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    Es gibt in der Natur keine Herrschaft - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 16.07.04 06:57:02 von
    neuester Beitrag 16.07.04 17:39:01 von
    Beiträge: 2
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      schrieb am 16.07.04 06:57:02
      Beitrag Nr. 1 ()
      Es gibt in der Natur keine Herrschaft


      ist ja eine ziemlich gewagte These, weil unsere menschliche Projektion sagt: Es gab sie schon immer- und überall.

      Um meinen Standpunkt zu verstehen muss man natürlich erst einmal genau wissen, wie nicht nur ich Herrschaft definiere. Ich finde, weiter unten wurde es von Ivan * super erklärt, falls noch jemand Probleme damit hat, kann ich es gerne weiter erläutern. Man sollte auf jeden Fall wissen, dass es eine Unterteilung in Herrscher und Beherrschte bedeutet, das Befehl und Gehorsam dazugehören, im Gegesatz zur natürlichen Autorität, und das es Erzwingungsstäbe gibt, um die Befehle durchzusetzen. Desweiteren ist die von Ivan genannte Exponentielle Erzwingungspotenz ein wichtiges Kriterium.

      Das letzte Beispiel, welches mir noch Probleme bereitete, ist mit dem Text von gestern zum Darwinismus ** ausgeräumt- es ging um Löwenmännchen, die bei Übernahme eines fremden Rudels die Nachkommen des vorherigen Rudelführers töteten. Diese Tatsache, und die dass nur der Rudelführer selbst Nachwuchs hatte, wird oft als Herrschaft mißverstanden.
      Über die Ressource Weibchen.

      Es ist aber viel wahrscheinlicher eine Selbstbegrenzung matriarchaler Art, die wie auch immer gesteuert funktioniert und die Natur so eingerichtet hat. Im Text gibt es dazu mehrere Beispiele.
      Es werden nur zwei Spezies genannt, die keine natürliche Selbstbegrenzung kennen: Krebs und der patriarchale Mensch.
      Und die anderen Gemeinsamkeiten, abgeleitet vom Wachstum, kennen wir ja schon länger.

      Falls jemand noch andere Beispiele für Herrschaft in der Natur hat, bitte posten. Ich werde versuchen das zu widerlegen, um zu prüfen, ob diese Theorie stimmt.


      *
      Ursache für den allgemeinen "Kampf ums Dasein" ist für Darwin also die "Überbevölkerung": Ein Kampf ums Dasein tritt unvermeidlich ein in Folge des starken Verhältnisses, in dem sich alle Organismen zu vermehren streben." Dabei geht er von der Annahme aus, daß es in der Natur keine Geburtenkontrolle" gibt - siehe oben. Heute wissen wir, daß dies falsch ist.
      In der Natur gibt es keinen Kampf ums Dasein, sondern Kontrollmechanismen.
      Im Gegensatz zur menschlichen Gesellschaft gibt es in der Natur eine Fülle von Mechanismen, die eine zu starke Vermehrung einzelner Arten verhindern. Es gibt soziale Mechanismen (wie das Revierverhalten der Vögel zum Beispiel), es gibt hormonale Mechanismen (bei den Bibern und vielen anderen Säugetieren beispielsweise, wo bei Überbevölkerung das Fruchtbarkeitsalter der weiblichen Jungtiere später eintritt), es gibt von außen eingreifende Mechanismen, wie Freßfeindschaft oder Seuchen, es gibt noch ungeklärte, aber offenbar effektive Mechanismen bis hin zum "Kollektivselbstmord" wie bei den Lemmingen.
      Die Selbstbegrenzung der Tiere nimmt bisweilen sehr drastische Formen an. Etliche Arten, wie beispielsweise Rabenkrähen und Nilbarsche, betreiben Kannibalismus an den Nachkommen ihrer Artgenossen. "Pädophagie" nennt es der Fachmann. Bei den Rabenkrähen können dadurch bis zu 75 Prozent der Nestlinge vernichtet werden. Auch bei den Krokodilen sind die größten Feinde der Jungtiere die eigenen erwachsenen Artgenossen. Die Weibchen der Mehlkäfer sondern mit ihrem Kot einen speziellen Duftstoff ab. Sind zu viele Mehlkäfermütter im gleichen Mehlsack, wird der Duft zu intensiv, und das Weibchen frißt seine eigenen Eier auf. Auch die Raupen des Bärenspinners fressen die Eier der eigenen Art, die so giftig sind, daß sie von anderen Fressfeinden gemieden werden.
      Was ist das für eine seltsames Prinzip, das Lebewesen, die wenig fremde Feinde haben, zu Kannibalen am arteigenen Nachwuchs macht? Der Drang ?nach der äußersten Vermehrung seiner Anzahl", den Darwin allen Lebewesen unterstellte, doch wohl nicht.
      Tatsache ist, daß vor allem die höheren Lebewesen ihre Anzahl den Umweltbedingungen gemäß selbst bestimmen: eine Überbevölkerung und ein daraus resultierender gnadenloser Kampf ums Dasein" werden vermieden."



