicht die Kapazität herkömmlicher Transportmaschinen. Gegen mobile Terrorkommandos und andere "Bedrohungen des 21. Jahrhunderts" lässt sich diese "Crusader", Kreuzritter, genannte dicke Berta kaum in Stellung bringen. Trotzdem klebt auch auf ihr jetzt das Anti-Terror-Label. Zu verdanken ist das der unermüdlichen Lobbyarbeit der Carlyle-Group, einer Investorengruppe, die hinter dem Hersteller United Defense steht. Hinter Carlyle stehen so illustre Persönlichkeiten wie der frühere Reagan-Verteidigungsminister Frank Carlucci oder Ex-Außenminister James Baker, der früher Bush senior und bei der Präsidentenwahl 2000 im Auszählschacher von Florida dessen Sohn George W. zur Seite stand.

      Ebenfalls eine Gnadenfrist erhielt der von Pannen, Abstürzen und einem Skandal um frisierte Wartungsbücher gebeutelte V-22 Osprey. Vor dem 11. September galt die Kreuzung aus Hubschrauber und Flugzeug als erledigt. Vom heutigen Vizepräsidenten Dick Cheney heißt es, er habe schon zu Beginn der 90er Jahre als Verteidigungsminister versucht, das Projekt zu stoppen. Im Kongress aber gibt es mit dem Vorsitzenden des Unterkomitees für Waffenbeschaffung im Repräsentantenhaus, Curt Weldon, einen einflussreichen Fürsprecher. Der Osprey wird in Weldons Wahlbezirk in Philadelphia gebaut.

      Obwohl beim Probebetrieb bereits mehr US-Soldaten ums Leben kamen als beim Feldzug am Hindukusch, soll weiter versucht werden, die Technik des Antriebszwitters flugtauglich zu machen. "Die Marines wünschen sich das Ding", sagt William Hartung, "und Boeing hatte schon bei der Ausschreibung für den Joint Strike Fighter gegen Lockhead Martin den Kürzeren gezogen." Jeder soll schließlich etwas vom Konjunkturprogramm Anti-Terror-Kampf haben.


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      Die Spiele der Macht, die ihre eigene Begrenztheit erkennt- was macht sie? Sie baut wie Hitler Autobahnen um die Konjuntur wieder in Fahrt zu bringen...
      Dumm nur das i.d.R. alle Waffen und die überflüssigen Realkapitalien in globalen Kriegen wieder vernichtet werden müssen, damit die Rendite weiterhin stimmt.
      Avatar
      schrieb am 03.07.03 13:56:19
      Beitrag Nr. 4 ()
      beim öffnen des threads:
      Parse error: parse error, expecting ``)`` in /nfs.dat/ger/content/board/threads/00/74/94/93.inc on line 151
      falls du das gemeint haben solltest, dagegen lehne ich mich auch auf... :rolleyes:

      ansonsten: schiess dir in die eier und stirb tanzend... :D:D:D


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