      http://www.holis.de/nature/1-2.php


      PS: Ganz interessant, der Text- er beweißt ganz schlüssig, das Darwin falsch liegt, weil er die patriarchale Überbevölkerung im Zuge der Auslöschung matriarchalen Wissens als Naturzustand hinnimmt.


      Also: Die Tötung der Jungen wird kein Herrschaftsbeispiel sein, sondern matriarchale Selbstbegrenzung der Art ( jaja, grausam, grausam! )


      **
      Hierararchien ("Rangordnungen") zur Arbeitsteilung ("zur Jagd") und auch gesellschaftliche Hierarchien sind nicht einfach dasselbe wie Hierarchien zum Zwecke der Herrschaft. Letztgenannte Hierarchien (e^t-Hierarchien) scheinen im Tierreich nicht vorzukommen.
      Ivan, Systemfehlerforum
      Avatar
      schrieb am 16.07.04 17:39:01
      Beitrag Nr. 2 ()
      Na dann erklär mir mal die Funktion eines AMEISENVOLKS !
      >Soldaten herrschen über Arbeitern, Ameisen herrschen über ihre Blattläuse(Vieh)

      Es ist etwas komplizierter!

      Die Königin zB hat keine Macht über ihr eigenes Volk, außer über die Geburtenraten!
      Es kann sogar passieren, dass Ameisen ihre Königin opfern und eine andere einsetzen. (Ameisengesetz §20 Alle Macht geht von der Arbeit(erin) aus).

      Die Soldaten beschützen instinktiv die Transportwege, und sorgen natürlich für Ordnung im Ablauf. Sie sind kein Kontrollorgan der kleinen Arbeiterinnen, sondern sowohl als Verkehrspolizisten wie "Personenschützer" zu verstehen.

      "Herrschen" hat was mit Bewustsein zu tun. Sowas haben Ameisen als Individuen nicht. Ein Ameisenhaufen zusammengenommen, besitzt zwar soviele Nervenzellen wie ein menschliches Gehirn, hat aber keinen eigenen Geist - es sei denn man betrachte den "Duftzustand" (Informations- und Anweisungssammlung)des Haufens als das Bewusstsein.

      Jedoch hat dann die Ameise ein Aufgabenbewustsein, und KEIN Herrscherbewustsein!

      Ameisen sind selbst-organisierend, die "Entscheidungen" fallen de-zentral!! Es gibt keine Ameisenregierung oder Ameisenloge in einer Kolonie. Es läuft von selbst.

      Also gar nicht herrschaftlich, selbst wenn sie "Nutztiere" halten. Sie züchten ja auch die Läuse, um sie auszubeuten, und erhalten somit auch deren Art.

      * DIE MEGA-KOLONIEN sind übrigens erst ein ziemlich neuer "evolutiver Sprung":

      1) in den 1930er gelangten über Schiffe Argentinische Ameisen nach Europa. Diese sind viel kleiner im Vergleich zu den eiheinmischen (millimeter gegenüber zentimeter). Dafür haben sie die Eigenschaft mehrere Königinen pro Nest zu haben, und dadurch eine höhere Geburtenrate!
      2) so verdrängen diese Ameisen die Einheimischen, und errichten zum Teil Mega-Kolonien.
      Der Grund hierbei ist, dass sie sehr eng verwandt sind, im gegensatz zu den "stark durchmischten" Urwald Ameisen. Die genetischen Unterschiede sind so minimal, dass sie lieber auf "kooperation" statt konkurrenz umgestellt haben! In Argentinien bekriegen sich die Ameisen im Nachbarschaftskampf.
      3) das fanszinierende dabei ist, dass sich im gegenzug auch andere staaten-konstellationen gebildet haben, von den einheimischen ameisen, wie auch kreuz-und-quer.
      (steht übrigens auch auf deiner link-seite!)

      Na also. Sogar Diplomatie beherrschen die Hirnlosen Ameisen. Wieso kann man das nicht hier machen ?

      Wenn eine Ameise was braucht, so bekommt sie auch den Honig von ihrer Schwester. Ohne Kredit oder sonstwas. Der Duftnachweis auf den Antennen reicht aus.

      Der Bedarf und die Nachfrage setzen die Organisationsform fest - und nicht andersrum, wie sich manche Experten in der Wirtschaft das wünschen.


      Sklavetreibernameisen:
      Diese sind relativ interessant. Sie überfallen nachbarnester, von verschiedenen Ameisenarten. Sie klauen ihnen die Larven, und wenn diese schlüpfen, bekommen sie die Nest-Duftmarke. So sind alle ein Volk. Die geklauten Ameisen werden zu Arbeiterinnen (Sklaven).

      Warum machen das die Sklaventreiberinnen ?

      Nun der Ursprung mag wohl verborgen bleiben. Fest steht: Sie sind die perfektesten Kriegs-Ameisen. Sie sind so auf Krieg und Kampf optimiert, dass sie unfähig sind sich selbst zu ernähren!! Sie brauchen 1 Ameise zum putzen des Panzers (! pilzgefahr !), 1 Ameise für die Nahrungsübergabe (Küsschengeben), 1 Ameise für den Nestbau, und noch 1-2 für sonstige Nest-/Kolonieaufgaben.

      Das bedeutet: Nur jede 5. Sklaventreiberin ist eine wirkliche Kampfmachine. Nur 20% der Truppen sind wirklich im Kampf.

      Das ist genau das Verhältnis das wir im Irak haben:
      ca. 60.000 US-Kämpfer + ca. 200.000 US-Nachschubsoldaten !!

      Was für ein Zufall. Also doch wie in der Natur.

      Der Vollständigkeit wegen...

      Also diese Sklaventreiber-Ameisen heissen Amazonen-Ameisen, und sie sind sogar in Süddeutschland vertreten! Sie ist auch fast in ganz Frankreich anzutreffen.
      In den USA gibt es sie auch. Aber mehr im Osten anscheinend.
      Sie gehört zur Famailie der Formicinae.

      Polyergus rufescens ist aber leider vom Aussterben bedroht (in Deutschland). Warum habe ich noch nicht rausgefunden, aber ich nehme an es liegt daran, dass ihre Sklavenvölker aussterben. (Sie bevorzugen gewisse Völker zur Versklavung)...

      Weitere interessanten Eigenschaften:
      - Die räuberischen Fräuleins versprühen "Propagandastoffe", die das Opfernest vor Schreck lähmen, in der Regel aber eine Massenpanik auslösen! Psychologische Kriegsführung also.

      - sie gehen anscheinend nicht gezielt vor. sie gehen auf streifzug, bis sie ein Servusformica-nest finden. wenn sie etwas ähnliches finden, bleibt die Kolonne stehen und wartet auf die infos der aufklärer. dann wird weitermarschiert / zum angriff geblasen.

      - natürlich sind die dann gut organisiert: aufklärer, hauptstreitmacht (10 cm x 5-6 m !), Nachhut. (wie eine römische legion...)

      - die `feindliche` königin wird oft umgebracht. ist aber nicht zwingend der fall.

      - widerstand ist zwecklos. rette sich wer kann! oft lassen die ameisen keine überlebenden hinter sich. manchmal rauben sie nur, und bringen nur die widerständler um....

      - je wärmer, je öfter wird überfallen. (wie bei den menschen? kriege brechen meist vor/im sommer aus.)

      - die königin ist wie Rambo: sie muss, bevor sie ihr volk aufbaut, ein ganzes nest alleine erobern (300-4000 ameisen), und die feindliche königin töten; das alles ohne erkannt zu werden und selbst umzukommen. stellt euch vor, bush würde den irak alleine erobern, dem saddam sein schnurbart klauen, und sich auf seinen tron setzen. und das ohne dass es seine leibwächter, mama oder wir es merken!

      Die Verhältnisse Königin / Soldaten / Arbeiter sind doch etwas anders (bei der oben verlinkten Beobachtung):
      1 Königin
      2.000 Amazonen-Ameisen
      15.000 Sklaven

      Hier ein lustiger Link, über ein experiment, leider auf Französisch - dafür aber umso humorvoller:
      http://perso.wanadoo.fr/jean-yves.bichaton/fourmisp2254.htm#…

      mfG

      Ben





      Ein patriarchales Amazonen-Volk- und ich dachte es wäre eine Legende! :O

      Tja- und trotzdem bleibt Ivans Aussage richtig- evoluierende exponentielle Herrschaft gibts immer noch nicht!

      Trotzdem danke für dieses ausführliche Beispiel, welches ich noch nicht kannte. Was zeigt das? Keine Theorie ohne Gegenbeweis!


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